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Paul MacLain der Privatschnüffler

Ein ehemaliger SAS-Offizier als Privatdetektiv
von

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9. Fall - Die entführte Bankierstochter

9. Fall – Die entführte Bankierstochter

Zwei Wochen, nachdem wir in Frankreich einer Hundezüchterin aus der Patsche geholfen und einen durchgeknallten Adligen aus dem Verkehr gezogen hatten, wartete unser sechster gemeinsamer Fall auf mich und Jelena. Er sollte uns nach Dänemark führen. Es regnete mal wieder in Strömen, als Jelena und ich im Büro saßen. Das Telefon klingelte.„Detektivbüro MacLain – Romanova, Sie sprechen mit Jelena Romanova.“, meldete sich Jelena. „Hier spricht Magnus Olson. Mein Name wird Ihnen und ihrem Partner Paul MacLain wahrscheinlich nicht viel sagen. Ich bin Direktor bei einer Dänischen Bank, der Jyske Bank mit Sitz in Silkeborg. Ich bin gerade in Frankfurt am Main und bräuchte Ihre Hilfe.“ „Um was geht es, Mr. Olson?“ „Zwei Tage vor meiner Abreise aus Kopenhagen habe ich einen Brief erhalten. Den Rest würde ich Ihnen beiden lieber persönlich erzählen.“ „Wann können Sie bei uns im Büro sein?“ „In 10 Minuten.“, sagte Magnus Olson.

Um 10:30 Uhr klingelte es an der Tür zu unserem Büro. Jelena betätigte den Türöffner. Der Mann der eintrat, war 1,86 m groß und besaß einen athletischen Körperbau. Magnus Olson war 65 Jahre alt und hatte weiße Haare und einen weißen Schnurrbart. Seine stechenden blauen Augen, die in einem runden Gesicht ruhten, waren voller Sorge. Die schmalen Lippen waren zusammen gekniffen, was von innerer Anspannung zeugte. Seine fette Knubbelnase wollte so gar nicht zu seinem Gesicht passen. Die Nasenflügel bebten vor Aufregung. Bekleidet war Magnus Olson mit einem schwarzen Anzug, einem weißen Hemd, schwarzen Socken und schwarzen Lackschuhen. Dazu trug er eine rote Krawatte und auf dem Kopf eine Melone.

„Bitte nehmen Sie Platz, Mr. Olson.“, sagte ich. „Danke.“ „Sie sagten vorhin am Telefon, dass Sie vor zwei Tagen einen merkwürdigen Brief erhalten haben. Dürfen wir ihn sehen?“ „Natürlich.“ Magnus Olson gab uns einen Briefumschlag. Ich erkannte anhand der Beschaffenheit, dass der Absender doch über ein ordentliches Vermögen verfügen musste. Doch mir fiel noch eine weitere Besonderheit auf. Eine leichte Parfümnote. „An dem Umschlag ist eine leichte Parfümnote. Kannst du den Duft herausfinden Jelena?“ „Gib mal her.“ Ich gab meiner Partnerin den Umschlag und sie roch daran. „Eindeutig. Das ist ein Parfüm aus der Kollektion von Christina Aguilera. Es heißt „By Night.“ „Kennen Sie jemanden, der dieses Parfüm benutzt, Mr. Olson?“ „Ja. Meine ehemalige persönliche Assistentin Pernille Eklund.“

Ich hatte mir den Brief näher angesehen. Er war aus Buchstaben zusammengesetzt, die aus verschiedenen Tageszeitungen ausgeschnitten waren. „Zahlen Sie 850 Millionen dänische Kronen oder ihre Tochter stirbt.“, war dort zu lesen. „Was geschah dann?“, fragte Jelena. „Am Tag meiner Ankunft hier in Frankfurt erhielt ich einen Anruf. Die Rufnummer war unterdrückt. Die Stimme, die sich meldete, war eine tiefe Männerstimme. Aber ich hatte das Gefühl, dass etwas nicht gestimmt hat.“ „Dann hat der Anrufer einen Stimmenverzerrer benutzt. Was hat er oder sie gesagt?“ „Er hat gesagt: „Es geht Ihrer Tochter gut. Und das wird auch so bleiben, wenn Sie sich an die Spielregeln halten.“ Ich habe gefragt, was gemeint ist, aber 108

ich wurde rüde unterbrochen. „Sprechen Sie nicht! Hören Sie zu! Wir warnen Sie! Keine Dummheiten! Und gehen Sie auf gar keinen Fall zur Polizei! Sonst sehen Sie ihre Tochter als Leiche wieder!“ Danach hat er aufgelegt. „Klingt nach einer Entführung.“, sagte Jelena. „Es passt alles zusammen. Die Lösegeldforderung, der Drohanruf. Mich würde interessieren, welche Rolle Pernille Eklund in dieser Angelegenheit spielt.“ Bevor Magnus Olson antworten konnte, klingelte dessen Smartphone.

„Magnus Olson.“, meldete sich unser Gast. „Moment ich brauch was zum Schreiben. Ich leg sie auf den Lautsprecher. Ja, ich bin nicht bei der Polizei. Wo ich bin? Das geht Sie einen Scheißdreck an!“, sagte Magnus Olson und aktivierte den Lautsprecher seines Mobiltelefons. Ich gab ihm einen Kugelschreiber und ein Blatt Papier. „Ich höre.“ „Ich gebe Ihnen jetzt die Bedingungen für die Übergabe des Lösegeldes durch. Ort und Zeit erhalten Sie separat.“ „Ich nehme an, Sie wollen alles auf einmal.“ „Wir sind doch keine Unmenschen. Fürs erste begnügen wir uns mit 1,5 Millionen Euro. Sie haben das Geld in zwei Reisetrollis bereitzustellen. Ein Kurier wird die Koffer zu Ihnen nach Hause liefern.“ Die Verbindung wurde unterbrochen. „Was meinst du, Jelena?“ „Wenn wir uns preislich einigen können, übernehmen wir den Fall.“ „Ich wäre bereit eine Million Euro für die Freiheit meiner Tochter auf den Tisch zu legen.“ „Deal.“, sagte ich.

Am nächsten Tag waren wir reisefertig. Samantha, meine jüngere Schwester brachte uns zum Flughafen. Wir gaben unsere Koffer auf und gingen zur Sicherheitsschleuse. Samantha begleitete uns und verabschiedete sich dann. „Kommt gesund nach Hause. Diese Entführerbande ist zu allem entschlossen.“, sagte sie. „Nu mach dir mal nicht ins Hemd. Für die Verbrecher wird die Luft eher bleihaltig.“ „Da wäre ich mir nicht so sicher, Jelena. Wer eine Entführung begeht, der ist bis zum äußersten entschlossen. Allein schon die Tatsache, dass Magnus Olson auf die Frage nach seinem Aufenthaltsort mit „Das geht Sie einen Scheißdreck an“, geantwortet hat, hat bei den Entführern sämtliche Alarmglocken schrillen lassen. Die werden jetzt jede Detektei in Europa abklappern und irgendwann auf euch stoßen. Und dann ist für die Tochter von Magnus Olson endgültig Feierabend.“

Um 7:50 Uhr startete unsere Maschine in Richtung Kopenhagen, wo wir um 9:10 Uhr auf dem Københavns Lufthavn landeten. Nachdem wir unser Gepäck geholt hatten, sahen wir uns nach einer Autovermietung um. Bei Sunny Cars wurden wir dann fündig. Wir entschieden uns für einen 2018er Honda Accord Sport. Der Wagen hatte den 2-Liter-Motor mit 252 PS und das 6-Gang-Schaltgetriebe. Lackiert war der Honda in San Marino Rot und besaß die 19-Zoll-Alloy-Felgen im Chrom-Look. Der Innenraum war mit schwarzem Stoff verkleidet.

Vom Flughafen in Kopenhagen fuhren wir über zuerst über die E20 und dann auf der Route 21 nach Roskilde. Um 9:58 Uhr fuhren wir auf dem Parkplatz des Hotels Comwell Roskilde vor. Für dieses Hotel hatten wir uns bei der Buchung unserer Reise entschieden. Das Empfangsgebäude war ein Flachdachbau aus Glas und 109

Beton. Der Eingangsbereich war mit einem halbrunden Stahldach überdacht, das am unteren Ende einem Trichter ähnelte. Als wir mit unseren Koffern die Empfangshalle betraten, blickte uns der Concierge irritiert an. „Ich will nicht unhöflich erscheinen, aber mit wem habe ich das Vergnügen?“, fragte er mit einem leicht hochnäsigen Unterton in der Stimme. „Paul MacLain und Jelena Romanova. Wir haben reserviert.“ Der Concierge sah in seinem System nach. „Ah ja! Da haben wir was. Paul MacLain und Jelena Romanova. Zimmer 202. Ihre Schlüssel.“

Wir bezogen unser Zimmer und räumten unsere Koffer aus. Als wir unsere Kleidung in die Schränke geräumt hatten, gingen wir unter die Dusche und machten uns frisch. Um 18:00 Uhr gingen wir ins Restaurant unseres Hotels essen. Nach dem Abendessen trafen wir noch zufällig eines der Zimmermädchen. Offenbar hatte sie mitbekommen, dass wir aus beruflichen Gründen hier waren, und für wen wir arbeiteten. Denn sie sprach uns direkt an. „Trifft es vielleicht zu, dass Sie für Magnus Olson arbeiten?“, fragte sie. „Wir äußern uns grundsätzlich nicht zu unseren Klienten. Diskretion.“ „Verstehe. Ich habe einen Tipp für Sie beide. Sie werden für diesen Fall wahrscheinlich auf die Kenntnisse eines pensionierten Polizisten zurückgreifen müssen. Sein Name ist Fleming Poulsen. Er kennt sich in der dänischen Unterwelt aus, wie kein zweiter.“ „Wo finden wir ihn?“ „In Mulligans Irish Pub. Sagen Sie ihm Emilia hätte Sie geschickt.“

Später am Abend hatten Jelena und ich Mulligans Irish Pub aufgesucht. Von Fleming Poulsen war jedoch noch nichts zu sehen. „Er kommt so gegen 21:30 Uhr.“, sagte der Barkeeper. Wir entschieden uns, uns ein bisschen umzusehen. Jelena nahm den Bühnenbereich näher in Augenschein, während ich den Eingangsbereich und den Barbereich, sowie die Lounge im Auge behielt.

Pünktlich um 21:30 Uhr kam Fleming Poulsen. Er war nicht zu übersehen, hatte er sich doch für ein sehr schrilles Outfit entschieden. Der ehemalige Polizist trug einen grünen Anzug, ein weißes Hemd ohne Krawatte, weiße Socken und schwarze Herrenschuhe. Ich versuchte mein Glück. „Mr. Poulsen? Emilia hat uns zu Ihnen geschickt.“, sagte ich so freundlich wie möglich. „Dann sind Sie Paul MacLain.“ „Sehr richtig. Dann dürften Sie sicherlich auch wissen, dass die Lady in Red meine Partnerin Jelena Romanova ist.“ „Das weiß jeder in der Stadt. Sie arbeiten für meinen alten Freund Magnus Olson, wie ich hörte.“ „Das tun wir. Wo können wir ungestört reden?“ „Dort drüben in der Ecke. Folgen Sie mir.“

Später fühlten Jelena und ich Fleming Poulsen etwas auf den Zahn. „In welchem Verhältnis stehen Sie zu Emilia?“, fragte Jelena. „Sie ist meine Enkelin.“ „Verstehe. Emilia sagte, dass Sie uns helfen könnten, da Sie die dänische Unterwelt wie kein zweiter kennen.“ „Emilia übertreibt etwas. Aber ich kenne ein Gaunertrio, das sich zur Ruhe gesetzt hat, und ab und an mal für mich arbeitet.“ „Und wer sind die drei?“ „Hier in Dänemark kennt man sie als die „Olsen-Bande“.“ „Wieso Olsen-Bande?“, wollte Jelena wissen. „Weil das Trio nach seinem Anführer Egon Olsen benannt ist.“ „Aus wem besteht die Olsen-Bande denn nun genau?“ „Wie gesagt aus Egon Olsen. Und dann sind da noch seine beiden Freunde Benny Frandsen und 110

Kjeld Jensen.“ „Wie verlässlich sind diese drei Gauner a. D.?“ „Was Egon Olsen angeht, auf den kann man sich verlassen. Anlass zur Sorge bieten eher Benny und Kjeld. Die zwei sind richtige Tumbmeister.“ „Wie meinen Sie das, Mr. Poulsen?“, hakte Jelena nach. „Nun ja, wenn man es genau betrachtet, hat Egon Olsen seine ganzen Aufenthalte im Knast seinen Freunden Benny und Kjeld zu verdanken.“ „Worauf wollen Sie hinaus?“ „Egon Olsen hatte sich die genialsten Pläne ausgedacht. Das diese dann letzten Endes schief gingen, war der Blödheit von Benny und Kjeld zu verdanken. Und Egon war derjenige, der es ausbaden durfte.“

Am nächsten Morgen trafen wir uns nach dem Frühstück mit Magnus Olson, unserem Klienten. „Die Ratschläge von Fleming Poulsen sind meistens Gold wert. Aber ich habe massive Bedenken, was die Anheuerung der Olsen-Bande angeht.“, sagte Mr. Olson. „Was ich Ihnen auch nicht verdenken kann, denn diese drei Gentlemen waren in ihrem früheren Leben ja selbst Gauner.“ „Eben. Und das ist es, was mir so ein ungutes Gefühl bereitet. Auf der anderen Seite, sind Egon, Benny und Kjeld, vielleicht die einzige Hoffnung, das Versteck ausfindig zu machen, wo man meine Tochter Brit gefangen hält.“ „Haben Sie ein Foto von ihrer Tochter?“ „Ja. Aber warum fragen Sie, Mr. MacLain?“ „Falls es zu einer Schießerei kommt, will ich nicht auf die Geisel schießen.“ „Das leuchtet ein.“, sagte Magnus Olson und legte ein Foto seiner Tochter auf den Tisch.

Auf dem Bild war eine wunderschöne junge Frau mit langen schwarzen Haaren zu sehen, die offen getragen bis zur Armbeuge reichten. Dazu kam ein schlanker, sexy Körper mit prallen Brüsten. Das hübsche ovale Gesicht mit der schmalen Nase und den schmalen, aber dennoch sinnlichen Lippen hatte noch eine Besonderheit: Ein Paar mandelförmiger Augen. Bekleidet war die Bankierstochter mit einem schwarzen Miniträgerkleid, das oberhalb ihrer Oberweite einen Ausschnitt besaß und einen Blick auf die üppigen Brüste gewährte. Dazu kamen ein Paar schwarzer halterloser Nylonstrümpfe und ein paar schwarze High Heels. Zugegeben, diese Frau war der Hingucker, wie ich zugeben musste. „Ihre Tochter ist attraktiv. Wäre das vielleicht der Grund, warum man ausgerechnet sie entführt hat?“ „Vielleicht. Aber was mir persönlich wichtig ist, ist dass Sie beide bald zuschlagen.“ Ich hob meine linke Hand um Magnus Olson zu unterbrechen. „Vorsicht. Wir müssen mit Bedacht vorgehen, damit wir die Kidnapper nicht unnötig warnen. Wir müssen das Überraschungsmoment bis zum Show Down am Schluss auf unserer Seite haben. Wenn wir übereilt handeln, geht vielleicht was schief und Sie sehen ihre Tochter wirklich als Leiche wieder. Wollen Sie das?“, sagte ich. „Nein. Aber mit jedem Tag, der vergeht, werde ich nervöser.“ „Ich möchte Sie noch einmal darauf hinweisen, dass unsere bisherigen Erfolge, stets das Resultat einer gut ausgearbeiteten Planung waren.“

Nach dem Gespräch mit Magnus Olsen suchten wir Fleming Poulsen auf. Wir hatten uns mit unserem Klienten darauf geeinigt, die Hilfe der Olsen-Bande in Anspruch zu nehmen. Magnus Olson wollte Egon Olsen und dessen Freunden Benny und Kjeld eine Summe von 550.000 Euro zahlen. Wir trafen den pensionierten Polizeibeamten in einem Cafe´ in Roskildes Innenstadt. 111

„Gut, dass mein alter Freund eingesehen hat, dass es klüger ist, Egon Olsen und seine beiden Spezis mit einzubeziehen. Und bei einer Summe von 550.000 Euro wird selbst ein Egon Olsen nicht „Nein“ sagen.“ „Das mag zwar alles sein. Aber bisher haben wir uns noch nicht mit Pernille Eklund, Mr. Olsons ehemaliger persönlicher Assistentin befasst. Wissen Sie etwas über die Dame?“, fragte Jelena vorsichtig. „Nein. Aber Egon Olsen bestimmt. Es gibt nichts, was er nicht herausfinden könnte.“

Später am Abend saßen wir in der Cocktailbar unseres Hotels und tranken eine Kleinigkeit. Mir fielen drei Männer auf, die die Bar betreten hatten. Ihr Anführer war 1,64 m groß und hatte ein rundes Gesicht mit braunen Augen, einer etwas breiteren Nase und schmalen Lippen. Kein Zweifel, das musste Egon Olsen sein. Bekleidet war er mit einem schwarzen Nadelstreifenanzug, einem weißen Hemd, schwarzen Socken und schwarzen Lackschuhen. Auf dem Kopf trug er eine graue Melone und dazu eine rot-weiße Krawatte mit schwarzem Karomuster. Auffällig war jedoch die Zigarre, die in seinem Mund steckte.

Der erste seiner beiden Begleiter war 1,74 m groß und hatte einen ordentlichen Bierbauch. Er hatte ein rundes, etwas aufgedunsenes Gesicht mit braunen Augen, einer breiten Nase und kurzen wulstigen Lippen. Seine lockigen Haare waren unter einem hellgrauen Krempenhut verborgen. Bekleidet war er mit einem gelb-braun karierten Sakko, einem pinkfarbenen Hemd, gelben Socken und schwarzen Lackschuhen. Das musste Benny Frandsen sein.

Der dritte im Bunde war dann wohl Kjeld Jensen. Er war 1,65 m groß und hatte ebenfalls einen ordentlichen Bierbauch. Die grauen Haare hatte er unter einer ockerfarbenen Baskenmütze verborgen. Auffällig war auch die Hornbrille, die die braunen Augen im runden Gesicht dieses Mannes unterstützte. Kjeld Jensens Nase war eher durchschnittlich. Die Lippen waren etwas länger, als die von Benny, aber auch nicht so wulstig ausgeprägt. Bekleidet war Kjeld Jensen mit einem hellbraunen Cord-Anzug, einem hellblauen Hemd mit einer schwarzen Fliege, schwarzen Socken und hellbraunen Wildlederschuhen. In der Hand hielt er einen Hebammenkoffer.

„Ich nehme an, Sie sind Paul MacLain und Jelena Romanova.“, sagte Egon Olsen. „Sie nehmen richtig. Setzen Sie sich doch.“ Egon, Benny und Kjeld setzten sich uns gegenüber. „Wenn uns Fleming Poulsen richtig informiert hat, arbeiten Sie beide als Privatdetektive. Stimmt das?“ „Privatdetektive?? Mordsmäßig gewaltig Egon.“ „Halt die Klappe, Benny.“ „Mr. Olsen, in diesen Fall ist eine Frau namens Pernille Eklund verwickelt. Wir wissen, dass sie die ehemalige persönliche Assistentin von Magnus Olson ist.“ „Das ist aber auch das einzige, was wir wissen.“, ergänzte Jelena. „Dann hat uns Herr Poulsen wohl richtig informiert. Na schön. Pernille Eklund hat tatsächlich mal für Magnus Olson gearbeitet. Aber sie ist keine Dänin. Pernille Eklund kommt aus Malmö und hat die schwedische Staatsbürgerschaft.“ „Was wissen Sie noch über Miss Eklund?“ „Sie ist 40 Jahre alt und ledig. Einen festen Freund hat sie nie gehabt. Dieser Umstand dürfte mit ihrer Alkoholsucht zusammenhängen.“ „Also eine Trinkerin.“ 112

„Eine handfeste. Sie trinkt jeden unter den Tisch, der den Fehler begeht, sich auf ein Wetttrinken mit ihr einzulassen.“, sagte Benny. „Hältst du mal den Mund, Benny.“ „Aber es stimmt doch, Egon.“ „Gentlemen, ich muss doch sehr bitten. Ich würde sagen, wir sollten zu unserem Fall zurückkommen. Haben Sie eine Idee, wie wir die Bande hochgehen lassen können?“, fragte Jelena. „Mit anderen Worten, Sie beide wollen die Entführer zu einer vorschnellen Aktion verleiten?“ „Das war unser Plan.“ „Wissen Sie, was eine Blüte ist?“ „Natürlich. Eine gefälschte Banknote.“ „Ich würde vorschlagen, dass wenn die Entführer die Hauptforderung stellen, wir die Reisekoffer mit Blüten vollpacken.“ „Die werden die Banknoten garantiert auf ihre Echtheit prüfen. Nur Amateure und blutige Anfänger sind nicht in der Lage eine Blüte von einem echten Geldschein zu unterscheiden. Und hier haben wir es mit Profis zu tun.“, sagte Jelena. Egon Olsen sah meine Partnerin misstrauisch an. „Woher wollen Sie das so genau wissen?“, fragte er und zog an seiner Zigarre. „Ich war bei den Speznas. Wir sind darauf spezialisiert, sämtlichen elektronischen Zahlungsverkehr zu überwachen und ganze Computernetzwerke lahm zu legen.“

„Mordsmäßig gewaltig, Egon.“, sagte Benny. „Deine Platte hängt, Benny.“ Jelena verdrehte entnervt die Augen. „Sie beide können sich wohl nicht besonders leiden.“, bemerkte sie spitz. Egon Olsen wollte zu einer Erwiderung ansetzen, doch ich schnitt ihm mit einer gebieterischen Geste das Wort ab. „Mr. Olsen, Mr. Frandsen. Es bringt uns nicht weiter, wenn Sie beide sich an die Gurgel gehen. Eine junge Frau wurde entführt und fürchtet nun um ihr Leben. Und Sie beide haben nichts besseres zu tun, als sich gegenseitig zu dissen.“, sagte ich. „Und da hat mein Partner nicht ganz unrecht. Sie haben uns zwar mit wertvollen Informationen über Pernille Eklund versorgt, aber ansonsten waren Sie keine wertvolle Hilfe. Das Dumme ist nur, dass Sie drei die einzigen Ex-Gauner sind, denen man halbwegs vertrauen kann.“ „Schon gut, schon gut. Nur wegen ein bisschen Gekappel brauchen Sie beide nicht gleich laut zu werden. Oder wollen Sie die ganze Bar unterhalten?“

Schließlich wurden wir uns dann doch irgendwie einig. Am nächsten Tag trafen wir uns mit dem ehemaligen Gaunertrio dann bei einer Autovermietung in Roskilde. Jelena und ich hatten Egon, Benny und Kjeld einen Subaru Levorg 1,6 GT Comfort in Lapis Blau mit Perleffekt besorgt. Der Japaner hatte die Ultaschalleinparkhilfe vorne und hinten, sowie Steinschlagschutzfolie für die Front, Sport-Endschalldämpfer sowie die 19-Zoll-Leichtmetallfelgen Kristallsilber. Dazu kam noch eine Dachbox mit 380 Liter Fassungsvermögen. Ferner gehörten das Beleuchtungskit Blau und der Teppichmattensatz Premium zur Ausstattung. Auch ein Reifenpannenset war enthalten.

Egon Olsen hatte es irgendwie geschafft 1,5 Millionen dänische Kronen aufzutreiben. Wie er das geschafft hatte, wollte er nicht verraten. Später am Tag trafen wir uns dann mit Magnus Olson. Dieser hatte zwei Reisetrollis der Firma RIMOWA dabei. Es handelte sich um das Modell Essential Lite Check In M. Einer der beiden Koffer war rot, der andere blau. Wir packten die Banknoten in die Koffer. 750.000 dänische Kronen pro Koffer. Wir waren gerade fertig, als das Smartphone des Bankiers klingelte. „Magnus Olson.“, meldete er sich. 113

„Es sind die Entführer.“, sagte er leise. „Legen Sie ihn wieder auf Lautsprecher.“ Unser Klient nickte. „Ich muss Sie auf Lautsprecher legen, damit ich mir die Bedingungen für die Übergabe notieren kann.“ Schließlich konnten wir alle die Stimme des Sprechers der Entführer hören. „Sie haben das Geld morgen Mittag am Rathausplatz auf einer Bank zu deponieren. Warten Sie dort. Und keine faulen Tricks.“ „Ich doch nicht.“ „Bei einem Mann ihres Kalibers weiß man nie so genau. Wenn Sie brav sind, dann lassen wir Sie ein paar Takte mit ihrer Tochter reden.“ „Darf ich sie wenigstens sehen, oder ist nur telefonischer Kontakt erlaubt?“ „Das hängt von Ihnen ab. Ich sage es noch einmal: Keine Dummheiten. Sonst stirbt ihre Tochter vor Ihren Augen.“

Am nächsten Tag waren wir um 12 Uhr am Platz vor dem Rathaus. Egon, Benny und Kjeld waren über ein Headset mit uns verbunden. Magnus Olson hatte die beiden Koffer auf einer Bank abgestellt und stand nun daneben. Keine fünf Minuten später hielt ein schwarzer Volvo V70 auf dem Platz. Der Mann, der ausstieg war 1,83 m groß und kräftig gebaut. Seine Augen hatte er hinter einer Sonnenbrille mit schwarzen Gläsern in einem goldenen Gestell verborgen. Seine Haare hatte er unter einem schwarzen Krempenhut verborgen. Sein rundes Gesicht mit der durchschnittlichen Nase und den kurzen, aber wulstigen Lippen verriet auch sonst keinerlei Gefühlsregung. Bekleidet war er mit einer schwarzen Hose, einem schwarzen Hemd und einem schwarzen Mantel, sowie schwarzen Socken und schwarzen Lackschuhen. „Ist da das Geld drin?“, fragte er. „Was denken Sie denn?“ „Ich sagte es doch schon: Einem Mann wie Ihnen kann man alles zutrauen.“

Also war dieser Hudson Hawk-Verschnitt der Anrufer. Die Tür auf der Beifahrerseite des Volvo öffnete sich. Ein Mann stieg aus. Er war 1,84 m groß und nicht ganz so kräftig gebaut, wie „Hudson Hawk“, wie ich den ersten Mann heimlich getauft hatte. Der zweite Mann besaß ein ovales Gesicht mit braunen Augen und dunkelbraunen Haaren. Seine schmalen Lippen wurden durch einen schwarzen Schnurrbart etwas stärker hervorgehoben. Auch die etwas breite Nase passte perfekt zu diesem Gesicht, mit dem leicht gebräunten Teint. Bekleidet war der Mann mit einem weißen Anzug, einem lila Hemd, schwarzen Socken und schwarzen Lackschuhen. „So sieht man sich wieder, Magnus alter Freund.“ „So enge Freunde sind wir auch wieder nicht, Erik.“ „Na schön, ganz wie du willst. Hast du das Geld mitgebracht?“ „Es steht da auf der Bank, wie von deinem Handlanger verlangt. 750.000 dänische Kronen pro Koffer.“ „Sehr gut. Und weil du dich an unsere Bedingungen gehalten hast, darfst du zur Belohnung 15 Minuten mit deiner Tochter alleine sein.“ Magnus Olsons Miene hellte sich auf. „Aber immer in Sichtweite eines meiner Bodyguards.“, sagte Erik. Schlagartig verdüsterte sich die Miene unseres Klienten.

Nachdem Magnus Olson von seiner Tochter Brit hatte Abschied nehmen müssen, verfrachtete Hudson Hawk die beiden Koffer in den Kofferraum des Volvo. Er stieg ein und schloss die Tür. Erik wartete noch. „Kommst du bald Boss? Wenn wir hier noch länger rumstehen, haben wir bald die Bullen an der Backe kleben.“ „Die Geschäfte rufen, Magnus. Laut und deutlich. Die nächste Übergabe findet in drei Tagen statt. Wann und wo sagen wir dir noch. Aber dieses Mal wollen 114

15 Millionen dänische Kronen. Wenn du wieder schön brav mitspielst, gewähre ich deiner Tochter einen Tag Freigang.“, sagte Erik und stieg in den Volvo.

„Wer war denn dieser Schnurrbartlümmel?“, fragte ich. „Das war Erik Albinus. Er war mal mein Geschäftspartner, bevor ich zur Jyske Bank kam. Ich hab mich dann aus dem gemeinsamen Geschäft zurückgezogen, als ich herausgefunden hatte, dass Erik unser Geschäft dazu benutzt, um illegales Geld zu waschen. Sie wissen ich meine.“ „Wir sind ja nicht aus Dummsdorf.“, sagte Jelena. „Was passierte dann?“ „Nach meinem Rückzug konnte sich Erik noch zwei weitere Jahre halten, ehe er das Geschäft aufgeben musste. Als er einen neuen Anlauf starten wollte, wurde er bei mir vorstellig und bat mich um einen Kredit.“ „Den Sie ihm verweigert haben.“ „Richtig. Ich habe gesagt, dass ich mit Kriminellen keine Geschäfte mache. Ich bin ein Ehrenmann und möchte nicht, dass der gute Ruf meiner Familie darunter leidet, dass ich Gaunern Kredite gewähre.“ „Ich hätte es nicht anders gemacht, wäre ich an ihrer Stelle gewesen.“, sagte ich. „Wann ist Mr. Albinus wegen dem Kredit bei Ihnen vorstellig geworden?“ „Vor drei Monaten.“

„Für mich stellt sich die Situation jetzt folgendermaßen dar. Erik Albinus braucht Geld um ein neues Geschäft zu eröffnen. Als er erfahren hat, dass Sie jetzt bei einer Bank arbeiten, ist er zu Ihnen gekommen, in der Hoffnung, dass Sie ihm einen Kredit gewähren würden.“ „Dieses Ansinnen haben Sie aber abgelehnt. Und jetzt versucht Ihr alter Kumpel, sich sein Startkapital von Ihnen zu holen, indem er Ihre Tochter entführt und ein Lösegeld erpresst.“, ergänzte Jelena. „Absolut richtig. Ich bin mittlerweile auch nicht mehr so von meiner harten Linie überzeugt. Meine Frau fleht mich tagtäglich an, doch lieber zu bezahlen, anstatt zwei Privatermittler anzuheuern, die Brit befreien sollen.“ „Sagen Sie Ihrer Frau, dass wir etwas von unserem Handwerk verstehen.“

Die nächsten Tage passierte wenig. Der Anruf der Entführer blieb aus. Hatte Erik Albinus etwa mit unserem Klienten gespielt? Der Verdacht drängte sich nahezu auf. Das Einzige was passiert war, war, dass der Kurier der Entführer mehrere große Trollis angeliefert hatte. Egon Olsen hatte auch diese Summe auftreiben können. Erneut hatte er verschwiegen, woher er das Geld hatte. Schließlich kam der lang ersehnte Anruf. Die Entführer verlangten, dass Magnus Olson das Lösegeld am darauffolgenden Tag um 13:30 Uhr auf einer Bank am Dom von Roskilde deponierte. Er selbst sollte wieder dort warten.

Am Tag X waren wir wieder am Übergabeplatz. Jelena und ich saßen in einem Cafe´ , während Egon, Benny und Kjeld im Subaru warteten. Um 13:30 Uhr erschien wieder der schwarze Volvo. Es war ein SUV vom Typ XC90. Nach der Übergabe des Lösegeldes fuhr der Volvo wieder weg. Brit Olson war in Roskilde geblieben, so wie es Erik Albinus versprochen hatte. Die Olsenbande jedoch hängten sich an den schwarzen Volvo und folgten ihm über die Landstraße 14 und dann weiter über die E20 und die E45 bis nach Aarhus.

Später am Abend kehrten die drei Ex-Gauner wieder zurück und 115

erstatteten uns Bericht. Egon Olsen zeigte uns den Weg auf der Straßenkarte. „Ich denke, dass die Entführer bald die Restmenge des Lösegeldes einfordern werden.“, sagte er. „Gibt es in Aarhus Industrieanlagen?“, fragte Jelena. „Ja. Aber die meisten sind alle noch in Betrieb. Aber es gibt eine ehemalige Textilfabrik, die seit einigen Jahren leersteht. Wenn die Entführer Brit Olson morgen abholen hängen wir uns wieder an sie ran. Erwarten Sie meinen Anruf.“

Am nächsten Tag wurde Brit Olson von den Entführern wieder abgeholt. Erik Albinus trat vor unseren Klienten. „Ich hoffe, du hast den Tag mit deiner Tochter genossen. Aber jetzt hör mir genau zu. Die Übergabe des restlichen Lösegeldes wird in Aarhus stattfinden. Hier in Roskilde sind wir schon zur Fahndung ausgeschrieben. Ich gebe dir eine Woche Zeit, um die Kohle zu beschaffen. Und wehe du versuchst irgendwelche krummen Dinger, dann ist Brit tot.“, sagte er. „Wir werden sehen, wer zuletzt lacht, Erik. Ich habe noch zwei Trümpfe im Ärmel, von denen du keine Ahnung hast. Und zu gegebener Zeit, werde ich meine Karten offen auf den Tisch legen.“ „Arroganz steht dir nicht, Magnus.“ „Und dir steht Größenwahn nicht.“

Später am Abend kehrte die Olsen-Bande zurück. Sie zeigten uns auf einem Stadtplan von Aarhus den exakten Standort des Verstecks, der Entführer. Wie es Egon Olsen vermutet hatte, hatten sich die Entführer in dem leer stehenden Fabrikkomplex verschanzt. Doch es galt jetzt so viele Blüten wie möglich aufzutreiben, um die restliche Summe von 834.850.000 dänischen Kronen aufzufüllen. Doch wir hatten Glück. In einem Zeitungsbericht einer lokalen Zeitung wurde von der Zerschlagung einer Geldfälscher-Bande berichtet. Man hatte Blüten im Wert von einer Milliarde dänischer Kronen sichergestellt.

Ich sprach mit dem Polizeichef von Roskilde und erläuterte ihm meinen und Jelenas Plan. Er hörte mir bis zum Ende zu ehe er sagte: „Normalerweise ist das gegen die Vorschriften, aber in diesem Fall haben Sie grünes Licht.“ Wie immer hatte der Kurier Reisekoffer für das Lösegeld zu den Olsons nach Hause geliefert. Doch zu unser beider Entsetzen, bestand Frau Olson darauf, dass unser Klient uns den Fall entzog. Sie drohte sogar mit Scheidung, sollte er sich nicht beugen. „Lieber riskiere ich unsere Ehe, als unseren guten Ruf aufs Spiel zu setzen. Paul MacLain und Jelena Romanova genießen mein vollstes Vertrauen und dabei bleibt es!“ „Aber meines nicht. Wie kannst du es wagen, das Leben unserer Tochter so rücksichtslos aufs Spiel zu setzen?“ „Wer sagt uns, dass die Entführer Brit nicht doch die Lampen ausschießen, selbst wenn wir bezahlen? Erik weiß, dass wir das Geld nicht haben. Er wird Brit töten, selbst wenn wir finanziell zugrunde gerichtet sind. Ich werde die letzte Tranche in Blüten bezahlen.“ „HAST DU DEN VERSTAND VERLOREN? Ich verbiete dir, das zu tun.“ „Du verbietest mir gar nichts. Es wird so gemacht, wie ich es entschieden habe. BASTA!“

Unterdessen hatten wir die Trollis mit den Blüten gefüllt und in einen gepanzerten Transporter verladen. Dann waren wir nach Aarhus gefahren und hatten in der Nähe des Verstecks Position bezogen. Der Transporter war uns gefolgt und stand nun vor dem Tor, das auf das Fabrikgelände führte. 116

Magnus Olson wartete mit uns. Seine Frau war zu Hause geblieben. „Wage es ja nicht, ohne unsere Tochter zurückzukommen, du störrischer Esel!“, hatte sie ihm hinterher gebrüllt, als wir ihn abgeholt hatten. Seine einzige Reaktion bestand darin, ihr den Stinkefinger zu zeigen.

Nun warteten wir gebannt, ob sich was tat. Schließlich öffnete sich das Tor und das Smartphone unseres Klienten klingelte. „Magnus Olson.“ Jelena und ich standen neben unserem Wagen und hörten zu. „Lassen Sie den Transporter auf den Hof fahren. Er soll auf dem großen Vorplatz abgestellt werden. Laden Sie die Koffer aus und dann gehen Sie auf Abstand.“ Wir halfen schnell beim Ausladen und gingen dann zurück zu unserem Wagen. Jelena und ich holten unsere Waffen aus dem Handschuhfach. Wir schoben jeder ein Magazin ein und entsicherten unsere Bleispritzen. Der schwarze Volvo rollte an. Ich schraubte einen Schalldämpfer auf meine Waffe und zielte auf den Motorblock des SUVs. Der Motor lief noch, denn offenbar planten die Entführer sich schnell aus dem Staub zu machen. Das konnte ich nicht dulden, also drückte ich ab. Der Motorblock explodierte mit einem lauten Knall, als das Geschoss einschlug. Diesen Umstand machte sich Jelena zu nutze, und schoss auf einen der Reifen, des Geldtransporters.

Erik Albinus erschien auf der Bildfläche. Er öffnete einen der Koffer und prüfte den Inhalt auf seine Echtheit. Und wie Jelena es prophezeit hatte, bemerkte er schnell, dass die Banknoten nicht echt waren. „MAGNUS OLSON, DU VERDAMMTER KOJOTE! Du hast uns reingelegt! Bringt das Mädchen hierher, und dann tötet sie!“

Zwei maskierte Männer brachten Brit Olson und zwangen sie sich auf den Boden zu knien. Einer entsicherte seine Waffe und wollte gerade abdrücken, als Jelena einen Schuss abgab, der ihn genau zwischen den Augen traf. Der zweite wollte Brit Olson gerade ins Jenseits befördern, als ich ihm eine Kugel verpasste, die in seinem Oberschenkel einschlug. Erik Albinus holte nun selbst eine Waffe hervor und richtete sie auf seine Geisel. „ICH BRING DEINE TOCHTER UM, MAGNUS! HÖRST DU? ICH BRING SIE UM!“ Ich feuerte einen Schuss ab, der den Chef der Entführer an der Schulter traf, deren Arm die Hand mit der Waffe führte. Ich trat hinter unserem Honda hervor und trat vor Erik Albinus. „Sie bringen garantiert niemanden um, Mr. Albinus. Außerdem, war es nicht Mr. Olsons Idee, die letzte Tranche in Blüten zu bezahlen, sondern meine und die von meiner Partnerin Jelena Romanova.“ „Wer sind Sie eigentlich, dass Sie sich das Recht raus nehmen, meine Pläne zu durchkreuzen?“ „Paul MacLain.“, antwortete ich. „Der Tommy-Schnüffler.“ „Hör mal zu, du Meisenarsch, das Spiel ist aus. Du wanderst in den Knast. Und da gehörst du auch hin.“

Wir brachten Brit Olson nach Hause. Doch ihre Mutter war alles andere als begeistert uns zu sehen. Sie packte ihre Tochter rüde am Arm und wollte sie ins Haus zerren, als das Mädchen ausholte und seiner Mutter eine laut schallende Backpfeife verpasste. „Lass mich in Ruhe, du durchtriebene Dreckskuh! Denkst du wirklich, ich hätte nicht gewusst, dass du hinter der Entführung steckst? Du willst mich nur loswerden, weil ich nicht deine leibhaftige Tochter bin. Geh mit deinem 117

Loverboy Erik Albinus in den Knast und verrotte dort.“ Magnus Olson verstand die Welt nicht mehr. „Warum hast du das getan, Britta?“, fragte er fassungslos. „Weil ich dein Geld mehr liebe, als dich. Ich hätte mir mit Erik eine neue Existenz aufbauen können, während du auf der Straße dein Dasein gefristet hättest. Aber du musstest ja unbedingt dazwischen grätschen und diese beiden Privatschnüffler anheuern. Ich hoffe nur, du kannst die Jahre, die du Ruhe vor mir hast, noch genießen. Denn wenn ich wieder auf freiem Fuß bin, werde ich mich an dir rächen.“

Ich zog meine Walther und richtete sie auf Britta Olson. „Ich kann Ihnen auch gleich das Licht ausknipsen. Aber das wäre zu human. Das Schicksal, das ihre Tochter Ihnen gewünscht hat ist genau das richtige für eine Frau wie Sie.“ „Stieftochter, wohl gemerkt. Und was glaubst du, wer für den Tod von Eliska verantwortlich war?“ „Doch nicht etwa du?“ „Na wer denn sonst? Hast du allen ernstes geglaubt, dass ich zulasse, wie du mit diesem tschechischen Flittchen glücklich wirst? Sie war nicht gut genug für dich. Und sie stand meinem Plan, auf deine Kosten reich zu werden im Weg. Also musste sie sterben. Alles wäre so schön gewesen, wenn du nicht deinen Sturkopf durchgesetzt hättest.“

In der Woche nach unserer Rückkehr nach Frankfurt am Main machte man Britta Olson und Erik Albinus den Prozess. Erik sagte aus, dass Britta ihm nach dem Bankrott seines Geschäftes das gesamte Vermögen ihres Mannes versprochen hätte, wenn nicht nur seine Tochter, sondern auch Magnus Olson selbst aus dem Weg geräumt würden. Unser Klient sollte entmündigt und in eine geschlossene Irrenanstalt eingeliefert werden. Danach wollte Britta Olson das Testament fälschen und sich selbst als Universalerbin einsetzen. Pernille Eklund hatte Britta dazu benutzt, um den Erpresserbrief zu schreiben. Danach hatte sie die Schwedin eiskalt ermorden lassen. Britta Olson wurde wegen Urkundenfälschung, vorsätzlichen Mordes und Anstiftung zu einer Straftat zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Der Richter ordnete noch zusätzlich an, dass eine vorzeitige Haftentlassung wegen guter Führung zu keinem Zeitpunkt gewährt werden durfte. Auch eine Revision ließ er nicht zu.

Erik Albinus wurde wegen Geldwäsche, Entführung und Erpressung, sowie versuchten Mordes ebenfalls zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Auch bei ihm wurde die Revision verweigert und entschieden, dass er zu keinem Zeitpunkt wegen guter Führung vorzeitig aus der Haft entlassen werden durfte.

Wir saßen gerade beim Abendessen in Samanthas Wohnung, als es an der Wohnungstür klingelte. Samantha stand auf und öffnete. Vor ihr stand Brit Olson. „Guten Abend. Ich suche Paul MacLain. Kennen Sie ihn zufällig?“, fragte sie schüchtern. „Er ist mein Bruder. Kommen Sie rein.“ Zögernd folgte Brit meiner Schwester in die Wohnung. Das war nicht die selbe junge Frau, die noch vor einer Woche so selbstbewusst, ihre böse Stiefmutter als Drahtzieherin in diesem Entführungsfall bloß gestellt hatte. „Guten Abend Mr. MacLain. Mein Vater hat mich zu Ihnen geschickt, weil er möchte, dass Sie mich unter Ihre Fittiche nehmen.“ Jelena und ich sahen und überrascht an. 118

„Ihm ist aber schon klar, dass wir beide einen Beruf ausüben, der nicht ganz ungefährlich ist.“, sagte Jelena. „Darum geht es ihm nicht. Sehen Sie, ich habe eine abgeschlossene Ausbildung als Sekretärin. Mein Vater bittet Sie, mir eine Stelle zu geben, damit ich Berufserfahrung sammeln kann.“ „Was meinst du, Jelena?“, fragte ich. „Warum nicht? Dann bekämen wir beide etwas Entlastung und müssten uns nicht mehr um den Papierkram kümmern. Das könnte Brit für uns erledigen.“ „Einverstanden. Komm morgen früh um 10:25 Uhr ins Büro dann besprechen wir alles weitere.“ „Ich danke Ihnen. Sie werden es nicht bereuen.“

Am nächsten Morgen kam Brit Olson pünktlich um 10:25 Uhr in unser Büro. „Guten Morgen, Mr. MacLain. Miss Romanova.“ „Guten Morgen Brit, setz dich.“ „Danke.“ Die Bankierstochter setzte sich auf den Stuhl, auf dem normalerweise unsere Klienten Platz nahmen. „Wir haben uns folgendes überlegt und dann schriftlich festgehalten. Der Arbeitsvertrag, der vor dir liegt, sieht zunächst eine 30-Stunden-Woche vor. Das heißt du hättest eine Arbeitszeit von 6 Stunden am Tag und das von Montag bis Freitag. Nach drei Monaten wird deine Arbeitszeit von 6 auf 8 Stunden pro Tag erhöht. Du bekommst von uns für die ersten drei Monate ein Bruttogehalt von 2.600 Euro. Danach erhöht es sich auf 3.000 Euro Brutto pro Monat. Bist du damit einverstanden?“, sagte Jelena. „Voll und ganz, Miss Romanova.“ „Also, nur damit wir uns klar verstehen, Brit. Wenn wir drei unter uns sind, dann darfst du uns mit Paul bzw. Jelena anreden. Und du darfst uns auch duzen. Aber wenn Klienten zu Besuch sind, dann bitte einen distanzierten und förmlichen Umgangston. Meinst du, du kriegst das hin?“ „Ich werd mir Mühe geben Jelena.“, sagte Brit und setzte ihre Unterschrift unter den Vertrag. 119



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