Zum Inhalt der Seite

Zerrissen zwischen den Welten

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war. Gefühlt waren Königreiche und ganzen Welten entstanden und hatten sich wieder zerschlagen. Ich schlug meine Augen auf. Ich sah eine mit Stalagtiten behangene Höhlendecke und versuchte mich zu erinnern warum sie da war. Vorsichtig drehte ich den Kopf. Scheinbar lag ich auf dem Boden, neben einem hübschen blau funkelnden Teich. Dann erinnerte ich mich daran auch einen Körper zu besitzen. Ich stemmte mich auf meine Ellenbogen und richtete mich auf. Wie die Decke mich schon hatte vermuten lassen war ich tatsächlich in einer Höhle. Und der Teich war nicht der einzige. Da schlurfte plötzlich aus dem überall wabernden Nebel etwas auf mich zu.

"Ihr lebt noch", hörte ich eine ungesund klingende Stimme sagen. "Habt Ihr etwas erfahren?" Ich senkte nachdenklich den Blick. Stimmt... ich war hier her gekommen. Ich war in diese Höhle gegangen und das Ding, was etwa einen Meter vor mir stehen geblieben war, war ein Verlassener. Gruselig anzusehen, aber harmlos. Meistens. Warum war ich hier rein gekommen? Mein Blick fiel auf den Teich neben mir. Um etwas zu erfahren, wie der Verlassene gesagt hatte. Die sich sanft kräuselnde Wasseroberfläche wirkte leicht hypnotisierend und meine Gedanken glitten ab. Dann trafen mich alle Erinnerungen plötzlich wie ein Vorschlaghammer. Ich keuchte auf und hielt mir meinen Kopf, der sich nun tonnenschwer anfühlte. Ich spürte wie Tränen in meine Augen traten und mir über die Wangen hinunter liefen, als alles was ich im Teich gesehen hatte noch einmal vor mir ablief. Ich hatte das doch im Teich gesehen? Ich wagte es nicht mir vorzustellen, dass all das wirklich passiert war. Ich sah auf meine zitternden Hände hinab. Sie waren gesund und es fehlten keine Finger. Auch der Rest von mir den ich sehen konnte wirkte normal. Dann war es wohl alles nur Teil dieser verstörenden Vision gewesen. Ich blickte auf und in die gelb leuchtenden Augen des geduldig wartenden Verlassenen.

"Ich habe etwas gesehen. Fühlen sich so die Visionen an?" Langsam erhob ich mich.

"Sie können. Jede Vision ist anders."

"Aber so...real?" Der Verlassene zuckte mit den knochigen Schultern.

"Durchaus. Wenn man etwas Reales mit sich herum trägt." Ich nickte vorsichtig und senkte den Kopf nachdenklich, darauf bedacht auf keinen Fall wieder zu lang in einen der Teiche zu starren. Ich trug etwas mit mir herum. Das riesige, flammende Auge kam mir wieder in den Sinn und ich spürte einen scharfen Schmerz durch meine Schläfe fahren. So sehr mir der Gedanke auch Angst einjagte, etwas abgrundtief Böses war in mich eingedrungen und schien meinen Geist jede Nacht zu quälen. Nun war die Frage, wie wurde ich es los? Ich hob den Blick wieder und sah den Verlassenen nach wie vor bei mir stehen und mich interessiert musternd.

"Ich... ich habe etwas furchtbares gesehen. Kann ich... kann ich etwas tun?" Der Verlassene wiegte seinen Kopf auf dem dürren Hals hin und her.

"Euren Kopf abhacken wäre eine Lösung." Ich war unsicher ob das ein Scherz war. Verlassene meinten sowas gern ernst. Aber ein grausiges Lächeln spaltete den Riss, welchen man nur mit Mühe als Mund bezeichnen konnte.

"Ein Exorzismus würde Euch vielleicht helfen. Allerdings müsst Ihr natürlich erst einen Priester finden, welcher das Risiko auf sich nehmen will." Ich überlegte

"Und nur ein Priester kann das tun? Warum nicht ein Paladin?" Der Verlassene schnaubte geringschätzig.

"Zu viel Blut an der Klinge. Ein Priester. Oder lernt damit zu leben." Nun drehte er sich endgültig von mir weg und verschwand im Nebel. Hier war wohl keine Hilfe mehr zu erwarten. Seufzend stand ich auf und irgnorierte das weiche Gefühl in meinen Knien. Nachdenklich verließ ich die unheimliche Höhle und war nicht überrascht als ich mich durch den schmalen Spalt quetschte und sah, dass es bereits tiefe Nacht war. Die Sterne blinzelten mir zu. Ich musste Stunden in der Vision gefangen gewesen sein. Kein Wunder, dass sich mein ganzer Körper steif anfühlte. Ich pfiff wieder 3 mal nach Belore. Und kaum 10 Sekunden später sah ich seinen schwarzen Schatten heran gleiten. Er brachte es fertig auf dem schmalen Pfad zu landen, ich stieg schnell auf und er stieß sich in den Abgrund ab. Ich ließ ihm die Zügel frei und er kreiste langsam über die weite Ebene. Jetzt als wir uns von Donnerfels und den Teichen der Visionen immer mehr entfernten wurde auch der Schrecken, welchen ich empfunden hatte immer kleiner. Mir war nichts geschehen, ausser dass ich einen schlimmen Traum hatte. Und schließlich ist es mehr nicht gewesen. Schamanen nennen es vielleicht Visionen, aber mir kam es wie reichlich fauler Zauber vor. Ich atmete die belebende Luft ein. Wer weiß was für Gifte in dieser Höhle herum waberten. Vor allem wenn dort Verlassene unbeaufsichtigt wer weiß was trieben. Ich zweifelte immer mehr an dem was ich da gesehen hatte. Und nun sollte ich einen Priester aufsuchen? Ich hätte fast laut gelacht. Nein. Diesen Zirkus würde ich jetzt nicht weiter gehen. Dann schreckte ich halt ab und an aus meinem Schlaf hoch. Das würde vergehen, wie auch schon früher schlechte Träume vergangen sind. Es wurde Zeit sich wieder um Wichtiges zu kümmern. Ich war nun bereits seit 2 Tagen ohne eine Nachricht verschwunden. Ich ließ mich tiefer in den Sattel rutschen und lenkte Belore gen Norden nach Orgrimmar.

Schon als wir die rote Ebene von Durotar erreichten konnte ich die riesige Hauptstadt der Horde riechen. Ein vertrauter Brodem aus beißendem Rauch, ranzigem Fett und weiterem Unaussprechlichem. Es war nicht mein liebster Aufenthaltsort, aber von hier aus flog ein Zeppelin nach Unterstadt. Von dort aus war es nicht weit bis in die Pestländer und zur Kapelle. Ich überflog den wuchtigen Grenzwall und weiter zu den hoch aufragenden Zeppelintürmen. Ich hatte Glück, denn gerade legte der Zeppelin aus Unterstadt an. Ich segelte mit Belore an Deck und wir legten ab. Endlich nach Hause.

Ein ganzer Tag war vergangen und die Sonne war bereits in meinem Rücken untergegangen als ich endlich die Kapelle erreichte. Ich war unendlich müde und sehnte mich nach mehreren Tagen ohne jeden Komfort unendlich nach meinem Bett. Belore landete sanft und ich tätschelte ihn liebevoll. Ein überrascht wirkender Stalljunge trat auf uns zu und ich übergab ihm die Zügel.

"Gib ihm reichlich Futter", sagte ich mit einem leichten Gähnen und betrat die Kapelle. Als ich die vielen Treppen hinunter ging und um die erste Ecke bog hörte ich plötzlich schnelle Schritte die sich näherten. Delas bog viel zu schnell in den Gang ein und wäre fast gegen eine Mauer gekracht. Sie stieß einen spitzen Schrei aus, als sie mich sah und stürzte auf mich zu und in meine Arme.

"Wo hast du gesteckt? Keine Nachricht! Kein Lebenszeichen!" Ich drückte sie kurz und schmunzelte über ihren Versuch mich auszuschimpfen.

"Ich war doch schon häufiger fort. Kein Grund zur Sorge." Langsam setzte ich meinen Weg fort, Delas im Schlepptau die sich weigerte meinen Arm wieder loszulassen.

"Aber nie ohne Nachricht. I- Wir haben uns wirklich Sorgen gemacht." Ich beließ es dabei ihre Hand zu tätscheln.

"Unkraut vergeht nicht. Also, was gibt es Neues?"



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück