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O(h) und A(h) Romanze

von

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Folge 11 (Die Königin von Frankreich)

Beförderung? Welch eine Ehre! Das war das erste Anliegen der frischgewordenen Königin an seine Majestät. Oscar zum Kommandanten des königlichen Garderegiments zu befördern! Aber Oscar selbst schien über ihre Beförderung nicht sonderlich begeistert zu sein – sie nahm das nur als ihre Pflicht an. Nun zog sie ihre weiße Uniformjacke des Kapitäns aus, legte sie über die Lehne eines Stuhls und schaute kurz die Neue an, bevor sie sie anzog.
 

Die rote Uniform stand ihr genauso gut, wie die Weiße – das fand zumindest André, als Oscar in ihrer neuen Uniform aus dem Umkleidezimmer kam. Sogar seine Großmutter war davon hingerissen, wie schön Oscar darin aussah und André gab ihr insgeheim recht. Wenn sie auch noch lächeln würde... Wenigstens ein kleines Lächeln, ein Schmunzeln und dann wäre ihre äußerliche Erscheinung noch besser! Aber nein... Oscar blieb wie immer ernst und verhärmt. Als wäre das schon nicht genug, schickte sie die Kutsche mit Präsenzen, die Marie Antoinette ihr zu Beförderung geschickt hatte, zurück! Warum nur?
 

„Das ist das beste für ihre Majestät.“, folgte Oscars Begründung: „Marie Antoinette ist sehr offen mit ihren Gefühlen. Sie zeigt ihre Zuneigung gegenüber ihren Günstlingen ohne geringsten Versuch sie zu verbergen. Aber all das Geld, das die Königin ausgibt, stammt von den Steuern der einfachen Menschen und ich habe große Angst um Marie Antoinetts Glaubwürdigkeit. Ich frage mich die ganze Zeit, wie das einfache Volk über die Königin denkt.“
 

Ach, deswegen... „Ich glaube, du übertreibst jetzt etwas. Was ist los mit dir?“, versuchte André seine Freundin etwas aufzumuntern. „Das Volk liebt seinen König und es liebt Marie Antoinette.“
 

Sein Aufmunterungsversuch ging jedoch daneben. Oscar zeigte noch immer kein Lächeln. „Hoffentlich hast du Recht mit deiner Einschätzung, André.“, meinte sie dagegen nachdenklich.
 

Nun gut, vielleicht hatte Oscar das, was Marie Antoinette betraf, gar nicht so unrecht. In Versailles nämlich entstanden leise Gerüchte, dass die neue Königin ziemlich oft dem jungen Grafen Hans Axel von Fersen aus Schweden, Aufmerksamkeit schenkt, anstelle ihren eigenen Landsleuten Audienzen zu geben. So war André nicht überrascht, als Oscar in wenigen Tagen den Grafen aufsuchte und ihn darum bat, Frankreich zu verlassen. „Es ist alles zum Besten der Königin und auch zum Besten Frankreichs. Bitte vergebt mir Graf von Fersen.“, dachte sie bei sich, während sie in der Kutsche zusammen mit André Richtung des Anwesens de Jarjayes fuhren.
 

André saß neben ihr und beobachtete sie. So konnte es nicht weiter gehen, wann würde sie ein Lächeln zeigen! Er seufzte schwer. „Es wird alles gut, Oscar.“
 

Oscar antwortete natürlich nichts darauf und schien so versunken in ihren Gedanken zu sein, dass sie ihm womöglich gar nicht zugehört hatte. Auch zeigte sie keine Regung, als er ihr seine Hand tröstend auf den Arm legte und auch sogleich entfernte. Aber sie merkte alles... sie erinnerte sich deutlicher daran, als sie Stunden später in ihrem Zimmer wütend gegen eine Wand mit ihren Fäusten donnerte! „Zum Teufel! Warum nur sind solche Sachen immer noch erlaubt?! Diese verdammten, feigen Aristokraten! Verflucht sei der Herzog!“, knurrte sie außer sich. Nichts war mehr gut! Da konnte André sagen was er wollte, aber das, was sie gerade erlebt hatte, ging gegen jede Moral und Menschlichkeit! Ein Herzog, der so mächtig war, dass nicht einmal der König ihm etwas anhaben konnte, hatte einfach so auf der Straße einen Jungen erschossen – nur weil dieser aus Hunger etwas Geld gestohlen hatte! Wo war denn Andrés „Es wird alles gut, Oscar“?
 

Oscar warf einen eisigen Blick auf ihren Freund, der mit entsetzten Gesichtszügen hinter ihr stand und nicht fähig war etwas zu machen oder zu sagen. „Sag schon etwas!“, verlangte sie beinahe schroff. Er antwortete nicht. Auf einmal war er nicht mehr so gesprächig wie zuvor in der Kutsche, als er sie davon abgehalten hatte, den Herzog zu verfolgen und ihn zu Rechenschaft zu ziehen! Das machte Oscar rasender. Sie wollte von André jetzt gerade etwas hören und donnerte mit ihrer Faust gegen seinen Brustkorb. „Warum sagst du nichts mehr?!“
 

André erwachte aus seiner Starre. Sein Brustkorb schmerzte leicht und Oscars Faust druckte noch immer dagegen. „Was soll ich sagen?“, brachte er mit belegter Stimme hervor. „Was willst du denn hören?“
 

„Irgendetwas!“, forderte sie von ihm und da umfasste er sachte ihren Handgelenk mit seinen Fingern. Oscar stockte. Warum behandelte er sie ständig so behutsam, als wäre sie aus Glas?! Sie forderte ihn gerade unterschwellig auf ein Duell heraus – ob mit Degen oder Pistole war ihr gleich, aber stattdessen versuchte er sie trösten!
 

André ahnte wieder ihren nahenden Ausbruch und verstärkte seinen Griff. „Es tut mir leid Oscar, aber der Herzog ist nun mal der mächtigste Mann im ganzen Land und du kannst nichts mehr tun...“
 

„Doch!“ Irgendwie erleichterte es sie, dass er doch noch etwas sagte. „Ich weiß zwar nicht wie, aber ich werde etwas gegen ihn unternehmen! So ein Vergehen darf nicht ungestraft bleiben!“
 

Oscar suchte nach Gerechtigkeit, begriff André und machte sich um sie noch mehr Sorgen. Denn wenn Oscar sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, würde sie es auch durchziehen und er wollte nicht, dass sie in Schwierigkeiten gerät. „Du hast Recht Oscar und ich werde dir helfen.“ Was hätte er denn sagen sollen? Er hatte ja praktisch keine andere Wahl, außer ihrem Vorhaben zuzustimmen – jegliche Widersprüche oder Umstimmungsversuche hätte sie sowieso abgelehnt und noch mehr in Rage getrieben! Aber er wollte doch, dass sie sich beruhigte und seine Aussage schien zu helfen. Er spürte, dass Oscars Muskeln sich entspannten und sah, wie ihre Faust an seinem Brustkorb sich lockerte. „Danke, André.“, murmelte sie und ein kaum merkliches Lächeln huschte über ihren Mundwinkeln. Er hatte es geschafft! Er hatte ihr gerade ein Lächeln entlockt! „Du kannst immer auf mich zählen, Oscar.“, versicherte er ihr und bekam von ihr ein kaum hörbares: „Das weiß ich gut zu schätzen, André...“, bevor sie sich unverhofft an ihn lehnte. Das überraschte sie beide, aber in diesem Moment war es als Danke gemeint und André verstand es. Er legte tröstend seine Arme um Oscar und beide verharrten einen kurzen Augenblick in dieser angenehmen und beruhigenden Umarmung.



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