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Ära des geeinten Zeitalters

von

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Erinnerung 16

“Hey! Pass doch auf!”

Ich funkelte den alten Mann an und wünschte mir, er würde tot umfallen. Er tat mir den Gefallen leider nicht, stattdessen drehte er sich plötzlich um und rannte - oder versuchte es zumindest.

Schnaubend wandte ich mich wieder ab und drängte mich weiter durch die Menschenmenge.

Zu meinem Glück erkannte mich niemand, oder zumindest sprach mich niemand an.

Eigentlich hatte ich hier nichts zu suchen. Wenn mein Onkel das herausbekommen sollte, würde meine geprellte Rippe sehr wahrscheinlich brechen. Vorausgesetzt, dieses lahme Etwas erwischte mich.

Aber jetzt hatte ich eine Mission!

Ein buntes Zelt kam in mein Sichtfeld. Genau da wollte ich hin.

Einem vorbeieilenden Wächter brachte ich zum stolpern. Die dadurch entstandene Verwirrung nutzend, entkam ich der Menge und erreichte mein Ziel.

Tief durchatmend trat ich zum Eingang und hob eine Hand um zu klopfen.

Kurz bevor ich die Holzstütze berühren konnte, ertönte von innen eine weiche Stimme. “Komm herein, Junge.”

Also gut.

Ich schob mehrere Stofflagen zur Seite und trat in das Zelt ein. “Guten Morgen.”

“Guten Morgen. Komm nur näher.”

Ich tat wie mir gehießen. Als die Stoffe den Eingang wieder verhüllten, erwartete ich im Dunkeln zu stehen.

Aber weit gefehlt. Irgendwas begann zu leuchten und beschien einen niedrigen Tisch um den mehrere Kissen lagen.

Es saß niemand dort.

Ich trat an den Rand eines großen Teppichs und wusste nicht weiter.

“Setzt dich.” Die Stimme kam von rechts, aber in der Finsternis konnte ich nichts erkennen.

Also folgte ich der Anweisung, wenn auch widerwillig.

Ich schlüpfte schnell aus meinen Stiefeln und spürte den flauschigen Teppich unter meinen Füßen. Der Versuchung nachgebend beugte ich mich herunter und strich über den weichen Stoff. Fast wie ein Fuchsfell.

Langsam ließ ich mich auf einem der größeren Kissen nieder. Meine Rippe machte mir Probleme und würde es wahrscheinlich noch ein ganzes Weilchen.

Tap tap.

Eine Frau trat vor mich, stellte einen Flakon auf den Tisch und setzte sich mir gegenüber hin. “Trink. Es wird dir gut tun.” Ihre Stimme war leicht einschläfernd.

Der Flakon war geschliffen als ob er aus Kristall war. Zumindest war er nicht aus Glas. Der rote Inhalt schien von innen heraus zu leuchten.

Vorsichtig stellte ich die garantiert magische Substanz zurück auf den Tisch. “Danke. Aber ich benötige so etwas nicht.”

“”Weißt du überhaupt, was das ist?”

“Ja. Es handelt sich um einen Heiltrank.”

“Das ist richtig.” Sie legte den Kopf etwas schief um mich zu mustern. Dabei fiel ihr silbernes Haar über ihre Schultern. “Doch sage mir, wer - wenn nicht du - benötigt momentan etwas zur Heilung? Vor allem wenn die Verletzungen nicht für dich bestimmt waren.”

Ich fragte gar nicht erst, woher sie das wusste.

Tatsächlich hatte ich gestern Abend eine Sechsjährige meines Standes versteckt und dafür von ihren Peinigern einiges an Gewalt eingesteckt. Aber als ich mich nicht wehrte, wurde es ihnen schnell langweilig. “Ich hatte schon schlimmere Verletzungen und habe sie auch überlebt.”

“Deinem Körper würde etwas Hilfe sicher gut tun.”

“Trotzdem kann ich es mir nicht leisten.”

Jetzt lachte sie.

Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, was so witzig gewesen war.

Es dauerte etwas, bis sie sich wieder beruhigt hatte. “Ich verlange nichts dafür. Sieh es als Dank, dass du mich mit Ehre behandelst.”

Ehre? Häh?

“Deine Landsleute stürmen für gewöhnlich in unsere Zelte, lassen keinen Ton eines Grußes verlauten und treten mit ihren teilweise sehr schmutzigen Schuhen auf unsere Teppiche.” Dabei strich sie schon fast liebenswürdig über die weiche Unterlage.

Die gut erzogene Oberschicht.

Mir blieb also fast nichts anderes übrig, als diesen Trunk zu mir zu nehmen. Andernfalls würde ich sie beleidigen.

Ich griff also wieder einmal nach dem Flakon, öffnete ihn und roch dran. Ein fruchtiger Geruch kam mir entgegen.

Also runter damit.

Im ersten Moment schüttelte ich mich. War das süß.

Im zweiten Moment merkte ich, wie mir warm wurde. Ich konnte förmlich spüren, wie einige Prellungen zurück gingen und meine rechte Schulter sich wieder richtig einrenkte.

Der schönste Moment war, wenn der Schmerz nachlässt.

Immer noch die Schulter reibend, sah ich leicht gequält zu der Frau. “Danke.”

Schon wieder lachte sie.

Ich hingegen grummelte. Das war doch nicht lustig.

“Tut mir leid.” Sie zwang sich förmlich zur Ruhe. “Aber ich finde deine Ehrlichkeit einfach erfrischend.”

Dazu sagte ich lieber nichts.

Sie griff nach einer Kanne auf dem Tisch - stand die schon die ganze Zeit da? - und goss zwei Tassen ein. Eine schob sie mir zu. “Also, womit kann ich dir helfen?”

Jetzt wurde ich etwas nervös. “Ich… ähm… also…”

“Na spuck es schon aus. Ich beiße nicht.”

Ich atmete noch mal tief durch. “Es geht um einen Namen. Ich habe ihn früher schon mal gehört, aber ich weiß nicht wann und wo oder in welchem Zusammenhang.”

“Um wen geht es?”

“Amparo.” Kurz und knackig.

Sie stockte in ihrer Bewegung. Man konnte ihren Gesichtsausdruck getrost als geschockt bezeichnen. Betont langsam stellte sie ihre Tasse ab. “Amparo?”

Ich nickte. “Ja.” Was hatte ich angestellt?

Sie starrte mich an. “Kannst du mir sagen, wie diese Person aussieht?”

“Er ist groß, dunkelhäutig und sein Haar ist feuerrot.” Bei näherer Betrachtung hinkte diese Beschreibung wahnsinnig.

Sie gluckste und besah sich ein Pergament - hier schienen regelmäßig Sachen aus dem Nichts aufzutauchen. “Kann es sein, dass sein Haar aus Flammen gemacht ist und er selbst aus schwarzen Schuppen besteht?”

Ertappt zuckte ich zusammen. “…ja.”

Grinsend gab sie mir ein Pergament. “Ist er das?”

Tatsächlich prangte hier eine Zeichnung von diesem nervigen Etwas. “Ja, das ist er.” Ich reichte ihr das Blatt zurück.

“Also gut.” Sie griff wieder nach ihrer Tasse. “Was konkret möchtest du wissen?”

Ich verkrampfte mich etwas. Eigentlich war es nicht richtig, was ich hier tat. “Wer, oder eher was, ist er?”

“Hm…” Sie überlegte kurz. “Um dir diese Frage beantworten zu dürfen, muss ich erst noch ein paar Dinge wissen. Sicherheitshalber.”

Ich nickte. Es war von vornherein klar, dass sie nicht einfach mit der Sprache rausrücken würde.

“Gut. Wie oft bist du ihm schon begegnet?”

Ich runzelte nachdenklich die Stirn. “Viermal? Ehrlich gesagt, keine Ahnung.”

“Wo hast du ihn getroffen?”

“Im Wald. Immer an der gleichen Stelle. Nach dem ersten Mal hat er mich gesucht.”

Jetzt sah sie mich fragend an. “Meinst du das Ernst?”

Ich nickte. “Vorgestern meinte er zu mir, ich sei anscheinend immer dort.”

“Gut.” Wieder sah sie auf ihre Tasse. “Wem hast du schon von deiner Begegnung mit ihm erzählt?”

“Meinem Vater.” Ich schloss mich dem Tassenstarren an. “Oder eher seinem Grabstein.”

“Hm.” Sie lehnte sich mit verschränkten Armen zurück und sah mich dabei an. Das ging mehrere Minuten so, bis sie urplötzlich nickte. “Ja, ich denke, es wird in Ordnung sein.”

“Was?” Ich verstand gerade nicht, was gerade los war.

“Bei dem, was du mir gerade erzählt hast, kann ich davon ausgehen, dass du das Wissen nicht gegen ihn verwenden wirst.”

“Warum? War ein Wahrheitsserum im Tee?”

“Ja.” Knallhart.

Ich schluckte. Das war doch nicht etwa ihr Ernst, oder?

“Doch, das meine ich so. Und nein, ich kann keine Gedanken lesen.”

… Toll…

Ich hatte trotzdem eine Frage. “Ist das, um eure Zunft abzusichern?”

Sie gluckste. “Da hast du recht. Wir Geschichtenerzähler haben in der Vergangenheit zu oft den Falschen etwas erzählt. Das prägt auch jetzt noch unsere Handlungen.”

Ich nickte. Das Unterjubeln des Serums hatte ich ihr schon längst wieder verziehen.

“Also gut. Amparo.” Sie sah wieder auf die Zeichnung. “Was weißt du über Hylia?”

Ich dachte kurz nach. “Schutzgöttin der Hylianer. Und irgendwas mit dem Triforce.”

“Sie ist die Beschützerin des heiligen Dreiecks.”

“Ja stimmt. Aber was hat das mit ihm…” ich deutete auf die Zeichnung “…zu tun?”

“Viel.” Sie setzte sich anders hin. “Er ist Hylias Gegenstück.”

“Ich verstehe nicht.”

“Dafür bin ich ja da. Hylia achtet darauf, dass niemand etwas Böses mit dem Triforce tut.”

Ich nickte. “Klar soweit.”

“Gut. Und wer passt auf, dass niemand etwas Gutes tut?”

Ich stockte mitten in der Bewegung.

Ja, wer eigentlich? Das war eine gute Frage.

“Keine Ahnung.”

“Es ist dein Freund.” Damit deutete sie wieder auf die Zeichnung.

Ich starrte das Bild mehrere Minuten an, während ich gedanklich zusammen fasste.

Dieses nervige Echsen-Vieh war keine Ausgeburt meines Geistes. Es war ein bekanntes Schuppengesicht. Und mächtig.

Warte mal…

“Er ist ein Gott?” Himmel! Nein!

“Jap.” Sie grinste mich an. “Du quietscht.”

“Er ist ein Gott?”

Zu meiner vollen Entrüstung, lachte sie auch noch.

Schei… “Er ist ein Gott!” Verzweifelt vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen. “Ich bin so was von tot.”

Endlich hörte sie auf zu lachen. “Wie jetzt?”

Aber ich war in Selbstmitleid gefangen. Er würde mich umbringen. Langsam.

“Hey, was hast du?” Sie stieß mich an.

Ich schreckte hoch. “Ich bin tot!”

“Warum denn das?”

“Ich habe ihn angeschrien! Ich bin tot!”

“Ach was.” Sie wank ab. “Dann hätte er dich gleich getötet.”

Das Argument hatte was.

Ich sah sie an und zuckte mit den Schultern.

Sie sah mich aufmunternd an. “Ja, ist doch so. Ich bin mir sicher, dass er irgendwas an dir mag. Ansonsten… na ja.”

Jetzt stutze ich. Da sie das gerade erwähnte…

Ich fingerte nach dem Lederband um meinen Hals und zog es hervor.

Dort hatte ich die Taschenuhr befestigt, damit sie mir niemand abnehmen konnte.

Sie pfiff anerkennend. “Die ist wunderschön. Wo hast du die her?”

“Von Amparo. Er hat sie mir gegeben, als er mir zeigen wollte, wie man eine Uhr liest.

“Er wollte dir etwas beibringen?” Jetzt quietschte sie aber.

“Ähm… ja?”

“Bevor oder nachdem du ihn angeschrien hast?”

Ich blinzelte kurz. “Nachdem.” Ich legte den Kopf überlegend schief. “Dabei erwähnte ich in einem Nebensatz, dass ich zwar keine Uhr lesen kann, aber wenn es dunkel ist, sei es Nachts.”

“Und du machst dir Sorgen, dass er dich killt.” Sie schüttelte den Kopf. “Sachen gibt´s.”

“Warum sollte ich mir keine Sorgen machen?”

“Deswegen.” Damit deutete sie auf die Uhr. “Er würde dir nichts geben oder sich um dich kümmern, wenn du ihn nicht irgendwie beeindruckt hättest.”

“Die Füchse…” Was anderes konnte ich mir nicht vorstellen.

“Füchse?” Ich überforderte sie.

“Unsere erste Begegnung endete damit, dass ich mit erhobenem Schwert ein Paar Füchse verteidigt habe.”

“Das ist in der Tat beeindruckend.”

“Meinen Sie?”

“Ja.” Sie blickte wieder auf die Zeichnung. Die meisten ach so muteigen Krieger deines Volkes wären bei seinem bloßen Anblick in eine Schockstarre gefallen. Oder gleich an einem Herzkasper gestorben.”

Auch ich sah wieder auf das Bild. “Also so schlimm sieht er nun auch wieder nicht aus. Und wenn er gute Laune hat, ist er gar nicht furchteinflößend.”

Sie lachte wieder, nur dauerte es dieses Mal nicht so lange. Immer noch amüsiert sprach sie weiter. “Behalte es dir bei. Ich bin mir sicher, er wird noch viel Zeit mit dir verbringen.”

Ich nickte. “Wie soll ich ihn behandeln? Ich meine…”

Eine Hand auf der Meinen ließ mich aufsehen. “Behandele ihn weiter so. Aber beim Triforce, rede mit ihm, dass du Informationen über ihn eingeholt hast.”

Erneut nickte ich. “Versprochen. Das hatte ich sowieso vor.”

“Dann ist ja gut. Also, womit kann ich dir sonst noch helfen?”

“Danke. Das war alles und mehr als ich gehofft hatte zu erfahren.” Ich merkte, wie sich meine Mundwinkel von alleine hoben - ein seltsames Gefühl. “Danke.”

“Wenn doch nur jeder Zehnte wie du wäre.”

Das Lob war mir persönlich sehr peinlich, weshalb ich den Kopf von ihr weg drehte.

Die Kanne und die Tassen waren vom Tisch verschwunden. Wobei mich auch wunderte, wie viel Tee in so eine kleine Kanne passte.

Eine Hand an meiner Wange ließ mich aufsehen.

“Wenn ich mir etwas wünschen darf, dann dass du dein Glück finden wirst.”

Ich starrte sie wortlos und mit offenem Mund an.



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