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Sturm & Drang

von

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Das klärende Gespräch

Kapitel 66
 

In der Zwischenzeit war Gregor zurück auf Station um nach Yulika zu sehen. Am Empfang sah er die Warteliste durch, während die Rezeptionistin ihn an Behandlungszimmer 2 verwies. Er klopfte und trat ein.
 

„Entschuldige, dass du warten musstest. Es ging nicht schneller.“
 

„Die Schwestern waren sehr nett.“
 

Der Arzt setzte sich an den Schreibtisch, schaute auf den Zettel, den die Schwester mit den Symptomen aufschrieb.
 

„Tja...wie geht es dir denn jetzt?“
 

„Ich fühle mich wie immer. Nur, dass dieser unerträgliche Schmerz in der Brust war.“
 

„Ein EKG habt ihr schon geschrieben...wir schauen zur Sicherheit trotzdem mal drauf...“
 

Yulika zog ihr Oberteil aus und legte sich für die Untersuchung auf die Liege. Gregor fing mit dem Ultraschall an. Kurz darauf konnte er schon Entwarnung geben.
 

„Ich kann absolut nichts finden. Du bist kerngesund.“, er dreht sich zur Akte herum, auf der er alles notierte.
 

„Was war es dann?“
 

„Du hast keinerlei Beeinträchtigungen...Möglich, dass es wirklich nur eine Verspannung war oder du dich falsch bewegt hast.“
 

„Wie du meinst...Danke, dass du mich trotzdem ernst genommen hast.“
 

„Hör mal, dass ist mein Beruf.“, lächelte er ihr entgegen und verabschiedete sie. „Sehen wir uns heute Abend?“
 

„Tut mir leid Gregor...ich muss mir erstmal über einiges klar werden.“
 

„Dann melde dich einfach bei mir.“, er reichte eine kleine Visitenkarte, die Yulika dankend annahm. Vielleicht würde sie später bei ihm anrufen. Jetzt warteten auf Doktor Starck noch einige Patienten.
 

Auf der Intensivstation sah Hilary erwartungsvoll bei ihrem Mann, erzählte viel von den letzten Tagen und was sie mit Emilia und Max erlebte. Kai hörte ihr scheinbar zu, nur dass er die Augen nicht öffnete.
 

„...willst du mir nicht auch etwas erzählen? Was hast du geträumt? Träumst du immer noch? Hach...ich vermisse deine Stimme...“, die brünette seufzte. Wieder vergingen die Stunden.

Langsam kam der Halbrusse wieder zu Bewusstsein. Er sog die Luft scharf ein, als ob er Schmerzen hatte. Hilary sah wie sich sein Gesichtsausdruck veränderte und drückte sofort auf die Klingel. Es dauerte nicht lang, bis ein Arzt und zwei Schwestern hereinkamen.
 

„Er ist aufgewacht!“, rief die Japanerin überwältigt. Das medizinische Personal untersuchte ihn und der Arzt wollte, dass Kai die Augen öffnete. In dem Gesicht konnte man die Anstrengung erkennen. Einer der Krankenschwestern injizierte ihm Schmerzmittel, worauf Kai nach einigen Augenblicken einen ruhigeren Ausdruck annahm.
 

„Herr Hiwatari, wenn Sie mich hören können, öffnen Sie einmal die Augen.“, gab der Arzt die Anweisung. Kai's Augen blinzelten kurz auf, fielen schwer wieder zu. Nach einigen Versuchen schlug er kräftig die Augenlider ganz auf. Er nahm seine Umgebung nur schemenhaft wahr. Dies änderte sich schnell.
 

„W...o... bi..n i...ch...?“
 

„Sie sind im Moskauer Staatshospital. Mein Name ist Doktor Jarov und das hier ist die Intensivstation.
 

„...ja...“, Kai's Kopf legte sich auf die Seite. Die brünette erschrak, doch Doktor Jarov beruhigte sie wieder.
 

„Das ist alles noch sehr anstrengend für ihn nach der schweren Operation. Geben Sie ihm Zeit. Am besten Sie kommen morgen wieder.“, Hilary sah schnell ein, dass eine Diskussion mit einem Chefarzt wohl aussichtslos war. Er würde die besseren Argumente hervorbringen.
 

„Ist gut. Ab wann kann ich morgen zu ihm?“
 

„Zu den normalen Besuchszeiten.“
 

„So spät erst?! Was ist mit Doktor Starck? Kann er nicht-?“
 

„Er ist angestellter Arzt, nicht die Klinik-Leitung.“
 

„Ok ok...einen Versuch war es wert... Bis morgen Kai...“, sie küsste dem schlafenden die Stirn und zusammen verließen alle das Zimmer.
 

Nach diesem anstrengenden Tag kam Hilary Zuhause an und wurde schon sehnsüchtig von Emilia erwarte. Sie durfte ausnahmsweise so lang aufbleiben, bis ihre Mutter zurück war. Das war etwas früher als gedacht, aber für den Notfall waren sie gewappnet. Max rannte aufgeregt hinter dem kleinen Mädchen hinterher.
 

„Hil! Wie war es???“
 

Erschöpft fiel sie dem blonden Freund mit Emilia in die Arme und berichtete von dem Tag. Umso mehr erfreute ihn die Nachricht, dass Kai die Operation lebend überstand. Endlich würde alles gut werden.

Zusammen spielten sie noch bis Emilia ins Bett ging. Den restlichen Abend ließen die zwei Freunde ruhig ausklingen. Mit einem Glas Rotwein und ganz nach Max' Geschmack mit einer Liebeskomödie vom feinsten. Hilary bekam davon nur bedingt etwas mit, da die Müdigkeit sie übermannte.
 

In der Nähe des Krankenhauses.

Gregor widmete sich seinem Stapel Akten, die er sich vor knapp einer Woche mitgebracht hatte, Die Akte von Kai war bereits abgearbeitet, die hatte höchste Priorität. Er saß gerade an der nächsten Patientenakte, als er sein Handy in der Jacke vibrieren hörte. Eigentlich wollte er nicht gestört werden beim Aufarbeiten der Akten, aber Gregor stand doch auf und wühlte sein Handy aus der Jackentasche. Auf dem Display stand 'Tomoto'. Was wollte der denn? Mit hochgezogener Augenbraue nahm er das Telefonat an.
 

„Ja?“
 

„Endlich gehst du ans Telefon! Was ist mit Kai?“, fragte sein Gesprächspartner am anderen Ende. Gregor ging zurück an den Schreibtisch, sah auf eine Akte und antwortete kühl.
 

„Es geht ihm gut.“
 

„Hast du mit ihm gesprochen?“
 

„Klar. Aber mit dir will er weiterhin nichts zu tun haben.“
 

„Verdammt...wenn etwas mit ihm ist, sag mir das Gregor! Ich hab seit dem Mittag ein verdammt ungutes Gefühl!“
 

„Schmerzen in der Brust?“
 

„Woher weißt du das?“
 

„Langjährige Berufserfahrung. Es geht ihm gut, mach dir keine Sorgen. Geh lieber selbst zum Arzt und lass dich durchchecken.“
 

„He he...“, ein unterschwelliges Auflachen dröhnte durch den Hörer.
 

„Trink weniger, dann hast du auch weniger Probleme. Ich muss dich jetzt abwürgen, die Arbeit wartet.“
 

„Vielleicht befolge ich deinen Rat... Bis bald.“
 

Gregor beendete das Gespräch schnell und schmiss das Handy vor sich hin. War das alles schon wieder nur ein Zufall? Erst Yulika, dann Tomoto. Er schnaufte und lehnte sich nachdenklich zurück. Wie konnte sie so empfindlich reagieren wie er? Am liebsten würde er bei Yulika anrufen um ihr das zu erzählen, doch ihre Nummer hatte er nicht. Gezwungenermaßen setzte er sich zurück an die Akten und arbeitete noch bis weit nach Mitternacht. Um so wundersamer war es, dass Gregor am Morgen keine Augenringe hatte. Es klingelte an seiner Tür, doch erst beim zweiten, energischeren Klingeln, schreckte er hoch und merkte, dass es kein Traum war. Eilig stürzte sich der kurzhaarige Mann aus dem Bett zur Tür.
 

„Guten Morgen; Gregor. Habe ich dich geweckt?“
 

„Nein, ganz und gar nicht. Ich war...wach.“
 

„Hihi...“, Yulika hielt die Hand vor den Mund und trat darauf ein, da Gregor die Tür weiter öffnete. Für einen kurzen Moment verschwand er im Schlafzimmer und kam angezogen zurück ins Wohnzimmer.
 

„Gut, dass du hier bist...es gibt da etwas was wir besprechen müssen.“, fing Gregor ungewohnt ernst an. Seine Freundin nickte zustimmend.
 

„Das glaube ich auch...“, ihre hellblauen Augen fixierten den älteren Russen. „...wer ist Tomoto?“

Gregor senkte seinen Kopf und schloss die Augen. Das alles war also doch kein Zufall.

Nur wie?

Wieder sah er auf Yulika.
 

„...er war dein Ehemann.“
 

„Du kennst ihn?“, fragte sich geschockt. Sie rechnete mit einer anderen Antwort.
 

„Ja und auch dich kenne ich...Yulia.“, das war zu viel. Yulika schlug die Hände vor das Gesicht.
 

„Du wusstest es...die ganze...Zeit?“
 

„Nein. Ich hatte ein vage Vermutung, die sich nach und nach bestätigte. Eigentlich bist du nicht mehr am Leben...daher schien mir dein Auftauchen etwas seltsam...“
 

„Ich habe mich an ein brennendes Fahrzeug erinnert...“
 

„Ein Bus.“
 

„Um mich herum schrien Menschen nach Hilfe...niemand kam...“
 

„Zwei Stunden später hat ein Radfahrer das brennende Wrack gesehen und Hilfe geholt. Für die meisten zu spät...“
 

„Dann kann ich mich an nichts mehr erinnern...“, sie hielt sich schuldig den Kopf.
 

„Du wurdest darauf in das Krankenhaus eingeliefert vor dem du tagelang gestanden hast. Damals habe ich noch in der Notaufnahme gearbeitet. Du hattest Verbrennungen am ganzen Körper, konntest kaum atmen... Wir versuchten alles...doch am Schluss konnten wir nichts mehr tun...“, Gregor setzte sich. „Wie hast du doch überlebt?“
 

„Das kann ich nicht sagen...ich bin in einem Frauenkloster wieder zu mir gekommen. Schwester Gabriele versorgte meine Wunden und nahm mich auf wie eine eigene Tochter. Sie sagte mir nichts von meiner Herkunft oder wo sie mich fand... Bevor sie starb gab sie mir nur das Krankenhaus als Anhaltspunkt...“
 

„Und deswegen hast du jeden Tag dort gestanden...“
 

„Ja...“
 

„Wie lang weißt du schon wer du wirklich bist?“, sie zögerte.
 

„...seit unserem letzten Treffen... Das Foto-“
 

„Du hast Tomoto und mich erkannt und nichts gesagt?! Warum??“
 

„Ich hatte schreckliche Angst! Ich wusste doch nicht wo er war...Tomoto...Er hat mich bedroht! Ich konnte nicht bleiben! Ich musste erst einmal wieder klar werden...“
 

„Verstehe...“
 

„Hat er sich denn...verändert?“, fragte sie unsicher nach.
 

„Tomoto? Es war ein harter Schlag für ihn...aber...ich weiß es nicht...“
 

„Weißt du wo er ist?“
 

„Du willst doch nicht allen ernstes zu ihm? Nach allem was er dir angetan hat?!“
 

„Vielleicht hat er sich verändert...ich möchte ihn wiedersehen...ich habe so viele Fragen an ihn... Wo dieses Kind aus meiner Erinnerung ist und was aus ihm geworden ist... Weißt du etwas darüber?!“
 

„Überfordere dich nicht. Alles zu seiner Zeit Yulia...überleg es dir gut, ob du zu ihm zurück willst...“
 

„Ich möchte zu ihm!“, entschlossen sah sie Gregor an. Der nahm stumm Zettel und Stift in die Hand und schrieb etwas auf.
 

„Hier...seine Adresse...aber pass auf dich auf...“, widerwillig überreichte er den Zettel.
 

„Das werde ich, Gregor. Würdest du mich begleiten?“
 

Gregor schüttelte den Kopf. Er würde sie ungern allein zu ihm lassen, doch er musste später in die Klinik.
 

„Ich muss nachher noch arbeiten...verzeih...“
 

„Dann mache ich mich allein auf den Weg. Ungefähr weiß ich wohin ich gehen muss.“, Yulika lächelte enttäuscht. Sie zog sich bereits die Schuhe an , als Gregor in den kleinen Flur kam.
 

„Yulia! Hier. Wenn du nicht weißt wo du hin sollst.“, er streckte ihr die Hand entgegen in den ein kleiner silberner Schlüssel lag. „Der ist für meine Wohnung...Damals hattest du keinen...du hättest ihn gebrauchen können...“
 

„Was meinst du?“, fragte sie verwirrt. Wovon redete er? Verunsichert nahm Yulika den Schlüssel an sich und ging. Ein Teil ihrer Erinnerung war noch nicht zurückgekommen. Sicherlich würde sie sich noch erinnern. Er musste einen Grund dafür gehabt haben. Gedankenversunken schaute der dunkelhaarige ihr eine Weile nach. Yulika...Yulia war seine beste Freundin, endlich konnten sie wieder über alles reden, Spaß haben, traurige Momente teilen. Doch wie würde sein langjähriger Freund Tomoto damit umgehen, dass seine tot geglaubte Frau am Leben ist? Oder gar Kai? Dem jungen Mann würde er davon nichts erzählen. Vorerst nicht. Seine vollständige Genesung ging vor. Später konnte er immer noch alles erfahren.
 

Um die Mittagszeit herum musste Gregor dann auf die Arbeit. Er war gespannt, wie es Kai heute ging. Mit der neuen Erkenntnis, dass seine geheimnisvolle Freundin, DIE Freundin von damals war, Kai's Mutter, wollte er ihm eigentlich nicht unter die Augen treten. Denn der Brillenträger war ein äußerst schlechter Lügner. Von ihm konnte man alles erfahren, wenn man ihn lange genug in die Ecke drängte.

Auf der ITS schaute er noch vor Arbeitsbeginn vorbei. Kai war bei Bewusstsein und schaute grimmig wie immer. Isoliert von den anderen Menschen, nicht einmal einen Fernseher gab es in dem Zimmer. Es war tot langweilig. Umso mehr heiterte ihn Gregor's Krankenbesuch auf. Ein halbwegs normaler Mensch mit dem er nicht nur über die OP oder die nächste Untersuchung reden konnte.
 

„Hey Kai.“, dieser hob kurz die Hand um seinen Freund ebenfalls zu grüßen. „Na, wie geht’s dir? Ausgeschlafen?“
 

„Besser als gestern.“
 

„Freut mich zu hören. Gibt es was Neues?“
 

„Nein, nur das Standardgedöns... Also gehe ich davon aus, dass ich in ein paar Tagen wieder hier raus bin.“
 

„Hm...darf ich mal?“, er deutete auf die Krankenakte die am Fußende des Bettes hing. Kai nickte und Gregor schlug das aktuelle Krankenblatt auf. „Hm...die Werte normal, keine Auffälligkeiten...ganz gut. Nur...die 'paar Tage' werden knapp eine Woche sein. Nur um sicher zu gehen.“
 

Der blau-haarige zog die Augenbrauen hoch. „Ist das wirklich nötig?“
 

„Bei deiner schlampigen Art sich an Kontrolltermine zu halten, ja.“
 

Kai verdrehte nun die Augen.
 

„Die kriegst du auch noch herum. Im übrigen hat dein Vater angerufen.“
 

„Was will der denn...“, genervt legte er den Kopf zurück.
 

„Er wollte wissen wie es dir geht.“
 

„Und du hast ihm alles haarklein erzählt?“, fragte er schnippisch.
 

„Wo denkst du hin? Natürlich nicht.“
 

„Gut... Wenn er dich wieder anruft, sag ihm, dass ihn mein Leben einen Scheiß angeht!“
 

„Schon klar. Dass übliche eben. Entspann dich wieder. Trotzdem war er sehr besorgt.“
 

„Komm mir nicht damit.“, schnaufte der junge Mann. „Das letzte Mal als er 'besorgt' war, hat er mich zurück in die Abtei geschafft. Also erzähl mir nicht, er sei besorgt.“
 

Gregor seufzte und ließ den Kopf nach unten sinken. Kai blieb ein Sturkopf. Egal was er versuchte um ihn und seinen Vater wieder zusammen zu bringen.
 

„So ist er eben... Hör mal, ich muss jetzt rüber, mein Dienst fängt gleich an. Ich komm später nochmal vorbei, ok?“
 

„Hm...warte...weißt du war von...Hilary?“
 

„Deine Frau? Nein, sie war gestern noch kurz bei dir und musste dann auch los. Sie kommt sicher heute zu dir. Ruh dich weiter aus.“, lächelte der Arzt ihn kurz an bevor er den Raum verließ. Kai langweilte sich weiter. Nicht einmal Zeitschriften oder die aktuelle Tageszeitung wollten sie ihm bringen. Dann verirrte sich doch eine Krankenschwester in sein Zimmer.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Puuuh endlich fertig! Das ist ein ganz schönes hin und her gewesen...denn ich kann mich absolut nicht entscheiden ob Kais Mutter nun YULIA oder YULIKA im weiteren Verlauf heißen soll.....@_@

Was wären denn eure Vorschläge?^^" Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hilary_Hiwatari
2017-02-08T13:32:39+00:00 08.02.2017 14:32
Wuhu ich hab mich schon gefragt wann es weiter geht *.*

Super Kapitel. Weiter so :D
Antwort von:  die-in-darkness
08.02.2017 14:47
Haha^^ hatte auch schon ein schlechtes Gewissen...weiß ja selbst wie es ist auf ne FF zu warten, die einem gefällt xD
Mich hat mal wieder die Stimmlosigkeit ergriffen und deshalb zwinge ich mich an der FF weiter zu machen^^
Danke dass es dir gefallen hat! :)

Grüße~
-die-^^


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