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Zerrissen zwischen den Welten

von

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Ich schrak hoch. Mein Herz schlug so wild, als wäre ich um mein Leben gerannt und ich keuchte nach Luft. Mit zitternden Händen wischte ich mir feuchte Haarsträhnen von meiner schweißnassen Stirn. Meine Augen huschten im Raum herum, aber wie immer war ich allein. Seufzend und mich dazu zwingend langsamer zu atmen ließ ich mich wieder in mein Kissen fallen und starrte wütend zur Decke. Wärend mein Herzschlag sich langsam wieder normalisierte versuchte ich angestrengt mich an den Traum zu erinnern, welcher mich nun die 6. Nacht in Folge aufgeschreckt hatte. Doch wie die male davor, gelang es mir einfach nicht. Kein einziges Detail kam mir in den Sinn, aber offensichtlich jagte er mir so riesige Angst ein, als wäre ich ein kleines Kind. Ich hatte kein großes Verlangen danach erneut einzuschlafen und stand stattdessen auf. Es war noch so früh am Morgen, dass man es auch noch als mitten in der Nacht hätte bezeichnen können und das Sanktum war vollkommen leer. Ich verließ es durch die Kapelle des Lichts und flog mit Belore unbemerkt in den langsam heller werdenden Himmel davon. Vielleicht sollte ich jemanden davon erzählen, überlegte ich, während Wälder und Berge unter mir dahin glitten. Nur wem, und was überhaupt? Schlechte Träume waren vermutlich nicht wirklich etwas besonderes, allerdings hatten sie erst angefangen nach dem der Unfall mit dem Teleporter passiert war. Mir war es unangenehm beide Ereignisse miteinander zu verbinden, aber es lag sehr nah. Vielleicht sollte ich es einem Schamanen erzählen, oder kannten sich Druiden nicht mehr mit Träumen aus? Aber die waren vermutlich nicht mit normalen Träumen zu vergleichen. Also doch ein Schamane? Kannte ich einen Schamanen? Nicht direkt. Jedoch hatte ich mir bei den Tauren einiges an Ansehen erarbeitet und sie brachten hervorragende Schamanen hervor. Einer von denen würde mir schon helfen können. Zumindest stand nun mein nächstes Ziel fest. Ich lenkte Belore auf einen südlichen Kurs und steuerte das Schlingdorntal an. Als wir den Wald von Elwynn immer näher kamen ließ ich Belore noch ein Stück höher steigen. Zahllose Wachtürme der Allianz standen in diesem undurchdringlichen Grün und die Armbrustschützen darin zögerten nie ein Mitglied der Horde vom Himmel zu holen. Endlich wehte mir der erste schwül warme Lufthauch entgegen, welcher das mit einem dichten Dschungel bewachsene Schlingdorntal ankündigte. Die Sonne senkte sich bereits wieder über den Horizont hinab, als die ersten Urwaldriesen in Sicht kamen. Obwohl Belore den ganzen Tag geflogen war, zeigte er keinerlei Müdigkeit. Im Gegenteil schien das große Tier es zu genießen endlich wieder einmal unendlich lang fliegen zu können. So beschloss ich keine Pause in einem der Camps unterwegs zu machen und direkt bis Beutebucht am südlichsten Ende des Kontinents durch zu fliegen. Auch wenn wir erst mitten in der Nacht ankommen würden, machte es kaum einen Unterschied. Diese Stadt schlief nie. Ich lenkte Belore näher an die Küste und beobachtete die von der untergehenden Sonne mit goldenen Kronen versehenen Wellen dabei wie sie an den endlosen Strand schlugen. Ich erinnerte mich an unbeschwertere Tage, ohne jegliche Verantwortung. Tagelang hatten wir hier am Strand gelegen. Hatten das Korallenriff davor erkundet. Uns mit Nagas und Panthern angelegt. Ich lächelte wehmütig. Mir fehlten die Freunde aus diesen Tagen. Schließlich war die Sonne verschwunden und der silbrige Schimmer von Elune ließ alles schlafend und friedlich wirken. Ich wusste es besser. Ab und zu sah man in der Dunkelheit das verräterische Leuchten eines Lagerfeuers. Vielleicht von Schmugglern oder den Gurubashi Trollen entfacht. Ich würde es nicht versuchen raus zu finden. Endlich zeigte ein heller werdender Schimmer hinter den Bäumen, dass wir uns Beutebucht näherten. Und recht bald kam auch die passende Geräuschkulisse dazu. Das Knarren von Schiffsplanken, Geschrei betrunkener Piraten, Geschirr, dass kaputt ging. Pistolenschüsse. Ich flog einen Bogen aufs Meer hinaus und näherte mich von dort der eigenwillig in eine Bucht gebauten Stadt. Sie bestand fast nur aus alten Schiffen und dem was das Meer noch so angespült hatte. Am Eingang der Bucht auf einer vorgelagerten Insel stand die inzwischen arg beschädigte Statue von Baron Revilgaz, dem Beutebucht seinen jetzigen Namen und den Ruf verdankte jedem offen zu stehen, der Gold dabei hatte. Ich segelte an ihr vorbei und landete auf dem Flachdach vor den Flugmeistern. Sofort sprang ein eifriger junger Goblin herbei und ergriff Belores Zügel. Ich warf ihm ein Silberstück zu und betrat die schmuddelige Taverne der Stadt, "Zum salzigen Seemann". Es roch nach Unbeschreiblichen und ein wenig nach Meer. Ich stieg über ein paar bewegungslose Körper hinweg und tröstete mich damit, dass sie vermutlich nur schliefen und ging an die niedrige Bar. Ein fies aussehender Goblin stand dahinter und polierte in ein dreckiges Glas noch mehr Dreck hinein.

"Heya. Was willste haben?" Ich setzte mich auf einen der Barhocker und sah mir die Etiketten der Flaschen hinter ihm an.

"Na komm, Zeit ist Geld", knurrte er mürrisch.

"Melonensaft. Und irgendwas zu essen", sagte ich ungerührt. Goblins waren immer unfreundlich. Das gehörte einfach dazu. Er rief irgendwas durch eine winzige Durchreiche und schenkte mir dann Melonensaft ein. Er war zumindest kühl. Irgendwann landete ein Teller mit Fragwürdigem vor mir. Ich nahm an es war Fisch und aß es ohne zu murren.

"Legt die Launische Minna heute noch mal nach Kalimdor ab?" Der Gastwirt nickte, ohne von dem Glas was er nun bearbeitete aufzublicken.

"Düsenzang fährt so oft wie möglich. Immer viel Ware. Ihr wisst schon." Ich nickte wissend. Die Schmugglerware stapelte sich auf der großen Fähre meist bis auf das Deck, aber das kümmerte kaum jemanden, schließlich nahm er jeden der übersetzen wollte kostenlos mit. Ich trank aus und bezahlte.

"Kein Trinkgeld?" Eine weitere Münze wanderte auf den Tresen. "Beehren Sie uns bald wieder." Ich rollte mit den Augen und ging zurück auf das windschiefe Dach. Belore gurrte glücklich als er mich sah. Sein voller Bauch und gestriegeltes Fell veranlasste mich dazu dem fleißigen Jungen noch eine Goldmünze zuzuwerfen. Ich stieg auf und schwebte quer über die Bucht hinunter zum Anleger. Dort standen bereits mehrere Kisten mit zwielichtigem Inhalt, sowie wartende Passagiere. Ich landete Belore und blieb ebenfalls wartend auf ihm sitzen. Endlich hörte man eine Schiffsglocke in der Dunkelheit läuten und nicht lange danach konnte man die riesige Fähre im Licht der Bucht einlaufen sehen. Das Verladen ging schnell, dank geübter Hände und Belore und ich hatten uns einen ruhigen Ort an Bord der Launischen Minna gesucht. Der treue Wyvern hatte sich zusammen gerollt und ich lag auf seinem breiten Rücken und schaute in den gigantischen Sternenhimmel. Wir legten ab nach Kalimdor und schlief vom sanften Geräusch der schlagenden Wellen umgeben friedlich ein.

Heftiges Schütteln weckte mich. Wie schon die Nächte davor schrak ich hoch. Zunächst konnte ich nur riesige Stoßzähne sehen.

"Yo man! Alles gut?" Ich seufzte. Nur ein Troll. Langsam richtete ich mich auf. Ich lag immer noch auf Belore, welcher mich fragend anstarrte. Die Sonne war bereits aufgegangen, doch nach den Bewegungen des Schiffes zu urteilen waren wir immer noch unterwegs. Und ein riesiger Troll beugte sich über mich.

"Ja, alles in Ordnung. Laufen wir bald ein?", fragte ich noch schlaftrunken.

"Nee man, sin bestimmt noch ne Stunde unnerwegs. Aber hast voll gebrüllt im Schlaf." Der Troll sah ehrlich besorgt aus und hockte sich nun hin. Als ich nicht mehr gezwungen war mir den Hals zu verrenken konnte ich ihn endlich betrachten. Ich entnahm seiner Kleidung, dass er ein Druide war. Und auch noch ein recht mächtiger. Ich tätschelte Belore geistesabwesend, der sich wieder bequem hingelegt hatte, nachdem offenbar keine Gefahr drohte.

"Ich hab... gebrüllt?", fragte ich schließlich und rieb mir die Augen. Der Troll nickte. "Könnt Ihr mir auch sagen was?"

"War keine Sprache die ich kann, sorry man. Aber klang...nich gut." Wieder seufzte ich. Eine Sprache die der Troll nicht kannte. Nun das konnte so ziemlich jede sein. Selbst die Dunkelspeertrolle machten sich nur die Mühe die Allgemeinsprache zu lernen. Jeder andere Trollstamm konnte nicht mal den Dialekt des Nachbarstammes verstehen.

"Und hab ich... noch irgendwas gemacht?" Es war zwar etwas peinlich nach so etwas zu fragen, aber wann hatte ich sonst die Chance so etwas zu erfahren. Der Troll schaute mich etwas scheel an.

"Na, hast dich so rum geworfen. Wärst fast von dem Wollknäuel runter gerutscht." Belore schnaubte beleidigt. "Und dacht is besser dich zu wecken." Ich nickte langsam. "Was schlechtes geträumt?"

"Keine Ahnung. Ich erinner mich nie daran", sagte ich kopfschüttelnd. Die Stirn des Trolls legte sich in Falten.

"Hast das öfters?" Ich überlegte kurz, ob ich ihn anlügen sollte, entschied mich aber dann dagegen. Möglicherweise konnte er mir ja helfen.

"Ja, seit 7 Tagen nun. Ich schrecke aus einem Traum hoch und hab ihn sofort vergessen." Der Troll setzte sich bequemer hin. "Klingt finster. Scho ma nen Doc gefragt?"

"Bin grad dabei", grinste ich ihn an. Der Troll lachte zurück.

"Bin jetzt nich der Experte, aber Träume sin wichtig. Und wenn de dich ne dran erinnerst, isses schlecht. Und Absicht."

"Absicht?" Der Troll nickte ernst.

"Da will einer ne, dass de dich erinnerst." Das beunruhigte mich mehr als alles andere. Pfuschte da wirklich jemand mit meinen Erinnerungen herum?

"Ich bin auf dem Weg nach Donnerfels. Ob mir einer der Schamanen dort helfen kann?" Der Druide wiegte nachdenklich den Kopf hin und her.

"Meine Ma warne Schamanin. Hat viel mitn Loas zu tun. Weiß ne wie die Tauren des machen, aber klar, schaden kanns ne."

Ich unterhielt mich noch bis wir in Ratschet anlegten. Er war mir sehr sympathisch und hieß Gurgulash. Er war auf dem Weg zur Echoinsel, seiner Heimat und lud mich ein ihm zu schreiben, wenn ich heraus gefunden hatte was mir fehlte. In Ratschet verabschiedeten wir uns herzlich von einander und ich flog mit Belore über das Brachland von Kalimdor davon. Nicht klüger, aber besorgter.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Cheker89
2018-07-28T18:59:56+00:00 28.07.2018 20:59
Huhu, jetzt wo du mich mit deiner Geschichte so angefixt hast kann ich dass nächste Kapitel kaum noch erwarten;-)
LG Stephan


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