Zum Inhalt der Seite

Blutschwur

Bis in den Tod...
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Monster

Obwohl Itachi sicherlich nur einige Minuten lang in diesem Wald herumirrte, kam es ihm wie Stunden vor, bis ihn sein Rabe endlich zu Kisame führte - jedenfalls dachte er dies, als er den zerfetzten Mantel in der Schlammgrube liegen sah. Er beschleunigte seine Schritte unweigerlich, auch wenn der Nebel immer noch wie ein Schleier über seiner Umgebung lag. Ihm war, als stülpe sich sein Magen um, als er sich in den Dreck kniete und nach dem Stoff griff, diesen aus dem Matsch zog. Von Kisame war keine Spur...doch so, wie der Mantel zugerichtet war, musste es ihn regelrecht zerrissen haben. Sein Blick glitt zur Seite, wo ihm erst jetzt die blutigen Spuren am Boden auffielen. Er konnte nicht sagen, ob sie zur Schlammgrube oder davon weg führten.

Was war hier passiert? Hatte der Jinchuuriki seinen Partner erwischt? Es musste so sein, aber niemals konnte er glauben, dass Kisame sich so einfach töten ließ. Wenn er nicht mehr am Leben war, wo lag dann seine Leiche? Itachi spürte, wie sich wieder dieser Geschmack in seinem Mund ausbreitete...ein bitterer, widerlicher Geschmack, der seinen Körper zu lähmen schien. Ähnlich hatte er sich schon mal gefühlt, damals, als Kisame von dieser Spinne vergiftet worden war oder als sie auf diesen unsterblichen Fanatiker getroffen waren.

Er musste sich nichts vormachen, wusste, dass dieses schreckliche Gefühl daher rührte, dass er Kisames Tod fürchtete. Ja, er war ein Shinobi, ein Nuke-nin noch dazu, und er war nicht so naiv zu glauben, dass einer von ihnen unantastbar wäre. Es konnte jeden Tag zu Ende gehen, wenn sie auf jemanden trafen, der ihnen überlegen war. Es gab niemals eine Garantie für ihr Überleben.

Trotzdem...der Gedanke, wieder allein zu sein oder mit jemand anderem zu reisen, erschien ihm unerträglich. Kisame und er hatten so viel zusammen erlebt in diesen fünf Jahren, dass es für ihn unvorstellbar war, dass sich daran etwas änderte. Es war so viel leichter mit jemandem an seiner Seite, dem er sich wenigstens ein bisschen öffnen konnte.

Tief atmete er durch, ehe er etwas im Schlamm aufblitzen sah, und spürte den feuchten Matsch an seinen Fingern, als er hineingriff. Er schloss die Faust um den vertrauten Stoff mit der kleinen Metallplatte, auf dem das Symbol Kiri-Gakures prangte. Kisames Stirnband. Anscheinend hatte er es hier verloren. Kurz presste er die Lippen zusammen, schob es dann in die Tasche seines Mantels. Seine Miene glättete sich und er merkte, wie er innerlich ruhiger wurde, erhob sich auch.

Es war Fakt, dass Kisame über ein gewaltiges Chakra verfügte und unheimlich zäh war. Zudem besaß er noch Samehada, welches eine mächtige Waffe darstellte und ihn heilen konnte. Er würde sich nicht einfach erledigen lassen.
 

Abermals ließ er seinen Raben fliegen, denn dieser würde Kisame wohl schneller finden als er selbst. Er überlegte, ob er hier warten sollte, entschied sich dann aber dagegen; das Tier würde ihn im Zweifelsfall schon finden und er konnte nicht die ganze Zeit nichts tun. Zumal er davon ausgehen musste, dass der Jinchuuriki noch hier irgendwo lauerte – auch wenn er ihn mit Susanoo getroffen hatte, würde ihn das höchstens für eine Weile außer Gefecht gesetzt haben.

Itachi fragte sich, warum er sie überhaupt angegriffen hatte, schließlich waren viele Menschen, die von dem Geist berichtet hatten, zurückgekehrt. Hatte er sie als Nuke-nin erkannt? Wäre dies der Fall, musste es sich bei dem Jinchuuriki um jemanden handeln, der einst in den Diensten seines Dorfes gestanden hatte, bevor er sich hierher zurückgezogen hatte.

Er wusste ein bisschen etwas über den Kyuubi und den Ichibi, wie zum Beispiel, dass diese in ihrer Heimat gemieden und gefürchtet wurden. Vermutlich waren sie damit keine Einzelfälle – es musste schwer sein, mit dieser Bürde zu leben. Es würde ihn daher nicht wundern, wenn sich einige dieser Jinchuuriki von den Dörfern losgesagt hätten, um woanders Fuß zu fassen. Möglicherweise bewachte der Gobi den Wald für die Samurai, sollte er bei ihnen Zuflucht gefunden haben.

Irritiert blieb der Uchiha stehen, als er plötzlich ein leises Rauschen ganz in der Nähe vernahm. Er erinnerte sich, dass Yume-Gakure am Meer lag, und tatsächlich lichtete sich der Wald nach ein paar weiteren Schritten, so dass er an einem abgeflachten Abhang stand. Vor ihm offenbarte sich der Blick auf die Küste, vor der dunkles Gewässer Wellen schlug, die Sand und Kies vor sich her spülten. Der Wind zerrte an ihm, als wollte er ihn in die Tiefe reißen, und obwohl es nicht so steil hinunterging, fühlte er sich an seinen Sturz vor einigen Jahren erinnert. Es war keine Angst, eher eine Art Unwohlsein, das ihn einen Schritt zurückgehen ließ. Nein, er konnte dem Meer wirklich nicht viel abgewinnen, zumal dieses durch die graue Wolkendecke und den Nebel eine schaurige Kulisse abgab. Seine roten Augen schweiften in die Ferne, den Strand, der bei Flut vermutlich komplett verschlungen werden würde, entlang. Keine Menschenseele schien sich hier aufzuhalten und ebenso konnte er keine Hinweise auf das Dorf finden. Vermutlich musste er sich dazu nahe an der Küste halten, aber machte das überhaupt noch Sinn?

Den Gobi hatten sie gefunden, daran zweifelte er nicht mehr – es sei denn, es gab noch mehr Monster mit so viel Chakra und fünf Schweifen. Sie wussten, dass er Dampf erzeugen konnte und gehörnt war, zudem war er auch in geduckter Haltung von hünenhafter Statur gewesen. Itachi vermutete daher einen Mann, auch wenn er durch das rot-schwarz lodernde Chakra, das den kompletten Körper umschlossen hatte, keine Gesichtszüge hatte erkennen können. Dennoch war das mehr, als sie beide erwartet hatten, und auch Pain würde zufrieden sein.

Er musste seinen Partner finden und dann würden sie diesen Ort verlassen.
 

Das plötzliche Gefühl, beobachtet zu werden, ließ seinen Nacken unangenehm kribbeln, doch er fuhr nicht sofort herum. Stattdessen hielt er den Blick weiterhin aufs Meer gerichtet, konzentrierte sich auf die Geräusche um ihn herum. Er vernahm das Rauschen der Wellen, die grellen Schreie der am Himmel kreisenden Möwen…und ein verräterisches Knacken ein paar Meter hinter ihm. Irgendetwas sagte ihm, dass es sich dabei nicht um Kisame handelte.

„Dreh dich um und es wird das Letzte sein, das du tun wirst.“

Es war eine raue, eindeutig männliche Stimme, die die Drohung aussprach, und Itachi entschied, sie vorerst zu beherzigen. Warum er sich nicht umdrehen sollte, ließ für ihn nur einen Schluss zu; der Fremde fürchtete seine Sharingan.

„Du bist der Jinchuuriki des Gobi.“

Ein paar Sekunden lang schwebte die Feststellung still zwischen ihnen, ehe ein abfälliges Schnauben ertönte.

„Und du bist Uchiha Itachi. Der Clan-Mörder von Konoha-Gakure.“

Da er zu den meistgesuchten Nuke-nin der Stufe S zählte, sollte es ihn wohl nicht wundern, dass der Jinchuuriki über ihn Bescheid wusste. Es ließ seine Vermutung, dass er sie aus diesem Grund angegriffen hatte, noch wahrscheinlicher werden. Dass sich der Mann bis jetzt nicht erneut auf ihn gestürzt, sondern sich auf ein Gespräch eingelassen hatte, konnte nur bedeuten, dass dieser ebenfalls auf Informationen aus war.

„Ja.“

Mehr als eine knappe Bestätigung folgte nicht, während er im Geiste seine Möglichkeiten durchging. Würde er sich umdrehen, würde ihn der Jinchuuriki von der Klippe zu stoßen versuchen – daran zweifelte er nicht. Bei dessen Hörnern musste er aufpassen, dass er nicht aufgespießt wurde; noch immer konnte er die Wunde auf seiner Haut brennen spüren. Es würde ihm im Zweifelsfall nur Susanoo bleiben, um seinen Gegner abzuwehren und zurückzuschlagen, auch wenn ihn das all seine Kraftreserven kosten würde.

„Du und dieser andere Kerl…der aus Kiri…warum seid ihr hergekommen? Hier gibt es nichts für euch.“

Also war ihm auch Kisame zumindest als Shinobi aus Kiri-Gakure geläufig.

„Du bist gut informiert für jemanden, der hier so abgeschieden lebt“, erwiderte er, anstatt die Frage zu beantworten.

Der Gobi schnaubte abfällig.

„Ich komme ursprünglich aus Iwa-Gakure und habe lange dort gelebt, bis ich mich hierher zurückgezogen habe. Die Leute aus Yume-Gakure wollen nur ihren Frieden beibehalten und nichts mit den Kleinkriegen der Dörfer zu tun haben. Jemand wie du, der nicht mal Halt vor dem eigen Fleisch und Blut macht, kann das nicht verstehen, aber für mich ist dieser Ort das reinste Paradies.“

Entgegen seiner Worte konnte Itachi sehr gut verstehen, von was der Gobi sprach. Frieden war das, was auch er sich seit seiner Kindheit wünschte; stattdessen war er schon mit vier Jahren über Leichenberge geklettert. Ein Leben fernab der Shinobi-Dynastie war für ihn nicht mehr möglich, war es nie gewesen, und doch fragte er sich manchmal, wie es hätte sein können. Er hätte Sasuke mit sich nehmen und Konoha hinter sich lassen können, nur sie beide…eine unrealistische Vorstellung, denn sie wären ihr ganzes Leben auf der Flucht gewesen. Es wäre anders gewesen als mit Kisame, der gut auf sich selbst aufpassen konnte.
 

„Deswegen werde ich nicht zulassen, dass ihr hierherkommt und alles zerstört!“

Eigentlich war es sein Ziel gewesen, zumindest noch rauszubekommen, was mit Kisame geschehen war, nachdem der Gobi ihn angegriffen hatte. Nun, dafür schien nun keine Zeit mehr, denn er spürte, wie das Chakra hinter ihm mit solch einer Intensität aufwallte, dass es ihm regelrecht entgegen peitschte. Noch während er herumfuhr, konzentrierte er sein Chakra, nahm wahr, wie sich wieder dieses unangenehme Pochen in seinem Kopf festsetzte, wie jedes Mal, wenn er die Mangekyou Sharingan einsetzte.

Susanoo.

Dieses Mal breitete sich das glühende Chakra weiter aus, umschloss ihn komplett, so dass das Gebilde um ihn herum dem Oberkörper eines riesigen, einarmigen Skeletts glich. Nach und nach wurden die Knochen von Muskelfasern überzogen, so dass es menschliche Züge annahm, ihn noch effektiver schützen konnte. Er ignorierte die Schmerzen, an die er sich bei dieser Technik gewöhnen sollte, und blickte dem Jinchuuriki entgegen, der ebenfalls wieder von seinem gewaltigen Chakra umschlossen wurde. Hörner bildeten sich auf seinem Kopf, die fünf Schwänze sprossen hervor und dann legte erden Kopf in den Nacken, um einen unangenehm hohen Schrei auszustoßen.

Itachi wartete nicht, bis es ihn angriff, sondern ließ den massiven Arm hervorschnellen, um seinen Gegner zu packen. Er stand viel zu nahe am Abgrund, musste möglichst schnell von diesem wegkommen, doch dazu musste er den Gobi erstmal aus seiner Reichweite befördern.

Der Jinchuuriki reagierte jedoch, schien sein Vorhaben zu erahnen und verhinderte es, indem er einen Satz machte und infolgedessen auf dem Arm Susanoos landete. Itachi bildete instinktiv einen zweiten Arm, hoffend, dass er nicht zu langsam war, denn das Wesen sprintete auf ihn zu. Es passierten zwei Dinge gleichzeitig – der Jinchuuriki rammte seine Hörner mit einer solchen Wucht gegen den rot leuchtenden Brustkorb, der den Uchiha schützte, dass er zu weit nach hinten gestoßen wurde. Noch während er fiel, schmetterte die neu gebildete Faust seinen Gegner aus reinem Reflex ebenfalls von den Beinen. Sein Schutzschild bremste seinen Fall ab, ließ ihn unbeschadet auf dem sandigen Boden landen – und trotzdem zitterten seine Beine. Etwas Warmes lief ihm über die rechte Wange und er wischte es beiläufig weg, konzentrierte sich auf seine Atmung. Sein ganzer Körper stand unter Anspannung, sein Herz raste und er wusste, dass es unvernünftig wäre, das Mangekyou Sharingan weiter einzusetzen. Seine Erschöpfung spiegelte sich in seinem Susanoo wieder, denn die Muskeln bildeten sich zurück, hinterließen das reine Skelett.

Er warf einen knappen Seitenblick über die Schulter, wo sich das weite Meer erstreckte. Vielleicht sollte er sein letztes Chakra benutzen, um ihn dort hinein zu schleudern…
 

Bevor er noch weiter darüber nachdenken konnte, ertönte das unangenehme Kreischen erneut und er hob den Kopf. Der Jinchuuriki hatte sich anscheinend gesammelt und starrte vom Abhang auf ihn hinunter – er musste gute Regenerationsfähigkeiten haben, denn mit Sicherheit hatte ihm sein Schlag ein paar Rippen gebrochen. Dass er sich trotzdem mit so einer Geschwindigkeit auf ihn zu bewegte, kam ungünstig. Itachi verengte die Augen, machte sich ein weiteres Mal bereit, einem Angriff standzuhalten – dieses Mal würde er ihn zu packen bekommen, war vorbereitet. Er musste ihn frontal treffen, bevor dieser ihn traf.

Bevor ihn der Jinchuuriki jedoch erreichen konnte, hielt dieser plötzlich inne, sah hinter sich. Auch Itachi stutzte, denn jemand…oder etwas hatte sich soeben mit einem weiten Sprung vom Abhang gestoßen, wirbelte Sand und Kies auf, als es landete. Itachi hatte nicht mit einem zweiten Monster gerechnet, doch was da soeben aufgetaucht war, konnte man nicht anders beschreiben.

Es erinnerte ihn an eine Mischung aus Hai und Mensch, besaß scharfkantig aussehende Flossen an Armen und Rücken sowie graue Schuppen am ganzen Körper…und einen reptilienartigen Schwanz. Sein, abgesehen davon, menschlich wirkender Unterkörper steckte in einer blauen Hose mit weißen Stulpen, die ihm viel zu bekannt waren. Obwohl es leicht nach vorn gebeugt lief, besaß es die Größe eines Hünen. Die Raubtieraugen blitzten ihnen aus dem flachen Gesicht ohne Ohren und Nase entgegen. Anstelle der Nase befanden sich dort nur zwei schmale Schlitze und darunter ein breiter Mund mit scharfen Zähnen.

Anscheinend war der Jinchuuriki nicht so erstarrt wie Itachi selbst, denn er stieß ein zorniges Kreischen aus und wetzte nun auf die Kreatur zu. Diese bleckte ihre Zähne, schien den Angriff zu erwarten. Für seine Statur war das Wesen erstaunlich schnell, denn es wich dem Jinchuuriki mit Leichtigkeit aus und packte ihn gleich darauf mit beiden Händen an zwei seiner fünf Schwänze. Itachi beobachtete, wie er sich mehrmals um die eigene Achse drehte, seinen Gegner herumschleuderte, als würde dieser nichts wiegen, nur um ihn dann im hohen Bogen ein paar Meter an ihm vorbei ins Meer zu schleudern.

Ein lautes Platschen folgte...und dann Stille.

Immer noch fühlte er sich wie erstarrt, nicht sicher, ob er Susanoo auflösen sollte oder nicht. Das Wesen kam näher und es grinste ihn mehr belustigt als bedrohlich an. Itachi fielen die Schwimmhäute zwischen den klauenartigen Fingern und Füßen auf, ebenso wie die Kiemen. Eigentlich hatte er es längst erkannt und dennoch erschien es ihm unheimlich surreal. Susanoo flackerte schwach, ehe es zu verschwinden begann und nur noch ein schmerzhaftes Ziehen in seinem Körper zurückließ.
 

„Siehst blass aus…Geist gesehen?“, feixte das Wesen vor ihm und beseitigte damit jeden Zweifel.

Itachi musterte es noch einmal von oben bis unten, ehe er wieder in die funkelnden Raubtieraugen sah.

„Sowas ähnliches.“

Die Kreatur grinste ihn daraufhin nur noch breiter an, verschränkte die muskulösen Arme.

„Also etwas mehr Begeisterung hätte ich mir schon erhofft“, meinte der andere gespielt vorwurfsvoll. „Da gibt man sich einmal Mühe, legt so einen Auftritt hin…und du verziehst nicht mal das Gesicht.“

Das tat er wirklich nicht, doch das bedeutete nicht, dass es ihn nicht irritierte, das Wesen mit Kisames Stimme reden zu hören. Er wusste nur nicht, wie er es in Worte fassen sollte, was ihm der andere jedoch nicht übel zu nehmen schien, denn er behielt sein Grinsen bei.

„Zunge verschluckt?“, fragte er amüsiert. „Komm schon, so viel anders sehe ich nun auch nicht aus.“

„…du hast Flossen“, bemerkte Itachi trocken.

„Ist dir aufgefallen, ja?“, feixte sein Partner und warf einen Blick auf seine Unterarme, an denen sich die scharfkantigen Haiflossen befanden.

Dann wanderten seine Raubtieraugen wieder zu ihm rüber, musterten ihn nun seinerseits.

„Du blutest“, bemerkte er, runzelte die Stirn. „Hat das was mit diesem Ding zu tun, das da um dich rumgeschwebt ist? Das war ziemlich viel Chakra, ne?“

Itachi rieb sich beiläufig das teilweise getrocknete Blut von der Wange, ehe er auf die Frage hin nickte. Mittlerweile schmerzte sein Kopf, als hätte man ihm ein paar heftige Schläge auf diesen verpasst, doch er äußerte nichts davon laut. Auch nichts von dem unangenehmen Ziehen in seinen Muskeln oder dem Herzrasen in seiner Brust. Kisame musste nicht wissen, wie selbstzerstörerisch das Mangekyou Sharingan tatsächlich für den Anwender war.

„Die Technik nennt sich Susanoo.“

„Aha…“, kam es skeptisch von dem Hünen und Itachi war sicher, dass er noch mehr sagen wollte.

Bevor er das allerdings tun konnte, erinnerte ihn ein zorniger Schrei daran, dass sie das Reden vielleicht auf später verschieben sollten. Der rot-schwarz flackernde Oberkörper des Jinchuuriki tauchte aus dem Wasser auf, bereit, sie erneut anzugreifen. Natürlich war es noch nicht vorbei, auch wenn Itachi einen Rückzug für angebracht hielt. Sie wussten nun, dass der Gobi in dieser Gegend lebte und sie hatten einige seiner Fähigkeiten gesehen – diese Informationen würden genügen.

„Ich erledige das.“

Itachis Sharingan richteten sich auf seinen Partner, der schon allein durch seine Haltung ausdrückte, wie sehr er sich darauf freute, es mit dem Jinchuuriki aufzunehmen. In seinen gewöhnlichen Kämpfen fiel es Kisame bereits schwer, sich zusammenzunehmen – und Itachi bekam das Gefühl nicht los, dass dies in seiner aktuellen Form noch schwieriger für ihn sein würde.

„Wir haben unser Ziel erreicht“, erinnerte er den Hünen. „Daher sollten wir uns zurückziehen und Bericht erstatten.“

Ein wütendes Grollen kam vom Gobi, der sie bereits wieder im Visier hatte, immer weiter aus dem Wasser stieg. Die fünf Schwänze schlängelten sich um seinen Körper, während sie beide von den weit aufgerissenen, weißen Augen angestarrt wurden.
 

„Als würde das Vieh zulassen, dass wir verschwinden“, kam es von Kisame, der die Raubtieraugen verengte. „Warte hier!“

Und noch bevor Itachi etwas dagegen sagen konnte, stürmte sein Partner an ihm vorbei. Sein reptilienartiger Schwanz peitschte durch Sand und Wasser, als er sich auf den Jinchuuriki stürzte. Dieser stieß ein zorniges Kreischen aus, stürmte ihm mit den Hörnern voran entgegen.

Itachi hielt für einen Moment den Atem an, doch anstatt sich aufspießen zu lassen, packten Kisames klauenartige Hände den Gobi an seinen Hörnern. Er musste in dieser Form wirklich um einiges stärker sein als üblich, auch wenn er etwas nach hinten geschoben wurde. Der Jinchuuriki gab zornige Laute von sich, wickelte nun einen seiner Schwänze um Kisames Hals, um ihn zu würgen, während er sich in dessen Griff wand. Sein Partner grollte, ließ sich davon aber nicht beeinträchtigen, sondern begann nun, seinen Gegner zurückzudrängen – in sein Element.

Der Gobi schien es zu bemerken, wehrte sich dagegen, schlug mit den Schwänzen nach ihm, würgte ihn, doch es half nichts. Kisame schleuderte ihn einfach ein großes Stück nach hinten, wo der Gobi ins Straucheln kam und reflexartig losließ, um nicht unterzutauchen. Wasser wurde aufgewirbelt, als Kisame ihm nachsetzte, ihn packte und schließlich ins Meer zog, mit ihm in den Tiefen verschwand.

Itachi blickte angespannt auf die dunkle Oberfläche, die durch die Wellen kontinuierlich in Unruhe gebracht wurde. Der raue Wind zerrte an seiner Kleidung und an seinen Haaren, das Meer rauschte, doch ansonsten tat sich nichts. Was auch gerade geschah, er konnte nur hier stehen und warten, bis Kisame ein Lebenszeichen von sich gab.

Unweigerlich zuckte er zusammen, als das dunkle Wasser plötzlich von etwas Grellem erleuchtet wurde. Eine violette Kugel aus Chakra bahnte sich einem Geschoss gleich seinen Weg heraus und explodierte in der Luft. Itachi konnte die Druckwelle spüren, obwohl er eigentlich weit genug entfernt stand. Eine Fähigkeit des Jinchuuriki?

Sekunden vergingen, bis es ohne Vorwarnung ein weiteres Mal geschah – diesmal explodierte die Kugel unter Wasser, erschuf eine riesige Fontäne. Itachi war sicher, dass Kisame einen Treffer dieses mächtigen Chakras nicht so leicht würde wegstecken können. Er würde es bis zuletzt nicht mitbekommen, wenn sein Partner unterlag – er würde nur untätig hier stehen und zusehen können.

Sekunden vergingen, wurden zu Minuten, in denen seine Nervosität stieg. Der Jinchuuriki besaß scheinbar keine Kiemen wie der Haimensch, er würde also langsam auftauchen müssen, um nicht zu ertrinken, nicht wahr? Falls Kisame die Oberhand hatte, würde er daran denken…hoffte Itachi zumindest. Weitere Sekunden lang tat sich nichts.

Itachi atmete merklich auf, als er in der Ferne eine graue Rückenflosse, die sich in rasantem Tempo in seine Richtung bewegte, ausmachen konnte. Der Hüne tauchte auf, als er dem Strand näher kam und langsam wieder Boden unter den Füßen haben musste. Seine neue Gestalt war wirklich gewöhnungsbedürftig, aber ebenso imposant. Mit schleppenden Schritten watete er durch das flache Wasser, wobei er den Jinchuuriki an dessen Bein hinter sich her schleifte. Dieser schien das Bewusstsein verloren zu haben, denn er rührte sich nicht mehr, ließ sich widerstandslos durch den Sand ziehen. Nun, wo sein Körper nicht mehr von Chakra umgeben war, konnte man auch mehr von ihm erkennen. Es handelte sich wie erwartet um einen Mann, der eine rote Rüstung trug und mit dieser an einen Samurai erinnerte. Vom Alter her schätzte er ihn auf ca. dreißig und als er sein Gesicht weiter musterte, fielen ihm nicht nur die schwarz umrandeten Augen auf, sondern auch, dass er keine Brauen besaß. Itachi prägte sich diese Merkmale ein, ehe er den Blick weiter schweifen ließ; Teile der Rüstung waren zerbrochen, die Kleidung darunter zerrissen, so dass verletzte Haut sichtbar wurde. Bisswunden.

Itachi wandte sich vom Gobi, den Kisame soeben fallen ließ, ab und richtete seine Aufmerksamkeit auf seinen Partner. Obwohl dieser bis auf einige Schrammen weitgehend unverletzt schien, wirkte er erschöpft, hielt sich aber einigermaßen aufrecht.
 

„War stärker, als ich dachte“, brummte der Hüne, den Blick auf den Gobi gerichtet.

Itachi wollte etwas erwidern, hielt aber inne, als sich Kisames Äußeres zu verändern begann. Die raubtierartigen Züge wurden wieder menschlicher, Nase und Ohren bildeten sich und die Schwimmhäute zogen sich zurück, ebenso wie der Echsenschwanz. Was allerdings noch kurioser war, war die Tatsache, dass Samehada anscheinend mit Kisame verschmolzen war. Einem Abkömmling gleich bildeten sich Stacheln und Griff des Schwertes aus dessen Haut heraus. Der Hüne ließ einmal den Nacken knacken und die Schultern kreisen, ehe er den Blick wieder auf ihn richtete. Ein, für seine Verhältnisse, schwaches Grinsen legte sich auf seine Lippen.

„Was denn? Hast du gedacht, ich bleibe jetzt für immer so?“, fragte er amüsiert.

Nun, wenn Kisame ihn schon wieder aufziehen konnte, dürfte es ihm wohl nicht allzu schlecht gehen. Dennoch nagte die Erschöpfung merklich an ihnen beiden und Itachi wollte im Moment nur eines – sich in einem einigermaßen warmen Hotelzimmer ausruhen.

„Lass uns gehen“, meinte er daher nur, woraufhin Kisame zögerte.

„Sollen wir den Typen einfach hier liegen lassen?“, entgegnete er und schulterte Samehada trotz der Stacheln.

Itachi nahm nebenbei wahr, dass sich die Stacheln nun glatt aneinanderschmiegten, so als wollten sie ihren Besitzer nicht verletzen. Seine mittlerweile wieder schwarzen Augen richteten sich auf den bewusstlosen Gobi, ehe er ein Nicken von sich gab.

„Wir haben nur den Auftrag, Informationen zu sammeln.“

Damit erübrigten sich weitere Fragen und Kisame folgte dem Uchiha, der sich nun umwandte. Es blieb zu hoffen, dass sie schneller hier fort kamen als auf dem Hinweg…


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, da ist das nächste Kapitel! :)
Ich wollte Kisames Samehada-Form ja schon die ganze Zeit reinbringen...aber der Zeitpunkt kam irgendwie spontan, haha...
Bin recht zufrieden damit und hoffe, es hat euch gefallen!
Danke noch mal an eure lieben Kommentare, die motivieren! ^^
(Und danke an meine fixe Beta, die mich stets inspiriert und in gesundem Maße kritisiert! <3)
Gucken, wie schnell ich mit dem nächsten bin... *Energy Drinks stapel* Yes! >:D

LG Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  LSiomha
2019-05-11T18:45:43+00:00 11.05.2019 20:45
Erinnerst du dich, wie ich im letzten Review schrieb, Itachis Angst um Kisame sei sehr feinfühlig dargestellt? Das Lob kann ich gleich wiederholen, auch wenn Itachi hier zurück auf den Boden der Tatsachen findet. Zurück mit seiner Rationalität, seinem Vertrauen in ihre Bindung, seiner Selbstsicherheit in Bezug auf ihre Fertigkeiten. Was ich auf gut fand, dass Itachi diese Angst nicht ins Unterbewusstsein abschiebt, sondern erkennt, wen und was er fürchtet … und letztendlich, dass Kisames Tod unter diesen Umständen nicht dazu gehört. Als würde Big Bersharker sich von einem aufgeplusterten Moormonster unterkriegen lassen, vor allem mit dem coolsten Biowaffen-Sidekick aller Zeiten?
Ich persönlich habe mir gar keine Sorgen um Kisame gemacht, aber das lag wohl an meinem Wissensvorsprung gegenüber Itachi. (Und ich kenne dich und ein paar Details deines Masterplans und weiß immerhin, dass du Kisame nicht umbringen wirst – was Verletzungen nicht ausschließt, aber hey, wenn einer hart im Nehmen ist, dann ist es der blaugraue Humanoid mit dem schwertförmigen Regenerationscocktail.)
Was ich noch sehr cool fand, war das »Gespräch« mit Han. Er und Kokuo haben meiner Meinung nach viel zu wenig Aufmerksamkeit erhalten, wie die anderen Jinchūriki, die Akatsuki neben der Storyline erledigt hat. Hans Direktheit ist schon spannend. Wie der rundheraus fragt, was die beiden in seinem Sumpf wollen … es muss ihn schon mächtig alarmiert haben. Wäre mal interessant zu wissen, ob die Jinchūriki mitbekommen haben, dass da eine Kriminellentruppe Jagd auf ihresgleichen macht, oder ob hier der Instinkt überwiegt.
(»… doch fragte er sich manchmal, wie es hätte sein können größenwahnsinnige. Er hätte Sasuke mit sich nehmen und Konoha hinter sich lassen können, nur sie beide … […] sie wären ihr ganzes Leben auf der Flucht gewesen« … machst du gerade Schleichwerbung für mich? XD)
So. Beim Lesen des restlichen Kapitels habe ich einfach nur noch abgefeiert. Das war aber auch genial, mein Fanherz hat einen regelrechten Höhenflug hingelegt. Susanoo und Samehada-Transformation und ein süffisanter Kisame – was will man mehr? Kisames Begeisterung hat mich völlig mitgerissen :D (Und das kleine Detail mit den Bisswunden hat mir auch gefallen … du weißt ja um meine Fantasien, hrrhrr.)
Fazit: cooler Kampf, cooler Kisame, cooles Kapitel. (Ich werde das Calvin Klein Logo von nun an immer hiermit verbinden XD.)
Von:  Saicke
2018-05-08T19:30:21+00:00 08.05.2018 21:30
Ich muss ja gestehen, dass ich mir schon ein bisschen Sorgen um Kisame gemacht hatte. =) Weil es so lange dauerte bis er sich wieder gezeigt hatte. Aber als ja dann sein Aussehen beschrieben wurde wusste ich sofort was Phase ist.
Und spannend war es wirklich, vor allem der Unterwasserkampf. Und Itachis Sorge am Anfang, wirklich gut geschrieben!
Ein tolles Kapi auf jeden Fall. Freue mich schon auf das nächste. =)

Antwort von: lunalinn
19.05.2018 19:43
Hallo!
Keine Sorge, so schnell lass ich Kisame schon nicht drauf gehen...denk ich. ;)
Aber ab und zu ein bisschen Drama schadet ja bekanntlich nie...es freut mich jedenfalls sehr, dass du mitgefiebert hast - Ziel erreicht! ^^
Freut mich, dass es dir gefallen hat und das nächste Kapitel ist jetzt auch on.

LG
Antwort von:  Saicke
21.05.2018 20:25
Hatte es gleich gestern gesehen, mich riesig gefreut und verschlungen! =D Danke dafür. ^^
Von:  Uchiha--Itachi91
2018-05-06T22:47:26+00:00 07.05.2018 00:47
Wow. Klasse kapitel.
Sehr spannend.
So viel chakra wie itachi nun verbraucht hat hätte es mich jetzt nicht gewundert, wenn er zusammenklappen würde. Ok, dann wohl doch nicht. Bin gespannt wie die beiden aus dem wald wieder raus kommen.
Antwort von: lunalinn
19.05.2018 19:42
Hallo! :D
Itachi hat sich zwar stark verausgabt (und kein Samehada als lebensspendende Batterie), aber stehen/laufen kann er noch, keine Sorge. ;)
Danke fürs Kommi!

LG
Von:  Kartoffelecke
2018-05-06T10:12:27+00:00 06.05.2018 12:12
mal wieder eine gelungene, runde sache ^^
die angst itachis, kisame zu verlieren ist glaubhaft beschrieben, ohne, dass kisames stärke nieder gesprochen wird. itachi kann sich ja einfach nicht vorstellen, dass sowas kisame umhauen würde, trotzdem hat er schiss. weil er sich zum ersten mal auf jemanden eingelassen hatte.
umso gelungener war dann natürlich die überraschung WIE kisame sich selbst den arsch gerettet hat :D

ich bin sehr gespannt wie's weitergeht ^^
Antwort von: lunalinn
19.05.2018 19:40
Hey! :)
Danke fürs Kommi und ja, ich habe eine Vorliebe für dramatische Wendungen.
Auch, wenn man sich denken kann, dass Kisame nicht so leicht hopps geht und Itachi das ebenfalls weiß...beunruhigt ist er trotzdem.
Die beiden stehen sich mittlerweile ja auch recht nahe.
Freut mich, dass es dir gefallen hat. :)

LG
Von:  lula-chan
2018-05-04T19:29:52+00:00 04.05.2018 21:29
Tolles Kapitel. Sehr gut geschrieben.
Na das ging ja einigermaßen glimpflich aus, auch wenn beide merklich erschöpft sind. Gegen einen Jinchuuriki zu kämpfen, ist eben nicht so einfach und kostet einen viel Kraft.
Ich bin schon gespannt, wie es weitergeht, und freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Antwort von: lunalinn
19.05.2018 19:38
Huhu und danke für den lieben Kommi! :)
Ja, ein Jinchuurki ist wirklich eine andere Nummer und auch, wenn die beiden schon recht starke Überlebenskünstler sind, müssen sie ja auch mal in Bedrängnis geraten. ;)
Freut mich, dass es dir gefallen hat.

LG


Zurück