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O(h) und A(h) Romanze

von

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Folge 30 (Ein Heiratsantrag)

Oscar stand an der Tür zu dem Waffenlager und konnte kaum glauben, was sie da sah: André lag zusammengeschlagen am Boden, Tränen flossen ihm die Wangen herab und er flüsterte ganz verbittert: „Oscar, du darfst nicht heiraten... bitte tue das nicht... tue mir das nicht an, Oscar...“
 

Oscar schluckte hart. Die Söldner haben ihn so zugerichtet, weil sie dachten, er sei ein Spion der Adligen. Aber das war doch völlig absurd! Und von wo wusste André überhaupt, dass sie heiraten sollte? Sie hatte ja selbst erst gestern davon erfahren, nachdem Graf de Girodel sie auf dem Anwesen ihrer Eltern besucht hatte. Sie konnte selbst noch nicht richtig daran glauben und ausgerechnet Girodel, der lange Zeit ihr untergebener war? Sogar ihr Vater hatte zugestimmt, hatte sie von ihrem einstigen Kindermädchen erfahren und war noch immer davon entsetzt.
 

Oscar hörte nicht zu, was Alain sagte, als er das Waffenlager verließ und sie mit André alleine ließ. Sie ging zu ihm und hockte sich vor ihm. Was sollte sie jetzt tun? Sie wusste genau, weshalb André nicht wollte, dass sie heiratete. Er liebte sie aus tiefstem Herzen – das hatte er ihr in jener Nacht gestanden, als er fast über sie hergefallen war... Oscars Brustkorb zog sich bei der Erinnerung schmerzlich zusammen. Aber noch mehr schmerzte ihr das Herz, ihn in diesem Zustand anzusehen. Er musste sich unbedingt von einem Arzt untersuchen lassen! Sie hob ihre Hand und berührte ihn zaghaft am Rücken. „André... Hörst du mich?“
 

„Oscar...“, ertönte es in einem qualvollen Stöhnen von ihm und seine Gliedmaßen bewegten sich. André versuchte sich hochzurappeln, dabei unterdrückte er ein schmerzvollen Zischen. Oscar durfte ihn in diesem elenden Zustand nicht sehen! Vor allem durfte sie nicht bemerken, dass sein seelischer Schmerz noch schlimmer war, als der Körperliche.
 

Oscar bekam Gewissensbisse. Dass er sich ihretwegen so quälte, wollte sie auf gar kein Fall. Nun war es aber geschehen und sie musste sich unbedingt etwas einfallen lassen. Denn es konnte nicht mehr so weiter gehen. Jedoch, als erstes würde sie ihn nach Hause schicken und dann sehen, wie es weiter mit ihm gehen würde. „Ich beurlaube dich für ein paar Tage, du siehst nicht gut aus.“
 

Langsam saß André auf und als er zu ihr aufsah, tat er ihr noch mehr leid. „Oscar...“, murmelte er, als hätte er sie erst jetzt bemerkt. In Wahrheit hatte er ihre Anwesenheit schon lange bemerkt. Noch bevor Alain gegangen war, hatte er ihre Nähe gespürt. Nun saß sie hier neben ihm und sah ihn mit ihren wunderschönen blauen Augen an. Ihre Hand ruhte jetzt auf seinem Schulter und es zerriss ihm das Herz, dass er sie schon bald verliert. Wenn sie heiratet, würde er sie nie wiedersehen und das war das Schlimmste. „Oscar, sag bitte, dass es nicht wahr ist...“, beendete er seinen Satz und schaute ihr so tief und traurig in die Augen, als würde es jetzt nur von ihrer Antwort abhängen, ob er weiter lebte oder nicht.
 

Dass André ihre Heirat meinte, verstand Oscar auch ohne weiteren Worte. „Das ist nicht wahr, André, mach dir keine Sorgen.“, versuchte sie ihn zu beruhigen und auch sich selbst dabei einzureden, dass es zu dieser Heirat niemals kommen würde. „Ich rede mit meinem Vater und er wird sicher diesen Heiratsantrag ablehnen.“ Ob der General wirklich auf ihre Bitte hören würde, war für Oscar in diesem Moment nicht von Bedeutung. Jetzt war für sie nur wichtig, dass André besser ging. „Komm, ich helfe dir beim Aufstehen.“ Sie versuchte mit ihm aufzustehen, aber er wollte nicht. Stattdessen lehnte er sich an sie und Oscar war für einen Wimpernschlag überrascht. Sie hätte ihn vielleicht von sich geschoben, wenn er nicht so stark verletzt wäre. „Das ist schön.“, sagte er. Ob er die Anlehnung oder ihre Worte meinte, konnte Oscar nicht deuten. Vielleicht von beidem etwas. Auf jeden Fall fühlte sie sich besser und es zerstreute ihr die Gewissensbisse. Sachte und ein wenig zögerlich legte sie ihre Arme um ihn. „Es wird alles gut, André, das verspreche ich dir.“
 

André glaubte ihr, legte seine Arme um ihre Mitte und genoss diesen Moment. In Oscar brach derweilen ihre Gefühlswelt zusammen. Sie fühlte sich ihm miserabel gegenüber und gleichzeitig aber, ihn in ihren Armen zu halten und seinen Körper an sich zu spüren, bescherte ihr ein warmes Gefühl nach Zuneigung. Nein, sie würde nicht heiraten, schon alleine wegen André nicht! Er war ihr so wichtig, dass sie auf ihn niemals verzichten würde können. Sie waren doch Freunde seit Kindesbeinen an und hatten schon einiges erlebt. Schon alleine deswegen würde sie ihr Versprechen halten und alles daran setzen, um ihn nicht zu verlieren. Etwas in ihrem Herzen besagte ihr, dass da etwas mehr war, als die langjährige Freundschaft zwischen ihnen, aber das würde sie später herausfinden. Ja, später, wenn sie mit ihrem Vater gesprochen hatte und der Heiratsantrag mit dem Grafen de Girodel abgelehnt sein würde. Bei der Gedanke, André wieder glücklich zu sehen, bildete sich bei ihr selbst ein Lächeln auf die Lippen und es wurde ihr ganz warm ums Herz.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: GLaDo
2018-05-22T18:40:27+00:00 22.05.2018 20:40
Als ich das Kapitel gelesen habe, musste ich fast weinen so traurig war das als sie André half sich aufzurichten.
Antwort von:  Saph_ira
22.05.2018 20:47
Dankeschön. Ja, das fand ich auch traurig als ich es geschrieben habe. Es hat zwar nicht richtig geklappt, sie beide in diesem Kapitel zusammenzubringen, aber wenigstens wurde Oscar ihren Gefühlen zu André mehr bewusster.


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