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Stirb Nicht Vor Mir

Die wahre Geschichte von Draco Malfoy und Ronald Weasley
von

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Es ist kalt und regungslos

10. Oktober 1997
 

Ron rannte und rannte. Er war einige Male appariert und wusste nicht, wo er jetzt war. Er hatte komplett seine Orientierung verloren. Er wusste nur, dass er gerade seine besten Freunde verlassen hatte und sich im Moment nicht mehr so sicher war, ob er das überhaupt wollte.

Sollte er umkehren?

„Was ist mit dir? Kommst du oder bleibst du?“ Hermines Zögern und ihr Gesicht dazu bewegten ihn weiter zu rennen. Das war doch eigentlich klar, oder? Was hatte er auch anderes erwartet?
 

Ronald Weasley, Harry Potters dummer Freund. Nach allem, was er je für ihn getan hatte.

Doch Harry führte sie in eine Suche ohne Plan und ohne Aussichten auf irgendetwas.

Der Wald verdunkelte sich, die Bäume standen immer dichter und da fiel Ron Weasley auf, dass auch er keinen Plan hatte. Nach Hogwarts konnte er jetzt nicht. Bei dem, was gerade unter Snape dort herrschte - Chaos.

In den Fuchsbau konnte er auch nicht. Was wenn ihr Haus bewacht wurde? Immerhin suchte man ihn. Unerwünschter Nummer 3.

Das hätte er sich vielleicht mal alles vorher überlegen sollen. Aber er hatte sich so wie immer von seinen Gefühlen leiten lassen. Ohne Kopf und Verstand. Nur noch Verzweiflung und Wut.
 

Ein ziehendes Stechen machte sich in seiner Seite bemerkbar und er lehnte sich kraftlos gegen einen dicken Baumstamm. Die Stirn an die knorrige Rinde gepresst atmete er flach. Seine Lunge brannte schmerzhaft. Er war Stunden gerannt, das fiel ihm jetzt erst richtig auf. Seine Beine waren wackelig und wollten schon willenlos nachgeben. Einfach in das feuchte Laub unter ihm sinken und die Augen schließen.
 

Plötzlich hörte er jedoch etwas in der weiten Stille des Waldes. So leise und so weit weg, dass er dachte, es wäre nur in seiner Einbildung existent. Angestrengt spitzte er seine Ohren um in die drohende Dunkelheit hinein zu horchen. Doch da - wieder. Eindeutig bewegte sich etwas in den Tiefen. Und wenn er sich nicht täuschte, kam dieses Etwas immer näher. Sein Herz begann zu rasen. Waren das Greifer?
 

Nein, nein, nein. Nicht jetzt. Nicht hier.

Schritte. Schnelle Schritte.

Und er begann zu rennen. Schon wieder. Obwohl das stundenlange Rennen vorher eher planlos war, jetzt hatte es ein Ziel: Flucht. Und zwar schnell.

Seine kraftlosen Beine setzten sich schneller in Bewegung. So schnell es ging. Mit aller Kraft die er noch hatte. Schweiß perlte langsam seine Stirn hinab und er biss sich keuchend auf seine Lippen, um den pochenden Schmerz in seinem Körper zu unterdrücken. Innerlich flehte er sich selbst an. Schneller. Schneller!
 

Das durfte nicht sein Ende sein. Das wäre zu ironisch. Jetzt, wo er seine besten Freunde verlassen hatte. Das musste wohl seine verdiente Strafe sein. Sterben, im Streit mit Harry und Hermine. Sterben, ohne sich von seinen Eltern richtig verabschiedet zu haben. Ohne ein letztes Mal über einen gelungenen Streich der Zwillinge gelacht zu haben.
 

Panisch umklammerte er seinen Zauberstab, er stürzte über dicke Äste am Boden, dünne Zweige peitschten ihm ins Gesicht. Und zu allem Übel hörte er wie jetzt wirklich jemand rannte. Voller Panik, das Herz rasend, warf er seinen Kopf immer nach hinten über seine Schulter, um etwas sehen zu können. Seine Verfolger. Oder vielleicht – vielleicht war es auch nur ein wildes Tier. Seinen Kopf nach hinten gedreht, immer weiter rennend, sah er nicht wie etwas vor ihm aus den Büschen stürzen wollte. Auf einmal waren es zu viele Geräusche, auf die er sich konzentrieren musste. Hinter ihm und – vor ihm? Sein Kopf schnellte wieder nach vorne, irgendetwas schien dort aus dem Dickicht brechen wollen.

Die Angst schnürte seine Kehle zu, sollte er weiter rennen, nach vorne?

Er war so weit ins Dickicht gelaufen, dass es an den Seiten keinen Ausweg mehr gab. Dornenranken erhoben sich an den Seiten und machten es unmöglich in diese Richtung zu fliehen. Er rannte weiter. Nach vorne.

Und plötzlich stieß ihn etwas um. Röchelnd ging er zu Boden. Die Wucht hatte ihn von den Beinen gerissen. Seinen Zauberstab riss er nun hoch und hielt ihn drohend vor sich ausgestreckt. Was war das? Mittlerweile war es schon so dunkel, dass er nichts erkennen konnte.

„Wer ist da?“, verlangte eine verschreckte Stimme zu wissen.

Obwohl Ron sie nicht erkannte, kam sie ihm doch irgendwie so merkwürdig bekannt vor.

Aber eins war klar, diese Stimme hatte ihn nicht erwartet. Also kein Greifer.

„Lumos“, flüsterte die fremde Stimme. Als das Licht Rons Gesicht erleuchtete, presste er seine Augen zusammen, weil es blendete und seine Finger umklammerten fester seinen Zauberstab, schon einen Fluch auf seinen Lippen, falls er ihn bräuchte.

„Weasley?“ Die Stimme klang nicht überrascht. Sie klang fassungslos.

Doch schien sie ihre Fassung schnell wieder zu finden. „Sieh an.“ Und dann erkannte er sie.

Die höhnische Stimme. Die ihn sechs Jahre seiner Schulzeit gedemütigt hatte.

„Malfoy?“, zischte er schockiert.
 

Das kam unerwartet. Weasley im Wald neben ihrem Anwesen. Und wenn Weasley hier war, war auch Potter hier irgendwo. Die Pläne in Dracos Kopf rotierten und versuchten sich neu zu koordinieren. Zu kalkulieren.

„Expelliarmus“, zischte seine Stimme jetzt eisig. Egal, was er jetzt vorhatte, es war sicherer Weasleys Zauberstab erstmal einzukassieren. Er hörte noch den verzweifelten Aufschrei des anderen und mit zwei Schritten war er bei ihm. Drückte ihm den eigenen Zauberstab an die Kehle. In seinem Kopf hatte sich so etwas wie ein Plan geformt. Von weitem hörte er rennende Schritte.

Potter.

Der Plan nahm immer klarere Konturen an. Wenn er Weasley als Geisel hatte, kam er an Potter. Und den würde er dem Dunklen Lord ausliefern. Dann hatte sich seine heute geplante Flucht erübrigt. Er war nämlich in den Wald gerannt, um dem wahr gewordenen Albtraum in seinem Haus zu entfliehen. Keinen einzigen Tag könnte er den wahnsinnigen Zauberer in seiner Nähe noch länger ertragen. Und den Druck, der auf seinen Schultern lastete.

Flucht war da der einzige Ausweg. Doch jetzt erhellten sich seine düsteren Gedanken.

Mit Potter als Tribut wäre er frei. Seine Familie unter dem Dunklen Lord rehabilitiert. Und dann würde er auch sicher endlich ihr Haus verlassen. Und seine Familie in Frieden lassen.

Ja, das war gut. Der Plan war brilliant.

Weasley würde er nichts Ernsthaftes antun. Er hatte in seinen eigenen vier Wänden, in denen er aufgewachsen und eine glückliche Kindheit verbracht hatte, schon genug Leid und Gewalt miterleben müssen. Er brauchte nur Potter. Das war alles.

Und den rennenden Schritten nach zu urteilen, wäre er gleich zum Greifen nah.

Er packte Ron an seiner Kapuze, hielt ihn eisern fest, zusammen mit dessen Zauberstab und hob seinen eigenen angriffsbereit vor sich.

„Expelliarmus!“, schrie er erneut mit fester, endgültiger Stimme und ein zweiter Zauberstab kam ihm in die Hand geflogen.

Jedoch nicht von Harry.

Ron zog scharf die Luft ein. Ein Greifer starrte ihnen entgegen. Und Ron hatte jetzt nicht mal einen Zauberstab, um sich zu wehren!

Auch Malfoy ist vor Schock zu einer Salzsäule erstarrt.

„Du schützt einen Unerwünschten? Einen Blutsverräter!“, donnerte die Stimme Scabiors und jetzt brach noch eine andere Gestalt hinter ihm aus dem Dickicht. Eine viel massivere Gestalt. Gier und Fleischeslust in den Augen blitzen. Fenrir Greyback.

Er sah zu Draco und zu Ron und zählte eins zu eins zusammen. „Er ist ein Verräter!“, zischte Scabior gefährlich und Draco stand immer noch wie versteinert da. Auch Ron rührte sich nicht am Boden.

Er könnte den Greifern Rons Zauberstab zeigen, erklären, dass er ihn gefangen hatte. Doch dann würden sie Weasley an den Lord ausliefern. Und dann würde dieser bis zum Tode gefoltert werden – bis er Potters Versteck ausplauderte.
 

Das konnte er nicht. Aber er musste etwas tun. Sofort. Denn sonst hätte er keine Wahl mehr und keine Zeit Pläne zu durchdenken und Entscheidungen zu treffen.

Und dann tat er das, was ihm als erstes in den Sinn platzte. Angreifen.
 

„Stupor!“ Der Fluch schleuderte Scabior gegen den Baum, da dieser auf ihn zu gerannt kam und es Draco mit der Panik zu tun bekam. Rons Augen weiteten sich schreckerfüllt.

„Incendio“, zischte Greyback bösartig und auf einmal stand Malfoys linker Schuh in Flammen.
 

„Scheiße“, fluchte dieser panisch, aber da der Werwolf schon bereit war, den nächsten Fluch auf ihn abzufeuern, konnte er sich nicht um seinen Schuh kümmern. Sein Zauberstab wurde woanders gebraucht. Immer wieder feuerte er Flüche auf seinen Angreifer ab, während er seinen Griff um Rons Kapuze verfestigte und gleichzeitig versuchte, sich den brennenden Schuh abzustreifen.

Jeder Fluch von ihm ging daneben und die Flüche Greybacks verfehlten die beiden immer nur knapp. Am Ende seiner Nerven - die Flammen hatten seinen Schuh zerfressen und züngelten jetzt an seiner Hose hoch- schrie er jetzt voller Kraft „Crucio!“.

Der Werwolf krümmte sich vor Schmerz und stieß ein bestialisches Grollen aus.

Draco sackte auf den Boden, zog Ron mit sich und löschte die Flammen mit Aquamenti.

Sofort, als das Wasser aus seiner Zauberstabspitze schoss, richtete er sie wieder auf Weasleys Kehle.

Er musste atmen. Er musste denken. Er war ein toter Mann.
 

Das hier war ein Unfall. Aber wer würde ihm schon glauben?

Seine Gedanken rasten, sein Herz noch viel mehr. Keinen klaren Gedanken konnte er fassen.

Da war nur noch blanke Furcht.

Er wusste nur eins: Weg hier.

Er wollte sich aufrichten, stürzte aber zu Boden auf seine Knie.

Sein Fuß! Er spürte seinen Fuß nicht mehr. Die Angst legte sich jetzt wie ein enges Korsett um sein Herz und zog immer fester zu.

Keine Zeit mehr, um sich das angerichtete Unheil näher zu beschauen.

Er musste weg. Aber alleine konnte er sich kaum bewegen. Alleine wusste er nicht einmal, wohin. Jetzt, wo sie ihn suchen würden. Jetzt, wo ihm niemand glauben würde.

Grob bohrte er seinen Zauberstab in Rons Seite und zog ihn hoch. „Du! Weasley!“ Am liebsten hätte er den Jungen vor sich an Ort und Stelle gefoltert, obwohl er nach seinen eigenen Erfahrungen damit, eigentlich etwas gegen die Anwendung des Cruciatus- Fluches hatte.

Doch das alles war nur Weasleys Schuld.

Der Rothaarige versuchte sich aus der Gewalt des anderen zu befreien. „Mein Zauberstab!“, fauchte er voller Wut, als ob er gerade wieder zum Leben erwacht war.

Das ganze Szenario hatte ihn zu einer Salzsäule erstarren lassen.

Doch jetzt, da zwei Angreifer von seinem dritten erfolgreich ausgeschaltet worden sind, musste er nur noch den Dritten abschütteln.

Was sich aber nicht als so einfach erwies, da Malfoys Rons Zauberstab hatte und sein Griff an dessen Kleidung erstaunlich eisern war. Vom Boden kamen würgende Geräusche und Scabior schien sich von dem wuchtigen Aufprall gegen einen massigen Baumstamm erholt zu haben.
 

Blitzschnell zog Draco den anderen Körper an sich, schloss seine Arme fest um ihn. Zwei erbeutete Zauberstäbe in der linken Hand, den eigenen fest umklammert in der Rechten.

Am liebsten wollte er ganz weit weg. Ans Ende der Welt. Und noch weiter.

Doch das war unmöglich.

Frankreich. Aber auch das würde schwierig werden, weil ein Meer sie trennte.
 

In dem Moment, als Scabior wieder auf sie los stürzte und auch Greyback Lebenszeichen von sich gab,

presste er Ron noch fester an sich und disapparierte mit ihm an Ort und Stelle.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Hermine_Weasley
2017-04-16T00:35:56+00:00 16.04.2017 02:35
Also die Verzweiflung am Anfang dieses Albtraums/flashbacks find ich sehr gut getroffen. Ich denke zwar, dass Ron wesentlich sturer und verbissener ist als du ihn zeigst aber für die Geschichte passt es.
Fred und George sind mir noch etwas zu lieb... Und der arme Neville! Wieso tust du ihm das an😑😳

🙃🙃🙃
Von:  -KruemelKekschen-
2017-04-14T16:42:31+00:00 14.04.2017 18:42
Wow. erst dachte ich, ich hätte mich verklickt, weil der übergang so abruppt kam. aber wie Traumfängero schon geschrieben hat.
wahnsinnig tolles kapitel. mitreißend spannend.
ich habe einigemale die luft anhalten müssen.
mach weiter so
Grüße
Krümelchen
Von:  Traumfaengero_-
2017-04-12T17:48:47+00:00 12.04.2017 19:48
Liebe YouLi,

ich bin sprachlos!

Dieses Kapitel ist gänzlich anders und gibt endlich ein klein wenig Aufschluss über das, was Ron in dieser fragwürdigen Zeit alles geschehen ist. Es ist unglaublich gut und mitreißend geschrieben. Ich konnte regelrecht das pochende Herz Ronalds hören, seinen keuchenden Atem und die brennenden Muskeln spüren.
Ach, ich finde, du solltest dein Licht wirklich nicht unter den Scheffel stellen. Ich bin begeistert von deinem Stil und dieses Kapitel ist einfach klasse!

Jetzt wird es natürlich noch spannender. Dutzende von Fragen, auf die sich keine Antworten erahnen lassen. Wo sind sie nun? Was hat es für Folgen für Draco und wie geht es seinem Fuß? Wie reagiert Ron und warum kann er sich nicht mehr daran erinnern?
Fragen über Fragen!

Ich muss dazu sagen, dass ich nach der Arbeit erst mal bei meinem Fahrrad stehen geblieben bin, nur um dein Kapitel zu lesen! XD

Liebe Grüße
Deine Traumfänger

Antwort von:  YouLi
12.04.2017 19:56
Danke *_*
das aus deinem Mund zu hören *_*

Das nächste ist auch schon fertig, ich lade es gleich mal hoch :D


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