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Zerrissen zwischen den Welten

von

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Ich ließ Belore mehrere Runden um und über Dalaran drehen. Es tat gut den warmen Schein der Sonne auf der Haut zu spüren und die schneidende, aber frische Luft einzuatmen. Die Stadt unter mir strahlte wie immer. Ich sah wie Flugreittiere landeten und starteten, sah das Wasser im Brunnen glitzern und Funken aus einem Schornstein heraus steigen. So viel Leben. Ich lächelte glücklich. Als die Sonne sich langsam dem Horizont näherte ließ ich Belore wieder auf den Stufen zur Violetten Zitadelle landen. Trotz der fortgeschrittenen Zeit waren die Straßen wie immer überfüllt, so dass wieder ein paar Magier erschrocken zur Seite sprangen als der große Wyvern landete. Ich entließ Belore zu seiner wohl verdienten Ruhe und er flog davon zu seinem Stall. Ich stieg die Treppe hinauf. In mir fühlte ich Freude darüber aufkommen Khadgar wieder sehen zu können. Ich malte mir bereits aus wie dankbar er sein würde. Ein Lächeln umspielte meine Lippen. Ich sah den Rat der 6 wie immer beisammen stehen, tief in einer Unterhaltung versunken. Langsam trat ich näher und stellte mich abwartend vor ihnen auf. Khadgar wandte als erstes den Kopf, schenkte mir ein Kopfnicken und setzte dann die Unterhaltung fort. Scheinbar handelte es sich um etwas wichtiges. Ich stellte mich geduldig etwas bequemer hin und sah mich aufmerksam in dem hohen Gebäude um. Jeder Meter war mit nicht zusammen passenden Bücherregalen voll gestellt. Manche der Bücher flogen wie träge Schmetterlinge selbstständig herum. Studenten und Gelehrte liefen mit blasiert wirkenden Minen herum.

"Hochlord, was habt Ihr zu berichten?" Ich schrak leicht zusammen, als sich plötzlich eine laute Stimme an mich richtete. Es war Kalecgos, der Großdrachenaspekt des blauen Drachenschwarms. Er winkte mich warm lächelnd näher.

"Rat der 6. Es ist mir eine Freude berichten zu können, dass der Kommandant der Lichtbrecher, Azoran besiegt und getötet ist. Zumindest davon geht nun keine Gefahr mehr für Dalaran aus." Ich verbeugte mich tief. Leiser Applaus erklang. Ich richtete mich wieder auf.

"Wir haben Euch viel zu verdanken. Es war ein schwerer Kampf, nehm ich an?", fragte Erzmagierin Modera. Ich nickte knapp.

"Er war...langwierig." Verstehendes Nicken machte die Runde.

"Umso größer ist unser Dank." Endlich ergriff Khadgar das Wort. Ich lächelte ihm zu und senkte bescheiden den Blick. "Der Rat von Dalaran ist zu dem Schluss gekommen Euch einen Teil unserer Macht zu gewähren." Ich riss vor Überraschung die Augen auf.

"Ich denke Euer Schild wäre der ideale Träger für dieses Geschenk." Khadgar wies auf den Wahrheitshüter. Ich verbeugte mich ein weiteres mal.

"Ich danke Euch vielmals für diesen Gunstbeweis!" Brachte ich endlich hervor und nahm mein Schild in die Hand.

"Geht in unsere Mitte und haltet das Schild hoch", wies mich Khadgar an und ich gehorchte. Alle Augen waren auf mich gerichtet und ich versuchte das Schild so still wie möglich zu halten.

"Nun denn, konzentriert Eure Magie", kommandierte Khadgar und alle 6 hoben ihre Stäbe oder die Hand. Nacheinander stieg von jedem ein heller Strahl konzentrierter Magie auf und traf mein Schild. Ich spürte es vibrieren und heiß werden, aber ich hielt es still. Als letzter kam Khadgar. Als seine Magie auf den Schild traf entglitt es mir fast, so stark war seine Macht. Und plötzlich war es vorbei. Ich ließ das Schild sinken und betrachtete es neugierig. Nichts hatte sich verändert.

"Ihr solltet es im Kampf ausprobieren", schmunzelte Khadgar, dem wohl mein ernüchtender Blick aufgefallen war. Schnell legte ich wieder eine neutrale Mine auf.

"Habt Dank für Eure Macht. Ich werde mich würdig erweisen." Die Ratsmitglieder nickten mir freundlich zu und ich verließ sie. Auf halbem Weg die Treppe hinunter holte mich Khadgar ein. Ich sah überrascht auf, als er plötzlich neben mir lief.

"Ich würde gerne die ganze Geschichte Eures Sieges hören", sagte er freundlich. Und so berichtete ich ihm von Lyana Düstergram. Bei der Beschreibung ihres Charakters lachte er auf. Ich erzählte von allem was ich sah. Er lauschte mit ernster Mine als ich von den Gefangenen erzählte, unterbrach mich nur selten um eine Frage zu stellen und war sehr interessiert an dem Portal zur Lichtbrecher. Ich erzählte ihm zwar von der Fehlzündung, verschwieg jedoch, dass ich von einer Wand aus Teufelsenergie überrollt wurden war. Genauso erzählte ich nicht bis ins Detail wie der Kampf auf der Lichtbrecher abgelaufen war. Ich wusste nicht genau warum ich all das für mich behielt. Ich vermutete, dass ich Khadgar nicht wegen dieser Nichtigkeit beunruhigen wollte. Auch Azorans letzte Worte behielt ich für mich. Vermutlich hatten sie sowieso nichts zu bedeuten. Und so beendete ich meinen Bericht mit Lyanas Abschied.

"Und das ist alles was geschah?", fragte Khadgar nachdenklich. Ich nickte überzeugt, die nörgelnde Stimme in meinem Kopf ignorierend. Khadgar musterte mein Gesicht und nickte schließlich lächelnd. Er legte eine Hand auf meine Schulter.

"Ich bin Euch wirklich zu großem Dank verpflichtet. Ich wünschte wir könnten mehr tun, um Euch zu helfen." Ich blickte auf mein Schild, spürte die Macht welche darin pulsierte.

"Ihr habt bereits mehr getan, als ich je zu hoffen gewagt hätte", sagte ich ehrlich dankbar.

"Dann will ich Euch nun nicht länger von Eurer verdienten Ruhe abhalten. Ich hoffe Euch nun wieder häufiger in Dalaran antreffen zu können." Ich lächelt leicht und nickte langsam.

"Sehr gut, ohne Euch ist diese Stadt einfach zu langweilig." Wieder spürte ich mein Gesicht rot werden. Oh warum musste er nur immer ohne Vorwarnung solche Sachen sagen?

"Ihr seid zu freundlich. Ich werde mich diesmal nicht so lange rar machen", versprach ich und wandte mich zum gehen. Auf halbem weg durch die Menge, drehte ich leicht den Kopf zurück. Khadgar stand unbewegt am selben Ort wo ich ihn zurück gelassen hatte und sah mir nach. Schnell starrte ich wieder nach vorn und versuchte angestrengt nicht schneller zu laufen. Ich hatte dem Licht vieles zu beichten, sobald ich zurück war.

Im Sanktum war es bereits sehr ruhig, als ich durch das Portal trat. Im Altarraum saß gar niemand mehr und ich war sehr erleichtert darüber. Seufzend setzte ich mich in die vorderste Bank und lehnte mich erschöpft zurück. Zum ersten mal, seit ich aufgebrochen war fühlte ich mich entspannt und ruhig. Mit geschlossenen Augen saß ich eine Ewigkeit dort und schaffte es absolut nichts zu denken. Dann hob ich mein Gesicht ein Stück, bis ich das hereinfallende Licht durch meine geschlossenen Augenlider sehen konnte. Jeden Moment dieses Tages ließ ich in Gedanken an mir vorbei laufen. Ich roch den Rauch, fühlte Asche auf meiner Haut, spürte den Schmerz der Treffer, erlebte jedes Detail erneut. Und zeigte es damit dem Licht. Die grüne Teufelsmagie schoss erneut auf mich zu und begrub mich erneut unter ihrer Gewalt. Doch diesmal sah ich von außen dabei zu. Besorgt wartete ich auf eine Reaktion des Lichts. Doch es schien genauso wie ich einfach nur zuzusehen. So fuhr ich meiner Erinnerung fort. Sah mich gegen die Dämonen kämpfen. Sah zu wie ich fast starb. Und gerettet wurde. Aber nicht vom Licht. Zumindest nicht ganz. Die durchsichtige Kugel, welche meine Gegner zurück gestoßen hatte war tatsächlich durchwoben von Teufelsmagie. Ich sah es nun ganz deutlich. Wieder geschah nichts. Weder spürte ich wie sich das Licht angeekelt von mir zurück zog, noch dass es versuchte mich zu vernichten. Es war einfach da, wie immer. Und zusammen sahen wir nun meinem Kampf mit Azoran an. Ich erschrak ein wenig darüber wie einfach ich ihn am Ende besiegte. Vor allem mein Gesichtsausdruck dabei. Und wieder hörte ich seine rätselhaften letzten Worte. Hatte ich vielleicht etwas vergessen? Aber nein, die Lichtbrecher war führerlos zurück geblieben. Und Lyana und ihre Illidari wird dafür gesorgt haben, dass es so bleibt. Ich unterbrach meine Gedanken und horchte einfach nur in mich hinein. Sollte er die Teufelsmagie in mir gemeint haben? War ich vielleicht tatsächlich... verseucht? Aber ich fühlte mich normal. Erschöpft ja, aber mehr auch nicht. Ich fuhr fort dem Licht meine Taten offen zu legen. Zeigte ihm ohne zu zögern, wie ich erst Lyana und dann Khadgar belogen hatte. Und wartete auf eine Reaktion. Es kam erneut keine. Vielleicht verstand das Licht besser als ich warum ich es keinem von ihnen gesagt hatte. Ich öffnete die Augen und sah mich umgeben von den Statuen der gefallenen Helden. Sie wirkten so wenig bedrohlich wie immer und auch nicht abweisend, aber mir erschien es, als hätten sie sich zurück gelehnt, als würden sie mit ihrem Urteil über mich noch abwarten bis ich mich entschieden hätte. Nur für was, blieb ein Rätsel. Ich dankte dem Licht, dass es meine Entscheidung gebilligt hatte, stand auf und schleppte mich endlich in mein Zimmer. Ich brauchte jetzt nichts so sehr wie Schlaf.



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