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Götterdämmerung (Leseprobe)

von

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Home, sweet home

2. Kapitel

Home, sweet home

 

 

Es dämmerte bereits und die letzten Strahlen der Sonne machten den ersten Sternen Platz. Fircos hoffte, dass sein gesammeltes für die Nacht reichen würde und kehrte zu der Lichtung zurück, wo er einige Stunden zuvor Shuyar gefunden hatte. Nun lag sein Bruder erneut dort auf seinem Ledermantel am Boden – doch dieses Mal lag unweit von ihm noch das fremde, rothaarige Mädchen dem Fircos seinen eigenen Mantel untergelegt hatte – keine Dame sollte auf dem Waldboden schlafen, selbst wenn sie seinen Bruder bewusstlos geschlagen hatte. Zudem glaubte der Silberhaarige nicht, dass sie absichtlich dieses Attentat auf seinen kleinen Bruder ausgeübt hatte.

 

Er erreichte die Lichtung und fand die beiden immer noch schlafend vor. Er hatte es zuvor geschafft einen notdürftigen Schutzwall zu zaubern, der zumindest die schwächeren Monster abhalten würde den Beiden zu nahe zu kommen. Er legte das Holz auf einen kleinen Haufen und versuchte anschließend ein Lagerfeuer zu entzünden. Denn obwohl es Sommer war, waren die Nächte in dieser Region kühl und der Schein der Flammen würde auch einige wilde Tiere fernhalten.

 

Die Zeit verging nur langsam. Er hörte ein Käuzchen schreien, hier und da raschelte es im Laub – ab und zu leuchtenden ihn kleine, reflektierende Augen an die jedoch rasch wieder im Dickicht des Waldes verschwanden.

Er träumte vor sich hin und stocherte mit einem Holzstock im Feuer herum als er plötzlich ein leises Stöhnen von der Seite vernahm.

 

Er sah, wie das Mädchen sich langsam aufrichtete und sich verwirrt umsah.

„Na, endlich wach?“ fragte Fircos lächelnd während er seinen Blick nicht von den Flammen abwand. Das Mädchen zuckte erschrocken zusammen, denn sie hatte ihn anscheinend noch nicht bemerkt gehabt.

„W-Wer bist du? Und wo bin ich?“ stotterte sie panisch, während sie wirkte als wollte sie jede Sekunde flüchten wollen.

„Ich bin Fircos, und das ist mein Bruder Shuyar“ antwortete er und zeigte zu seinem Bruder, welcher scheinbar auch langsam wieder zu Bewusstsein kam.

„Du bist noch im Wald.“ Das Mädchen musterte Fircos und ihr klarer Blick wechselte zwischen den beiden Brüdern hin und her, doch sie hakte weiter nach „Wie habe ich überlebt?“

 

Fircos drehte sich schließlich und sah sie an. Erst jetzt bemerkte sie seine zwei Hörner und die roten Katzenaugen und fuhr bei der Erkenntnis die sie traf zusammen 'Dämonen. Scheiße.' Fircos schien ihre Besorgnis zu spüren, und lächelte charmant in ihre Richtung, während das Feuer unheimliche Schatten auf ihn warf.

„ Keine Sorge, wir beißen nicht. Also ich zumindest, bei meinem Bruder bin ich mir oft nicht so sicher.“ und grinste dabei verschmitzt. „Du bist übrigens weich gelandet.“ Bei diesen Worten stand er auf und ging vor seinem Bruder in die Hocke. Shuyar richtete sich langsam auf. Er sah sich leicht irritiert um als er seine Gedanken sortierte.“Fircos? Was… zum Teufel ist eigentlich passiert?“

 

„Oh mein Gott! Es tut mir ja sooo leid!!!“ das Mädchen sprang mit einem Mal auf und und entschuldigte sich immerzu, als sie verstand was Fircos angedeutet hatte – sie war auf diesen armen Jungen gefallen! Sie stand auf und eilte zu dem irritierten Grünhaarigen, ging neben ihm in die Knie und entschuldigte sich abermals. Shuyar sah sie nur verwirrt und misstrauisch an – erschien nicht Recht zu wissen, wie er über das Ganze denke sollte.

Sie reichte ihm reichte ihm ihre Hand um sich bekannt zu machen „Ich bin Faith – Sehr erfreut dich kennen zu lernen“ Shuyar schien kurz zu zögern kurz und wollte ihr seine Hand geben als er schmerzerfüllt zusammenfuhr und sich seinen rechten Arm hielt. Verstört schob er seine Armstulpe hinauf und begutachtete abfällig seine Verletzung.

„Das sieht nicht gut aus...“ kommentierte Fircos nur. Auf seinem Unterarm war eine relativ große Bisswunde – zwar scheinbar nicht tief, doch sie hatte sich entzündet und begonnen zu eitern.

 

„Oh – warte, ich erledige das“ meinte Faith nur seelenruhig. Shuyar verstand nicht was das Mädchen meinte, doch bevor er irgendetwas machen konnte, legte Faith schon ihre beiden Hände auf die Wunde und eine angenehme Wärme durchströmte seinen Körper. Ein sanftes Licht umgab die Beiden und vertrieb seine Schmerzen. Als sie ihre schmalen Hände fortnahm, staunte der Dämon nicht schlecht, denn die Wunde war in wenigen Sekunden verheilt, nicht einmal eine Narbe war zurück geblieben.

 

Die Blicke der beiden Brüder wechselten nur erstaunt zwischen Shuyars Arm und Faith hin und her.

„Wie hast du das gemacht?“ durchbrach Shuyar die Stille und starrte Faith düster an.

„Ich weis auch nicht genau, ich konnte das schon immer…“ Faith wirkte nachdenklich, Fircos erwiderte nur gefasst „...Heilmagie ist eine ungewöhnliche Gabe für einen Menschen...“

 

Keiner der Drei sagte ein Wort, alle schienen über diese ungewöhnliche Situation nachzudenken - keiner wusste was er sagen sollte.

„Was machst du eigentlich hier im Wald? Es ist gefährlich für Menschen.“ fragte Shuyar schließlich während er Faith eingehen musterte. Sie schien nicht besonders stark zu sein, ihrer Statur nach war sie eher ein ganz normales Mädchen wie man sie in jedem Dorf finden konnte - kaum jemand der sich alleine in einen Wald wagen würde der als verflucht und Brutstätte von Monstern galt.

Faith's fliederfarbene Augen verengten sich düster als sie zu sprechen begann.

„Ich… suche nach der Vergangenheit. Ich suche nach Engeln.“

 

„Engel?“ Fircos klang sehr verwundert „Es gibt keine Engel mehr – sie starben alle im Krieg“ Faith sah ihn an, ihr Blick wirkte verletzt.

„Ich… ich weis dass es noch welche gibt – und ich werde sie finden. Doch dazu muss ich erst einmal Informationen sammeln. Deshalb bin ich hier… Ich hörte, dass es hier eine Ruine gäbe die verhältnismäßig gut erhalten wäre...“

„Echt? Was für ein Zufall…“ trotz seiner Worte schien Shuyar das ganze zu reichlich wenig zu interessieren „Wir waren gerade heute dort… und dort gibt es absolut nichts.“

Faith´s Gesicht entglitt ihr kurzzeitig – damit hatte sie wirklich nicht gerechnet. Aber konnte sie den beiden überhaupt trauen? Aber sie hatten sie wenn auch vielleicht unfreiwillig gerettet und ihr bisher keinen Schaden zugefügt, außerdem schienen sie kein Geheimnis daraus zu machen was sie in diesen Wald geführt hatte. Sie kannte die Brüder nun gerade mal ein paar Minuten – aber trotzdem, irgendwie mochte sie die beiden. Es kam ihr so lächerlich vor – irgendwie hatte sie das Gefühl dass sie den Beiden vertrauen konnte, doch genau das machte Faith auch ein wenig Angst.

 

Fircos legte seinen Kopf leicht schräg, wie er es immer tat wenn er überlegte.

„Ich wüsste vielleicht wo du Informationen finden könntest. Aber ich bin mir nicht sicher...“ „Wirklich? Wo?“ Faith horchte auf und sah Fircos mit großen Augen an.

„In der Bibliothek… bei uns zu Hause. Du könnest..-“ „Das kommt gar nicht in Frage!“ zischte Shuyar seinen Bruder an und unterbrach ihn mitten in seinem Satz.

 

Faith sah bedrückt in die Richtung des Grünhaarigen. Sie mochte ihn recht gern, doch er konnte sie anscheinend nicht besonders gut leiden – nun ja, sie hatte ihn ja irgendwie bewusstlos geschlagen, aber das war doch keine Absicht gewesen!

Irgendwie stimmte es sie traurig dass Shuyar sie scheinbar überhaupt nicht ausstehen konnte.

 

„Ich weis ja nicht was mit euch ist, aber ich bin todmüde – Ich werde jetzt schlafen“ und mit diesen Worten legte sich Shuyar wieder hin und rollte sich auf die Seite – für ihn war das Gespräch somit beendet. Faith konnte nicht mehr als irritiert in seine Richtung schauen . Fircos jedoch setzte sich neben sie und flüsterte ihr ins Ohr „Ich denke wir sollten jetzt auch noch etwas schlafen. Und hör nicht auf diese Giftzwiebel – ich regle das morgen schon.“ Fircos begann zu grinsen und stand auf. Er warf noch das restliche Holz im Feuer, so dass es noch etwas brennen würde – die Sommernächte waren in dieser Region zwar nicht sehr kalt, doch besonders warm waren sie auch nicht. Faith setze sich noch ein wenig ans Feuer und versank in ihren Gedanken während sie in die Flammen starrte. Heute war so vieles passiert, dass sie die Zeit nun nutzte um alles zu verarbeiten.

 

Aus den Augenwinkeln sah sie noch, wie auch Fircos sich hingelegt hatte. Sie blickte wieder in die Flammen und grübelte weiter. Fircos war sehr nett und aufgeschlossen – was man von seinem Bruder nicht sagen konnte. Shuyar sah für ihren Geschmack zwar besser aus, aber das schien sich leider nicht auf seinen Charakter auszuwirken schien.

Schon seltsam wie sich das alles so entwickelte – sie kannte die beiden kaum und trotzdem würde sie wahrscheinlich die Beiden nach Hause begleiten. Erst jetzt kam es ihr wieder in den Sinn, dass die beiden ja Dämonen waren.

Sicher, es gab auch „gute“ Dämonen wie ihre Ziehmutter, doch die Mehrzahl war leider anders gesinnt. Aber… sie hatten sie gerettet oder? Dann konnten sie doch nicht böse sein oder etwa doch?

 

Faith dachte noch lange darüber nach, doch sie fand keine Antwort. Ihre Augenlider wurden schwer und so beschloss sie einfach das Schicksal seinen Lauf nehmen zu lassen und nun auch etwas zu schlafen. Sie ging ein einige Schritte vom Feuer weg und legte sich ein paar Meter von Shuyar entfernt auf den Boden. Sie rollte sich so weit es ihr möglich war zusammen und versuchte zu schlafen.

 

Nur ein kleines Käuzchen, welches am Rande der Lichtung in einem Baum saß, bemerkte was diese Nacht geschah. Es war kurz nachdem das Feuer, das diese Menschen gemacht hatten erloschen war. Das Weibchen mit den langen Haaren begann sich herumzuwälzen. Vielleicht schlief es schlecht oder es fror einfach. Auf jeden Fall tat es das so lange, bis es an diesen Grünhaarigen stieß. Er schien es nicht zu bemerken, er drehte sich nur einmal grummelnd um und einer seiner Arme lag nun über dem Mädchen. Diese schien nun wieder etwas ruhiger zu schlafen – sie kuschelte sich regelrecht an ihre neue Wärmequelle. Etwas entfernt raschelte es im Laub und das Käuzchen drehte seinen Kopf. Ein kleiner Nager suchte anscheinend nach etwas Fressbarem. Es war eine gute Möglichkeit Beute zu machen, so flog der kleine Vogel weg um sich nun seinen eigentlichen Aufgaben zu widmen, denn bald würde es dämmern.

 

Shuyar kitzelten die ersten Sonnenstrahlen im Gesicht, doch als er sich noch schlaftrunken strecken wollte, spürte er einen Widerstand vor sich. Er konnte sich aber an nichts erinnern, was in seiner Nähe gelegen haben könnte. Seine Fingerspitzen tasteten etwas herum, doch außer dass es weich und warm war, fand er nichts heraus. Endlich schaffte er es seine Augen zu öffnen – doch das, was er erblickte lies ihn erstarren . Diese Faith lag schlafend direkt neben ihm und sein Arm lag auch noch über ihrer Schulter. Nun ja, zumindest eine davon. Die andere lag an einer eher persönlichen Stelle an ihrem Oberkörper. Er wagte es nicht sich zu bewegen, sein Körper war wie gelähmt.

 

Faith bewegte sich schließlich – müde rieb sie sich ihre Augen und blickte verwirrt umher. Doch als ihr wandernder Blick zu Shuyars Kopf kam, wusste sie was dieses warme Etwas war, an dem sie gelegen hatte. Ihr stieg die Röte ins Gesicht, doch sie sah auch dass es Shuyar genauso erging. Erst jetzt merkte sie dass eine seiner Hände durch ihre Nachtwanderung direkt unter ihren Brüsten lag. Die Blicke die die Beiden austauschten ohne ein Wort zu sagen waren voller Entsetzen und Scham. Es lag eine Spannung in der Luft, die man fast sehen konnte. Doch dann schien das Fass mit einem Mal überzulaufen.

 

Fircos wurde unangenehm von zwei kurzen, mehr oder weniger lauten Schreien geweckt. Er sprang erschrocken auf und sah sich hastig um „Was zum- w….was soll denn das?… Was wird das wenn es fertig ist?“

Shuyar und Faith saßen einige Meter auseinander am Boden und drehten sich gegenseitig den Rücken zu. Er konnte ihre Gesichter nicht erkennen und hatte auch keine Idee was vorgefallen sein könnte. Faith stotterte los, doch ihre Stimme klang gekünstelt und etwas nervös „A...Ach nichts… da…. da war nur… eine Spinne...“

„Eine… große... Spinne...“ bestätigte Shuyar.

Fircos seufzte tief, denn ihm wurde klar dass er nicht herausfinden würde was hier vorgefallen war.

 

Fircos streckte sich ausgiebig und elegant wie eine Katze, während Shuyar versuchte sein in alle Richtungen weg stehendes Haar zu bändigen.

Faith nutzte die Zeit um die Überreste ihres Lederharnisch zu begutachten, was ihr ein tiefes Seufzen entlockte. Am Boden sitzend fluchte sie leise vor sich hin „Oh man, den kann ich ja total vergessen... und ein Neuer ist so teuer... und Geld hab ich auch bald mehr keins...“

Sie kramte in ihrer Hüfttasche nach einem kleinen braunen Lederbeutel und begann ihre Münzen zu zählen. Egal wie oft sie zählte, es wurde leider nicht mehr.

 

Während Faith in Gedanken ihre Finanzplanung führte, merkte sie nicht das Fircos hinter ihr stand – erst als er seine Hände auf ihre Schultern stützte „Können wir aufbrechen?“

Sie drehte sich leicht erschrocken zu ihm um, doch nickte dann eifrig.

Sein Blick fiel auf die zerrissene Lederrüstung „Diese Fetzten willst du doch nicht etwa mitnehmen? Lass den hier, wir haben zu Hause sicher etwas, was dir passen wird. Und unterwegs passen wir erst einmal auf dich auf.“

Faith sah ihn etwas misstrauisch an „Ich will ja jetzt nicht unhöflich sein, aber warum bist du so freundlich zu mir? Wir kennen uns doch kaum...“

 

„Das frag ich mich auch.“ Diese sarkastische Kommentar stammte zweifelsfrei von Shuyar, welcher sich inzwischen zu ihnen gesellt hatte. Sein Blick lag eindringlich auf seinem Bruder, während auch er auf die Antwort auf Faiths Frage wartete.

„Hmmmm... einfach so – ich finde dich eben sympathisch.“ sein Blick wechselte zu seinem Bruder „Und du könntest einfach mal ein Gentleman sein und einer Dame in Not helfen.“ dabei sah Fircos Shuyar ziemlich ernst an.

Dieser rümpfte nur die Nase und entgegnete trocken „Ich dachte es reicht für den Anfang, wenn ich Polster spiele, mein Fehler.“ Es lag eine gewisse Anspannung in seinem Blick den Faith nicht deuten konnte „Ich bin immer noch dagegen, dass sie-“

 

Fircos schnipste seinem Bruder gegen die Stirn „Sie ist mein Gast, und sie kommt mit – Ende er Diskussion.“

Shuyar seufzte – es hätte wohl keinen Sinn gehabt weiter zu diskutieren.

„Na schön, dann soll sie doch mitkommen – aber sie ist DEIN Gast.“ Faith entging es nicht, wie deutlich er betonte dass er nichts mit ihr zu tun haben wollte. Der kleine Grünhaarige wand sich einfach ab und lief langsam los.

Faith stand nun recht betreten da und flüsterte „Er... kann mich wohl überhaupt nicht leiden...“

„Ach, mach dir da keine Sorgen – der kleine Giftzwerg ist nur etwas... schüchtern und unbeholfen... aber eigentlich glaub ich dass er dich schon leiden kann – er kann es nur gut verstecken~“ versuchte Fircos sie aufzuheitern.

„Das kann er ja dann wirklich gut“ antwortete sie bedrückt, doch dann setzten auch sie und Fircos sich in Bewegung.

 

Sie sprachen nicht viel während sie dem Pfad durch den Wald folgten. Nun ja, Fircos und sie schon, doch Shuyar hielt sich dezent im Hintergrund. Doch dann schloss der Grünschopf zu ihnen auf, und auf einen kurzen Blick zu seinem Bruder setzte dieser sich etwas ab. Angespannt stellte Faith fest, dass die beiden sich wohl auch ohne Worte verstanden.

 

„Tut mir leid.“

 

Die Entschuldigung aus dem Nichts überraschte Faith. Sie blickte Shuyar nur verwundert an „Was? Wofür denn?“

„Wegen vorhin. Ich weis es klang anders, aber ich… mache mir nur Sorgen wegen unserem Vater. Unser Zuhause ist kein Ort für Menschen.“ Faith sah wie er mit sich kämpfte um diese Worte über sich zu bringen, doch sie freute sich innerlich, dass er auf sie zugekommen war.

Sie lächelte ihn freundlich an „Danke dass du dir Sorgen um mich machst.“

Faith musste sich ihr Lachen verkneifen, da Shuyar mit einem mal rosige Backen bekam und verlegen wegsah „Ach vergiss es.“

Nun verstand sie Fircos – Shuyar war eigentlich wirklich ein netter junger Mann.

 

Sie liefen schon einige Stunden durch den dichten Wald und bahnten sich ihren Weg durch die überwucherten Wege. Sie begegneten zwar keinen Monstern oder gar Drachen, doch trotz allem Lag eine Spannung in der Luft, bei der sich Faiths Nackenhaare aufstellten. Da die beiden Brüder jedoch nichts zu bemerken schienen, sagte sie nichts trotz der unangenehmen Atmosphäre die hier herrschte.

 

Es lag etwas in der Luft, eine dunkle Aura, die mit jedem Schritt den sie machte stärker wurde. Erst so schwach dass sie es kaum bemerkte, doch inzwischen jagte ihr eine Gänsehaut über den Körper.

„Was ist denn los?“ fragte Fircos, Faith schreckte auf „Äh.. nichts – alles in Ordnung... denke ich...“ der zweifelnde Blich des Silberhaarigen lies darauf schließen dass er ahnte, dass dem nicht so war, doch er sprach nicht weiter darüber.

 

Nach den Stunden des Wanderns erreichten sie endlich den Waldrand – und obwohl jede Stimme der Warnung in Faith laut aufschrie, schritt sie weiter voran.

Sie erreichten auf einen Klippenpfad, und die Anhöhe auf der der Wald lag brach steil unter ihnen ab. Und dann sah Faith es – in der Ebene thronte an der Klippe zum Ozean ein Schloss, erbaut aus weißem Stein. Doch trotz dem hellen Äußern war es von einer bösartigen Aura umgeben. Einst stand es wahrscheinlich stark und majestätisch am Rande der flach auslaufenden Ebene, doch nun wirkte es nur noch bedrohlich und furchteinflösend. Faith konnte ihr Zittern nicht unterdrücken.

 

'Das… ist das Schloss vor dem mich die Dorfbewohner gewarnt hatten. Das Schloss der Dämonen. Das Schloss des weltlichen Vertreters der dunklen Göttin. Von hier aus regiert der König der Dämonen in Yugures Willen über die gesamte Welt.'

 

„ ’Home, sweet home’ ist wohl kaum zutreffend, was?“ diese Frage richtete Shuyar an Faith. Ihr Gesicht war käseweiß und ihr Blick war starr auf das Schloss in der weiten Ebene gerichtet. „Wir sollten weitergehen, sonst kommen wir ja nie an...“ quengelte Fircos und ging weiter den Weg der von der Klippe ins Tal führte. Shuyar schlenderte hinterher und Faith blieb nah bei ihm – in seiner Nähe fühlte sie sich zumindest ein wenig sicherer, denn innerlich fühlte sie sich wie ein Lamm, dass zu seiner Schlachtbank geführt wurde.

„…. Ist… es denn wirklich in Ordnung… dass ich mitkomme?… Ich hörte der Herrscher der Dämonen ist nicht besonders gut auf Menschen zu sprechen...“

 

Umso mehr überraschte es sie, das Fircos einfach herzhaft loslachte „Pffff…. mach dir da keine Sorgen, wir passen schon auf dich auf! Du solltest dich einfach nur von unserem Vater fernhalten.“ sein typisches Grinsen zog sich über sein blasses Gesicht.

 

„V..Vater??!!“ Faith war wie vor dem Kopf gestoßen „Hab ich das nicht erwähnt? Naja, dann besser spät als nie: Shuyar und ich sind die Zwillingssöhne des Herrschers über Gaia. Aber so besonders ist es auch wieder nicht, glaub mir.“

Doch für Faith brach gerade ihre Welt zusammen – klar, als sie von einer Bibliothek gesprochen hatten, lag die Vermutung nahe dass die beiden aus wohlhabenden Hause kamen. Aber gleich etwas wie Prinzen? Das war zu viel für ein einfaches, mittelloses Mädchen. Doch es war zu spät um nun umzukehren – so war Faiths einzige Möglichkeit weiter zu gehen und ihren Plan durch zu ziehen.

Faith sah aus als würden ihre bald die Augen aus dem Kopf fallen, mit solch aufgerissenen Augen starrte sie das Schloss an als sie die Tore erreicht hatten.

Ihr Mund war vor Staunen geöffnet und sie schien sich gar nicht mehr zu fassen.

Erschrocken drehte sie ihren Kopf als Shuyar ihr Kinn mit einer Hand anhob und ihren Mund schloss „Wenn du den Mund länger offen hast, kommt noch ein Vogel und baut ein Nest drin.“

Faith schämte sich, dass sie sich benahm als hätte sie noch nie ein Schloss aus der Nähe gesehen – wie ein Tourist. Sie schüttelte kurz ihren Kopf und schloss dann wieder zu den beiden Jungs auf, welche bereits im Torbogen standen und sich mit einem der Wachmänner unterhielten.

Faith fühlte sich schrecklich unwohl unter den kritischen Blicken der Wachen – Es waren große und eindrucksvolle Dämonen, in starke weiße Rüstungen gehüllt. Ihre Blicke folgten Faith noch lange nachdem sie mit den Brüdern eingetreten war – erst als sie sich ein Stück entfernt hatten lockerten die Wachen den festen Griff ihrer Waffen.

 

Allerlei Leute tummelten sich im Vorhof – Wachen auf Schichtwechsel, Diener die Nutz- und Reittiere versorgten, Händler die Nahrungsmittel und andere Waren lieferten.

Doch unter all den Voll- und Halbdämonen fühlte sich Faith so beobachtet wie ein seltenes Tier das zur Schau gestellt wurde. Doch die Meisten waren zu beschäftigt um sich länger Gedanken über sie zu machen. Es war beruhigend dass sie keiner eines weiteren Blickes für wert befand.

 

Die Drei schritten durch einen weiteren Torbogen und erreichten den Vorgarten. Gigantische, uralte Eichen die schon seit Jahrhunderten hier wurzelten säumten den gepflegten Pfad zum Eingangstor des Schlosses. Doch auch durch die Bäume wurde die Atmosphäre deinen Deut angenehmer – neben ihrer mächtigen Erscheinung fühlte man sich klein und verletzlich. Die hohen Blätterkronen liesen keinen Lichtstrahl hindurch und tauchten die Fläche unter sich in Schatten.

 

„Faith kommst du?“ erschreckt drehte sie sich herum und stellte fest, dass sie erneut so in Gedanken gewesen war und einfach wieder ins Leere gestarrt hatte.

„Äh ja, wartet!“ bei diesen Worten schritt sei eilig zu den Zwillingen die ein paar Meter vor ihr standen. Mit einem Mal zweifelte sie erneut, ob sie hier das Richtige tat.

Auf den Wehrgängen patrouillierten Soldaten und schienen sie zu beobachten.

Sie fühlte dass sie hier trotz der Einladung von Fircos nicht Willkommen war – dies war kein Ort für Menschen. Fircos fing an ihr irgendetwas über die Geschichte des Schlosses zu erzählen, aber ihr gingen zu viele Gedanken durch den Kopf um sich im Moment auf seine Erzählungen konzentrieren zu können. Ihr Blick wanderte suchend umher, als suchte er mögliche Gefahren. Sie erschrak als ihr Blick den kleineren der Zwillinge streife, denn dieser schien sie schon die ganze Zeit zu beobachten. Sie konnte seinen Blick nicht deuten, doch es ihr Unbehagen schien ihm nicht entgangen zu sein.

 

Als Shuyar merkte dass seine musternden Blicke nicht unbemerkt geblieben waren wand er schnell seinen Blick ab. Faith war so angespannt dass er hoffte dass sie nicht vergessen würde zu atmen. Aber er konnte es ihr auch nicht verübeln – er war an das Alles hier gewohnt, doch für sie war alles neu. Er fragte sich erneut was sich sein Bruder dabei gedacht hatte, sie hierher einzuladen denn für Menschen war es alles andere als sicher.

Shuyar musste sich jedoch eingestehen dass er Faith inzwischen gut leiden konnte. Sicher, sie hatten einen eher unglücklichen Start gehabt, doch das rothaarige Mädchen hatte ihn einfach in ihren Bann gezogen. Auch wenn sie bisher kaum ein Wort gewechselt hatten, überkam ihn das Gefühl dass er sie schon seit Ewigkeiten kennen würde.

 

Fircos klappste ihn spielerisch in den Rücken „Lasst uns rein gehen, bevor wir hier auch noch Wurzeln schlagen!“ er nickte seinem Bruder zu und deutete Faith an, dass sie unbedingt in ihrer Nähe bleiben sollte – das war dem verunsicherten Mädchen mehr als nur recht.

 

Ihre Schritte hallten laut in den leeren Hallen und Gängen die sie durchschritten. Ihr Weg führte sie zielstrebig in den Thronsaal. Es war ein heller, lichtdurchfluteter Raum. Weiße Marmorböden ergänzten sich mit den edlen, roten Teppichen und Wandbehängen – die tief stehende Sonne warf ihre Strahlen durch die gigantischen Buntglasfenster und tauchte den Saal in ein buntes, künstlerisches Zwielicht.

Faith drängte sich an die Zwillinge, als sie geblendet von dem Halbschatten des relativ schlichten Thrones sah, dass jemand darauf saß.

Es war ein schlanker, großer Mann, der Fircos stark ähnelte. Dies musste der Vater der beiden sein. Der Herrscher der Dämonen.

 

Eigentlich wirkte er nicht wie ein großer Herrscher – er lag mit einem stetigen Lächeln mehr lässig auf seinem Thron als dass er auf ihm saß. Doch man merkte man sofort, dass er genau wusste wie mächtig er war.

Er hätte leicht eine ältere Version von Fircos sein können, so sehr ähnelte ihm sein silberhaariger Sohn.

Die silbergrauen Haare waren bis auf einige Strähnen kurz gehalten, der Pony war jedoch länger und hing ihm lang und fransig in sein junggebliebenes Gesicht.

 

Als sie näher traten knieten Fircos und Shuyar vor ihm nieder und Faith tat es ihnen gleich. Vorsichtig hob sie ihren Kopf etwas an um einen weiteren Blick auf diesen Mann erhaschen zu können. Nun konnte sie sein Gesicht viel deutlicher erkennen. Das einzige in dem Shuyar seinem Vater ähnelte waren wohl die roten, katzenähnlichen Augen. Doch diese waren etwas schmaler und wirkten amüsiert zusammengekniffen während sie Faith kritisch musterten. Schnell blickte Faith wieder zu Boden – das letzte was sie wollte, war diesen Mann zu erzürnen.

 

„Ihr seid spät.“ seine tiefe Stimme hallte in dem Saal nach und wirkte dadurch noch bedrohlicher. Fircos richtete seinen Blick weiterhin auf den Boden „Entschuldige Vater. Uns ist... etwas Unerwartetes dazwischen gekommen.“

Ein amüsiertes Grinsen huschte über die Lippen des Herrschers.

„Und kniet das 'Etwas' gerade dort neben dir?“ Sein Blick fixierte Faith noch immer, und man konnte sehen dass Faith versuchte sich noch kleiner zu machen um diesen Blicken zu entkommen.

Fircos und Shuyar erhoben sich wieder und Shuyar nickte Faith zu es ihnen gleich zu tun.

Shuyar konnte die Angst in ihren Augen sehen, ebenso wie die Schweißperlen die auf ihrer Stirn standen. Doch auch wenn er gerne es unternommen hätte – im Moment konnte er nichts tun um ihr bei zu stehen. Die Stimme seinen Bruders hallte ebenso in dem leeren Saal wie die ihres Vaters. „Faith ist MEIN Gast Vater – ich lasse es nicht zu dass ihr etwas geschieht.“ Obwohl Fircos keine Miene verzog konnte man an seinem Tonfall deutlich hören dass er nichts anderes akzeptieren würde.

Shuyar war immer wieder von Willensstärke seines Bruders beeindruckt – und von seinem Mut sich sogar mit ihrem Vater zu messen.

 

„Schade. Ich hatte schon fast gedacht, dass ihr mir ein Spielzeug mitgebracht habt. Dann eben nicht.“

schwungvoll sprang er schon fast vom Thron auf und schritt unmittelbar vor die Jugendlichen. Leicht gehässig grinste er in die Runde und wand sich schließlich an den größeren seiner Söhne „Dann pass' mir gut auf 'deinen' Gast auf - wir wollen ja nicht das 'deinem' Gast etwas passiert.“ Es war wirklich auffällig wie abfällig er es jedes Mal betonte dass Faith Fircos' Gast war. Er sah kurz in die Richtung seines jüngeren Sohnes und seufzte kurz enttäuscht, doch dann er lies die Drei einfach stehen und schlenderte grinsend aus dem Saal hinaus.

 

Shuyar biss die Zähne zusammen. Schon wieder. Er hasste seinen Vater. Immer wieder streifte er ihn nur mit seinen verachtenden Blicken. Nun ja sie waren vielleicht nicht immer verachtend, aber es sah es in seinen Augen. Sein Vater belächelte seine Schwäche, seine Erscheinung, er nahm ihn gar nicht als Dämonen wahr – und erst recht nicht als seinen Sohn. Für ihn war er ein Schandfleck den er notgedrungen erdulden musste. Bei diesen Gedanken schnürte sich in ihm alles zusammen und sein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen 'Ich… ich will doch nur-' doch seine Gedanken wurden jäh unterbrochen.

 

Er spürte die sanfte Berührung einer Hand an seiner Schulter und sah auf – Faith sah ihn besorgt an. „Alles ok?“ ihre Stimme klang so sanft und mitfühlend, dass es Shuyar zum ersten Mal beruhigte, dass sie in diesem Moment hier bei ihm war. Shuyar nickte auf ihre Frage hin, aber es dauerte einen kurzen Augenblick bis er sich wieder gesammelt hatte „Ja… alles in Ordnung… aber du solltest dir mehr Sorgen um dich machen.“ Er blickte sie besorgt an, denn er machte sich große Sorgen um sie. Er hoffte zwar, dass sein Vater ihr nichts antun würde, doch man konnte sich nie sicher sein – seine Laune drehte sich wie eine Fahne im Wind.

Shuyar war von sich selbst überrascht – er hätte nie erwartet dass ihm jemand Fremdes in der kurzen Zeit so wichtig werden konnte. Er fragte sich ob er mit ihr vielleicht sogar über seine Probleme würde reden können. Ob sie ihn verstehen würde?

 

Faith wurde es fast etwas unangenehm als Shuyar sie so treuherzig ansah. Er sorgte sich um sie – doch langsam wurde ihr die Stille unangenehm und blickte sich verlegen um.

„Äh und jetzt?“

Shuyar sah sie etwas verwirrt an, er war anscheinend mit den Gedanken wo anders gewesen, von daher entglitt ihm nur ein unbeholfenes „Hä?“

„Naja, was machen wir jetzt?“ fragte Faith während sie etwas hin und her wippte.

„Wo ist denn Fircos?“ Erst jetzt hatte Shuyar bemerkt dass er alleine mit Faith im Saal stand, er hatte gar nicht gemerkt dass sein Bruder gegangen war.

„Ähm, der ist glaube ich… eurem… Vater nachgelaufen...“ Sie blickte etwas nachdenklich in die Gegend als Shuyar nach kurzem Überlegen nur trocken antwortete „Naja… dann werd' ich dich mal zu deinem Zimmer bringen.“

 

„Was mein Zimmer? Aber ich wollte doch gar nicht so lange…“ Shuyars blickte sie daraufhin ernst an „In ein paar Stunden geht die Sonne schon wieder unter – heute kannst du nicht mehr viel machen. Es war ein anstrengender Tag heute, verschieb das mit der Bibliothek lieber auf morgen. Nicht zu erwähnen dass es hier vor blutrünstigen Dämonen und Kreaturen nur so wimmelt, denen solltest du dich lieber mit vollen Kräften stellen.“

 

Jetzt woh Shuyar es erwähnt hatte, merkte sie wie erschöpft sie von dem heutigen Tag war. Nun, nachdem die Anspannung nachgelassen hatte, kam zum Austausch die Müdigkeit. „Ja du hast recht – danke. Ich würde mich freuen wenn du mich zu meinem Zimmer bringst.“

„Du kannst natürlich auch im Stall bei den Tieren schlafen wenn dir das lieber ist!“

Shuyar grinste sie frech an. „Ouhhh DU! Nein danke ich bevorzuge dann doch ein Zimmer!“ entgegnete sie ihm schnippisch und schmollte leicht und der grünhaarige Dämon machte leicht sarkastisch ihre schmollende Schnute nach. Als sie dann einander so ansahen, konnten sie gar nicht anders als herzhaft lachen.

 

Shuyar lächelte sogar als er ihm noch eine viel bessere Idee einfiel „Wie wäre es mit Abendessen? Ich bin mir sicher dass wir etwas finden dass dir schmeckt.“

Faith's Augen wurden wieder groß. Allein der Gedanke an Essen lies ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. „Essen. Das klingt verdammt gut!“ willigte sie begeistert ein.

 

Die beiden neckten sich noch etwas, während sie sich über verschiedene Dinge unterhielten und sich in Richtung der Schlossküche aufmachten. Sie waren so in ihre Unterhaltung vertieft dass sie nicht einmal die beobachtenden Blicke von Lance, dem Schlossherrn bemerkten. Der Vater der Brüder stand im Halbschatten der Säulen die den langen Gang zierten und blickte den Beiden nach bis sie abbogen und aus seinem Sichtfeld verschwanden.

Sein Lächeln verzog sich zu einem bösartigen Grinsen „Das wird noch interessant...“

dann drehte er um und verschwand im Dunkel des Korridors.



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