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Sturm & Drang

von

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Bewerbungsgespräch

Kapitel 81
 

~~~~~~Mit einer frisch genähten Schnittwunde und einem professionellen Verband machte sich der Russe bereit. Auch Max zog sich bereits um. Er hatte Kai in den letzten Stunden noch einmal ordentlich genervt, dass er mitkommen könnte. Mit Erfolg. Sauber gestriegelt und mit den benötigten Unterlagen in der Tasche, waren sie abfahrbereit.~~~~~~
 

„Ich wünsche euch ganz viel Glück, dass die Bewerberin in eurer Team passt!“, drückte die brünette ihren beiden Männern ganz fest die Daumen. Schließlich profitierte sie auch von der Entlastung ihres Mannes. Das Baby würde bald da sein, da bräuchte sie ihn mehr denn je.
 

Sie verließen das Haus und fuhren in das Sportzentrum. Dort warteten sie auf die Bewerberin. Etwa zehn Minuten warteten sie bereits.

„Einen Minuspunkt hat sie bereits gesammelt...Unpünktlichkeit ist das, was ich überhaupt nicht brauche...“, Kai war jetzt schon genervt. Vielleicht war es wirklich nur eine Fake-Bewerbung.
 

„Ach komm schon, vielleicht kommt sie mit der Bahn. Oder es gab einen Unfall. Oder-“
 

„Ja ja ja ja... irgendeine Ausrede wird sie wohl sicherlich haben. Und ich hoffe, eine verdammt Gute, sollte sie hier noch aufkreuzen.“, mit dem Kugelschreiber in der Hand tippte er auf dem Tresen im Eingangsbereich herum. Max wurde zusehends genervter.
 

„Kannst du das endlich lassen? Du machst mich wahnsinnig!“, das ungeduldige Geklapper seines Chefs raubte ihm den letzten Nerv. „Was hast du eigentlich an der Hand gemacht?“, erkundigte er sich kurz bei seinem Freund. Der erzählte ihm die Kurzfassung von dem stattgefundenen Streetfight.

Nach fast 20 Minuten des Wartens näherte sich eine junge Frau dem Eingang.
 

„Na endlich. Da ist sie.“, Kai steuerte zielgerichtet auf die Tür zu.
 

„Entschuldigen Sie vielmals die Verspätung! Ich h-“, sie wurde Stück für Stück langsamer während sie sprach ehe sie realisierte wen sie vor sich zu stehen hatte. „Kai?“, auch der Angesprochene staunte nicht schlecht wer da vor ihm stand.
 

„Sie?“, für einen Moment konnte er seine Überraschung nicht verbergen. „Kommen Sie rein.“
 

„Entschuldigen Sie wirklich-“
 

„Sparen Sie sich das.“, sagte er mehr streng. Er konnte sich denken was der eigentliche Grund für ihre Verspätung war. „Das ist der stellvertretende Leiter des Sportzentrum Max Tate.“, stellte er den Amerikaner ebenfalls professionell vor. „Er leitet das Sportzentrum in New York und ist aushilfsweise hier in Moskau.“
 

„Angenehm! Hello!“, winkte der Blonde freudig über die doch noch erschienene Bewerberin und kassierte von Kai einen mahnenden Blick dafür. Max räusperte sich kurz und versuchte professionell zu bleiben. Das war schließlich Teil der Abmachung zwischen den Beiden, damit er überhaupt dabei sein durfte.

Mittlerweile im Chefbüro angekommen nahmen alle Platz. Kai und Max saßen nebeneinander und ihre Bewerberin ihnen gegenüber. Der Russe übernahm die Gesprächsführung.
 

„Schön, dass Sie es doch noch geschafft haben, Frau Bogdanowa. Also erzählen Sie etwas von sich.“, forderte der Inhaber des Sportzentrums kühl, um mehr von seiner vielleicht Angestellten zu erfahren. Max' Aufgabe bestand darin Protokoll zu führen.
 

„Ja, also mein Name lautet Elena Bogdanowa, ich bin 23 Jahre alt und wohne hier in Moskau. Derzeit arbeite ich in einer Bar hinter dem Tresen aber ich möchte gerne in meinen alten Beruf zurück.“
 

„Wie kommt es, dass Sie sich hier beworben haben?“, bohrte der Russe weiter.
 

„Nun ja...ich habe diese Anzeige im Internet gesehen und dachte, dass es meine Chance ist. Zumal es Standorte in mehreren Ländern gibt. Ich möchte nämlich gerne ins Ausland. Am Besten New York!“, gab sie ehrlich zu und hielt sich mit ihrem Traum nicht zurück. Max notierte alles auf den am Klemmbrett befestigten Block. Gleich dazu machte er sich mehrere Notizen für Kai. Eine Angestellte, die gar nicht in Moskau bleiben, sondern nach Amerika will. Das waren schon mindestens zwei Minuspunkte auf Kai's Liste.
 

„Warum wollen Sie nach New York? Die Stelle ist ausführlich für den Standort hier in Moskau ausgeschrieben. Des Weiteren gibt es in ihrer Bewerbung mehrere Unklarheiten, die ich erläutert haben möchte. Unter anderem steht hier keine Telefonnummer von Ihnen. Und auch die angegebene Adresse hier ist in einem Postfach. Sie haben also einiges aufzuklären.“, gab er kalt und ohne jede Emotion weiter. Ihre ausgedruckten Bewerbungsunterlagen legte er auf den Tisch. Oben drauf packte der Chef einen Stift zum Ausfüllen. Wenn sie mit ihm ein Spiel spielen wollte, war sie bei ihm falsch. „Das ist die einzige Möglichkeit für Sie jetzt mit offenen Karten zu spielen. Das sollten Sie nutzen.“, legte er ihr Nahe. Auch Max nickte stumm von der Seite und blickte weiter auf sein Klemmbrett. Zögernd nahm sie den Stift und schrieb ihre vollständigen Daten auf.
 

„Bitte...Sie erreichen mich schneller über die Email-Adresse und dem Postfach. Es gibt-... Es gibt Gründe dafür, dass ich unbedingt nach New York möchte...“, sagte sie nachdem sie die Zettel zurück auf den Tisch legte. Kai nahm die Unterlagen zurück. Die Adresse, die nun auf dem Zettel stand, entsprach der, die er heute Mittag betrat. Es war ihr wirklich ernst und es war dem Russen auch vollkommen verständlich warum. Sie führten das Gespräch noch eine ganze Weile weiter. Fragen über den Arbeitsbereich, Qualifikationen und am Ende ein kleiner Rundgang durch den vielleicht baldigen Arbeitsplatz. An der Ausgangstür verabschiedeten sich die drei voneinander. Draußen dämmerte es bereits. Elena gab jedem die Hand. „Vielen Dank, dass Sie sich noch die Zeit genommen haben für mich.“
 

„Hm. Sollten Sie wirklich eine Zusage bekommen, sollte das die erste und letzte Verspätung gewesen sein. Ich melde mich bei Ihnen.“, gab Kai der jungen Frau mit auf den Weg. „Max, du kannst auch gehen. Ich komme später nach.“, entließ er den Blonden, der sich gleich darauf verabschiedete und Elena mit nach draußen geleitete.

Wieder draußen holte die braunhaarige tief Luft und atmete erleichtert aus. Das war eine nervliche Herausforderung für sie. Der Chef des Sportzentrums ließ sich überhaupt nicht in die Karten schauen. Sie konnte keinerlei Emotion oder Reaktion aus seinem Gesicht ablesen, anders als einige Stunden zu vor, als er ihr half. Der Blonde beobachtete die Bewerberin grinsend.
 

„Keine Panik. Er ist nicht so streng wie er aussieht, außer man ärgert ihn.“, und zwinkerte der Frau lachend zu. „Wo müssen Sie sie lang?“, Elena zeigte unschlüssig in eine Richtung.
 

„Danke, Herr Tate, aber ich gehe lieber alleine.“
 

„Max, ich bin Max! Außerhalb der Arbeit!“, grinste er weiter breit. Mit seinem amerikanischen Sunnyboy-Charme umgarnte er sein Gegenüber und schließlich begleitete er sie doch ein Stückchen auf ihrem Weg.
 

„Ich bin Elena...“
 

„He he... ich weiß.“, strahlte er weiter. „Also ich würde dich einstellen!“
 

„Wirklich?“
 

„Klar!“, und zeigte zuversichtlich den Daumen nach oben.

So kamen sie ins Gespräch. Allerdings nahm Max ihr die Hoffnung, dass sie so schnell nach New York kommen würde. Dazu wusste sie rein gar nichts von den dortigen Abläufen. Das verstand sie, dennoch hoffte sie irgendwann dorthin zu kommen. „Und eine gelernte Physiotherapeutin im Team zu haben soll ja sehr vorteilhaft sein!“, lachte er wieder zufrieden. „Okay, ich muss jetzt da lang. Muss noch was besorgen für jemanden. Hier falls du was wissen willst...“, er reichte ihr einen Zettel auf dem er seine Handynummer geschrieben hatte. Überrascht nahm sie das Papier.
 

„Äh. Okay. Danke... Max.“, dieser hob die Hand zum Abschied und lief weiter.
 

„Bye!“, auch Elena hob die Hand zur Verabschiedung. Was für ein komischer Kauz fand sie. Das lag sicher daran, dass er aus den Staaten stammte. Nun eilte sie schnell zu sich nach Hause...
 

Im Sportzentrum saß Kai noch in seinem Büro.

Er übertrug die fehlenden Angaben in die Akten und machte noch etwas Ordnung. Dann beschloss auch er Feierabend zu machen.

Zuhause empfing Hilary ihren derzeitigen Mitbewohner ungeduldig. Sie suchte nach ihrem Mann.
 

„Wo ist Kai?“
 

„Der ist noch im Büro. Ich schätze mal, dass er das Gespräch nochmal haarklein durchgeht.“, grinste er breit vor sich her. Genau darüber wollte sie mehr erfahren.
 

„Wie ist sie denn so?“
 

„Na ja...sie kam erstmal viel zu spät.“
 

„Oh, da hat sie bei Kai keine guten Chancen...“, nahm sie ihm die Worte aus dem Mund, worauf Max zustimmte.
 

„Genau! Aber sie hat einen guten Eindruck gemacht. Ob sie allerdings auch Kai überzeugt hat...“, er hob unwissend die Schultern und Hände. „...weiß ich nicht. Er hat keine Miene verzogen.“
 

„So kennen wir ihn.“, lachte die Braunhaarige und wurde aufmerksam auf die kleine Tüte die er bei sich trug. „Warst du noch einkaufen?“, neugierig versuchte sie einen Blick in die Tüte zu werfen.
 

„Ja, Emily wollte ein Parfüm haben. Ich hab ihr vor ein paar Monaten mal davon erzählt und sie wollte es unbedingt haben...“, er stellte die Papiertüte auf den Couchtisch, sodass auch Hilary endlich einen Blick hineinwerfen konnte. Sie staunte nicht schlecht.
 

„Das habe ich auch schon mal gesehen. Das ist ziemlich teuer!“
 

„Ja...aber das spielt keine Rolle für sie...“, Max ließ sich müde auf das Sofa fallen. So ein Bewerbungsgespräch war verdammt anstrengend, wenn Kai es führte...
 

„Sag mal...Max, telefoniert ihr denn gar nicht miteinander? Ich hab noch nie gesehen, dass ihr miteinander sprecht.“, sie legte ihre Hand beiläufig auf ihren Bauch, da das Baby sich bewegte. Max schaute nach hinten zu ihr und versuchte das Ganze herunterzuspielen.
 

„Du weißt doch wie es ist mit der Zeitverschiebung...Wenn es hier früh am Morgen ist...ist es bei ihr mitten in der Nacht...Da wird sie nicht aufstehen, um mit mir zu telefonieren.“, wieder zuckte er mit den Schultern. Hilary ahnte böses. Lief es mit den beiden etwa nicht gut? Hilary konnte aber beide Seiten gut nachvollziehen. Allerdings würde sie es nicht aushalten, wenn sie nicht mit Kai telefonieren könnte und sie so weit voneinander getrennt wären.
 

„Warum kommt sie denn nicht einfach mit?“
 

„Ohh...das fragst du wirklich? Emily und Kai sind wie Feuer und Wasser! Sie hassen sich seit sie sich das erste Mal getroffen haben! Vielleicht hätte Kai das kleinere Problem damit, wenn sie mitkommen würde...aber Em... No way!“, er kreuzte die Arme zu einem X. Hilary schmunzelte. Sie wusste ja selber wie Kai war. Aber Emily?
 

„Schade, eigentlich... Oh!“, sie klang plötzlich sehr überrascht.
 

„Was ist los Hil?!“, Max drehte sich sofort zu ihr, um zu sehen was los ist. „Kommt das Baby?!“, er klang panisch.
 

„Nein, nein...“, sie lächelte gezwungen. „Das Baby hat ziemlich doll getreten...Puh...“, erleichtert ließ Max sich wieder auf die weiche Couch fallen.
 

„Na ein Glück...“
 

Kai kam fast zwei Stunden später ebenfalls nach Hause. Er traf Max gerade noch an der Haustür, denn er wollte nochmal los. Wohin behielt er aber für sich. Also ließ er ihn ziehen. Was sollte er auch machen? Die letzte Party war auch schon eine Weile her. Vielleicht brauchte er mal eine Auszeit.
 

„Hey ich bin wieder da.“, er suchte nach seiner hochschwangeren Frau, die er nirgends finden konnte. „Hil?“, auch in der Küche fand er sie nicht. Ungewöhnlich. Irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl. Er ging nach oben, vielleicht war sie noch bei Emilia? Auch dort im Zimmer war nur seine Tochter die tief und fest schlief. Viele Zimmer blieben dem Mann nun nicht mehr übrig. „Hilary?“, rief er nun nochmal über den Flur. Sie reagierte nicht mal auf seine Rufe. Schlief sie etwa schon? Das Schlafzimmer war ebenfalls leer. Das konnte doch nicht wahr sein. Nervös lief er zurück über den Flur. Er klopfe an die Badezimmertür und trat dort ebenfalls ein.
 

„Hilary! Oh Gott... Was machst du hier?!“, erleichtert seine Frau gefunden zu haben, die seelenruhig in der Badewanne lag und Musik über Kopfhörer hörte. Als Kai ihr einen aus dem Ohr herauszog, erschrak sie total und spritzte das Wasser aus der Wanne.
 

„Kai! Was- was machst du hier?!“
 

„Ich wohne hier.“, sagte er nüchtern, während ihm das Wasser über das Gesicht lief.
 

„Oh tut mir leid! Komm her.“, sie setzte sich mühevoll auf und zog ihn zu sich. Ihre nassen Finger strichen über sein Gesicht, mit denen sie nur noch mehr Wasser auf seiner Haut verteilte. Ein hauchzarter Kuss ihrerseits ließ seine Angst mit einem Mal verschwinden. Es war alles in Ordnung mit ihr. Kai wischte sein Gesicht trocken. Er blieb noch bei Hilary, die sich wieder in der Badewanne lang gemacht hatte. Sie genoss das warme Wasser auf der Haut auch wenn es in Moskau sommerlich warm war zur Zeit. Das Wasser umspielte ihren großen Bauch. Sehr zu ihrem Leidwesen wurde das Baby wieder aktiver. Als würde es einen verschlüsselten Morsecode nach draußen senden, drückte und bewegte es sich in ihr drin. Fasziniert davon ließ Kai etwas Wasser aus seiner Hand auf ihren Bauch tropfen. Sogleich bewegte es sich wieder im Bauch.
 

„Wahnsinn...das da wirklich...ein Baby drin ist...“, für den jungen Mann immer noch unvorstellbar. Von der ersten Schwangerschaft hatte er ja nichts mitbekommen und nun war er so nah dran.
 

„Nicht mehr lange...“, lächelte sie verträumt und streichelte ihren Bauch, der wieder mit einer großen Beule antwortete.
 

„Wie lange ist es denn noch ganz genau?“
 

„Es sind noch fast vier Wochen...und ich mag nicht mehr... Alles ist so anstrengend geworden... Treppen steigen...das Stehen...das Gehen...und so weiter...“
 

„Die paar Wochen schaffst du auch noch.“
 

„Mir bleibt doch nichts anderes übrig!“, schaute sie ihn wehleidig an. Dann setzte sie sich wieder auf. „Ich steige jetzt aus. Gregor meinte, ich soll nicht mehr zu lange baden, weil das Wehen auslösen kann... Und so eilig hab ich es jetzt doch noch nicht. Ähm...Kai?“, der war gerade davor aus dem Bad zu gehen.
 

„Hm?“
 

„Hilfst du mir bitte beim Aussteigen...der Bauch...ist zu groß...“, stotterte die brünette peinlich berührte, nachdem sie bemerkte, dass das Hineinkommen in die Badewanne einfacher war als wieder heraus zu kommen. Der Russe musste sich ein breites Grinsen verkneifen, was auch seiner Frau nicht entging. „Das ist nicht lustig!!“, giftete sie ihn an.
 

„Bleib ruhig. Stress soll schlecht fürs Baby sein.“, neckte er sie und reichte ihr seine Hand, die sie auch dankend zur Hilfe nahm.
 

„Ich komm mir vor wie ein gestrandetes Walross...“, angestrengt drückte sie sich hoch und Kai zog sie ebenfalls hoch.
 

„Ein hübsches Walross.“, sagte er tot ernst, was ein Fehler war.
 

„Hast du mich gerade fett genannt?“, sie stand nun splitternackt vor ihm in der Badewanne, ihre Hände ruhten auf seinen Schultern, das Gesicht mit einem bitterbösen Blick.
 

„Ich schätze schon?“, antwortete er vorsichtig, ihre Reaktion abwartend. Geknickt ließ sie den Kopf hängen. Es nützte nichts jetzt einen Streit vom Zaun zu brechen. Immerhin brauchte sie gerade seine Hilfe.
 

„...hilf deinem Walross endlich aus der Wanne...“, er grinste kurz nicht sichtbar für sie. Dann umfasste er sie an ihren Seiten und hob sie an. „Kai!“, sie klammerte sich fest an seinen Hals, als er sie hob und zog die Füße hoch. Kurz darauf stand sie auf sicherem Boden. „Kai...jetzt bist du ganz nass...“, sie schaute an ihm herab, gleiches tat er auch.
 

„Tja...was machen wir da jetzt...“, sprach er gespielt ratlos. Hilary brauchte einen Moment bis sie verstand worauf der Russe hinauswollte, denn seine Hände strichen langsam an ihren Seiten hinauf. Sie küssten sich zärtlich, ehe die Japanerin langsam sein durchnässtes Hemd öffnete....
 

Ein paar Tage später.

Max tippte schon den ganzen Vormittag auf seinem Handy herum.
 

„Chattest du mit Emily?“, fragte die Brünette ihren langjährigen Freund. Der hatte nur ein kurzes 'hm' für sie übrig. Sie versuchte es erneut. „Hallooooo, Erde an Max?“, ein breites Grinsen zierte nun sein Gesicht.
 

„Hm? Was? Was ist Hil?“
 

„Mit wem schreibst du?“
 

„Oh, nur mit einem Bekannten. Vielleicht gehen wir heute Abend in den Club.“
 

„Ach so... Wie läuft es denn mit Emily?“, ein genervtes Augenrollen folgte auf die Frage. „...ich verstehe...“
 

„Ach, weißt du Hil...sie hat an allem etwas auszusetzen! Bin ich bei ihr, ist es ihr zu viel! Flieg' ich nach Moskau, ist es ihr zu weit weg!“
 

„Du denkst aber nicht darüber nach...“
 

„Hm? Nein...“, scheinbar dachte er schon mal an das Thema Trennung. Doch dazu war er viel zu lieb und harmoniebedürftig.
 

„Was ist denn das Problem?“
 

Resigniert seufzte der blonde. „Ich weiß auch nicht...sie sagt, dass sie Kinder will...“
 

„Das ist doch prima! Du wünschst dir doch auch welche...oder nicht?“
 

„Klar! Aber wenn sie mich nicht ran lässt...“
 

„Oh...“; Hilary verstand. Ohne das gewisse Etwas konnten nun mal keine Babys zustande kommen.
 

„Wenn ich versuche sie zu verführen, blockt sie sofort ab. Und am nächsten Tag beschwert sie sich über zu wenig Zärtlichkeit!“
 

„Versteh' einer die Frauen...“, mischte sich eine dritte Stimme in das Gespräch ein. Beide Köpfe drehten sich herum. „Wir sind wieder zurück.“, Kai und Emilia waren zurück von ihrem kleinen Ausflug. Er sollte noch einmal zur Kontrolle der Hand bei Gregor vorbeischauen und Emilia liebte den Arzt ganz besonders. Zu seiner Mutter wurde das Verhältnis langsam gelöster.

Emilia stürmte los als ihr Vater sie vom Arm ließ. Hilary hielt die Arme auf aber anders als erhofft, rannte sie dem Blonden in die Arme.
 

„Hey du kleine Maus! Wollen wir nachher spielen?“
 

„Jaaaaaaa!“, schrie sie lautstark in sein Ohr und rannte die Treppe hoch in ihr Zimmer. Dort räumte sie schon ihre Spielsachen heraus, die Max gleich mit ihr spielen sollte.
 

„Meine Frau behauptet sie sei ein-“
 

„Wehe Kai!!!“, unterbrach ihn Hilary lautstark. Sie wusste ganz genau was er sagen wollte und auf welche Situation er anspielte. Das würde er Max nicht erzählen! Beschwichtigend hob er beide Hände und gab seiner Frau einen Kuss auf die Wange. „Na ja...du hast dich gerade noch einmal gerettet.“, gab sie schnippisch zu und drehte sich übertrieben beleidigt weg von ihm.
 

„Siehst du? Genau das. Versteh einer die Frauen.“, er zuckte ebenfalls mit den Schultern. Manchmal war der Russe leicht genervt von dem Verhalten seiner Frau.
 

„MAAAAAAAAX!!!!“
 

„Oh, ich glaube, mein Typ wird verlangt! Wenigstens ein Mädchen, dass auf mich steht!“, lachte er laut als er aufstand und nach oben eilte. Von ihren Eltern kassierte er zwei Blicke, die ihn fast tot umfallen ließen. „War nur ein Scherz! Ihre Eltern sind mir zu unheimlich! Hehe.“
 

Hilary blickte an ihrem Mann vorbei, die Treppe hinauf. Als sie Kai's Blick traf, drehte sie sich wieder weg von ihm.
 

„Komm schon, ist das dein ernst? Bist du echt sauer auf mich wegen eben?“, er stützte sich auf der Lehne der Couch ab. Als sie nicht auf seine Frage antwortete, kam er zu ihr auf die Couch. Versöhnlich legte er den Arm um ihre Schulter. „Eiskalt...“, sprach er trocken und brachte seine Frau doch dazu sich zu ihm zu drehen. Ein paar leuchtende Rubine sahen ihre rehbraunen Augen durchdringend an, ehe seine Lippen sich zart auf ihren legten. „Ich hoffe, dass das nur die Hormone sind... Wieder gut?“, sagte er nun etwas sanfter. Hilary lehnte sich gegen seine Brust und nickte.
 

„...ich glaube Max hat ein Problem...“, hauchte sie ihm kaum hörbar gegen die Brust. Der Russe atmete tief ein. Sein Blick wanderte gen Raumdecke. Vermutlich wusste er schon worauf sie hinaus wollte.
 

„Hm.......“, übertrieben zog er seinen Laut beim Ausatmen in die Länge. „Sein Problem fängt mit 'E' an und hört mit 'mily' auf...“
 

„Kannst du nicht-“
 

„Nein.“
 

„Bitte.“, flehte die Japanerin den blau-haarigen regelrecht an. Zum Einen wollte sie für Max da sein und ihm helfen. Zum Anderen wollte sie unbedingt mehr über die ganze Sache wissen, weshalb sie Kai darauf anzusetzen versuchte. Der ließ sich nach hinten auf die Couch fallen. „Er will heute Abend feiern gehen...hab ich vorhin mitbekommen.“, gab sie ganz nebenbei bekannt. „Vielleicht könntest du ihn begleiten?“, bei dieser Frage überschlug sich die Japanerin fast in ihrer Betonung. So eindringlich und zugleich fordernd, dass er kaum eine Chance hatte, sie abzulehnen.
 

„Ich hab schon oft mit ihm darüber gesprochen. Er ist alt genug und muss das alleine klären.“, er zuckte fahrig mit den Schultern.. Sein Kopf schien allerdings schon etwas auszuhecken. „Andererseits...war ich schon ewig nicht mehr mit ihm im Club...“
 

„Also machst du es?“, die Augen der schwangeren blitzten regelrecht auf, als sie den Russen anschaute. Er begegnete ihr nur gleichgültig.
 

„Wenn es sein muss...“, und zuckte erneut mit den Schultern. Lässig zog er zeitgleich sein Handy aus der Hosentasche und öffnete einen Messenger. Max' Chat war der oberste. Scheinbar schrieb er oft mit dem Amerikaner, schlussfolgerte Hilary, als sie mit auf sein Handy linste. Dafür kassierte sie einen kurzen strafenden 'Ich-sehe-genau-was-du-da-tust-Blick' von Kai. Der mochte es nämlich überhaupt nicht, wenn sie so neugierig war. Sie hatten voreinander zwar keine Geheimnisse, aber das Handy des jeweils anderen war Privatsache, auch wenn sie verheiratet waren und sich das Bett miteinander teilten. Nach der kurzen Pause öffnete er den Chat. Er überlegte kurz und tippte dann eine knappe Nachricht, die er direkt sendete.
 

10:32 Uhr

Kai: Party 2 n8?
 

Zwei graue Häkchen verrieten ihm und seiner Partnerin, dass die Nachricht schon bei ihm angekommen sein musste. Und schon leuchteten sie blau auf.
 

10:32 Uhr

Max: Wo?
 

Antwortete Max ebenso knapp zurück und war wieder offline. Kai tippte direkt weiter.
 

10:33 Uhr

Kai: schickt ihm einen Würfel

Kai: Cube?
 

Sofort war Max wieder online. Im Cube waren sie schon öfter. Der Russe hatte ihm den Club mal nahe gelegt und er hatte nicht zu viel versprochen.
 

10:33 Uhr

Max: Kannst du vergessen...heute nur geladene Gäste...
 

10:34 Uhr

Kai: Ich regel das.
 

10:34 Uhr

Max: schickt einen Daumen nach oben
 

Ein zufriedenes Grinsen umspielte die Lippen des Halbrussen. Es stand also fest. Der Abend heute gehörte ihm und Max. Als er den stechenden Blick seiner besseren Hälfte vernahm, versuchte er sein Grinsen zu unterdrücken. Sie holte gerade Luft, um zum Sprechen anzusetzen, als Kai ihr schon das Wort abschnitt.
 

„Sag jetzt nichts.“, er schaltete das Display aus.
 

„Ähm...okay... Sind eure Gespräche immer so 'ausführlich'?“, konnte sie sich dann doch nicht verkneifen. Sie erntete einen hämischen Blick.
 

„Es ist alles besprochen.“
 

„Danke, Kai.“, sie küsste ihn freudig auf die Wange.
 

„Freu' dich nicht zu früh. Ich profitiere schließlich auch davon. Und wenn du den da los bist...“, er deutete beiläufig auf den prallen Babybauch, „...kommst du auch mit.“
 

Am Abend machten sich Max und Kai fertig für den Club. Sie wollten gegen 21 Uhr aufbrechen und unter den interessierten braunen Augen seiner Frau, suchte Kai gerade ein paar Sachen aus dem Schrank. Er schien unentschlossen zu sein.
 

„Na? Nichts zum Anziehen?“, neckte Hilary ihn vom Bett aus, sie cremte ihren Bauch ein. Außer einem gelangweilten Blick über die Schulter bekam sie nichts. Er hob wieder ein paar Teile hoch nur um sie wieder zurückzulegen. Das fiel ihm doch sonst nicht so schwer etwas passendes für einen Clubabend zu finden. Die brünette stand plötzlich neben ihm. Sie beäugte ihn mit einem Blick der Bände sprach. Still rollte der Russe mit den Augen, schnaufte und zog eine lockere dunkle Hose aus dem Schrank, die er direkt anzog.
 

„Zufrieden?“
 

„Nein.“, sie schob sich an ihm vorbei, zog wahllos ein Hemd vom Bügel. „Das.“
 

„Willst du mich ärgern?“, der blau-haarige zog seine Augenbraue verdächtig weit nach oben, als er Hilary's 'Wahl' sah. Wahrscheinlich das unmöglichste Hemd aus dem Kleiderschrank. „Rot kariert?“, das hatte er mal geholt, als Max ihn auf eine Mottoparty mitgeschleift hatte. Das konnte nicht ihr ernst sein.
 

„Wenn du dich nicht entscheiden kannst, mach ich das für dich.“, grinste sie unschuldig. „Also, ziehst du es an?“
 

„Nein.“, seine Wahl fiel dann recht zügig auf ein einfarbiges Hemd, natürlich in blau - hellblau. Darunter zog er ein schwarzes ärmelloses Shirt und fuhr einige Male durch sein Haar. „Das sollte passen.“, ein Spritzer von seinem Lieblingsduft rundete das Komplettpaket ab.
 

Am Club 'Cube' angekommen offenbarte sich den beiden das Ausmaß dieser Party. Vor dem Club standen jede Menge feierwütige junge Leute an. Das würde ewig dauern, bis sie dort reinkommen würden, dachte sich Max. Kai steuerte aber nicht das Ende der Warteschlange an, ganz im Gegenteil. Er ging schnurstracks auf den Eingang zu.
 

„Und du glaubst, dass ist 'ne gute Idee? Wir kommen da nie rein, so wie die Türsteher aussehen...“, Max schüttelte es am ganzen Körper, denn vor der Tür des Clubs stand ein riesiger Hüne mittleren Alters, dick bepackt mit Muskeln. Ebenso der zweite.
 

„Wart's nur ab.“, er hob seine Hand zur Begrüßung, als sie fast bei ihnen waren. „Hey Denis.“, rief der Russe gut hörbar über die Hälfte der Straße auf der sie noch liefen. Der Angesprochene mit Sonnenbrille nickte seinem Partner zu, ehe er kurz aus dem Eingangsbereich heraustrat. Er nahm die Sonnenbrille ab und begrüßte Kai ebenfalls – mit Handschlag. „Ich wusste gar nicht, dass du jetzt hier arbeitest.“
 

„Lange Geschichte... Und du bist auch mal wieder auf der Lauer, hm?“, spottete der größere.
 

„Mehr oder weniger. Kannst du uns reinlassen?“
 

„Sorry, heute nicht. Nur mit Gästeliste.“
 

„Sag ich doch!“, der Blonde sah ihn wissend an und hob auch kurz die Hand.
 

„Lass mich kurz telefonieren...“, er tippte eine Nummer auf dem Display ein. Der Türsteher deutete dem Halbrussen an, dass er zurück an die Arbeit musste und verabschiedete sich von den beiden, während Kai ihm zu nickte. „Ja, hey... Bist du im Cube? Hm... Ich steh davor. Ja... Okay.“, er beendete das Telefonat. „Es dauert einen Augenblick.“
 

Max machte große Augen. „Woher kennst du denn den Muskelprotz?“, fragte er fassungslos. Kai sah derweil in Richtung Eingang.
 

„Hm...sein Sohn trainiert bei uns im Zentrum.“, erklärte er beiläufig.
 

„Was?!“
 

„Er ist selten da. Sagt dir- ah...“, Kai hob erneut die Hand. „Das ging schnell.“
 

„Hey! Meld' dich doch gleich bei mir, wenn du hier bist!“, ein Mann mit dunkelblonden gestylten Haaren kam auf sie zu und begrüßte die beiden Männer überschwänglich. Er war gut gekleidet, schick aber lässig genug für einen Clubabend. Kai schlug auch mit ihm ein und Max erkannte wer vor ihm stand.
 

„Matt! Lange nicht gesehen!“, Max tippte noch auf einen Zufall, dass er hier auf Matt traf. Wieder sah er zu seinem blau-haarigem Freund. „Denkst du, dass ER uns jetzt in den Club bringt?“, Kai nickte wortlos. Wie sollte das gehen? Der Türsteher von eben sagte es doch schon klar und deutlich. Nur geladene Gäste. Matt winkte den beiden zu und deutete ihnen an ihm zu folgen. Er sprach ein paar Sätze mit Denis, dem Türsteher, der in ihre Richtung schaute. Dann hielt er die schwere Tür auf.
 

„Na, kommt schon!“, worauf Kai, und Max überrascht aber grinsend an den wartenden Gästen vorbeizog. „Okay Jungs, die Party ist eröffnet. Wir sehen und nachher an der Bar! Viel Spaß!“, trällerte Matt vor sich hin und machte sich von dannen.
 

„Auf ihn ist immer Verlass.“, gab Kai trocken mit aufgesetztem Pokerface in Richtung Max, der sich gerade einen Überblick verschaffte.
 

„Krass...wen kennst du hier nicht?“, Max kannte Matt auch schon von ein paar vorherigen Clubnächten mit Kai im Cube, aber eins wusste er noch nicht. Matt war nicht nur Gast im Cube, ihm gehörte der ganze Laden nämlich auch. Der blonde schaute weiter durch den überfüllten Club. Auf der Tanzfläche drängten sich viele junge Leute dicht aneinander zur laut dröhnenden Musik. Max fühlte schon wie der Beat auf ihn überging, denn sein Körper bewegte sich wie von allein. Mit seinem Begleiter hatte er weniger Glück was das Tanzen anging. Egal wie oft der Blonde es versuchte, Kai blieb ein Tanzmuffel. Und mehr als ein Fingertippen auf dem Tresen oder ein leichtes Mitwippen des Fußes zur Musik konnte er nicht erwarten.
 

„Ich besorg' uns Getränke.“
 

„Okay, ich such nach 'nem Tisch!“, während Kai sich genervt durch die Massen Richtung Bartresen drängte, glitt der Amerikaner mit geübten Tanzschritten durch den Club, womit er auch einige Frauen auf sich aufmerksam machen konnte. Da in dem Moment passenderweise eine Sitzgruppe frei wurde, ließ er sich gekonnt lässig darauf nieder und grinste breit, denn er war schneller als die Gruppe von Möchtegernposern.
 

„Hier.“, zwei bunt gemixte Drinks brachte der Russe kurze Zeit später an den Tisch und ließ sich erleichtert nieder. „Heute scheint die Altersklasse jünger auszufallen als sonst.“, sein nüchterner Blick schweifte über die Teils ziemlich jungen Gäste.

Max lehnte sich vor und funkelte seinen Gegenüber finster an.
 

„Hey, du hast Hilary! Denk' nicht mal dran!“, nun war es Kai der seinem Freund einen eisigen Blick zuwarf als er ihn ansah.
 

„Hast du dir die 'Frauen' mal angesehen? Die sind nicht älter als 16...und ganz ehrlich...zwei Kinder reichen mir.“, funkelte er den blonden an, während er nebenbei am Strohhalm zog. „Das gibt nur Probleme...“, er schüttelte den Kopf. Max grinste.
 

„Wenn sie hier reingekommen sind, müssen sie alt genug sein.“, er grinste breiter. Den Kopf auf seine Hand gestützt, zur Tanzfläche schauend.
 

„Denk du nicht mal dran.“
 

„?“, Max sah verwirrt zum Russen. Der merkte, dass sein Kumpel vor hatte auf der Tanzfläche das Weite zu suchen...
 

„Ich bin nicht ohne Grund mit dir hier.“
 

„Hm.....“, dem Amerikaner schwante böses. Gelangweilt drehte er den Kopf zu seinem Freund, mit dem Mund den Strohhalm von seinem Drink suchend. Kai war auch nicht begeistert davon, aber derzeit seine einzige Möglichkeit in den Club zu gehen.
 

„Emily.“
 

Genervt verdrehte Max die Augen. „Come on! Echt jetzt? Ich dachte wir wollten Party machen!“, kam es vorwurfsvoll von ihm. Kai zuckte mit den Schultern und lehnte sich mit einem undurchdringbaren Blick vor.
 

„Was ist los, Max.“, zischte er gefährlich ernst über den Tisch. „Ich bekomme es seit geraumer Zeit mit. Erst dachte ich es wäre nur eine Ausnahme. Aber sie macht dir nur schöne Augen, wenn sie etwas von dir will.“
 

Max sah ihn entrüstet an. „Das stimmt gar nicht!“, versuchte er sich halbherzig zu verteidigen, was Kai nicht sonderlich überzeugte.
 

„Was ist mit den Klamotten, die du ihr besorgt hast, weil sie so 'toll' waren? Die teure Uhr? Das Armband mit Gravur? Und nicht zuletzt das Parfüm?“, schob er seine Argumente schonungslos hinterher. „Glaubst du, keiner bekommt das mit?“, sagte er bedrohlich ernst über den Tisch. „Sie nutzt dich nur aus. Und du machst alles brav, nur um den letzten Streit zu beschwichtigen. Selbst Hilary merkt, dass etwas faul ist.“, er nippte erneut an seinem Drink. „...sie ist im Übrigen auch der Grund warum wir hier sitzen...“, schnaufte er nun genervt. „Also...je eher du mit der Sprache rausrückst-“
 

„Ja, ja...umso eher erlöst du mich... Schon klar...“, Max schmiss sich nach hinten wie ein bockiges Kind, dass bei einer verbotenen Sache erwischt wurde und überkreuzte die Arme. Er saß wortwörtlich in der Höhle des Löwen. „Sie nervt einfach...in ihren Augen mache ich alles falsch... Mom hat schon gefragt was los ist...und da kam mir dein Anruf letzte Woche ganz recht.“, er lehnte sich angespannt vor, nur um sich mit dem Drink in der Hand wieder anzulehnen. „...und jetzt fangt ihr auch damit an...“
 

„Man müsste schon blind sein, um deine Anspannung zu übersehen...“
 

„Ich dachte, Abstand tut uns beiden gut!“
 

„Nicht, wenn man das eigentliche Problem vor sich her schiebt.“, Kai erhob sich abrupt vom Sitz. „Das scheint noch 'ne Weile zu gehen...ich brauch' was hochprozentigeres...“, er deutete auf ihr Gespräch von eben. Max war klar, dass er nur vor dem 'eigentlichen Problem' davonlief. Aber er konnte doch nicht so viele Jahre einfach in den Wind schießen. Sie hatten auch gute Zeiten. Und seine Mom appellierte auch an ihn, nicht einfach das Handtuch zu schmeißen wenn es mal schwierig wird.

Das Klirren auf dem Tisch holte ihn aus seinen Gedanken zurück.
 

„Hä?“, er ließ überrascht den Strohhalm aus dem Mund fallen mit dem er eben noch gedankenversunken seinen Drink sprudelte. Kai stellte zwei kleine Gläser auf den Tisch. Gefolgt von einer Flasche Wodka.

Eisgekühlt.
 

„Dann mal weiter im Text.“, sprach er ruhig und schien sich mit der Situation abgefunden zu haben. Er goss beide Gläser voll. Eins davon leerte er und füllte es nochmal. Max seufzte ergeben und stürzte das kalte Getränk ebenfalls hinunter. Vielleicht fiel es ihm leichter darüber zu sprechen wenn er betrunken war... Doch er verzog das Gesicht und schob das Glas weit weg an die Seite. Nein, Wodka schmeckte ihm immer noch nicht.
 

„Also gut... Was willst du hören...“
 

„Wie willst du weitermachen?“
 

„Wie soll ich schon weitermachen...“
 

„Du wirst also bei ihr bleiben.“, stellte er nüchtern fest und brachte Max an den Rand der Verzweiflung.
 

„Maybe... Man Kai... Ich kann nicht einfach so gehen...“
 

„Was hält dich denn? Ihr seid nicht verheiratet, habt keine Kinder...“, zählte er nacheinander auf. „...Sex?“
 

„Wenn wir wenigstens welchen hätten...“, er schob resigniert sein leeres Gläschen zur Mitte des Tisches und erntete eine hochgezogene Augenbraue. Wortlos schenkte der blau-haarige nach.
 

„Ich verstehe...“, das klang hart für den Russen. Kein Sex, trotz Freundin? Würde ihm nicht in den Sinn kommen. Damals machte er kurzen Prozess. Wenn die eine nicht wollte, suchte er im Cube eine neue. „Max...“, der Halbrusse schaute zur Tanzfläche.
 

„Oh man...ich hab sogar schon drüber nachgedacht-“, er zögerte. Kai schien es trotzdem zu verstehen und gab seinem Freund einen Rat, nachdem er einen weiteren Shot gekippt hatte.
 

„Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß.“, er zuckte ganz beiläufig mit den Schultern.
 

„Really?“, auch Max sah wieder zur Tanzfläche.
 

„Klar, warum nicht? Da ist doch bestimmt was für dich bei.“, gab er seinem Freund gerade eine Steilvorlage für einen Seitensprung? Nicht, dass es ihn stören würde wenn Max was mit einer anderen haben würde. Aber sollte er das tun, sollte es unbedingt unter ihnen beiden bleiben. Sollte Hilary Wind davon bekommen...wäre nicht nur der Amerikaner, sondern auch der Russe einen Kopf kürzer.

Max schien wirklich über die Idee seines Freundes nachzudenken. Er suchte regelrecht nach Frauen in der Menge. Und checkte sie nacheinander ganz genau ab. Ein prüfender Blick wanderte zu Kai.
 

„Meinst du wirklich?“, fragte er verunsichert. Er war Emily immer treu und war noch nie für One Night Stands. Der blau-haarige drehte seinen Kopf zu den Massen.
 

„Ich hab nichts gesehen.“, damit stand er auf, in Richtung Tresen wandernd.
 

Max trug mit seinem Gewissen einen unerbittlichen Kampf aus. Es vergingen Minuten in denen er nichts tat, als da sitzen. Die Musik um ihn herum nahm er nur noch halb wahr so sehr war er in seinen Gedanken versunken. Jetzt endlich regte sich sein Körper wieder. Alles schien ihm klarer zu werden. Seine Entscheidung war also gefallen. Er leerte sein Glas und genehmigte sich noch einen Wodkashot, den er gleich darauf wieder bereute. Es schüttelte ihn regelrecht. Dann verschwand er im wilden Gemenge der Tanzenden. „Okay Ladies, Max ist mit von der Partie!“
 

Während Max auf der Tanzfläche seine neuen Moves vorzeigte, kam Kai am Tresen an. Unter den neugierigen Blicken einiger Frauen, bestellte er unbeeindruckt einen weiteren Wodka auf Eis. Scherzhaft wissend prostete er ihnen zu. Dann wand er sich Matt zu der hinter dem Tresen seine Gäste bediente.
 

„Wozu die Gästeliste, Matt?“, rief er etwas lauter zu ihm, denn die Musik wurde lauter, je später es wurde. Matt gab kurz zu verstehen, das er kurz warten sollte. Er mixte ein Getränk für eine Frau schräg von ihm und stellte anschließend noch zwei Flaschen Bier auf den Tresen. Dann kam er zu dem blau-haarigen.
 

„Der Gastgeber hat eine ganze Menge Geld springen lassen für seine Tochter. Deshalb kommt hier nicht jeder rein.“, Kai grinste wissend. „Natürlich seid ihr eine Ausnahme.“, fügte er lachend hinzu.
 

„Machst du mir noch einen?“, er zeigte zugleich auf sein leeres Glas. Matt nickte und schenkte ihm nach.
 

„Du ziehst die Blicke heute wieder förmlich auf dich!“
 

„Hm?“
 

„Dort hinten.“, er zeigte mit dem Kopf in Richtung einer jungen Frau die den blau-haarigen schon im Visier hatte. Kai besah sie, schnaubte und kippte den nächsten Wodka hinunter. Wie sollte das noch weitergehen? Matt sah ihn verwirrt an. „Nicht dein Typ?“, er schlug sich lässig das Geschirrtuch über die Schulter. Kai gab einen abwertenden Laut von sich, als er sah wie die vollbusige blonde Frau auf ihn zusteuerte. Sie ließ sich aufreizend auf dem Barhocker neben ihm nieder. Kai wusste genau worauf sie aus war.
 

„Bist du alleine hier?“, startete die Frau einen ersten Beutecheck. Kai sah kurz an ihr herab. Sie war wie fast alle russischen Frauen...oder jungen Mädchen. Aufgetakelt, ein Haufen Schminke im Gesicht und natürlich durfte das Kleidchen nur knapp über dem Hintern enden. Über die hervorquellende Oberweite wollte er nicht genauer nachdenken. Große Brüste waren zwar ganz gut, aber die von seiner Frau reichten ihm mittlerweile völlig aus.
 

„Momentan ja.“, antwortete er also knapp. Die blondhaarige winkte Matt zu, der sofort mit dem Kopf zu ihr nickte.
 

„Was darf's denn sein, Lady?“, lächelte er charmant, sich auf den Tresen lehnend. Ihr Blick wanderte zu ihrem Nebenmann, der sie aus dem Augenwinkel beobachtete. Hatte er doch Interesse? Er ließ den Blick auf sein Glas zurückschweifen. Matt verstand. Die fast leere Flasche Wodka vom Tresen stellte er vor Kai. „Viel Spaß. Ich schreib's an.“, der Blondine stellte er ein Gläschen hin.
 

„Bist du öfter hier? Ich hab dich hier noch nie gesehen!“, rückte sie ihm näher, damit er sie besser verstehen konnte. Die Musik war laut. Er kippte einen Shot.
 

„Weißt du...ich hab auf das hier keinen Bock.“, sprach er ehrlich. Sie waren vielleicht etwas mehr als zwei Stunden im Cube und er nicht mal zehn Minuten an der Bar, da bekam er schon die ersten Angebote. Nicht das er sich darüber freuen würde, aber die Zeiten waren vorbei für ihn. Matt beobachtete seinen Freund und polierte die Gläser nebenher. Er sah wie Kai eine Kette unter seinem Shirt hervorzog. Der blau-haarige löste den Ring aus der Kette und steckte ihn an seinen rechten Ringfinger. „Ich bin verheiratet. Such' dir 'nen anderen.“, giftete der Russe die Unbekannte an, die ihm daraufhin auf russisch vielfältige Beleidigungen entgegenwarf und weiter auf Beutezug ging.
 

„Wow, ist das deine neue Art den Frauen zu sagen, dass du nicht auf sie stehst?“, lachte Matt laut, zapfte weitere zwei Bier. Unbeeindruckt kippte Kai noch einen Shot.
 

„Nein.“, kam es gedankenversunken von ihm. Er starrte auf seinen Ring, den er zum ersten Mal an der Hand trug, und schnaubte. Wenn er ihn wieder abnahm, würde die nächste Frau nicht lange auf sich warten lassen...
 

Max hingegen verausgabte sich auf der Tanzfläche. Er fühlte sich wohl zwischen all den dicht gedrängt tanzenden Leuten. Es war ihm egal ob Mann oder Frau. Hauptsache Körperkontakt. Nah vor ihm tanzte eine junge Frau. Sie machte einladende Bewegungen in seine Richtung. War das seine Chance? Er grinste breit, ehe er sich näher auf sie zu bewegte. „Wie heißt du??“, die Frau lachte und zog ihn am Shirt zu sich herunter.
 

„Anja!“, rief sie in sein Ohr, denn auf der Tanzfläche dröhnte die Musik um einiges lauter. Der Amerikaner zeigte den Daumen nach oben. Dann drehte er das Spiel um.
 

„Ich bin Max!“, rief er nun nah an ihrem Ohr und beide bewegten sich nahe aneinander zur Musik. Damit war das Gespräch auch schon beendet. Sie tanzten ausgelassen weiter bis sich beide einig waren an die Bar zu gehen. Das Bewegen zur Musik ließ beide schwer atmen an der Bar.

„Hey Matt! Machst du uns zwei Mojito?“, gestikulierte Max und ließ sich neben Anja nieder. Der nickte und machte sich an die Arbeit. „Hast du Kai gesehen?“
 

„Er war vorhin hier und hat sich mit einer Frau unterhalten!“, rief er.
 

„Und wo ist er jetzt?!“, Max schien beunruhigt zu sein, früher hatte sein Kumpel jede Chance genutzt um eine gutaussehende Frau abzuschleppen.
 

„Keine Ahnung! Er hat sich einen Ring angesteckt und behauptet er wär' verheiratet“; lachte Matt abermals. „Der hatte wohl schon zu viel Wodka!“, die beiden Mijotos stellte er vor die beiden. „Oder was denkst du?“
 

„Wenn er das sagt, wird es wohl auch stimmen!“, schoss es grinsend aus seinem Mund. Anja deutete ihm derweil schon an, dass sie wieder tanzen wollte. Dem war Max nicht abgeneigt. „Ich komm nachher nochmal!“, winkte er ab und folgte ihr ins Gedränge...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  obelix
2021-02-25T06:18:22+00:00 25.02.2021 07:18
Hi

Interessant und gut zu lesen. na Mal sehen wie es nach der Club mit max weiter geht.

Mfg Obi

P.s schön dass es weiter geht mit der Geschichte und freue mich schon auf das nächste Kapitel


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