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Im Bann der Dunkelheit

von

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Geduldsprobe

Kapitel 48 Geduldsprobe…
 


 

„Du wolltest mich sprechen, Albus?“, entkam es dem Tränkemeister unbeeindruckt, als dieser das Büro des Schulleiters betrat.

Letzterer nickte kühl und deutete wortlos auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch.

„Danke ich stehe lieber. Ich denke ich weiß warum ich hier bin!“, entgegnete Severus knapp und fing die grauen Iriden Dumbledores mit nichts sagendem Blick ein.

„Du hättest das nicht zu lassen dürfen Severus!“, entkam es dem alten Zauberer verärgert und in seinem Blick lag eindeutig Wut. Kontrollierte Wut, aber der sonst so besonnene Graubärtige, ließ in diesem Moment keinen Zweifel daran, wie sehr ihm die bestehende Situation missfiel.
 

„Ich hatte dein Wort Severus, dass du Miss Riddle ohne dunkles Mal wieder hier her zurückbringst und nun? Nun wird sie von ihm im Manor festgehalten. Wer weiß welche Methoden er anwendet, um sie von seinen Idealen zu überzeugen. Wer weiß was er ihr verspricht, welche Macht er ihr verspricht, um seine Ziele zu erreichen!“, fügte Albus hinzu, während er immer noch unbeirrt die dunklen Iriden seines Gegenübers einfing.
 

Verdammt bei Merlin, noch nie, noch nie war es dem Tränkemeister so unendlich schwer gefallen an sich zu halten. Albus ahnte ja nicht, welche Sorgen er sich um seine Hexe machte. Es waren jetzt fünf Tage, fünf Tage an denen der Unterricht hier in Hogwarts weiterging. Ohne Lavinia. Er wusste nicht viel. Er wusste nur das, was Lucius ihn in einem Brief mitgeteilt hatte, welchen Lavinias Uhu Noctus vor ein paar Tagen gebracht hatte.
 

Sie hatte sich gewehrt. Sie war tatsächlich so unbesonnen gewesen und hatte ihren Zauberstab gegen den dunklen Lord erhoben und nun hielt dieser sie in ihren Gemächern gefangen. Seine Sorge um die junge Hexe war sicherlich tausendmal intensiver als, die von diesem sturköpfigen, graubärtigen Narren hier vor ihm. Gut es war eine völlig andere Art von Sorge. Seine Sorge galt Lavinia, während er davon überzeugt war, dass es Albus nicht um sie als Person, sondern mal wieder um das „größere Wohl aller“, ging, wie er so gerne zu betonen pflegte.
 

Dass Albus jetzt wütend auf ihn war, war dem Tränkemeister zu diesem Zeitpunkt relativ gleichgültig. Erstens hatte er sowieso damit gerechnet und zweitens war seine Wut, auf sich selbst in diesem Augenblick viel intensiver. Es machte ihn fast wahnsinnig hier im Schloss zu sitzen und zu wissen, dass es seiner Hexe gerade sicherlich nicht sonderlich gut ging. Zu wissen, dass sie ihn jetzt mehr brauchte als sonst und er einfach nicht an ihrer Seite sein konnte.
 

„Was willst du jetzt von mir hören, Albus? Der Lord hat nun mal Pläne, die er selbst mir nicht anvertraut hat. Was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen? Glaubst du ich erfreue mich an dieser Situation? Glaubst du ich hätte IHN umstimmen können, nachdem er diese Entscheidung getroffen hat? Nicht ohne mich möglicherweise zu verraten, nicht ohne das „Größere Wohl“, wie du immer so schön sagst zu gefährden. Ich hatte zwei Möglichkeiten. Es hinnehmen und seinem Befehl ohne seine Tochter nach Hogwarts zurückzukehren Folge leisten oder alles daran setzen sie wieder mit hier her zu bringen. Das hätte ich gerne getan, aber wohl kaum überlebt und Lavinia würde ebenso in seinen Reihen festsitzen wie auch jetzt.“, erklärte Severus dem Schulleiter tonlos seine Einschätzung und wartete nun ohne auch nur eine Miene zu verziehen auf eine Reaktion von Albus.
 

Dieser schien ihn in diesem Moment mit seinem Blick förmlich zu durchbohren, wog sorgsam jedes Wort ab, welches sein Spion in den Reihen der Todesser ihm gerade an den Kopf geworfen hatte, ehe er für wenige Sekunden die Augen schloss, um ein wenig Ruhe in seine eigenen Gedanken zu bringen. Bei der Ehre Godric Gryffindors, verstand Severus denn nicht, dass Lavinias Bestimmung, das Ziel Voldemort ein für allemal zu vernichten absolut gefährdete. Verstand er nicht, dass alle Opfer, die bis jetzt gebracht wurden und die womöglich noch gebracht werden würden völlig umsonst sein konnten, wenn Tom seine Tochter dazu bringen würde, ihm im entscheidenden Moment ihre Seele zu übertragen?
 

Das bedeutete, dass Voldemort in dem Moment, in dem er seine Macht verlieren würde, durch den dunklen Zauber Lavinias auch wieder erstarken konnte. Nein definitiv wieder erstarken würde und all ihre Mühe, all seine Nachforschungen, welche noch immer nicht die ganze Lösung gefunden hatten, aber nach und nach immer mehr Puzzlestücke zusammenfügten, würden umsonst gewesen sein und das durfte einfach nicht passieren.
 

Während all diese Dinge durch den Kopf des Graubärtigen schossen, erwischte er sich dabei, wie ein kleiner, winzig kleiner Teil darüber nachdachte, dass es das einfachste gewesen wäre, wenn die junge Miss Riddle einfach verschwunden wäre. Für immer. Wenn sie nie den Weg zurück in die magische Welt gefunden hätte und sie für alle tot geblieben wäre. Vielleicht würden sie am Ende sogar keine andere Lösung finden.
 

Ja bei Merlin, er musste zugeben, dass die Situation äußerst schwierig zu lösen war. Dass Severus womöglich wirklich keine andere Wahl gehabt hatte, aber dennoch all das war einfach ungünstig, ungünstig für das Vorhaben des Ordens, ungünstig wenn man berücksichtigte was dies, wenn wirklich alles so kam wie er es gerade befürchtete und wenn sie eben die Prophezeiung, welche Harry betraf richtig deuteten, bedeuten würde. Es würde am Ende bedeuten das Lillys und James Sohn sein Leben umsonst verlieren würde und das würde er sich selbst niemals verzeihen.
 

Natürlich waren diese Gedanken auch für ihn nur die allerletzte unabdingbare Lösung. Es war ihm durchaus bewusst, dass die junge Miss Riddle nichts für ihre Geburt und ihre Situation konnte. Aber die Tatsache, dass ihre Entwicklung nun nicht mehr von ihm selbst überwacht werden konnte und sie sich leider auch immer wieder dagegen wehrte, machte das alles in einem höchst gefährlichen Maße Unkontrollierbar. Es gab für vieles einfach noch zu wenige Antworten, die selbst er nicht einfach so finden konnte.
 

Wie konnten sie Voldemort stürzen? Welche Magie hatte er verwendet, um sich fast unverwundbar zu machen. Was hatte es mit dem Fluch den er auf seine eigene Tochter gelegt hatte auf sich? Wie wirkte die Magie der Liebe, welche Lavinias Mutter für sie empfunden hatte auf ihre Persönlichkeit und was bei Merlin bedeutete diese Prophezeiung, die Lavinia betraf? Es gab sicherlich viele Ideen, Spekulationen aber bis heute keine klare Erklärung. Es war noch nicht einmal sicher, wer diese Voraussage formuliert hatte oder wo sie zu finden war.
 

Eines jedoch musste er unbedingt verhindern. Er musste verhindern, dass Severus die wichtigste Figur in seinem Plan Voldemorts Geheimnisse herauszufinden, seine Prioritäten änderte. Er brauchte Severus als Verbindung zwischen Tom und dem Orden. Er brauchte Severus Loyalität, seine Dienste, seine Intelligenz und seine Fähigkeit sich vollkommen von seinen Gefühlen zu distanzieren, um letztendlich ihn als heimlichen Beschützer von Harry in den Reihen des Lords zu behalten, damit Lillys Sohn am Ende seiner Bestimmung folgen konnte.
 

„Hast du völlig vergessen was du Lilly geschworen hast? Hast du völlig vergessen, dass du bei ihrem Namen geschworen hast, Harry so lange es geht zu schützen? Was glaubst du passiert, wenn am Ende Harrys Leben auf dem Spiel steht und der Lord durch Lavinias Opfer, Lavinias Hilfe wieder erstarkt. Es könnten so viele umsonst ihr Leben gelassen haben…wir müssen eine Lösung für dieses Problem finden. Entweder wir schaffen es das Lavinia vollkommen und unwiderruflich auf unserer Seite steht und ihrem Vater niemals das geben wird, was er verlangt oder…es muss uns ebenso gelingen die Tochter des Lords zu vernichten wie ihn selbst. Nur dann können wir endlich Ruhe und Frieden in der magischen Welt wieder herstellen“, teilte der Schulleiter nun ohne Umschweife seine Gedanken mit dem schwarzhaarigen Zauberer.
 

Dieser glaubte in diesem Augenblick in einer völlig anderen Wirklichkeit angekommen zu sein. Hatte Albus gerade davon gesprochen Lavinia ebenso als einen Feind, einen Gegner Anzusehen wie den Dunklen Lord selbst? War es nicht Albus der jedem seine Chance gab, der jemandem, der seine Seele verloren hatte, dennoch Vertrauen entgegenbringen konnte? Hatte er dies nicht bei ihm getan, als er seinen Fehler endlich eingesehen hatte. Als ihn selbst die schwere seiner Taten als Todesser eingeholt und ihn – zu diesem Zeitpunkt – alles genommen hatten, was er damals geglaubt hatte im Leben überhaupt zu haben? Lilly. Und nun?
 

Nun sprach er davon, eine Hexe, die erstens nichts für ihre Blutlinie und für ihre Bestimmung, welche ihr zugesprochen worden war, konnte. Die zweitens bis jetzt keine Seite gewählt hatte, dies niemals vor hatte und für die derzeitige Situation genauso wenig verantwortlich war, wie jeder andere der Beteiligten außer eben dem Dunklen Lord selbst und die drittens, das neue „Alles“ in seinem erbärmlichen Leben geworden war und für die er nun bereit war auch alles zu opfern nur, um sie wieder hier in Sicherheit zu wissen, zum Wohle aller zum Wohle von wem auch immer, als ebenso finster, boshaft und gefährlich darzustellen, wie den Dunklen Lord höchst selbst?
 

Severus hatte natürlich nicht vergessen, welchen Schwur er geleistet hatte, er hatte natürlich nicht das Versprechen vergessen, welches er nicht nur Dumbledore sondern auch Lilly nach deren Tod gegeben hatte und sicherlich hatte Albus in dem Punkt recht, das vieles je nach dem wie Lavinia am Ende reagieren und entscheiden würde auf dem Spiel stehen konnte. Doch er war sich sicher, dass Lavinia nicht so leichtsinnig sein würde und auf irgendwelche Versprechungen oder auch Drohungen ihres Vater ernsthaft eingehen würde. Lavinia war nicht dumm und gerade ihr Dunkles Ich hatte schon oft genug gezeigt, dass sie sich nichts, absolut nichts vorschreiben oder verbieten ließ. Gerade ihre dunkle unberechenbar kalte und unnachgiebige Seite würde ihren eigenen Weg wählen und sich niemandem wirklich unter geben.
 

„Ich denke du weißt was ich davon halte, Albus. Ich werde dieses Büro jetzt verlassen. Ich möchte nicht mit dir streiten, dafür verdanke ich dir zu viel. Aber deine Worte steuern genau darauf zu auf einen Streit, den wir beide am Ende vielleicht bereuen würden. Aber lass dir gesagt sein, Albus ich werde es niemals zulassen, dass du Miss Riddle auf dieselbe Stufe stellst wie ihren Vater. Lavinia ist nicht das Böse, das Dunkle in Person im Gegenteil und das weißt du. Sie ist in der Lage Dinge wie Liebe, Glück, Trauer oder Schmerz zu empfinden. Sie hat keine dutzende unschuldige Leben auf dem Gewissen. Sie kämpft mit allen Mitteln darum den unkontrollierbaren Teil ihrer Magie – den Fluch welchen ihr gefühlskalter, durch und durch boshafter Vater ihr auferlegt hat – in ihrem innersten gefangen zu halten, was für Lavinia ein täglicher Kampf und eine höchst anstrengende Mentale Leistung darstellt und hat es dazu wirklich schnell geschafft ihre dunkle Seite vollkommen zu kontrollieren. Und ich vertraue einfach darauf, dass du - was diesen Punkt anbelangt - nur aus deiner derzeitigen Ratlosigkeit heraus gesprochen hast“, entkam es Severus mit zitternder Stimme.
 

Wut, Zorn unsagbarer Schmerz waren die besten Worte für das was gerade in Severus vorging und säße gerade nicht Albus Dumbledore vor ihm, sondern irgendein anderer Zauberer, der diese Worte gerade in seiner Gegenwart laut ausgesprochen hätte, dann würde dieser Zauberer schon längst nicht mehr dort sitzen. Der Tränkemeister hätte kaum eine Sekunde gezögert und diesem Menschen, diesen einfältigen Menschen, der es wagte so etwas überhaupt nur zu denken, gezeigt, was passierte, wenn man seiner Hexe mehr oder weniger mit dem Tod drohte.
 

Er hätte diesen Zauberer auseinander genommen, Stück für Stück mit vielen fiesen, Schmerz bringenden, dunklen Zaubern, die allesamt einer nach dem anderen tief in der schwarzen Magie verwurzelt waren und man deren Wirkung im Grunde nicht seinem schlimmsten Feind wünschen würde. Doch glücklicherweise – oder auch unglücklicherweise – saß da nun mal Albus Dumbledore. Ein Mann, ein Zauberer, dem Severus nun mal wirklich vieles zu verdanken hatte und bei allem Dank, war da eben noch der Schwur den er ihm gegenüber geleistet hatte, welcher den Tränkemeister in diesem Augenblick gerade noch stoppte.
 

Trotzdem war dem Schulleiter sein Zorn sicherlich nicht entgangen. Denn obwohl Severus ein Meister darin war, sein wahres empfinden zu verbergen, war seine Wut in diesem Moment auch für ihn kaum kontrollierbar, sodass sicherlich ein kleiner Funke davon nach außen gedrungen war. Das Zittern seiner Stimme, seine Hände, die er krampfhaft zu Fäusten ballte, seine funkelnden Iriden, die die von Albus unentwegt fixierten und das Gefühl, seinem Körper, sämtliche Selbstbeherrschung abzuverlangen, um sich selbst davon abzuhalten, nach seinem Zauberstab zu greifen und diesem gewaltigen Zorn, diesem Schmerz, den die Worte Dumbledores in ihn hervorgerufen hatten, ganz offen mit seiner Magie Ausdruck zu verleihen.
 

Ja, beinahe hätte er genauso unbesonnen gehandelt wie Lavinia, als sie in ihrer Enttäuschung und in ihrer Verzweiflung den Dunklen Lord angegriffen hatte. Natürlich würde Dumbledore ihn weder einsperren noch töten. Doch es würde vieles verraten, was besser verborgen blieb. Denn dies würde bedeuten, dass Albus sicherlich alles daran setzen würde ihn von seiner Hexe fernzuhalten, auch wenn es wie durch ein Wunder dazu kommen würde, dass er Lavinia zurück ins Schloss bringen durfte.
 

„Severus, ich weiß durchaus, dass die junge Miss Riddle nichts für die bestehende Situation kann. Schließlich hat sie sich nicht ausgesucht die Tochter des dunkelsten Zauberers unserer Zeit zu sein. Schließlich hat sie sich nicht ausgesucht für ein bestimmtes Ziel überhaupt erschaffen worden zu sein und sicherlich ist ihr Wesen vom Grunde nicht durch und durch böse. Dennoch lebt in ihr die Dunkelheit ihres Vaters und sie ist mächtiger, als das bisschen Licht, welches ihre Mutter ihr hinterlassen hat. Und wenn sie sich, wie ich nun befürchte völlig von den Worten, der Magie und Lehren ihres Vaters überzeugen lässt, dann ist sie ebenso eine Gefahr für die ganze magische Welt, wie es diejenigen sind, die Voldemort blind oder auch sehr bewusst folgen und dann kann und wird jeder im Orden sie als nichts anderes sehen und ebenso behandeln. Wenn nicht sogar zu denen zählen, die unter allen Umständen aufgehalten werden müssen. Das verstehst du sicherlich. Es müssen nun mal Opfer gebracht werden ob es uns gefällt oder nicht. Und am Ende wäre Lavinia sicherlich nicht die Einzige die wir dazuzählen müssen“, entgegnete Dumbledore ruhig.
 

„Wie ich schon sagte, Albus…ich werde jetzt gehen, ich habe noch bis Mitternacht Aufsicht und ich hoffe, dass du das was du sagst nicht wirklich ernst meinst. Denn auch wenn ich dir geschworen habe für deine Sache zu arbeiten auch wenn ich versprochen habe Harry zu beschützen, damit dieser seine Aufgabe erfüllen kann, heißt das nicht, dass ich mit all deinen Entscheidungen und Ansichten einverstanden sein muss. Und das bin ich nicht. Nicht was Harry angeht und was Lavinia schon angeht noch weniger“, entgegnete Severus gequält und presste die Worte mehr oder minder beherrscht heraus und erhob sich von seinem Platz vom Schreibtisch des Schulleiters.
 

Schnellen Schrittes durchquerte er den Raum. Er musste hier raus, so schnell wie möglich sonst würde alles was er gerade dachte und fühlte aus ihm herausbrechen. Verdammt, warum legte das Leben ihm immer wieder diese Felsbrocken in den Weg und verdammt bei Salazar, wer hatte nur etwas dagegen einzuwenden, dass er einfach ein wenig Glück und Frieden in seinem Leben erfahren durfte? Jetzt nach Jahren in denen er um Lilly getrauert, seinem Dasein kaum eine Berechtigung zugestanden hatte, hatte er Lavinia gefunden. Sie war in sein Leben geplatzt, hatte alles was er bisher von sich und seinem Handeln gedacht hatte auf den Kopf gestellt und er hatte es gewagt sich darauf einzulassen, seine Gefühle zuzulassen und nun stellte sich wieder das Schicksal zwischen ihn und den Menschen, den er niemals mehr verlieren wollte.
 

Im Moment wusste er einfach noch nicht, wie er den Dunklen Lord davon überzeugen konnte sie wieder nach Hogwarts zu lassen. Im Moment wusste er einfach noch nicht, was Voldemort genau mit Lavinia machen würde, wie er auf sie einwirken würde und vor allem in wie weit sich Lavinia davon beeinflussen lassen würde. Der Tränkemeister wusste, dass sie im Grunde nicht bereit war eine Seite zu wählen oder sich für ihren Vater zu opfern. Er wusste, dass sie nicht die gleichen Ziele, die gleichen Ideale verfolgte wie es der Dunkle Lord tat, er wusste auch, dass sie der Macht, welche sie durch ihr Blut und ihre Geburt erhalten hatte, zwar nicht abgeneigt war, nein dass es ihr ab und an sogar – und ohne jeden Zweifel – abgrundtiefe Freude bereitete diese zu nutzen, aber er war sich dennoch sicher, dass Lavinia niemals dafür andere Menschen leiden lassen würde, dass seine Hexe niemals für noch größere Macht einhergehend mit ewigem Leben über Leichen gehen würde. Niemals.
 

Immer noch voller Wut, voller Enttäuschung das nun auch der sonst so gutmütige und um jeden Schüler kämpfende Schulleiter vorerst keinen anderen Ausweg sah, keine andere Möglichkeit sah, als die dass Lavinia am Ende genauso der Feind der magischen Welt sein würde, wie ihr Vater höchst selbst, stürmte Severus durch die Gänge des Schlosses. Kaum ein Schüler an diesem Abend, welcher ihm so kurz vor Sperrstunde noch über den Weg lief, entkam dieser Wut. Strafarbeiten, Nachsitzen, Verlust von unzähligen Hauspunkten waren die Folge. Ganz gleich ob Slytherin oder nicht. Seine Wut, sein verklärter Blick, welcher seine Wahrnehmung zu diesem Zeitpunkt beeinträchtigte ließen ihn keinen Unterschied mehr machen.
 

Erst als er kurz nach Mitternacht seine Räume erreichte und die Tür hinter sich schloss, nicht ohne seine Schutzzauber zu verstärken, erlaubte er sich selbst einen Moment der Schwäche. Die magisch versteckte Tür, war kaum eine Sekunde mit unsagbarer Wucht in die Angeln gefallen, als seine vor Wut angestaute Magie sich mit einem Mal entlud. Bücher flogen aus ihren Regalen Gläser prallten gegen Wände. Kissen zerrissen und deren Inhalt wirbelte durch die Luft. Das Kaminfeuer loderte gefährlich auf und in seinem Labor schienen tausende Fläschchen zu bersten, gefolgt von einem Aufschrei, in dem all der Schmerz, welcher sich mit all dieser Wut mischte lag, welchen der Tränkemeister schon seid er das Manor verlassen hatte immer mehr von innen heraus aufgefressen hatte.
 

Ein zaghaftes Kratzen und ein ihm bekanntes Gurren rissen ihn jedoch nach wenigen Minuten aus seiner Rage. Ein Seufzen entkam ihm, als er zu Noctus aufblickte. Der prächtige Vogel hatte sich auf das höchste seiner Bücherregale gerettet und blickte ihn nun mit seinen stechendgelben Augen vorwurfsvoll an.

In seinem Schnabel hielt er einen Brief, einen Brief mit dem Siegel der Malfoys.
 

„Gib schon her, du lebst ja noch!“, blaffte Severus den Vogel ungeduldig an, als er realisierte, dass er womöglich Neuigkeiten von Lucius brachte. Kaum war Nocuts, der nun mit heftigen Krächzen und Fiepen gegen Severus’ schroffe Art protestierte, auf der Rückenlehne seines Sessels gelandet, entriss der Tränkemeister dem Uhu unsanft den Pergamentumschlag.

„Sei jetzt ruhig Noctus! Mir passt die Lage deiner Herrin genauso wenig wie dir. Wir haben wohl alle schlechte Laune deswegen“, entkam es dem Zauberer ein wenig versöhnlich, obwohl er das Nachbebens einer Wut noch immer spürte. Sein Herz schlug so schnell, dass es fast schmerzte. Sein Atmen war aufgeregt und noch immer zitterten seine Hände. Erst langsam begann sich sein Kreislauf und auch seine Magie wieder zu beruhigen, während der Tränkemeister die Nachricht öffnete und zu lesen begann.
 

~~~
 

Mit demütig gesenktem Kopf stand Lavinia vor ihm. Sein kalter durchdringender Blick ruhte auf der jungen Hexe. Es war eine unendlich befriedigende Genugtuung für den finsteren Mann, der völlig stumm auf seinem Stuhl am Kopfende der langen Tafel saß, sie so voller Demut vor sich zu sehen. Doch es war noch nicht genug. Er wollte hören wie sie darum bettelte, dass er ihr einen Teil ihrer Freiheit wieder geben würde, er wollte hören wie sie ihn darum anflehte sie zu lehren und ihr für ihren törichten Angriff vor wenigen Tagen, zu vergeben.
 

Stille absolute Stille betonte die Ernsthaftigkeit der Situation. Rabastan, Lucius aber auch Bellatrix und Rodolphus die noch immer im Manor verweilten standen etwas abseits von Vater und Tochter. Während die Zauberer ebenso demütig ihren Kopf neigten und vor allem Rabastan drauf achtete seinen Kopf ein Stück tiefer zu senken als es Lavinia tat, wagte es Bellatrix die im Rücken des Lords stand, mit einem hämischen Grinsen, das sie nur mit viel Mühe immer und immer wieder verschwinden ließ auf die junge Tochter ihres Herrn herabzusehen. Es fühlte sich wie ein Triumph über eine ganze Horde elender Blutsverräter an, die junge Erbin des Lords so zu Kreuze kriechen zu sehen.
 

Wenn es nach ihr ginge würde diese undankbare, überhebliche und über alle Maßen ungebührliche Hexe in irgendeinem der verborgenen Verließe des Manors verrotten, bis der Lord sie brauchen würde. Oder eben nicht. Leider sah der Plan ihres Meisters anderes aus. Dennoch freute es die Todesserin zu sehen, dass ihre spezielle Kräuterkur, welche Lavinia Tag um Tag mit ihrem Tee zum Frühstück, als auch zum Abendessen zu sich nahm ihre Wirkung zeigte.
 

Die Augenringe, die sie sonst wohl ohne Probleme mit einem Zauber hätte verschwinden lassen konnte, das ausgelaugte müde und abgekämpft wirkende Gesicht und die eindeutige Spur von Erschöpftheit in ihrer Stimme, deuteten ganz klar darauf hin, dass der lieben kleinen Miss Riddle wohl gar nicht gut ging und jeder hier führte dies auf ihre Isolation von allem zurück. Alles verlief nach Plan und Bellatrix freute sich innerlich, dass ihre Rache für den Silvesterabend nach und nach ihren Lauf nahm.
 

Lavinia selbst musste sich in diesem Augenblick unendlich darauf konzentrieren, ihr eigene Ungeduld im Zaum zu halten. Es war nicht ihre Natur sich so hinhalten zu lassen. Natürlich wusste die junge Hexe genau was ihr Vater von ihr wollte, was er sich ersehnte. Doch so schnell würde er sie nicht dazu bringen zu flehen.
 

Vor fünf Stunden, vor gut fünf Stunden hatte sich die Tochter des Dunklen Lords dazu entschieden die ganze „Sache“ anders anzugehen. Vor gut fünf Stunden hatte sie sich dazu entschieden vorerst, das zu tun und sich so zu verhalten wie Voldemort es von ihr verlangte. Sie hatte Rabastan zu sich gerufen und ihn dann zu ihrem Vater geschickt mit einer kleinen Phiole, in der ihre letzten Gedanken, die sie natürlich bis aufs Detail aus ihrem Kopf gefiltert hatte, mitgegeben. Die ihrem Vater beweisen sollten, dass ihre Einsicht ernst gemeint war. Die Bruchstücke ihrer Entscheidungen, hatte sie so gewählt, dass keinerlei Gedankenbild ihrerseits ihrem Vater zeigen konnte, das sie dies alles nur tat um vorerst ein wenig mehr Freiheit zu gewinnen. Das ihr Herz und ihre Treue niemals wirklich ihm und auch niemals gelten würde, verbarg sie sicher weiter in den innersten Kammern ihrer Gedanken.
 

Die Tatsche, dass ihre Loyalität dabei aber auch niemals dem Orden oder den Idealen Dumbledores gelten würde, würde ihren Vater ohnehin nicht wirklich interessieren. Das sie ihm gegenüber eben doch nicht so ergeben war, wie er es verlangte oder nun in diesem Moment vermutetet erzwungen zu haben, würde für den selbstsüchtigen und völlig von seiner Macht besessenen Zauberer schon ausreichen um sie für ewig wegzusperren. Töten konnte er sie – sicherlich war dies schon das ein oder andere Mal ihr Glück gewesen – nicht, schließlich brauchte er sie, um sein eigenes Leben zu sichern.
 

So hatte er noch einige Zeit verstreichen lassen, bis er sich dazu erbarmt hatte, Rabastan zu erlauben sie zu ihm zu bringen und Lavinia hatte sofort begonnen die Rolle der reumütigen Tochter zu spielen, hatte sich dazu durchgerungen nicht nur den Kopf zu senken sondern sogar vor ihm zu knien, was für die junge Hexe durchaus all ihre Überwindung gekostet hatte. Doch jetzt, wo es darum ging erst einmal wieder ein wenig Handlungsspielraum für sich selbst zu gewinnen, musste die siebzehnjährige ihren Stolz beiseite schieben und ganz und gar ihre Rolle spielen.
 

Nein im Grunde war ihr Stolz genau, dass was sie gerade dazu brachte es tatsächlich zu wagen ihren Vater zum Narren zu halten. Den sich für so unfehlbar, genial und unübertrefflich haltenden Lord Voldemort mit dieser List dazu zu bringen ihr Fähigkeiten zu vermitteln, die vielleicht irgendwann sein Verderben sein würden. Die dafür gedacht waren ihn zu retten, ihm mehr Macht zu geben, ihm zu helfen sogar den Tod ein weiteres Mal zu überwinden und sich am Ende dann vielleicht gegen ihn richten würden.
 

Innerlich grinste Lavinia, die in dieser Situation vollkommen ihrem Dunklen Ich die Oberhand ließ und diesen Teil ihrer Persönlichkeit ganz bewusst handeln ließ, sie hatte es schon geschafft ihm ihre falsch zusammengesuchten Gedanken, welche sie zu einem wunderschönen silbernen Gedankenfädchen gesponnen hatte, als wahr zu verkaufen. Hatte somit bewirkt, dass er ihr erlaubt hatte vor ihn zu treten und nun schien er sich sicher zu sein, dass er seine Tochter weiter demütigen konnte. Er wirkte vollkommen überzeugt sie früher oder später zu brechen.
 

Nicht umsonst hatte er die siebzehnjährige Hexe seid, sie vor ihn getreten war völlig unbeeindruckt niederknien lassen. Nicht umsonst, war er dann, ganz plötzlich, ruckartig, an Lavinia herangetreten, um sie mit aller Grobheit an ihren langen Haaren auf die Füße zu ziehen. Noch im selben Moment, in dem die Fußsohlen, der vor Schmerz zitternden Hexe, wieder den kalten Marmorboden des Manors berührten, spürte Lavinia wie die Hand ihres Vaters sie grob am Hinterkopf packte und der Kopf der jungen Riddle-Erbin unsanft auf deren Brust gedrückt wurde.
 

Lavinia war sofort klar, dass ihr unbarmherziger Vater nur eines bezweckte. Er wollte ihr ein für alle Mal einbläuen, dass sein eigen Fleisch und Blut sich nicht tiefer beugen durfte, als es die anderen Todesser im Raum taten, dass sie aber dennoch niemals auf der selben Stufe stehen würde wie er, dass auch sie sich vollkommen seinem Willen zu beugen hatte und er ihr, ihr Verhalten noch lange nicht verzeihen würde.
 

Unnachgiebig, ließ er sie nun seid vier Stunden mit gesenkte Haupt vor ihm stehen, ohne auch nur ein Wort an sie zu richten, ohne eine Entscheidung zu fällen. Doch sein Blick verlangte keine weiteren Worte. Lavinia hatte es für eine kurze Sekunde – wenn überhaupt - gewagt aus den Augenwinkeln zu ihm aufzusehen. Seine kalten Iriden lagen abwartend auf ihr, keine Regung kein Impuls schien ihn dazu zu bewegen, diese Situation zu beenden. Doch so schnell würde Lavinia nicht nachgeben, noch hatte sie genug Ausdauer um an dieser Stelle zu stehen und abzuwarten, noch war der Punkt, an dem sie es nicht mehr aushalten konnte und ihre Geduld erschöpft war nicht erreicht. Es gab nur eine Frage, die in diesem Augenblick im Raum stand. Wie viel Geduld würde ihr Vater aufbringen, wie lange konnte er diese Situation aufrechterhalten ohne sich von ihr zum Narren gehalten zu fühlen?
 

Eines stand fest. Lavinia hatte sicherlich vor, sich vorerst seinen Anweisungen zu beugen, das zu lernen und so zu lernen wie er es für richtig empfand und sicherlich war dabei ihr Ziel das beste aus dieser Situation für sich heraus zu holen, doch niemals, niemals würde sie darum flehen oder betteln, sich doch seinen Lehren und den Lehren seiner Todesser zu unterziehen. Wenn er es für unbedingt Notwendig hielt, dass sie gewisse magische Fähigkeiten erlangte, dann musste er sie darin Unterricht, dann musste er ihr zeigen, wie sie die dunkelsten Zauber, die er brauchte, um Menschen zu quälen zu unterwerfen oder seine Ziele zu erreichen, anwenden sollte und somit war sich Lavinia sicher, dass das hier nicht ewig andauern würde. Denn ansonsten würde er niemals das bekommen was er wollte, da Lavinia niemals in der Lage sein würde den Zauber zu sprechen, welcher ihm ihre Seele übertrug und sein Leben rettete.
 

Dieses Wissen, von dem er keine Ahnung hatte, dass sie dessen Mächtig war, brachte Lavinia den Vorteil, der ihr die Kraft gab diese Geduldsprobe durchzustehen und wenn es noch ewig dauern würde.
 

~~~
 

Mitternacht. Es schlug bereits Mitternacht und noch immer hatte sich an der bizarren Situation im Manor nichts geändert. Das einzige was sich verändert hatte, war der Zustand der jungen Riddle-Erbin die noch immer stur ihren Kopf gesenkt hielt und kein Wort des Flehens oder Bittens von sich gab. Ihr Rücken schmerzte, ihre Füße branden und eine unbekannte Müdigkeit, die ihr vor allem aufs Gemüt schlug machten es Lavinia jedoch immer schwerer ihr Ziel zu erreichen.
 

Lucius und Rabastan hatten sich bis zu diesem Zeitpunkt ebenfalls kein Stück von der Stelle bewegt. Lediglich Bellatrix lungerte mittlerweile eher in ihrer Ecke herum, als dass sie stand. Die Todesserin konnte froh, sein das der Lord mittlerweile die Augen geschlossen hatte und wohl damit beschäftigt war weitere Pläne in seinem Kopf zusammen zu fügen.

Nagini lag mittlerweile ihrem Herrn zu Füßen und hielt wachsam die Umgebung im Auge.
 

Dabei fiel ihr stechend gelber Blick irgendwann auf die Tochter ihres Meisters. Aus ihrem Blickwinkel erkannte die Schlange sofort, dass Lavinias Kräfte schwanden. Sie blickte direkt in die noch immer in sattes rot getauchten Iriden der jungen Hexe.

» Die Kräfte der Tochter des Meisters schwinden«, säuselte sie leise. Wahrscheinlich dachte die Schlange in diesem Moment nicht daran, dass auch die Tochter des Lords ihre Worte verstehen konnte.

» Dann wird sie sicherlich bald zur Besinnung kommen und ihren Herrn, ihren Vater um Vergebung anflehen«, entgegnete der Dunkle Lord mit einem triumphierenden Grinsen im Gesicht, während er mit einer kleinen Handbewegung seinen Zauberstab schwang und Bellatrix kurz vor Schmerz aufschrie, ehe sie wieder ihre Haltung einnahm.
 

„Nicht wahr, Kind?“, fügte er nun für alle hörbar hinzu, während er aufstand und vor seine Tochter trat. Grob, legte er eine Hand an Lavinias Kinn, richtete ihren Kopf so, dass sie nun direkt in seine Augen sah.

„Du wirst das hier nicht gewinnen, Kind. Ich sehe deinen Willen, ich sehe deinen Stolz und bei Salzar, ich sehe ein Stück meines eigenen Wesen in deinem Handeln. Aber vergiss nicht wer hier vor dir steht, vergiss nicht, dass ICH alle Zeit der Welt habe. Überlege dir, ob du hier vor Erschöpfung zusammensinken willst, nur um schlussendlich für weitere unzählige Tage in deinen Gemächern zu verbringen. Noch mal werde ich dir nicht die Chance geben deine Entscheidung zu ändern und auch nur einen Hauch einer Chance auf Vergebung zu bekommen“, zischte er ihr, für alle anderen kaum hörbar entgegen, während sein Griff fester wurde und sein Blick den ihren ebenso rot glühend fixierte.
 

„Ich habe Euch bereits gezeigt, dass es nicht klug war Euch vor einigen Tagen angegriffen zu haben, verehrter Vater. Ich habe Euch gezeigt, dass dies aus einem Reflex heraus geschah, welcher mir den Blick auf die Chance, die ihr mir gewährt habt verklärt hat. Ich habe Euch bereits wissen lassen, dass ich zur Vernunft gekommen bin und es als eine Ehre ansehe, mehr Magie zu erlernen, als ich es in Hogwarts je könnte“, entgegnete Lavinia gequält, während die Fingernägel ihres Vater sich in ihre Wangen bohrten.
 

Der Schmerz der in diesem Augenblick durch ihren ganzen Körper wanderte, angefangen von ihren Füßen bis hin zu ihren Wangen, welche durch den Druck der Hand welche ihren Kiefer festhielten und deren Fingernägel sich tief in ihr Fleisch bohrten, überwältigten die kraftlose Hexe immer mehr. Dennoch! Sie würde nicht flehen, sie würde nicht betteln. Ihr war durchaus bewusst, dass all diese Dinge dem Dunklen Lord von Rabastan mitgeteilt worden waren und nur der silberne Faden, bestehend aus ihren Gedanken das einzige war, was der Dunkle Lord von ihr selbst zu sehen bekommen hatte nur, um ihn dazu zu bringen sie aus ihren Räumen zu lassen, nur um ihn dazu zu bringen sie sehen zu wollen. Und dieses Ziel hatte sie erreicht.
 

Wieder entstand eine Spannung um Vater und Tochter, welche für die anderen Anwesenden genauso spürbar wurde wie für die beiden Nachkommen Salazars. Die dunkle Magie die von beiden ausging, raubte jedem um sie herum die Luft zum Atmen.

„Ich will es von dir hören, Kind. Ich will aus deinem Mund hören, dass du meinem Blut würdig bist! Ich will sehen, dass du in der Lage bist, meiner Magie nahe zu kommen. Ich will hören, dass du bereit bist einen Zauber zu lernen, den nur du sprechen kannst. Ich will sehen und hören, dass die schwarze Magie, die Magie die eine Macht entfesseln kann für die die magische Welt zu feige, zu angepasst geworden ist, dein zu Hause ist und ich will hören, dass du bereit bist zu lernen und zu handeln, um meine Wünsche zu erfüllen und deiner Bestimmung, deiner Pflicht als meine Tochter nachkommen!“, erklärte Voldemort unbeeindruckt von den magischen Impulsen die in Lavinias Körper pulsierten, die ihre Iriden aufglühen ließen und deren Dunkelheit sich nun ein Stückchen mehr in Lavinias Geist ausbreitete, nur um den unerträglichen Schmerz und die unbeschreibliche Erschöpfung, welche Lavinia in diesem Augenblick erneut plagten, auszugleichen.
 

„Ich sagte es bereits. Ich will lernen. Ich will verstehen und ich will die Macht der schwarzen Magie und der Dunkelheit meine Seele zu beherrschen lernen. Also lehre mich, Vater. Lehre mich die Tochter des Dunklen Lords zu sein!“, gestand Lavinia in klaren Worten ein und wich dem Blick ihres Vaters in keiner Sekunde aus. Als dieser seine Hand lockerte und ein siegessicheres Grinsen in seinem Gesicht stand, wusste Lavinia, dass sie ihr Ziel erreicht hatte. Er glaubte, sie gebrochen zu haben. Glaubte, sie dazu gezwungen zu haben, ihm das zu geben, ihm das zu versprechen, was er hören wollte. Glaubte sie dazu gebracht zu haben sich mit Herz und Seele vor ihm zu verneigen und sich voll und ganz nach seinen Wünschen formen und führen zu lassen. Dennoch hatte sie ihr Versprechen an sich selbst, weder zu betteln, noch zu flehen nicht gebrochen. Hatte andere Worte, andere Formulierungen gewählt und ihm dabei einen kurzen gezielten Einblick in ihre Gedanken gewährt.
 

Lavinia hatte natürlich sofort gespürt, dass ihr Vater in dem Moment in dem sie ihm begann begreiflich zu machen, dass sie bereit war zu lernen und seinen Anweisungen zu folgen, versucht hatte in ihren Kopf vorzudringen, um sich von der Wahrheit ihrer Worte zu überzeugen und diesen Versuch hatte die talentierte Okklumentikerin genutzt. Sie hatte ihrem Vater Bilder und Gedanken gezeigt, welche ihm die Wahrheit vermitteln konnten, die er sehen wollte.
 

Die junge Hexe wusste, dass er ihr noch immer nicht ganz vertrauen würde. Dass sie ihn erst ganz überzeugen würde, wenn sie in den nächsten Tagen nichts, absolut nichts tat, was seinen Argwohn oder seinen Ärger erneut heraufbeschwören würde. Doch irgendwann, würde auch der Dunkle Lord davon überzeugt sein, die Loyalität seiner Tochter ohne Einschränkungen gewonnen zu haben und dann würde sie so viel Wissen und so viel Magie beherrschen, um mehr über ihre Prophezeiung herausfinden zu können, um mehr über ihren Fluch zu wissen und um einen Weg zu finden sich davon zu lösen.
 

Das einzige was und wo für Lavinia bisher noch keine Lösung gefunden hatte, war wie sie den Dunklen Lord davon überzeugen konnte, ihr zu erlauben nach Hogwarts zurückzukehren.

Doch auch dafür würde sie einen Weg finden.
 

~~~
 

Erleichtert über die Neuigkeiten im Manor ließ Severus sich auf seinen Sessel fallen. Erst vor einer Stunde schien Lavinia es geschafft zu haben den Lord davon zu überzeugen, ihr ihren Angriff auf ihn zu vergeben. Es würde also beginnen. Lavinia würde einen Zauber lernen, der so tief in die schwarze Magie reichte, dass nur wenige, wahrlich nur Zauberer wie Voldemort selbst, diesen überhaupt kannten.

Dennoch beruhigte es den Tränkemeister, dass somit zumindest ihre Bedingungen im Manor ein wenig angenehmer werden würden, auch wenn er sie weiterhin nicht sehen konnte, so wusste er, dass sie so auch die Möglichkeit hatte mit Lucius zu sprechen und über seinen alten Freund irgendwie doch mit ihr in Verbindung bleiben zu können.
 

Das der Lord ihr vorerst ihre Eule nicht zurückgeben würde, dass sie vorerst nur unter Aufsicht einer seiner Todesser ihre Räume verlassen durfte und auch nur um mit den wenigen noch im Manor verweilenden Anhängern des Lords zu üben oder zu lernen, war dies ein Zustand der sich immer mehr zu Lavinias Gunsten verändern konnte, wenn sie es schaffte ihren Vater vollends von ihrer Loyalität zu überzeugen.
 

Doch auch das würde seiner klugen Hexe gelingen. Spätestens dann, wenn sie ihr magisches Talent auch ihrem Vater gegenüber vollends unter Beweis gestellt hatte und dieser sich sicher sein konnte, dass er mit ihrer Hilfe erfolgreich eine weitere Möglichkeit geschaffen hatte, dem Tod zu entkommen.
 

Dennoch hatte Severus das Gefühl, etwas überlesen zu haben. Wieder und wieder las der Tränkemeister die Zeilen, welche Lucius ihm geschickt hatte und immer wieder stockte er an derselben Zeile am Ende des Briefes.
 

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„der Weg zum Ziel ist das Ziel selbst, ihre Gedanken sind dort, wo sie zu Hause wird, ihre Gedanken werden nur die erreichen, die sie erreichen sollen…“
 

Halte dich auf dem Laufenden.

L.

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Zwei Mal, drei Mal, vier Mal. Was sollte das? Diese Worte, diese Formulierung, waren keine Worte die dem Oberhaupt der Malfoys ähnlich sahen. Hatte Lucius das überhaupt geschrieben? Ohne wirklich daran zu glauben, dass er richtig lag, ließ Severus seinen Zauberstab über das Pergament gleiten.

„Finite“ murmelte er und plötzlich veränderten sich die Buchstaben, die Schrift wurde geschwungener, weicher. Die Worte wurden andere, selbst die Farbe der Tinte änderte sich von schwarz zu einem dunklen blau.

„Hexe“, entkam es Severus schmunzelnd als er begann nun Lavinias Worte zu lesen:
 

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Severus,
 

Ich bin mir sicher, du weißt bereits was in deiner Abwesenheit passiert ist. Verzeih, verzeih, dass ich so unbesonnen war und alles nur noch komplizierter gemacht habe. Ich bin mir sicher du sitzt nun in deinen Räumen bist wütend, wütend auf dich, auf den Lord…wahrscheinlich auch auf Dumbledore und alles was dir gerade über den Weg läuft. Aber bitte vergiss deine Wut, vergiss deine Sorge. Wie du sicher bereits gelesen hast, geht es mir gut. Ich bin mehr oder weniger frei und werde sicherlich viel lernen, ich wird einen Weg finden dich wieder zu sehen. Ich werde einen Weg finden wieder nach Hause zu kommen. Ich weiß nicht wie lange es dauern wird. Aber ich habe beschlossen in dieser Zeit so viel zu lernen und zu erfahren wie es nur geht. Ich bin nicht allein, Lucius hat ein Auge auf mich, Rabastan frisst mir aus der Hand und Isis ist ja auch noch bei mir. Ich weiß nicht wann ich dir wieder schreiben kann. Aber vertraue darauf, dass ich mich nicht ewig von dir fernhalten lasse.
 

In Liebe….Lavinia

P.S Lass die Finger vom Feuerwhiskey, denk an die Kopfschmerzen und du brauchst einen klaren Kopf. Immer. Denk daran, dass ein Fehler einen von uns immer das Leben kosten könnte.
 

Ich liebe dich und dieser Gedanke gibt mir Kraft.
 

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Mit einem tiefen Atemzug faltete der Tränkemeister den Brief zusammen und erhob sich aus seinem Sessel. Vorsichtig steckte er das Pergament in eines der vielen Zaubertrankbücher in seinen Regalen. Ein Schmunzeln legte sich auf seine Lippen, als sein Blick auf die alte Flasche Feuerwhiskey fiel, die daneben im Regal stand. Es war erstaunlich wie sehr sich seine Hexe um ihn sorgte, obwohl sie doch in diesem Moment viel schmerzlichere Erfahrungen über sich ergehen lassen musste.

In einem Punkt hatte Lavinia jedoch eindeutig Recht, vielleicht hatte es etwas Gutes, dass die junge Hexe eine Weile die Möglichkeit hatte von ihrem Vater zu lernen. Vielleicht würde ihr dies Möglichkeiten und Wissen verschaffen, mit dessen Hilfe sie neue Wege finden würden Flüche zu brechen, Prophezeiungen zu deuten und den dunkelsten Zauberer ihrer Zeit zu stürzen.



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