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Im Bann der Dunkelheit

von

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Keine Zeit und unbekannte Wut!

Kapitel 23: Keine Zeit und unbekannte Wut!
 


 

Sprachlos starrte Severus auch noch nach Minuten, nachdem Lavinia seine Räume verlassen hatte zur Tür. „Ich liebe dich“, die Worte der Hexe hallten immer wieder in seinem Kopf nach. Nachdem Lavinia diese ausgesprochen hatte, war sie mit einem Lächeln einige Schritte zurückgetreten. In ihren Augen hatte er erkannt, dass dieses Lächeln ihre unverkennbare Unsicherheit überspielen sollte. Doch in diesem Moment, war der Tränkemeister selbst kaum fähig gewesen, einen klaren Gedanken zu fassen, sodass es ihm unmöglich gewesen war, die richtigen Worte zu finden. Er hatte sie fast genauso angestarrt, wie er jetzt den Blick immer noch auf die Holztür gerichtet hatte. Erst als Lavinia, zögernd zur Tür gegangen war, war ihm klar geworden, dass er durch sein Schweigen, Lavinia verletzen würde.
 

Er war ihr gefolgt, hatte sie ein weiteres Mal an diesem Abend aufgehalten, seine Räume zu verlassen. Erwartungsvoll hatte sie zu ihm geblickt, doch er hatte gewusst, dass er an diesem Abend nicht in der Lage sein würde, ihr die richtige Antwort zu geben.

„Lavinia. Ich danke dir. Ich danke dir für dieses unendliche Vertrauen, dass du mir entgegenbringst. Ich kann dir heute Abend nicht mehr sagen, nicht mehr geben. Aber ich weiß, dass ich das, was zwischen uns geschehen ist, nicht mehr bereuen kann und will.“, hatte Severus mit sanfter, tiefer Stimme, die Stille gebrochen und in Lavinias Augen, hatte er eindeutige Erleichterung erkennen können.
 

„Das Einzige, was ich mir wünsche ist, dass sich zwischen uns nichts ändert, Severus. Kannst du mir das Versprechen?“, entgegnete Lavinia bittend.

„Ja Lavinia, dass verspreche ich dir!“

„Dann wünsche ich dir eine gute Nacht“, verabschiedete sich Lavinia, nachdem er ihren Wunsch entsprochen hatte lächelnd und hauchte ihm einen letzen sanften Kuss auf die Lippen, ehe sie seine Räume verließ.
 

Seit dem stand er nun hier und versuchte immer wieder zu verstehen, welche Bedeutung Lavinias Worte für seine eigene Seele bedeuteten. Eines wusste er sofort. Noch nie in seinem bisherigen, düsteren Leben hatte es jemanden gegeben, der diese Worte im Zusammenhang mit seiner Person gebraucht hatte. Und jetzt war da diese junge, viel zu junge, talentierte und temperamentvolle Hexe, die sich heute Abend einfach vor ihn gestellt hatte und gesagt hatte: „Ich liebe dich, Severus“.
 

Doch nun war er mit dieser Situation vollkommen überfordert und wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Er hatte bisher nur einmal jemanden geliebt, doch diese Liebe war niemals erwidert worden. Lavinia war ihm wichtig, unendlich wichtig. Er sorgte sich um sie, er vermisste sie, wenn er sie nicht wenigstens für ein paar Minuten sehen konnte und er wusste, dass es mehr war, als Vertrauen, mehr als Freundschaft.
 

Er wollte sie um jeden Preis, vor jedem Schmerz, ob körperlich oder seelisch, bewahren. Er spürte Zufriedenheit, wenn sie lächelte und manchmal, nein immer häufiger, sehnte er sich nach einer Berührung, genoss die kleinen flüchtigen Küsse und dann heute Abend, hatten ihre Magien sich wieder wie von selbst aufeinander zu bewegt.
 

Trotzdem glaubte Severus daran, dass es ihm nie wieder möglich sein würde jemanden wirklich zu lieben. Liebe bedeutete so viel und existierte über den Tod hinaus. Hatte sogar die Kraft Leben zu bewahren, Dunkelheit zu vertreiben. Liebe war eine uralte mächtige Magie und Severus Herz, war dazu schon lange nicht mehr fähig.

Eine weitere Sache beschäftigte den Tränkemeister, als er sich nach Minuten, in denen er immer noch wie erstarrt in seinem Wohnzimmer gestanden hatte, in seinem Bett wiederfand.
 

Lavinia war gerade mal siebzehn Jahre alt. Eine junge Hexe, die sicherlich nicht erahnen konnte, welche Bedeutung ihre Worte wirklich hatten. Vielleicht fühlte sie sich derzeit zu ihm hingezogen, empfand mehr für ihn als Freundschaft. Eine Verliebtheit. Aber er war sich sicher, dass diese Empfindungen eine vorübergehende Sache waren, welche abflauen würden, sobald sie jemanden in ihrem Alter kennenlernen würde, der ihr gefiel.
 

Dennoch gab sie ein Stückchen Hoffnung und das Gefühl, dass nicht alles was er tat völlig ungesehen blieb. Jeder von ihnen war in einem Schicksal gefangen, welches nur der jeweils andere verstand. Die Vernunft würde von ihm verlangen, sich von ihr fern zu halten, ihr noch einmal klar zu machen, dass nicht nur ihre Herkunft und seine Stellung als Lehrer gegen all das sprachen, was sich bisweilen entwickelt hatte. Sondern auch der Umstand, dass sie – im Gegensatz zu ihm – ihre ganze Zukunft noch vor sich haben würde, wenn sie trotz des bevorstehenden Krieges, diese Möglichkeit bekommen sollte.
 

Trotzdem war sich Severus darüber im Klaren, dass er dieser Vernunft nicht mehr nachgeben würde. Zu sehr hatte er sich an Lavinias Gesellschaft und ihre Nähe gewöhnt. Es gab für all dies nur eine Lösung. Er würde alles auf sich zukommen lassen, ihr keine Versprechungen machen, außer jenem, welches er ihr gegeben hatte, ehe sie vor gut einer Stunde seine privaten Räume verlassen hatte. Zwischen ihnen würde sich, auch nach Lavinias Geständnis, nichts ändern. Mit diesem Gedanken fiel Severus in einen tiefen Schlaf. Nichts ahnend, dass dieser in der kommenden Nacht noch ein jähes Ende finden würde.
 

***
 

Am nächsten Morgen saß Lavinia nervös beim Frühstück. Als sie die große Halle mit Draco, Daphne, Theo, Blaise und Astoria betreten hatte, war ihr sofort aufgefallen, dass Severus nicht an seinem Platz war. Auch der Schulleiter fehlte. Das Dumbledore nicht immer beim Frühstück anwesend war, war die schwarzhaarige Hexe gewohnt. Aber da auch Severus nicht erschienen war, hatte die junge Hexe ein ungutes Gefühl.
 

Was war los? Unsicher blickte sie immer wieder zum Eingang der Großen Halle und hoffte, dass er doch noch, verspätet, zum Frühstück erscheinen würde. Nichts. War er wegen ihr nicht gekommen? Schon in der Nacht hatte sie darüber nachgedacht, ob es nicht ein Fehler gewesen war, ihm so offen ihre Gefühle zu gestehen. Sie wusste doch, dass sie ihn damit vollkommen überforderte. Er konnte mit Gefühlen nicht umgehen und vor allem hatte er bisher, mit seinen eigenen Emotionen nur schlechte Erfahrungen gemacht. Eigentlich ging es ihr nicht anders. Eigentlich hatte es für sie noch nie jemanden gegeben, zu dem sie sich so hingezogen gefühlt hatte, wie zu Severus.
 

Sie hatte hier Freunde gefunden, denen sie voll und ganz vertraute. Eine Erfahrung, welche sie erst nach langer Zeit in Einsamkeit und Ablehnung hatte machen können. Doch sie hatte auch schnell lernen dürfen, was es heißt jemandem sein ganzes Leben anvertrauen zu können. Sich im Beisein dieser Person vollkommen frei, aber auch geborgen und beschützt zu fühlen. Zu spüren, dass derjenige sie verstand und genau diesem Menschen, all das zurückgeben zu wollen. Sie hatte erfahren, wie es sich anfühlte jemandem nicht nur zu vertrauen, sondern ihn ehrlich zu lieben.

Und dann? Ihre Gefühle hatten sie am vorangegangen Abend vollkommen überwältigt. In diesem Moment hatte sie sich nicht mehr zurückhalten können und hatte dem Tränkemeister geradeheraus gestanden, wie viel sie für ihn empfand. Allerdings befürchtete sie seid dem, dass sie Severus nun noch ein Stück weiter von sich weg gestoßen hatte. Lavinia wusste, dass er sein Versprechen, zwischen ihnen würde sich nichts ändern, wahrhaftig ernst gemeint hatte. Doch sie ahnte, dass es dem Tränkemeister – unbewusst – nicht möglich sein würde, dieses Versprechen zu halten.
 

„Wo ist denn Snape?“, flüsterte Draco, Lavinia zu und blickte verwundert zum Lehrertisch.

„Ich weiß es nicht!“, zischte Lavinia und war selbst über ihren schroffen Ton überrascht.

Doch noch bevor sie sich bei Draco, für ihre unfreundliche Antwort entschuldigen konnte, war ein ihr wohlbekanntes und dennoch verhasstes, piepsiges Räuspern in der Großen Hall zu vernehmen.
 

Als die Slytherinschülerin wieder zum Lehrertisch sah, stand Umbridge bereits vor diesem und verschaffte sich mit einem „Sonoros“ Gehör.

„Ich bitte um Ruhe! Weihnachten steht vor der Tür. Die Regeln in Hogwarts wurden zum Wohle ihrer Ausbildung und der allgemeinen Disziplin, in den vergangenen Wochen entsprechend angepasst. Nun wird es Sie freuen zu hören, dass der Minister beschlossen hat, in diesem Jahr, einen vom Ministerium ausgerichteten und finanzierten Schulball, für die Schüler von Hogwarts zu veranstalten. Dieser findet am letzten Wochenende vor den Ferien statt. Die Vertrauensschüler der vier Häuser werden, jeweils mit einem anderen Schüler ihrer Wahl, den Ball eröffnen. Bitte kümmern sie sich rechtzeitig um eine Begleitung und entsprechende Kleidung“, verkündete die Großinquisitorin wie immer übertrieben förmlich und mit unechten Lächeln im Gesicht.
 

„Das ist nicht ihr ernst?“, hörte man nun Draco am Slytherintisch murren.

„Ein Ball!“, kreischten Daphne und Astoria gleichzeitig voller Euphorie. Die restlichen Jungs in der Clique um Lavinia, konnten diese lautstarke Begeisterung nicht wirklich teilen und schauten irritiert zu den jubelnden Hexen.

Lavinia hatte die Informationen nur wage mitbekommen. Sie hatte jetzt vollkommen andere Sorgen, als einen Weihnachtsball.
 

Ohne wirklich zu wissen warum, wurde Lavinia in diesem Augenblick immer unruhiger. Nervös tippelte sie mit den Fingern auf dem Tisch herum. Sie wollte hier raus. Alles um sie herum nervte sie. Sie wollte nach Severus suchen, wissen wo er war und warum er nicht beim Frühstück erschienen war.

„Lavinia?“, riss Draco sie plötzlich aus ihren Gedanken.

„Was?!“, keifte Lavinia zurück und blickte Draco wütend an, welcher sie erschocken anstarrte.
 

„Was ist los Lavinia? Warum bist du so wütend? Deine Augen…sie haben gerade so rot geflackert, als würdest du…“, versuchte der Blonde ihr schonend zu erklären, dass Lavinias Blick gerade vollkommen zornerfüllt auf ihn gerichtet war und er sogar das leuchtende Rot ihrer dunklen Magie, ihn ihren Augen hatte aufblitzen sehen.

„Nichts! Ich weiß es nicht, Draco!“, brachte sie immer noch zitternd vor Nervosität und einer ihr unbekannten Wut hervor. „Ich muss hier raus! Allein!“, fügte sie noch hinzu, als sie schnellen Schrittes die Große Halle verließ
 

//Wo ist Severus, wenn man ihn braucht!//, schoss es Lavinia, in ihrem Zorn durch den Kopf. Woher kam diese plötzliche Wut? Niemand hatte sie gereizt oder beleidigt. Der Umstand, dass der Tränkemeister nicht in Halle war, hatte sie nicht wütend, sondern unsicher und traurig gemacht. Aber auf keinen Fall wütend. Außerdem machte sie sich auch eher Sorgen. Irgendetwas sagte ihr, dass etwas passiert war und als sie in ihrem Zimmer ankam, um die Unterrichtsmaterialien für Kräuterkunde zu holen, saß eine schwarze Schuleule auf ihrem Bett, mit einem Brief im Schnabel.
 

Verwundert nahm die Hexe den Brief entgegen und beschwor ein paar Eulenkekse für die gefiederte Überbringerin herbei. Als sie erkannte, dass der Brief von Severus war wurde sie stutzig. Wenn er ihr etwas mitzuteilen hatte, warum sprach er dann nicht einfach mit ihr?
 

Lavinia,
 

Letzte Nacht ist es zu einem Zwischenfall gekommen. Ein Mitglied des Ordens, Rons Vater wurde von Voldemorts Schlange angegriffen und schwer verletzt. Nun hat Dumbledore einen Auftrag für mich, der sich nicht aufschieben lässt und wie ich feststellen musste, noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Nicht jeder lernt Okklumentik so schnell wie du und Potter soll dies nun so schnell wie möglich lernen. Genaueres kann ich dir im Augenblick nicht mitteilen. Ich hoffe ich komme morgen nach dem Zaubertrankunterricht dazu.
 

Bis dann, S.S.
 

(P.S. Ich halte mein Versprechen)
 

Unachtsam warf sie das Stück Pergament auf das Bett. Was war passiert und vor allem, warum war sie immer noch so gereizt? Sie machte sich Sorgen, wollte unbedingt wissen, was Schlimmes passiert war, dass er noch nicht einmal die Zeit fand, über das Geschehene mit ihr persönlich zu reden und warum musste Harry jetzt auf einmal Okklumentik lernen? Doch eines schien zumindest nicht der Grund für sein Fernbleiben beim Frühstück gewesen zu sein und dieser Gedanke beruhigte Lavinia ein wenig. Es war nicht ihre Schuld
 

Seufzend schnappte sie sich ihr Kräuterkundebuch und machte sich immer noch in Gedanken bei Severus, auf den Weg zu den Gewächshäusern. Dort warteten ihre Freunde bereits auf Lavinia.

„Hei, alles wieder okay?“ , erkundige sich Daphne vorsichtig bei Lavinia.

„Geht so. Ich bin irgendwie total gereizt heute. Keine Ahnung warum“, antwortete Lavinia und schaffte es zu einem flüchtigen Lächeln.
 

„Hast du schlecht geschlafen oder so?“, fragte ihre Freundin weiter interessiert und schaute freundlich zu Lavinia.

„Nein, alles normal“, log Lavinia. Denn sie hatte letzte Nacht, fast kein Auge zu getan. Aber sie konnte Daphne ja schlecht sagen: //Ich hab die ganze Nacht wach gelegen, weil ich dumme Gans meinem Tränkeprofessor gesagt hab, dass ich ihn liebe//, plapperte sie in Gedanken vor sich hin und nahm sich vor, ihre Freunde an diesem Tag nicht mehr, für ihre schlechte Laune und ihre Sorgen um Severus, verantwortlich zu machen.
 

„Hör mal, sollen wir zusammen nach Hogsmeade am Samstag? Wir brauchen ja noch ein Kleid!“ schlug Daphne nun ein ganz anderes Thema an.

„Kleid?“

„Der Ball Lavinia! Schon vergessen? Mit wem willst du eigentlich hin gehen?“

„Ach stimmt, dieser komische Weihnachtsball. Du hast Recht. Ja können wir gerne machen. Ich wollte sowieso nach Weihnachtsgeschenken schauen und wollte schon vor dem Frühstück los. Wir könnten uns dann am Kleiderladen treffen. Aber mit wem ich hingehe weiß ich noch nicht“, antwortete Lavinia bemüht freundlich, denn die Tatsache, dass sie sehr wahrscheinlich nicht um diesen Ball herum kam, trug nicht gerade dazu bei sie zu beruhigen. Im Gegenteil.
 

„Ach Draco wird dich bestimmt fragen“, entgegnete Daphne beiläufig.

„Mmh meinst du? Ich bin mir da nicht so sicher, vielleicht fragt er deine Schwester. Die Beiden verstehen sich in letzter Zeit mehr als gut“, gab Lavinia, nun doch grinsend, zu bedenken.
 

Eine Antwort blieb Daphne ihr schuldig, da Professor Sprout die Gewächshäuser öffnete und die Schüler anwies einzutreten. An diesem Tag hatte die gutmütige Hexe ihrer Klasse den Auftrag erteilt, neue Kartoffelbauchpilzkulturen anzulegen, welche als Trankzutaten gebraucht wurden. Genervt füllte Lavinia die Tontöpfe mit Erde. Sie hasste es. Dieser ganze Dreck, die feuchte Erde, welche sich immer wieder in ihren Haaren und unter ihren Fingernägeln festsetze und an diesem Tag, schien ihr das alles noch viel mehr auf die Nerven zu gehen, als es sonst der Fall war.
 

Als der Albtraum für Lavinia nach zwei Stunden endlich vorbei war, packte sie völlig verärgert ihre Sachen zusammen und wollte einfach nur noch duschen. Da Severus ja Harry nun Okklumentik beibringen würde, hatte er ja keine Zeit für sie und ihr standen nun zwei volle Freistunden zur Verfügung. Verdammt, wie dieser ach so wichtige, Potter-Held ihr auf die Nerven ging. Nur wegen ihm, war Severus durch diese ganzen Schwüre und Versprechen, an die Anweisungen Dumbledores gebunden.

„Lavinia warte doch!“, hörte sie Draco hinter sich rufen.

„Lass mich heute einfach, Draco“, entkam es ihr so freundlich wie möglich und sie verschwand so schnell sie konnte, im Gemeinschaftsraum der Slytherin.
 

***
 

//Endlich//, dachte Severus, als er endlich wieder im Schloss angekommen war und die Ruhe in seinen Räumen noch mehr genoss als sonst. Mitten in der Nacht hatte Dumbledore ihn rufen lassen. Arthur Weasley, welcher vor der Abteilung, in der die Prophezeiungen aufbewahrt wurden, wache gehalten hatte, war von der Giftschlange des Dunklen Lords angegriffen worden. Er wusste davon und es war nun sein Plan diese Prophezeiung in die Hände zu bekommen.
 

Allerdings wusste er doch sicherlich auch, dass nur der die Worte der Weissagung erfahren würde, den diese auch betrafen. Severus ahnte, dass der Lord, zum derzeitigen Zeitpunkt, nicht sonderlich erfreut über den Misserfolg der letzten Nacht war.

Er wusste, dass Voldemort schon seit einiger Zeit davon wusste und auch versucht hatte Mitglieder des Ministeriums zu manipulieren, um an die Kristallkugel, welche ihn und Harry betraf, heranzukommen. Das bisherige Scheitern seiner Anhänger, verstimmte den finsteren Zauberer immer mehr.
 

Auf jeden Fall hatte Harry in der Nacht unbewusst in die Gedanken Voldemorts eindringen können und hatte den Angriff der Schlange, aus deren Perspektive mit ansehen können. Dadurch war es dem Orden gelungen, Weasley Senior zu retten.

Er hatte noch in dieser Nacht versucht, Harry wenigstens das Prinzip von Okklumentik beizubringen, aber ihm war sofort klar, dass er diese Technik nie so beherrschen würde, wie Lavinia.
 

Lavinia…leider hatte er wegen dieser ganzen Sache, erst einmal kaum Zeit ihren Unterricht fortzusetzen und somit würde es auch kaum eine Gelegenheit geben, mit ihr noch einmal über den vergangenen Abend zu sprechen und das störte den Tränkemeister.
 

Aber schon heute Morgen, nach nur zwei Stunden Schlaf, war er mit Albus zu einem außerplanmäßigen Treffen des Ordens gefloht und erst jetzt, kurz vorm Mittagessen zurückgekehrt. Die Freistunden würde er nun nutzen, um Potter erneut zu zeigen, wie er seinen Geist schützen konnte. Dabei hoffte Severus, dass er in ausgeruhtem und wachem Zustand, bessere Fortschritte machen konnte, sodass er schnellstmöglich die Zeit finden würde, mit Lavinia zu reden. Er hoffte nur, dass die junge Hexe nicht annahm, dass er ihr aus dem Weg gehen wollte. Denn dies lag, bei all dem was passiert war, sehr nahe.
 

***
 

Als Lavinia, nach ihrem erzürnten Verschwinden, nach dem Kräuterkundeunterricht, sauber und mit einer frischen Schuluniform aus ihrem Zimmer kam, saßen ihre Freunde bereits vor dem Kamin. Theo und Blaise schienen in die Zauberkunsthausaufgaben vertieft zu sein, welche sie mal wieder auf die letzte Minute erledigten. Auf dem Sessel daneben saß ein leicht genervt wirkender Draco. Lavinia war sofort klar, was den Blonden so sehr die Stimmung vermieste.
 

Vor ihm stand keine andere, als Lavinias Lieblingsmedusa. Schweigend trat die Schwarzhaarige hinter sie und hörte gespannt den Worten von Pansy zu.

„Draco! Wir sind beide Vertrauensschüler! Wir müssen den Ball eröffnen! Also warum nicht gemeinsam?“

„Zum hundertsten Mal Pansy. 1. Wir sollen uns jemand Anderen suchen. Aus jedem Haus zwei Paare, die den Ball eröffnen und wenn du rechnen kannst, wäre es aus Slytherin dann nur eins und 2. ich gehe bestimmt nicht mit dir da hin!“, entgegnete Draco mehr als deutlich.
 

„Komm schon Draco!“, erwiderte Pansy weiter uneinsichtig und machte dem Blonden jetzt doch tatsächlich schöne Augen und versuchte sich auf dessen Schoss zu setzen.

Draco, der Lavinia gerade wahrgenommen hatte, konnte sich nun ein Grinsen kaum verkneifen. Leider nahm Pansy dieses Grinsen, als Bestätigung dafür auf, dass ihr Verhalten Eindruck auf Draco machte und klimperte nun noch auffälliger mit den Wimpern.
 

„Angius Pilorum“, murmelte Lavinia leise hinter Pansy und schon wieder schlängelten sich dutzende Schlangen auf dem Haupt der Vertrauensschülerin.

„Ähm Pansy, du hast da was“, wies Draco die Hexe, welche schreiend von seinem Schoss gesprungen war, auf den Zustand ihrer Haare hin.

„Reed, du Miststück!“, kreischte die aufdringliche Hexe vor Wut, während sie von einer der Schlangen in die Nase gebissen wurde.
 

„Dass wirst du mir büßen!“ schrie sie erneut und ging nun ohne auch nur an einen Zauberstab zu denken, auf Lavinia los.

„Pansy, nein lass das!“ riefen Lavinias Freunde fast gleichzeitig. Alle schauten geschockt zu den beiden Hexen. Pansy hatte Lavinia zu Boden geworfen, saß nun auf ihr und zog kräftig an Lavinias langen Haaren. Währenddessen waren Theo und Blaise aufgestanden und wollten der schwarzhaarigen Hexe zu Hilfe eilen, ehe diese womöglich gleich völlig ausrasten würde
 

Doch die Schlangen auf Pansys Kopf verteidigten ihre „Herrin“ und die beiden Zauberer hatten Mühe an die Hexen heranzukommen, da diese bei der ganzen Aufregung ebenfalls keine Sekunde daran dachten ihre Zauberstäbe zu benutzen.

„Medusa, lass mich los! Ich warne dich, meine Laune ist sowieso schon mies!“, presste Lavinia hervor und machte sich daran die Hexe von sich zu drücken. Pansy hatte sich jedoch so sehr auf die schwarzhaarige Hexe unter ihr fixiert, dass Lavinias Versuche sich von Pansy zu befreien, kläglich scheiterten.
 

Merkwürdigerweise gelang es Lavinia immer wieder, die Bilder der verschlossenen Truhen im Kopf aufrecht zu erhalten, sodass es ihr bisher gut gelungen war diese zu unterdrücken. Auch die Gereiztheit und die unterschwellige Wut, welche sie den ganzen Tag schon verspürte, fühlten sich nicht wie ihre eigene an. Sie war ähnlich, aber anders.
 

„Geh runter von mir Pansy!“

„Vergiss es! Ich werde dir Miststück endlich zeigen, dass du hier nichts zu melden hast!“, keifte die wütende Hexe zurück und noch bevor Lavinia erneut die Möglichkeit ergreifen konnte, sich zu wehren, spürte sie einen brennenden Schmerz in ihrem Gesicht. Noch keine Sekunde später hatte sie Pansy, durch einen plötzlichen magischen Ausbruch, von sich gestoßen. Lavinia hatte sich aufgebäumt. Ihre Augen flackerten für Sekunden rot auf und noch immer hielt sie ihre Hand von sich gestreckt.
 

Erst langsam beruhigte sie sich. Wieder hatte sie diese fremde Wut gespürt. Es war nicht nur ihr eigener Zorn gewesen, der diesen kurzen Ausbruch ausgelöst hatte und war auch, nachdem Pansy gezwungenermaßen von ihr abgelassen hatte, sofort wieder abgeflaut.

„Alles okay Lavinia?“, erkundigte sich Daphne besorgt und half ihrer Freundin auf die Beine.

„Oh dein Gesicht! Sie hat dich ganz schön gekratzt“, stellte die Blonde Hexe besorgt fest.

Lavinia bemerkte erst jetzt, dass ihre rechte Wange immer noch schmerzte.
 

„Es tut auch höllisch weh. Daphne würdest du?“

„Klar! Episkey“, erfüllte die ältere der Greengrass-Schwestern Lavinias Bitte.
 

Unterdessen hatten Theo und Blaise, der immer noch verstört wirkenden Pansy, auf die Beine geholfen. Die Schlangen auf ihrem Kopf waren mittlerweile verschwunden und ihre braunen Haare standen völlig zerzaust in alle Richtungen ab. „Mit der stimmt was nicht. Ich hab es gleich gewusst! Habt ihr die roten Augen gesehen? Ich werde das sofort Umbridge melden! Die spinnt doch!“, keife Pansy weiter und tat so, als wäre ihr eigener Angriff auf Lavinia vollkommen gerechtfertigt gewesen.
 

„Lass das Pansy!“, ergriff nun Draco das Wort.

„Oder darf ich dich daran erinnern, wer zuerst auf Lavinia losgegangen ist? Ich glaube nicht, dass Professor Snape davon begeistert sein wird, dass eine Vertrauensschülerin derart unangemessen auf einen Scherz reagiert, welchen sie mit ihrem aufdringlichen Verhalten selbst provoziert hat! Und ein für alle Mal, nein ich gehe nicht mit dir auf den Ball! Ich werde mit Lavinia dort erscheinen“, stellte Draco mit lauter Stimme klar und Pansy verzog sich beleidigt in den Mädchenschlafsaal.
 

Lavinia hingegen saß völlig verdattert auf dem Sofa und starrte Draco ungläubig an. Sie auf den Ball, mit ihm? Ball, Tanzen, Tanzen, Ball, sie? Nervös wollte Lavinia an ihrem Tee nippen, welchen Astoria nach Pansys Attacke herbei gezaubert hatte, doch schon wieder schien ihre Nervosität in übermäßige Gereiztheit umzuschlagen, denn mit einem Mal zersprangen sämtliche Tassen auf dem Tisch und in Lavinias Hand.
 

„Mist! Bei Merlins verschollener Unterhose! So was passiert mir heute schon den ganzen Tag. Entschuldigt. Reparo“, stieß Lavinia seufzend aus und beseitigte die Sauerei anschließend noch mit einem, Ratzeputz.

„Sag mal warum bist du denn auf einmal so nervös geworden?“, erkundigte sich Blaise grinsend, als er sich neben Lavinia aufs Sofa fallen ließ.

„Also ehrlich gesagt, habe ich damit gerechnet, dass Draco überhaupt erstmal fragt und dann hätte ich übrigens mit, auf keinen Fall, geantwortet Mr. Malfoy“, teilte sie nun zu dem Blonden gewand mit.
 

Dieser schaute sie überrascht an. Sie hatte Recht. Er hatte Lavinia gar nicht gefragt, sondern war einfach davon ausgegangen, dass sie als seine Wahlschwester, auf jeden Fall mit ihm zum Ball gehen würde.

„Willst du nicht?“, fragte er daher kleinlaut.

„Sagen wir mal so Draco. Ich will überhaupt nicht auf einen Ball gehen. Ich kann nicht tanzen und habe daher auch keine Lust den Ball zu eröffnen“, teilte Lavinia immer noch leicht verärgert mit.
 

Aber dies schien für alle Slytherins, um Lavinia keine annehmbare Ausrede zu sein und somit war schnell beschlossen, dass sie der übel gelaunten Hexe gemeinsam das Tanzen beibringen würden. Nur Astoria war still geworden, seid Draco sich dazu entschieden hatte, mit Lavinia zum Ball zu gehen.
 

Die junge Hexe hatte fest damit gerechnet, dass er sie fragen würde. Sie hatten sich in letzter Zeit immer besser verstanden und Astoria hatte, seit heute Morgen auf eine Einladung vom Slytherinprinzen gehofft. Dennoch war sie weder Lavinia noch Draco wirklich böse. Sie wusste, dass die Schwarzhaarige für Draco wie eine Schwester war. Auch wenn sie enttäuscht war, würde die jüngere der Greengrass-Schwestern keinen Streit mit ihren Freunden anfangen. Dafür war auch ihr die grünäuigege Hexe zu sehr ans Herz gewachsen.
 

Eilig machten sich Theo, Daphne, Lavinia und Draco auf den Weg, um den restlichen Schultag hinter sich zu bringen. Als Lavinia einige Stunden und erste Tanzlektionen später in ihrem Bett lag, hoffte sie, dass ihre Laune am nächsten Morgen wieder besser sein würde. Schließlich würde sie im Zaubertrankunterricht wieder auf Severus treffen und hoffte danach die Zeit zu finden, sich mit ihm auszusprechen.
 

***
 

Als die Schwarzhaarige am nächsten Morgen aufwachte, spürte sie sofort, dass sich ihre Empfindungen vom Vortag kaum verändert hatten. Eigentlich hatte sie fast das Gefühl, dass sie in der letzten Nacht überhaupt nicht geschlafen hatte. Sie war übermüdet, schlecht gelaunt und schon wieder unerklärlich gereizt und nervös.
 

Gähnend stand sie auf und blickte nun in den Spiegel, neben ihrer Kleidertruhe und erstarrte. Im selben Augenblick, in dem sie feststellte, dass ihre Augen rot glühten, zerprang der Spiegel in winzige Splitter.

//Bei Merlin, was ist nur los mit mir? Hoffentlich kann ich nachher mit Severus darüber reden//, sagte Lavinia immer noch erschrocken zu sich selbst, während sie ihren Spiegel mit einem Zauber reparierte.
 

Als sie nun in den Spiegel blickte, hatten ihre Augen wieder ihre gewöhnliche Farbe angenommen. Immer noch grübelnd, wieso ihr seit dem gestrigen Tag immer wieder solche merkwürdigen Missgeschicke passierten, machte sich Lavinia für das Frühstück fertig. Sie beschloss dieses Mal ihre Schulsachen gleich mitzunehmen, um frühzeitig zum Tränkelabor zu gehen. Vielleicht würde sie Severus einige Minuten früher antreffen und ihn drauf hinweisen, dass sie wirklich dringend mit ihm sprechen musste.
 

Und tatsächlich schaffte es Lavinia alleine zum Tränkelabor vorzugehen, da ihre Freunde ihre Schulsachen erst nach dem Frühstück holten. Als Lavinia am Labor ankam, saß Severus bereits an seinem Schreibtisch und schien etwas zu notieren. Die Schwarzhaarige räusperte sich kurz. Als der Tränkemeister aufsah, trat sie mit einem Lächeln auf den Lippen ein.

„Lavinia? Du bist früh. Es sind noch fünfzehn Minuten bis zum Unterricht“, stellte Severus verwundert fest und schaute Lavinia fragend an.
 

„Ich wollte dich alleine antreffen. Wir müssen nach dem Unterricht unbedingt reden, Severus. Ich…“, begann Lavinia ihr Anliegen vorzutragen, doch der Tränkemeister unterbrach sie mit einem Kopfschütteln.

„Was?“, entkam es Lavinia sofort übermäßig gereizt.

„Ich muss nach dem Unterricht sofort zu Dumbledore. Seid diesem Anschlag ist einiges zu Regeln, Lavinia“, entgegnete er seufzend.

„Aber danach? Ich habe nach Geschichte Freistunden!“, schlug Lavinia ungeduldig vor.

„Dann kommt Potter. Er ist wirklich talentfrei. Ich weiß nicht, wann ich wieder Zeit habe, vielleicht morgen Abend, Miss Reed!“ endete er knapp, als die anderen Schüler nun das Tränkelabor betraten.
 

Wie erstarrt, blieb Lavinia vor Severus Schreibtisch stehen. Die Enttäuschung war ihr ins Gesicht geschrieben. Severus erkannte dies sofort und er wusste, dass die junge Hexe dachte, er würde ihr bewusst aus dem Weg gehen. Aber er hatte keine Wahl. Die Verbindung von Harrys Gedanken zu denen des Dunklen Lords, konnte für ihn, für alle Mitglieder des Ordens und sogar für ihre ganze Sache, das Ende bedeuten.

„Setzen Sie sich, Miss Reed“, entkam es ihm und es fiel ihm tatsächlich schwer, seine Fassade als unnachgiebiger Professor aufrecht zu erhalten, denn er wusste, dass er Lavinia verletzte, indem er sie nun mehrmals vertrösten musste.
 

„Ja, P r o f f e s s o r!“, zischte Lavinia ihm entgegen und setzte sich neben Draco.

Warum hatte er schon wieder keine Zeit? Konnte Potter nicht warten, bis sie sich ausgesprochen hatten und sie ihm von dieser unbekannten Aggression erzählen konnte? Es nervte sie, dass Potter ihr dabei im Weg stand. Ja verdammt, sie war eifersüchtig und…wütend. Wütend darüber, dass sie eifersüchtig war, wütend darüber, dass sie Severus diese Wut spüren ließ, obwohl sie wusste, dass Severus ebenfalls nicht glücklich darüber war, das dringende Gespräch zwischen ihnen wieder verschieben zu müssen.
 

Eigentlich war es auch eher Enttäuschung, die sie als ihre eigene Empfindung identifizieren konnte. Aber diese Wut in ihr, welche sich so fremd und doch so vertraut anfühlte, machte es ihr unendlich schwer, ihre Gefühle zu deuten.
 

„Miss Reed! Wenn Sie noch mehr Wellhornschnecken verbrennen lassen, anstatt sie anzuschmoren, werden Sie meine Vorräte gänzlich aufbrauchen!“ wies der Tränkemeister Lavinia darauf hin, dass ihre Schnecken, nun zum dritten Mal, viel zu lange auf dem Feuer brutzelten.

„Danke P r o f f e s s o r!“ presste sie gereizt hervor, bevor Severus die verkokelten Überreste der Schnecken verschwinden ließ und sie sich neue aus dem Vorratsschrank holen musste.

Nach gut einer Dreiviertelstunde hatte sie es dann endlich geschafft, alle Zutaten des Furunkel-Heiltrankes zusammenzufügen, als die hoch ätzende Flüssigkeit plötzlich aus einem Loch im Kessel herauslief und ihre Schulbank Stück für Stück zerfiel.
 

„Verdammt noch mal“, rief Lavinia frustriert, während im selben Moment mehrere Phiolen und Gläschen auf den Tischen ihrer Mitschüler zersprangen.

„Miss Reed! Reißen Sie sich zusammen! Sie hätten den Kessel vom Feuer nehmen müssen, bevor Sie die Stachelschweinpastillen hinzufügen“, erklärte Severus der schwarzhaarigen Hexe, bemüht ruhig ihren Fehler. Dabei merkte er jedoch, wie ihre Augen für Sekunden flackerten.
 

Besorgt behielt er die Hexe im Auge. Es war absolut still. Alle schauten gebannt zu Lavinia und dem Zaubertrankprofessor, welcher sich das Resultat des vermasselten Trankes gerade genauer anschauen wollte, als Lavinia plötzlich sämtliche übrig gebliebenen Utensilien, samt zerstörtem Kessel vom Tisch warf. Ihre Augen waren rot, dann grün, rot, wieder grün.

„Unwürdig, alle unwürdig…zu nichts seid ihr fähig…wie könnt ihr…“, stammelte sie mit verzerrte Stimme.
 

Die Hexe spürte diese unbekannte Magie in sich, sie spürte, dass diese Worte, die Worte eines Anderen waren. Was war nur los mit ihr? Sie hatte ihre eigenen Gedanken und Handlungen nicht mehr unter Kontrolle. Ihre eigene Wut mischte sich mit dieser Unbekannten. Sie versuchte sogar bewusst dagegen anzukämpfen, doch es war ihr, als würde ihre Magie sich der fremden Magie, die sie seit zwei Tagen spürte, unterordnen.

Verzweifelt blickte sie zum Tränkemeister. „Hilf mir“, formten ihre Lippen hilfesuchend und er schien zu verstehen.
 

„RAUS“, brüllte er. „Wie können Sie es wagen, sich in meinem Unterricht so aufzuführen! Ich will Sie heute hier nicht mehr sehen! Und wagen Sie es nicht mir noch einmal unter die Augen zu treten!“, fügte er nun mit bedrohlich bebender Stimme hinzu und Lavinia verließ mit einem Nicken das Labor.
 

Auch Severus spürte, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Er wusste, dass Lavinia mit etwas anderem kämpfte, als ihrer eigenen Magie. Zwar war er sich sicher, dass sie noch nicht in der Lage war, diese zu kontrollieren, dennoch hatte er sofort bemerkt, dass ihr Verhalten gerade einen anderen Grund hatte. Am liebsten hätte er Potters Unterricht sofort abgesagt, doch er wusste, dass er so schnell wie möglich Okklumentik lernen musste und es auch zu auffällig wäre, wenn er wegen Lavinia so etwas verschieben würde.

Severus hatte keine andere Wahl, als zu hoffen, dass er bald eine Möglichkeit finden würde, mit Lavinia zu reden.
 

***
 

„Lavinia? Hei Lavinia mach auf, ich bin es Draco!“, ertönte die Stimme des Blonden an Lavinias Zimmertür. Doch die Schwarzhaarige antwortete nicht. Sie hatte sich in ihrem Zimmer eingeschlossen und saß auf dem Boden vor der Tür. Dabei hatte die Hexe immer wieder gespürt, wie die unbekannte Wut in ihr zum Leben erwachte.

„Du hast Geschichte verpasst! Verdammt noch mal Lavinia, mach auf! Was ist los? Du hast gleich noch…“, sprach Draco vor der Tür weiter, ehe Lavinia ihn unterbrach.
 

„Ich bleibe hier! Ich werde dieses Zimmer heute nicht mehr verlassen, Draco! Bitte lass mich in Ruhe und sag Sev…Snape er soll mich für heute vom Unterricht entschuldigen“, rief Lavinia ihm zu.

„Was ist los? Ich öffne jetzt diese Tür Lavinia, lass dir helfen!“

„NEIN“, brüllte sie nun und ihre Magie ließ Dracos Zauber abprallen.

„Draco bitte!“, entkam es ihr nun flehend und der Blonde merkte, dass er Lavinias Bitte nachkommen und ihr vertrauen musste.
 

Lavinia verbrachte den restlichen Donnerstag alleine in ihrem Zimmer. Immer wieder flackerten ihre Augen rot auf. Immer wieder ging ohne, dass sie was dazu beitrug, etwas zu Bruch. Immer wieder erzitterte sie vor Wut und Nervosität. Auch in der Nacht schien sie keine Ruhe davor zu haben. Sie spürte, dass nicht ihre eigene Magie dafür verantwortlich war, denn diese rührte sich kaum. Die schwarzhaarige Hexe rief die Bilder ihrer Schatztruhen, wie ein Mantra immer wieder vor ihrem inneren Auge auf und trotzdem geschahen diese Dinge. Doch ihre Dunkelheit war in den Truhen verschlossen. Aus Angst ihre Finsternis könnte durch diese unbekannte Wut aus ihr herausbrechen, erlaubte sich die junge Hexe nicht, in dieser Nacht auch nur für kurze Zeit einzuschlafen und blieb bis zum Morgen vor ihrer Zimmertür sitzen.
 

Als Daphne und Astoria sie zum Frühstück abholen wollten, hatte sich an ihrem Aufenthaltsort noch immer nichts geändert. Sie wusste, dass es ihr heute unmöglich sein würde am Unterricht teilzunehmen. Zitternd öffnete sie die Tür.

„Ich gehe nicht mit…ich werde hier bleiben. Ich werde Professor Snape darum bitten mich auch für heute zu entschuldigen“, erklärte Lavinia ihren Freundinnen mit kraftloser Stimme.

„Lavinia! Du siehst schrecklich aus!“, stellte Astoria besorgt fest und wollte Lavinia dazu bringen in den Krankenflügel zu gehen.

„Da war ich schon, aber Snape muss mich vom Unterricht befreien. Daphne gibst du ihm das?“ log Lavinia, da sie den Krankenflügel natürlich nicht besucht hatte und drückte Lavinia einen heimlich heraufbeschworenen Zettel in die Hand.
 

„Na gut, dann ruh dich aus!“, gaben die Schwestern nach und machten sich gemeinsam auf den Weg zum Tränkemeister.

Als dieser wenige Minuten später Lavinias Nachricht in den Händen hielt, zögerte er keine Minute, um diese zu öffnen.
 

Lieber Severus,
 

Ich muss unbedingt mit dir sprechen! Es geht um den Unterricht gestern. Irgendwas stimmt mit mir nicht. Bitte nimm dir Zeit für mich. Ich brauch dich. Ich werde heute den Unterricht nicht besuchen, ich kann es nicht erklären aber andauernd geht etwas zu Bruch, ich kann es nicht kontrollieren. Ich will niemanden verletzen. Aber es fühlt sich an, als wäre es die Wut eines Anderen, die Magie eines Anderen, aber dann auch wieder nicht.
 

Bis hoffentlich heute Abend.
 

Lavinia
 


 

Seufzend ließ der Tränkemeister das Pergament verschwinden. Er wusste wie dringend Lavinia ihn brauchte und er musste es irgendwie schaffen mit ihr zu reden und nahm sich fest vor, ihr bis zum Mittagessen zu antworten. Doch die Zeit zu finden, Lavinia per Eule eine Nachricht zukommen zu lassen, erwies sich auch an diesem Tag, als äußerst schwierig. Umbridge hatte alle Lehrer, die Freistunden hatten, nach dem Mittagessen zu einer außerordentlichen Versammlung einberufen, um die Informationen des Ministeriums bezüglich des Balls weiterzugeben. Danach hatte er Zaubertrankunterricht in den siebten Klassen.
 

Nach dem Abendessen hatte er gerade damit begonnen, Lavinia eine Notiz zu schicken, in der er ihr mitteilte, dass sie sofort zu ihm kommen konnte, spürte er plötzlich ein ihm wohl bekanntes ziehen im Unterarm. Er war wütend. Das konnte er deutlich spüren, denn sein Ruf war schmerzhafter, als es sonst der Fall war und plötzlich erschien wieder einmal Lucius Gesicht in seinem Kamin.
 

„Severus?“

„Er ist außer sich! Das eigentliche Treffen ist erst morgen. Er will die sehen, die an der Ministeriumssache dran sind! Bleib heute in Hogwarts! Aber morgen 22 Uhr im Manor!“, teilte Lucius Abbild knapp mit und verschwand.

Ungläubig starrte Severus immer noch in den Kamin. Der Dunkle Lord schien wegen irgendetwas verstimmt zu sein. Es wunderte ihn, dass er noch immer im Manor war, obwohl er sich auf den Weg machen wollte um alte Verbündete wieder auf seiner Seite zu begrüßen.

Aber irgendetwas hatte Voldemort dazu gebracht, dieses Vorhaben zu verschieben. Morgen sollte es also wieder soweit sein und er musste dem Lord erneut gegenüber treten.
 

„S e v e r u s“, riss eine vor Schmerz verzerrte Stimme, den Tränkemeister aus seinen Gedanken. Als er sich der Stimme zuwandte schaute er erschrocken in Lavinias blasses, vor Schmerz verzerrtes Gesicht.

„Hilf mir!“ keuchte sie plötzlich angestrengt. Ihre Knie gaben nach und sie ließ sich auf den Boden sinken. „Mach, dass das aufhört!“ bat sie flehend und Severus zog sie ohne zu zögern in seine Arme. Langsam beruhigte sich die junge Hexe und so wie der Schmerz in seinem Arm verebbte, desto ruhiger schien auch Lavinia.
 

Es hatte also begonnen. Lavinias Magie hatte den Ruf ihres Vaters gespürt und darauf reagiert und in diesem Moment wurde dem Tränkemeister bewusst, dass er nicht mehr viel Zeit hatte, um Lavinia endlich alles zu erzählen.



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