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O(h) und A(h) Romanze

von

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Folge 33 (Wir sind das Volk)

Es schneite schon seit Tagen und André kämpfte sich durch die weißen Berge bis zum Hauptgebäude des Anwesens, nachdem er sein Pferd im Stall abgesattelt und versorgt hatte. Sobald der Schnee aufhört, würde er und andere Bedienstete den ganzen Hof und alle Wege wieder frei machen müssen. Als würde das etwas bringen...

Wenn es wieder schneien würde, dann würde wieder alles mit einer weißen Decke bedeckt sein.

André seufzte und klopfte seine Stiefel und den Mantel vor dem Hauseingang ab. Dann empfing ihn wollige Wärme und ein vertrauter Geruch nach backendem Brot aus der Küche. Also bereitete seine Großmutter wieder etwas Leckeres vor zum Abendbrot. Den Wunsch, hinzugehen und nachzuschauen, verdrängte er auf der Stelle und nahm die Treppe, die zu der oberen Etage führte. Er musste Oscar etwas mitteilen und das duldete keinen Aufschub. Im Gang hörte er schon die leise und sanfte Melodie von ihrem Klavier. Er wollte sie beim Klavierspiel nicht unterbrechen und so betrat er, ohne anzuklopfen ihren Salon.
 

Oscar aber schien ihn trotz Musik gehört zu haben und brach ab, kaum er an das Klavier ankam und vor ihr stehen blieb. Sie stand auf, um mit ihm auf gleicher Augenhöhe zu sein, wobei sie noch immer einen Kopf kleiner war als er. „Erzähl schon, wie war es bei Bernard?“, wollte sie wissen und ihre himmelblauen Augen glänzten erwartungsvoll.
 

„Die Versammlung mit allen drei Ständen wurde bestätigt. Im Mai wird das Parlament eröffnet“, sagte er und es stach ihm schmerzlich im Brustkorb, je länger er in ihre bezaubernden Augen schaute. Wie gerne hätte er sie geküsst und ihr all seine Liebe geschenkt, die er für sie schon seit Jahren trug...
 

Oscar merkte den schmerzlichen Ausdruck in seinen Augen und senkte ihren Blick, um ihn und sich selbst nicht zu quälen. „Das ist gut, dass auch der dritte Stand miteinbezogen wird.“ Obwohl ihr selbst schmerzlich an der Seele war, blieb sie sachlich.
 

„Der König muss in große Bedrängnis geraten sein, um auch die einfachen Bürger miteinzubeziehen.“ André konnte kaum noch vor ihr ruhig aushalten, sein Herz hämmerte immer schneller und blutete gleichzeitig qualvoll.
 

„Ich hoffe, im Parlament wird eine Lösung für die miesen Zustände und der prekären Lage in Frankreich endlich gefunden und gegen den Hunger und die Not der Bürger etwas unternommen.“ Oscar entfernte sich noch immer nicht von ihm und hob aber auch nicht den Blick. Sie beobachtete nur ihre Finger, die an dem polierten Holz des Klaviers langsam streiften. Seit dem Überfall auf ihre Kutsche im vergangenen Sommer und als der wütende Mob ihren André fast getötet hätte, begann sie immer mehr ihre Gefühle zu begreifen. Vielleicht sollte sie es ihm sagen? Oder war alles bereits zu spät?
 

„Das hoffen wir alle, Oscar.“ André hielt es nicht mehr aus und legte eine Hand auf ihre Schulter – freundschaftlich, wie er es früher ab und zu mal getan hatte. „Geht es dir gut?“ Natürlich nicht, das sah er ihr doch an.
 

Oscar schaute sogleich schnell auf seine Hand, aber forderte ihn nicht dazu auf, sie zu entfernen. „Ja...“, log sie und spürte, wie die Lüge in ihr schwer lastete. „...ich denke schon. Ich muss nachdenken...“
 

Nachdenken? Aber worüber? „Dann denke nach, so viel du willst. Ich bin immer in der Nähe, falls du mich brauchst.“ Was hätte er ihr denn sonst sagen sollen? Dass er ihr nicht glaubte? Dass er sie am liebsten gerüttelt und ihr erneut seine Liebe gestanden hätte?
 

André entfernte verbittert seine Hand von ihrer Schulter, wandte sich zum Gehen ab, als Oscar ihn unerwartet aufhielt. „André, warte.“ Sie griff nach seinem Handgelenk und umschloss seine Finger mit beiden Händen. „Ich muss dir etwas sagen...“
 

André war überrascht und nickte ihr nur stumm zu. Oscar atmete tief ein und aus, sammelte ihren Mut und brachte die Worte raus, die für André alles bedeuteten: „Ich liebe dich.“
 

„Oscar...“ Mehr konnte er nicht sagen. So lange hatte er darauf gewartet und nun geschah es wirklich. Er war den Tränen nahe und zog Oscar zu sich. Langsam neigte er sein Gesicht zu ihrem und flüsterte ganz leise das, was ihm gerade durch den Kopf ging: „Ich liebe dich mehr als mein Leben. Du bist mein Leben Oscar, ich liebe dich, für immer und ewig“, beendete er und küsste sie innig.



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