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Zerrissen zwischen den Welten

von

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Mit weit ausholenden Flügelschlägen trug Belore mich weg von Dalaran und über die Küste der verheerten Inseln. Seine Muskeln zitterten unter meinen Beinen. Auch ich spürte Freude in mir aufwallen endlich wieder frei fliegen zu können. Mir schossen all die Tage durch den Kopf, bevor ich Hochlord wurde und ich nur irgendjemand mit einem Schwert war. Wie oft war ich einfach durch die mit saftigem Grün bewachsenen Berge von Pandaria geflogen? Hatte vor lauter Übermut und Abenteuerlust den Nimmerlaya überflogen und wäre dabei fast mit Belore abgestürzt. Ich vermisste das. Ich wuschelte durch die Mähne des Wyvern und trieb ihn an noch ein wenige schneller zu werden. Er ließ es sich nicht zweimal sagen.

Vor uns kam Suramar in Sicht. Die riesigen Türme der Stadt waren selbst von Dalaran aus sichtbar. Doch mein Auftrag führte mich diesmal nicht in diese kaputte und entartete Metropole. Ich war nicht böse darüber. Das Versteckspiel in den viel zu engen Gassen machte mir nie Freude. Und auch das Leid der süchtigen Nachtgeborenen mitanzusehen, denen ich kaum Linderung bescheren konnte zermürbte mich jedesmal. Es erinnerte mich zu sehr an das Schicksal welches fast mein gesamtes Volk betroffen hätte.

Mein Ziel lag neben Suramar. Die Teufelsseelen Bastion. Ein Krebsgeschwür der Legion direkt neben der großen Stadt. Die Dämonen hatten dort in einem Krater eine riesige Basis aufgebaut. Da wir nun die Stadt endlich von Gul'dan und Großmagistrix Elisande befreit hatten, wurde es Zeit auch die übrigen Dämonen hinaus zu werfen. Die Illidari hatten sich an Khadgar gewandt mit der Bitte ihnen bei der Vernichtung eines der großen Legionschiffe zu helfen, welches über der Teufelsseelen Bastion schwebte. Da ich bereits Erfahrungen mit der Sentinax hatte war ich scheinbar die erste Wahl für diese Aufgabe. Und so war ich nun auf dem Weg zu dieser von Dämonen verseuchten Gegend, um mich mit einer Dämonenjägerin zu treffen, welche sich in meinen Augen kaum von dem was sie jagten unterschieden. Aber diese Mission war tatsächlich wichtig und ich hätte sie keinem anderen überlassen, selbst wenn es nicht Khadgar gewesen wäre, der mich um Hilfe gebeten hätte.

Als die ekeleregenden Ausdünstungen der Legion mir immer mehr in der Nase stachen gingen wir tiefer hinab. Belore landete direkt an einem überhängenden Felsen, welcher uns von möglichen Wachposten verbarg und ich stieg ab.

"Warte hier", flüsterte ich dem treuen Tier zu. Es winselte leise und rollte sich zusammen. Gerne hätte ich mir den Weg durch die Dämonen erspart, aber entweder wären wir abgeschossen wurden, oder eine der Teufelsfledermäuse hätte uns vom Himmel geholt. Keine gute Idee für eine geheime Mission. Ich wagte mich hinter dem Überhang hervor und späte in das von grünem Nebel und Rauch verhangene Tal. Furchtbare Schreie und metallisches Kreischen drangen zu mir. Ich hatte schon schlimmeres gesehen. Schwert und Schild fest umklammert machte ich mich an den Abstieg. Ich huschte von Deckung zu Deckung. Fast währe ich einem Brecher der Teufelsseele mitten unter die Steinernen Füße gelaufen, doch im letzten Moment konnte ich mich noch hinter ein Stück pechschwarze Ruine rollen und er stapfte an mir vorbei. Ich war nun mitten in dem Krater, umgeben von Dämonen und ohne eine Möglichkeit zu entkommen. Es wurde Zeit den Dämonenjäger zu finden. Er sollte in der Nähe der Mienen sein und ich rollte mit den Augen, als ich die zahllosen Eingänge in die steilen Hänge sah. Etwas genauer wäre die Beschreibung wohl nicht möglich gewesen. Ich arbeitete mich weiter vor und hielt nach etwas ausschau das nicht vollkommen verdorben war. Versklavte Verdorrte humpelten an meinem Versteck vorbei und winselten jämmerlich als die Peitsche einer Teufelswache auf sie niedersauste. Mein Herz zog sich bei diesen Lauten zusammen. Ich verstärkte den Griff um mein Schwert und schlich hinter der Teufelswache weiter. Aufmerksam blickte ich mich um, enthauptete 3 Wichtel, welche plötzlich vor mir auftauchten, gerade noch bevor sie eine Wache alarmieren konnten. Ein ungesund brodelnder, grüner Lavateich hielt mich davon ab weiter an der Felswand entlang zu gehen. Ich überlegte mir gerade einen sicheren Umweg, als sich plötzlich eine Hand auf meine Schulter legte. Ich fuhr herum, erhob mein Schild und führte einen Schlag mit meinem Schwert. Funkensprühend prallte es an einer Gleve ab. Überrascht stellte ich fest, dass mir eine Dämonenjägerin gegenüber stand und mit einem Lächeln meinen Hieb abgewehrt hatte.

"Etwas träge, hm? Ein Wunder, dass Ihr es bis hierher geschafft habt", sagte sie abfällig und senkte ihre Waffen. Ich tat es ihr gleich und konnte nicht aufhören sie anzustarren. Früher einmal war sie wohl eine Nachtelfe gewesen, jedoch war davon kaum noch etwas übrig. Ein Schleier verbarg ihr halbes Gesicht und auch ihre Augen. Ich wusste, dass diese Wesen trotzdem sehen konnten, empfand es aber immer als unangenehm ihre Augen nicht sehen zu können. 2 spitze Hörner ragten aus ihrem Schädel und riesige, leuchtende Narben überzogen ihren Körper. Seufzend winkte sie mich von dem Lavateich weg und näher zu den Felsen in welchen sich plötzlich eine schmale Spalte auftat. Diese war nur aus einem bestimmten Winkel sichtbar und ich quetschte mich hinter ihr hindurch in eine kleine, fast runde Höhle. Ein giftig grüner Kristal beleuchtete sie leicht. In einer der dunkleren Ecken zappelte etwas unförmiges herum und gab spotzende Laute von sich. Die Dämonenjägerin ging zu dem etwas hin und trat es mit offensichtlicher Genugtuung. Sie legte ihre Gleven auf die Erde und setzte sich neben sie, dann schaute sie abwartend zu mir auf.

"Erzmagier Khadgar schickte mich. Ich bin Hochlord Orava Silberdorn. Ich habe dabei geholfen die Sentinax zu schwächen und er meinte Ihr könntet Hilfe gebrauchen." Ich versuchte so erhaben und unbeeindruckt wie möglich zu klingen. Sie schnaubte verächtlich und bedeutete mir mich zu setzen.

"Die Sentinax schwächen. Ein guter Scherz. Aber gut, vielleicht könnt Ihr zumindest ein paar der Dämonen lange genug beschäftigen, damit ich sie vernichten kann." Ich trommelte gereizt mit meinen Fingern auf mein Schild.

"Habt Ihr noch mehr Beleidigungen für mich, oder sagt Ihr mir endlich was ich tun muss, um hier bald wieder weg zu kommen?" Kurz herrschte Stille. Dann warf die Dämonenjägerin mir gegenüber plötzlich den Kopf zurück und lachte lauthals. Ihr spitzen Zähne leuchteten im unbehaglichen Licht der Kristalls und ließ sie kurzzeitig noch furchteinflößender wirken.

"Ihr gefallt mir! Verzeiht, wenn ich Euch unrecht getan habe, aber Jahrelang regungslos in einen Kerker eingesperrt zu sein hat meine Manieren nicht unbedingt verbessert." Sie lachte weiter, nun jedoch klang es sehr viel bitterer. "Wir müssen Azoran umbringen. Ein Eredar und Befehliger der Lichtbrecher. Er will Dalaran vom Himmel holen. Und das wird er auch schaffen." Die Dämonenjägerin starrte zu Boden, zumindest nahm ich das an. "Leider ist es unmöglich einfach hinauf auf das Schiff zu fliegen. Man würde abgeschossen und im besten Fall sofort vernichtet werden. Aber... es gibt ein Portal nach oben. Wenn wir an ihn rankommen wollen, müssen wir dieses Portal öffnen. Für Azoran arbeitet ein Dämonengefängniswärter namens Kozak der Besudler. Kozak verfügt über einen der Schlüsselsplitter, die man benötigt, um ein Portal zum Schiff zu öffnen. Er hält sich meistens in den Hallen der Dunkelung auf, in dem Gefängnistrakt im unteren Bereich der Teufelsseelenbastion." Sie hob ihren Blick wieder und ich spürte mit einer Deutlichkeit, die mir eine Gänsehaut den Rücken hinab sannte, dass sie mir direkt in die Augen sah.

"Ich würde Kozak gerne selbst umbringen und ihn seine Eingeweide fressen lassen, aber ich muss mich um meinen Gast hier noch ein wenig kümmern." Und sie wieß auf das nun wieder heftiger zappelnde Bündel hinter ihr. Meine Augen hatten sich inzwischen weit genug an das schummrige Licht gewöhnt, dass ich darin eine gefesselte Wyrmzunge erkannte. Ein niedriger Diener der Legion und schon im normalen Zustand einfach unansehnlich hässlich. Doch die Dämonenjägerin hatte es geschafft ihn noch furchtbarer zuzurichten, um Informationen aus ihm heraus zu bekommen. Ich nickte verstehend. Die Dämonenjägerin erhob sich wieder und ging zu der schmalen Felsspalte. Ich folgte ihr.

"Wenn Ihr das ganze überlebt, kommt wieder hier her. Bis dahin sollte ich rausgefunden haben wo der andere Splitter ist." Und sie schaute bösartig grinsend zurück zu ihrem Gefangenen. Mir behagte zwar der Gedanke an Folter nicht sonderlich, jedoch kam mir gleichzeitig das Schicksal der Verdorrten wieder in den Sinn und ich wünschte der Dämonenjägerin in Gedanken viel Erfolg. Ich rutschte durch den Spalt wieder nach draußen und sah mich vorsichtig um.

"Geht dort vorn den Abhang hinunter, dann müsstet Ihr bald einen Höhleneingang sehen vor dem Käfige und Ketten herum hängen. Oh und, ich heiße Lyana Düstergram. Würde mich freuen Euch wieder zu sehen." Und mit einem weiteren furchteinflößenden Lächeln wandte sie sich ab. Gewöhnungsbedürftig, aber ich hatte schon schlechtere Gefährten gehabt. Aus dem Spalt drangen nun gedämpfte Schreie und ich beeilte mich in die gezeigte Richtung zu laufen. Tatsächlich entdeckte ich schon bald die Höhle. Es gab keine Wachen davor. Als ich die ersten Gefangenen in ihren Käfigen sah wusste ich auch warum. Selbst die, welche noch ein wenig Leben in sich trugen wären ausser stande gewesen zu flüchten. Wut flammte in mir hoch und ich ließ es widerstandslos zu. Es war die rechtschaffene Wut des Lichts auf die Dunkelheit. Ich rannte mit gezückten Waffen in die Höhle. Kozak, ein riesiger Gefängniswärter wandte sich von seinem letzten Opfer ab und richtete seine winzigen Augen auf mich. Ein gurgelndes Lachen entstieg seinem Schlund.

"Ahahahaha! Ist euch euer erbärmliches Leben inzwischen so lästig, dass ihr euch freiwillig opfert?", höhnte er und streckte seine Hand gegen mich aus. Ein grüner Strahl aus Magie schoss gegen mich. Ich erhob den Wahrheitshüter und blendendes Licht strahlte ihm entgegen, löste die Magie auf und blendete das Monstrum. Er schrie glutaral, riss seine Hände vor die Augen und gab mir die Gelegenheit den Eidsucher tief in seinen Leib zu stoßen. Der Schrei wurde so laut, dass meine Ohren klingelten. Grünes, ätzend riechendes Blut lief aus seinem Mund.

"Stirb Dämon!", schrie ich und zog den Eidsucher erbarmungslos weiter durch das Fleisch. Stinkende Eingeweide drangen aus der Wunde und mir entgegen. Ich sprang einen Schritt zurück, um nicht davon zerquetscht zu werden. Kozak brach röchelnd zusammen und spuckte sein Blut auf den Boden. Dann wandte er mir wieder sein hässliches Gesicht zu.

"Anmaßende Kreatur. Mein Tod bedeutet gar nichts. Der Legion... könnt Ihr nicht entkommen. Diese Welt wird... brennen..." Und er starb.

"Aber nicht heute", sagte ich, über seine Leiche steigend. Auf einem Tisch in einer Ecke fand ich den Splitter und nahm ihn an mich. Meine Haut kribbelte unangenehm, als sie mit ihm in Berührung kam und ich beeilte mich ihn einzustecken.



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