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Blutschwur

Bis in den Tod...
von

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Impulse

Kein Muskel zuckte in seinem Gesicht, während die Geräusche um ihn herum immer leiser wurden. Schreie verstummten, Körper erschlafften und Blut tränkte die Erde, verwandelte ihn in einen Friedhof, auf welchem sich schon bald die Raben einfinden würden, um sich an den Leichen zu schaffen zu machen. Itachi wusste selbst nicht genau, warum er diese Tiere als seine steten Begleiter ausgewählt hatte. Vielleicht, weil sie ein bisschen wie er selbst waren; unerwünscht aufgrund ihres unglückseligen Rufs, von vielen gefürchtet – so wie auch die Uchiha es schon immer gewesen waren. Möglicherweise genoss er die Anwesenheit der schwarzen Vögel deswegen so sehr.

Sein Blick glitt wieder zu seinem Partner, der ihre Zielperson soeben mit nur einer Hand erdrosselte. Die zittrigen Finger der blonden Frau, die sich mit ihren dreißig Jahren schon lange einen Namen gemacht hatte, verloren an Kraft, bis ihre Arme nur noch neben ihrem Körper baumelten. Ihre rot geäderten, hervorgetretenden Augen verdrehten sich, ehe ihr Kopf wie der einer Puppe nach vorne fiel. Jegliche Spannung war aus ihrem schlanken Leib gewichen, als Kisame sie einfach auf den Boden fallen ließ, wo sie wie ein nasser Sack liegen blieb. Inmitten ihrer toten Kameraden, die nicht mehr so unversehrt aussahen wie ihre Anführerin. Yagami Saki. Eine Söldnerin, die einige abtrünnige Shinobi um sich geschart und sich mit ihnen auf Kopfgelder spezialisiert hatte. Kakuzu würde es erfreuen, dass sie ihm nicht länger Konkurrenz machen würde.

„Denkst du, ich sollte sie…etwas handlicher machen?“, riss ihn Kisame aus seinen Gedanken.

Er blickte auf, wobei er seinen Partner nur kurz anblickte, dann den Blick auf die Leiche der Frau richtete. Einen Moment lang schwieg er, wusste sehr wohl, was der andere damit meinte; seine Begeisterung hielt sich jedoch arg in Grenzen, wenn er sich vorstellte, wie Kisame ihren Kopf mit Samehada abtrennte.

„Wir werden voraussichtlich nur zwei Stunden brauchen“, erwiderte er knapp.

Der Haimensch gab ein Schnauben von sich.

„Du musst sie ja auch nicht herumtragen“, brummte er widerwillig, zuckte gleich darauf aber die Schultern. „Meinetwegen…dann mal los, was?“

Ohne eine Antwort seinerseits abzuwarten, packte er die Frau an den Haaren und lud sie sich über die breite Schulter. Itachi gab ein Nicken von sich, ließ den Blick allerdings noch einmal schweifen, ehe er ihm folgte.

Die Söldnertruppe hatte eine kleine Hütte, versteckt in den Wäldern, als ihren Aufenthaltsort auserkoren. Es war ein zäher Kampf gewesen, wobei sich Itachi seiner Gegner schnell entledigt hatte, so wie er es stets zu tun pflegte. Kisame hatte sich mehr Zeit gelassen, sich regelrecht ausgetobt, so wie es eben seine Art war. Sie waren ein Team, auch wenn ihre Einstellungen unterschiedlich waren, so harmonierten sie doch im Grunde.

Und trotzdem…stand diese Sache seit zwei Tagen zwischen ihnen.
 

Auch wenn sich keiner von ihnen beiden etwas anmerken lassen wollte, hatte sich etwas verändert. Wenn sie abends am Feuer saßen, schwebte es unausgesprochen zwischen ihnen, doch keiner fand anscheinend die richtigen Worte. Wer keine Wache hielt, legte sich meistens früh schlafen, um einem oberflächlichen Gespräch auszuweichen.

Itachi versuchte die ganze Zeit, einen Sinn aus seinem eigenen Verhalten zu schließen. Es war ein…Impuls gewesen. Vermutlich resultierend aus dem emotionalen Ballast der vergangenen Tage, wenn er es rational anzugehen versuchte. Sasuke dazu getrieben zu haben, sich in die Hände der Schlange zu begeben, wo er nicht wissen konnte, was das aus ihm machen würde, vor allem nachdem er ihn mehrmals psychisch gefoltert hatte. Hatte er sich verkalkuliert? Würde seine Drohung Orochimaru in Schach halten?

Es waren Ängste, die ihn besonders nachts heimsuchten, und das Gefühl, mit all diesen Problemen allein zu sein, machte es nicht besser. Lange hatte er Shisui nicht mehr so sehr vermisst, was vielleicht auch daran lag, dass er begonnen hatte, in Kisame einen Freund zu sehen. Es war ihm noch bewusster geworden, als er den Hünen gegen sich aufgebracht hatte. Dennoch konnte er niemals ehrlich zu ihm sein, würde weiterhin lügen müssen, um Sasuke und sich selbst zu schützen.

Vielleicht war es der Vorfall mit diesem unsterblichen Fanatiker gewesen, der ihm den letzten Schubs gegeben hatte. Obwohl er wusste, dass sie beide als Shinobi jederzeit sterben konnten, hatte ihn eine plötzliche Panik gepackt. Nicht zum ersten Mal, denn damals, als die Spinne Kisame vergiftet hatte, hatte er ähnlich damit zu kämpfen gehabt.

Sein Partner bedeutete ihm etwas und trotzdem ihm das schon lange klar gewesen war, hatte er nie in diese Richtung gedacht. Sicherlich hatte er oft Geborgenheit in Kisames Nähe empfunden und ja, er genoss es, wie sie sich Halt gaben. Es ließ ihm jedes Mal angenehm warm werden, wenn Kisame zeigte, dass er sich um ihn sorgte, denn er war damit der Einzige.

Die Worte dieser ANBU waren nicht neu für ihn gewesen, doch sie hatten ihn empfindlich getroffen. Sie hatte Recht gehabt und er wusste das. Er hatte versucht, es wie immer zu verdrängen, war dabei allerdings an seine Grenzen gestoßen. Ein schwacher Moment, in dem Kisame für ihn da gewesen war.
 

Für wenige Sekunden hatte es sich richtig angefühlt. Jedenfalls richtiger, als diese erzwungene Erfahrung mit dem Mädchen aus dem Bordell und vielleicht…verstand er ihre Worte nun. Er hatte sich niemals viel mit seiner Sexualität beschäftigt, dafür war nie Zeit gewesen. Seine Gedanken drehten sich primär um Sasuke oder sein Überleben und auch davor hatte es nur Verpflichtungen gegeben. Das Verlangen, von dem Kisame oft gesprochen hatte, war bei ihm nicht existent gewesen, er hatte ihn damals nicht belogen.

Konnte es sein, dass er die Sympathie, die er für seinen Partner empfand, überbewertete? Vielleicht resultierte sein plötzliches Verlangen, Kisame auf eine…innigere Weise nahe zu sein, daraus, dass er sich allein fühlte. Möglicherweise handelte es sich hierbei um eine rein körperliche Reaktion, die daher rührte, dass er niemanden sonst hatte.

Bestimmt war das ein wichtiger Punkt in dieser Misere, wenn er auch mit einem Mal an Izumi denken musste. Sie schien ihn gemocht zu haben, hatte oft seine Gesellschaft gesucht, doch niemals wäre ihm in den Sinn gekommen, sie zu küssen. Er hatte immer geglaubt, dass er einfach zu jung gewesen war, doch wenn er alles einmal Revue passieren ließ, musste er sich eingestehen, dass er nicht mal einen Funken Neugierde für das weibliche Geschlecht fühlte. Bislang hatte er angenommen, dass das an den Gegebenheiten lag; er hatte schließlich keine Aussicht auf eine glückliche Zukunft.

Dass es daran liegen könnte, dass das beim…gleichen Geschlecht anders war, hatte er nie in Betracht gezogen. Es hatte aber auch nie einen Mann wie Kisame in seinem Leben gegeben, so dass er nichts vergleichen konnte. Wie man es jedoch auch drehte und wendete, hauptsächlich fühlte der Uchiha, abgesehen von seiner Verwirrung, Reue.

Weil er sich nicht unter Kontrolle gehabt hatte, sprachen sie kaum miteinander und wichen einander aus. Er hatte ihre Beziehung mit einem einzigen Fehler verkompliziert und dass sich Kisame bisher nicht dazu geäußert hatte, machte es noch schwieriger. Nicht zum ersten Mal musste er an die Reaktion des Hünen denken, als sie damals auf Zabuza und Haku getroffen waren. Nein. Dass sein Partner diesen Vorfall positiv aufnehmen würde, konnte er von vornherein ausschließen…und wollte er das überhaupt? Was genau erhoffte er sich von diesem Kuss, den sein Partner nicht mal im Ansatz erwidert hatte?

Nun, immerhin hatte er ihm keinen Schlag verpasst oder ihn angeschrien. Vielleicht sollte er das als positiv werten, anstatt sich in Grund und Boden zu schämen. Es war sein erster Kuss gewesen – sah man von den halbherzigen Versuchen mit der Prostituierten ab. Schon als Kisame seinen Arm um ihn gelegt hatte, hatte es in seinen Wangen gekribbelt. Sein Herzschlag hatte sich beschleunigt und er hatte sich geborgen gefühlt, so dass er schließlich getan hatte, was sich für ihn in diesem Augenblick richtig angefühlt hatte. Es waren nur Sekunden gewesen, in denen die Wärme, nach der er sich nun einmal sehnte, seinen gesamten Körper geflutet hatte.

Es fiel ihm schwer, es zu beschreiben, doch es war ein schönes Gefühl gewesen. Kisames Blick hatte sich dagegen eher wie eine eiskalte Dusche angefühlt – und er hatte sich sofort von ihm gelöst, war gegangen. Nicht lange, doch als er zurückgekommen war, hatte der Haimensch direkt gemeint, dass er sich hinlegen würde. Seitdem hatte keiner mehr auch nur im Ansatz versucht, über den Vorfall zu sprechen.

Sein Blick glitt zu seinem Partner, der neben ihm lief und die Leiche ihrer Zielperson trug. Wie auch er selbst schien Kisame in Gedanken zu sein, blickte in die Ferne, als gäbe es dort mehr als Wald. Sollten sie überhaupt darüber sprechen? Vielleicht war es besser, die Sache ruhen zu lassen und weiterzumachen wie bisher.

Obwohl er sich das nicht zum ersten Mal einzureden versuchte, wusste er, dass das so nicht möglich war. Irgendwann mussten sie darüber sprechen.
 

„Wenigstens ist es diesmal keine Toilette.“

Itachi äußerte sich nicht dazu, während er den Imbiss mit gewisser Skepsis betrachtete; irgendwie fand er das noch skurriler als die öffentlichen Toiletten. Ihm selbst drehte es bei dem Gedanken, hier etwas zu essen, eher den Magen um. Er ging davon aus, dass es auch hier einen versteckten Raum gab, in dem die Leichen aufbewahrt wurden. Widerlich.

Innerlich seufzte er, ließ sich jedoch nichts anmerken und wandte sich zu dem Mann um, der sich soeben über die Theke beugte und durch das offene Fenster sah.

„Guten Tag! Was kann ich- Heilige Scheiße! Ist das Mädel tot?!“

Kisame runzelte die Stirn, schien ebenso irritiert wie Itachi selbst; hatten sie den falschen Ort erwischt? Handelte der Mann gar nicht mit Kopfgeldern?

„Ist sie“, gab der Hüne zurück und trat etwas näher. „Wir haben die Anweisung, sie hier abzuliefern. Du bist doch Kaido?“

„Eh, ja, klar, aber ich meine…seid ihr bescheuert, sie hier so offen rumzutragen?! Wenn das jemand sieht, kann ich den Laden dicht machen! Rein mit euch, aber schnell!“, redete sich der Mann in Rage.

Es gehörte schon eine Portion Mut dazu, sie beide als bescheuert zu bezeichnen. Vor allem da der Händler nicht viel älter als Itachi selbst sein konnte, vielleicht um die Zwanzig. Nervös fuhr er sich durch die dunkelblonden Haare, kaum dass sie sein kleines Geschäft betreten hatten.

Es roch zwar nicht übel, nach irgendetwas Frittiertem, doch der Uchiha war sich sicher, dass er hier keinen Bissen herunterbekommen würde.

„Dachte erst, ihr seid ANBU oder so, die mich testen wollen. Ist nicht gerade ungefährlich der Job, wenn ihr versteht…aber dann hab ich eure komischen Mäntel wiedererkannt. Ihr seid doch Kollegen von Kakuzu-san, richtig?“

Itachi kam in den Sinn, wie fahrlässig es war, sie erst rein zu lassen und dann Fragen zu stellen. Gerade bei Kakuzus kurzer Geduldsspanne hatte dieser Mann eine eher niedrige Lebenserwartung, doch das machte wieder einmal deutlich, dass es dem Taki-nin ausschließlich um den Profit ging.

„Ja“, erwiderte er knapp und der junge Mann wischte sich über die Stirn.

„Puh, ein Glück…na dann kommt mal mit!“

Kisame tauschte einen Blick mit ihm, der deutlich machte, dass er den Kerl für recht beschränkt hielt, doch Itachi zuckte nur die Schultern. Still beobachteten sie beide, wie Kaido eine Art Luke im Boden öffnete und diese herunterstieg. Nach kurzem Zögern folgten sie ihm, nur um sich in einer Art muffig riechendem Keller wiederzufinden.

„Hier geht’s lang! Ah – wen habt ihr da eigentlich mitgebracht, hm?“

„Yagami Saki“, kam es von Kisame, der die Tote soeben von seiner Schulter ablud.

Im Gegensatz zu sonst wirkte seine Miene recht verschlossen, als er sie auf der Bahre ablegte, vor der Kaido gerade stand und ein Buch zückte.

„Yagami…mh…ah ja, da ist sie ja! Okay, sehr gut…“

Er kreuzte ihr Bild an und wuselte dann zu einem großen Schrank, in dem er vermutlich das Kopfgeld aufbewahrte. Itachis Blick verweilte einen Moment auf dem Gesicht der Kunoichi, das in dem spärlichen Licht noch kränklicher wirkte. Er würde wohl niemals nachvollziehen können, warum Kakuzu so versessen auf Geld war, dass er sogar mit Leichen handelte. Andererseits fehlte ihm auch das Verständnis für Kisames Blutrausch, der sich heute einmal mehr gezeigt hatte.

Es warf die Frage auf, ob Itachi selbst mittlerweile schon so abgestumpft war, dass ihm das nichts mehr ausmachte. Die Freude am Töten war etwas, das er zutiefst verachtete…und trotzdem akzeptierte er diesen Charakterzug an seinem Partner. Er hieß es nicht gut, bremste ihn auch oftmals, doch es hatte ihn nicht davon abgehalten, sich ihm anzunähern. Schon wieder diese Gedanken, die er absolut nicht gebrauchen konnte.

„So, bitteschön, die Herren! Wie vereinbart…wenn ihr es nachzählen wollt, dann-“

„Passt schon!“, unterbrach Kisame ihn ruppig und riss ihm den Metallkoffer aus den Händen. „Wir vertrauen darauf, dass du schlau genug bist, Kakuzu nicht zu hintergehen. Könnte sonst hässlich für dich enden.“

Bei dem grimmigen Grinsen, welches ein scharfes Gebiss entblößte, erschauderte Kaido merklich, nickte hastig und hob abwehrend die Hände.

„Ich würde Kakuzu-san niemals betrügen! Wirklich nicht! Ich bin ein ehrlicher Mann!“, entfuhr es ihm mit einer Mischung aus Panik und Entrüstung, die Kisame spöttisch schnauben ließ.

„Sicher bist du das…“

„Wollt ihr…vielleicht noch was essen? Geht auch aufs Haus!“, fügte er an, vermutlich um sie zu besänftigen.

Noch während er ihnen dieses Angebot machte, öffnete er eine weitere Schublade und schob die Bahre samt Yagami in diese. Kisame und er tauschten einen raschen Blick miteinander, ehe sie einstimmig ablehnten. Der Appetit war ihnen schon vergangen, noch bevor sie diesen Imbiss überhaupt betreten hatten.
 

Sonderlich lange mussten sie dennoch nicht aufs Essen verzichten, denn bis zum späten Nachmittag hatten sie eine Herberge gefunden. Der Weg dorthin war ebenso wortkarg verlaufen wie ihr gemeinsames Abendmahl, wobei Kisame es anfangs noch mit einigen humorvollen Sprüchen bezüglich des seltsamen Kerls aufzulockern versucht hatte. Jedoch war es wohl genau das – ein Versuch, der nicht darüber hinwegtäuschen konnte, dass etwas nicht in Ordnung war. Nicht, dass er sonst immer auf Kisames Scherze einging, dieses Mal wirkte es allerdings so erzwungen, dass Itachi sich zu keinem Lächeln durchringen konnte. Er fühlte sich angespannt und Kisame konnte es nicht viel anders gehen, so wie sich dieser ihm gegenüber verhielt. Zwischendurch hatte er das Gefühl, dass sein Partner kurz davor war, das Thema anzusprechen, doch letztendlich tat er es nicht.

Es war die dritte Nacht infolge, in welcher der Uchiha vergeblich versuchte, Schlaf zu finden – trotzdem der Futon deutlich bequemer als Waldboden war. Schon in den vergangenen Nächten war es ihm schwer gefallen, so dass er immer wieder hochgeschreckt war. Die angenehm heiße Dusche hatte nicht wirklich geholfen, so dass er auch jetzt mit dem Rücken zu Kisame lag und vor sich hinblickte. Der Hüne hatte angeboten, dass er fürs Erste wach bleiben würde, und Itachi hatte ihm nicht widersprochen.

Minuten vergingen, in denen Itachi alles, was ihn beschäftigte, zu verdrängen versuchte, doch es half nichts. Die Stille stand bleiern zwischen ihnen und Kisames zeitweiliger Blick in seinem Nacken war spürbar. Vielleicht lag es an ihm selbst, es endlich anzusprechen, immerhin war er ja der Verursacher dieser Problematik. Vielleicht wartete Kisame auch darauf, dass er den Anfang machte? Es erschien ihm unmöglich, die richtigen Worte zu finden, doch schließlich atmete er tief durch und überwand sich.

„…es tut mir leid.“

Ein paar Sekunden lang kam gar nichts, so dass Itachi sich auf den Rücken drehte, um seinem Partner einen Seitenblick zuwerfen zu können. Dieser blickte ihn verdutzt an, soweit er das im dämmrigen Licht erkennen konnte.

„…was?“, entkam es ihm schließlich ungläubig.

Itachi schwieg, richtete den Blick an die Decke, um seine Mimik besser im Griff zu haben – auch wenn sein Herz schon wieder zu rasen begann und seine Wangen brannten. Er hatte gelernt, mit allem umzugehen, was man ihm aufbürdete…doch dieser ungewohnten Situation fühlte er sich nicht gewachsen.

„Hast du dich gerade ernsthaft entschuldigt?“, fragte Kisame immer noch recht perplex.

„Hm.“

Er hätte einfach den Mund halten und warten sollen, bis es in Vergessenheit geriet. So unwahrscheinlich es auch war, dass dieser Fall eingetreten wäre, alles war besser als das hier.

„Vielleicht erklärst du mir lieber mal, wieso du mich geküsst hast, anstatt zu behaupten, dass es dir leid tut. Ich hoffe übrigens, dass du das nicht ernst meinst. Das wäre irgendwie beleidigend…“

Er wandte den Blick zögerlich zu seinem Partner, der sich an die Wand in seinem Rücken lehnte und die Arme verschränkte, wobei er ihn aus seinen Raubtieraugen fixierte.

„Schau mich nicht so an, Itachi“, brummte der andere. „Dachtest du, ich reiß dir deswegen den Kopf ab? Ich meine, ja, das kam schon etwas…unerwartet…und ich weiß noch immer nicht ganz, was ich davon halten soll, aber na ja…“

Er seufzte einmal tief und zuckte mit den breiten Schultern.

„Es ist kein Weltuntergang…eigentlich ist es vielleicht sogar die Erklärung dafür, wieso du bei Frauen so einen Stock im-“

„Kisame.“

„Also worauf ich hinaus will…es war jetzt nicht das Schlimmste, was mir je passiert ist.“

Itachi spürte, wie sich ein dicker Kloß in seinem Hals bildete, wo er gerade noch kurz davor gewesen war, Erleichterung zu verspüren.
 

„Nicht das Schlimmste…“, wiederholte er trocken und Kisame stöhnte genervt.

„So meinte ich das nicht. Wirklich nicht“, wehrte er ab. „Ich glaube, jedem anderen Kerl, der mich geküsst hätte, hätte ich direkt aufs Maul gehauen…“

„Beruhigend“, konnte sich der Uchiha den Sarkasmus nicht verkneifen.

„Sag mal, warum rechtfertige ich mich überhaupt?“, fragte der Hüne plötzlich. „Wird Zeit, dass du mal etwas Klarheit reinbringst, nicht wahr?“

Wenn Itachi ehrlich war, wäre es ihm lieber gewesen, wäre der Kelch an ihm vorübergegangen. Was hatte er sich auch von seiner Entschuldigung erhofft? Vermutlich, dass Kisame es dabei beließ und sie sich einigten, dass so etwas nie wieder passieren würde. Eigentlich sollte er seinen Partner wohl gut genug kennen, um zu wissen, dass das nicht seine Art war.

Er atmete abermals durch, ehe er sich aufsetzte, neben Kisame an die Wand lehnte, wobei er diesen jedoch nicht ansah. Wieder schwebte die Stille zwischen ihnen, doch immerhin wurde er nicht gedrängt, sie zu brechen – auch wenn er den abwartenden Blick des Älteren auf sich spürte. Klarheit…wie sollte er das anstellen, wenn er selbst nicht wusste, was ihn da geritten hatte?

„Willst du’s noch mal machen?“

Itachi wurde im Wechsel heiß und kalt, als ihn die Frage erreichte und ihm bewusst wurde, dass Kisame das soeben wirklich von sich gegeben hatte. Abrupt drehte er den Kopf zu ihm, suchte jedoch vergeblich nach dem befürchteten Spott. Im Gegenteil…Kisames Miene ließ keinen Zweifel an seiner Ernsthaftigkeit und Itachi spürte, wie ihm die Hitze nun auch in die Wangen stieg. Es wunderte ihn, dass ihn der Hüne nicht aufzog, wo er sich doch im Moment so lächerlich verhielt. Nicht einmal er selbst konnte das leugnen.

„…vielleicht“, murmelte er schließlich.

Kisame maß ihn mit einem nachdenklichen Blick, wohl nicht sicher, was er mit der Antwort anstellen sollte. Es war nicht so, als hätte Itachi sonderlich viel Zeit gehabt, lange darüber nachzudenken.

„Dir hat’s also gefallen, huh?“

„Kisame…“

„Beantworte einfach die Frage“, verlangte sein Partner genervt. „Sonst kapier ich nie, woran ich bei dir bin…und auf noch zwei Tage, in denen wir uns peinlich berührt anschweigen, kann ich verzichten. Also?“

Zugegeben…Itachi ging es da nicht anders, von daher wäre es wohl angebracht, auf den Hünen einzugehen. Auch wenn er sich unsicher war, wollte er wenigstens dieses Mal ehrlich sein. Alles andere würde die Sache nur noch mehr verkomplizieren.

„Ja.“

Kisame war seine Einsilbigkeit ja bereits gewöhnt, so dass er glücklicherweise nicht noch mehr Fragen stellte. Stattdessen maß er ihn mit einem Blick, den der Uchiha nicht einordnen konnte. Er hätte gern eine umfassende, rationale Erklärung abgeliefert, warum er seinen Partner geküsst hatte und sich so geborgen bei diesem fühlte. Warum Kisames Berührungen solche wirren Gefühle in ihm auslösten.

„Ich habe das nicht geplant…oder so“, überwand er sich und senkte den Blick auf seine ineinander verschlungenen Finger. „Daher kann ich dir auch nichts erklären.“

Das Reden fiel ihm leichter, während er sich auf den Ring an seiner rechten Hand konzentrierte, diesen hin und her drehte.

„Es…hat mir gefallen. Ich wollte damit aber nicht bewirken, dass du dich unwohl fühlst. Es wird nie wieder passieren, also sollten wir es vielleicht einfach vergessen.“

Auch wenn das zweifellos schwierig werden würde, nun, wo er sich so weit vorgewagt hatte. Warum auch immer er sich von dem Hünen angezogen fühlte, er musste es verdrängen, so wie er es bei vielem tat.
 

„Woher willst du wissen, dass ich mich unwohl fühle?“

Itachi hielt inne, hob den Kopf wieder und blickte direkt in Kisames Raubtieraugen, die ihn unverwandt anfunkelten.

„Klar, ich hab nicht damit gerechnet. Normalerweise bist du nicht der Typ dafür, der plötzlich loslegt…aber vermutlich sollte ich erleichtert sein, dass du endlich damit anfängst, dich mit sowas zu beschäftigen, ohne dass ich dich in einen Puff schleppen muss. Dass du eher auf Kerle stehst…ist eben nicht zu ändern. Sucht man sich nicht aus, was?“

Itachi zog es vor, nichts darauf zu erwidern; Kisames Worte mochten als Aufmunterung gemeint sein, im Endeffekt kam es ihm trotzdem so vor, als würde der andere nichts verstehen. Wie auch? Itachi verstand sich ja nicht einmal selbst. Oder hatte Kisame letztendlich Recht damit, seine Neigungen so einzuordnen?

Lag es nur daran, dass er plötzlich seine Sexualität entdeckte und einem Impuls folgte, der schon immer in ihm gewesen war? Ihm fehlten eindeutig Vergleichsmöglichkeiten, um das festzustellen, sodass es vorerst nichts brachte, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.

Was er getan hatte, hatte er in erster Linie getan, weil er sich einsam gefühlt hatte und Kisame neben Sasuke der einzige Mensch war, für den er Zuneigung empfand – wenn auch auf unterschiedliche Weise.

„Jedenfalls ist es für mich kein Problem“, brummte der Ältere und streckte sich einmal. „Ehrlich gesagt, hab ich nie drüber nachgedacht, mal was anderes zu versuchen. Kann nicht behaupten, dass mir bei den Frauen großartig was gefehlt hat…“

Er rieb sich den Nacken, sah Itachi aber weiterhin mit diesem seltsamen Blick an, der ihn innerlich erschaudern ließ. Was anderes versuchen…? Itachi wusste nicht, was er sagen sollte oder ob er überhaupt noch etwas von sich geben sollte. Er konnte Kisame nicht richtig folgen, denn dieser brachte ihn mit seinen Worten immer mehr durcheinander.

„Außer dieser einen Sache“, fuhr der Hüne fort. „Hat irgendwie immer so einen bitteren Beigeschmack, wenn man dafür bezahlt…du weißt ja, was ich meine, nicht?“

Itachi blinzelte einmal, ehe er sich zu einem knappen Nicken zwang; er war bislang ehrlich genug gewesen, die Lüge würde er beibehalten. Schließlich hatte er sich bis hierhin genug Blößen gegeben. Kisame bleckte die Zähne zu einem breiten Grinsen, welches Itachi durchaus beunruhigte. In der Regel besaß er eine ausgeprägte Auffassungsgabe…warum also kam er sich gerade so begriffsstutzig vor?
 

„Gut, dann haben wir das ja geklärt, was?“

Itachi öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen, allerdings wusste er nichts Passendes zu sagen, weswegen er ihn wieder schloss. Er presste die Lippen kurz aufeinander, ehe er einen zustimmenden Laut von sich gab – obwohl er nicht den Eindruck hatte, dass irgendwas geklärt war.

Einerseits fand Kisame es nicht schlimm, dass er ihn geküsst hatte…und er gab diese seltsamen Andeutungen von sich. Auf der anderen Seite wirkte er nicht so, als wollte er das tatsächlich wiederholen, auch wenn er so zufrieden grinste. Da war dieses Funkeln in den Raubtieraugen, die im Licht einen hellen Grünton aufwiesen. Vielleicht verspottete Kisame ihn ja doch…oder er dachte daran, ihn demnächst in ein etwas anderes Bordell zu schicken, damit er sich…ausleben konnte. Gab es so etwas überhaupt? Eigentlich wollte er das gar nicht wissen, so dass er entschied, es erstmal dabei zu belassen. Für einen Abend war das eindeutig zu viel, auch wenn er froh war, dass sie sich nicht mehr anschwiegen.

Da sein Partner keine Anstalten machte, sich hinzulegen, nahm er an, dass er weiter Wache halten wollte, so dass sich der Uchiha schließlich wieder auf dem Futon zusammenrollte. Er zog die Decke bis zur Nasenspitze, wickelte sich darin ein, ehe er die Augen schloss. Sie würden am nächsten Morgen direkt weiterziehen, um Kakuzu entgegenzukommen und ihm das Geld zu überbringen.

Itachi fragte sich, ob er diesen Kurosuki Raiga hatte anwerben können, beziehungsweise ob dieser noch am Leben war. Sicherlich wäre Kisame nicht besonders traurig über einen Misserfolg, so feindselig, wie er seinem Landsmann gegenüber eingestellt war.

Seine Gedankengänge fanden ein jähes Ende, als er ein leises Rascheln vernahm und sich gleich darauf ein warmer Körper von hinten an seinen schmiegte. Itachi versteifte sich bei der unerwarteten Berührung, starrte wie gelähmt an die Wand vor sich, während sich nun auch noch ein muskulöser Arm um seine Brust schlang. Er spürte Kisames Atem in seinem Nacken und bekam direkt eine Gänsehaut. Was auch immer er aufgrund ihrer schwammigen Unterhaltung zuvor erwartet hatte – das sicher nicht.

„…was tust du?“, murmelte er angespannt.

Er nahm wahr, wie Kisame seine Haare beiseiteschob, um seine Nase gegen seinen Hals zu drücken. Die plötzliche Intimität dieser Geste brachte seinen Puls zum Rasen, obwohl er sich sonst nicht so schnell aus der Ruhe bringen ließ.

„Wonach sieht’s denn aus?“, brummte der Hüne gegen seine Haut.

„…“

„Also dafür, dass du damit angefangen hast, bist du echt verklemmt.“

Das mochte ja stimmen, doch die Feststellung machte es dem Uchiha nicht unbedingt einfacher, sich damit auseinanderzusetzen. Trotzdem verletzte es ein wenig seinen Stolz, so dass er einmal tief durchatmete und sich zu seinem Partner drehte, um diesen ansehen zu können.

„Ich-“

Er geriet ins Stocken, als Kisame den Griff um seine Taille festigte und ihn ein Stück näher zog. Reflexartig stemmte er die Handflächen gegen die breite Brust des Älteren, doch ernsthaften Widerstand stellte dies nicht dar. Er sah Kisame grinsen, ehe sich dieser zu ihm vorbeugte, dabei die freie Hand in seinen Haaren vergrub, und dann spürte er raue Lippen auf seinen eigenen.
 

Es war nicht mit dem flüchtigen, etwas unbeholfenen Kuss von neulich zu vergleichen – denn es fühlte sich viel intensiver an. Kisame küsste nicht grob, aber mit einer Bestimmtheit, die keinen Zweifel ließ, dass er die Oberhand hatte. Die Art, wie er die Lippen gegen die seinen bewegte, unnachgiebig und verlangend, ließ Itachis Körper erbeben. Er merkte im ersten Moment gar nicht, dass er die Augen geschlossen hatte, seinem Partner die Führung überließ. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, während er dem anderen instinktiv entgegenkam, seine Finger in dessen Haut krallte. Ein Keuchen entwich ihm, als sich Kisame von ihm löste, seine Unterlippe dabei mit den scharfen Zähnen streifte, ohne ihn jedoch dabei zu verletzen.

Seine Wangen glühten, als er die Augen langsam wieder öffnete – und direkt in Kisames amüsiertes Gesicht blickte. Sein Arm lag immer noch um seine Taille, schien ihn auch nicht loslassen zu wollen. War es normal, dass seine Atmung so schwer ging? Dass er keinen klaren Gedanken fassen, sondern Kisame nur wie benebelt ansehen konnte? Sein Kopf war wie leergefegt, so dass er einfach nur liegen blieb und darauf wartete, dass der Hüne etwas sagte.

„Schätze, jetzt sind wir quitt, was?“, fragte dieser belustigt, was Itachi schnauben ließ.

„Ich dachte, wir zählen keine Punkte mehr“, gab er so souverän, wie es in dieser Situation möglich war, zurück.

Kisame lachte leise, immer noch mit diesem Funkeln in den grün schimmernden Raubtieraugen, die Itachi heiße Schauer über den Rücken jagten. Von der vorigen Anspannung spürte er mittlerweile nichts mehr.

„Stimmt“, erwiderte der Hüne. „Hätte trotzdem nichts dagegen, wenn du dich demnächst revanchierst.“

Tatsächlich hätte er die Bestätigung nicht mehr gebraucht – nicht nach diesem Kuss, der deutlich machte, dass Kisame nicht so abgeneigt war, wie er befürchtet hatte. Wohin das führen würde, darüber wollte er gerade nicht nachdenken. Das hier war genug für heute.

„Und jetzt schlaf. Ich bleib erstmal wach.“

Itachi wollte sich darüber nicht beschweren, auch wenn er skeptisch war, dass er hiernach so einfach schlafen könnte. Dennoch drehte er sich wieder auf die Seite, während sich der Hüne aufsetzte und wieder gegen die Wand lehnte. Eine Weile blieb es still, bis Kisame unerwartet noch mal das Wort ergriff.

„Was auch immer du damals mit der Kleinen getrieben hast…geknallt hast du sie jedenfalls nicht.“

Itachi enthielt sich einer Antwort.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Uff, da ist es. Das neue Kapitel.
Ich muss sagen, es ging mir relativ schnell von der Hand...obwohl es gewisse Stellen gab, an denen ich ein bisschen geknabbert habe.
Aber was soll ich sagen...ich bin recht zufrieden.
Und ich glaube, es war noch nie so schwer, die beiden in so einer Beziehung zu schreiben...aber andererseits habe ich auch noch nie über 30 Kapitel bis zu so einem Punkt gebraucht. xD
Itachi wirkt hier sehr unsicher, regelrecht nervös...aber wenn man sein Leben mal so im ganzen betrachtet, finde ich das ganz natürlich.
Er hatte nie Gelegenheit, sich mit seiner Sexualität zu beschäftigen und jetzt muss er das wohl...und ist auch noch selbst dran schuld.
Kisame ist generell ja sehr offen, auch wenn er bei Zabuza und Haku damals irritiert war...ich schätze ihn aber schon so ein, dass er der Sache eine Chance gibt. Einfach, weil es Itachi ist und er ja schon gewisse Gefühle für ihn hat.
Wie weit das alles geht, müssen die beiden jetzt noch gemeinsam rausfinden. ;)
Danke für die lieben Kommis und ich werde sie auch alle beantworten - aber jetzt fahre ich erstmal ins Krankenhaus, denn ich bin seit 11:30 Uhr Tante und will ganz schnell zu meiner Schwester und ihrem Mann, um meinen Neffen zu sehen!! *__*
Schönes Wochenende, Leute!! <3

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  LSiomha
2019-05-11T18:43:51+00:00 11.05.2019 20:43
Ich finde, dass Raben und Krähen sogar noch mehr Gemeinsamkeiten mit Itachi haben, abgesehen von dem schlechten Image als böses Omen und Plünderer. Krähen sind extrem intelligent und lernfähig, sehr sozial und sie folgen der Menschheit immer auf dem Fuße, wie eine dunkle Wolke. Wo Menschen sind, sind auch Krähen … und wo Shinobi sind, sind auch Gewalt und Intrigen. Ehrlich, ich wüsste kein Tier, dass besser zu Itachi passen würde, als eine Krähe.

Aber Itachis seelische Artgenossen sind ja nicht Hauptinhalt des Kapitels, sondern die Aussprache! Endlich ist sie da, die lang ersehnte Klarheit, endlich, äh … nen anderes Wort dafür gibts eigentlich nicht.
Zu lesen, wie Itachi schon nach zwei Tagen (sogar in kursiv!) die Geduld ausgeht, fand ich übrigens besonders toll. Das Kisame das Anschweigen im Privaten beizeiten gegen den Strich geht, habe ich erwartet, aber es so deutlich bei einer Person zu erfahren, deren Leben im Prinzip nur aus dem Warten auf den nächsten großen Knall besteht … sehr erheiternd ;-)
Zugegeben, Itachi hatte seine emotionalen Eskapaden, aber sonst bleibt er rational, trägt sein Steingesicht. Aber bei einem unschuldigen Kuss bekommt er Nervenflattern. Das ist irgendwie … süß. (Obwohl es nur ein Indiz für Menschsein ist, aber trotzdem.)
Und dann macht Itachi nicht nur den ersten, sondern auch den zweiten Schritt. Und das mit diesem kleinlauten »Es tut mir leid«. Zu lesen, wie Itachi sich in seinem Kopf den Weltuntergang ausmalt – Apokalypse durch Kuss, die Welt steht in Flammen, er ist wieder allein, allein mit allem, ohne einen Freund oder Vertrauten, ohne einen Partner, der ihn mag, sondern mit einem plötzlich Fremden, der ihn hasst – es tut einfach nur weh, und es ist so eine unglaubliche Erleichterung, dass Kisame diese Last jetzt von ihm genommen hat. – Sowohl für Itachi, als auch für mich. Ich erschlage dich mit langen Reviews, du mich mit den Kapiteln … schätze, wir sind quitt. Aber wir zählen ja keine Punkte ;-)
(Ehrlich, diese kleine Stelle war einfach nur toll. Und das nach diesem Kuss …)
Die stellenweise ungeschickte Wortwahl, mit der Kisame seinen Itachi zwischendurch eher verunsichert als beruhigt hat, ist aus meiner Sicht nachvollziehbar. Auch für ihn ist die Situation neu, selbst nach zwei Tagen zum Grübeln, da geht das schon. Am Ende wissen beide wo sie stehen, nämlich auf einer neuen Ebene, fortan gemeinsam, und das ist, denke ich, die Hauptsache. Worte haben da wieder einmal nicht ganz gereicht, aber darüber will ich mich bestimmt nicht beschweren. Vor allem, wo Kisame so einen Spaß dabei hat, Itachi endlich mal dominieren zu können. Und gut geschrieben ist es auch, nebenbei.

Wo ich am Anfang etwas zu Itachis Tierchen geschrieben habe, jetzt auch was zu Haien: ich finde, es passt einfach, dass Kisame ein guter Küsser ist. (Oder generell sehr geschickt mit seinem Mund ist … wie Itachi bestimmt irgendwann – nicht bald und erst recht nicht sofort, aber höchstwahrscheinlich in Zukunft – herausfinden wird.) Haifische haben nur ihr Maul, um Dinge zu manipulieren oder zu erkunden, und es sind neugierige Tiere, man bedenke, wie niedlich sie in Surfbretter reinbeißen und dann wieder loslassen, weil sie herausgefunden haben, dass Kunststoff nicht schmeckt. Und klar, Kisame hat Hände, aber das hält mich nicht davon ab, ihm ähnliche Züge anzudichten … hrrhrr.

Insgesamt fand ich ihr Gespräch schon sehr erheiternd … wie Kisame am Ende eher an sich selbst gerichtet über Dinge redet, die Itachi, unsere unschuldige Babykrähe, gar nicht verstehen kann. Und dann das Finale, die Anspannung löst sich, das Vertrauen ist wieder da, Harmonie, Geborgenheit, Zuneigung … und das in dieser vor Blut triefenden Geschichte. Selbst als Itachis Tendenz, diese neue Entwicklung als eine Komplikation in seinem Plan zu erachteten, wiederaufkommt, konnte das mir das Grinsen nicht aus dem Gesicht wischen. Sie haben sich geküsst, sie sind glücklich und zufrieden und ich dadurch auch.

Kurz noch zum restlichen Kapitel (auch wenn kurz nicht meine Stärke ist, aber egal), mit der Leichensammelstelle hinter dem Imbiss hast du dich echt übertroffen. Wie kommt man auf sowas? Dagegen erblasst Kishimotos Idee ja regelrecht.
Und was das zerfleischte Ende der Banditen angeht: ich kann Itachi verstehen, wenn er dem Bersharker in action nur schwer zusehen kann, aber ohne Kisames Blutrünstigkeit entschuldigen zu wollen (okay, ein bisschen schon, immerhin folgt gleich ein Plädoyer dafür), hat dieses Gemetzel nicht auch einen praktischen Grund? Wenn Kisame jeden Gegner so schnell umlegen würde wie Itachi, denen am besten noch aus der Distanz ein Kunai in oder durch den Schädel jagen würde, hätte er ja gar keine Zeit, denen Chakra zu stehlen. Nun kann ich mir aber vorstellen, dass Samehada schnell streiken würde, wenn es kein Chakra mehr bekommen würde, und im Kampf gegen B hat sich ja gezeigt, dass es nur bei Kisame ist, weil ihm sein Chakra »schmeckt«. Kisame kann kein ungehorsames Schwert gebrauchen, also muss er es »ernähren«, aber würde er das von seinem eigenen Chakra tun, würde er sich damit gleichzeitig schwächen … also muss er Samehadas Unterhalt mit der Aufnahme fremden Chakras kompensieren, und da kein Shinobi freiwillig sein Chakra hergibt, geht das nur im Kampf. Was nicht heißen soll, dass Kisame nur wegen Samehada so wild kämpft, das Gespann schenkt sich im Blutdurst nichts, aber rein aus diesen rationalen Erwägungen könnte man Kisame nicht jedes Mal daran hindern, seine Feinde auf eine sehr … rustikale Art und Weise auseinanderzunehmen. Denke ich.

Na dann, ich bin gespannt darauf, wie sich das weiterentwickelt, nach dieser epischen, unbeholfenen, herzhaften Offenbarung ;-)
Von:  Kartoffelecke
2018-03-04T10:41:17+00:00 04.03.2018 11:41
sau gudd! weiter so! (ich bin unterwegs, deswegen keine lange lobeshymne ;) )
glaubhaft, authentisch, habe zwischendurch was anderes machen müssen, weil ich so nervös war wie's weitergeht..lol :D

lg
Von:  lula-chan
2018-03-03T19:51:55+00:00 03.03.2018 20:51
Tolles Kapitel. Sehr gut geschrieben.
Dass die Stimmung nach Itachis "Überfall" auf Kisame nicht gerade locker ist, habe ich mir bereits gedacht. Das kam ja auch ziemlich plötzlich. Aber gut, dass sie sich doch noch ausgesprochen haben, wenn man das denn so nennen kann.
Kisame ist also nicht abgeneigt. Hm. Na mal sehen, was das noch wird.
Ich bin schon richtig gespannt, wie es weitergeht, und freue mich auf das nächste Kapitel.

LG


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