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Beyond the Visible - Der Fuchsgeist

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Mal wieder was neues, zu meiner kleinen Kurzgeschichte. Vermutlich wundert ihr euch, warum die Kapitel so kurz gehalten sind, aber ich selber finde das irgendwie übersichtlicher. Zumindest bei Kurzgeschichten wie dieser.

An dieser Stelle aber auch erstmal ein fettes Danke an die Leute, die diese Story abonniert und/oder so lieb kommentiert haben QAQ <3 ich freue mich sehr über euer Interesse und die netten Kommentare!

Viel Spaß mit dem - wieder recht kurzen - Kapitel.

Ich versuche wieder regelmäßiger zu uploaden, aber versprechen kann ich nichts. Leider nehmen mich Job & Cosplay echt extrem ein~ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ein Tipp meinerseits:
Wenn ihr vorher in der Story schon mal geheult habt, dann legt euch Taschentücher bereit :'D

Ansonsten möchte ich euch das Lied verlinken, das ich für das letzte Kapitel "ausgesucht" habe. Ich denke es passt einfach perfekt zu dieser Fanfiktion und hoffe, dass ihr mir verzeihen werdet, wenn ich eure Herzen mit diesem Kapitel zerquetsche.

Viel Spaß beim Lesen!

Der Song: https://www.youtube.com/watch?v=1eFupkM30r8 (Celine Dion -Ashes) Komplett anzeigen

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Chapter 1 - Silent Snow


 

In dieser totenstillen Nacht

fällt Schnee auf meine ausgestreckte Hand

und so wie der Schnee sich häuft

entschwindest du.

Einmal noch, nur noch ein einziges Mal

Sag meinen Namen

Selbst wenn ich jetzt schreie

kann meine Stimme dich nicht mehr erreichen.

Für immer gefangen in einer Welt,

in der ich nicht einmal „Ich liebe dich“ sagen kann

Ich werde still, als der Schnee auf mich hinab fällt

wie an diesem Tag

Wünschte ich hätte früher verstanden,

dass Zeit nicht endlos ist.


 

Gehetzt eilten die Schritte durch das Dickicht des Waldes. Getrieben von Angst und der Ungewissheit, ob dies womöglich die letzten Sekunden seines Lebens sein würden, rannte der Junge durch die Dunkelheit.

„Da ist er! Lasst ihn nicht entkommen!“

Raue, barbarische Stimmen, die ihn verfolgten, ihm immer näher kamen.

Stimmen, die ihm den Tod verhießen, sollten sie ihn erreichen.

Überstürzt hechtete der Blonde in die Büsche, hinter denen sich ein steiler Abhang und eine geradezu endlose Schlucht verbargen.

Er saß in der Falle.

„Jetzt haben wir dich, du Monster!“

Panisch wich der Junge vor den Männern zurück, deren erhobene Hacken und Mistgabeln drohend auf ihn gerichtet waren. Was wollten sie denn von ihm? Was hatte er ihnen getan? Warum hassten sie ihn? Er verstand es nicht.

„Ich bin kein Monster!“, schrie er den Männern unter Tränen entgegen, hatte den Rand des Vorsprungs erreicht, der kalte Abendwind seine schmächtige Gestalt wiegend.

Ein hämisches, abschätziges Lachen entkam den Männern, deren Mordlust nahezu aus der Luft zu greifen war.

„Kein Monster? Ihr seid doch alle gleich! Verführt unsere Frauen, ehe euch die Rachsucht zerfrisst! Der Tod ist das Einzige, was du verdienst, Fuchsdämon!“

Erschrocken wich der Blonde vor dem Hieb der Hacke zurück, verlor den Halt.

Reflexartig krallte er sich an der harten Felskante fest, versuchte sich wieder herauf zu ziehen.

Er blickte panisch in den Abgrund, dessen Tiefen durch eine dichte Nebeldecke im Verborgenen lagen. Er würde sterben. Jetzt.

Noch ein letzter Blick, auf die Männer, die voller Genugtuung zu ihm herunter sahen, ihm schließlich einen harten Tritt ins Gesicht versetzten und ihn unbarmherzig in die Tiefe stürzen ließen. Schwarz.
 

◊◊◊
 

Nacht, Stille und die Kälte, die der einbrechende Winter mit sich brachte.

Eigentlich sollte er daheim sein, sich in eine warme Decke kuscheln und schlafen. Doch an Ruhe war dort nicht zu denken, so lief er ruhelos durch die Dunkelheit, wie er es oft tat, seit jenem Tag. Geistesabwesend lief der Schwarzhaarige den dunklen Weg am Flussbett entlang, stockte, als er den metallischen Geruch frischen Blutes in der Nase hatte, ein ersticktes Röcheln direkt darauf folgend.
 

Schmerz durchzog den Körper des Blonden, der nicht wusste, wie er den Stürz überlebt hatte, nicht wusste ob er dankbar sein sollte, noch in dieser Welt zu verweilen oder doch verzweifelt, weil ihn die Kälte des Winters nun qualvoll verenden ließ.

Erschrocken zuckte der Fuchsdämon zusammen, als er einen weiteren Menschen erblickte, der ihn anstarrte. Er konnte ihn kaum erkennen, benommen von Schmerz und Erschöpfung trübte sich sein Blick.

Gehörte er zu ihnen? Wollte er ihn töten? War es nicht endlich genug? Fragen über Fragen, auf die der Blonde keine Antwort fand.

Erschöpft und völlig durchfroren lag er im eisigen Wasser des Flussbettes, das Blut quer über sein blasses Gesicht laufend. Müde schloss der Fuchs die Augen, spürte wie die Kälte sich langsam in ihm ausbreitete. Worauf wartete dieser Mensch denn noch? Er sollte es einfach zu Ende bringen.
 

Vorsichtig schlangen sich warme, geradezu liebevolle Arme um den am Boden Liegenden, zogen ihn aus dem eisigen Wasser. Verwundert öffnete Naruto die Augen, musterte den Fremden, der in genau diesem Moment einen trockenen, wärmenden Haori über ihn warf.
 

„Du wirst erfrieren, wenn du hier bleibst. Mein Haus ist ganz in der Nähe, komm.“
 

Noch immer sichtlich verwundert ließ der Blonde sich aufhelfen, spürte die Schmerzen in jedem einzelnen Knochen und kam dennoch nicht umhin, als dem Fremden zu folgen, er ihm stützend zur Seite stand.

Warum tat er das? Wollte er ihn nur in eine Falle locken, ihn verletzen? Nein, so klang es nicht. Etwas war anders an ihm. Er schien ihn nicht zu hassen oder zu verurteilen.
 

Schweigend führte der Schwarzhaarige den Fuchsdämon den verschneiten Bergpfad entlang, zu seiner Hütte.

Eine kleine, völlig allein stehende Holzhütte, mitten im Wald.

Skeptisch betrachtete Naruto das Haus.

Warum wohnte er nicht im Dorf? Waren die Menschen nicht Herdentiere? Sicher, war er sich nicht, hatte er bisher doch kaum Erfahrungen mit ihnen gesammelt.

Blieb nur zu hoffen, dass es nicht wirklich eine Falle war.
 

◊◊◊
 

Noch immer völlig fasziniert betrachtete der Fuchsdämon den Menschen, der seine Wunden nach und nach versorgt, ihm sogar ein warmes Mahl angeboten und dabei doch kaum mehr als nötig mit ihm gesprochen hatte.

Warum?

Misstrauisch besah Naruto sich die wohl riechende Suppe vor seiner Nase. War sie vergiftet?

Nein, warum sollte er ihn versorgen, nur um ihn dann zu vergiften?

Andererseits hatte er sie erlebt, die dunkle Seite der Menschen. Die Seite, die ihm den Tod wünschte und ihn gejagt hatte, als wäre er ein wildes Tier.

Blind vor Hass und Mordlust hatten sie ihn verfolgt, keinen Zweifel daran gelassen, dass sie ihm den Tod wünschten.

Ob er diese Seite auch hatte, der Mensch vor seinen Augen?
 

„Sie ist nicht vergiftet.“, entgegnete Sasuke seinem Gegenüber, als hätte er die Gedanken des Fuchses gelesen.

Misstrauisch besah Naruto sich den Jungen näher, der in etwa so jung zu sein schien, wie er selbst, als ihm der trübe Schimmer in den grauen Iriden des Schwarzhaarigen auffiel.

„Du...bist blind?“, fragte er überrascht, hatte es bisher überhaupt nicht bemerkt.

Lag es daran, dass der Junge ihn nicht verurteilte? Weil er nicht sehen konnte, dass er ein Dämon war?

„Spielt es denn eine Rolle? Du kannst diese Nacht bleiben, aber zum Morgengrauen solltest du auf brechen.“, erwiderte Sasuke ruhig, machte sich dann daran, seine eigene Mahlzeit zu sich zu nehmen. Er war nicht immer blind gewesen, doch die Erinnerung an jene Tage schwirrte nur noch vage in seinem Geist. Es war lange her, sehr lange.

Neugierig betrachtete Naruto den Jungen weiter, begann aber schließlich selbst, wenn auch noch etwas zurückhaltend, zu essen.
 

Die Suppe wärmte seinen ausgekühlten Leib, ließ die durchfrorenen Glieder langsam wieder auf tauen.

Es war das erste Mal, dass er etwas derartiges aß, doch es schmeckte.

Schweigend nahmen die Beiden ihre Mahlzeit zu sich, das Feuer dabei leise unter dem Kessel knisternd.

Es war seltsam, dachte Naruto sich im Stillen. Dieser Mensch konnte ihn nicht sehen, war völlig allein und doch schien er, als würde er sich nicht fürchten. Furcht, die in ihm selbst herauf kroch, wenn er nur daran dachte in seiner Lage zu sein.

Doch es ging ihn nichts an. Er würde das Angebot seines Retters annehmen, die Nacht in seinem Haus verbringen und am Morgen verschwinden.
 

„Ich habe nur einen Futon. Mehr kann ich dir nicht anbieten.“, durchbrach der Uchiha abermals die Stille, als er ihr benutztes Geschirr zur Seite räumte und es im Spülbecken ab stellte.

Irritiert blickte Naruto auf. Hatte er ihm eben seinen Schlafplatz angeboten?

Das konnte er nicht an nehmen, auch nicht in Anbetracht seiner Verletzungen.

„Wir können ihn teilen.“, schlug er daher vor, lächelte, ehe er sich bewusst wurde, dass Sasuke es ohnehin nicht sehen konnte. Ob er es bereute, blind zu sein? Er würde ihn fragen, doch es ging ihn nichts an.

Im Morgengrauen würden sich ihre Wege wieder trennen. Sasuke war nur ein Mensch.

Dämonen und Menschen konnten keine Freunde sein, das war selbst ihm bewusst.

Chapter 2 - Twisted

Schlaflos lag der Fuchsdämon neben seinem Retter, starrte an die fahle Holzdecke. Er fand einfach keine Ruhe. Ob es an seiner Gesellschaft lag, an den Ereignissen des Tages oder den noch nach lastenden Schmerzen seines Sturzes, vermochte er nicht zu sagen. So viele Dinge waren geschehen.

Dinge, über die er eigentlich gar nicht nachdenken wollte und die ihn dennoch wach hielten.

Leise seufzend schloss er die Augen, versuchte ein weiteres Mal zu ruhen. Ruhe, die er nach diesem Tag wirklich brauchte.
 

Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, ob er überhaupt geschlafen hatte, als ein leises, fast lautloses Geräusch ihn wieder aus den Tiefen seines Dämmerzustandes riss. Was war das?

Es dauerte einen Moment, ehe der Blonde die Augen schließlich öffnete, noch etwas verschwommen durch den Raum blickte und nur vage die Silhouette seines Retters erkannte, der im nächsten Moment auch schon aus der Tür verschwunden war. Wo wollte er hin?

Hektisch rieb der Blonde sich die Augen. War es etwa schon morgen? Nein, es war dunkel.

Warum verließ der Schwarzhaarige mitten in einer bitterkalten, stürmischen Winternacht sein Haus?

Die Neugier trieb den Blonden aus dem Bett. Er wollte es wissen.

Unauffällig schlich er dem Uchiha nach, der den schmalen Bergpfad noch etwas weiter verfolgt und schließlich abrupt stehen geblieben war.

Irritiert schaute Naruto sich um. Was wollte er mitten in der Nacht an diesem Ort? Weit und breit war nichts zu sehen, außer einer massiven Felswand, Eis und haufenweise Schnee.
 

War dieser Mensch vielleicht doch bescheuert? Naruto war sich nicht sicher und doch widerstand er dem Drang ihn anzusprechen. Augenscheinlich hatte Sasuke ihn nicht bemerkt.

Gedankenverloren strich der Schwarzhaarige über den Steinblock vor seinen Augen, den Schnee dabei von der Oberfläche schiebend, während sich ein dumpfer, ziehender Schmerz in seiner Brust bemerkbar machte.
 

Erschrocken erkannte Naruto, dass der Andere vor einem Grabstein stand, der eisige Wind die schwarzen Strähnen des Menschen dabei hart in sich wiegend.

Er rührte sich nicht, stand einfach da, stumm inmitten der eisigen Schneeandschaft.

Kein einziger Laut kam über die Lippen des Uchiha, keine Träne über seine Wangen und die helle, milchige Haut erschien in diesem Moment fast so weiß und leblos, wie der Schnee, der sie langsam bedeckte.

Vorsichtig trat Naruto auf ihn zu, fühlte sich geradezu magisch angezogen von dieser Szene. Er konnte sie spüren, die Trauer dieses Menschen.

Die Zerrissenheit mit der er kämpfte und äußerlich doch kein Anzeichen zeigte, welche Gefühle in ihm tobten.

Ein Knacken ließ den Blonden zusammen zucken, als er bemerkte, dass er auf einen Ast getreten war und auch Sasuke hob erschrocken den Kopf, zog seine Hand vom kalten Stein zurück.

Langsam wandte er sich zu Naruto um, wusste, dass er es war. Er konnte sie fühlen, die Aura des Dämons.
 

Der Blonde ihm entschuldigend entgegen, kratzte sich etwas unbeholfen am Hinterkopf.

„Ich...also ich wollte dir nicht hinterher spionieren. Hab mich nur gewundert wo du mitten in der Nacht hin willst.“

„Ich habe dir gesagt, du kannst die Nacht bleiben, aber zum Morgengrauen musst du gehen.“, erwiderte Sasuke nur und trat wieder an ihm vorbei, lief den schmalen Weg zum Haus zurück, ohne dem Fuchs die Chance eine Frage zu stellen zu gewähren.

Irritiert schaute Naruto ihm nach, wandte den Blick aber noch einmal in Richtung des Grabes.

War das der Grund, warum er allein lebte? Sie war tot, seine Familie.

Ein stechendes Gefühl erfasste das Herz des Blonden, spürte er den Schmerz und die unterdrückten Gefühle des Menschen doch so deutlich in seiner eigenen Brust und mahnte sich selbst noch im gleichen Atemzug. Er sollte nicht darüber nach denken. Die Menschen waren alle gleich. Sie waren Bestien, die wahren Monster und jene, die Seinesgleichen jagten um sich selbst zu bereichern.

Er würde nicht auf sie herein fallen.

Ein letzter Blick auf den kalten Stein, ehe er dem Schwarzhaarigen zurück ins Haus folgte.
 

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Naruto wälzte sich gähnend auf die andere Seite, kuschelte sich an die angenehme Wärmequelle neben sich, während die Morgensonne in dicken Strahlen das karg eingerichtete Zimmer erleuchtete. Er wollte nicht auf stehen. Es war viel zu weich und bequem.

Weich?

Müde öffnete er seine Augen, erblickte den schwarzen Haarschopf vor seiner Nase und wich mit einem Satz nach hinten.

Sasuke seufzte leise auf, hatte er doch schon seit gut zehn Minuten versucht aus dem Bett zu kommen. Erfolglos, denn der Fuchs hatte sich an ihn geklammert, als wäre er die Essenz seines Lebens.

Er erhob sich schweigend von seinem Lager, packte den Futon zusammen und legte ihn in die Ecke. Man hätte nie vermutet, dass er blind war. Er bewegte sich mit einer unglaublichen Sicherheit, gleich einem völlig gesunden Menschen.

Nur ein genauer Blick in die trüben, mattgrauen Augen verriet sein wahres Schicksal und einmal mehr glomm in Naruto die Frage auf, warum es so war. Innerlich schüttelte er den Kopf, als er sich bei dieser Frage ertappte. Es ging ihn nichts an. Der Fremde war ein Mensch. Nur einer von Vielen. Einer von Tausenden.

Einer, der ihm geholfen hatte.

Er stockte. Er wusste nicht einmal seinen Namen.

„Es ist Morgen. Du solltest gehen.“, riss ihn Sasuke plötzlich aus seinen Gedanken.

„Huh-?“, entkam es Naruto nur überrascht, als hätte er ihn nicht verstanden.

„Du musst gehen!“, erwiderte der Uchiha noch einmal etwas nachdrücklicher.

Irritiert über die plötzlich so schroffe, kalte Art des Blinden, richtete sich Naruto auf. Was war mit ihm los?

„Aber-“

„GEH!“

Der Fuchsdämon wich erschrocken zurück, spürte die kalte Abweisung des Menschen, der ihm entgegen schrie.

Er hatte es doch gewusst! Sie waren alle gleich, diese Menschen.

Ohne noch einmal zurück zu sehen, stürmte er aus der Tür, rannte die noch verschneite Straße entlang und auch der noch verbliebene Schmerz hielt ihn nicht. Weg. Er wollte nur weg von ihnen.

Sie waren die wahren Bestien, die wahren Monster. Die Menschen.
 

Leise quietschend wog der Wind die Tür, die nach der Flucht des Blonden weit offen stand, der kühle Morgenwind den Geruch von Eis und Schnee ins Haus tragend.

Sasuke stand regungslos inmitten des Raumes, spürte die Kälte langsam wieder in seinen Körper ziehen. Er hatte ihn fort geschickt, den Einzigen, der ihn nicht verurteilt hatte. Der Einzige, der vielleicht sogar in seiner Nähe hätte bleiben wollen.

Doch es war besser. Denn dem Fremden sollte es nicht so gehen, wie allen Anderen.

Chapter 3 - The Cursed One

Er wusste nicht, wie weit er gerannt war, ob es Stunden oder doch nur Minuten gewesen waren, doch sein Körper zwang ihn in die Knie.

Müde ließ der Blonde sich auf einem vereisten Baumstamm nieder, der dicke Haori um seine Schultern ihm dabei noch immer ausreichend Wärme spendend.

Gedankenverloren schaute er auf den Stoff. Er gehörte ihm nicht. Es war die Kleidung eines Menschen.

Er zerrte ihn wütend von den Schultern, warf ihn in den Schnee. Er wollte ihn nicht, wollte das Mitleid dieses Menschen nicht, nur um im Anschluss wieder verjagt zu werden.

Warum hatte er das getan? Er verstand es nicht. Nur langsam beruhigte sich der verwirrte Geist des Fuchses. Egal wie oft er darüber nach dachte, es machte keinen Sinn.
 

Schwere Schritte ließen ihn aus seinen Gedanken auf schrecken. Panisch blickte er sich um, entdeckte eine verschneite Vertiefung unter einem Felsvorsprung und huschte hinein. Nicht noch einmal wollte er ihnen zum Opfer fallen, diesen Barbaren.

Vorsichtig spähte der Fuchsdämon aus seinem Versteck, erkannte zwei groß gewachsene Männer.

„Hey!“

Der Blonde zuckte erschrocken zusammen. Hatten sie ihn entdeckt?

„Was ist das?“, fragte der Größere der Beiden, kniete sich neben den am Boden liegenden Haori und hob ihn auf.

„Ein so hochwertiger Stoff und er liegt einfach so herum? Was für eine Verschwendung! Nun gehört er mir.“, grinsend streifte er das Kleidungsstück über, das Wappen des Uchiha Clans deutlich auf dem Rücken des Haori zu erkennen.

„D-das- Zieh es aus!“, stammelte sein Begleiter hektisch, wich erschrocken vor ihm zurück.

Verwundert blickte der Große über seine Schulter, erkannte selbst das Wappen des Clans und zerrte sich angsterfüllt den Stoff vom Leib.

„Der verfluchte Clan! Das ist das Zeichen des verfluchten Clans! Nichts wie weg von hier!“

Überstürzt eilten die Beiden davon, überließen Naruto erneut einer tiefen Verwirrung.

Nur langsam wagte er sich wieder aus seinem Versteck, besah sich den im Schnee liegenden Stoff.

„Verfluchter Clan?“, wiederholte er leise die Worte der beiden Männer.

„Willst du es wissen?“

Irritiert schaute der Fuchsdämon auf, sah sich um. Weit und breit niemand zu sehen.Wer hatte das gesagt?

„Orientierungslos irrst du in der Welt der Menschen, kleiner Dämon. Doch fürchte dich nicht. Dir ist etwas gegeben, was den Menschen für immer verschlossen bleibt. Die Geister der Natur begleiten dich, weisen dir den Weg. So sag mir, kleiner Dämon, willst du es wissen, das Geheimnis dieses Menschen?“

„Wer bist du?“

Verunsichert spitzte Naruto die pelzigen Ohren, wartete. Nichts. Kein Lebenszeichen, keine Bewegung. Nur das leise Flüstern dieser fremden Stimme.

„Ich, bin der Geist des Windes.“

„Geist des Windes?“, wiederholte Naruto leise, schaute hinunter auf den weichen Stoff in seinen Fingern. Ob er es wissen wollte?

„Was hat das zu bedeuten?“, fragte er leise, spürte die Neugier immer weiter in sich an schwellen. Ja, er wollte es wissen, dieses Geheimnis.

Sanft umspielte ihn der kalte Wind, die Antwort auf seine Frage dabei leise mit sich säuselnd.

„Einst, vor vielen Jahren, lebte ein Clan so mächtig wie die Dämonen selbst. Die Hohepriester dieses Clans hegten die Schreine der Götter, der Geister und auch der Dämonen. Eine Zeit, in der Menschen und Dämonen nahezu friedlich in Einklang lebten. Doch haben auch Menschen eine dunkle Seite. Gier nach Macht trieb sie an, die mächtigste Dämonin zu unterwerfen. Sie jagten sie, die weiße Füchsin und ahnten nicht, welch Schicksal sie damit besiegelten. Man sagt, wer in ihrer Nähe verweilt, länger als nur einen Tag, der muss sterben. Der Fluch, der auch die Familie des Jungen ereilte. Er ist der Letzte von Ihnen, der Letzte des Uchiha Clans.“
 

Geschockt starrte Naruto auf den Stoff in seinen Händen, konnte nicht glauben, was er soeben erfahren hatte. Das war es, das Geheimnis des Blinden?

„Willst du die ganze Wahrheit erfahren, so musst du nur in den Erinnerungen wandeln. Doch merke dir eins: spiele niemals mit der Zeit, denn nichts bringt sie zurück.“

Die Stimme des Geistes verschwand im leisen Wispern des Windes, der nun pfeifend durch das steinige Gebirge streifte.

Noch immer völlig überrannt von all den Fakten, die ihm soeben offenbart worden waren, richtete sich der Blonde wieder auf. Wenn er die ganze Wahrheit erfahren wollte, dann musste er in den Erinnerungen wandeln? Er erinnerte sich daran, die Fähigkeiten die in ihm ruhten.

Doch sollte er es wirklich riskieren?

Der verfluchte Clan. Ein Clan dessen dunkle Seite sich gegen die Fuchsgeister gestellt, sie gejagt hatte. Was sollte an diesem schon anders sein? Er war einer von ihnen.

Zwiespältig haderte der Blonde mit sich. Das Gefühl mehr wissen zu wollen, seine Neugier befriedigen zu wollen, ließ sich nicht ab schütteln und doch begleiteten sie ihn, die Bedenken erneut in die Nähe dieses Menschen zu gehen. Er sollte es nicht und doch konnte er nicht anders.
 

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Überrascht hob Sasuke den Kopf, als er Schritte vernahm. Schritte, die ihm seltsam vertraut erschienen. Niemand kam freiwillig in seine Nähe. Jeder wusste um das Schicksal seines Clans.

Abrupt war es still geworden. Etwas irritiert lauschte der Schwarzhaarige der Stille.

Nur der Wind pfiff durch die kahlen Bäume, doch, war er nicht allein. Er konnte sie spüren, die Wärme des Blonden.

„Ich habe dir gesagt, du sollst gehen. Verschwinde!“, zischte er ihm entgegen, war sich nicht ganz sicher aus welcher Ferne er ihn beobachtete.

Schmollend schob Naruto die Unterlippe vor. Warum schnauzte der Kerl ihn schon wieder an? Er hatte ihm nichts getan. Etwas ruppig schmiss er ihm seinen Haori entgegen.

„Ich wollte den hier zurück bringen.“, erwiderte er also nur, wich dabei jedoch nicht von der Stelle.

„Außerdem...bin ich dir noch was schuldig.“

Verwundert zog Sasuke eine Augenbraue nach oben. Was sollte er ihm schuldig sein?

„Du hast mich gerettet. Ich kann nicht einfach gehen, ohne mich zu bedanken.“

Ein leichtes Grinsen legte sich auf die Züge des Blonden. Er war ein Fuchsdämon, ein stolzes, treues Wesen. Es widersprach einfach seiner Natur, ohne ein Wort des Dankes zu gehen. Dass er beiläufig mehr über diesen Menschen erfahren wollte, das verschwieg er ihm allerdings.

„Ich heiße Naruto.“

„Geh einfach.“, blockte Sasuke das aufkommende Gespräch ab, sammelte den Haori vom Boden auf und faltete ihn zusammen.

„Eh-?“

„Der Hellste scheinst du ja nicht zu sein.“

„Ey! Nimm das gefälligst zurück!“

Kopf schüttelnd wandte Sasuke sich ab, verschwand wieder in seiner Hütte.

Empört über das Verhalten dieses Menschen stand der Blonde da, sah ihm nach und brauchte einige Sekunden, um zu realisieren, dass der Uchiha ihn gerade wortwörtlich stehen gelassen hatte.

„Ey!“

Wütend stampfte er auf das Haus zu, schlug gegen die versperrte Tür.

„Mach sofort auf! Du kannst mich doch nicht einfach stehen lassen! Was ist bei dir eigentlich kaputt im Kopf? Erst rettest du mich und dann schmeißt du mich raus?!“

Seiner Wut genervt Luft machend, rüttelte Naruto an der Tür. Was war los mit diesem Menschen?

Als auch nach Minuten keine Reaktion von innen zu hören war, stoppte Naruto, lehnte den Kopf gegen die Tür.

„Ach komm schon...sei nicht so ekelhaft...“, bat er leise, ließ sich dann einfach vor der Tür nieder und wartete. Irgendwann musste er da schon wieder heraus kommen.

Chapter 4 - Destinys Bonds

Der Anfang einer langen, Nerven raubenden Zeit, wie der Fuchs noch fest stellen würde, denn auch nach mehr als drei Tagen des Wartens, war die Tür hinter ihm verschlossen geblieben. Es war kalt, eisig und ihm knurrte der Magen. Doch wollte er sich nicht eher weg bewegen, ehe er nicht zumindest den Namen des Anderen wusste.

Leise genervt seufzte er auf, ließ den Kopf gegen die Holztür fallen. Was machte er nur dort drin? Es war totenstill, fast als wäre das Haus völlig leer.

Fassungslos sprang der Fuchsdämon schließlich auf, als ihm ein Licht auf ging. Das konnte doch nicht-?

Er hetzte hektisch um die Hütte, zerrte die Abdeckung des kleinen Fensters zur Seite, das er in seiner Torheit völlig vergessen hatte.

„Dieser Arsch!“, platzte es aus lautstark aus ihm heraus. Das Haus war leer. Wohin war der Schwarzhaarige verschwunden?
 

Ein hartes Niesen schüttelte Sasuke, als er sich ein weiteres Mal herunter beugte, um den zweiten Krug Wasser zu befüllen. Wurde er etwa krank? Das konnte er nun wirklich nicht gebrauchen, hatte er doch schon genug damit zu tun, sich diesen verdammten Fuchs vom Leib zu halten.

Ja, er wusste es, dass Naruto ein Dämon war, doch war das nicht der Grund, warum er ihn verscheuchen wollte.

Er wollte einfach nicht wieder für den Tod eines Anderen verantwortlich sein.

Schweigend verweilte er einen Moment in den Erinnerungen seines Clans, sah das Blutbad vor seinem geistigen Auge und schüttelte sich. Nein, nie wieder.

Bedächtig lief Sasuke den steilen, verschneiten Weg zu seiner Hütte zurück. Ob der Fuchs immer noch dort saß? Warum war er überhaupt so penetrant? Er musste doch gemerkt haben, dass er ihn los werden wollte. Entweder stellte er sich dumm oder er war es von Natur aus.

„HEY!“, riss es den Uchiha urplötzlich aus seinen Gedanken, während der unerwartete Schreck ihn taumeln ließ, die beiden Wasserkrüge in seinen Händen dabei gefährlich schwankend.

Damit hatte sich die Frage wohl erledigt, ob der Dämon inzwischen verschwunden war.

„Whoa! Vorsicht mit den Dingern!“, jammerte der Blonde strafend, als ihn einer der Krüge beinahe am Kopf traf. Reflexartig langte er in die Bahn des Schwarzhaarigen, bewahrte ihn vor einem harten Sturz.

„Puh, nochmal gut gegangen...aber ey, ich find das voll nicht in Ordnung, dass du einfach heimlich abgehauen bist!“

Schmollend verschränkte er die Arme vor der Brust, während Sasuke sich langsam wieder gerade aufrichtete.

„Ich hab dir doch gesagt du sollst verschwinden!“, zischte Sasuke ihm entgegen.

„Kein Grund mich an zu maulen. Ich bin ja schließlich nicht taub.“

„Scheinbar ja schon, wenn du mich trotzdem verfolgst! Verzieh dich endlich und lass mich allein!“

Gereizt wandte der Schwarzhaarige sich ab, stampfte auf dem eisigen Bergpfad zurück Richtung Hütte.

„Boah warum bist du eigentlich so ne Zicke!? Ich wollte mich nur bedanken, Blödmann!“

Einen Moment hielt der Uchiha inne. Dank? Blödmann?! Unsicherheit kroch in ihm auf. Er kannte es nicht. Das Gefühl, das der Dämon mit diesen Worten in ihm aus löste.

„Ich...“

Er wollte etwas erwidern, doch blieben ihm die Worte im Hals stecken, als er sich selbst in diesem Moment der Schwäche ertappte.

„Ich brauch deinen Dank nicht, also lass mich endlich in Ruhe du Nervensäge!“
 

Irritiert sah der Fuchsdämon ihm nach. Was war das gewesen? Sasuke hatte gezögert und je länger der Blonde darüber nach dachte, desto offensichtlicher erschien es ihm, dass der Schwarzhaarige nicht wirklich allein sein wollte. Wer war denn schon gern allein? Aber warum wehrte er sich gegen seine eigenen Gefühle?

„Warte!“, rief Naruto ihm nach, holte zu ihm auf.

„Sag mir wenigstens wie du heißt, dann geh ich.“

Lächelnd sah der Blonde ihm entgegen, störte sich nicht daran, dass Sasuke es nicht sehen konnte.

Der Schwarzhaarige hingegen hob skeptisch eine Augenbraue. Er sollte ihm seinen Namen sagen und dann würde er gehen? Ein seltsames Gefühl beschlich ihn.

„Wenn ich ihn dir sage, dann gehst du?“, fragte er misstrauisch nach.

„Jap, versprochen.“

Einige Momente der Stille traten ein, ehe der Uchiha ihm antwortete.

„Sasuke.“

„Hu?“

„Ich heiße Sasuke. Jetzt weißt du meinen Namen, also geh.“

Ein breites Grinsen legte sich auf die Züge des Fuchses.

„Sasuke also ~ okay.“

Er hatte, was er wollte. Ein Name war in seinen Augen etwas Bedeutsames und dass der Schwarzhaarige ihm seinen verraten hatte, freute den Dämon auf eine kindlich naive Weise. Gut, wenn man es genau betrachtete war er ja auch ein Kind, ebenso wie der Mensch ihm gegenüber.

Mit dreizehn Jahren konnte er es sich leisten, naiv zu sein.

Noch immer grinsend schnappte er sich einen der Wasserkrüge, balancierte ihn vorsichtig neben Sasuke her, dessen Lippen sich zu einem schmalen Strich geformt hatten.

„Was soll das? Du sagtest du würdest gehen!“

„Tu ich doch, mit dir zum Haus zurück~“

Triumphierend lächelte der Blonde, hatte er sich die Worte doch wirklich passend zurecht gelegt.

Sasuke hingegen schien über diese Tatsache alles andere als glücklich zu sein. Er hatte sich herein legen lassen. Der Blonde hatte ihn bewusst betrogen. Noch einmal würde ihm das nicht passieren.

„Tch....“, zischte er nur, wandte sich von ihm ab und setze seinen Weg fort.

Naruto folgte ihm vergnügt, fröhlich grinsend und beobachtete, wie Sasuke sich samt Wasserkrug elegant durch das Fenster ins Haus schlängelte. Es war wirklich erstaunlich wie gut sich der Blinde bewegte.

Euphorisch wollte er es ihm gleich tun, als er mit dem Kopf gegen die dicke Holzplatte krachte, die das Fenster nun wieder versperrte. Perplex starrte er auf das dunkle Holz, den dumpf pochenden Schmerz in seiner Stirn dabei völlig ignorierend.

„EHHHHHHHHHHH!?“, entkam es Naruto laut. Was, warum-?

„Sasukeee...das kannst du doch nicht machen...“, jammerte er los, starrte beleidigt auf das Holzbrett.

Was sollte das? Er hatte doch nichts verbrochen, ihm sogar geholfen. Warum sperrte ihn der Kerl trotzdem aus?

„Komm schon Sasuke, lass mich rein...“, bettelte der Fuchs beleidigt, verharrte an der Stelle und wartete.

Sasuke seufzte entnervt auf, als das Gejammer des Fuchsdämons auch nach Minuten nicht verstummt war. Der Dämon raubte ihm wirklich den letzten Nerv. Was wollte er denn von ihm? Kein einziger Fuchsdämon begab sich mehr in die Nähe seines Clans. Schon gar nicht freiwillig.

Nicht seit jenem Vorfall. War Naruto vielleicht wirklich einfach dumm? Der Gedanke schien ihm nicht mehr so abwegig, nachdem auch nach über einer Stunde das Gezeter des Blonden andauerte.

Was auch immer es war, er würde ihn nicht in seine Nähe lassen.

Dämon oder nicht, er würde es verhindern, die Bindung ihrer Schicksale.

Chapter 5 - Choices

„Langsam aber sicher glaube ich ehrlich du bist nicht begriffsstutzig sondern einfach nur dämlich!“, platzte es aus Sasuke heraus, als der Dämon ihm auch nach nunmehr zwei Monaten nicht von der Pelle gerückt war und sein Leben damit ordentlich aufgemischt hatte. Die wenigen Augenblicke in denen Naruto verschwunden war hatten sich auf die beschränkt in denen er jagen war, um etwas zu essen zu haben oder aber in die Höhle nahe der Hütte gekrochen war, um dort vor der Kälte geschützt etwas zu schlafen.

Beleidigt schob der Blonde die Unterlippe nach vorn, verschränkte die Arme vor der Brust.

„Wenn du nicht so ne kaltschnäuzige Zicke wärst, müsste ich mich ja nicht so ins Zeug legen!“

Leise knirschte der Uchiha mit den Zähnen. Wie hatte der Kerl ihn gerade genannt?!

„Wenn du dich endlich verziehen würdest, müsste ich ja nicht so sein!“, erwiderte er gereizt.

Er hatte wirklich alles versucht ihn los zu werden, war sogar so weit gegangen ihm einen Eimer Eiswasser über zu schütten, um ihn zu vertreiben, als der Blonde vor seiner Tür geschlafen hatte. Nichts hatte funktioniert.

„Was hast du eigentlich für ein Problem? Lass mich doch einfach ein bisschen Zeit mit dir verbringen. Immerhin sind wir beide allein und keiner ist gern einsam.“

Sasuke erstarrte bei diesen Worten.

Er spürte sie, die Ehrlichkeit mit der sie gesprochen worden waren. Anfangs hatte er das Motiv des Fuchses hinterfragt. Den Grund, warum er so beharrlich war. Er hatte es immer gespürt, dass mehr als einfache Dankbarkeit dahinter steckte. Doch jetzt spürte er nichts außer Narutos Gefühl, ihm nahe sein zu wollen. Das Gefühl, dass sie beide sich aus der Einsamkeit helfen konnten.

Schweigend stand er inmitten des langsam tauenden Schnees. Es wurde Frühling und so wie der Schnee schmolz, begann auch die Mauer aus Eis in seinem Herzen langsam dünner zu werden, ganz gleich wie sehr er sich dagegen wehrte.

Schlussendlich war eben auch er nur ein Mensch und Menschen sehnten sich nach Bindungen. Sie waren nicht dafür geschaffen allein zu sein.

Naruto hingegen hatte angefangen selbst ein natürliches Bedürfnis nach dem Uchiha zu entwickeln. Die Neugier trieb ihn nach wie vor, doch war es inzwischen mehr als nur das Gefühl der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Er hatte begonnen sie zu spüren, seine wahren Gefühle. Ganz gleich wie ekelhaft der Schwarzhaarige zu ihm gewesen war, sich ihm gezeigt hatte, um ihn zu vertreiben, so wenig Hass und Abneigung lag wirklich in ihm. Er wehrte sich gegen seine eigenen Gefühle. Warum, das wusste der Blonde noch immer nicht. Aber er hatte es sich zum Ziel gemacht, es heraus zu finden.

Neugierig musterte er den Schwarzhaarigen, der ungeahnt still geworden war und sich keinen Millimeter gerührt hatte.

„Mach doch, was du willst.“

Er gab auf.

Sasuke spürte es. Egal was er tun würde, Naruto würde nicht einfach verschwinden. Vielleicht würde er ja irgendwann gehen, wenn es ihm zu langweilig wurde, ihn zu beobachten.

„Griesgram.“, murrte Naruto leise, die pelzigen Ohren dabei aber aufgeweckt zuckend. Er hatte es geschafft. Sasuke hatte eingelenkt, wenn auch nur unterbewusst.

Zufrieden grinsend folgte er ihm ins Haus, schaute sich interessiert darin um. Beim ersten Mal war ihm alles so kahl und lieblos vor gekommen, doch nun, da die Frühlingssonne den Raum warm erhellte, wirkte es irgendwie viel freundlicher.

„Betrittst du eigentlich immer ungefragt fremde Häuser?“, riss ihn Sasuke schließlich aus seinen Gedanken und schob sich an ihm vorbei.

„Hu?“, machte der Blonde überrascht, als hätte er die Frage nicht verstanden.

Seufzend schüttelte der Uchiha den Kopf. Da sollte nochmal jemand behaupten Füchse wären intelligent. Auf Naruto traf das definitiv nicht zu.
 

Still saßen sich die Beiden am Abend dieses chaotischen, aufreibenden Tages gegenüber. Naruto hatte ihnen einige Fische gefangen, die sie nun über der kleinen Feuerstelle innerhalb des Hauses rösteten. Es war Sasuke, der die Stille unerwartet brach.

„Warum ist es dir so wichtig, in meinem Leben zu sein? Du kannst mir nicht sagen, dass es aus simpler Dankbarkeit ist. Niemand geht so weit, wenn er ständig abgewiesen wird.“

Überrascht hob der Fuchs den Kopf, blickte ihm entgegen. Er war überrascht wie genau der Uchiha ins Schwarze traf.

„Nun, um ehrlich zu sein...“, begann er leise, hatte das Gefühl ehrlich sein zu müssen in diesem Moment.

„... war ich neugierig.“

Sasuke schwieg, schien jedoch zu wissen welche Art Neugier den Blonden beschäftigte.

„Du bist doch, ein Uchiha, nicht wahr? Aber ich bin nicht tot. Ich habe sie reden hören, die Dorfbewohner und mich gefragt, was dahinter steckt und scheinbar war es ja wirklich nur ein Gerücht.“

„Du bist wirklich unfassbar dumm...“, stellte Sasuke trocken fest, konnte nicht glauben wie leichtfertig Naruto über diese Dinge sprach. Sprachen die Dämonen nicht untereinander, wie es wirklich war?

„Eh?! Warum beleidigst du mich ständig? Ich bin nicht dumm! Ist doch voll logisch!“

Logisch für ihn, dachte sich Sasuke im Stillen und seufzte abermals.

„Der Fluch existiert, aber er hat kein Zeitlimit. Wann jemand stirbt ist unterschiedlich und eigentlich verheißt der Fluch auch nur Unheil an jene, die Mitglieder des Clans oder seiner Geschichte sind.“

Es stimmte. Es lag kein Todesfluch auf ihm und doch war das Ende jeden Unheils unweigerlich der Tod. Verwirrt betrachtete Naruto den Schwarzhaarigen.

„Dann haben sie also gelogen, die Menschen aus dem Dorf?“, fragte er leise, war nicht sicher wie er dieses Verhalten einordnen sollte.

„Die Menschen glauben nur an Dinge, die sie sehen. Es gab wiederholt Unfälle in der Nähe des Clans und im Laufe der Jahre entwickelte sich dieses Gerücht. Es kümmert mich nicht, was sie denken, also spar dir jegliches Mitleid.“

Die Worte des Schwarzhaarigen waren kalt, emotionslos. Er meinte es, wie er es sagte, sie kümmerten ihn nicht.

„Aber sind sie denn nicht wie du?“

„Wie ich?“, fragte der Uchiha irritiert. Was sollte das bedeuten, wie er?

„Na normale Menschen mit gleichem Charakter.“

Neugierig musterte Naruto den Schwarzhaarigen, der erst nach einigen Sekunden zu einer Antwort an setzte.

„Bist du denn, wie alle Anderen?“

Unsicher sah Naruto ihm entgegen, spürte das aufgeregte Klopfen seines Herzens.

„Ja, ich bin ein ganz gewöhnlicher Mensch. Ich habe Fehler, gute wie auch schlechte Seiten und doch sind Menschen nicht gleich. Ist es bei euch nicht genauso? Bei den Fuchsdämonen?“

Geschockt weiteten sich die Augen Narutos. Sasuke wusste es! Aber, seit wann und wie?

„Schon als ich dich gefunden habe.“, bekam der Blonde unumwunden die Antwort, stockte einmal mehr. Konnte der Schwarzhaarige etwa Gedanken lesen?

Sasuke hingegen schüttelte nur leicht den Kopf. Es war offensichtlich an der Reaktion des Blonden zu spüren gewesen.

„Jedes Lebewesen auf dieser Erde besitzt Chakra, eine Aura. Ich mag blind sein, aber ich kann sie spüren.“, erklärte er weiter, senkte den Blick schließlich wieder. Matt reflektierte sich das kleine Feuer in seinen trüben Augen.

„Du..du wusstest-? Aber warum... warum hast du mich dann-?“

„Gerettet?“

Der Blonde nickte.

„Es war doch ein Fuchsdämon, der deinen Clan verfluchte. Wenn du wusstest ich bin einer von ihnen, warum hast du mich dann gerettet? Du hättest mich einfach sterben lassen können, aber du hast es nicht getan...“

Ein kurzer Moment der Stille trat ein, ehe Sasuke den Blick wieder hob und Naruto entgegen sah, die tiefblauen Augen sich dabei in den blinden Iriden spiegelnd.

„Nicht unsere Herkunft macht uns zu dem, was wir sind, sondern unser Charakter.“

Das war es, woran er glaubte.

Sie konnten nicht beeinflussen, wie sie geboren wurden, aber sie konnten entscheiden welchen Weg sie nahmen.

Chapter 6 - Fragile Emotions

Die Monate und Jahre zogen ins Land und je länger der junge Fuchsdämon in der Nähe des Menschen verweilte, desto mehr faszinierte dieser ihn.

Entgegen aller Vermutungen hatte ihn der Hass nicht zerfressen, seine Behinderung ihm nicht den Mut genommen weiter zu leben in einer Welt, die ihn verschmähte, ihn wie einen Aussätzigen behandelte und in der er weder unter Seinesgleichen, noch unter den Verstoßenen oder gar Dämonen einen Platz hatte, verdammt dazu ein Leben in völliger Einsamkeit zu führen.

Doch die Worte des Windgeistes gingen dem Fuchs nicht aus dem Kopf.

Wenn er die Wahrheit erfahren wollte, musste er in seine Erinnerungen tauchen.

So kam es, dass er spät des Nachts einmal mehr über dem Lager des Jungen verweilte und auf ihn hinabblickte, unschlüssig ob er das winzige bisschen Vertrauen, das in den Monaten zwischen ihnen entstanden war, wirklich so schamlos ausnutzen sollte, um seiner eigenen Neugier Befriedigung zu verschaffen.

Zerrissenheit plagte den Fuchsdämon, der schließlich langsam zurückwich und leise für sich selbst seufzte. Er konnte es nicht. Oft hatte er so über ihm gehockt, versucht sich seiner zu bemächtigen und war dann doch zurückgewichen.

Zu wichtig war ihm der Mensch geworden, um ihn derartig zu betrügen. Er konnte es einfach nicht, so sehr die Neugier ihn auch zerfraß. Er konnte ihn nicht verletzen, nur um seiner eigenen Gier Befriedigung zu verschaffen.

„Du möchtest sie sehen..., nicht wahr?“, hauchte der Schwarzhaarige schließlich leise, die Augen noch immer geschlossen.

Er hatte sie bemerkt, die Versuche seines Freundes, die vielen Male in den letzten Monaten, doch schien es ihm nicht richtig weiter zu schweigen.

Beinahe jede Nacht hatte der Fuchsdämon neben seinem Lager gehockt, auf ihn herabgesehen und doch hatte er diesem Drang in sich nie nachgegeben.

Naruto zuckte erschrocken zusammen, sah auf den Uchiha, von dem er bis vor einigen Sekunden angenommen hatte, er würde schlafen. Ungläubig besah er sich den jungen Mann.

„Du..weißt es?“

„Es war nicht schwer zu erraten.“, gestand Sasuke leise, öffnete die Lider zur Hälfte. Die grauen Iriden schimmerten leicht im fahlen Licht des einfallenden Mondes, spiegelten lediglich Narutos eigenes Antlitz wider.

„Wer kann es dir schon verübeln. Du willst sie sehen? Dann geh.“, sprach er leise, die Augen weiterhin starr an die Decke gerichtet. Was hatte er schon zu verlieren? Erinnerungen, die bereits so lange in ihm lebten. Ob er sie nun noch einmal durchlebte, machte wohl auch nichts mehr. Sein Herz zog sich schmerzlich zusammen bei den Bildern, die langsam in seinem Inneren heraufbeschworen wurden. Bilder, die er verdrängte und doch niemals vergessen können würde.
 

Naruto jedoch zögerte. Er wollte sie sehen, wollte wissen was geschehen war an jedem schicksalhaften Tag und doch...

Der Fuchsdämon schüttelte den Kopf.

Nein, er wollte es nicht. Nicht auf diese Art und Weise.
 

„Ich werde es sehen, wenn die Zeit gekommen ist.“, erwiderte er nur und kroch unter die Decke des Blinden, der einen Moment in Verwunderung verweilte.

Ruhig legte Naruto den Kopf an die Schulter seines Freundes, suchte die wärmende Nähe des Menschen, der ihm in all dieser Zeit so bedeutsam geworden war.

„Danke.“

Ein leises Flüstern, gleich einem seichten Windhauch hallte in den pelzigen Ohren wider, als Sasuke langsam seine Augen schloss.

Naruto hätte es tun können und doch hatte er ihm zuliebe auf das Wissen verzichtet, das so präsent vor ihm lag.

Eine große Geste.

Verwirrt über sich selbst und sein eigenes Handeln, begann Naruto sich selbst zu reflektieren. Warum war es ihm so wichtig Sasuke nicht zu verletzen? Warum stellte er dieses Gefühl über seinen natürlichen Instinkt Wissen zu erlangen? Er wusste es nicht. Er kannte es nicht und zum ersten Mal seit Langem fühlte er sich überfordert. Was sollte er machen? Er könnte den Schwarzhaarigen fragen, doch offenbarte eine bloße Erzählung ihm nicht die Wahrheit, die er begehrte.

Wahrheit, die langsam zu einer Nebensächlichkeit wurde, wenn er an den Menschen dachte, den sie betraf. Er hatte es wissen wollen, um seiner selbst Willen und doch war die Neugier dem Gefühl gewichen diesen Menschen nicht zu verletzen.

Einem Gefühl, das der Dämon nicht kannte.
 

◊◊◊
 

„So wie ich das sehe, werden wir verhungern.“, kommentierte der Blinde trocken, als er es wieder einmal platschen hörte. Ein weiterer Fehlversuch des Fuchsdämons, einen Fisch zu fangen.

„Du siehst überhaupt nichts, also sei still. Ich hab schon voll viel geleistet hier! Die sind halt so glitschig!“, beschwerte der Dämon sich nur und verschränkte die Arme.

Es war Frühling und er hatte dem Blinden versprochen ihnen das Abendessen zu fangen, nun, da die Bäche voller Fische waren. Der beste Fischfänger war er allerdings nicht, soviel stand fest.

„Dazu muss ich nichts sehen. Die Geräusche die du machst sagen alles.“, erwiderte Sasuke nur, der seit nunmehr vier Stunden darauf wartete, dass sein Freund ihnen etwas zu essen fing. In der Zwischenzeit hatte er bereits Wurzeln, Knollen und Gemüse zusammengesucht, angefangen einige Vorräte einzulagern und ihnen nebenbei einen Eintopf aufzusetzen.

Dinge, die bei Naruto nie wirklich auf Begeisterung gestoßen waren.

Er mochte lieber Fleisch, Fisch und… Nudelsuppe. Das so ziemlich einzige Menschenessen, das der Dämon absolut liebte.

Sehr zur Überraschung des Blinden, der dem Ganzen selbst eher wenig abgewinnen konnte.

„Ach? Dann mach du doch, wenn du denkst du kannst das besser!“, maulte der Fuchs nur und begann zu schmollen. Sollte der blöde Mensch es doch allein versuchen, so ganz ohne Klauen und nur mit seinen Händen. Als ob er es schaffen würde, dieser großkotzige Kerl.
 

„Nun hör schon auf zu schmollen. Du hast selbst gesagt, ich soll selber machen. Da kannst du jetzt nicht beleidigt sein, dass ich uns auch was gefangen habe.“

„Hallooo? Ich bin gar nicht beleidigt und wenn doch, dann nur, weil das völlig unnatürlich ist. Ich bin ein Dämon und du bist blind. Wie kannst du bitte Fische fangen, die mir aus den Fingern flutschen?!“, beschwerte sich der Fuchs und biss in eine der über dem Feuer gerösteten Makrelen.

„Alles eine Frage der Technik.“, erwiderte der Blinde ihm ruhig und nahm einen weiteren Schluck Suppe. Was glaubte der Dämon denn, wie man sonst überlebte? Allein von Wurzeln wurde auch ein Blinder Mensch nicht satt und Hilfe bekam er nicht. Also war ihm eben nichts anderes übriggeblieben als zu lernen mit dieser Behinderung zu leben.

„Ich check das trotzdem nicht.“

„Und da sagst du Menschen sind seltsam? Für einen Dämon bist du auch nicht gerade normal.“

Der Schwarzhaarige begann leise zu lachen. Nein, Naruto war so ziemlich der erste Dämon, der keine Ahnung zu haben schien, was er eigentlich tat.

„Lachst du mich gerade ernsthaft aus?“

Entrüstet blickte der Fuchsdämon dem Menschen entgegen, der sich so köstlich über ihn zu amüsieren schien.

„Sofern man jemanden ernsthaft auslachen kann, ja.“

„EY!“

Erneut schob der Fuchs schmollend die Unterlippe hervor. Der Typ war doch wohl nicht zu fassen! Was fiel dem eigentlich ein sich über ihn lustig zu machen?

„Ich wette dafür kann ich auch Sachen, die du nicht kannst! Ich bin nämlich voll cool und mächtig. Wenn ich meine Kräfte habe, werde ich es dir schon noch beweisen.“

„Da bin ich aber mal gespannt drauf.“

Sasuke wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel, holte erst einmal wieder Luft.

So herzlich hatte er seit Jahren nicht mehr gelacht. Es tat gut. Irgendwie, war es befreiend. Befremdlich, nach so langer Zeit und etwas irritierend, aber befreiend.

Nicht nur der Dämon hatte begonnen zu empfinden. Auch das Herz des Menschen schien die Mauern langsam zu senken. Mauern, die ihn so lange geschützt hatten.
 

Es wurde still für einen Moment.

„Warum… bist du eigentlich noch hier?“, durchbrach der Uchiha schließlich die Stille.

Die Worte erklangen leise, als der Fuchs gerade einen neuen Bissen seines Fisches zu sich nehmen wollte. Der Dämon hielt inne.

Ein leichtes Lächeln bildete sich auf den Lippen des Schwarzhaarigen, der selbst bemerkte wie seine Frage die Stimmung beeinflusste.

„Seit fünf Wintern lebst du mit mir zusammen. Fünf Jahre, in denen du mir nichts mehr schuldig warst und dennoch an meiner Seite geblieben bist. Das ist viel Zeit, für uns Menschen.“

Naruto spitzte die Ohren und ließ seinen Fisch einen Moment sinken.

Viel Zeit? Darüber hatte er sich nie Gedanken gemacht. Für Dämonen verging die Zeit in einem anderen Tempo und bisher hatte er sie immer als gleichaltrig betrachtet.

Sasukes Körper war gewachsen, so wie der Seine.

„Es sind meine Erinnerungen, die du begehrst und doch hast du sie nicht zu deinem Eigen gemacht. Du hast verzichtet. Warum, wenn es doch das ist, was dich hier hält?“

Erneut trat Stille zwischen sie.

Stille, die der Fuchs nicht auszulöschen vermochte. Er kannte die Antwort auf diese Frage nicht.

„Du hast Recht. Ich schulde dir nichts. Ich will sie sehen, deine Erinnerungen, aber…“

Der Blonde hob den Kopf und blickte direkt auf den jungen Mann, dessen trübe Augen das Feuer reflektierten, das vor ihnen brannte.

„…nicht mehr aus dem Grund, aus dem ich es anfangs wollte.“
 

Überrascht hob Sasuke seinen Kopf. Was hatte das zu bedeuten?

„Anfangs …war ich neugierig, weil zwei Männer in den Bergen diesen Fluch erwähnten. Einen Fluch, dessen Ursprung nur deine Seele kennt und deren Quell mir Wissen verleihen würde. Wissen bedeutet in der Welt der Dämonen Macht und Macht ist alles, was einem Dämon etwas bedeuten sollte. Aber…“

Leicht belustigt schnaubte der Blonde über sich selbst.

„…ich will es nicht wissen, wenn es um den Preis deiner Seele wäre.“

Er war sich vollends dessen bewusst, was passieren konnte würde er die Seele dieses Menschen infiltrieren. Er könnte brechen. Er könnte ihn töten und diese Vorstellung schnürte dem Fuchsdämon die Kehle zu. Nicht, weil er ihm sein eigenes Leben verdankte. Nein. Aus einem Grund, den er nicht kannte. Einem Grund, der für ihn unerklärlich blieb.
 

Sasuke war es nun jedoch, dem es die Sprache verschlagen hatte.

Er wusste nicht, was er von dieser Situation halten sollte. Ein Dämon, der die Gefühle eines Menschen über Macht stellte? Undenkbar in ihrer Welt und doch so real.

Er kannte die Regeln und Gesetze der Dämonen nicht, kannte sie selbst nur aus Legenden und seinen eigenen Erinnerungen. Erinnerungen, die ihn gelehrt haben sollten, dass er sich von ihnen fernzuhalten hatte und sein Leben die Buße für die Vergehen seines Clans war und doch war es ihm unmöglich Naruto von sich zu stoßen, ihn von sich fernzuhalten oder gar ihn fortzuschicken. Der Fuchs kehrte zurück. Immer und immer wieder.
 

„Ich weiß nicht, warum ich es will. Ich möchte einfach nur… bei dir sein. Den Grund kenne ich nicht. Es fühlt sich einfach…richtig an.“

Der Blonde rückte näher, unschlüssig wie er sich selbst verhalten sollte. Was taten Menschen in Situationen wie diesen? Er war kein Mensch. War es richtig seiner Intuition zu folgen und einfach zu handeln, wie es ihm beliebte? Gab es überhaupt ein Richtig oder Falsch?

„Ich möchte einfach nur bei dir sein.“, raunte der Dämon leise und lehnte seinen Kopf an die Schulter des Blinden, verweilte, als wolle er der stillen Zustimmung des Menschen lauschen, dessen wärmende Nähe ihm so wichtig geworden war.

Chapter 7 - Power

„ENDLICH!“

Erschrocken setzte sich Sasuke auf, als der euphorische Ausruf des Fuchsdämons ihn aus seinem Schlaf riss.

„Was zum-?“

Irritiert wandte er den Kopf hin und her, versuchte herauszufinden was passiert war. Vom Schlaf noch völlig desorientiert fiel es dem Blinden schwer die Situation zu deuten.

„Sasuke sieh nur, ich hab endlich meinen dritten Schwanz!“, entkam es dem Fuchs nur, der stolz durch das Haus flitzte.

Sasuke hingegen hob nur eine Augenbraue. Wie sollte er bitte etwas sehen und was sollte ihm diese Information nun sagen? Dritter Schwanz? Er verstand es nicht.

„Sasuke nun gu-..oh.“

Überfahren von seiner eigenen Dummheit stockte der Fuchs, der völlig vergessen hatte, dass er mit einem Blinden sprach. Einem blinden Menschen wohlgemerkt, der gar nicht wissen konnte warum dieses Ereignis so etwas Besonderes war.

Langsam trat er an den Blinden heran, kniete sich an seine Seite auf dessen Lager, um seine Hand zu führen.

„Fühl mal.“, raunte er ihm entgegen und ließ die Finger seines Freundes über sein Fell streichen.

Der Mensch wirkte noch immer sichtlich irritiert. Gut, Naruto war ein Fuchsdämon. Sicherlich besaß er als solcher eben auch einen Schweif oder eben mehrere?

Die Frage stand Sasuke buchstäblich auf der Stirn geschrieben.

„Der dritte Schweif bedeutet, dass ich nun kein Kind mehr bin. Ich kann meine Kräfte jetzt richtig benutzen und mein Potential stärker zu werden. Fuchsdämonen können bis zu neun Schweife bekommen.“

„Das bedeutet, du bist nun ein vollwertiger Dämon?“

„Höhö ja…quasi.“

Naruto war stolz. Er fühlte sich mächtig. Nun würde er sich verteidigen können, würde man ihn wieder jagen. Nein, er würde sie beide verteidigen können. Sich und Sasuke.

Mit den Nebenwirkungen seines Eintritts in die Welt der Erwachsenen aber hatte er nicht gerechnet.
 

Schnurrend lehnte er sich gegen seinen Freund, als Sasuke gedankenverloren begann ihn zu kraulen.

Es war ein merkwürdiges Gefühl. Neben ihm saß ein ausgewachsener Fuchsdämon. Ein Dämon, der sich langsam an ihn schmiegte und schließlich in seinen Schoß sinken ließ, um sich streicheln und kraulen zu lassen, als wäre er ein domestiziertes Haustier.

„Das heißt ich kann uns jetzt beschützen und alle Fische fangen, die du haben willst.“, brummte Naruto nur und strich mit einem der Schweife über den Rücken des Uchiha.

„Das will ich sehen.“, erwiderte der Blinde nur trocken, beinahe spottend und der Dämon schaute auf, musterte ihn mit seinen ozeanblauen Augen.
 

Sehen?
 

Seine Hand wanderte hinauf ins Gesicht des Blinden, die Finger sanft über die Wange des jungen Mannes gleitend.

„Sag mal…Sasuke. Seit wann…“

„Seit sehr langer Zeit.“

Der Uchiha legte eine Hand auf die seines Freundes, lehnte sich leicht in seine Handfläche hinein. Er hatte geahnt, dass diese Frage ihn eines Tages ereilen würde.

„Du willst wissen, was das Letzte war, das ich gesehen habe, nicht wahr?“

Naruto schwieg. Er hatte eine dunkle Vorahnung, dass er diese Frage nicht hätte stellen sollen, doch Sasuke schüttelte nur leicht den Kopf.

„Es war der Tod meiner Familie.“
 

Ein Stich jagte dem Fuchsdämon durch die Brust, als er diese Worte vernahm.

Ein Schmerz, von dem er nur ahnen konnte, wie er sich für den Blinden anfühlte.

„An diesem Abend war alles völlig normal. Wir saßen zusammen, wir aßen und binnen einer Sekunde brach das Feuer über uns herein. Die Glocken wurden geschlagen, die Massen rannten ins freie und mein Bruder hielt meine Hand, rannte mit mir durch das Feuer, das selbst auf dem Schnee der Berge nicht erlosch. Schwarze Flammen, die nichts zu stoppen vermochte.“

Das Herz des Blinden zog sich zusammen, als er die Bilder vor seinem geistigen Auge erblickte. So klar, wie in jener Nacht.

„Ein weißer Fuchsdämon trat durch den blutigen Schnee, in dem die Leichen meines Clans unter seinen Flammen zu Asche verbrannten und mein Bruder warf sich vor mich, ehe sie ihm mit ihren Fängen das Herz aus der Brust riss und es vor meinen Augen zerquetschte.“

Eine Pause trat ein und die Augen des Blinden füllten sich mit Tränen. Er verstand es nicht. Er hatte keine Chance bekommen zu verstehen. Nie.

„Sie sah auf mich hinab und zögerte. Ihre Schweife peitschten neben mir auf den Boden und schließlich sprach sie zu mir. Ich würde die Last derer tragen, die ihr alles genommen hatten.“

Der Uchiha schluckte und wischte sich selbst über die Augen.

„Sie brannte mir die Bilder dieser Nacht in die Augen und nahm mir gleichsam jede Möglichkeit sie mit etwas anderem zu überdecken. Seit zwölf Jahren sehe ich nichts anderes, als das Leid dieser Nacht und trotz all dieser Zeit habe ich keine Antwort darauf, warum.“
 

Impulsiv richtete sich der Fuchsdämon auf und zog den Schwarzhaarigen an sich heran, legte die Arme um seinen bebenden Körper, der mit einem Mal geradezu in der Bewegung einzufrieren schien.

„Hör auf.“, hauchte er Fuchs nur leise und spürte wie sich ihm selbst der Magen zuschnürte.

Sasuke schwieg. Er war verwirrt. Verwirrt über Narutos Handeln und seine eigenen Gefühle. Er hätte sich in Acht nehmen müssen. Er hätte ihm nie soviel Wissen über sich geben dürfen und doch, glaubte er mit Gewissheit sagen zu können, dass Naruto anders war, als Seinesgleichen. Er war keiner dieser Dämonen, dem es ausschließlich um Macht ging.

„Ich…verspreche dir, ich finde Antworten und…“

Langsam lehnte der Blonde seinen Kopf gegen den seines Freundes.

„…einen Weg diesen Fluch zu brechen.“
 

◊◊◊
 

Still beobachtete der Blonde seinen Freund, der bereits wieder dabei war ihnen etwas zu essen zuzubereiten.

Sehr zu seiner persönlichen Freude, hatte Naruto es geschafft ihnen ein ganzes Reh zu fangen.

Zunächst hatte der Uchiha sich beschwert wie sie all dieses Fleisch denn essen und aufbewahren sollten, doch im Magen des Dämons war mehr als ausreichend Platz dafür diesem Problem Abhilfe zu schaffen. Ab davon, dass er inzwischen die Kunst der Gestaltwandlung beherrschte und seine Schweife samt Ohren vor den Menschen verbergen konnte. Auch wenn es ihm lieber war, wenn er so wie in Sasukes Nähe ganz er selbst sein konnte.

Erneut überkam Naruto ein seltsames Gefühl. Er wollte Sasuke in seiner Nähe haben. Er wollte in seiner Nähe sein. Ein Leben ohne den Menschen konnte er sich nicht einmal mehr vorstellen und doch mischte sich in dieses Gefühl noch ein anderes. Ein Gefühl ihm näher sein zu wollen. Unter Dämonen unterschied man Gefühle sonst lediglich in Begierde, Spaß und Wissensdurst. Doch wenn er den Menschen so beobachtete, wusste er nicht recht woher sein Gefühl rührte.

Die Nacht war klar und der Vollmond warf sein Licht spielend durch das schmale Fenster, während das Knistern des Feuers unter dem Heizkessel und der Duft von gekochtem Fleisch den Raum erfüllten. Dinge, die an Naruto jedoch völlig vorbeizogen. Der Geruch den er in der Nase hatte, war ein anderer. Sein Geruch. Wie in Trance beobachtete der Dämon jede Bewegung des Menschen, spürte ein Verlangen in sich aufsteigen, das er zuvor nicht verspürt hatte. Verlangen, das er kaum unterdrücken konnte.

Sein Blick wanderte über den Leib des Menschen, die blauen Augen fixiert auf dem Antlitz seines Freundes.

Langsam, geradezu lautlos pirschte er sich an den Blinden heran, konnte dem Drang nicht widerstehen. Er riss den Menschen von den Beinen und zu Boden, beugte sich weit über ihn.

„Ah- Naruto was-?!“, fragte der Uchiha überrascht, spürte die Nase des Dämons seinen Hals entlang reiben.

„Ich weiß es nicht.“, knurrte der Blonde nur, brummte angetan ob des Geruchs in seiner Nase.

„Du riechst so gut.“

Verspielt strich er mit der Nase die weiche Haut seines Freundes entlang, bescherte ihm damit eine dicke Gänsehaut.

„W-was soll das denn heißen, du weißt es nicht?“

„Sasuke…“

Leise geraunte Silben, die heiß an die Ohrmuschel des Schwarzhaarigen drangen, seinen Körper erzittern ließen. Geradezu liebevoll vergrub der Dämon seinen Kopf im Nacken seines Freundes, fuhr mit seinen langen Nägeln dabei über den dünnen Stoff seines Kimono.

„N..Naruto lass diesen..Unsinn…!“

Der Fuchs brummte. Unsinn? Es war kein Unsinn, was er empfand. Er wollte ihm nahe sein. Gerade wollte er geradezu in ihn hineinkriechen, die Zähne in seinem Nacken versenken und doch war es nicht sein Hunger, der ihn trieb.

Ein leises Keuchen entwich den Lippen Sasukes, als der Blonde seine Zunge über seine Haut schob, mit den Zähnen an seinem Nacken zupfte und sich an ihn presste, ihn dabei halb auf dem Boden fixierte.

„Hah..ah..Na..Narut..o… stopp…!“

„Ich kann nicht.“, raunte der Dämon erregt, schob die Zähne ins Fleisch seines Freundes und begann an seiner Haut zu saugen. Er wollte ihn. Jetzt. Er sollte ihm gehören. Ihm ganz allein.
 

„AUS!“, herrschte Sasuke ihn noch einmal an und zerrte den Dämon mit etwas Mühe von sich herunter.

Der Kimono rutschte ihm halbseitig von der Schulter und offenbarte die kleinen Male, die der Fuchs ihm soeben zugefügt hatte.

Doch seine Gegenwehr eckte lediglich den Jagdinstinkt des Dämons.

Mit lüstern funkelnden Augen betrachtete er sein Werk, leckte sich über die spitzen Eckzähne und richtete sich selbst etwas auf.

„Ich…will dich.“, hauchte er dunkel, herrisch und näherte sich dem Uchiha erneut.

„Ich sagte aus!“

Sasuke wusste gar nicht, wie ihm in dieser Sekunde geschah. Was war in den Dämon gefahren? Welche Sicherung war bei ihm durchgebrannt?

Er nahm die Holzkelle aus dem Topf und erhob sie vor seinem Freund.

„Ich warne dich. Sitz…Platz und aus oder ich brate dir eins über!“

Irritiert blinzelte der Fuchsdämon, als er diese Drohung vernahm. Sitz? Platz?

Er lachte los. Sah er denn aus wie ein trainierter Schoßhund?

Er umfasste die Kelle und schob Sasukes Arm daran zur Seite.

„Ich denke gar nicht daran. Du machst, was ich will und gerade… will ich dich…“

Was glaubte Sasuke denn, wer er war? Er war ein Mensch. Ein einfacher Mensch und er, Naruto, war ein Dämon. Sein Wille war das Maß nachdem sich Sasuke zu richten hatte.

Immerhin standen die Dämonen über den Menschen.
 

Ehe der Blonde es jedoch hatte kommen sehen, hatte Sasuke ihm wirklich mit der Suppenkelle eins übergezogen.

„Ich glaub ja wohl ich hör nicht richtig! Du spinnst wohl!“

„AU!“, jammerte der Fuchs nur und fasste sich an den Kopf.

„Du hast mich gerade ernsthaft mit der Kelle geschlagen?!“

„Ich habe dich gewarnt!“

„DU hast MICH gewarnt? ICH bin hier im Recht!“

„Recht auf was!“

„Auf meinen Willen!“

Vollste Überzeugung, mit der der Blonde diese Worte sprach. Er war im Recht. Sasuke musste sich ihm unterordnen.

„Blöd bist du, aber ganz gewaltig. Ich glaube ja wohl bei dir piept es.“

Empört richtete sich der Blinde auf und richtete seine Kleidung.

„Dieses Machtspielchen kannst du mit wem anderes spielen.“

„Aber …!“, der Blonde streckte seine Hand, wollte den Uchiha wieder zu sich herunter zerren. Noch ein Schlag mit der Kelle, diesmal auf die Finger.

Fassungslos betrachtete er den Blinden, erschüttert in seiner eigentlich überlegenen Position so behandelt zu werden.

„Das kannst du doch nicht machen, Sasuke! Du musst- ...“

„Sterben muss ich, eines Tages und sonst gar nichts. Reiß dich zusammen oder ich schmeiß dich raus…und wehe du beißt mich nochmal.“

„Aber… aber ...!“

Er konnte ihm doch nicht einfach seine Machtposition wegnehmen?! Er war doch kein Haustier!

„Nein und so schon gar nicht.“

Das Herz schlug dem Blinden bis zum Hals und er hätte nicht beschreiben können, woher er die Stärke nahm sich in diesem Augenblick gegen einen ausgewachsenen Dämon zu stellen, der sehr deutlich machte, was er begehrte. Doch erinnerte sich der Uchiha an die Rituale ihres Clans, die Geschichten und Legenden zu den Dämonen. Er wusste, was es war, das den Fuchsdämon heimsuchte. Nicht umsonst galten diese Dämonen als Symbol der Fruchtbarkeit. Wurden verehrt aber auch gejagt von denen, die ihren Einfluss fürchteten.

„Sasukeee….“, jammerte der Fuchs abermals, robbte wieder etwas näher an seinen Freund aber hob unschuldig die Hände. Er wollte ihm ja nicht weh tun. Er wollte liebe. Lieben und geliebt werden, körperliche Nähe, Lust und Leidenschaft entfachen.

„Ich weiß wie ich heiße und die Antwort heißt trotzdem nein.“

Er würde ihm ja raten seinen Kopf in den Schnee zu stecken, wäre noch welcher vorhanden. Leider aber war es Frühling.

Chapter 8 - Captured Heart

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Chapter 9 - Curiosity

Beflügelt von seiner Neugier und der neu gewonnen Kraft, zog es den Fuchsdämon immer weiter über die Grenzen der Berge hinaus. Auf seinen Streifzügen neue Dinge zu entdecken, seine Fähigkeiten zu testen und seinen Wissensdurst über die Welt der Menschen zu stillen, wagte sich der junge Dämon inzwischen selbst an die kleinen Siedlungen der Dorfbewohner heran, die ihm bisher Todesangst bereitet hatten.

Ein gebührender Abstand zu den Menschen herrschte jedoch noch immer vor. Er wollte nicht näher an die Menschen, als zwingend notwendig.

Dennoch zogen sie ihn an. Er wollte mehr über ihre Gewohnheiten lernen, wollte lernen wie es in ihrer Welt vonstattenging und wie Menschen sich liebten.

Bei Dämonen war es zumeist der simple Belang Macht über jemanden zu erlangen, ihn zu beherrschen und seinen eigenen Trieben Befriedigung zu verschaffen. Ganz gleich, welches Geschlecht der Gegenüber hatte. Für Menschen jedoch schienen andere Regeln zu gelten und genau diesen Umständen wollte er auf den Grund gehen. Er wollte wissen, wie er Sasuke behandeln musste oder eher sollte. Nein, eigentlich war der Blinde ohnehin etwas Besonderes für ihn. Eigentlich wollte er gar kein vorgegebenes Schema für ihren Umgang. Es funktionierte ja auch so, meistens zumindest. Aber dennoch schien ihm, als wäre es nicht falsch sich über die Lebensweise der Menschen genauer zu informieren. Da musste etwas sein, was er übersehen hatte.
 

Der Fuchsdämon hielt inne und kratzte sich am Kopf. Wenn er es sich genau überlegte, wusste er gar nicht was genau er erwartete oder was genau Sasuke von ihm erwartete. Sie verstanden sich, hatten sich gern. Warum also nicht einfach voneinander profitieren? Was hatte das Leben denn schon groß zu bieten für den Menschen? Andererseits hatte Naruto in seiner Nähe nie das Gefühl, dass es ihm unangenehm wäre, wenn er ihn berührte oder ihm näherkam. Sasuke ließ ihn gewähren, ließ sich auf ihn ein und das alles obwohl es ein Dämon, ein Fuchsdämon war, der seine gesamte Familie ermordet und ihn verflucht hatte

Naruto verstand es nicht. Sicher, sie waren nicht alle gleich, aber bedeutete das denn wirklich, dass man so einfach verzeihen konnte? Dass man vergessen konnte? Er könnte es nicht.

Noch immer hasste er die Menschen, die versucht hatten ihn zu ermorden. Hasste und verurteilte sie, beäugte sie mit kritischen Augen. Sasuke jedoch war auch ein Mensch, einer von ihnen.
 

Dennoch konnte er ihn nicht hassen. Wenn er sich nicht selbst immer wieder daran erinnert hätte, hätte er inzwischen wohl vergessen, dass der Blinde selbst ein Mensch war. Eine von diesen Kreaturen. Nein, Sasuke war anders. Sein Denken, sein Handeln und selbst sein Geruch unterschied sich von dem der anderen Menschen, die der junge Dämon bisher getroffen hatte.

Aber warum?

Wie konnte es sein, dass es einen solchen Unterschied für ihn machte?

Es blieb ihm ein Rätsel.
 

„Wahrheit ist nur eine Illusion, verschwimmend in den Winkeln aus denen man sie betrachtet.“, säuselte der Wind um ihn herum und riss den Dämon damit aus seinen Gedanken.

Wahrheit war nur eine Illusion? Was sollte das bedeuten?

„Hör auf in Rätseln zu sprechen!“, maulte er dem Windgeist entgegen, der ihm wirklich keine Hilfe war. Alles was er verursachte, waren noch mehr wirre Gedanken in seinem Kopf.

„Es ist kein Rätsel, denn auch das ist eine Wahrheit. Nur die Wahrheit…“

Die Stimme verschwand pfeifend in den Baumkronen, ließ den Dämon wieder mit seinen Gedanken allein.

„Mahaaann…was soll das? Wer soll denn das verstehen?!“, beschwerte sich der Blonde lautstark und raufte sich die Haare. Das machte doch überhaupt keinen Sinn!
 

◊◊◊
 

Es war seltsam. Völlig absurd, wenn Sasuke genauer darüber nachdachte. Seit sie sich nähergekommen waren, hatte der Fuchsdämon damit begonnen seltsame Gewohnheiten an den Tag zu legen.

Er stand vor ihm auf, brachte ihm Frühstück, sammelte Blumen für ihn. Warum, war Sasuke völlig schleierhaft. War das normal bei Dämonen? Vielleicht war es ja auch etwas anderes. Woher sollte er das auch wissen? Er war allein aufgewachsen und wenn er sich an seine Familie erinnerte, erinnerte er sich lediglich an das Blutbad der Schreckensnacht. Er selbst hatte wohl noch weniger Ahnung vom sozialen Zusammenleben mit anderen Menschen, als der Fuchsdämon, der sich in diesem Moment den Kopf darüber zerbrach.

„Komischer Dämon“, murmelte Sasuke nur leise, als er das Huhn rupfte, das ihm der Fuchs an diesem Morgen gebracht hatte. Ein blutiges, totes Huhn.

War das vielleicht wie bei einem Hund? Wollte er ihm damit seine Zuneigung bekunden? Die Vorstellung brachte den Blinden zum Schmunzeln. Was für ein absurder Gedanke. Ein Dämon war doch kein Hund. Wobei Naruto ohnehin eine Ausnahme sondergleichen zu sein schien.

Bei ihm war wohl nichts unmöglich.
 

◊◊◊
 

Die spitzen Ohren zuckten leicht, als der Fuchs ein Gespräch aufschnappte. Ein Gespräch einiger Dorfbewohner, Männer.

„Da hast du dir ja die Richtige ausgesucht. Aber so leicht ist das nicht. Frauen wollen keine Blumen. Du musst sie erobern!“

„Quatsch! Frauen wollen, dass man sie verwöhnt.“

„Ach ihr habt doch keine Ahnung. Aussehen und Status ist wichtig.“

„Aussehen? Na da hast du aber schlechte Karten.“

Gelächter ging durch die Runde, bis der Verspottete sich lauthals beschwerte und zum Gegenschlag ausholte.

„Ach ja?! Ich hab wenigstens eine und für Nachwuchs gesorgt!“

„Vermutlich ist sie blind, haha.“

„Oder aber sie hat keine Ansprüche.“

Erneut lautes Gelächter, doch Naruto verzog nur seine Miene. Menschen waren so…dümmlich. Dümmlich und irgendwie unkultiviert. Gut, er selber verstand nicht viel von Kultur, aber lustig war das doch wirklich nicht.
 

Er huschte weiter auf seinem Streifzug durch das Dorf, stets bedacht darauf sich nicht erwischen zu lassen. Es musste doch etwas zu finden sein. Irgendetwas. Irgendein Anhaltspunkt darauf, wie er dem Blinden vermitteln konnte, dass er ihm nahe sein wollte. Eine Beschreibung für das, was in ihm vorging.

„Liebling…bitte geh nicht dort entlang. Du weißt, was den Männern auf diesem Weg passiert.“, hörte der Dämon plötzlich eine junge Frau, die am Ärmel ihres Mannes klammerte.

„Wir haben keine andere Wahl. Es ist der einzige Weg. Ich werde auf mich achtgeben. Der Fluch wird mich schon nicht treffen.“

Er lächelte und küsste ihr auf die Stirn.

„Ich bin bald zurück. Warte hier auf mich.“

„Bitte sei vorsichtig. Komm dem Kind das dort lebt nicht zu nahe. Man sagt in seinen Augen spiegelt sich der Tod.“
 

„DAS STIMMT ÜBERHAUPT NICHT!“, platzte es aus Naruto heraus, ehe er darüber nachgedacht hatte, wo er sich befand. Im Bruchteil einer Sekunde stockte ihm der Atem. Verdammt, sie würden ihn jagen.

Doch der Bauer und seine Frau schauten nur verwirrt umher.

„Woher kam das? Wer...wer hat das gesagt?“, fragte die Frau ängstlich, klammerte sich dabei an den Arm ihres Mannes, der sich schützend vor sie schob.

„Wer bist du? Komm raus!“
 

Sichtlich verwirrt glotzte der Fuchsdämon auf das Paar vor sich, das genau auf ihn starrte und ihn doch nicht sehen konnte.

„Was zum…“, fragte er selbst leise und hob eine Hand. Winkend stand er vor ihnen. Nichts.

» Sie können mich nicht sehen?«

„Naiver Fuchs. Weißt du denn nichts?“

Ein Rabe schaute vom Dach eines Hauses auf ihn hinab und krächzte ihm spottend entgegen.

„Ahnungsloser Fuchs, weißt nichts über dich selbst und wagst es dennoch dich ihnen zu nähern.“

„Hör auf mich zu verspotten du Federvieh!“, erwiderte der Dämon wütend.

Er fühlte sich dumm und verhöhnt. Dinge, die ihm gar nicht gefielen.

„Ich bin nicht doof! Woher soll ich wissen, was hier los ist?“

Doch der Rabe antwortete ihm nicht, spottete nur weiter über den jungen Fuchsdämon, der sich seiner eigenen Kraft nicht bewusst zu sein schien.

Chapter 10 - Control

„Du bist unsichtbar.“, wiederholte der Blinde trocken, als Naruto ihm zum nun zwanzigsten Mal davon berichtete, wie er den Dorfbewohnern entkommen war, ohne überhaupt von ihnen bemerkt zu werden.

„Ja! Ganz genau, ich bin unsichtbar und ich weiß nicht warum. Außerdem.“

„-haben dich die Raben im Dorf verspottet, weil du es nicht weißt“

Sasuke beendete den Satz unbeeindruckt und rührte seelenruhig den Eintopf um, den er ihnen zubereitet hatte.

„Schockiert dich das gar nicht? Wie kannst du da so ruhig sitzen und das Essen umrühren? Was, wenn… wenn ich mich auflöse?!“

Ein merkliches Seufzen entkam dem Uchiha, als er die Kelle losließ und dem Fuchs einmal herzlich in die Seite kniff.

„AUA!“

„Fühlt sich nicht so an, als würdest du dich auflösen.“

Einen Moment schaute der Fuchsdämon seinen Freund vollkommen entrüstet an, blinzelte dabei verwirrt und konnte es sich schließlich doch nicht verkneifen zu grinsen.

„Stimmt… aber vielleicht hast du auch magische Kräfte und kannst Geister kneifen. Das kann man bei dir ja nicht so genau wissen.“

„Was soll das denn heißen?“

Sichtlich irritiert über diese Aussage hatte sich Sasuke seinem Freund zugewandt, die grauen Iriden verständnislos auf ihn gerichtet.

Gerade wollte Naruto ihm antworten, da glomm etwas in den dunklen Schatten dieser Augen auf, das dem Dämon die Sprache verschlug.

Wie in Trance starrte er in das endlose Grau, erkannte zum ersten Mal seit all dieser Zeit mehr in ihnen, als nur sein Spiegelbild.

„Naruto?“, kam es leise von Sasuke, der noch immer auf eine Antwort wartete.
 

Das Herz des Fuchsdämons beschleunigte sich. Etwas war anders. Da war mehr. Mehr als nur sein Spiegelbild. Mehr, als der graue Schleier und das neblig Trübe Bild, das ihm diese Augen bisher vermittelt hatten. Wie ferngesteuert rutschte er näher an den Blinden, starrte in dessen tiefe, verheißungsvolle Seelenspiegel. Gefangen von einem Gefühl, das er zuvor nie erlebt hatte. Sein Blut fühlte sich an, als würde es in deinen Adern kochen. Rasend und laut pochend hallte sein eigener Puls in seinen Ohren, ein heißes, mächtiges Gefühl sein Rückgrat hinab rauschend, ehe das Bild vor seinen Augen sich manifestierte, ihn sehen ließ.

„ARGH!“

Der schmerzverzerrte Aufschrei seines Freundes und die nachfolgende Reaktion rissen ihn aus seiner Trance. Sich vor Schmerz krümmend, die Handflächen auf seine Augen gepresst kauerte der Uchiha vor ihm.

„Sasuke! Was ist mit dir?!“

Erschrocken beugte sich der Fuchs zu seinem Freund herunter und versuchte ihn an den Schultern hoch zu ziehen.

„Was-?“

Erneut begann sein Herz zu rasen. Blut. Blut, das zwischen den Fingern des Uchiha hinab lief und ihm für einen Moment den Atem abschnürte.

Keuchend vor Schmerz presste der Schwarzhaarige seine Handflächen gegen seine Augen, spürte das feurige Brennen in ihnen, gepaart mit den blutigen Tränen, die seine Hände hinabliefen.

In den strahlend blauen Augen des Blonden glomm Verzweiflung auf.

War es seine Schuld gewesen?
 

◊◊◊
 

„Wie geht es dir?“, fragte Naruto leise, als er das frische, kalte Tuch auf die Augen des Blinden legte.

„Es ist okay.“, war die kraftlose, etwas schwache Antwort Sasukes, der in den vergangenen Stunden mehr Schmerzen erlitten hatte, als in seinem bisherigen Leben insgesamt.

Reumütig kuschelte sich der Dämon an seine Seite, spendete ihm Wärme.

„Ich frage mich, was das war.“, murmelte er Sasuke leise entgegen und rückte dabei etwas näher an ihn heran. Es tat ihm leid und er hatte das Gefühl, dass es seine Schuld war, auch wenn er nichts getan hatte. Er hatte ihn doch nur angesehen?

„Ich habe keine Ahnung. Aber auf eine Wiederholung verzichte ich dankend.“

Die Stimme des Schwarzhaarigen klang rau und kratzig. Seine Schmerzensschreie waren lange durch die dunklen Wälder gehallt, ehe er schließlich das Bewusstsein verloren und Naruto ihn versorgt hatte.

Leise seufzte der Blinde auf, spürte den nur langsam abklingenden Schmerz noch dumpf in seinen Augenhöhlen pochend. Es war seltsam gewesen. Dieses Gefühl. Es war soviel heißer und stärker gewesen als damals. Damals, als ihm die Füchsin die Erinnerungen eingebrannt und ihn verflucht hatte. Nie hätte er gedacht einmal etwas Schmerzvolleres zu erfahren, als diesen Fluch.

Lag es wirklich an Naruto? Daran, dass er einer von ihnen war? Ein Fuchsdämon?

„Ich…finde schon raus was das war und dann, dann sorge ich dafür, dass das nie wieder passiert!“, unterbrach der Fuchs den Gedankengang seines Freundes abrupt und schnaubte ihm von der Seite in den Nacken.

Sasuke konnte nicht anders. Ein belustigtes Schnauben kam ihm über die Lippen, gefolgt von einem atemlosen, halb gekeuchten Lachen.

„Lachst du mich gerade aus?“

„Würde mir nie einfallen.“

„Dann ist ja gut! ...Moment mal, war das Sarkasmus? Hey!“

Das Gelächter des Blinden hallte durch die kahlen Wände der kleinen Hütte, ehe es in ein trockenes Husten überging und schlussendlich ganz verstummte.

Langsam wandte Sasuke seinen Kopf zur Seite, spürte wie das Tuch von seiner Stirn rutschte und seine kalte Haut die des Dämons berührte.

„Danke.“, raunte er ihm leise entgegen, die Stirn sanft an die Seine gelegt und die Wärme genießend, die von ihm ausging, während der Mund des Blonden für einige Sekunden offenstand. Kein Wort kam über seine Lippen, nicht einmal ein einziger klarerer Gedanke vermochte es mehr durch seinen geist zu streifen. Alles was er spürte, war Wärme und die Zuneigung, die er seinem Freund gegenüber empfand.

Langsam, ja geradezu zärtlich schob er seine Hände um den dünnen Leib vor sich, zog ihn zu sich heran und vergrub seine Nase schließlich in der schwarzen Mähne des Blinden.

Er wollte ihn beschützen, diesen Menschen.
 

◊◊◊
 

„Und?“

„Wie oft soll ich es dir denn noch sagen? Ich weiß nicht, ob es funktioniert, weil ich dich nicht sehe!“, patzte Sasuke dem Fuchs schließlich entgegen. Tage waren vergangen und seit Tagen nervte der Blonde ihn mit seiner neu erworbenen Fähigkeit, die er auf eine doch sehr merkwürdige Weise zu erproben versuchte.

„Ja aber wen soll ich denn sonst fragen?“

„Vielleicht jemanden, der das beurteilen kann, weil er etwas sieht?“

„Haha… außer dir kenne ich doch niemanden. Was kann ich denn dafür, dass du nichts siehst?“

„Und was kann ich dafür, dass du einen Blinden fragst, ob du jetzt unsichtbar bist?“

Der Uchiha schüttelte nur über sich selbst den Kopf. Er konnte nicht fassen, dass er diese bescheuerte Diskussion nun schon wieder führte.

„Hrmpf.“, Naruto brummte unzufrieden und wälzte sich über den Boden.

Wie sollte er denn lernen seine Kräfte zu benutzen, wenn er nicht wusste, ob sie funktionierten?

Sasuke seufzte erneut.

„Heute Nacht werden einige Händler am Bergpass entlanglaufen. Wie wäre es, wenn du es bei denen mal testest? Die sind unbewaffnet, werden dich nicht verfolgen, selbst wenn sie dich sehen und du kannst herausfinden, ob deine Kräfte funktionieren.“

Naruto horchte auf. Händler?

„Hm~ und wenn sie ein paar schöne Dinge dabeihaben, werde ich sie gleich etwas erleichtern.“

Er grinste schelmisch und ignorierte Sasukes ratloses Kopfschütteln.

Was schadete es schon ein paar von diesen Händlern zu erschrecken oder mit ihnen zu spielen, sie gar um einige Schätze zu erleichtern? Am Ende waren sie noch immer reich genug.

„pass bloß auf, dass du es nicht zu weit treibst mit deinen Scherzen.“

„Klar doch~“
 

◊◊◊
 

„Heute Nacht erscheint der Mond in seiner vollen Pracht. Der Fuchsdämon wird erscheinen“

„Müssen wir denn ausgerechnet heute Nacht hier entlang?“

„Wir haben keine Wahl und dieser Pass ist der einzige Weg durch die Berge.“

„Der Verfluchte und dann auch noch ein Fuchsdämon. Mir läuft es kalt den Rücken herunter, wenn ich nur daran denke!“

Der Mann erschauderte und rieb sich die Arme.

„Denkst du wirklich er wird uns erscheinen?“

„Ich hoffe es nicht. Aber zumindest haben wir keine Kinder bei uns, die er verschlingen könnte.“

„Kinder?“

„Weißt du es denn nicht? Fuchsdämonen verschlingen die Kinder, um ewig zu leben.“

„Wie grauenhaft… Hast du…schon jemals einen von ihnen gesehen?“

„Nein, aber man sagt sich einer von ihnen triebe sich in diesen Wäldern herum. Eine Gestalt in menschlicher Form schleicht durch die Wälder. Ein männliches Wesen mit langen blonden Haaren wanderte durch die Straßen, die Augen glimmend rot wie die Flammen die ihn umhüllen, wenn er die Dörfer mit seiner Rachsucht heimsucht. Ein feiner Rauch umgab den Mann, umhüllte ihn wie einen Geist. Das Gesicht des Dämons erkannte man nicht. Eine Fuchsmaske verweigert jedem Menschen den Blick auf sein Antlitz. Die Dunkelheit nutzend streifte er von Haus zu Haus, sucht… nach etwas Bestimmten.“
 

Naruto lupfte eine Augenbraue, als er das Gespräch der beiden Männer vernahm, die auf ihrem Karren durch die Dunkelheit fuhren. Was für ein ausgemachter Blödsinn. Lange blonde Haare? Feuer um ihn herum? ER rachsüchtig? Wer hatte ihn denn vor so vielen Sommern verfolgt und die Klippen hinuntergeworfen?

„Unfassbar.“, brummte er beleidigt und schlich sich durch die Baumkronen näher an den Karren heran. Seine spitzen Zähne blitzten im Schein des Mondes kurz auf, verrieten die freche Natur des Dämons. Er machte dem Ruf der Fuchsdämonen alle Ehren, denn auch sie waren für ihren Schabernack und die Streiche bekannt, die sie den Menschen zu spielen vermochten.
 

Der Mond erstreckte sich über den Wäldern, tauchte sie in ein kaltes und dennoch sanftes Licht. Ein Licht, das sich auf der Haut des Dämons spiegelte und ihn schließlich umgab, als er aus seinem Versteck hinunter auf den Bergpfad glitt und am Ende eben jenes Pfades den kalten Boden unter seinen Füßen spürte. Jetzt würde er sehen, ob ihm seine Kräfte dienten.

Der Karren ratterte in mäßigem Tempo auf ihn zu, stockte schließlich abrupt ohne eine einzige Bewegung seinerseits.

„Was ist denn jetzt los? Hopp! Vorwärts!“, versuchte einer der beiden Händler die Pferde anzutreiben, die vor der Präsenz des Dämons scheuten, dabei unruhig mit ihren Hufen scharrten.

„Was haben Sie denn?“

„Ich weiß es nicht… Ich kann nichts erkennen. Siehst du etwas?“

Ratlos schaute sich der andere Mann um. Naruto schmunzelte. Es funktionierte. Diese Narren konnten ihn nicht sehen.

Langsam trat er auf den Karren zu, verursachte damit eine nur noch größere Unruhe bei den Pferden. Schnaubend und scharrend versuchten sie vor ihm zurück zu weichen.

„HO! HO!“, versuchte sie ihr Herr zu beruhigen, zerrte an den Zügeln und verlor dabei beinahe selbst das Gleichgewicht. Angsterfüllt hoben sich die beiden Pferde, traten um sich. Das panische Wiehern hallte durch die dunkle Nacht, erfüllte sie mit Schrecken, während der blonde Dämon ein ihm neues, unerwartetes Gefühl in sich aufsteigen spürte.

„WER IST DA?! KOMM RAUS!“, schrie einer der beiden Händler panisch, führte seine Fackel dabei durch die Dunkelheit.

Narutos Ausdruck wurde dunkler. Kälter, berechnender. Sie hatten Angst. Diese dreckigen Menschen hatten Angst vor ihm und die Fackel erinnerte ihn nur zu gut an den Abend, an dem sie ihn gejagt und in den Abgrund gestoßen hatten.

Langsam schob sich der Mond höher zum Zenit des Himmels, erfüllte die Nacht mit seinem sanften Licht.

„Dies ist mein Wald und ihr seid hier nicht willkommen.“, sprach der Blonde schließlich.

Erschrocken ließ der Mann seine Fackel fallen, als er die leuchtende Gestalt vor seinen Augen erblickte. Die Pferde stiegen ob des Anblicks erneut, warfen den zweiten Händler im Rausch ihrer Angst von seinem Karren und stürmten davon. Vergessen war das Vorhaben des Blonden, die Menschen um ihre Schätze zu erleichtern. Er wollte, dass sie verschwanden und nie an diesen Ort zurückkehrten.

Der dumpfe Aufprall des Menschen berührte den Dämon nicht. Sollten sie leiden, diese Kreaturen. Leiden, wie er gelitten hatte.

Sein orangefarbenes Gewand leuchtete blutig und die blonden Strähnen schimmerten beinahe Weiß im Schein des Vollmondes.

„Der Dämon…“, entkam es dem Händler, der seine Augen kaum von Naruto abwenden konnte, während sein Freund mühselig nach der Fackel fischte.

Naruto hob eine Hand und wischte in einer schnellen Bewegung durch die Luft. Der erzeugte Windstoß ließ die Fackel erlöschen, die Geste des Dämons eindeutig.

„VERSCHWINDET VON HIER UND WAGT ES NICHT WIEDER ZU KOMMEN!“, keifte er ihnen entgegen, spürte kurz das Feuer in sich aufsteigen, als ein weiterer Schweif hinter ihm erschien und sich peitschend mit den Anderen hart auf den Boden peitschte.

Die Händler ergriffen ohne langes Zögern die Flucht. Den Teufel würden sie tun, sich mit einem Dämon anzulegen.

Zufrieden blickte Naruto auf seine Finger, die noch immer in den sanften Schein des Mondes gehüllt waren. Er hatte sie vertrieben.

Langsam ballte er seine Hand zur Faust.

Er würde sie alle vertreiben. Jene, die ihm und Sasuke schaden wollten. Jene, die seinen Wald durchqueren wollten.
 

„Du lernst schnell, kleiner Fuchs. Doch nimm dich in Acht. Denn Zeit kann dir nichts zurückbringen.“, säuselte der Wind in seine pelzigen Ohren, wirbelte dabei schelmisch um ihn herum.

„Zeit?“, wiederholte er leise, spürte die Hitze in seinem Körper versiegen, als wäre sie nie dagewesen.

Naruto hob den Blick in Richtung des Mondes.

„Was wollte der Wind ihm damit sagen? Zeit…“

Chapter 11 - Memories

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Chapter 12 - Wisdom

Fasziniert beobachtete der Fuchsdämon seinen Freund, wie er im Wald nach den Kräutern für sie suchte, Beeren oder Pilze einsammelte und dabei überhaupt nicht wirkte, als wäre er in irgendeiner Form eingeschränkt. Wenn man ihn so betrachtete, konnte man kaum erahnen, dass er blind war.

Noch immer verfolgte den Dämon die Schuld jenen Tages, an dem er seinem Freund Schmerzen bereitet und seine blutigen Tränen hervorgerufen hatte. Warum? Was hatte er getan?

Er hatte keine Antwort darauf finden können. Es zermürbte ihn innerlich, dass er die Antworten auf seine Fragen bisher nicht hatte finden können.

„Kleiner Dämon, suchst verzweifelt nach dem Wissen und bist doch blind für die Wahrheit.“, ertönte plötzlich eine Stimme aus dem Nichts. Die pelzigen Ohren des Fuchses richteten sich steil auf, lauschten. Seine Augen suchend in der ihm inzwischen so vertrauten Umgebung.

Wer war das? Wer verspottete ihn wieder?

Sein Blick blieb schließlich an einem Waschbären hängen, der ihm nur verhöhnend entgegenblickte.

„Was soll das heißen, ich bin blind für die Wahrheit?“

Fordernd blickte er auf den Waschbären herunter und sprang schließlich von seinem Platz auf dem Ast eines erhabenen Baumes.

Der Waschbär lachte nur amüsiert, wirkte als wolle er sich über ihn amüsieren.

„Ein Dämon und ein Mensch, was soll das Gutes bringen? Sind es nicht die Menschen, die uns schändlich vertreiben wollen und uns unserer Leben zu berauben versuchen? Was kümmert es dich, naiver Fuchs?“

„Sasuke ist nicht so!“, protestierte Naruto entrüstet und beugte sich schließlich zu dem Waschbären herunter.

„Rede ja nicht schlecht über ihn oder du bekommst es mit mir zu tun!“

Erneut lachte der Waschbär auf, schlich träge um den Fuchs herum.

„Dummer Fuchs, naiv und jung. Fällst dein Urteil ohne zu wissen und willst wissen, ohne entscheiden zu können. Nicht imstande dich selbst zu verstehen, nicht wissend was euch verbindet und doch dumm genug dich vom Gefühl allein leiten zu lassen.“

Naruto entwich ein dunkles Knurren. Wütend peitschten seine Schweife auf den Erdboden, wirbelten das Dickicht um den Waschbären etwas auf.

„Wage es nicht mich zu beleidigen! Ich bin nicht dumm. Wenn du etwas weißt, dann teil dein Wissen mit mir oder verschwinde!“, herrschte er dem Waschbären entgegen.

„Naruto? Mit wem redest du denn?“

Sasukes Stimme riss den Blonden aus seinen Gedanken. Er schaute auf seinen Freund, auf die vielen Vorräte, die er gesammelt hatte und schließlich wieder zurück. Der Waschbär war verschwunden und mit ihm auch die Antworten, die der Fuchs sich erhofft hatte.

„Mit niemandem…“, erwiderte Naruto seinem Freund nur leise, fast gedankenverloren.

Sasukes besorgter Blick jedoch zog die Aufmerksamkeit des Dämons auf sich. Für einen Moment sah er in die Augen des Blinden, erinnerte sich jedoch an die Ereignisse, die sich dabei jüngst ereignet hatten und senkte seinen eigenen Blick schließlich wieder.

Er würde es schon noch herausfinden. Er würde einen Weg finden Sasuke zu helfen und ihn von all seinem Leid zu befreien.
 

Noch immer verweilte Sasukes Blick auf dem Dämon. Er konnte ihn zwar nicht sehen, doch spürte er die Unruhe seines Freundes. Eine Unruhe, die seit jenem Ereignis nur noch schlimmer geworden war und den Dämon zutiefst erschüttert zu haben schien. Es war als wolle er keinerlei Risiko eingehen, ihn erneut jedweder Schmerzen auszusetzen.

„Hör mal, Naruto…“

„Hm?“, der Fuchs zuckte aufmerksam mit seinen Ohren.

Gemeinsam schlenderten sie durch die schimmernden, so friedlich scheinenden Wälder. Frieden, den sie beide im Laufe ihres Lebens bisher nicht gefunden hatten.

„Ich denke die Antworten die du suchst, wirst du nur an einem Ort finden können.“

Neugierig betrachtete Naruto seinen Freund. Wusste er etwas, von dem er selbst keine Ahnung hatte?

„Mein Vater erzählte mir einst, dass das Tor zur Welt der Dämonen auf dem weißen Berg zu finden sei und ich glaube sie sind die Einzigen, die dir die Antworten bieten können, die du suchst.“

„Aber hier gibt es keinen weißen Berg? Außer, wenn es schneit.“

Sasuke schüttelte nur den Kopf.

„Hast du dich nie gefragt, warum die Menschen nicht in diesen Wald gehen? Selbst jene, die den Bergpfad nutzen, kommen diesem Wald nicht zu nahe.“

Narutos Augen weiteten sich.

„Du meinst das hier IST der Berg?!“

Beinahe hätte er den Korb fallen lassen, den er Sasuke zuvor abgenommen hatte. Sollte das bedeuten, sie waren bereits im Reich der Dämonen? Nein. Das konnte nicht sein. Menschen konnten die Welt der Dämonen nicht betreten. Soviel wusste auch er.

„Aber… dann muss das Tor irgendwo hier zu finden sein, nicht wahr? Aber vielleicht können mir auch die anderen Dämonen dieses Waldes sagen, was ich wissen muss. Das ist toll!“

Irritiert hob Sasuke seine Augenbrauen. Toll?

„Verstehst du denn nicht, Sasuke? Wenn ich die Antworten finden kann, dann kann ich dich endlich von dem Fluch befreien und dann musst du auch nie wieder leiden oder einsam sein. Dann, wenn ich den Fluch gebrochen habe, dann werde ich dir alles zeigen. All die Farben und die Orte, die Tiere und die Blumen! Dann können wir für immer hier zusammenleben und du musst nie wieder an die furchtbaren Dinge denken.“

Von der Euphorie beflügelt beschleunigte Naruto seine Schritte, konnte es bereits vor sich sehen. Sie beide und ihre leuchtende Zukunft. Er konnte es kaum erwarten, wenn er Sasuke all diese Dinge zum ersten Mal nach all diesen dunklen Jahren würde zeigen können.
 

Sasukes Schritte stoppten. Deswegen verhielt der Dämon sich so seltsam? Weil er ihn befreien wollte? Weil er nach einer Lösung suchte? Nach einer Lösung um seinetwillen und nicht aus dem egoistischen Antrieb heraus selbst stärker zu werden? Er war sprachlos.

Irritiert hielt nun auch Naruto inne, als er bemerkte, dass sein Freund stehen geblieben war.

„Hey Sasuke was hast-“

Mit einem breiten Lächeln drehte er sich um und erstarrte beim Anblick des Blinden, der selbst noch gar nicht bemerkt zu haben schien, dass er weinte.

„…du denn?“, hauchte er leise und sah wie erstarrt auf seinen Freund. Warum weinte er?
 

◊◊◊
 

„Ich mach mich dann mal auf den Weg. Heute Abend bin ich zurück.“

Gerade hörte er noch die Worte des Dämons, ehe Naruto auch schon aus der Tür verschwunden war, auf dem Weg zu einem neuen Streifzug durch die Wälder und der Suche nach den Antworten, die er begehrte. Seit Tagen suchte er die Wälder ab, versuchte die Dämonen dazu zu bringen mit ihm zu reden und wurde doch nur von ihnen verspottet. Es war als wären sie ihm nicht wohlgesonnen.

Ein seltsames Gefühl beschlich den Uchiha. Das Gefühl in seiner Brust schnürte ihm beinahe die Luft ab und ein jedes Mal, wenn Naruto das Haus verließ befürchtete er, er würde nicht wieder zurückkommen. Wann? Wann hatte er angefangen so an ihm zu hängen?

„Verdammt…“

Fahrig strich er sich durch die langen schwarzen Strähnen, seufzte leidend und ließ seine Hände schließlich auf die Kante des breiten Holzbrettes sinken, auf dem er die Zutaten für ihr gemeinsames Abendessen platziert hatte.

Was sollte er tun? Ganz gleich, was Naruto tat, ihre gemeinsame Zeit war begrenzt.

Der Fuchsdämon schien es nur selbst nicht zu wissen.

Wie sollte er es ihm erzählen? Wie hätte er ihm sagen sollen, dass er nicht ewig bei ihm bleiben können würde? Dass er eines Tages allein und ohne ihn sterben würde, ganz gleich, was er tat?

Wie hätte er ihm das sagen sollen, wenn er doch wusste, dass es die Welt des Dämons in den Grundfesten erschüttern würde?

Er konnte es einfach nicht.
 

◊◊◊
 

Gehetzt eilte der junge Dämon durch den Wald, versuchte die verbleibende Zeit bis zur Dämmerung zu nutzen, um Antworten zu finden. Säuselnd hatte ihm der Wind die Richtung gewiesen, ihn von einer Ecke des Waldes in die Andere getrieben und ihm dabei doch nicht geholfen.

Verärgert über das närrische Spiel des Windgeistes hielt Naruto inne, kam auf einem begrünten Bergabschnitt zum Stehen.

„WAS SOLL DAS?! Hör auf mich zum Narren zu halten!“, beschwerte er sich nur und schlug nach dem Wind, der sich nur zischend um ihn herumbewegte.

„Wissen zu erlangen ist kein närrisches Spiel. Aber ein närrisches Spiel kann durchaus zu Wissen führen.“

„Ach schenk dir deine ach so schlauen Weisheiten in Rätselform. Du bist mir keine Hilfe!“

Schmollend verschränkte er die Arme vor seinem Körper und ließ den Blick über die Berge schweifen. Warum? Warum gab es hier keinen einzigen Dämon, der mit ihm reden wollte?

„Weiß und kalt wie der Schnee und doch gleichsam brennend wie das Feuer der Sonne. Durchdringende Augen, so klar wie Tau eines neuen Morgens und Wissen, das über Jahrtausende besteht, verborgen im tiefsten Inneren des Herzens. Du kennst die Antworten längst und kannst sie doch nicht sehen.“

Erschrocken wandte der Fuchsdämon sich um, als er die ihm fremde Stimme vernahm.

Geisterhaft und kühl, wie das erste Licht des Neumondes, war er ihm erschienen. Ein weißer Fuchs.

„Was soll das heißen, ich kenne die Antworten längst?“

„Hast du es nicht gespürt? Das, was euch verbindet…? Dich und diesen Menschen, dem du dein Herz verschrieben hast?“, fragte der Fuchs nur, saß ruhig auf einem kleinen Felsen inmitten des Bergabschnitts.

Naruto schluckte bei diesen Worten. Er presste die Lippen aufeinander.

„Du bist jung, naiv. Weißt nichts über unsere Welt oder gar die der Menschen. Hast einem Menschen dein herz verschrieben und das, obwohl sein Leben in deinen Händen liegt.“

Naruto horchte auf. Sasukes Leben lag in seinen Händen? Der weiße Fuchs blickte ihm streng entgegen.

„Kannst du es denn nicht spüren?“

„Was… wovon redest du.“

„Du bist ihr Kind.“

Chapter 13 - Dazed Truth

Unruhig lief der Schwarzhaarige in seiner Hütte auf und ab, ertrug es nicht mehr ruhig vor dem Feuer zu sitzen und zu warten. Es war Nacht. Finsterste Nacht und Naruto war noch immer nicht zurück. War ihm etwas geschehen?
 

◊◊◊
 

„Was?“

Sprachlos stand der junge Dämon dem weißen Fuchsgeist gegenüber. Er sollte ihr Kind sein? Das Kind der weißen Füchsin, die seinem geliebten Freund soviel Leid angetan hatte? Er konnte es nicht glauben.

„Du musst es selbst gespürt haben, kleiner Fuchs. Deine Kraft steigt mit jedem neuen Mond weiter an, nähert sich der deiner Mutter.“

„Aber…aber das kann doch nicht sein! Wenn…, wenn ich das Kind der weißen Füchsin bin, warum …?“

„Warum bist du selbst dann nicht weiß?“

Naruto nickte. Nicht, dass es nur sein Fell war, was eine völlig andere Farbe hatte, nein, er konnte doch unmöglich das Kind einer so grausamen Dämonin sein!

Der Geist schwieg einen Moment. Die Frage des jungen Dämons war mehr als berechtigt, dich war er in dieser Nacht gekommen, um ihm die Wahrheit zu liefern, nach der er suchte.

„Du musst wissen, die weiße Füchsin war nicht immer weiß.“

Der Geist erhob sich von seinem Platz und wanderte auf den jungen Dämon zu, umkreiste ihn und ließ ihre Energien einander nähren. Ein Austausch spiritueller Kraft, der es ihm erlauben würde Naruto alles zu zeigen, was er begehrte.

„Einst, vor vielen Jahren, gab es eine Füchsin in diesen Wäldern. Ihr Fell so rot wie die Morgenröte selbst. Sie war die Schönste und Stärkste unter den Fuchsdämonen. Doch ob ihrer Schönheit und auch ihrer Kraft, vermochte sie es nicht die Liebe zu finden, nach der sie sich sehnte. Etwas, was den Fuchsdämonen bereits mit der Geburt im Blut liegt. Sie sehnen sich, nach Zuneigung und einem Ort, an dem sie Geborgenheit finden. Einem Heim, einer Familie.“

Naruto lauschte den Worten des weißen Fuchsgeistes aufmerksam, doch machten sie für ihn keinen Sinn. Wie konnte eine Kreatur denn lieben, die Anderen solches Leid zufügte? Er dachte an Sasuke und an das, was er ihm erzählt hatte. An die Dinge, die die weiße Füchsin ihm und seiner Familie angetan hatte.

Die blauen Augen sahen verwirrt auf den Geist hinab. Er konnte es einfach nicht glauben.

Der Geist jedoch sprach ruhig und sachlich weiter. Er hatte bereits damit gerechnet, auf Unverständnis zu stoßen. Zu groß waren die Ereignisse, die sich vor der Geburt des kleinen Dämons bereits abgespielt hatten.

„Eines Nachts jedoch, als die Menschen bereits begonnen hatten die Dämonen zu jagen und ihnen das Böse nachzusagen, war es einer der Götter selbst, der vom Himmel hinabstieg und die Füchsin rettete. Minato, der Donnergott.“

Der Fuchs machte eine kurze Pause und wanderte schließlich wieder an den Platz auf dem Stein zurück, von dem er sich zuvor erhoben hatte.

„Der Donnergott?“

Naruto merkte, wie wenig er über sich, seine Eltern und die Welt in der sie lebten doch wusste.

„Schon lange hatte der Donnergott über das Dorf und seine Bewohner gewacht, war das Leitbild der Priester geworden. Er hatte den Wandel bemerkt, der die Menschen und Dämonen entzweit hatte und sich selbst dieser Angelegenheit angenommen, um die sinnlosen Morde zu beenden. Berührt von seiner Freundlichkeit und dem guten Herzen des Gottes, verliebte sich die rote Füchsin in den Donnergott und sie wurden eins.“

Naruto spürte etwas Warmes in seinem Inneren. Waren sie das? Die Gefühle seiner Mutter zu jenem Zeitpunkt?

„Das… das heißt ich bin das Kind…einer Fuchsdämonin und eines Gottes?!“

Der weiße Fuchs nickte kurz.

„Aber …aber wenn ich ihr Kind bin, warum war ich dann allein? Warum bin ich allein im Bau eines Fuchses aufgewachsen?“

Er hatte seine Mutter und seinen Vater nie getroffen. Alles woran er sich erinnerte, war ein Fuchsweibchen, das ihn und ihre Jungen gleichermaßen gewärmt und geschützt hatte. Aufgeregt und wissbegierig trat der Fuchsdämon auf den weißen Geist zu. Ließ sich schließlich vor ihm auf den Boden sinken. Doch der Geist wurde ernst.

„Kleiner Fuchs, was weißt du über die Menschen? Oder über diese Welt? Über eine Welt, in der Menschen und Dämonen nicht mehr koexistieren können.“

Naruto stockte. Nein. Nein, das bedeutete doch nicht etwa-?

„Noch bevor du geboren wurdest, haben die Menschen von der Liebschaft der roten Füchsin und ihres Donnergottes erfahren. In Rage darüber, dass die Dämonen Besitz von ihrem Gott ergriffen haben, versiegelten sie den Schrein des Donnergottes und sperrten ihn selbst damit in einen Bannkreis.

Getrennt von seiner Geliebten und unfähig sie und sein ungeborenes Kind zu schützen, tat der Gott das Einzige, was er hatte tun können. Er übertrug seine Kraft auf die Füchsin, die er allein im Wald zurückgelassen hatte.

Doch die Priester verfolgten sie, um sie zu töten. Sie suchten sie, durchkämmten die Wälder und ließen keinen Stein auf dem Anderen, um sie zu finden.

Allein und angsterfüllt über den Verlauf eurer beider Schicksale, hatte sie dich in ihrem Bau zur Welt gebracht und dann zurückgelassen, um die Menschen zu vertreiben oder sie zumindest fortzulocken. Denn alles was ihr geblieben war, war ihr geliebtes Kind.“

Naruto schluckte schwer. Ihm war schlecht, denn er spürte in welche Richtung sich diese Geschichte entwickelte. Der weiße Fuchs hielt kurz inne. Er war nur ein Geist und doch spürte er die Gefühle des Fuchsdämonen, als wären es seine Eigenen.

„Fuchsdämonen sind schwach, wenn sie ihr Junges zur Welt gebracht haben. Ein kurzer, energetisch sehr schwacher Zyklus befällt sie und macht sie angreifbar. Die Menschen schafften es die rote Füchsin zu fangen, doch richteten sie sie keineswegs sofort hin. Sie brachten sie zum Tempel des Donnergottes und legten auch sie in Ketten.“

Ihm war schlecht. Narutos Magen krampfte sich zusammen, denn er spürte, was ihm der Geist erzählen würde.

„Die Waffen auf sie gerichtet, bereit sie zu enthaupten, war es jedoch ein Priester, der einen anderen Weg einschlug. Was nützte es ihnen, nur die Kreatur zu töten, die ihre Götter zur Sünde getrieben hatte? Nein. Diese Nacht sollte ein Exempel für alle Fuchsdämonen und alle Götter sein.“
 

Naruto schloss die Augen und fand sich selbst in den Erinnerungen der Vergangenheit.
 


 

◊◊◊
 

„Rote Füchsin, du hast es gewagt unseren Gott zu entweihen und ihn mit deinem sündigen Spiel zu verführen. Kein Gott sollte sich jemals von einer niederen Kreatur in die Tiefen dieser Erde ziehen lassen.“

Der Priester selbst erhob sich über den Gott, dem er einst treu gedient hatte, das geweihte Schwert in seiner Hand. Ein letzter Blick Minatos auf seine geliebte Füchsin, ein sanftes, entschuldigendes Lächeln auf seinen Lippen liegend, weil er sie nicht hatte beschützen können, ehe die Waffe sein Herz durchstach und das Leben des Gottes beendete.
 

Einige Sekunden verstrichen, der Körper der jungen Dämonin regungslos, als wäre sie zu Eis erstarrt und Tränen in ihren Augen aufsteigend, ehe der bebende Schrei des Verlustes über den Hof des Tempels hallte.

Wut und Verzweiflung stiegen in der Dämonin auf, Angst darüber, was aus ihrem Kind werden sollte, wenn nun auch sie dem Zorn dieser Menschen ausgeliefert war, der Anblick ihres toten Geliebten sich tief in ihre Augen brennend.

Das Blut rauschte in ihren Ohren, als ihr eigener Schatten sich vor ihr auftürmte und die Priester zurückweichen ließ.

„Ihr werdet büßen… Jeder einzelne von euch, wird büßen.“, ertönte die bebende Stimme der schönen Dämonin, ehe die Ketten um ihre Glieder zerbarsten und der Schatten in ihrem Inneren verschwand, ihre Gestalt sich im aufgehenden Vollmond veränderte.

Die langen, feurig-roten Haare weiß wie das kalte Mondlicht selbst, die Augen brennend von der Wut Vergeltung für ihren Verlust zu üben.
 

Sie würde sie vernichten. Sie alle.
 

◊◊◊
 

Erschrocken riss der junge Fuchsdämon die Augen auf, spürte wie dicke Tränen seine Wangen hinabliefen. Und auf dem kalten Waldboden versiegten.
 

„In jener Nacht hat die Füchsin jede Erinnerung an ihren Liebsten verloren und dem Schmerz, dem Hass und ihrer Verzweiflung nachgegeben, bis die Dunkelheit sie übermannte. Du warst allein, weil sie selbst die Welt der Menschen verließ, nachdem sie den Tempel niedergebrannt hat. Nun kennst du die Wahrheit, kleiner Fuchsdämon.“
 

Er konnte es nicht glauben. All diese Dinge, diese Gräueltaten. Es war zu viel. Es war mehr, als der junge Dämon verarbeiten konnte. Erst eine Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
 

„NARUTOOOOO!“
 

Sein Kopf ruckte nach oben, die Ohren steil aufgestellt und die vernarbten Wangen feucht im kalten Mondlicht schimmernd. Das war Sasuke.

„Was soll ich-?“, wollte er den Geist fragen, doch er war fort. Fort, als wäre er nie dagewesen.
 

„Naruto?“, fragte der Blinde vorsichtig, als er die Spitze des Berges endlich erreicht hatte. Er spürte den Fuchsdämon, doch warum antwortete er ihm denn nicht?

Chapter 14 - Reality

Geschockt, ja geradezu erstarrt blickte Sasuke seinem Freund entgegen. Er spürte sein Blut in seinen Adern rauschen und seinen eigenen Puls in seinen Ohren hämmern.

Sie hatten sie gejagt und getötet. Der Clan seines Freundes hatte seine Familie zerstört!

„Naruto, was hast du?“, fragte Sasuke vorsichtig. Irgendetwas stimmte nicht, das spürte er.

„Mörder.“, wisperte Naruto leise, atemlos und verstört.

Sasuke stockte. Was hatte er da gesagt?

Der kalte Wind dieser sternenklaren Vollmondnacht zischte zwischen ihnen hindurch, als der Blonde erneut die Stimme erhob.

„MÖRDER!“, schrie er wütend, erschrak selbst über die Wut und Verzweiflung, die in seiner Stimme mitschwang.

Die Schweife des Dämons peitschten wütend auf den Boden, seine entzürnte Aura die Luft um ihn förmlich sieden. Sasukes Vorfahren hatten seinen Vater ermordet. Grundlos hatten sie ihn vor den Augen seiner Mutter hingerichtet.

Ein dumpfer Schmerz durchzog den Körper des Uchiha, als der Fuchsdämon ihm so entgegen schrie.

Für eine Sekunde setzte sein Herz aus, ehe ihn der Schmerz in die Knie zwang.

Ein atemloses, schmerzverzerrtes Ächzen überkam ihn. Es fühlte sich an, als würde man versuchen ihm das Herz mit der blanken Hand heraus zu reißen.

„HAST DU ES GEWUSST?! HAST DU ES MIR ABSICHTLICH VERSCHWIEGEN?“, schrie der Fuchsdämon nur weiter, völlig außer sich aufgrund der Wahrheit, die er kaum zu verkraften vermochte.

Sasuke röchelte gequält zu seinen Füßen, krümmte sich vor Schmerz auf dem kalten Waldboden.

Blutige Bahnen rannen ihm über die Wangen und aus den Mundwinkeln. Wieso konnte er nichts sagen? Was passierte mit ihm? Er versuchte sich zu fassen, formte mit den Lippen den Namen seines Freundes, als jener schließlich vor ihm stand. Kein Ton verließ seine Lippen.

Es vergingen Sekunden, bis der Fuchsdämon das Blut zu seinen Füßen bemerkte und zu sich kam.

Erschrocken über sich selbst, sein Verhalten und den Zustand seines Freundes hockte er sich zu ihm herunter.

„Sasuke was.. was hast du-? Was habe ich-?“

„War es nicht dein Wunsch, ihn leiden zu sehen?“

Eine kalte, dunkle Stimme schlich sich in den Kopf des Dämons. Ob er ihn quälen wollte?

„Sein Leben liegt in deiner Hand. Willst du dich nicht rächen? Nur ein wenig mehr noch. Ein kleines Bisschen mehr.“

Zitternd und nicht imstande mehr als ein atemloses Keuchen von sich zu geben, kauerte Sasuke vor ihm auf dem Boden. Er wusste nicht, was passiert war oder gerade passierte. Er fühlte sich, als würde man ihm die Lunge abschnüren. Seine Augen brannten wie Feuer und der dumpfe Schmerz betäubte seine Sinne. Sollte das wirklich das Ende sein? Dabei wusste er doch nicht einmal selbst, was geschehen war.

Mit letzter Kraft packte er seinen Freund am Kragen und zog ihn zu sich herunter, die von blutigen Tränen gefüllten, grauen Iriden direkt in die ozeanblauen des Dämons gerichtet, ehe er die Stirn langsam an ihn legte und ihn sehen ließ.
 

◊◊◊
 

„Sasuke mein Schatz, das Essen ist fertig! Sagst du deinem Vater und deinem Bruder bitte Bescheid?“

Rief die schlanke, hübsche Frau mit den langen schwarzen Haaren, die gerade die letzte Schale auf dem gemeinsamen Esstisch für ihre Familie platziert hatte.

„Mama,… hat mich Papa nicht lieb?“, erwiderte ihr Sohn schließlich leise, traurig. Seit Tagen hatte sein Vater ihm wieder keinerlei Beachtung geschenkt.

Sasuke fühlte sich vernachlässigt. Immer bevorzugte sein Vater seinen älteren Bruder und auch wenn Sasuke seinen Bruder wirklich liebte, so kam er nicht umhin sich selbst wertlos zu fühlen. Es war, als wäre er Luft für seinen Vater. Dabei wollte er doch nur, dass er auch auf ihn stolz war.

„Ach Sasuke mein Schatz, dein Vater hat viel zu tun. Weißt du, es ist nicht immer leicht, das Richtige zu tun.“

„Das Richtige?“

Neugierig richteten sich die Augen des kleinen Jungen auf seine Mutter. Was bedeutete es denn, das ‚Richtige‘ zutun?“

Mikoto lächelte milde, als sie ihren jüngsten Sohn zu sich heran und auf ihren Schoß zog.

„Weißt du Sasuke… in unserer Welt gibt es Menschen, die denken ein Leben ist mehr wert, als ein anderes. Menschen, die ihre eigenen Ideale und Ansichten über alle anderen stellen und dann furchtbare Dinge tun. Dein Vater versucht diese Menschen auf den rechten Weg zurück zu bringen.“

Sasuke schaute mit großen Augen zu seiner Mutter hoch.

„Aber, sind wir denn nicht alle eine Familie?“

„Doch Sasuke, das sind wir. Aber auch in unserem Clan gibt es schlechte Menschen, die ihrer eigenen Gier und dem Egoismus verfallen sind.“

„Also ist Papa ein Held?“

Mikoto lächelte sanft.

„Ja mein Schatz, das ist er.“

„Dann…will ich auch mal so toll werden! Ich sage ihnen, dass das Essen fertig ist.“

Breit grinsend drückte der kleine Junge seine Mutter und eilte los, um seinen Vater und seinen Bruder zum Essen zu holen.“
 

„Itachi, du weißt warum wir unser Dorf verlassen haben und in diesen Tempel kamen.“

„Ja, Vater.“

„Sie werden sich kaum länger aufhalten lassen, aber wir können diesem Frevel nicht freien Lauf lassen. Die Dunkelheit hat unseren Clan bereits vor langer Zeit unterwandert.“

„Wir-“

Ein lauter Knall riss Fugaku und Itachi aus dem Gespräch.

„Geh zu deiner Mutter und deinem Bruder. Pass auf sie auf!“, wies der Uchiha seinen ältesten Sohn an und machte sich selbst auf den Weg zum äußeren Hof der Tempelanlage.

„Was in Gottes Namen-?“, fragte er schockiert, als er die Szenerie vor seinen Augen erblickte.

„DAS IST WAHNSINN!“, mischte er sich schließlich in das Gespräch der Ältesten ein, die den Donnergott vor seinen Augen in seinem eigenen Schrein bannten.

„Seid ihr des Wahnsinns? Wir sollen die Götter schützen und sie nicht in Ketten legen!“

„Schweig, du Narr!“

Der Hohepriester warf einen verächtlichen Blick auf Fugaku.

„Dieser Gott ist ein Gefallener. Besessen von den Dämonen und nicht unseres Schutzes wert.“

Fugakus Augen weiteten sich. Das konnte unmöglich ihr Ernst sein.

„Das ist Irrsinn! Das ist... Verrat an den Göttern selbst! Ihr werdet uns alle ins Verderben stürzen, mit eurem Verhalten!“

Der Priester jedoch zeigte keinerlei Einsicht.

„Sperrt ihn und seine Familie ein. Wir können nicht riskieren, dass sie uns in die Quere kommen.“

„WAS?“, völlig überfahren vom Verrat der Priester und den Shinobi seines eigenen Clans, wehrte Fugaku sich so gut es ihm möglich war gegen die Männer.

Sasukes tiefschwarze Augen weiteten sich, als er diese Szene erblickte. Sein Vater, in Ketten gelegt und bedroht von den Männern, die sie zu ihrer Familie zählten.

„Das ist das Balg dieses Verräters! Sperrt sie weg!“, herrschte der Priester seine Untergebenen an.

Wie erstarrt stand Sasuke im Rahmen der gewaltigen Schiebetüren, bis sein Vater ihm entgegen schrie, er solle laufen und sich verstecken.

Eine Hand griff nach der des kleinen Jungen, zerrte ihn mit sich.

„I-Itachi!“

„Lauf Sasuke, nicht stehen bleiben!“

So schnell sie konnten rannten die beiden Kinder aus dem Schrein des Donnergottes und über das Gelände des Tempels.

„I-Itachi was ist mit Papa? Was ist mit Mama!“

Sasukes große Augen füllten sich mit Tränen.

„Wir können ihnen jetzt nicht helfen. Lauf weiter!“

„Aber wir können sie doch nicht im Stich lassen!“

Dicke Tränen kullerten über die blassen Wangen des kleinen jungen, dessen herz schneller schlug, als ihn seine Beine tragen konnten.

Hektisch zerrte Itachi seinen kleinen Bruder in eine der vielen Nischen des Tempels. Die Wachen suchten bereits nach ihnen, doch er würde zuerst seinen Bruder beruhigen müssen.

Er kniete sich vor ihn, die Hände auf den Schultern seines kleinen Bruders.

„Hör mir zu Sasuke. Wir lassen sie nicht im Stich. Wir werden sie holen und dann alle zusammen weglaufen. Aber erstmal brauchen wir einen Plan. Du willst doch, dass Papa stolz auf dich ist, oder?“

Sasuke nickte, während er sich mit dem Ärmel über die Augen wischte.

Itachis sanftes, warmes Lächeln strahlte ihm entgegen, als die Hand seines großen Bruders über seinen Kopf streichelte.

„Wir lassen sie nicht allein.“
 

◊◊◊
 

„Itachi! Sasuke! Was macht ihr hier?!“

„Wir sind natürlich gekommen, um euch zu befreien!“, verkündete Sasuke stolz, der es mit der Hilfe seines Bruders geschafft hatte einige Wachen auszuschalten und in den Kerker hinunter zu gelangen, in dem man ihre Eltern eingesperrt hatte.

Tagelang hatten sie geplant und Möglichkeiten gesucht, schlussendlich einen Weg gefunden ungesehen in den Kerker unter dem Tempel hinabsteigen zu können.

„Sht… leise.“, ermahnte ihn Itachi, der mit einigen Handgriffen schließlich das Schloss geknackt hatte. Nicht umsonst hatte er Jahre seines Lebens in das Training investiert.

Er huschte in die kleine Zelle und machte sich daran, auch die Fesseln seiner Eltern zu lösen, als ein schepperndes Geräusch ihn schließlich aufhorchen ließ.

„Itachi, ich glaube da kommt jemand!“, flüsterte Sasuke aufgeregt. Sicher war es eine weitere Wache!

„Lasst uns zurück.“

Itachi und Sasuke horchten auf bei den Worten ihres Vaters.

Sie sollten sie zurücklassen?

„Vater das-“

„Nein!“, platzte es beinahe aus Sasuke heraus. Auf keinen Fall würden sie sie hier zurücklassen.

„Ich werde sie weglocken“

Ohne darüber nachzudenken rannte der kleine Junge los, unwissend, was ihn auf dem Hof des Tempels erwarten würde.
 

◊◊◊
 

Unbarmherzig verbrannten die schwarzen Flammen alles, was sich ihnen in den Weg stellte.

Mit rasendem Herzen fand sich der Siebenjährige inmitten des Schlachtfelds wieder, das gequälte Stöhnen der lebendig verbrennenden Männer und Frauen um ihn herum, ehe sie vor seinen Augen zu Asche zerfielen und nichts als die alles verschlingenden Flammen übrigblieben.

Verängstigt und verzweifelt schaute er sich um, verstand nicht, was geschehen war, als um dichten Rauch der verschneiten Landschaft schließlich eine Gestalt auf ihn zukam.

Groß, weiß wie der Schnee selbst und die Augen brennend vor Hass.

„Ein Kind…“

Sie zögerte, schien sich an etwas zu erinnern, während Sasuke starr vor Angst inmitten der dunklen Flammen stand.

„Mit dir stirbt das Blut dieser Mörder.“

Mit einem Ruck schnellte die bekrallte Hand der Dämonin hervor, bereit auch das letzte Blut des Clans zu vergießen.

Sekunden vergingen, ehe die Augen des kleinen Jungen sich verwundert wieder öffneten und das Bild seines Bruders sich in seine Augen brannte. Durchbohrt von den Krallen der Dämonin, seine Arme fest um seinen kleinen Bruder geschlungen.

Ein Schwall Blut spritzte Sasuke entgegen, als Itachi den Blick verschleiert auf ihn legte.

„Es tut mir leid, Sasuke.“, wisperte der Ältere nur und rutschte langsam seitlich an seinem jüngeren Bruder vorbei, nachdem die Dämonin ihre Hand zurückgezogen und ihm das Herz aus der Brust gerissen hatte.

„Narr.“, entkam es dem dunklen Schatten nur.

Verstört und völlig fassungslos starrte der Siebenjährige auf seinen mit Blut besudelten Körper und den Leichnam seines Bruders, der neben ihm langsam vom herabfallenden Schnee bedeckt wurde.

Achtlos warf die weiße Füchsin das Herz des Jungen in den Schnee, ließ es von den schwarzen Flammen verbrennen.
 

„Sein Leben für deins?“, fragte sie nur und schnaubte abschätzig.

„So sei es. Von diesem Tage an werden die Menschen sich erinnern, was sie uns angetan haben. Ich werde dich nicht sterben lassen, ehe du das Leid erfahren hast, das man uns zuteilwerden ließ, den Schmerz, den die Dämonen und Götter wegen euresgleichen erlitten haben.“

Erneut schnellte ihre Hand hervor und legte sich auf die Tränen überfluteten Augen des Jungen.
 

◊◊◊
 

Was blieb, war Schmerz und Dunkelheit.

Chapter 15 - Insecurity

Als hätte man ihn aus einem Traum gerissen, schrak der Fuchsdämon zurück und fand sich verunsichert wieder im Diesseits.

Seine Augen waren feucht und das Herz lag ihm schwer in der Brust, sein zitternder Leib nur mühsam imstande ihm Halt zu geben, als er sich auf den Händen abstützte und versuchte seine wirren Gedanken zu ordnen. Er hatte sie gesehen, seine Erinnerungen.

Er hatte ihn einen Mörder genannt, ihn, der mit alledem nichts zutun und selbst alles verloren hatte.

„Sasuke es…es tut mir so… leid..“, schniefte Naruto nur und spürte, wie ihm die Tränen über die Wangen liefen.

Es war still.

Seine blauen Augen erstarrten vor Schreck, als er auf den regungslosen Körper seines Freundes blickte, der vor ihm auf den kalten Boden lag.

„Sasuke!“

Er stürzte beinahe über ihn beim Versuch ihn an sich heranzuziehen.

„Sasuke sag was!“

Nichts.

Sein Puls raste und er versuchte zu lauschen. Nichts. Kein Atmen, kein Herzschlag, kein Puls.

Die feuchten Augen des Fuchsdämons füllten sich abermals mit Tränen, als er seinen Freund an sich heranzog und ihn an sich presste.

„Sasuke wach auf. Bitte…“, schluchzte er leise, während er seinen Freund in seinen Armen wog. Das durfte nicht sein!

„Du kannst jetzt nicht sterben.“

Er klammerte sich an ihn und flehte in Gedanken jeden Gott, jeden Dämon und jede Macht der Welt an, dass sein Freund die Augen öffnete und ihn beschimpfte.

Die Stirn an die seines Freundes gelegt flüsterte er ihm zu.

„Du kannst mich nicht allein lassen.“

„Sein Leben liegt in deiner Hand.“, flüsterte es leise in die pelzigen Ohren des Dämons.

Er hob den Kopf und erblickte den weißen Fuchsgeist, der ihm zuvor die Wahrheit über seine Familie offenbart hatte.

Narutos Gesicht verzog sich zu einem wütenden, wenngleich auch verzweifelten Ausdruck.

„DU! Du hast zugelassen, dass das passiert! Wieso hast du mir nicht die Wahrheit gesagt?“, schrie er ihm entgegen, die spitzen Eckzähne scharf hervorblitzend.

„Wahrheit ist nie absolut. Alles ist Wahrheit, doch du hast dich von deinen Gefühlen beherrschen lassen, anstatt dich selbst auf die Suche nach seiner Wahrheit zu machen.“

Narutos Lippen verzogen sich zu einem schmalen, bebenden Strich. So ungern er es zugab, aber der Fuchs hatte recht. Er war Schuld. Er hatte an ihm gezweifelt, hatte geglaubt er wäre wie die Anderen und das, obwohl er es hätte besser wissen müssen.

„Sein Leben liegt in deiner Hand.“, wiederholte der weiße Fuchsgeist die Worte des Schattens.

Naruto hob seinen Kopf. Sollte das heißen, er hatte ihn ermordet?

Der weiße Fuchs schwieg, ehe ein scharfes, pfeifendes Geräusch Narutos Aufmerksamkeit auf Sasuke lenkte.

„Er atmet!“

Beinahe hätte er ihn vor Überraschung fallen gelassen. Es war ein furchtbares Geräusch, aber der Schwarzhaarige atmete, auch wenn ihm noch immer das Blut seiner Qualen im Gesicht klebte.

„Dir allein obliegt die Macht seine Qualen zu lindern, denn deine Kräfte sind es, die seinen Fluch beeinflussen können. Hüte dich vor den Schatten deiner Wut, kleiner Fuchsdämon.“

Der weiße Geist verpuffte und hinterließ den Blonden ratlos inmitten der kalten Nacht.
 

◊◊◊
 

„Es tut mir so unendlich leid Sasuke…“, flüsterte der Fuchsdämon leise, nachdem er seinen Freund gewaschen und auf den kleinen Futon gebettet hatte. Sasuke war kalt wie der Tod und hatte noch immer kein einziges Wort gesagt. Seine Augen waren geschlossen, doch er atmete. Liebevoll kuschelte sich Naruto an seinen Freund, konnte noch immer kaum glauben, dass er ihn beinahe ermordet hatte. Er hatte ihn leiden lassen, ihm für etwas Schmerzen zugefügt, für das er nicht einmal etwas konnte. Nein, im Gegenteil. Sasuke hatte beinahe dasselbe erlitten, wenn nicht gar Schlimmeres. Naruto fühlte sich schlecht. Er hatte sich von seinen Impulsen überrumpeln lassen und die wichtigste Person in seinem Leben beinahe getötet.

„Ich bin ein Monster…“, flüsterte er reumütig, als er den Schwarzhaarigen an sich heranzog.

Er war wirklich ein Monster. Die Dorfbewohner hatten Recht gehabt.

Unerwartet spürte der Fuchsdämon plötzlich kalte Finger an seinem Arm und öffnete abrupt die Augen, nur um in die, nun beinahe weißgrauen Augen seines Freundes zu blicken.

Geschockt ob dieses Anblickes, aber gleichsam glücklich, dass sein Freund zu sich gekommen war, zog er ihn in seine Arme und vergrub das Gesicht in seiner Halsbeuge.

„Es tut mir so leid Sasuke! Ich…“

Die kalte Hand des Schwarzhaarigen schob sich langsam, ja geradezu zärtlich in die goldblonden Haare des Dämons.

„Du hast…nichts falsch gemacht.“, wisperte er leise, seine Stimme gebrochen und rau.

Es war okay. Er hatte nichts Falsches getan, auch wenn Sasuke selbst noch immer nicht wusste, was geschehen war. Er ahnte, was im Argen seiner eigenen Erinnerungen lag.

„Sasuke…“, schluchzend und schniefend presste der Fuchsdämon sich an seinen Freund. Wie konnte er nach allem was er getan hatte sagen, er hätte nichts Falsches getan?
 

◊◊◊
 

„Soll ich dir wirklich nicht helfen?“, fragte Naruto besorgt und schlich um seinen Freund herum.

Tagelang hatte er ihn gepflegt – oder es zumindest versucht – und war froh, dass sein Freund wieder aufstehen konnte, doch machte er sich Gedanken.

„Wenn ich noch einen Tag länger deiner Pflege ausgesetzt bin, sterbe ich bestimmt noch.“, erwiderte Sasuke nur und erinnerte sich allein an die missglückten Mahlzeiten der letzten Tage. Sicherlich hatte es der Fuchs gut gemeint, aber seine kulinarischen Experimente hatten Sasuke schlussendlich dazu bewogen, sich sobald es ihm möglich war wieder selbst der Sache anzunehmen.

„Du bist ganz schön fies… Ich hab mir echt Mühe gegeben“

Naruto schob schmollend die Lippe vor, auch wenn er wirklich froh war, dass es dem Uchiha wieder besser ging. Was jedoch blieb, war die Unsicherheit. Was hatte der Fuchs gesagt? Er hatte sein Leben in der Hand. Wenn er nicht aufpasste, würde er ihn womöglich wieder verletzen.

Allein der Gedanke bereitete dem Fuchsdämon Angst. Er wollte ihn nicht verlieren.

Wenn ihm eines bewusst geworden war in diesen vergangenen Tagen, dann, dass er Sasuke wahrlich liebte. Keinen Moment wollte er mehr ohne ihn sein.

Doch auch wenn ihn die Versuchung reizte, den Fluch zu brechen, so hatte er Angst seinem Freund mit dem Versuch zu schaden. Wer wusste schon was passierte, wenn er seine Kräfte bewusst auf ihn konzentrierte.

„Naruto, was hast du?“

Sasuke riss ihn unvermittelt aus seinen Gedanken. Er spürte, dass etwas nicht stimmte und noch immer hatte ihm Naruto nicht verraten, was genau an jeder Nacht passiert war. Er selbst erinnerte sich kaum an die Ereignisse, spürte beim Versuch sich zu erinnern nur einen heißen, dumpf pochenden Schmerz.

„Ich… ach nichts. Ich hab mich nur gefragt, was ich dir jagen soll!“

Sasuke stockte einen Moment. Sein Innerstes sträubte sich dagegen den Fuchsdämon allein gehen zu lassen.

„Wie…wäre es, wenn wir heute einfach im haus bleiben? Wir haben noch genug Vorräte.“, schlug er vor, noch ehe er sich diese Worte einmal durch den Kopf hätte gehen lassen.

Narutos pelzige Ohren richteten sich überrascht auf. Sasuke bat ihn zu bleiben?

Wie lange hatte er von diesem Moment geträumt? Wie oft hatte er sich in Gedanken ausgemalt, wie es sich anfühlen würde und angefangen zu grinsen? Er wusste es nicht mehr, aber jetzt da es passierte, stand ihm lediglich der Mund offen.

„Du..eh..ich soll…also du meinst ich soll bei dir bleiben?“, wiederholte er stotternd und wirkte, als würde er glauben halluziniert zu haben.

„Hm.“, Sasuke nickte nur stumm, hatte ihm den Rücken zugedreht. Ja, er wollte nicht, dass er ging und vielleicht nicht mehr zurückkam.
 

Erschrocken ruckte Sasuke zusammen, als ihn die Arme des Fuchsdämons von hinten umfingen und ihn an sich zogen, die fremde Nase eng an seinen Nacken geschmiegt und ein lautes, zufriedenes Schnurren seitens Naruto zu hören.

Sasuke spürte die Wärme in sein Gesicht steigen, als er selbst Kopf und Körper gegen seinen Freund lehnte, ihre Intimität für einen Augenblick genoss.

„Naruto…“, begann er schließlich leise und versuchte die richtigen Worte für das zu finden, was er ihm sagen wollte – nein - musste.

„Hm?“, brummte der Dämon nur und legte die Ohren etwas an, um sich näher an seinen Freund zu kuscheln.

„Eines Tages…werde ich nicht mehr bei dir sein können.“

Sasukes Stimme wirkte zittrig, unsicher. Er hatte es ihm nicht sagen wollen, doch war es wohl besser den Dämon auf das Unvermeidliche vorzubereiten, ehe es ihm das Herz brach.

Schockiert hob Naruto den Kopf und entließ den Schwarzhaarigen aus seinen Armen.

„W-was sagst du da? Aber… warum? Habe, habe ich was falsch gemacht? Ich..ich werde dir nie wieder wehtun, versprochen! Ich benutze meine Kräfte nicht mehr! Ich-“

„NARUTO!“, unterbrach ihn Sasuke und wandte sich schließlich zu ihm um.

Sanft legten sich die blassen Hände an die vernarbten Wangen des Dämons.

„Nicht, weil ich es nicht möchte, sondern weil Menschen nicht ewig leben.“

Es war als wäre dem Blonden alles im Hals steckengeblieben. Sollte das bedeuten ganz egal was er tat, sein Freund würde sterben? Früher oder später würde er einfach sterben?

„Auch das…ist Zeit. Erinnerst du dich daran, was ich dir erzählt habe?“, hauchte Sasuke leise und legte die Stirn an die seines Freundes.

„Nichts ist ewig, Naruto. Nicht für uns Menschen.“

Narutos Innerstes rumorte wild. Das konnte doch nicht wahr sein!

„Das… das lasse ich nicht zu.“, erwiderte er stur und legte die Arme erneut um seinen Freund, um ihn an sich zu ziehen.

„Wenn wir sterben, dann nur gemeinsam!“

Ein Moment zog an ihnen vorbei, ehe Sasuke seine Hände langsam um den Rücken seines Freundes schob und auch ihm Halt spendete. Sie wussten beide, dass der Lauf des Schicksals nicht in ihren Händen lag. Dämonen lebten ewig oder wurden wie die Götter wiedergeboren, aber Menschen taten es nicht. Menschen starben irgendwann und hinterließen nichts, als die Leere in den Herzen derer, die überlebt hatten.

„Ich lasse dich nicht sterben.“, flüsterte Naruto erneut und fasste in diesem Moment einen Entschluss. Er würde den Fluch seines Freundes brechen und einen Weg finden zusammen mit ihm zu leben. Hier, oder in der Welt der Dämonen. Irgendwo würde es einen Platz für sie geben.

Chapter 16 - Feelings

„Naruto du erdrückst mich.“

„Nein, ich pass auf.“

Sasuke gab schließlich nach und seufzte leise. Seit er dem Fuchs verraten hatte, dass ihre gemeinsame Zeit begrenzt war, wich Naruto kaum noch von seiner Seite.

Er suchte seine Nähe, klebte regelrecht an ihm. Ob sie nun schliefen, badeten oder zusammen durch den Wald liefen, der Fuchsdämon wich nicht mehr von seiner Seite. Er wollte ihn nicht allein lassen. Nicht jetzt, nicht nachdem was geschehen war und nachdem er erfahren hatte, dass Sasuke ihn jederzeit verlassen könnte. Auch auf die Gefahr hin, dass er selbst womöglich die größte Gefahr für das Leben seines Freundes darstellen konnte, wollte er an seiner Seite bleiben.

Sasukes Finger strichen zärtlich durch die blonden Strähnen, blieben schließlich im Nacken des Dämons hängen und begannen ihn zu kraulen.

„Sei nicht albern. So schnell …sterben Menschen auch nicht.“

„…Hm.“

Naruto brummte nur und kuschelte sich dichter an seinen Freund. Er wollte das nicht. Er wollte nicht, dass er sterben musste, egal wann. Er wollte mit ihm zusammenbleiben, für alle Zeit.

Die Ohren des Fuchsdämons waren angelegt, verschmolzen beinahe mit seinen wuscheligen, blonden Haaren.

„Weißt du…ich hätte Lust auf etwas Fleisch. Wie wäre es, wenn du mir was jagst? Ich warte auch hier auf dich.“

Naruto öffnete langsam die Augen, legte sie auf das blasse Gesicht seines Freundes.

„Aber… wenn ich weggehe, bist du doch ganz allein.“, erwiderte er nachdenklich, die pelzigen Ohren dabei nun leicht hängend.

Sasuke wäre allein. Ganz allein, so wie all die Zeit zuvor. All die Jahre, die er allein und einsam in diesem Wald verbracht hatte.

„Mir passiert hier nichts. Ich werde da sein, wenn du wiederkommst. Versprochen.“

Nachdenklich nickte der Blonde schließlich. Er würde sich einfach beeilen und schnellstmöglich zu ihm zurückkehren.

„Alsogut.“, brummte er nur, schmiegte sich schließlich aber noch einmal an seinen Freund. Gerade war es ohnehin viel zu gemütlich, um aufstehen zu wollen. Seine Schweife strichen liebevoll über den Körper des Blinden und ließen ihn wohlig seufzen. Es war schön an der Seite des Dämons. Es fühlte sich warm an, sicher. Als könne ihm nichts in der Welt mehr Schmerzen bereiten und auch wenn Sasuke dieses Gefühl wahrlich genoss, konnten sie nicht ewig hier herumliegen und aufeinander kleben. Die Zeit wartete nicht auf sie, also war es das Beste alles aus ihr zu machen, was ihnen blieb, ganz gleich wie kurz dieses Leben für sie auch sein mochte.
 

◊◊◊
 

Mit einer schnellen, kontrollierten Bewegung riss der Fuchsdämon schließlich einen Hirsch.

Die Zähne tief in seinem Nacken versenkt und das Blut an seinem Mund herunterlaufend, wirkte er animalischer, als es seine humanoide Gestalt je hätte vermuten lassen. Doch er liebte diese Art zu jagen und wenn er ehrlich war, dann fürchtete er sich ein wenig vor seinen dämonischen Kräften.

Nicht, weil er sie nicht kontrollieren konnte, vielmehr weil er das Ausmaß eben jener Kräfte weder kannte, noch einschätzen konnte.

„Was soll ich nur machen? Irgendwie muss ich diesen Fluch doch brechen können…“, murmelte der Fuchsdämon leise zu sich selbst und ließ sich für einen Moment neben den toten Hirsch sinken.

Den Blick auf seine mit Blut besudelten Hände gerichtet, ereilten ihn die Erinnerungen seines Freundes erneut.
 

»Macht ist ein tückischer Freund.«
 

Eine dunkle, leblose Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und mit einem Ruck hatte sich der Fuchs erhoben. Nichts. Er konnte niemanden sehen.
 

» Armer kleiner Fuchs. Sehnst dich so nach ihr und bist doch zu ängstlich sie zu nutzen. Dabei ist sie es, was du suchst. «
 

„Wer bist du?! Zeig dich!“

Narutos Puls raste. Diese Stimme… sie schien ihm furchtbar bekannt und doch erschütterte sie sein tiefstes Innerstes ob der unbarmherzigen Kälte, mit der sie sprach. Es war, als spräche der Tod selbst mit ihm.

Ein dunkles, raues Lachen war zu hören, als sein eigener Schatten aus dem Boden hervortrat und sich vor ihm offenbarte.

Die blauen Augen des Fuchsdämons starrten geschockt auf das pechschwarze Ebenbild seiner Selbst.
 

» Was du suchst, ist Macht. «
 

Der Schatten lächelte tückisch und streckte dem Dämon seine Hand entgegen.
 

» Nichts ist mächtiger, als die Kraft eines vollwertigen Dämons. Die Kraft über Leben und Tod zu herrschen. Alles was du tun musst, ist dich den Schatten zu überlassen. «
 

Wie erstarrt blickte Naruto auf seinen eigenen Schatten, unfähig sich seiner Worte zu erwehren. Macht?

Macht war es, die ihm helfen würde? Es machte durchaus Sinn. Wenn er die Macht seiner Mutter übertraf, würde er auch ihren Fluch brechen können. Er würde seinem Freund helfen können.

Langsam hob auch der Blonde seine Hand. Alles was dazu nötig war, war dieses eine Opfer.

Der Schatten verzog seine Mundwinkel zu einem dunklen Lächeln. Gleich. Gleich würde er auch ihn beherrschen, wie er es einst mit seiner Mutter getan hatte.

„Hüte dich vor den Schatten.“, hallten plötzlich die Worte des weißen Fuchses in seinem Kopf wider und rissen den Blonden aus seiner Trance.
 

Abrupt schlug er die Hand des Schattens zur Seite, stellte sich ihm entgegen.

„Niemals werde ich dir erlauben mich zu beherrschen!“

Grollend vor Ärger krümmte sich der Schatten und löste sich schließlich aus der Silhouette des Fuchsdämons, offenbarte sich ihm als eine dunkle, gesichtslose Gestalt.

„Verflucht seist du! Du und das Licht in deinem Herzen!“

Mit einem Zischen verschwand die düstere Präsenz, hinterließ dabei nichts als die friedliche Stille des Waldes und den noch immer zitternden Fuchsdämon.

Beinahe. Beinahe hätte ihn diese Gestalt in die Dunkelheit geführt.

„Du bist unvorsichtig, Fuchsdämon.“, quakte es plötzlich neben ihm und Narutos Blick wanderte herunter.

Eine dicke, rötliche Kröte hatte sich an seine Seite gesellt. Zu Narutos persönlicher Verwunderung steckte eine Pfeife im Maul der Kröte.

„Ich glaub ich spinne. Seit wann rauchen Frösche?“

Völlig verwirrt über diesen Umstand hockte er sich zu der Kröte herunter und beäugte sie von allen Seiten. Seine Schweife wirbelten aufgeregt durch die Luft, ehe er einen der bekrallten Finger hob, um den Kröterich anzustupsen. So etwas Merkwürdiges hatte er ja noch nie gesehen!

Hätte man den Dämon so gesehen, hätte man ihn wohl für eine überdimensionale Katze gehalten, die mit etwas spielte.
 

◊◊◊
 

Sasukes weiß-graue Iriden wanderten durch den Raum. Irgendetwas hatte sich verändert, seit jener Nacht. Nicht nur, dass ihn seine Sinne weitaus öfter täuschten, als sie es bereits zuvor getan hatten, nein, er hatte das Gefühl in seinem Inneren hatte sich etwas verändert. Trotz dessen er um die Gefahr gewusst hatte, die es bedeuten würde dem Dämon seine Erinnerungen zu offenbaren, trotz dessen er hätte sterben können, hatte er keine Sekunde gezögert sie ihm zeigen zu wollen.

Mörder, hatte der Dämon ihn genannt. Worte, die noch immer in seinen Ohren hallten. Mörder…

Er hatte Recht. Seinesgleichen hatte sie ermordet. Dämonen wie Götter und auch wenn er selbst sicherlich keiner von ihnen war, so floss doch das Blut eben jener Mörder durch seine Adern.

Seufzend legte er sein Messer zur Seite, der Geruch der heilenden Kräuter schwer im Raum hängend.

Wenn Naruto sich als Monster sah, was war er dann im Vergleich zu ihm?

Wie konnte er von ihm erwarten, dass er an seiner Seite blieb, musste es doch für den Fuchsdämon unvergleichlich schmerzvoll sein.

„Ich bin ein solcher Idiot.“

Er schüttelte den Kopf über sich selbst und versuchte die Trauer zu verdrängen, die ihn übermannte. Er hatte alles versucht ihn loszuwerden, hatte versucht sich selbst vor diesen weltlichen Gefühlen und der Sehnsucht nicht allein zu sein zu verschließen und doch war er es jetzt, der ihn nicht mehr gehen lassen wollte. Der, der sich sein Leben ohne diesen Chaoten nicht mehr vorstellen wollte.

Doch er konnte es ihm nicht sagen. Es wäre nicht fair, ihn aus egoistischen Gründen an sich zu binden. Während seine Zeit bereits begonnen hatte zu verfliegen, hatte das Leben des Dämons gerade erst begonnen. Vielleicht wäre es das Beste, er würde ihn vergessen, ehe es ihn zerbrach. Es gab keine Zukunft für sie beide. Niemand konnte die Zeit anhalten oder gar das Schicksal verändern. Alles was ihnen blieb, waren die Erinnerungen an die vergangene Zeit.
 

◊◊◊
 

„Das heißt also ich brauche nur meinen neunten Schweif und ich kann den Fluch brechen?!“

„Ob es funktioniert ist natürlich alles eine Frage der Konzentration, aber theoretisch sind das die Voraussetzungen, ja.“

„Meister Kröte, du bist genial! Ich könnet dich küssen!“

„Denk nicht mal daran!“, erwiderte der Kröterich angewidert ob der Vorstellung von diesem Fuchsdämon abgeleckt zu werden. Schlimm genug, dass es die Menschen dann und wann versuchten, um sich zu berauschen.

„Ja ne, is schon klar mach ich nicht, aber ich kann mein Glück gerade kaum fassen! Danke! Ich…Oh Gott ich muss das Sasuke erzählen!“

Überstürzt setzte er den Kröterich wieder auf den Boden und packte seinen erlegten Hirsch, um sich auf den Heimweg zu machen. Ein Schweif! Nur dieser eine Schweif und er würde all den Schmerz, all die Qualen aufheben können. Er würde Sasuke die Welt in all ihren Farben zeigen und ihn die dunklen Jahre vergessen lassen können.

Er würde sie ihm zeigen, ihre strahlende Zukunft.

Chapter 17 - Hope

„Neun Schweife?“, fragte der Blinde verwundert, nachdem er den ersten Schock über die Größe des erlegten Hirsches verdaut und den Kern der, regelrecht aus Naruto heraussprudelnden, Informationen herauskristallisiert hatte.

„Ja ganz genau. Ich brauche nur meinen neunten Schweif und dann kann ich den Fluch brechen!“

„Und das glaubst du, weil eine Kröte es dir erzählt hat?“, fragte Sasuke mit hochgezogener Augenbraue und offenkundig skeptischem Unterton.

„Nicht irgendeine Kröte. Ein Kröterich mit einer Pfeife und einer Narbe über dem Auge! Ich sag dir, das war sicher ein Schutzpatron des Waldes!“

„Sicher.“

Sasuke schüttelte innerlich den Kopf. Naruto war so naiv. Woher sollte denn eine Kröte wissen, was es mit seinen Kräften auf sich hatte? Blieben die Dämonenrassen nicht für gewöhnlich auch unter ihresgleichen?

„Glaubst du mir etwa nicht? Ich weiß doch, was ich gesehen habe!“

„Ich zweifle nicht an dem, was du gesehen hast, sondern daran, was eine sprechende Kröte mit Pfeife über dein und mein Schicksal zu wissen glaubt.“, erwiderte Sasuke trocken und legte etwas Holz nach, um das Feuer in der Hütte zu erwärmen.

„Aber warum sollte er denn lügen? Das macht doch gar keinen Sinn.“, brummte Naruto leicht beleidigt. Ein wenig mehr Begeisterung hatte er sich von seinem Freund schon erhofft.

„Ich sage ja nicht, dass er gelogen hat, aber dass wir uns nicht allzu große Hoffnungen machen sollten. Woher willst du wissen, ob es stimmt? Wir wissen nichts über deine Kräfte oder was ein neunter Schweif daran verändern würde. Vielleicht…“

Sasuke zögerte einen Moment, erinnerte sich an die schwarzen Flammen in jener Nacht.

„Vielleicht sind das Kräfte, die du nicht mehr kontrollieren kannst.“

Naruto stockte ob dieser Worte. Darüber hatte er noch gar nicht nachgedacht, aber Sasukes Einwand war berechtigt. Er erinnerte sich an die überwältigenden Eindrücke der letzten Male. Eine Kraft, die in seinem Inneren kochte und sich kaum hatte kontrollieren lassen, hatte er bei den ersten Versuchen doch ganze Teile des Waldes niedergebrannt.

„Aber… es ist unsere einzige Chance…“, hauchte er schließlich leise und ließ betrübt den Kopf hängen.

Er wollte ihm doch helfen und jetzt, wo die Lösung zum Greifen nahe lag, konnte er sie nicht ergreifen?

Sasukes Finger schoben sich vorsichtig an die Wangen des Fuchses, ließen den Dämon erneut aufschauen.

„Ich sage nicht, dass du es nicht machen sollst, aber ein wenig Vorsicht wäre dahingehend sicherlich angebracht. Wir wissen nicht, was passieren wird, wenn du diese Macht jemals freisetzt und wir wissen auch nicht, wie du sie erreichen kannst. Mach bitte… einfach nichts Dummes.“

Narutos Mund verzog sich zu einem leicht belustigten Schmunzeln.

„Würde ich doch nie~“
 

◊◊◊
 

„Sasuke?“

„Hm?“

Gedankenverloren saßen die beiden jungen Männer zusammen unter dem freien Sternenhimmel. Es war überraschend warm in dieser Nacht und so hatte Naruto seinen Freund mit sich nach draußen genommen, um dem sanften Klang der Natur zu lauschen, während sie beieinandersaßen.

„Wenn ich den Fluch gebrochen habe, was willst du als Erstes sehen?“

Die Frage beschäftigte den Fuchs bereits seit Längerem, hatte er dem Uchiha während ihrer gemeinsamen Zeit doch alle möglichen, wundervollen Szenarien beschrieben. Blumenwiesen, die sich über ganze Täler erstreckten, funkelnde Sterne am leuchtenden Nachthimmel und die warmen Farben des Sonnenuntergangs, wenn sie gemeinsam im schwindenden Licht heimgekehrt waren und ein jedes Mal hatte Sasuke genießend seinen Erzählungen gelauscht.

„Sasuke?“, fragte der Fuchsdämon erneut leise, als er keine Antwort auf seine Frage erhielt. War sein Freund eingeschlafen?

Doch Sasuke verharrte nur schweigend an seiner Seite, die Arme über den Knien gefaltet und die Augen geschlossen, sein Kopf gen Himmel gerichtet.

Was er zuerst sehen wollte? Viele Jahre hatte er sich gefragt, was seinen Augen alles entgangen war, wie sich die Welt um ihn herum und auch wie er selbst sich verändert hatte. Doch wurden diese Dinge bedeutungslos im Angesicht einer Sache. Etwas, das ihn weit mehr interessierte.

„Dich.“, erwiderte er schließlich und öffnete seine weiß-grauen Augen, in denen sich die Sterne spiegelten.

Ein Moment zog vorbei. Ein Moment der völligen Stille, als hätte der Fuchsdämon Schwierigkeiten die Information zu verarbeiten, die man ihm gerade vor die Füße geworfen hatte.

Ihn? Nach all dieser Zeit, nach all den Jahren der Dunkelheit war das Erste, was der Blinde sehen wollte … er?

Sasuke bemerkte die Reaktion des Fuchsdämons und schmunzelte verhalten.

„Bescheuert, nicht wahr? Da habe ich die Auswahl eine ganze Welt zu sehen und das erste was ich wähle, ist das Gesicht des Idioten, der mich seit Jahren in den Wahnsinn treibt.“

Er lachte leise über sich selbst. Wenn er ehrlich war, waren sie beide Idioten.

Erneut durchzog Stille die Szenerie. Stille, die den Uchiha selbst aufhorchen ließ, war es doch untypisch für Naruto sich nicht umgehend über die Beleidigung zu beschweren.

„Naru-?“

Noch ehe er den Namen des Fuchsdämons ausgesprochen hatte, fand er sich in seinen Armen wider.

Naruto sagte nichts. Keine Silbe kam über seine Lippen. Alles was er tat, war ihn in seinen Armen zu halten und sich selbst an ihn zu schmiegen.

Widerstandslos lehnte Sasuke seinen Kopf an die Schulter des Dämons und strich über seinen Kopf.

Manchmal, in Nächten wie diesen, schien die Zeit für sie still zu stehen.

Ein leises Zischen ließ den Dämonen schließlich aufschauen. Seine pelzigen Ohren steil in die Höhe gerichtet blickte er sich um.

„Naruto? Was war das?“

Irritiert löste auch Sasuke sich aus der Umarmung. Erneut. Ein Zischen über ihren Köpfen.

„Unglaublich…“, flüsterte Naruto nur und starrte fassungslos, aber fasziniert in den leuchtenden Himmel. So etwas hatte er noch nie gesehen.

„Naruto, was-?“

„Sternschnuppen… tausende…Sternschnuppen.“

Der Anblick war atemberaubend und gut eine Minute zog an ihm vorbei, ehe Naruto realisierte, was um sie geschah. Übereilt packte er die Hand des Uchiha.

„Los, wünsch dir was!“

Völlig überrumpelt stockte der Blinde in seiner Bewegung. Er sollte sich etwas wünschen?

„Das ist doch nur ein Märchen. Sternschnuppen erfüllen keine Wünsche.“, erwiderte Sasuke schließlich, hatte sich selbst aber ertappt, wie er für einen Moment an diese Illusion geglaubt hatte. Nicht, dass er sich aus heiterem Himmel wirklich etwas hätte wünschen können.

Entrüstet, aber auch mitleidig blickte der Fuchs seinem Freund entgegen. Hatte er aufgehört daran zu glauben, dass es funktionierte?

„Nichts ist unmöglich, wenn man nur wirklich daran glaubt. Ich beweise es dir!“

Er verhakte ihre Finger ineinander und sah in den Himmel.

» Ich wünsche mir, dass Sasuke den Himmel sehen kann. Ich wünsche mir, dass er wenigstens dieses eine Mal den Himmel sehen kann!«

Sein Herz raste und mit zugekniffenen Augen wiederholte er seine Worte im Geiste so oft, bis das Feuer in seinem Inneren sich bis in die Spitzen seiner Schweife ausgebreitet hatte.
 

Sasuke schüttelte nur den Kopf. Es war hoffnungslos. Egal wie sehr sie an ein Wunder glaubten, glauben wollten oder zu den Sternen beteten, sie würden ihnen keinen Wunsch erfüllen. So funktionierte ihre Welt nicht.

Erschrocken zuckte der Uchiha zusammen, als Narutos Aura neben ihm regelrecht zu glühen beginn und noch ehe er sich hätte von ihm lösen können, erfasste ihn ein heißer, stechender Impuls.

Kein Schmerz, aber ein brennendes Gefühl, das sich wie eine gewaltige Woge über ihm ergoss und ihm einen Augenblick schwindelig werden ließ.

Keuchend öffnete er seine Augen, stockte.

Vor ihm erstreckte sich der Nachthimmel in goldenen und orangenen Farben, durchzogen mit den funkelnden Schlieren der herabfallenden Sternschnuppen und den kleinen, glitzernden Sternen, die im goldenen Schein der Kometen beinahe verblassten.

Sprachlos und völlig fasziniert starrte der eigentlich Blinde in den Himmel, spürte wie das Licht sich in seinem Inneren ausbreitete und die Dunkelheit, den Schmerz und das Leid der Jahre für einen Augenblick verblassen ließ.

Das konnte nicht real sein.
 

Minuten waren vergangen, ehe Naruto selbst die Augen wieder geöffnet hatte und den Blick umgehend auf seinen Freund richtete. Zum ersten Mal konnte er sie sehen, die eigentlich schwarzen, leuchtenden Augen seines Freundes, der völlig fassungslos in den Himmel starrte, während der Dämon nur noch Augen für ihn hatte.

War es das, was Menschen Hoffnung nannten?

Wenn die Sterne ihm diesen Wunsch gewährt hatten, würde er es dann auch schaffen, den Fluch zu brechen und mit ihm glücklich zu sein?

„Ich hab dir gesagt, dass es funktioniert.“ flüsterte der Dämon schließlich leise und riss den Schwarzhaarigen damit aus seiner Trance. Langsam, zaghaft wandte der Blinde den Blick vom Schauspiel des leuchtenden Himmels ab, spürte wie sein Herz sich langsam überschlug. Er konnte sehen. Mochte es nur für diesen einen Moment sein, doch das war alles, was er sich wünschte. Er wollte ihn sehen.

Den Blick langsam auf seinen Freund richtend, wich das Lächeln schließlich aus seinem Gesicht.

„Sasuke, was-?“

Schockiert blickte der Fuchs in die nun wieder weiß-grauen Iriden seines Freundes.

Ein trauriges Lächeln umspielte die Lippen des Uchiha.

Wie es schien erfüllten die Sterne Wünsche, aber nicht die eines gewöhnlichen Menschen.

Chapter 18- Certainty

„Es muss doch eine Möglichkeit geben…“

Nachdenklich wanderte der Fuchsdämon durch den Wald, wäre durch die mangelnde Aufmerksamkeit seiner Umgebung gegenüber beinahe erneut gegen einen Baum gelaufen – der Dritte, an diesem Tag.

Er hatte sie gespürt. Die Kraft in seinem Inneren, als er mit den Sternen gesprochen hatte und doch war ihm kein neuer Schweif erschienen.

Lag es daran, dass er sie nicht kontrollieren konnte, die Macht in seinem Inneren? Im Verhältnis zu anderen Dämonen war er jung. War es vielleicht doch eher deshalb? Hatte er das richtige Alter noch nicht erreicht? Nein, das konnte es auch nicht sein. Er war volljährig, hatte die Altersgrenze erreicht an der seine Macht zu wachsen begann und stetig anstieg. Es musste etwas Anderes sein. Aber was?

Frustriert über sich selbst hatte er die letzten Tage damit verbracht nach Lösungen zu suchen. Nach einem Weg seinem Freund zu helfen. Irgendetwas, das ihm diesen Schweif bescherte und die damit verbundene Macht entfesselte. Die Kraft eines vollwertigen Fuchsdämonen.

Er wollte ihm so gern helfen, wollte endlich all das Leid von ihm nehmen und doch schien es, als wolle das Schicksal ihm die Möglichkeit verwehren sich seiner eigenen Macht zu bedienen. Ganz gleich was er auch getan hatte, ein neunter Schweif war ihm nicht gewachsen und noch immer genügte das kleinste Bisschen zu viel Energie, um genau das Gegenteil dessen zu erreichen, was er sich erhofft hatte. Mit jedem Tag schienen die Augen des Uchiha weißer zu werden. Es war, als würde ihm die Zeit wie feiner Sand durch die Finger entrinnen. Ihm und seinem geliebten Menschen.

Frustriert über sich und die Unfähigkeit eine Lösung zu finden lehnte der Fuchsdämon seine Stirn gegen einen Baum, schloss für einen Moment die Augen. Die pelzigen Ohren hingen seitlich an seinem Kopf herunter, die Arme baumelten resigniert neben seinem Körper. Was sollte er denn noch tun?
 

Neugierig beobachteten ihn die Tiere des Waldes. Dämonen waren ihnen nicht fremd und doch schien Naruto anders, als die Seinesgleichen. Er wirkte naiv, unbeholfen und keinesfalls herrschsüchtig. Jahre waren vergangen, seit die Bewohner des Waldes einen solch gutherzigen Fuchsdämon gesehen hatten. Narutos Mutter war es, die die das Herz des Waldes vor geraumer Zeit geprägt hatte.

„Aaaah das treibt mich noch in den Wahnsinn! Wie soll ich denn diesen Fluch brechen, wenn ich nicht mal dieses Rätsel lösen kann?!“

Der Blonde raufte sich die Haare und drehte sich einmal um sich selbst, stolperte dabei beinahe über eine Baumwurzel. Entnervt ließ er sich auf den Waldboden sinken und blickte in den Himmel.

„Hey Wind! Du hast doch sonst immer so altkluge Ratschläge. Sag was!“

Doch der Geist des Windes schwieg.

Nicht, dass ihm die Rätsel des Windgeistes wirklich weitergeholfen hätten, doch nagte es an Naruto zu wissen, dass er aufgrund seiner eigenen, mangelnden Erfahrung über die Vorgänge seiner Entwicklung, nicht weiterkam. Es frustrierte ihn maßlos.

„Es ist nicht schlimm, keine Antworten zu finden, solange du nicht aufhörst nach ihnen zu suchen.“

Narutos Ohren richteten sich steil auf, als er die sanfte, ja geradezu liebliche Stimme vernahm, die ihn so vorsichtig aus seinen Gedanken riss. Sein Blick wanderte zurück auf den Boden, auf dem eine Nacktschnecke ihres Weges kroch.

Irritiert besah sich der Fuchs das schleimige Wesen.

„Was soll das denn bedeuten? Wenn ich die Antworten nicht finde, komme ich doch nicht weiter?“

Die Schnecke lachte kurz etwas. Wie viele Jahrhunderte lebte sie nun schon in diesem Wald, hatte die Generationen von Tieren und Dämonen kommen und gehen sehen und doch selten einen so Naiven unter ihnen erlebt.

„Du sollst mich nicht auslachen, sondern meine Frage beantworten!“, brummte Naruto beleidigt und verschränkte die Arme. Die Ohren leicht angelegt, schmollte er nun etwas beleidigt. Ständig machten sie sich alle nur über ihn lustig! Er konnte doch nichts dafür, dass ihm diese Dinge niemand beigebracht hatte. Er war allein gewesen, immer. Niemand hatte ihn gelehrt, wie die Welt der Dämonen funktionierte oder in welches Leben er hineingeboren worden war.

„Hör in dein Herz hinein, auf deinen Instinkt. Hast du dich denn nie gefragt, warum die meisten deiner Art nicht in der Welt der Menschen leben?“

Die Schnecke kroch gemächlich ihres Weges und warf nur einen kurzen Blick zum Abschied auf den jungen Fuchsdämon. Sie hatte ihm alles gesagt, was er wissen musste. Was er nun aus diesem Wissen machte, lieb abzuwarten.
 

◊◊◊
 

„SASUKE ICH HAB DIE LÖSUNG!“

Mit einem Lauten ‚Rumms‘ schlug die Tür der kleinen Holzhütte auf, riss diese dabei beinahe aus den Angeln. Erschrocken und völlig überrumpelt war der Blinde in sich zusammengefahren, hatte sich vor Schreck beinahe die Hand abgehackt, war er doch gerade dabei ihr Abendessen zuzubereiten.

„Bist du des Wahnsinns?! Willst du mich umbringen?!“, erwiderte er ruppig und hielt sich eine Hand auf die Brust. Sein Herz überschlug sich beinahe, so sehr hatte ihn der Dämon erschreckt. Er spürte seinen eigenen Puls hart gegen seine Haut hämmern.

„Tschuldigung…“, brummte Naruto reumütig, trat aber schnellen Schrittes an seinen Freund heran, um ihm die Neuigkeiten zu berichten.

„Ich weiß jetzt, wie ich meinen neunten Schweif bekomme!“

Sasuke atmete kurz tief durch und strich sich fahrig durch die Haare.

„Lass mich raten, die Kröte hat es dir erzählt?“

„Ne- Eine Schnecke!“

„Eine Schnecke…“

Sasukes trockener Tonfall verriet, was er von dieser Aussage hielt.

Jetzt wollte Naruto ihn doch auf den Arm nehmen, oder? Erst Kröten mit Pfeifen in ihren Mäulern, nun sprechende Schnecken?

„Ja, eine Nacktschnecke. Ja also eigentlich hat sie mir das nicht direkt verraten, aber nachdem ich drüber nachgedacht habe, macht das schon voll Sinn. Ich muss ins Reich der Dämonen!“

Sasuke stockte einen Moment. Nicht, dass es ihn nicht schon wunderte oder eher leicht beunruhigte, wenn Naruto davon sprach, er habe über etwas nachgedacht, nein, er hatte über die Worte einer Nacktschnecke nachgedacht und war zu einem Schluss gekommen, der in den Augen des Menschen doch etwas fragwürdig klang.

Das Gesicht des Uchiha sprach Bände, ohne dass er es hätte verhindern können und Naruto merkte selbst, wie seltsam seine Aussagen geklungen haben mussten.

„Okay, pass auf. Also die Schnecke hat gesagt ich soll doch mal darüber nachdenken warum die Dämonen lieber in ihrer Welt bleiben, anstatt in der der Menschen zu leben, obwohl es hier ja viel lustiger ist und der Grund ist eigentlich voll offensichtlich. Die magische Energie ist in der Welt der Dämonen viel stärker als hier.“

So ungern Sasuke es zugab, diese Erklärung wirkte durchaus einleuchtend.

„Und du glaubst, wenn du ins Reich der Dämonen gehst, bekommst du durch die überschüssige Energie deinen letzten Schweif?“

Naruto nickte eifrig, auch wenn sein Freund ihn nicht sehen konnte.

„Ganz genau und wenn ich ihn habe, komme ich wieder und breche deinen Fluch. Ich hab‘ mir das schon genau überlegt. Sobald ich den Eingang gefunden habe, mache ich mich morgens auf den Weg und bin bis Sonnenuntergang wieder bei dir!“

Er grinste glücklich, seine Schweife dabei fröhlich um sie Beide herum wirbelnd.

Endlich war er sich sicher, wie er seinem Freund helfen konnte.

„Hm…“, brummte Sasuke nur nachdenklich.

Irgendetwas gefiel dem Uchiha an diesem Plan nicht. Er konnte es sich nicht erklären, aber eine dunkle Vorahnung kroch sein Rückgrat hinauf, ohne sich zu einem klaren Bild zu manifestieren. Er fühlte sich unwohl bei dem Gedanken.

„Und du bist sicher, dass dir nichts passieren wird? Wenn die Energien zu stark sind, verlierst du vielleicht deinen Verstand.“

Sasuke machte sich Gedanken, ernsthafte Gedanken und er konnte das mulmige Gefühl in seinem Inneren nicht unterdrücken. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Kraft des Dämons ihn übermannte und die Kontrolle verlieren ließ. An den Waldbrand vor einigen Jahren, der auf das Konto des Fuchses ging, erinnerte er sich blendend. Sicher, Naruto hatte den Schaden im Anschluss ebenfalls durch seine Kräfte behoben, doch fragte sich Sasuke was passiert wäre, hätte er sich nicht wieder in den Griff bekommen.

„Ich glaube dir, aber wir wissen nicht wo der Eingang des Dämonenreichs sich befindet, zumindest nicht genau. Was also hast du vor?“

„Ich werde meinem Instinkt vertrauen. Die Schnecke meinte, er wird mich leiten und das bedeutet, es muss irgendwo in meinem Blut vorprogrammiert sein dieses Portal zu finden.“

Selbstbewusst, ja beinahe überheblich streckte der Dämon die Brust heraus.

„Wie der Held in strahlender Rüstung werde ich siegreich zurückkehren und die Jungfrau aus ihrer Not befreien.“, verkündete er lauthals, brachte den Blinden dabei nur dazu eine Augenbraue zu heben.

„Held in strahlender Rüstung? Jungfrau in Nöten? Sag mal… du hast doch heimlich an dieser Kröte geleckt oder?“

Ganz sauber war er nämlich wahrlich nicht mehr im Kopf, wenn er diese Aussage ernst meinte. Jungfrau in Nöten…

„Eh…nein. Ich hab das bei den Menschen aufgeschnappt. In ihren Geschichten rettet immer der Held die Jungfrau und da ich dich retten will, bin ich der Held und du die Jungfrau in Not.“

Sasuke verschlug es für einen Moment die Sprache.

Soviel also zum Nachdenken.

Chapter 19 - Love

Müde kuschelte sich der Fuchsdämon neben seinen Freund unter die warme Decke des Futons, ehe er den Duft des Menschen genießend einsog und seine Nase in seinen Haaren vergrub. Er liebte diesen Geruch, die Wärme und die Geborgenheit, die von Sasuke ausging. Dinge, die er nie mehr missen wollte.

Gedankenverloren streichelte die Hand des Dämons über den Bauch seines Freundes.

Er war sich sicher. Mit ihm wollte er sein Leben verbringen. Es fühlte sich alles so richtig an, wenn er bei ihm war. Endlich fühlte er sich willkommen, zuhause und auch wenn Sasuke ihm deutlich vermittelt hatte, dass er nicht sein Weibchen sein wollte, so kam der Fuchsdämon nicht umhin sich der süßen Hoffnung hinzugeben, dass sein Freund sich aufgrund menschlicher Moral einfach zierte und tief in seinem Inneren genauso für ihn empfand.

„Woran denkst du?“, durchbrach Sasuke schließlich die Stille. Er merkte, dass er Fuchsdämon über etwas grübelte. Seltsamerweise spürte er genau, wenn mit seinem Freund etwas nicht stimmte.

Naruto schmunzelte nur leise vor sich hin, ehe er sich über seinen Freund rollte und die Hände neben ihm auf dem Futon abstützte.

„Bist du sicher, dass du das wissen möchtest?“, fragte er frech und senkte seinen Kopf, um dem Schwarzhaarigen leicht in die Halsbeuge zu beißen. Sie hatten sich lange nicht mehr verwöhnt.

Leise stöhnte der Uchiha auf, spürte den heißen Impuls durch seine Lenden ziehen, den diese Geste in ihm auslöste. Moralisch verwerflich hin oder her, Naruto wusste genau, wie er an sein Ziel kam, auch wenn er ihm bisher nicht erlaubt hatte den ganzen Weg zu gehen. Naruto hatte es versucht. Mehr als einmal, hatte er zumindest auch seine Finger an einer Stelle gehabt, an der Sasuke sie ihm eigentlich nicht erlaubt hatte. Überschritten hatte er die Grenze aber nie ganz.

Noch immer war Sasuke sich nicht sicher, warum der Fuchsdämon das alles tat. Er wollte bei ihm sein, hatte er gesagt, wollte ihn retten. Aber konnten Dämonen denn lieben? Konnte er es sich erlauben, dem Drängen dieses Dämons nachzugeben, wenn sie doch ohnehin keine gemeinsame Zukunft hatten?

Sasuke wusste nicht mehr, wann sein Herz begonnen hatte sich dem Dämon zu öffnen und sich nach seiner Anwesenheit zu sehnen, doch erschien es ihm falsch ihn an sich zu binden. Wenn er starb, würde es ihm das Herz brechen und das wollte er nicht. Er wollte ihn nicht verletzen.

„Du bist…unmöglich.“, brummte er also schließlich und versuchte Naruto etwas von sich herunter zu schieben. Der Dämon jedoch kannte dieses Katz- und Mausspiel bereits, wusste genau, wie weit er gehen konnte. Seine Hand wanderte hinab zwischen die Beine des Schwarzhaarigen und ein triumphierendes Lächeln legte sich auf seine Lippen.

„Du bist ganz heiß.“, raunte er mit belegter Stimme und schob sich schließlich an seinem Freund herunter. Die blonde Mähne verschwand unter der Decke und kaum Minuten später erfüllten erregte Laute die kleine Hütte inmitten des Waldes.
 

◊◊◊
 

Die zerwühlten, schwarzen Strähnen standen in alle Richtungen, als der Uchiha sich am Morgen von seinem Lager erhob. Er fühlte sich erschlagen, ausgelaugt und eigentlich wäre er lieber direkt in seinem Bett geblieben. Es war allein ein natürliches Bedürfnis, das ihn zu dieser gottlosen Uhrzeit aus dem Haus getrieben hatte. Die ganze Nacht über hatte sich Naruto mit ihm vergnügt, hatte gar nicht genug von ihm bekommen können. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte Sasuke geglaubt der Dämon wolle ihn verschlingen.

Eine leichte Röte stieg bei den Erinnerungen an die letzte Nacht in seine Wangen.

Beinahe hätte er selbst die Kontrolle verloren. Er hatte ihn weiter gehen lassen, als zuvor, hatte sich auf sein neckisches Spiel mit Zunge und Fingern eingelassen und beinahe den Fehler begangen sich ihm gänzlich zu unterwerfen. Rückwirkend betrachtet jedoch, konnte er es nicht einmal bereuen.

Es hatte sich richtig angefühlt, auch wenn es wohl nicht richtig war.

Leise seufzend verzog der Uchiha sich zurück ins Haus und legte sich zurück unter seine Decke. Nein, heute würde er sich die Freiheit nehmen absolut gar nichts zu tun. Er konnte Naruto ohnehin nicht helfen. Er allein war es, der das Portal aufspüren konnte.
 

◊◊◊
 

Die Energie in seinem Inneren schien geradezu überzuquellen. Die letzte Nacht hatte ihn beflügelt, ihn vorangetrieben und ihm gezeigt, dass es sehr wohl einen Grund zu hoffen gab. Er hatte es zugelassen. Sasuke hatte ihn gewähren lassen, wenngleich auch noch nicht bis zur Vereinigung ihrer Leiber. Aber aller Anfang war schwer. Zumindest hatte er das bei den Dorfbewohnern einmal aufgeschnappt und so gab er sich mit dem zufrieden, was er in der letzten Nacht erreicht hatte. Breit grinsend sprang er durch die Baumkronen, auf der Suche nach dem Portal ins Reich der Dämonen.

Das leise klingeln eines Glöckchens ließ ihn schließlich aufhorchen. In der Bewegung innehaltend lauschte er. Es klingelte erneut. Leise, ja fast lautlos, wie ein geisterhaftes Omen. Er folgte dem lockenden Geräusch und erreichte den kleinen Hügel, auf dem ihm bereits der weiße Fuchs erschienen war. Das Klingeln war verstummt und doch spürte er die Energie in seinem Inneren kochen.

„Diese Energie…“, flüsterte Naruto leise und blickte auf seine Hände. Er spürte die Kraft in sich rauschen. Pulsierend, heiß und verlockend, doch von einem Portal war weit und breit nichts zu sehen. Sein Blick wanderte schließlich zu dem schmalen Stein, auf dem sich der weiße Fuchs bei ihrer ersten Begegnung niedergelassen hatte.

Die klaren, ozeanblauen Augen weiteten sich, als ihm die Lösung so offensichtlich vor Augen erschien. Der weiße Fuchs, die Erinnerungen und die Kraft, die ihn übermannt hatte, bis er seinen Freund beinahe ermordet hätte und das, obwohl er selbst keinerlei Impuls dahingehend gesendet hatte. Dieser Berg war das Tor zur Welt der Dämonen. Die Energien waren so stark, dass sie sogar bis in die Welt der Menschen reichten.

Sein erster Impuls lockte ihn, das Tor zu öffnen und die Welt der Dämonen zu betreten, doch erinnerte ihn sein Herz an das Versprechen, das er seinem Freund gegeben hatte. Er würde sich zuvor von ihm verabschieden, auch wenn er nicht plante länger als einen halben Tag zu verschwinden.

Ab davon gab es da etwas, das er ihm geben wollte. Etwas, das ihn während seiner Abwesenheit beschützen sollte.
 

◊◊◊
 

Grinsend kroch der Fuchsdämon mit unter die Decke, als er seinen Freund zu seiner persönlichen Überraschung, schlafend vorfand. Sasuke wirkte so entspannt und friedlich. Der Anblick ließ das Herz des Fuchsdämons höherschlagen. Sanft und darauf bedacht seinen Freund nicht zu wecken, strich er ihm einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht. Bald. Bald würde er ihm sagen können, was er für ihn empfand. Sicherlich hätte er es auch jetzt schon tun können und doch erschien es ihm unmöglich seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, wenn er es doch war, warum Sasuke dieses Schicksal erlitt. Nein. Jemanden den man liebte, den verletzte man nicht. Es stand ihm nicht zu von Liebe zu sprechen, solange er den Fluch nicht gebrochen hatte.

„Hrmhm…Naruto?“, brummte Sasuke schließlich verschlafen, als die Streicheleien des Dämons ihn aus dem Schlummer holten.

„Du willst doch nicht schon wieder-?“, fragte Sasuke entsetzt, spürte die enge Umarmung seines Freundes nur allzu deutlich.

„Ach wenn du so fragst, dann will ich dich immer, zu jeder Tages-und Nachtzeit. Aber nein…ich…habe das Portal gefunden.“
 

Es dauerte einen Moment, ehe der Uchiha wach genug war die Worte zu verarbeiten, die ihm sein Freund da entgegengebracht hatte. Er hatte das Portal gefunden? Das bedeutete also, dass er ihn verlassen würde? Sasuke kam nicht umhin einen kurzen, schmerzhaften Stich in seinem Herzen zu spüren. Warum, das wusste er nicht. Immerhin würde Naruto doch wiederkommen. Er würde nicht einmal einen ganzen Tag weg sein. Also warum durchzog ihn beim Gedanken daran so ein alles verzehrendes Gefühl?

Die Umarmung des Blonden wurde etwas fester, als er die Verspannung im Körper seines Freundes spürte.

„Ich verspreche dir ich bin noch vor Sonnenuntergang wieder bei dir und wenn ich bis dahin meinen Schweif nicht habe, dann versuche ich es eben zu einem anderen Zeitpunkt erneut.“

Sasuke seufzte leise. Die Situation gefiel ihm nicht, aber so wie es schien würde nichts und niemand den Dämon von seinem Plan abhalten können.

So nickte er schließlich und wandte sich in der Umarmung seinem Freund zu.

„Ich werde dich morgen bis zum Eingang begleiten und auf dich warten.“

Naruto grinste glücklich. Er freute sich über diese Geste. Mehr, als er es an dieser Stelle hätte zugeben wollen.

„Aber sag mal…“, schnurrte der Fuchsdämon schließlich und ließ seine Hände über den Rücken seines Freundes gleiten.

„…wie wäre es mit einem Abschiedsgeschenk?“

Der Ton in seiner Stimme ließ vermuten, worauf er hinauswollte und Sasukes Wangen färbte sich in einem dunklen, purpurfarbenen Rot.

„Das ist nicht dein Ernst oder?!“

Chapter 20 - Farewell

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Chapter 21 - Time

Ein weites Feld bunt leuchtender, schwebender Sphären erstreckte sich vor den Augen des jungen Dämons, als sein Körper sich schließlich in der fremden Welt manifestiert hatte. Es wirkte beinahe, als würden sich die Nordlichter in den glatten Oberflächen der Sphären spiegeln.

Er konnte die Energien spüren. Die Magie, die seine Adern durchströmte und ihn dazu verleitete einige tiefe Atemzüge der vibrierenden Luft zu nehmen.

Er hatte es geschafft. Das Reich der Dämonen. Ein Ort, den er bisher nicht einmal aus Erzählungen kannte.

Es wirkte ruhig, geradezu unheimlich. Stille. Kein Vogelgezwitscher, kein Rascheln der Baumkronen, nichts. Die Zeit schien geradezu still zu stehen in dieser ihm so fremden Welt.

„So…und jetzt?“, fragte er sich nur und blickte hinter sich. Kein Schweif.

Nun, so einfach, wie er es sich vorgestellt hatte, würde es dann wohl doch nicht werden.

Sein Blick richtete sich auf eine kristallene Turmspitze, die in der Ferne zu erkennen war und das warme Licht des Himmels reflektierte.

Naruto entschied sich dem gewundenen Pfad vor seinen Füßen zu folgen, seinem Instinkt folgend, der ihn schnurstracks in Richtung des Turmes führte.
 

„Wirklich eigenartig“

Der junge Fuchsdämon ließ seinen Blick schweifen und doch entdeckte er nichts. So fremd und neu, ja regelrecht aufregend ihm diese ihm unbekannte Welt auch schien, so still war es in ihr. Er hatte niemanden gesehen, war niemandem begegnet. Weder Tier, noch Geist, noch eine andere Form des Lebens war ihm begegnet. Selbst die Blumen auf den endlos scheinenden Weiten dieser Felder, waren lediglich aus Stein. Ein faszinierender Anblick, doch fehlte dem jungen Dämon das Gefühl der Wärme, das ihn die Menschenwelt gelehrt hatte. Hier gab es augenscheinlich nichts. Nicht einmal den Geruch des Windes, der Pflanzen oder der Jahreszeiten. Er fühlte nichts, in dieser beinahe unendlichen Weite.

Ein kalter Schauer jagte Naruto über den Rücken, als er sich beim Gedanken ertappte, dass er sein Leben womöglich in dieser Welt hätte verbringen müssen, wäre er ein vollblütiger Dämon. Nein, da war ihm die Menschenwelt doch um Einiges lieber, selbst wenn es nur Sasuke war, der ihm die liebevolle Seite der Menschen gezeigt hatte.

„Sasuke…“

Gedankenverloren blickte der Fuchsdämon in den Himmel. Ob er es wirklich bis Sonnenuntergang schaffen würde, seinen Schweif zu manifestieren? Er musste.

Er hatte es ihm immerhin versprochen.
 

◊◊◊
 

Gefühlte Stunden waren vergangen, ehe der Fuchsdämon schließlich ein Plateau erreichte. Ein riesiges, in allen Farben schillerndes Kristallplateau in Form eines Hexagons, an dessen Seiten sich marmorierte Säulen auftürmten und unter einem verzierten Dach zusammenführten. Es wirkte seltsam befremdlich auf den Blonden, unnatürlich und wie von Hand erschaffen und doch so übersinnlich, als wäre es seit jeher an diesem Ort.

Die Energie, die seinen Körper durchströmte, war geradezu aus der Luft zu greifen und ein schweres, schauderndes Seufzen entwich den feinen Lippen des Dämons, als er sich unter dem Dach des Pavillons in alle Richtungen wandte und feststellte, dass um ihn herum wirklich nichts existierte. Nichts, außer den seltsamen Sphären und diesem einsamen Pavillon.

„Ich wusste, dass du an diesen Ort kommen würdest.“

Erschrocken fuhr der Dämon herum, als er die leise säuselnde Stimme vernahm, die ihm bereits so oft durch die Ohren gestrichen war. Eine Stimme, die nur er verstand.

„Wo bist du? Wer bist du?“

Seine Augen huschten durch die Wolken, die sich im Schein der langsam sinkenden Sonne in einem satten Creme-Ton zeigten.

„Ich bin hier, überall.“, hallte es aus dem Nichts wider.

„Fürchtest du dich? Bist du wütend? Dabei warst es doch du selbst, der die Macht gesucht hat, naiver kleiner Fuchs.“

Narutos Nackenhaare stellten sich auf und ohne es zu wollen, verspannte sich sein junger Körper unter den Provokationen dieser Stimme.

„Zeig dich endlich! Was willst du von mir?“

Die pelzigen Schweife des Dämons peitschten auf den schillernden Boden unter ihm, ließen ihn vibrieren.

Das warme Licht der untergehenden Sonne reflektierte sich in den kristallenen Platten des Pavillons, zogen ihr Lichtspiel schließlich auf dem Körper des Dämons, der sich im Zentrum dieses Schauspiels befand.

Narutos Blick jedoch irrte ziellos durch die Luft, hoffend den Ursprung der Stimme zu finden, die ihn verspottete.

„ZEIG DICH!“

Erneut peitschte er auf den Boden, ließ ihn unter sich beben. Was sollte dieses Spiel?

„Was begehrst du?“

Leise, verführend und doch so bedeutungslos umschmeichelte die Stimme den Dämon, ließ ihn spüren, dass er sich an diesem Ort nur einem stellen musste: Sich selbst.

Sein Blut rauschte in seinen Ohren. Was er begehrte? Seinen Schweif. Die Kraft, seinem Freund zu helfen. Doch hatte er Schatten ihn versucht auf die Seite der Macht zu ziehen. Bedeutete das nicht, dass er sich der Dunkelheit verschrieb, wenn er nach der Macht strebte, die er brauchte?

Die Gedanken schmerzten in seinem Kopf. Er brauchte sie. Er wollte Macht, doch wollte er nicht die Dunkelheit, die an ihr klebte.

Angestrengt presste der Dämon seine Kiefer aufeinander, die sonst so tiefblauen Augen durchzogen von blutroten Striemen.

„Was… begehrst du?“, säuselte es erneut.

Schwankend sackte Naruto auf seine Knie, spürte die unsichtbare Hand, die sich um seine Kehle zusammenschnürte. Die Dunkelheit, die nach seinem Herzen zu greifen schien, versuchte sich seiner zu bemächtigen.

„Verschwinde!“

Knurrend krümmte sich der Fuchsdämon auf dem Plateau zusammen. Niemals würde er sich der Dunkelheit beugen. Nicht für alle Macht, dieser Welt.

„Was begehrst du?“

Narutos Finger kratzten über den glatten Boden, zogen lange Spuren über das polierte Kristallgebilde, dessen Spiegelbild nur ihn selbst zeigte. Ihn und die Kraft, die es ihn kostete, sich dieser Dunkelheit zu widersetzen.

//Sasuke… ich komme zurück. Ich komme zurück!//

Sekunden, die zu Minuten wurden und ihn an die Grenzen, seines Bewusstseins trieben. Sekunden, voller Schmerz, voller Angst darüber, ob er sein Versprechen halten können würde.

„Liebe.“

Der Blick des Dämons hob sich, als die Sonne über den Horizont rutschte und einen gleißenden Lichtstrahl auf ihn richtete. Die sanfte, liebevolle Stimme, riss den Blonden aus seiner Angst und vermochte es, ihn in die Gegenwart zu ziehen.

Sein Blick wanderte über die im Licht verschwommene Gestalt vor seinen Augen, deren lange, feurig rote Haare sich seicht im Wind wogen.

Wie eine seichte Brise strich die Hand seiner Mutter über seine Wange, ihr warmer Blick allein auf dem jungen Dämon liegend.

„Ich bin so stolz auf dich.“

Narutos Augen füllten sich mit Tränen. Ein Traum? Eine Halluzination? Es war ihm egal. So echt fühlte sie sich an, die Wärme seiner Mutter.

Er schlang die Arme um sie und ließ den Gefühlen freien Lauf, die ihn überkamen. Sie war es und nichts an ihr ähnelte der grausamen Gestalt, die seinen Freund verflucht hatte. War es Glück, was er empfand? Erleichterung? Er wusste es nicht und es war ihm egal.

Ein liebevolles, wenn auch bedauerndes Lächeln lag auf Kuschinas Lippen, als sie die Hand über den Rücken ihres Sohnes schob. Sie hatten nur diesen einen Moment. Mehr, würde ihnen nicht vergönnt sein, denn ihr Leben war bereits vor langer Zeit geendet. Hier, in den Tiefen der Dämonenwelt.

Sie küsste ihn sanft auf die Stirn und entschwand schließlich in Form funkelnde, goldener Partikel im Nichts, gleich einer vagen Illusion.

Langsam erhob sich der Blonde, wischte sich mit dem Unterarm über die Augen.

Er hatte seine Antwort. Was er begehrte, war Liebe, denn sie gab ihm die Kraft, die er brauchte.

Die säuselnde Stimme, war verschwunden.

Er war allein. Allein inmitten einer Welt, deren Logik sich ihm nicht erschloss und die ihm doch gezeigt hatte, was er wirklich wollte.

Ein seichtes, schimmerndes Licht in seinem Rücken, ließ den Blonden schließlich den Kopf verdrehen.

Sein Körper begann zu kribbeln, wandte sich in den heißen Wogen der Energie, die seine Adern in diesem Augenblick flutete und ihn umfing.

Er hatte es geschafft.
 

Die in goldenem Licht schimmernden Schweife des Dämons reflektierten das verbliebende Licht des Sonnenuntergangs, ließen die Sonne geradezu vor Neid ob dieses Anblickes erblassen.

„Willkommen zuhause, kleiner Fuchs.“

Eine freundliche, fremde Stimme drang an die Ohren des Dämons und ließ ihn hinabschauen.

„W…was?“, fragte er verwundert und Blickte auf den schönen Fuchs vor seinen Augen. Ein gewöhnlicher Rotfuchs, wenn man ihn so betrachtete und doch besaß auch er mehrere Schweife.

Im Wink nur eines Augenblickes offenbarten sich um den Dämon verschiedene Portale. Jedes an einer anderen Seite des kristallenen Pavillons. Plötzlich schien es Naruto bewusst zu werden. Warum er niemanden gesehen hatte. Es war nicht nur eine Welt. Es waren hunderte, die den Dämonen zur Verfügung standen.

„Aber, ich will doch gar nicht bleiben. Ich will heim, zu Sasuke.“, erwiderte er irritiert und ließ den Blick über die Portale schweifen. Kein einziges davon führte ihn in die Welt der Menschen.

„Heim?“, widerholte der Rotfuchs irritiert und verstand zunächst nicht, worauf der Blonde hinauswollte.

„Heim. In die Menschenwelt! Zu meinem Freund!“, widerholte Naruto energisch. Selbst in den Portalen fielen Dämonen aus den Bäumen und steckten die Köpfe neugierig in die Szenerie.

„Aber…weißt du es denn nicht?“, antwortete der Fuchs dem Blonden sichtlich sprachlos.

Naruto wurde ganz anders. Was sollte er wissen?

„Ein Tag in unserer Welt, hundert in der der Menschen.“

Chapter 22 - Regret

Es war, als hätten diese Worte die Grundfesten des Fuchsdämons erschüttert.

Wort- und regungslos starrte er auf den Rotfuchs, der ihm diese Wahrheit offenbart hatte, als wäre sie eine Selbstverständlichkeit, ehe die Erkenntnis Narutos Inneres traf, wie ein Blitzschlag.

Sein Blick richtete sich auf die Sonne.

Noch war es kein ganzer Tag. Noch, war nicht einmal die Sonne untergegangen.

Ohne einen zweiten Gedanken daran zu verschwenden, rannte er los.

Vergessen die Tore, die Welten der Dämonen. Selbst der Gedanke, dass er mit seinen Kräften den Fluch würde brechen können. Was ihn trieb, war Angst. Unbändige Angst und die Verzweiflung, zu spät zu sein.

So schnell ihn seine Beine trugen, rannte er zurück zu jenem Portal, das ihn in diese Welt geführt hatte. Er konnte es schaffen. Nein er musste es schaffen. Er musste ihn widersehen.

Er musste sehen, dass es eine Lüge war.

Es konnte nicht sein. Es durfte nicht sein.

Er hatte ihm doch versprochen, zurückzukommen und ihm die Welt zu zeigen.

Die Angst in seinem Inneren trieb ihn voran. Angst und Reue. Warum? Warum hatte ihm niemand gesagt, dass die Zeit in ihren Welten unterschiedlich schnell verging?

„SASUKEEEE!“
 

◊◊◊
 

Er wusste nicht was es war, dass ihn all die Zeit dazu getrieben hatte, den Weg auf diesen Berg zu gehen. Den Weg auf sich zu nehmen, nur um erneut festzustellen, dass Naruto nicht zurückgekehrt war.

Der Blinde erinnerte sich daran, dass sein Freund nicht zurückgekommen war, ganz gleich, wie lange er auf ihn gewartet hatte.

Nicht an jenem Abend und auch nicht in den vielen, endlosen Stunden danach.
 

Tage, Wochen, Monate und schließlich Jahre waren vergangen. Zeit, in der er auf ihn gewartet hatte. Gewartet auf etwas, was nicht einzutreffen schien, nur seinen eigenen, zermürbenden Gedanken überlassen. Gedanken, die ihn noch immer beschäftigten.

Warum hatte er ihn gehen lassen? Warum hatte er ihm nicht gesagt, dass er beim ihm sein wollte? War es Angst gewesen? Angst, ihn zu nahe an sich heran und schließlich zu tief in sein Herz zu lassen?
 

Der Anhänger, den Naruto ihm überlassen hatte, spendete ihm Trost und doch war es, als wäre ein Teil seines Herzens an jenem Tag mit dem Dämon verschwunden.

Was hatte er sich nur dabei gedacht zu glauben, dass der Dämon wieder zurückkam?

Vielleicht gab es Gründe, warum er nicht zurückkam. Vielleicht war es die Macht, die ihn überwältigt hatte oder vielleicht, hatte er ihn… vergessen? Gedanken, die der Uchiha so oft in seinem Kopf durchgegangen war. Eine Antwort, würde er wohl nie bekommen.
 

Es war ein eisiger, verschneiter Wintertag, an dem der Uchiha den Weg auf den Gipfel erneut auf sich nahm. Sein schlanker Leib war blass und das faltige Gesicht inzwischen umringt von weißen, verirrten Haaren. Ein leichter Bart umrandete das knochige Gesicht, das bereits etwas eingefallen wirkte und die einst grauen Iriden schimmerten beinahe so weiß, wie der Schnee, der die weite Landschaft bedeckte.

Es kostete Sasuke alle Kraft, diesen Pfad noch zu besteigen. Einen Pfad, den er vor fast einhundert Jahren zum ersten Mal hinaufgestiegen war. Ein Pfad, der ihm so viele Jahre Schmerz, Leid und vergebene Hoffnung geschenkt hatte und doch weigerte sich der Blinde die Hoffnung aufzugeben. Hoffnung, dass sein Freund zurückkehrte. Hoffnung, die nach all dieser Zeit ihren Preis zu fordern schien.

Er hatte aufgehört zu zählen, wie viele Monde und Jahreszeiten an ihm vorübergezogen waren. Zeit, in der er darauf gehofft hatte, dass ihn die laute, ja geradezu penetrante Stimme des Fuchses aus seinem Schlaf riss und seine Wärme ihn umfing. Eine Stimme, an die er sich nach all diesen Jahren kaum noch erinnerte. Sie verblasste langsam in seiner Erinnerung, so, wie die Wärme, die ihm Naruto vor all dieser Zeit geschenkt hatte.
 

Schnaufend ließ der alte Mann sich in den Schnee fallen.

Es war Zeit. Seine Zeit.

Sasukes knochige Finger schlossen sich eng um das inzwischen fast farblosen Talisman, den Naruto ihm hinterlassen hatte.

Die Energie des Dämons, die ihn all diese Zeit beschützt hatte, war verbraucht.

Einer magischen Sanduhr gleich schien es seine Zeit bereits um ein halbes Jahrhundert verlängert zu haben, denn Menschen lebten nicht einmal halb so lange, wie er es getan hatte. Die Wärme, die von Narutos Schmuckstück ausging, verblasste zwischen den Fingern des Schwarzhaarigen, wie die Zeit, die es ihm beschert hatte.

Gedankenverloren lehnte Sasuke sich zurück, den Rücken an den vereisten Stein gepresst, auf dem einst der weiße Fuchsgeist gesessen hatte. Er fühlte es. Seine Zeit, war gekommen.

Ein schmales, bedauerndes Lächeln legte sich auf seine Lippen, ehe er den Kopf langsam in den Nacken legte und seine blinden Iriden gen Himmel richtete.

„Es tut mir leid, Naruto aber ich glaube… länger kann ich nicht warten.“
 

◊◊◊
 

Schmerz. Ein dumpfer, stechender Schmerz pochte in der Brust des Fuchsdämonen, als er die Erinnerungen des Menschen an sich vorbeirasen sah. In seinem Geist hatte er nach Sasuke gerufen, hatte die Zeit sehen wollen. Jene Zeit, die Sasuke allein verbracht hatte. Zeit, die auch ein Dämon, nicht zurückholen konnte.
 

»Er kommt nicht zurück. Vielleicht hat er sich verlaufen? Vermutlich. Er ist ein Idiot. Er hat sich sicher verlaufen. «

Sasuke schmunzelte amüsiert, als er daran dachte, wie Naruto ziellos durch die Dämonenwelt irrte. Er hatte sich das alles sicher, wie üblich, nicht richtig überlegt.

Langsam erhob er sich von seinem Platz auf dem Hügel und wanderte zurück nach Hause. Er würde morgen zurückkommen. Vermutlich hatte sich der Blonde nur in der Zeit vertan.
 

»Er kommt nicht zurück. Warum gehe ich noch diesen Weg hinauf? Er kommt nicht wieder. Sicher hat er mich bereits vergessen. «

Sasuke schüttelte über sich selbst den Kopf, als er den Weg auf den Hügel nach bereits zwei vergangenen Jahren erneut erklomm. Jahre, in denen er so verzweifelt, vergeblich auf ihn gewartet hatte. Würde er heute wiederkommen? Würde er überhaupt jemals zurückkehren?
 

»Naruto. Ich bin hier. Ich warte auf dich und ich werde…nicht aufhören zu warten. Warum kommst du nicht zurück? Was ist dort in dieser Welt geschehen? Es sind nun bereits zehn Jahre vergangen. Die Menschen um mich beginnen bereits zu sterben. Ich weiß nicht, wieviel Zeit mir bleibt. «
 

» Sasuke! Sasuke! Warte auf mich! Ich komme! Es tut mir so leid! Bitte… bitte…gib mir nur ein wenig mehr Zeit! Ich komme zurück!“
 

»Ich wollte es dir sagen. All die Zeit, wollte ich es dir sagen, Naruto. Ich wollte dir sagen, was du mir bedeutest. Ich wollte dir sagen, dass du bei mir bleiben sollst und jetzt, bist du bereits seit fünfzig Jahren fort. Ich hätte dich niemals gehen lassen sollen, denn jetzt, kann ich dich weder hören, noch spüren. Hätte ich mir nicht gewünscht, dich zu sehen, wärst du jetzt noch hier. «

Der erwachsene lächelte wehmütig und lehnte den Kopf an den kleinen Felsen hinter sich. Ein weiterer Tag war vergangen. Ein weiterer Tag, an dem der Dämon nicht zurückgekehrt war.

Er bereute so Vieles und doch war es ihm unmöglich, noch etwas an diesen Dingen zu ändern.

Er war fort, sein geliebter Dämon.
 

Narutos Muskeln und seine Lunge brannten, schienen Feuer gefangen zu haben, so schnell war der Blonde die gewundenen Wege zurückgerannt, ehe endlich das Portal zurück in die Menschenwelt vor seinen Augen erschien.
 

„Es tut mir leid, Naruto aber ich glaube… länger kann ich nicht warten.“
 

„Öffne dich!“, schrie der Blonde dem Tor nur von Weitem entgegen.

Mit einem langen, kraftvollen Sprung durchbrach er das Portal, spürte im nächsten Augenblick die eisige, weiche Schneedecke unter sich.

Sich selbst überschlagend krachte er in einen der riesigen Schneehaufen, nur um panisch den Kopf aus dem Schnee zu stecken und sich umzusehen.

„Sasuke!“

Seine klare Stimme hallte durch die kalte Atmosphäre und warf ein ebenso kühles Echo zurück.

Das Herz schlug ihm bis zum Hals, während der Blick des Blonden panisch umher huschte.

„Sasuke! Wo bist du? Sasuke! Sas-“

Naruto stockte.
 

Knirschend gab der Schnee unter seinen Füßen nach, als er sich dem blassen Leib näherte, der regungslos an jenem Stein lehnte, an dem er ihn zuletzt gesehen hatte.

Der Talisman, war leer.
 

Narutos blaue Seelenspiegel vibrierten schockiert, als das Bild vor seinen Augen sich in sein Gedächtnis brannte und der eisige Wind dieser reinen Winternacht um ihn herumwirbelte, ihm vor Augen führte, dass es kein Zurück für sie gab.
 

Ein verzweifeltes Beben erfasste den Körper des Dämons, ehe die feuchte Reue über seine Wangen lief und der Verlust ihn schließlich in die Knie zwang.

Er war zu spät.
 

In dieser totenstillen Nacht

fällt Schnee auf meine ausgestreckte Hand

und so wie der Schnee sich häuft

entschwindest du.

Einmal noch, nur noch ein einziges Mal

Sag meinen Namen

Selbst, wenn ich jetzt schreie

kann meine Stimme dich nicht mehr erreichen.

Für immer gefangen in einer Welt,

in der ich nicht einmal „Ich liebe dich“ sagen kann

Ich werde still, als der Schnee auf mich hinabfällt

wie an jenem Tag

Wünschte ich hätte früher verstanden,

dass Zeit nicht endlos ist.


 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hui....
das war.. ja. Wow. Ich sag es mal so: Ich habe mich selber mit meinem Ende getötet und das obwohl das Ende tatsächlich von Anfang an feststand. Ich wollte etwas Schreiben, was Menschen bewusst macht, dass Zeit eben nicht endlos ist. Etwas, an dem sie sehen, wie schnell unerwartete Dinge uns alle treffen können.

Ich danke allen, die diese Story gelesen und mit mir gelebt haben. Danke! Ihr habt keine Ahnung, was mir das bedeutet und ich hoffe, dass ihr auch in Zukunft bei neuen Stories dabei bleiben werdet.

Diese Story ist hiermit beendet und jetzt schniefen wir einfach alle zusammen über das Ende weiter. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (71)
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Von:  MysteryRose
2019-03-31T19:57:38+00:00 31.03.2019 21:57
Heyho! Es ist Wochenende, und da es nun zu Ende geht, dachte ich mir, dass ich es Mal lesen. Dein Vorwort war schon leicht erschreckend, weswegen ich es mir bis heute Abend aufgehoben habe! Eigentlich wollte ich viel früher, aber ahhh! Dein Vorwort spricht schon für sich und nun zu dem letzten Kapitel. :D
Was soll ich sagen? Du hast mich berührt. Ich habe es nicht oft, dass eine Geschichte mir Tränen in die Augen treibt, weil es so schön, gefühlvoll und traurig geschrieben wurde. Dein Vorwort hatte mir schon gezeigt, das es kein Happyend gibt. Verdient hätten sie es, aber wie du so schön gezeigt hast, Zeit ist nicht ewig. Es passieren Sachen, welche man nicht will, auf welche man nicht gefasst ist. Du hast eine wirklich tolle Geschichte hier erschaffen, weil dein Sasuke und Naruto wirklich super getroffen wurden! Zum Ende hin konnte ich mir Sasuke in alt, dank deiner Beschreibung, echt gut vorstellen. Wie auch Narutos Gefühle. Für ihn war es nicht lang und für Sasuke war es eine Ewigkeit. Hach, die Gefühle der beiden waren stark und auch die Rückblenden von Sasuke waren voller Gefühle. Es war wirklich schön zu lesen. :)
Im Großen und Ganzen kann ich dir nur sagen, dass die Geschichte wirklich Klasse war und du einen echt schönen, angenehmen Schreibstil hast. Ich habe die Geschichte gerne gelesen und alles in allem, hat es gestimmt. Ich werde bei kommenden Geschichten auf jeden Fall vorbeischauen! ❤️

Liebe Grüße Mystery
Von:  Inakura
2019-03-30T09:40:44+00:00 30.03.2019 10:40
Sasuuuuukeeee. Ich bin wieder am heulen. Echt schlimm mit mir. So traurig.
Aber ich kann verstehen was du meinst. Gestern hatte ich noch ein Baby im arm und jz ist er schon 10. Die zeit vergeht sooooo schnell und ist so kostbar.....
Aber ja genug davon. War trotzdem toll zu lesen *schnief* und freu mich auf eine neue Geschichte. <3
Von:  naruhinaxXx
2019-03-26T07:57:19+00:00 26.03.2019 08:57
Oh gott, das ende war so traurig T.T
Ich hatte ja noch ein bisschen Hoffnung das es doch noch irgendwie zum happy end kommt oder naruto und sasuke sich noch einmal wieder sehen bevor sasuke stirbt
Von:  Lanilara
2019-03-25T21:00:34+00:00 25.03.2019 22:00
Wirklich toll geschrieben hat mich ein bisschen an den für mich als damalige neunjährige an den für mich plötzlich kommenden tot meiner Oma erinnert der mir damals gezeigt hat das ich das Leben was ich habe genießen muss was ich jetzt nach auch endlich tun kann ich finde die Botschaft extrem schön und du hast es in der Story wirklich gut rüber gebracht auch wenn ich denn beiden ein happy end gewünscht hätte bin ich trotzdem jemand der traurig me endings mit Botschaft mehr mag also gast du genau meinen Geschmack getroffen denn ich finde bei traurigen endings mit Botschaft hat man hinter her was zum Nachdenken und Grübeln so das wars erstmal von meiner seite ich gehe erstmal weinen hilfe wo sind meine Taschentücher nie da wenn man sie braucht ich gehe sie erstmal suchen bis bald
Von:  dichan
2019-03-25T19:39:40+00:00 25.03.2019 20:39
Schiefen trifft es ganz genau, mir sind die Tränen nur so runter gekullert..... Du hast einen ganz tollen Schreibstill, für mich selbst wäre ein happy end toll gewesen aber deine Geschichte soll ja klar machen das die Zeit nicht wieder kommt. Und das hast du mit so viel Gefühl geschrieben, wirklich toll. Mich hat es auch überwältigt das Sasuke so eine Treue Seele war und zu tief berührt saß Naruto seinen Fehler eingesehen hat, aber leider zu spät war. Er muss jetzt die ganze Trauer verarbeiten. Ich heule schon wieder.😭😭😭😭😭😭😭😭😭
Ich würde mich freuen wenn du was neues von Naruto und Sasuke schreibst. LG. Di
Antwort von:  Yuurei
25.03.2019 21:12
Awwwh fühl dich gedrückt und danke für diesen super lieben Kommi. Ich schreibe tatsächlich eher wenig Fanfictions, aber wenn, dann zu Naruto und Sasuke und eventuell kommt da auch mal wieder was Neues, sofern ich Zeit, Lust & Motivation habe <3 <3 <3
Von:  putzi89
2019-03-25T18:48:04+00:00 25.03.2019 19:48
Zu traurig 😱 aber schöner FF
Antwort von:  Yuurei
25.03.2019 19:55
Vielen herzlichen Dank <3
Von:  KatanaYuki
2019-03-25T18:47:21+00:00 25.03.2019 19:47
Neiiiiiinnnn.!!!! Scheisse, sie tun mir so Leid.! Aber diese FF war spitze und ich hoffe es kommt in Zukunft noch mehr von dir..🙏🙌🏽
Antwort von:  Yuurei
25.03.2019 19:54
Vielleicht nicht unbeding als Fanfic, aber genug Geschichten habe ich definitiv ;D und dankeschön! Es freut mich sehr, dass sie dir gefallen hat!
Von:  MysteryRose
2019-03-25T12:48:05+00:00 25.03.2019 13:48
Was zum?!?! O.O du willst mich umbringen oder? Du möchtest mich quälen! Ich weiß es! Warum hier? Warum so? Wieso?!?! Das haben sie nicht verdient!
Bevor ich aber mehr dazu sage, fange ich am Anfang an. Also erstmal bin ich traurig, weil ich hiernach nichts mehr zum Lesen habe. Es war bisher einfach nur Klasse und ich freue mich riesig, wenn das nächste Kapitel kommt, denn dein Ende war ... ich finde dafür kein Wort, weil es einfach ... der letzte Satz hat mich fast umgebracht! Das darf einfach nicht sein. Ja klar, es gibt nicht immer ein Happyend, jedoch haben die beiden das doch verdient! Naruto hat seinen letzten Schweif bekommen und kann Sasuke heilen, aber jetzt hockt er in der Dämonenwelt und erfährt, das 100 Jahre in der Menschenwelt ein Tag in der Dämonenwelt ist. Okay, früh morgens hin und spät abends beim Sonnenuntergang ... Sasuke ist ziemlich gealtert ... uff ich hoffe so sehr, das noch was Gutes passiert, denn sie verdienen es. Narutos Mutter ist ja nun auch wie es scheint schon längst Tod, warum es doch nur schön wäre, wenn die beiden zusammen sein können. Maaaannnn so viel Spannung! :D

LG Mystery
Von:  MysteryRose
2019-03-25T10:50:34+00:00 25.03.2019 11:50
Naw!! Sie haben miteinander geschlafen und ... ahhh! Ich kann es eigentlich gar nicht richtig in Worte fassen. Erst einmal, finde ich, dass du das super beschrieben hast! Aus beiden Sichten, ist das nicht immer so leicht, jedoch hast du von beiden die Gefühle und Empfindungen toll rüber gebracht. Das der morgen dann so schnell kam, war traurig. Aber immerhin, sie haben noch etwas gekuschelt und sind dann Hand in Hand auf den Berg gelaufen. Sasukes Sorge kann ich verstehen. Wer lässt schon gerne die Person gehen, die man liebt? Niemand, deshalb hoffe ich so sehr, dass Naruto heil wieder zurück kommt und sie wieder zusammen sein können! Immerhin muss unser Dämon seinem Menschen noch sagen, dass er ihn liebt! Hach, spannend, spannend. :)

LG Mystery
Von:  MysteryRose
2019-03-25T10:36:18+00:00 25.03.2019 11:36
Haha, wie geil! Also der letzte Satz, nein das Ende vom Kapitel war einfach nur süß und amüsant und ... spannend. Ich finde es gut, dass Naruto nicht einfach so gegangen ist, sondern erst zu Sasuke zurück ging und diesem von seiner Entdeckung berichtet hat. Ich habe persönlich nicht damit gerechnet, das der Hügel, bei welchem Naruto den Fuchs getroffen hat, das Portal ist. Eine coole Idee und zu gleich spannend! Ich bin gespannt drauf, was passieren wird, wenn er geht. Davor sieht es aber noch so aus, als möchte Naruto noch etwas Zeit mit Sasuke verbringen, welcher ein nicht so gutes Gefühl hat. Hoffentlich passiert nichts schlimmes. :D

LG Mystery


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