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Im Bann der Dunkelheit

von

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Schleichende Erkenntnis

24. Schleichende Erkenntnis
 

„Alles wieder in Ordnung?“ sprach Severus die junge Hexe an, als er selbst kein brennendes Ziehen mehr in seinem linken Unterarm verspürte. Wenn seine Vermutung stimmte, war es der Ruf des Lords gewesen, der Lavinias Schmerzen ausgelöst hatte. Denn auch ohne dunkles Mal war Lavinia, durch den Fluch, aber auch durch die Ähnlichkeit ihrer Magie und der ihres Vaters, an Voldemort gebunden.
 

Langsam half der Tränkemeister Lavinia wieder auf die Beine. Sie schien langsam zu Kräften zu kommen. Ihr Gesicht war nicht mehr ganz so blass, wie vor ein paar Minuten und auch ihre Gesichtszüge wirkten entspannter.

„Die Schmerzen sind weg. Als wäre nichts gewesen. Ich versteh das nicht, Severus! Jetzt dachte ich, endlich alles im Griff zu haben. Meine Gedanken und sogar das mit meiner dunklen Magie. Ich dachte, ich könnte jetzt wenigstens für eine kurze Zeit eine normale Schülerin sein und meine Schulzeit, bis zu den Ferien genießen. Ich weiß, dass der Dunkle Lord im Manor auf ein Treffen mit mir besteht. Ich weiß, dass mein Leben nie normal verlaufen wird. Aber ich dachte es wäre wenigstens für eine kurze Zeit möglich. Severus ich will endlich wissen, was das alles zu bedeuten hat!“ erklärte Lavinia, Severus bestimmend und schaute ihn fordernd an.
 

Sie hatte genug. Sie hatte eindeutig genug, von all den Ungewissheiten, dieser merkwürdigen Wut, welche sie in ihrem Inneren spürte aber eindeutig nicht ihre eigene war, von allem was um sie herum geschah und davon, dass ihr keiner etwas genauer erklären wollte. Sie wollte jetzt endlich Klarheit, wollte wissen was Severus wusste und vor allem wie viel er wusste.

„Bitte Severus, ich kann nicht mehr. Ich will endlich verstehen, wer oder was ich bin und warum ich so bin wie ich bin. Bitte, ich kann meine Gedanken verbergen, ich werde bald meine Magie kontrollieren können und…ich habe dir all mein Vertrauen geschenkt, welches ich überhaupt geben konnte. Bitte sag mir endlich, was du weißt!“, flehte sie nun erneut und schaute Severus traurig an.
 

Dieser strich ihr sanft eine Strähne aus dem Gesicht, ehe er seinen Blick seufzend von ihrem löste. Wie gut er sie verstehen konnte. Er würde an ihrer Stelle und nach allem was in ihrem Leben bisher geschehen war, auch hier stehen und auf Antworten bestehen.

Severus wusste, dass er nicht mehr lange damit warten konnte. Dennoch wollte er versuchen sie ein letztes Mal zu vertrösten. Er wollte zuerst die Zusammenkunft der Todesser, am morgigen Abend hinter sich bringen. Er hoffte dem Dunklen Lord noch ein paar letzte Informationen zu entlocken, bevor er Lavinia alles erklären würde.
 

Seit dem letzten Zaubertrankunterricht hatte er bemerkt, das Lavinia etwas aus der Ruhe brachte und er war sich sicher, dass es weder ihre dunkle Magie, noch die fehlende Aussprache zwischen ihnen war, welche diese Unruhe in ihr verursachte. Als Lucius ihm vor ein paar Minuten mitgeteilt hatte, dass der Lord wegen des misslungenen Versuches, die Prophezeiung aus dem Ministerium zu holen, völlig außer sich vor Wut war, hatte Severus den Verdacht, dass sich sein Zorn auf Lavinia übertrug, da ihre Magien miteinander verbunden waren. So war es auch möglich, dass das Symbol ihres Vaters auch auf ihre Magie reagierte, so war es verständlich, dass Lucius damals auf ihre Befehle reagiert hatte und dass sie ihn – unbewusst – gerufen hatte, als sie in Umbridges Büro, die Kontrolle verloren hatte.
 

Wäre Lavinia sich ihrer Macht über die Todesser bewusst, könnte sie sie womöglich ebenso zu sich rufen wie ihr Vater es tat. Wahrscheinlich konnte auch Voldemort seine Tochter auf gleichem Wege zu sich rufen. Ganz ohne dunkles Mal. Dessen wollte er sich aber erst sicher sein.
 

„Lavinia, du hast das Recht alles zu erfahren und ich werde meine Versprechen halten. Ich werde es dir erzählen, noch vor den Weihnachtsferien. Ich werde mein Verhalten dir gegenüber nicht ändern, egal was passiert ist oder noch passieren wird. Aber ich bitte dich mir noch ein paar Tage Zeit zu geben, Ich habe eine Vermutung, welche diese Sache heute Abend erklärt. Ich möchte mich dieser Vermutung noch sicher sein. Gib mir noch dieses Wochenende. Er hat mich morgen Abend zu sich gerufen. Ich weiß nicht, wann ich am Sonntag zurück sein werde und wie schnell ich an die nötigen Informationen kommen kann. Aber ich bitte dich mir zu glauben, dass ich dir nach diesem Wochenende alles erzählen werde“, bat nun Severus die junge Hexe um Verständnis, hatte dabei ihre Hände in die seinen genommen und presste sie an seine Brust.
 

Lavinia spürte Severus schlagendes Herz unter ihren Handflächen und sie fühlte, wie ernst er seine Bitte meinte. Sie hatte eigentlich nicht mehr nachgeben wollen, hatte ihn dazu bringen wollen, sich endlich an sein Versprechen zu halten und ihre reinen Wein einzuschenken. Aber als er an ihr Vertrauen zu ihm appellierte und er ihr mitgeteilt hatte, dass er erneut zu einem Todessertreffen erscheinen musste, war all ihre Wut, der Sorge um sein Leben gewichen.

Schweigend nahm sie jeden einzelnen Herzschlag war und es war ihr kaum möglich ihre Fassung zu wahren. Sie wollte nicht, dass er dort hin gehen musste, sie wollte wissen, dass er in Sicherheit sein würde und sich nicht darum sorgen müssen, dass der finstere Zauberer irgendwie hinter seine wahren Absichten kommen konnte.
 

„Lavinia?“, durchbrach Severus sanft die Stille.

„Ich sagte, dass ich dir all mein Vertrauen schenke Severus. Ich habe alles was ich dir gesagt habe vollkommen ernst gemeint. Natürlich warte ich, aber ich bitte dich, mich nicht mehr all zu lange warten zu lassen“, erwiderte Lavinia nun leise und schmiegte sich seufzend an ihn.

„Ich habe Angst um dich, wenn du morgen wieder dort hin musst“, gestand sie ihm immer noch flüsternd, als müsste sie befürchten, dass jemand sie belauschte.
 

„Ich werde Sonntag zurück sein, mach dir keine Sorgen Lavinia“, versuchte Severus der Hexe in seinen Armen, die Ängste zu nehmen, doch er wusste, dass ihm dies in diesem Moment nicht wirklich gelang.

„Warum hat er euch gerufen? Hat es was mit dem Vorfall im Ministerium zu tun?“, hakte Lavinia immer noch mit besorgter Stimme nach und merkte wie Severus zustimmend nickte.

„Weshalb muss Potter Okklumentik lernen?“, fragte sie unnachgiebig weiter. Sie wollte verstehen, warum Severus wieder gezwungen war, die Interessen des Ordens vor die eigenen zu stellen und sich somit wieder der Gefahr aussetzte, von den Anhängern des Dunklen Lords oder von diesem selbst, als Verräter enttarnt zu werden.
 

„Weil Potter in der Lage ist, in seinen Kopf einzudringen und umgekehrt. Deshalb muss er lernen seinen Geist zu verschließen. Wenn er dies nicht lernt, könnte es den Tod aller Mitglieder des Ordens bedeuten. Er könnte ihm alles verraten ohne, dass er es verhindern kann. Im Schlaf, in einem unkonzentrierten Moment“ fasste Severus, die Gründe für die Wichtigkeit dieser Maßnahme, grob zusammen. Er wollte jetzt nicht über Potter reden. Gut, er wollte eigentlich nie über Potter reden. Aber das mangelnde Talent und auch die fehlende Ernsthaftigkeit, die der Goldjunge, bei seinen Versuchen, ihm Okklumentik beizubringen, an den Tag legte, machten Severus wirklich wütend.
 

„Das heißt, er könnte dich auch verraten, wenn Voldemort einen Gedanken von ihm sieht, indem du mit Dumbledore über den Orden redest. Er bringt dich damit in Lebensgefahr! Wenn Voldemort auch nur einen Zweifel daran hat, dass du den Orden für ihn ausspionierst. Wird er sich nicht zweimal überlegen, dich am Leben zu lassen oder nicht“, stellte sie erschrocken fest und die Wut auf diese ganzen Umstände, erwachte erneut in Lavinia zum Leben. „Ich habe Angst um dich Severus“, wiederholte sie und schaute immer noch besorgt zu ihm auf.
 

Severus war wieder einmal in den grünen Augen dieser jungen Hexe gefangen. Es war für ihn immer noch völlig unverständlich, dass es jemanden gab, der sich ehrlich und aufrichtig um ihn sorgte. Lavinia hatte Angst um ihn. Angst um sein Leben und erkannte in welche Gefahr er sich jedes Mal brachte, wenn er in den Reihen von Voldemort, als Spion für Dumbledore agierte. Jedes Mitglied des Ordens wusste um diese Gefahr, doch niemand hatte jemals ihm gegenüber erwähnt, dass sie sich dieser Gefahr bewusst waren. Niemand hatte jemals erwähnt, dass sie sich darum sorgten, ob er lebendig wiederkehren würde. Außer ihr. Außer dieser schwarzhaarigen, jungen Hexe, die ihn, mit ihren strahlend grünen Seelenspiegeln, in ihren Bann zog und all ihre Sorge, in diesem Blick zu erkennen war.
 

Sanft strich er über ihre Wange und zog sie wieder in seine Arme. Ihre Nähe, ihre Wärme gaben ihm Kraft und die Motivation, sich keinen Fehler zu erlauben, denn er hatte ihr versprochen, sie nicht alleine zu lassen.

„Ich werde zu dir zurückkommen, Lavinia. Immer“, raunte er ihr zu und hauchte einen Kuss auf ihr Haupt. //Schließlich habe ich jetzt, einen wirklichen Grund dazu//, fügte er in Gedanken hinzu, da er sich noch immer nicht zugestehen wollte, wie wichtig Lavinia ihm war.
 

„Wenn du nicht zurückkommst, wirst du mich erst richtig kennenlernen Severus! Ich warne dich, dieses Versprechen solltest du auf jeden Fall halten, sonst rede ich kein Wort mehr mit dir“, erklärte Lavinia drohend und konnte sich ein Lächeln nicht mehr verkneifen. Auch Severus musste bei ihren Worten - voller Ironie - schmunzeln.

„Das sollte ich wohl!“, entgegnete er nun grinsend.

„Ich möchte, dass du dir morgen einen schönen Tag mit deinen Freunden machst und die ganzen Sorgen vergisst, Lavinia“, wies Severus die junge Hexe nun sanft lächelnd an.
 

„Das werde ich nicht schaffen, wenn ich weiß, dass du morgen Abend dort hin musst, Severus“, widersprach Lavinia seufzend und nun stahl sich doch eine einzelne Träne in ihr Gesicht, welche sich ihren Weg über Lavinias Wange suchte, ehe sie der Tränkemeister sanft mit seinem Daumen auffing.

In diesem Moment wusste Lavinia, dass sie es an diesem Abend nicht übers Herz bringen würde, in ihr Zimmer zurückzukehren. Stürmisch schmiegte sie sich an ihren Tränemeister und klammerte sich in seinem Gehrock fest.
 

„Schick mich nicht weg, Severus. Bitte, ich möchte hier bleiben, bei dir“, brach es flehend aus ihr heraus und während sie auf die Antwort des Zaubertrankprofessors wartete flüsterte sie immer wieder: „Bitte, Severus“ vor sich hin.

Der Zauberer rang in diesem Moment mit sich. Seine Vernunft schrie, dass es nicht gut war, wenn er auf ihre Bitte einging, aber seine Seele, sein Gefühl und sein Wunsch Lavinia ein wenig ihre Sorgen zu nehmen, zeigten ihm nur eine klare Antwort auf. Dennoch was wäre, wenn jemand davon erfahren würde? Wenn ihre Freundinnen sie morgen nicht in ihrem Zimmer antrafen?
 

„Lavinia, ich…wenn das jemand mitbekommt, dann ist alles in Gefahr! Meine Stellung als Professor, deine Ausbildung. Alles“, gab er zu bedenken, ohne ihre Bitte dabei abzulehnen noch dieser nachzugeben.

„Es wäre nicht das erste Mal, dass ich bei dir bleibe. Ich habe bereits zwei Mal bei dir übernachtet. Einmal hast du mich selbst in dein Schlafzimmer getragen. Und meine Freunde, treffe ich morgen erst später in Hogsmeade. Ich werde schon vor dem Frühstück mit der ersten Kutsche dorthin aufbrechen. Es wir niemand mitbekommen, Severus. Aber ich habe die ganze letzte Nacht damit verbracht, diese fremde Magie in mir zu vertreiben. Wenn ich alleine bin, spüre ich sie noch deutlicher. Bitte Severus“, wiederholte sie ihre Anliegen und blickte den Professor hilfesuchend an.
 

Seufzend stellte Severus fest, dass die letzten Gedanken der Vernunft, diesem Blick nicht mehr standhalten konnten und mit einem Nicken, deutete er Lavinia, dass er sie nicht zurück schicken würde.

„Dann komm. Wenn du morgen vor dem Frühstück nach Hogsmeade möchtest, musst du schon früh los“, gab er zu bedenken und zeigte Lavinia nun auch den Rest seiner Wohnung. Als Lavinia sich in sein kleines Badezimmer zurückgezogen hatte, erlaubte sich der Tränkemeister, ebenfalls seinen unbequemen Gehrock durch ein einfaches schwarzes T-Shirt zu ersetzen und auch eine bequeme Schlafhose anzuziehen.
 

//Du weißt, dass du dir damit noch dein Grab schaufeln wirst, Severus//, wies er sich selbst wortlos darauf hin. Die Entscheidung, Lavinia ganz bewusst hier übernachten zu lassen, nachdem sie ihm ihre Gefühle gestanden hatte, trug nicht gerade dazu bei, der jungen Hexe zu vermitteln, dass er der Meinung war, sie sollte ihr junges Leben, ihr junges Herz nicht an einen für sie viel zu alten Mann verschenken, dessen Leben voller Dunkelheit und Fehler geprägt war, wie seines. Aber er hatte ihre Verzweiflung und ihren sehnlichsten Wunsch, nicht alleine sein zu müssen, nicht ignorieren können.
 

Er wusste, dass sich ihre Sicht auf ihn jeder Zeit ändern konnte und sicherlich irgendwann auch tun würde, wenn - sollte diese Hoffnung in Erfüllung gehen - der Krieg gegen den Lord gewonnen war und sie beide endlich frei waren. Trotzdem würde er jetzt so gut es ging für sie da sein und wenn ehrlich war, wollte auch er sich, das Gefühl jemanden zu haben, der seine Nähe schätzte, nicht gänzlich verbieten.
 

In der Zwischenzeit war Lavinia im Bad damit beschäftigt ihre Schuluniform in etwas Schlaftaugliches zu verwandeln. Nach ein paar Minuten stand sie in kurzen schwarzen Shorts, einem einfachen Slytherintop und offenen Haaren vorm Spiegel in Severus minimalistischen Badezimmer. Nervös trat sie aus dem Bad und betrat erneut Severus Wohnzimmer, in dem der Tränkemeister immer noch auf sie wartete. Sicher sie war schon einmal in Severus Armen eingeschlafen, aber damals war er es gewesen, der sie hier her getragen hatte. Heute geschah dies alles vollkommen bewusst.
 

Dabei hatte die Hexe nicht außer Acht gelassen, dass zwischen ihnen vieles, aber noch lange nicht alles geklärt war. Aus diesem Grund, war für sie vollkommen klar, dass sie heute Abend wieder die Couch, als ihren Schlafplatz ausmachte. Zielsicher ging sie an Severus vorbei und nahm auf dieser platz.

„Hast du was dagegen, wenn ich sie für heute Nacht ein wenig verbreitere und mir ein paar Decken und Kissen herbeizaubere?“, erkundigte sich Lavinia vorsichtig, als sie in Severus erstauntes Gesicht schaute.
 

Ihre Worte waren nur flüchtig in Severus Kopf angekommen. Wie konnte er sich das nur antun? Völlig unwissend, wie sie in ihrem Aufzug, auf ihn wirkte, stand Lavinia in diesem verdammt kurzen Shorts und dem lockeren Shirt vor ihm. Hatte sie denn keine Ahnung, was sie damit bei jedem normalen Mann auslöste? Wahrscheinlich wusste sie selbst nicht, wie ihre schlanken Beine und ihre weiblichen Kurven durch ihre Kleiderwahl in Szene gesetzt wurden. //Sie weiß es vermutlich wirklich nicht, also reiß dich zusammen Severus// ,rief er sich zur Raison, schüttelte kurz den Kopf, als wollte er seine letzten Gedanken damit aus diesem herausschütteln und registriert erst jetzt, das Lavinia im Begriff war sein Sofa zu verzaubern, um aus diesem ein bequemeres Nachtlager für sich zu machen.
 

Aber Severus hatte in keiner Sekunde daran gedacht, sie auf dieser unbequemen Couch schlafen zu lassen. Auch, wenn es für ihn durchaus einiges an Selbstbeherrschung bedeuten würde, wollte er Lavinia, die ihn angefleht hatte, sie nicht alleine zu lassen, auch die Nacht über in seiner Nähe wissen.
 

„Was tust du da?“, fragte er daher etwas schroff, als Lavinia gerade ihren Zauber formulieren wollte.

„Na ich dachte, ich meine…“, versuchte Lavinia, Severus eine, nicht all zu verlegene, Antwort zu geben. Dies misslang ihr schon nach den ersten Worten kläglich.

„Komm!“, entgegnete Severus knapp, nahm ihre Hand und zog sie mit sich in sein Schlafzimmer
 

Zögerlich setzte sich die junge Hexe auf eine Bettseite. Es war was völlig anderes gewesen, als Severus sie vor einigen Wochen, im Schlaf hierher getragen hatte. Doch jetzt war sie sich der Tatsache, dass sie ihm so nahe sein würde, vollkommen bewusst.

Severus hatte sich mittlerweile auf die andere Bettseite gelegt und nur kurze Zeit später spürte sie, wie er nach ihrer Schulter griff, ihr einen sanften Kuss auf diese hauchte und ihr mit leichtem Ziehen andeute, sich endlich hinzulegen.
 

Nervös kam sie seiner Geste nach und als sie sich neben ihn legte, bemerkte sie dass er sich seitlich zu ihr gedreht hatte und seinen Kopf auf einem Arm abstützte.

„Du bist hier in Sicherheit, Lavinia“, sagte er mit sanfter Stimme und augenblicklich entspannte sie sich.

Ja, sie war in Sicherheit. Wahrscheinlich gab es für sie, im Moment, keinen sichereren Ort, als bei Severus. Egal wo dieser Ort war.

„Das weiß ich“, entgegnete sie lächelnd und verlor sich in seinen schwarzen Augen, welche sanft auf ihr ruhten.
 

Noch ehe sie wusste wie ihr geschah, legten sich Severus Lippen sanft auf ihre. Immer noch zögerlich legte sie ihre Arme um seinen Nacken und zog sich näher an ihn. Wieder spürte sie die beruhigende Wirkung seiner Magie, auf ihre Seele und wieder wurde ihr deutlich bewusst, wie sehr sie ihn liebte und brauchte. In diesem Kuss lag soviel Zärtlichkeit, dass sich die junge Hexe fast sicher war, dass auch Severus mehr für sie empfand, als er sich bisher hatte eingestehen wollen.
 

Wahrscheinlich würde er dies auch nie können. Denn sie hatte Severus als einen Mann kennengelernt, der sich der Konsequenzen seiner Worte, seines Handelns und zur falschen Zeit offenbarten Gefühle, sehr bewusst war. Er würde sich nicht einfach so erlauben, sich irgendwelche Empfindungen einzugestehen, wenn er der Meinung war, dass er derer nicht fähig war.
 

Nach wenigen Minuten löste sich Severus von ihr und konnte seinen Blick immer noch nicht von ihren grünen Seelenspiegeln nehmen. Schweigend strich er ihr immer wieder durch die Haare, welche ihr Gesicht umspielten. Lavinia hingegen hatte ihre Arme immer noch um seinen Nacken geschlungen und erwiderte Severus Blick wortlos. Unzählige Gedanken und Gefühle lagen in ihren Blicken. Severus erkannte den unausgesprochenen Wunsch in Lavinias Augen. Den Wunsch, dass er ihr sagen konnte, dass er sie liebte. Doch diesen Wunsch würde er ihr nicht so einfach erfüllen können.
 

Liebe hatte ihm bisher keine schönen Erinnerungen beschert und er wollte solche Gefühle nie wieder leichtfertig zu lassen. Diese junge Hexe hatte es geschafft, viele seiner inneren Mauern zu durchbrechen und war damit für ihn unendlich wichtig geworden, doch zu mehr hielt er sich selbst einfach nicht mehr fähig. Dennoch! Er hatte Lavinia unbeschreiblich Nahe an sich herangelassen, wollte dass es ihr gut ging, dass sie in Sicherheit war und würde versuchen ihr, ihr Schicksal so angenehm und leicht wie möglich zu machen. Er hoffte, dass es eine Möglichkeit gab, ihren Fluch zu brechen und dass sie dann ein normales Leben führen konnte.
 

Doch Severus war nicht naiv. Er wusste, dass es für sie als Tochter des Dunklen Lords nur möglich sein würde ein normales, glückliches Leben zu führen, wenn dieser bezwungen wurde und Lavinia sich nicht dazu durchrang, ihm ihre dunkle Magie zu überlassen. Aus diesem Grund musste er seine Aufgabe unbedingt erfüllen, denn nur dann würden sie den Schlüssel finden, mit dem Voldemort ein für alle Mal zu stürzen war. Lavinia blinzelte. Dieser Bruchteile einer Sekunde reichte aus, um Severus mit einem Mal klar werden zu lassen, dass es Lavinia womöglich selbst das Leben kosten würde, wenn sie ihre Magie auf den Dunklen Lord übertrug.
 

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er diesen Gedanken völlig außer Acht gelassen. Diese Möglichkeit war nie so klar vor seinem inneren Auge erschienen, wie in dem Augenblick, als ihre Augen sich für eine Millisekunde geschlossen hatten. Sollte Lavinia sich dem Wunsch oder besser gesagt dem Willen ihres Vaters beugen, konnte sie das ihr Leben kosten. Dem Lord war dies sicherlich vollkommen egal, schließlich war Lavinia nur aus diesem Grund überhaupt geboren worden.
 

„Severus?“ hauchte Lavinia ihm fragend entgegen, als sie die Erkenntnis in Severus Augen hatte aufblitzen sehen.

„Ist alles in Ordnung?“, hakte sie weiter nach.

„Mmh,… mach dir keine Sorgen“, entgegnete er schwer und hatte doch tatsächlich Mühe, seine Stimme nicht zu besorgt klingen zu lassen.

„Wir sollten schlafen, wir brauchen unsere Energie morgen, Beide!“, fügte er ruhig hinzu und Strich Lavinia nun, ihre widerspenstigen Haarsträhnen hinters Ohr.
 

„Küsst du mich noch einmal?“, bat Lavinia und lächelte ihn verlegen an.

„Lavinia ich,…“

„Ich weiß, Severus. Solange du mich nicht wegschickst und ich das hier mit dir genießen kann, bin ich zufrieden“, unterbrach Lavinia ihren Tränkemeister, da sie wusste, dass es ihm nicht leicht viel, ihr seinen Standpunkt zu erklären.

„Ich danke dir“, entkam es Severus, ehe sie sich in einem erneuten Kuss verloren.
 

Als Lavinia wenige Minuten später in seinen Armen eingeschlafen war, beobachtete er die junge Frau noch lange Zeit im Schlaf. Und immer wieder kam ihm in den Sinn, wieso sich dieser Anblick, welcher ihm, durch ihre Schicksale, seine Position als Professor, als Spion völlig falsch vorkommen sollte, so unendlich richtig anfühlte.

Seufzend beschloss der schwarzhaarige Zauberer, dass er diese Frage in diesem Moment nicht lösen konnte und so entschied er sich, den Augenblick einfach wirken zu lassen und wenige Minuten nach dieser Entscheidung schlief auch der Tränkemeister ein.
 

***
 

Früh am Morgen erwachte Lavinia aus einem friedlichen und erholsamen Schlaf. Die Wärme die sie umgab, ließ sie vollkommene Ruhe und Geborgenheit empfinden. Als sie den gleichmäßigen Atem vom noch schlafenden Severus wahrnahm, wusste sie, dass er es war, der ihr diese unendliche Sicherheit gab. Als er sie am späten Abend in seine Arme gezogen hatte, war sie nach den letzten kräftezehrenden Stunden und einer vorangegangenen schlaflosen Nacht, schnell eingeschlafen.
 

Erst jetzt, als sie viel zu früh erwacht war, begann sie darüber nachzudenken, was dieses Bild von ihr, in Severus Armen zu bedeuten hatte. Noch immer war sich Lavinia nicht sicher, ob ihre spontane Entscheidung, Severus ihre Gefühle für ihn zu offenbaren, die Richtige gewesen war. Aber sein Verhalten, die Küsse, seine Nähe ließen sie hoffen, dass sie Severus zumindest wichtiger war, als sie es bisher angenommen hatte. Er hatte sie auf ihre Bitte hin nicht fort geschickt. Hatte sie viel näher an sich heran gelassen, als sie sich erbeten hatte und sie war in seinen Armen eingeschlafen.
 

Dennoch war sich Lavinia heute Morgen sicher, dass der Tränkemeister niemals genauso tiefe Gefühle für sie entwickeln würde, wie sie für ihn. Er empfand etwas für sie. Aber, dass er sie liebte oder eines Tages lieben würde, würde er sich wohl nie eingestehen. Nach der verschmähten Liebe, welche er für Lily Potter empfunden hatte, würde er sich nicht mehr so schnell auf dieses Gefühl, welches so viel bedeutete, einlassen.
 

Was sollte er auch mit einer jungen siebzehnjährigen und unerfahrenen Hexe, welche auch noch durch ihre dunkle Magie, als eine tickende Zeitbombe durch ihr Leben stolperte. Außerdem wusste Severus wer sie war. Was, wenn auch dieser Umstand sie weiter von ihm entfernte, als sie in diesem Moment erahnen konnte. Plötzlich spürte sie, wie ihr Herz schneller schlug. Wie die Angst, dass die Wahrheit sie von Severus trennen könnte, die Ruhe in ihr vertrieb.
 

Denn wenn sie ehrlich war, hatte sie schon seit einiger Zeit eine Vermutung, welches große Geheimnis hinter ihrer Geburt und ihrer Herkunft steckte. Trotzdem verdrängte sie diese wage Idee immer wieder aus ihrem Bewusstsein und hoffte, dass sie damit ebenso falsch lag, wie mit der Augenblicklichen Angst in ihrem Herzen.

„Lavinia?“, hörte sie nun Severus vom Schlaf raue Stimme an ihrem Ohr. Er schien ihre plötzliche Unruhe bemerkt zu haben und war davon aufgewacht. Besorgt hatte er sich aufgerichtet und schaute auf die junge Hexe, die scheinbar schon seit einiger Zeit wach in seinen Armen lag.
 

„Worüber hast du nachgedacht?“ erkundigte sich Severus besorgt. Er kannte die schwarzhaarige Hexe nun gut genug um zu wissen, dass sie in ihren Gedanken die unmöglichsten Eventualitäten durchspielte, die in ihren Leben, passieren konnten.

„Ich habe nur darüber nachgedacht, was sich ändern könnte, wenn ich weiß wer ich bin“, entgegnete Lavinia leise.
 

Der Tränkemeister brauchte einen Moment, um darüber nachzudenken was er ihr antworten sollte. Es gab so vieles was sich ändern konnte. Sie könnte sich von ihm abwenden, weil er so lange geschwiegen hatte. Sie könnte in Verzweiflung versinken, weil sie die Tochter des dunkelsten Zauberers ihrer Zeit war und womöglich daran glauben, dass sie gar keine andere Wahl hatte, als ihrer Dunkelheit und dem Fluch ihres Vaters nachzugeben. Sie könnte sich auf die Seite des Ordens schlagen, was er jedoch bezweifelte. Viel wahrscheinlicher würde es sein, dass – wenn sie eine Seite wählte - sie sich auf die Seite des Dunklen Lords stellte.
 

Denn wenn Lavinia erst einmal an Silvester auf ihren Vater traf, würde er sie gekonnt glauben lassen, dass er derjenige war, welcher sie niemals betrogen hatte und niemals betrügen würde. Er befürchtete, dass Lavinia dann nicht erkennen konnte, dass der Lord dabei nur daran dachte, sein eigenes Leben bestmöglich zu schützen und die Sorge um Lavinias Leben nur entstand, weil er sie noch brauchte.
 

Diesen Umstand würden sie dann leider, den Entscheidungen von Albus verdanken, der bis heute keine Anstalten gemacht hatte, ihr endlich die Wahrheit zu erzählen. Die Lüge war die mächtigste Waffe, um Lavinia in die Arme ihres Vaters zu treiben. Doch das wollte der sturköpfige Schulleiter einfach nicht verstehen.

Lavinia war mittlerweile aufgestanden und stand mit dem Rücken zu Severus gewand, vor dessen Bett.
 

„Ich befürchte, dass das etwas ist, was irgendwann zwischen uns stehen wird und unsere Freundschaft nicht mehr existieren kann“, sprach Lavinia ebenso leise weiter, ohne sich dabei zum Tränkemeister umzudrehen, da sie dessen Reaktion fürchtete.

Der Gedanke, dass sie irgendwann womöglich auf verschiedenen Seiten stehen würden oder es für einen von ihnen zu gefährlich sein würde, wenn sie weiter miteinander in Kontakt blieben, hatte sich mittlerweile fest in ihrem Kopf manifestiert und bescherte Lavinia unbeschreibliche Angst.
 

„Lavinia, erinnerst du dich an mein Versprechen, das ich dir gegeben habe?“ erkundigte er sich nun ruhig, trat hinter die junge Hexe, umgriff ihre Arme sanft mit seinen Händen und zog sie ein wenig näher zu sich.

Die schwarzhaarige Hexe nickte nur.

„Und ich halte meine Versprechen. Alle. Egal ob ich sie gegeben habe, um meine Schuld zu begleichen, egal ob mir jemand keine andere Wahl gelassen hat, dieses Versprechen zu geben oder ob ich dieses aus völliger Überzeugung getan habe“
 

„Aber es wird sich etwas ändern. Ich werde mich vielleicht ändern“, gab Lavinia erneut zu bedenken, obwohl Severus Worte sie deutlich ruhiger werden ließen und ein wenig Hoffnung in ihre Gedankenwelt zurückkehrte.

„Ich weiß es nicht, Lavinia…ich weiß nicht, was sich verändern wird. Aber ja ich denke, dass sich etwas verändern wird. Aber in welche Richtung sich diese Veränderung bewegen wird, kann ich dir nicht vorhersagen“, gab Severus offen zu.
 

Während er ihr geantwortet hatte, hatte sich Lavinia zu ihm herumgedreht. Sie war erleichtert darüber, dass er ihr keine falschen Hoffnungen machte, indem er ihr irgendwelche aufmunternden Floskeln wie zum Beispiel „Ob sich was ändert hängt von dir“ ab oder „Nur du bist für dein Leben verantwortlich“, vorkaute. Dies wären Worte von Dumbledore oder von den drei, ach so moralisch perfekten Gryffindors gewesen.
 

Doch Severus machte ihr nie etwas vor. Er sagte ihr immer genau das, was er ihr auch wirklich mitteilen konnte. Keine Halbwahrheiten, dessen Eintreffen nur wage Möglichkeiten waren.
 

„Ich danke dir für deine Ehrlichkeit, Severus. Das ist mir unglaublich wichtig. Egal, um was es geht, du lügst mich nicht mehr an und lässt mich wissen woran ich bin“, entgegnete sie daher, mit einem sanften Lächeln

Auch der Tränkemeister ließ sich zu einem flüchtigen Lächeln hinreisen. „Ich habe dir zu Beginn viel zu viel verschwiegen, obwohl ich es nicht für richtig hielt. Und auch jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen, dir noch nicht alles gesagt zu haben. Aber bald werde ich dir alles erzählen“, gab Severus seufzend zu.
 

„Zu Beginn war das nicht deine Entscheidung, Severus“, entgegnete sie etwas verärgert, als sie an die Lügen des Schulleiters dachte.

„Dessen war ich mir sofort bewusst, als wir damals darüber gesprochen haben. Das habe ich schon nach kurzer Zeit erkannt und diese Tatsache steht nicht mehr zwischen uns und hat mein Vertrauen in dich niemals zerstört“, sprach sie eindringlich auf den Tränkemeister ein und trat an ihn heran.
 

„Solange ich weiß, dass ich dir vertrauen kann, weiß ich wo ich hingehöre und wo ich sein möchte. Ich sehe die Welt der Magie nicht in Schwarz und Weiß. Ich gehöre weder zum Orden, noch kann ich die Ansichten der dunklen Seite teilen. Ich weiß nur, dass ich hier zu Hause bin. In Hogwarts, in Slytherin…hier habe ich dich und meine Freunde“, endete sie ihre klaren Worte und blickte den Tränkemeister selbstsicher an.
 

//Ich hoffe, dass wird sich nicht ändern, wenn du erstmal auf deinen Vater getroffen bist//, schoss es Severus durch den Kopf, als er Lavinias Worte auf sich wirken ließ und strich ihr in diese Gedanken versunken, sanft über eine Wange.

„Verändere dich nicht, Lavinia. Du bist stärker, als viele Hexen in deinem Alter“, entgegnete er leise. //…vielleicht sogar stärker als ich//, fügte er seinen Worten gedanklich hinzu.
 

„Ich sollte mich auf den Weg in mein Zimmer machen. Ich möchte die erste Kutsche nach Hogsmeade erwischen“, wechselte sie nun etwas überrumpelt von Severus Worten das Thema, da es wirklich Zeit für sie war, sich für den Ausflug in das Zaubererdorf fertig zu machen.
 

„Tu das und ich möchte, dass du dir einen schönen Tag machst. Ich habe einen größeren Betrag aus deinem Verlies in Gringotts geholt, da ich dies für dich bisher verwaltet habe. In den Ferien, werde ich dich dorthin mitnehmen, damit ich dir dein Verlies zeigen kann und du selbst an dein Geld herankommst“

„Woher stammt das ganze Geld?“, entgegnete Lavinia, während sich Severus an einer kleinen Holzschatulle zu schaffen machte und eine Handvoll Münzen herausholte. Ein kurzer „Accio-Zauber“ mit seinem Zauberstab und auch ihr schwarzer Lederbeutel kam angeschwebt.
 

„Es gehört dir. Alles andere wirst du erfahren, wenn du erfährst, wer du bist und jetzt solltest du dich beeilen, damit du vor dem Frühstück los kannst“, entgegnete Severus sanft und bevor Lavinia seine Räume verließ, zog er sie in seine Arme und drückte sie so fest an sich, als würde er sie in diesem Moment für immer verlieren.
 

Als er die grünäugige Hexe aus seiner Umarmung entließ, zauberte diese aus ihren Schlafsachen schnell, eine einfache Schuluniform, sammelte im Wohnzimmer ihre Schuhe und ihren Umhang ein, welchen sie am gestrigen Abend achtlos dort hatte liegen lassen und ging richtig Ausgang. Ehe sie Severus Räume endgültig verließ, drehte sie sich noch einmal zu ihrem Lieblingsprofessor um. „Sehen wir uns noch beim Abendessen?“

„Ich glaube nicht. Ich treffe mich noch mit Albus bevor ich los muss“, verneinte er Lavinias Frage seufzend.

„Dann pass auf dich auf! Ich erwarte dich morgen in einem Stück wieder hier anzutreffen. Sonst kannst du was erleben, dass sagte ich ja bereits!“, stellte die Schwarzhaarige lächelnd klar. Ihr Lächeln erreichte dabei ihre Augen nicht, denn in ihnen lag in diesem Moment die pure Sorge, um Severus. „Wir sehen uns morgen! Geh jetzt!“

Lavinia nickte. „Ich liebe dich, Severus“, entkam es ihr noch einmal, ehe sie zu ihrem Zimmer eilte.
 

***
 

Eine halbe Stunde später saß Lavinia tatsächlich in der ersten Kutsche nach Hogsmeade, welche noch vor dem Frühstück aufbrach. Ihren Freundinnen hatte sie eine Nachricht an ihre Zimmertür geheftet, in der sie schrieb, dass sie sich um 11 Uhr bei Besenknechts Sonntagsstaat treffen würden.
 

Während der Fahrt ins Dorf zog Lavinia ihren Notizzettel aus ihrer Tasche. Sie hatte sich in den vergangen Tagen einige Gedanken gemacht, was sie ihren Freunden kaufen wollte und wollte noch einmal durchgehen, welche Läden sie zuerst aufsuchen musste. Da sie sich zunächst nur mit den beiden Mädchen aus der Clique treffen würde, entschloss sie sich dazu erst einmal die Geschenke für Daphne und Astoria zu besorgen. Dabei hatte sie neben zwei Karten für eine bekannte Zaubererband, noch ein paar magische Pflege und Beautyprodukte im Sinn.
 

Bei den Jungs standen die Geschenke auch schon fest. Quidditchkarten für ein Meisterschaftsspiel der britischen Liga. Da sie an Weihnachten auch auf Dracos Eltern treffen würde, wollte sie für diese ebenfalls eine Kleinigkeit besorgen. Für Dracos Mutter, Narzissa wollte sie magische Blumen besorgen. Von ihrem besten Freund wusste sie, dass Narzissa gefallen daran hatte. Für Mr. Malfoy, hatte sie sich von Draco, dessen Lieblingswhisky aufschreiben lassen.
 

Als sie in Hogsmeade ankam, machte sie sich, in Gedanken nun bei Severus Geschenk, auf den Weg zum Schreibwarenladen „Schreiberlings Federladen“, da sie dort die bestellten Quidditch- und Konzertkarten abholen konnte.
 

„Bei Merlin, ich hätte eine lange Hose anziehen sollen und vor allem einen Schal“, schimpfte sie, während ihrem Weg zu ihrem ersten Ziel. Leider hatte die junge Hexe beim Anziehen, nicht daran gedacht, dass es in der letzten Nacht erneut geschneit hatte und die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt lagen. Unter ihrem Rock trug sie zwar eine dicke Strumpfhose, aber dennoch hielt diese nicht wirklich warm. Unter ihrem schwarzen Mantel, mit zwei goldenen Knopfreihen, trug sie eine schlichte Korsage mit Reisverschluss. Ihre Stiefel, waren neben dem Mantel, wohl das einzige was noch annähernd wintertauglich war.
 

Hogsmead 2
 

„Du bist eine Hexe! Lavinia! Die Kälte scheint deine Denkfähigkeit einzufrieren“, rief sie sich selbst in Erinnerung und kramte ihren Zauberstab aus der Tasche, an ihrem Gürtel. Ein kurzer, wortloser Zauber und ihr wurde mollig warm, als sie den Schreibwarenladen erreichte.

Glücklich über die ersten errungenen Geschenke, betrachtete die Schwarzhaarige die beweglichen Bilder auf den Karten, für das Endspiel der diesjährigen Meisterschaft. Sie wusste, dass die Ballycastel Bats eine der Lieblingsmannschaften, der Jungs waren. Die andere Mannschaft kannte sie nicht.
 

Auch die Karten der „Schicksalsschwestern“ hielt sie in den Händen. Neugierig öffnete sie die zusammengeklappte Karte und sofort ertönte eine Hörprobe der berühmten Band. Erschocken über die unerwartete Darbietung, klappte Lavinia die Karte kichernd zu und entschloss sich, schnell noch eine dritte Karte für sich selbst zu kaufen.
 

Nachdem sie dies erledigt hatte, eilte Lavinia zu ihrem nächsten Ziel: dem Magischen Blumenladen, welcher noch nicht allzu lange in Hogsmeade eröffnet hatte. Dort hoffte sie ein Geschenk für Dracos Mutter zu finden. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der die Ladenbesitzerin der jungen Hexe, die verschiedenen Pflanzen in ihrem Laden erklärte, entschied sich Lavinia für eine magische Orchideenart, welche in der Nacht silber-blau und am Tage Orange-rot blühten. Zufrieden mit ihrer Wahl, verstaute die Hexe die Blume vorsichtig in ihrem Rucksack, welchen sie mit einem unaufspürbaren Ausdehnungszauber belegt hatte.
 

Den Feuerwhisky für Lucius Malfoy, hatte Lavinia sich im „Drei Besen“ bestellt. Gott sei dank, hatte es aufgrund ihrer Volljährigkeit dabei keine Schwierigkeiten gegeben, da minderjährige Schüler keinen Whisky kaufen durften. Fehlte also nur noch ein Geschenk für Severus. Im Grunde wusste Lavinia genau was sie ihm schenken wollte. Aus diesem Grund betrat sie nun den Zauberutensilienladen und wurde für den ersten Teil ihres
 

„Guten Tag junge Dame, kann ich Ihnen helfen?“, sprach der Ladenbesitzer die junge Hexe freundlich an.

„Ja, dass wäre nett! Ich möchte gerne ein Set mit Werkzeugen für die Herstellung von Zaubertränken kaufen“, erklärte Lavinia dem Zauberer.

„Hmm, mit Messer, Zangen, Pinzetten und allem was man so braucht? Da hätte ich diese beiden Ledersets im Angebot. Einmal mit Holzgriff, handgeschnitzt oder hier mit Griffen aus einem magisch hergestelltem Material, unzerstörbar“, teilte der Zauberer lächelnd mit und zeigte Lavinia die beiden Werkzeugsets.
 

Die Entscheidung war schnell gefallen. Lavinia wusste, das Severus nichts mit diesem künstlich hergestellten Material anfangen konnte. Außerdem wollte sie in die Griffe, Severus Initialen eingravieren. Auch der Ladenbesitzer schien glücklich mit Lavinias Wahl.

„Gerne, gerne. Naturmaterialien sind immer besser, da haben sie wohl Recht! Kann ich sonst noch was für Sie tun?“, erkundigte sich der Zauberer nun überfreundlich.
 

//…und doppelt so teuer//, dachte Lavinia und verdrehte die Augen, als der Zauberer immer freundlicher wurde, da sie sich nach einem weiteren Geschenk für Severus erkundigte. Dieses Geschenk würde weitaus persönlicher ausfallen und sie wusste, dass sie ihm dies nur geben konnte, wenn sie alleine waren. Sie hatte sich dazu entschlossen, als sie Severus heute Morgen noch einmal gesagt hatte, dass sie ihn liebte. Als auch das zweite Weihnachtsgeschenk für Severus und noch ein paar magische Duschgele für die Greengrass-Schwestern, gefunden waren, verließ sie zufrieden den Laden.
 

Mit einem Blick auf die Zeit, wusste Lavinia, dass es Zeit war zum Kleiderladen aufzubrechen. Dort angekommen, warteten Daphne und Astoria bereits auf ihre Freundin.

„Hei Lavinia! Da bist du ja! Warum bist du denn so früh los?“, erkundigten sich die Hexen nachdem sie die Schwarzhaarige begrüßt hatten.

„Na ich hatte noch ein paar andere Sachen zu erledigen. Alleine.“, entgegnete Lavinia zwinkernd.

„Hast du etwa unsere Geschenke da drin?“

„Könnte sein…hei Finger weg!“, antwortete Lavinia und musste doch tatsächlich ihre Tasche, vor der etwas zu neugierigen Daphne verteidigen.
 

„Is ja gut! Los rein lasst uns Kleider kaufen! Denkst du dran, dass du zwei Kleider brauchst Lavinia?“ unterbrach Astoria die beiden zankenden Hexen grinsend.

„Zwei? Wieso zwei?“, hakte Lavinia verwundert nach.

„Na für den Ball hier auf Hogwarts und für heilig Abend bei den Malfoys. Draco meinte ich solle dich daran erinnern, dass seine Eltern Wert auf angemessene Kleidung legen“, erklärte Astoria schulterzuckend.
 

„Ja natürlich, was auch sonst!“, entgegnete Lavinia Augen verdrehend. Hatte sie von den Malfoys was anderes erwartet? Lucius Malfoy war die Eitelkeit in Person und bildete sich auf seine Stellung in der Zaubererwelt mächtig was ein. Die Tatsache, dass er ein Todesser war, welcher zum engsten Kreise von Voldemorts Anhängern gehörte, wussten nur die, die ebenfalls mit dem dunklen Zauberer zu schaffen hatten. Aber auch diese Tatsache verlieh dem reinblütigen Zauberer ebenfalls, ein übermäßiges Selbstvertrauen.
 

Leider hatte Draco einige dieser Charakterzüge bis zur Perfektion übernommen. Ihr gegenüber hatte er sich damit zwar ziemlich gut im Griff, aber oft musste sie kopfschüttelnd zuschauen, wie er mit seiner Reinblütigkeit und der Position seiner Familie in der Zaubererwelt prahlte.
 

„So ist das nun mal in den alten Zaubererfamilien!“ teilte Astoria, Lavinia etwas beleidigt mit, als sie deren Reaktion bemerkt hatte. Oh weh, Lavinia hatte geahnt, dass sie irgendwann noch merken würde, dass Astoria nicht ganz so glücklich damit war, dass sie nicht nur Weihnachten mit Draco verbringen durfte, sondern auch noch mit ihm den Weihnachtsball eröffnen sollte.
 

Lavinia hatte schon vor einiger Zeit bemerkt, das Astoria ein Auge auf den Slytherinprinzen geworfen hatte und um ehrlich zu sein, würde sie ihre Position beim Ball nur zu gerne mit Astoria tauschen. Sie hatte zwar noch nicht oft die Möglichkeit gehabt mit ihren Freunden zu üben, aber tanzen gehörte definitiv nicht zu ihren Talenten.
 

„So war das nicht gemeint Astoria“, versuchte sie die Wogen zu glätten und lächelte ihrer jüngeren Freundin verlegen entgegen.

„Schon gut. Aber nach dem Eröffnungstanz, werde ich dir deine Begleitung ausspannen, meine Liebe“, erklärte Astoria nun wieder besser gelaunt.

„Ich werde dich nicht aufhalten, Astoria. Draco ist wie ein Bruder für mich“, stellte Lavinia noch einmal klar.

„Das weiß ich, Lavinia. Sonst würde ich jetzt kein Wort mehr mit dir reden“, erwiderte Astoria lachend und schob ihre Freundin hinter Daphne in den Kleiderladen.
 

Gut zwei Stunden später waren alle drei Hexen fündig geworden und die Garderobe für den Weihnachtsball war perfekt. Daphne hatte sich für ein Ballkleid in violett mit Spitzenapplikationen entschieden. Dazu war ein farblich passender Bolero und Pumps mit silbernem Absatz in Lavinias magisch verändertem Rucksack gelandet.

Astoria wählte einen Zweiteiler in zartem Rosa. Der weit ausgestellte Rock war mit glänzenden Schnörkeleien verziert. Das Bauchfreie Top war schlicht. Passender Schmuck und Schuhe waren ebenfall schnell gefunden.
 

Lavinia war bei ihrer Kleiderwahl einmal bei lang und grün und einmal bei kurz und schwarz hängengeblieben. Ihr Kleid für den Weihnachtsball war aus einem leichten fließenden Stoff und etwas länger, als es sein sollte. Ein Zauber würde verhindern, dass sie darüber fallen konnte. Dunkelgrüne High Heels in Schlangenlederoptik und silber grünem Schmuck – ganz Slytherin – wie Daphne bemerkt hatte, machten ihre Garderobe für den Abend auf Hogwarts komplett.
 

Ihr Kleid für Heilig Abend war ein relativ knappes, rückenfreies Cocktailkleid, welches mit schwarzen Spitzenapplikationen verziert worden war. Dazu wählte sie goldenen Schmuck sowie goldfarbene Pumps.
 

Nachdem die Hexen noch den Scherzartikelladen und den Honigtopf besucht hatten, trafen sie sich am späten Nachmittag im Drei Besen, mit den Jungs, welche beim Eintreffen der Freundinnen bereits seit einiger Zeit auf die Mädchen warteten.

„Da seid ihr ja! Was hat denn da so lange gedauert?“, erkundigte sich Blaise grinsend.

„Na ja, die halbe Schule sucht Kleider für den Ball“, erklärte Astoria beiläufig, während Draco für die drei Nachzügler Butterbier bestellte.
 

„Habt ihr was gefunden?“

„Klar Draco, alles hier drin und übrigens ein Geheimnis!“, erklärten die drei Hexen gleichzeitig. Noch einige Stunden saßen die Freunde lachend und schwatzend im „Drei Besen“ und mussten sich am Ende beeilen, um die letzte Kutsche zurück ins Schloss noch zu erwischen. Auf der Fahrt zurück wurde Lavinia zunehmend unruhiger und als Hogwarts sich in seiner vollen Pracht und im Licht der vielen Fackeln vor ihnen erhob, wanderten die Gedanken der schwarzhaarigen Hexe, zu einem ganz bestimmten Tränkemeister.
 

Es war kurz nach acht. In gut zwei Stunden würde Severus wieder dem Dunklen Lord gegenüberstehen. Und obwohl sie es tatsächlich geschafft hatte, den ganzen Tag über weder an ihre eigene Dunkelheit, an die unbekannte Magie, welche sie nun wieder deutlich fühlen konnte oder an das Todessertreffen, an diesem Abend, zu denken, war ihre Sorge nun schlagartig und mit voller Intensität zurückgekehrt.
 

„Was ist denn auf einmal los, Lavinia?“ erkundige sich Draco, als die Clique eine Stunde später im Gemeinschaftsraum vor dem Kamin saßen.

„Was? Hast du was gesagt Draco?“, schreckte die Hexe aus ihren Gedanken auf.

„Seid wir zurück sind, bist du so still. Ist alles in Ordnung?“, wiederholte er seine Frage.

„Ja, ja es ist alles in Ordnung“, antwortete sie. Doch das war im Grunde eine glatte Lüge und zehn Minuten später, spürte sie dies noch deutlicher.
 

„Ich muss kurz weg“, presste sie mit zittriger Stimme hervor, als sie den wiederkehrenden Schmerz wahrnahm. Was war da los? Wieso passierte das schon wieder?

„Lavinia!“, hörte sie Dracos Stimme noch leise, als sich das Portal zum Gemeinschaftsraum bereits hinter ihr schloss und sie zu Severus eilte.
 

Dieser hatte den Ruf des Lord im selben Moment gespürt, wie Lavinia. Er löschte gerade das Feuer in seinem Kamin, um sich schnellstmöglich zur Appariergrenze zu begeben, als Lavinia in seine Räume stürmte.

„Du musst los, nicht wahr?“, krächtste sie ihm schmerzerfüllt entgegen.

„Lavinia! Was tust du hier? Woher…ich muss los…ich habe keine Zeit, ich darf ihn nicht warten lassen“, teilte er überfordert mit, konnte sich jedoch nicht sofort von der, sich vor Schmerzen krümmenden Hexe, abwenden.
 

„Ich weiß, ich…er ruft dich, nicht wahr? Ich …warum…dieser Schmerz? Das ist er, nicht wahr? Warum kann ich das viel stärker fühlen wie du?“

„Lavinia…ich…muss los… ich kann es dir jetzt noch nicht erklären. Warte hier auf mich.“, antwortete er gequält, hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn, und verließ schweren Herzens seine Räume.
 

Kleider Ball:

https://shoplook.io/polyvore-set/1556434 (Daphne)

https://shoplook.io/polyvore-set/1556433 (Astoria)



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