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O(h) und A(h) Romanze

von

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Folge 3 (Rivalinnen)

Was sollte das heißen, die Damen schwärmten für sie? Wie lächerlich! Als wüsste man nicht, dass sie eine Frau war!

„Du bist sehr geschwätzig, André!“ Oscar gab ihrem Schimmel die Sporen und ritt an.
 

André folgte ihr selbstverständlich auf seinem Braunen nach. Natürlich bezweifelte er, dass Oscar solchen Gerüchten einen Glauben schenken würde, aber es machte ihm Spaß sie zu necken und sie manchmal damit aufzuziehen. Oscar warf ihm einen Blick von der Seite zu, als er sie einholte und konnte nicht verhindern an seine Worte zu denken. Ja, man könnte glauben, dass die Damen für sie schwärmten und das war nicht zu überhören, wenn sie hinter hervor gehaltenen Fächern über sie tuschelten, sobald sie in ihrer weißen Uniform und in ihrer stolzen Erscheinung durch die glanzvollen Säle von Versailles lief. Aber André musste doch wissen, dass sie solchem Getuschel keine Beachtung schenkte! Als Kapitän der königlichen Garde war ihre Pflicht doch die Kronprinzessin und ihren Gemahl zu schützen! Ihre Aufgabe nahm sie stets ernst und als sie mit André in Versailles ankam, hatte sie sogar nicht davor gescheut die Einladung von Ihrer Hoheit abzulehnen, als diese sie in ihren Salon einladen wollte!
 

André wunderte sich über Oscars Verhalten gegenüber Marie Antoinette sehr. „Sag mal, wieso hast du die Einladung von Marie Antoinette ausgeschlagen? Von ihr in den Salon eingeladen zu werden bedeutet, dass deine Zukunft gesichert wäre.“ Das verstand er wirklich nicht so recht. Soweit er mitbekommen hatte, bemühten sich viele Höflinge die Gunst der Kronprinzessin zu gewinnen, bis auf den unnahbaren Kapitän des königlichen Garderegiments.
 

Oscar blieb unvermittelt stehen, zog ihre Augenbrauen missmutig zusammen und giftete ihn an: „André, du hast anscheinend die gleichen Gedanken wie diese verkommenen Adligen, was? Wenn du nicht der Enkel meiner geliebten alten Kinderfrau wärst, würdest du was erleben!“
 

„Ist ja gut...“ André entschuldigte sich, er wollte ja nicht, dass sie seinetwegen aus der Haut fuhr. „Ich habe das nicht so gemeint.“
 

„Dann sage so etwas nie wieder!“ Oscar glaubte ihm und dämpfte ihren Ärger. Im Grunde genommen war er nur geblendet von dem ganzen Überfluss an Pomp des Versailles und Höflingen – auch wenn er selbst nur als Diener an ihrer Seite auftrat und selber nichts davon hatte. Oscar kehrte ihm den Rücken und wollte ihren Weg fortsetzen, als sie plötzlich auf dem glatt polierten Fließboden ausrutschte und überrascht nach hinten kippte. André fing sie systematisch auf und hielt sie fest in seinen Armen. „Alles in Ordnung?“
 

„Ja...“ Oscar richtete sich mit seiner Hilfe wieder auf, ordnete ihre Uniform und sah sich kurz um. Zum Glück war hier niemand zu sehen! Sonst müsste sie sich später dann anhören, wie sie gestolpert und in die Arme ihres Gardisten gefallen war! Diese Aristokraten und intriganten Höflinge suchten doch ständig nach neuer Nahrung und würden sich sonst was noch dabei ausdenken, um erstbesten Klatsch von sich zu geben! Sogar so eine Nichtigkeit wie ein gestolperter Kapitän wäre bei ihnen nicht auszuschließen! Nicht dass Oscar das von Belang wäre, aber da würde ganz bestimmt auch André darin verwickelt werden und das wollte sie am aller wenigsten. Sie schaute kurz zu ihm hinüber. „Ich danke dir.“
 

„Keine Ursache...“, formten seine Lippen, aber seine geweiteten Augen und die rote Farbe an den Wangenknochen verrieten etwas anderes, was Oscar nicht definieren konnte. Dennoch breitete sich eine ungewöhnliche Wärme in ihr aus und ließ ihr Herz schneller schlagen, was sie aber gekonnt auf der Stelle ignorierte.
 

„Lass uns weiter gehen, André.“ Sie setzte sogleich ihre Füße in Bewegung, streifte unbewusst mit ihrem Handrücken an seinem Arm und marschierte ihm vor. Das prickelnde Gefühl in ihr verstärkte sich und sie steuerte auf den Balkon zu, um frischen Luft zu schnappen. Ihr kam es so vor, als wäre sie um die Wette gerannt und jetzt total aus der Puste! Sie schollt sich selbst und versuchte sich selbst zur Ordnung zu bringen. Was auch immer das war, das musste so schnell wie möglich wieder verschwinden! Auf dem breiten Balkon lehnte sie sich an der Brüstung vornüber auf ihre Arme und saugte die sommerliche Abendluft in ihren Lungen ein. Sie hörte leise Schritte hinter sich und die ihr vertraute Stimme. „Oscar?“
 

„Mir geht es gut!“, log sie in ihrer Not. „Die Speichellecker sind in heller Aufregung – sie wissen nicht, auf welche Seite sie sich schlagen müssen, um den größten Vorteil daraus zu ziehen.“ Oscar verlor trotz ihren Gefühlen ihren kühlen Kopf nicht und versuchte sich mit einem anderen Thema abzulenken. Das Thema, das gerade in ganz Versailles, Paris und Frankreich beschäftigte: Nämlich den Zwist zwischen der Dauphine und der Mätresse des Königs. Marie Antoinette richtete an die Dubarry kein Wort und viele Intriganten schlossen daraufhin die Wetten ab.
 

André spürte, dass in Oscar etwas anderes vorging als sie es zugab und das bescherte ihm selbst ein eigenartiges Gefühl und der Wille, sie in seinen Armen halten zu dürfen wuchs – so ähnlich, wie er das vor kurzem getan hatte... Aber das würde sie bestimmt nicht wollen und so stimmte er in das eingeschlagene Thema von ihr ein. Er lehnte sich mit dem Arm an den großen Türrahmen und belächelte sie. „Auf welcher Seite wirst du stehen? Das ist zumindest das, was die Damen interessiert.“
 

Schon wieder musste Oscar unwillkürlich an seine Äußerung von heute früh denken. „Ich stehe auf keiner Seite. Ich warte ab! Ich bin schon sehr gespannt darauf, welches Schauspiel uns die beiden Damen bieten werden.“ Sie versuchte dies in einem möglichst gehässigen Ton zu sagen, aber das misslang ihr irgendwie.
 

Die Sonne verschwand immer mehr hinter dem Horizont und verlieh ihr zum Überdruss eine zauberhafte Atmosphäre. Ihr Rücken überlief ein gar nicht so unangenehmer Schauer, als sie spürte dass sich jemand genau hinter ihr befand. Nein, nicht jemand – das konnte nur André sein! Sie drehte sich um und sah ihm direkt ins Gesicht. „Oscar...“, sagte er in einem Ton, den sie von ihm nicht kannte. Was hatte er vor?
 

„Was ist André?“ Oscar musste hart schlucken, um ihrer Stimme den gewohnten Klang zu verleihen.
 

André bewegte sich nicht und verursachte mit seinem so intensiven, eindringlichen Blick ein Gefühlschaos in ihr. Auch seine eigene Gefühle brachen in ihm durcheinander und er fühlte sich in dem Meerblau ihrer Augen wie ein sinkendes Schiff. „Oscar...“, hauchte er wiederholt und wagte sich nicht vom Fleck zu rühren. Nein, er dürfte sie nicht küssen – auch wenn ihm gerade danach war! Der Moment blieb für alle beide still stehen, die Sekunden verwandelten sich in Stunden und als es kaum zu ertragen war, brachte André sein Satz doch noch zu Ende: „Ich werde dir immer folgen...“ Das war ein falscher Satz, aber ihm fiel nichts anderes ein. Er hätte ihr am liebsten drei andere Worte gesagt, die in ihm gerade durch den Kopf einhergingen, aber dafür war weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt...
 

„Das weiß ich...“ Oscar spürte auf einmal bedauern in sich aufsteigen und verstand das nicht. Das war so, als hätte sie etwas ganz anderes erwartet! Aber nur was?
 

Die Antwort darauf erhielt sie nicht, aber dafür nahm André ihre Hand und hielt in den seinen umschlossen. Und als wäre das nicht schon genug, überzog dabei eine feine Röte ihre Wangen. Was auch immer dieses warme Gefühl in ihr bedeuten mochte, wusste sie jedoch in diesem Augenblick mit Sicherheit, dass sie auf André immer zählen würde können und dafür war sie ihm unendlich dankbar. Alles andere würde schon mit der Zeit kommen und dann würde sie hoffentlich die Antwort erhalten, die sie gerade nicht finden konnte...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  dana140
2019-07-08T02:56:44+00:00 08.07.2019 04:56
hola
no me cansare de decir que son unas bellas historias .. la verdad es que realmente te ponen a dudar .. es decir ellos crecieron juntos normal que se dieran ese tipo de momentos tiernos
Antwort von:  Saph_ira
11.07.2019 14:38
Hello dear dana and thank you very much for your kind comments. I agree with you, Oscar and André grew up together, but sometimes such a strong friendship can turn into love
Von:  chrizzly
2018-03-12T14:00:13+00:00 12.03.2018 15:00
Na wieder schick geworden. Ich mag dein detailiertes schreiben sehr. Ich kann mir alles bildhaft vorstellen. Freu mich schon auf das nächste Kapitel. Liebste grüße.
Antwort von:  Saph_ira
12.03.2018 18:52
Vielen lieben Dank für deine Worte. Freut mich sehr, dass es dir gefallen hat. Liebste Grüße zurück. :-) :-*


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