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Sturm & Drang

von

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Klarheit

Kapitel 69
 

Zurück in den eigenen vier Wänden wurde der Russe stürmisch von seiner kleinen Tochter begrüßt. Als die kleine die Haustür klappen hörte, rannte sie wie von der Tarantel gestochen los. Kai hockte sich hin um die nahenden Schritte im Arm aufzufangen. Emilia hatte so viel Schwung auf sich, dass sie es fast schaffte ihren Vater aus dem Gleichgewicht zu bringen.
 

„Papaaaa!“, schrie die kleine ihm in die Ohren, überglücklich wie sie war. Kai strich ihr derweil über den Kopf, roch die frisch gewaschenen Haare die nach Waldbeeren dufteten. Hilary benutzte immer das gleiche Shampoo und er musste schmunzeln.
 

„Warst du immer brav?“, fragte er seine Tochter ernst und nahm sie auf den Arm hoch. Von unten herauf schaute die kleine ihren Vater an und nickte. Kai zog die Augenbraue nach oben. So recht glauben wollte er das nicht. Als Hilary Emilia's Nicken bestätigte, stieß er vorsichtig seine Nase gegen ihre. Ein Quieken der kleinen folgte und sie fiel ihrem Vater wieder um den Hals.
 

„Dann bin ich jetzt die nächsten Tage wohl abgeschrieben.“, scherzte die brünette. Sie hatte ihre Schuhe ausgezogen und hob Kai's Tasche, die sie in das Wohnzimmer brachte. Kai zog darauf seine Schuhe mit den Füßen aus und folgte seiner Frau. Als er im Wohnzimmer ankam stand dort ein neugieriger Blondschopf, der es kaum erwarten konnte seinen Kumpel und Geschäftspartner wieder in die Arme schließen zu können.
 

„Eeeendlich bist du wieder da! Wurd' auch höchste Zeit.“
 

„Zu viel Stress mit der Arbeit?“, zog er den Amerikaner auf der prompt abwinkte.
 

„Noooo! Wenn es danach geht, hättest du noch weitere vier Wochen im Krankenhaus bleiben können!“, er hob die Arme und verschränkte sie vor der Brust. Kai wusste genau, was auf ihn zukommen würde, wenn er die Arbeit wieder selbst übernehmen würde. Unendliches Chaos würde ihn erwarten. Dabei tat Max sein Bestes um das zu umgehen. Kai sollte sich eh noch nicht voll belasten mit der Arbeit, also beschloss der Blonde alles Stück für Stück dem Halbrussen näher zu bringen. Kai ließ seine Tochter zurück auf den Boden und setzte sich erleichtert auf die Couch. Was für ein gutes Gefühl. Das Sofa war weitaus bequemer als die Krankenhausmatratze auf der er die Zeit über geschlafen hatte. Wie wäre es da erst, wieder im eigenen Bett zu liegen? Zusammen mit seiner Frau. In seinem Kopf spielten sich unzählige Möglichkeiten ab, doch nach den ersten wurde er unsanft wieder aus seinen Gedanken gerissen. Emilia kletterte zu ihm auf die Couch und turnte auf dem Schoß ihres Vaters herum. Kai griff unter ihre Schultern und setzte sie hin. Sogleich schmiegte die kleine sich an seine Brust. Ein seltsames Gefühl, wie er empfand. Emilia sah ihn immer nur kurz in den letzten Wochen, und doch war sie jetzt so auf ihren Vater fixiert. Hilary ließ die drei in Ruhe. Sicherlich hatten sie viel zu bereden. Sie wand sich in der Küche den Vorbereitungen des Mittags zu. Es sollte einen Nudelauflauf geben, den konnte Emilia auch schon ohne Probleme mitessen. Viel vorzubereiten gab es da nicht. Die Nudeln waren schnell gekocht und das Gemüse und Fleisch schnell geschnitten.

Kai lehnte entspannt an der Couch und lauschte den Worten seines blonden Freundes, der ihm den aktuellen Status über die Firma verriet. So schlecht lief es wohl doch nicht in seiner Abwesenheit. Max hatte viel gelernt in der Zeit die sie zusammen arbeiteten. Anfangs machte er Schusselfehler die der Russe dann ein paar Tage später ausbaden durfte. Heute bedachte er gleich alle möglichen Risiken und Optionen. Max wirkte auch viel seriöser im Umgang mit Kunden und potenziellen Investoren. Kai war zufrieden.
 

„Gute Arbeit, Max. Ich hatte die Befürchtung-“
 

„Dass du einen Haufen Schutt und Asche vorfindest?“, nahm er dem Russen die Worte aus dem Mund und beendete seinen angefangenen Satz. Kurzum folgte ein bejahendes Nicken des blau-haarigen. „Wenigstens bist du ehrlich.“, grinste Max und sah es als Kompliment, dass er gut arbeitete.
 

„Ich will die Zahlen und Berichte trotzdem alle durchgehen.“
 

„Klar!“
 

„Gibt es sonst irgendwelche nennenswerten Auffälligkeiten?“
 

„Nein, nicht dass ich wüsste.“, der blonde schaute angestrengt an die Decke und verzog das Gesicht nachdenklich. „Nein. Nichts.“, wiederholte er sicherer.“
 

„Gut, dann könnt ihr schon den Tisch decken. Das Essen ist jeden Moment fertig.“, Hilary stellte den beiden Männern Teller und Besteck auf den Wohnzimmertisch und verschwand nochmal in der Küche. Max schnappte sich das Geschirr ehe Kai danach greifen konnte.
 

„Du sollst dich ausruhen.“
 

Der ehemalige Krankenhauspatient ließ sich Augen rollend zurück auf das Sofa fallen. Als er dann bemerkte, dass er von der Seite auffällig gemustert wurde, fuhr er langsam mit dem Kopf herum. Emilia schaute ihren Vater mit großen Augen an, machte aber nichts weiter außer starren. Kai tat das gleiche bis Emilia die Mundwinkel nach unten verzog und schelmisch anfing zu grinsen. Der ältere sah nach vor und schüttelte den Kopf und schmunzelte ebenfalls vor sich hin. Dieses Kind schaffte es doch ohne ein Wort zu sagen ihn zum Lachen zu bringen.
 

„Unfassbar...“, er drehte sich halb herum und stubste seine Tochter an, die sich prompt zur Seite fallen ließ. Lautes Lachen und Gekreische dröhnte zu der Japanerin in die Küche. Sie lächelte glücklich als sie zur geöffneten Küchentür heraus sah. Anders als erwartet sah sie nicht Max mit Emilia herumtollen, sondern Kai. Noch nie sah sie ihren Mann so mit seiner Tochter albern. Sie atmete entspannt durch die Nase aus und schnappte sich den Nudelauflauf der frisch aus dem Backofen kam.
 

„So Jungs, Essen ist fertig!“, rief sie während sie mit der heißen Form in das Wohnzimmer eilte. Behutsam stellte sie es ab und nahm die einzelnen Teller zum Befüllen. Kai setzte derweil Emilia in ihren Hochstuhl. Sie hielt den Löffel schon griffbereit zum Essen.
 

„Guten Appetit!“, wünschten sich alle. Am Tisch herrschte eine entspannte Atmosphäre. Sie unterhielten sich über aktuelle Tagesereignisse, über Geschehenes und auf Ereignisse die bald anstünden. So auch Weihnachten. Hilary hatte die letzten Tage schon etwas genutzt um das Haus zu dekorieren mit weihnachtlichem Schmuck. Zu viel wollte sie noch nicht aufhängen, Kai würde es wieder abnehmen und an einem Ort verstecken wo die Brünette es nicht wieder finden würde. Sie sprachen im Krankenhaus bereits darüber.
 

„Aber bis Weihnachten dauert es nicht mehr lang!“
 

„Stimmt.“, nickte Max.
 

„Und für Emilia ist es etwas ganz Besonderes!“, fügte die Japanerin hinzu.
 

„Ja.“, nickte Max wieder. Kai sah auf den Platz neben sich.
 

„Wenn du meiner Frau noch einmal den Rücken stärkst, führe ich das Zentrum alleine weiter.“, sagte er ruhig und gelassen. Sofort wechselte Max die Seiten.
 

„Genau Hilary, wenn Emilia die ganzen Kugeln herunter reißt ist alles kaputt. Kai meint es doch nur gut!“, zwinkerte er sie an.
 

„Hab ich eine Chance gegen euch zu gewinnen?“, seufzte sie schwer und stocherte in ihrem Essen herum.
 

„Nein.“, bekam sie die Antwort ihres Mannes auf ihre eher rhetorische Frage.
 

„Super...“
 

Nachdem alles aufgegessen war, brachte Hilary Emilia ins Bett und half Max beim Abwaschen des Geschirrs. Der war schon fast fertig als die Brünette in der Küche ankam. Zu ihrer Überraschung stand auch Kai mit einem Geschirrhandtuch an der Spüle.
 

„Du sollst dich doch ausruhen.“
 

„Geht schon. Du dich in den letzten Wochen nicht einfach ausruhen können. Also leg dich auch hin.“
 

Max grinste sie breit an. „Genau, hör auf deinen Mann!“ Hilary grinste ebenfalls.
 

„Ihr zwei!“, sie kam auf Kai zu und küsste ihn zart auf die Wange. „Danke.“, flüsterte sie ihm zu. Er nickte darauf.

Also legte sich Hilary auf die Couch und deckte sich etwas zu.
 

Am anderen Ende der Stadt stieg Gregor die Metalltreppe zu seiner Wohnung nach oben. Sein Blick schweifte über die weißen Wege und kahlen Büsche. Ein kühles Lächeln legte sich auf seine Lippen. Oben schloss er die Eingangstür auf. Die Wärme aus dem Flur strömte sofort nach draußen und mischte sich mit der kalten Luft. Angestrengt schnaufte er nach dem Temperaturwechsel. Die Schuhe zog er achtlos aus. Mit seinen Gedanken noch im Krankenhaus, bemerkte er die Anwesenheit einer weiteren Person nicht.
 

„Da bist du ja.“, Yulika kam aus der Küche mit einer heißen Tasse Tee. Sie lächelte Gregor an. Der schreckte aus seinen Gedanken auf und machte einen Satz zurück.
 

„Du kannst mich doch nicht so erschrecken!“, schrie er ungehalten, als er Yulika vor sich stehen sah.
 

„Möchtest du auch einen Tee?“
 

Gregor öffnete ein paar Knöpfe an seinem Hemd. „Gern.“

Yulika reichte ihm den Tee, den sie eben für sich zubereitete.
 

„Nimm den, ich mache mir einen neuen.“, lächelte sie ihn sanft an. Er nahm ihr die Tasse ab und sah ihr hinterher. Sie war fast wie immer. Wie damals vor dem schrecklichen Unfall. Ob sie schon die Erinnerung von ihrem zurück hatte? Sicherlich würde Yulika ihn darauf ansprechen... Gregor schüttelte seinen Kopf. Er machte sich zu viele Gedanken, aber er musste es ihr bald sagen.
 

„Wie war die Arbeit?“
 

„Hm? Ach...ganz gut, wenn ich es so sagen kann. Es gab schlimmere Tag. Wie war dein Tag? Warst du bei Tomoto?“, hakte er unsicher nach, doch Yulika schüttelte den Kopf.
 

„Ich möchte dich lieber dabei haben.“
 

„Hmm...ich werde dich begleiten. Aber nicht heute.“, es war später Nachmittag, es dämmerte schon und die Wolken verrieten, dass es gleich schneien würde.
 

„Ich habe mir etwas überlegt.“
 

Der dunkelhaarige horchte auf.
 

„So? Was hast du denn überlegt?“
 

„Damals habe ich mit Tomoto in einem Haus gelegt. Weißt du wo es stand?“
 

„Natürlich weiß ich das.“
 

„Vielleicht kehren meine Erinnerungen zurück, wenn wir dorthin fahren. Und ich muss wissen was mit diesem Kind ist. Wie hieß es...war es mein eigenes?“
 

„Yulika...“, seufzte der kurzhaarige. Es war wohl an der Zeit ihr die ganze Wahrheit zu berichten. Wenn ihr Bedürfnis so groß war etwas über dieses Kind zu wissen, dann wollte er ihr keine Steine mehr in den Weg legen.
 

„Sei mir bitte nicht böse...aber ich habe dir nicht die ganze Wahrheit erzählt.“
 

„Was weißt du, Gregor?“, sie lehnte sich hoffnungsvoll vor, während ihre Augen verzweifelt zu ihrem alten Freund sahen.
 

„Das Kind von damals ist dein Sohn. Er heißt Kai und ist mittlerweile auch erwachsen.“
 

„Kai... Ah!“, sie hielt ihren Kopf für einen Moment. „...er...er war mein kleiner...Sonnenschein... Wo ist er jetzt?“
 

„So wie ich ihn kenne arbeitet er schon wieder.“
 

„Warum hast du mir nicht gleich alles erzählt? Ich hätte ihn doch schon sehen können!“
 

„Ich dachte es ist besser so für dich! Viele Patienten die ihr Gedächtnis verloren haben können es besser verarbeiten, wenn sie zunächst nur Teile der Vergangenheit erfahren. Das Gehirn muss die Informationen erstmal verarbeiten und zuordnen bevor neue dazukommen! Sonst kann es passieren, dass Ereignisse durcheinander gebracht oder gar ganz vergessen werden. Du wirst ihn wiedersehen. Aber nicht sofort...“
 

„Warum? Wir können doch sicherlich zu ihm fahren! Oder nicht? Er würde sich bestimmt freuen mich wiederzusehen!“
 

„Das weiß ich nicht...“, Gregor verzog nachdenklich das Gesicht. Yulika sah ihn zweifelnd an.
 

„Was redest du da? Natürlich wird es sich freuen! Nach der langen Zeit!“
 

„Diese Zeit war zu lang! Er kennt dich nur noch aus seiner Erinnerung“ Kai hat sich verändert. Er ist nicht mehr der kleine Sonnenschein, sondern ein erwachsener Mann. Über stürze nichts und handle nicht unbedacht, Yulika, Bitte. Ich werde ihn dir vorstellen, aber jetzt ist nicht die richtige Zeit dafür. Glaub mir.“, er legte seine Hand an ihren Rücken und strich vorsichtig darüber. „Glaub mir bitte.“, Yulika standen die Tränen in den Augen.
 

„Wann denn dann?“
 

„Bald...“
 

Plötzlich hielt Yulika sich erneut den Kopf und begann unruhig zu atmen.
 

„Gregor...Wo ist Kai aufgewachsen?!“, ihre Finger hielte seinen Arm fest. Pure Angst stand in ihren Augen. Wieder zögerte er mit seiner Antwort. Er wusste, dass seine Antwort, ihre Welt zerstören würde. Ergeben seufzte er und ließ die Schultern hängen.
 

„Es tut mir leid... Es ist in der Abtei aufgewachsen... Ich konnte es nicht verhindern!“, sagte er deprimiert und sah ihr nicht ins Gesicht.
 

„Nein...“, sagte sie wild mit dem Kopf schüttelnd. „Nein! Nein!! Nein!!!“, sie schrie mit jedem Mal lauter. Ihr geliebter Sohn musste in dieser Umgebung bei diesen emotionslosen Menschen aufwachsen! „Warum?!“, Yulika weinte bitterlich. Die Abtei wäre das Letzte gewesen wo sie ihren Sohn hingegeben hätte. Und doch musste er dort bleiben.

Gregor konnte nichts weiter tun als seine Freundin zu trösten. Zu gern hätte er damals verhindert, dass Kai zu Boris in die Abtei kam.
 

„Er hat ihn von einen auf den anderen Tag...Ich wusste nicht, dass Tomoto das vor hat...“, betroffen und voller Schuld neigte er den Kopf zur Seite.
 

„Ist er...etwa auch so...wie die anderen Kinder behandelt worden?“

Gregor nickte stumm. Yulika besuchte damals mit ihrem Mann die Abtei zweimal bevor sie merkte, was dort für schreckliche Dinge geschahen. Nie wollte sie dort zurück.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SenseiSasuNaru
2017-06-05T14:39:57+00:00 05.06.2017 16:39
hallo klasse kapitel war interessant und mach weiter so lg
Antwort von:  die-in-darkness
05.06.2017 16:41
Danke schön! Ich bin schon wieder dabei soweit es mein Kind zulässt :P
Die FF bringe ich auf jeden Fall zu Ende egal was kommt^^

Danke fürs Lesen und Kommentieren ;)

Grüße~

-die-^^


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