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Beyond the Visible - Der Fuchsgeist

von

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Chapter 6 - Fragile Emotions

Die Monate und Jahre zogen ins Land und je länger der junge Fuchsdämon in der Nähe des Menschen verweilte, desto mehr faszinierte dieser ihn.

Entgegen aller Vermutungen hatte ihn der Hass nicht zerfressen, seine Behinderung ihm nicht den Mut genommen weiter zu leben in einer Welt, die ihn verschmähte, ihn wie einen Aussätzigen behandelte und in der er weder unter Seinesgleichen, noch unter den Verstoßenen oder gar Dämonen einen Platz hatte, verdammt dazu ein Leben in völliger Einsamkeit zu führen.

Doch die Worte des Windgeistes gingen dem Fuchs nicht aus dem Kopf.

Wenn er die Wahrheit erfahren wollte, musste er in seine Erinnerungen tauchen.

So kam es, dass er spät des Nachts einmal mehr über dem Lager des Jungen verweilte und auf ihn hinabblickte, unschlüssig ob er das winzige bisschen Vertrauen, das in den Monaten zwischen ihnen entstanden war, wirklich so schamlos ausnutzen sollte, um seiner eigenen Neugier Befriedigung zu verschaffen.

Zerrissenheit plagte den Fuchsdämon, der schließlich langsam zurückwich und leise für sich selbst seufzte. Er konnte es nicht. Oft hatte er so über ihm gehockt, versucht sich seiner zu bemächtigen und war dann doch zurückgewichen.

Zu wichtig war ihm der Mensch geworden, um ihn derartig zu betrügen. Er konnte es einfach nicht, so sehr die Neugier ihn auch zerfraß. Er konnte ihn nicht verletzen, nur um seiner eigenen Gier Befriedigung zu verschaffen.

„Du möchtest sie sehen..., nicht wahr?“, hauchte der Schwarzhaarige schließlich leise, die Augen noch immer geschlossen.

Er hatte sie bemerkt, die Versuche seines Freundes, die vielen Male in den letzten Monaten, doch schien es ihm nicht richtig weiter zu schweigen.

Beinahe jede Nacht hatte der Fuchsdämon neben seinem Lager gehockt, auf ihn herabgesehen und doch hatte er diesem Drang in sich nie nachgegeben.

Naruto zuckte erschrocken zusammen, sah auf den Uchiha, von dem er bis vor einigen Sekunden angenommen hatte, er würde schlafen. Ungläubig besah er sich den jungen Mann.

„Du..weißt es?“

„Es war nicht schwer zu erraten.“, gestand Sasuke leise, öffnete die Lider zur Hälfte. Die grauen Iriden schimmerten leicht im fahlen Licht des einfallenden Mondes, spiegelten lediglich Narutos eigenes Antlitz wider.

„Wer kann es dir schon verübeln. Du willst sie sehen? Dann geh.“, sprach er leise, die Augen weiterhin starr an die Decke gerichtet. Was hatte er schon zu verlieren? Erinnerungen, die bereits so lange in ihm lebten. Ob er sie nun noch einmal durchlebte, machte wohl auch nichts mehr. Sein Herz zog sich schmerzlich zusammen bei den Bildern, die langsam in seinem Inneren heraufbeschworen wurden. Bilder, die er verdrängte und doch niemals vergessen können würde.
 

Naruto jedoch zögerte. Er wollte sie sehen, wollte wissen was geschehen war an jedem schicksalhaften Tag und doch...

Der Fuchsdämon schüttelte den Kopf.

Nein, er wollte es nicht. Nicht auf diese Art und Weise.
 

„Ich werde es sehen, wenn die Zeit gekommen ist.“, erwiderte er nur und kroch unter die Decke des Blinden, der einen Moment in Verwunderung verweilte.

Ruhig legte Naruto den Kopf an die Schulter seines Freundes, suchte die wärmende Nähe des Menschen, der ihm in all dieser Zeit so bedeutsam geworden war.

„Danke.“

Ein leises Flüstern, gleich einem seichten Windhauch hallte in den pelzigen Ohren wider, als Sasuke langsam seine Augen schloss.

Naruto hätte es tun können und doch hatte er ihm zuliebe auf das Wissen verzichtet, das so präsent vor ihm lag.

Eine große Geste.

Verwirrt über sich selbst und sein eigenes Handeln, begann Naruto sich selbst zu reflektieren. Warum war es ihm so wichtig Sasuke nicht zu verletzen? Warum stellte er dieses Gefühl über seinen natürlichen Instinkt Wissen zu erlangen? Er wusste es nicht. Er kannte es nicht und zum ersten Mal seit Langem fühlte er sich überfordert. Was sollte er machen? Er könnte den Schwarzhaarigen fragen, doch offenbarte eine bloße Erzählung ihm nicht die Wahrheit, die er begehrte.

Wahrheit, die langsam zu einer Nebensächlichkeit wurde, wenn er an den Menschen dachte, den sie betraf. Er hatte es wissen wollen, um seiner selbst Willen und doch war die Neugier dem Gefühl gewichen diesen Menschen nicht zu verletzen.

Einem Gefühl, das der Dämon nicht kannte.
 

◊◊◊
 

„So wie ich das sehe, werden wir verhungern.“, kommentierte der Blinde trocken, als er es wieder einmal platschen hörte. Ein weiterer Fehlversuch des Fuchsdämons, einen Fisch zu fangen.

„Du siehst überhaupt nichts, also sei still. Ich hab schon voll viel geleistet hier! Die sind halt so glitschig!“, beschwerte der Dämon sich nur und verschränkte die Arme.

Es war Frühling und er hatte dem Blinden versprochen ihnen das Abendessen zu fangen, nun, da die Bäche voller Fische waren. Der beste Fischfänger war er allerdings nicht, soviel stand fest.

„Dazu muss ich nichts sehen. Die Geräusche die du machst sagen alles.“, erwiderte Sasuke nur, der seit nunmehr vier Stunden darauf wartete, dass sein Freund ihnen etwas zu essen fing. In der Zwischenzeit hatte er bereits Wurzeln, Knollen und Gemüse zusammengesucht, angefangen einige Vorräte einzulagern und ihnen nebenbei einen Eintopf aufzusetzen.

Dinge, die bei Naruto nie wirklich auf Begeisterung gestoßen waren.

Er mochte lieber Fleisch, Fisch und… Nudelsuppe. Das so ziemlich einzige Menschenessen, das der Dämon absolut liebte.

Sehr zur Überraschung des Blinden, der dem Ganzen selbst eher wenig abgewinnen konnte.

„Ach? Dann mach du doch, wenn du denkst du kannst das besser!“, maulte der Fuchs nur und begann zu schmollen. Sollte der blöde Mensch es doch allein versuchen, so ganz ohne Klauen und nur mit seinen Händen. Als ob er es schaffen würde, dieser großkotzige Kerl.
 

„Nun hör schon auf zu schmollen. Du hast selbst gesagt, ich soll selber machen. Da kannst du jetzt nicht beleidigt sein, dass ich uns auch was gefangen habe.“

„Hallooo? Ich bin gar nicht beleidigt und wenn doch, dann nur, weil das völlig unnatürlich ist. Ich bin ein Dämon und du bist blind. Wie kannst du bitte Fische fangen, die mir aus den Fingern flutschen?!“, beschwerte sich der Fuchs und biss in eine der über dem Feuer gerösteten Makrelen.

„Alles eine Frage der Technik.“, erwiderte der Blinde ihm ruhig und nahm einen weiteren Schluck Suppe. Was glaubte der Dämon denn, wie man sonst überlebte? Allein von Wurzeln wurde auch ein Blinder Mensch nicht satt und Hilfe bekam er nicht. Also war ihm eben nichts anderes übriggeblieben als zu lernen mit dieser Behinderung zu leben.

„Ich check das trotzdem nicht.“

„Und da sagst du Menschen sind seltsam? Für einen Dämon bist du auch nicht gerade normal.“

Der Schwarzhaarige begann leise zu lachen. Nein, Naruto war so ziemlich der erste Dämon, der keine Ahnung zu haben schien, was er eigentlich tat.

„Lachst du mich gerade ernsthaft aus?“

Entrüstet blickte der Fuchsdämon dem Menschen entgegen, der sich so köstlich über ihn zu amüsieren schien.

„Sofern man jemanden ernsthaft auslachen kann, ja.“

„EY!“

Erneut schob der Fuchs schmollend die Unterlippe hervor. Der Typ war doch wohl nicht zu fassen! Was fiel dem eigentlich ein sich über ihn lustig zu machen?

„Ich wette dafür kann ich auch Sachen, die du nicht kannst! Ich bin nämlich voll cool und mächtig. Wenn ich meine Kräfte habe, werde ich es dir schon noch beweisen.“

„Da bin ich aber mal gespannt drauf.“

Sasuke wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel, holte erst einmal wieder Luft.

So herzlich hatte er seit Jahren nicht mehr gelacht. Es tat gut. Irgendwie, war es befreiend. Befremdlich, nach so langer Zeit und etwas irritierend, aber befreiend.

Nicht nur der Dämon hatte begonnen zu empfinden. Auch das Herz des Menschen schien die Mauern langsam zu senken. Mauern, die ihn so lange geschützt hatten.
 

Es wurde still für einen Moment.

„Warum… bist du eigentlich noch hier?“, durchbrach der Uchiha schließlich die Stille.

Die Worte erklangen leise, als der Fuchs gerade einen neuen Bissen seines Fisches zu sich nehmen wollte. Der Dämon hielt inne.

Ein leichtes Lächeln bildete sich auf den Lippen des Schwarzhaarigen, der selbst bemerkte wie seine Frage die Stimmung beeinflusste.

„Seit fünf Wintern lebst du mit mir zusammen. Fünf Jahre, in denen du mir nichts mehr schuldig warst und dennoch an meiner Seite geblieben bist. Das ist viel Zeit, für uns Menschen.“

Naruto spitzte die Ohren und ließ seinen Fisch einen Moment sinken.

Viel Zeit? Darüber hatte er sich nie Gedanken gemacht. Für Dämonen verging die Zeit in einem anderen Tempo und bisher hatte er sie immer als gleichaltrig betrachtet.

Sasukes Körper war gewachsen, so wie der Seine.

„Es sind meine Erinnerungen, die du begehrst und doch hast du sie nicht zu deinem Eigen gemacht. Du hast verzichtet. Warum, wenn es doch das ist, was dich hier hält?“

Erneut trat Stille zwischen sie.

Stille, die der Fuchs nicht auszulöschen vermochte. Er kannte die Antwort auf diese Frage nicht.

„Du hast Recht. Ich schulde dir nichts. Ich will sie sehen, deine Erinnerungen, aber…“

Der Blonde hob den Kopf und blickte direkt auf den jungen Mann, dessen trübe Augen das Feuer reflektierten, das vor ihnen brannte.

„…nicht mehr aus dem Grund, aus dem ich es anfangs wollte.“
 

Überrascht hob Sasuke seinen Kopf. Was hatte das zu bedeuten?

„Anfangs …war ich neugierig, weil zwei Männer in den Bergen diesen Fluch erwähnten. Einen Fluch, dessen Ursprung nur deine Seele kennt und deren Quell mir Wissen verleihen würde. Wissen bedeutet in der Welt der Dämonen Macht und Macht ist alles, was einem Dämon etwas bedeuten sollte. Aber…“

Leicht belustigt schnaubte der Blonde über sich selbst.

„…ich will es nicht wissen, wenn es um den Preis deiner Seele wäre.“

Er war sich vollends dessen bewusst, was passieren konnte würde er die Seele dieses Menschen infiltrieren. Er könnte brechen. Er könnte ihn töten und diese Vorstellung schnürte dem Fuchsdämon die Kehle zu. Nicht, weil er ihm sein eigenes Leben verdankte. Nein. Aus einem Grund, den er nicht kannte. Einem Grund, der für ihn unerklärlich blieb.
 

Sasuke war es nun jedoch, dem es die Sprache verschlagen hatte.

Er wusste nicht, was er von dieser Situation halten sollte. Ein Dämon, der die Gefühle eines Menschen über Macht stellte? Undenkbar in ihrer Welt und doch so real.

Er kannte die Regeln und Gesetze der Dämonen nicht, kannte sie selbst nur aus Legenden und seinen eigenen Erinnerungen. Erinnerungen, die ihn gelehrt haben sollten, dass er sich von ihnen fernzuhalten hatte und sein Leben die Buße für die Vergehen seines Clans war und doch war es ihm unmöglich Naruto von sich zu stoßen, ihn von sich fernzuhalten oder gar ihn fortzuschicken. Der Fuchs kehrte zurück. Immer und immer wieder.
 

„Ich weiß nicht, warum ich es will. Ich möchte einfach nur… bei dir sein. Den Grund kenne ich nicht. Es fühlt sich einfach…richtig an.“

Der Blonde rückte näher, unschlüssig wie er sich selbst verhalten sollte. Was taten Menschen in Situationen wie diesen? Er war kein Mensch. War es richtig seiner Intuition zu folgen und einfach zu handeln, wie es ihm beliebte? Gab es überhaupt ein Richtig oder Falsch?

„Ich möchte einfach nur bei dir sein.“, raunte der Dämon leise und lehnte seinen Kopf an die Schulter des Blinden, verweilte, als wolle er der stillen Zustimmung des Menschen lauschen, dessen wärmende Nähe ihm so wichtig geworden war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  MysteryRose
2019-03-20T14:56:28+00:00 20.03.2019 15:56
Fünf Jahre? Es sind mittlerweile fünf Jahre vergangen, wie toll. Dann sind beide nun 18 Jahre! Und noch immer zusammen. Ich finde es gut, wie du den Zeitsprung geschrieben hast. Anfangs hatte man Monate im Kopf und dann wären es Jahre. Es ist gut, finde ich, wenn man Zeitsprünge so beschreibt. Man muss nicht extra zu viel drum herum schreiben, da so kleine Wörter Ausschlag geben sind. Zudem ist es schön, dass Naruto Rücksicht auf Sasuke nimmt und ihm nicht wehtun will. Dass Sasuke das überrascht ist nur verständlich und naw! Es war voll süß, wie Naruto sich neben Sasuke setzte und seinen Kopf gehen dessen Schulter lehnte, obwohl er keine Ahnung hatte, wie man sich in dem Moment verhält. Ich bin gespannt, ob Naruto irgendwann doch die Erinnerung von Sasuke ansehen will. Spannend, spannend.

LG Mystery
Von:  Nicky_Chan17
2018-03-23T08:58:55+00:00 23.03.2018 09:58
Ein wirklich sehr schönes Kapitel mit vielen Emotionen zwei verschiedenen Charakteren und dennoch sind sie sich ähnlich:)))
Von:  Scorbion1984
2018-03-23T08:09:15+00:00 23.03.2018 09:09
Ein sehr schönes Kapitel ,sehr emotional !
Ja auch Zwei die nicht aus einer Rasse sind ,können sich gut verstehen !


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