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Paul MacLain der Privatschnüffler

Ein ehemaliger SAS-Offizier als Privatdetektiv
von

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11. Fall - Geldwäsche in Kuopio

11. Fall – Geldwäsche in Kuopio

Unser erster Fall im Jahr 2019 führte Jelena und mich nach Finnland. In Kuopio, einer Stadt mit 117.740 Einwohnern, war es vermehrt zu Fällen von Geldwäsche gekommen. Es war Montag, der 07.01.2019. Jelena war vor zwei Tagen aus Smolensk zurückgekommen. Brit Olson, unsere Sekretärin, die im Herbst 2018 zu uns gestoßen war, wollte morgen wieder auf der Arbeit sein. Das Wochenende hatten wir in Schweden verbracht, wo wir der Hochzeit von Einar Ericsson und Katja Nilson beigewohnt hatten. Dort hatte Jelena in einer Zeitung gelesen, dass in Kuopio im Hafen ein Casinoschiff eröffnet hatte. „Ein idealer Ort, um Geld zu waschen.“, hatte sie gesagt. Nun saßen wir in unserem Büro und betrieben Recherchearbeit. Wir fanden heraus, dass der Dampfer, der das Casino beherbergte, auf der Klevenwerft in Norwegen gebaut worden war. Das Schiff war 135 m lang und verdrängte 80.000 Tonnen. Der Besitzer, ein Schwede namens Mikael Persson, hatte das Schiff auf den Namen „Silvercloud“ getauft. Über den Mann selbst war nicht viel bekannt.

Der Tag neigte sich dem Ende zu und es hatte sich kein Klient blicken lassen. Wir fuhren die Laptops herunter und schalteten das Licht aus. Wir schlossen die Bürotür ab und fuhren nach Hause. Am nächsten Morgen waren wir wieder im Büro. Auch Brit war wieder da. „Guten Morgen Brit. Wie war dein Urlaub?“ „Erholsam. Papa und ich hatten viel Zeit miteinander. Seit ich bei euch arbeite, seh ich ihn ja nicht mehr so oft.“ „Wie geht es ihm?“ „Es geht ihm gut. Er hat sich von meiner Stiefmutter scheiden lassen und von ihr seinen Anteil am gemeinsamen Konto erstritten. Aber sie wollte das Geld nicht rausrücken und hat das Konto sperren lassen.“ „Und wie ging das ganze aus?“ „Ein Gericht hat die Kontosperrung für unzulässig erklärt. Die Bank musste das Konto auflösen und Papa seinen Anteil auszahlen. Meiner Stiefmutter hat das natürlich gar nicht gepasst.“ „Och! Eine Runde Mitleid! Och!“, sagte Jelena.

Es klingelte an unserer Tür. Brit öffnete. Eine gutaussehende Brünette mit braunen Augen und dunkelbraunen Haaren, die bis zur Achselhöhle reichten, trat ein. Die Dame war 1,65 m groß und wog geschätzt 50 Kilogramm. Auffällig war der sexy Körper mit den mittelgroßen, wohl geformten Brüsten. Auch das ovale Gesicht mit den sinnlichen, aber kurzen Lippen und der etwas breiten Nase war ein Hingucker. Bekleidet war die unbekannte Schöne mit einem schwarzen Kleid, das auf der rechten Seite etwas luftiger geschnitten war und somit mehr Bein zeigte, und schwarzen High Heels. „Brr! Was für eine Wahnsinnskälte.“, sagte die Lady. „Ist ja auch kein Wunder. Wenn Sie sich so dünn anziehen. Also beschweren Sie sich nicht.“ Jelena versuchte, einer Eskalation der Situation zuvor zu kommen, indem sie fragte: „Was verschafft uns die Ehre Ihres Besuches?“ „Sie haben sicherlich von der Eröffnung des Silvercloud Casinos gelesen.“ „Ja, haben wir. Was hat das mit Ihrem Besuch zu tun?“, wollte ich wissen. „Wir nehmen an, dass dort in großem Stil Geldwäsche betrieben wird. Oh, Verzeihung! Ich habe ganz vergessen mich vorzustellen. Mein Name ist Lilja Nykkänen. Ich arbeite für die finnische Regierung.“

„Hat man bei Ihnen keine Abteilung, die in der Lage ist den 131

Geldwäschern das Handwerk zu legen?“ „Bei unserem Inlandsgeheimdienst. Aber dort sagt man, man wäre total überlastet.“ „Glauben Sie diesen Unsinn?“, fragte ich. „Wieso Unsinn, Mr. MacLain?“ „Weil ich glaube, dass Ihr Geheimdienst sich nicht traut Undercover-Agenten einzusetzen.“ „Wie kommen Sie denn darauf?“ „Ganz einfach. Ich saß drei Jahre unschuldig im Knast. Und in eben diesen drei Jahren hat der französische Geheimdienst versucht, eine Bande von Waffenschiebern hochzunehmen. Sie haben einen ihrer besten Agenten bei den Brüdern eingeschleust. Einen Mann namens Vincent Lefervre. Was dieser nicht geahnt hat, war, dass er von einem der engsten Vertrauten des Bandenchefs, mit dem er früher bei der Fremdenlegion gedient hat, verraten wurde. Soweit ich mich erinnern kann, war der Mann Ägypter. Sein Name war Abu Ibn Raschid. Verstehen Sie jetzt, warum ich davon überzeugt bin, dass Ihr Inlandsgeheimdienst davor zurückschreckt, einen Agenten einzuschleusen?“ „Jetzt schon. Und durch ihre Erzählung ergibt Ihre Theorie auch einen Sinn.“

Schließlich wurden wir uns doch über das Honorar einig. Die finnische Regierung wollte uns 90.000 Euro für die Ergreifung der Geldwäscher zahlen. Anreise, Mietwagen und Hotel mussten wir selber stemmen. Da es keinen Direktflug von Frankfurt am Main nach Kuopio gab, mussten wir einen Flug mit Zwischenlandung in Helsinki buchen. Als Hotel hatten Jelena und ich uns das Hotel Scandic Atlas, ein 4-Sterne-Hotel ausgesucht.

Am Donnerstag, den 10.01.2019, machten Jelena und ich uns auf den Weg nach Kuopio. Eine Nachbarin meiner Partnerin brachte uns zum Frankfurter Flughafen. Wir gaben unsere Koffer am angezeigten Schalter von Finnair auf, der für den Flug nach Helsinki geöffnet war und gingen dann zur Sicherheitsschleuse, die wir ohne große Probleme hinter uns brachten. Um 10:00 Uhr startete der Flieger nach Helsinki, wo wir um 12:20 Uhr landeten.

Unser Anschlussflug, ebenfalls von Finnair durchgeführt, startete um 13:20 Uhr und landete nach einer Flugzeit von 55 Minuten auf dem Flughafen von Kuopio. Nachdem wir unsere Koffer geholt hatten, gingen wir zu einer Autovermietung. Bei Hertz mieteten Jelena und ich einen Porsche Panamera 4S Executive. Dieses 4-türige PS-Monster hatte den 3-Liter Motor mit 330 PS und das 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe PDK. Lackiert war der Wagen in Burgunderrot Metallic und hatte noch zusätzlich die Porsche Ceramic Composite Bremse, sowie den 90-Liter-Kraftstofftank. Hertz hatte für unseren Mietwagen die 21-Zoll-Räder im Sportdesign und die Bi-Color-Ledersitze in der Variante Schwarz-Bordeauxrot bestellt. Zur weiteren Sonderausstattung gehörten noch die Komfort-Sitze vorn, sowie die Sportendrohre in silberner Ausführung. Außerdem hatte unser Porsche die LED-Matrix-Hauptscheinwerfer inklusive dem PDLS Plus-System und die LED-Rückleuchten inklusive Leuchtenband.

Mit Hilfe des Navigationssystems fanden wir das Hotel sehr schnell. Es handelte sich um einen vierstöckigen Bau mit einer Fassade aus beigem Marmor. Das Dach war in einem halben Giebel ausgeführt und mit roten Dachschindeln abgedeckt. 132

Die Zimmer verfügten über großzügige Fenster. Über dem Haupteingang entdeckten wir den Namensschriftzug des Hotels. Auf der linken Seite hatte man das Wort „Scandic“, auf der rechten Seite der Eingangstür das Wort „Atlas“ angebracht. Als wir die Lobby des Scandic Atlas betraten, blickte die Rezeptionistin, eine schöne Rothaarige mit üppigen Brüsten von ihrem Computer auf. Sie war 1,78 m groß und hatte einen schlanken, sexy Körper. Das ovale Gesicht mit der grazilen Nase und den schmalen langgezogenen und sinnlichen Lippen, besaß zwei schöne braune Augen. Ihre roten Haare reichten bis zur Oberkante ihrer Brüste. Bekleidet war sie mit einem schwarzen, eng anliegenden Minikleid. „Guten Abend. Kann ich Ihnen behilflich sein?“, fragte die Dame an der Rezeption. „Paul MacLain und Jelena Romanova.“ „Ich sehe es. Zimmer 203 und 204. Hier sind ihre Schlüssel. Wenn Sie irgendwelche Wünsche haben, dann zögern Sie nicht, mich zu rufen.“

In meinem Kopf schrillten sämtliche Alarmglocken, als mir die Rothaarige verführerisch zuzwinkerte. „Das ist sehr freundlich von Ihnen, Miss...“ „Virpi Kalkkonen.“ „Wie gesagt, sehr freundlich von Ihnen. Aber ich befürchte, ich muss Sie enttäuschen. Aus ihrem erhofften Schäferstündchen mit meiner Wenigkeit wird leider nichts.“ „Schade. Ich hatte seit Monaten keinen guten Sex mehr.“, sagte Virpi Kalkkonen und zog einen Schmollmund. „Immer ein Freispiel ist nicht. Gewöhnen Sie sich dran.“

Bevor wir unsere Zimmer bezogen sagte Jelena: „Das war eben ganz schön ruppig. Warum hast du „NEIN“ gesagt, Paul?“ „Kelly und ich haben uns verlobt. Und das werde ich unter keinen Umständen aufs Spiel setzen.“ „Verstehe.“ Als die Tür meines Zimmers hinter mir ins Schloss gefallen war, fing ich an, meinen Koffer auszupacken. Ich war so mit dem Einräumen meiner Klamotten beschäftigt, dass ich nicht bemerkte, wie sich die Badezimmertür öffnete. Eine dezente Parfümnote wehte durch den Raum. Ich erkannte das Parfüm sofort wieder. Es war „By Night“ von Christina Aguilera. Und ich kannte nur eine Frau, die diesen Duft bevorzugte. Meine Verlobte Kelly Ling!

Schließlich spürte ich, wie sich ihre Hände um meine Taille legten und sie mir einen Kuss auf meinen Hals gab. Ganz langsam drehte ich mich zu ihr um, und sah in ihre wunderschönen Mandelaugen. „Sag mal Kelly, wie um alles in der Welt, hast du mich wieder aufgestöbert?“ Kelly lächelte. „Virpi hat es mir gesagt. Sie ist übrigens mein Patenkind. Sei also etwas nett zu ihr.“ „Ich hab sie vorhin ziemlich brüsk zurückgewiesen.“ „Warum das denn?“, fragte Kelly streng. „Sie wollte mit mir in die Kiste.“ Kelly zog überrascht die Brauen nach oben. „Das überrascht mich jetzt aber. Normalerweise ist sie nicht so stürmisch.“ „Sie meint, sie hätte seit Monaten keinen guten Sex mehr gehabt.“ „Oh! Oh! Klingt so, als ob Virpi sexuell ausgehungert wäre.“ „Und was machen wir jetzt?“, fragte ich. „Das lass mal meine Sorge sein. Ich geh runter und rede mal mit Virpi.“ „Jetzt?“ „Jetzt.“ „Dann zieh dir wenigstens was an. Sonst kriegen wir beide noch Ärger.“

Nach 15 Minuten, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen, kehrte meine Verlobte zurück. „Und?“, fragte ich. „Ich habe mit Virpi gesprochen. Sie wusste nicht, dass wir 133

verlobt sind. Es tut ihr wahnsinnig leid, dass sie dir gegenüber so vorgeprescht ist. Aber ihre letzte Beziehung liegt auch schon acht Monate zurück. Und ich kenne Virpi nur zu gut.“ „Ich kann es irgendwo auch nachvollziehen. Wer macht es sich schon gerne selbst?“ „Hättest du was gegen einen Dreier heute Abend einzuwenden?“ „Ich bin gerade erst heute angekommen. Ein andermal gerne.“ „Und was ist mit mir? Hmm? Darf wenigstens ich ein bisschen sexuellen Spaß haben?“ „Na von mir aus.“

Nach dem Abendessen gingen Jelena und ich zusammen mit Kelly zum Hafen von Kuopio. Die „Silvercloud“ war ganz schnell auszumachen, war sie doch das größte Schiff im Hafen. Und wie sich herausstellte auch strengstens bewacht. An der Gangway und auf dem Oberdeck standen Wachposten, die mit AK-47 Sturmgewehren bewaffnet waren. „Da hat wohl jemand ein Interesse daran, dass seine Geheimnisse im Dunkeln bleiben.“, sagte Kelly. „Der Hafenmeister wird uns bestimmt Auskunft geben können.“ „Da kommt jemand. Den könnten wir doch mal fragen.“, schlug Jelena vor.

Ein bärtiger Riese kam auf uns zu. „Was haben Sie hier zu suchen?“, fragte er streng. „Mein Name ist Paul MacLain. Ich bin Privatermittler. Meine Partnerin Jelena Romanova. Wir sind im Auftrag der finnischen Regierung hier.“ „Haben Sie das schriftlich?“ „Wenn Sie uns nicht glauben wollen, dann fragen Sie Lilja Nykkänen. Sie hat uns im Namen der finnischen Regierung konsultiert.“ „Meine Schwägerin hat Sie beauftragt? Und warum sagen Sie das nicht gleich?“ „Sie haben nicht gefragt.“, sagte ich. „Wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte der Bartguru. „Wir suchen den Hafenmeister.“, sagte Kelly. „Den haben Sie gefunden. Das bin nämlich ich. Seppo Kovalainen.“ „Die „Silvercloud“ ist ziemlich streng bewacht. Ist das so, seit das Schiff hier im Hafen liegt?“ „Nein, Mr. MacLain. Erst seit letzter Woche hat Mr. Persson die Wachen aufstellen lassen. Jeder wird sehr sorgfältig gefilzt, bevor an Bord darf.“ „Und warum, wenn man mal fragen darf?“, wollte Jelena wissen. „Vor ungefähr einem Monat hat ein Richter einen Durchsuchungsbefehl erlassen. Die Razzia hat vieles zutage gefördert. Der Richter wollte daraufhin ein Verfahren eröffnen. Aber dann fiel er einer Autobombe zum Opfer, die man unter seinem Dienstwagen angebracht hatte.“ „So läuft das also. Justiziare, die sich nicht einschüchtern oder kaufen lassen, werden eiskalt ermordet.“

Nach dem Gespräch mit dem Hafenmeister gingen Jelena und ich in die Cocktailbar des Hotels und tranken eine Kleinigkeit. „Was meinst du, Jelena?“ „Wird schwierig, da rein zu kommen. Von Landseite ist es schier unmöglich an den Wachen vorbeizukommen. Wir müssten in einer Nacht- und Nebelaktion von der Wasserseite an Bord.“ „Du meinst, wie die Kampfschwimmer?“ „Genau.“ „Keine schlechte Idee. Aber die Sache hat einen Haken.“ „Welchen?“ „Du vergisst die Wachen auf dieser Seite.“ „Heißt im Klartext?“ „Wir brauchen jemanden auf dem Schiff, der uns hilft unbemerkt an Bord zu kommen.“ „Das leuchtet ein. Wird eine harte Nuss, die wir da zu knacken haben.“ „Wir haben doch bisher alle unsere Fälle gelöst, weil die Bösen unvorsichtig geworden sind.“ „Das stimmt. Aber es hilft alles nichts. Fakt ist, wir müssen an Bord der „Silvercloud“.“ „Das werden wir auch zu gegebener Zeit tun. Aber jetzt sollten wir uns erst mal ausruhen. Und ab morgen werden wir im 134

Wechsel die „Silvercloud“ observieren. Irgendwann muss ja mal etwas passieren.“ „Da hast du wohl Recht, Paul. Aber jetzt sollten wir zahlen und uns auf unsere Zimmer zurückziehen und den MHD ableisten.“ „Was heißt denn MHD?“ „Matratzen Horch Dienst, Towarischtsch.“, sagte Jelena

Am nächsten Morgen trafen Jelena und ich uns mit Kelly zum Frühstück. „Wer übernimmt die erste Schicht?“, fragte Jelena. „Erst mal müssen wir entscheiden ob einen 12-Stunden-Rhythmus oder weniger.“ „Ich denke ein 3-Stunden-Rhythmus ist das Optimum. Wo richten wir unseren Beobachtungspunkt ein?“ „Keine Ahnung.“ „Es muss ein Punkt sein, von dem aus wir nicht gesehen werden, von dem wir aber alles überblicken können.“ „Stellt sich die Frage, wer sich im Hafen von Kuopio auskennt und uns einen geeigneten Punkt zeigen kann.“, sagte Kelly. „Da fällt mir nur einer ein. Seppo Kovalainen.“ „Stimmt. Aber wer garantiert uns, dass er nicht auch auf Mikael Perssons Gehaltsliste steht.“ „Was meinst du, Kelly?“ „Überlegt doch mal. Nur weil uns der Hafenmeister über die Wachposten am Schiff aufgeklärt hat, heißt das noch lange nicht, dass er auch vertrauenswürdig ist. Erst mal sollten wir, oder besser Ihr, versuchen etwas über diesen Mikael Persson herauszufinden.“

Nach dem Frühstück suchten wir den Hafenmeister von Kuopio auf. Dieser war bereit uns zu helfen. Er führte uns zu einem Aussichtspunkt, von dem aus wir den ganzen Hafen überblicken konnten, ohne dass man uns selbst entdeckte. „Gab es seit unserer letzten Begegnung irgendwelche besonderen Vorkommnisse?“ „Im großen und ganzen nicht. Aber gestern Abend, kurz bevor ich Feierabend gemacht habe, ist mir was aufgefallen. Zwei Autos sind hier an der Gangway vorgefahren. Eine Stretchlimousine und ein Van. Ich erinnere mich, dass aus dem Van ein großer Stahlbehälter ausgeladen wurde. Ein ziemlich schweres Ding, denn es waren vier Männer notwendig, um es an Bord der „Silvercloud“ zu tragen.“ „Dann war das Innere mit Blei ausgestattet. Denn das verhindert, das Röntgenstrahlen den Inhalt der Kiste zu tage fördern. War sonst noch etwas auffällig?“

„Aus der Limousine stieg ein Mann aus. Ich schätze er war so Ende 40 Anfang 50. Er war ca. 1,88 m groß und athletisch gebaut. Er trug einen schwarzen Anzug, schwarze Socken und Lackschuhe, die auch schwarz waren. Das Hemd, das der Kerl getragen hat war weiß und dazu trug er noch eine schwarze Fliege.“ „War sonst noch etwas auffällig?“, fragte Jelena. „Der Mann hatte braune Augen, einen grau-schwarzen Vollbart und schwarze Haare, die an den meisten Stellen schon grau waren. Die Nase würde ich eher so als guten Durchschnitt bezeichnen. Also keinen Knubbelriecher und auch keine Hakennase. Und noch etwas ist mir aufgefallen. Am Knopfloch trug er eine Anstecknadel in Form einer Taube.“ „Kommt er jeden Tag?, wollte ich wissen. „Bevor die Razzia angelaufen war, ist er jeden Tag hier gewesen. Aber im Moment kommt er einmal in der Woche.“ „Können Sie uns etwas über diesen Fremden sagen?“ „Leider Nein. Aber Mr. Persson weiß etwas über ihn. Wenn Sie wollen, arrangiere ich einen Gesprächstermin für Sie.“ „Das ist sehr freundlich von Ihnen.“

Unmittelbar nachdem sich Seppo Kovalainen von uns verabschiedet 135

hatte, näherte sich ein Auto. Es handelte sich um einen alten S-Klasse-Mercedes. Als Autonarr erkannte ich sofort, dass es sich um das Top-Modell der S-Klasse, die die werksintern als W116 bekannt war, den Mercedes 450 SEL 6.9 handelte. Der Mann, der aus dem Mercedes ausstieg war sehr auffällig. Er war schlank, 1,88 m groß und hatte dunkelbraune, kurze Haare mit Mittelscheitel. Seine braunen Augen im ovalen Gesicht verhießen den Tod. Auffällig war auch die Brille des Mannes. Sie hatte ein Stahlgestell mit einer achteckigen Fassung. Außerdem fielen mir die breite Nase und die kurzen, wulstigen Lippen auf. Das Alter des Mannes schätzte ich auf 42 Jahre. Gekleidet war der Mann mit einem hellgrauen Anzug, einem weißen Hemd, mit schwarzer Krawatte, schwarzen Socken und hellbraunen Lederschuhen. Am Knopfloch trug er eine Anstecknadel in Form einer Taube. Irgendwo war mir diese Hackfresse schon mal begegnet. Und dann dämmerte es mir! „Mach mal ein Foto von dem Kerl, der gerade aus dem Benz ausgestiegen ist.“, sagte ich zu Jelena.

Meine Partnerin zückte die Kamera und machte ein Bild des Mannes. Dieses Bild ließen wir entwickeln und sahen es uns in der Lobby unseres Hotels an. „Ich kenne diesen Mann.“, sagte ich. „Woher?“ „Ich bin ihm schon mal begegnet. Der Bursche heißt Amelio Vasca. Genannt „Der Schakal“.“ „Ich habe schon von ihm gehört. Er soll sehr gefährlich sein.“ „Ist er auch. Vasca ist ein eiskalter Killer. Wenn wir an seinen Hintermann ran kommen wollen, müssen wir zuerst ihn ausschalten.“ „Mal sehen, was wir im Gespräch mit Mikael Persson über ihn erfahren.“ Nach dem Abendessen gingen wir noch einmal an die frische Luft. Wir schlenderten gerade gemütlich über den Marktplatz von Kuopio, als ein weißer BMW 740 Ld Xdrive neben uns anhielt. Die Tür auf der Beifahrerseite öffnete sich, und ein Mann stieg aus. Er war 1,80 m groß, hatte blonde kinnlange Haare und blaue Augen. Der Gesichtsausdruck in seinem ovalen Gesicht war von Misstrauen geprägt. Bekleidet war der Mann mit einem blauen Anzug, einem weißen Hemd mit einer blau-gold-gestreiften Krawatte. Dazu trug er schwarze Socken und schwarze Lederschuhe. „Sind Sie Paul MacLain und Jelena Romanova?“, fragte er. „Ja.“ „Mein Name ist Olaf Ekberg. Ich bin der persönliche Sekretär von Mr. Persson. Er erwartet Sie auf der „Silvercloud“. Wenn Sie die Güte hätten einzusteigen.“

Auf dem Weg zum Casinoschiff fühlten wir Mikael Perssons Sekretär auf den Zahn. „Kennen Sie den Mann, der bei Ihrem Brötchengeber vorstellig wird?“, fragte ich. „Ich weiß nur, dass der Mann Grieche ist. Warum fragen Sie?“ „Meine Partnerin und ich sind Privatermittler und arbeiten im Moment für die finnische Regierung.“ „Also deswegen Ihr Interesse am Griechen.“ „So in etwa. Ihr Chef hat heute Besuch empfangen. Wissen Sie, wer der Kerl ist?“, fragte Jelena. „Nein. Ich hab ihn heute zum allerersten Mal gesehen.“ „Ihr Chef sollte ab sofort auf er Hut sein. Sein Besucher ist nämlich kein geringerer als Amelio Vasca, genannt „Der Schakal“. Ein Auftragskiller, der seine Dienste an den meistbietenden verkauft.“, sagte ich.

An Bord der „Silvercloud“ führte uns Olaf Ekberg in den Privatbereich des Schiffes. Mikael Persson empfing uns in einer kuscheligen Lounge. Sie war mit bequemen Sofas und gut gepolsterten Sesseln und einem roten Samtteppich eingerichtet. Mikael Persson begrüßte uns mit einem festen Händedruck. 136

Der 44jährige Schwede war 1,82 m groß und hatte dunkelbraune Haare, die bis zu den Ohren reichten und einen Großteil der Stirn zeigten und blaue Augen. Der durchtrainierte Körper hatte kein Gramm Fett zu viel. Auffällig war auch der Drei-Tage-Bart im ovalen Gesicht. Bekleidet war Mikael Persson mit einem schwarzen Anzug, einem weißen Hemd mit roter Krawatte, schwarzen Socken und schwarzen Lackschuhen. Ganz der Geschäftsmann eben.

„Mr. MacLain, Miss Romanova. Bitte nehmen Sie Platz.“ „Vielen Dank.“ „Seppo Kovalainen hat mich angerufen und mir berichtet, dass Sie mir einige Fragen zu Sophokles Karaboulis stellen wollen.“ „Das stimmt. Was wissen Sie über ihn?“ „Er ist in Griechenland geboren. In Thessaloniki, soweit ich weiß.“ „Was macht er beruflich?“ „Er besitzt ein Bergungsunternehmen in der Ägäis. Aber das ist nur Tarnung.“ „Inwiefern Tarnung, Mr. Persson?“ „Der Kerl hat seine Finger vorwiegend in illegalen Geschäften. Waffen, Drogen, illegales Glücksspiel. Was Sie wollen. In der Unterwelt hat er den Spitznamen „Die Taube“. Der Name passt gar nicht zu ihm.“ „Was will er von Ihnen?“ „Das Casino was denn sonst. Er ist mit 51% Hauptanteilseigner.“

„Wie läuft die Geldwäsche hier im Casino ab?“, fragte Jelena vorsichtig. „Mr. Karaboulis liefert das Geld an und ich zahle es auf ein Bankkonto auf den Caymaninseln ein. Dort bleibt der Betrag X eine Woche, ehe er zurück überwiesen wird. Ist das Geld wieder auf dem Konto hebe ich es wieder ab und Mr. Karaboulis holt es wieder ab.“ „Was hat Mr. Karaboulis davon, dass er Ihnen so übel mitspielt?“ „Was er davon hat? Ich weiß einfach zu viel über ihn. Der Mord an Richter Kaikkonen geht übrigens auf sein Konto. Sophokles Karaboulis tut alles um das Casino zu übernehmen. Heute hat mir seinen Handlanger geschickt.“ „Wir haben es beobachtet. Sie wissen nicht zufällig, wer er war?“ „Er hat sich mir nicht vorgestellt. Er sagte nur, ich hätte bis zur nächsten Anlieferung Zeit um zu einer Entscheidung zu kommen, ob ich das Casino an Mr. Karaboulis abtrete oder nicht. Danach ist er gegangen.“ „Es überrascht mich, dass Amelio Vasca nicht gedroht hat, für den Fall, dass Sie sich weigern sollten.“, sagte ich. „Den Namen höre ich heute zum ersten Mal.“ „Amelio Vasca, geboren am 10.05.1977 in Buenos Aires. Ein Auftragskiller, der seine Dienste an den verkauft, der am meisten bezahlt.“ „In der Unterwelt kennt man ihn unter seinem Spitznamen „Der Schakal“.“, ergänzte Jelena.

Nach dem Gespräch mit Mikael Persson kehrten Jelena und ich ins Hotel zurück. Doch in der Cocktailbar trafen wir überraschend Sophokles Karaboulis. „Guten Abend, Mr. MacLain. Der Ruf von Ihnen und ihrer überaus bezaubernden Partnerin ist sogar bis zu mir vorgedrungen.“, sagte er mit einer sympathischen, tiefen Stimme. „Es freut uns sehr, dass unser Ruf sogar schon bis zu Ihnen vorgedrungen ist. Doch seien Sie gewarnt, Mr. Karaboulis, Ein dummes Ding von Ihnen, und sie schmoren im Bau.“ „Das dürfte etwas schwierig werden, Miss Romanova, solange dieser Gentlemen an meiner Seite weilt.“, sagte Mr. Karaboulis und deutete mit dem Kopf auf Amelio Vasca. „Ihr Papiertiger soll sich vorsehen, das nächste Mal zerfetz ich ihn.“ „Bemühen Sie sich nicht, Mr. MacLain. Was kann ein Mann wie Sie schon gegen einen eiskalten Profi wie den Schakal ausrichten?“ 137

„Das werden Sie früh genug erfahren, Mr. Karaboulis. Und damit das klar ist, unsere heutige Begegnung war bestimmt nicht die Letzte.“ „Ich freue mich schon auf unsere nächste Begegnung.“, sagte Mr. Karaboulis. Amelio Vasca trat mir gegenüber. „Sie sind ein Narr, mir den Fehdehandschuh hinzuwerfen. Machen Sie schon mal Ihr Testament, Mr. MacLain.“ „Glauben Sie an Gott, Mr. Vasca?“ „Nein. Ich glaube an die Macht des allmächtigen Dollar.“ „Wieso wundert mich das nicht?“

Nach der Begegnung mit dem Griechen und seinem Handlanger bezogen Jelena und ich unsere Zimmer. Kelly lag schon im Bett und schlief, als ich das Zimmer betrat. Sie erwachte, als ich die Tür schloss. „Ihr kommt aber spät zurück.“, sagte meine Verlobte. „Das Gespräch mit Mikael Persson hat etwas länger gedauert. Außerdem ist uns in der Cocktailbar noch sein Gegenspieler begegnet. Sophokles Karaboulis.“ „“Die Taube“.“ „Du kennst ihn?“ „Ich habe von ihm gehört.“ „Aber er war nicht allein. Sein Handlanger hat ihn begleitet. Ein Berufskiller namens Amelio Vasca.“ „Sagt mir nichts.“ „Der Kerl ist gefährlich. Er trägt den Spitznamen „Der Schakal“. Und das nicht ohne Grund.“ „Ich verstehe.“ „Jelena und ich müssen zuerst Amelio Vasca ausschalten. Aber den zu erwischen, wird schwierig.“

„Ich hab eine Idee.“ „Spuck aus.“ „Du und Jelena legt euch im Hafen auf die Lauer und wartet, bis Amelio Vasca auftaucht. Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass Sophokles Karaboulis seinem Geschäftspartner den Schakal auf den Hals hetzt, wenn dieser „Nein“ sagt. Ihr müsst ihn erwischen, wenn er noch im Auto sitzt. Zielt auf die Reifen. Dann bricht der Wagen aus und geht’s ab über die Kante.“ „Du bist ein Genie, Schatz. Weißt du das?“ „Ich tu was ich kann, um euch zu helfen. Aber noch etwas. Versenkt ihn da, wo das Hafenbecken am tiefsten ist.“ „Die Idee ist gut. Ich würde sogar sagen, sehr gut.“ „Ich würde noch weiter gehen und behaupten, meine Idee ist brillant.“

Am nächsten Morgen trafen Kelly und ich uns mit Jelena beim Frühstück. „Sprecht möglichst leise. Wir haben Besuch.“, sagte sie. „Wo?“ „Dort drüben in der Ecke. Der Mann der Zeitung liest.“ Ich sah in diese Richtung und in diesem Augenblick ließ unser Verfolger die Zeitung sinken. Ich war nicht sonderlich überrascht, als ich in das Gesicht des Schakals blickte. „Wartet mal kurz Ladies. Ich werde unserem „Schatten“ auf den Zahn fühlen.“ Ich trat an den Tisch, an dem Amelio Vasca saß. „Setzen Sie sich.“ „Es dauert nicht lange, da lohnt es sich nicht.“ „Wenn Sie meinen.“ „Hören Sie, Mr. Vasca. Sie hängen an mir wie eine Klette. Können Sie mir verraten warum?“ „Das ist meine Taktik. Ich beobachte meine Zielperson. Und das sind Sie selbst, Mr. MacLain. Sie haben mir den Fehdehandschuh hingeworfen. Und bei Gott, ich werde ihn aufnehmen.“ „Na von mir aus. Aber aus der Nummer kommt nur einer von uns beiden lebend raus.“ „Da haben Sie Recht.“, entgegnete der Schakal.

Nach dem Frühstück legten Kelly und ich uns zuerst auf die Lauer und observierten die „Silvercloud“ in der Hoffnung, dass Sophokles Karaboulis bei Mikael Persson vorstellig werden würde.Doch weder die Taube noch der Schakal ließen sich blicken. Um 12:00 Uhr kam Jelena, um uns abzulösen. „Verdammt ruhig. Viel zu ruhig, für meinen Geschmack.“ „Weder Karaboulis noch der Schakal?“ 138

„Ja.“ „Leute, hört mal zu. Ich sehe gerade einen Mann die Gangway runterkommen. Einen Blondschopf mit kinnlangen Haaren.“ „Das ist Mikael Perssons Sekretär.“ „Ich glaube er hat uns gesehen, denn er winkt. Scheint so als ob wir an Bord kommen sollen.“

An Bord des Casinoschiffes wurden wir vom Eigentümer persönlich begrüßt. „Sind Sie gestern Abend noch Sophokles Karaboulis und seinem Chefkiller begegnet?“, fragte er ohne Umschweife. „Ja. Die Begegnung hätten wir uns liebend gern erspart. Aber ich hatte bei ihrem griechischen Partner von vornherein das Gefühl, dass er Dreck am Stecken hat. Er hat so verschlagen drein gesehen.“ „Haben die beiden sich schon mal gemeldet?“, wollte Jelena wissen. „Die räuspern sich nicht mal. Ehrlich gesagt, wärs mir lieber, wenn sie Theater machen würden.“ „Vielleicht kommt das ja noch. Haben Sie eigentlich schon entschieden, was mit dem Casino passieren soll?“ „Ich werde nicht verkaufen.“ „Eine kluge Entscheidung. Weiß Mr. Karaboulis eigentlich davon?“ „Noch nicht.“ „Schätze, er wird nicht begeistert sein, wenn er es erfährt.“, sagte Jelena.

Just in diesem Augenblick klingelte das Smartphone von Mikael Persson. Der Schwede schloss das Gerät an einen Beamer an und nahm das Gespräch an. Auf dem großen Bildschirm an der Wand gegenüber erschien das Gesicht von Sophokles Karaboulis. „Nun, Mr. Persson? Sind Sie zu einer Entscheidung gelangt?“ „Sie meinen wegen dem Casino?“ „Na was denn sonst?“ „Sie sagten doch, ich hätte Zeit bis zur nächsten Anlieferung.“ „Die Umstände haben sich geändert. Sie müssen sich jetzt entscheiden.“ „Dann lehne ich ab und verlange, dass Sie dem Gerichtsbeschluss nachkommen, der vergangene Woche gegen Sie erwirkt wurde und mir Ihre Anteile ohne wenn und aber abtreten.“ Das Gesicht des Griechen verdüsterte sich. „Das war der dümmste Fehler, den Sie je begehen konnten, Mr. Persson. Der Schakal wird sich Ihrer annehmen.“ „Eine Frage noch, bevor wir gehen. Wieso haben Sie bei unserem Gespräch gestern nichts von dem Gerichtsbeschluss erzählt?“, wollte ich wissen. „Da wusste ich auch nicht, dass unser Gespräch von Mr. Karaboulis abgehört wurde. Jovanka unsere Putzfrau hat heute morgen beim saubermachen ein kleines Mikrofon entdeckt und es meinem Sekretär gezeigt. Sophokles Karaboulis weiß so vieles nicht, was ich veranlasst habe.“ „Jetzt sieht die Sache schon ganz anders aus. Jelena, jetzt holen wir uns den Schakal.“

Wir sahen uns im Hafen um. An einem Kai lag ein altes Dampfschiff, die „UKKO“ gebaut im Jahr 1898. In einem Reiseführer hatte ich gelesen, dass Kuopio eine Hafenstadt an einem Binnengewässer war. Doch anscheinend hatte die finnische Regierung entschieden den Hafen von Kuopio auch für den internationalen Verkehr zu ertüchtigen, denn es hatten umfangreiche Baumaßnahmen stattgefunden. So hatte man beispielsweise einen Containerterminal errichtet, an dem zwei dieser Containerriesen zeitgleich abgefertigt werden konnten. Auch ein Terminal für die Kreuzfahrtschiffe war gebaut worden. Dort lag gerade Cunards neue Königin, die 294,0 Meter lange Queen Victoria am Kai. Jelena und ich gingen hinter einem Stapel Container in Deckung. Schon bald hörten wir ein Motorengeräusch. Ich spähte hinter den Containern hervor und sah den Mercedes den Vorplatz 139

entlangrasen. Ich wusste, uns würde nicht viel Zeit bleiben. Jelena und ich luden und entsicherten unsere Waffen und warteten auf den günstigsten Moment zum Feuern. Als der vordere Teil des Wagens hinter den Containern auftauchte, feuerten Jelena und ich jeweils einen Schuss auf den linken Vorderreifen ab. Der Fahrer verriss das Steuer und der Wagen raste über den Vorplatz auf die Kaimauer zu. Jelena und ich liefen zu einem Kran und sahen zu, wie der Mercedes über die Kante stürzte und mit einem lauten Platschen im Wasser aufschlug.

„Das wars dann wohl für den Schakal.“, sagte Jelena, als die Rückleuchten des Benz im Wasser des Sees versanken. „Den Burschen haben wir aus dem Verkehr gezogen. Aber jetzt sollten wir erst mal zurück zur „Silvercloud“. An Bord des schwimmenden Casinos trafen wir einen zornigen Mikael Persson. „Mr. Karaboulis hat den Schakal informiert. Jetzt ist der Kerl auf dem Weg hierher. Langsam fange ich an, an meiner Weigerung zu zweifeln.“ „Der Schakal liegt mitsamt seinem Wagen im Hafenbecken von Kuopio. Vor dem haben Sie nichts mehr zu befürchten.“ Mikael Persson atmete erleichtert aus. „Gut das zu wissen. Aber unmittelbar nachdem Anruf bei Mr. Vasca hat sich Mr. Karaboulis noch mal bei mir gemeldet. Er will morgen Abend vorbeikommen um zu überprüfen, ob der Schakal seinen Auftrag erfüllt hat. Wenn er mich noch lebend hier vorfindet, will er persönlich mit mir abrechnen.“ „Machen Sie sich keine Gedanken. Wir werden da sein. Wann will Mr. Karaboulis hier aufkreuzen?“ „Um 19:30 Uhr.“

Am folgenden Abend fanden Jelena und ich uns schon um 19:00 Uhr an Bord der „Silvercloud“ ein. Ich stand mit meiner Partnerin an der Außenreling, die zum Hafen hin zeigte, als ich eine weiße Stretchlimousine auf Basis des Lincoln Town Car entdeckte, die den Hafenvorplatz entlangfuhr. Dahinter folgte ein schwarzer GMC Vandura. Offenbar wollte Sophokles Karaboulis nichts dem Zufall überlassen. „Na sieh mal einer an. Der Grieche bringt gleich seine Dobermänner mit.“, sagte Jelena, als sich die Türen des Vans öffneten, und vier kräftig gebaute Kerle ausstiegen. Aus der Limousine stieg Sophokles Karaboulis aus. Von unserem Beobachtungspunkt aus konnten Jelena und ich beobachten, wie der Grieche den vier Gorillas Anweisungen erteilte. Bevor er uns entdeckte waren wir schon im Inneren des Schiffes verschwunden.

Im Hauptraum trafen wir dann erneut auf Sophokles Karaboulis. „Auf dem Weg hierher habe ich gesehen, wie man einen weißen Mercedes Benz 450 SEL 6.9 aus dem Hafenbecken gezogen hat. Demnach hat Amelio Vasca versagt. Geht sein Tod auf Ihr Konto, Mr. Persson?“ „Nein. Meine Partnerin und ich sind für den Tod des Schakal verantwortlich.“ „Ach Sie beide waren das. Nur damit wir uns klar verstehen, Sie beide haben meine Pläne zum letzten Mal durchkreuzt.“, sagte Sophokles Karaboulis. „Ach wirklich? Ich zittere vor Angst schon am ganzen Körper du Strolch.“ Jelena hatte diesen verbalen Seitenhieb gegen den Griechen abgefeuert.

„Das Wort „Respekt“ gibt es in ihrem Wortschatz wohl nicht, Miss Romanova.“ „Das gibt es schon. Aber bei so einem hinterhältigen, kriminellen Schleimbeutel wie Ihnen kommt mir jeglicher Respekt abhanden.“ 140

„Ich denke, es ist an der Zeit, dass meine Leibwächter Ihnen Manieren beibringen, Sie Frischling.“ „Ihre vier Papiertiger, die Sie da mitgebracht haben, sollen sich vorsehen, sonst zerfetz ich sie.“ „Jetzt reichts mir. Los Jungs!“

Einer der Bodyguards wollte Jelena einen Schlag in die Magengrube verpassen, doch meine Partnerin spannte die Bauchmuskulatur an und verwandelte ihren Bauch in eine Wand aus Stahl. Der Schlag verpuffte wirkungslos. Als Antwort verpasste Jelena dem Kerl einen Schlag auf den Kopf.

Unterdessen hatte ein weiterer von Karaboulis Gorillas mit eine Schlägerei angefangen. Doch ein Schlag auf den Unterarm nahm ihm den ersten Angriffsschwung. Stattdessen gab einen Schlag ins Gesicht. Der Typ spuckte einen Zahn aus, Beim zweiten Versuch wollte er mir einen Tritt verpassen. Ein Schlag aufs Knie war die Folge. Und wieder gab es einen Schlag ins Gesicht. Ein zweiter Zahn flog durch den Raum. Jelena musste sich wieder mit dem Mann herum schlagen, den Sie zuvor zu Boden gestreckt hatte. Er versuchte sie mit Schlägen in den Bauch zu beeindrucken. Doch meine russische Partnerin verdrehte entnervt die Augen. Aber wie aus dem Nichts verpasste sie dem Burschen eine doppelte Ohrschelle und ließ einen Schlag auf den Kopf folgen.

Die beiden anderen von Karaboulis Leibwächtern hatten sich unterdessen verzogen. Kein Wunder, hatten sie doch schnell begriffen, welches Schicksal ihnen blühen würde, wenn sie sich mit uns anlegten. Der Bodyguard, der mit mir die Schlägerei angefangen hatte, war über einen am Boden liegenden Besen gestolpert und der Länge nach hingefallen. Nun zog er sich am Roulettetisch hoch. Als sein Kopf über der Tischplatte auftauchte, spuckte er wieder einen Zahn aus. Daraufhin verpasste ich ihm wieder einen Schlag ins Gesicht. Karaboulis Gorilla knallte mit dem Gesicht auf die Metallanrichte auf dem Tresen dahinter. Als er sich zu mir umdrehte spuckte er seinen vierten Zahn aus, welcher im sich drehenden Roulette-Rad landete. „Rien ne va Plus.“, sagte ich. Dann zeigte ich meine linke Hand und sagte „Fünf.“

Der erste der beiden Gorillas, die die Schlägerei mit Jelena und mir angefangen hatten, schlug meiner Partnerin aus Smolensk wieder auf den Bauch, doch ohne Erfolg. Das einzige was er erreichte, war, dass Jelena wieder entnervt die Augen verdrehte. Wie aus dem Nichts setzte es eine doppelte Ohrschelle. Doch ehe sich der Leibwächter so richtig davon erholen konnte, gab es eine zweite hinterher. Zusätzlich fing sich der Sicherheitsmensch einen Schlag auf den Kopf ein. Der Gorilla mit dem ich mich die ganze Zeit über gerauft hatte, wollte mir schon wieder eine rein hauen, doch ich fing den Schlag ab. „Ich hab doch noch zwei.“, sagte der Bodyguard und wollte wohl damit andeuten, dass er nur noch zwei Zähne hatte. Doch das interessierte mich wenig. „Na und?“, fragte ich und verpasste dem Kerl einen weiteren Schlag ins Gesicht, der ihn mit dem Rücken an eine Begrenzungswand beförderte. Ein weiterer Zahn flog aus seinem Mund.

Jelena hatte es wieder mit ihrem Gegner zu tun. Dieser kam mit einem Besenstiel an und wollte ihr einen Schlag ins Kreuz verpassen. Doch Jelena fing den 141

Schlag ab und stieß ihren Gegner zu Boden. Den zweiten Bodyguard bemerkte sie noch rechtzeitig. „Du gehst mir auf die Nüsse!“, sagte und verpasste meinem Gegner eine doppelte Ohrschelle und dann einen Schlag auf den Kopf.

Sophokles Karaboulis ahnte, dass sich in diesem Spiel das Blatt gegen ihn gewendet hatte. Er suchte sein Heil in der Flucht. Doch Jelena hielt ihn davon ab. „Halt! Warte mal, du darfst doch die Hauptsache nicht versäumen.“, sagte sie und verpasste dem Griechen einen Schlag ins Gesicht. „AU!“ Schließlich gelang es Jelena und mir Mr. Karaboulis zu stellen. „Ihr denkt doch wohl nicht, dass die Sache damit erledigt ist?“, wollte er wissen, als er zwischen uns an einer Wand stand. „Oh nein.“, sagte ich. „Nein.“ Dann schlugen wir beide zu und verpassten Sophokles Karaboulis eine doppelte Kieferquetsche.

Eine Woche, nachdem wir Sophokles Karaboulis hochgenommen hatten, machte man dem Griechen den Prozess. Ihm wurden Geldwäsche, Anstiftung zum Mord, Urkundenfälschung und Erpressung zur Last gelegt. Aufgrund der erdrückenden Beweislast, wurde „Die Taube“ in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen. Sophokles Karaboulis wurde zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Für uns war dieser Fall abgeschlossen.

Die finnische Regierung zahlte uns die vereinbarten 90.000 € und wir machten uns auf den Weg nach Hause. Wir packten unsere Koffer, checkten aus und bezahlten die Rechnung. Dann fuhren wir mit unserem gemieteten Porsche zum Flughafen von Kuopio und gaben ihn bei der dortigen Autovermietung wieder ab. Danach gaben wir unsere Koffer am Schalter von Finnair auf und gingen zur Sicherheitsschleuse, die wir ohne Probleme hinter uns brachten.

Um 21:40 Uhr landete unsere Maschine wieder in Frankfurt am Main. Meine Verlobte Kelly Ling erwartete uns, denn sie war nach Deutschland zurückgeflogen, als es brenzlig wurde. „Wir haben „Die Taube“ aus dem Verkehr gezogen. „Also wieder ein weiteres Exemplar für eure Sammlung an geschnappten Gaunern.“, sagte Kelly. „Wohl wahr. Aber es ist nicht die Baker Street Collection.“ „Ich lach später. Aber jetzt mal Spaß beiseite. Hast du schon mal daran gedacht aufzuhören?“ „Ich bin erst seit einem Jahr als Privatdetektiv tätig. Und ja, Jelena und ich haben gut verdient, seit wir zusammenarbeiten. Aber es warten noch einige Fälle und damit Klienten auf uns. Ich will dir ein mal ein sorgenfreies Leben bieten können.“, sagte ich.

Später, als Kelly und ich gemeinsam im Bett lagen fragte sie mich: „War das dein Ernst vorhin am Flughafen?“ „Was meinst Du?“ „Als du gesagt hast, dass du mir ein sorgenfreies Leben bieten willst. War das dein Ernst?“ „Ja natürlich.“ „Ich habe vor kurzem eine stattliche Summe Geld geerbt. 15 Millionen Euro. Ich denke, dass reicht, um uns beiden ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen.“ „Da ist was wahres dran. Aber du vergisst Brit Olson. Was wird aus ihr, wenn ich mich Knall auf Fall zur Ruhe setze?“, warf ich ein. „Eins muss man dir lassen, Paul.“ „Was?“ „Du kümmerst dich gut um deine Angestellten. Und das macht einen guten Chef aus.“, sagte Kelly. 142



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