Zum Inhalt der Seite

Ära des geeinten Zeitalters

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 97

Kapitel 97
 

Im Nachhinein konnte ich nicht sagen, was mich weckte. Ich wusste nur, dass sich mir alles drehte. Und das obwohl ich mich nicht geregt hatte, geschweige denn die Augen geöffnet hatte.

Grummelnd drehte ich mich auf den Rücken und breitete die Arme aus. Es half etwas.

So lag ich eine gefühlte Ewigkeit da, bis ich nicht mehr das Gefühl hatte, pausenlos mit Reon Saltos zu fliegen. Es mögen vielleicht fünf Minuten gewesen sein.

Jetzt endlich wagte ich es, meine Augen zu öffnen.

Über mir befand sich das Dach des Zeltes.

Zelt?

Hatte ich was verpasst?

Wenn mich meine Erinnerung nicht täuschte, waren wir doch bei dem Tempel der Kokiri gewesen.

Na schönen Dank auch. Litt ich jetzt schon unter Alzheimer, dass ich mir nichts mehr merken konnte?

Stöhnend legte ich einen Arm quer über meine Augen.

Ich sollte solche Gedanken lassen. Die zogen mich nur noch weiter runter, als ich so schon war.

Also hoch!

Zu meinem Erstaunen drehte es mir nicht, als ich mich mit einem Ruck aufsetzte. Das einfach so hinnehmend, krabbelte ich zum sowieso offenen Ausgang, nur um mich davor in den Rasen zu setzen und erst einmal tief durchzuatmen.

Mir fehlte tatsächlich der gesamte Rückweg, also musste irgendwas gewesen sein.

Genauer über das ´Was´ nachdenken unterließ ich. Das brachte nur Kopfschmerzen und keine Antworten.

“Na huch. Du lebst ja noch.”

Blinzelnd sah ich auf, voll gegen die Sonne. “Theska?” zumindest klang die Stimme so.

Dankenswerter Weise bewegte sie sich, sodass ich sie eindeutig erkenne konnte.

“Warum sollte ich nicht mehr leben?” Irgendwie war mir das gerade zu hoch.

Sie zuckte mit den Schultern. “Du wirktest nicht gerade wie das blühende Leben, als Gerodu mit dir auf dem Rücken hier reingeschneit ist.”

Ich rieb mir entnervt über die Augen. “Toll. Und ich habe nicht mal im Entferntesten eine Ahnung, warum das Nötig war.”

“Dein Bruder konnte Finns Erzähnlungen folgen. Ich habe ehrlich gesagt nichts gerafft.”

Blinzelnd sah ich wieder auf. “Okay? Was habe ich angestellt?”

“Irgendwas mit Echsen.” Sie starrte mich regelrecht an. “Scath hat ne Mörderlaune. Er spricht nicht einmal mit Miriam darüber.”

Ich hatte das Gefühl, um mich herum leuchteten Fragezeichen in allen Farben des Regenbogens.

Und ich musste auch so aussehen, denn Theska begann zu kichern.

Also musste ich wohl zu meinem Bruder, um zu erfahren was vorgefallen war.

Schön?

Aber wie?

Ich hatte nicht das Gefühl, dass mich meine Beine tragen wollten. Nicht dass die ein Mitspracherecht hatten. Also hoch die müden Knochen!

Ich schwankte weniger als erwartet.

Trotzdem wirkte Theska, als ob sie mir jeden Moment zur Hilfe kommen wollte.

“Geht schon.”

“Sicher?” Sie klang nicht sonderlich überzeugt.

“Nein.” Diese Meinung von mir gebend, setzte ich mich in Bewegung.

Langsam schien mein Körper zu kapieren, dass mir seine Ansichten recht schnuppe waren, denn er hörte auf sich zu wehren.

So kam ich relativ sicher zum Feuerplatz, wo ich auf gut Glück nach meinem Bruder suchte.

Ich fand ihn nicht. Dafür fiel mein Blick auf Ganondorf, welcher einfach in Richtung Fluss deutete.

Ich folgte der Geste und sah Scath tatsächlich. Er saß auf der anderen Seite des Flusses zusammen mit Nara.

Eine Hand an der Sicherungsleine ging ich diesmal recht vorsichtig über die Steine. Ich hatte nicht das Gefühl, als ob mein Gleichgewichtssinn schon wieder auf der Höhe war. Und tatsächlich rutschte ich zweimal fast weg. Trotz dieser Schwierigkeiten kam ich lebend auf der anderen Seite an.

Scath zeigte erst dass er mich bemerkt hatte, als ich neben ihm stand. Er sah auf und seine Hand verschwand aus Naras Fell. Gleich drauf starrte er wieder auf das Wasser.

Okay?

Mit einem “Morgen” ließ ich mich einfach neben ihn fallen. Dabei bemerkte ich erst jetzt, dass es gerade gegen Mittag war und nicht wie angenommen Morgen. Oh man, ernsthaft? Das würde heißen, dass mir etwas über vierundzwanzig Stunden fehlten. Erklärte, warum ich so einen Hunger hatte.

Zurück zum Thema…

Scath hatte sich noch nicht geregt. Dafür war Nara zu mir gerutscht.

Ich begann, sie zwischen den Ohren zu kraulen. Dabei fiel mein Blick auf ihre Vorderbeine, welche verbunden waren. Vorsichtig strich ich darüber. “Was hast du denn hier gemacht?”

Nara hob den Kopf und sah mich an als ob sie mir sagen wollte: “Willst du mich veräppeln?”

Wahrscheinlich wollte sie genau das.

Dazu kam, dass Scath mir endlich mal seine Aufmerksamkeit schenkte. Er starrte mich an, als ob er mich umbringen wollte.

Möglichkeit eins: Ich hatte was angestellt, an das ich mich nicht mehr erinnerte.

Möglichkeit zwei: Er wusste plötzlich, dass ich ihn vor einigen Millennien mal gekillt hatte.

Irgendwie war mir das Erste lieber…

Also blieb mir nur eines. “Was für einen Mist habe ich dieses Mal gebaut?”

Von Scath kam ein Schnauben: “Da fragt der noch.”

Genervt fuhr ich mir über die Augen. “Das letzte, an das ich mich erinnere, ist, wie ich Kentin gesagt habe, dass es seine Sache ist ob wir abbrechen oder nicht. Dann bin ich wahrscheinlich eingepennt und vor ein paar Minuten hier wieder aufgewacht. Also könntest du solche seltsame Bemerkungen bitte unterlassen?”

Er schnaubte erneut. “Ach und deswegen hast du nicht zugelassen, dass man an diese seltsame Kette rangeht?”

“Kette?” Ich konnte ihm gerade nicht ganz folgen. “Ich hab doch nur mein Museumsandenken.” Wenn man Phai als solches bezeichnen konnte. Eher unbewusste tastete ich dabei nach dem Master - Schwert.

Ich stockte.

Da war etwas, dass eindeutig nicht dahin gehörte.

Noch einmal tastete ich nach dem seltsamen Anhänger, bis ich mir das unbekannte Lederband über den Kopf zog und mir vor die Nase hielt.

Bei dem Anhänger handelte es sich um eine grüne Kugel von nur wenigen Zentimetern Durchmesser. Auf der Seite, welche sich mir gerade zudrehte, befand sich ein mir allzu bekanntes Muster.

“Heilige Farore.” Ich konnte dabei nur auf das Symbol meiner Schutzgöttin starren.

“Also.” Scath meldete sich zu Wort. “Willst du mir jetzt weiß machen, dass du keine Ahnung hast, was das ist.” Er klang stark genervt.

Mir entwich ein eher hilfloser Ton. “Ich weiß, was das ist.” Tatsächlich war ich mal in einem Nachschlagewerk über einige alte Artefakte gestolpert, die ich sehr gut kannte. “Es handelt sich um das Amulett des Mutes. Es soll ein bisschen von Farores Macht in sich tragen.” Ich schluckte. “Aber ich frage mich ernsthaft, wo das herkommt.” Gerade an so was erinnerte ich mich doch sonst immer.

“Du hast es laut Finn aus der Ruine eurer letzten Aufgabe mitgehen lassen.”

“Waiq?” Memo an mich: Nie mehrere Wörter gleichzeitig aussprechen, es kommt sowieso nichts Gescheites dabei raus. “Die Ruine war mit Schutzzaubern belegt, welche mich wahrscheinlich gekillt hätten, wenn ich denen zu nahe gekommen wäre! Warum sollte ich auch nur daran denken, das Ding betreten zu wollen?”

“Dann sag mir doch einfach, wie du die Zauber gebrochen hast.” Scath sah mich mit vor der Brust verschränkten Armen an. Er schien mit jedem Moment mehr daran halten zu müssten, mir nicht den Hals umzudrehen.

Ich runzelte in Gedanken die Stirn. “Mir ist kein Weg bekannt, solche Schilde zu zerstören.” Mir waren nicht einmal Fälle bekannt, wo so etwas gelungen war.

Nicht einmal aushungern brachte was, da sich solche Zauber von der Magie der Luft ernähren konnten. Wenn also nicht gerade durch irgendeinen dummen Zufall der Anker der Schilde zerstört wurde, war Essig.

Scaths Blick wurde noch einen Zacken dunkler. Langsam aber sicher erinnerte er mich schmerzlich an mein dunkles Ebenbild. Aber statt mich anzugreifen, fing er nur an zu knurren.

Genervt fuhr ich mir über die Augen. “Jetzt reicht es mir. Entweder rückst du endlich mit der Sprache raus, oder du lässt es. Aber hör gefälligst auf, mich für irgendwas verantwortlich zu machen, was ich nicht getan habe!”

“Du hast es gemacht!”

“Ach und was? Willst du mir jetzt sagen, dass ich Schlafwandle und dabei mal so nebenbei hochgefährliche und mit Sicherheit tödliche Schilde durchdringe?” Während ich irgendwann zwischendurch angefangen hatte, mit den Armen zu wedeln, war ich immer lauter geworden.

“Ja verdammt!” Jetzt schrie auch Scath. “Das ist schließlich nicht das erste Mal gewesen!”

Ich ließ meine Arme sinken und blinzelte erst einmal verwirrt. “Was?”

Zur Abwechslung fingen seine Augen mal an zu glühen, ohne dass er im Schatten stand oder im Fell dasaß.

Mein Körper entschied sich schneller dazu zurück zu weichen, als ich mich bewusst dagegen entscheiden konnte.

“Ich hatte schon einmal das zweifelhafte Vergnügen, deinen grauen Pelz zu bewundern.”

Ich schüttelte den Kopf um ihn halbwegs frei zu bekommen. “Wann bitte soll das gewesen sein?”

“Vor vier Jahren.”

Bei mir begann es zu rattern. Nach einigen langen Momenten musste ich feststellen: Fehlanzeige. Da war nix. “Ich passe.”

“Wilderer.” Mehr als dieses Stichwort kam erst einmal nicht von ihm.

Was sollte ich da schon zu sagen? “Du meinst nicht zufällig die Kerle von gestern?”

“Nein.”

Tja und nu? Wenn mich nicht alles täuschte, war das meine einzige Begegnung mit diesem Berufszweig. Zumindest in diesem Leben. Also konnte ich nur mit den Schultern zucken.

Scaths Finger gruben sich immer stärker in seine Arme. “Wir hatten vor vier Jahren Wilderer im Wald, die DU im Endeffekt umgebracht hast!”

Ich konnte nicht anders, als ihn einfach anzustarren. “Wir hatten was im Wald?”

“Du hast mich schon verstanden!” Mittlerweile zischte er wie eine Schlange vor sich hin.

Von mir selbst geschaffte legte ich meine Stirn auf meine angezogenen Knie.

Das erklärte auch, warum mein Bruder damals plötzlich so schreckhaft war und regelrecht erleichtert schien, dass wir aufgrund der verschiedenen Schulen nicht mehr den ganzen Tag aufeinander hockten.

Und Oma schien mich monatelang zu beobachten. Vielleicht vermutete sie einen Rückfall.

Ann hingegen hatte sich kein bisschen anders benommen und mir waren auch sonst keine seltsamen Verhaltensmuster aufgefallen. Stöhnend hob ich den Kopf ein Stück an und haute ihn zurück. Autsch. “Weiß noch jemand außer Oma davon?”

Scath antwortete nicht.

Verwirrt sah ich auf.

Mein Bruder wirkte geschockt, wahlweise auch wie eine Statue. Es dauerte ein ganzes Ende, bis er wieder anfing zu atmen und zu blinzeln. “Ist…” er brach ab.

“Scath?”

“Ist das dein verdammter Ernst?” Irgendwie wirkte er gerade wie die Ruhe vor dem Sturm.

“Ja?” Was hatte er?

Prompt fingen seine Augen wieder an zu glühen. “Ich habe dir gerade gesagt, dass du zwei Männer getötet hast und dich interessiert nur, ob das jemand erfahren hat?”

Ach, daher wehte der Wind.

Schulterzuckend ließ ich den Kopf wieder fallen. “Erzähl mir nicht, dass du denen nachtrauerst.”

Kurz war er ruhig, bis: “Darum geht es doch gar nicht!”

“Doch, geht es.” Abermals sah ich mich gezwungen, den Kopf zu heben. “Du sagtest, das seinen Wilderer gewesen. Die werden es auf unseren Pelz abgesehen haben, der einiges wert sein dürfte.”

“Na und?”

Ich zog missbilligend die Stirn kraus. “Glaubst du wirklich, ich würde zulassen, dass dir jemand das Fell über die Ohren zieht?”

“Was hat das jetzt damit zu tun?”

“Dass ich bereit bin, über Leichen zu gehen, um denen die mit wichtig sind den Hals zu retten.” Gut, das war vielleicht nicht so ideal, ihm das an den Kopf zu knallen, aber so dachte ich eben.

Scath sah mich nicht nur geschockt an, er rutschte auch ein Stück von mir weg.

Super, ich hatte soeben meinen eigenen Zwilling vergrault. Trotzdem sah ich mich gezwungen, noch etwas zu sagen. “Dein Leben wird mir immer wichtig genug sein, um es zu schützen.”

Scath brachte noch etwas Abstand zwischen uns.

Und ich beschloss die Klappe zu halten.

Es dauerte ein bisschen, bis sich mein Bruder wieder regte. Es war ein Kopfschütteln. “Ich kann nicht glauben, dass du so einfach jemanden töten würdest.”

“Von einfach war nie die Rede.” Ich hob sogar einen Finger, um meinen Standpunkt zu verdeutlichen. “Aber wenn ich abwägen muss, ob ich ein Familienmitglied oder einen Anderen in den Tot schicke, ist es mir relativ einfach zu entscheiden.”

“Du hast Blut an den Händen.” Irgendwie klang er sehr tonlos.

Mit entwich ein Schnauben. “Aber wenigstens nicht das Deine.”

Scath schüttelte ungläubig den Kopf. “Das kann doch nicht dein Ernst sein.”

“Mein vollster.” Ich richtete meinen Blick wieder auf das Wasser vor uns. “Und ich würde jederzeit wieder so handeln.”

Fast schon panisch sprang Scath auf und stolperte von mir weg.

Verwirrt drehte ich mich wieder zu ihm. “Was?”

“Bleib weg von mir!”

Ich zuckte abermals zusammen.

“Komm nie wieder in meine Nähe, du… du Mörder!” Damit lief er einfach an mir vorbei.

Nara sah mehrfach zwischen uns hin und her.

Nach einigen Momenten tippte ich ihr gegen die Nase. “Na geh schon.”

Damit folgte sie meinem Bruder.

Der Verzweiflung nahe vergrub ich meine Hände in meinen Haaren. “Verdammt!”

Was war gerade passiert?

Ich schien irgendwann, anscheinend vor vier Jahren, jemanden getötet zu haben.

Schön.

Aber warum zum Donnerwetter konnte ich mich nicht daran erinnern?

Und was meinte Scath mit grauem Pelz?



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück