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The Warning!

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Wow... So lange ist es schon her. Es tut mir saumäßig leid :> Aber die liebe Zeit ließ mich einfach zu nichts mehr kommen. Hinzu kommt, dass das Kapitel so lang ist und ich mich durchgequält habe. Aber ich muss endlich mal voran kommen und den Schinken beenden! Daher werde ich versuchen, mich zu bessern und ich hoffe, wieder regelmäßig updaten zu können. Komplett anzeigen

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Geduld ist das Ausdauertraining für die Hoffnung

- Kapitel zweiundzwanzig -


 

Eine Woche war vergangen, seit Granger gegangen war und ihn alleine im Korridor zurückgelassen hatte. Seither verging die Zeit quälend langsam. Eine ganze Woche, in der er über seine Schandtaten und die Worte nachdenken konnte, die aus seinem Mund gekrochen waren. Es waren viele Worte und sehr oft waren es die falschen, die er in ihre Richtung hatte zukommen lassen, aber sie kannte ihn doch. Ausgerechnet Granger wusste, wie er war – wie er womöglich immer sein würde – und nie hatte sie sich so verletzt zurückgezogen, wie vor einer Woche. Was ihn jedoch doppelt so hart traf, war der Umstand, dass sie nicht zu ihm zurückgekommen war. Kein einziges Mal hatte sie den Versuch unternommen, ihn anzusprechen. Nie hatte sie die Nähe zu ihm gesucht, obwohl er fest mit ihrer Anwesenheit gerechnet und sich vielleicht auch eine Art Stütze von ihr erhofft hatte – aber nichts dergleichen. Granger war standhaft geblieben, wohingegen Draco innerlich zusammenbrach. Nur mühsam hatte er sich von diesem emotionalen Dilemma erholen und sich zu einer schützenden Ecke verkriechen können, in der er mit seiner Wut, mit seinem Zorn und der aufkeimenden Trauer alleine sein konnte.

 

Ganz anders als sie. Draco hatte eingesehen, dass Frauen, hinsichtlich ihrer Vehemenz viel kälter, emotionsloser und gröber, aber auch stärker als Männer waren. Ja, Frauen konnten biestig sein – auch Granger, die ihn konsequent mied, indem sie ihm das Gefühl gab, als wäre er in ihrer Gegenwart gar nicht mehr existent. Als... Als wäre er gestorben.

 

Es war lächerlich, wie sie sich benahm und doch hatte ihr Verhalten Einfluss auf ihn und seine Empfindungen genommen. Seine Wesenszüge – basierend auf Zynismus und Dingen, die ihn stets charakterisiert hatten – mussten Eigenschaften weichen, die er nicht gebrauchen konnte. Draco war cholerisch geworden. Der sonst eher ruhige, in sich gekehrte Malfoy, der hinterhältig agierte und dem Gegner das Gefühl der falschen Sicherheit geben wollte, musste einem aggressiven, launischen, lauten Draco Platz machen. Jedes Mal, wenn er die große Halle betrat, zeigten sich seine neuen Eigenheiten in Form seiner abschätzigen Blicke, nachdem er bemerkt hatte, dass – sobald er den Schülern den Rücken zuwandte – sowohl getuschelt, als auch seine eingefallene Erscheinung gemustert wurde.

 

Würde wenigstens Granger über ihn reden... Das hätte ihn beruhigt, da er weiterhin in ihren Gedanken, sowie ihren Gesprächen präsent wäre. Doch alles was sie ihm schenkte, war ihre Ignoranz.

 

Zusätzlich regte er sich darüber auf, wie schnell sich in dieser Schule Gerüchte verbreiteten, da kurioserweise jeder Schüler bezüglich der Ereignisse um Robin Sterling Bescheid wusste. Nichts, aber wirklich nichts konnte man in dieser Schule, in der sich Geschehnisse schneller als ein Lauffeuer ausbreiteten, verheimlichen.

 

Ferner war auch heute wieder so ein Tag, der Draco an seine Grenzen brachte, aufgrund dessen, dass er schon wieder angestarrt wurde. Niemand schien diesbezüglich ein schlechtes Gewissen zu haben, weil keiner Anstalten machte, ihn zumindest heimlich zu beobachten. Ganz im Gegenteil. Sie bezeugten, anhand ihrer neugierigen Blicke, ihr Interesse an Draco und den Erlebnissen, die er mit drei Gryffindors teilte, die – anders als er – bereits an ihrem Haustisch saßen und ihm keinerlei Beachtung schenkten.

 

Wunderbar. Ein Tag wie die anderen Tage zuvor schon. Nichts hatte sich geändert. Vermutlich würde sich auch nichts ändern, hinsichtlich Grangers Engagement, ihn zu ignorieren.

 

Missmutig marschierte er derweil zu seinem Tisch, an dessen Kopfende er Daphne erblickte. Auch sie wurde zur Aussätzigen – wie Draco. Das blonde Mädchen saß alleine und niemand der anwesenden Slytherins schien sich verpflichtet zu fühlen, ihr einen Platz in ihrer Mitte anzubieten. Wahrscheinlich ging es ihr noch schlechter als Draco, der inzwischen neben Blaise Platz genommen und seinen leeren Teller angestarrt hatte.

 

Er wollte der Gefahr, zum Gryffindortisch zu blicken, einfach zuvorkommen. Schließlich war die Versuchung enorm angestiegen, nachdem er saß und Zeit hatte, mal wieder über sie nachzudenken. Wie gerne würde er einfach aufstehen, zu ihr gehen und sie zwingen, mit ihm zu sprechen. Allerdings war sein Stolz noch nicht am Boden, der ihm strikt untersagte, jene Absicht zur Realität werden zu lassen.

 

Jedoch wollte er ihr so vieles erklären. Draco wollte die Dinge zurechtrücken, wenngleich sie bereits alles wusste.

 

Ja, sie wusste alles.

 

Ihr war bekannt, dass er Vielsaft-Trank getrunken hatte. Doch konnte sie unmöglich wissen, weshalb er diesen waghalsigen Weg ging – stets wissend, dass er sie durch sein Handeln verlieren könnte. Oh ja, wie hätte er das auch je vergessen können, wenn Blaise derjenige war, der ihm immerzu einzutrichtern versuchte, dass er sie verlieren würde, aufgrund seiner Taten? Wie oft hatte Blaise ihm die Konsequenzen erörtert?

 

Verdammt nochmal. Niedergeschlagen neigte er den Kopf zur Seite, während seine Hand in dem blonden Schopf verschwand und ihm gleichzeitig half, seinen Kopf nicht auf den noch immer leeren Teller zu stürzen. In dieser Position verharrend, hatte er einen hervorragenden Blick auf Daphne, die eingeschüchtert in ihrem Rührei herumstocherte, worauf sich seine Hand noch fester in seinen Haaren verankerte, ehe diese geballt neben seinen Teller krachte.

 

„Hey“, röchelte Blaise anschließend, der sich anlässlich Dracos Aussetzer an seinem Kürbissaft verschluckt hatte. „Was soll das, Draco?“

 

„Sieh sie dir nur an, Blaise.“ Sein gesenkter Blick in Daphnes Richtung genügte, da er ihren Namen gar nicht mehr aussprechen wollte. „Wie sich ihre äußerliche Hülle Mitleid erhofft – es ist zum Kotzen. Hinzu kommt, dass sie uns belauscht hat.“

 

„Ja, ich weiß“, bestätigte der dunkelhäutige Junge nickend. Auch ihn hatte es schockiert, wie weit Daphne gegangen war, um ihr Ziel zu erreichen. „Aber auch sie hat ihren Plan verfolgt – wie du, Draco.“

 

„Was soll das heißen?“ Zwischenzeitlich hatte seine Hand den Weg zur Gabel gefunden, die er mithilfe seiner Finger traktieren konnte, ohne seinem ältesten Freund – der allem Anschein nach Parallelen zu Daphne erkannte – Schaden zuzufügen. „Dass ich genauso widerwärtig wie dieses Miststück bin, ja? Willst du das andeuten?“

 

„Widerwärtig nicht. Ich würde es Verzweiflung nennen. Im Grunde -“

 

„Stopp, Blaise. Du suchst doch nicht etwa Ausreden für sie? Im Gegensatz zu ihr, habe ich niemandem geschadet.“ Natürlich wusste Draco, dass Blaise es nicht böse meinte und ihm nur aufzeigen wollte, inwiefern sich Daphne und er doch ähnelten, wenngleich die Ausmaße ihrer Taten unterschiedlich waren. „Sie hingegen nahm es billigend in Kauf, dass Menschen zu Schaden kommen. Stell mich demnach nicht mit ihr auf dieselbe Stufe, mein Freund.“

 

Anhand ihrer Anwesenheit im Schloss, konnte Draco – dem man keinerlei Informationen hatte zukommen lassen, was Daphne betraf – schlussfolgern, dass noch keine rechtlichen Schritte gegen sie eingeleitet wurden, was ihm widerstrebte. Längst hätte man sie des Schlosses verweisen müssen, um sie abschließend nach Askaban zu bringen. Und selbst das wäre eine zu geringfügige Strafe, wenn man bedachte, wie niederträchtig das blonde Slytherin-Mädchen vorgegangen war.

 

„Das tue ich nicht, aber -“

 

„Es gibt kein aber. Egal, durch welchen Blickwinkel man ihre Absichten betrachtet. Es gibt verdammt nochmal keine Entschuldigung für ihr Handeln“, beanstandete Draco entschlossen. „Ich würde sie, wenn man mich ließe, mit Vergnügen nach Askaban überführen.“

 

Nach dem Frühstück hätten sie Zaubertränke – gemeinsam mit Gryffindor. Ob er Granger davor abfangen und mit ihr reden konnte? Schließlich hatte er ein Anrecht darauf zu erfahren, weswegen sie ihm aus dem Weg ging, als hätte er eine ansteckende Krankheit.

 

„Wieso interessiert es dich eigentlich, was mit Daphne passieren könnte?“, wollte Blaise wissen, der sich neugierig zu ihm herüberbeugte, um zu vermeiden, dass sie abermals belauscht wurden. „Du hast dich nie darum geschert, ob jemand stirbt. Was ist los? Woher der plötzliche Sinneswandel?“

 

Derweil überlegte Draco, ob Granger ihm überhaupt zuhören würde? Sie müsste... Immerhin würde er auch Lucius' Tat entschuldigen. Er würde ihr beschwören, aus seinen Fehlern, die er ihretwegen begangen hatte, etwas wichtiges gelernt zu haben. „Gar nichts ist los, Blaise. Hörst du, gar nichts!“ Im Anschluss schnappte er sich seinen Kelch Kürbissaft, weil er die Trockenheit in seiner Kehle wegspülen musste, bevor er zu röcheln anfing, anlässlich des brisanten Themas, das Blaise anschnitt.

 

Ja, Draco wusste genau, worauf Blaise hinaus wollte.

 

„Ach, wirklich? Nach nichts sieht das“, erwiderte dieser daraufhin und deutete auf seinen grimmigen Gesichtsausdruck, „aber nicht aus.“ Besorgnis zeichnete sich in den dunklen Gesichtszügen ab, da er machtlos Dracos Argumenten, sowie seiner Starrköpfigkeit gegenüberstand.

 

„Wie geht es Weasley?“, erwiderte Draco, anstatt auf Blaises Anspielung einzugehen. Weiterhin dachte er darüber nach, wie vergeblich Blaise versucht hatte, ihn – den unbelehrbaren, sturen Draco – in die richtige Richtung zu stupsen. Ebenso an seine guten Ansätze, bezüglich der Vorgehensweise, was Granger anging. Aufopferungsvoll hatte Blaise sich darum bemüht, dem phlegmatischen, rücksichtslosen Draco ein wahrer Freund zu sein, indem er sich Dracos Aggressionen ausgesetzt hatte – selbstlos, ohne je etwas dafür zu verlangen. „Ist alles in Ordnung bei euch?“ Im Nachhinein hob sich sein Gesicht, seine trüben Augen richteten sich auf den Gryffindortisch.

 

Augenblicklich bereute er den Zwang, zu ihr hinüberzusehen, da er mit ansehen musste, wie sie mit dem rothaarigen Wiesel und dem tollkühnen Helden Potter scherzte. Draco sah, dass es ihr nicht im Geringsten fehlte, nicht mehr mit ihm zu sprechen, während er innerlich tausend Tode starb.

 

So abhängig war er von ihr geworden...

 

Und das durfte nicht sein. Wenn er schon ihretwegen litt, hatte sie gefälligst doppelt so schlimm zu leiden, anstatt in die Normalität zurückzukehren.

 

„Ähm, Draco?“

 

„Was?“

 

Schluckend ergriff Blaise Dracos Hand, aus der er die Gabel befreite, deren Zacken bereits verbogen waren. „Lass die Gabel zufrieden. Sie kann am wenigsten dafür.“

 

„Tja“, entgegnete er lapidar. „Entweder die Gabel, oder Ronald Weasley“, fügte er verächtlich hinzu. „Such es dir aus, Blaise.“

 

Schmunzelnd gab er Draco die Gabel zurück, bevor er auf dessen Frage antwortete: „Fragst du nach Ginny, weil du ablenken willst oder weil es dich tatsächlich interessiert, wie es ihr geht?“ Mittlerweile lag sein Toast erkaltet auf dem Tellerrand. „Schließlich warst du nach unserem letzten gemeinsamen Treffen in Madam Pudifoots Café erpicht darauf, dass -“

 

„Ich will ablenken“, unterbrach Draco ihn, ohne den Blick von Grangers Rücken zu nehmen. Er wollte weiter an ihrem Leben teilhaben, wenngleich sie alles menschenmögliche tat, um genau das zu verhindern. Er wollte sie ansehen, mit eigenen Augen erfassen, dass sie ihr Leben ohne ihn weiterführte, während sein Kesselkuchen – der zwischenzeitlich auf seinem Teller erschienen war – unberührt vor ihm lag. Allerdings schob er diesen, nachdem er sah, was am Gryffindortisch passierte, genervt von sich weg. Wenigstens war Blaise taktvoll genug, das Thema Robin Sterling nicht wieder anzuschneiden, da er ansonsten völlig die Kontrolle über sich und seine Nerven verloren hätte, aber es hätte sowieso nichts gegeben, was er Blaise nicht schon erzählt hatte. Diesbezüglich war bereits alles zwischen den beiden Freunden besprochen worden.

 

Dennoch ließ man Draco unwissend zurück, was den Horkrux betraf. Was damit geschehen war, konnte ihm niemand sagen, aber vermutlich wurde dieser genauso wie die sieben anderen zerstört. Alles andere wäre auch grob fahrlässig gewesen.

 

„Ach so, nun ja“, begann Blaise zu erzählen, während seine Hand über seinen steifen Nacken rieb, als Draco es nicht in Erwägung zog, seinen Blick zu erwidern. „Ginny geht es gut und vielleicht könnt ihr ja wieder von vorne anfangen – du und Ginny? Was meinst du?“

 

„Besser nicht“, winkte der blonde Slytherin ab.

 

„Wieso nicht? Wir könnten zusammen in die drei Besen gehen. Heute, nach dem Unterricht?“

 

„Ich hänge an meinem Leben, was ein jähes Ende fände, wenn die kleine Weasley und ich zusammentreffen. Sicherlich hat Granger ihr alles erzählt. Deine Freundin würde sich darin bestärkt fühlen, mich anschließend in einen Käfer zu verwandeln, den sie als Haustier halten könnte. Aber, verzeih mir meine Forschheit, Blaise, ein Leben im Fuchsbau wäre ein tristes, quälendes Leben – selbst als Käfer.“ Er traute Weasleys kleiner Schwester ein solches Verhalten zu, aufgrund der Tatsache, dass sie mit sechs Brüdern aufgewachsen war, was sicher oft kein einfaches Leben für die einzige Weasley-Tochter gewesen war.
 

Noch immer grinste Blaise. Draco würde seine spitze Zunge nie verlieren, aber das machte ihn menschlich. „Es wird dich überraschen, Draco, aber Ginny hegt kein böses Blut gegen dich.“

 

Indessen stierte Draco zu seinem vollen Teller, den er vor wenigen Minuten von sich geschoben hatte. Seit Granger ihn stehen ließ, konnte er nicht mehr richtig essen, geschweige denn vernünftig schlafen. An den folgenden Unterricht wollte Lucius' Erbe gar nicht erst denken und er befürchtete, dass seine Noten – angesichts seiner chronischen Unlust – leiden könnten. Andererseits war es ihm aber egal. Wirklich egal.

 

„Sie kann viel erzählen und stell dir vor, Blaise, es besteht sogar die Möglichkeit, dass sie dich anlügt.“

 

„Nein“, entgegnete er kopfschüttelnd. Gleichzeitig flog seine Hand nach oben, die permanent hin und her wedelte. „Wieso sollte Ginny mich belügen? Hör endlich auf, in allem was schlechtes zu sehen. Das wird dir auf Dauer nicht gut tun.“

 

Ha, schon lang tat ihm gar nichts mehr gut. Es gab nichts mehr, was ihn erheitern konnte. Was ihn recht häufig erfreut hatte, waren seine heimlichen Besuche damals in London. Das hatte ihn milde gestimmt. Immer, wenn er Granger verfolgt und beobachtet hatte, war er gut gelaunt gewesen. Er lächelte sogar das eine oder andere Mal, wenn sie es tat – was meistens geschah, wenn sie in einem Café saß und las. 
 

„Willst du mich verarschen?“, konterte Draco und wandte den Blick von ihrem Rücken ab, um Blaises kritischen Ausdruck zu studieren.

 

„Überhaupt nicht, Draco. Aber sind wir ehrlich: Dir müsste es doch jetzt – nach alldem – hervorragend gehen?“

 

„Ja? Müsste es das?“, knurrte der Slytherin-Schüler ungehalten.

 

„Ja, du hast doch scheinbar dein Ziel erreicht, oder?“, wollte er scheinheilig wissen. Blaise übernahm den Part des Bösen, indem er seinem Freund die Pistole auf die Brust setzte. Unterdessen faltete er seine Hände ineinander, während er Dracos Profil – da er derweil wieder wütend zum Gryffindortisch sah – ausgiebig bestaunte. Draco tat ihm tatsächlich leid, da Blaise den Kummer in dessen grauen Augen sehen konnte. Nie – und er konnte das mit Fug und Recht behaupten – sah Draco so mitgenommen aus. „Demzufolge müsste es dir sehr gut gehen. Du hast das erreicht, was du die ganze Zeit wolltest und kannst wieder dem nachgehen, was du am besten kannst – andere Frauen beglücken, exzessive Partys im Kerker feiern und dich betrinken. Du kannst deinen Abschluss mit Bestnoten abschließen, sowie die Galleonen, welche dir dein Vater vererben wird, willkürlich aus dem Fenster schmeißen und ein Leben leben, wovon andere nur träumen.“

 

Den Mund ansatzweise geöffnet um etwas zu sagen, schloss Draco ihn kommentarlos. Stattdessen biss er sich auf die Zähne, schnaubte erschöpft und schulterte seine Ledertasche. Er war des verbalen Kampfes müde. Draco konnte und er wollte auch nicht mehr mit Blaise streiten, weshalb er den Weg des geringeren Widerstandes ging. Folglich erhob er sich von der langen Bank, um die große Halle auf demselben Weg zu verlassen, welchen er zu Beginn bestritten hatte. Und vielleicht war es Dracos erste Niederlage, da er für gewöhnlich das letzte Wort hatte und niemals ging, ohne etwas zu erwidern. Jedoch war dieser Rückschlag noch lange nicht so schlimm wie das Desinteresse, das Granger ihm entgegenbrachte.

 

Ja, das war der Hauptgrund, die große Halle zu verlassen. Nicht die ehrlichen Worte, die Blaise ihm an den Kopf knallte, waren der Auslöser seines Aufbruchs, sondern ihr Lachen. Wie kleine Nadelstiche traf es ihn, als er sie lachen sah. Und es schmerzte. Es schmerzte, dass sie weiterlebte, während er litt – ungeachtet dessen, dass er sein Ziel erreicht hatte.

 
 

~*~
 

Zügig erreichte der junge Malfoy den Weg zu den Kerkern und doch musste er seinen körperlichen Halt mithilfe seiner Hand gewähren, die sich rigoros um den Träger seiner Tasche krallte. Währenddessen blies er immer wieder die wirren, zerzausten Strähnen aus seinem Gesicht. Nebenbei dachte er ununterbrochen darüber nach, ob das Merlins Strafe war, weil er zuvor die Frauen unglücklich gemacht hatte, nachdem er das bekam, wonach seine unteren Lenden geschrien hatten? Wollte Merlin ihm eine Lektion erteilen, indem er die Rollen tauschte und er nun derjenige war, der zu leiden hatte?

 

Himmel nochmal. Alles tat ihm weh. Und auch die Kopfschmerzen, die ihn schon lange nicht mehr heimgesucht hatten, klopften wieder an seiner Eingangstür zum Hirn. Aber die kamen sicher nur zurück, weil er eine Doppelstunde mit den Gryffindors überleben musste und sie dazu neigten, Draco in den Wahnsinn zu treiben.

 

„Na Malfoy? Wie geht es dir?“

 

Unwillkürlich blickte er über seine Schulter, doch genauso schnell drehte er den Kopf wieder nach vorne. „Potter, was willst du?“, schnaubte er anschließend nach vorne in die Leere.

 

Verblüfft, angesichts der gespielten Gelassenheit, die Draco ihm offenbarte, betrachtete er den Rücken des Mannes, der seit seiner Kindheit zu den Menschen gezählt hatte, die er am wenigsten leiden konnte. Doch in den Jahren konnte er hinter die scheinheilige Fassade des jungen Malfoys blicken. Harry erkannte, wie schwer es Draco gefallen sein musste, über die Jahre einem falschen Bild und idiotische Erwartungen zu entsprechen, die schwer auf seinen Schultern lasteten. Allerdings fiel es dem Jungen, der überlebt hatte, zusehends schwerer, seinem Vordermann Verständnis entgegenzubringen, nachdem er die Wahrheit kannte – welche Hermine nach Harrys hartnäckigen Fragen offenbart hatte – und dem blonden Mann näher gekommen war.

 

Begeistert war er nicht gewesen, aber es war noch immer Hermines Leben, das sie selbst bestimmen durfte. Das Recht, das Harry hatte, war, dass er Hermine ein Freund sein konnte, der bedingungslos zu ihr stand. Jedoch hatte er sich am Anfang zurückziehen müssen, um Hermines Geständnis zu realisieren. Harry hatte sich zwei Tage mit sich und seinen Gedanken befasst, die darum kreisten, wie er Malfoy das Leben zur Hölle machen konnte, angesichts des Umstandes, dass Draco Hermine zu sich jeder bietenden Gelegenheit in Bedrängnis gebracht hatte, ohne dass Harry etwas davon bemerkte.

 

Erst die Gespräche mit Ginny und Ron – die loyal Hermine gegenüber waren – hatten Harry aufgezeigt, dass auch er ihr schaden würde – ähnlich wie Malfoy es getan hatte -, wenn er sich aufgrund seines gekränkten Stolzes zurückziehen würde.

 

„Ich würde gerne mit dir reden, Malfoy. Das will ich.“

 

Perplex war Draco daraufhin abrupt stehen geblieben – die Augenbrauen nach oben gezogen, den Blick jedoch stur nach vorne gerichtet. „Lass mich in Ruhe. Du verschwendest nur meine Zeit.“

 

„Tue ich das?“

 

„Glaubst du“, begann Dracos raue Stimme zu erzählen, „dass ich deine Heldentat hören will? Glaubst du das?“, wiederholte er und warf einen Blick zu seinem nervigen Verfolger. Noch bevor er sich das erste Mal umgedreht und Potter entdeckt hatte, wusste er, dass Potter es war, der ihm nachgegangen war... Wer würde diese Stimme nicht erkennen? Aber er wollte nicht in das wissende Gesicht des Goldjungen blicken, dem er nun doch seine Aufmerksamkeit geschenkt hatte, weil er wusste, dass er ihm nicht mehr entkommen konnte.

 

Sie würden miteinander sprechen, weil Potter es wollte und Draco zu kraftlos war, um sich dagegen zu stemmen.

 

„Das glaube ich nicht. Das ist aber auch nicht der Grund, wieso ich dir gefolgt bin.“

 

„Dann komm zum Punkt?“, schlug Draco irritiert vor. Ungern wollte er mit diesem Menschen gesehen werden.

 

„Wundert es dich gar nicht, dass Daphne noch hier ist?“ Im Anschluss nahm er seine beschlagene Brille von der Nase, säuberte sie und spielte abschließend an den Bügeln. „Ich gebe zu, ich war ziemlich überrascht, dass du nicht sofort zu mir gekommen bist und Antworten haben wolltest.“ Schließlich hätte das dem malfoy'schen Standard entsprochen – alles sofort wissen zu müssen.

 

„Ich habe aufgehört, mich überhaupt noch zu wundern“, beantwortete der angeschlagene Slytherin-Schüler ehrlich. „Daher verwundert es mich auch nicht, dass sie noch hier ist.“ Draco war nach den wenigen Sätzen unendlich müde geworden. Es kostete ihn Kraft, hier zu stehen, Potter anzusehen und gleichzeitig zu wissen, dass er – im Gegensatz zu Draco – so viel Zeit mit Granger verbringen durfte, während er sich mit Daphnes Anwesenheit herumärgern musste.

 

„Daraus schließe ich, dass Daphne nicht mit dir gesprochen hat?“

 

„Es ist unerheblich, was sie will, Potter. Ich bin derjenige, der nicht mit ihr reden will.“

 

„Verstehe“, nickte Harry und setzte seine Brille auf die dafür vorgesehene Stelle zurück. „Aber ich habe mit ihr gesprochen, was keineswegs angenehm war.“

 

„Ich hoffe, du erwartest kein Mitgefühl von mir, im Bezug auf diese grauenhafte Erfahrung?“, erwiderte Draco zynisch.

 

„Nein“, schmunzelte Harry. „Bestimmt nicht – schon gar nicht von dir, Malfoy.“

 

Auch Dracos Mundwinkel zucken kurzweilig und das schlimme daran war, dass es ihn gar nicht erschreckte – was darauf zurückzuführen war, dass er Harry Potter nicht mehr als seinen Feind betrachtete.

 

Und nachdem Draco nichts entgegnete, war es Harry, der nochmal zu sprechen begann: „Trotzdem würde ich gerne wissen, wieso du nicht zu mir gekommen bist, nachdem du endlich den Krankenflügel verlassen durftest?“ Harry wählte bewusst das Wort endlich, da er selbst immer froh war, nach zahllosen Quidditch-Verletzungen die sterilen und neutralen Betten – die Madam Pomfrey hegte und pflegte – verlassen zu können.

 

Demgegenüber drehte sich Draco feixend um, wohl wissend, dass Potter ihn verfolgte. Er war sich sicher, dass von dem Narbengesicht keine Gefahr ausging, wenngleich er sich ebenfalls sicher war, dass Granger alles erzählt hatte. Umso merkwürdiger, dass Potter mit ihm sprach, während Draco die kalten Steinstufen hinabstieg und den zugigen Korridor passierte, der zum Zaubertränke-Raum führte. „Es gab keinen Grund, zu dir zu kommen, Potter. Auch wenn du der Mittelpunkt unzähliger Hexen und Zauberer bist, heißt das nicht, dass du meiner bist. Ich bin nämlich immer froh, wenn ich dich weder hören, noch sehen muss.“

 

„Das glaube ich dir gerne“, spottete Harry, bevor er zum nächsten Schlag ausholte. „Vor allem, nachdem du dein Gesicht verloren hast, nicht?“

 

„Ich soll was?“ Diese Ansage hatte Draco buchstäblich umgeworfen, woraufhin er sich erneut zu Potter drehte. Hinter dem Narbengesicht konnte er seine Fassung sehen, die ihm schadenfroh winkte, ehe diese immer kleiner wurde und laut Adieu rief. „Mein Gesicht vor dir“, betonte er lachend, „verloren haben?“

 

Folglich schüttelte Harry breit grinsend den Kopf. „Nicht vor mir, Malfoy. Das wäre doch etwas zu viel des Guten, oder?“

 

Sie hatte tatsächlich gesungen! Aber wie Draco schon feststellte, wunderte er sich über nichts mehr. Schließlich hatte er die ganze Zeit damit gerechnet und wusste zusätzlich, dass Granger so war – schon immer gewesen war. Während Draco in der Einsamkeit versank, musste Granger mithilfe von Gesprächen ihre Erlebnisse verarbeiten.

 

„Weißt du, Malfoy? Meine Menschlichkeit sagt, dass du mir eigentlich leid tun müsstest. Glücklicherweise kann ich das in deiner Gegenwart aber recht gut ausblenden. Keine Ahnung, wieso das so ist?“, ergänzte er provozierend, was er zusätzlich mit einer wegwerfenden Handbewegung untermauerte. „Aber ich will ehrlich zu dir sein: Es geschieht dir recht, dass sowohl deine, als auch Lucius' Machenschaften aufgeflogen sind.“

 

„Meine Machenschaften?“, knurrte er erbost, anlässlich dieser negativ gemeinten Äußerung, die – trotz seines Zornes – der Wahrheit entsprach.

 

„Ja, Malfoy. Das, was du getan hast, war kriminell“, erwähnte Harry unnötigerweise, aber er wollte den Finger noch tiefer in die Wunde bohren. „Du hast mit unfairen Mitten gekämpft, warst aber am Ende zu feige, zu deinen Taten zu stehen. Und nebenbei: Hättest du Hermine die Wahrheit gesagt? Von dir aus?“

 

„Was soll das, Narbengesicht?“ Draco wusste nicht, ob er Granger in naher Zukunft die Wahrheit gesagt hätte. Vermutlich hätte er es getan – irgendwann halt.

 

„Hättest du?“

 

„Willst du mir sagen, was richtig und falsch ist, ja? Willst du das?“, entfuhr es dem jungen Malfoy zorniger als beabsichtigt. Er wollte sich nicht streiten – nicht heute. Aber in der Gegenwart dieses unnahbaren Idioten war es schwierig, die Contenance zu bewahren.

 

„Dazu fehlt mir die Zeit.“ Harry schloss aus den Worten seines Gegenübers, dass er nur dann etwas gesagt hätte, wenn die Schlinge um seinen Hals immer enger geworden wäre – andernfalls hätte er wohl brav seinen sonst eher vorlauten Mund gehalten.

 

„Tze“, schnalzte er missbilligend mit seiner Zunge – wohl wissend, dass Potter recht hatte und Draco nicht wusste, was der richtige und der einfache Weg war. „Ich hoffe, Granger hat dir auch eine geknallt, nachdem sie erfahren hat, dass Harry Potter noch vor ihr von meinen Machenschaften wusste.“ Während er sprach, umklammerte seine bebende Hand den Riemen seiner Tasche, was auch dem Narbengesicht aufgefallen war, da sein Blick kurzweilig zu Dracos Händen gewandert war.

 

„Soll heißen, dass Hermine dir – wie damals im dritten Schuljahr – schon wieder eine Ohrfeige verpasst hat, die du zurecht kassiert hast? Das ist schade.“

 

Das war eine linke Falle, in die Draco blindlings hineinlief. Das wusste er, doch war die Wut auf Potter, angesichts dieser Provokation, ins Unermessliche gestiegen, was ihn gleichzeitig unvorsichtig werden ließ. „Ach ja? Schade nennst du das?“

 

„Aber natürlich“, bekräftigte Harry unterdessen nickend. „Schließlich waren Ron und ich nicht dabei, obwohl wir dieses Spektakel nur zu gerne gesehen hätten.“

 

Die Falle hatte zugeschnappt. Natürlich hatte sie das.

 

„Aber weißt du was, Malfoy? Wir beide“, begann er vorsichtig, „wir sind – so ungern ich es zugebe – gar nicht so verschieden, und weißt du wieso?“

 

„Nein, und ich will es auch gar nicht wissen.“

 

„Ich sage es dir trotzdem“, ergänzte Harry phlegmatisch. Dass Malfoy inzwischen genervt mit den Augen rollte, störte Harry nicht, da er keine andere Reaktion von ihm erwartet hatte. „Weil Aufgeben weder für dich, noch für mich eine Option ist und ich war überrascht – wirklich sehr überrascht -, dass du nichts weiter getan hast, nachdem Hermine dich konsequent ignoriert hat.“

 

Musste dieses Arschloch den Finger so tief in die Wunde pressen, dass es Draco schmerzte? Ja? Musste der Goldjunge es so prägnant erwähnen? „Wie du siehst, sind wir verschieden.“

 

„Weil du aufgegeben hast? Sind wir aus diesem Grund verschieden?“

 

Dieser elende Potter, der das Wesentliche auch noch aussprechen musste. „Nein, weil es aus Prinzip nichts gibt, das uns verbindet. Gar nichts.“ Nicht einmal mehr Granger verband sie miteinander, da sie ihn – wie Potter es, großherzig wie er war, schon erkannte – nicht mehr an sich heranließ. Ein Detail, das ihn deutlich von Potter unterschied, der das Privileg genießen konnte, mit Granger zumindest zu kommunizieren. „Es gibt einfach nichts, kapiert?“

 

„Wenn du das sagst“, fasste Harry kritisch, aber auch wissend zusammen, da ihm sehr wohl klar war, was Draco sagen wollte. Ihm blieb nicht verborgen, dass der Junge, der ihm getroffen gegenüberstand, längst aufgegeben hatte und es nicht in Erwägung zog, den richtigen Schritt nach vorne zu wagen – sei es aus Feigheit oder Angst, das wusste Harry nicht, wobei er glaubte, dass Ersteres zutraf.

 

„Was willst du eigentlich von mir?“ Säuerlich riss er sich die Tasche von seinen Schultern, ehe er sie zu Boden warf und wütend zu dem Menschen stierte, der ihn schon so viele Nerven gekostet hatte. „Was, Potter? Sag es mir, damit ich aufhöre und du mir nicht länger auf den Zeiger gehst.“

 

Kopfschüttelnd trat Harry an seinen einstigen Widersacher heran, doch bevor er sich nach der Tasche bückte, sah er in Dracos Augen – in diese leeren, traurigen grauen Augen. „Das sagte ich dir bereits. Ich wollte mit dir reden – vernünftig, wie erwachsene Menschen das nun mal machen.“ Anschließend hob er die ledergebundene Tasche auf, die ihm prompt aus seiner Hand gerissen wurde.

 

„Haben wir ja jetzt. Sonst noch was?“, seufzte der blonde Slytherin, während er sich abermals den Riemen seiner Tasche über die Schulter legte.

 

„Ja, ich war noch nicht fertig“, ergriff der Gryffindor-Schüler daraufhin das Wort, um Draco nochmals zurückzuhalten, da er sich schon auf den Weg zum Kerker machen wollte – ohne Harry. „Wieso hast du das eigentlich getan, Malfoy? Wieso hast du diese widerlichen Dinge von Hermine verlangt?“ Eigentlich hätte er sich aus ihren Angelegenheiten heraushalten müssen. Schließlich war seine beste Freundin erwachsen – vermutlich reifer und weiser als Harry selbst. Sie musste und durfte Fehler begehen, aus denen sie lernen sollte. Immerhin wäre Hermine genauso, wenn Harry einem Mädchen näher gekommen wäre. Sie hätte sich zurückgehalten – Harry womöglich noch viel Glück gewünscht. Dasselbe hätte auch er tun müssen – sich zurückziehen. Aber er war so zornig, dass Malfoy zu so etwas im Stande gewesen war und es geschafft hatte, Hermine – eine taffe, tapfere Frau – in die Enge zu treiben und sein Ziel letztendlich erreichte. „War es der Reiz? War es eine Wette?“

 

Diese haltlose Unterstellung machte ihn bloß wütender. Grundsätzlich verstand er Potters Intentionen, wer würde das nicht verstehen? Schon immer war Harry Potter ein Mensch, dem das Wohl seiner Freunde wichtiger war als das eigene und dennoch... es kotzte Draco maßlos an, dass Potter sich in Angelegenheiten einmischte, die ihn nichts angingen. Darüber hinaus war es nicht von der Hand zu weisen, dass er das goldene Trio insgeheim um ihren Zusammenhalt beneidete und es war wenig verwunderlich, dass Potter zu der Annahme kam, dass Draco aus Potters genannten Spekulationen gehandelt hatte, aber... dem war nicht so. Nicht mehr, jedenfalls. „Gehts noch, Potter? An welchen Kräutern riechst du?“

 

Er wollte sich verteidigen, gleichzeitig aber niemals zugeben, dass es weder der Reiz, noch eine Wette gewesen war, der ihn zu solchen Maßnahmen getrieben hatte. Andererseits würde er – sobald er die Vorwürfe bestritt – zugeben, dass er mehr in Granger sah als zuvor, was er genauso wenig wollte und daher in seine defensive Haltung zurückkehrte.

 

„Anscheinend stand deine Schaukel zu nah an der Hauswand. Anders kann ich mir deine diffusen Gedanken nicht erklären“, erläuterte er schlussendlich genervt, während er Potter ebenfalls in die Augen sah.

 

Harry war es, der entgegen jedweder Erwartung zu lachen anfing, nachdem der blonde Slytherin ihm die Frage stellte. Indessen hob er belustigt die Arme, als er ihm antwortete: „Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber ich besaß nicht einmal eine Schaukel.“

 

„Das dachte ich mir, zeigt es doch, in welcher Armut du aufgewachsen bist.“ Es geschah unbewusst, dass er sein Gegenüber provozierte, aber alte Gewohnheiten ließen sich schon immer schwer ablegen – vor allem, wenn es um die Gewohnheiten gegenüber Potter ging. Die könnte Draco vermutlich niemals ablegen.

 

„Ich war vielleicht im Bezug auf materielle Dinge arm, Malfoy. Du dagegen bist immer noch arm, weil du trotz deiner unzähligen Galleonen unglücklich bist.“ Die blonde Schlange verdiente wirklich noch einen weiteren Schlag. Allerdings von Harry selbst, anlässlich der Äußerung, die den Gryffindor-Schüler beinahe in ein tiefes Loch geworfen hätte, da er nicht mehr an seine Vergangenheit erinnert werden wollte. Zu groß war die Trauer, wenn er mit Erinnerungen konfrontiert wurde, die ihm aufzeigten, in welch einer Behausung er jahrelang leben musste, weil Tante Petunia ihn aufgrund seiner Herkunft nicht leiden konnte. Hinzu kam der Umstand, dass er mit Zauberkräften geboren worden war, die sich Tante Petunia in ihrer Kindheit selbst gewünscht hatte, ihr dieses Verlangen aber verwehrt blieb und ihren Hass zusätzlich schürte. „Da sei meine unverschämte Frage erlaubt, was besser ist? In meiner Armut aufzuwachsen, der man entfliehen kann, um doch noch glücklich zu werden, oder deine Variante?“

 

„Bist du endlich fertig?“ Nein, Potter müsste ihn nicht mehr schlagen, da seine Worte Draco härter trafen als jeder Schlag. Lucius' Sprössling hätte zuvor stets mit spitzer Zunge geantwortet, aber er war zu müde. Zu erschöpft, um sich weiterhin mit dem edelmütigen Narbengesicht anzulegen, wenngleich er Draco etliche Gründe lieferte, ihm Flüche auf den Pelz zu jagen, von deren Auswirkungen sich der Goldjunge so schnell nicht erholen würde. Aber er weigerte sich. Draco wollte nicht mehr. Er wollte nicht mehr der egozentrische, infantile Malfoy sein, der alles mit Gewalt lösen musste, um sein Ziel zu erreichen. Alles was Draco wollte, war, dass man ihn in Ruhe ließ. Dass man ihm die Zeit ließ, seine Wunden zu versorgen, zu verbinden und darauf zu warten, bis diese schlussendlich verheilt wären.

 

Nur das wollte er. War das verwerflich?

 

Allerdings gönnte man ihm genau diese Ruhe nicht, nach der sich Draco sehnte. Im Gegenteil. Potter war es, der absichtlich und in vollem Bewusstsein die Nähe zu ihm suchte – wieso auch immer?

 

Würde doch nur Granger zu ihm kommen...

 

„Nein, Malfoy. Bedaure, aber ich bin noch nicht fertig.“ Beide Schüler mussten denselben Weg gehen, weshalb Harry ihn nicht gehen ließ. „Es sei denn“, fügte er mit hochgezogener Augenbraue und skeptischem Blick hinzu, „dich interessiert der weitere Verlauf nicht, nachdem du ohnmächtig geworden bist?“

 

„Tut es nicht, Potter“, knurrte Draco ungehaltener, obwohl er sich vor wenigen Sekunden zur Räson zwingen wollte, weil er des Kampfes müde war. Aber diese Schmach, der er ausgesetzt wurde, war unerträglich geworden, trotz der Tatsache, dass Potter ihn in diesem Moment wohl unabsichtlich provozierte.

 

„Nicht?“, entgegnete Harry ungläubig. „Malfoy, du willst doch Antworten, oder?“, fragte er achselzuckend weiter. „Die kann ich dir geben, wenn du mich lässt.“

 

„Oh, du lässt mir die Wahl? Das ist ja wieder typisch für dich, Potter, aber du musst dich nicht als Wohltäter aufspielen.“ Das musste er wirklich nicht. Draco wollte es nicht hören und doch, so wusste er, würde Potter ihm die bittere Wahrheit entgegenschleudern. „Oder glaubst du, ich will eine weitere Kerbe in mein Bett schlagen, die mich letztendlich nicht schlafen lässt?“ Dass Potter dumm war, war etwas, das Draco nicht überraschte – das war ihm schon seit ihrer ersten Begegnung bekannt, als er die Freundschaft zu dem Wiesel vorgezogen hatte, statt zu Draco. Dass er im Umkehrschluss Draco dagegen so wenig zu kennen schien, überraschte selbst ihn – waren sie doch zwei Zauberer, die sich immer über den Weg liefen und dem jeweils anderen ihre Abscheu plakativ vor Augen führten. „Ob du das denkst, habe ich gefragt?“, ergänzte er zusätzlich, nachdem das Narbengesicht stumm geblieben war.

 

„Nein, das denke ich nicht“, erwiderte Harry kopfschüttelnd, während seine Schultern träge nach unten hingen. „Aber glaubst du nicht, dass es dir helfen würde, alles zu verstehen, wenn du wüsstest, was passiert war, nachdem ich dich hinter einen Grabstein -“

 

„Ich sagte, dass ich es nicht hören will, verdammt!“, skandierte Draco folglich, ehe er zu Potter aufschloss, diesen am Hemdkragen packte und seinen Körper gegen die harte Steinwand presste, indem er mit dem rechten Unterarm gegen den Hals des Goldjungen drückte. Simultan fragte er sich, was der Grund war, dass Potter ihn zum wiederholten Mal gerettet hatte, obwohl jedem bekannt war, dass niemand der beiden die Hand für den anderen ins Feuer legen würde? Für Draco war es unerklärlich, nach welchen Absichten Potter handelte, aber sie brachten Draco in Bedrängnis, aufgrund dessen, dass es wieder Potter gewesen war, der ihm die helfende Hand reichte – mittels seines Eingreifen, nachdem Draco ohnmächtig geworden war. „Hörst du, Narbenfresse? Ich will keine Einzelheiten deiner beschissenen Heldentat hören, verfluchte Scheiße!“ Abschließend zog er Harrys Hemdkragen mithilfe seiner linken Hand nach vorne, bevor er den Körper abermals mit mehr Nachdruck gegen die Wand stieß.

 

„Malfoy“, ächzte Harry, eine Hand zitternd um den Arm seines Angreifers gekrallt. „Mal- Malfoy!“

 

„Ich wäre lieber elendig zu Grunde gegangen“, flüsterte Draco fast schluchzend in Potters Ohr, „statt mich von dir retten zu lassen. Kapierst du das?“ Grundgütiger, er offenbarte Potter gerade einen Teil seiner grauen Welt, in die sich Draco immer zurückzog, unfair wurde und nicht weiter wusste, weil er sich in seiner düsteren Welt besser zurecht fand, als in einer Welt, in der alles mit Worten geklärt wurde. „Ich wäre lieber verreckt, Potter“, stammelte er vor sich hin, während sein Griff strammer wurde und der Blick gen Boden sank, ehe sein Blick nochmals nach oben schoss – direkt zu Potters stechend grünen Augen, woraufhin er schlucken musste, hinsichtlich der Demut und der Ratlosigkeit, die er just in dem Moment verspürte.

 

„Malfoy, lass... lass mich... los“, krächzte Harry unterdessen verbissen, aufgrund des mangelnden Sauerstoffs. Indessen versuchte er vergeblich, Malfoys Arm von seinem Hals zu schieben, was aber gar nicht so einfach war, anlässlich Malfoys Kraft. „Es... Es geht doch... gar nicht darum, dass ich dir... geholfen habe“, bemerkte er röchelnd und sah seine Chance, nachdem er die Hilflosigkeit in Malfoys Handeln entdeckte. Harry hatte die stählerne Hülle des blonden Jungen berührt, infolgedessen die Mauer zu bröckeln anfing, die sich Malfoy scheinbar mühevoll um seine Gefühlswelt aufgebaut hatte.

 

„Doch! Du hast mir die Würde genommen, Potter.“

 

„Du bist übergeschnappt!“ Mit einem Ruck stieß er seine Hand gegen Malfoys Brust, woraufhin dieser zurücktaumelte und Harry sich über seinen schmerzenden Hals reiben, sowie genügend Luft seinen Lungen zuführen konnte. „Meine Güte, du verwandelst dich in einen Choleriker. Willst du das?“ Er wollte seinem Gegenüber suggerieren, inwiefern er sich zum Negativen verändert hatte. Nicht, dass Harry jemals etwas Gutes im Bezug auf Malfoy gefunden hätte, jedoch nahm sein Verhalten dramatischere Züge als zuvor an.

 

Sobald Malfoy sich nämlich machtlos und ausgeliefert fühlte, sah der Junge scheinbar keinen anderen Ausweg mehr, als körperlich aktiv zu werden – was glücklicherweise von niemandem gesehen wurde, da der Flur wie ausgestorben vor ihnen lag. Wäre auch umso schöner gewesen, wenn man sie dabei beobachtet hätte, wie sie einen weiteren, sinnwidrigen Disput untereinander ausgetragen hätten.
 

„Geh mir einfach aus der Sonne, dann laufen wir auch nicht Gefahr, aneinander zu geraten. Ich will einfach meine Ruhe vor dir, oder glaubst du, dass ich dir die Füße küsse, für etwas, um das ich dich gar nicht gebeten habe?“ Draco bückte sich und schulterte seine Tasche zum wiederholten Mal. Mit seinem Handrücken wischte er sich den Speichel weg, der sich durch sein Knurren am Mundwinkel gebildet hatte.
 

„Benimm dich nicht wie ein postpubertärer Junge, Malfoy.“ Wollte oder konnte dieser uneinsichtige Bastard nicht verstehen, dass Harry ihm nichts böses wollte? „Ich will dir erklären, was passiert ist. Ich scheiße auf dein Danke, und weißt du wieso?“ Harry wusste, Malfoy wollte auch diese Tatsache nicht hören, aber er würde es ihm dennoch sagen. „Weil auch dein Leben etwas wert ist. Aus diesem Grund habe ich dich weggezogen und nicht, weil ich dir diese Information unter die Nase reiben will, auch wenn du das verdient hättest.“

 

„Was?“

 

„Ja, Malfoy. Unglaublich, oder? Aber auch dein Leben ist wertvoll genug, um es zu retten.“ Noch immer rieb seine Hand über seinen Hals, während er Malfoys Blick – wenn auch mit zusammengekniffenen Augen – standhielt.

 

Draco trat folglich einen Schritt zurück, drehte den Kopf zur Seite und dachte über die gesprochenen Worte nach. Demzufolge war sein Leben in den hässlich grünen Augen des selbstdarstellerischen Potters etwas wert? Ferner weiteten sich seine grauen Augen, als er die Information sacken ließ. Selten wurde Draco von Selbstzweifeln geplagt, doch wenn sie ihn einholten, konnte er sie verdrängen – allerdings nicht heute. Heute war es anders. Heute überholten sie ihn.

 

War sein Leben tatsächlich genauso viel wert, wie das eines jeden anderen Menschen? Das konnte er kaum glauben, da ihm nie das Gefühl vermittelt wurde, dass er erwünscht war, aufgrund der Tatsache, dass Lucius eher der Typ war, der ihm oft und gerne zeigte, wie wenig er von seinem Sohn gehalten hatte. Aber Potter... der gute, rechtschaffene Potter würde ihm nichts vorspielen, woraufhin Draco resigniert zu ihm sah und nonchalant antwortete: „Du bist wirklich der größte Moralapostel, der unter der Sonne herumrennt. Ist ja ätzend, Potter.“
 

Oh nein, er würde dem unsterblichen Jungen nicht zeigen, wie getroffen er in Wirklichkeit war, weshalb er auch schelmisch grinste und so tat, als würde es ihn nicht interessieren.

 

Auch Harry grinste – jedoch aus anderen Gründen. Er wusste nämlich genau, dass Malfoy bloß hervorragend schauspielerte und seine Gefühle hinunterschluckte. „Es hat sich nichts geändert, richtig?“

 

„Sollte sich etwas geändert haben?“

 

„Nein“, entgegnete Harry. „Sobald du hilflos bist, wirst du unfair, beleidigend und kindisch. Das wird sich wohl nie ändern, aber das wird mit der Zeit langweilig. Deswegen frage ich dich zum letzten Mal – auch, weil ich noch andere Sachen zu tun habe. Willst du nun wissen, was los war, oder nicht?“ Die Hände in die Hüften gestemmt, wartete Harry auf Antwort.
 

„Wenn du mich danach in Ruhe lässt?“

 

„Ist das alles, was du zu sagen hast?“, wollte Harry seufzend wissen.

 

„Ja, du hast bis zu den Kerkern Zeit. Danach will ich nicht mehr mit dir gesehen werden, Potter.“ Inmitten des Satzes machte Draco auf dem Absatz kehrt und drang tiefer in den dunklen Flur hinein.

 

Auf dem Weg nach unten erzählte Harry ihm, weshalb man Daphne noch nicht der Schule verwiesen hatte. Es war ein banaler Grund, versteckt unter dem Deckmantel, dass man erst die genauen Umstände prüfen müsste – insofern gestattete man Daphne die Möglichkeit, Reue zu zeigen und eigentlich müsste Draco sich mit ihr verbunden fühlen, war er doch in derselben Situation, als Potter für ihn und zugunsten seiner Familie vor dem Zaubergamot ausgesagt hatte. Aber Draco wollte sich nicht in das blonde Mädchen hineinversetzen. Er wollte es einfach nicht, weil Granger in Mitleidenschaft gezogen wurde. Auch wollte das Ministerium mittels Veritaserum den Verwandtschaftsgrad zu Sterling überprüfen – dagegen hatten sich aber sowohl McGonagall, als auch Harry ausgesprochen.

 

Menschenunwürdig nannte das Narbengesicht die Zustände, mithilfe eines Zaubertrankes die Wahrheit aus jemandem herauszupressen. Die Methode würde an dunkle Zeiten erinnern, wodurch die Beamten des Ministeriums nicht besser als Todesser wären. Allerdings mussten sie sich geschlagen geben, da das Ministerium dennoch auf jenen Trank zurückgriff – mit der Begründung, in diesem Fall keine Fehler zu machen. Man hatte Daphne das Serum verabreicht, und sie bestätigte im Verlauf des Verhörs die Verwandtschaft. Selbst der Imperius-Fluch wurde in Erwägung gezogen, doch verneinte Daphne die These, während der Korrespondenz mit Sterling unter jenem Fluch gestanden zu haben.

 

„Das Ministerium entwickelt sich rückwärts, statt vorwärts.“ Draco selbst verabscheute die Mittel, auf die das Ministerium zurückgriff. Schließlich wusste er bestens darüber Bescheid, da sein eigener Vater zu Fudges Ministerzeiten enormen Einfluss auf diesen ausüben konnte und sich daher des Öfteren vor einer Bestrafung retten konnte. „Nicht wirklich fortschrittlich, wenn du mich fragst.“

 

„Stimmt, aber waren die vorherigen Zustände besser?“

 

„Nein, aber ihr lernt nicht aus den vorhergegangenen Fehlern. Das ist und wird immer das Problem der Politik sein“, schilderte Draco beflissen.

 

„Du beziehst mich wirklich mit ein, obwohl ich der Letzte bin, der mit unserer Politik konform geht?“ Harry war geneigt, Malfoy über seine unzähligen Diskussionen mit Politikern des Ministeriums aufzuklären, aber ein einziges Beispiel genügte. „Du selbst hast es mir vorgeworfen, dass gerade ich vorsichtig sein sollte, nachdem man Dumbledore und mich im fünften Schuljahr in der Presse diskreditiert hat.“

 

„Eben, Potter. Hast du daraus gelernt?“ Draco gab ihm gar nicht die Möglichkeit, sich zu rechtfertigen. „Nein, du kannst es nicht sein lassen, dich in Angelegenheiten einzumischen, die dich -“

 

„Du weißt, wieso ich das tue!“, unterbrach Harry ihn.

 

„Ja, weil du ein unverbesserlicher Weltverbesserer sein möchtest, obwohl – und ich wiederhole mich - du das nicht kannst. Du kannst nicht jeden retten, verdammt nochmal!“

 

Er gab es nicht gerne zu, aber Harry musste sich eingestehen, während sein Hals immer noch schmerzte, dass Malfoy recht behielt. Er erinnerte sich zurück, als Malfoy ausgerastet war und sowohl Harry, als auch Ron angegriffen hatte. Es waren keine guten, geschweige denn schöne Erinnerungen. Harry wusste auch nicht, wie viele schlechte Erinnerungen man in seinem Gedächtnis abspeichern konnte, aber die Anzahl der schlechten Erinnerungen konnten nicht die wenigen glücklichen Erinnerungen ausradieren. Nein, alleine die Zeit mit Hermine und Ron waren so wunderbar. Sie waren so herzlichen und eins wusste Harry dafür umso besser: Es gab viel mehr schöne Dinge als schlechte. Ebenso Snapes Erinnerungen. Selbst diese tragischen Rückblenden waren ergreifend – zeigten sie doch Snapes Kindheit und die glücklichen, wenn auch wenigen Momente mit Harrys Mutter Lily. Ja, selbst Snape schien glückliche Momente erlebt zu haben und Harry war dankbar für dieses Geschenk. Nicht nur, weil er sein Schicksal erfuhr, sondern auch, weil es seine Mutter war, die einem unglücklichen Menschen wie Snape Augenblicke schenkte, in denen er glücklich war. Allerdings fiel ihm noch etwas auf. Ein Umstand, der bestätigte, dass Harry und Malfoy gleich waren.

 

Äußerlich waren sie so unterschiedlich. Der eine blond, der andere brünett, und doch ähnelten sie sich, denn weder Harry, noch Malfoy konnten auf glückliche Kindertage zurückblicken. So unterschiedlich ihre Kindheit auch war, beide waren unzufrieden. Malfoy, der im Reichtum aufwuchs, erfuhr nie das Gefühl geliebt zu werden. Ebenso Harry, der in gewollter Armut aufwuchs. Und doch schienen beide Kinder – so unglücklich und gleich sie auch waren – ihre Ähnlichkeit im Alter zu verlieren. Ihr gemeinsamer Weg trennte sich, nachdem sie nach Hogwarts kamen. In eine Schule, die Harry stets eine Zufluchtsstätte bot – im Gegensatz zu Malfoy, der sich weder in Hogwarts, noch auf Malfoy Manor angekommen fühlte. Harry hingegen spürte dort zum ersten Mal, was wahre Freundschaft bedeutete. In Hermine und Ron fand er seinen Fels in der Brandung, wohingegen Malfoy sein einsames Leben fortführte, weil er das Wagnis nicht einging und niemandem Vertrauen schenkte.

 

Harry lernte, die nie empfundene Liebe zuzulassen, was Malfoy nicht konnte und sich strikt weigerte, empfänglich für Nettigkeiten zu sein. Er schmiedete sich eine eiserne, undurchdringliche, perfide Maske und tatsächlich fing Harry an, Mitleid für Malfoy zu empfinden, nachdem er sich an Dumbledores Worte erinnerte... Damals, als er in eine Zwischenwelt geschleudert wurde und der an Harry haftende Horkrux zerstört wurde. Noch immer sah Harry deutlich die missgebildete Kreatur unter dem Tisch liegen – in sich gekrümmt, blutüberströmt. Ein schreckliches Bild, von dem sich der Junge, der überlebte erst lösen konnte, als Dumbledore erschien und ihm schlussendlich sagte, dass man nicht die Toten betrauern sollte, sondern diejenigen, die ohne Liebe leben müssten...

 

Ein solcher Mensch war Malfoy... Er hatte Harry bestätigt, ohne Liebe aufgewachsen zu sein, während sie zusammen im Zelt saßen und über Narzissa Malfoy sprachen – eine hochmütige Frau, die ihren Sohn vor Voldemorts Fängen nicht retten konnte. Womöglich wäre Harry genauso verbittert geworden, doch waren Ron und Hermine seine Rettung gewesen.

 

Bei Merlin, Harry litt mit Malfoy. Er konnte den unermesslichen Schmerz nachvollziehen, dem Malfoy als kleiner Junge ausgesetzt war. Anschließend, bevor er nickend weitererzählte, legte er seinen Kopf in den Nacken und sah zur Decke hinauf. „Ja, Malfoy. Vermutlich hast du recht. Ich kann nicht die ganze Welt retten.“
 

Harry!“, schrie Hermine, als ein weiterer Fluch über ihre Köpfe hinweg jagte. Sie hatte geschrien, die Hände über ihrem Kopf zusammengeschlagen und nach rechts und links gesehen. Unbeholfen hatte sie mit ansehen müssen, wie Malfoy zur Seite kippte, bevor sein Kopf gegen einen der Grabsteine schlug.

 

Dieses Knacken, nachdem Malfoys Schädel aufschlug – es klang so schrecklich, so unheimlich.
 

Alles lief aus dem Ruder. Sie mussten sofort zuschlagen, parallel Malfoy aus dem Kreuzfeuer ziehen und in Sicherheit bringen. Harry hatte alle Streitigkeiten mit Malfoy vergessen. Was zählte, war, dass man Malfoy rettete – bestenfalls lebend. Ohne darüber nachzudenken – wie einst im Raum der Wünsche, als er mit Hermine und Ron zurückflog, um Malfoy und Goyle zu retten –, lief Harry hinter dem schützenden Grabstein los, wich dem herannahenden Fluch aus und packte Malfoy an seinen Schultern.
 

Hermine und Ron versuchten in der Zwischenzeit, Sterling in Schach zu halten, so dass Harry Malfoys leblosen Körper wegziehen konnte. Mithilfe verschiedener Zaubersprüche gaben Hermine und Ron ihrem besten Freund Rückendeckung, wodurch die unterschiedlichsten Farbnuancen am Himmel zu sehen waren. Rote und grüne Blitze schossen hinauf, was Sterling nur wütender machte, hinsichtlich der Hartnäckigkeit der jungen Zauberer. Auch er schoss immer wilder um sich, was zur Folge hatte, dass zwei Bäume in Flammen aufgingen und binnen weniger Sekunden meterhohe Flammen aufloderten, die sich ihren Weg zu den Baumwipfeln bahnten.

 

Ihr kleinen, widerspenstigen Ratten!“, schrie Robin aufgebracht. „Ihr wollt aber auch nicht draufgehen – ums Verrecken nicht.“

 

Ron hingegen reagierte sofort, der infolge des Inferno mehrere Wasserfontänen zu den Bäumen schoss – was jedoch wichtige Zeit kostete und Hermine folglich alleine gegen Sterling bestehen musste.

 

Wenn ihr tatsächlich glaubt, dass ihr mich aufhalten könnt und ich meinen Vater nicht zurückholen kann, dann muss ich euch enttäuschen!“ Robin entschied, in die Offensive zu gehen, kam hinter dem schützenden Grabstein hervor und stellte sich Hermine in den Weg – den Zauberstab nach unten gesenkt, was auch die junge Hexe dazu bewog, ihre Zauber zu unterbrechen, da sie scheinbar noch immer die Meinung vertrat, selbst ihrem ärgsten Feind nichts anzutun, wenn dieser den Stab sinken ließ. Wie töricht das Mädchen war. Der junge Weasley-Spross schien in dieser Hinsicht klüger zu sein, vielleicht auch naiver, da er die Chance nutzte und Robin attackierte. „Dummer Junge! Das bewirkt gar nichts!“, offenbarte er im Anschluss, nachdem er Weasleys Attacke mühelos mit einem Protego abwehren konnte.

 

Hermine, was... was tust du da?“, keuchte Ron, statt Sterling zu antworten. „Du kannst doch nicht deinen Stab sinken lassen.“ Zwischen ihm und seiner besten Freundin lagen mehrere Meter Abstand, weshalb er sie nicht sofort zurückziehen konnte, sondern dabei zusehen musste, wie Robin Sterling das Wort an Hermine richtete.

 

Miss Granger“, begann Robin mit sanfter Stimme. Gleichzeitig breitete er seine Arme aus, weil er der jungen Hexe das Gefühl von Sicherheit vermitteln wollte. „Sie sind eine kluge Hexe, nicht wahr? Entscheiden Sie sich für die richtige Sache. Helfen Sie mir und man wird Sie dafür belohnen, das versichere ich dir“, betonte er und duzte Hermine bewusst. Zeitgleich ging eine seltsame, kraftvolle Macht von ihm aus, was alles in seiner, sowie in Hermines Umgebung herumwirbeln ließ.

 

Um Himmels Willen, Hermine, hör nicht auf ihn!“, schrie nun auch Harry mit erhobener Hand, nachdem er Malfoys Körper in Sicherheit gebracht hatte und an Rons Seite geeilt war. Beide Jungen wollten anschließend zu Hermine rennen, das Mädchen retten, doch wurden sie von einer unsichtbaren Kraft zurückgedrängt. Sie konnten sich Hermine nicht nähern, was sich weder Ron, noch Harry erklären konnten. „Hermine, er lügt. Er wird dich -“

 

Schweig!“, blaffte Robin, der mithilfe seiner Macht und des daraus resultierenden Windzugs den jungen Potter zu Boden stürzte.

 

Hermine, bitte. Du weißt, dass er lügt!“, brüllte Harry, der wieder auf die Beine gekommen war und die Hände schützend vor sein Gesicht hielt, aufgrund des aufgewirbelten Sands.

 

Miss Granger, Sie sind ohne diese lächerlichen Witzfiguren doch viel besser dran.“ Ein sanftmütiges Lächeln umspielte seine Züge. Robin besaß denselben Charme wie sein Vater in jungen Jahren, der seine Überzeugungskraft zu Lebzeiten deutlich unter Beweis gestellt hatte. Als Robin jedoch bemerkte, dass Hermine keine Anstalten machte, auf ihn zuzugehen, hob er seinen Stab – merklich schneller als sie. Aber was erwartete er? Einen ebenbürtigen Kampf? Schließlich war er schon erwachsen, wohingegen die drei jungen Zauberer noch nicht einmal die Schule abgeschlossen hatten. „Du unterschreibst dein Todesurteil, Hermine.“ Gekonnt vollführte er einen der unverzeihlichen Flüche: „Imperio!“ Abschließend ließ er den Fluch auf das Mädchen wirken, während er sardonisch grinsend dabei zusah, wie sich Hermine zu wehren versuchte, gegen seine außerordentliche Macht jedoch nicht ankam. Er sah ihr dabei zu, wie ihre zitternden Hände nach oben gegen ihre Schläfen flogen. Er beobachtete, wie sich ihre Finger in ihren gezähmten, braunen Haaren festkrallen wollten, aber das würde nichts bringen, da er den Fluch intensivierte.

 

Du dreckiger Bastard!“, schrie Ron verzweifelt.
 

Doch alles, was Robin ihm entgegenbrachte, war ein verschmitztes Lächeln, das sich zunehmend in eine hässliche Grimasse verwandelte, nachdem er seine weißen Zähne bleckte. Nachfolgend sah er zu Hermine. „Komm zu mir, Hermine“, befahl er in ihre Richtung und breitete seine Arme aus.

 

Nein!“, schrien Harry und Ron aus Leibeskräften. „Tu das nicht, Hermine!“ Die Jungen benutzten sämtliche Zauber, die ihnen einfielen, um Hermine am Voranschreiten zu hindern, aber sie wussten nicht, mit welcher Macht sie es zu tun hatten. Viele der Zauber, die Sterling auf sie abfeuerte, kannten Harry und Ron nicht. Sie kannten auch diese unsichtbare Wand nicht, die es ihn unmöglich machte, an Hermine heranzutreten. „Er lügt, Hermine. Du weißt es doch besser, dass Menschen wie er keine guten Absichten verfolgen.“

 

Wehr dich dagegen. Bitte!“, fügte Ron schreiend hinzu, ehe er und Harry weiterhin versuchten, die Wand zu durchbrechen. Aber es klappte nicht. Folglich legten beide ihre Hände auf die transparente Mauer, die sie jedoch umgehend und zischend zurückzogen, infolge der kleinen Brandblasen, die sich unweigerlich auf ihren Handinnenflächen gebildet hatten.

 

Hermine, nein!“, rief Harry plötzlich, nachdem er sah, wie sich ihre Füße bewegten – jedoch nicht zu ihnen, sondern zu Robin Sterling.

 

Kämpf dagegen an! Du kannst das, Hermine!“ Es war so surreal und doch geschah es vor Rons Augen, dessen Sicht verschleiert wurde, aufgrund der Tränen, die aus seinen Augen rannen. Der gefasste Ron konnte seine Tränen nicht mehr zurückhalten, obwohl er nach außen stets tapfer wirkte und Tränen keine Fläche bot. Ron war einem nervlichen Zusammenbruch bedeutend näher, als der Abstand zwischen sich und Hermine.

 

Auch Harry machte sich nochmals bemerkbar: „Hermine!“ Verzweifelt raufte er sich seine Haare, während sein Blick über den verlassenen Friedhof glitt, in der Hoffnung, die Lösung des Problems käme geradewegs auf ihn zugeflogen. Nun ja, es kam zwar nicht auf ihn zugeflogen, doch blieb sein Blick kurzweilig auf dem bewusstlosen Malfoy hängen, bevor er hastig seinen Kopf nach vorne drehte und nur eine Chance sah, Hermine aus Sterlings magischen Fängen zu befreien. „Hermine, denk doch nur, was aus Malfoy geworden ist – dank dieser Menschen. Wir – auch du – haben immer gegen diese Art der Unterdrückung gekämpft. Bitte kämpf weiter und denke an Malfoy, dass er anders geworden wäre, wenn er nicht in Voldemorts Finger gekommen wäre. Ich flehe dich an!“ Ob das, was er sagte, der Wahrheit entsprach, konnte Harry natürlich nicht zweifelsfrei belegen, aber er selbst war überzeugt davon, dass Malfoy ein anderer Mensch geworden wäre, wenn man seine verlorene Seele rechtzeitig gerettet hätte, statt zuzulassen, dass Malfoy sich hinter einer Fassade versteckte und schlussendlich den Weg zur hellen Seite nicht mehr fand.
 

Hermine versuchte sich innerlich gegen den Fluch zu wehren. Sie lauschte Harrys und Rons Stimme, obzwar sie nur dumpf zu ihr drangen, aber sie konnte Wortfetzen vernehmen. Immer wieder hörte sie den Namen Malfoy.

 

Malfoy... Malfoy... Draco Malfoy... Draco... Draco...

 

Draco Malfoy! Ja!

 

Draco Malfoy, den sie kennen und... und lieben gelernt hatte – nach all den Jahren. Draco Malfoy trug eine Seite in sich. Eine gute Seite, tief verborgen – verschüttet von einem Konglomerat aus Steinen, welche den Zugang zu seiner Menschlichkeit versperrten. Jene Seite wollte Hermine aus ihm herauskitzeln, aber er wäre nicht Draco, wenn er das nicht selbst schon längst erkannt hätte, ihm allerdings der nötige Mut fehlte. Nichtsdestotrotz ging sie weiter zu Sterling. Fast schwebend glitt sie über die feuchte Wiese und baute darauf, dass ihr Plan funktionierte. Er musste funktionieren. Aber selbst wenn sie scheiterte, selbst wenn sie ihren Versuch mit dem Leben bezahlen müsste, wusste Hermine, dass es da noch immer Harry und Ron gab – sie musste den beiden nur mehr Zeit verschaffen und es irgendwie bewerkstelligen, dass diese unsichtbare Mauer verschwand. Ja, sie wusste, was auf dem Spiel stand. Hermine würde den Preis zahlen, aber lieber diesen Preis zahlen, statt das Leben hundert anderer Menschen zu gefährden, was unweigerlich passieren würde, sollte Robin sein Ziel erreichen und Voldemort zurückholen. Es war ein Opfer, das Hermine bereit war zu bringen. Sie dachte an die Menschen, die gerettet werden konnten, wenn sie ihr Leben lassen würde... Sie dachte an Malfoy...

 

An Draco...

 

Gib mir deinen Zauberstab“, flüsterte Robin, nachdem Hermine näher kam und er einige Schritte nach hinten zu der Stelle gegangen war, an der die letzten Überreste seines Vaters begraben lagen. Er wusste schon lange, wo sich die letzte Ruhestätte seines Vaters befand. Ha, wie dumm sie allesamt doch waren.

 

Hermine näherte sich ihm immer mehr und es war wie ein Royal Flush. Sie dachte darüber nach, mit Draco einmal zu pokern, wenn er wieder aufwachte. Schließlich war sie recht gut darin und hatte vieles von ihrem Vater gelernt, der selbst ein begeisterter Poker-Spieler gewesen war. Und das Schicksal wollte offensichtlich, dass sie Erfolg hatte und ihren Royal Flush in vollen Zügen ausspielen konnte. Langsam, um den Schein zu wahren und Robin das Gefühl zu geben, noch immer unter seinem Imperius zu stehen, hob sich Hermines Hand, in der sich ihr Zauberstab befand. Als Robin danach greifen wollte, nutzte Hermine die Chance, hüpfte mit einem Satz zurück und spie: „Stupor!“ Anschließend schwenkte sie noch einmal ihren Zauberstab und schickte einen weiteren Zauberspruch ihrem bereits ausgesprochenen hinterher: „Incacerus!“ Augenblicklich schossen schwarze, stabile Seile aus ihrer Stabsspitze, die sich um Robins geschockten Körper schlängelten.

 

Erst danach erlaubte sich Hermine, zu Boden zu sinken – hinab auf ihre Knie –, ehedem sie die starken Arme ihrer Freunde um ihren Körper spüren konnte. „Jungs, ich... ich danke euch!“ Dank ihrer Worte und der Erinnerung an Malfoy, war es ihr gelungen, sich Robins Fluch zu widersetzen.

 

Hermine, dem Himmel sei Dank. Wir dachten schon, dass es endgültig vorbei wäre.“ Nachdem sie sich vergewisserten, Robin mithilfe der Fesseln und des Stupors in Schach halten zu können, standen sie auf, gingen zu Malfoy und warteten auf die Auroren, die nach einer Stunde eintrafen. Inmitten der Aufregung schien Harry seinen Patronus nicht richtig abgesetzt zu haben, was zu Verzögerung geführt hatte. Merlin, Harry hätte es beinahe versaut... Zum Abschluss erklärten sie den Auroren auch, wie man Horkruxe zerstören konnte, nachdem man in Robins Tasche die nebulöse Glaskugeln fand, deren Nebel erzitterte – angesichts der Nähe zu Voldemorts Ruhestätte. Und Kingsley würde wohl das Schwert von Gryffindor in Betracht ziehen, um besagten Horkrux ein für allemal zu zerstören...

 

„Du wirst es mir vermutlich nicht glauben, aber Hermine war brillant“, beendete Harry seine Erzählung. Schon längst hatten sie die Kerker erreicht und doch war Malfoy bei ihm geblieben, bis er zum Ende gekommen war. „Ohne sie wären wir alle aufgeschmissen gewesen. Und nur ihr verdanken wir es, dass wir nach Hogwarts zurückkehrten und du lebend zum Krankenflügel gekommen bist. Und -“

 

„- und was?“, fragte Draco enerviert und gähnte zusätzlich, um sein Desinteresse nach außen zu transportieren. Als ob er nicht selbst wüsste, wie brillant Granger war. Potter und Weasley wären sicherlich nicht auf die Idee gekommen, Sterling zu täuschen. Dennoch ließ es Draco erschaudern, nachdem er nun die Wahrheit kannte. Denn was musste Granger in ihrem jungen Leben noch alles erdulden? „Erzählst du mir jetzt noch, wieso das Schwert von Gryffindor Horkruxe zerstören kann? Musst du nicht, weil ich weiß, dass die Klinge mit Basiliskengift getränkt ist, das wiederum im Stande ist, Horkruxe zu zerstören.“ Er hatte die Geschehnisse im zweiten Schuljahr nicht vergessen. Natürlich erinnerte er sich an die Kammer des Schreckens und er wusste auch, dass das Schwert all das aufnahm, was es stärke und dazu gehörte das Basiliskengift.
 

„Nein, du Arsch. Ich wollte hinzufügen, dass Hermine jeden gottverdammten Tag bei dir war. Hast du zwar nicht verdient, aber sie war da und hat an deinem Bett gesessen.“

 

Auch das war nichts Neues. Das wusste Draco, da Madam Pomfrey ihn darüber aufgeklärt hatte.

 

„Vielleicht ist es dir entgangen, aber als sie mal wieder auf dem Weg zu dir war, kam plötzlich Daphne und hat ihr alles erzählt. Und“, fuhr Harry grinsend fort, „ich weiß ja nicht, ob du das weißt, Malfoy, aber wenn Frauen wütend sind, ist Dynamit ein Scheißdreck gegen sie. Und Daphne war sehr wütend.“
 

Dynamit? Was war das denn nun wieder? Doch während sich Draco die Frage stellte, was Dynamit war, war Potter bereits schon weiter mit seinen Erzählungen, was der junge Slytherin allerdings ignorierte. Stattdessen grübelte er, hinsichtlich Potters Titulierung... Er hatte Draco einen Arsch genannt, was ihn zuvor nie gestört hätte, aber heute hatte es ihn verletzt. Obwohl er immer Wert darauf gelegt hatte, dasselbe Arschloch – das er stets war – zu bleiben, hatte es ihn getroffen, da Granger ebenfalls den Arsch in ihm sah.

 

Bei Merlins Bart. Sie war die treibende Kraft, die ihn zum Nachdenken animierte und das, obwohl sie nicht einmal anwesend war.

 

„Und du musst nicht denken, dass sich jetzt – nachdem wir gesprochen haben – etwas ändern wird“, belehrte Harry sein Gegenüber. „Nicht, nachdem wir – Ron, Ginny und ich – alles wissen. Und ich sage dir noch etwas: An dem Abend, als du meine Identität gestohlen hast, hast du einen gravierenden Fehler begangen.“

 

„Habe ich das?“

 

„Ja, Malfoy. Dieser Fehler hat dir das Genick gebrochen, da ich abends selbst noch bei Hermine war und weißt du was passiert ist? Du bist aufgeflogen, weil Hermine über etwas gesprochen hatte, wovon ich gar nichts wusste. Zugegeben“, sprach Harry mit erhobener Hand weiter, „ich war irritiert. Aber als Hermine mich fragte, ob ich mich nicht mehr an unser Gespräch erinnern könnte, das wir wenige Stunden zuvor geführt hatten, war mir augenblicklich klar, dass du“, betonte Harry und zeigte mit dem Zeigefinger auf Draco, „dagewesen warst – in meinem Körper.“

 

„Tatsächlich? Das ist dir aufgefallen?“

 

„Tu nicht so, Malfoy. Natürlich ist es mir aufgefallen und ich frage mich, ob dir nicht klar war, dass du auffliegen könntest, aber du hattest Glück. Mein Fehler war es nämlich, dass ich dein unverschämtes Spiel mitgespielt habe – was ich heute zutiefst bedaure.“

 

„Tja“, begann Draco rational. „Neugier kann dein stärkster Verbündeter sein – aber auch dein schlimmster Feind.“ Er hatte mit einem Ausbruch gerechnet. Draco dachte, Potter würde ihn hier und jetzt zusammenschlagen – auf Muggel-Art. Aber nichts passierte. Potter redete mit ihm, als wäre nichts geschehen.

 

„Malfoy“, Harrys Stimme wurde um einige Grad kälter, und die Ernsthaftigkeit kam zurück. Verschwunden war sein Grinsen. „Ich warne dich. Hör auf, Hermine nachzustellen. Haben wir uns verstanden?“

 

Was? Er hatte sich Granger gar nicht mehr genähert. „Wollten wir unsere Unterhaltung nicht beenden? Das war immerhin die Bedingung, der du zugestimmt hast.“

 

„Ich habe überhaupt nicht zugestimmt.“

 

Draco hingegen lehnte seinen Rücken an die gegenüberliegende Wand, winkelte das rechte Bein an und verschränkte die Arme vor seiner Brust. „Ich will ungern mit dir gesehen werden. Die Leute fangen sonst noch an, über uns zu reden.“ Zum Glück schien seine Selbstsicherheit zurückzukehren, nachdem das lästige Thema geklärt war und sie den Kerker erreicht hatten.

 

„Ist das dein einziges Problem?“, wollte Harry wissen. „Dass die Leute -“

 

„Ja, Potter. Im Moment ist das mein einziges Problem.“

 

„Malfoy, Hermine ist meine Freundin und ich lasse nicht zu, dass du ihr wehtust.“

 

„Wie rührend. Ich kotze gleich, wenn du weiter so viel Scheiße redest.“

 

Harrys Nasenflügel blähten sich daraufhin auf, angesichts der Leichtfertigkeit, mit der Malfoy alles abwinkte. „Ich will wissen, ob du ihr weiter nachsteigen wirst? So wie im Zug vielleicht? Oder ob du dich unter Kontrolle hast und sie in Ruhe lassen wirst? Wäre ziemlich fatal, wenn nicht, da wir nun wissen, zu welchen Mitteln Lucius -“

 

„Ah, jetzt wirst du aber unfair, Potter“, winkte Draco mit wedelndem Zeigefinger ab und schenkte Potter ein gespieltes Lächeln, da er innerlich zu kochen anfing. Wieso mussten die Leute immer seinen Vater erwähnen? So oft wie der Name von Lucius über die Jahre immer gefallen war, hätte man meinen können, dass die Menschen ganze Bücher über seinen Vater füllen könnten.

 

„Ach? Wirklich? Soll ich dich daran erinnern“, fuhr Harry anklagend fort, „was Lucius getan hat, nachdem er von deiner Obsession -“

 

„Es war keine -“

 

„- Obsession?“, fragte Harry lauernd. „Nun, laut dem was ich weiß – und ich weiß mittlerweile leider einiges -, hört sich das aber schwer danach an.“ Er wollte Malfoy nicht die Möglichkeit geben, sein Verhalten Hermine gegenüber als Lappalie, gar als Phase abzustempeln. Das war keine Phase. Nein, bei Leibe nicht. „Nichts für ungut, aber ich kenne dich, Malfoy.“

 

„Es war keine Obsession!“, beharrte Draco, ehe er fassungslos sein angewinkeltes Bein von der Wand nahm, während seine verschränkten Arme zur Seite fielen und seine Hände zu Fäusten geballt wurden. Fehlte bloß noch der aufsteigende Dampf aus seinen Nasenlöchern, da er mit einer Faust bereits hinter die ihm befindliche Wand geschlagen hatte, weil er glaubte, dass er in einem seiner makaberen Träume gefangen wäre.

 

„Was war es dann?“ Malfoy zu knacken war äußerst schwierig. „Ein kleiner Spaß am Rande? Den scheinst du ja gehabt zu haben. Unterlass also zukünftig deine Perversitäten, sonst -“

 

„Sonst was, Potter?“ Im Nachhinein legte er seinen Zeigefinger gegen seine Lippen, um Überlegungen vorzutäuschen. „Bist du dann ganz der Potter, den ich bedauerlicherweise kenne, der – so schnell ihn seine kleinen Füßchen tragen – zu McGonagall rennt und petzt?“

 

„Wenn du mir keine Wahl lässt, dann -“

 

„Uh, ich zittere vor Angst, wenn ich daran denke, deiner Armada entgegentreten zu müssen. Aber tu dir keinen Zwang an, Potter. Mach ruhig und renn zu McGonagall, dann muss ich eure Gesichter wenigstens nicht mehr ertragen.“ Demonstrativ schaute Draco anschließend in eine andere Richtung, bevor er wieder die Arme vor der Brust verschränkte.

 

Harry tat es ihm gleich und überkreuzte die Arme vor der Brust. Doch statt wegzusehen, starrte er zu Malfoy. „Du hältst dich für besonders witzig, was? Dann erklär mir doch mal, woher Lucius von deiner Zuneigung zu Hermine wusste?“

 

Das würde Potter gerne wissen. Tja, er würde es jedoch nie erfahren, da sich Draco ansonsten sein Grab ausheben könnte, wenn der Goldjunge erfuhr, unter welchen Umständen Lucius herausgefunden hatte, dass Draco mehr in Granger sah als eine Nacht. Ha, würde er Potter erzählen, dass er Granger in den Ferien beobachtet hatte und Lucius ihn dabei erwischte, würde er Draco erschlagen. „Wie soll ich es ausdrücken? Lucius ist eben nicht ganz so dumm wie du.“

 

Merlin, wo blieben die anderen Schüler? Wo blieb Granger? Wieso konnte sie jetzt nicht einmal die Streberin sein, die sie immer gewesen war und pünktlich zum Unterricht erscheinen? Blödes Karma.

 

„Ha, zum Glück bist du ein ganz Schlauer, Malfoy“, pfiff Harry, bevor er sich von seinem Gegenüber anwandte und den Flur entlang sah. Ob Malfoy so gereizt war, weil Hermine nicht mehr mit ihm sprach? Hing es damit zusammen? „Aber wärst du so schlau, wie du dich darstellst, würde Hermine noch mit dir reden. Und ich wiederhole mich, aber ich sage es dir gerne noch einmal: Es ist besser, dass sich eure Wege getrennt haben. Hermine war -“

 

„Merlin, kannst du nicht mit Stille umgehen?“, blökte Draco unverfroren und ärgerte sich im nächsten Moment zu Tode. Im Eifer des Gefechts hatte er Potter zu früh unterbrochen. Dabei wollte er wissen, was mit Granger war. Ja, was war sie? Glücklich? Unglücklich? Zum Teufel, er sollte nach seinem Abschluss wirklich auswandern – so, wie er es die ganze Zeit auch vorhatte. Schließlich hielt ihn nichts mehr hier – abgesehen von Blaise und... und von Granger. Aber sie sprach ja nicht mehr mit ihm und vielleicht hatte Potter recht. Vielleicht war es wirklich besser so – sowohl für sie, als auch für ihn.

 

Inzwischen, nachdem sie sich noch böse Blicke zugeworfen hatten, füllte sich der Korridor. Die Schüler hatten zu Ende gefrühstückt und kamen endlich – so auch Weasley, Blaise und... Granger. Merlin, es war schmerzlich, sie anzusehen. Gleichzeitig hatte er sich noch gefragt, wieso Potter ihn nicht auf seine Animagus-Form angesprochen hatte? Behielt Granger dieses Geheimnis für sich, weil Draco ihr doch noch am Herzen lag?

 

Nein, bestimmt nicht. Draco durfte keine Hoffnung aufkeimen lassen. Das wäre ein Fehler, wenn er zu hoffen anfing.

 

Auch war es ein Fehler, zu glauben, dass Blaise die gekippte Stimmung nicht bemerkte. Sein bester Freund war unverzüglich an ihn herangetreten, platzierte seine Hand auf Dracos Schulter und fragte: „Alles in Ordnung, Draco?“

 

„Alles bestens, Blaise“, murrte er, während er Granger beobachtete, die gemeinsam mit Weasley und Ginny zu Potter gegangen war – dicht gefolgt von McLaggen und Finnigan.

 

„Sicher?“

 

„Ja!“, entkam es Draco genervt, nachdem er sie lachen hörte und erneut zu ihr sah. Gott, sie hatte so herzhaft gelacht. Zudem war es Finnigan gewesen, den sie anlächelte – aufrichtig und ehrlich, wie sie es einmal bei ihm getan hatte, worauf die Wut in ihm aufkeimte. Wie ein Vulkan, der die überschüssige Lava loswerden wollte. Genau so fühlte sich Draco, weshalb er zu Blaise sah. Ganz dringend musste er sich ablenken, bevor er seine Würde gänzlich über Bord warf und zu Finnigan gehen würde, um diesen niederzuschlagen. „Weiß Potter endlich, was du mit der kleinen Weasley treibst?“

 

„Nein? Muss er auch nicht. Ginny ist Potter keine Rechenschaft schuldig, oder?“ Auch Blaise blickte kurz zu den Gryffindors und verstand, wieso Draco das Thema auf Ginny lenkte. „Draco, lass ihr die Zeit. Sie wird die Zeit brauchen, um damit zurechtzukommen, ok?“ Er nahm es seinem besten Freund nicht übel, dass er darauf pochte, Potter – im Bezug auf Ginny – reinen Wein einzuschenken. Draco wollte sich ablenken und benutzte die Mittel, die er zu greifen bekam – auch wenn sie unfair waren. Blaise war sich darüber im Klaren, dass seine Beziehung zu Ginny für Draco nur ein Mittel zum Zweck war, um seine quälenden Gedanken zu verdrängen.

 

„Passt schon.“ Mehr gab es auch gar nicht zu sagen, aufgrund der Tatsache, dass Draco seinem besten Freund bereits alles – wirklich alles – erzählt hatte. Okay, nicht alles. Die eine Sache, die er mit Granger im Zelt getrieben hatte, behielt er für sich. Dieses Detail wollte er mit niemandem teilen. Aber es war dennoch gut, Blaise das restliche Alles erzählt zu haben. Und Blaise hatte ihm zugehört – anstandslos und ohne Draco zu unterbrechen. Nach und nach begann er sogar, die Freundschaft zu Blaise zu schätzen. Er schätzte sogar Blaises Einsatz, ihn vor weiteren Dummheiten zu bewahren. Insgeheim war er Blaise auch dankbar, dass er immer wieder – wenn auch vergeblich – versucht hatte, ihn zur Räson zu zwingen. Er verstand auch zunehmend, was Freundschaft bedeutete und dass Blaise auf seiner Seite stand. Ohne etwas zu verlangen. Allerdings war es ungewohnt, sich wortwörtlich fallen zu lassen.

 

„Hey, komm mit mir und Ginny in die drei Besen. Es wird dich ablenken, hm?“
 

„Mal sehen“, schnaufte Draco und hoffte inständig, dass Slughorn endlich diese verdammte Tür öffnen würde. Herrgott, er wollte die lachenden Gryffindors jetzt wirklich nicht mehr sehen. Es tat immer mehr weh. Es fühlte sich an, als würden unter seiner Haut tausend Ameisen laufen. Hinzu kam die Nähe zu ihr... Granger war ihm so verflucht nah und doch so fern. Es war zum Verrückt werden.

 

Aber vielleicht würde genau das helfen, wenn er mit Weasley und Blaise nach Hogsmeade ging? Vielleicht lag es ja im Bereich des Möglichen, dass die kleine Weasley etwas über Granger erzählte und somit Dracos Drang befriedigte, der unbedingt wissen wollte, wie es ihr wirklich ging. Es wäre zumindest ein Plan, der - wie Draco ebenfalls klar war - auch nach hinten losgehen konnte. Aber das Risiko müsste er in Kauf nehmen, oder?

 

Nach weiteren zehn Minuten hatte sich auch Slughorn dazu herabgelassen, die verdammte Tür zum Klassenzimmer zu öffnen. Folglich setzte sich Draco in die letzte Reihe - neben Blaise und Gregory. Von hier hatte er einen wunderbaren Blick auf Granger, die vorbildlich in der ersten Reihe saß - zwischen Potter und Finnigan -, und eifrig ihr Buch aufgeschlagen hatte. Verdammt, wieso war sie bloß so wütend auf ihn? Wieso konnte sie den Vorfall, bezüglich des Vielsaft-Tranks nicht einfach vergessen? Oder war sie immer noch sauer, weil Lucius ihre Mutter verhext hatte? Wenn ja, dann... dann konnte er das natürlich verstehen, aber ihn dafür verantwortlich machen? Das konnte sie nicht. Aber er verübelte es ihr auch nicht. Schließlich trug er dazu bei, ihre Wut zu schüren, nachdem er Potters Körper zweckentfremdet hatte. Das war gemein und er verstand tatsächlich ihre Wut - ein wenig zumindest. Immerhin hatte er das Vertrauen missbraucht, das sie sich mühevoll und nach Jahren der Abscheu aufgebaut hatten. 

 

Ja, Draco hatte es vermasselt. Aber wieso musste sie sich ausgerechnet neben Finnigan setzen? Waren die beiden schon immer so gut befreundet? Fieberhaft überlegte er, ob sie schon einmal neben diesem Wichser gesessen hatte, aber er wusste es nicht. Also, was tat er bitte neben ihr? Zwischenzeitlich kramte auch er sein Buch aus der Tasche, ohne den Blick von ihr abzuwenden und vermutlich war er auch der Einzige, der die gesamten Hausaufgaben nicht aufgeholt hatte, während sie im Ministerium ihrem Praktikum nachgegangen waren.

 

Ganz anders als sie. Ja, Granger schien alle Hausaufgaben aufgeholt zu haben, da sie wissend den Finger hob und Slughorn scheinbar ihr nachgemachten Hausaufgaben zeigen wollte... 

 

Man... und er? Er hatte nichts gemacht...

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Salada
2018-05-13T18:01:02+00:00 13.05.2018 20:01
Erstmal schön, dass du weiter geschrieben hast und dann auch direkt zwei Kapitel :) Ich gebe zu, dass ich erstmal das Kapitel davor nochmal kurz überfliegen musste, um den Anschluss zu bekommen xD
Aber in dem Teil der Story hast du unglaublich gut rüber gebracht, wie Draco sich fühlt. Da merkt man richtig, wie er mit seinem Stolz zu kämpfen hat und ihn das alles fertig macht. Da du aus Draco Sicht geschrieben hast konnte man jetzt auch erstmal gar nicht sagen, ob seine Vermutungen (Hermine lässt das alles kalt) auch richtig sind. Zudem finde ich es echt toll, wie gut die "Beziehung" zwischen Harry und Draco darstellst. Keine Freundschaft, aber in irgendeinem Sinne ist die richtige Feindschaft auch verflogen.
Weiter so.
LG Salada
Antwort von:  Dracos-Princess
05.06.2018 17:46
Liebe Salade,

ja, es wurde Zeit, dass ich weiterschreibe. Mir fehlt immerzu die Zeit, aber die Story muss ja auch mal zu Ende erzählt werden, nicht? Hey, nach so langer Zeit ist es verständlich, dass man sich erst wieder reinlesen muss - mir geht es ähnlich, weil mein Gedächtnis ein Sieb ist :< Ich vergesse immer viel. Schrecklich.

Danke! Dieser Satz tut unwahrscheinlich gut. Es freut mich, dass ich Draco so rund hinbekomme. Draco ist kein einfacher Charakter. Man weiß wenig über ihn, was den Eindruck vermitteln könnte, dass er leicht zu schreiben wäre, aber das ist leider nicht so. Ich möchte den kalten Slytherin behalten, ich möchte, dass die Charaktere ihre Facetten behalten - was wiederum in dieser Situation, in der Draco gerade ist, gar nicht so leicht war :D Aber ich wollte partout nicht, dass es einfach für ihn wird ;) Er darf nicht alles beim ersten Mal erreichen. Er muss mit den Situation und den weiteren Kapiteln wachsen, er muss reifer und erwachsener werden.

Oh ja, die Beziehung zwischen Harry und Draco. Die hab ich sehr gerne geschrieben und es ist genauso, wie du es schreibst. Sie sind keine Freunde, aber Feinde sind sie auch nicht mehr. Genau das versuche ich zu suggerieren. Sehr schön, dass dir das aufgefallen ist :) Ich mache also nicht alles verkehrt *kicher


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