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Ära des geeinten Zeitalters

von

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Erinnerung 22

“Was überlegst du?”

Ich drehte den Kopf zu Amparo. “Ich beobachte die Fische.”

Zu meiner Verblüffung setzte er sich neben mich und blickte ebenfalls auf das Wasser. “Du findest auch alles faszinierend.”

“Alles, was ich nicht kenne.” Ich sah wieder zu den Tieren. “Sie glitzern.”

“Das kommt von den Schuppen.”

“Schuppen?” Ich runzelte verwirrt die Stirn. “Ich dachte Eidechsen haben Schuppen?”

“Haben sie auch. Die Schuppen eines Fisches sind aber anders beschaffen.” Er sah mich wieder an. “Ist was?”

Ich hatte den Kopf auf meine Arme gelegt und sah ihn dabei an. “Was soll sein?”

“Du starrst.”

“Ich mag es einfach, wenn mir zur Abwechslung mal etwas erklärt wird.”

Den Kopf schüttelnd, wandte er sich wieder zum Wasser. Täuschte ich mich, oder grinste er?

Da dieses Schauspiel nach ein paar Sekunden vorbei war, wanderte mein Blick wieder zu den Silberschuppen. “Stimmt es, dass man sie essen kann?” Dabei stellte ich fest, dass ich Hunger hatte - wie eigentlich immer.

“Man kann schon. Man muss aber nicht.”

Diese Aussage gar nicht verstehend, sah ich wieder zu ihm. “Wie denn das?”

Und wieder gab Amparo ein amüsiertes Geräusch von sich. “Mir persönlich schmecken Fische einfach nicht. Außerdem haben die immer so fürchterliche Gräten.”

“Was sind Gräten?” Und hier kam schon die nächste Frage.

Ohne lange darüber nachzudenken, beantwortete er auch diese. “So etwas ähnliches wie deine Knochen. Gräten sind nur weicher und meistens spitz. Unangenehm, wenn man sie in die Luftröhre kriegt.” Dieses Mal verzog er das Gesicht aber wirklich.

Faszinierend.

“Möchtest du mir noch weitere Löcher in den Bauch fragen?”

Jetzt starrte ich ihn fassungslos an. “Löcher?”

“Sprichwort!” Dabei rieb er sich die Stirn. “Das ist sinnbildlich gemeint. Nimm doch nicht immer alles so wörtlich!”

Schulterzuckend sah ich ihn an. Woher sollte ich das wissen?

“Also. Hast du noch weitere Fragen? Zu Fischen oder zu etwas Anderem?”

Überlegend legte ich einen Finger ans Kinn. “Im Moment nicht.”

“Oh Wunder.” Jetzt klang er wieder trockener als der Sommer. Wie machte er das bloß?

Diese Frage würde ich ihm allerdings nicht stellen.

Stattdessen stand ich auf und schüttelte mir die Trägheit aus den Knochen. So vorbereitet trat ich bis zu den Knien ins Wasser.

Die ganze Zeit über spürte ich Amparos Blick auf mir liegen. Da er aber nichts sagte, ging auch ich nicht weiter darauf ein.

Interessanter weise hatte ich zu den Fischen noch keine Verbindung aufbauen können. Demzufolge hauten sie erst einmal ab.

Nachdem ich mich langsam fortbewegt hatte, kam endlich eine Silberschuppe in meine Reichweite.

Ich griff nach dem Tier, verfehlte es aber um Längen.

Amparo musste meinen verwirrten Gesichtsausdruck gesehen haben, denn er lachte laut los.

Ich hingegen starrte auf meinen Arm. Seit wann hatte ich bitte auf halber Strecke einen Knick im Knochen?

Dieser Knick wanderte allerdings, wenn ich mich bewegte.

Meine Augen wanderten wieder zu Amparo, der immer noch vergnügt vor sich hin grinste.

Er wusste also, dass das Wasser irgendwas Seltsames mit den Augen tat.

Na dem würde ich es zeigen!

Drei Versuche später bekam ich tatsächlich eines der Tiere zu fassen.

Als ich es allerdings an die Luft hob, zappelte es so stark herum, dass ich das Gleichgewicht verlos.

So saß ich jetzt im Wasser, den sich beruhigenden Fisch an mich gedrückt. Kurz brauchte ich, um das zu realisieren, bis ich vorsichtig über seine Haut strich.

Er fühlte sich im ersten Moment glitschig an.

Doch dann spürte ich, was Amparo meinte. Diese Schuppen fühlten sich wirklich ganz anders an, als von Eidechsen.

Als ich in Erfahrung erbracht hatte, was ich wissen wollte, ließ ich das Tier wieder weg schwimmen.

Tropfend nass aber ganz zufrieden kehrte ich an Land zurück. Im Gepäck hatte ich etliche neue Fragen, beginnend mit: “Was hat das Wasser mit meinen Augen gemacht?”

Hauptsache, mir würde nicht die Frage rausrutschen, deren Antwort mich mehr als alles interessierte.

Wie würde sich wohl das schwarze Schuppenkleid von Amparo anfühlen?



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