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Sturm & Drang

von

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Der Einzug

Kapitel 54
 

Schlussendlich brach der letzte Tag in der kleinen Waldhütte an, bevor Hilary und Kai in ihr gemeinsames Haus ziehen würden.

Nach der vergangenen aufregenden Nacht, fiel es beiden am Morgen sichtlich schwer aus den Federn zu kommen. Hilary öffnete angestrengt die Augen und sah direkt aus dem Fenster. Heute schien die Sonne nicht. Dicke Wolken verhängten den sonst so blauen Himmel und große Schneeflocken fielen herab.
 

„Es schneit.“, langsam setzte sie sich auf, um mehr zu sehen. Sie mochte den herabfallenden Schnee. Alles sah so unberührt, so schön aus. Ohne Spuren von Autoreifen, Streusalz oder Schuhabdrücken.

Der Mann neben ihr blieb regungslos liegen. Ihn interessierte der Schnee nicht. Schon zu viel von der weißen Pracht hatte er schon gesehen. Doch er überwand sich und drehte sich ebenfalls zum Fenster.
 

„Kai? Bist du schon wach?“
 

„Nein...“, murrte er mit seiner tiefen Stimme.
 

„Dann schlaf' noch weiter. Ich werd nach unten gehen. Max ist sicher schon wach.“
 

„Der kann warten...“, Hilary spürte wie sich eine kräftige Hand um sie legte und sie zurückzog. „Bleib hier.“, so verschlafen er noch aussah, so befehlsartig klangen seine Worte. Die brünette ging seiner Aufforderung nach, glitt zurück zu ihm unter die warme Decke. Sie genossen die Zeit zu zweit, bis sie leise Schritte auf der Treppe hörten. Kai verdrehte die Augen, setzte sich auf und zog seine Shorts über. Als die Geräusche verstummten, sprach Kai.
 

„Was ist, Max?“
 

„Wie hast du mich bemerkt?! Ich war doch extra leise!! Mist. Ich wollte nicht lauschen oder sowas!“
 

„Sondern?“
 

„Ähm...aufs Klo?“
 

Hilary lachte bei seiner übertriebenen Art, setzte sich auch auf und zog die Decke so hoch dass sie noch alles wichtige verdeckte. Verlegen rieb sich Max seinen Kopf.
 

„Ähm...darf ich jetzt aufs Klo?“
 

„Geh schon...nicht dass du hier alles unter Wasser setzt.“
 

„Danke!!“, der Blondschopf schlug die Hände vor seinem Gesicht zusammen und einen Moment später flog die Badezimmertür zu.

Die brünette ließ sich wieder ins Bett fallen.
 

„Denk nicht mal dran.“, mit einem Ruck wurde ihr unsanft die warme Decke weggezogen. „Schlafen kannst du, wenn du tot bist. Also raus aus den Federn.“
 

Hilary zog die Beine schnell an den Körper. Wie gemein er doch sein konnte. Aber sie wusste doch, worauf sie sich einließ. Hastig suchte sie etwas zum überziehen. Die Decke konnte sich Hilary nicht mehr zurückerobern ehe Max erleichtert aus dem Bad kam. Er warf ihr einen vielsagenden Blick und ein eindeutiges Grinsen zu und ging dann nach unten. Nacheinander machten Kai und Hilary sich ebenfalls frisch.
 

Den Tag ließen die vier entspannt anlaufen. Mit einem gemütlichen Frühstück, soweit es Kai zuließ, danach packten sie alle ihre Sachen zusammen. Kai mahnte die beiden, dass sie ja nichts vergessen sollten. Schließlich sollte sein Vater nichts von seinem Aufenthalt mitbekommen. Nachmittags drehten sie eine Runde durch die Schneelandschaft und beendeten den Tag vor dem Fernseher.

Morgen würden sie endlich aus dieser verlassenen Holzhütte herauskommen, zurück in die Zivilisation. Als Hilary am Abend ihre letzten Waschutensilien in ihrem Kulturbeutel verstaute wurde sie etwas wehmütig. Es war eine schöne Zeit hier in dem kleinen Häuschen. Sie lernte Kai besser kennen und kam ihm näher, sie erlebten sehr viele Momente, die sie schon viel früher mit ihm erleben wollte. Doch diese Momente konnten ihr keiner mehr nehmen. Langsam vernahm sie die drängelnde Stimme von ihrem Mann, die sie ins Jetzt zurückholte. Rasch legte sie alles zusammen und ging ins Schlafzimmer.
 

„Na, endlich.“
 

„Sorry, ich war in Gedanken.“
 

„Hm.“
 

„Wie läuft das morgen eigentlich ab?“, wollte die brünette wissen, als sie sich ins Bett legte.
 

„Wir packen, fahren zum Haus und räumen dort alles wieder aus.“, erwähnte er nebenbei und wusch sein Gesicht am Waschbecken.
 

„Ha ha.“
 

„Dann wohnst du dort. Und nicht mehr in einer Bruchbude.“, Kai schnappte sich das Handtuch neben dem Waschbecken und trocknete sein Gesicht, während er zum Bett ging. „Hey, mach dir keinen Kopf.“, der blau-haarige legte sich zu ihr. „Du brauchst vor nichts mehr Angst zu haben. Schlaf jetzt. Morgen wird ein stressiger Tag.“
 

„Hm...“
 

Vorfreude hörte sich bei der brünetten eindeutig anders an. Was bedrückte sie?

Ohne etwas zu erwidern, legte sie sich auch schlafen. Morgen würde ein anstrengender Tag werden, da brauchte sie ihren Schlaf...
 

Endlich war der langersehnte Tag gekommen. Heute würden sie und Kai zusammenziehen. Wie oft hatte sie diesen Gedanken im Kopf gehabt. Wie oft hatte sie es sich vorgestellt eine richtige Familie mit ihm zu haben. Jetzt würde alles wahr werden.

Die Vorfreude auf diese Aussicht ließ Hilary kaum zur Ruhe kommen in der Nacht. Sie war ziemlich müde und gar nicht ausgeruht. Dafür aber früh wach. Sie schaute ein letztes Mal aus dem Fenster, genoss die Aussicht, die Stille und die Unberührtheit der weiß bedeckten Natur. Schade, dass sie nun wieder gehen musste.

Eine ganze Weile später öffnete auch Kai seine Augen, denn er merkte, dass der warme, zarte Körper neben ihm fehlte. Ohne eine Miene zu verziehen, sah er sie an, etwas nachdenklich. Hilary bemerkte das nicht. Erst als er sich zum Anziehen aufsetzte und kurz im Bad verschwand. Beide wechselten kein Wort miteinander. Jeder hing in seinen Gedanken fest.
 

Dann kam auch schon ein schwarzer Benz vorgefahren. Es stieg ein älterer Herr in schwarzer Kleidung aus. Schätzungsweise war er Mitte vierzig. Er stapfte durch den Schnee und klopfte kräftig an die Eingangstür.

Kurz darauf öffnete Max die Tür und empfing ihn freundlich. Der Blondschopf kannte den Mann wohl auch schon. Fragend sah Hilary ihn an, bis Kai mit gepackten Koffern herunter kam.
 

„Gabriel. Du bist schon da.“
 

„Guten Morgen, Master Kai. Lassen Sie mich das machen.“, der ältere Herr mit beginnendem Grauhaaransatz eilte zu dem Russen und wollte ihm die Koffer abnehmen.
 

„Ich kann das auch allein.“, stur wie ein Esel, ließ er Gabriel stehen, der darauf ergeben schnaubte. Er erblickte die brünette und stellte sich unverzüglich vor.
 

„Guten Tag, junges Fräulein. Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Gabriel und ich bin Master Kai's persönlicher Angestellter. Ich kenne ihn bereits seit seiner Geburt. Allerdings habe ich damals noch für seinen Vater gearbeitet.“
 

„Gabriel! Lass die ellenlangen Vorträge.“
 

„Jawohl, Master Kai.“, er lächelte Hilary freundlich an und beendete seinen Vortrag. „Ich werde Ihnen in einer ruhigen Minute mehr erzählen, wenn sie möchten.“, bat er lächelnd an und Hilary nickte und stellte sich darauf auch kurz vor.
 

„Es freut mich sehr Sie kennenzulernen, junges Fräulein.“, dann entschuldigte er sich und ging zu Kai herüber. „Master Kai? Das junge Fräulein, wie stehen sie zu Ihr?“
 

Einen Moment lang überlegte und zögerte der Halbrusse.
 

„...eine Freundin...“, nuschelte er in seinen nicht vorhandenen Bart, während Gabriel weiter lächelte. Genervt räumte er das Gepäck in den Wagen. Max war ihm dabei keine große Hilfe, denn er und Emilia spielten schon den ganzen Vormittag miteinander. Und Hilary wollte er die schweren Sachen auch nicht tragen lassen. So war eine halbe Stunde später alles fein säuberlich verstaut. Kai drehte eine letzte Runde durch das Häuschen, achtete dabei auf jede Kleinigkeit.
 

„Wir können.“, an der Eingangstür stehend, zog er die schwere Holztür zu und verschloss sie wieder. Ohne sich umzudrehen stieg er im Wagen ein. So konnten sie endlich in ihr eigenes Heim fahren.

Hilary spürte innerlich eine immer größer werdende Aufregung. Zwar setzten sie Max vorher noch an einem nahe gelegenen Hotel ab, aber die junge Frau konnte an nichts anderes mehr denken. Max hätte wahrscheinlich Emilia mitnehmen können, ohne dass sie es bemerkt hätte. Ganz in Trance verabschiedete sie ihren blonden Freund und setzte sich darauf wieder in den Wagen. An dem Eingang wechselte Kai noch einige Worte mit Max und Gabriel, ehe auch er wieder einstieg. Zu Hilary's Überraschung auf dem Fahrersitz.
 

„Ich hab Gabriel nach Hause geschickt. Den Rest schaffen wir auf allein.“.
 

Ungefähr 15 Minuten später bog der Wagen in die Einfahrt zu ihrem neuen Haus ein. Da war es wieder. Dieses wundervolle Haus, mit riesigem Grundstück. Wie es wohl jetzt aussah von innen?
 

Das Klopfen gegen die Fensterscheibe ließ Hilary aufschrecken. „Komm endlich!“, hörte sie von innen nur gedämpft. Sie öffnete die Autotür, ging vor zur kleinen Treppe. Kai hatte schon die Koffer vor der Tür zu stehen und war gerade dabei aufzuschließen.
 

„Passiert das hier alles wirklich?“, fragte sie sich, denn sie fühlte sich wie in einem Traum gefangen. Das Zwicken an ihrem Arm und Kai's rubinrote Augen bestätigten ihr aber die Realität.

Gebannt starrte sie auf die Tür, die Kai langsam öffnete. Im Inneren bot sich ihr ein wahrhaft zauberhafter Anblick. Der kleine Vorflur ging nahtlos über in den großzügigen Wohnbereich, der jetzt nicht mehr verstaubt aussah, sondern einen glänzenden dunklen Parkettboden vorwies, dunkle edle Schränke mit allerlei Verzierungen und doch erstaunlich normale Möbel. Sie erkannte sofort den gehobeneren Stil, doch sah es immer noch 'normal' aus.
 

„Wow...“
 

„Ich nehme an, dass es dir gefällt?“
 

„Nein, es ist überwältigend! Das hast du in so kurzer Zeit arrangiert? Unfassbar.“
 

„Mit den richtigen Mitteln, geht alles.“

Natürlich ließ der Herr des Hauses sich nicht in die Karten schauen. Voller Begeisterung irrte Hilary durch ihr neues Zuhause. Jeder Raum wurde genauestens von ihr untersucht. Alles inspiziert und getestet. Von Emilia's Zimmer war sie besonders beeindruckt. Alles stand so wie sie es Kai bei ihrem ersten Besuch beschrieben hatte. Verblüfft drehte sie sich herum, als der Russe zufrieden grinsend am Türrahmen lehnte.
 

„Das ist fantastisch geworden! Alles ist so wie ich es mir vorgestellt habe! Kai!“, er trat näher an sie umfasste ihr Kinn und brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen. Vermutlich würde sie noch den ganzen Tag weiter von diesem Haus schwärmen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hilary_Hiwatari
2016-10-08T13:20:43+00:00 08.10.2016 15:20
Juhu es geht weiter. ich Freu mich :)


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