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Seelenkrank

von

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Das liegt wohl in der Familie

Fabi war aufgeregter als gewöhnlich, denn schließlich würde er ihn heute sehen. Der Junge hegte noch immer Zweifel, ob er wirklich auf Männer stand. Außerdem war es ja nicht nur dieser Umstand, denn es fiel ihm allgemein schwer mit dem Thema Sex umzugehen. Fabi würde seine Mutter zwar nicht als Prostituierte bezeichnen, aber das, was sie tat kam dem verdammt nahe. Und dann auch noch was mit einem Typen anfangen? Doch er erinnerte sich an den Abend zurück, an dem er mit Lukas diese Filme angeschaut. Verdammt, schon wenn er auch nur das Wort Porno dachte stieg ihm die Röte ins Gesicht. Wie schaffte es sein älterer Bruder nur so locker mit diesem Thema umzugehen? Er schien sich außerdem auch wenig Gedanken darüber zu machen, was andere davon hielten, dass er schwul ist. Fabi wünschte sich, er könnte das auch.

Nichts desto trotz, jetzt erst Mal den Abend abwarten. Der Jüngere hatte Lukas eingeweiht, denn schließlich musste er ja wissen, wen er alles einladen musste. Wobei Miyavi sicher so oder so zur Party erschienen wäre.

Dann kündigte sich ein weiteres Problemchen an. Fabi war noch nie der Typ für Mode oder Styling gewesen. Er besaß lediglich schwarze Hosen und schwarze oder graue Shirts. Aber war das auch passend für einen Kerl wie Miyavi? War der nicht eher extravagantes gewohnt? Der Junge verteilte das Haargel in den Händen und fuhr sich dann durch seine dunkelbraune Haarpracht. Anschließend warf er noch einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel. Naja, irgendwie ganz okay, dachte er bei sich.
 

Die ersten Gäste kamen bereits unter ihnen auch Tatsuro, Flos Exlover nach Kami. Fabi beschloss auch schon ein bisschen mit Trinken anzufangen, damit er etwas mutiger wurde. Ein paar Mädels waren auch da und Fabi erkannte Kim und plauderte ein bisschen mit ihr. Draußen auf dem Balkon lag Schnee, doch das hielt ihn nicht vom Rauchen ab. Lukas und Tatsuro begleiteten ihn.

„Tatsuro steht übrigens auch auf Männer, falls du dich noch nich für unseren Paradiesvogel entscheidest“, witzelte er, doch Fabi warf ihm nur einen bösen Blick

zu. Drinnen im Wohnzimmer ging es weiter heiter her. Es waren mittlerweile doppelt so viele Menschen wie vorher. Es klingelte erneut und galant bewegte sich Juka in Richtung Tür. Fabi beschloss sich noch ein Bier zu holen und dann irgendwo eine Sitzmöglichkeit finden. Er steuerte auf’s Sofa zu, da erstarrte er zur Salzsäule und war augenblicklich wieder stocknüchtern. Miyavi unterhielt sich mit Tatsuro und bevor es sich Fabi anders überlegen konnte, winkte ihn Tatsuro auch schon heran.

Er rutschte ein bisschen, sodass Fabi inmitten der beiden Männer platz fand. Na super, das konnte ja lustig werden. Er krallte sich an der Bierflasche fest und probierte Miyavi links neben sich zu ignorieren, doch das schien schier unmöglich.

Plötzlich legte Tatsuro seinen Arm um Fabis Schulter und er beugte sich ein bisschen zu dem Jüngeren herüber.

„Lukas hat erzählt, du versuchst gerade herauszufinden, ob du auf Männer stehst…sag Bescheid, wenn du dich entschieden hast.“

Fabi schluckte und verfluchte seinen Bruder. Auch Miyavi legte seinen Arm um Fabis Schulter. Was zur Hölle passierte hier gerade?

„Lass dich bloß nicht von Tatsuro verführen…der kann ein ganz schöner Aufreißer sein“, witzelte Miyavi. Fabi fühlte sich mit der Situation leicht überfordert und entschuldigte sich bei seinen Verehrern. Er zog seinen auch schon leicht angetrunkenen Bruder am Arm und schloss die Badezimmertür hinter ihnen.

„Lukas…verdammt, was soll ich machen? Ich bin völlig überfordert…hättest du deine Klappe nich einfach halten können?“

Fabis Bruder lachte nur.

„Fabischatz…ich wusste doch, dass du niemals von allein die Initiative ergreifst, deshalb hab ein bisschen nachgeholfen. Genieß einfach den Abend, check die Lage und lass dich überraschen.“

„Das sagst du so leicht…und wie soll das gehen, wenn die beiden mit mir wettflirten?“

„Lass dich drauf ein oder nich…versuche herauszufinden, wo deine Grenzen sind oder ob du es überhaupt willst.“

Fabi sog die Luft ein und seufzte tief.

„Na schön, aber weih mich das nächste Mal bitte ein.“

Wieder lachte der Ältere, schüttelte mit dem Kopf und mischte sich wieder unters Partyvolk. Auch Fabi nahm seinen Platz wieder ein und beschloss tatsächlich den Abend einfach zu genießen. Zum Rauchen wurde er dummerweise nur von Tatsuro begleitet, den er irgendwie auch mochte, aber nicht so sehr wie Miyavi.

„Also…du und Miyavi?“

Fabi fiel das Feuerzeug fast aus der Hand und etwas perplex schaute er seinen Gegenüber an. Doch dieser lächelte.

„Woher?...“

„Fabi, mir entgeht nicht wie du ihn anschaust und er hat vermutlich Recht…ich bin eher ein Aufreißer, toure mit der Band und da bleibt kaum Zeit für Affäre oder Beziehung.“

„Oh…okay…aber ich weiß nich mal, ob er mich auch mag…es is komisch.“

„Dann frag ihn…schätze du fehlst ihm schon…ich lass euch alleine.“

Fabi hatte gar nicht gemerkt, dass auch Miyavi den Balkon betreten hatte. Sein schwarzer Strickmantel reichte fast bis zum Boden und elegant schritt er zur Brüstung. Das Hemd mit den Rüschen am Kragen und dem Ärmelsaum schloss mit dem Bund seiner Hose ab. Seine Finger zierten mindestens sieben Ringe und die schwarzen langen Haare fielen ihm über die Schultern. Die Augen waren kunstvoll geschminkt mit Liedstrich und so. Fabi bezweifelte, dass er das bei sich geschweige denn bei anderen so hinbekam. Der Ohrring baumelte hin und her, wenn Miyavi seinen Kopf bewegte.

„Is dir nich kalt?“, fragte Fabi.

„Nein, ich mag den Winter und ich mag die Nacht…bissl kühl ist es schon, aber es geht.“

„Mir is der Sommer lieber…da isses warm und so. Rauchst du eigentlich?“

Miyavi verneinte diese Frage und Fabi kam sich irgendwie komisch vor.

„Darf ich dich etwas fragen?“

„Klar“, antwortete der Kleinere und irgendwie merkte er trotz der Kälte wie ihm auf einmal fast schon heiß wurde.

„Hattest du schon was mit einem Mann?“

„Ähm…nein…ich bin mir nich mal sicher, ob ich’s mag.“

„Möchtest du, dass ich es dir zeige?“

Himmel, ja bitte, dachte Fabi. Brachte jedoch keines der Worte über die Lippen. Plötzlich legte Miyavi seine Hand um Fabis Hüfte und trotz des Shirts spürte er die Hitze, die immer mehr in ihm aufstieg.

„Is dein schwarzer Lippenstift eigentlich wasserfest oder so?“

Miyavi entfuhr ein herzhafter Lacher.

„So lange dir nur das Sorgen bereitet, aber ja, ist er tatsächlich. Warum fragst du?“

Auf einmal schien Fabi die Hitze fast zu erdrücken. Ihre Gesichter waren sich jetzt so nahe, dass sie sich ohne Probleme küssen könnten, doch warum passierte nichts? Wartete Miyavi auf irgendein Zeichen? Eher unbewusst beugte sich Fabi noch ein Stück vor und ihre Lippen streiften sich, doch dieses Gefühl ließ ihn zurückfahren. Miyavi schaute seinen kleinen Verehrer liebevoll in die Augen und seine Finger glitten kaum merklich über Fabis Wange.

„Fabi, ich unterbreite dir ein Angebot…nur wenn du möchtest natürlich?“

Warum musste er sich auch noch so vornehm ausdrücken? Fabi kam sich vor wie der letzte Idiot.

„Und was wäre das für ein Angebot?“, krächzte er und schämte sich schon wieder. Miyavi ließ ihn nicht aus den Augen und sein Finger glitt weiter, an Fabis Hals entlang. Eine Gänsehaut überkam ihn.

„Wir können zusammen herausfinden, was du magst oder auch nicht magst. Ich helfe dir dir darüber klar zu werden, ob du dich auf einen Mann einlassen könntest oder nicht.“

„Aber warum solltest du das tun?“

„Weil ich auch mal in deiner Situation war und ich nicht möchte, dass du dich auf irgendeinen Vollidioten einlässt. Glaub mir, vor allem Männer können echte Arschlöcher sein. Du bist süß und zu schade um so unerfahren in die große weite Welt hinausgelassen zu werden.“

Jetzt kam sich Fabi erst recht bescheuert vor. War ja nicht so, dass er völlig unerfahren war. Naja, er hatte was mit einem Mädel gehabt. Der Sex war die reinste Katastrophe. Aber auch nur, weil er sich nie etwas getraut hatte. Und nun stand er diesem wundervollen Mann gegenüber, der ihn in eine Welt entführen wollte, die er nicht kannte. Er schluckte und zündete sich noch eine Zigarette an.

„Das heißt wir haben was miteinander…du probierst Dinge mit mir aus…und das war’s?“

Ein Lächeln huschte über das Gesicht des düsteren Japaners.

„So in etwa ja. Doch eine Sache wäre da noch, ich tue nichts, was du nicht willst. Ich werde keinesfalls plötzlich über dich herfallen, denn immerhin sollst du das mit uns genießen und keine Angst bekommen.“

Fabi nahm einen tiefen Zug und versuchte die Miene des anderen zu ergründen, doch wollte ihm das nicht gelingen.

„Schließt das auch…Sex mit ein?“

„Wenn du es möchtest. Aber lass uns klein anfangen, es gibt auch genügend andere Dinge um sich zu amüsieren.“

„Mhh…klar…dann haben wir wohl einen Deal…ähm Miyavi, das kommt jetzt vielleicht blöd oder so, aber kannst du in dieser Zeit vielleicht nur mich haben und nich zehn andere? Das würde es glaub einfacher machen.“

Und wieder kam Miyavi seinem kleinen Schützling sehr nahe. Er umfasste Fabis Gesicht mit seinen Händen.

„Damit kann ich leben…darf ich dich küssen?“

Und da kehrte diese Hitze zurück und das Herzrasen. Fabis Hände krallten sich an dem Geländer hinter sich fest. Er konnte nur nicken und das nächste was er spürte waren Miyavis Lippen auf seinen. In seinem Kopf legte sich augenblicklich ein Schalter um, denn nichts fühlte sich gerade besser an als dieser Kuss. Miyavis Zunge leckte über Fabis Lippen und er öffnete den Mund leicht. Und ein weiteres Mal wurde sein Körper von dieser Begierde ergriffen. Schweren Herzens ließ er von diesem wunderschönen Mann ab.

„Heilige scheiße…“, entfuhr es Fabi und er hätte sich am liebsten für diese Worte geohrfeigt. Was sollte Miyavi jetzt von ihm denken? Dass er leicht zu beeindrucken war?

„Na wenn dir das schon gefallen hat kann ich dir noch viel mehr zeigen…“

„Mhh…wie spät isses eigentlich? Nich, dass wir Silvester verpassen.“

Miyavi warf einen Blick auf sein Handy.

„Wir haben noch eine Stunde. Möchtest du noch was trinken?“

Oh ja, nichts lieber als das. Seinen Körper wieder unter Kontrolle bringen. Fabi mochte es zwar, wenn sein Verstand etwas benebelt war, doch so, dass er selbst noch die Kontrolle behielt. Allerdings war er sich nicht so sicher, ob er Miyavi standhalten konnte.

Er hielt Fabi sogar die Tür auf und brachte ihm ein Bier mit. Miyavi selbst trank nur Wasser.

„Magst du keinen Alkohol?“, fragte Fabi vorsichtig.

„Nein…ich hab es immer wieder versucht, aber das artet nur aus. Ab und an kiffen ist okay, aber sonst nichts.“

„Respekt…ich glaub ich trink viel zu gern…aber sollte wohl auch manchmal nich ganz so übertreiben.“

„Dein guter Vorsatz für nächstes Jahr?“, stichelte Miyavi und Fabi boxte ihn eher unbewusst gegen den Arm.

„Es macht mich wohl auch ein bisschen lockerer.“

Und schon wieder war er diesem gutaussehenden Mann gefährlich nahe. Dieses Mal nicht unbewusst legte Fabi seine Hand um Miyavis Hüfte und zog ihn zu sich. Ihm entging auch das lüsterne Glitzern in dessen Augen nicht.

„Jetzt wird aber jemand mutig…gut für mich schätze ich.“

„Küss mich…bitte“, flüsterte Fabi seinem Angebeteten zu. Dieser Lächelte.

„Nichts lieber als das.“

Und wieder schien Fabis Körper zu brennen, sodass er es kaum ertrug. Andererseits konnte er von Miyavis Lippen nicht genug bekommen. Wieder war er, der sich von dem Kuss löste. Unter dem Vorwand auf’s Klo zu müssen, suchte er den Raum nach seinem großen Bruder ab, doch dieser war unauffindbar. Und da auch von Juka jegliche Spur fehlte, konnte sich Fabi denken, was die beiden trieben. Ob er das mit Miyavi auch irgendwann könnte? Er schloss das Badezimmer hinter sich ab und versuchte sich runterzufahren. Bis vor einer paar Tagen hatte er noch nicht Mal in Erwägung gezogen, dass er auf Männer stehen könnte. Doch das erklärte vieles. Sein Desinteresse für hübsche Mädels. Es fühlte sich noch nicht Mal schlecht an, allerdings trieb es sein Puls in die Höhe, wenn er an Miyavi dachte. Verdammt. Konnte er sich nicht zusammenreißen? Eine gefühlte Ewigkeit stand er nur rum, ging kurz auf die Toilette und wusch sich die Hände.

Lukas und Juka waren wieder da. Schien ja schnell gegangen zu sein. Fabi beneidete die beiden ein wenig, weil sie so gelassen miteinander umgingen. Selbst, wenn sie sich mit anderen Leuten unterhielten, warfen sie sich immer wieder liebevolle Blicke zu oder Juka tätschelte Lukas im Vorbeigehen. Sie passten einfach perfekt zueinander. Fabi seufzte und kippte den letzten Schluck Bier hinunter, um sich ein neues zu holen. Da ergriff Lukas seine Hand und zog in mit auf den Balkon. Dieses Mal schien es viel kälter zu sein. Er hielt Fabi den Joint vors Gesicht und lächelte.

„Nich, dass du wieder rumheulst“, neckte er seinen kleinen Bruder.

„Blödmann…aber schön, wenn du an mich denkst.“

Lukas zündete den Joint an und nahm einen tiefen Zug. Fabi betrachtete den Älteren und wäre manchmal gern ein bisschen wie er. Er mochte seinen Klamottenstil, ein bisschen gewagt, weil Lukas gern zeigt, was er hat. In dem Fall seine Tattoos, die seinen gute gebauten Körper zierten und die Hälfte seiner Oberteile bestand aus Tanktops oder transparenten Shirts oder beides in einem. Außerdem war sich Lukas seiner charmanten Ausstrahlung zu hundert Prozent bewusst, dennoch gehörte er nur einem Mann. Er hielt Fabi den Joint hin.

„Was geht eigentlich bei dir und unserer Prinzessin?“

Fabi verschluckte sich am Rauch und musste husten, als ihm ein Lachen entfuhr.

„Prinzessin? Warum das denn?“, kicherte er noch immer und versuchte das Kratzen im Hals mit Bier zu lindern.

„Findest du nich? Manchmal hat Miyavi was von ner hübschen unnahbaren Prinzessin. Irgendwie süß.“

„Weiß er, dass du dich hinter seinem Rücken über ihn lustig machst?“

Lukas warf seinem Bruder ein leicht arrogantes Lächeln zu.

„Fabischatz…ich kenn deinen Lover schon ne ganze Weile…aber ich glaub er mag es echt nich so genannt zu werden…sag ihm das also ja nich.“

Fabi überkreuzte seine Finger und gab sein Ehrenwort. Auf einmal schlug es irgendwo zwölf Uhr. Mitternacht. Er prostete Lukas zu, doch dieser zog ihn in seine Arme.

„Frohes Neues Kleiner…“

„Danke, wünsch ich dir auch…“

Die beiden Jungs sahen sich noch eine Weile an und kehrten dann zu den anderen Gästen zurück. Fabi fand schnell, was er suchte und als sich ihre Blicke trafen, wurde in ihm sein ganz eigenes Feuerwerk entfacht.

„Auf ein aufregendes Jahr Süßer“, flüsterte Miyavi und Fabi würde am liebsten mit ihm irgendwohin verschwinden. Tatsächlich artete der Abend noch ein wenig aus, als Lukas mit dem Wodka kam. Fabi trank zwar, hatte jedoch irgendwann einen mächtigen Filmriss.

Um sich herum vernahm er Stimmen und leise Musik. Sein Kopf war auf etwas weichem gebettet und fühlte sich schwer an. Bei dem Versuch die Augen zu öffnen scheiterte er.

„Kann ich dich nur um einen Gefallen bitten?“

War das Lukas? Fabi erkannte es nicht genau, denn alles schien noch so vernebelt.

„Ich weiß was jetzt kommt Lukas, aber ich verspreche dir, dass ich ihn nicht verarschen werde. Ich mag ihn echt und wie gesagt, wenn er die Erfahrung machen möchte, will ich nicht, dass er das mit irgendwem tut.“

Diese Worte kamen aus dem Mund seiner wundervollen Prinzessin. Shit, Fabi biss sich heftig auf die Lippen, um nicht plötzlich loszulachen. So witzig war das doch nun wirklich nicht, aber er konnte sich beim besten Willen nicht mehr zusammenreißen. Etwas unbeholfen setzt er sich hin und musste noch immer kichern, doch dann verstummte er abrupt, denn erst jetzt stellte er fest, dass es Miyavis Schoß gewesen sein musste, in dem er gerade geschlafen hatte. Konnte es noch peinlicher kommen? Er spürte, dass sein Gesicht die Farbe einer Tomate annahm. Jetzt wollte er gern im Boden versinken. Drei Augenpaare sahen ihn fragend an.

„Bist du wieder von den Toten erwacht? Dann kann ich ja auch gehen.“

„Wie du gehst? Isses schon so spät?“

„Naja, fast fünf…wollte dich nur nicht aufwecken.“

In Fabis Magen zog sich alles zusammen. Also hatte er die letzten beiden Stunden verpennt? Dabei hätte er doch so gern noch Zeit mit Miyavi verbracht.

„Mhh…hab ich irgendwas Peinliches gemacht?“, fragte er schließlich.

„Nein Schatz, alles gut“, beantwortete Lukas seine Frage und Fabi war erleichtert. Insgeheim mochte er es mittlerweile, wenn sein großer Bruder ihm solche Namen gab. Nach einem kurzen Moment des Zögerns setzte er sich auf Miyavis Schoß, mit dem Gesicht zu ihm gewandt und hoffte damit keine Grenze zu überschreiten.

„Sehen wir uns morgen noch Mal?“

„Sehr gerne. Aber erst muss ich ein bisschen schlafen. Ich komm morgen einfach vorbei.“

Er hauchte Fabi einen letzten Kuss auf den Mund und verabschiedete sich von den anderen beiden. Elegant und schon fast majestätisch zog er sich seinen Mantel über und verschwand. Fabi ließ sich in die Sofakissen sinken und seufzte tief.

„Darf ich hier rauchen oder muss ich in die Kälte raus?“

„Du darfst auch hier rauchen…alles okay bei dir?“, fragte Juka.

„Glaub schon…nur glaub ich…naja ich denk ich bin voll verknallt.“

„Das is bei nem Kerl wie Miyavi nich ganz verwerflich. Ich würd ihn auch nich von der Bettkante stoßen“, erwiderte Lukas und Juka gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf.
 

Zwei Stunden zuvor.

Ich hatte Fabi ein bisschen im Auge behalten und mir war nicht entgangen, dass er sich Hals über Kopf in Miyavi verliebt hatte. Und nie hätte ich ihm dazu geraten, was mit ihm anzufangen, wenn ich mir nicht sicher wäre, dass Miyavi meinen kleinen Bruder sorgsam behandelte. Trotzdem würde ich später noch ein Wörtchen mit ihm wechseln.

Und da saßen wir nun. Fabi hatte es ein bisschen übertrieben und auch ich fühlte mich ziemlich betrunken, dennoch war ich nicht eingeschlafen. Mein Brüderchen lag mit dem Kopf in Miyavis Schoß und auch er schien diesen Moment zu genießen. Ich baute mir noch einen Joint und lehnte mich an Jukas Schulter.

„Miyavi…Fabi is verdammt schüchtern, wie du sicher schon bemerkt hast und ich will nich, dass er sich in irgendwas verrennt.“

„Das ist schon fast beleidigend mein Lieber, aber ich verstehe deine Sorge. Doch muss ich dir beichten, dass mir dein jüngerer Bruder schon beim letzten Mal positiv aufgefallen ist. Sein zartes bescheidenes Wesen, das er hinter seiner coolen Art zu verstecken versucht.“

Juka legte seine Hand auf mein Bein.

„Kommt dir das bekannt vor Luki? Liegt wohl in der Familie.“

Ich funkelte meinen Liebsten böse an und widmete mich wieder Miyavi zu.

„Fabi is sehr sensibel…und ich hab auch ein bisschen Schiss, weil er ja theoretisch übermorgen zurück muss, zwecks Schule und so…hast du das bedacht?“

Mein Freund lächelte mich an.

„Glaubst du ich würde ihm ein solches Angebot machen wenn ich das nicht schon geplant hätte. Mein Laden kann ich auch eine Weile an meine Kollegin übergeben und ich hab in Deutschland noch ein paar Dinge zu erledigen. Ich werde mit Fabi fliegen und aufpassen, dass er auch ja zur Schule geht.“

„Meinst du er lässt sich drauf ein? Immerhin geht es hier um Sex und schon allein bei dem Wort läuft er knallrot an.“

„Wird sich zeigen. Ich hab ihm gesagt, dass ich nichts tun werde, was er nicht will.“

„Kann ich dich nur um einen Gefallen bitten?“

„Ich weiß was jetzt kommt Lukas, aber ich verspreche dir, dass ich ihn nicht verarschen werde. Ich mag ihn echt und wie gesagt, wenn er die Erfahrung machen möchte, will ich nicht, dass er das mit irgendwem tut.“

Auf einmal regte sich Fabi in Miyavis Schoß und fing an zu lachen, einfach so.

„Bist du wieder von den Toten erwacht? Dann kann ich ja auch gehen“, fragte unsere Prinzessin dann.

„Wie du gehst? Isses schon so spät?“

„Naja, fast drei…wollte dich nur nicht aufwecken.“

Die Enttäuschung war ihm regelrecht anzusehen. Mein armer kleiner Bruder. Vielleicht hatte er sich ja tatsächlich mehr von diesem Abend versprochen.

„Mhh…hab ich irgendwas Peinliches gemacht?“

„Nein Schatz, alles gut“, antwortete ich ihm und das schien ihn sehr zu beruhigen. Ich war etwas überrascht, als sich Fabi auf Miyavis Schoß schwang und warf Juka ein erfreutes Lächeln zu.

„Sehen wir uns morgen noch Mal?“

„Sehr gerne. Aber erst muss ich ein bisschen schlafen. Ich komm morgen einfach vorbei.“

Die beiden Turteltäubschen küssten sich noch einmal und dann erhob sich Miyavi.

„Darf ich hier rauchen oder muss ich in die Kälte raus?“, fragte Fabi dann.

„Du darfst auch hier rauchen…alles okay bei dir?“, fragte Juka.

„Glaub schon…nur glaub ich…naja ich denk ich bin voll verknallt.“

„Das is bei nem Kerl wie Miyavi nich ganz verwerflich. Ich würd ihn auch nich von der Bettkante stoßen“, erwiderte ich und Juka gab mir einen Klaps auf den Hinterkopf.

„Aber ich hoff ich vermassel es nich…weil ganz ehrlich, was will son Typ wie Miyavi mit einem wie mir?“

„Süßer, er wird schon wissen, was er tut.“

Ich schickte Fabi dann ins Bett, weil er für den nächsten Tag gewappnet sein sollte. Irgendwie fand ich das alles sehr aufregend.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier ein bisschen was von Lukas kleinem Bruder, hab irgendwie gefallen daran gefunden, dass er ein bisschen in Lukas Fußstapfen tritt und naja, warum dann auch nicht was mit einem Mann anfangen? ;) Allerdings ist Fabi da nicht ganz so cool und selbstsicher Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Spitzbube67
2018-05-14T02:07:07+00:00 14.05.2018 04:07
Geschafft!!
Moin erstmal.
Eine super coole Story mit allen Höhen und Tiefen.
Richtig gut Geschrieben und viel Emotionen.
Bin gespannt wie es weitergeht.

Mfg
Spitzbube67
Antwort von:  MarryDeLioncourt
14.05.2018 17:37
Cool vielen Dank 😊. Ja das nächste Kapitel lässt hoffe ich nicht zu lange auf dich warten.
Freut mich, wenn es dir gefällt.

LG Marry


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