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Stirb Nicht Vor Mir

Die wahre Geschichte von Draco Malfoy und Ronald Weasley
von

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Denn du bist, was du isst

25. Oktober
 

Einige Tage waren nach ihrem gemeinsamen Abkommen friedlich verlaufen. Ron kochte zweimal am Tag, machte den Abwasch und stellte abends den schwarzen Kasten etwas leiser, sodass es Draco nicht beim Einschlafen störte und dieser immer noch potentielle Einbrecher hören könnte.
 

Draco ging etwas sparsamer mit seiner sauberen Wäsche um. Er gönnte sich zwar immer noch jeden Tag ein zweistündiges heißes Bad- wenn das Wasser allmählich kalt wurde, erhitzte er es wieder mit einem einfachen Wärmezauber- doch er zog sich danach immer nur frische Shorts und frische Socken an. Hemden und Hosen wechselte er nur alle zwei Tage. Jetzt, nachdem er gesehen hatte, wie lange das Waschen auf Muggelart dauerte, zeigte er schließlich doch etwas Einsicht.

Das würde er Weasley jedoch nie auf die Nase binden. Und außerdem wollte er nie wieder mit so einem peinlichen Frauenfummel vor Weasley stehen. Das war pure Demütigung gewesen!
 

Jeden Abend versorgte Ron Dracos Fuß mit Diptam und verband ihn neu. Auf Dracos Angebot, seine Wunde an der Schulter zu versorgen, ging er jedoch nie ein.
 

Es war gut so wie es war.

Sie redeten nicht allzu viel miteinander, sondern genossen erst einmal den ruhigen Frieden. Wer wusste schon, wie lange dieser anhalten würde? Sie mussten nach den letzten paar Tagen seit ihrer ungeplanten gemeinsamen Flucht erst zu sich finden. Für beide war im Moment klar, dass sie nicht zurück gehen würden. Zunächst. Deswegen wollten sie den Frieden auch unbedingt erhalten.

Natürlich, Reibereien gab es immer. Draco beklagte sich zum Beispiel immer noch über das Essen und bei jeder von Ron angebotenen Tasse Tee erntete der andere tatsächlich ein „Du spinnst wohl, Weasley! Glaubst du etwa wirklich, ich würde jemals wieder deinen Tee probieren? Vergiss das mal schön!“ - fast genauso wie Ron sich das vor einigen Tagen noch ausgemalt hatte.
 

So wie die Tage zuvor hatte Ron es sich mal wieder auf seiner gemütlichen Couch zurecht gemacht, mit einer heißen Tasse Tee und einer Tafel Schokolade. Von dem anderen hatte er den ganzen Nachmittag nichts gehört, das hieß dass Draco mal wieder seiner Leidenschaft frönte und zwei Stunden in seiner Wanne herumplanschte.

Nach seinem täglichen heißen Bad bemühte sich der werte Herr dann endlich hinunter und baute sich vor Ron auf. Als er die Schokolade auf dem Tisch sah, schnappte er sie sich sofort und setzte sich auf das andere Ende des Sofas.
 

„Hey meine Schokolade!“, beklagte Ron sich motzend.

„Ah ah, Weasley schon vergessen? Punkt 5: Es wird brüderlich geteilt! Außerdem hast du schon fast unsere ganze Schokolade im Alleingang verputzt. Und ich habe Hunger. Hättest du schon gekocht, müsste ich nicht auf Schokolade zurückgreifen!“

„Es ist aber erst fünf Uhr!“, entgegnete Ron vehement.

„Na und? Ich habe Hunger!“

„Im Abkommen steht 6 Uhr!“

„Willst du mich etwa verhungern lassen?“

„Na schön, na schön“, Ron erhob sich und lief in die Küche.

„Hey, ist das wieder Buffy die Dämonenjägerin?“ rief Malfoy ihm fragend hinterher.

Ron schüttelte ungläubig seinen Kopf, als er hörte wie Draco den Fernseher lauter stellte und sich auf seinem Schlafplatz ausbreitete. Da ging es jemandem wohl viel zu gut!
 

Als Ron sich mürrisch ihren Vorräten widmete, sah er sich erneut mit einer unabdingbaren Wahrheit konfrontiert, die er Malfoy bisher vorenthalten hatte: Ihre Vorräte neigten sich dem Ende zu.

Er mixte irgendetwas zusammen, Nudeln mit Bohnen und Mais. Der Thunfisch war ihnen schon ausgegangen, sowie die Haferflocken. Gerade benutzte er die letzte Dose Tomaten und es war nur noch eine einzige Tafel Schokolade übrig.
 

Er lief zurück ins Wohnzimmer und reichte Draco einen Teller. Dieser bedankte sich gesittet, bevor er das Gesicht verzog.

„Hoffentlich schmeckt es besser als es aussieht“, beschwerte er sich und Ron überhörte den Kommentar geflissentlich.

„Guten Appetit“, sprach er nur und stellte den Fernseher noch einen Stück lauter, damit er Malfoys Gezetere nicht ertragen musste.

Sie saßen schweigend nebeneinander und aßen. Malfoy füllte sein Wasserglas mit einem Zauber auf und Ron trank nebenbei seinen Tee. Am Ende des Mahls richtete Draco seinen Blick auf Ron.

„Entgegen meiner Erwartung hat es diesmal wieder gut geschmeckt." Ron wollte sich gerade insgeheim über das Lob freuen, da fügte Draco hinzu: "Den Umständen entsprechend.“

Der Rothaarige verrollte seine Augen und Draco grinste. Das war wohl die Art des Malfoys Danke zu sagen. Draco blieb noch weiter auf dem Sofa sitzen und schaute mit Ron zusammen 'ihre' Serie. Sie lief mehrmals am Tag. Und sie gefiel ihnen ganz gut, da es um Vampire, Hexen und Vampirjäger ging. Es war interessant, wie absurd einige Dinge dargestellt wurden, aber auch unterhaltsam.

Außerdem regte sie auch immer zu erhitzten Diskussionen an.

"Die Muggel haben auch echt keine Ahnung! Wie soll eine Hexe ohne Zauberstab zaubern können? Völlig absurd."

"Wieso? Es gibt durchaus Zauberer, die fähig sind, Magie ohne Zauberstab anzuwenden."

"Ja, die Magie der leeren Hand. Aber wie du vielleicht weißt, Weasley, sind die wenigstens dazu in der Lage. Sogar Dumbledore hat meistens seinen Zauberstab benutzt. Außerdem ist es total lächerlich, wie die Muggel denken, dass man die schwierigsten Zauber einfach aus einem Buch lesen kann. Diese Zauber erfordern Übung, einen Zauberstab und Magie."

"Es ist nur eine Muggelfernsehserie, Malfoy."

"Die falsche Tatsachen vermittelt!"

So ähnlich verliefen ihre meisten Diskussionen und Ron konnte nicht immer verneinen, dass Malfoy nicht immer Unrecht hatte.
 

Nach einer Weile räusperte Ron sich vernehmlich und überlegte, wie er ihre Vorratsnot am besten ansprechen sollte.
 

„Nur raus mit der Sprache, Wiesel. Was passt dir nicht?“

Der Blonde wandte noch nicht mal seinen Blick vom Fernseher, so wenig schien ihn zu interessieren, was der andere zu sagen hatte. Statt sich über diese Attitüde aufzuregen, seufzte Ron nur, bevor er es einfach sagte.

„Unsere Vorräte gehen zu Ende.“

Ganz langsam drehte Draco ihm sein unerfreutes Gesicht zu.

„Wie meinst du das?“

Ron schwieg.

Draco brauste auf.

„Du bist für das Essen zuständig! Denk dir etwas aus!“

„Wieso ich! Davon steht nichts in dem Abkommen! Da steht nur etwas von Kochen aber nicht von Vorräten besorgen!“

Draco fuhr sich mit der linken Hand durch sein blondes Haar und seufzte. Weasley hatte wohl recht.

„Dann...keine Ahnung“, er bewegte seine Hände in einer hilflosen Geste nach oben und Ron ergriff wieder das Wort.

„Also...hier im Dorf muss es doch bestimmt einen Markt geben.“

„Schlau, Weasley. Und wie bezahlen wir die Sachen? Wir haben weder Gold geschweige denn Muggelgeld.“

Ron schwieg. Bevor er weiterüberlegte.

„Und was, wenn wir bei irgendwelchen Nachbarn einbrechen und uns Vorräte besorgen?“

Draco zog verwundert seine Augenbrauen hoch bei dem Vorschlag. Das hörte sich ja gar nicht nach einem noblen Gryffindor an. Aber in Anbetracht der Umstände hatten sie wohl nicht sonderlich viele Alternativen.
 

„Nein, Weasley. Das ist zwar eine Überlegung wert, aber es ist zu gefährlich. Wir dürfen die Nachbarn nicht misstrauisch machen. Wenn etwas vermisst wird, wer wird zuerst verdächtigt? Die neuen Nachbarn. Wir."
 

Draco hatte recht. Sie durften keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Immerhin lebte hier schon jemand anderes. Hier im Haus gab es zwar keine Bilder oder Gemälde der hier lebenden Personen, aber der Kleidung nach zu urteilen mussten es eine Frau und ein breiter, großer Mann sein. Wahrscheinlich war dies ihr Ferienhaus und alles was er und Draco im Moment tun konnten, war zu hoffen, dass diese Muggel nicht auf die irrsinnige Idee kämen, im Herbst in die Ferien zu fahren und hierher zu kommen.
 

„Dann können wir auch genauso gut ein Geschäft ausrauben“, fuhr Draco fort und Ron schluckte, bevor ihm auf einmal wieder etwas einfiel.

„Hast du nicht gesagt, du hast Vorräte im Wald gebunkert?“

„Ja, aber dabei handelt es sich nicht um Essensvorräte, Wiesel. Sondern um Tränke, Trankzutaten, einen Kessel und Zauberergold.“

Rons Gesicht erhellte sich bei dem Wort "Gold". Draco warf ihm einen eindeutigen Blick zu.

„Damit können wir uns auch keine Muggelvorräte kaufen. Und in die Winkelgasse können wir im Moment sowieso nicht. Außerdem weiß ich nicht, wo man dort herkömmliche Lebensmittel kauft.“

Malfoy hatte recht. Mal wieder. Leider.
 

„Aber wenn mein Fuß komplett gesund ist, will ich wieder dorthin apparieren. Und die Sachen holen. Ich brauche dabei aber deine Hilfe. Und wir müssen vorsichtig sein. Falls Greifer in dem Wald patrouillieren.“

Das klang nicht abwegig, immerhin waren den Greifern dort gleich zwei Leute durch die Lappen gegangen. Verständlich, dass sie das Gebiet vielleicht bewachten, falls jemand von ihnen zurück kommen würden.
 

„Dann also doch das Muggelgeschäft?“ Der Blonde nickte auf die Frage.

„Gut, dann...gehen wir jetzt los?“, fragte Ron und Draco erhob sich. Er brauchte nicht mehr zwingend seinen Gehstock, weil es seinem Fuß dank Weasleys Diptam schon besser ging.

Beide fühlten sich etwas aufgeregt. Sie würden nun zum ersten Mal gemeinsam das Haus verlassen und das Dorf erkunden. Was, wenn die Muggel hier misstrauisch werden würden?
 

Gerade, als Draco sich seinen frisch gewaschenen Zaubererumhang umlegen wollte, schüttelte Ron demonstrativ seinen Kopf.

„Was ist jetzt schon wieder los?“, fragte Draco genervt.

„Keinen Verdacht erwecken! Zieh dir eine Muggeljacke an!“

Draco rollte mit den Augen und lief hoch in sein Zimmer, um dort nach einer passenden Jacke zu suchen. Er kam in einem stilvollen schwarzen Wollmantel herunter und Ron nickte zufrieden. Ihm lag schon die Frage auf der Zunge, ob das ein Frauenmantel war, bevor ihm auch eine andere Jacke in die Hand gedrückt wurde.

„Und du ziehst die hier an. Ich möchte nicht mit einem armen Bettler zusammen gesehen werden.“

Ungläubig blinzelte Ron ihn an.

„Was ist denn mit meiner eigenen Jacke? Sie ist frisch gewaschen!“

„Sie ist zerschlissen und außerdem kotzgrün. Das geht gar nicht!“
 

Jetzt war es an Ron die Augen zu rollen. Aber er zog sich brav die schwarze, mit Fell gefütterte Jacke an und sie verließen gemeinsam das Haus. Sie wurden von grauem Nebel begrüßt und zogen gleichzeitig ihre Krägen etwas höher.

„Und wo sollen wir jetzt hin?“, fragte Draco.

„Einfach laufen“, schlug Ron vor. Draco schien nicht begeistert. Sie irrten durch die Straßen, blieben dicht beisammen und sahen sich die kleinen Backsteinhäuser mit ihren gepflegten Vorgärten an. Die meisten Häuschen waren aus hellem Sandstein, verziert mit einem dunklen Ziegeldach. Die Gärten waren größtenteils von niedrigen Backsteinmauern abgegrenzt. Es wirkte fast schon idyllisch. Ein kleines Dorf im Nebel. Man hörte die Wellen, die laut und stürmisch gegen die Felsen brandeten.

Doch weit und breit leider kein Markt oder Laden, wo man irgendwelche Lebensmittel kaufen konnte.

Am Wegesrand führte eine etwas ältere Dame ihren Hund aus und Ron warf Draco einen kurzen Blick zu, bevor er diese Frau ansteuerte.

„Weasley“, hörte er warnend hinter sich zischen. „Wiesel, was soll das?“
 

Doch da stand Ron schon direkt vor der Frau und wollte sie ansprechen. Bevor er jedoch nur einen Ton herausbringen konnte, deutete die Dame schon in die entgegengesetzte Richtung.
 

„Ihr müsst ungefähr einen Kilometer in diese Richtung, und bei dem runden Park müsst ihr links abbiegen", erklärte sie den beiden Jungen freundlich. Verwundert warf Ron Draco, der neben ihm stand, einen Seitenblick zu und merkte, wie sich dessen Lippen bewegten. Spinnte er? Tat er gerade das, was Ron dachte, das er tat?
 

„Dann ist es nicht mehr weit. Ein kleiner Laden, aber nicht zu übersehen.“

Schnell bedankte Ron sich und zog Malfoy an seinem Ärmel von der netten Frau weg.

„Sag mal, hast du sie noch alle!“, zischte er aufgebracht in Dracos Ohr. „Du hast wirklich Imperio verwendet, oder?“

Draco grinste nur, und Ron wurde noch wütender. „Es geht hier um unsere Tarnung, du kannst uns nicht auffliegen lassen!“

„Weasley, jetzt stell dich mal nicht so an! Ich habe uns gerettet. Zumindest wissen wir jetzt, wo wir hin müssen.“

„Das hätte ich auch rausbekommen!“

„Mit Imperio ist es aber viel sicherer, außerdem wird so ausgeschlossen, dass sie uns belügt.“

„Wieso sollte sie uns belügen? Das war gerade eine harmlose Frau mit einem Hund!“, regte Ron sich auf und Malfoy zog seine geformten Augenbrauen in die Höhe.

„Sie war ein Muggel!“ Ron blickte ihn nur fassungslos an und wollte sich schon die Haare raufen, doch Draco lief unbeirrt in die Richtung, in die sie geschickt wurden. Den ganzen Weg über war Ron mit Kopfschütteln beschäftigt und Draco mit Grinsen. Als sie endlich vor einem kleinen Laden standen, wollte Draco schon unbeirrt eintreten doch Ron hielt ihn an seinem Wollärmel zurück.

„Warte mal“, flüsterte er leise . „Müssen wir uns nicht absprechen?“

„Absprechen?Wozu?“

„Wozu?! Zum Beispiel wie wir vorgehen oder was wir einkaufen!“

„Überlass das Vorgehen mir“, grinste Draco überlegen und Ron fuhr sofort wieder hoch.

„Oh nein! Vergiss es! Kein Imperio! Malfoy, hörst du mir überhaupt zu? Kein Imperio! Das steht sogar im Abkommen! Und du hast es unterzeichnet!“, erinnerte er ihn vehement daran.

„Oh nein, Weasley. Ich habe unterzeichnet, dass ich den Imperio nicht an DIR ausübe. Bezüglich Muggelgesindel habe ich kein einziges Wort verloren, und jetzt beweg dich!“
 

Er drehte sich um und betrat einfach den Laden. Ron dagegen war ziemlich nervös. Am Eingang standen Einkaufskörbe und er überlegte, ob sie wohl einen brauchen würden. Immerhin wollten sie ja die Sachen stehlen. Trotzdem...Malfoy war schon vorgelaufen, er schnappte sich deswegen schnell einen Korb und eilte ihm hinterher. Gebannt blieb der Malfoy-Erbe vor einem Regal stehen und betrachtete das gesamte Sortiment an Süßigkeiten.

„Woaaah“, entkam es Ron und am liebsten hätte er seinen ganzen Korb damit gefüllt. Schokolierte Früchte, Kekse, Nüsse, Schokowaffeln, Weingummi. Ron schmolz das Wasser im Mund zusammen und auch Draco ging es ähnlich. Doch bevor Ron nicht wusste, wie ihr Plan war, traute er sich nicht, irgendetwas in den Korb zu legen. Deswegen trat er näher an Draco heran und fragte ihn flüsternd.

„Wie siehst dein Plan jetzt aus?“

„Wir füllen einfach den Korb. Den Rest überlässt du mir.“ Er schenkte ihm ein eindeutiges Zwinkern und Ron stöhnte leise auf.

„Nicht den Imperio!“

„Wie sollen wir es sonst machen? Die Sachen unter unsere Jacken aus dem Laden schmuggeln?“, fragte Draco nun und Ron seufzte. Ja, es musste wohl der Imperio sein. Solange nicht er ihn an einer unschuldigen Verkäuferin ausüben musste, sondern Draco die Drecksarbeit überließ. ..Aber begeistert war er immer noch nicht.

„Und was nehmen wir mit? Schokolade?“, war seine hoffnungsvolle Frage.

„Nein.“ Seine Hoffnung löste sich in trauriges Nichts auf.

„Erstmal die wichtigen Sachen und wenn wir noch Platz haben, dann Schokolade.“
 

Rons Gesichtszüge hellten sich wieder auf und Draco steuerte das Kühlregal an. Zuerst zögerte er, weil alles in komisches durchsichtiges Material eingepackt war.

„Ist das gesund?“, fragte er misstrauisch und der Rothaarige zuckte mit den Schultern.

„Wenn die Muggel das kaufen, kann es ja nicht lebensbedrohlich sein“, mutmaßte er.

„Wir sind aber keine Muggel! Und vergiss nicht, unsere Magie ist Muggelsachen gegenüber sehr empfindlich!“

Noch traute Draco sich nicht, etwas so derart Verpacktes anzurühren. Als er jedoch die Glasflaschen mit frischer Bauernmilch entdeckte, ließ er sie kurzerhand in ihren Korb schweben.
 

„Was tust du!“, herrschte Ron ihn fassungslos an und trat ihm fest auf den Fuß. Merlin sei Dank war es der rechte. Draco, sich sofort über seinen Fehler bewusst, verzog entschuldigend seine Miene.

„Vergessen“, zischte er leise. Er war ein Zauberer, um Merlins willen, da war es natürlich, dass er sich an ein getarntes Muggel-Dasein erst gewöhnen musste!

Im Kühlregal fanden sie auch Pappkartons mit Eiern und beide strahlten sich glücklich an.

„Eier“, jubelten sich gleichzeitig und bevor Draco etwas Falsches tun konnte wie zum Beispiel in einem Muggelsupermarkt leichtsinnig Magie anwenden, griff Ron nach einer Packung und legte sie behutsam in den Korb. Auch Bacon entdeckten sie, aber da es in diesem komischen Muggelmaterial eingepackt war, traute Draco der Sache nicht. Wehleidig blickte Ron die ganze Zeit zu seinem Bacon zurück, als Draco ihn hinter sich herzog.

„Wir kaufen nur das, was wir auch kennen. Diese durchsichtige Verpackung gefällt mir nicht! Ich traue nur Glas, Papier und Kartons!“

Geknickt schlurfte Ron Draco hinterher. Wie lange hatte er schon keinen Bacon mehr gehabt?! Und wie viele Würstchen es dort gab! Doch leider waren alle so eigenartig verpackt. Als Ron einen Kasten mit Netzen entdeckte, lief er aufgeregt dorthin. Das in den Netzen, waren das etwa...Kartoffeln? Freudig griff er nach einem Netz, doch Draco stoppte streng kopfschüttelnd seinen Arm.

„Dieses eigenartige Netz behagt mir nicht. Wahrscheinlich hat es die Kartoffeln schon längst verseucht!“

„Malfoy!“, jammerte Ron . „Es sind Kartoffeln! Wie lange hast du schon keine Kartoffeln gegessen?“, versuchte er ihn zu locken und Malfoy überlegte es sich nochmal. Weasley war schon beim Bacon so überaus enttäuscht gewesen.

„Na gut. Aber das Netz wird zu Hause sofort entfernt und entsorgt! Sofort!“

Überglücklich griff Ron nach den Kartoffeln.

„Ja, sofort.“ Dracos Stimmung erhellte sich. Auch wenn er Muggel hasste und ihren Sachen nicht traute, sie würden die nächsten Tage nicht verhungern müssen. Und Rons Essen würde besser schmecken als zuvor. Hier und da wunderte er sich über einige Sachen. Was es alles so gab! Eingerollten Hering in der Dose, Muschelsalat. Bei einigen Fischsorten war er sich nicht sicher, worum es sich hierbei handelte. Also fragte er Ron, der ihm dann erklären musste, dass Lachsfilet unzubereitet eine dunklere Farbe hatte als fertig serviert. Draco schämte sich manchmal über seine Unwissenheit, aber er musste vorher noch nie in seinem Leben Lebensmittel einkaufen. Er sah immer nur das Endprodukt.

Paar Regale weiter fiel ihm schließlich etwas ins Auge, das er kannte.

„Toastbrot“, rief er glücklich aus, doch leider war auch das Toastbrot seltsam verpackt und Draco befand sich in einem Dilemma. Er konnte im Moment nur noch an eine Scheibe Toast mit Butter, Eiern und Speck denken. Ron beäugte ihn abwartend und Draco war sich immer noch unsicher.

„Komm schon“, flüsterte Ron ihm zu und bestärkte Draco darin, das Brot zu holen.

„Gut, aber du fasst es an und zuhause wird das-", missbilligend deutete er auf den Plastikbeutel "sofort entsorgt!“

„Okay“, flötete Ron glücklich und ein wenig weiter kamen sie an eine Fleischtheke. Beide blieben fasziniert stehen und starrten die Würstchen fasziniert an. Als Draco sah, dass sie in Papier verpackt wurden, konnte er nicht mehr an sich halten. Mit Imperio wies er den Fleischer an, ihnen fünf Würste von den weißen und fünf von den roten einzupacken. Ron dachte, er befände sich im Schlaraffenland und wollte Draco am liebsten um den Hals fallen, so glücklich war er.
 

Doch je näher sie zur Kasse kamen, desto höher schlug ihm das Herz in der Brust. Er war aufgeregt. Was, wenn etwas schief gehen würde? Es lag alles in Dracos Hand! Trotzdem fiel ihm noch etwas ein. Er zupfte an Malfoys Mantelärmel und dieser wandte sich ihm zu.

„Schokolade“, hauchte er leise und fast schon beschämt. Draco warf kurz einen Blick auf ihren Einkaufskorb.

„Na schön. Aber höchstens zwei Tafeln!“ „In Ordnung!“ Überglücklich flitzte Ron zu den Regalen ganz am Anfang, aber dort konnte er sich nicht entscheiden. Er griff nach zwei Tafeln Schokolade, eine mit Nüssen und die andere mit Milchcreme. Und noch eine Packung Pecannuss-Cookies.

Zurück bei Malfoy liefen sie zusammen zur Kasse und auf Rons Stirn bildeten sich schon die ersten Schweißperlen. Sein Herz rutschte ihm glatt in die Hose. Er legte alles auf das Band, Malfoy stand nur daneben und schaute ihm zu, was ihn verärgerte. Aber als er dann an die Würste und die Schokolade dachte, war sein Ärger sofort wieder verraucht. Zu den unerlaubten Pecannuss-Cookies, die Draco nicht abgesegnet hatte, sagte dieser nichts sondern schenkte Ron nur einen kurzen tadelnden Blick, der entschuldigend grinsend erwidert wurde.

Aus den Augenwinkeln beobachtete Ron, wie Draco zusammenzuckte, immer wenn die Kassierern die Ware abscannte und ein Piepen ertönte. Eilig legte Ron wieder alles zurück in den Korb und durfte auch dabei vergeblich auf Malfoys Hilfe warten.
 

„16 Pfund 87“, verlangte die Kassiererin. Rons Herz blieb stehen. Sie hatten kein Geld! Der Plan würde schiefgehen! Angestrengt sah er auf seine Schuhe und hoffte, dass sie einfach gehen konnten.

„Vielen Dank für Ihren Einkauf, schönen Tag noch!“ Er sah aus den Augenwinkeln, wie Draco nur knapp nickte und danach Ron vor sich her zum Ausgang schob.

„Warte!“, protestierte er. „Wir können den Korb nicht mitnehmen!“ Sie hatten auch keine Tüte gekauft, deswegen mussten sie sich so beladen. Voll beladen traten sie aus dem Laden und Ron musste sich den ganzen Weg über anhören, wie sehr Malfoy die Sachen einfach vor sich herschweben lassen wollte und dass sie das nächste Mal auf keinen Fall die Tüte vergessen durften. Zuhause angekommen, dachten beide ihnen würden die Arme abfallen. Sie legten ihre Beute auf den Küchentisch und strahlten sich an.

„Heute gibt es Kartoffelpürree mit Würstchen, oder?“ hoffte Draco und Ron lächelte. „Mal sehen.“

„Was heißt hier mal sehen, Weasley? Dank meiner Skrupellosigkeit und Durchtriebenheit haben wir jetzt neues Essen. Da ist es wohl das Mindeste, dass ich das heutige Mahl bestimmen darf, nicht wahr?“ Er schenkte ihm sein übliches siegessicheres Grinsen.

Ron schien unglücklich bei der Erwähnung seiner Skrupellosigkeit. „Erinner mich bloß nicht daran. Das ist unehrenhaft verdientes Essen.“

„Gut, dann musst du es auch nicht essen. Geh los und stiehl es. Auf ehrenhafte Weise.“

Murrend wandte Ron sein Gesicht ab, er wusste dass es nicht anders ging. Und Draco jubilierte. „Kartoffelpüree mit Würstchen, es steht also fest!“ Es war zwar schon sieben Uhr und sie hatten schon gegessen, aber heute war eine Ausnahme. Ihre Beute musste mit einem Festessen gefeiert werden. Morgen zum Frühstück hätten sie schon frische Milch, Eier und Würstchen. Nicht zu vergessen Toast!

Das Kochen dauerte ungefähr eine Stunde, weil es Ron Mühe kostete, die Kartoffeln auf herkömmliche Muggelart zu schälen, da er schlichtweg keinen Schälzauber kannte. Hätte er doch damals seiner Mutter öfter beim Kochen zugesehen!
 

Doch als das Essen dann um acht Uhr fertig war, hatte Draco im Wohnzimmer schon den Fernseher angeschaltet und die Kekse bereit gelegt. Ron brachte das Essen und sie setzten sich auf die Couch. Ein warmes Feuer brannte im Holzofen.

Beim ersten Bissen schon schloss Draco genießerisch seine Augen und seufzte verzückt auf.

„Merlin, Weasley ist das gut.“ Bei dem Geschmack von Fleisch konnte er fast nicht an sich halten. Und Ron überkam das gleiche Gefühl. Es schmeckte nach Heimat, nach Hogwarts. Es war wundervoll. Und nach Dracos Lob schmeckte es gleich doppelt so gut. Nach dem Mahl lehnten sich beide zurück und strichen sich über die vollen Bäuche. Es war unglaublich, wie gutes Essen so zufrieden machen konnte. Ron erhob sich und brachte das Geschirr in die Küche. Aus der Küche rief er ins Wohnzimmer.

„Tee?“

„Du träumst wohl!“

Belustigt, weil Malfoy sich immer noch so anstellte, bereitete er sich köstlichen Earl Grey Tee mit einem Löffel Honig und zwei Schlücken Milch zu. Im Fernseher jagte die hübsche Buffy wieder ihre Dämonen und Draco war ganz gebannt davon. Als Ron sich jedoch wieder setzte und einen Schluck von seinem Tee nahm, beäugte Draco ihn von der Seite. Er wartete nur, bis Ron seine Tasse abstellte und griff sofort nach ihr.

„Hey! Du wolltest keinen Tee!“

„Oh doch, ich wollte nur nicht, dass du MIR einen zubereitest. Wenn du dir einen machst, ist das in Ordnung. Du wirst dich ja wohl nicht selbst vergiften!“

Nach diesen Worten nahm er einen Schluck und dachte, er wäre im Himmel. Ron grinste bei dem Anblick: Draco mit geschlossenen Augen, der von seiner Tasse trank. Er griff nach einem Cookie mit Pekannüssen und reichte ihn dem anderen. Dieser biss hinein und plötzlich funkelten seine Augen. So glücklich und zufrieden hatte Ron ihn wohl noch nie gesehen. Als Ron seine Tasse zurückhaben wollte, weigerte er sich jedoch und so musste Ron aufstehen und in der Küche neuen zubereiten.

Im Wohnzimmer genossen sie ihren Tee mit den Cookies und redeten über die heutige haarsträubende Aktion.

„Mir wäre fast das Herz in die Hose gerutscht“, beklagte Ron sich lachend.

„Oh ja, ich habe es gemerkt“, lachte Draco und musste an Rons ängstliches Gesicht zurück denken.

„Hattest du denn keine Angst?“

„Schon. Aber irgendwie auch nicht.“

„Wieso nicht?“

„Es waren Muggel, Weasel. Sie können nicht zaubern und sie können uns nichts anhaben. Wir sind eine höhere Rasse, sie sind uns unterlegen. Keine Bedrohung.“

Ron war alles andere als zufrieden mit der Antwort, doch er beließ es dabei. Sie zankten sich bei jeder Gelegenheit über diese Meinungsverschiedenheit und Ron war es allmählich müde, weil er Malfoys Meinung darüber wohl nie ändern würde. Außerdem war es Dracos Skrupellosigkeit zu verdanken, dass sie endlich ein ordentliches Mahl genießen konnten. Das wollte er mit ihren Zankereien nicht zerstören.

„Aber ich finde, wir müssen uns eine andere Methode ausdenken. Ich fühle mich unwohl dabei.“

Draco verrollte seine Augen.

„Was wenn ein Zauberer unsere Magie orten kann? Besonders so etwas wie einen Unverzeihlichen?“

Draco schien kurz nachzudenken, die Muggel waren ihm egal aber ihr sicheres Versteck hatte oberste Priorität..

„Wie wäre es wir belegen unsere Taschen das nächste Mal mit Ausdehnungszauber und stopfen sie dann mit Lebensmitteln voll?“

Draco schien die Idee zu gefallen. „Ja, aber das ist zu auffällig Weasley. Wenn wir mit leeren Händen hinausgehen, ist das zu durchschaubar. Außerdem kann man uns erwischen, wie wir die Sachen verschwinden lassen. Ich hab etwas Besseres, wie wäre es wenn wir das nächste Mal die Sachen einfach bezahlen?“

Sein Grinsen wurde heimtückisch und Ron runzelte verwirrt die Stirn. Bis Draco einen dünnen Stapel mit Scheinen aus seiner Hosentasche herauszog und diesen auf den Tisch legte. Ron klappte die Kinnlade herunter.
 

„Was...wie..?“, stammelte er verwundert und Draco ließ triumphierend seine Augenbrauen in die Höhe schnellen.

„Unterschätze nie die Vorzüge eines Slytherins“, sagte er arrogant und grinste.

„Nein, im Ernst, wann?“

Geheimnistuerisch beugte Malfoy sich zu ihm herüber und grinste ihn verschwörerisch an.

„Kannst du dich erinnern, als du die Schokolade holen gegangen bist?“

Rons Augen weiteten sich vor Erkenntnis und leise hauchte er.

„Nein, du hast doch nicht-“

„Oh doch, Weasley. Es war ganz einfach. Mit Accio musste ich nur einen Geldbeutel zu mir rufen, ihn entleeren und dann wieder zurück zu ihrem Besitzer schicken. Leichter geht’s gar nicht.“

Er zwinkerte Ron verschwörerisch zu, während dieser voller Grauen an die arme Frau oder den armen Mann denken musste, der an der Kasse stand und auf einmal nicht bezahlen konnte, weil sein Geldbeutel leer war. Doch Draco schien sich köstlich zu amüsieren.

„Ach, Weasley nimm es mit Humor. Außerdem musst du zugeben, dass ich genial bin. Das nächste Mal bezahlen wir ganz legal. Wie viel Muggelgeld ist das überhaupt?“

Entgegen seines Willens begann Ron jedoch zu zählen, er war trotz allem dennoch neugierig.

„45 Pfund“, teilte er mit.

„Und der Einkauf heute hat fast 17 Pfund gekostet. Also können wir das nächste Mal ohne schlechten Gewissens das Doppelte einkaufen. Du kriegst auch wieder deine Schokolade und wir holen uns Lachsfilet!“

„Warte“, warf Ron ein, weil ihm eine bessere Idee eingefallen war.

„Wir benutzen das Geld nicht.“ Draco sah ihn skeptisch an und verengte seine Augen.

„Wir fertigen Kopien davon an!“, verkündete Ron seine glorreiche Idee und Draco verstand.

„Wir nehmen einfach leeres Papier und verwandeln es in unsere Vorlagen.“

Beide überlegten kurz und dann schüttelte Draco seinen Kopf.

„Der Verwandlungszauber hält nicht lange an. Irgendwann würde sich das Papier wieder zurückverwandeln.“

Sie sahen sich an und mussten sich beide vorstellen, wie überrascht die rundliche Kassiererin wohl aus der Wäsche gucken musste, wenn ihre Kasse voll mit leerem Papier gefüllt war.

Dann prusteten sie laut los. Bis Draco einen neuen Einfall hatte.
 

„Nein, Weasley das ist gut! Aber wir machen es anders. Wir verwenden den Verdopplungszauber! Der verpufft auch irgendwann, aber die Scheine würden einfach verschwinden, also nichts was man uns nachweisen könnte.“

Ron sowie Draco waren begeistert von der Idee.

„Komm schon, Wealey gib es zu, dass es auch Vorteile hat mit einem Slytherin zusammen zu leben.“

Lachend schüttelte Ron seinen Kopf.

„Nichts gebe ich zu!“

Draco war insgeheim jedoch sehr stolz auf sich, denn zum ersten Mal hatte er das Gefühl, dass auch er mal etwas Nützliches beigetragen hatte. Obwohl er es niemals zugeben würde, war ihm doch bewusst, dass Weasley bisher die ganze Drecksarbeit machen musste. Doch heute hatte Draco endlich seinen Teil dazu beigesteuert. Das ausgelassene Lachen mit Weasley befreite ihn, doch war der heutige Tag etwas anstrengend gewesen und die Müdigkeit brach bald über sie beide herein.
 

„Wie geht es eigentlich deinem Fuß?“, fragte Ron in die friedliche Stille.

„Hm? Ach, dem geht es eigentlich ganz gut. Das lange Laufen war bisschen anstrengend. Aber ich glaube, er ist bald geheilt.“ Er gähnte erschöpft.

„Bald können wir auch meine Vorräte im Wald holen.“

„Mh-hm.“

Nach einer Weile flüsterte Ron leise. „Malfoy?“

„Hm?“

„Du schläfst ein.“

„Oh...ja“, verschlafen rieb er sich über die Augen und erhob sich.

„Ich geh ins Bett“, murmelte er leise und ihm Vorbeigehen streiften seine Finger Rons Schulter.

„Gute Nacht. Weasley.“

„Gute Nacht.“

Auch Ron war so müde, dass er sich nur noch auf der Couch ausstreckte, sich ordentlich zudeckte und sofort einschlief. Er kuschelte sich in sein Bett und das Letzte, was er wahrnahm, war Malfoys wohlriechender Duft an seiner Decke.



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