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Paul MacLain der Privatschnüffler

Ein ehemaliger SAS-Offizier als Privatdetektiv
von

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8. Fall - Der gequälte Dalmatiner

8. Fall – Der gequälte Dalmatiner

Der fünfte Fall, den ich mit meiner Partnerin gemeinsam lösen musste führte uns ins traumhaft schöne Frankreich. Unsere Auftraggeberin kam aus Le Mans und war Hundezüchterin. Dalmatiner um genau zu sein. Es war ein Tag wie jeder andere. Da es schon Herbst war, wir schrieben Oktober 2018, regnete es wie in Strömen. An unsere Joggingrunde durch den Park war deshalb nicht mehr zu denken. Wer geht schon gerne wie ein nass begossener Pudel ins Büro? Wir saßen in unserem Büro vor unseren Laptops und sahen die E-Mail-Eingänge durch. Das meiste war unerwünschte Werbung, die im Spam-Ordner landete. Und um ein Haar hätte ich eine E-Mail von Francine DeViliers gelöscht, wenn ich nicht stutzig geworden wäre. Diese E-Mail trug den Vermerk „Priorität hoch“ und war mit einem roten Ausrufezeichen versehen. Jelena hatte meinen skeptischen Gesichtsausdruck bemerkt. „Stimmt was nicht Towarischtsch?“, fragte sie. „Sagt dir der Name Francine DeViliers etwas?“ „Wir reden jetzt nicht von der Dalmatiner-Züchterin, oder?“ „Doch das tun wir. Sie bittet uns um unsere Hilfe. Einer ihrer Rüden legt seit gut vier Monaten ein abnormales Verhalten an den Tag, schreibt sie.“ „Welcher denn? Doch nicht etwa Halvar der Zuchtrüde?“ „Der zum Glück nicht. Aber ein junger Rüde namens Napoleon benimmt sich in letzter Zeit ziemlich eigenartig. Statt eine Hündin zu decken, besteigt er Menschenfrauen.“ „Das ist jetzt wohl ein schlechter Scherz.“ „Anscheinend nicht. Jedenfalls winken uns 60.000 Euro, wenn wir den Fall aufklären.“

„Hat Madame DeViliers sonst noch was geschrieben?“ „Ja. Sie bittet uns, sie auf ihrem Chalais zu besuchen, damit wir uns direkt vor Ort ein Bild machen können.“ „Sag ihr, dass wir kommen.“ „Okay.“ Wir buchten einen Flug von Frankfurt nach Nantes und ein Hotel. Wir hatten uns für das Hotel La Chabossiere in Montbizot entschieden, das 16,7 Km von Le Mans entfernt war. Mit einem Mietwagen konnten wir in 22 Minuten vor Ort sein. Noch am selben Tag fuhren wir zum Flughafen und gaben unsere Koffer am Schalter von Air France auf. Danach gingen wir zur Sicherheitsschleuse, wo wir durch den Körperscanner mussten, der bei keinem von uns beiden anschlug. Direkt im Anschluss sahen wir nach, an welchem Gate unsere Maschine nach Nantes bereit stehen würde. Um 12:00 Uhr startete unsere Maschine, eine Boeing 787-9 zu ihrem Flug nach Nantes, wo wir um 15:25 Uhr landeten, weil die Maschine in Paris aufgetankt werden musste.

Nach dem wir unsere Koffer geholt hatten, gingen wir zu einer Autovermietung. Bei SIXT mieteten wir uns einen Renault Talisman Grandtour. Es handelte sich um das Sondermodell Elysee. Der Wagen war mit dem Energy TCe 200 EDC-Motor mit 200 PS und Automatik-Getriebe ausgestattet. Lackiert war der Renault in Karmesinrot und hatte das Cruising-Paket und das Safety-Plus Paket an Bord.

Von Nantes aus fuhren wir über die A11 knapp zwei Stunden nach Montbizot wo wir um 17:25 Uhr ankamen. Wir bezogen unser Zimmer und packten unsere Koffer aus. Wir hatten gerade die letzten Kleidungsstücke in den Schränken verstaut, als Jelena eine Flasche französischen Rotwein auf dem Tisch stehen sah. 96

„Da war aber jemand sehr aufmerksam.“ „Wieso?“ Jelena deutete auf eine Flasche Cabernet Sauvignon. Es war eine Flasche Jahrgang 2015. „Eine gute Wahl.“ „Jetzt sag bloß, dass du dich auch noch mit Rotweinen auskennst.“ „Das tue ich nicht. Aber das hier ist ein guter Wein aus einem guten Jahr.“ „Dein Wort in Gottes Ohr.“ „Wir können ja nach dem Essen ein Glas trinken.“ „Warum nicht?“

Es klopfte an der Tür. „Herein!“, rief ich. Ein Kellner trat ein. „Bon Soir Messieurs. Ich möchte Sie darüber in Kenntnis setzen, dass das Abendessen auf den Zimmern serviert wird. Das Frühstück ebenfalls. Ich habe die Speisekarten gleich mitgebracht. Darf ich Ihnen schon etwas zu trinken bringen?“ „Für mich einen Scotch.“ „Martini.“

Das Essen war wirklich hervorragend. Auch der Wein war vorzüglich. Später am Abend, die Sonne ging gerade unter, war ich draußen an der frischen Luft. Aus dem Zimmer nebenan trat eine Frau und es hatte fast den Anschein, als ob ich ihr schon begegnet wäre. Erst als sie mir ihr Gesicht zuwandte erkannte ich sie. Kelly Ling! Offenbar hatte sie mich auch erkannt, denn Kelly kam zielstrebig auf mich zu. „Na sieh mal einer an. Paul MacLain. Was hat dich denn nach Frankreich verschlagen?“ „Ich soll mit meiner Partnerin einen Fall von Tierquälerei aufklären.“ „Du hast eine Partnerin? Seit wann das denn?“ „Seit dem Frühjahr. Du kennst sie. Es ist Jelena Romanova.“ „Die Süße. Bereust du es, dass du mit ihr zusammenarbeitest?“ „Keine Sekunde.“ Die Tür unseres Apartments öffnete sich und Jelena kam nach draußen. Hübsch wie eh und je. Doch statt ihres Paillettenkleides trug sie nun das Kleid mit dem Flammenmuster. Auch sie hatte Kelly Ling bemerkt. Nach einer innigen Begrüßung meinte Kelly: „Ihr zwei macht ja ganz schön von euch Reden, seit ihr zusammenarbeitet.“ „Wie darf ich das verstehen?“ „Ganz einfach, Jelena. Die Bad Guys zittern schon vor Angst, wenn Sie auch nur eure Namen in der Zeitung lesen.“ „Aha. Geht den Burschen der Arsch schon auf Grundeis.“ Kelly musste lachen.

„Aber jetzt mal Spaß beiseite. Wer ist eure Klientin?“ „Francine DeViliers.“ „Also meine Freundin.“ „Ihr kennt euch?“ „Ja. Ich war mal als Austauschschülerin und Au Pair-Mädchen bei ihr. Sie hat mich gefragt, ob ich jemanden kenne, der ihr helfen kann. Und da hab ich Francine von euch beiden erzählt. Wann wollt Ihr sie aufsuchen?“ „Morgen nach dem Frühstück wollen wir los.“ „Was dagegen, wenn ich mitkomme?“ „Warum nicht? Du kennst die Gegend besser als wir.“

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück klopfte Jelena an Kellys Apartmenttür. Die Asiatin öffnete. „Können wir los?“, fragte Jelena. „Na klar.“ Wenig später waren wir unterwegs. Wir hatten uns entschieden, über die D47 nach Le Mans zu fahren. Dies würde 22 Minuten in Anspruch nehmen. Auf dem Rückweg wollten wir eine andere Route zurück nach Montbizot nehmen, denn Kelly wollte uns ein bisschen was von der Gegend zeigen.

Um 10:00 Uhr kamen wir auf dem Anwesen von Francine DeViliers an. Die Züchterin erwartete uns am Haupteingang. Francine DeViliers war 45 Jahre alt und besaß einen schlanken, sexy Körper. Die dunkelbraunen Haare hatte die Züchterin vorne etwas gekürzt und hinten weit über die Schulter fallen lassen. 97

Auch die üppigen Brüste der 45jährigen waren ein Hingucker. Das runde Gesicht mit den braunen Augen, der breiten Nase und den sinnlichen Lippen besaß ebenfalls etwas exotisches. Bekleidet war sie mit einem schwarzen Kleid und schwarzen Sandaletten.

„Guten Morgen Monsieur MacLain. Madame Romanova.“ „Gleichfalls guten Morgen, Sie haben uns um Hilfe gebeten. Was genau erhoffen Sie sich von uns?“, fragte ich. „Bitte folgen Sie mir.“ Jelena, Kelly und ich gingen Francine DeViliers hinterher. Irgendwann hörten wir mehrere Hunde bellen. Als wir um die Ecke kamen, sahen wir die Hunde frei herumlaufen. Einer der Dalmatiner hatte sich von der Gruppe abgesondert und lief nun, einen großen Bogen schlagend auf Kelly zu. Die letzten Meter rannte der Dalmatiner-Rüde und sprang an Kelly hoch und versuchte, sie mit seinem Gewicht nach unten zu drücken. „NAPOLEON! AUS!“ , befahl Madame DeViliers. Der Rüde gehorchte nur widerwillig. „Ist das Ihr Problemfall?“ „Ja. Das ist Napoleon. Halvar ist der größte von allen.“ „Wie alt ist Napoleon?“ „Er ist gerade 3 Jahre geworden.“ „Also noch ein Jungspund.“ „So in etwa. Ich weiß langsam echt nicht mehr weiter. Wenn Sie mir nicht helfen können, dann ist meine Zucht in Gefahr.“ „Hat man Ihnen mit Lizenzentzug gedroht?“ „Noch nicht. Aber der Druck von Tierschützern auf die Behörden wächst.“ „Wir übernehmen den Fall. Aber Napoleon sollten Sie abgeben.“, sagte Jelena.

Auf dem Weg zurück machten wir in einem Straßencafé halt. „Napoleon kann einem echt leid tun. Nur weil er durch irgendeinen hirnverbrannten Lüstling gequält wird, und sich anders verhält, muss er wahrscheinlich sein angestammtes Zuhause verlassen.“, sagte Kelly. „Würdest du uns bei diesem Fall helfen?“ „Klar, warum nicht. Ich habe eine Spiegelreflexkamera mit Teleobjektiv dabei. Wir können uns heute Nacht auf die Lauer legen und sehen, ob sich jemand dem Chalais von Francine nähert.“ „Keine schlechte Idee. Vor allem ist es wichtig Fotos von Autos und deren Nummernschildern zu machen, und von den Personen, die aussteigen. Vor allem die Gesichter sind wichtig.“

Später am Abend, es war noch hell, fuhren wir los. Als die Sonne unterging fuhren wir bei Francine DeViliers Chalais vor. Wir parkten unseren Wagen etwas weiter vom Haus weg, damit wir nicht auffielen. Der erste Wagen, der uns auffiel war ein silberner Porsche 911 Carrera aus dem Jahr 1974. Jelena notierte sich das Kennzeichen. Der Wagen trug das Kennzeichen TC 563 AL und in einem blau-weißen Feld auf der rechten Seite die 72 und das Wappen des Departement Sarthe. „Also einer von hier.“

Ein älterer Mann stieg aus dem Wagen. Er war 1,76 m groß und athletisch gebaut. Er hatte weißes Haar, einen weißen Backen- und Kinnbart und trug eine achteckige Brille mit Aluminiumgestell. Hinter dieser Brille konnte ich zwei braune Augen erkennen, eine etwas breite Nase und ein rundes Gesicht. Die Lippen waren eher durchschnittlich. Bekleidet war der Mann mit einer hellbraunen Cordhose, einem karierten Hemd und einer Tweedjacke. Dazu trug er hellbraune Lederschuhe und eine Baskenmütze. 98

„Wer ist denn der komische Vogel?“, fragte Jelena. „Fragen wir ihn doch einfach.“ Der Fremde wurde stutzig, als Jelena und ich auf ihn zukamen. „Darf ich fragen, wer Sie sind?“, fragte er. „Mein Name ist Paul MacLain. Und die Lady ist meine Partnerin Jelena Romanova. Und mit wem haben wir das Vergnügen?“ „Bevor ich auf diese Frage antworte, will ich sicher stellen, dass Sie die Personen sind, für die Sie sich ausgeben.“ Jelena und ich zeigten unsere Pässe und unsere Detektivausweise. „In Ordnung. Ich glaube Ihnen. Und nun sollen Sie ihre Frage beantwortet haben. Mein Name ist Thierry Antoine. Ich bin Tierpsychologe hier in Le Mans und soll versuchen, dem Dalmatiner-Rüden seine Sex-Macke auszutreiben.“ „Ihr Fachwissen könnte für uns bei der Lösung dieses Falles eine große Hilfe sein. Wäre es möglich, dass wir uns morgen mal zusammensetzen?“ „Sehr gerne. Wo kann ich Sie erreichen?“, wollte der Psychologe wissen. „Im Hotel „La Chabossiere“ in Montbizot.“ „Ich komme morgen früh um 10:00 Uhr zu Ihnen. Dann kann ich Ihnen auch schon sagen, was diese Verhaltensstörung bei Napoleon ausgelöst hat.“ „Dann bis morgen.“, sagte Jelena.

Der nächste Wagen, der sich näherte war ein Alfa Romeo 159. Aber er hielt nicht an, sondern fuhr nur vorbei. Wir warteten noch bis 21:30 Uhr ehe wir nach Montbizot zurückfuhren. Kelly fuhr dieses Mal. „Mir ist aufgefallen, dass uns jemand aus dem Alfa Romeo beobachtet hat.“, ließ sich Jelena vom Rücksitz vernehmen. „Könnte es sein, dass dieser Jemand herausfinden soll, ob die Luft rein ist?“ „Wundern würde es mich nicht.“, sagte ich.

Was wir nicht ahnten, war, dass unser Gegner ein adliges Geschwisterpaar war. Es waren Sylvie und Claire de la Richardais. Serge, der Sekretär der beiden 39jährigen Schwestern, benachrichtigte Claire de la Richardais. „Madame la Comtesse. Ich befürchte, aus eurem kleinen Bums mit dem Dalmatiner wird wohl nichts.“ „Du machst wohl Witze, Serge.“ „Nein, Madame la Comtesse. Ich habe den Porsche von Thierry Antoine gesehen und einen Renault Talisman. Ich habe einen Freund darauf angesetzt. Der Wagen ist ein Mietwagen. Gemietet wurde er von Paul MacLain und Jelena Romanova.“ „Die Namen sagen mir nichts.“ „Die beiden sind Privatermittler. Ihr solltet auf der Hut sein. Und eure Schwester auch.“ „Worauf willst du hinaus, Serge?“ „Madame la Comtesse, Ihr erinnert euch doch hoffentlich an die Geschichte in Norwegen.“ „Du meinst den Fälschungsskandal?“ „Genau, Madame la Comtesse. Harald Magnussen wurde von den beiden entlarvt. Genauso wie Ytzhak Scharon und Bert Huybrechts.“ „Ach die beiden sind das. Hoffentlich kann ich Sylvie irgendwie aus der Schusslinie nehmen. Denn es bin ja wohl ich, hinter der die beiden her sind.“ „Leider, Madame la Comtesse.“

Am nächsten Morgen kam Thierry Antoine zu uns. Als wir am Tisch saßen, sagte er: „Ich weiß, was die Störung bei Napoleon ausgelöst hat.“ „Dann bitte. „Er ist das Opfer einer Sodomistin.“ „Sodomie? Gott der Arme. Kann man ihn therapieren?“ „Das kann ich noch nicht sagen.“ „An welche Art von Sodomie denken Sie da genau?“ „Wir nennen diese Art Sodomie "Zoophilie". Das bedeutet, dass ein Mensch ein sexuelles Verhältnis zu einem Tier aufbaut. Sei es jetzt, wie im vorliegenden Fall ein Hund oder ein Pferd.“ 99

„Gibt es jemanden hier in der Gegend, der für eine solche sexuelle Vorliebe bekannt ist?“, wollte Jelena wissen. „Da gibt es jemanden. Ein adliges Geschwisterpaar. Sylvie und Claire de la Richardais. Ich denke aber eher, dass Claire die Richtige ist.“, sagte Thierry Antoine. „Was macht Sie da so sicher, dass wir uns Claire de la Richardais vornehmen sollten?“ „Ihre Schwester Sylvie scheidet als Verdächtige aus. Sie steht eher auf Sex mit Pferden. Von Claire weiß ich, dass sie es gerne mit Hunden treibt.“

Nach dem Gespräch mit dem Tierpsychologen fuhren wir zu Francine DeViliers und erstatteten Bericht. „Auch das noch. Mein armer Napoleon. Was habe ich dieser Frau getan, dass sie mich so zugrunde richtet?“ „Wir müssen Claire de la Richardais auf frischer Tat ertappen. Wir bräuchten dazu aber einen Köder. Kennen Sie jemanden, der ebenfalls einen männlichen Hund besitzt?“, fragte Jelena. „Leider nein.“ „Wir fragen Sie das wirklich nur sehr, sehr ungern. Aber würden Sie sich bereit erklären, Napoleon noch einmal diesem Risiko auszusetzen?“ „Schweren Herzens stimme ich zu.“, sagte Francine DeViliers.

Die folgenden Tage legten wir uns auf die Lauer und warteten. Wir hatten mit dem Hundepsychologen Thierry Antoine vereinbart, dass dieser uns melden würde, wenn der schwarze Alfa 159 wieder auftauchen würde. Ein paar Mal wurde das Fahrzeug gesehen, doch es passierte einfach nichts. Dennoch waren Jelena und ich nicht untätig geblieben. Wir hatten Erkundigungen über die beiden adligen Schwestern eingeholt. Sylvie und Claire de la Richardais waren beide 39 Jahre alt und galten als äußerst attraktiv. Ich konnte mir selbst ein Bild machen, als ich Sylvie de la Richardais in Nantes begegnete. Ich hatte gerade ein paar Erkundigungen über den Alfa Romeo beziehungsweise dessen Halter eingezogen, als auf einmal ein Jaguar XJ aus dem Jahr 1998 vorfuhr. So eine Nobelkarosse konnte sich nur jemand leisten, der genug Schotter auf dem Konto hatte. Doch die Frau, die ausstieg, hätte mir fast den Atem geraubt.

Sylvie de la Richardais war eine 1,65 m große Frau mit einem heißen, sexy Körper und einem runden Gesicht. Die Nase, die leicht breit war, und die sinnlichen Lippen rundeten den ersten Eindruck ab. Genau wie die üppigen Brüste, die zu übersehen sehr schwer war. Die verführerischen braunen Augen schlugen garantiert jeden Mann in ihren Bann. Die blonden Haare trug Sylvie de la Richardais offen, so dass sie bis zur Oberkante ihrer Brüste reichten. Am Hals trug sie eine Kette aus Jadesteinen. Bekleidetet war Madame de la Richardais mit einem schwarzen Samtkleid, das an den Seiten königsblaue Verzierungen aufwies, schwarzen halterlosen Nylonstrümpfen mit einem ebenso blauen Bund wie die Verzierungen am Kleid, und schwarzen High Heels.

Doch so atemberaubend schön Sylvie de la Richardais auch war, so hochnäsig war sie auch. Ich beschloss, ihr einen Denkzettel zu verpassen, der sich gewaschen hatte. „Guten Morgen, Madame de la Richardais.“, sagte ich freundlich. „Für SIE „Madame la Comtesse“. Nur Einheimische dürfen „Madame de la Richardais“ sagen.“ „Von mir aus. Dann eben Madame la Comtesse.“ 100

„Sie sind ganz schön vorlaut, Monsieur. Gegenüber einer Gräfin haben Sie gefälligst Respekt an den Tag zu legen.“ „Ich respektiere nur Leute, denen ich auf dem Schlachtfeld gegenüber gestanden habe. Ich war beim SAS.“ „Mir egal. Wo Sie gedient haben, Sie ungehobelter Flegel.“ „Lieber ein ungehobelter Flegel, als eine hochnäsige Zimtzicke.“ „Das ist doch…“ „Guten Tag, Madame la Comtesse.“, sagte ich und zog süffisant eine Augenbraue nach oben.

Zurück im Hotel traf ich mich mit Jelena und Kelly. „Also, Ladies. Der Alfa 159 gehört einem gewissen Serge Rochefort. Und mir ist Sylvie de la Richardais über den Weg gelaufen.“ „Und wie ist sie?“ „Hochnäsig bis zum abwinken. Aber ich hab ihr einen kleinen, aber fiesen Denkzettel verpasst.“ „Gut so. Diesen Blaublütern sollte mal ganz klar ihre Grenzen aufgezeigt werden.“ „Was meinst du damit Kelly?“, fragte Jelena und nahm einen Schluck aus ihrer Kaffeetasse. „Ich dachte, das liegt glasklar auf der Hand. Für die Adligen sind wir Normalsterblichen Menschen zweiter Klasse. Ginge es nach diesen hochnäsigen Zeitgenossen, müssten wir uns immer noch als Leibeigene zu Tode schuften und dürften noch am Hungertuch nagen.“ „Wir sollten uns wieder auf unseren Fall konzentrieren.“, sagte ich. „Seh ich auch so. Fassen wir mal zusammen, was wir bis jetzt an Fakten haben.“

„Das erste was wir wissen ist, dass einer der Dalmatiner-Rüden von Francine DeViliers sexuell missbraucht wird. Als Hauptverdächtige haben wir eine Gräfin mit dem Namen Claire de la Richardais.“ „Die dafür bekannt ist, dass sie gerne einen Hundepenis zwischen ihre Beine klemmt.“ ergänzte Jelena. „Na komm. ihre Schwester Sylvie ist auch kein Unschuldsengel. Wir wissen, dass sie auf Pferdeschwänze steht.“ „Was ist mit diesem Serge Rochefort? Wie passt der ins Bild?“, fragte Jelena. „Er ist der Sekretär der beiden Schwestern.“ „Wissen wir sonst noch etwas über die Zwillinge?“ „Außer ihren sexuellen Neigungen gar nichts.“ „Ich weiß noch etwas über Sylvie de la Richardais. Ich hab hier ein Foto von ihr. Sie fährt einen messingfarbenen Jaguar XJ Baujahr 1998.“ „Nobel geht die Welt zu Grunde.“

Nach dem Abendessen hatte ich es mir noch einmal in einem der Liegestühle im Garten bequem gemacht. Ich wollte noch einmal in Ruhe nachdenken. Zum einen über meine eigene Zukunft, zum anderen ob aus Jelena und mir privat etwas werden würde. Der Altersunterschied zwischen uns beiden war schon gewaltig. 26 Jahre lagen zwischen mir und meiner russischen Partnerin. Kelly hingegen war 2 Jahre jünger als ich. Ich musste mir eingestehen, dass ich mich zu Kelly Ling mehr hingezogen fühlte als zu Jelena. Jedes mal, wenn Kelly und ich uns in die Augen sahen, hatte ich sofort das Gefühl von 1.000 Schmetterlingen im meinem Bauch. Ja, ich liebte Kelly.

Ich war so in meine Grübeleien versunken, dass ich den Jaguar nicht bemerkte, der auf den Parkplatz fuhr. Erst als ich Sylvie de la Richardais aussteigen sah, wusste ich, was die Stunde geschlagen hatte. Die Gräfin war meinetwegen hier. Na schön, dann musste ich mein Fell eben teurer verkaufen, als ich eigentlich geplant hatte. Ich erhob mich langsam und drehte mich zu ihr um, damit ich Sylvie de la Richardais von Angesicht zu Angesicht gegenüber stand, wenn es hart auf hart kam. 101

Doch zu meiner Überraschung kam die Comtesse in friedlicher Absicht. „Ich muss mich bei Ihnen für mein Benehmen heute morgen entschuldigen. Ich war ziemlich unhöflich zu Ihnen, Monsieur MacLain. Ich hätte es eigentlich besser wissen sollen.“, sagte sie. „Was besser wissen sollen, Madame la Comtesse?“ „Dass Sie nicht von hier sind. Sie sind Schotte nicht wahr?“ „Ja.“ „Woher kommen Sie?“ „Aus Inverness. Mein Vater war ebenfalls beim SAS. Er hat den Krieg um die Falklandinseln zwischen England und Argentinien im Jahr 1982 miterlebt.“ „Sind Sie deswegen zum SAS gegangen?“ „Er war mein Vorbild. Aber Sie sind doch nicht her gekommen, um mich über meine Vergangenheit auszuquetschen.“ „Nein, da haben Sie Recht. Ich wollte mich zum einen bei Ihnen entschuldigen, zum anderen wollte ich Ihnen die Geschichte von mir und meiner jüngeren Schwester Claire erzählen. Ich hoffe, dass Sie dann unsere Handlungs- und auch Denkweise besser verstehen.“

Jelena kam nach draußen. „Unter vier Augen, wenn es Recht ist, Monsieur MacLain.“ „Jelena Romanova ist meine Partnerin im Detektivbüro. Sie war früher bei den Speznas. Und ich habe keine Geheimnisse vor ihr.“ „Verstehe. Nun gut, dann soll sie ruhig mithören.“ Jelena trug wieder das blaue Abendkleid, dass wir in Belgien gekauft hatten und ihren Halsanhänger, den ich ihr in Singapur geschenkt hatte. Sylvie de la Richardais lud uns noch auf ein Glas Pastis in einem der vielen Straßencafés ein.

Später erzählte sie uns dann die ihre Geschichte. „Unser Vater war ein eifersüchtiger Mann. Er hat es uns nie erlaubt mit Jungs auszugehen. Geschweige denn uns mit ihnen sexuell zu vergnügen.“ „Wie krank ist das denn?“, entfuhr es Jelena. „Das war nicht das Einzige was er Claire und mir angetan hat.“ „Was hat er denn noch alles verbrochen?“ „Claire hat er zum 18. Geburtstag einen Schäferhund-Rüden geschenkt und mir einen Araber-Hengst.“ „Das waren doch edle Geschenke.“ „Auf den ersten Blick schon. Aber Vater hat die Tiere darauf trainieren lassen, dass sie nur auf menschliche Frauen anspringen.“ „Was für eine miese Drecksau!“ „Es geht noch weiter.“, sagte Sylvie de la Richardais. „Was geschah noch?“ „Um dafür zu sorgen, dass Claire und ich uns seinem Willen zu keinem Zeitpunkt widersetzen, hat Vater uns beide mehrfach vergewaltigen lassen. Er hat sogar in seinem Testament festgelegt, dass weder meine Schwester noch ich jemals aufhören dürfen mit Hunden oder, wie in meinem Fall, mit Pferden zu poppen.“ „Was würde passieren, wenn Sie beide es täten?“ „Wir würden alles verlieren und vor dem Nichts stehen.“ „Nun gut. Was Sie persönlich anbelangt, werden Sie wohl außen vor bleiben. Aber Claire muss für ihre Verbrechen gegenüber Napoleon bezahlen. Sofern Sie ihn wirklich sexuell missbraucht hat.“ „Natürlich hat sie das.“

Zurück im Hotel zerbrachen Jelena und ich uns die Köpfe. „Was sollen wir jetzt machen, Jelena?“ „Erst mal müssen wir die Geschichte von Sylvie de la Richardais überprüfen. Wir sollten mit diesem Rochefort sprechen. Und vielleicht auch mit Claire de la Richardais.“ „Fangen wir beim Sekretär an.“ „Wäre auch mein Vorschlag gewesen.“ Jelena und ich meldeten uns bei Serge Rochefort und baten ihn für den folgenden Morgen zum Gespräch in unser Hotel.

Am nächsten Morgen kam der Sekretär der beiden Schwestern bei uns 102

vorbei. Wie uns Serge Rochefort berichtete, war er nur widerwillig gekommen. Erst als Sylvie de la Richardais ein Machtwort gesprochen und mit Entlassung gedroht hatte, war er angetrabt. „Also, was wollen Sie von mir hören?“, fragte er ungehalten. „Die Wahrheit. Sylvie de la Richardais hat uns gestern ihre und die Geschichte ihrer Schwester Claire erzählt. Es ist für uns schwer vorstellbar, dass ein Vater seine beiden Kinder so schäbig behandelt, und ihnen nicht erlaubt, ein normales Leben zu führen.“ „Dennoch ist die Geschichte wahr. Der alte Comte hat mich persönlich dafür angestellt, dass ich dafür Sorge trage, dass seine Töchter seinen letzten Willen buchstabengetreu umsetzen.“

„Und wie läuft das so ab?“ „Ich habe für Sylvie de la Richardais ein Gestüt besorgt. Die Herde besteht aus 4 Stuten und drei Hengsten. Nur einem der Hengste ist es vergönnt, ein normales Leben zu führen, da er für die Zucht benötigt wird.“ „Für Hengste, deren Schwänze sich die Gräfin zwischen die Beine klemmt.“, sagte Jelena. „Ja, so ist es.“ „Nehmen wir an, die beiden Schwestern würden von einem Tag auf den anderen, den letzten Willen ihres Vaters nicht mehr erfüllen. Was wäre dann?“ „Dann würde das gesamte Vermögen, das Chateau eingeschlossen, an mich fallen. Sehen Sie, ich bin nicht nur als Sekretär, sondern auch als Vermögensverwalter eingestellt. Ich könnte die beiden Schwestern eiskalt lächelnd auf die Straße setzen.“ Jelena schaltete sich ein. „Und wenn die Gräfinnen Sie von Ihren Pflichten entbinden würden?“, fragte sie. „Das ist unmöglich. Mein Arbeitsverhältnis gilt auf Lebenszeit. Es endet erst mit meinem Tod, oder dem von Sylvie und Claire de la Richardais.“ Das heißt, die beiden Geschwister haben keine Möglichkeit diesen Teufelskreis zu durchbrechen.“ „Leider.“

„Hören Sie, Mr. Rochefort. Gegen Sylvie de la Richardais werden wir nicht vorgehen. Ihre Schwester Claire werden wir den Behörden ausliefern und sie wegen Tierquälerei anklagen.“ „SIND SIE VERRÜCKT?! Wollen Sie die beiden Schwestern zugrunde richten?“ „Wir können darauf leider keine Rücksicht nehmen. Claire de la Richardais hat sich der Tierquälerei schuldig gemacht. Vielleicht können wir den Richter dazu überreden, den letzten Willen des Vaters für nichtig zu erklären. Ich werde meine Schwester Samantha kontaktieren. Mal sehen was sie dazu sagt.“ „Es steht Ihnen frei, das zu tun, Monsieur MacLain. Aber eines ist sicher, wenn der letzte Wille des Vaters durch ein Gericht gekippt wird, dann gibt das einen riesigen Skandal, der den Schwestern unter Umständen zum Verhängnis werden könnte.“ „Es gibt so oder so einen Skandal. Spätestens dann, wenn Claire de la Richardais auf der Anklagebank sitzt.“

Nach dem Gespräch mit dem Sekretär rief ich meine Schwester Samantha an. „Was gibt’s Bruderherz?“ „Sam, Jelena und ich brauchen dich hier in Frankreich. Es gibt ein Problem, bei dem wir deine Hilfe brauchen.“ „Schieß los.“ „Ich kann dir das nicht in 5 Minuten am Telefon zusammenfassen. Komm bitte so schnell du kannst. Ich versuche, die entsprechenden Dokumente zu beschaffen.“ „Na schön, ich komme zu euch. Wo finde ich euch?“ „Im Hotel „La Chabossiere“ in Montbizot.“ „In Ordnung. Ich werde Camille mitbringen. Ich kann sie jetzt nicht alleine lassen.“ „Von mir aus. Aber seid vorsichtig.“, warnte ich meine Schwester. 103

Es dauerte noch zwei weitere Tage, bis meine Schwester Samantha in Montbizot eintraf. Auch sie hatte im Hotel, in dem wir abgestiegen waren, ein Zimmer gemietet. Jelena hatte den Notar ausfindig gemacht, der das Testament des Comte de la Richardais verwaltete. Sylvie und ihre Schwester Claire hatten eine Schweigepflichtentbindung unterschrieben und ihn bevollmächtigt uns die Dokumente als Kopie auszuhändigen.

Meine Schwester wollte sich gerade das Testament durchlesen, als ein bordeauxroter Aston Martin DB9 auf dem Parkplatz des Hotels parkte. Claire de la Richardais stieg aus und kam zu uns. Camille bemerkte, dass sie geweint hatte und zupfte Jelena am Zipfel ihre Paillettenkleides. „Was ist?“, fragte meine Partnerin. Camille gab ihr ein Zeichen, dass sie ihr etwas ins Ohr flüstern wollte. Jelena beugte sich vor und Camille flüsterte ihr ins Ohr, was ihr bei Sylvies Schwester aufgefallen war.

„Was können wir für Sie tun, Madame la Comtesse?“, fragte ich höflich. „Ich bin auf dem Weg zur Polizei, um mich zu stellen. Aber vorher wollte ich Ihnen den Rest unserer Geschichte erzählen. Ich halt es einfach nicht mehr aus.“ „Bitte.“ „Zuerst sollte ich besser damit anfangen, indem ich Ihnen sage, wer Serge Rochefort in Wirklichkeit ist. Er ist nicht unser Sekretär, sondern unser Vater. Sein richtiger Name ist Comte Etienne de la Richardais.“

Uns allen klappte der Unterkiefer runter. Doch Samantha fing sich als erste. „Sie müssen ihren Vater ja sehr hassen.“ „Nicht nur ich. Meine Schwester Sylvie genauso. Er soll elendiglich krepieren.“ „Was ist genau passiert?“, fragte Jelena. „Als wir beide 4 Jahre alt waren, mussten wir mit ansehen, wie unsere Mutter zuerst mit einem Pferd und danach mit einem Hund Sex hatte. Jedes mal wenn wir wegsehen wollten, hat uns Vater mit dem Handrücken ins Gesicht geschlagen und gesagt: „Nicht wegsehen! Ihr müsst wissen, wie man das macht!“.“ „Und Ihre Mutter?“ „Vater hat sie umgebracht, als sie sich seinem Willen nicht mehr unterwerfen wollte. Wir waren gerade 19 geworden.“ „Wie ging es weiter?“ „Danach hat Vater zwei Triebtäter angeheuert, die uns mehrfach vergewaltigt haben.“

Das, was uns Claire de la Richardais erzählte, erschütterte uns innerlich. „Seinen Tod hat Vater nur vorgetäuscht und die Figur des Serge Rochefort ins Leben gerufen, damit die Behörden keinen Verdacht schöpfen. Nun wissen Sie alles. Ich gehe dann zur Polizei. Au revoir.“

Samantha sah soch die Dokumente an, dann schüttelte sie den Kopf. „Unfassbar. Wie niederträchtig und gemein muss ein Vater sein, der seinen Kindern die Hölle auf Erden aufzwingt.“ „Was meinst du Sam, wie stehen die Chancen, das Testament vor Gericht zu kippen?“ „Das Ding kriegen wir gekippt. Kein Richter, der auch nur das kleinste Fünkchen Verstand besitzt, wird dieses Testament für legal erklären.“ „Zumal der Urheber in Wirklichkeit unter falschem Namen ja noch am Leben ist.“ „Eben. Aber sag Serge Rochefort mal, dass das Testament nichtig ist.“ „Apropos. Da kommt er auch schon.“, sagte Jelena. 104

„Können Sie beide einen Augenblick Ihrer kostbaren Zeit für mich erübrigen?“, fragte er ohne Umschweife. „Worum geht es?“ „Claire de la Richardais will sich der Polizei stellen.“ „Eine weise Entscheidung.“ „Ich kann und werde diese Entscheidung auf gar keinen Fall gutheißen. Der letzte Wille des Comte de la Richardais muss erfüllt werden. Um jeden Preis.“ „Da sind wir anderer Meinung.“, sagte Jelena kühl. „Wie bitte?“ „Sie haben richtig gehört, Mr. Rochefort. Ich habe die Dokumente eingesehen und eingehend geprüft. Dieses Testament hält vor keinem Gericht stand.“ „Das ist jetzt nicht Ihr Ernst, Madame...“ „MacLain. Samantha MacLain. Paul MacLain, der Herr mit der dunkelbraunen Lederjacke ist mein Bruder.“

„Sie haben ja keine Ahnung, wie viel auf dem Spiel steht.“ „Es steht in der Tat eine Menge auf dem Spiel. Aber für SIE. Sie haben Angst, ihre Töchter könnten sich Ihrer Kontrolle entziehen, Monsieur le Comte.“ „WAS?“ „Haben Sie ernsthaft geglaubt, Sie können uns mit diesem billigen Trick reinlegen?“, fragte Jelena kalt. „Ich weiß beim besten Willen nicht, worauf Sie hinaus wollen.“ „Ich denke, es ist leicht, Ihre wahre Identität zu enthüllen. Fangen wir mit dem Auffälligsten an. Dem Ring an ihrem linken Ringfinger. Das ist definitiv ein Siegelring. Außerdem kann sich ein gewöhnlicher Sekretär keine maßgeschneiderten Anzüge von Gucci oder Joop leisten. Nicht nur ihre piekfeine Garderobe verrät den Edelmann. Es ist ihre ganze Erscheinung. Nur ein Graf tritt so selbstbewusst auf, wie Sie es tun. Sie sind es gewohnt, dass Sie kriegen, was Sie wollen. Ein Sekretär würde eher katzbuckeln.“ „Wer hat Ihnen meine wahre Identität verraten?“ „Es war Ihre Tochter Claire, bevor sie zur Polizei gefahren ist. Sie hat uns alles erzählt.“

Der Graf ließ sich in einen der Liegestühle fallen und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. „Verraten.“, sagte er. „Meine eigenen Kinder haben mich verraten.“ „Warum haben Sie Ihrer Frau und ihren Kindern diese Grausamkeiten angetan?“ „Meine Frau wollte mich nach der Geburt von Sylvie und Claire verlassen und die Kinder mitnehmen. Das konnte ich unmöglich zulassen. Also habe ich sie gezwungen, mit ihrem Hengst Diablo und ihrem Schäferhund-Rüden Hector zu schlafen. Als die Kinder älter und auch reifer wurden, habe ich Sylvie zu Robespierre und Claire zu Lovemachine gesperrt. Ich hab das ganze gefilmt und gedroht es zu veröffentlichen, sollten sich meine Frau und meine Töchter mir weiterhin widersetzen. Irgendwann hatte Elaine dann die Schnauze voll, und wollte fliehen. Da bin ich ausgerastet. Ich hab sie betäubt und bin mit ihrem Auto zu einem nahegelegenen See gefahren. Ich habe Elaine auf den Fahrersitz gesetzt und sie angeschnallt. Dann habe ich die Handbremse gelöst und den Wagen in den See rollen lassen. Gott was habe ich mich gefreut, als ich die Rückleuchten des Autos in den Fluten versinken sah.“

„Sie sind wirklich geistesgestört. Leute wie Sie dürfen nicht frei rumlaufen. Sie werden für das büßen, was Sie angerichtet haben. Dafür werde ich sorgen, Sie Monster.“, sagte Samantha. „Niemand widersetzt sich meinem Willen. Meine Frau hat dafür mit ihrem Leben bezahlt. Und meine Tochter Claire wird ebenfalls sterben. Ich gehe jetzt zur Polizei und töte sie.“ „Sie gehen nirgendwo hin.“, sagte ich und richtete meine Walther auf den Grafen. Jelena hatte ihre Makarow in der Hand und zielte ebenfalls auf ihn. 105

Der Comte de la Richardais blickte mit vor Entsetzen aufgerissenen Augen vom einen zum anderen. „Sie kommen aus dieser Nummer nicht mehr raus, Monsieur le Comte. Wer gibt Ihnen das Recht, ihren Töchtern ein normales Leben vorzuenthalten?“ „Meine Töchter sind für die Männer dieser Welt nicht gut genug. Sie taugen höchstens zum Tiere ficken.“ In diesem Augenblick kam die Polizei. Auf Geheiß von Claire de la Richardais nahmen die Flics den Grafen selbst fest. „Ich hoffe nur, dass sie dich im Gefängnis verrotten lassen, Vater. Ich hasse dich für das, was du Maman, Sylvie und mir angetan hast. Dir ging es doch nur um deine eigenen Interessen. Wir waren dir doch völlig egal.“ „Untersteh dich, vor Gericht auszusagen, was du nicht mit mir abgesprochen hast. Du wirst nur das sagen, was ich vorgebe.“ „Ich werde nicht schweigen, Vater. Ich werde alles erzählen. Und ich werde kein Detail auslassen. Sylvie wird ebenfalls aussagen, darauf haben wir uns geeinigt. Du wirst uns nichts mehr verbieten. Nicht heute und nicht irgendwann.“ „DU VERRÄTERIN! Warte nur, bis aus dem Knast wieder draußen bin, dann bringe ich dich und deine Schwester um. NIEMAND HINTERGEHT MICH, UND KOMMT UNGESTRAFT DAVON!“, sagte der Comte.

„So jetzt hab ich mir den Schwachsinn ja wohl lange genug angehört. Kenn viele, die was im Kopf haben. Aber was du hier treibst, in deinem krankhaften Wahn, übertrifft alles was ich kenne.“ „Wie meinen Sie das?“ „Zuerst hast du dich deiner Frau entledigt, weil sie frei sein wollte. Dann hast du deinen Töchtern ein normales Leben vorenthalten, du ausgekotzter Spargel. Und deshalb werde ich mit dir hier schon abrechnen, denn für dich wär schon die Luftfracht nach Deutschland zu schade.“

Nach nur einer Woche machte man dem Grafen den Prozess. Seine Töchter sagten umfassend aus und sorgten so dafür, dass ihr Vater für den Rest seines Lebens eingesperrt blieb. Zuerst musste er 15 Jahre im Zuchthaus verbringen. Danach sollte er in eine geschlossene Irrenanstalt verlegt werden. Außerdem musste Etienne de la Richardais unserer Klientin ein Schmerzensgeld in Höhe von 500.000 Euro und eine Entschädigung in Höhe von 850.000 Euro zahlen.

Wir waren gerade eine Woche wieder zu Hause, als es an der Tür klingelte. Ich öffnete. Es waren die Zwillinge. Nachdem ich sie hereingebeten hatte, kamen sie gleich zur Sache. „Wir wollten uns noch einmal bei Ihnen und Madame Romanova bedanken.“ „Wofür?“ „Nun ja, Sie haben uns nicht angezeigt, sondern haben darauf verzichtet. Wir sind als freie Menschen aus dem Gerichtssaal raus.“ Das freut mich zu hören.“ „Meine Schwester und ich haben Ihnen beiden je 125.000 Euro überwiesen.“ „Ich weiß diese noble Geste durchaus zu schätzen. Aber falls Sie meine Partnerin Jelena suchen, sie hat jetzt ihr eigenes Apartment hier im Haus.“ „Wie halten Sie es bloß so alleine hier in dieser Wohnung aus?“ „Ich komm damit zurecht.“ „Eine Frage, Monsieur MacLain.“ „Die da wäre?“ „Wir würden gerne mal mit einem Mann Sex haben. Würden Sie sich als Versuchskaninchen zur Verfügung stellen?“ „Warum nicht?“

Ich hatte ja schon so einiges erlebt, aber diese heiße Nacht mit den Zwillingen würde ich wohl nie vergessen. Ich will jetzt nicht ins Detail gehen, denn ein 106

Gentleman genießt und schweigt. Doch ich hatte mir und Jelena das Wohlwollen zweier mächtiger Frauen gesichert. Solange Sylvie und Claire de la Richardais uns die Stange hielten, würde es niemandem gelingen uns an den Karren zu pissen. 107



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