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Blutschwur

Bis in den Tod...
von

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Bluttat

Er ist da. So lange hat er ihn herausgezögert, diesen einen Moment, in dem alles beginnt und ebenso alles endet. Alles, das er bisher gekannt hat. Alles, das ihn bisher ausgemacht hat. Alles, was er liebt…und immer lieben wird. Und doch wird er es für einen höheren Zweck tun. Es ist das Einzige, das ihn aufrechterhält, der Gedanke an dieses hohe Ziel, das die Bluttat nicht besser, aber erträglicher macht. Sollte es jedenfalls. Tut es aber nicht.
 

Rauer Wind fährt ihm durch das Haar, reißt an den glatten Strähnen, die heute ungewohnt kraftlos in seinem Nacken hängen. Es ist eine klare Nacht, der Vollmond scheint auf ihn herunter wie ein stiller Beobachter. Wenn es einen Gott gibt, wird er es gutheißen? Seine Tat? Seinen Blutsverrat? Oder wird er ihn verurteilen und irgendwann richten? Niemand wird ihm die Antwort geben können.
 

Seine Hände sind kalt, während er im Dunkeln verborgen sitzt und wartet. Er wird nicht mehr lange warten, seine Nerven sind zum Zerreißen gespannt, obwohl man es ihm nicht ansieht. Über die Jahre hinweg hat er gelernt, seine Gefühle hinten anzustellen. Er ist ein Uchiha, man erwartet von ihm als solcher und als Shinobi, dass er seine Emotionen verbergen kann. Doch nahezu ausgetrieben hat es ihm hauptsächlich sein Dasein als ANBU.
 

Heute trägt er die Maske nicht, denn er braucht sie nicht. Er wird sich nicht verstecken. Dieses Mal wird er ihnen in die Augen sehen, seinen Opfern. Er wird diese Tat nicht als Shinobi, nicht als ANBU oder sonst irgendwer begehen. Er wird es als Uchiha Itachi tun und es werden keine Fremden sein, die durch seine Hände sterben. Es werden vertraute Gesichter sein und er fragt sich unweigerlich, was er in ihnen sehen wird…in ihren Augen.
 

Überraschung? Unglaube? Angst? Definitiv wird er den Schmerz in ihren Gesichtern lesen und auch darauf ist er vorbereitet. Glaubt er. Hofft er. Muss er einfach sein, denn sonst würde er das alles nicht ertragen können. Er würde daran zugrunde gehen und das ist keine Option. Das hier muss reibungslos ablaufen, denn auch wenn er Uchiha Itachi ist, ist er doch ein Perfektionist. Das hier ist eine Mission und er wird sie zur Zufriedenheit erfüllen.
 

Es raschelt, ganz leise, doch er hört es, weiß, dass es nun vorbei ist mit den stillen Minuten. Zögern kann er nicht mehr, jetzt muss er handeln und das wird er. Das Stirnband wirkt lächerlich an ihm und dennoch trägt er es. Als Symbol. Er ist Uchiha Itachi aus Konoha. Das wird er immer sein, heute mehr denn je und er wird es beweisen.
 

„Bist du bereit?“

Die Frage ist rein rhetorisch gemeint und er weiß es, dennoch antwortet er mit einem knappen Kopfnicken. Worte sind nie seine große Stärke gewesen. Er hat gelernt, vieles mit sich selbst auszumachen, und vielleicht hilft ihm das in dieser Nacht.

„Gut“, sagt sein Verbündeter und er sieht ihn nicht an. „Dann lass uns anfangen.“
 

Und das tun sie. Sie brechen in Häuser ein, töten lautlos, einen nach dem anderen. Sie fallen. Das Blut färbt die Klinge seines Katana rot. Sie schreien nicht viel, er macht es kurz und schmerzlos, war noch nie ein Sadist. Er kann seine Gefühle im Zaum halten, seine Mimik ist wie aus Eis und doch…wie lange wird er das noch durchhalten? Die Maskerade wird fallen, sobald er seinen Eltern in die Augen sieht. Er wird Tränen vergießen, blutige Tränen.
 

Er wird sein Zuhause zerstören, jedenfalls einen Teil davon. Er wird einen Menschen zerstören, der so unschuldig ist und den er so sehr liebt, dass er nicht Hand an ihn legen kann. Und er wird sich selbst zerstören, den Menschen, der er bis jetzt gewesen war. Doch er ist Uchiha Itachi und er hat eine Mission. Er wird sie erfüllen…seinen blutigen Schwur. Seinen Blutschwur…und es wird kein Zurück geben. Niemals.

Hoshigaki Kisame

Eine seiner Schwächen war schon immer Neugierde gewesen und gerade jetzt wurde ihm das mehr denn je bewusst. Wie lange sie wohl schon warteten? Es war nicht seine Art, auf jemanden zu warten, auch wenn er in dieser Hinsicht nicht so schlimm wie der Skorpion war. Oh, der konnte ungemütlich werden, wenn man ihn warten ließ, und gerade jetzt merkte man es ihm wieder an.

Er warf einen Seitenblick auf das unglaublich hässliche Holz-Ding, das ihn immer an eine riesige Schildkröte erinnerte, auch wenn er dies bisher niemals ausgesprochen hatte. Es konnte durchaus tödlich enden, wenn man den Menschen in diesem Holzklotz beleidigte. Jeder in dieser Organisation hatte so seine Tücken, deshalb waren sie ja hier – für ihn selbst galt nichts anderes.

Er beobachtete, wie der hölzerne Schweif mit der tödlichen Spitze hin und her zuckte, einer Schlange gleich über den Boden schlidderte und sich dann wieder in die Luft erhob.

Daneben stand der Partner des seltsamen Getiers…oder auch Akasuna no Sasori, wie man ihn nannte. Der Mann mit den langen schwarzen Haaren und dem bleichen Schlangengesicht war ebenso kein Unbekannter. Es gab wohl kaum einen, der den legendären San-nin Orochimaru nicht kannte und vor diesem war sich in Acht zu nehmen. Natürlich fürchtete er keinen von ihnen, doch er war auch nicht so dumm, sich einen überflüssigen Grund für Streit einfallen zu lassen.

Wozu denn? Wenn er überschüssige Energie hatte, vergnügte er sich mit ein paar umher streunenden ANBU, Oi-nin oder was die Dörfer noch so auffuhren, um einen Nuke-nin wie ihn zur Strecke zu bringen.
 

Sein Blick glitt durch den alten Dōjō, welchen sie als Treffpunkt ausgewählt hatten. Sie trafen sich selten, meistens kommunizierten sie über denjenigen, der als Sprachrohr dieser Organisation diente. Derjenige, der ihnen die Missionen erteilte und sie über den weiteren Verlauf in Kenntnis setzte. Pain nannte sich der Mann, der sich ebenfalls in diesem Raum aufhielt und den Blick fest auf den geöffneten Eingang gerichtet hielt. Ebenso wie Orochimaru stand er nur da und sagte keinen Ton, doch er war auch geduldiger als der Rest. Sogar er selbst wurde langsam unruhig, auch wenn er es sich nicht anmerken zu lassen versuchte.

„Er lässt sich Zeit“, bemerkte die Schlange und lehnte sich an die morsche Holzwand in seinem Rücken.

Das leise Seufzen sollte wohl Bedauern ausdrücken und er fing sich dafür einen Blick der Puppe ein, welche immer noch ruhelos mit dem Schweif herumwedelte. Unheimlich, wenn man jemandem nicht direkt in die Augen sehen konnte, sondern mit so einem Ding vorlieb nehmen musste. Er empfand Sasori generell als unangenehm, ob in oder außerhalb seiner Konstruktion.

„Ich hasse es zu warten“, verkündete die raue Stimme, welche er stets benutzte, wenn er sich in Hiruko befand.

„Oh~ das ist uns allen durchaus bekannt, Sasori-san“, belächelte ihn sein Partner und seufzte abermals, während er die Hände zu seinen Seiten hob. „Dennoch wird das nichts an der Wartezeit ändern.“

Bedrohlich schwang der Schweif hin und her, eine aussagekräftige Drohung, obwohl der San-nin der Ältere war und eigentlich allein dadurch Respekt genießen sollte. Nun, Sasori schien wenig davon zu halten.

„Provoziere mich nicht, Orochimaru“, verlieh er seiner Drohung mit Worten Ausdruck und er selbst musste grinsen.

Eine sonderlich gute Beherrschung sagte man ihm, Hoshigaki Kisame, auch nicht gerade nach, doch Sasori übertraf ihn wohl noch. Generell schien der eigentliche Rotschopf, der von der Statur her nur ein zarter Knabe war, alles und jedem mit Abneigung zu begegnen. Er war stets gereizt, wenn es zu Treffen wie diesen kam, Notwendigkeit hin oder her.
 

„Reißt euch zusammen. Er wird bald hier sein“, versuchte Pain das angehende Wortgefecht zu beenden.

Bei Sasori hätte er damit vielleicht noch Erfolg gehabt, doch Orochimaru schien nicht gewillt, den Mund zu halten. Sein Lächeln zog sich in die Breite, wirkte aalglatt und genau so war es auch gemeint. Der Alte war hinterhältig, das wussten sie alle, und es war ein Grund von vielen, auch vor ihm auf der Hut zu sein.

Doch wen wunderte es? Kisame für seinen Teil hatte schon sehr früh kapiert, dass diese Welt ein Ort der Lügen und des Betruges war. Und bei Akatsuki tummelte sich der größte Abschaum. Diejenigen, die ihre Heimatdörfer verraten hatten und neuen Fuß fassen wollten…oder mussten. Jeder hatte seine Gründe – er selbst eingeschlossen.

Dennoch war er gespannt, wie dieses neue Mitglied wohl sein würde. Umso mehr, da man ihn bereits im Vorfeld darüber aufgeklärt hatte, dass dieser Neuling sein Partner werden würde.
 

Er hob den Blick und auch die anderen schauten auf, als sie die Präsenz einer weiteren Person spürten. Schritte ertönten, erst leise…und dann konnte man eine Gestalt erkennen. War er das? Der Neue, den sie bei sich aufnehmen würden und der ihm zugeteilt werden würde?

Die kleinen, raubtierartigen Augen richteten sich erwartungsvoll auf die Person, welche immer näher kam und…deutlich kleiner war, als er sie sich vorgestellt hatte. Doch Größe und Zierlichkeit sagten in der Regel nicht viel über die Stärke eines Shinobi aus, wofür Sasori das beste Beispiel war – abgesehen vielleicht von der rein physischen Stärke.

Trotzdem fühlte er einen Dämpfer, als er den schmächtigen Burschen erfasste. Wie alt mochte er sein? Nicht älter als 15 Jahre, noch ein halbes Kind…kein Mann jedenfalls, eher ein Junge. Dennoch schritt er selbstbewusst auf sie zu, schien keine Furcht zu verspüren. Langes schwarzes Haar, gehalten von dem Stirnband Konoha-Gakures, umrahmte ein blasses, recht androgynes Gesicht.

Kisame runzelte die Stirn, als der Junge den Kopf hob und sie alle nacheinander fixierte – Angst schien der wirklich nicht zu haben.

Selbstbewusst, in der Tat…und diese Augen…blutrot waren sie. Sharingan, das Erbe des Uchiha-Clans. Kisame hatte solche Augen schon einmal gesehen, damals in Kiri-Gakure. Nachdem er Suikazan Fuguki getötet hatte…kaum hatte er diesen Gedanken im Kopf, spürte er, wie Bewegung in das einbandagierte Schwert auf seinem Rücken kam. Welch befriedigende Erinnerung…anscheinend nicht nur für ihn.
 

„Uchiha Itachi.“

Es war Orochimaru, der als Erster die Stille durchbrach, indem er den Namen des Jungen aussprach, und Kisame erkannte, dass er Recht behalten hatte. Uchiha Itachi aus Konoha, welcher seinen gesamten Clan innerhalb einer Nacht vernichtet hatte. Oh ja, die Welt der Shinobi sprach viel über ihn, jeder wusste von seiner Tat, auch wenn den meisten das Motiv schleierhaft war.

Einige sagten, er habe seine Kräfte messen wollen. Andere hielten ihn für einen reinen Sadisten und der bloße Gedanke, es könnte der Wahrheit entsprechen, ließ Kisame vor Freude erzittern.

Einen Partner zu haben, der seine Vorlieben im Kampf zu schätzen wusste…jemand, der so stark war, dass er ihm die Stirn bieten konnte…würde es dieser Junge sein? Wenn er wirklich so viel Potenzial haben sollte, würde er vielleicht nicht enttäuscht werden.

„Willkommen bei Akatsuki.“

Pain war der nächste, der sich dem Jungen zuwandte und diesen ansprach; die Begrüßung war eine hohle Floskel, die jeder von ihnen kannte. Der Neue nickte nur knapp, heftete seine Aufmerksamkeit nun auf Pain, welchen er zu Recht als Anführer ihrer Truppe erkannte…auch wenn Kisame natürlich wusste, wer die Fäden im Hintergrund zog. Doch dieser Mann war für die meisten Mitglieder nicht präsent, nur die wenigsten wussten von ihm.

Wieder glitt Kisames Blick über den Uchiha, der die typische Kleidung der ANBU noch trug und auch das Symbol auf seinem Stirnband zierte noch kein Kratzer. Dabei war er doch längst ein Geächteter und bald auch schon einer von ihnen. Am liebsten hätte er Pain unterbrochen und sich gleich mit dem stillen Jüngling beschäftigt, diesen über seine Taten ausgequetscht, doch noch musste er sich gedulden – das gebot der Respekt.
 

„Ich stelle dir sofort einige unserer Mitglieder vor…Orochimaru wirst du sicher kennen.“

Der Genannte grinste breit, ehe er sich einmal mit der langen Zunge über die schmalen Lippen fuhr. Das Funkeln in den gelben Schlangenaugen war Kisame irgendwie nicht geheuer und wenn der Junge wusste, was gut für ihn war, würde er sich von dem wahnsinnigen Alten lieber fernhalten.

„Es freut mich, dich wiederzusehen, Itachi-kun~“, säuselte der San-nin und machte einen Schritt nach vorn. „Es ist lange her…“

Der Angesprochene schien kurz zu zögern, doch dann neigte er leicht den Kopf, schien wohl doch eine gewisse Höflichkeit an den Tag legen zu wollen.

„Orochimaru-sama“, ertönte zum ersten Mal seine tiefe, aber dennoch sanfte Stimme.

Reden konnte er also auch, das war ja eine nette Überraschung, dachte der Hüne bei sich und schmunzelte. Pain fuhr fort, ohne sich weiter mit der Bekanntschaft der beiden aufzuhalten und das war auch gut so.

„Akatsuki agiert in Zweierteams, Orochimarus Partner ist Sasori.“

Hirukos Schweif schlängelte wie auf Kommando um den wuchtigen Holzkörper und die Puppe hob den Kopf, so dass sie auf Augenhöhe mit dem Uchiha war. Wenn dieser von der abstrusen Erscheinung erschrocken war, so verbarg er es gut, denn er beugte sich auch dieses Mal, zeigte gebührenden Respekt vor dem aus Suna stammenden Mann.

„Akasuna no Sasori“, stellte sich dieser noch einmal vor, sagte jedoch nicht mehr, so dass Pain das Wort wieder an sich nahm.

„Dies ist Hoshigaki Kisame – er wird dein Partner sein und dich mit unserem Vorgehen vertraut machen“, lenkte er die Aufmerksamkeit auf den Haimenschen und dieser grinste breit.

Er kannte so einige Reaktionen auf ihn und die meisten fielen eindeutig negativ aus, da er zwar nicht so abscheulich wie Hiruko oder gar Kakuzu war, wie er selbst fand, doch er machte schon Eindruck mit seiner Erscheinung. Vor allem, wenn er die messerscharfen Zähne entblößte, mit denen er nicht nur einmal jemandem die Kehle durchgebissen hätte. Doch Itachi zuckte nicht mal mit der Wimper, sondern sah ihm direkt in die Augen. Mutig war er wohl…oder war das alles nur Fassade? Er brannte darauf, dies herauszufinden…doch sie würden noch genug Zeit haben, einander kennenzulernen.
 

„Und mein Name ist Pain. Ich werde euch kontaktieren und euch eure Missionen zuteilen. Akatsuki ist eine reine Zweckgemeinschaft, wir werden uns nur für wichtige Treffen zusammenfinden. Dennoch erwarte ich, dass ihr miteinander auskommt und Waffenstillstand unter euch herrscht.“

Er pausierte kurz, wohl um den Jungen nicht mit all den Informationen zu überfordern. Sasori wurde schon wieder unruhiger, denn für ihn war dieses Gerede wohl ebenso langweilig wie für Orochimaru und ihn selbst. Sie kannten das alles schon, waren nur hier, damit der Neue zumindest ihre Gesichter kannte.

„Es gibt außer dir zurzeit noch drei weitere Mitglieder, die jedoch gerade auf Missionen sind. Du wirst sie zu gegebener Zeit kennenlernen. Unser oberstes Ziel ist die Herrschaft über alle Nationen, um dieser Welt endlich Frieden zu bringen. Keine Kämpfe mehr, keine Kriege, sondern eine gemeinsame Einheit, die von uns kontrolliert und beherrscht wird. Zu diesem Zweck sind wir auf der Suche nach den Bijuu.“

„Und den Jinshuuriki natürlich~“, ergänzte Orochimaru, der wohl nicht länger ruhig sein konnte.

Pain nahm es zur Kenntnis, sagte aber nichts dazu, sondern sprach weiter.

„Du wirst von ihnen gehört haben…es gibt neun von ihnen und wir brauchen sie alle für unser Ziel. Es wird nicht leicht werden“, schloss ihr Anführer und blickte den Uchiha fest an. „Wir haben also hohe Erwartungen an dich.“

Dieser verzog auch jetzt keine Miene und Kisame fragte sich, woher der Junge seine Beherrschung hatte. In dem Alter schon so kontrolliert zu sein, dass man meinen könnte, er hätte keinerlei Gefühle…es machte ihn interessant. Es würde sicher amüsant werden, diese harte Schale zu knacken.

„Ich habe verstanden.“

Und damit war dieses elend lange Gespräch endlich vorüber.
 

Kisame fand seinen neuen Partner wenig später auf einem Steg am Wasser sitzend. Wie es aussah, hatte er sich die obligatorische Kleidung bereits angezogen, war somit von nun an offiziell einer von ihnen. Er selbst war wirklich gespannt auf diesen berühmten Nuke-nin, der seine eigene Familie in nur einer Nacht komplett ausgelöscht hatte. Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen näherte er sich dem Jungen von hinten, gab sich dabei keine besondere Mühe, leise zu sein.

„Du hast ja gehört, was Pain gesagt hat“, begann er und blieb hinter dem Uchiha stehen, der den Kopf nur minimal in seine Richtung drehte. „Von heute an arbeiten wir im Team zusammen.“

Der Blick des Jungen wirkte abschätzend, doch Kisame störte sich nicht daran – er war solche Reaktionen gewohnt.

„Hoshigaki Kisame“, stellte er sich noch einmal selbst vor. „Nuke-nin aus Kiri-Gakure und ehemaliges Mitglied der Shinobigatana Nananinshuu. Freut mich, dich kennenzulernen.“

Und das war nicht gelogen. Was ihn irritierte, war, dass Itachi immer noch still blieb. Entweder war er von Natur aus so schweigsam oder er wollte ihm dadurch zeigen, wie wenig er von ihm hielt. Kisame wusste es nicht, doch er ließ sich davon nicht aus dem Konzept bringen, sondern sprach einfach weiter. Vielleicht musste man nur die richtigen Knöpfe drücken, damit der andere auf das Gespräch einging.

„Und du bist Uchiha Itachi aus Konoha-Gakure. Ich habe schon so einiges über dich gehört…du hast deinen gesamten Clan ausgelöscht.“

Kisame hatte erwartet, dass der Uchiha nun ein Zeichen von Genugtuung zeigen würde, vielleicht ein selbstgefälliges Lächeln oder auch nur ein Wort der Zustimmung, doch nichts davon. Stattdessen drehte der Junge den Kopf wieder weg, blickte schweigsam vor sich hin. War er etwa nicht stolz auf seine Tat?

„Ich verstehe dich gut“, sprach er weiter, um ihn aus der Reserve zu locken. „Deswegen habe ich zugestimmt, mit dir in einem Team zu sein.“

Er erinnerte sich daran zurück, wie er im Auftrag seines Dorfes seine Kameraden ausgelöscht hatte. Es war das, was er immer getan hatte…seine Bestimmung. Er erinnerte sich nicht mehr an jeden von ihnen, doch das Gefühl, wenn er in diesen Blutrausch verfiel, jagte ihm auch jetzt noch einen Schauer über den Rücken. Beinahe war ihm, als könnte er den Geruch von Blut vernehmen…und Samehada auf seinem Rücken erzitterte.

„Das Gefühl, seine Kameraden zu töten…“, raunte er leise. „Es ist unbeschreiblich…nicht wahr? Itachi-san?“

Zuerst kam nichts und beinahe wollte Kisame schon aufgeben, doch dann ließ sich der Uchiha doch noch dazu herab, etwas zu sagen.

„Du redest ziemlich viel.“

Keine Emotion war aus der dunklen Stimme, die nicht recht zu diesem Jungen passen wollte, herauszuhören. Nicht mal ein Vorwurf, wie man es hätte meinen können, mehr eine simple Feststellung und Kisame konnte ihn nicht einordnen.

„Und du scheinst eine Menge über mich zu wissen“, fuhr er fort. „Doch was ist mit dir? Du bist aus Kiri hierher geflohen. Ein Verbrecher, der keinen Platz hat, an den er gehen kann. Ist es nicht so?“

Die Worte trafen einen empfindlichen Nerv in Kisame, denn sie entsprachen der Wahrheit. Dass Itachi ihn bereits jetzt dermaßen analysiert hatte, obwohl sie sich vor nicht mehr als einer halben Stunde das erste Mal gesehen hatten, reizte ihn ungemein. Was erlaubte sich dieses Balg eigentlich?

Seine Hand fasste nach dem Griff Samehadas und er ließ die einbandagierte Klinge einer stillen Drohung gleich knapp über der Schulter des Uchihas verharren. Würde er es sich erlauben, eine einzige Bewegung ausführen…die Stacheln würden dem Jungen sofort die Schlagader am Hals durchtrennen und ihm die Schulter aufreißen. War sich Itachi dessen bewusst? Er blieb jedenfalls ruhig, machte keine Anzeichen, sich dem zu entziehen…nahm er ihn nicht ernst?

Kisame verengte die Augen, dachte einen Moment lang über die Worte nach, welche ihm auf der Zunge lagen und die Itachi vielleicht deutlich machen würden, in welcher Situation sie sich befanden.

„Soll ich dir etwas Interessantes erzählen?“

Er lächelte grimmig, wartete die Antwort gar nicht erst ab.

„Haie schlüpfen aus Eiern im Bauch der Mutter…manchmal verringert sich die Zahl der Jungen. Weißt du, wieso das so ist?“

Kisames Blick richtete sich auf den Schatten unter der Wasseroberfläche, von welchem nur die Rückenflosse zu sehen war. Der Steg wäre wohl zu hoch, wenn der Hai versuchen würde, nach Itachis Beinen zu schnappen…doch eine Garantie gab es dafür nicht.
 

„Kannibalismus.“

Es ertönte ein Plätschern, als der Hai wieder untertauchte und somit aus ihrem Sichtfeld verschwand.

„Die Jungen beginnen einander aufzufressen, sobald sie im Bauch der Mutter geschlüpft sind. Sie töten ihre Geschwister in dem Moment, in dem sie auf die Welt kommen. Alles was sie sehen, ist nicht mehr als Beute für sie.“

Er ließ dem Uchiha ein paar Sekunden Zeit, um darüber nachzudenken, ehe er das einseitige Gespräch wieder aufnahm.

„Von jetzt an gehören wir beide zu Akatsuki.“

Er senkte seine Stimmlage ein wenig.

„Ich würde dir dennoch raten, dich vor mir in Acht zu nehmen…“

Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, spürte er instinktiv eine Veränderung in Itachis bisher so gleichmäßigem Chakra. Das Gefühl ließ ihn erneut schaudern und es reizte ihn um einiges mehr als das bisherige Schweigen.

„Dasselbe gilt für dich“, hörte er ihn drohen und es brachte ihn zum Grinsen.

Anscheinend konnte er doch noch mehr erwarten. Fast wäre er enttäuscht gewesen, doch nun war er davon überzeugt, dass auch in Itachi ein Monster schlief. Es würde interessant werden, dieses in ihm zu wecken, und er machte aus seiner Heiterkeit keinen Hehl.

„Nun, dann lass uns zusammen Spaß haben!“

Er hob Samehada, ohne Itachi zu verletzen und schulterte das große Schwert.

„Und hoffen, dass wir uns am Ende nicht als Feinde gegenüber stehen.“

Kisame beobachtete, wie Itachi sich langsam erhob.

„Diejenigen, die die Hand gegen ihre Kameraden erheben – und sei es auch nur ein einziges Mal –, sterben niemals einen ehrbaren Tod“, sagte er leise und es klang wie eine Warnung. „Vergiss das nie.“

Kisame lachte über diese Worte und funkelte den Uchiha an, der nun vor ihm stand und ihn aus dunklen Augen heraus ruhig ansah.

„Was bedeutet, dass wir beide wertlos sind“, erwiderte er immer noch grinsend und dennoch war da ein bitterer Beigeschmack.

Itachi schloss kurz die Augen.

„Nein“, gab er knapp zurück. „Wir sind Menschen, keine Fische.“

Kisame zog die Brauen zusammen, als der Uchiha wieder aufsah und dann einfach an ihm vorbei ging. Er ignorierte ihn? Nein…aber er ließ ihn einfach stehen. Kein Respekt.

„Es ist egal, wer du bist…was für eine Art von Mensch du wirklich bist, wird sich im Augenblick deines Todes offenbaren.“

Kisame ließ ihn gehen, während sich die Worte in seinem Kopf einem Mantra gleich wiederholten. War das so? Er packte Samehadas Griff fester, hörte seine Knöchel knacken.

Was für ein Mensch er war…er würde Itachi schon zeigen, was für ein Mensch er war…wozu er fähig war. Anscheinend nahm ihn der andere nicht ernst, wenn er ihm mit dieser unsinnigen Philosophie kam, die er nicht einmal gänzlich verstand. Sein wahres Wesen sollte sich erst am Ende offenbaren?

Schwachsinn! Er wusste, wer er war und ja…er war nichts wert. In dieser verlogenen Welt war niemand etwas wert, warum sich ihren Gesetzen also unterwerfen?

Kisame schnaubte verächtlich, ehe er sich umwandte und dem Uchiha folgte. Den Rücken hatte er ihm gekehrt…sehr leichtsinnig von ihm, denn seine Drohung war ernstgemeint. Sie würden sehen, wohin das letztendlich führte.

Konversation

Es gab so viele Gerüchte um ihn, seinen Partner…das Monster aus Kiri-Gakure. Itachi kannte viele und die wenigsten schmeichelten dem Hünen. Es hieß, er würde über ebenso viel Chakra verfügen, wie die Bijuu, weswegen man ihn auch das Biest ohne Schweif nannte. Es war bekannt, dass er seinen Vorgesetzten Suikazan Fuguki umgebracht und dessen Schwert, Samehada, an sich genommen hatte. Seine Gier nach Blut war berüchtigt, ebenso wie seine sadistische Ader, denn die wenigsten Leichen ließ er in einem Stück zurück. Er war ein Geächteter seines Heimatdorfes…gejagt von den Oi-nin und anderen Organisationen. In diesem einen Punkt waren sie sich ähnlich, doch das war es auch. Ansonsten hatten sie nichts gemein.

Itachi hatte gewusst, worauf er sich eingelassen hatte, als er sich dazu entschlossen hatte, der Akatsuki unter Madaras Führung beizutreten – wobei sich Letzterer ja dezent im Hintergrund zu halten schien. Stattdessen hatte ihn Pain empfangen und den anderen Mitgliedern vorgestellt. Akasuna no Sasori war ihm ebenso bekannt wie Orochimaru. Von beiden hielt er nicht das Geringste, während er über Pain bis jetzt keine Informationen hatte…jedoch war die Bilanz wie erwartet. Die schlimmsten Verbrecher der großen Dörfer, vereint durch eine zwielichtige Organisation, deren Ziel der angebliche Frieden sein sollte.

Frieden. Wie utopisch…und wenn er seine Naivität nicht schon vor Jahren abgelegt hätte, hätte er es nur zu gern geglaubt. Pain strebte eine Diktatur für die gesamte Welt an und selbst wenn er ehrliche Absichten verfolgen mochte, so wusste Itachi, dass sich diese Denkweise am Ende lediglich als Tyrannei entpuppen würde. Kein Mensch konnte das Schicksal der ganzen Welt tragen – das war vermessen.

Davon abgesehen dass jemand wie der vermisste Puppenspieler aus Suna wohl kaum Frieden im Sinn hatte. Er sollte bereits ganze Dörfer vernichtet und unter seine Kontrolle gebracht haben. Itachi musste sich noch ein genaueres Bild von ihm machen, damit er ihn besser einschätzen konnte. Gefährlich musste er zweifellos sein…es wäre interessant zu wissen, was sich in dieser hässlichen Holzpuppe verbarg, doch er würde sich in Geduld üben.

Orochimaru dagegen war ihm bestens bekannt, ebenso wie seine grausigen Experimente an Menschen, wegen denen er letztendlich verbannt worden war. Angeblich suchte er nach dem ewigen Leben…und dem jungen Uchiha war nicht entgangen, wie interessiert er gemustert worden war. Auch ohne die Vorgeschichte des San-nin war ihm bewusst, dass er sich vor diesem Mann in Acht nehmen musste. Einer Schlange konnte man nicht trauen und diese war besonders gefährlich.
 

„Wir werden morgen aufbrechen.“

Itachi zeigte keine Reaktion auf die gesprochenen Worte seines Partners, sondern fuhr fort, seine Shuriken und Kunai zu sortieren. Die Holzdielen im Inneren des Schreins waren unbequem, doch weder Kisame noch er hatten einen Futon zur Verfügung stehen. Orochimaru und Sasori waren bereits zu einer neuen Mission aufgebrochen und auch Pain war verschwunden, nachdem er ihnen ihr Ziel mitgeteilt hatte. Es war eine vergleichbar simple Mission, wohl eher ein Test, wie gut ihre Zusammenarbeit klappen würde, immerhin handelte es sich hauptsächlich um Informationsbeschaffung, bei der sie nach Kusa-Gakure reisen mussten. Angeblich sollte sich in den Wäldern ein Shinobi im Ruhestand verschanzen, der einst unter dem Raikage gedient hatte. Pain hatte ihnen erzählt, dass dieser Mann einiges über die Jinchuuriki wusste, und wenn sie ihn aus dem Weg schaffen würden, würde das nachher niemanden in Aufruhr versetzen, da der Mann alle Bindungen zu seinem Dorf gekappt hatte.

„Hey, Itachi-san!“

Der Angesprochene hob nun endlich doch den Blick, ließ ihn zur Seite schweifen, wo sein Partner, ebenfalls sitzend, an der Wand lehnte und ihn aus seinen Raubtieraugen anfunkelte. Alles an diesem Mann erinnerte an einen Hai, nicht zuletzt sein Name und die Waffe, die er trug. Oberflächlich wusste er alles über Hoshigaki Kisame, doch genauso konnte er sich nicht sicher sein, dass sich nicht mehr hinter diesem Nuke-nin verbarg. Dennoch hatte er keine besonders hohe Meinung von diesem, würde dessen Drohung am Steg trotz seiner eigenen, nicht zu unterschätzenden Fähigkeiten ernstnehmen.

„Zunge verschluckt?“

War das der Versuch, ihn aufzuziehen? Itachi hob eine Braue, ehe er sich wieder seinen Waffen widmete. Es gab sehr viel Wichtigeres, über das er nachdenken musste, anstatt ein sinnloses Gespräch zu beginnen. Sie mussten miteinander auskommen, das sah er ein, doch Freunde mussten sie deswegen nicht werden. Itachi wollte auch keine Freunde mehr – den Tod seines engsten Vertrauten hatte er noch immer nicht überwunden. Bei dem Gedanken an Shisui wurde ihm übel, doch er ließ dieses Gefühl nicht nach außen dringen. Gefühle waren etwas, das er jetzt nicht mehr zulassen durfte, denn damit würde er sich selbst Steine in den Weg legen.

Er hörte Kisame verächtlich schnauben, merkte wohl, dass diesem die Stille nicht passte.

„Kommunikation fördert die Partnerschaft.“

Itachi bereute langsam, ausgerechnet jemanden als Partner bekommen zu haben, der so geschwätzig war. Ihm war nicht nach Reden zumute, davon abgesehen, dass er Smalltalk für überflüssig hielt. Worüber sollte er sich mit dem anderen unterhalten, wenn nicht über die Details der Mission? Zumal er ebenfalls vorgehabt hatte, morgen weiterzuziehen. Wozu noch weitere Zeit verlieren?

„Oder ist es einfach unter deiner Würde, dich mit mir zu unterhalten?“

Itachi konnte nicht verhindern, dass ein leises Seufzen über seine Lippen glitt. Das einzige Anzeichen dafür, dass er langsam genervt war. Bemerkte Kisame nicht, dass er nur seine Ruhe haben wollte? Der Tag war lang gewesen und es fiel ihm nicht leicht, sich mit der neuen Situation zu arrangieren. Wie viel Zeit war vergangen, seitdem er seine Familie ermordet und Sasuke traumatisiert zurückgelassen hatte? Es mussten bereits einige Wochen sein, doch das machte es nicht besser. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass er nun einer Organisation angehörte, in der jeder sein potenzieller Feind war.
 

„Nein“, antwortete er schließlich auf die Frage, da er sehr wohl bemerkt hatte, dass Kisame bereits wieder ansetzen wollte. „Ich sehe nur keinen Sinn darin.“

Abermals trafen sich ihre Blicke und da Kisame keinerlei offensive Aggressionen zeigte, verzichtete er darauf, sein Sharingan zu aktivieren. Er wollte den Hünen eigentlich nicht verärgern, doch er wollte auch nicht mit ihm diskutieren.

„Es würde mir die Langeweile vertreiben“, argumentierte Kisame ohne den Blick von ihm abzuwenden. „Außerdem werden wir ab jetzt sehr viel Zeit miteinander verbringen…wäre es da nicht von Vorteil, mehr über den anderen zu wissen?“

Itachi überdachte seine nächsten Worte für einen Moment, ehe er den Mund öffnete.

„Vorhin noch hast du mir gedroht“, gab er zurück. „Nun erwartest du, dass ich dir eine Schwachstelle offenbare?“

Kisame ließ ein raues Lachen verlauten, die Raubtieraugen blitzten in der Dunkelheit, welche nur durch die kleine Öllampe erhellt wurde, auf.

„Anscheinend bist du nicht auf den Kopf gefallen, eh? Von einem Kind hätte ich etwas mehr Naivität erwartet…“

Itachi verengte die Augen, was Kisame jedoch nur noch mehr zu amüsieren schien.

„…aber man erwartet ja auch von keinem Kind, dass es seine Familie umbringt. Erzähl mir, warum du es getan hast!“

Es erzürnte Itachi, das der andere der Meinung war, er könnte eine Antwort von ihm einfordern. Allerdings wusste er sehr wohl, dass er seine Fassung nicht verlieren durfte, weswegen er ihm nur einen kühlen Blick zuschoss.

„Weil sie meinen Zielen im Weg standen“, versetzte er ohne jegliche Emotion in der Stimme und senkte den Blick dann wieder auf das Kunai in seinen Händen.

Im schimmernden Schein der Lampe spiegelten sich seine Augen darin. Er fuhr fort, das Metall zu putzen, obwohl es bereits ausreichend gereinigt war.

„Oh? Erzähl mir mehr davon…wie hast du es getan? Hast du sie mit der berühmten Augenkunst eures Clans zu Tode gefoltert? Oder hast du es mit dem Schwert beendet? Mit deinen eigenen Händen?“

Er vernahm sehr wohl die Erregung in Kisames Stimme, wie sie bei jeder Frage vibrierte. Diesem Mann traute er den beschriebenen Blutdurst sehr wohl zu, wenn es ihn bereits in Hochstimmung versetzte, dass ein bislang Unbekannter seine Verwandten getötet hatte.

„Mit dem Schwert.“

Die Antwort war knapp gehalten, gerade weil er wusste, dass Kisame sich mehr erhoffte. Was für ein Mensch erfreute sich an dem Tode fremder Menschen? Es widerte ihn an, doch er ließ es sich nicht anmerken.

„Verstehe…das ist sehr persönlich“, redete sein Partner weiter, so als würde er über das Wetter sprechen. „Mit den Händen noch mehr, da du spüren kannst, wie sie ihren letzten Atemzug tun…wie ihr Puls stoppt…“

Itachi schwieg.

„…aber das Schwert ist auch gut. Du spürst das Zucken, wenn du es ihnen in den Körper rammst…je nachdem, wie du die Klinge drehst oder herausziehst, gewährst du ihnen einen qualvollen oder schnellen Tod. Du entscheidest…man verliert sich sehr schnell, wenn erstmal Blut geflossen ist, nicht wahr?“

„…“

„Der metallische Geruch von Blut…er vernebelt einem den Verstand. Du wirst wissen, was ich meine…immerhin hast du sehr viele Menschen auf dem Gewissen. Sag, wie hast du dich gefühlt, als du vor den Leichenbergen gestanden hast? War es ein befreiendes Gefühl, Itachi-san?“
 

Wie er sich gefühlt hatte? Itachi hätte viele Worte gefunden, es zu beschreiben, doch keines davon hätte auch nur das Geringste mit Befreiung zu tun. Wie er sich gefühlt hatte, als er bekannte Personen hinterrücks abgestochen hatte? Ob es befreiend gewesen war, sie zu enthaupten? Ihr Blut an den Wänden zu verteilen und zu wissen, dass er sich von dieser Schuld niemals würde reinwaschen können? Ob er stolz darauf war, seine Eltern umgebracht und Sasuke all seine Taten gezeigt zu haben, um ihn dazu zu bringen, am Leben zu bleiben? Ihn zu hassen?

Er spürte das Zittern seiner Finger erst, als ihm das Kunai aus der Hand zu rutschen drohte und sofort wurde sein Griff fester.

„Ja.“

Nur dieses eine Wort und wieder war sein Gesicht eine eiserne Maske, die keines seiner Gefühle preisgab. Trotz dessen, dass er nicht hinsah, wusste er, dass Kisame mit seiner Antwort nicht zufrieden war. Er erwartete, dass Itachi es ausschmückte…dass er seine Tat ausschlachtete, als wäre sie eine dieser Geschichten, die dazu da waren, die Langeweile auszumerzen.

„Bist wohl keiner von denen, die mit ihren Taten prahlen, was? Wie bescheiden…“, höhnte der Ältere, jedoch wurde er ignoriert. „Na, wie auch immer…“

Er sah aus den Augenwinkeln, wie sich der Haimensch streckte, den Nacken knacken ließ. Hatte er das Interesse an ihrem Thema verloren? Itachi hoffte es regelrecht, denn obwohl er beherrscht war, ging ihm dieses Gespräch an die Nieren. Er wollte nichts lieber tun, als sich hinlegen und seinem Körper etwas Ruhe gönnen, doch er traute Kisame nicht. Zwar wäre es unheimlich töricht von seinem Partner, ihn anzugreifen, aber wer sagte ihm, dass der Mann kein Dummkopf war?

Über besonders viel Beherrschung schien er nicht zu verfügen und von diesem Umstand einmal abgesehen, eignete sich der harte Boden ohnehin nicht zum Nächtigen. Er würde sich an die Wand lehnen und ein wenig dösen, so wie er es schon oft auf Missionen getan hatte.

Die Waffen verstaute er wieder in dem kleinen Beutel, den er stets bei sich trug. Lediglich ein Kunai schob er vorsichtshalber in die Innentasche seines Mantels – nur für den Fall. Dann lehnte er sich an die Holzwand in seinem Rücken und schloss die Augen, lauschte den wenigen Geräuschen um ihn herum. Selbst wenn er wollte, würde er nicht einfach wegnicken können – dazu war er viel zu angespannt, auch wenn sich das in seiner Haltung kaum lesen ließ.

Er war gut darin, die Leute um sich herum zu täuschen. Nur deshalb hatte er diese Bluttat verrichten können. Aus diesem Grund hatte er Sasukes Leben retten können. Seine Eltern hatten Unrecht gehabt…er war kein guter Mensch. Er war bloß ein talentierter Schauspieler…und genau das galt es unter Beweis zu stellen. Jetzt mehr denn je.
 

Kisame musterte seinen neuen Partner interessiert und beinahe hätte er abfällig geschnaubt, als sich dieser zurücklehnte und es doch tatsächlich wagte, die Augen zu schließen. In seiner Gegenwart.

Hatte er seine Drohung schon wieder vergessen oder nahm er ihn nicht ernst? Nein, das konnte es nicht sein, immerhin hatte der Uchiha dafür vorhin viel zu wachsam gewirkt.

Kisame lauschte den ruhigen Atemzügen für einen Moment – dann entschied er für sich, dass Itachi sicher nicht vorhatte, einfach einzuschlafen. Seine Haltung wirkte zwar ebenso entspannt wie seine Mimik, doch er konnte nicht glauben, dass der Junge so einfältig sein sollte.

Was er soeben von diesem erfahren hatte, war wirklich enttäuschend gewesen, doch fürs Erste musste er akzeptieren, dass sein Partner wohl eher ein schweigsamer Typ war. Wie langweilig, denn er selbst war schon sehr redselig und er sah auch keinen Grund, seinen Mund zu halten.

Sein Leben war ohnehin schon eingeschränkt genug, da er überall gesucht wurde, und auch wenn ihm kaum jemand gewachsen war, so war es manches Mal doch recht anstrengend. Natürlich genoss er jede Konfrontation, lebte praktisch für den Kampf und er hatte auch seine rege Freude daran, Blut zu vergießen, aber…es war halt auch nicht immer einfach.

Es gab keinen Ort, an den er gehörte und so war er schon vor Akatsuki immer auf der Flucht gewesen. Zudem fiel er mit seinem grotesken Äußeren sofort auf und musste sich daher gar nicht erst die Mühe machen, sich unauffällig zu verhalten. Es ärgerte ihn schon ein wenig, dass Itachi bei ihrer Begegnung am Steg direkt erkannt hatte, was für ein Leben er führte.

Doch war ihm klar, dass er selbst nicht besser dran war? Sicher, er fiel weniger auf als Kisame, solange er sein Kekkei Genkai verborgen hielt, dennoch wurde er steckbrieflich gesucht. Sie hatten beide keinen Ort, an den sie gehen konnten. Akatsuki mochte ihre Zuflucht sein, doch sie war es lediglich auf Zeit. Schon vor dieser Teamgeschichte hatten sie sich immer nur zu Besprechungen getroffen und das würde sich nicht ändern. In der Zwischenzeit waren sie auf sich allein gestellt.

Nicht, dass Kisame nicht auch allein klar käme, das war er immer.

Wieder schweifte sein Blick zu dem Uchiha, der sich bislang keinen Millimeter bewegt hatte. Kisame haderte mit sich, ob er den Jüngeren schon jetzt testen sollte. Am Steg hatte er keine Miene verzogen, sich taff gegeben…regelrecht furchtlos. Ob er das auch noch sein würde, wenn er Ernst machen würde? Noch war er nicht sicher, wie weit er es treiben wollte. Bis jetzt plante er Itachis Tod nicht, doch im Eifer des Gefechts war nicht auszuschließen, dass ihm…die Hand ausrutschte.

Es reizte ihn einfach, den Uchiha an seine Grenzen zu treiben…zu sehen, ob dieser ihm gewachsen war…ob er sich nur auf sein Bluterbe verließ oder auch aktiv kämpfte. Er musste irgendwo seine sadistische Ader verstecken, Kisame roch es förmlich – da musste noch mehr sein und er wollte es sehen. Nein, viel mehr erleben. Reden war nützlich, doch ein Kampf offenbarte meistens einiges mehr über den Menschen. Doch nicht jetzt. Er musste sich etwas gedulden, abwarten und den Uchiha dann erwischen, wenn er sich in Sicherheit wiegte. Kisame war oftmals unkontrolliert, doch wenn er wollte, konnte er sich zurücknehmen und geduldig sein.

Er lehnte sich an die Wand und schloss ebenfalls die Augen, um seinem Körper Ruhe zu gönnen.

Ein wenig musste Samehada noch ausharren, doch bald schon würde es neues Blut regnen. Wessen, das war noch fraglich, vielleicht nicht unbedingt sofort das des Uchihas, aber mit Sicherheit das Blut irgendwelcher Shinobis. Immerhin hob man sich das Beste doch bis zum Schluss auf...

Schattenseiten

Je mehr Zeit Itachi mit seinem Partner verbrachte, umso stärker wurde ihm bewusst, dass er diesen nicht leiden konnte. Hoshigaki Kisame war geschwätzig und das war etwas, das Itachi zuweilen den letzten Nerv raubte, auch wenn er sich stets um Fassung bemühte. Er ignorierte das Gerede zumeist, vor allem, wenn der andere ihn auszufragen versuchte. Itachi konnte sich nicht erklären, welchem Zweck diese erzwungenen Konversationen überhaupt dienen sollten; Kisame wirkte nicht wie ein Mensch, der soziale Bindungen schätzte. Das Gegenteil war der Fall, wenn er bedachte, wie oft der Hüne bereits in den wenigen Tagen die Hand ans Schwert gelegt hatte, nur weil er schief angeschaut worden war. Er schien den Kampf regelrecht zu suchen, wirkte jedes Mal amüsiert, wenn er sich provoziert fühlte. Glücklicherweise begegneten ihnen kaum Leute, da sie sich durch die Wälder schlagen mussten, um nach Kusa zu gelangen.

Für Itachi war dies eine Umstellung und obwohl er sich natürlich niemals beschwert hätte, sehnte er sich manches Mal nach dem Komfort eines Futons anstelle des moosbewachsenen Bodens oder dem weiten Stoff seines Mantels. Außerdem tat er nachts kaum ein Auge zu, da er seinem Partner nicht vertraute. Er wusste nicht, ob es umgekehrt genauso war, wenn ja, ließ Kisame es sich zumindest nicht anmerken.

Dann war da noch die Sache mit der Nahrungsbeschaffung, die immer wieder zu Diskussionen führte – wie auch jetzt.

„…du bist doch noch im Wachstum, ne?“

Itachis Braue zuckte nur leicht, doch er behielt sich vor zu schweigen. Langsam drehte er den dünnen Holzstock, auf dem ein paar Pilze aufgereiht waren, über dem Feuer, das er mithilfe des Katons entzündet hatte.

„Solltest du da nicht was Vernünftiges essen?“

Itachis dunkle Augen hefteten sich nur kurz an den toten Fisch, der über den Flammen briet. Die Haut war schon ziemlich dunkel, die runden Augen ausgetrocknet. Dann wandte er den Blick wieder ab, verzog keine Miene.

„Ich esse vernünftig.“

Kisame gab ein ungläubiges Schnauben von sich.

„…die Onigiri von heute Morgen und die Suppe vom Mittag nennst du vernünftig? Und jetzt dieses Gemüse…“

Kurz schwieg er, drehte dabei den Spieß in seiner Hand, während er über eine Antwort nachdachte, die ihm weitere Fragen ersparen würde.

„Ich wüsste nicht, was dich das anginge.“

Hoffentlich klang er abweisend genug, auch wenn er bezweifelte, dass Kisame nun verstummen würde. Er sollte Recht behalten, denn der Ältere bleckte die Zähne, funkelte ihn an.

„Du isst immer nur dieses Diät-Futter“, meinte er schließlich. „Wenn du jagen und fischen nicht drauf hast, kannst du mich auch einfach darum bitten, dir was mitzubringen.“

Das dachte er also? Dass er nicht in der Lage wäre, seine Nahrung selbst zu erlegen? Als er noch jünger gewesen war, hatte er zusammen mit Sasuke einen riesigen Keiler zur Strecke gebracht. Er war nicht unfähig, doch…er hatte noch nie wirklich gern Fleisch gegessen und wenn er nun daran dachte, die Tiere auszunehmen, wurde ihm übel. Der Gedanke, den letzten Atemzügen zu lauschen oder in die toten Augen zu blicken, die Hände in Blut und Eingeweiden zu versenken…es widerte ihn an. Im Leben musste man tun, was man tun musste. Er würde noch oft töten müssen, da machte er sich keine Illusionen, doch was das Essen betraf, war es seine eigene freie Entscheidung. Da hatte ihm niemand reinzureden.
 

„Ich esse weder Fisch noch Fleisch.“

Die Aussage brachte ihm kurz irritiertes Schweigen und einen ungläubigen Blick ein. Ein Kopfschütteln folgte, anscheinend brachte er Kisames Weltbild durcheinander.

„Du bist seltsam, Itachi-san“, kam es dann von seinem Gegenüber und der Uchiha entschied, die Worte unkommentiert zu lassen.

Das musste er sich von jemandem sagen lassen, der sein Schwert wie eine Geliebte behandelte. Ein paar Mal hatte er mitbekommen, wie Kisame sogar mit Samehada gesprochen hatte – er hoffte, dass er sich das leise Gurren nur eingebildet hatte.

„Tun dir die Viecher leid?“, fragte der Ältere und es klang spöttisch.

Itachi zuckte lediglich mit den Schultern, ehe er den Spieß aus dem Feuer holte und auf die dampfenden Pilze schaute.

„Meine Gründe sind unerheblich“, erwiderte er knapp. „Akzeptier einfach meine Entscheidung.“

Er versuchte, das haifischartige Grinsen zu ignorieren, doch irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass diese Diskussion noch lange kein Ende gefunden hatte. Innerlich seufzte er, doch äußerlich hielt er die Fassade aufrecht. Still begann er zu essen, woraufhin Kisame es ihm gleichtat. Eine Weile sagte niemand etwas und es war wirklich angenehm. Es konnte ruhig öfter so sein, doch leider schien sein Partner diese Ansicht nicht zu teilen.

„Du bist ziemlich vorlaut…dafür, dass du nachts kein Auge zumachst“, fing er mit einer erneuten Provokation an. „Meine Nähe macht dich wohl nervös?“

Die Raubtieraugen glommen auf, als sich die spitzen Zähne in dem Fisch versenkten und ein großes Stück herausrissen. Es knirschte leicht, als Kisame die Gräten mit seinem Kiefer zermalmte…und Itachi bekam das Bild nicht aus dem Kopf, wie sich diese Fänge in seinem Hals verbissen und ihm den Kehlkopf zerfleischten. Mit Sicherheit war Kisame dazu imstande.

Als könnte dieser seine Gedanken lesen, wurde das Grinsen noch breiter, wobei Itachi sich bemühte, keine Regung zu zeigen.

„Anscheinend kannst du ebenso wenig schlafen“, entgegnete er ruhig. „Wenn du mich die ganze Nacht beobachtest…mache ich dich nervös?“

Mit Genugtuung nahm er das Stocken seines Gegenübers wahr – dieser hatte wohl nicht mit einem Konter gerechnet.

„Unsinn!“, behauptete er nun mit spürbarer Verärgerung in der Stimme. „Warum solltest du mich nervös machen?! Du bist ein halbes Kind und-“

Die Worte blieben dem anderem im Halse stecken, als Itachi den Kopf hob und ihn aus glutroten Augen aus der Finsternis heraus fixierte. Er schien sich wieder daran zu erinnern, aus welchem Grund die Uchiha so ein gefährlicher Clan gewesen waren. Zumal Itachi einen Ruf hatte…

„Unterschätze mich nicht, Kisame“, warnte er leise und sah, wie der Hüne sich anspannte. „Unterschätze mich niemals.“

Kisame verengte die Augen, doch er senkte nicht den Blick – obwohl er um sein Bluterbe wusste, schien er nicht klein beigeben zu wollen. Wäre es Itachi ernst gewesen, hätte er ihn binnen von Sekunden außer Gefecht setzen oder gar töten können. Es war mutig, aber auch dumm, ihm direkt in die Sharingan zu sehen.

„Dasselbe rate ich dir, Partner“, knurrte er, eine Hand an Samehada gelegt, welches neben ihm lehnte. „Du hast keine Ahnung, wozu ich fähig bin.“

Ihre Blicke bohrten sich unnachgiebig ineinander, die Atmosphäre war bis zum Zerreißen gespannt…dann knackte es im Unterholz und beide fuhren herum. Kisames Hand krampfte sich um den Schwertgriff, die Tomoe rotierten, bildeten das Mangekyo Sharingan in Itachis Augen…keiner rührte sich…bis ein Kaninchen aus dem Gebüsch hetzte.

Stille.

Itachi spürte, wie die Anspannung aus seinem Körper wich, und ebenso ließ Kisame sein Schwert los. Er hörte seinen Partner schnauben und blickte wieder zu diesem, wobei sich seine Augen schwarz färbten. Ein dumpfes Pochen hämmerte von innen gegen seinen Kopf – so wie immer, wenn er sein Bluterbe nutzte. Er durfte sich nicht zu oft auf das Mangekyo Sharingan verlassen – zumindest nicht, wenn es sich vermeiden ließ.
 

Als er den Blick seines Partners auffing, zierte dessen Lippen wieder dieses unangenehme Grinsen. Es kam ihm vor, als hätte die Aussicht auf einen Kampf Kisames Laune schlagartig verbessert.

„Du hast gute Reflexe.“

Itachi hob eine Braue, erwiderte aber nichts darauf; worauf wollte der andere denn jetzt wieder hinaus? Ohne eine Miene zu verziehen, sah er zu, wie Kisame erneut nach dem Fisch langte und den Rest mit einem Bissen herunterschlang. Die Flammen warfen flackernde Schatten auf sein Gesicht, ließen die Züge noch bedrohlicher erscheinen – der heitere Ausdruck tat dem keinen Abbruch.

„Sowas ist gut“, fuhr der Haimensch fort. „Kann einen in letzter Sekunde vorm Draufgehen bewahren.“

Itachi versuchte anhand der Tonlage herauszufinden, ob der andere ihm Anerkennung zollte oder ihn doch nur warnen wollte. Möglicherweise vor ihm selbst? Itachi hatte schon triftige Gründe, seinem Partner zu misstrauen.

„Wette, du weißt, wovon ich rede, nicht wahr?“

Kisames Raubtieraugen hefteten sich auf ihn und im Licht des Feuers schimmerten sie grün.

„Hab gehört, du warst bei der ANBU“, sprach er ihn auf ein Thema an, das er lieber totgeschwiegen hätte. „Da lernt man sowas, oder? Gute Reflexe, meine ich.“

Itachi erwiderte den Blick kühl.

„Möglich“, war das Einzige, das er von sich gab, doch Kisame hielt es nicht vom Weiterreden ab.

„Meuchelmorden auch, ja? Emotionen abtöten…sich von allen sozialen Bindungen lösen…“

„Du kennst dich gut aus.“

Die Feststellung ließ den anderen kurz innehalten, was Itachi unruhig werden ließ; vorhin noch hatten sie über Essgewohnheiten diskutiert und nun steckte er seine Nase in die Angelegenheiten seines Heimatdorfes? Jedoch schien Kisame es nicht darauf abgesehen zu haben, ihm Informationen zu entlocken, so wie Itachi es insgeheim befürchtet hatte.

„Mit der ANBU? Nicht wirklich…ich kenne nur Gerüchte, doch ich stamme aus Kiri.“

Da war es wieder, das seltsame Grinsen.

„Unser Dorf trägt seinen blutigen Ruf aus guten Gründen…doch ich bezweifle nicht, dass auch Konoha seine Schattenseiten hat.“

Ein wissender Blick traf ihn und Itachi begriff, dass er wohl eine dieser sogenannten Schattenseiten darstellte. Eine Weile schwieg er, ließ sich die Worte durch den Kopf gehen, ehe er sich abwandte und zur Seite griff, um ein paar der übrig gebliebenen Beeren aufzuheben. Er schob sich eine in den Mund, vernahm den süßlichen Geschmack.

„Licht und Schatten sind zwei Seiten einer Medaille“, gab er schließlich zurück. „Das solltest du nie vergessen.“

Kisame verengte die Augen, musterte ihn sehr intensiv, bevor er ein raues Lachen vernehmen ließ und den Kopf schüttelte.

„Wie poetisch, Itachi-san…“, spottete er, doch der Uchiha zuckte nur mit den Schultern.

„Es ist realistisch.“
 

Seine Worte schienen den anderen zu amüsieren, doch er nahm es hin. Weder wollte er noch einmal diskutieren noch seinen Partner wegen so einer Lappalie herausfordern. Bislang waren sie noch nicht ernsthaft aneinander geraten und Itachi wollte, dass es dabei blieb. Noch konnte er den Haimenschen nicht richtig einschätzen, da sich dieser zuweilen sehr widersprüchlich verhielt. Vorhin war er kurz davor gewesen, ihn herauszufordern, und nun schlug er wieder diesen Plauderton an. Sicher war da dieser Unterton, der Itachi alarmierte, doch er schien ihn nicht mehr angreifen zu wollen.

Der Uchiha war sich sehr wohl bewusst, dass er sich Respekt verschaffen könnte, wenn er wirklich gewollt hätte, doch was würde er damit erreichen? Kisames Art ließ nicht unbedingt darauf schließen, dass er mit einer Niederlage umgehen könnte. Angenommen, Itachi würde ihn im Kampf besiegen, was nicht unwahrscheinlich war, da er seine Fähigkeiten als ausgereift genug einschätzte, um mit so einem Hünen fertig zu werden…wohin würde das führen?

Möglicherweise dazu, dass sein Partner in seinem Stolz verletzt sein und ihn fortan abgrundtief hassen würde. Sie waren erst wenige Tage unterwegs, er durfte nicht an so etwas wie Teamarbeit scheitern – nicht sofort.

„Ich übernehme die erste Wache.“

Itachi blickte auf, als Kisame plötzlich das Wort ergriff, wobei er den Nacken knacken ließ – und immer noch grinste.

„Nicht, dass du schlafen könntest, solange ich neben dir sitze.“

Der Uchiha schnaubte leise.

„Tu, was dir beliebt.“

Er würde sich nicht auf solch offensichtliche Provokationen einlassen. Glücklicherweise beließ es Kisame auch dabei, strapazierte fürs Erste nicht weiter seine Nerven. Stattdessen griff er nach Samehada und begann, eine dünne Schicht der Bandagen abzuwickeln. Violette, seltsam geformte Stacheln kamen zum Vorschein, mehr konnte man nicht erkennen. Erneut ertönte dieses Gurren, welches Itachi schon öfters vernommen hatte…dieses Ding war eigenartig.

Doch sein Besitzer war es mindestens ebenso, von daher passten sie wohl recht gut zueinander. Itachi beobachtete nur kurz, wie Kisame ein Tuch hervorholte und die Stacheln damit augenscheinlich zu polieren begann. Nun gut, er selbst pflegte seine Waffen ja auch, also war das wohl nichts Abnormales…dennoch hatte er bei diesem Schwert das Gefühl, als hätte es mehr damit auf sich.

Innerlich den Kopf schüttelnd, wandte er sich ab, um sich ein paar Stunden Ruhe zu gönnen. Jedoch hatte Kisame Recht; er würde auch diese Nacht kaum ein Auge zu tun können. Nicht, solange sein Partner dort saß.

Er breitete den Mantel aus und legte sich hin, wobei es nicht einfach war, eine bequeme Position zu finden. Er war nicht verwöhnt, aber ein Futon wäre wirklich schön gewesen. Wenigstens war es nicht so kalt, dass er zu allem Überfluss auch noch frieren musste. Er freute sich dementsprechend auf den Winter – eine Jahreszeit, die ihm gestohlen bleiben konnte.
 

„Schlaf gut, Itachi-san~“, vernahm er die höhnische Stimme seines Partners.

Itachi sparte sich eine Erwiderung und schloss lediglich die Augen. Eigentlich war es sowieso egal, sagte er sich, denn auch wenn ihn Kisames Anwesenheit nicht am Schlaf gehindert hätte, so hätten es mit Sicherheit die Albträume getan. Die Erinnerung an seine Verbrechen, so sehr er sie auch zu rechtfertigen versuchte, hing ihm nach und nicht zum ersten Mal wünschte er sich, Shisui hätte nicht den Freitod gewählt, sondern wäre stattdessen an seiner Seite geblieben. Mit einem Partner wie ihm wäre die Last auf seinen Schultern einfacher zu ertragen gewesen. Kisame dagegen konnte er überhaupt nichts anvertrauen und das würde sich wohl auch niemals ändern. Jedenfalls konnte er es sich nicht vorstellen. Dafür waren sie zu verschieden…in allen erdenklichen Punkten.

Still lauschte er dem leisen Rascheln und Quietschen, das ihm versicherte, dass Kisame noch seiner Arbeit nachging.

Wenigstens diese Gewissheit konnte ihn ein wenig beruhigen.

Raikou

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Zwischenfall

Leise klopfte der Regen an die Fensterscheibe, einem unregelmäßigen Trommeln gleich, welches ihn jedoch nicht störte. Im Gegenteil, es hatte beinahe eine beruhigende Wirkung, machte ihn schläfrig. Nun, sie waren ja auch lange unterwegs gewesen, bis sie in diesem Gasthaus untergekommen waren. Nach dem relativ guten Essen und der heißen Dusche war er träge geworden, etwas, das eher selten bei ihm vorkam. Normalerweise war er ein eher unruhiger Zeitgenosse, doch war dies das Problem seiner Mitmenschen und nicht das seine. Apropos Mitmenschen…Kisame drehte den Kopf ein Stück, während er auf dem Rücken lag und somit den Blick von der Zimmerdecke nahm.

Sein Partner saß auf einem Stuhl am Fenster und blickte hinaus, zählte wohl die Tropfen an der Fensterscheibe, während er in Gedanken versunken schien. Worüber jemand wie Uchiha Itachi wohl nachdachte? In der kurzen Zeit, in der sie zusammen reisten, gab ihm der Junge ein Rätsel nach dem anderen auf und irgendwie…empfand Kisame das als durchaus positiv; nichts war schlimmer als Langeweile. Er schob einen Arm unter seinen Nacken, während er auf dem Futon lag und seinen Partner still beobachtete.

Wie er diesen alten Mann heute zum Reden gebracht hatte…was war das für eine seltsame Technik gewesen? Das Sharingan war anscheinend genauso gefährlich, wie es die Gerüchte besagten, wenn er bedachte, wie schnell Itachi den sturen, alten Knacker gebrochen hatte. Einerseits war das wahrlich beeindruckend, andererseits zeigte es Kisame, dass er vor dem Jungen auf der Hut sein musste. Mit diesen Fähigkeiten konnte er ihm gefährlich werden, Samehada und unnatürlich viel Chakra hin oder her…zumal Kisame sicher war, dass Itachi auch ohne Bluterbe einiges drauf hatte. Es musste so sein, denn sonst hätte er seinen Clan niemals allein bezwingen können.

Ein bisschen redseliger hätte Itachi schon sein können, doch im Endeffekt war Kisame ein wortkarger Partner mit Talent und Intelligenz lieber als so ein überheblicher Dummschwätzer. Solche Idioten konnte er nicht ausstehen und wäre Itachi von der Sorte gewesen, hätte er ihn bei der nächsten Gelegenheit aus dem Weg geräumt. Mit Gram dachte er dabei an seine Heimat zurück, denn dort war er des Öfteren mit solchen Versagern zusammen gewesen – nun, es hatte seine Aufgabe, sie zu töten, einfacher gemacht.

Kisame verdrängte den Gedanken daran und konzentrierte sich lieber wieder auf den Uchiha, der immer noch da saß und keinen Muskel rührte. Ihm war nicht entgangen, dass Itachi kaum Schlaf fand und wenn er mal weg döste, so dauerte es nie lange, bis er unruhig wurde. Jeder hatte so seine Dämonen, auch wenn man sie sich ungern eingestand. Vielleicht war es aber auch nur das Misstrauen ihm gegenüber – Kisame hatte Verständnis dafür.

Schließlich hatte er Itachi bei ihrer ersten Begegnung gedroht…und auch danach hatte er es sich nicht nehmen lassen, ihn einzuschüchtern. Na ja, geschafft hatte er es zwar nicht, aber dennoch wäre sein Partner einfältig gewesen, ihn nicht ernst zu nehmen. Möglicherweise dachte der Jüngere ja über ihn nach? Immerhin hatte auch er selbst heute gezeigt, dass er nicht nur leere Reden schwang. Ihm war nicht entgangen, wie Itachi ab und an Samehada gemustert hatte. Vielleicht war er ja auch beeindruckt? Der Gedanke gefiel Kisame, auch wenn er die Anerkennung des Jungen nicht brauchte…trotzdem hatte er auch seinen Stolz, was seiner Meinung nach nicht mit Arroganz gleichzusetzen war.

Manchmal kam Itachi arrogant rüber…als wäre er sich zu fein, mit ihm zu reden. Missverstand er das etwa? Noch ließ sich das nicht sagen, doch Itachis zukünftiges Verhalten ihm gegenüber würde darüber entscheiden, wie das zwischen ihnen endete. Wenn Kisame die Geduld mit ihm verlor, würde er ihm in den Rücken fallen – so, wie er es schon bei vielen Kameraden getan hatte.
 

„Solltest du die Zeit nicht nutzen, um zu schlafen?“

Kisame sah zur Seite, wo sein Partner immer noch am Fenster saß und hinaus schaute. Seine Mundwinkel zuckten; also war dem Uchiha nicht entgangen, dass er ihn beobachtet hatte. Der Junge war aufmerksam, aber das war von einem ehemaligen ANBU wohl auch nicht anders zu erwarten.

„Stört es dich, Itachi-san?“

Als keine Antwort erfolgte, gab er ein kurzes Auflachen von sich, das den anderen aber nicht dazu brachte, sich ihm zuzuwenden.

„Also mache ich dich wirklich nervös…hm…?“

Es wäre amüsanter gewesen, wenn der andere darauf eingestiegen wäre, aber natürlich war dies nicht der Fall. Itachi erinnerte ihn ein wenig an Sasori, auch wenn er den Rotschopf aus Suna nicht besonders gut kannte. Trotzdem wusste er, dass der Marionettenspieler ebenfalls zu der stilleren, beherrschten Sorte gehörte. Wie Orochimaru es nur immer schaffte, seinen Partner auf die Palme zu bringen…

„Du schwatzt zu viel“, wurde er ermahnt, was ihn aber nicht kümmerte.

„Und du zu wenig...“, gab er zurück, ohne den Blick von Itachi zu nehmen. „Sollten wir uns nicht besser kennenlernen? Wo wir doch so viel Zeit miteinander verbringen werden?“

Auch wenn er Itachis Gesicht nicht sehen konnte und dieser sicher keine Miene verzog, ahnte er, dass er bestimmt nicht seiner Meinung war. Dabei war das nicht mal ein Scherz gewesen. Es würde auf Dauer langweilig werden, einander anzuschweigen…da konnten sie sich genauso gut unterhalten.

Itachi schnaubte lediglich. Mehr kam nicht von ihm und Kisame entschied einmal mehr, die Konversation anzuregen.

„Ich weiß bisher nur über dich, dass du deinen Clan abgeschlachtet hast“, begann er und ließ Itachi nicht aus den Augen. „Dass du wenig redest, dieses Bluterbe hast und dass du kein Fleisch isst. Das ist nicht wirklich viel.“

„Du musst nicht mehr über mich wissen…und ich auch nicht über dich“, erwiderte der Uchiha leise.

„Ist das so…“, brummte Kisame nur.

Itachi drehte den Kopf ein Stück, fixierte ihn nun aus seinen in der Dunkelheit rot glühenden Iriden. Es war anders als das Symbol, das sich bei Raikou gezeigt hatte…gab es verschiedene Stufen? Wenn dem so war, musste er sich wohl erst in Acht nehmen, wenn sich das seltsame Dreieck zeigte...aber ganz sicher war er nicht, weswegen er sich unweigerlich anspannte.

„Ich vertraue dir nicht, Kisame.“

Der Hüne musste grinsen, als er das hörte.

„Nun, das ist vermutlich auch das Klügste…“

„Warum sollte ich dir also etwas über mich erzählen wollen?“

Kisame zuckte mit den Schultern, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen.

„Um der Langeweile zu entgehen? Oder um das Ganze unterhaltsamer zu gestalten? Es ist doch viel befriedigender, wenn man weiß, wen man tötet, nicht wahr?“

Er bemerkte, wie Itachi abschätzend die roten Augen verengte, und diese kleine Reaktion reichte, um Kisame Genugtuung zu geben – nicht viel, aber es war ein Anfang. Endlich zeigte seine Provokation mal Wirkung.

„Doch das wirst du ja am besten wissen…denn wer steht einem näher als die Familie?“

Itachi zuckte bei der Frage nicht mal mit der Wimper.

„Ich bezweifle, dass das jemand wie du versteht“, meinte er kühl.

„Nun, das mag sein. Ich hatte nie eine Familie…das Leben in Kiri-Gakure ist sehr viel härter als in anderen Dörfern. Nicht, dass ich mich beschweren würde, immerhin habe ich überlebt…doch auch ich kenne das Gefühl, Menschen umzubringen, die einem vertrauen. Es fühlt sich anders an.“

„Du genießt es also?“

Ihre Blicke bohrten sich ineinander und Kisame dachte über seine Antwort nach.

„Das war meine Bestimmung…mein Team zum Schweigen zu bringen, sollte es nicht anders möglich sein. Nicht viele konnten diese Aufgabe übernehmen.“

„Du konntest es.“

Kisame überlegte kurz, ob da Verachtung in seinem Ton mitschwang, doch er war nicht sicher. Dafür war Itachis Mimik viel zu emotionslos. Außerdem hatte er seinen Clan ausgelöscht, mit welchem Recht durfte er über ihn urteilen?

„So wie du.“

Etwas in Itachis Blick flackerte, doch dann drehte er sich von ihm weg.

„Ja“, bestätigte er leise. „So wie ich.“

Kisame ahnte schon, dass das Gespräch damit erledigt war, und er nahm es hin, drehte sich wieder auf den Rücken und schloss die Augen.

„Anscheinend sind wir uns doch ähnlich…in gewisser Weise“, bemerkte er noch, doch von Itachi kam nichts mehr.

Vielleicht, weil es die Wahrheit war…oder weil es ihn beleidigte, mit ihm verglichen zu werden. Kisame war das relativ egal. Er würde schon noch mehr über seinen Partner rauskriegen…oder ihn irgendwann umbringen. Itachi hatte es schon richtig erkannt; sie waren keine Freunde…nur Verbündete auf Zeit. Möglicherweise Jahre…oder bis zum nächsten Tag.
 

Am nächsten Morgen brachen sie recht früh auf, was vor allem an Itachi lag. Kisame wunderte dies schon, denn der Uchiha konnte die Nacht über kaum Schlaf bekommen haben. Er hatte auf dem Stuhl genächtigt und anscheinend nur gedöst. Ansehen tat man ihm das zwar nicht, aber wenn Kisame bedachte, dass er schon seit ein paar Tagen kaum Schlaf bekam, kam es ihm doch seltsam vor. Er selbst war ja auch wachsam, egal, ob Itachi Wache hielt oder nicht, aber irgendwann brauchte sein Körper die Reserven. Gut, er hatte seinem Partner mehrmals gedroht, ihn umzubringen, da war es klar, dass dieser ihm misstraute. Allerdings hatte Kisame auch so seine Prinzipien und jemanden hinterrücks im Schlaf umzubringen, war nicht seine Art. Hatte er zwar nicht erwähnt, aber wenn der Uchiha so schlecht von ihm dachte, war er selbst dran schuld.

Er warf diesem einen Seitenblick zu, als sie auf dem Rückweg durch die Wälder von Kusa streiften. Itachi mochte ein Junge sein, aber er verhielt sich nicht wie ein Kind. Er stellte dies nicht zum ersten Mal fest, doch insgeheim fragte er sich, wie er in seinem Alter gewesen war. Das Leben war immer ein Kampf gewesen, von daher hatte er weitaus weniger Humor gehabt, als es heute der Fall war.

Nun, er war ja auch kein Halbwüchsiger mehr…viele Shinobi bekamen schon schlotternde Knie, wenn sie vor ihm standen. Er überragte die meisten Männer und seine Statur schüchterte ein. Diejenigen, die ihn deshalb für langsam oder dumm hielten, wurden sehr schnell eines Besseren belehrt…bevor sie starben.

Kisame fragte sich unweigerlich, ob Itachi ihn auch unterschätzte. Dass er schnell war, hatte er ja im Kampf mit Raikou ausreichend bewiesen, doch Taktiken traute ihm der Uchiha wohl eher nicht zu. Sollte er nur glauben, dass er planlos war…ihm war das ganz recht, wenn Itachi die Strategie übernahm. So musste er nicht diskutieren und eine Garantie dafür, dass er sich an den Plan hielt, gab es ja auch nicht. Manchmal überkam ihn eben der Blutrausch…würde sein Partner noch merken.

Allerdings war es bis zum Nachmittag ruhig, kaum jemand begegnete ihnen und wie immer kam von dem Uchiha nicht viel. Es war so öde, dass Kisame sich wünschte, sie würden auf ebenbürtige Gegner treffen. Der Kampf mit ihrer Zielperson war auch so kurz gewesen, dass die Enttäuschung jetzt wieder an ihm nagte.

Kisame blickte auf, als er ein bekanntes Rauschen hörte und tatsächlich sah er in der Ferne die Klippen, die darauf hindeuteten, dass sie Kusa verlassen hatten. Die Wälder hatten sich schon vor einer Weile gelichtet, so dass sie wohl ganz gut in der Zeit waren. Nicht, dass sie da ein Limit hätten, doch Itachi hatte das Tempo schon etwas angezogen – warum auch immer. Dann aber fiel Kisame ein, dass sie sich nicht allzu weit entfernt von den Grenzen Konoha-Gakures bewegten. Vielleicht beeilten sie sich deswegen so? Kisame musste zugeben, dass er selbst kein großes Bedürfnis verspürte, sich nahe seiner Heimat aufzuhalten. Nicht, dass er Angst gehabt hätte, doch er war fertig mit seinem Dorf.
 

„Kisame.“

Der Hüne blickte seitwärts, als er von Itachi unerwartet aus den Gedanken gerissen wurde. Dieser verzog zwar keine Miene, doch sein Blick alarmierte Kisame sofort. War ihm etwas aufgefallen, das ihm entgangen war? Es schien fast so.

„Wie viele?“, raunte er, während sie weitergingen, als wäre nichts.

„…mindestens zehn“, kam die ebenso leise Antwort und Kisame spürte, wie sein Blut in Wallung geriet.

„Fünf für dich und fünf für mich“, bemerkte er grinsend, doch Itachis Begeisterung hielt sich natürlich in Grenzen.

„Wir sollten keinen Kampf provozieren, wenn es sich vermeiden lässt.“

„Denkst du, die gehen brav nach Hause, wenn wir sie drum bitten?“

„Hn.“

„Und selbst wenn…den Spaß lass ich mir nicht entgehen!“

Itachi bedachte ihn mit einem kühlen Blick, der deutlich machte, was er darüber dachte.

„Wir sollten nicht mehr als nötig auffallen, also beherrsch dich.“

Kisame verengte die grünen Raubtieraugen, fixierte ihn fest.

„Das ist nicht deine Entscheidung.“

Sein Partner hielt ihm stand, die Sharingan blitzten ihm entgegen.

„Nein, aber es ist die vernünftigere.“

Kisame wollte widersprechen, obwohl der Jüngere sicherlich Recht hatte, doch die Zeit für weitere Diskussionen blieb ihnen nicht. Vermutlich waren ihnen die Shinobi schon eine Weile gefolgt und insgeheim ärgerte sich Kisame, dass er so unaufmerksam gewesen war – das war normalerweise nicht seine Art. Doch warum waren sie nicht in den Wäldern hervorgekommen? Hier war die Ebene überschaubarer…also eher ungünstig für eine Falle, sollte es sich um eine handeln. Den Gedanken im Kopf behaltend, aber nicht weiter ausführend, zog er Samehada und wirbelte es herum.

Sein Angreifer schien mit der Wucht des Aufpralls nicht gerechnet zu haben, so dass ihm nicht nur das Schwert aus den Händen gerissen wurde, sondern er auch mehrere Meter zurückgeschleudert wurde. Sie trugen Tiermasken, so dass man ihre Gesichter nicht erkennen konnte, doch die Kleidung wies sie als ANBU aus.

Sein Blick glitt kurz zu Itachi, der scheinbar kein Problem damit hatte, gegen seine Landsleute zu kämpfen – jedenfalls war seine Mimik glatt wie eh und je, als sie ihn umstellten. Kisame musste grinsen, als ihn ebenfalls sechs Shinobi umzingelten…als würde er sich davon einschüchtern lassen.

„Ergebt euch! Wir sind in der Überzahl, Abtrünnige!“, rief einer von ihnen.

„Passt auf! Der da ist Uchiha Itachi! Seht ihm nicht in die Augen!“

„…der andere ist Hoshigaki Kisame!“

„Das Monster aus Kiri!“

Kisames Grinsen wurde breiter, als er das überflüssige Gerede hörte; die täten besser daran, sie mit allem anzugreifen, was sie hatten. Er würde sich nicht zurückhalten, nur weil Itachi ihm das geraten hatte.

„Gut erkannt“, erwiderte er heiter und funkelte einen der ANBU an. „Ihr habt wohl Todessehnsucht, da ihr noch nicht das Weite gesucht habt.“

Er lachte auf, während sich sein Griff um Samehada festigte – die ANBU hoben ruckartig ihre Waffen.

„So…wem säge ich zuerst die Beine ab…?“, raunte er, ehe er auf sein Gegenüber zu preschte.

Dabei hielt er Samehada wie einen Schild hinter sich, schützte somit seinen Rücken, so wie Hinterkopf und Nacken. Er hörte es klirren, als Kunai und Shuriken abprallten, und Samehada zeterte verärgert durch die Bandagen. Nun, das Chakra und Blut seiner Gegner würden es schon bald besänftigen.
 

Es dauerte nicht lange, bis die ersten Schreie ertönten – und das war nicht nur sein Verdienst. Um Itachi musste er sich wohl nicht sorgen – was er sowieso nicht getan hätte. Kisames Nasenflügel blähten sich, als ihn der Blutgeruch erreichte. Vergeblich hatte sein Gegner versucht, sein Schwert als Schutz zu nutzen, doch ein Hieb mit Samehada hatte die Klinge zerbrochen, als sei sie aus Glas. Roter Lebenssaft spritzte ihm entgegen, als die Stacheln hervorbrachen und sich durch den Brustkorb sägten. Die anderen versuchten, Fingerzeichen zu schließen, doch schon bald merkten sie, dass dies nicht funktionierte…Samehada hatte bereits begonnen, ihnen das Chakra zu entziehen. Kisame hatte jedoch nicht vor, es schnell zu beenden, weswegen er Samehada losließ. Dieses durchbrach die Verbände und stürzte sich mit fauchenden Lauten auf den halbtoten Mann, um ihm alles Chakra zu entziehen, was es finden konnte.

Unter den entsetzten Ausrufen der anderen ANBU fuhr er herum und wehrte das Kunai mit der bloßen Hand ab. Sein eigenes Blut rann sein Handgelenk herunter, tropfte auf das Gras zu seinen Füßen und mit gebleckten Zähnen schoss er vor und rammte der Frau vor ihm seine Faust ins Gesicht.

Die Maske zerbrach und Kisame stellte fest, dass sie jung und hübsch war – zumindest, bis er sie an ihrem ungeschützten Hals packte und mit so viel Kraft zudrückte, dass er ihr den Kehlkopf zerquetschte. Ohne loszulassen drehte er sich um und wendete dabei das blutige Kunai in seiner Hand, um es einem weiteren Angreifer durch den Schlitz der Hundemaske zu rammen. Das rechte Auge konnte der wohl vergessen…und so wie er umkippte, hatte er direkt das Hirn getroffen.

Kisame benutzte den leblosen Körper der Frau als Schild, als ihn ein weiterer ANBU angriff, die bläulich leuchtende Hand in der Leiche versenkte. Der Geruch von verbranntem Fleisch stieg ihm in die Nase…das hätte eine hässliche Wunde gegeben.

„Du Monster!“, wurde er angebrüllt.

Kisame grinste bei der Bezeichnung bloß; es war nicht das erste Mal, dass man ihn so nannte. Kaum, dass er die Leiche von sich geschleudert hatte, schloss er Fingerzeichen – und sperrte den ANBU in einer Kugel aus Wasser ein. Das Gurgeln und Zappeln ignorierend, ließ er den Blick zum ersten Mal wieder in Richtung seines Partners schweifen.

Itachi hatte inzwischen drei der Shinobi getötet – ohne besonderen Aufruhr, wenn er sich das so ansah. Er hatte Shuriken und Kunai benutzt, wohl jedes Mal tödlich getroffen – und soeben brach er einem weiteren mit einer geübten Bewegung das Genick. Taijutsu schien kein Problem für ihn zu sein und soweit Kisame das erkennen konnte, setzte er nicht mal sein Sharingan ein.

Neben Kisame ertrank der gefangene ANBU in seinem Wasserkäfig, den die anderen nicht zu durchbrechen vermochten. Dazu müssten sie ihn direkt angreifen und nicht die Technik zu zerstören versuchen.

Er schob sich grinsend die Finger zwischen die scharfen Zähne und pfiff einmal, während der eisenhaltige Blutgeschmack auf seiner Zunge zerging. Seine Pupillen weiteten sich, er streckte die Hand auf und hörte das Giggeln und Schleifen, das seinen verlässlichsten Kamerad ankündigte. Er packte Samehada, das geradezu auf ihn zu hechtete, am Griff und löste gleichzeitig sein Jutsu auf.

„So, Zeit für den Endspurt!“, rief er aus und leckte sich das Blut von der Hand, da, wo das Kunai die Haut durchbohrt hatte.

Das Gras um sie herum war mittlerweile blutgetränkt…und von den zwölf ANBU waren nicht mehr viele übrig. Er legte den Kopf schief, ließ den Blick betont langsam schweifen…er hätte gern in ihre panischen Gesichter gesehen. Das Adrenalin pumpte durch seinen Körper, ließ ihn sich so unheimlich lebendig fühlen…und er witterte ihre Angst.

Das hier war seine Welt…das Kämpfe, das Töten…seine Überlegenheit zu demonstrieren…und er würde es bis auf den letzten Gegner genießen. Tief atmete er durch, würdigte seinen Partner keines Blickes mehr – er hätte sie auch allein übernehmen können.

Itachi ging ihm viel zu pragmatisch vor, konnte seine Leidenschaft anscheinend nicht teilen. Sie waren eben doch verschieden und ein bisschen enttäuschte ihn diese Tatsache schon. Jedoch verdrängte er den Gedanken rasch wieder, da er ihn nur von seinem Rausch ablenkte und diesen wollte er genießen.
 

Natürlich bemerkte er, dass sie irgendetwas planten, doch was konnten diese kümmerlichen Wichte schon tun? Er ließ zu, dass sie ihn zurückdrängten, konnte sich darüber lediglich amüsieren; wollten sie ihn die Klippen runter stoßen? Zugegeben, auch sein robuster Körper könnte an den Felsen zerschellen, wenn sie es schafften, doch daran glaubte er nicht. Er wog mehr als 80 Kilo und hatte mehr als dreimal so viel Kraft wie normale Menschen…den jämmerlichen Versuch wollte er sehen!

„Kisame!“

Er ignorierte Itachis Rufen, hob nicht mal den Kopf in seine Richtung; bestimmt wollte der ihn wieder maßregeln. Als wenn er dazu in der Position war…er würde das hier auf seine Art zu Ende bringen. Erwartungsvoll hob er Samehada, um einen der Angreifer selbst über die Klippen zu schleudern – als dieser noch in der Luft zusammensackte. Verärgert schaute er zu Itachi rüber, der das Kunai treffsicher geworfen und ihm damit den Spaß verdorben hatte.

„Halt dich da raus!“, brüllte er ihm entgegen und fühlte die Wut in sich aufsteigen.

„Verschwinde da!“, rief ihm der Uchiha zu, bevor er einen der ANBU abwehren musste. „Sofort!“

Kisame schnaubte nur abfällig; als würde er auf den Jüngeren hören, was auch immer dieser plötzlich für ein Problem hatte.

„Misch dich nicht ein!“, grollte er und parierte mit Samehada eine gegnerische Klinge.

Der Blutgeruch schien mittlerweile alles zu verdecken, berauschte ihn…doch dann stutzte er. Irgendwas war komisch…nur ein Gefühl, das er nicht benennen konnte, ihn aber auch nicht losließ. Sein Instinkt meldete sich abrupt, als etwas durch den Boden brach und seine Knöchel packte. Er taumelte, rammte Samehada sogleich durch die Erde und hörte einen Aufschrei. Der Griff lockerte sich, doch da schossen bereits zwei andere ANBU auf ihn zu – und als sie die Westen aufrissen, erkannte er die Kibakufuda darunter.

„Scheiße!“, fluchte er und versuchte, außer Reichweite zu gelangen.

In dem Moment tauchte Itachi plötzlich auf und verpasste einem der beiden Männer einen Schlag, der diesen über die Klippen beförderte. Noch bevor dieser unten angekommen war, ertönte ein so gewaltiger Knall, dass die Erde erschüttert wurde. Vermutlich hatte sich der Mann an der Wand festzuhalten versucht. Ein zorniger Blick aus roten Augen traf ihn – für mehr war keine Zeit.

Die zweite Explosion war so heftig, dass es sogar Kisame von den Füßen riss. Der Geruch nach verbranntem Fleisch und Schwefel stieg ihm in die Nase, als es den ANBU vor seiner Nase in Fetzen riss und er konnte nicht mehr tun, als das fauchende Samehada loszulassen und sich schützend den Arm vors Gesicht zu halten.

Dann vernahm er mit einem Mal ein bedrohliches Knacken unter sich – und erstarrte; das durfte doch nicht wahr sein. Deshalb also hatten sie ihn Richtung Abhang gedrängt und sie zuvor auf dieser freien Ebene gestellt. Kisame knirschte mit den Zähnen, während er sich aufrappelte und versuchte, von der Klippe wegzukommen – vergeblich.

Er stutzte, als ihm klar wurde, dass er sich keinen Zentimeter von der Stelle rühren konnte…als wenn seine Füße am Boden festgewachsen wären. Der Rauch legte sich langsam und dann erkannte Kisame, was ihn gefangen hielt; einer der ANBU kniete einige Meter weiter und hielt ihn mit Fingerzeichen fest. Moment…nicht ihn, sondern seinen Schatten? Jedenfalls schienen sie verbunden zu sein…und das war denkbar schlecht, besonders da es unter ihm wie bei einem Erdbeben wackelte.

Gerade als er sich fragte, wo eigentlich der Uchiha war, hörte er hinter sich etwas klirren, was darauf schließen ließ, dass der andere ebenfalls beschäftigt war. So ein Dreck…und die Zeit lief zumindest ihm weg.
 

Und dann machte sein Körper sich mit einem Mal selbstständig, so dass er herumfuhr und seinen Partner ins Auge fasste. Er sah gerade noch, wie der ANBU, mit dem Itachi soeben noch gekämpft haben musste, regungslos zur Seite fiel, als er sich schon selbst auf ihn stürzte.

„Verdammt!“, entfuhr es ihm laut, doch etwas dagegen tun konnte er nicht.

Kunai flogen an ihm vorbei, direkt auf den Uchiha zu, doch der schien ihn als größere Bedrohung anzusehen – zu Recht. Die Wurfgeschosse streiften den anderen nur und auch seinen Fäusten konnte er ausweichen. Er erwiderte den finsteren Blick seines Partners ebenso wenig erfreut, versuchte sein Gegenüber von der Klippe zu stoßen. Was war das für eine verfluchte Technik?!

Kisame konnte es auf den Tod nicht ausstehen, wenn er manipuliert wurde – und gedanklich rief er nach Samehada. Sonst war auf sein Schwert doch auch immer Verlass…

Gerade wollte er Itachi erneut eine verpassen, als dieser unter seinem Schlag wegtauchte und ihm selbst die Faust in den Magen rammte. Der Schlag ließ ihn nur taumeln, doch es reichte, damit der andere ihn wegstoßen konnte. Rechtzeitig, wie er feststellte, denn in dem Moment schoss eine dritte Person an ihm vorbei und griff den Uchiha an, der jedoch abgelenkt schien.

Kisame begriff den Sinn seiner Fingerzeichen erst, als das Gefühl in seinen Körper zurückkehrte, und er fuhr herum. Der ANBU, der ihn eben noch mit seinem Jutsu festgehalten hatte, griff sich panisch an den Hals, als würde er ersticken. Kein Zweifel, wem er das zu verdanken hatte.

„Tse…“, entfuhr es Kisame, doch die restlichen Worte blieben ihm im Halse stecken, als die Erschütterung plötzlich so stark wurde, dass er beinahe sein Gleichgewicht verloren hätte.

Aus reinem Reflex machte er einen Satz nach vorn – und drehte sich erst danach um. Er sah noch, wie sich Itachis Augen weiteten, als ihm der Boden unter den Füßen wegbrach. Vielleicht hätte er es schaffen können, wenn da nicht dieser ANBU gewesen wäre, der ihn immer noch bedrängte…oder wenn sich Kisame nur ein Stück näher bei ihm befunden hätte. So konnte er jedoch nur zusehen, wie sein Partner einen verzweifelten Satz nach vorn machte und an den Felsen abrutschte.

Der Hüne dachte nicht nach, als er ihm nachsetzte, um ihn vielleicht an der Hand packen zu können…doch es war zu spät. Er wusste es, noch bevor er sich über die Klippen beugte und sah, wie das Geröll ins Meer stürzte. Das Wasser spritzte so hoch, dass Kisame die Nässe in seinem Gesicht spürte, und es nahm ihm die Sicht. Das Scheppern und Rauschen dröhnte in seinen Ohren, doch er sah immer noch fassungslos in die Tiefe. Von Itachi war nichts zu sehen und Kisame spürte, wie ihm ungewohnt flau im Magen wurde.

Vielleicht wäre es ihm egal gewesen, wenn Itachi ihn nicht zuvor davor bewahrt hätte, durch die erste Explosion von der Klippe gefegt zu werden. Oder wenn er ihn gerade eben nicht aus dem Jutsu befreit hätte…und Kisame musste zerknirscht zugeben, dass er sich leichtsinnig verhalten hatte. Sein Blutrausch hatte ihn zu sehr angestachelt, als dass er vorsichtig hätte sein wollen. Und nun? Er starrte immer noch in die Tiefe, doch da war nur viel Gestein, Erde und Wasser…er konnte Itachi nirgends entdecken. War er an den Felsen zerschellt? Oder ertrunken?

Scheiße...wieso hatte sich der Junge überhaupt um ihn geschert? Kisame hatte ihm doch auch nicht den Rücken gedeckt, sondern seine Gegner im Alleingang erledigt. Jeder war sich selbst der nächste, so lautete seine Devise…und nun stand er praktisch in Itachis Schuld.

Und wenn er wirklich tot war? Kisame erhob sich langsam, wobei ihm bewusst wurde, dass er gar nicht mehr nach seinen Feinden sah. Sein Blick wanderte über die Ebene, doch er konnte niemanden entdecken…und wo war überhaupt Samehada? War es ebenfalls in die Tiefe gestürzt?

Unruhe erfasste den Hünen und er sah wieder nach unten, wo er immer noch nichts außer Gestein und Wasser erkennen konnte. Was, wenn Itachi und sein Schwert weggetrieben wurden? Gut, Samehada würde ihn schon finden, immerhin war es auf sein Chakra geprägt, doch was war mit dem Uchiha? Vorausgesetzt, dieser lebte noch…würde er eines seiner Federviecher losschicken? Und wenn er irgendwo schwer verletzt angespült wurde? Verblutete?

Kisame knurrte gereizt, denn der Gedanke ließ ihm wirklich unwohl werden; er stand nicht gern in der Schuld anderer Leute. Davon abgesehen, dass Itachi ihn kein Stück leiden konnte…warum hatte er das also getan? Zumal Kisame seine Warnungen auch noch in den Wind geschlagen hatte.

Sei es drum, er musste ihn finden. Vielleicht mit Kuchiyose no Jutsu…und vorher seinen Haien einschärfen, dass sie den Uchiha nicht fressen durften.

Tori

Es war eine verzweifelte Aktion, als er einen Satz nach vorn machte, um sich an dem Geröll festzuhalten. Seine Finger rutschten ab, er spürte die Nägel abbrechen, doch der pochende Schmerz war nichts im Vergleich zu dem, als er nur wenige Sekunden später auf der Wasseroberfläche aufschlug. Das Klatschen hallte in seinen Ohren wider und jeder Knochen in seinem Körper schien zu vibrieren, während er in die Tiefe sank. Sein Mantel sog sich mit Wasser voll, fügte noch zusätzliches Gewicht zu seinem eigenen Körper hinzu. Die Luft wurde ihm knapp, er schluckte Wasser und konnte keinen Muskel rühren, um sich wieder nach oben zu ziehen. Die Hilflosigkeit griff nach ihm, schien ihn zu würgen und er konnte nichts dagegen tun. Er wollte nicht sterben…er durfte nicht sterben. Nicht so…nicht hier…und erst recht nicht jetzt! Er sah Sasukes verweintes Gesicht vor sich…erinnerte sich an seine grausamen Worte, bevor er ihn zurückgelassen hatte. Nein, er hatte noch eine Aufgabe zu erledigen…so durfte es nicht enden! Es waren seine letzten Gedanken, bevor sein Bewusstsein schwand und er sich in der Finsternis verlor…
 

Als er wieder zu sich kam, fühlte er überdeutlich jeden schmerzenden Knochen in seinem Körper, so dass seine erste Reaktion, nämlich hochzufahren, in einem vergeblichen Versuch endete. Ein leises Stöhnen entwich ihm, als er sich darüber hinaus dem unangenehmen Pochen in seinem Kopf bewusst wurde. Es hämmerte so stark gegen seine Schläfen, dass ihm richtig übel davon wurde. Er blinzelte ein paar Mal, musste sich selbst an das schwache, dämmrige Licht erst einmal gewöhnen.

Er lag auf etwas Weichem – vermutlich ein Futon – und jemand hatte ihn anscheinend in eine Decke gewickelt. Trotzdem war ihm kalt, was vermutlich seinem Zustand zu verdanken war…er kniff kurz die brennenden Augen zusammen, ehe er den Kopf zur Seite drehte und den Blick durch den Raum schweifen ließ.

Wie es aussah, befand er sich in einem fremden Haus…auf dem Boden neben ihm befand sich eine Schüssel mit Wasser und daneben lag ein Lappen. Jemand musste ihn hierher gebracht haben, nachdem er von der Klippe gestürzt war. Vielleicht Kisame? Bei dem Gedanken an seinen Partner kochte die Wut in Itachi hoch, denn immerhin war es dessen Leichtsinn, der sie in diese Situation gebracht hatte. Andererseits musste sich der Uchiha eingestehen, dass er ebenfalls Schuld an dieser Misere trug, denn er hatte sich dazu entschieden, dem Haimenschen zu helfen. Hätte er sich nur um sich selbst gekümmert, wäre ihm das nicht passiert. Vor allem da Kisame vorher gemeint hatte, er sollte sich nicht einmischen. Wahrscheinlich durfte er sich das gleich anhören – falls es tatsächlich sein Partner war, der ihn hierher gebracht hatte.

Hoffentlich war Kisame nicht so undankbar, wie er ihn einschätzte, und nutzte seine Situation aus. Aber wäre dies der Fall, so hätte er ihn auch erledigen können, anstatt ihn hierher zu bringen und sich um ihn zu kümmern. Itachi seufzte leise und schloss wieder die Augen, da der Schein der Öllampe seine Kopfschmerzen verschlimmerte.

Dann hielt er jedoch inne und hob ungelenk den Arm, um sich den Pony beiseite zu streichen. Das Stirnband fehlte…offen fielen ihm seine Haare über die Schultern. Sein Blick glitt zu seinem Arm, der bandagiert worden war, und er musste sich gar nicht erst die Mühe machen, die Decke anzuheben, um zu erkennen, dass er komplett versorgt worden war. Das bedeutete jedoch auch, dass er abgesehen von den Bandagen komplett unbekleidet war.

Ihm wurde unwohl bei dem Gedanken, Kisame oder jemand Fremdes könnte soweit in seine Intimsphäre eingedrungen sein. Andererseits war es für seine Gesundheit sicherlich förderlich, wenn man ihn nicht in der nassen Kleidung liegen ließ. Er entschied daher, es zu akzeptieren, immerhin war er kein pubertierender Jugendlicher, der sich über Schamgefühl aufregen musste. Zumal er generell ganz andere Sorgen hatte…und eine davon war, dass er sich kaum bewegen konnte.

Vermutlich durfte er sich glücklich schätzen, dass er sich weder das Genick gebrochen hatte noch von einem Felsbrocken erschlagen worden war.
 

Itachi hielt in seinen sarkastischen Gedanken inne und sah auf, als die Tür geöffnet wurde. Schon von der Größe her konnte es sich nicht um Kisame handeln, denn die Person war nicht viel größer als er selbst. Quietschend wurde die Tür wieder geschlossen und er hörte leise Schritte, die sich ihm näherten. Er spannte sich automatisch an, auch wenn das seine Wunden noch mehr schmerzen ließ…doch wem konnte er noch trauen? Da er das Stirnband verloren hatte, konnte er zwar hoffen, nicht als Nuke-nin enttarnt zu werden, doch er hatte den Mantel getragen…wobei Akatsuki nicht gerade bekannt war. Noch nicht zumindest.

Wenn ihn jedoch jemand erkannte, würde man auf der Stelle die ANBU rufen, und in seinem momentanen Zustand wäre er geliefert. Sie würden ihn verhören, foltern und schließlich aufgrund seiner Verbrechen exekutieren lassen. Itachi hätte sich eher die Zunge abgebissen, als von seinen wahren Motiven zu berichten.

Seine Augen folgten unablässig der Person, die sich nun die Kapuze vom Kopf zog und sich neben ihn kniete. Kurzes, braunes Haar umrahmte ein feminines Gesicht, aus dem ihm ein grünes Augenpaar überrascht entgegen blitzte.

„Oh, du bist wach!“, hörte er das Mädchen sagen, während es seinen Rucksack achtlos auf den Boden schmiss. „Na, ein Glück…“

Itachi behielt es sich vor zu schweigen, während er sie musterte; sie konnte nicht viel älter als er selbst sein. Höchstens 18 Jahre, wenn er sich nicht verschätzte…und ein wenig beruhigte er sich. Zwar konnte ihm eine ausgebildete Kunoichi in seinem Zustand ebenfalls gefährlich werden, doch erstens hatte sie ihn offenbar gerettet und zweitens wirkte sie mehr wie eine Zivilistin. Zumindest konnte er kein Stirnband, Waffen oder ähnliches an ihr entdecken.

„Als ich dich gefunden habe, dachte ich schon, du seist tot“, berichtete sie und tauchte den Lappen ins Wasser, wrang ihn aber gleich wieder aus. „Du hast kaum noch geatmet, weißt du? Da war überall Blut – das lief selbst aus deinen Ohren! Ich hab mich richtig erschrocken! Da war einiges gebrochen…du hast echt Glück, dass ich Ahnung von medizinischen Jutsus habe, sonst hättest du das nicht überlebt.“

Also doch eine Kunoichi…sonst würde sie nicht über solche Fähigkeiten verfügen. Still lauschte er ihr, sah keinen Sinn darin, sie zu unterbrechen. Anscheinend hatte sie ihn nicht als Nuke-nin erkannt, so wie sie auf ihn reagierte.

„Normalerweise hätte ich dich ja direkt ins Krankenhaus gebracht, aber mein Zuhause ist näher dran, weißt du?“

Da hatte er wohl Glück im Unglück gehabt, denn in einem Krankenhaus hätte bestimmt jemand sein Gesicht aus dem Bingo-Buch gekannt.

„Bist du irgendwo über Bord gegangen? Wobei deine Wunden echt heftig waren…vielleicht doch eher die Klippen? Mann, das muss richtig übel gewesen sein…würde drauf wetten, dass du die Gehirnerschütterung immer noch spürst, was? Dein Körper braucht viel Ruhe…auch wenn du schon fünf Tage geschlafen hast.“

Itachi stutzte, als sie das Letzte erwähnte; er war fünf Tage nicht ansprechbar gewesen?

„Na ja, zwischendurch warst du schon wach…aber nicht so ganz bei dir. War ziemlich mühsam, dir ständig Wasser einzuflößen, damit du mir nicht austrocknest! Oh, und mach dir keine Sorgen, ich hab die Ausbildung als Medic-nin zwar nicht abgeschlossen, aber ich bin professionell genug für sowas! Also nur kein Schamgefühl, weil ich dich nackt gesehen und gewaschen hab!“
 

Wie konnte ein Mensch eigentlich so viel reden? Er hatte Mühe, den Worten überhaupt zu folgen, und wusste nicht recht, was er sagen sollte, als sie ihn nun so erwartungsvoll angrinste.

„Ich bin übrigens Tori!“, stellte sie sich vor und blickte ihn auffordernd an.

Als er nichts erwiderte, seufzte sie leise und fuhr sich durch das abstehende Haar.

„Du könntest mir wenigstens deinen Namen sagen…ich meine, ich weiß, dass du nicht stumm bist. Du hast zwischendurch ein paar Worte gemurmelt…und ziemlich oft einen Namen genannt. Sasuke…aber das ist ja wohl nicht dein eigener Name, oder doch?“

Itachi spürte, wie sich etwas in ihm schmerzhaft zusammenzog…dann nickte er knapp. Es war besser, wenn er seinen richtigen Namen verschwieg.

„Echt? Na ja, kann mir ja auch egal sein, ob du die Wahrheit sagst…es sei denn, du bist irgendein Verrückter, der auf der Flucht ist, weil er eine Menge Leute abgemurkst hat!“

Itachi sah sie unbewegt an, doch innerlich erstarrte er zur Salzsäule. Sein Herz schien seine Brust sprengen zu wollen, so heftig begann es zu rasen. Jedenfalls bis Tori anfing zu lachen und ihm den nassen Lappen auf die Stirn klatschte.

„Hey, ich hab nur Spaß gemacht! Du bist ja noch ein halbes Kind! Außerdem bist du gerade ziemlich auf meine Hilfe angewiesen, was?“

Sie zwinkerte ihm zu und griff dann nach ihrem Rucksack, um darin zu kramen.

„Ich hab dich übrigens mit Suppe gefüttert…war einfacher, aber so langsam solltest du wohl wieder kauen können, denke ich. Hier…versuch das gleich mal – ich helfe dir beim Aufsetzen!“

Sie stellte die Packung mit den Onigiri auf dem Boden ab und rückte dann ein wenig näher, um ihm unter die Arme zu greifen. Itachi hatte nicht wirklich etwas dagegen, immerhin musste sein Kreislauf langsam wieder in Schwung kommen, so elend es ihm auch ging. Zwar widerstrebte es ihm, sich von einer Fremden anfassen zu lassen, aber er kämpfte sein Missfallen zurück.

Ein schmerzerfülltes Keuchen konnte er dennoch nicht unterdrücken, als sie ihm half, sich in einer sitzenden Position an die Wand zu lehnen.

„Ja, so ist schon besser…ist dir übel?“

Er schüttelte sachte den Kopf, auch wenn ihm tatsächlich schlecht war. Prüfend wurde er angesehen, ehe sie eines der Onigiri auspackte und ihm dieses hinhielt.

„So…probier mal!“

Da er wieder Gefühl in den Armen hatte, fiel es ihm nicht schwer, das Reisbällchen zu nehmen. Tatsächlich bemerkte er erst, wie hungrig er war, nachdem er einen Bissen zu sich genommen hatte. Reis hatte nie besser geschmeckt als in diesem Moment und er genoss ihn – obwohl sich sein Kiefer anfühlte, als sei er zertrümmert worden. Medic-Jutsu hin oder her…es hatte ihn halt wirklich übel erwischt.

Jedoch ließ es sich aushalten, so dass er kommentarlos kaute. Tori sah ihm ein paar Sekunden lächelnd zu, ehe sie ihm eine Wasserflasche reichte.

„Danke.“

Sie wirkte zuerst irritiert, dass er endlich mal etwas sagte, doch dann strahlte sie ihn an. Itachi kam der Gedanke, was sie getan hätte, wenn sie gewusst hätte, dass er tatsächlich ein Massenmörder war. Vermutlich hätte sie sich gewünscht, ihn in seinem Blut liegen gelassen zu haben. Davon ahnte sie jedoch nicht das Geringste und seinetwegen konnte das gern so bleiben.

Sobald er wieder alleine laufen konnte, wäre er hier weg…und er würde Kisame finden müssen. Fünf Tage…der Hüne würde nie im Leben so lange nach ihm suchen. Wahrscheinlich war er längst zu Pain zurückgekehrt und hatte seinen Tod verkündet. Was Madara wohl dazu sagen würde?

Itachi war sich nicht sicher, ob sein Vorfahre darüber betrübt wäre…immerhin unterschieden sich ihre Ziele nach dem Clan-Mord gewaltig.
 

„Kein Problem…du kannst übrigens ruhig eine Weile bleiben. Ich wohne hier zwar mit meinem Freund…“

Diese Neuigkeiten alarmierten Itachi wiederum; sie war nicht allein? Mehr Menschen bedeuteten eine erhöhte Gefahrenquelle, falls man ihn erkannte.

„…aber er ist gerade auf Mission. Für ihn ist das Shinobi-Dasein das Richtige, deshalb ist er oft unterwegs. Kann man nichts machen, was?“

Irrte er sich oder hörte er da einen traurigen Unterton? So viel, wie sie redete, war sie auch denkbar ungeeignet, um Kunoichi zu sein…viel zu vertrauensselig. Er hätte ihr nur in die Augen schauen müssen…ein unauffälliges Gen-Jutsu und schon wäre das ihr sicherer Tod gewesen.

„Ich hab’s aufgegeben…auch als Medic-nin muss man bereit sein, jemanden zu töten, wenn es nötig ist. Tja…ich wäre da nur eine Behinderung, verstehst du? Deshalb bleib ich lieber hier und helfe manchmal im Krankenhaus aus…das reicht mir. Du hast Glück, dass ich gerade sowas wie Urlaub habe!“

Ein paar Minuten und schon kannte er ihre halbe Lebensgeschichte. Seine Kopfschmerzen linderte das viele Gerede nicht, eher im Gegenteil, aber er war nicht so undankbar, als dass er sie unterbrochen hätte.

„Bleib also ruhig, bis es dir besser geht, ja?“, bot sie ihm freundlich an und er nickte zur Antwort.

Kurz herrschte Schweigen zwischen ihnen, dann schmunzelte sie.

„Bist eher der stille Typ, ja? Schade…aber gut, wenn du etwas brauchst, sag mir einfach Bescheid.“

Wieder ein Nicken und er war schlichtweg froh, dass sie ihn nicht ausfragte; jedenfalls noch nicht. Als er aufgegessen und einen Schluck getrunken hatte, legte er sich wieder hin. Eigentlich war es trotz allem leichtsinnig, sich auszuliefern…doch er lag hier seit fünf Tagen rum. Was hatte er noch zu befürchten? Nun gut, zumindest bis ihr Freund zurückkam, sollte er verschwunden sein. Mit diesem Gedanken schloss er die Augen und driftete in einen unruhigen Schlaf ab.
 

So langsam riss Kisame doch der Geduldsfaden, denn es waren schon fünf Tage vergangen, seit er den Uchiha verloren hatte. Samehada hatte ihn, wie erwartet, relativ schnell gefunden, so dass er das Schwert inzwischen wieder gesichert auf dem Rücken trug. Unzufrieden blickte er aufs Wasser, während er auf einem steinernen Vorsprung nahe des Wassers saß und überlegte, wie er den Jungen am schnellsten finden konnte. Sein einziger Hinweis bisher war der schwarze Stofffetzen mit den roten Wolken vor zwei Tagen und da hatte er eigentlich gedacht, auf dem richtigen Weg zu sein. War Itachi noch weiter abgetrieben worden? Ertrunken oder irgendwo verendet? Frustriert griff er neben sich, warf einen größeren Stein ins Wasser – und stutzte, als seine Handlung mehr Wellen als erwartet schlug.

Im nächsten Moment sprang er auf, als er eine Rückenflosse aus dem Meer ragen sah und er gleich darauf eine Art finsteres Grollen vernahm. Die Schwanzflosse des gut fünf Meter langen Hais peitschte durch die Luft und übergoss ihn mit einem Schwall Wasser. Kisame brummte finster, während er sich durch das nasse Haar strich…tja, selbst schuld, wenn man seinen Verbündeten mit Steinen bewarf. Er sollte wohl froh sein, dass da noch genügend Abstand zwischen ihnen war, so dass ihn das aufgerissene Maul mit den vielen Zahnreihen nicht erfassen konnte.

„War keine Absicht“, entschuldigte er sich seufzend, ehe er sich noch mal erkundigte: „Was gefunden?“

Der Hai funkelte ihn aus seinen dunklen Augen beinahe vorwurfsvoll an, ehe er einfach wieder abtauchte. Verdutzt sah Kisame zu, wie sich die Rückenflosse immer weiter von ihm entfernte. Sowas…war da etwa jemand beleidigt? Er schüttelte den Kopf, wollte sich gerade abwenden, als ihm etwas auffiel. Ah, nun verstand er den Blick von eben…das nächste Mal sollte er seinen Verbündeten wohl belohnen, wenn dieser ihm den Hinweis schon praktisch vor die Füße warf.

Er kniete sich hin, hob den dunklen Stoff vom Boden auf und drehte ihn in der Hand. Die kleine Metallplatte klimperte, zeigte ein durchgestrichenes Symbol, das ihm nicht unbekannt war. Immerhin ein Zeichen, das darauf hoffen ließ, dass der Uchiha noch nicht tot war. Gut, eigentlich war es eher schlecht, dass er immer mehr Kleidungsstücke fand, nicht aber Itachi selbst, doch ihn einfach aufzugeben, kam ihm…falsch vor. Seltsame Denkweise, wo er ihn eigentlich nicht leiden konnte…andererseits war es nicht seine Art, Schulden nicht zu begleichen.

Mehr oder minder zufrieden schob er das Stirnband in seine Hosentasche und stand wieder auf. Wenn er Itachi – im besten Fall lebendig – gefunden hatte, würde er ihn erst einmal fragen, was ihm einfiel, ihm das Leben retten zu wollen.

Auf die Antwort war er jetzt schon gespannt…

Bedrängnis

„Sasuke?“

Auch wenn es nicht sein Name war, reagierte er, als wäre er es. Es waren zwei weitere Tage vergangen und mittlerweile konnte er wieder ein paar Schritte machen, ohne direkt zusammenzuklappen. Tori schien tatsächlich keine Gefahr darzustellen…und sie besaß das friedvollste Gemüt, das ihm je begegnet war. Dass sie das noch nicht umgebracht hatte, grenzte seiner Meinung nach an ein Wunder – was er natürlich nicht laut ausgesprochen hatte.

Tori hatte ihm Kleidung von ihrem Freund gegeben. Zwar war sie etwas zu weit, aber die erfüllte schon ihren Zweck. Er saß auf einem der Stühle in der kleinen Küche am Esstisch und dachte darüber nach, was er tun sollte, wenn sein Rabe keine Neuigkeiten brachte. Zugegeben, es war riskant gewesen, in seinem Zustand Kuchiyose anzuwenden, und wenn Tori dies gesehen hätte, wäre das auch ungünstig gewesen, doch es blieb ihm kaum eine andere Wahl. Wobei Itachi sich fragte, ob er seinen Partner überhaupt wiedersehen wollte…nachdem er wegen diesem beinahe das Zeitliche gesegnet hatte.

„Wohnst du eigentlich hier in der Nähe? Ich meine, wenn du nach Hause willst, kann ich dich vielleicht begleiten.“

Es war mehr ein Versehen, dass ihm das Schnauben entwich, doch Tori hörte es und sah ihn verwirrt an, wobei sie ihre Küchenarbeit kurzzeitig unterbrach. Bevor sie fragen konnte, entschied er sich lieber dazu, etwas zu sagen.

„…es ist ziemlich weit.“

„Ach ja? Wo liegt dein Zuhause denn?“

„In der Nähe von Kiri-Gakure“, log er, ohne mit der Wimper zu zucken.

„Echt? Okay, das ist weit…meinst du denn, du schaffst den Weg allein?“

Anscheinend hielt sie ihn tatsächlich für einen wehrlosen Jungen, der so unvorsichtig war, dass er von einer Klippe fiel…und das beruhigte ihn.

„Ich reise oft allein“, gab er monoton zurück und sie warf ihm einen skeptischen Blick zu.

„Sagen deine Eltern nichts dazu? Ich meine, sie müssen sich doch Sorgen machen…gerade jetzt, wo du so lange weg bist…“

Seine Eltern würden sich nie wieder um irgendwas Sorgen machen…und das war seine Schuld. Doch selbst, wenn sie noch gelebt hätten, hätte keiner daran gezweifelt, dass er von seinen Missionen zurückkommen würde. Was sein Vater wohl zu dieser Aktion gesagt hätte? Ging man nach den Grundsätzen eines Shinobi, wäre es seine Pflicht gewesen, seine eigene Haut zu retten und Kisame entweder aus dem Weg zu räumen oder zurückzulassen. Itachi fragte sich, ob der Hüne ihm auch geholfen hätte…er bezweifelte es jedoch arg.

„Sie sind es gewöhnt“, antwortete er nach einer Weile und Tori nickte verwundert.

„Oh…okay…“

Überzeugt klang sie dabei nicht, doch das konnte ihm egal sein. Probeweise bewegte er seine Beine ein wenig, streckte das linke aus…die Schmerzen waren zu einem dumpfen Pochen verklungen. Na gut, das konnte auch daran liegen, dass Tori ihm diverse Schmerzmittel verabreicht hatte, aber im Endeffekt machte es keinen Unterschied. Sein Blick glitt kurz zum Fenster, wo die Sonne langsam unterging und die Umgebung in warmes, rotes Licht tauchte. Er würde noch in dieser Nacht verschwinden…das war sicherer für sie beide, denn er wollte das Mädchen nicht töten müssen, weil es zu viel wusste.
 

„Bitte, bediene dich!“

Er blickte auf, als sie ihm eine Schüssel mit Reis und verschiedenem Gemüse vor die Nase stellte. Kurz erwiderte er ihren freundlichen Blick, ehe er sich leise bedankte. Erst als auch sie saß und zu essen begann, griff er nach den Stäbchen. Sie hatte nur anfänglich überrascht geschaut, als er Fleisch und Fisch abgelehnt hatte, sich aber direkt daran gewöhnt.

Abermals musste er an Kisame denken und nicht zum ersten Mal fragte er sich, ob dieser bereits bei Pain angekommen war. Vielleicht war er ja froh, ihn losgeworden zu sein, ohne dass er sich die Hände schmutzig machen musste. Er traute es ihm zu, das Ganze so zu drehen, dass er die Schuld an dem Geschehen trug – immerhin konnten sie einander nicht ausstehen.

„Du siehst traurig aus…ist alles in Ordnung?“

Er hob eine Braue, als sie ihn unvermittelt ansprach; traurig sollte er aussehen? Nun, das war wohl das falsche Wort dafür. Er machte sich lediglich Sorgen, was Madara davon halten würde, wenn er erfuhr, dass er wegen seines Partners beinahe von Felsbrocken zertrümmert worden und ertrunken wäre. Besser Kisame hielt den Mund, so dass niemand davon erfuhr, doch davon war nicht auszugehen. Nicht, wenn er bedachte, wie geschwätzig der Hai war.

„Oder hast du wieder Schmerzen?“

Itachi schüttelte nur den Kopf, aß still weiter, doch Tori schien das nicht vom Weiterreden abzuhalten.

„Du bist aber auch wortkarg…hm…hast du eigentlich Geschwister?“

Ganz falsche Frage, wenn sie seine Laune auflockern wollte, die ja angeblich schlecht sein sollte. Der Gedanke an Sasuke trug nicht dazu bei, dass es ihm besser ging, doch er nickte knapp. Wer wusste schon, welches Thema sie sich sonst rauspicken würde.

„Oh, eine Schwester? Oder einen Bruder? Oder beides? Bist du älter als sie?“

Vielleicht hätte er ja doch lieber verneinen sollen; und er hatte gedacht, Kisame würde viel reden. Im Gegensatz zu Tori war sein Partner ja geradezu angenehm – von den Drohungen einmal abgesehen.

„Einen jüngeren Bruder“, erwiderte er kurz angebunden und sie lächelte.

„Wie alt ist er denn?“

„Acht Jahre.“

„Oh! Bestimmt ist er total niedlich, oder? Ich wollte auch immer Geschwister haben…eine kleine Schwester vielleicht, die mir nachläuft und mich als Vorbild sieht!“

Etwas in seiner Brust krampfte sich schmerzhaft zusammen, doch er verzog keine Miene. Sasuke würde ihm nur noch aus einem Grund nachlaufen – um sich an ihm zu rächen, indem er ihn zur Strecke brachte.

„Es muss toll sein, so jemanden zu haben!“

Er zwang sich zu einem Nicken, doch ein Lächeln konnte er nicht über sich bringen. Er konnte nicht mal mehr sagen, wann er das letzte Mal ehrlich gelächelt hatte. Oder Freude verspürt hatte. Es schien ihm viel zu lange her, dass er ohne Lügen gelebt hatte.

„Dein kleiner Bruder freut sich bestimmt, wenn du wieder da bist!“

„…bestimmt“, murmelte er, wobei er ihrem warmen Lächeln auswich, indem er in die Schüssel sah.

So naiv, wie Tori war, glaubte sie sicher, dass er nun niedergeschlagen war, weil er seinen Bruder vermisste. Nun, Letzteres war ja nicht mal falsch…

„Du siehst ihn ja bald wieder.“

Nein, würde er nicht. Noch lag seine Tat nicht lange genug zurück, von daher musste er warten, bis er sich wieder würde zeigen können. Er schob die Schüssel von sich, denn der Appetit war ihm mittlerweile vergangen. Tori schien etwas sagen zu wollen, doch sie brach sogleich ab, als ein Klopfen an der Tür ertönte. Sofort spannte sich Itachi an, denn jeder Besucher stellte eine potenzielle Gefahr für ihn dar.
 

Still blieb er sitzen, während sie zur Tür ging und den Geräuschen lauschte. Am vorigen Tag war es nur jemand gewesen, der die Post hatte bringen wollen…doch er hatte das miese Gefühl, dass es diesmal nicht so lapidar sein würde. Spätestens Toris freudiges Jauchzen ließ Itachi erahnen, dass ihr Freund zurückgekommen war, und das war schlecht. Laut dem Mädchen war er seiner Heimat nämlich immer noch sehr nahe, so dass er davon ausgehen musste, dass ihr Shinobi-Freund Missionen von Konoha annahm. Sein Gesicht stand auf der Fahndungsliste ganz weit oben – er würde also direkt erkannt werden, wenn dieser Typ auch nur ein bisschen gescheit im Kopf war.

Er musste jetzt verschwinden, es duldete keinen Aufschub mehr, ob er nun in der Verfassung war oder nicht. Allerdings machte ihm Tori einen Strich durch die Rechnung, indem sie ihren Freund binnen weniger Sekunden in die Küche schleifte. Nun gut, wenn es drauf ankam, konnte er sie immer noch beide mit dem Sharingan aus dem Weg schaffen.

Toris Freund konnte nicht viel älter als sie sein, er trug das typische Konoha-Stirnband, welches unter seinem dunkelblonden Haar hervor schaute. Seine grauen Augen erfassten ihn, musterten ihn…doch da war nichts. Kein Aufblitzen, keine auffällige Bewegung…entweder hatte er seine Emotionen sehr gut im Griff oder er erkannte ihn wirklich nicht.

„Das ist Sasuke, er ist von einer Klippe gefallen und ich habe ihn wieder aufgepäppelt!“, berichtete Tori stolz und klammerte sich an den Arm ihres Freundes.

Itachi überlegte derweil, wie groß das Risiko war, die beiden am Leben zu lassen. Es würde die Leute in Aufruhr bringen, wenn sie erfuhren, dass er wieder in der Gegend war…doch musste ihn das kümmern? Würde es ihm vielleicht nicht sogar Nutzen bringen?

„Und das ist mein Freund, ich habe dir von ihm erzählt…er heißt Takeshi.“

Itachi widerstand dem Impuls, vom Stuhl zu springen und sich mit einem Jutsu in einem Krähenschwarm aufzulösen, nur sehr schwer. Doch dieser Takeshi lächelte ihn nur freundlich an und nickte ihm zu.

„Freut mich!“, teilte er ihm mit und runzelte die Stirn, als Itachi keine Anstalten machte, irgendetwas zu erwidern.

„Er ist immer so zurückhaltend – wundere dich nicht!“, meinte Tori und winkte ab. „Setz dich, es ist noch etwas vom Mittagessen übrig! Und dann kannst du uns von deinem Auftrag erzählen…ist alles gut gegangen? Oh, oder möchtest du vorher duschen? Du bist aber nicht verletzt, oder?“

Besorgnis lag in ihrer Stimme, doch er lächelte bei ihrem Redeschwall nur und schüttelte den Kopf.

„Nein, alles gut…mach dir keine Sorgen.“

Sein Blick glitt wieder zu ihm und irgendwie hatte Itachi das Gefühl, dass er sich lieber Sorgen machen sollte. Obwohl Takeshi so offen auf ihn zuging, machte ihn gerade das misstrauisch. Er sollte auf der Stelle verschwinden, doch das musste er möglichst unauffällig tun. Wenn es sich nicht vermeiden ließe, müsste er die beiden beseitigen. Er wollte es zwar nicht, denn er verdankte Tori mit ziemlicher Sicherheit sein Leben, aber er konnte auch nicht riskieren, dass plötzlich die ANBU vor der Tür stand.

Er beobachtete Takeshi, der sich soeben auf einen der Stühle fallen ließ und Tori von seinem Auftrag berichtete. Dabei schenkte er ihm recht wenig Aufmerksamkeit, was Itachi nicht einordnen konnte. Hatte er etwas übersehen? Vielleicht hatte er längst eine Nachricht rausgeschickt und es war bereits Verstärkung auf dem Wege. Das würde diese Ruhe erklären.

Wortlos wollte er sich erheben, doch das funktionierte bei Tori natürlich nicht, denn diese sah direkt alarmiert auf.

„Alles in Ordnung, Sasuke? Musst du ins Bad? Soll ich dir helfen?“, fragte sie und wollte ihn schon stützen, obwohl das mittlerweile nicht mehr notwendig war.

Eigentlich war es ja wirklich nett von ihr, doch gerade eben war es mehr lästig, dass sie ihn wie einen Pflegefall behandelte. Ihm entging der Blick ihres Freundes nicht, der sich nun auf ihn fokussiert hatte.

„Es geht schon“, wiegelte er sie ab und sie nickte, ehe sie sich zögerlich auf ihren Stuhl setzte.

Die Blicke in seinem Nacken behagten ihm einfach nicht, so dass er rasch ins angrenzende Bad verschwand und abschloss. Tief atmete er durch, lehnte sich für einen Moment gegen die Tür…in seinem Kopf rasten die Gedanken, doch er mahnte sich zur Ruhe. Vielleicht reagierte er angesichts seines Zustandes über und machte sich zu viele Sorgen. Er würde einfach jetzt verschwinden.

Er sah zu dem kleinen Fenster im Raum, öffnete dieses dann und schaute hinaus. Es war vielleicht nicht der eleganteste Weg, doch es würde Chakra sparen, wenn er raus kletterte – davon abgesehen, dass ein Schwarm Raben ziemlich auffällig gewesen wäre. Allerdings hatte er dabei vergessen, wie angeschlagen sein Körper noch war…gut, dass ihm niemand hierbei zusah.
 

„Willst du schon gehen? Sasuke?“

Er war gerade auf dem Boden aufgekommen, als ihn die Worte innehalten ließen. Äußerlich ruhig drehte er sich um, erwiderte den Blick aus grauen Augen ohne jede Regung. Anscheinend hatte ihn sein Instinkt nicht im Stich gelassen, so wissend, wie Takeshi ihn ansah. Es bestand kein Zweifel mehr, dass er genau wusste, wen er vor sich hatte.

Tori wollte neben ihn treten, doch er hob sofort den Arm, um sie zurückzuhalten. Ihr sonst so heiterer Gesichtsausdruck drückte Verwirrung und Ungläubigkeit aus – sicher hatte ihr Freund sie bereits aufgeklärt, wen sie da aufgelesen hatte.

„Was…hat das zu bedeuten?“, hörte er sie leise fragen.

Anstatt ihr darauf zu antworten, wandte er sich an Takeshi.

„Du hast mich direkt erkannt?“

„Tse…als Verräter deines Heimatdorfes stehst du auf der Fahndungsliste ziemlich weit oben. Jeder Shinobi kennt dein Gesicht…Uchiha Itachi.“

Innerlich seufzte er, hatte so eine Konfrontation vermeiden wollen, doch er ahnte, dass daraus nichts werden würde. Kurz sah er zu Tori, die geschockt wirkte und daher ausnahmsweise mal still blieb.

„Deine Freundin hat mir das Leben gerettet“, erwiderte er leise. „Ich will keinen von euch beiden töten müssen…also solltet ihr mich besser gehen lassen.“

Takeshi lachte so trocken auf, als hätte er einen schlechten Witz gemacht.

„Du kannst dich noch nicht lange auf den Beinen halten…deshalb machst du diesen Vorschlag, nicht wahr? Du befürchtest, dass du unterliegst…und das wirst du.“

Itachi bemerkte, wie sein Blick für eine Sekunde zur Seite glitt…und auch ohne Sharingan ahnte er, was er plante.

„Du hast die ANBU gerufen, nicht wahr?“, umging er die zuvor gesprochenen Worte und sah, wie Takeshis Blick wieder zu Tori zuckte. „Und nun schindest du Zeit, bis sie kommen.“

Ein grimmiges Lächeln legte sich auf die Lippen des jungen Mannes und im nächsten Moment zückte dieser ein Kunai.

„Scharfsinnig“, kommentierte er seine Vermutung und nahm Haltung an. „Tori, geh rein!“

Allerdings schien seine Freundin so stur wie geschwätzig zu sein, denn sie sah ihren Freund fassungslos an, rührte sich kein Stück von der Stelle.

„Was?! Ihr…wollt doch nicht…nein! Nein, hört auf damit! Alle beide!“

„Der Kerl ist gefährlich!“, zischte Takeshi und funkelte sie über seine Schulter hinweg an.

„Aber er…ist doch ein Kind und-“

„Er hat seine komplette Familie abgeschlachtet! Er ist ein Nuke-nin! Ein skrupelloser Mörder, verdammt, also geh rein!“

Itachi wusste, dass er keine Zeit zu verlieren hatte, sich nicht aufhalten lassen durfte. Waren die ANBU erst einmal da, würde es eng für ihn werden…denn Takeshi hatte Recht – er war noch nicht wieder hergestellt. Eigentlich war klar, was er tun musste…so sehr es ihm widerstrebte.

Als er aufschaute, hatten sich seine Augen blutrot gefärbt und Takeshi schien zu wissen, was es damit auf sich hatte.

„Sieh ihm nicht in die Augen!“, zischte er seiner Freundin zu, die natürlich nicht darauf hörte.

„Er…oh Gott…“, nuschelte diese und wich einen Schritt zurück.

So, wie sie sich verhielt, begriff sie nun, dass er tatsächlich so gefährlich war, wie behauptet wurde. Umso besser…und er hoffte, dass sie endlich reingehen würde. Er wollte ihr nichts antun. Keinem von beiden eigentlich.

Jedoch wurde ihm da keine große Wahl gelassen, denn schon in der nächsten Sekunde musste er dem Kunai ausweichen. Er packte die Waffe im Flug und schleuderte sie direkt wieder auf seinen Angreifer zurück, der seinen Blick nun konsequent mied. Itachi würde den Teufel tun und ihn wissen lassen, dass er gerade lieber kein Gen-Jutsu anwenden wollte. Allein die schnellen Bewegungen ließen seine Wunden unangenehm pochen…er durfte sich nicht überanstrengen, vor allem wenn die ANBU auf dem Weg waren. Takeshi raste soeben auf ihn zu, machte einen Satz und warf mehrere Shuriken nach ihm, denen er allerdings entgehen konnte. Den unerwartet heftigen Schmerz in seinem rechten Bein ignorierte er, auch wenn er ihm den Schweiß auf die Stirn trieb. Vielleicht hatte er seine Genesung überschätzt. Er musste das schnell beenden.

Takeshi schien ihm auch nicht viel Zeit geben zu wollen, denn er schoss auf ihn zu und griff ihn nun mit den Fäusten an. Obwohl Itachi die Schläge parieren konnte, vibrierte jeder in seinen Gelenken. Er zog ihm mit einem Tritt beide Beine unter dem Körper weg und rammte ihm den Ellenbogen in den Rücken, ehe er Abstand zwischen sie brachte. Während Takeshi röchelnd am Boden kniete und Tori die Hände vor den Mund schlug, versuchte er, nicht zu wanken…sein Limit war viel zu schnell erreicht. Ohne auf einen der beiden zu achten, schloss er Fingerzeichen und löste sich nun doch in einem Schwarm aus Raben auf.

Womit er nicht gerechnet hatte, war das Katana, das plötzlich aus dem Nichts herausschoss und ihn beinahe aufspießte. Er hatte seine Umgebung aus den Augen gelassen, das begriff er, als sich sein Jutsu auflöste und er nur ein paar Meter weiter auf dem Boden aufkam. Während er dort kniete, erfasste er die Situation in vollem Ausmaß…es war längst zu spät für eine Flucht.

„Na endlich…“, brummte Takeshi, der sich wohl wieder gefangen hatte.

Itachi erhob sich, wobei sich seine Beine viel zu zittrig anfühlten, doch er wollte ihnen seine Schwäche nicht zeigen. Viele waren es nicht…nur vier, doch vielleicht war die Verstärkung bereits unterwegs. Er verengte die Augen und die maskierten Shinobi, zu denen er selbst einmal gehört hatte, hoben ihre Waffen.

„Uchiha Itachi! Wir sind in der Überzahl, also ergib dich besser sofort!“, wurde er gewarnt und lächelte zur Antwort kühl.

Als wäre es eine Option, sich einfach so zu ergeben…da konnten seine Chancen noch so schlecht stehen.
 

„Packt ihn!“

Kaum ertönte der Ruf, konnte er keine Rücksicht mehr auf seinen lädierten Körper nehmen. Er musste Wurfwaffen ausweichen, Schlägen und Tritten…und er war auf sich gestellt. Es kostete ihn Kraft, die Sharingan zu benutzen…Kraft, die ihm gerade fehlte. Er keuchte auf, als sich plötzlich etwas um seinen Hals wickelte...und ihn strangulierte. In der nächsten Sekunde wurde ihm die Faust in den Magen gerammt und er kippte röchelnd nach vorn.

„Tse…Kinderspiel…und der soll seinen gesamten Clan umgebracht haben?“, hörte er denjenigen höhnen, der ihn mit dem Draht würgte.

„Nicht! Ihr bringt ihn noch um!“, ertönte Toris Stimme und während er gegen die Bewusstlosigkeit kämpfte, fragte er sich, warum sie ihn überhaupt noch schützte.

„Sei still, Tori!“

„Aber…aber er ist doch noch nicht wieder gesund!“

„Da er sowieso bald exekutiert wird, spielt das keine Rolle, Mädchen!“

„Verbindet seine Augen!“

Sofort kam wieder Leben in ihn und obwohl es sich anfühlte, als würde sein Kopf explodieren, riss er die Sharingan auf. Etwas darin veränderte sich…es war nicht das erste Mal. Er wusste, wie es ging, hatte diesen Kumo-nin bereits damit gefoltert…und er zögerte nicht länger, es anzuwenden.

Noch während die ersten Schreie ertönten, spürte er, dass sich der Draht um seinen Hals löste…und dass er am Limit war. Er schnappte nach Luft, spuckte Blut…und gleichzeitig rann es warm über seine Wangen. Kein gutes Zeichen…ebenso wie seine verschwommene Sicht.

Lange konnte er die Illusion nicht aufrechterhalten, doch es reichte wohl, denn die ANBU um ihn herum fielen zu Boden, blieben zuckend liegen. Die ANBU…nicht aber die Person, die er nicht weiter beachtet hatte – und das wurde ihm bewusst, als sein Kopf in den Nacken gerissen und ihm ein Kunai an die Schlagader gehalten wurde.

„Keine Bewegung…oder ich schlitze dir die Kehle auf!“, drohte Takeshi leise, doch seine Stimme zitterte.

Itachi schwieg, blickte aus halbgeschlossenen, nun wieder schwarzen Augen vor sich hin. Sein Körper fühlte sich taub an…und sein schmerzender Kopf ließ ihn keinen klaren Gedanken fassen.

„Sie…sie sind ohnmächtig…aber nicht tot!“

Anscheinend kümmerte sich Tori um die außer Gefecht gesetzten ANBU…doch nichts hätte Itachi gleichgültiger sein können. Er schloss die Augen nun gänzlich, wollte Takeshi keinen Grund geben, ihn zu töten…er durfte nicht sterben. Nicht, bevor er nicht seine Aufgabe erledigt hatte.
 

Seine Gedankengänge wurden abrupt unterbrochen, als hinter ihm ein seltsam gurgelndes Geräusch ertönte. Der Griff löste sich langsam, das Kunai fiel zu Boden…und etwas Warmes sickerte durch seine Kleidung. Er fuhr herum, sah in weit aufgerissene, graue Augen…so viel Blut, das aus Takeshis Mund floss…und Toris viel zu schriller Schrei.

„Bin spät dran“, drang die ihm bekannte Stimme zu ihm durch. „Dachte schon, du hättest ins Gras gebissen, Partner!“

Das breite Grinsen entblößte ein beeindruckend scharfes Gebiss…und es wankte nicht, als er Samehada aus der Seite des Shinobi zog. Fleisch und Haut wurden zerrissen, hinterließen eine viel zu große, blutige Wunde…Rippen blitzten hervor…und dann kippte der junge Mann zur Seite.

„Hast ja ordentlich aufgeräumt hier“, bemerkte Kisame und ließ den Blick über die am Boden liegenden ANBU schweifen. „Aber gut siehst du nicht aus.“

Ein zustimmendes Krächzen untermalte Kisames Worte und erst jetzt fiel Itachi der Rabe auf, der auf dessen breiter Schulter thronte. Hatte er ihn also doch gefunden.

Itachi sparte sich eine Antwort und versuchte stattdessen, aufzustehen – was er besser gelassen hätte. Zu seiner Überraschung schlang sich ein kräftiger Arm um seinen Oberkörper und zog ihn auf die Beine, so dass er nicht wieder auf dem Boden landete.

„Solltest besser-“

„Takeshi!!“

Der gellende Aufschrei ließ ihn zusammenzucken und auch Kisame runzelte die Stirn, als Tori sich neben ihren Freund fallen ließ. Panisch sah sie auf die klaffende Wunde, dann mit tränenverschmiertem Gesicht zu ihnen beiden…und wieder zu Takeshi.

„Oh nein…nein, nein, nein…oh Gott…nein, warum…ihr…du…“, stammelte sie und legte ihm zittrig die grün leuchtenden Hände auf die Verletzung.

Itachi bemerkte das Zucken in Kisames rechter Hand, die Samehada umklammert hielt, nur aus den Augenwinkeln – und es alarmierte ihn. Verdutzt wurde er angeschaut, als er Kisames Handgelenk so schwach umklammerte, dass es regelrecht lächerlich war.

„Was soll das denn?“

„…lass sie“, murmelte er. „Sie…hat mir das Leben gerettet.“

Kisame zog die Brauen zusammen, ehe er einen knappen Blick zu dem Mädchen warf. Tori schien in ihrer Verzweiflung kaum noch etwas mitzubekommen, doch sie schluchzte und wimmerte, während sie ihr heilendes Chakra anwandte. Es tat ihm leid, dass es so hatte kommen müssen.

„Verstehe“, hörte er Kisame sagen, ehe er Samehada schulterte. „Ausnahme, eh?“

Itachi war nicht zu mehr als einem Nicken fähig und es wunderte ihn, dass er noch keinen abfälligen Spruch von dem Haimenschen bekommen hatte. Dieser musterte ihn kurz, schien zu überlegen…ehe er ihn sich ohne Vorwarnung über seine freie Schulter warf. Itachi keuchte auf, wehrte sich aber nicht, während der Rabe krächzend davon stob.

„Keine Sorge, das wird nicht zur Gewohnheit“, brummte Kisame. „Siehst nur nicht danach aus, als könntest du laufen.“

Nun, das entsprach wohl der Wahrheit, auch wenn es ihm sehr unangenehm war. Hatte er nicht beschlossen, sich Kisame gegenüber keine Blößen zu erlauben? Gerade war das wohl hinfällig. Er warf keinen Blick zurück, als sich der Hüne umdrehte und mit ihm verschwand.

Pakt

„Hey!“

Grob wurde er an der Schulter gerüttelt, zuckte unter der Berührung zusammen. Er blinzelte ein paar Mal, sah dann orientierungslos zu der Person, die sich vor ihn gekniet hatte und ihn mit gerunzelter Stirn musterte.

„Dich hat’s echt erwischt, was?“

Itachi antwortete nicht sofort, war immer noch etwas benommen, so dass er stattdessen den Blick schweifen ließ. Er kannte das Zimmer nicht, in dem sie sich befanden, doch er vermutete eine Taverne, weil es unter ihnen nicht gerade leise zuging. Als er das Fenster ins Auge fasste, stellte er fest, dass die Nacht bereits hereingebrochen war. Hatte Kisame ihn den ganzen Weg hierher getragen? Es schien so.

„Wessen Schuld das wohl ist“, murmelte er und schob die Hand von seiner Schulter.

Kisames Raubtieraugen funkelten ihn an, wirkten in dem dämmrigen Licht der Zimmerlampe noch bedrohlicher. Angst jagte er ihm dennoch nicht ein, schließlich hatte er ihn kaum in einem Stück hierher gebracht, um ihn jetzt zu töten. Auch wenn er gerade sicherlich dazu in der Lage wäre, so schwach, wie sich Itachi immer noch fühlte.

„Ich hab mich ja wohl vorhin ausreichend revanchiert!“

Der Uchiha verlagerte seine sitzende Position ein wenig, so dass er aufrechter an der Wand lehnte.

„Hättest du auf mich gehört, wäre ich gar nicht erst in diese Situation geraten“, erwiderte er ruhig und sah, wie Kisames Kiefer malmte.

„Hat dich ja keiner gezwungen, mir zu helfen! War sowieso unnötig…ich wäre auch allein klar gekommen!“, behauptete sein Partner stur.

Itachi hatte eigentlich nicht die Nerven, darüber zu diskutieren. Er fühlte sich unwohl, da nach wie vor das Blut in seinem Gesicht klebte und ihm immer noch alles wehtat. Es wäre besser gewesen, er hätte nicht auch noch das Mangekyou Sharingan einsetzen müssen.

„Das Bad?“, erkundigte er sich, ohne ihr Gespräch weiter zu vertiefen.

Kisame sah ihn irritiert an, schien nicht glücklich darüber, dass er das Thema so einfach wechselte. Grimmig dreinblickend deutete er auf eine zweite Tür im Zimmer – na wenigstens das. Er spürte Kisames skeptischen Blick auf sich, als er sich mühsam erhob und Richtung Bad schlurfte – anders konnte man das wirklich nicht nennen.

Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, lehnte er sich für einen Moment gegen diese und atmete tief durch. Ihm war bewusst, dass der Hüne es nicht dabei belassen würde, wenn er damit fertig war, sich zu waschen. Itachi wäre es lieber gewesen, Kisame würde es nicht weiter erwähnen. Andererseits hatte ihm sein Partner geholfen, anstatt ihn seinem Schicksal zu überlassen…es wunderte ihn, dass der andere überhaupt nach ihm gesucht hatte. So rücksichtslos, wie er Kisame kennengelernt hatte, hätte er eher gedacht, dass dieser einfach verschwinden würde.

Er hatte sogar Tori in Ruhe gelassen, obwohl er doch sonst auf nichts hörte, was er ihm sagte. Dennoch konnte er nicht glauben, dass der Vorfall bei den Klippen etwas zwischen ihnen ändern würde. Das, was Kisame bisher von sich gezeigt hatte, ließ nicht auf eine friedliche Partnerschaft oder gar Vertrauen schließen…und er war nicht so naiv, dass er sich dieser Illusion hingab.

Itachi trat näher ans Waschbecken heran und warf einen Blick in den Spiegel…er war noch blasser als sonst, was die roten Schlieren in seinem Gesicht deutlich hervorhob. Sein Hals schmerzte noch ziemlich von dem Draht, mit dem man ihn gewürgt hatte…und die Spuren zeichneten sich deutlich ab. Leise seufzte er, ehe er sich auszuziehen begann – er würde seine Kleidung sowieso auswaschen müssen, da konnte er auch gleich duschen.
 

Als er ein paar Minuten später wieder aus dem Bad kam, in Shorts und mit einem Handtuch um die Schultern, war von Kisame nichts zu sehen. Samehada ruhte, in Bandagen gewickelt, an der Wand und machte den Eindruck einer gewöhnlichen Waffe…nun, er wusste es besser. Vielleicht war der Hüne nach unten gegangen, um etwas zu essen. Itachi entschied, auf ihn zu warten.

Seine nasse Kleidung hatte er über die Heizung im Bad gehängt und hoffte, dass sie bis morgen trocknen würde. Sein Blick schweifte kurz zu einem der beiden Futon, ehe er sich auf einen legte und sich in die warme Decke wickelte. Er wollte eigentlich nicht wieder einschlafen, doch es fiel ihm schwer. So viel zu seiner Wachsamkeit…er durfte nicht nachlässig werden oder sich auf seinen Wunden ausruhen.

Soweit er das beurteilen konnte, würde er sich noch eine Weile schonen müssen, doch laufen würde er können. War vermutlich besser, wenn er seine Kräfte noch ein bisschen sammelte…seine Brüche waren dank Tori ja schon ganz gut verheilt. Sein Körper hatte sich wahrscheinlich einfach zu sehr ans Liegen gewöhnt, so dass er langsam damit anfangen musste, die Muskel zu bewegen. Eigentlich logisch…aber es behagte ihm nicht.

Itachi dachte an das Mädchen zurück, wie sie ihn angestarrt hatte – als sei er ein Monster. Von ihrem heiteren Charakter war nicht viel übrig geblieben und sollte ihr Freund seinen Wunden erlegen sein, würde sie das verändern. Geliebte Menschen zu verlieren, veränderte einen immer. Itachi war im Nachhinein froh, dass er sich nicht entschuldigt hatte. Auch wenn es ihm wirklich leid tat, würde das nichts ändern, sondern es wäre ihr höchstens wie blanker Hohn vorgekommen.

Er drehte sich auf die Seite, versuchte ihr verheultes Gesicht zu verdrängen. Es erinnerte ihn zu sehr an seinen Bruder…und das konnte er jetzt am allerwenigsten gebrauchen. Schließlich ging es ihm schlecht genug, auch ohne, dass er sich damit zusätzlich quälte.
 

Itachi blickte auf, als die Tür geöffnet wurde und sein Partner eintrat. Zu seiner Überraschung stellte Kisame ein Glas Wasser und ein paar Onigiri neben ihn auf den Boden und setzte sich dann dazu. Das war ja geradezu aufmerksam…und Itachi wusste nicht, wie er das deuten sollte.

„Du isst ja wie ‘n Spatz, sollte also reichen“, hörte er ihn sagen und war fast froh, dass er sich normal verhielt.

„Danke“, murmelte er nur und setzte sich auf, um nach dem Glas zu greifen.

Ein paar Sekunden war es still zwischen ihnen, nur die Geräusche von unten störten die Ruhe. Wobei es kein angenehmes Schweigen war, wie Itachi fand. Zumal er es nicht mochte, so angestarrt zu werden…wartete Kisame auf irgendetwas? Sicher wollte er ihr Gespräch von zuvor wieder aufnehmen – und er sollte Recht behalten.

„Also…warum?“

„Warum was?“, fragte Itachi leise, obwohl er es ahnte.

Kisame schnaubte.

„Warum du dich meinetwegen von einer Klippe werfen lässt.“

„…du übertreibst“, erwiderte Itachi und stellte das Glas wieder neben sich ab.

„Verarsch mich nicht, Uchiha!“, knurrte der Hüne erbost. „Ich bin nicht blöd…und ich gebe zu, dass ich uns in Schwierigkeiten gebracht habe.“

Itachi hob eine Braue; seit wann gab es denn ein uns? Noch dazu mit einem Schuldeingeständnis…das war ihm neu, doch er ließ den Haimenschen erst einmal ausreden.

„Ich kann dich nicht ausstehen und du mich nicht. Du schläfst nicht mal, wenn ich Wache halte, weil du mich als Bedrohung siehst. Warum hast du mir also geholfen?“

Itachi ließ sich Zeit mit seiner Antwort, auch weil das nicht so einfach war. Jemand wie Kisame würde das nicht verstehen, sich vermutlich darüber lustig machen. Schließlich seufzte er, sah dem Älteren ruhig in die funkelnden Raubtieraugen.

„Weil wir trotz allem ein Team sind.“

Kisame stutzte merklich, starrte ihn an, als sei er nicht mehr ganz dicht. Na ja, Itachi konnte selbst nicht glauben, was er da von sich gab.

„Ich kann dich nicht leiden, das stimmt…und ich vertraue dir nicht. Mir missfällt deine rücksichtslose Art zu kämpfen und dass du nie weißt, wann es besser ist, den Mund zu halten“, zählte er auf und sah, wie sich Kisames Miene verfinsterte.

Nun, er hatte ihn immerhin nach der Wahrheit gefragt, da sollte er sich jetzt nicht beschweren. Er pausierte kurz, ehe er weitersprach.

„Aber du bist ein Kamerad…und man lässt Kameraden nicht im Stich.“

Normalerweise war der Ältere ja nicht auf den Mund gefallen, doch dieses Mal schien er sprachlos zu sein. Wenige Sekunden lang wurde er regelrecht entgeistert angestarrt, doch Itachi wich dem Blick nicht aus. Natürlich war es irgendwie ironisch, dass gerade er solche Dinge sagte, doch es war nun mal ein Grundsatz, der ihm wichtig war. Was passiert war, konnte er nicht rückgängig machen…er hatte sich für diesen Weg entschieden, das war Fakt. Ebenso wie die Tatsache, dass Kisame sein Partner war. Er wollte zumindest den Willen zeigen, ihrem Team eine Chance zu geben.
 

„Schon wieder spuckst du so große Töne.“

Itachi ließ das Gesagte unkommentiert, zumal es nicht einmal spöttisch klang. Im Gegenteil, Kisame wirkte eher irritiert, so als wüsste er nicht, wie er reagieren sollte…oder ob er seine Worte ernstnehmen konnte.

„In dieser Welt kann man niemandem vertrauen“, hörte er ihn weiterreden. „Ziemlich einfältig von dir, mir auf deine Kosten zu helfen.“

Itachi wich nicht zurück, als sich der Hüne ein Stück zu ihm vorbeugte, ihn mit zu Schlitzen verengten Augen fixierte. Sollte das etwa eine Drohung sein?

„Ich hätte dich zurücklassen können. Oder ich könnte deine jetzige Situation ausnutzen und dich beseitigen. Wer sagt dir, dass ich dir dankbar bin? Ist dir dein Leben so wenig wert, dass du es drauf ankommen lassen kannst?“

Jedenfalls war Kisame ehrlich und er hatte durchaus Recht; es hatte keine Garantie gegeben und dennoch…

„Wir sind uns ähnlich“, begann er. „Waren das nicht deine Worte?“

Kisame runzelte die Stirn, erinnerte sich aber wohl.

„Als ich das gesagt habe, missfielen dir meine Worte, nicht wahr?“, entgegnete er, woraufhin Itachi nickte.

„Ja…aber es entspricht der Wahrheit. Ein Teil zumindest.“

„Und der wäre?“

„Wir mögen uns in unserer Einstellung unterscheiden…aber wir sind beide Ausgestoßene ohne Zuflucht. Diejenigen, die uns etwas bedeutet haben, sind durch unsere Hand gestorben. Was uns verbindet, ist eben das…und Akatsuki.“

Kisame schnaubte ungläubig.

„Willst du behaupten, wir brauchen einander?“

„…bei dem Kampf an den Klippen hast du mich gebraucht.“

Er sah, wie sein Partner zerknirscht dreinblickte, es dieses Mal aber nicht leugnete.

„Und ich habe dich heute gebraucht“, gab er zu, womit er nicht nur sich selbst verwunderte.

Seinen Stolz zu schlucken, fühlte sich weit weniger demütigend an, als er vermutet hatte. Das hier könnte ein Anfang sein, denn wenn er ehrlich war, hasste er das Kämpfen. Es war schwer genug, auch ohne, dass Kisame und er sich untereinander bekriegten.

„Also schlägst du einen Waffenstillstand vor?“

Kisames Tonlage nach zu urteilen, hielt er dies nicht für einen Witz…er schien zu überlegen, musterte ihn.

„Ich schlage vor, dass wir aufhören, uns gegenseitig zu behindern.“

Genau genommen herrschte ja bereits Waffenstillstand zwischen ihnen…nur nahm Kisame ihn nicht ernst. Dennoch hielt er es für klüger, ihm das nicht zu sagen, schließlich wollte er nicht wieder einen Kleinkrieg provozieren. Kisame die alleinige Schuld zu geben, würde dafür sorgen.
 

„Für einen Halbwüchsigen bist du ja echt vernünftig, was?“

Das klang schon wieder spöttisch und das schiefe Grinsen des anderen trug nicht dazu bei, dass sich Itachi ernstgenommen fühlte.

„Na ja…schätze, du hast noch einen gut bei mir“, meinte er dann aber. „Die Verletzungen hast du ja schon wegen mir. Von daher, meinetwegen…bis ich mich dafür revanchiert habe, brauchst du dir keine Sorgen wegen mir machen.“

Kisame funkelte ihn belustigt an.

„Danach sehen wir weiter…“

Das war mehr, als Itachi erwartet hatte, so dass er zu seinem Einverständnis nickte. Verwirrt blickte er auf die Hand, die ihm dargeboten wurde, herunter – so wollte Kisame das besiegeln? Na seinetwegen...

„Was ist denn das für ein Handschlag? Bist du ein Mädchen?“

„…“

Itachi seufzte innerlich und am liebsten hätte er die Augen verdreht, doch dann packte er fester zu, was ihm ein zufriedenes Brummen einbrachte.

„Geht doch!“, kam es von dem Älteren. „So und jetzt hau rein…wir ziehen morgen weiter. Also iss dich satt und schlaf dich dann aus. Ich will dich morgen nicht wieder tragen müssen.“

Itachi schnaubte, beließ es aber dabei und griff stattdessen zu den Onigiri. Besonders viel Hunger verspürte er zwar nicht, doch wenn Kisame sich schon für ihn bemühte, wollte er nicht undankbar erscheinen.

„Ach übrigens…“

Er warf dem Hünen einen Blick zu, als dieser in seine Hosentasche langte und ihm einen Stofffetzen aufs Bett warf. Wobei…nein, das war kein Fetzen, sondern sein Stirnband. Sein Blick blieb ein paar Sekunden an dem durchgestrichenen Symbol seiner Heimat hängen.

„Hat einer meiner Haie gefunden. Dachte, du brauchst das vielleicht noch.“

Der Uchiha war nicht sicher, ob er sich darüber freuen sollte, doch ja…er brauchte es tatsächlich. Ohne weiter darauf einzugehen, biss er von dem Reisklumpen in seiner Hand ab.

„…Haie“, wiederholte er und warf einen Seitenblick zu seinem Partner.

Dieser grinste ihn breit an, schien schon wieder recht gute Laune zu haben.

„Was sonst, ne?“

„Hm.“

„Hast übrigens Glück, dass dein Aasgeier so hartnäckig war…hab mir aber schon gedacht, dass der zu dir gehört.“

„…Rabe.“

„Die picken trotzdem in den Leichen rum“, erwiderte Kisame auf seine trockene Korrektur. „Keine Ahnung, was du an denen findest.“

„Willst du behaupten, Haie seien ästhetischer?“, fragte Itachi nach.

„Natürlich sind sie das!“

„Darüber lässt sich streiten.“

„Und dabei wollten wir gerade das nicht mehr tun…“

Itachi wusste nicht, was er skurriler fand; dass Kisame plötzlich einen so lockeren Plauderton anschlug oder dass sie über ihre vertrauten Geister diskutierten. Das war ja zur Abwechslung fast ein normales Gespräch.
 

„Wie auch immer“, wechselte er das Thema und sah Kisame zu, wie dieser sich auf einen Stuhl am Fenster fallen ließ. „Wir sollten morgen schnell weiterziehen.“

Der Hüne warf ihm einen nachdenklichen Blick zu.

„Hängt von deiner Kondition ab, würde ich sagen, ne?“

Itachi stellte den leeren Teller zur Seite, verzog keine Miene bei dem Kommentar.

„Ich werde uns nicht aufhalten.“

„Tja…sah heute anders aus, wenn wir schon mal ehrlich sind“, bemerkte sein Partner und langsam regte sich doch der Ärger in dem Uchiha.

So herabgestuft zu werden, kränkte ihn, andererseits wusste er, dass es die Wahrheit war; er war nicht in bester Verfassung. Vorerst war er auf Kisame angewiesen…und er hoffte sehr, dass dieser sein Wort hielt und sich revanchierte, sollte es nötig sein.

„Machst du dir Sorgen?“, wurde er direkt gefragt. „Ich sagte doch, dass du fürs Erste auf mich zählen kannst…und ich lüge nicht.“

Itachi hob eine Braue, war da doch etwas skeptisch, was Kisame wohl nicht entging.

„Brauchst gar nicht so gucken“, brummte er. „Ich kann’s nicht ausstehen, wenn man mich belügt…also rate ich dir, das niemals zu versuchen.“

Schon wieder eine Drohung…das mit dem Frieden zwischen ihnen war, wie erwartet, nicht so einfach. Keine Lügen, huh? Da war er bei ihm an der falschen Adresse, doch er würde ihm das kaum auf die Nase binden. Zumal Itachi nur in Bezug auf sich selbst die Tatsachen verschleierte – oder verschwieg.

„Das habe ich nicht vor.“

Bislang hatte er ja auch mehr geschwiegen, als Kisame irgendwelche Märchen zu erzählen. Es blieb abzuwarten, wie lange das so blieb.

„Gut…dann sollten wir keine Probleme bekommen.“

Wobei Itachi noch immer nicht sicher war, ob er dem anderen vertrauen konnte. Diesbezüglich war er ein gebrandmarktes Kind.

„Und jetzt leg dich hin und penn dich aus…ich übernehme die Wache heute ganz.“

Kurz zögerte der Uchiha, denn er wusste nicht, ob er überhaupt schlafen können würde, wenn Kisame ihm praktisch im Nacken saß. Davon abgesehen, dass er fürchtete, von Albträumen geplagt aus dem Schlaf zu schrecken. Diese Blöße wollte er sich vor dem anderen nicht geben. Jedoch brauchte er den Schlaf, um am nächsten Tag nicht wieder zur Last zu werden...und Kisame hatte ihm bisher nichts angetan, obwohl er vor Erschöpfung eingeschlafen war. Noch dazu, während er wie ein nasser Sack über seiner Schulter gehangen hatte…nein, das musste sich wirklich nicht wiederholen.

„…danke.“

„Ja, ja…gewöhn dich nicht dran“, kam es von dem Haimenschen, der nun aus dem Fenster schaute.

Itachi haderte noch einen Moment mit sich, ehe er sich dann doch auf die Seite legte – mit dem Gesicht zu seinem Partner. Vorsicht war besser als Nachsicht und er konnte zumeist auf seinen Instinkt vertrauen. Hoffentlich auch in dieser Nacht.

Geduld

Das Leben konnte zuweilen recht langweilig sein, wenn man an Regeln gebunden war. Ein wenig vermisste er das, nun, wo er einer Organisation angehörte und nicht mehr länger nur seine eigenen Ziele verfolgte. Andererseits hatte dies auch seine Vorteile, denn gewissermaßen schützte ihn Akatsuki. Auch wenn es zumeist keinen festen Ort, den man Zuhause nennen konnte, gab, so agierte er nicht mehr allein. Nicht, dass er besonderen Schutz benötigt hätte, aber es war eben…amüsanter, vor allem wenn man so einen Partner an seiner Seite hatte wie er.

„Oh, nun sei kein Spielverderber~“, säuselte er, während er neben dem anderen her schritt.

Das raue Schnauben ging aufgrund des schleifenden Geräusches beinahe unter. Warum er wohl seine Stimme verstellte? Dabei war sie doch so schön melodisch, regelrecht angenehm im Vergleich zu diesem Dröhnen…aber gut, er verstand einiges nicht, das der Jüngere tat – beispielsweise warum er sich in diesem unästhetischen Klotz verbarg.

Natürlich war es perfekt, um sich vor Angriffen zu schützen, und es wirkte auch bedrohlicher, als der Besitzer der Puppe…aber schön war das Ding wirklich nicht.

„Komm schon~“, gab er nicht direkt Ruhe, wobei er den hölzernen Schweif jedoch nicht aus den gelben Schlangenaugen ließ.

Wenn er eines während ihrer Partnerschaft gelernt hatte, dann dass man dieser Klapperkiste niemals den Rücken zukehrte. Der Rotschopf im Inneren war nämlich im wahrsten Sinne des Wortes ein Giftzwerg – ihn zu provozieren, konnte tödlich enden. Wobei er selbst nur schwer umzubringen war, aber man musste es ja nicht drauf ankommen lassen.

„Du überstrapazierst meine Geduld, Orochimaru“, dröhnte die tiefe Stimme aus dem Ding, das sich Hiruko schimpfte.

Der San-nin aus Konoha-Gakure ließ ein leises Lachen vernehmen; hatte er es wieder einmal geschafft.

„Nun sei nicht so, Sasori-san, es ist doch bloß ein simples Spiel, kukuku...“

„Ich verabscheue Spiele.“

Manchmal benahm er sich tatsächlich wie das Kind, als welches ihn die Leute sahen. Ein wenig neidisch war er ja schon auf Sasoris zartes Aussehen, denn der Nuke-nin aus Suna hatte längst die 20 überschritten. Das, was er manchmal aufschnappte, ließ darauf schließen, dass sein Partner genau wie er selbst nach dem ewigen Leben suchte. Vielleicht hätte die Gemeinsamkeit dafür sorgen können, dass sie einander Verständnis entgegen brachten, doch ihre Charaktere und Wege waren dafür zu unterschiedlich. Außerdem hegte Sasori seit jeher einen, seiner Meinung nach unbegründeten, Groll gegen ihn.

Sei es drum…er konnte sehr gut damit leben.

„Wir benötigen noch einige Stunden bis zum Treffpunkt...was also spricht gegen eine kleine Ablenkung?“, gab er nicht gleich auf und erntete ein gereiztes Knurren.

„Es interessiert mich nicht, ob sich Hoshigaki mit dem Neuling anfreundet oder ihm den Kopf abbeißt.“

Gut, das war deutlich, doch Orochimaru ließ sich davon nicht einschüchtern, sondern schmunzelte.

„Letzteres wäre sehr bedauerlich…“

„Dein Interesse an dem Uchiha ist bedenklich.“

Orochimaru schenkte seinem Partner einen belustigten Seitenblick.

„Höre ich da Eifersucht heraus, Sasori-san? Sorge dich nicht, du bist mir wie immer der Liebste, kukuku~“

Im nächsten Moment musste er einen Satz zur Seite machen, um der giftigen Schwanzspitze Hirukos zu entgehen. Für einen wortkargen Zwerg war Sasori verdammt schnell zu reizen.

„Pass auf, was du von dir gibst.“

„Verzeih~“, gurrte er, nicht ohne etwas mehr Abstand zu halten. „Dennoch würde ich gern deine Meinung wissen.“

Ein verächtliches Schnauben ertönte aus der Puppe.

„Davon abgesehen, dass es mir egal ist, gehe ich nicht davon aus, dass beide in einem Stück zurückkommen.“

Orochimaru legte den Kopf schief, dachte kurz nach.

„Oh, da wäre ich mir nicht so sicher. Die Uchiha sind ein mächtiger Clan…vielleicht sogar der mächtigste.“

„Man nennt Hoshigaki nicht umsonst das Monster aus Kiri.“

„Wohl wahr, dennoch würde ich Itachi-kun nicht so schnell abschreiben.“

„Wie gesagt, mir ist das einerlei“, brummte Sasori wieder so abweisend.

Schade, dass sie ihre Gespräche nie vertiefen konnten, das wäre so viel unterhaltsamer gewesen. Es hätte ihm ja schon gereicht, seinen Partner ein bisschen öfter zu Gesicht zu bekommen. Emotionen in diesem ausdruckslosen Porzellangesicht zu sehen, erheiterte ihn jedes Mal.

„Was gäbe ich dafür, wärst du ein wenig offener“, betonte er es absichtlich sehr anzüglich.

„Ich sollte dir die Zunge rausschneiden.“

„Aber, aber…wo bliebe denn da der Spaß?“, gluckste er scheinbar unbeschwert.

Dennoch blieb er aufmerksam; bei Sasori konnte man nie wissen, ob er es nicht aus heiterem Himmel versuchte. Orochimaru hing an seiner Zunge, schließlich war er ein geschwätziger Zeitgenosse und das ließ er sich nicht mal von seinem missgelaunten Partner verbieten.

„Schweig einfach still.“

„Alles, was du willst~“

„Hn.“

Und damit war ihr Gespräch erst einmal beendet – man durfte es bei jemandem wie Sasori auch nicht übertreiben. Schließlich war der Suna-nin nicht weniger gefährlich als er selbst oder gar weniger grausam. Er war schon Zeuge seiner skurrilen Meisterwerke geworden; da sollte Jiraiya noch mal behaupten, er sei ein Monster. Immerhin verbarg sich hinter seinen Experimenten wenigstens ein wissenschaftlicher Sinn, wohingegen Sasori glaubte, er erschüfe Kunstwerke.
 

Sie waren die Ersten, wie sie eine Weile später feststellten. Es wunderte Orochimaru nicht, schließlich gab Akasuna no Sasori ihr Tempo vor und der hasste das Warten bekanntlich, so dass er auch niemanden warten ließ. Oh ja, obwohl er des anderen Miene im Moment nicht lesen konnte, ahnte er, dass sich diese gerade verdunkelte.

Orochimaru grinste in sich hinein, während er sich an das Geländer der unsicher aussehenden Brücke lehnte. Es war still um sie herum, ein paar Vögel zwitscherten und in der Ferne rauschte ein Wasserfall. Sein Blick glitt kurz den felsigen Abhang hinab; wer da runter fiel, würde es nur schwer überleben. Als er ein dunkles Knurren hörte, richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf Hiruko und er konnte nicht verhindern, dass sein Grinsen noch breiter wurde.

„Wer wird denn so ein finsteres Gesicht machen, Hiruko-chan~?“, zog er seinen Partner auf.

Gefährlich tänzelte die scharfe Schwanzspitze durch die Luft und Orochimaru ließ sie keine Sekunde aus den Augen.

„Noch ein paar solcher Sprüche und ich werfe dich in die Tiefe“, erfolgte die Drohung.

„Na, wer wird denn gleich so aggressiv sein! Ich bin immerhin pünktlich gekommen, genau wie du.“

„Die wissen genau, wie sehr ich das Warten hasse…“

„Vielleicht gab es ja unerwartete Komplikationen?“, spekulierte der San-nin und warf einen Blick über die Schulter, als er leises Rascheln vernahm.

Auch der Kopf der Holzpuppe hob sich, als ein Schwarm weißer Papierzettel auf sie zukam. Keiner von ihnen zuckte auch nur mit der Wimper, schließlich kannten sie dies bereits. Vor ihren Augen formte sich langsam der Körper einer jungen Frau mit blauem Haar, in dem eine weiße Papierblume steckte. Orochimaru grinste breit, während er sie anfunkelte; wenn seine ehemaligen Kameraden wüssten, mit wem er unter einer Decke steckte. Dabei hatten diese Waisenkinder Jiraiya einst so viel bedeutet.

„Wo ist der Rest?“, kam die schroffe Frage von Sasori.

Konan erfasste diesen mit ihren Bernsteinaugen, wie immer war in ihrem Gesicht keine Regung zu erkennen. Von dem Haimenschen einmal abgesehen erschien ihm jedes Mitglied Akatsukis viel zu kontrolliert.

„Pain wird nicht kommen“, teilte ihnen Konan soeben mit. „Er schickt mich stattdessen, um eure Informationen entgegenzunehmen und die weitere Vorgehensweise zu besprechen.“

Einen Grund würden sie dafür vermutlich nicht erfahren, das war ja nichts Neues.

„Wir warten noch auf Kakuzu, Kisame und Itachi…sie sollten die Nachricht von Zetsu erhalten haben.“

Orochimaru musste keinen Blick zur Seite werfen, um zu wissen, dass sein Partner gerade noch schlechtere Laune bekam. Warten war etwas, das er wirklich nicht ausstehen konnte. Ihm dagegen war das einerlei, immerhin hatte er keinen Zeitdruck.

Just in dieser Sekunde ertönte ein Rascheln im Dickicht und jeder von ihnen blickte alarmiert auf. Eine hochgewachsene, vermummte Gestalt tauchte hinter den Bäumen auf und direkt sank die Anspannung wieder. Die unmenschlich wirkenden, grünen Augen wanderten einmal reihum, dann ertönte ein verächtliches Schnauben, während sich der Mann seinen Metallkoffer über die Schulter warf.

„Vollzählig sind wir nicht“, brummte die Gestalt mit Grabesstimme.

„Hoshigaki und der Uchiha fehlen noch“, entgegnete Sasori entnervt.

„Pain?“

„Er hat zu tun. Ich bin statt seiner hier.“

Ein Achselzucken erfolgte, da es Kakuzu nicht viel auszumachen schien. Den Kerl interessierte sowieso nur sein Geld, das sich in dem Metallkoffer befand.

„Von mir aus.“

Für ein paar Minuten herrschte Schweigen zwischen ihnen, dann gab Kakuzu ein abfälliges Geräusch von sich.

„Wer weiß, vielleicht sind sie sich gegenseitig an die Kehle gegangen.“

Konan zog eine Braue in die Höhe.

„Kisame ist loyal. Er weiß, dass wir Itachi brauchen.“

„Und wir wissen, dass er nicht umsonst das Monster aus Kiri genannt wird“, gab Kakuzu zu bedenken.

Orochimaru grinste; also war er nicht der Einzige, der sich Gedanken darum machte. Von seinem Partner konnte er ja nichts erwarten, denn dieser hielt sich auch jetzt raus.

„Nun, selbst wenn er in Raserei verfällt…Itachi-kun wird wohl fähig genug sein, sich zur Wehr zu setzen“, erwiderte er und sah, wie Kakuzu die Stirn runzelte.

„Er ist ein Kind.“

„Das seinen gesamten Clan ausgerottet hat.“

„Hn…mag sein. Wir werden sehen, ob er in einem Stück zurückkommt.“

„Und wie lange soll das dauern?“, dröhnte die tiefe Stimme aus der Puppe, was Konan seufzen ließ.

„Sie sind gerade mal 20 Minuten zu spät“, merkte sie an.

„Sasori-san ist nicht der Geduldigste~“, flötete Orochimaru, woraufhin Kakuzu die Arme verschränkte.

„Ich habe auch noch Besseres zu tun.“

„Kopfgelder eintreiben?“

„In der Tat“, bestätigte der Vermummte seine Frage.

„Wir sollten nicht-“, begann Konan, konnte ihren Satz allerdings nicht zu Ende führen, da in diesem Moment Schritte ertönten.
 

Sofort war es still und alle richteten ihren Blick auf die beiden Neuankömmlinge, die sich durch das Dickicht zu ihnen durchschlugen. Orochimarus Grinsen wurde noch etwas breiter, als er erkannte, dass beide Nuke-nin wohlauf waren. Zumindest waren keine schwerwiegenden Wunden erkennbar, soweit er das beurteilen konnte. Wobei…der Uchiha trug den Mantel nicht mehr und um seinen Hals war ein Verband, der zuvor nicht da gewesen war, gewickelt.

„Nun, Sasori-san, hätten wir gewettet, wäre das wohl auf ein Unentschieden hinausgelaufen“, kommentierte er das Erscheinen des fehlenden Teams.

Kisame runzelte die Stirn.

„Ihr habt auf uns gewettet?“, erkundigte er sich irritiert und ein finsteres Schnaufen folgte.

„Orochimaru war der Ansicht, einer von euch würde es nicht lebendig zurückschaffen.“

„Oh, ich war nicht der Einzige, nicht wahr? Kakuzu-san?“

„Wenn ich ihn mir so ansehe, weiß ich auch, warum…“, brummte der Nuke-nin aus Taki. „Der ist ja tatsächlich noch ein Kind.“

Kakuzu ließ es sich nicht nehmen, den Uchiha eingehender zu mustern. Stimmte ja…die beiden kannten sich noch nicht. Nun, Itachi schien es mit Fassung zu tragen, denn er verzog keine Miene, ließ nicht erkennen, ob er sich beleidigt fühlte. Lediglich seine dunklen Augen wurden eine Spur schmaler, was den Ältesten unter ihnen jedoch nicht zu kümmern schien.

„Er ist in Ordnung.“

Alle Blicke, Itachis eingeschlossen, richteten sich überrascht auf den Haimenschen, der sich so unerwartet eingemischt hatte. Sprach sich dieser gerade tatsächlich für den Uchiha aus? Anscheinend verstanden die sich besser, als zuvor angenommen.

„…jedenfalls ist er keine Belastung gewesen“, fügte Kisame noch an und da war wieder dieses unterschwellige Funkeln in Itachis Augen.

Die Geschichte dazu hätte er ja nur zu gern gehört, aber er wusste selbst, dass er da wohl auf Granit beißen würde. Auch Konan schien für einen Moment recht verwundert, doch schnell hatte sie wieder ihre undurchdringliche Miene aufgesetzt.

„Es ist schön, dass eure Zusammenarbeit gut funktioniert. Pain wird erfreut sein.“

Sie machte eine kurze Pause, vergewisserte sich kurz, dass sie ihre Aufmerksamkeit hatte.

„Nun, wo alle da sind, können wir beginnen. Eure Berichte? Kisame und Itachi zuerst…“
 

Im Endeffekt war es eine recht langweilige Versammlung, wie Orochimaru fand. Nichts, das ihn wirklich interessierte, denn auch wenn die Bijuus zu Akatsukis Priorität gehörten, so hatte er selbst gänzlich andere Pläne. Er musterte den Uchiha, während dieser von Raiko, einem alten Kumo-nin, berichtete und was er ihnen über Nii Yugito erzählt hatte. Viel mehr als diese Katzenfrau wollte er die Geheimnisse des Sharingan ergründen…sich diesen perfekten Körper einverleiben, ihn zu seinem machen. Wobei er gewiss noch ein paar Jahre ins Land ziehen lassen musste, ehe es soweit war. Noch war dieser Körper zu unausgereift, doch wenn er eine gewisse Reife hatte, würde er ihn sich holen – auch wenn das zum Bruch mit Akatsuki führen konnte.

Sei es drum, denn wenn alles nach Plan lief, würde er die Organisation zu diesem Zeitpunkt nicht mehr brauchen. Allzu sehr hing er nicht an seinem Platz in dieser Truppe…und ebenso wenig an den Menschen. Sasori konnte zuweilen recht amüsant sein, würde ihn jedoch ein plötzlicher Tod ereilen, wäre er nicht traurig.

Die letzten, wahrhaftigen Freunde, die er gehabt hatte, hatte er in seiner Heimat zurückgelassen. Würden sie einander wiedertreffen, würde er sie wohl töten müssen, um seine eigene Haut zu retten. Welch ein Jammer…

Während schließlich Sasori ihren Report übernahm, beschäftigte er sich wieder mit Uchiha Itachi. Diese roten Augen, die alles durchschauen können, wollte er haben. Natürlich wäre das Rinnegan noch weitaus begehrenswerter, doch sich noch einmal mit Pain anzulegen, erschien ihm doch etwas suizidal. Nein, nein…er würde sich Uchiha Itachi nehmen, sobald dieser sein volles Potenzial entwickelt hatte. Gemessen an seinem jetzigen Talent würde er nicht allzu lange warten müssen.

Sein Blick glitt zu Hoshigaki Kisame, der neben dem Jungen stand und mit eher mäßiger Aufmerksamkeit Sasoris Ausführungen lauschte. Seinetwegen mussten die beiden keine Freunde werden, sondern konnten sich ruhig gegenseitig an die Kehle gehen. Er brauchte niemanden, der ihm sein Vorhaben zusätzlich erschwerte, indem er sich einmischte. Doch so, wie man den Schwertkämpfer aus Kiri-Gakure kannte, würde das sicher nicht lange gut gehen.

Plötzlich richteten sich die Sharingan auf ihn, erwiderten seinen Blick, ohne dabei irgendeine Emotion preiszugeben. Der San-nin machte sich gar nicht die Mühe, so zu tun, als würde er ihn nicht beobachten. Ein verschlagenes Lächeln legte sich auf seine Lippen, während Sasori das Wort an Kakuzu übergab. Doch die eingesackten Kopfgelder, an denen ihr Budget hing, waren ihm gleich.

Itachi fixierte ihn noch ein paar Sekunden länger, ehe er seine Aufmerksamkeit dem Schatzmeister Akatsukis zuwandte. Sollte er gut zuhören, für die Organisation arbeiten…und stärker werden. Das war ihm nur recht.

Alles, was Orochimaru tun musste, war geduldig sein…und das würde er schaffen.

Abendmahl

Goldene Sonnenstrahlen brachen sich in der Fensterscheibe, als sich der Tag allmählich dem Ende neigte. Noch zogen sich Wolkenschlieren durch den orange gefärbten Himmel, der schon bald in Dunkelheit versinken würde. Um sie herum herrschte reges Treiben, die Taverne war gut gefüllt und allerlei finstere Gestalten trieben sich in dieser herum. Dennoch fielen sie selbst unter diesen zwielichtigen Menschen auf, was jedoch keinen seiner Begleiter zu stören schien.

Nach der Besprechung war Konan die Einzige gewesen, die sich direkt verabschiedet hatte. Sie hatten die Anweisung bekommen, sich vorerst ruhig zu verhalten, um nicht die Aufmerksamkeit der großen Nationen auf sich zu ziehen. Es war noch nicht an der Zeit, dass sich Akatsuki der Welt offenbarte. Solange keine neuen Instruktionen kamen, würden sie sich darauf beschränken, Informationen zu sammeln.

Es war Orochimaru gewesen, der ihnen vorgeschlagen hatte, im nächsten Gasthaus gemeinsam zu speisen, ehe am nächsten Tag jeder seiner Wege ging. Wenn Itachi ehrlich war, hätte er darauf ganz gut verzichten können, denn keiner der drei anderen Mitglieder regte in ihm ein Gefühl der Sympathie. Vor allem der San-nin beobachtete ihn seit der Besprechung viel zu oft, so dass sich der Uchiha vornahm, auf der Hut zu sein.

Generell durfte er nicht unaufmerksam werden, denn auch von Kakuzu, dem Nuke-nin aus Taki, hatte er einiges gehört. Eben dieser zog gerade seinen Mundschutz herunter, entblößte sein entstelltes Gesicht, das vollkommen vernarbt war. Zusammen mit den unmenschlich wirkenden Augen war er wohl die Person, die den Menschen um sie herum am meisten Angst einjagte.

Itachi wandte den Blick ab, als Kakuzu genüsslich damit begann, die blutige Hühnerleber, die er sich zuvor bestellt hatte, zu verspeisen. Er selbst hatte sich mit Nudeln und Gemüse begnügt, führte die Stäbchen wieder zum Teller.
 

„Kukuku…bist du nicht neidisch, Sasori-san?“

Der San-nin hatte das Wort erhoben, funkelte seinen Partner aus seinen Schlangenaugen provozierend an, während er mit einem Schlenker seiner Hand auf das Essen deutete. Es war das erste Mal, dass der Puppenspieler sein hölzernes Versteck verlassen hatte – auch wenn man ihm ansah, dass ihm dieses Beisammensitzen missfiel. Wirklich bedrohlich wirkte der junge Mann nicht, doch Itachi würde nicht den Fehler machen und ihn unterschätzen.

Sasori drehte langsam den Kopf in Richtung seines Partners und die Missbilligung stand ihm ins Gesicht geschrieben.

„Ich sehe keinen Grund dafür.“

Seine Stimme war angenehm sanft und Itachi vermutete, dass er sie in seiner Puppe absichtlich verstellte, um bedrohlicher zu wirken. Orochimaru schob sich ein Stück seines Omelettes in den Mund, ehe er schmunzelnd in die Runde schaute.

„Ihr müsst wissen, Sasori-san arbeitet daran, sich selbst zur Puppe umzubauen…ein gewagtes Unterfangen, wenn ihr mich fragt, aber nun ja…“

Anscheinend war er nicht der Einzige, der das seltsam fand, denn er hörte Kisame husten. Der Haimensch trank einen Schluck von seinem Sake, klopfte sich kurz auf die Brust.

„…ernsthaft?“, entkam es ihm dann und er blickte zu dem Rotschopf, der abwehrend die Arme verschränkte.

„Ihr würdet es ohnehin nicht verstehen…von daher sehe ich keinen Grund, mit euch darüber zu reden“, entgegnete er kühl, ehe sein Blick Orochimaru traf. „Sei besser auf der Hut…eine lose Zunge verliert man schneller, als man denkt.“

Kakuzu schnaubte leise, wischte sich das Blut aus dem Mundwinkel.

„Wohl wahr…“

Orochimaru schien sich wegen der Drohung jedoch herzlich wenig Sorgen zu machen – oder er verbarg es gut.

„Aber, aber, Sasori-san…ich befürchtete nur, dich würde der verlockende Geruch der Speisen quälen.“

„Was mich quält, ist dein impertinentes Geschwafel.“

„Nun, aus diesem Grund genieße ich es, allein zu reisen“, brummte Kakuzu, was ihm ein Stirnrunzeln Kisames einbrachte. „Man hat mehr Ruhe, kann sich an den Zeitplan halten…und muss keine Rücksicht nehmen.“

„Du reist deshalb allein, weil du jeden neuen Partner innerhalb einer Woche tötest.“

Ein zufriedenes, grausig wirkendes Lächeln verzerrte die auffälligen Narben an Kakuzus Wangen. Die grünen Augen blitzten auf, als hätte Kisame ihm soeben ein Kompliment gemacht.

„So ein Pech…“

Es klang nicht im Geringsten nach Bedauern und Itachi überlegte einen Moment, ob er mit Kisame nicht sogar Glück gehabt hatte. Die anderen drei Mitglieder vermochte er noch schwerer einzuschätzen.
 

„Nun, ich empfinde es als sehr unterhaltsam, mit jemandem unterwegs zu sein – auch wenn Sasori-san leider recht ungesellig ist.“

Orochimaru grinste breit, doch sein Nebenmann schien entschlossen, ihn von nun an zu ignorieren. Kurz hafteten die Schlangenaugen auf seinem Partner, ehe sie Itachi fixierten.

„Ich hatte gehofft, Itachi-kun würde mir zugeteilt werden…wir hätten über alte Geschichten aus der Heimat plaudern können~“, sinnierte der San-nin und neigte den Kopf zur Seite. „Aber leider sollte es nicht sein…“

„Viel gesprächiger als Sasori ist er auch nicht“, schaltete sich Kisame neben ihm ein.

„Oh, sicher könnte ich seine Zunge lockern~“, säuselte der San-nin und funkelte ihn an.

Itachi hob lediglich eine Braue; er wusste ja, dass Orochimaru ein komischer Kauz war, doch so geschwätzig hatte er ihn nicht in Erinnerung.

Kakuzu schob seinen Mundschutz wieder hoch, wirkte durch seine Vermummung noch unheimlicher.

„Ich denke, wir alle möchten das nicht weiter ausgeführt haben.“

„In der Tat“, stimmte Sasori zu und auch Kisame nickte.

„Zu schade…“, seufzte Orochimaru und zwinkerte ihm zu allem Überfluss auch noch zu.

Itachi erwiderte seinen Blick kühl, nahm dann einen Schluck aus seiner Teetasse. Besser er tat es den anderen gleich und ignorierte die Schlange.

„Was mich viel mehr interessiert, Junge, wie schafft es ein Kind den mächtigsten Clan aus Konoha im Alleingang abzuschlachten?“

Kakuzus blutunterlaufene Augen bohrten sich in die seinen, während er seine Frage stellte. Eigentlich hätte er damit rechnen sollen und dennoch fühlte er sich unwohl dabei. Schon bei Kisame hatte er nicht darüber sprechen wollen, doch Ausweichen war keine Option. Plötzlich lag die Aufmerksamkeit aller Personen am Tisch auf ihm…selbst Sasori hatte sich ihm zugewandt.

„…man sagte mir einst, ich hätte Talent“, erwiderte er knapp.

„Talent…so, so…und deswegen schlachtet man seine komplette Verwandtschaft ab? Musst ja einen ziemlichen Groll gegen sie gehegt haben…“

Ihm gefiel nicht, wie Kakuzu das Thema auseinander rupfte, zumal er es für unklug hielt, hier so offen darüber zu sprechen. Andererseits wollte er sich nicht wie ein Feigling verhalten, indem er auswich. Schwäche konnte er sich im Kreise der Akatsuki unter keinen Umständen erlauben. Für wenige Sekunden leuchteten seine Sharingan auf, ehe sich seine Augen wieder schwarz färbten.

„Ja. Den hegte ich.“

Sasori musterte ihn mit unbewegter Miene, ehe er ein abfälliges Geräusch von sich gab.

„Wer tut das nicht…“

Kakuzu lehnte sich zurück, wobei er die Arme verschränkte und nachdenklich dreinsah.

„Keiner von uns ist ohne Grund Nuke-nin“, drang seine raue Stimme durch die Maske. „Hätte ich die Möglichkeit, wäre Taki-Gakure das erste Dorf, das ich von der Karte tilgen würde.“

Sowohl Orochimaru als auch Sasori schienen ausnahmsweise keinen Einspruch einlegen zu wollen. Nur Kisame neigte ein wenig den Kopf, als sei er nicht ganz sicher.

„…es geht nicht um einzelne Dörfer“, widersprach er und schwenkte sein Sake-Schälchen. „Sondern um die ganze, verdammte Welt.“

Kakuzu gab ein düsteres Auflachen von sich.

„Du denkst, Pain kann die Welt tatsächlich ändern? Sie alle unterjochen?“

„Würden wir hier zusammensitzen, wenn wir nicht daran glauben würden?“, konterte der Haimensch und Itachi wunderte es, dass er sich so dafür aussprach.

Kakuzu zuckte gleichgültig mit den Schultern.

„Mir geht es um Geld…egal, wie ich es bekomme.“

„Wie langweilig“, kommentierte der San-nin und stützte das Kinn auf seine Handfläche. „Ob wir Pains Ziele erreichen oder nicht…der Weg ermöglicht mir, meine Wissenschaften zu vertiefen…“

„Welch edle Ziele…ich denke, sie haben dich deswegen aus Konoha rausgeworfen?“, gab Kakuzu trocken zurück.

„Unter anderem.“

Es klang nicht so, als schämte sich Orochimaru dafür, doch das hatte Itachi auch nicht erwartet. Der San-nin war schon immer sehr von sich selbst überzeugt gewesen.
 

„Was ist mit dir, Itachi-kun? Was sind deine Ziele, nun, wo du dich uns angeschlossen hast?“

Ein funkelndes Paar Schlangenaugen fixierte ihn, schien nicht willens, ihn aus dieser Runde auszuschließen. Bedauerlich, doch ihm blieb wohl keine Wahl, als sich so wortkarg wie möglich zu äußern, um seinen Frieden zu behalten.

Wieder einmal wurde er von den anderen gemustert, doch er blieb äußerlich ruhig.

„Vorerst decken sich meine Ziele mit denen Akatsukis.“

„Vorerst…so, so…“, kam es von Kakuzu und er goss sich ebenfalls vom Sake ein, zog seinen Mundschutz wieder herunter. „Also hast du tatsächlich Weltfrieden im Sinn?“

Ein spöttisches Lächeln zierte die vernarbten, dünnen Lippen, machte deutlich, dass der Ältere nicht daran glaubte.

„Nein. So naiv bin ich nicht“, antwortete er und schien damit allgemeine Heiterkeit auszulösen.

„Kukuku…solche Worte in deinem Alter…“

„Und ich nahm an, Konoha verweichliche seine Bälger…“

Sasori enthielt sich eines Kommentars, sah ihn lediglich stumm an, doch es wunderte Itachi nicht. Der Rotschopf schien generell kein großes Interesse an Konversation zu hegen, was ihm nur Recht war. Was ihn eher irritierte, war der Seitenblick seines Partners, doch er vermochte nicht zu erahnen, was dieser bedeuten sollte.

„Oh, du unterschätzt unsere Heimat, Kakuzu-san~“, säuselte der San-nin derweil.

„Denke ich nicht.“

„Irrelevant.“

Alle schauten nun zu dem Puppenspieler, der mit ausdruckslosem Blick in die Runde sah, ehe er sich Orochimaru zuwandte.

„Du zahlst.“

Und damit erhob sich Sasori und ließ einen verdutzten Orochimaru zurück, der ihm ungläubig hinterher sah.

„Tja…anscheinend hat er bei euch beiden die Hosen an, ne?“

Kisame grinste breit, funkelte die Schlange spöttisch an, woraufhin sich diese rasch fasste. Ein schiefes Grinsen legte sich nun auch auf seine Lippen.

„Nun…was soll ich sagen, er ist zwar ein schwieriger Zeitgenosse, aber man kann sich an alles gewöhnen.“

„Natürlich…“, kam es sarkastisch von Kakuzu, der widerwillig in seine Tasche langte.

„Du gehst ebenfalls schon?“, erkundigte sich Orochimaru und klang regelrecht enttäuscht.

Ein Schnauben ertönte.

„Ich will morgen früh los.“

„So?“

„Kopfgelder verdienen sich nicht beim Rumsitzen.“

„Wohl wahr…nun, Kisame-san? Itachi-kun? Noch eine Runde Sake?“

Itachi ignorierte, wie Orochimaru ihm zuzwinkerte, und sah zu seinem Partner, der glücklicherweise abwinkte.

„Nein, wir sind auch raus“, entschied dieser und Itachi hatte nicht vor, ihm zu widersprechen.

„Wie bedauerlich…“, seufzte der San-nin und lächelte ihn dabei besonders beunruhigend an. „Wo es doch gerade so schön war~“

„…“

Besser, er ging nicht darauf ein, sondern tat so, als hätte er es nicht gehört. Irgendetwas an der Art Orochimarus gefiel Itachi überhaupt nicht…und er war recht froh, dass sie sich bis zum nächsten Treffen nicht begegnen mussten.
 

„Du kannst die anderen noch weniger leiden als mich, nicht wahr?“

Itachi blieb am Fenster stehen, betrachtete den Halbmond einen Moment lang, ohne sich zu Kisame umzudrehen.

„Ist das so offensichtlich?“, murmelte er und fuhr sich leicht über den Hals.

Die Male unter den Bandagen waren noch da, er konnte es fühlen, denn die Haut war immer noch wund, dort, wo ihn der Draht stranguliert hatte. Konan hatte ihn zwar kurz seltsam angeschaut, jedoch nicht nachgefragt…und auf Orochimarus Nachbohren hatte er einfach nicht reagiert.

„Für deine Verhältnisse schon.“

Itachi runzelte die Stirn, warf einen Blick zu seinem Partner, der soeben in aller Ruhe einen der beiden bereitstehenden Futon ausbreitete. Seitdem sie eine Art Waffenstillstand geschlossen hatten, verhielt sich Kisame fast schon zu ruhig. Sicher, er war immer noch spöttisch und redete viel, doch die Aggression ihm gegenüber hatte deutlich nachgelassen. Zwar hatten sie das gemeinsam beschlossen, doch er war nicht davon ausgegangen, dass sich Kisame daran hielt.

„…meine Verhältnisse“, wiederholte er leise.

Kisame sah von seinem Tun auf, funkelte ihn amüsiert an.

„Na ja…dachte nicht, dass das möglich sei, aber du warst eben noch stiller als sonst.“

Der Haimensch zuckte mit den Schultern.

„Kann ich schon verstehen…Orochimaru ist sogar mir unheimlich. Also, nicht, dass ich ihn nicht erledigen könnte, wenn ich wollte, aber…ich kann dieses Reptil einfach nicht ausstehen.“

Itachi nickte knapp.

„Ja.“

„Sasori ist genauso seltsam…ich meine, wer will sich schon selbst in ein Stück Holz umbauen? Irgendwas ist da mächtig schief gelaufen…“

Der Uchiha überlegte kurz, ehe er sich zu Kisame gesellte und den anderen Futon auf der zweiten Tatami-Matte ausbreitete – in höflichem Abstand. Nur weil er nicht mehr das Gefühl hatte, Kisame würde ihm gleich an die Gurgel gehen, musste das nicht heißen, dass es nicht passieren konnte. Vorsicht war immer noch besser als Nachsicht.

„Und du bist der Ansicht, du seist gewöhnlicher?“

Kisame stutzte leicht, hatte wohl nicht mit so einer Erwiderung gerechnet.

„Wie ist das jetzt wieder gemeint?“, fragte er und Verärgerung schwang in seiner Stimme mit.

Itachi widmete sich weiterhin seinem Nachtlager, blickte nicht auf.

„Du empfindest eine nahezu perverse Freude daran, Menschen zu zersägen…oder ihnen die Schädel mit bloßen Fäusten zu zertrümmern.“

„Und das sagt mir jemand, der seine komplette Sippschaft abgestochen hat.“

Eigentlich hatte der Uchiha gehofft, dass es irgendwann leichter werden würde, ständig mit seinen Taten konfrontiert zu werden. Bislang merkte er nichts davon, denn anstatt taub dafür zu werden, versetzte es ihm immer noch einen Stich. Vermutlich war zu wenig Zeit vergangen, um abzustumpfen.

„Es war notwendig“, meinte er bloß.

Was ihn wunderte, war die Tatsache, dass Kisame nach seiner Erklärung regelrecht zufrieden wirkte. Sollte er nachfragen? Wohl besser nicht, gerade lief es ja relativ gut zwischen ihnen, das musste er sich nicht mit Dreistigkeit kaputt machen.

„Ändert nichts daran, dass du nicht besser bist als ich.“

Itachi hielt dem Blick der funkelnden Raubtieraugen stand, ehe er wieder nickte.

„Vermutlich nicht.“

Aber er war kein Sadist und das machte schon etwas aus, wie er fand. Sei es drum…Diskussionen zu diesem Thema waren überflüssig und er wollte auch nichts schön reden.
 

„Nimm mal den Verband ab!“

Itachi hob eine Braue, sah zu seinem Partner, der ihm gegenüber saß und auffordernd zurückschaute.

„Ist besser, wenn wieder Luft dran kommt.“

Das klang vernünftig, so dass er nach dem Stoff griff und diesen langsam abwickelte. Die Bandage klebte nicht an der Haut, wofür Itachi wirklich dankbar war. Kisame besah sich seinen Hals einen Moment lang, ehe er nickte.

„Denke nicht, dass man da später noch was sehen wird…ist zwar noch ein bisschen rot, aber das wird schon.“

Itachi erwiderte nichts, wandte den Blick aber auch nicht ab. In Kisames Gesicht konnte er keine Häme erkennen, nichts, was darauf schließen ließ, dass er etwas im Schilde führte. Dennoch…Menschen änderten sich nicht – jedenfalls nicht so plötzlich.

Kisame musste sein Misstrauen bemerken, denn er zog die Stirn in Falten.

„Was?“, fragte er ruppiger.

„…schon gut.“

Kisame schnaubte, verschränkte die Arme vor der breiten Brust, während er ihn grimmig ansah.

„Ich halte mein Wort. Bis ich mich revanchiert hab, reiße ich dir nicht den Kopf ab.“

„Das habe ich verstanden.“

„Gut“, kam es nicht sehr überzeugt von dem Hünen, ehe er sich erhob. „Geh schlafen. Ich übernehme die erste Wache.“

Itachi verbarg seine Skepsis, obwohl er lieber zuerst Wache gehalten hätte. So müde fühlte er sich nicht…und er hatte immer noch ein Problem damit, Kisame zu vertrauen. Ja, ihr Verhältnis zueinander hatte sich in den letzten Tagen gebessert, doch es gab keine Garantie dafür, dass sein Partner es sich nicht anders überlegte.

Trotzdem legte er sich hin, würde zumindest etwas dösen. Wobei…das letzte Mal war er auch mehr unfreiwillig weggedämmert…und tatsächlich hatte Kisame ihm bislang noch nicht den Kopf abgerissen. Innerlich seufzte er leise, warf einen Blick zu dem Hünen, der nun am Fenster stand…wie war das noch? Er sollte ihm nie den Rücken kehren? Anscheinend hielt sich da jemand nicht an die eigenen Vorsätze, doch er sagte dies besser nicht laut.

Itachi senkte die Lider, driftete nach einer Weile in einen unruhigen Halbschlaf ab…

Reiseziele

Leise drang das Prasseln des Regens an seine Ohren, ein nahezu gleichmäßiges Rauschen, das die Straßen erfüllte. Schon seit Tagen regnete es fast ununterbrochen, egal, wie weit sie vorankamen, die grauen Wolken schienen ihnen zu folgen. Es mochte daran liegen, dass sie sich noch nicht allzu weit von Ame-Gakure entfernt hatten. Aber es störte ihn nicht, schließlich war das Wasser sein Element und sein jüngerer Partner schien sich ebenfalls nicht anzustellen, wenn sie mal wieder durch den Matsch waten mussten. Nicht, dass es nicht durchaus angenehm war, auch mal im Trockenen zu sitzen – deswegen und wegen einer warmen Mahlzeit hatten sie dieses Gasthaus aufgesucht.

Es waren mittlerweile drei Tage vergangen, in denen es keine nennenswerten Vorfälle gegeben hatte. Man konnte den Ablauf regelrecht langweilig nennen, da die Gegend, durch die sie wanderten, nur so von Zivilisten-Dörfern strotzte. Neutrale Zone, wenn man so wollte, und sogar er verspürte keine besondere Lust, diese schwächlichen Menschen aufzumischen.

Wenn er schon einen Kampf bestritt, so sollte es schon einen oder mehrere ebenbürtige Gegner geben. Bislang herrschte diesbezüglich jedoch Flaute, so dass er sich mehr und mehr unausgelastet fühlte. Es machte ihn unzufrieden, vor allem da Itachi kein sonderlich gesprächiger Typ war.

Kisame beobachtete seinen Partner, der ihm gegenüber saß und seine Hände an dem mit Tee gefüllten Tongefäß wärmte. Es war schwer zu sagen, ob er nachdachte oder einfach nur gedankenverloren dem Regen zuschaute.

Seitdem sie Frieden auf Zeit geschlossen hatten, waren sie nicht wieder aneinander geraten. Kisame versuchte sich daran zu erinnern, wann so etwas das letzte Mal vorgekommen war – es wollte ihm nicht einfallen. Die meisten seiner früheren Mitstreiter hatten ein loses Mundwerk besessen und ihn damit oft provoziert. Überheblichkeit und Dummheit waren etwas, das er nicht lange ignorieren konnte.

Die wenigen Kameraden, die er gut hatte ertragen können, waren rasch gestorben – durch fremde oder seine eigenen Hände. Letzteres war unumgänglich gewesen, wenn sie umzingelt worden waren und die Mission zu scheitern drohte. Wie lange würde es wohl dauern, bis er Uchiha Itachi zum Schweigen bringen musste?

So etwas wie Freundschaft und Vertrauen waren unter Shinobi nichts wert, in seiner Heimat hatte er schon als Kind in ständigem Misstrauen gelebt. Aus diesem Blickwinkel betrachtet war Itachi schon etwas Besonderes, schließlich stand er in dessen Schuld – und das war ihm zuvor noch nie passiert.

In der Regel versuchte aber auch niemand, sein Leben zu retten, indem er sich von einer Klippe werfen ließ. Kisame mochte ein skrupelloser Mörder und Verräter seines Dorfes sein, aber er beglich seine Schulden. Somit wurmte es ihn schon, dass Itachi seine Hilfe anscheinend nicht benötigte, sondern ganz gut allein klar kam. Wann immer sie auf Gegner trafen, stand der Uchiha nicht hinter ihm zurück – auch wenn er seine Kämpfe meistens ohne großes Blutvergießen ausfocht.

Die Sache würde wohl nicht so schnell aus der Welt geschafft werden können, wobei sich Kisame jedoch fragte, ob er das überhaupt wollte. Also, seine Schuld wieder gutmachen, das auf jeden Fall…aber er hatte bemerkt, dass sie deutlich entspannter miteinander umgingen, seit sie eine Abmachung hatten. Sicher, Kisame hatte es nicht zugegeben, doch auch er war ständig wachsam gewesen, seitdem sie zusammen umherzogen. Mittlerweile hatte sich das gelegt, so dass er des Nachts tatsächlich mal ein Auge zumachte…so wie auch der Uchiha.
 

Eben jener drehte plötzlich den Kopf in seine Richtung, die dunklen Augen hefteten sich auf ihn, als hätte er seine Gedankengänge mitbekommen. Natürlich war das absurd.

„Wenn wir der Route Richtung Süden folgen, werden wir in einer Woche im Windreich sein.“

Kisame neigte ein wenig den Kopf zur Seite.

„Könnte hinkommen“, brummte er. „Solange wir keine Anweisungen von Pain erhalten, können wir uns aufhalten, wo wir wollen.“

„Wir sollten unsere Heimatdörfer meiden.“

Kisame schnaubte belustigt.

„Du denkst ernsthaft, dass man mich in anderen Dörfern nicht erkennt?“

Na, auf die Antwort war er ja mal gespannt, immerhin war er ziemlich auffällig. Schon seine Statur war sehr markant, von seinem Gesicht fing er erst gar nicht an und wer immer noch Zweifel hatte, würde sicher Samehada erkennen. Itachi erwiderte seinen Blick ruhig; wenn er sich in die Enge getrieben fühlte, dann zeigte er es nicht.

„Solange wir uns nicht im Kern von Suna-Gakure aufhalten, ist die Möglichkeit jedenfalls geringer.“

Nun, wortgewandt war er ja, das musste der Ältere zugeben.

„Nette Umschreibung“, kommentierte er das Gesagte und funkelte seinen Partner amüsiert an.

Letzterer zuckte bloß mit den Schultern, ehe er noch einen Schluck Tee trank.

„Zudem solltest du Henge no Jutsu beherrschen.“

„Daran sollte es nicht scheitern.“

Itachi nickte bloß, während er seinen Blick erwiderte. Eine Weile schwieg der Uchiha, bevor er dann doch wieder die Stille brach.

„In Suna-Gakure gibt es einen Jinchuuriki.“

Nun, das machte das Reiseziel schon mal attraktiver, auch wenn es vorerst nur um Informationsbeschaffung ging. Auch er hatte schon von dem Monster, das Sunas Mauern beherbergte, gehört…das würde sicherlich interessant werden.

„Dann sollten wir dem wohl auf den Grund gehen. Diese Gegend langweilt mich ohnehin…und die Shinobi aus Suna sollen angeblich ziemlich stark sein.“

Obwohl Itachis Mimik so sparsam war, wusste Kisame, dass er wenig begeistert von seinen Worten war. Kein Wunder…sein Partner schien Konfrontation eher vermeiden zu wollen. Dabei war das, was er bisher von ihm gesehen hatte, gar nicht mal übel, kämpfen konnte er.

„Wir sollen unnötige Aufmerksamkeit vermeiden.“

„Schon klar…wenn wir aber angegriffen werden, dürfen wir uns wehren.“

Kisame entblößte eine Reihe scharfer Zähne, als er breit grinste. Wie immer ließ sich Itachi davon nicht einschüchtern…ein bisschen Respekt gebührte ihm ja schon dafür, dass er nicht vor ihm kuschte. Sogar erwachsene Männer schluckten, wenn er sein Gebiss entblößte.

„Was dir nicht ungelegen käme.“

Der Haimensch schmunzelte.

„Ich würde lügen, würde ich das verneinen.“

Itachi gab einen Laut von sich, der wohl am ehesten als ein genervtes Seufzen durchging. Wenn ihre Partnerschaft noch ein paar Monate hielt, würde er Itachis spärliche Emotionen vielleicht irgendwann besser lesen können. Im selben Moment wunderte er sich, dass er das tatsächlich in Erwägung zog.
 

„Dieser Jinchuuriki“, nahm er das Thema wieder auf. „Was weißt du bislang über ihn?“

Itachi ließ sich erneut Zeit mit seiner Antwort, hielt den Blick auf den Inhalt seiner Tasse gerichtet. Vermutlich überlegte er, wie viel er ihm erzählen wollte – etwas, das Kisame nicht gerade schätzte.

„Nicht viel.“

Kisame sah ihn auffordernd an.

„Das heißt?“

„Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Bijuu in Kindern versiegelt werden“, murmelte der Uchiha und schien mit seinen Gedanken kurz abzudriften.

„Ein Kind?“, hakte der Haimensch nach.

Direkt dachte er an Yagura, den Yondaime Mizukage, denn auch dieser war ziemlich jung gewesen, als man den Sanbi in ihm versiegelt hatte. Vor ihm war da dieses Mädchen aus Konoha gewesen, das sie als Gefäß missbraucht hatten…ihm selbst war das einerlei, doch Kinder waren sehr viel einfachere Ziele. Andererseits…sein Blick schweifte wieder zu Itachi, betrachtete diesen ein paar Sekunden lang. Na gut, vielleicht sollte er nicht alle Kinder in einen Topf werfen.

„Ja“, bestätigte Itachi seine Frage. „Gerüchten zufolge ist es einer der Söhne des Kazekage.“

Kisame lachte freudlos auf, woraufhin die junge Bedienung, die soeben an ihren Tisch getreten war, erschrocken zusammenzuckte. Kurz schweifte seine Aufmerksamkeit vom Thema ab, als sie sichtlich nervös vor ihnen stand, wohl unsicher, ob sie ihr Gespräch unterbrechen durfte.

„Uhm…möchten die Herren noch etwas zu trinken?“

Kisame konnte nicht anders, als ihr ein sehr breites Grinsen zu schenken – wobei sich ihre großen Augen direkt auf sein Gebiss richteten. Oh, war sie etwa gerade erbleicht? Wundern sollte es ihn wohl nicht und er war solche Reaktionen längst gewöhnt, als dass sie ihm großartig etwas ausmachten. Meistens provozierte er es ja geradezu.

„Für mich noch Sake“, erwiderte er gut gelaunt.

Sie nickte scheu, ehe sie fragend zu Itachi schaute, doch dieser lehnte dankend ab. Amüsiert beobachtete Kisame, wie die junge Frau weghuschte, um noch mehr Sake zu bringen. Er genehmigte sich gern mal ein paar Schälchen zum Abend hin, wenn er die Möglichkeit hatte. Betrunken war er eigentlich nie, vertrug ordentlich was, so dass er sich darum nicht sorgte.
 

„Sie hat Angst vor dir.“

Kisame drehte den Kopf wieder zu seinem Partner, ein heiteres Grinsen auf den Lippen.

„Wie dir vielleicht aufgefallen ist, haben die meisten Leute Angst vor mir.“

Itachi erwiderte seinen funkelnden Blick wie die Ruhe selbst, wartete mit einer Entgegnung, bis die Bedienung den Sake abgestellt hatte und mit leisem Gemurmel verschwunden war.

„Und das erfreut dich?“

Obwohl Itachis Mimik stoisch wie eh und je war, vernahm er doch die leise Skepsis in seiner Stimme.

„In den meisten Fällen schon“, gab er zu und schenkte sich noch etwas nach. „Gibt ja auch gute Gründe, mich zu fürchten, nicht wahr?“

„Hm.“

Kisames Grinsen verblasste nicht, als der Uchiha die Tatsache nicht abstritt. Wobei er ja eher zu der Sorte gehörte, die ihm gesundes Misstrauen entgegenbrachte…doch Angst? Nein. Nichts von dem, was Kisame gesagt oder getan hatte, hatte seinen Partner bisher verstören können. Interessant.

„Gut, manchmal ist es auch nervig“, redete er weiter. „Du weißt schon…oder na ja, vielleicht auch nicht, bist ja ziemlich jung.“

Itachi runzelte die Stirn, schien wirklich nicht zu verstehen, was er meinte.

„Na, Frauen eben…also, nicht solche wie die von eben“, führte er es genauer aus. „Frauen für die Nacht halt…ist ungünstig, wenn die vor mir zurückschrecken, weil sie denken, es könnte ihre letzte sein.“

Anscheinend hatte es Klick gemacht, denn Itachi senkte plötzlich den Blick. Was denn? War er da etwa empfindlich? Seinen Drohungen hielt er stand, aber so ein Gespräch war ihm unangenehm?

„Schau nicht so…wolltest es doch wissen, oder?“

„…hm.“

Kisame konnte sich ein raues Lachen nicht verkneifen, wofür ihm der Uchiha einen undefinierbaren Blick zuwarf. Auch noch eine Spaßbremse, das wurde ja immer besser; noch etwas, woran sie arbeiten mussten.
 

„Der Jinchuuriki“, kam Kisame wieder auf das alte Thema zurück.

Er merkte ja, dass sich Itachi nicht zu seinen Frauengeschichten zu äußern gedachte – und er musste das auch nicht mit einem Kind besprechen. Eigentlich hatte er ihn nur ein bisschen aufziehen wollen, doch sein Partner schien eine harte Nuss zu sein.

„Hab gehört, der soll ein richtiges Monster sein“, gab er wieder, was ihm zugetragen worden war.

Da man dasselbe über ihn sagte, wäre es interessant, herauszufinden, wer von ihnen das größere Monster wäre. Itachi schien seine Gedanken zu erraten, denn er neigte leicht den Kopf.

„Das ist einer der Gründe, aus dem wir uns ruhig verhalten und auf die Informationsbeschaffung konzentrieren sollten.“

Ein eindringlicher Blick traf ihn, doch Kisame winkte bloß ab.

„Schon klar, ich bin nicht so beschränkt, dass ich einen Aufruhr veranstalte…nicht, wenn keiner aufmuckt.“

Er schmunzelte, doch Itachi sagte nichts weiter dazu; vielleicht hatte er erkannt, dass er seine Belehrungen auch für sich behalten konnte. Dabei meinte Kisame seine Worte durchaus ernst, denn Suna war eine mächtige Nation und er hatte nicht vor, in einem Wespennest herumzustochern. Pain wäre sicher alles andere begeistert, wenn sich Akatsuki schon jetzt allzu auffällig präsentierte.

„Im Windreich sind die Wasserquellen begrenzt.“

Kisame zog die Brauen zusammen, da er nicht verstand, warum er ihm das mitteilte.

„Ist ja auch eine Wüste, da ist Wassermangel logisch, oder?“

„Deine Jutsu basieren auf Wasser.“

„Ja, ist mir bewusst.“

„Ist das kein Nachteil für dich?“

Kisame konnte nicht anders, als darüber belustigt zu grinsen.

„Ein Nachteil?“, wiederholte er. „Dachte, du hättest so viel über mich gehört? Das Bijuu ohne Schweif, du erinnerst dich?“

„Ja.“

Obwohl die Antwort so knapp ausfiel, entging Kisame der Funken Neugierde nicht, der in Itachis dunklen Augen aufblitzte.

„Den Beinamen trage ich, weil ich über so viel Chakra verfüge, dass ich mit einem Jinchuuriki locker mithalten kann. Selbst in der Wüste kann ich dank meines Chakras Unmengen von Wasser beschwören, das ist kein Problem.“

Itachi gab ein Nicken von sich.

„Nun, das ist praktisch“, hörte er ihn sagen.

Kisame konnte Schleimer nicht ausstehen und er hatte in seiner Laufbahn schon einige getroffen, die meinten, sich so bei ihm gutstellen zu können. Itachi hatte deutlich gemacht, dass er das nicht nötig hatte…ihn die meiste Zeit über noch kritisiert. Das, was er bislang von ihm mitbekommen hatte, ließ darauf schließen, dass er ehrlich war…und gegen ernstgemeinte Anerkennung war nichts einzuwenden.
 

„Du warst bereits in Suna?“

Er nickte auf die Frage hin, dachte daran zurück.

„Ist aber schon einige Jahre her…damals war ich noch keiner der Shinobigatana Nananinshuu.“

Sein Blick schweifte für ein paar Sekunden zu Samehada, das neben ihm an der Wand lehnte. Mittlerweile konnte er sich gar nicht mehr vorstellen, ohne es zu sein…es war wie ein Teil von ihm.

„War damals eine Gruppenmission…sagen wir, nicht alle haben es lebend zurückgeschafft“, murmelte er und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Itachi.

„Verstehe.“

Kisame glaubte es ihm, denn er musste an ihr damaliges Gespräch über die ANBU zurückdenken und davon abgesehen starben Shinobi überall.

„Konoha und Suna sind doch Verbündete, nicht wahr?“, lenkte er ein. „Was ist mir dir? Warst du bereits dort?“

Sein Partner schüttelte langsam den Kopf, ohne den Blick abzuwenden. Na gut, in seinem Alter konnte man wohl nicht erwarten, dass er sonderlich weit herumgekommen war, ANBU hin oder her. Dennoch schade, er hatte sich da eine Geschichte erhofft, aber so, wie er Itachi kannte, hätte er sie ihm ohnehin nicht erzählt.

„Suna also…“

„Suna“, bestätigte der Uchiha und Kisame grinste.

„Na dann…“

Er hob sein Schälchen, funkelte sein Gegenüber an.

„Auf gute Zusammenarbeit, was?“

Itachi maß ihn ein paar Sekunden lang mit einem nachdenklichen Blick, ehe er ein Nicken von sich gab. Beinahe wäre Kisame das dezente Zucken um seine Mundwinkel entgangen, doch es war wirklich da. Kein Lächeln, aber etwas, das schon als Gefühlsregung durchging…immerhin. Wobei er zugeben musste, dass er Itachi auch wenig Grund zum Lächeln gab.

„Das wäre zu hoffen.“

Die Worte brachten ihn zum Schmunzeln, vor allem als Itachi mit seinem Becher Tee anstieß. Vielleicht hatte er vorschnell geurteilt und das hier würde doch ganz amüsant werden. Nun, er würde abwarten…zumindest, bis er sich entsprechend revanchiert hatte.

Zusammenkunft

Diesmal würde es anders ablaufen als die Male zuvor, denn dieses Mal hatte er ihn. Das Adrenalin pumpte durch seine Adern, so wie es immer der Fall war, wenn er sich einen würdigen Kampf lieferte. Wie berauscht funkelte er ihn aus seinen Raubtieraugen an, während er Fingerzeichen schloss. Das Waldstück, in dem sie sich befanden, war recht weit abseits gelegen…niemand würde etwas hiervon mitbekommen.

Das Grinsen in seinem Gesicht wurde breiter, als er seine drei Doppelgänger, die seine Zeichen nun imitierten, fixierte.

„Suiton: Suirou no Jutsu!“

Er sah, wie sich die roten Augen weiteten, ehe ihr Besitzer in ein Gefängnis aus Wasser eingeschlossen wurde. Genau genommen waren es drei Personen, äußerlich vollkommen identisch – doch einer musste das Original sein. Er hatte ihn nicht aus den Augen gelassen, sein Chakra gespürt und sich darauf konzentriert – diesmal konnte er ihn nicht täuschen. Dennoch ließ er seine Deckung nicht fallen, denn die Anspannung würde erst verschwinden, wenn sich zwei der drei Personen auflösten und nur einer übrig blieb.

„Du wirst ertrinken“, prophezeite er hämisch, während er näher herantrat.

Alle drei blickten ihn aus geweiteten Sharingan an, begannen von Sekunde zu Sekunde mehr zu zappeln und gegen die aus Wasser bestehenden Wände anzukämpfen.

„Gib dir keine Mühe“, kommentierte er dies. „Du weißt genau, dass es sinnlos ist.“

Nun, wie lange würde es dauern, bis die Bewegungen erlahmten? Der Durchschnitt der Menschen konnte ungefähr eine Minute die Luft einhalten – danach würde es eng werden. Er musste nur noch ein bisschen warten, beobachtete die drei Gefangenen aufmerksam.

Der erste Doppelgänger löste sich in Luft auf, so dass auch die Wasserkugel in sich zusammenfiel. Nummer eins…er blickte zum nächsten, wo dieselbe Reaktion folgte. Einer noch übrig. Ihre Blicke trafen sich, starrten einander an…und er wusste, er konnte ihn ertrinken lassen. Wenn er wollte, konnte er ihrer Partnerschaft, die mittlerweile seit über zwei Jahren bestand, ein Ende machen. Es lag in seiner Hand und das stellte sich als ziemlich gutes Gefühl heraus, denn die Male zuvor war er stets unterlegen gewesen.

„Ich habe dir doch gesagt, unterschätze mich nicht“, konnte er sich den spöttischen Spruch nicht verkneifen.

In den vergangenen Jahren hatte er nie einen solchen Ausdruck in Itachis Gesicht gesehen. Panik…weil er wusste, dass das sein Ende sein könnte. Kisame neigte den Kopf selbstzufrieden zur Seite, prägte sich den Anblick ein, ehe er Fingerzeichen schloss – und das Jutsu auflöste.

Seine Wasserdoppelgänger verpufften einer nach dem anderen und er trat noch näher heran, kaum dass die letzte Kugel in sich zusammenstürzte. Itachis durchnässter Körper fiel zu Boden, erzitterte unter den Nachwirkungen des Sauerstoffmangels. Wie ein Fisch auf dem Trockenen schnappte er nach Luft, röchelte immer wieder und Kisames Grinsen wollte einfach nicht weichen.

Seine Hand lag bereits wieder um den Schwertgriff Samehadas, während er näher trat, bis er direkt vor ihm stand. Genugtuung durchfuhr ihn, als er ihn so sah, und für einen Moment fragte er sich, wie Itachi schauen würde, wenn er ihm Samehada durch die Haut ziehen würde. Als hätte es seine Gedanken gelesen, gurrte das einbandagierte Schwert leise, doch der Hüne ignorierte es.

Anstatt seiner Überlegung Folge zu leisten, ließ er den Griff los und reichte dem Uchiha wortlos, aber immer noch grinsend, die Hand. Noch während er sich ausmalte, wie lange er seinem Partner diese Niederlage unter die Nase reiben würde, durchschnitt ein schrilles Krächzen die Stille.

Kisame hielt augenblicklich inne, runzelte die Stirn, während er einen Blick über die Schulter warf. Allein der Anblick der schwarzen Aasgeier ließ die Unruhe in ihm aufsteigen. Misstrauisch ließ er den Blick schweifen, entdeckte mindestens 30 Raben, die sich über ihnen in den Baumkronen niedergelassen hatten.

Wieder ertönte Samehadas Gurren, deutlich aggressiver als beim ersten Mal, und nun wusste er es richtig zu deuten. Verfluchter Uchiha.
 

„Und ich sagte dir dasselbe.“

Kisame knirschte mit den scharfen Zähnen, als der letzte Schattendoppelgänger zu seinen Füßen verpuffte. Gleichzeitig verschwamm die Umgebung und er sah mit an, wie sich der Rabenschwarm langsam auflöste. Sein Partner saß auf dem Ast, von wo er vermutlich die ganze Zeit zugeschaut hatte, und erwiderte seinen Blick ruhig.

Zumindest hatte er den Anstand, seinen Triumph nicht offen zur Schau zu stellen, so wie der Ältere es zuvor getan hatte. Kisame verzog das Gesicht, während er den anderen finster anschaute.

„Gen-Jutsu, huh?“

Itachi gab ein Nicken von sich, ehe er zu ihm auf den Boden sprang. Inzwischen war er ein gutes Stück in die Höhe geschossen, auch wenn Kisame ihn natürlich immer noch überragte. 16 Jahre alt war er mittlerweile, so dass „Kind“ nicht mehr die passende Bezeichnung war. Die Haare waren noch ein Stückchen länger geworden, die Züge ein bisschen erwachsener, aber ansonsten hatte er sich nicht viel verändert.

„Ärgerlich“, brummte er. „Ich dachte, dieses Mal hätte ich dich…hast dein Chakra verborgen, ne?“

Abermals ein Nicken und erst jetzt bemerkte Kisame, dass sich Itachis Sharingan verändert hatte. Während ihrer Reisen war ihm das schon öfter aufgefallen und er erinnerte sich noch daran, als er den Uchiha einst danach gefragt hatte. Mangekyou Sharingan nannte er es und wie es aussah, waren seine Gen-Jutsu durch diese Fähigkeit noch stärker.

Die dunkle Iris begann zu rotieren, wobei Itachis Lider auffällig zuckten, ehe sich das normale Sharingan bildete. Es war eher selten, dass der andere diese Form des Sharingan nutzte, und er wirkte danach immer ein bisschen benommen. Kisame vermutete, dass es unschöne Nebenwirkungen bei dieser Technik gab, doch bislang hatte Itachi auf diesbezügliche Fragen seinerseits nie geantwortet.

„Na ja“, brach er das Schweigen. „Trotzdem war’s nicht schlecht…das Training, meine ich. Vor deinem Gen-Jutsu hab ich dich erwischt, nicht wahr?“

Er deutete auf den Riss in Itachis Ärmel und dieser schob den Stoff beiseite, musterte das wunde Handgelenk. Seine Wassertechniken konnten mitunter ziemlich üble Wunden hinterlassen, doch in diesem Fall würde sich lediglich ein Bluterguss bilden.

„Hast du.“

Es befriedigte Kisame zumindest ein wenig, dass er sich nicht die ganze Zeit in dem Gen-Jutsu befunden hatte. Lieber kämpfte er gegen den richtigen Itachi, denn rein körperlich war er ihm überlegen – was nicht bedeutete, dass sein Partner in Sachen Tai-Jutsu nichts drauf hatte. Eher im Gegenteil…

„Du hast nicht versucht, mich zu töten.“

Kisame drehte den Kopf zu seinem Partner, runzelte die Stirn.

„Der Gedanke war da“, gestand er und zuckte mit den Schultern. „Aber so eine Plage bist du nun auch nicht, dass ich dich unbedingt loswerden muss.“

Als Itachi ihn anblickte, wirkte er nachdenklich.

„Und ich nahm an, es läge daran, dass du mir noch etwas schuldig bist“, erwiderte er ohne jede Regung in seinem Gesicht.
 

Verdammt. Kisame war normalerweise nicht auf den Mund gefallen, aber damit hatte er ihm den Wind aus den Segeln genommen. Verdutzt schaute er ihn an, während er nach einer Ausrede suchte, doch ihm fiel einfach keine geeignete ein. Fakt war, dass er seine Worte schon ernst gemeint hatte, denn sie kamen tatsächlich gut miteinander aus.

Itachi hatte sich als recht angenehmer Kamerad herausgestellt, etwas wortkarg vielleicht, aber daran hatte er sich gewöhnt. Keine seiner Eigenschaften störte Kisame so sehr, dass er sich durch seine Nähe genervt fühlte. Er war loyal, was man vor allem an der Sache damals an der Klippe gemerkt hatte, und er war kein Schwächling, sondern konnte auf sich aufpassen.

In den Jahren, die sie zusammen umhergezogen waren, waren sie immer wieder in Situationen geraten, in denen sie sich gegenseitig den Rücken hatten decken müssen. Nie war eine Situation eingetreten, in der Itachi wirklich in Gefahr gewesen war…demnach hatte er seine Schuld bis heute nicht beglichen. Vielleicht hätte er sich darüber ärgern müssen, doch die Wahrheit war, dass es ihn nach all der Zeit nicht mehr kümmerte.

„Schon gut.“

Die Worte rissen ihn aus seiner Starre und er wandte sich dem Uchiha zu, froh, dass dieser nicht weiter darauf einging.

„Wir sollten uns wieder auf den Weg machen“, fuhr er fort und Kisame nickte zustimmend.

„Müssen wir wohl…“

Ein Seitenblick traf ihn, ehe sich Itachi zum Gehen wandte.

„Es wird nicht lange dauern.“

„Ist mir bewusst…“, brummte er, wobei er neben dem Uchiha schritt.

„Hm.“

„Pass bei der Schlange auf“, sprach er dann doch aus, was ihm seit ihrer Reise zum Treffpunkt durch den Kopf geisterte.

Itachi sah ihn wieder von der Seite an.

„Du meinst Orochimaru.“

„Seit du dich Akatsuki angeschlossen hast, klebt er dir an den Hacken“, murrte er, da ihn dies schon seit einer Weile störte. „Wäre an deiner Stelle vorsichtig. Bei dem weiß man nie, was er vorhat…und ich kann mir nicht vorstellen, dass so viel Interesse gut für dich ist.“

Wieder schwieg sein Partner, hielt den Blick auf ihren Weg gerichtet, während er seine Warnung zu überdenken schien. Kisame glaubte nicht, dass Itachi dies bisher entgangen war. Dafür war der verstoßene San-nin etwas zu auffällig auf ihn fixiert. Zumal Kisame Gerüchte gehört hatte, dass Orochimaru ein großes Interesse an seltenen Kekkei Genkai hegte.

„Sorgst du dich um mich?“

Zum zweiten Mal an diesem Tage konnte Kisame seinen Partner nur irritiert anstarren; solche Direktheit war ungewöhnlich für diesen.

„Unsinn.“

Andererseits, welchen Grund sollte er sonst dafür haben, dass er den Uchiha vor der Schlange warnte? Da hatte er sich ja in etwas hineinmanövriert. Als ihm das dezente Lächeln auf Itachis Lippen auffiel, trug das nicht dazu bei, dass er sich besser fühlte. Großartig, jetzt amüsierte er sich auch noch über ihn.

„Ich werde schon aufpassen“, hörte er ihn sagen. „Trotzdem danke.“

Anscheinend war das ehrlich gemeint, denn es klang nicht höhnisch, und er besänftigte Kisame damit. Der Uchiha hatte ja bereits bewiesen, dass er auf sich selbst Acht geben konnte…doch wie sagte man? Vorsicht war besser als Nachsicht.
 

Sie kamen gegen Abend in der Herberge an, die Zetsu ihnen als Treffpunkt vermittelt hatte. Mit der Unterkunft hatte Kisame jedenfalls kein Problem, denn so würden sie nicht wieder im Wald nächtigen müssen. Empfindlich war er zwar nicht, doch wenn er die Wahl zwischen Abendbrot sowie einem Zimmer mit Futon und dem kalten Waldboden hatte, musste er nicht lange überlegen.

Er folgte seinem Partner, der zielstrebig auf die Rezeption zuschritt, die junge Frau dahinter fixierte. Diese musterte sie beide neugierig, ehe sie ein zaghaftes Lächeln aufsetzte.

„Zwei Zimmer für die Nacht?“, erkundigte sie sich.

Kisame kam der Gedanke, dass sie das schon oft gefragt worden waren, doch bislang hatte eine Räumlichkeit stets genügt. Sie waren praktisch vogelfrei und somit war ein gemeinsames Zimmer aus mehreren Gründen praktisch, vor allem seit sie einander soweit vertrauten, dass man abwechselnd Wache hielt. Niemand konnte garantieren, dass man sie nicht erkannte und hinterrücks verpfiff. Kisame mochte blutige Kämpfe, die ihm einiges abverlangten…unangenehme Überraschungen, wie ihm Schlaf abgestochen zu werden, mochte er weniger.

Ja, er hatte Samehada und in der Regel einen ausgeprägten Instinkt, aber Itachi hatte sich über die Zeit hinweg als recht nützlich erwiesen. Noch ein Grund war ihr Budget, denn das war beschränkt, da sie von dem leben mussten, was ihnen Kakuzu bereit war zu geben – und mal ehrlich, jeder wusste, wie knauserig der Alte war. Ab und zu nahmen sie kleinere Aufträge aus den Dörfern an, doch der Lohn reichte oft nur für eine Bleibe über Nacht und eine Mahlzeit.

„Eines wird genügen“, hörte er Itachi sagen und verwirrte die Frau offenkundig damit. „Wir sind hier wegen eines Treffens.“

Ihre Miene erhellte sich direkt, anscheinend waren die anderen schon da.

„Oh! Ich verstehe, Sie gehören zu diesen Leuten…folgen Sie mir bitte!“

Sie neigte leicht den Kopf, ehe sie ihnen voran den Gang hinunter schritt. Kisame tauschte einen Blick mit seinem Partner, dann aber folgten sie der jungen Frau, die sie an einigen Schiebetüren vorbei führte und erst am Ende des Flurs stehen blieb.

Kaum, dass die Frau die Tür beiseitegeschoben hatte, richtete sich alle Aufmerksamkeit auf sie beide. Anscheinend waren sie wirklich die letzten…das wurde langsam zur Gewohnheit. Nun gut, Zetsu fehlte mal wieder, aber das war keine Seltenheit, denn der pflanzenartige Shinobi war die meiste Zeit allein unterwegs, um ihnen Informationen zu beschaffen.

„Kisame, Itachi…willkommen.“

Es gab wohl niemanden außer Pain, der eine Begrüßung so monoton verlauten lassen konnte. Na ja, Itachi vielleicht, der hatte es auch nicht so mit Emotionen. Ihr momentaner Anführer saß am Kopfende des Tisches, Konan zu seiner Rechten, und musterte sie kurz aus seinen grauen Augen.

„Setzt euch.“

Zur Feier ihres Wiedersehens hatte Kakuzu wohl ausnahmsweise etwas tiefer in die Tasche gegriffen, wenn er sich das Mahl auf dem Tisch so ansah. Fürs leibliche Wohl war jedenfalls gesorgt…sein Blick glitt interessiert zu ihrem rothaarigen Mitglied, das starr wie eine Puppe zwischen Konan und Kakuzu saß.

Inzwischen hatte er seine Pläne, sich in ein Stück Holz umzubauen, sicherlich vervollständigt. Kisame fand den Knilch nach wie vor unheimlich, noch mehr als Kakuzu, dem er sich nun gegenüber setzte.

„Es ist eine Weile her…“

Weder er noch Itachi, der sich an seine freie Seite setzte, erwiderten etwas darauf und auch die anderen schwiegen. Eine Seltenheit und Kisame fiel unwillkürlich auf, dass Pain über eine Autorität gebot, die nicht einmal Orochimaru infrage zu stellen wagte. Es hatte schon seinen Grund, warum dieser Mann die Akatsuki führte.

„…nun, da alle anwesend sind, können wir beginnen.“
 

Es war tatsächlich Monate her, dass sie sich zusammengefunden hatten – die vorigen Male nur mithilfe von Pains Hologramm-Künsten. Dementsprechend gab es diesmal einiges zu besprechen, wenngleich nichts davon sie ihrem Ziel wirklich näher brachte. Gut, sie wussten nun über fast jedes der neun Bijuu ausreichend Bescheid, doch richtig in Aktion war bislang keiner von ihnen getreten. Laut Pain war es noch nicht an der Zeit, allerdings fragte sich Kisame unweigerlich, wann es das denn sein würde.

Andererseits war ihm bewusst, dass sie in der Unterzahl wären, wenn sie sich mit den Großmächten anlegten – und das würden sie, denn die meisten Jinchuuriki befanden sich in deren Gewahrsam. Viel mehr, als ihre Zurückhaltung zu akzeptieren, blieb also keinem von ihnen übrig.

„Die Hälfte der Jinchuuriki besteht aus Kindern“, ergriff Kakuzu das Wort. „Wir sollten nicht warten, bis sie alt genug sind, um Widerstand zu leisten.“

Zugegeben, das war ein gutes Argument.

„Diese Kinder sind nicht auf sich allein gestellt“, schaltete sich Orochimaru ein. „Zwischen dem Jinchuuriki des Kyuubi und uns steht beispielsweise nicht nur der Sandaime Hokage, sondern auch eine Vielzahl sehr fähiger Shinobi.“

Kakuzu schnaubte verächtlich.

„Laut meinen Informationen hat dieses neunschwänzige Biest Konoha bereits zweimal fast vernichtet…ist es nicht so?“

Die blutunterlaufenen Augen fixierten den Uchiha zu seiner Seite, woraufhin dieser ein knappes Nicken von sich gab. Itachi musste noch sehr jung gewesen sein, als dies passiert war…es war bestimmt mehr als zehn Jahre her, dass der Kyuubi Konoha angegriffen hatte.

„Wie viele Shinobi würden sich vor das Monster werfen, das ihnen ihre Angehörigen genommen hat? Es ist kein Geheimnis, dass die Jinchuuriki in ihrer eigenen Heimat geächtet sind.“

„Das mag sein“, erwiderte Konan, die sich bislang still verhalten hatte. „Aber sie werden dennoch nicht zulassen, dass wir ihnen ihre mächtigste Waffe entwenden.“

„Die Jinchuuriki mögen von vielen verhasst sein, aber sie haben einen hohen Wert“, fügte Pain hinzu und machte damit seine Meinung deutlich. „Das ist der Grund, warum die meisten sie lieber verbergen, anstatt sie auf Missionen zu schicken…vor allem, wenn es sich um Kinder handelt.“

„Also warten wir, bis sie noch stärker werden?“, fragte Kisame und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Nicht, dass ich einen guten Kampf nicht zu würdigen weiß…aber das macht uns im Endeffekt mehr Arbeit.“

„Lange wird keiner von euch mehr warten müssen“, gab Pain zurück. „Doch noch sind die Vorbereitungen nicht abgeschlossen.“

Sofort horchten alle auf, erhofften sich nähere Informationen.

„Du sprichst von diesem besonderen Jutsu?“, erkundigte sich Orochimaru und seine gelben Augen blitzten auf.

„Das tue ich“, antwortete ihr Anführer, äußerte sich jedoch nicht weiter dazu.

Kein Wunder, denn das Interesse der Schlange ging oftmals zu weit; Kisame vermutete, dass es niemanden bei Akatsuki gab, der Orochimaru wirklich traute. Vor allem nicht dessen Partner, der bei der Erwähnung ebenfalls aufgesehen hatte, und der musste es schließlich wissen.

„Bis es soweit ist, bleiben wir bei unseren Plänen“, fuhr Pain fort und blickte in die Runde. „Es ist wichtig, dass sich uns weitere Verbündete anschließen und wir die Bijuu im Auge behalten. Zetsu hat Informationen zusammengetragen, denen ihr nachgehen werdet.“

Sein Blick richtete sich auf Kakuzu, der die Arme verschränkt hielt und ihn abwartend ansah.

„Du wirst morgen früh in Richtung Shimo no Kuni aufbrechen – Konan wird dich begleiten.“

„Shimo, huh?“, kam es skeptisch von dem Vermummten. „Das liegt in der Nähe von Kumo-Gakure.“

„Ja. Ihr werdet dort deinen neuen Partner treffen.“

Es war Kakuzu trotz seiner Maske deutlich anzusehen, dass ihm diese Neuigkeit missfiel. Kein Wunder, denn es war kein Geheimnis, dass der Älteste unter ihnen dazu neigte, seine Partner regelmäßig ins Jenseits zu befördern. Vermutlich war deswegen Konan als Unterstützung dabei, auch wenn Kisame bezweifelte, dass Kakuzu seinen neuen Partner nicht dennoch irgendwie tot bekam.
 

„Konan wird dir alles Wichtige auf dem Weg mitteilen“, durchschnitt Pains Stimme die Stille und die beiden nickten. „Orochimaru, Sasori…ihr geht nach Kiri-Gakure und seht, ob ihr Näheres über den Verbleib des Rokubi herausfinden könnt. Angeblich ist er untergetaucht, doch es ist nicht auszuschließen, dass sie ihn verstecken.“

Orochimarus dünne Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, woraufhin Sasoris Blick eine Spur kühler wurde; falls das überhaupt möglich war. Kisame fragte sich unweigerlich, ob das noch seine Augen waren…bei den eigenartigen Plänen, die er mit seinem Körper vorhatte.

„Ich wüsste nicht, was daran so amüsant wäre“, kommentierte er die Heiterkeit seines Partners.

Dieser neigte ein wenig den Kopf zur Seite, wobei ein Vorhang schwarzer Haare über seine linke Gesichtshälfte fiel.

„Nun…Kiri-Gakure ist nicht für sein trockenes Klima bekannt…nicht, dass du noch Schimmel ansetzt, Sasori-san…“

Kisame zählte die Sekunden von drei an rückwärts, während sich die anderen merklich anspannten. Sie sollten nicht enttäuscht werden, denn Sasoris rechte Hand, die auf dem Tisch gelegen hatte, zuckte nur einmal – und sämtliche Messer in Reichweite wurden dem San-nin entgegen geschleudert. Dieser grinste auf äußerst gruselige Weise, bevor sich sein Hals plötzlich streckte und wabbelig hin und her schlabberte, um den Waffen auszuweichen. Die Messer blieben hinter ihm in der Wand stecken, während Orochimaru mit zehnmal so langem Hals leise kicherte und mit dem Kopf hin und her schwang, wobei ihm die Zunge aus dem Mund hing.

Kisame starrte ihn nicht weniger perplex an, als der Rest am Tisch, wobei sein Partner seine Mimik wie immer erstaunlich gut im Griff hatte. Mann, war das widerlich.

„Ein bisschen zu langsam, Sasori-san…kukuku…“

Von Sasori kam ein verächtliches “Tse“, doch ein erneuter Mordversuch blieb aus.

Orochimaru ließ sich von den Blicken nicht irritierten, sondern fuhr seinen Hals wieder ein und leckte sich einmal über die Lippen.

„…und da sagen die Leute immer, ich sei unheimlich“, hörte man Kakuzu durch die Maske brummen.

„Könnte daran liegen, dass du dasselbe mit deinen Armen machen kannst…“, bemerkte Kisame trocken und griff nach dem Sake, den er spätestens jetzt bitter nötig hatte.

„Sagt mir der, den sie das Bijuu ohne Schweif nennen…“

„Wegen meinem enormen Chakra.“

„Ich hoffe, du weißt, wie dein Gesicht aussieht“, erwiderte Kakuzu im gleichen Tonfall, ehe er anfügte: „Und den Sake kannst du direkt weiterreichen.“

„Nach dem Kommentar überlege ich mir das…“

Kaum, dass ihm die Worte über die Lippen gekommen waren, schoss Kakuzus Hand unmenschlich schnell über den Tisch. Die eigenartigen Fäden hingen über den Speisen, während er dem Hünen die Flasche wegschnappte und seine Hand wie an einem Gummiband zurückspringen ließ.

„Danke.“

Kisame wusste nicht, ob er empört oder belustigt sein sollte; das war einfach zu skurril…und ekelhaft.
 

„Wenn ihr mit euren Diskussionen fertig seid, würde ich gern fortfahren“, wurden sie eindringlich von Pain ermahnt und keiner wagte, dem zu widersprechen. „Kisame, Itachi, ihr reist nach Yuki-Gakure.“

Das bedeutete Kälte und Schnee, womit er kein Problem hatte, denn es war ihm lieber als die Hitze, die sie damals in Suna erwartet hatte. Ja, sein Chakra war ein Vorteil in der Wüste gewesen, doch die elenden Sandstürme und die pralle Sonne hatten irgendwann selbst ihn ausgelaugt.

Itachi neben ihm verzog keine Miene, doch Kisame kannte ihn mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass sein Partner kein Freund von eisigen Temperaturen war. Wobei ihn die Vorstellung, wie der andere sich durch die Schneemassen kämpfen würde, schon ein bisschen heiter stimmte. Sie mochten einander keine Verachtung mehr entgegenbringen, aber auf etwas Schadenfreude würde Kisame nie verzichten können.

„Es gibt dort gewisse Unruhen“, begann Pain zu erklären. „Ungeklärte Todesfälle, die dem Anschein nach gewaltsam herbeigeführt wurden…die wenigen Menschen, die dort leben, reden von einem Monster. Möglicherweise treibt eines der Bijuu dort sein Unwesen…ihr werdet das herausfinden.“

Das hörte sich doch interessant an…und wenn es kein Bijuu war, konnte er sich nach Herzenslust austoben. Sie nickten beide zum Zeichen, dass sie keine Einwände hatten; wobei diese wohl sowieso nicht beachtet worden wären.

„Wenn es keine Fragen gibt, solltet ihr euch stärken, damit ihr morgen früh aufbrechen könnt.“

Nun, dagegen hatte garantiert niemand etwas und so langten sie alle – Sasori einmal ausgenommen – ordentlich zu. Wenn es schon mal etwas umsonst gab, mussten sie das schließlich auch nutzen.

Verrat

Das Abendessen hatte sich hingezogen, so wie eigentlich bei jedem Treffen, denn sein Partner war nicht der Einzige, der gern mal ein Schwätzchen hielt. Vor allem Orochimaru schien ziemlich viel Freude daran zu haben, seinen Kameraden ein Gespräch aufzuzwingen – oder sie zu provozieren. Allen voran Sasori, der entsprechend reagiert hatte; für seine Geduld war der rothaarige Puppenspieler wahrlich nicht bekannt.

Itachi verlagerte sein Gewicht von der Seite auf den Rücken, wobei er die Arme hinter dem Kopf verschränkte. Der Futon unter ihm fühlte sich angenehm weich an, denn die letzten Nächte hatten sie draußen verbringen müssen. Seine mittlerweile wieder schwarz gefärbten Iriden hefteten sich an die Decke über ihm, während er in dieser recht schutzlosen Position liegen blieb.

Kisame stand am Fenster, hatte sich für die erste Wache bereit erklärt und eigentlich war Itachi ihm dankbar dafür, denn er fühlte sich ausgelaugt. Seinem Partner mochte es entgangen sein, doch das Mangekyou Sharingan zu benutzen, kostete ihn enorme Mengen an Chakra. Nichtsdestotrotz musste er diese Fähigkeit trainieren, damit er sie in brenzligen Situationen zum Einsatz bringen konnte. Normalerweise wäre er aufgrund der daraus resultierenden Erschöpfung sofort in einen leichten Schlaf abgedriftet, doch die Ereignisse des Tages beschäftigten ihn zu sehr.

Unweigerlich musste er an die erste Zeit ihrer Partnerschaft denken, als Kisame und er einander kaum aus den Augen gelassen hatten. Seine Wachsamkeit in Bezug auf den Hünen hatte arg nachgelassen, fiel ihm gerade wieder auf. Auch der Kampf vom Nachmittag hatte ihm einmal mehr bestätigt, dass der andere seinen Tod nicht im Sinn hatte. Obwohl er es gern auf seine Schulden schob, glaubte Itachi nicht, dass es nur daran lag, denn schließlich hätte er ihn nicht vor Orochimaru warnen müssen.

Ihm war nicht entgangen, wie ihn besagter San-nin während des Essens gemustert hatte. Irgendetwas führte er im Schilde und es beunruhigte ihn von Mal zu Mal mehr. Auch wenn er sich Kisame gegenüber gelassen gab, hieß das nicht, dass er Gefahr nicht bemerkte, wenn sie im Verzug war.

„Wozu halte ich Wache, wenn du sowieso nicht schläfst?“

Itachi antwortete nicht sofort, fuhr fort, die Decke zu mustern, auch wenn es dort nichts Interessantes zu sehen gab. Er nahm aus den Augenwinkeln wahr, wie sich der Haimensch vom Fenster abwandte und zu ihm umdrehte.

„Wenn du magst, kannst du dich hinlegen“, murmelte Itachi schließlich.

Kurz schloss er die Augen, ehe er sich ruckartig aufsetzte und Kisame einen auffordernden Blick zuwarf. Er würde sowieso nicht schnell einschlafen können, Erschöpfung hin oder her.

„Geht’s um die Mission?“, umging der Ältere sein Angebot stirnrunzelnd.

„Nein“, erwiderte er, während er sich an die Wand in seinem Rücken lehnte. „Darum mache ich mir keine Sorgen.“

„Hm…warst du je in Yuki?“

Ein Kopfschütteln seinerseits und er blickte zu Kisame auf, der ihn musterte.

„Berge, Schneestürme…ist schweinekalt da. Wird ziemlich anstrengend werden, vor allem weil da wenig Menschen leben, also gibt es auch kaum Unterkünfte für die Nacht.“

Itachi versuchte, sich sein inneres Schaudern nicht anmerken zu lassen, aber von selbst hätte es ihn nicht in diese Gegend gezogen. Kälte war etwas, das ihm gestohlen bleiben konnte, zumal er recht anfällig für Erkältungen war. Sei es drum, eine Wahl blieb ihm nicht, da half auch lautloses Gejammer nicht weiter.
 

„Na ja, mir ist’s egal“, fuhr sein Partner fort. „Meine Haut ist…anders. Müssen schon heftige Minusgrade sein, damit mir das ernstlich was ausmacht.“

Das wunderte ihn nicht im Geringsten, schließlich war Kisame in vielerlei Hinsicht anders als die meisten Menschen. Angefangen bei seinem Raubtiergebiss, den Kiemen und einem Chakra, das schier unerschöpflich zu sein schien. Nun, seitdem der Hüne ihn nicht mehr täglich bedrohte, störte ihn das keineswegs, denn einige dieser Eigenarten erfüllten durchaus einen nützlichen Zweck.

Er warf dem Älteren einen Blick zu, als sich dieser neben ihn auf den zweiten Futon fallen ließ. Selbst die Farbe seiner Haut besaß einen ungewöhnlichen Ton…ein gräuliches Blau.

„Aber gut, wenn wir trockenes Holz auftreiben, kannst du wenigstens dein Katon nutzen.“

„Die Mission beschäftigt mich nicht“, wiederholte er noch einmal, da Kisame ihm nicht zu glauben schien.

„Was dann?“

„Kisame…“

Obwohl sie mittlerweile besser miteinander harmonierten, versuchte sein Partner immer wieder, ihn auszufragen. Im Gegensatz zu früher gab er jedoch schneller auf, so wie auch jetzt, als er sich mit einem Seufzen auf dem Futon ausbreitete, mit dem Rücken darauf liegen blieb.

„Wenn du weder reden noch schlafen willst, lege ich mich für eine Weile aufs Ohr“, hörte er ihn brummen und nickte mechanisch.

Kehre mir nie den Rücken zu, schoss es ihm durch den Kopf, als der Hüne genau das tat. Die dünne Decke lag lose um seine Hüften, verbarg seinen muskulösen Körper nur halb. Itachi fragte sich, wann sie damit begonnen hatten, so ungezwungen miteinander umzugehen.

Schon auf dem Weg ins Windreich damals war ihr Verhältnis nicht mehr so gespannt gewesen wie in den ersten Wochen. Natürlich hatte Kisame weiterhin seine Grenzen ausgetestet, aber diese bedrohliche Stimmung zwischen ihnen hatte sich recht schnell gelegt. Zumal Itachi festgestellt hatte, dass der andere, wenn er wollte, ein angenehmer Gesprächspartner sein konnte.

Kisame mochte impulsiv sein und sich durch seinen Blutrausch zu unüberlegten Aktionen hinreißen lassen, aber das bedeutete nicht, dass er außerstande war, sich Gedanken zu machen. Mittlerweile wusste Itachi, dass Kisame sehr wohl strategisch planen konnte, es nur meistens nicht wollte. Nur zu gern überließ er diesen Teil ihrer Zusammenarbeit ihm, damit er sich auf das konzentrieren konnte, was er am liebsten tat: kämpfen und töten.

Primitiv fand Itachi diese Prioritäten immer noch, doch er hatte sich inzwischen damit abgefunden. Solange Kisame seine Mordlust nicht an ihm ausließ, konnte er diesen Charakterzug ignorieren. Einige Male hatte er sich eingemischt, das Gemetzel beendet, doch Kisame war danach stets schlecht auf ihn zu sprechen gewesen. So gesehen blieb ihm, um des Friedens Willen, keine andere Wahl, als Kisame auch mit seinen schlechten Eigenschaften zu akzeptieren.
 

Man konnte sagen, dass sie sich aneinander gewöhnt hatten – und das war beileibe nicht das Schlimmste. Schließlich hatten sie genügend Probleme, denn auf sie beide war ein hohes Kopfgeld ausgesetzt. Itachi vermutete, dass sich Danzou persönlich dafür eingesetzt hatte, dass seine Summe besonders attraktiv hervorstach. Sein Tod würde dem alten Mann in die Hände spielen und dann stand nur noch der Sandaime zwischen Sasuke und ihm; Itachi vertraute dem Hokage, aber er würde es nicht darauf ankommen lassen. Dafür war Danzou zu gefährlich.

Der Gedanke an seinen Bruder ließ ihm das Herz schwerer werden, so wie jedes Mal, wenn er es sich erlaubte, an ihn zu denken. Die meiste Zeit über verdrängte er jede Erinnerung, was nur mäßig funktionierte, denn irgendwann kam alles wieder hoch. Bald waren es drei Jahre, seit er Sasuke traumatisiert und allein zurückgelassen hatte. 11 Jahre alt müsste er nun sein und Itachi fragte sich, wie viel von dem lieben, fröhlichen Kind übrig geblieben war – vermutlich gar nichts.

Wie sehr musste Sasuke ihn hassen, nachdem er ihm seine Tat in den Kopf gebrannt hatte, aber das war es ja, was er gewollt hatte. Dennoch…in den wenigen ruhigen Minuten, die er für sich war, fiel es ihm schwer, dem Schmerz nicht nachzugeben. Es war, wie sein Vater gesagt hatte, kurz bevor er ihn von hinten erstochen hatte; er hatte sich für diesen Weg entschieden.

Trotzdem hoffte er insgeheim, dass irgendjemand auf Sasuke aufpasste, und damit meinte er nicht Sarutobi. Menschen in seinem Alter, die ihn stützen und auffangen konnten, wenn die Last zu groß wurde. Menschen, die die Familie, die Itachi ihm genommen hatte, zumindest ein bisschen ersetzen konnten…denn er selbst hatte niemanden und es auch nicht verdient.

Niemand außer den Ältesten und Madara würde je erfahren, welche Gründe hinter seiner grausigen Bluttat steckten. Diese Wahrheit würde er mit ins Grab nehmen, wenn es soweit war.

„Ich kann nicht schlafen, wenn du mich anstarrst.“

Itachi zuckte zusammen, hatte gar nicht bemerkt, dass er die ganze Zeit auf Kisames breiten Rücken geblickt hatte. Der Hüne drehte sich murrend zu ihm, funkelte ihn aus seinen Raubtieraugen an…und Itachi war ihm fast schon dankbar dafür, dass er ihn aus seinen trübsinnigen Gedanken riss.

„Entschuldige“, murmelte er und wandte sich direkt ab.

„Passt schon“, erwiderte Kisame grummelnd. „Aber mal ehrlich…du siehst fertig aus. Leg dich endlich hin!“

Nur wenige Sekunden zögerte der Uchiha, ehe er knapp nickte und somit auf den Vorschlag einging. Wahrscheinlich hatte Kisame Recht, denn er brauchte wirklich etwas Schlaf, so dass er sich in seine Decke wickelte und auf die Seite drehte.

„Danke“, murmelte er, ehe er die Augen schloss.

Die unangenehmen Gedanken ließen sich zwar nicht sofort abstellen, aber die Müdigkeit reichte aus, damit er etwas zur Ruhe kam.
 

Am nächsten Morgen wollten sie eigentlich direkt weiterziehen, jedoch wurden sie unerwartet an der Rezeption aufgehalten. Eigentlich sollte alles bereits bezahlt worden sein, weswegen Itachi sich doch wunderte, als ihn die junge Frau vom Vortag noch vor dem Verlassen der Herberge zurückhielt.

„Uhm, entschuldigen Sie, aber…haben Sie einen Moment?“, fragte sie und linste an ihm vorbei zu dem Hünen, der sie grinsend anblickte.

Itachi wollte gar nicht wissen, was Kisame gerade durch den Kopf geisterte, sondern nickte schlicht. Er wusste zwar nicht, was die Frau von ihm wollte, doch anhören konnte er sie ja.

„Ich warte draußen auf dich, Partner.“

Kisames Tonfall machte deutlich, dass er sich bestens über die Situation amüsierte. Großartig…das würde er sich die nächsten Tage öfter antun dürfen. Die junge Frau schluckte merklich, als der Hüne sie recht eindeutig musterte und dabei ein beängstigend breites Grinsen aufsetzte.

„Lass dir ruhig Zeit…“

Itachi kommentierte das nicht, verengte lediglich die dunklen Augen, woraufhin Kisame endlich verschwand. Erst dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Frau, die ihm mit roten Wangen einen zusammengefalteten Zettel reichte. Itachi war im ersten Moment zu verdutzt, um etwas zu sagen, konnte sie nur irritiert anstarren. Glücklicherweise merkte sie anscheinend, wie ihre Aktion rüberkam, und erklärte sich daraufhin schnell.

„Oh, es ist nicht, was Sie denken! Einer der Männer, mit denen Sie hier waren, hat mir den Zettel für Sie da gelassen. Er meinte, Sie wüssten schon Bescheid.“

Einer der Männer? Itachi faltete das Stück Papier auseinander, überflog den Einzeiler und spannte sich an.

„Sie sind ja so blass…ist alles in Ordnung?“

Itachi ballte die Faust, knüllte den Zettel in dieser zusammen, während sich sein Blick verfinsterte. Wortlos wandte er sich ab, schritt nach draußen, wo Kisame auf ihn wartete. Überrascht wurde er gemustert, ehe der Ältere den Kopf zur Seite neigte.

„Schon fertig? Was wollte sie? Mit dir ausgehen?“

Itachi beantwortete die Fragen gar nicht erst, sondern kam direkt zum Thema.

„Ich muss noch etwas erledigen.“

Verwirrt wurde er angesehen, die Raubtieraugen verengten sich.

„Und das wäre?“

„Es wird nicht lange dauern…du kannst vorgehen“, ignorierte Itachi die Fragen ein weiteres Mal. „Die Raben werden dich aufspüren, sobald ich-“

„Jetzt sag mir endlich, was du vorhast!“, wurde er angeraunzt und hielt inne.

Für einige Sekunden herrschte Stille zwischen ihnen…unangenehme Stille. Unnachgiebig funkelte Kisame ihn an, doch er wollte und konnte ihm nichts sagen.

„Es ist etwas Persönliches. Bitte akzeptiere das.“

„Persönlich, huh?“

Kisame fixierte ihn abermals so durchdringend, dass es sich schon unangenehm anfühlte. Er konnte nur hoffen, dass das nun keine erneuten Streitereien heraufbeschwor.

„Ja…“

„Und du wirst nicht lange brauchen?“

„Vermutlich nicht.“

„Hm…na schön“, brummte der Haimensch zu seiner Erleichterung. „Ich gehe vor…schick meinetwegen einen deiner Aasgeier hinterher, damit du den Anschluss nicht verlierst.“

Itachi nickte, ehe er sich abwandte und einen anderen Weg einschlug.
 

Lange musste er nicht laufen, um den kleinen Schrein, an dem Kisame und er schon auf dem Hinweg vorbeigekommen waren, zu erreichen. Die Umgebung machte einen idyllischen Eindruck, lag auch recht abgeschieden, so dass wohl nur gelegentlich Menschen auf der Durchreise vorbeikamen. Wie passend, ging es ihm durch den Kopf, während er näher trat, dabei die Sharingan aktivierte.

„Du bist wirklich gekommen…kukuku…“

Itachi zuckte nicht mal mit der Wimper, hatte den anderen bereits wahrgenommen, noch bevor dieser hinter der Säule hervorgetreten war. Es hatte schon seinen Grund, warum er Kisame nicht hatte sagen wollen, mit wem er sich traf. Vermutlich hätte ihn der Ältere für leichtsinnig erklärt und darauf bestanden, dass er mitkam.

„Ich muss zugeben, ich habe nicht damit gerechnet“, säuselte Orochimaru und kam dabei auf ihn zu. „Noch dazu ohne Begleitung…“

Itachi verengte die roten Augen, verzog aber ansonsten keine Miene.

„Du sagtest, du wüsstest etwas über Uchiha Sasuke“, kam er direkt auf den Punkt. „Sprich.“

Orochimaru kicherte leise, während er ihn aus seinen Schlangenaugen fixierte. Etwas in dem Blick missfiel dem Uchiha, doch er ließ sich nichts anmerken. Wenn das hier eine Falle war, so kam sie nicht unerwartet, wenn man bedachte, dass der San-nin ihn schon seit seinem ersten Tag bei Akatsuki ins Visier genommen hatte.

„In der Tat…“, hörte er Orochimaru sagen. „…meine Spione sind zahlreich und selbstverständlich habe ich auch einige in unserer Heimat. Sie erstatten mir von Zeit zu Zeit Bericht…“

Itachi mochte es nicht, wenn man durch lange Reden Zeit schindete, und das tat sein Gegenüber gerade.

„Es wundert mich nicht, dass du solches Interesse an dem Befinden deines Bruders zeigst, Itachi-kun. Schließlich ist er der Einzige, den du am Leben gelassen hast…“

Orochimarus schmale Lippen zierte nun ein beunruhigendes Grinsen, aber es wurde noch unangenehmer, als er ihn zu umkreisen begann.

„…und du wirst sicher deine Gründe dafür haben, nicht wahr? Oh, ich brenne schon lange darauf, etwas mehr darüber zu erfahren…“

Itachi bewegte sich nicht, wenngleich er sich anspannte; er verspürte keine Angst, allerdings musste er vorsichtig sein.

„…aber ich bin nicht unfair“, zischelte Orochimaru hinter ihm. „Zuerst werde ich dir sagen, dass es ihm gut geht. Er ist seit kurzem Ge-nin und wird seine ersten Missionen unter Hatake Kakashi ausführen. Kukuku…eine gute Wahl, wenn du mich fragst.“

Hatake Kakashi also…nun, das war in der Tat beruhigend, zumal er den Jo-nin noch von der Zeit bei der ANBU kannte. So wie er selbst war der Mann ein geübter Mörder, jedoch schien er seine Menschlichkeit nicht gänzlich verloren zu haben. Itachi konnte behaupten, dass Kakashi sympathisch und überaus fähig war. Sasuke würde einiges unter ihm lernen, das ihn stärker machen würde, davon war er überzeugt.

„Die Kunoichi in seinem Team ist irgendein unbedeutendes Mädchen…doch bei dem Dritten im Bunde handelt es sich um Uzumaki Naruto.“

Itachi weitete seine Augen nur minimal, denn natürlich kannte er diesen Jungen. Jeder in Konoha Gakure kannte ihn, denn er war der Sohn des Yondaime Hokage und…

„…der Kyuubi“, sprach er seinen Gedanken laut aus und Orochimaru gluckste.

„Vielleicht denkt Sarutobi-sensei, dass ihn ein Uchiha im Notfall von der Raserei abhalten kann…kukuku…“

Möglicherweise war das tatsächlich der Grund, der Sarutobi zu dieser Entscheidung bewogen hatte. Diesbezüglich wollte Itachi keine voreiligen Schlüsse ziehen. Was er jedoch genau wusste, war, dass Danzou diese Kombination missfallen würde. Gleich, wie Sasuke sich entwickelte, Danzou würde in ihm immer eine potenzielle Gefahr für das Dorf sehen.
 

„So…“, riss ihn die Stimme des San-nin aus den Gedanken und im selben Moment hörte er, wie hinter ihm etwas Schweres auf den Boden fiel, gefolgt von einem aggressiven Zischen. „…ich habe meinen Teil der Abmachung erfüllt, Itachi-kun...“

Itachi rührte sich nicht, konnte es auch nicht, da ihn der riesenhafte Körper der bräunlich geschuppten Schlange bereits umklammert hatte. Der Kopf des Reptils besaß den Durchmesser einer Kokosnuss und eben jener tauchte soeben vor seinem Gesicht auf, fauchte ihn an, wobei die spitzen Zähne hervorschnellten.

„…also sei so gut und übergib mir nun deinen Körper~“, raunte Orochimaru hinter ihm, während die Schlange abermals nach ihm schnappte, aber nicht zubiss.

Itachi drehte den Kopf zur Seite, um ihr zu entgehen, doch es brachte wenig. Seine roten Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, doch er unterbrach den San-nin nicht. Das war also sein Plan gewesen.

„Ihr Uchiha habt mich schon immer fasziniert“, plapperte der Ältere weiter und trat nun vor ihn. „Euer Sharingan ist außergewöhnlich mächtig und genau diese Eigenschaft wird nun mir gehören!“

Unverhohlene Gier leuchtete in den geschlitzten Augen, der Mund öffnete sich ein Stück, wobei sich Orochimaru mit der unnormal langen Zunge die Lippen leckte. Itachi bemühte sich, seinen Ekel nicht allzu deutlich zu zeigen, aber es fiel ihm schwer.

„Ich danke dir, Itachi-kun, dass du mich der Unsterblichkeit einen Schritt näher bringst, indem du ein Teil von mir wirst…“

Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, verzerrte sich Orochimarus Gesicht, wurde noch unmenschlicher, als es ohnehin schon aussah. Sein Hals schien anzuschwellen, fleischfarbene Schuppen wurden sichtbar, breiteten sich auch über seine Hände, welche Fingerzeichen formten, aus. Das war also seine wahre Gestalt? Ein Monstrum mit weit klaffendem Maul und bösartig blitzenden Augen starrte ihm entgegen…bereit, um ihn zu verschlingen.

„Wir hatten keine Abmachung.“

Itachis Stimme klang so ruhig und bestimmt, wie er sich fühlte. Er sah die Verwirrung in Orochimarus Augen, als dieser sich plötzlich nicht mehr zu bewegen vermochte. Es war sein Fehler und ebenso der des Tieres gewesen, Blickkontakt mit ihm zu halten, ihm in die Sharingan zu sehen.

Die Schlange gab ein wütendes Brüllen von sich, wich vor ihm zurück, wobei sie die Umklammerung lösen musste. Wie ein Zitteraal wand sie sich zu den Füßen ihres Meisters, fauchte noch einige Male, ehe sie sich schließlich einfach auflöste. Orochimaru knirschte mit den Zähnen, seine Finger zuckten…bewegten sich wie in Zeitlupe zueinander – doch Itachi hatte nicht vor, es so weit kommen zu lassen.

Eine rasche Bewegung, ein widerliches Geräusch…und Blut spritzte dem schockierten San-nin in das entstellte Gesicht. Itachi packte das Kunai fester, hörte das schmerzerfüllte Brüllen des Älteren und wappnete sich. Er hatte die linke Hand am Gelenk abgetrennt, fühlte angesichts dessen, was Orochimaru mit ihm vorhatte, ziemlich wenig Mitleid für dessen Verlust.

„Du…“, knurrte sein Gegenüber, doch er ließ ihn nicht ausreden.

„Du sagtest, dass du dir die Sharingan einverleiben willst, weil sie so mächtig sind – dir hätte klar sein müssen, dass du gegen mich nicht gewinnen kannst.“

Zorn flackerte in den unmenschlichen Augen, dann klappte das gewaltige Maul auf…und etwas schnellte daraus hervor. Itachi wich zur Seite aus, als der Schatten an ihm vorbeiraste und mit einer unheimlichen Geschwindigkeit in der Erde verschwand. Der zurückgelassene Körper klappte, wie von unsichtbaren Fäden gehalten, in sich zusammen und blieb achtlos zurück.

Die Schlange hatte sich anscheinend gehäutet, um zu entfliehen…und den Ring hatte sie mitgenommen. Itachi musste zugeben, dass er von dem plötzlichen Rückzug Orochimarus überrascht war. Anscheinend war sich der San-nin sehr wohl darüber im Klaren, dass er gegen ihn nicht bestehen konnte, und hing dementsprechend an seinem Leben.
 

„Was zur Hölle…?!“

Itachi hielt inne, als er den Ausruf vernahm, und wandte sich um, sah seinen Partner ein paar Meter von ihm entfernt stehen. Er hatte ihn gar nicht wahrgenommen, sich allein auf Orochimaru konzentriert, doch es sollte ihn wohl nicht wundern, dass Kisame ihm gefolgt war. Er wischte das Kunai im Gras ab, ehe er es wieder verstaute und dem Hünen entgegenkam. Dieser musterte ihn argwöhnisch, schien wohl nach eventuellen Verletzungen zu suchen.

„Ist das Ding da Orochimaru?“, wurde er gefragt und folgte Kisames Blick.

„…indirekt“, erwiderte er. „Er hat sich gehäutet.“

„Igitt“, brummte Kisame deutlich angewidert. „Ich wusste ja, dass ich dich nicht allein lassen sollte!“

„Es geht mir gut.“

„Das sehe ich…trotzdem war das nicht deine beste Idee. Hab dir ja gesagt, dass er dir an den Kragen will!“

Itachi zuckte mit den Schultern.

„Genau genommen wollte er meinen Körper übernehmen.“

Kisame starrte ihn an, als hätte er einen irrsinnigen Scherz gemacht, ehe er abermals ziemlich angeekelt drein schaute.

„Ich hab ja schon viel gehört…aber das ist echt krank.“

„Hm…wir sollten Pain darüber informieren.“

Ein abfälliges Schnauben kam von dem Haimenschen, dann nickte dieser zustimmend.

„Der Verräter braucht sich jedenfalls nicht mehr blicken lassen…“

Itachi glaubte nicht, dass Orochimaru so einfältig sein würde, dies auch nur zu versuchen. Als Missverständnis konnte man seinen Angriff auf ihn wohl kaum bezeichnen. Trotzdem konnte Itachi nicht behaupten, dass er es bereute, in die Falle getappt zu sein, denn immerhin hatte er Informationen über Sasuke bekommen.

„Mit was hat er dich eigentlich geködert?“, wollte Kisame wissen und er sah auf.

„Informationen.“

„Lass mich raten…was Persönliches?“

Itachi nickte knapp; das sollte als Antwort wohl genügen und tatsächlich seufzte der andere bloß.

„Also gut…lass uns Pain die Nachricht schicken und dann weiterziehen. Aus dir bekommt man ja sowieso nicht mehr raus.“

Dem Uchiha war das durchaus recht, denn das letzte, das er wollte, war, mit Kisame über seinen Bruder reden. Dieses Geheimnis würde er so lange hüten, wie es ihm möglich war.

Yuki no Kuni

Nach der Niederlage gegen Itachi war Orochimaru anscheinend untergetaucht und nicht mal Zetsu hatte bislang herausfinden können, wo er sich versteckte. Das war durchaus ärgerlich, da die Schlange über sie Bescheid wusste und keiner garantieren konnte, dass er diese Informationen nicht weitergab. Von Sasori hatten sie auch nichts Näheres erfahren, aber das wunderte keinen, denn dass dieser mit seinem Partner kein gutes Verhältnis gepflegt hatte, hatte sich ja deutlich gezeigt. Es blieb ihnen demnach nichts anderes übrig, als weiterzumachen wie bisher und zu hoffen, dass Orochimaru ihnen keine Schwierigkeiten bereitete.

Kisame selbst glaubte zwar nicht daran, aber sei es drum; war ja nicht so, als hätten sie nicht genügend andere Probleme. Sie waren seit einer Woche unterwegs und allmählich passten sich die Temperaturen ihrem Ziel an. Yuki no Kuni bestand aus verschneiten Gebirgen mit tiefen Tälern und dichten Wäldern, die einem das Vorankommen erschwerten. Sein Blick glitt zu seinem jüngeren Partner, der neben ihm durch den Schnee stapfte und sich bislang ganz gut hielt. Schon vor der Reise hatten sie vorgesorgt, was Proviant und dickere Kleidung, die vor allem der Uchiha nötig hatte, anging. Unangenehme Überraschungen konnte es immer geben, aber so waren sie zumindest ein bisschen vorbereitet.

Die letzten beiden Nächte hatten sie schon im Freien verbringen müssen und das würde sich kaum so schnell ändern. Kisame mochte es eigentlich nicht, mit viel Gepäck zu reisen, aber eine große Wahl blieb ihm nicht, so dass sie nun beide einen Reisebeutel über der Schulter trugen. Zugegeben, vor allem die Schlafsäcke hatten ihnen bis jetzt gute Dienste geleistet, so gesehen war Itachis Vorschlag doch clever gewesen.

Das Gesicht des anderen war unter dem breiten Hut, der ihn vor dem Schnee schützte, verborgen, doch er hielt Schritt. Am Morgen hatte er ein bisschen heiser geklungen, ein paar Mal gehustet; die Temperaturen bekamen ihm wohl wirklich nicht. Da Itachi sich aber nicht beschwert hatte, war Kisame nicht weiter darauf eingegangen. Er kannte den Uchiha inzwischen gut genug, um zu wissen, dass sich dieser ungern Schwächen eingestand. Außerdem war noch niemand von einer Erkältung gestorben und jemand wie sein Partner ließ sich als Letztes von so etwas unterkriegen.
 

Wie schon die Tage zuvor liefen sie bis zur Abenddämmerung durch, allerdings schien sich in dieser Nacht ein Schneesturm anzukündigen. Der Wind wurde zunehmend rauer und die Flocken zahlreicher, auch wenn sie durch den Mantel einigermaßen geschützt waren. Trotzdem hielt Kisame es für keine gute Idee, sich noch weiter durch die Wildnis zu schlagen.

„Wir sollten uns einen Unterschlupf suchen“, brummte er seinem Partner zu, woraufhin dieser nickte.

Eine richtige Antwort kam zwar nicht, doch das war bei dem Uchiha ja keine Seltenheit. Sie würden einfach die nächstbeste Höhle nehmen und dort bis zum Morgen bleiben. Ein paar Zweige hatten sie sich unterwegs schon mitgenommen, hoffend, dass die Feuchtigkeit soweit aus dem Holz gewichen war, dass es sich entzünden ließ.

Tatsächlich mussten sie nicht allzu lange umherirren, sondern fanden noch vor der endgültigen Dunkelheit eine Höhle, die allem Anschein nach unbewohnt war. Kisame schaute dennoch vorher nach, denn beim letzten Mal hatten sie eine Bärenfamilie geweckt…und eine aggressive Bärenmutter war nichts, was er persönlich noch einmal erleben musste. Es wurmte ihn immer noch, dass sie nachgegeben und den Viechern den Platz einfach so überlassen hatten.

Nachdem die Höhle gesichert war, kniete er sich hin, schichtete die Zweige auf, die sie zusammengesammelt hatten. Sein Blick glitt auffordernd zu seinem Partner, der soeben den Hut beiseitelegte und sich über die Augen rieb. Er wirkte erschöpft, doch das war wohl kein Wunder, wenn man bedachte, dass sie stundenlang durch die Kälte gewandert waren.

„Hey!“, brummte er und sah, wie Itachi blinzelte. „Katon wäre nicht schlecht, Partner…“

Ihm fiel erst, als der Uchiha näher kam, auf, dass dessen dunkle Augen ungewöhnlich glänzten. Jedoch sagte dieser nach wie vor kein Wort, sondern schloss Fingerzeichen, um den Haufen aus Zweigen anzuzünden. Die Flammen fraßen sich in das Holz, das anscheinend trocken genug war, doch kaum war der Uchiha fertig, begann dieser heftig zu husten.

„…hört sich ja nicht gut an“, bemerkte er und sah zu, wie sich Itachi die Handfläche auf den Mund drückte.

Ein kühler Blick traf ihn, doch Kisame hatte dies noch nie eingeschüchtert, so dass er lediglich ruhig zurückschaute.

„Es ist nichts“, murmelte Itachi abweisend.

„Aha…“

Nach nichts hörte sich das garantiert nicht an, denn Itachis Stimme klang um einiges rauer als sonst. Doch wenn der andere auf stur schaltete, würde er den Teufel tun und sich weiter einmischen. Der Uchiha musste am besten wissen, wie viel er sich zumuten konnte. Als Alternative hätten sie einfach hier bleiben können, aber Kisame nahm an, dass Itachi keine Zeit verlieren wollte, damit sie das Schneereich schnell wieder verlassen konnten.

„Ich gehe noch mal raus…was jagen“, teilte er ihm mit und erhob sich. „Du solltest auch was essen…in der Tasche sind noch Onigiri.“

Itachi nickte nur knapp, während er mit geschlossenen Augen am Feuer sitzen blieb und sich aufwärmte.
 

Als Kisame eine Weile später mit zwei toten Schneehasen zurückkehrte, hatte sich Itachi bereits in seinem Schlafsack eingerollt. Anscheinend bekam ihm die Kälte wirklich nicht besonders, doch damit war ja zu rechnen gewesen. Da er bezweifelte, dass der Uchiha schlief, blieb er vor der Höhle sitzen und begann, seiner Beute das Fell über die Ohren zu ziehen, ehe er sie mithilfe eines Kunai ausnahm. Auch wenn sich Itachi selten beschwerte, wusste Kisame, dass sein Partner es widerlich fand, wenn er seine Mahlzeiten vor seinen Augen ausnahm – zumal er die Schweinerei selbst nicht in unmittelbarer Nähe ihres Schlafplatzes haben musste. Blut mochte ihm ja nichts ausmachen, ihn sogar in Kämpfen regelrecht berauschen, doch das war etwas anderes.

Nachdem er zwei Stöcke spitz gefeilt hatte, spießte er seine Beute auf diese und setzte sich wieder ans Feuer, über welchem er das rohe Fleisch briet. Hasen mochten recht mager sein, aber besser als nichts. Sein Blick glitt nachdenklich zu Itachi, von dem er nicht viel erkennen konnte, lediglich den dunklen Haarschopf, der aus dem Schlafsack lugte.

„Hast du nichts gegessen?“, fragte er in die Stille, die nur durch das Knistern des Feuers unterbrochen wurde, hinein.

In der Tat konnte er nirgendwo die Packung Onigiri entdecken, so dass sie vermutlich noch im Beutel steckte.

„Keinen Hunger“, kam es zurückgemurmelt.

Kisame hob eine Braue, musterte den Jüngeren, der nicht einmal aufsah.

„Du hast seit heute Mittag nichts gegessen“, bemerkte er und drehte die Stöcke über dem Feuer. „Sicher, dass das eine gute Idee ist?“

Ein leises Brummen war alles, was er als Antwort erhielt und damit musste er sich wohl zufriedengeben. Auch wenn Itachi eigentlich ein angenehmer Geselle war, konnte er überaus stur sein. Bereits am Vortag hatte er ihm angeboten, für ihn mit zu jagen, da pflanzliche Nahrung in Yuki Gakure doch sehr begrenzt war. Itachi war, wie die Male zuvor, bei seiner Meinung geblieben und hatte abgelehnt. Zwar empfand Kisame dies als unvernünftig, doch der Junge war alt genug, um zu wissen, was gut für ihn war.

Dann aß er eben nichts…solange er morgen fit war, konnte ihm das egal sein. Außerdem war ihm die Wasserflasche am Feuer aufgefallen, demnach hatte sein Partner wenigstens etwas getrunken.

„Ich übernehme die Wache dann heute wohl komplett, was?“

Ein Rascheln ertönte, als sich Itachi halbwegs aus dem Schlafsack pellte, um sich aufzusetzen. Ohne ihn anzusehen, strich sich der Uchiha die wirren Haarsträhnen aus dem Gesicht und er hörte, wie er durchatmete.

„Nicht nötig.“

Kisame bezweifelte dies doch stark, so fertig, wie Itachi aussah. Er war nun mal recht anfällig, gerade was solche Lappalien wie Erkältungen anging, doch meistens nahm er sich zusammen und stand diese schweigend aus.

„Würde mir nichts ausmachen“, erwiderte Kisame trotzdem und zuckte mit den Schultern. „Bleib liegen.“

Eigentlich rechnete der Hüne wie schon zuvor mit Widerspruch, immerhin kannte er seinen Partner ja. Dieser antwortete jedoch nicht sofort, sondern blickte mit glasigem Blick ins Feuer, wo das Fleisch langsam gar wurde.

„…das wird nicht zur Gewohnheit“, hörte er ihn sagen, als er sich gerade dem ersten Hasen widmen wollte.

Kisame konnte nicht anders, als amüsiert zu grinsen.

„Natürlich nicht“, erwiderte er, ehe er die Zähne in das Fleisch schlug.

Es tat gut, endlich wieder was im Magen zu haben, und er konnte nicht verstehen, wie Itachi gerade jetzt das Abendessen auslassen konnte. Als er ihm einen Blick zuwarf, hatte sich der Uchiha schon wieder zusammengerollt, döste anscheinend. Sollte er sich nur ausruhen, immerhin hatten sie am nächsten Tag wieder einen ordentlichen Marsch vor sich. Hoffentlich blieb ihre Reise nicht so langweilig wie bisher, denn sie hatten in dieser Einöde kaum Menschen getroffen – jedenfalls keine, mit denen sich ein Kampf lohnte. Kisame lehnte sich an die Felswand in seinem Rücken, während er sich dem zweiten Hasen widmete. Er musste sich wohl in Geduld üben, auch wenn es ihm widerstrebte.
 

Der nächste Morgen kam langsam und Kisame konnte nicht leugnen, dass er zwischendurch weggedöst war. Es wunderte ihn, dass Itachi ihn kein einziges Mal aus seinem Dämmerzustand geholt hatte. Immer, wenn Kisame hochgeschreckt war, hatte der Uchiha scheinbar tief und fest geschlafen. Das war mehr als ungewöhnlich, denn in solchen Fällen war Itachi bisher immer wach geworden und hatte ihn ermahnt, ihn zu wecken, wenn er zu müde wurde.

Kisame streckte sich einmal, während er den Blick kurz über die verkohlten Reste ihres Feuers – und der Kleintierknochen – schweifen ließ. Er spülte sich den unangenehmen Geschmack in seinem Mund mit Wasser aus, wobei ihm die Onigiri, die sich noch im Beutel befanden, ins Auge fielen. Abermals schaute er zu dem Jüngeren, der keine Regung zeigte und halb im Schlafsack verschwunden war.

„Hey…“

Er beugte sich vor und rüttelte Itachi leicht an der Schulter. Direkt fiel ihm auf, dass sein Partner eine regelrechte Hitze ausstrahlte, und auch der rasselnde Atem ließ ihn stutzen. Die dunklen Augen wirkten fiebrig, als er ihn ansah, sich recht langsam aufsetzte.

„Mann…du siehst ja mal richtig scheiße aus“, entwich es Kisame und er fing sich dafür einen finsteren Blick ein.

„Hm…“

Einschüchtern ließ er sich davon nicht, schüttelte nur den Kopf.

„So viel zu es ist nichts…du hast bestimmt Fieber, so wie du glühst.“

Itachi hatte den Nerv, leise zu schnauben und sich wacklig zu erheben.

„Unsinn.“

„Ich würde dir ja gern einen Spiegel vorhalten, um dir den Unsinn zu zeigen…“

Itachi erwiderte nichts darauf, sondern holte seine eigene Wasserflasche hervor, um einen Schluck daraus zu nehmen. Er stand zwar, jedoch sehr zittrig, und Kisame glaubte nicht, dass er die Strecke, die sie sich für heute vorgenommen hatten, in seinem Zustand schaffen würde.

„Ernsthaft, wir sollten den Tag über hier bleiben.“

Allerdings schien sein Partner da anderer Meinung zu sein, denn er erhob sich aus seinem Schlafsack und rollte diesen zusammen. Obwohl Itachi unter seinem Mantel vorsorglich einen dicken Pulli trug, nahm Kisame das Zittern wahr. Sein Gesicht wirkte ziemlich blass, die Brauen zusammengezogen…nein, ihm ging es absolut nicht gut.

„Das bringt doch ni-“

„Kisame.“

Obwohl der Uchiha seine Stimme nicht mal erhob, seinen Namen lediglich mit etwas Nachdruck aussprach, verstummte der Hüne.

„…es bringt auch nichts, hier zu bleiben“, murmelte Itachi, während er den Schlafsack im Beutel verstaute. „Wir werden spätestens morgen eine Herberge finden, dann kann ich mich immer noch etwas ausruhen…sollte es nötig sein.“

„So optimistisch?“, erwiderte Kisame spöttisch.

Natürlich konnte es sein, dass sie am Abend oder am nächsten Tag eine Unterkunft fanden, die sich nicht zwischen schneebedeckten Felsen befand und wo sie eine Mahlzeit bekamen. Genauso gut konnte es aber sein, dass sie noch tagelang hier rumirrten und in Höhlen nächtigen mussten. Es war eben sehr ungewiss, da Yuki-Gakure aus vereinzelten, kleinen Dörfern inmitten der Wildnis bestand.

Anstatt einer Antwort fuhr der Uchiha fort, seine Sachen zu packen, und Kisame resignierte letztendlich, tat es ihm gleich. Da wollte man einmal Rücksicht nehmen und dann sowas…
 

Tatsächlich wurde es nicht besser, als es einige Stunden später zu schneien begann. Kisame fiel auf, dass Itachi, im Gegensatz zu den vorigen Tagen, ziemliche Probleme damit hatte, nicht zurückzufallen. Kein Wunder, wenn er nur die halbe Kraft hatte, doch es war bereits zu spät zum Umkehren. Nicht, dass Itachi auch nur ein Wort darüber verloren hätte. In diesem Punkt waren sie sich überraschend ähnlich, bissen lieber die Zähne zusammen, als sich Schwäche einzugestehen.

Da er Itachi mittlerweile nicht mehr als Last ansah – obwohl er gerade eine darstellte –, achtete er darauf, ihn nicht abzuhängen. Einen hämischen Spruch verkniff er sich dabei, auch wenn er das dem Uchiha irgendwann noch mal vorhalten würde. Vielleicht, wenn er ihn mal wieder darauf hinwies, dass sie wegen ihm Zeit verloren hatten. Was sollte er machen? Sein Leben war geprägt vom Kampf ums Überleben, er hatte sich daran gewöhnt, relativ früh begonnen, es zu lieben…ohne diesen Blutrausch fehlte ihm etwas.

Dass Itachi da so pragmatisch vorging, konnte er nicht verstehen, denn schließlich war er ja gerade wegen seiner Bluttat zum Verräter seines Dorfes geworden.

„Kisame.“

Irritiert drehte er sich um, als er mit einem Mal gerufen wurde, und schob den breiten Hut ein wenig hoch, um den Uchiha besser sehen zu können. Dieser kniete im Schnee und grub mit der Hand in den weißen Massen. Hatte er irgendwas entdeckt? Er trat neben ihn und sah neugierig zu ihm herunter, erkannte nun, was seine Aufmerksamkeit geweckt hatte.

„Das stammt aus Kiri-Gakure“, meinte er überrascht und nahm Itachi die weiße Maske aus der Hand.

Sie war teilweise zerstört, eine Hälfte fehlte, doch man konnte noch das typische Symbol seiner Heimat darauf erkennen.

„Oi-nin.“

Kisame nickte auf die einsilbige Schlussfolgerung hin, drehte das Porzellan in der Hand, erkannte getrocknete Blutspuren darauf.

„Oi-nin sind eigentlich nie allein unterwegs“, brummte er und warf die Maske zurück in den Schnee. „Vielleicht sind sie von den Dorfbewohnern wegen dieses Monsters angefordert worden…oder sie verfolgen jemanden.“

„Sie könnten deinetwegen hier sein“, warf Itachi, der nun wieder neben ihm stand, ein.

„Kann auch sein“, gab er zu. „Wenn es so ist, wollen sie uns vielleicht eine Falle stellen.“

„Ja.“

Kisame musterte seinen Partner, als sich dieser den Hut vom Kopf schob und kurz blinzelte, sich über die Augen rieb. Die Geste kam unerwartet und anscheinend war sie ein Reflex, so schnell, wie Itachi seine Miene wieder unter Kontrolle hatte. Kisame war davon überzeugt, dass es ihm noch schlechter als am Morgen ging, doch er sprach es nicht an. Davon abgesehen, dass sie jetzt nicht einfach stehen bleiben konnten, schon gar nicht, wenn die verdammten Oi-nin hier lauerten, um seinen Kopf zu holen – und Itachis gleich mit.

„Gehen wir“, hörte er ihn da auch schon sagen.

Kisame fiel auf, dass er sein Sharingan aktiviert hatte, wohl um eventuelle Feinde besser entdecken zu können. Ob es so klug war, in seinem angeschlagenen Zustand Chakra einzusetzen? Allerdings behielt er auch diesen Gedanken für sich und folgte seinem Partner.
 

Nun, lange mussten sie sich keine Gedanken um die Oi-nin machen – auch wenn Kisame nicht sicher war, ob das in diesem Fall positiv war. Das Rot wirkte beinahe grell, nachdem sie tagelang durch diese schneeweiße Einöde gewandert waren. Es konnte nicht lange her sein, dass hier ein heftiger Kampf stattgefunden hatte…denn der sauber abgetrennte Kopf, der sich zu seinen Füßen befand, war nur leicht eingeschneit. Er tippte ihn mit dem Fuß an, sah zu, wie er auf die Seite kippte, und blickte in die aufgerissenen, starren Augen. Die Spuren konnten nur wenige Stunden alt sein, wenn überhaupt, und das war bedenklich, denn was auch immer die Oi-nin erwischt hatte – es war überaus gefährlich. Kisame ließ den Blick über den Ort des Geschehens schweifen und er zählte insgesamt sechs Leichen, wobei zwei in der Mitte zerteilt worden waren und einer weiteren der Kopf fehlte. Mit Chakra verstärkter Draht oder ein großes Schwert konnten dafür verantwortlich sein.

Er schaute zu seinem Partner, der mit regungslosem Blick vor der oberen Körperhälfte einer Oi-nin stand. Die Eingeweide der Frau blitzten aus ihrem Rumpf hervor, der Rest lag zerrissen im Schnee. Eine ziemliche Sauerei, doch wer Samehada in die Quere kam, der sah nachher nicht viel besser aus.

„Anscheinend hat sich das Thema damit erledigt“, kommentierte Kisame den Schauplatz, doch Itachi schien ihn nicht zu hören.

Seine roten Augen starrten verloren in die toten der Frau, doch selbst diese schien er nicht wahrzunehmen. Der Hüne runzelte die Stirn, trat neben ihn und legte ihm die Hand auf die Schulter, drückte diese. Itachi zuckte so heftig zusammen, dass Kisame beinahe damit rechnete, gleich ein Kunai in der Gurgel stecken zu haben.

„…Itachi-san?“

Sein Partner winkte ab.

„Lass uns weiter, wir-“

Kisame bemerkte es beinahe im selben Moment wie sein Partner und sie wichen gleichzeitig aus, machten einen Satz nach hinten. Die Senbon bohrten sich in die Stelle, an der sie eben noch gestanden hatten, und ein paar in die Leiche der Frau.

„Lauft!“

Der Ruf ließ sie beide herumfahren und schon rasten zwei Oi-nin fluchtartig an ihnen vorbei. Erledigt hatte sich das Thema also doch nicht und Kisame konnte nicht widerstehen, Fingerzeichen zu schließen.

„Suiton: Suikoudan no Jutsu!“

Der riesige, aus Wasser geformte Hai erfasste die beiden Shinobi, bevor sie aus seinem Sichtfeld verschwinden konnten, und riss sie zu Boden, wo sie zappelnd und hustend im eisigen Schnee liegen blieben. Er drehte sich nicht um, hörte jedoch schon das vertraute Geräusch sich kreuzender Klingen – Itachi gab ihm jedes Mal Rückendeckung, darauf war Verlass.

„Lasst uns in Ruhe!“

„Bitte!! Wir müssen hier weg!“

Das Gewimmer ignorierend, trat er näher an die beiden Oi-nin heran; seine Technik hatte ihnen die Masken vom Gesicht gerissen. Beide waren noch recht jung, vielleicht im selben Alter wie sein Partner, doch er kannte sie nicht…kein Wunder, schließlich war es Jahre her, dass er Kiri-Gakure den Rücken gekehrt hatte.

„Oh nein…das Monster…“

Die Kleine hatte ihn also erkannt, nun, das würde ihr nicht viel bringen. Er packte sie am Hals, hob sie auf Augenhöhe, während er sie fixierte. Ihr Genick knackte bedrohlich, als er etwas mehr Kraft in seinen Griff legte.

„Dann unterhalten wir uns mal…warum seid ihr hier?“, fragte er ruhig und trat dem am Boden liegenden Shinobi so fest auf die Hand, dass diese brach.

Den Schrei und das Gejammer ignorierend, funkelte er das Mädchen an, das sich wehrte, sogar nach ihm trat. Mutig, doch er hatte keine Lust darauf, dass man ihm die Zeit stahl – dazu war seine Neugierde zu groß. Ein panisches Gurgeln ertönte, als er ihr mit der bloßen Hand den Kehlkopf zerquetschte und dem Gezappel damit für seine Verhältnisse relativ rasch ein Ende bereitete.
 

„So…nun zu dir…“

Der Junge wimmerte nur noch ihren Namen, rollte sich neben ihrem leblosen Körper, kaum dass er diesen fallen gelassen hatte, zusammen – oh? War die Kleine etwa seine Freundin gewesen? Konnte ihm ja egal sein…doch wenn der Typ nicht gleich redete, würde er ihr sehr schnell folgen.

„Kaum zu fassen, was Kiri-Gakure inzwischen für Weicheier Shinobi spielen lässt…zu meiner Zeit wären solche wie du schon in den Prüfungen verreckt“, brummte er abfällig.

Da von dem Jungen nichts zu erwarten war, drehte er sich kurz zu Itachi um. Der Uchiha kämpfte mit einem augenscheinlich erfahrenerem Oi-nin…vermutlich der Truppenleiter. Hatte er den beiden Jüngeren also die Flucht ermöglichen wollen…wie herzerwärmend. Nun, Itachi war fähig und sehr viel geduldiger als er, wieso sollte er ihm das Verhör nicht überlassen und sich der Nervensäge zu seinen Füßen entledigen?

Kisame grinste hämisch, zog Samehada, das aufgeregt zischte und bereits seine Stacheln durch die Bandagen schob. Blut spritzte, als er das Schwert durch den Körper des Jungen zog – und Kisame war ernsthaft enttäuscht, dass dieser sich kein bisschen wehrte, sondern nur schrie. Er mochte ja brutal sein, aber Folter an wehrlosen Opfern war nicht seins, weswegen er Samehada ein weiteres Mal vorschnellen ließ und es damit beendete.

Da musste sich sein Heimatdorf wirklich nicht wundern, dass es so den Bach runterging, wenn sie solche Schwächlinge einsetzten. Sein Blick schweifte wieder zu Itachi, der soeben einige rasch aufeinander folgende Taijutsu-Angriffe parierte. Wie es aussah, hatte er die falschen Gegner ins Visier genommen…der da versprach mehr Spaß. Nur zu gern wollte er Itachi unter die Arme greifen, denn er merkte, dass sein Partner deutlich wankte, obwohl er sonst immer die Oberhand hatte.

Gerade als er sich jedoch einmischen wollte, zog der Mann ein Kunai und rammte es sich selbst in den Hals. Kisame fluchte innerlich, als der Körper des Oi-nin zusammenklappte und zuckend auf dem Boden die letzten Atemzüge tat. Im selben Moment, und das schockierte ihn tatsächlich, sank Itachi auf die Knie, stützte sich keuchend im Schnee ab.

Der Hüne beeilte sich, zu seinem Partner zu gelangen, packte diesen grob an der Schulter.

„…er wollte nichts sagen“, hörte er ihn murmeln.

Kisame knurrte nur.

„Egal…was ist mit dir? Kannst du aufstehen?“

Ein knappes Nicken folgte auf die Frage und wankend erhob sich der Uchiha, wobei jede Farbe aus seinem Gesicht gewichen war. Kisame fiel auf, dass er sein Mangekyou Sharingan aktiviert hatte…vermutlich, um den Mann zum Reden zu bringen. Wie es aussah, war die Aktion umsonst gewesen, da der Kerl wohl lieber sterben wollte, anstatt irgendwas auszuplaudern.

„Geht gleich wieder“, versprach der Jüngere, doch Kisame glaubte nicht daran.

„Du solltest was trinken“, meinte er jedoch nur und holte seine Flasche hervor, reichte sie dem Uchiha.

Dieser nahm einen Schluck daraus, schwieg aber. Das Beste, was sie aus dieser Situation machen konnten, war, zu hoffen, dass Itachi bis zum nächsten Unterschlupf durchhielt.

„Du hättest einen am Leben lassen müssen.“

Kisame gab einen genervten Laut von sich.

„Wenn du mich schon wieder belehren kannst, scheint es ja nicht so schlimm zu sein.“

„Sagte ich doch…“, erwiderte der Uchiha, doch er klang immer noch atemlos.

Kisame beobachtete, wie sich seine Augen langsam wieder dunkel färbten, was er als Zeichen dafür nahm, dass er Chakra sparen wollte. In seinem Zustand hätte er sein Sharingan wohl besser gar nicht eingesetzt. Er schüttelte innerlich den Kopf über seinen Partner, wandte sich dann aber Samehada zu, um das Blut zu entfernen und die Bandagen sporadisch neu zu wickeln. Wenn sie die nächste Unterkunft erreicht hatten, würde er sein Schwert angemessen pflegen. Er befestigte es wieder auf seinem Rücken, ehe er fragend zu dem Uchiha sah, welcher soeben die Flasche wegsteckte und sich aufrichtete.
 

„Weiter?“

Als sein Partner nickte, wandte er sich ebenfalls um, machte sich dabei so seine Gedanken. Er hörte Itachis Schritte hinter sich, wie er durch den Schnee stapfte.

„Wir wissen jetzt jedenfalls, dass hier jemand rumrennt, der genauso viel Spaß am Töten hat wie ich.“

„…hm.“

Kisame störte sich nicht daran, dass der Uchiha so einsilbig antwortete – das tat dieser ja auch, wenn es ihm gut ging, und so fuhr er fort.

„Vielleicht ist das Monster tatsächlich der Jinchuuriki…“, überlegte er weiter.

„...“

„…er…oder sie benutzt scharfe Waffen, so viel ist sicher. Hast du gesehen, wie sauber die Körperteile abgetrennt waren?“

Vor allem der Hals…mit Samehada wäre so etwas gar nicht möglich, da das Schwert sägte und nicht schnitt.

„Und wie verängstigt diese Bälger waren…könnte auf einen Jinchuuriki zutreffen, oder?“

Keine Antwort.

„Itachi-san? Hörst du mir überhaupt…“

Er unterbrach sich selbst, kaum dass er ein gedämpftes Geräusch hörte und fuhr herum. Ungläubig starrte er den Uchiha an, der ein paar Meter hinter ihm im Schnee lag und sich nicht mehr bewegte. Scheiße.

Kisame überbrückte die Entfernung zwischen ihnen rasch und kniete sich neben seinen Partner, der wie Espenlaub zitterte und bei jedem Atemzug keuchte. Der Hut war ihm vom Kopf gerutscht und Kisame schob das Stirnband hoch, fühlte seine Temperatur…noch mal Scheiße. Itachi glühte, so viel war sicher…also doch Fieber und nun hatte es ihn wohl komplett ausgeknockt. Der Uchiha reagierte nicht mal auf seine Berührungen, die geschlossenen Lider zuckten unruhig, während er im kalten Schnee lag. Mist…das war sicher nicht förderlich für seine angeschlagene Gesundheit, so dass er ihn rasch anhob und zumindest mit dem Oberkörper auf seinen Schoß zog.

„Itachi-san?“

Keine Reaktion…und er konnte schlecht einfach so hier mit ihm sitzen bleiben. Selbst, wenn Itachi wieder zu Bewusstsein kommen würde, wäre er nicht in der Lage weiterzulaufen. Er hatte ja geahnt, dass sie lieber in der Höhle hätten bleiben sollen. Der Hüne seufzte stumm, sah auf seinen schwer atmenden Partner herunter…ehe er Samehada auf seinem Rücken etwas mehr auf die linke Seite schob. Dann erhob er sich, wobei er sich den Uchiha über die freie, rechte Schulter hievte.
 

„Damit eins klar ist“, brummte er, sich wohl bewusst, dass Itachi ihn gerade nicht hörte. „Hiernach sind wir endlich quitt.“

Wie erwartet bekam er keine Antwort, so dass er sich nicht länger aufhielt und erneut durch den Schnee stapfte. Wenigstens schneite es gerade nicht mehr, was er mal als positives Zeichen deutete – wurde ja auch Zeit. Itachi selbst war relativ leicht, zumindest für ihn stellte es kein Problem dar, seinen Partner so zu tragen, solange er nicht kämpfen musste. Jedoch beschlich ihn da dieses unangenehme Gefühl, dass Letzteres nicht lange ausbleiben würde. Normalerweise war Kisame für jeden Kampf dankbar, doch gerade wünschte er sich, es würde bei der sonst so verhassten Langeweile bleiben.

Als hätte er es geahnt, änderte sich das Wetter plötzlich…und Nebel zog auf. Beunruhigend dichter Nebel, der ihn sofort innehalten ließ. Auch die Stille, die sich mit einem Mal über die Umgebung gelegt hatte, ließ ihn sich anspannen. Irgendwas ging hier nicht mit rechten Dingen zu…das sagten ihm sowohl sein Instinkt als auch seine Erfahrung als Shinobi. Und der verfluchte Nebel halt.

Kisame verengte seine Raubtieraugen, lauschte auf jedes Geräusch um ihn herum, wobei sich seine Finger bereits um Samehadas Griff gelegt hatten. Mit Itachi über der Schulter war seine Bewegungsfreiheit zwar eingeschränkt, aber vorerst würde es gehen.

Und dann hörte er es. Das laute Zischen hinter sich und zeitgleich fauchte Samehada alarmierend, so dass er direkt herumfuhr und die auf ihn herabsausende Klinge parierte. Der Schlag war kraftvoll, zwang ihn sogar ein Stück nach hinten, was er zähneknirschend zur Kenntnis nahm.

„Du…“, knurrte er, absolut nicht erfreut darüber, dass er das Gesicht seines Gegners kannte.

Darauf hätte er direkt kommen können, denn die Waffe passte perfekt zu den abgeschlachteten Oi-nin von zuvor. Das Werk eines Dämons…der das Enthauptungsschwert führte. Kubikiri Houcho.

„Hoshigaki Kisame…das Monster von Kiri-Gakure“, höhnte sein Gegenüber, wobei seine tiefe Stimme durch die Bandagen vor seinem Mund gedämmt wurde. „Ist eine Weile her, nicht wahr?“

Kisame konnte sich ungefähr tausend bessere Dinge vorstellen, als diesen Mistkerl in so einer Situation wiederzusehen.

„Nicht lange genug…Zabuza.“

Anscheinend konnte ihn das Schicksal noch weniger leiden als die meisten Menschen.

Dämon

Es war ein denkbar schlechter Moment für ihr Wiedersehen und nur zu gern hätte Kisame seinem Gegenüber das hämische Grinsen aus dem Gesicht gewischt. Sie kamen aus demselben Dorf, waren beide Abtrünnige und Mitglieder der Shinobigatana Nananinshuu – was jedoch nicht bedeutete, dass sie miteinander sympathisierten. Immer mehr Angehörige ihrer Gruppe hatten sich gegen Kiri-Gakure verschworen, nicht zuletzt er selbst und Momochi Zabuza. Mittlerweile gab es keinen Zusammenhalt mehr, denn jeder war sich selbst der Nächste, der die anderen zu übertrumpfen oder gar zu töten versuchte.

Dementsprechend glaubte er nicht, dass er Zabuza so einfach abwimmeln konnte. Normalerweise hätte er sich liebend gern auf einen Kampf eingelassen, schon weil er sich dann mit einem stärkeren Gegner messen konnte…das Problem hing ohnmächtig über seiner Schulter.

„So…“, durchbrach Zabuza die kurzweilige Stille zwischen ihnen. „Was verschlägt jemanden wie dich in diese verschneite Einöde, huh?“

Noch immer standen sie beide mit gekreuzten Klingen dort, doch Kisame konnte auch nicht viel mehr tun, als zu parieren. Mit seinem Partner im Schlepptau war er in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt und er wollte nicht riskieren, dass der andere sich seine momentane Schwachstelle zunutze machte. Er musste den Uchiha dringend aus der Gefahrenzone bringen, damit er rücksichtslos kämpfen konnte.

„Noch dazu mit einem halbtoten Jungen…“

Kisame verengte seine Raubtieraugen zu schmalen Schlitzen, während er den Blick erwiderte. So leicht gab Itachi den Löffel sicher nicht ab, doch sollte Zabuza dies ruhig glauben.

„Ich hatte dich nicht dermaßen geschwätzig in Erinnerung“, konterte er. „Ich hoffe, du hast die letzten Jahre nicht bloß dein loses Mundwerk trainiert…“

Vielleicht war es nicht die beste Idee, Zabuza noch zusätzlich zu provozieren, aber verkneifen konnte er es sich auch nicht. Er mochte den überheblichen Kerl nicht und diese Antipathie schien auf Gegenseitigkeit zu beruhen.

„Du solltest deine lose Zunge besser im Zaum halten, bevor du hinterher was bereust…“, gab dieser kalt zurück.

Kisame hatte für seine Drohung lediglich ein spöttisches Grinsen übrig.

„Für die Oi-nin reichen deine kleinen Nebel-Tricks vielleicht…aber ich bin anders, Zabuza.“

Sein Gegenüber funkelte ihn an und sofort drückte er sein Schwert mit mehr Kraft gegen Samehada, wobei er sich zu ihm vorbeugte.

„Du unterschätzt mich.“

Kisame stutzte kurz, als der Druck mit einem Mal komplett nachließ und beinahe wäre er nach vorn getaumelt. Der Dämon verlor keine Zeit, sondern drehte sich einmal um die eigene Achse und schwang das Kubikiri Houcho erneut in seine Richtung. Jedoch schien Zabuzas Ziel nicht sein Kopf zu sein – dafür zielte er nicht weit genug oben – und so blieb ihm nichts anderes übrig, als seinen Partner von sich zu schleudern, nur um in derselben Bewegung auszuweichen. Das Kubikiri Houcho sauste so nah an ihm vorbei, dass er den Luftzug spürte. Sein Blick glitt flüchtig zu Itachi, der regungslos im Schnee liegen blieb, ehe er wieder Zabuza ins Auge fasste. Dieser stemmte sein riesiges Schwert in den Boden, funkelte ihn belustigt an.
 

„Was denn? Lenkt dich dein Ballast ab, Kisame?“, höhnte sein Gegenüber. „Ich hätte dich schon davon befreit…“

Kisame erwiderte das spöttische Grinsen, während er Samehada schulterte.

„Du spuckst große Töne für jemanden, der durch sein Versagen bekannt ist.“

Anscheinend hatte er da einen wunden Punkt getroffen, denn direkt verfinsterte sich Zabuzas Miene. Nun, die Nummer mit dem missglückten Aufstand gegen den Mizukage hing ihm wohl immer noch nach. Dabei hätte Zabuza wissen müssen, dass er gegen Yagura nicht ankommen konnte – und gegen den, der im Hintergrund die Fäden zog, erst recht nicht.

„Vorsicht…“, knurrte der Dämon und zog seine Klinge aus dem Schnee. „…sonst rollt dein Kopf schneller, als du denkst.“

Kisame amüsierte diese Drohung eher, denn sie beide wussten, wer der Stärkere war. Das hier würde er ausnahmsweise schnell erledigen, da er bezweifelte, dass es Itachi gut tun würde, noch länger im kalten Schnee zu liegen. Wie erwartet, stürmte Zabuza auf ihn zu, schwang seine riesige Waffe mit nur einer Hand. Zugegeben, allein die Handhabung des Enthauptungsmessers erforderte übermenschlich viel Kraft. Von daher musste er Zabuza wohl wenigstens einen Hauch Respekt zollen…mehr aber auch nicht.

Kisame ließ Samehada ebenso schwungvoll dagegen prallen, wobei die Stacheln durch die Bandagen brachen und sich aufstellten.

Kisame reagierte sofort, als der andere Hüne mit der freien Hand ein Kunai zog und es ihm in den Hals zu rammen versuchte. Er fing die Waffe mit der bloßen Hand ab, umklammerte das Kunai so fest, dass es sich immer tiefer in seine Handfläche bohrte. Der Geruch seines eigenen Blutes hatte nicht weniger Einfluss auf ihn, als das fremder Gegner und so musste er sich wahrlich zusammenreißen, um sich nicht dem Rausch hinzugeben. Itachi war im Moment wichtiger als ein bisschen Spaß.

Samehada schien ihre Auseinandersetzung jedenfalls zu genießen, so wie es gurrte – Zabuzas Chakra schmeckte seinem Schwert offensichtlich. Eben dieser wusste natürlich über die Fähigkeit Bescheid, immerhin gehörten sie einst zur selben Gruppe. Es wunderte Kisame daher, dass er keine Anstalten machte, etwas dagegen zu unternehmen, sondern ihn weiter in die Knie zu zwingen versuchte.
 

„Genug gespielt.“

Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, drosch er mit so viel Kraft auf das Schwert seines Gegners ein, dass es diesen um ein Haar in die Knie gezwungen hätte. Das blutverschmierte Kunai fiel zu Boden, als Zabuza einen Satz zurück machte und seine Taktik änderte, indem er in dem dichten Nebel verschwand.

„Du hast wohl vergessen, wie man mich nennt…“

Kisame hatte dafür lediglich ein abfälliges Schnauben übrig.

„Und du hast wohl vergessen, dass Samehada dein Chakra wahrnehmen kann“, erwiderte er unbeeindruckt.

Zabuzas freudloses Lachen ertönte irgendwo aus den Nebelschwaden und der Haimensch ließ den Blick in die Richtung, in der er ihn vermutete, schweifen. Wo auch immer er auftauchen würde, Samehada würde ihn rechtzeitig warnen.

„Keinesfalls.“

Kisame weitete die Augen, als zwei Schatten an ihm vorbeirasten – und obwohl er wusste, dass es sich nicht um Zabuza selbst handelte, fuhr er direkt herum. Nein, Zabuza hatte nichts vergessen, sondern machte sich bloß seine Schwachstelle zunutze. Innerlich fluchend jagte er den beiden Mizu Bunshin nach, um sie davon abzuhalten, seinen Partner in Scheiben zu schneiden. Bevor er sie jedoch erreichen konnte, hörte er Samehada fauchen – und wusste, dass der echte Zabuza hinter ihm war.

„Dein oder sein Kopf…einer wird rollen!“

Kisame knirschte mit den Zähnen und entschied sich, es drauf ankommen zu lassen. Er schleuderte das zeternde Samehada mit so viel Kraft wie möglich in Richtung der beiden Wasserdoppelgänger, während er selbst herumfuhr und sich unter dem Schwerthieb hinweg duckte. Bevor Zabuza es erneut schwingen konnte, schlug Kisame ihm das Schwert aus der Hand – ehe er die andere als geballte Faust in sein Gesicht rammte. Zabuza hatte damit anscheinend nicht gerechnet, taumelte zurück, doch Kisame setzte direkt nach, landete mehrere Schläge, die der andere kaum parieren konnte. Der letzte traf seinen Gegner so hart in den Magen, dass es ihn mehrere Meter gegen den nächsten Baum schleuderte. Mit etwas Glück hatte er ihm ein paar Rippen gebrochen.

Zabuzas Moment der Benommenheit ausnutzend, sah er zu seinem Partner – einen der Mizu Bunshin hatte Samehada erwischt, doch der andere…? Anscheinend hatte er Itachi unterschätzt, denn dieser war rechtzeitig aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht. Er sah immer noch furchtbar aus, doch er schaffte es zumindest, in seiner knienden Position auszuharren. Ein Kunai steckte etwa einen Meter entfernt von ihm im Boden, hatte wohl den Mizu Bunshin getroffen.

Kisame befand sich binnen weniger Sekunden neben ihm, blickte ihn prüfend an, doch sein Partner schaute nicht einmal auf. So wie dieser keuchte, schien er Mühe zu haben, nicht wieder zusammenzuklappen.
 

„Ich frag gar nicht erst, ob du in Ordnung bist…“

Auf die sarkastische Bemerkung bekam er keine Antwort, doch als er dem anderen aufhelfen wollte, schüttelte dieser den Kopf.

„…deine Deckung…“, hörte er ihn murmeln.

Kisame schnaubte bloß, warf aber einen Blick über die Schulter, so dass er sah, wie Zabuza sein Schwert wieder an sich nahm. Klar, dass der Mistkerl nicht so einfach außer Gefecht zu setzen war, auch wenn das Blut durch seine Bandagen sickerte. Er hätte fester zuschlagen sollen, um ihm wenigstens den Kiefer zu brechen.

„Schön, dann bringen wir’s zu Ende“, meinte er grinsend und hob Samehada auf. „Dauert nicht lange.“

Anscheinend wollte Itachi noch etwas sagen, doch er ignorierte ihn und preschte stattdessen los. Sein Gegner schien nur darauf gewartet zu haben, ein mörderisches Funkeln in den dunklen Augen, und Kisame selbst spürte, wie ihn der Blutrausch packte. Er würde ihm die Haut abziehen und seine Knochen zersägen.

Zabuza war langsamer als er…und genau das würde er diesem gleich zeigen. Bevor ihre Schwerter aufeinander trafen, sammelte er sein Chakra und befand sich in der nächsten Sekunde hinter Zabuza. Shunshin no Jutsu…eine praktische Technik, die dem anderen nun zum Verhängnis werden würde. Kisames Raubtieraugen blitzten auf, als er Samehada hervorschnellen ließ, um Zabuza den ungeschützten Rücken zu zerreißen.

„Kisame!“

Der Ruf seines Partners ließ ihn innehalten, seine Bewegung im letzten Moment stoppen – und es war reiner Instinkt, dass er herumfuhr und Samehada hochriss. Vier lange, spitze Senbon prallten an den Stacheln ab, ließen es verärgert zetern, doch ihm blieb keine Zeit darauf zu achten, denn schon musste er dem Kubikiri Houcho ausweichen.

„Was denn? Ich dachte, Samehada könnte Chakren wahrnehmen?“, höhnte Zabuza, kaum dass Kisame Abstand zwischen sie gebracht hatte.

Er schnaubte bloß, ehe er den Blick schweifen ließ, jedoch in dem dichten Nebel niemanden erkennen konnte. Allerdings konnte er sich die Mühe sparen, denn der bislang verborgene Angreifer tauchte wie aus dem Nichts neben Zabuza auf.

Das Erste, das Kisame auffiel, war, dass die Person wesentlich kleiner und vor allem zierlicher als der Hüne war – das sah man sogar unter der weiten Kleidung. Noch mehr irritierte ihn jedoch das ziemlich hübsche, feminine Gesicht, das von zwei dunklen Haarsträhnen umrahmt wurde. Der eiskalte Blick ihrer braunen Augen machte sie nicht weniger ansehnlich und Kisame konnte nicht anders, als sie anzustarren. Er hatte ja mit vielem gerechnet, aber das...machte sogar ihn für einen Moment sprachlos.
 

„Überrascht?“

Zabuzas hämische Stimme durchbrach die Stille zwischen ihnen und er sah, wie dieser die Hand auf den Kopf des Mädchens legte. Dieses fuhr damit fort, ihn so eisig anzufunkeln, als wollte es ihn mit seinem bloßen Blick umbringen.

„Du hättest nicht davon ausgehen sollen, dass ich allein bin.“

Kisame schnaubte.

„Niemand, der dich kennt, geht davon aus, dass dich jemand aushält.“

Sein Blick glitt zu der Kleinen, die ungefähr Itachis Alter haben musste und soeben die Augen verengte. Apropos…er sah kurz seitlich zu seinem Partner, der sich mehr schlecht als recht auf die Beine kämpfte. Besser, er ließ das bleiben und verhielt sich ruhig.

„Dasselbe könnte ich über dich sagen…seit wann überlebt dich jemand?“

Kisame missfiel es deutlich, als Zabuzas Blick zu seinem Partner rüber schweifte, diesen fixierte. Wenn dieses Mädchen den Dämon aushielt, konnte es nicht allzu untalentiert sein – und er hatte wenig Nerven, schon wieder sich selbst und Itachi zu verteidigen. Zabuza mochte ihm unterlegen sein, aber er konnte ihm dennoch gefährlich werden, wenn er abgelenkt war.

„Wobei…sieht nicht so aus, als würde es dein Freund da drüben noch lange machen…“

Kisame überspielte seine Bedenken mit einem breiten Grinsen – als ob er Zabuza zustimmen würde.

„Nun, mit deiner kleinen Freundin nimmt er es trotzdem auf!“

Vielleicht war die Provokation zu viel des Guten, denn Zabuza neigte den Kopf zur Seite, musterte den Uchiha von oben bis unten. Dann wandte er sich an das Mädchen, das bisher noch kein Wort gesprochen hatte.

„Hast du das gehört, Haku?“

Kisame beobachtete angespannt, wie Zabuza ihr über die Wange streichelte und sie sich vertrauensvoll dagegen lehnte – ohne ihn dabei aus den Augen zu lassen. Beim nächsten Wimpernschlag war sie verschwunden und hinter Kisame ertönte das vertraute Geräusch sich kreuzender Klingen. Er drehte sich rasch um, wohlwissend, dass er Zabuza lieber nicht den Rücken kehren sollte, und bekam gerade noch mit, wie Itachi das Mädchen mit seinem Kunai entwaffnete. Jedoch hatten sie beide nicht damit gerechnet, dass die Kurze direkt auf Nahkampf gehen würde. Kisame hätte in jedem Fall auf seinen Partner gewettet, doch so, wie sie austeilte, war sie in Taijutsu keine Anfängerin. Die Bewegungen, Tritte und Schläge wurden so präzise ausgeführt, dass Kisame allmählich klar wurde, dass dieses Mädchen aus gutem Grund an Zabuzas Seite stand.

Itachi, der normalerweise so souverän wie niemand sonst kämpfte, kam viel zu schnell ins Straucheln, hatte sichtlich Schwierigkeiten, mit ihr mitzuhalten. Sein Körper bewegte sich wie von selbst, als sie seine Deckung durchbrach und einen Treffer gegen den Adamsapfel landete. Itachi bekam durch das Fieber bereits schlecht Luft – das reichte, um ihn in die Knie zu zwingen. So wie der Uchiha röchelte, war es das…doch bevor Kisame ihn irgendwie erreichen konnte, tauchte Zabuza vor ihm auf.

Abermals musste Kisame seinen Schlag parieren, anstatt Itachi helfen zu können…und dieser hatte Hilfe bitter nötig. Der Haimensch knirschte mit den Zähnen, funkelte Zabuza zornig an.
 

„Aus dem Weg!“, grollte er, was dem anderen jedoch nur ein Grinsen abrang.

„Wie war das vorhin?“, wurde er verspottet. „Er nimmt es mit Haku auf? Sieht nicht so aus…“

Beunruhigt musste er zusehen, wie die Kurze Itachi einen Schlag verpasste, der diesen über den Schneeboden schleuderte. Regungslos blieb sein Partner mit dem Gesicht in der weißen Masse liegen – und Kisame beschlich die ungute Vermutung, dass es sich diesmal nicht um ein Gen-Jutsu handelte. Nein…Itachi war nicht umsonst umgekippt…er war am Ende.

Haku trat neben den Uchiha und griff in dessen Haare, um seinen Kopf hochzuziehen. Wut kochte in dem Haimenschen hoch, als sie seinem Partner dessen Kunai an die Gurgel hielt. Itachi selbst zuckte nur noch leicht, während ihm das Blut aus Mund und Nase tropfte…der Blick unter den halb geschlossenen Lidern war abwesend. Nein, das war keine Täuschung. Scheiße.

„Lass dein Schwert fallen!“

Zum ersten Mal ergriff das Mädchen das Wort und seine Stimme klang ebenso kalt, wie es sein Blick war.

„Andernfalls wird er sterben!“

Kisame zweifelte nicht an der Wahrheit dieser Drohung und sie ließ ihn knurren. Verflucht…warum hatten sie auch ausgerechnet jetzt auf Zabuza und dieses Mädchen treffen müssen? Hiernach war Itachi ihm jedenfalls einiges schuldig – falls sie hier nicht beide drauf gingen. Er hätte nie gedacht, dass Zabuza ihn mal in Bedrängnis bringen würde.

„Ihr wisst schon, was für feige Schweine ihr seid, ja?“, grollte er, doch Zabuza rang dies nur ein höhnisches Grinsen ab.

„Große Worte für jemanden, dessen Aufgabe es stets war, die eigenen Kameraden umzubringen.“

Kisame verengte die Raubtieraugen.

„Sagt mir jemand, der aus purer Freude seinen kompletten Jahrgang niedergemetzelt hat.“

„In unserer Grausamkeit tun wir uns eigentlich beide nichts, Kisame“, erwiderte Zabuza nüchtern. „Seit wann bist du so verweichlicht, dass du wegen eines halbtoten Jungen zögerst?“

Kisames Kiefer malmte, während sein Blick immer wieder zu Itachi schweifte. So Unrecht hatte sein Gegner gar nicht…seit wann zögerte er, nur weil ein Kamerad bedroht wurde? Bislang hatte er sein Team jedes Mal geopfert, wenn es keinen anderen Ausweg gab. Es stellte einen der Gründe dar, aus denen Kisame prinzipiell keine Bindungen einging – in Situationen wie diesen wurden sie zum Verhängnis.

Doch was sollte er machen? Itachi sterben lassen? Es erschien ihm so falsch, dass sich alles in ihm dagegen sträubte.

„Du würdest also nicht zögern, würde es um die Kleine gehen?“

Zabuza starrte ihn im ersten Moment perplex an…doch dann brach er in bellendes Gelächter aus. Dieser verdammte Bastard…
 

„Haku ist meine Waffe…und was tut man mit einer Waffe, wenn sie stumpf geworden ist?“, fragte Zabuza immer noch mit diesem widerlichen Grinsen. „Man entsorgt sie.“

Kisame kannte den Grundsatz, der besagte, dass Shinobi nichts anderes als Werkzeuge waren, sehr wohl…und er selbst hatte lange danach gelebt. Ohne eigene Ziele…ohne einen Sinn in seinem Handeln zu sehen. Es waren Befehle gewesen, die sein Leben bestimmt hatten und auch jetzt befolgte er Befehle, doch im Gegensatz zu damals wusste er, wofür er es tat.

„Und jetzt entscheide dich!“

Anscheinend hatte das Mädchen nicht vor, Zabuzas Worten zu widersprechen, denn es hielt Itachi immer noch entschlossen das Kunai an die Kehle. Umbringen lassen würde er sich bestimmt nicht…aber er wollte auch nicht Itachis Leben opfern.

Er gab ein Schnauben von sich, ehe er Samehada einfach fallen ließ – sein Schwert besaß ein Eigenleben und würde ihn im Notfall schon rechtzeitig schützen. Vielleicht wusste Zabuza dies, vielleicht auch nicht, er musste es drauf ankommen lassen.

Haku sah verwundert zu ihnen herüber, das Kunai ließ sie jedoch nicht sinken.

„Du bist so ein Narr!“, hörte er Zabuza mit einem freudlosen Auflachen sagen. „Also stirb wie einer!“

Kisame verengte die Augen, wappnete sich für den Schlag, der ihn seinen Kopf kosten sollte. Vielleicht…wenn er schnell genug war…und das Mädchen irgendwie ausschalten konnte, bevor diese seinem Partner das Kunai in den Hals rammte…

Das Kubikiri Houcho sauste durch die Luft, er schloss im selben Moment Fingerzeichen und dann…ertönte ein ohrenbetäubendes Scheppern. Die Kälte um sie herum schien noch zuzunehmen, neue Schneeflocken fielen vom Himmel, während sich der Nebel um sie herum langsam auflöste. Hatte Zabuza sein Jutsu gelöst? Er wusste es nicht…ebenso wie er keine Ahnung hatte, wieso da ein riesiger, aus Eis gefertigter Spiegel zwischen ihnen aufgetaucht war. Ganz langsam bröckelte der Spiegel, bis er allmählich splitterte und in sich zusammenfiel. Dass er nicht direkt, nachdem das Kubikiri Houcho dagegen geschmettert worden war, in seine Einzelteile zerfallen war, zeigte, wie massiv er sein musste.

Zabuza gab ein Knurren, das an einen räudigen Hund erinnerte, von sich und funkelte das Mädchen an, das das Kunai fallen gelassen hatte. Was Kisame irritierte, war nicht nur die Tatsache, dass sie ihm gerade geholfen haben musste…sondern auch der Umstand, dass sie die Fingerzeichen anscheinend nur mit einer Hand geschlossen haben musste. Mit der anderen hielt sie weiterhin Itachi fest, der die Augen mittlerweile gänzlich geschlossen hielt.
 

„Was soll die Scheiße, Haku?!“, blaffte Zabuza seine Begleiterin an.

Diese erwiderte seinen Blick furchtlos, während sie Itachi in ihren Schoß zog und sein Stirnband beiseiteschob. Kisame sah dem beunruhigt zu, doch sie fühlte wohl nur seine Temperatur.

„Er hat hohes Fieber“, hörte er sie sagen. „Wenn er sich nicht ausruht und ins Warme kommt, wird er sterben.“

Zabuza gab ein abfälliges Geräusch von sich, das gut genug ausdrückte, wie egal ihm das war.

„Und? Kommt uns doch ganz gelegen…“, schnappte er und richtete das Kubikiri Houcho auf Kisame. „Der eine verreckt von allein…und von dem da hol ich mir den Kopf!“

„Zabuza-san…“

Kisame bezweifelte, dass die Kleine den Dämon umstimmen konnte, Hundeblick hin oder her. Zumal er selbst nicht verstand, warum sie ihnen plötzlich helfen wollte.

„Die Oi-nin sind uns seit Tagen auf den Fersen, Zabuza-san“, fuhr das Mädchen fort. „Die beiden können sie für uns auf eine falsche Fährte locken, sobald es ihm wieder gut geht.“

„Als ob das der Grund wäre…“, brummte Zabuza und fixierte Kisame. „Außerdem können wir denen nicht trauen.“

Haku schien sich davon nicht beirren zu lassen.

„Er hat seinen Partner die ganze Zeit beschützt…ich denke nicht, dass er es wagen würde, etwas zu versuchen…nicht wahr?“

Die Frage ging zweifellos an Kisame, der immer noch vollkommen verwirrt davon war, dass sich das Mädchen für sie beide einsetzte. Doch Recht hatte sie…Itachis Gesundheit ging gerade vor.

„Waffenstillstand?“, meinte er daher nur an den anderen gewandt.

Zabuzas Blick drückte dieselbe Verachtung aus, die er selbst fühlte, aber was blieb ihm anderes übrig? Er konnte den Vorschlag der Kleinen nur annehmen und zu seiner Verwunderung schien Zabuza zähneknirschend zuzustimmen.

„Hn…danach verpisst ihr euch dahin, wo ihr hergekommen seid!“

Nun, für Zabuzas Verhältnisse war das ja fast schon eine freundliche Antwort. Kisame konnte ihn zwar immer noch auf den Tod nicht ausstehen…aber gut, wie hieß es? In der Not frisst der Teufel Fliegen…

Von wegen Schuld begleichen…hiernach war Itachi ihm was schuldig, so viel war sicher!

Unterschlupf

Die Sonne hatte sich bereits verabschiedet, als sie an ihrem Ziel, das man in der Dunkelheit noch schlechter erkennen konnte, ankamen. Mittlerweile schneite es nicht mehr, doch die Massen, durch die sie hatten waten müssen, hatten gereicht, um ihnen den Weg zu erschweren. Der kleine Hof lag versteckt inmitten des Waldes, der sich jedoch ein wenig lichtete, desto näher man kam. Krumm stehende, aus Holz gefertigte Zäune umrahmten die aus dem gleichen Material bestehende Hütte, die aber einen recht stabilen Eindruck machte. Nebenan gab es etwas, das wohl einen Schuppen darstellen sollte.

Es wunderte ihn kein Stück, dass ihnen keine Menschenseele begegnete, als sie vor ihrer vorläufigen Bleibe standen. Sein Blick glitt kurz zur Seite, wo Zabuza mit finsterem Gesichtsausdruck stand und den Eindruck machte, als würde er mit seinem Kiefer unsichtbare Knochen zermalmen. Man konnte regelrecht spüren, wie unzufrieden der Dämon mit dem Sinneswandel seiner Partnerin war, und doch startete er keinen neuen Versuch, ihr dies auszureden.

Haku schien die düstere Stimmung ihres Begleiters entweder nicht zu bemerken oder zu ignorieren. Ohne Umschweife öffnete sie ihnen die Tür, woraufhin Kisame mit seiner Last die Hütte betrat – auch wenn es ihm widerstrebte, Zabuza im Rücken zu wissen. Nur kurz sah er sich um, rückte dabei den Uchiha, der regungslos über seine Schulter hing, zurecht, damit dieser nicht herunterfiel.

Die Hütte war anscheinend geräumiger als gedacht, denn es gab einen Flur mit verschiedenen, angrenzenden Zimmern, so dass sie sich wohl nicht ständig in die Quere kommen mussten. Kisame fragte sich unweigerlich, wer vor den beiden hier gelebt hatte – wobei für ihn kein Zweifel bestand, dass die Leute bereits unter der Erde verschimmelten.

„Steh da nicht blöd rum!“, wurde er von Zabuza angeknurrt und verengte die Raubtieraugen.

Dieser respektlose Mistkerl ging ihm allmählich ein bisschen zu sehr auf die Nerven, doch er hatte keine Wahl, als dessen loses Mundwerk noch eine Weile länger zu ertragen.

Wenigstens besaß Haku ein paar Manieren, denn diese öffnete eine der Türen und winkte sie herein.

„Hier entlang, Kisame-san.“

Das ließ er sich nicht zweimal sagen und folgte dem Mädchen ins Zimmer, sah sich kurz um. Es gab ein paar Kommoden, Bilder von Tieren und Landschaften zierten die Wände und das Allerwichtigste: Der Raum besaß einen Kamin, der aus dunklem Stein gefertigt war. Davor lagen Felle und Decken, so wie ein paar Kissen, die das Ganze recht gemütlich wirken ließen.
 

„Leg ihn ruhig schon hin“, riss ihn Hakus Stimme aus den Gedanken. „Ich kümmere mich gleich um ihn.“

Hinter sich hörte er Zabuza abfällig schnauben, doch er nahm keine Notiz von ihm, sondern legte seinen Partner auf die Felle. Weil der Mantel mittlerweile durch den Schnee vollkommen durchnässt war, pellte er ihn aus dem schweren Stoff. Vorsorglich schob er ein Kissen unter seinen Kopf, ehe er ihn gleich in zwei Decken wickelte – er reiste schließlich lange genug mit Itachi, um zu wissen, dass dieser auch gesund schnell fror. Während Haku das Holz im Kamin schichtete und ein paar Streichhölzer hervorkramte, nahm er Itachi das Stirnband ab und fühlte mit dem Handrücken seine Temperatur. Es wunderte ihn nicht, dass der Jüngere immer noch glühte, und auch die hervorstechende Röte auf seinen Wangen entging ihm nicht. Itachis Atem glitt rasselnd über seine Lippen, die geschlossenen Lider zuckten unruhig, doch er schien nicht wach zu werden.

„Rührend“, hörte er Zabuza, der mit verschränkten Armen an der Wand lehnte, spotten. „Hätte dich nicht so sentimental eingeschätzt…“

Kisame konnte ein Augenrollen nur schwer zurückhalten, doch er wünschte sich wirklich, Zabuza würde seine blöde Fresse nur ein einziges Mal halten. Wahrscheinlich konnte er darauf lange warten, aber die Hoffnung starb ja bekanntlich zuletzt.

„Kam eigentlich schon immer so viel Dreck aus deinem Maul?“, konterte er ebenfalls gröber und sah das Funkeln in Zabuzas Augen.

Bevor der andere jedoch etwas erwidern konnte, setzte sich Haku auf Itachis freie Seite und blickte ihn auffordernd an.

„Holst du bitte etwas Schnee, Kisame-san? Ein Eimer sollte vor der Tür stehen“, sprach sie ihn höflich an, ehe sie sich an ihren Partner wandte. „Und du, Zabuza-san, bring mir bitte ein paar Kräuter und Lebensmittel aus dem Vorratsschuppen.“

Keiner von ihnen beiden widersprach ihr, immerhin wollte Kisame Itachi helfen und Zabuza…der schien nach der Pfeife seines Mädchens zu tanzen. Dieses fühlte nun selbst die heiße Stirn des Erkrankten und schlug die Decken zurück – besaß sie medizinische Kenntnisse? Falls ja, umso besser.
 

Als er mit dem Eimer voll Schnee zurückkam, hatte Haku die Hose seines Partners bereits hochgekrempelt und ein paar Tücher bereitgelegt. Sie erhob sich rasch und nahm ihm den Behälter ab, stellte diesen in die Nähe des Kamins, damit die weiße Masse darin schneller schmolz. Kisame beobachtete sie dabei, wie sie aus einer Kommode einen Topf hervorkramte, wohl ganz in ihr Tun vertieft. Da Zabuza noch nicht wieder zurück war, ergriff er die Gelegenheit, sie direkt anzusprechen.

„Warum hilfst du uns eigentlich?“

Haku hielt kurz inne, warf ihm einen Blick über die Schulter zu, ehe sie den Topf stehen ließ und stattdessen den Eimer nahm. Ohne ihn nochmal anzusehen, kniete sie sich neben seinen Partner und tunkte eines der Stofftücher in das Wasser.

„Dein Freund hat hohes Fieber“, hörte er sie murmeln. „Es war nicht fair, euch anzugreifen, obwohl einer von euch nicht mal stehen konnte.“

Sie seufzte leise, während sie den Lappen auswrang, um ihn dann behutsam auf Itachis Stirn zu platzieren.

„Wir wussten vorher nicht, ob ihr eine Bedrohung seid…und sind daher sicher gegangen.“

Kisame runzelte die Stirn.

„Also hattest du Mitleid? Obwohl wir Fremde sind?“

„Mitleid…“, wiederholte sie nachdenklich und tunkte das nächste Tuch ins Wasser. „Sagen wir…ich verstehe dich, denn ich würde für Zabuza-san jederzeit mein Leben geben – so wie du deinen Freund beschützt hast.“

„Wir sind keine Freunde“, brummte er und sah zu Itachi runter. „Wir sind Partner…und ich schulde ihm was. Das ist alles.“

Er bemerkte aus den Augenwinkeln, wie sie schmunzelte, dabei kalte Lappen um Itachis Waden wickelte. Der Uchiha zuckte unter ihrer Berührung immer wieder leicht zusammen, doch er blieb bewusstlos.

„Mich geht das natürlich nichts an, aber für eine Wiedergutmachung bist du sehr weit gegangen.“

„Möglich“, erwiderte er ausweichend, denn er wollte sich nicht damit auseinandersetzen. „Warum ist ein nettes Mädchen wie du mit so einem Kerl unterwegs?“

Der Themawechsel schien sie zuerst zu irritieren, doch dann bildete sich ein warmes Lächeln auf ihren Lippen. Es machte sie nur noch hübscher und Kisame fragte sich ernsthaft, ob die beiden was miteinander hatten.

„Weil ich ihm mein Leben verdanke“, antwortete sie sanft. „Seitdem gehört es ihm.“

Ihre braunen Augen richteten sich wieder auf ihn und sie drückten Entschlossenheit aus.

„Ich würde alles für diesen Mann tun.“
 

Kisame zweifelte keine Sekunde daran, dass sie ihre Worte ernst meinte. So fähig, wie sie sich bislang angestellt hatte, mussten Zabuzas Feinde sie wahrlich fürchten. Er würde auf der Hut vor der Kleinen sein, auch wenn diese ihnen wohl wirklich helfen wollte. Still sah er ihr dabei zu, wie sie den Uchiha wieder in die Decken packte.

„Er muss viel Flüssigkeit zu sich nehmen“, wandte sie sich erneut an ihn.

Ein bisschen fühlte er sich aus der Bahn geworfen, doch dann nickte er verstehend und holte die Wasserflasche aus dem Reisebeutel. Unschlüssig sah er zu seinem Partner, schlug diesem leicht gegen die Wange, damit dieser zu sich kam.

„Hey!“, murrte er nachdrücklich und hob seinen Kopf etwas an.

Der Uchiha blinzelte benommen, doch die dunklen Iriden wirkten so glasig, dass es nicht den Anschein machte, als würde er wirklich etwas um sich herum wahrnehmen. Er hielt ihm trotzdem die Wasserflasche an die Lippen, flößte ihm immer wieder kleine Schlucke ein. Ein paar Mal verschluckte sich sein Partner, drehte schließlich schwer atmend den Kopf zur Seite und Kisame entschied, dass es erstmal reichte.

Nur wenige Minuten später wurde die Tür lautstark aufgestoßen und wieder zugeknallt – anscheinend war Zabuza zurück. Der Hüne warf ihnen einen grimmigen Blick zu, ehe er Haku einen Beutel reichte, woraufhin ihn seine Begleiterin dankbar anlächelte.

„Jetzt fressen die uns auch noch die Vorräte weg“, hörte er ihn knurren.

„Zabuza-san…“

„Ist doch wahr!“

Kisame ließ seinem Landsmann einen nicht minder finsteren Blick zukommen.

„Keine Sorge“, gab er zurück. „Wir verschwinden, sobald mein Partner wieder laufen kann.“

„Hast du dir den mal angesehen? Kann Tage dauern, bis der überhaupt wieder stehen kann“, kam es skeptisch von Zabuza.

Kisame hielt die Worte, die ihm auf der Zunge lagen, nur mühsam zurück, denn irgendwie hatte er schon Recht. Seine Raubtieraugen richteten sich auf Itachi, der dort in seiner Decke lag und zu schlafen schien. Das war gut, oder? Schlafend erholte man sich am besten und der Uchiha schien es nötig zu haben.

Während Haku sich daran machte, irgendwas in dem Metalltopf zusammenzuwürfeln, setzte sich Zabuza mit dem Rücken zur Wand in die andere Ecke. Kisame sah immer wieder zu dem Mädchen, obwohl er sich sicher war, dass sie sie nicht vergiften würde; da hätte sie zumindest Itachi schon zuvor leichter töten können.
 

„Könnt euch glücklich schätzen, dass der Junge so ein weiches Herz hat“, brummte der Hüne aus seiner Ecke heraus und Kisame verengte die Augen. „Ich hätte euch verrecken lassen.“

Er wollte gerade etwas Entsprechendes erwidern, als ihn etwas Entscheides stutzen ließ. Moment mal…hatte er sich soeben verhört?

„Junge…?“, wiederholte er perplex und linste zu Haku, die neben dem Topf kniete, rüber.

Mit Sicherheit hatte er sich verhört, anders konnte es gar nicht sein. Die Kleine war doch kein Junge...niemals! Haku warf ihm ein unschuldiges Lächeln, das den Haimenschen erst recht aus der Fassung brachte, über die Schulter zu.

„Ich habe nie behauptet, ein Mädchen zu sein.“

Und verdammt, das stimmte. Allerdings hatte sie – nein, der Junge – seine Annahme auch nicht dementiert, sondern es schlichtweg ignoriert. Kisame konnte einfach nicht glauben, dass dieses Weibergesicht männlich sein sollte. Immer noch starrte er Haku an, als handelte es sich bei diesem um das achte Weltwunder. Itachis Züge waren ja schon feminin geprägt, doch bei dem erkannte man das Geschlecht wenigstens auf Anhieb, während er Haku im Leben nicht für einen Kerl gehalten hätte.

Ein Junge...das gab’s doch nicht! Was hatte er zuvor noch gedacht? Ob die beiden was miteinander hatten? Irgendwie geriet sein Weltbild gerade komplett aus dem Gleichgewicht…das musste er erstmal verdauen.

Zabuza schien die ganze Situation eher amüsant zu finden, so wie der ihn anfunkelte. Schön, dass der alte Mistkerl seinen Spaß hatte, während er gerade nicht wusste, wie er darauf reagieren sollte. Als Erstes sollte er wohl aufhören, Haku anzuglotzen, doch das war gar nicht so einfach.

„Bist nicht der erste Depp, der ihn für ein Mädchen hält“, meinte Zabuza leichthin. „Und du bist nicht der Erste, der ihn wegen so einer Lappalie unterschätzt.“

Damit hatte er ihn kalt erwischt, das musste Kisame missgelaunt zugeben, denn er hatte Haku anfangs aufgrund der Tatsache, dass er ihn für ein Mädchen gehalten hatte, nicht für voll genommen. Im Nachhinein war das vielleicht ein bisschen sexistisch, schließlich konnte auch eine Kunoichi was auf dem Kasten haben.

Abermals kamen ihm Hakus Worte in den Sinn…wie war das noch, er würde alles für Zabuza tun? Nein, da wollte er gar nicht weiter drüber nachdenken, das verstörte ihn schon genug; zumal ihn das auch nichts anging.
 

„Haku ist der Letzte seines Clans“, fing Zabuza erneut an. „Und es steckt verdammt viel Potenzial in ihm.“

Kisame wunderte es, dass der Dämon den Jungen so vor ihm lobte, doch er sagte nichts dazu. Wenn Zabuza angeben wollte, sollte er das seinetwegen tun. Es kam ihm lächerlich vor, dagegen zu halten, dass sein Partner ebenfalls aus einem aussterbenden Clan kam – und noch dazu dafür verantwortlich war.

Sein Blick schweifte zu Haku, der den Topf soeben über dem Feuer einhängte, rüber. Er hatte gesehen, wie der Junge etwas, das verdächtig nach getrocknetem Fleisch aussah, in die Brühe gemischt hatte. Ob Itachi das in seinem Zustand bemerken würde? Ehrlich gesagt hatte er wenig Lust, in ihrer Lage Rücksicht auf die Essgewohnheiten seines Partners zu nehmen – ganz zu schweigen davon, dass er die Kraft brauchte, um gesund zu werden.

„Würde dir also nicht raten, irgendwas Dummes zu versuchen.“

Ach deshalb prahlte der Dämon so mit seinem Begleiter – Kisames Meinung nach überflüssig, denn er hatte vor, sich an diesen Waffenstillstand zu halten.

„Ich bin nicht derjenige, den man den lautlosen Meuchelmörder nennt“, konterte er trocken.

Zabuza schien das allerdings für ein Kompliment zu halten, denn er brummte zufrieden.

„Nun, dann ist ja alles geklärt“, mischte sich Haku in die Diskussion ein und schenkte jedem von ihnen ein freundliches Lächeln.

Unfassbar, dass der Junge es tatsächlich mit Zabuza aushielt…und der ihn wegen seines sonnigen Gemüts nicht abschlachtete. Aber wie hieß es? Gegensätze ziehen sich an? Davon abgesehen hatte er den Kurzen kämpfen sehen; dass der fähig war, glaubte er sofort. Diese Eis-Technik, die er da mit nur einer Hand angewendet hatte…das war erstaunlich. Er kannte bislang niemanden, der zu so etwas fähig war.

Die Raubtieraugen richteten sich wieder auf seinen Partner, der endlich etwas ruhiger zu schlafen schien. Jedenfalls zitterte er weniger erbärmlich als noch vor einigen Minuten, auch wenn er immer noch viel zu rasselnd atmete. Nun, hier half wohl nur Geduld – auch wenn ihm das gewöhnlich schwer fiel.
 

Tatsächlich stellte sich Itachi als relativ pflegeleicht heraus, was das Essen anbelangte – auch wenn Kisame das darauf schob, dass er nur die Hälfte mitbekam. Er hatte den Uchiha in einer aufrechten Position gehalten, während Haku ihm die Brühe eingeflößt hatte. Ob Itachi sich im Nachhinein daran erinnern würde? Falls ja, würde ihm das sicher ziemlich unangenehm sein, doch Kisame konnte sich nicht mal darauf freuen, seinem Partner seine Hilflosigkeit unter die Nase zu reiben.

Itachis Zustand hatte sich nicht wirklich gebessert, die Fieberschübe kamen in unterschiedlichen Abständen, wurden zeitweise schlimmer. Haku hatte gemeint, dass sie das beobachten müssten, er aber nicht mehr für den Uchiha tun konnte. Keiner von ihnen besaß eine medizinische Ausbildung und hier inmitten der Wildnis konnten sie Tage nach einem Arzt suchen – von einem Medic-nin wollte Kisame gar nicht anfangen. Es war pures Glück, dass Zabuza und Haku sich auf diesem Hof niedergelassen und sie hierher gebracht hatten. Auf die Frage hin, wo die ursprünglichen Besitzer hin seien, war Haku mit betroffenem Gesichtsausdruck ausgewichen und es bestätigte Kisames Annahme, dass sie hier ordentlich aufgeräumt hatten. Ihm persönlich war das vollkommen egal, denn ihn interessierten nur die angesammelten Vorräte, so wie die warme Unterkunft.

Still blickte er zum Kamin, in dem die Flammen immer noch leise knisterten, den Raum somit beheizten. Zabuza und Haku waren bereits vor einer Weile verschwunden, würden wohl in einem der anderen Zimmer die Nacht verbringen. Kisame hatte nicht weiter nachgefragt, sondern war einfach froh, dass er Zabuzas finstere Visage und seine blöden Sprüche nicht länger ertragen musste.

Er lag neben seinem Partner auf dem Rücken, die Arme hinter dem Nacken verschränkt und die Schatten, die das Feuer warf, beobachtend. Das Fell, auf dem er lag, konnte man nicht mit einem Futon vergleichen, aber es erfüllte schon seinen Zweck – ganz nach dem Motto: Besser als gar nichts. Die Decken hatte er dem Uchiha gelassen, auch wenn man von dem nun nicht mehr viel erkennen konnte, so eingemummelt, wie er war.

Kisame selbst machte Kälte dank seiner Haut nicht viel aus, während sein Partner schon im gesunden Zustand eine Frostbeule war. Kaltes Wasser bedeutete für den Uchiha ein Graus, auch wenn sich dieser selten beschwerte. Es wunderte ihn manchmal selbst, wie gut sie einander in den vergangenen Jahren kennengelernt hatten, wo sie sich zu Anfang nicht hatten ausstehen können.

Hätte ihm damals jemand gesagt, dass er den Jungen ein paar Jahre später anerkennen und für ihn kämpfen würde, hätte er demjenigen schon die passende Antwort gegeben. Doch es ließ sich nicht leugnen, dass er Itachi schätzen gelernt hatte. Ihre Partnerschaft harmonierte mittlerweile, sie waren aufeinander eingestimmt und vertrauten sich soweit, dass sie nicht mehr fürchten mussten, ein Messer im Rücken stecken zu haben.

Nach all den Jahren konnte er sich nicht daran erinnern, dass so etwas schon einmal vorgekommen war. In der Chiffrier-Einheit, in der er lange Zeit gedient hatte, war Vertrauen ein Fremdwort gewesen. Sowohl für ihn als auch für seine sogenannten Kameraden. Seine Rolle hatte immer festgestanden und ihn damit automatisch zum Außenseiter gemacht. Wobei Kisame nicht glaubte, dass es viel anders gelaufen wäre, wenn er sie nicht hätte töten müssen.
 

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als neben ihm ein ersticktes Keuchen ertönte. Alarmiert setzte er sich auf, warf einen Blick zu seinem Partner, der sich plötzlich hin und her zu wälzen begann. Seine Lieder zuckten unruhig, doch die viel zu schnelle Atmung machte Kisame noch mehr Sorgen. Es klang beinahe so, als würde der Uchiha keine Luft mehr bekommen.

„Itachi-san?“

Sein Partner reagierte gar nicht auf seinen Namen, sondern fuhr fort, sich zu winden…beinahe so, als hätte er einen Albtraum. In den letzten Jahren war das ab und zu vorgekommen – nicht nur bei Itachi, sondern auch bei ihm selbst. In Träumen verarbeitete man vieles, über das man im Schlaf keine Kontrolle hatte. Die ersten Male hatte er sich über Itachis plötzliche Zuckungen amüsiert, wenn er diese mal mitbekam, was eher selten der Fall war. Sie hatten beide einen leichten Schlaf, was wohl als normal in ihrem Job galt. Shinobi mussten stets auf der Hut sein – vor allem Verräter wie sie beide.

Jedoch konnte kein Mensch seinen Träumen ewig entkommen.

Die Laute, die sein Partner gerade von sich gab, wirkten auf Kisame einfach nur bemitleidenswert. Ob er wohl wirklich bloß einen schlechten Traum hatte? Kisame beugte sich ein Stück zu ihm herunter, rüttelte ihn dabei an seiner Schulter, um ihn wachzukriegen.

„Hey!“

Er hatte ihn kaum berührt, da zuckte der Uchiha heftig zusammen und riss die dunklen Augen auf. Schwer atmend starrte Itachi ihn an, als müsste er sich zweimal vergewissern, dass nicht der Teufel vor ihm saß. Sein abgehetzter Blick glitt einmal durchs Zimmer, ehe er ihn erneut fixierte. Was immer er in seinen Träumen gesehen hatte, musste ihn ziemlich mitgenommen haben.

„…wo sind wir?“

Itachis Stimme glich mehr einem heiseren Krächzen, als er die Frage stellte. Nur langsam schien er sich zu beruhigen, sein Blick blieb zwar glasig, doch anscheinend war er diesmal tatsächlich wach. Kisame löste seine Hand von der Schulter des Uchihas und angelte nach der Wasserflasche.

„Zabuzas und Hakus Unterschlupf“, erwiderte er knapp und drehte den Deckel ab. „Wir können hier bleiben, bis es dir besser geht.“

Wie immer konnte Kisame nur schwer in den glatten Zügen lesen, doch vielleicht realisierte Itachi auch nur zur Hälfte, was er da sagte.
 

„Du musst was trinken!“, forderte er den Uchiha auf und half diesem beim Aufsetzen.

Sein Partner war noch lange nicht wieder auf der Höhe, so wenig Körperspannung, wie er dabei zeigte. Es kam Kisame vor, als würde er einen nassen Sack aufrechthalten und selbst beim Umfassen der Flasche zitterten Itachis Finger. Nach ein paar Schlucken legte er ihn wieder vorsichtig ab, wobei es ihn wunderte, dass der Jüngere sich mit keinem Ton beschwerte.

Die Raubtieraugen glitten einmal mehr über das Gesicht seines Partners, ehe er diesem die Handfläche auf die Stirn legte. Immer noch heiß, aber dass er bei Bewusstsein war, konnte er als gutes Zeichen deuten, oder? Itachi beschwerte sich nicht, auch wenn er bei der Berührung abermals zusammengezuckt war.

„Wovon hast du geträumt?“, fragte Kisame, während er sich abwandte.

Er konnte Itachis Ausdruck somit nicht sehen, doch er bezweifelte ohnehin, dass dieser ihm antworten würde. Krankheit hin oder her, es änderte nichts an Itachis Verschwiegenheit, was seine Person anging. Er griff nach dem Lappen und tunkte diesen in den mit Wasser gefüllten Eimer, wrang das nasse Stück Stoff fest aus.

„…von den Toten.“

Es plätscherte, als Kisame der Lappen aus den Fingern rutschte, kaum dass das leise Wispern an seine Ohren gedrungen war. Irritiert sah er über seine Schulter zu dem Uchiha, der mit leerem Blick vor sich hinschaute. Driftete er schon wieder ab?

Kisame wrang den Lappen ein zweites Mal aus, ehe er diesen auf Itachis Stirn platzierte, ihn dabei nachdenklich betrachtete. Sein Partner senkte langsam die Lider, schien nicht mehr dazu sagen zu wollen. Es gab auch nichts hinzuzufügen, denn der Haimensch konnte es ihm nachempfinden. Selten fühlte er beim Morden auch nur einen Hauch von Reue, doch selbst ihn verfolgten einige seiner Opfer bis in den Schlaf.

„Sieh zu, dass du gesund wirst“, meinte er bloß und legte sich wieder neben seinen Partner.

Dieser öffnete träge ein Auge, linste zu ihm herüber und Kisame glaubte, ein leichtes Nicken vernehmen zu können. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, wie unangenehm Itachi das alles sein musste, auch wenn er sich dies nicht anmerken ließ.

Ihm fiel wieder ein, was Haku gesagt hatte, und er wusste nicht recht, ob er sich darüber ärgern sollte. Sie waren Partner, er schuldete dem Jüngeren etwas, ja, aber es wäre gelogen gewesen, hätte er behauptet, dass er Itachis Anwesenheit bloß ertrug.

Die Raubtieraugen hefteten sich an das Feuer im Kamin, ehe er aus einem plötzlichen Impuls heraus noch einmal die Stille brach.

„Wenn was ist, sag Bescheid. Bin die ganze Nacht hier.“

Ein paar Sekunden lang kam nichts von dem Uchiha, so dass Kisame schon damit rechnete, dass dieser eingeschlafen war.

„Kisame?“

Er wandte den Blick nicht vom immer schwächer prasselnden Feuer ab, während er ein Brummen von sich gab.

„Hm?“

„Danke.“

Kisame entgegnete nichts darauf, sondern lauschte still dem Knistern im Kamin. Es hatte sich tatsächlich einiges zwischen ihnen verändert…und wenn er ehrlich war, missfiel ihm das nicht.

Genesung

Als er damals seine Entscheidung getroffen hatte, war ihm bewusst gewesen, dass sich alles ändern würde. Ihm war klar gewesen, dass es dann kein Zurück mehr geben würde, und er hatte sich dennoch dazu entschlossen, zu tun, was getan werden musste. Über zwei Jahre mochten vergangen sein, doch es gab keinen Tag, an dem er nicht an das, was er geopfert hatte, dachte.

Natürlich bereute er es immer noch und würde wohl auch nie damit aufhören, doch es änderte nichts daran, dass er diesen Weg gewählt hatte. Vermutlich hätte er selbst dann, wenn er etwas hätte ändern können, dies nicht getan. Es war unumgänglich gewesen.

Obwohl er das wusste, quälten ihn seine Taten, wann immer er es nicht schaffte, sie zu verdrängen. Besonders im Schlaf schlichen sie sich heimtückisch in sein Unterbewusstsein und sorgten dafür, dass er sich unruhig hin und her wälzte.

Als ihn das Fieber niedergestreckt hatte, war es ihm schlimmer als je zuvor erschienen, denn er besaß nicht länger die Kraft, sich dagegen zu wehren. All das, was er stets in die hinterste Ecke seines Verstandes verbannte, schien nun erneut hochzukommen, ließ den erholsamen Schlaf zum Albtraum mutieren.

Itachi konnte nicht sagen, wie oft er schweißgebadet hochgeschreckt war – manchmal ohne dabei richtig wach zu werden, was seine Tortur nur verlängert hatte. Er konnte Traum nicht von Realität unterscheiden, hatte irgendein unsinniges Gemurmel von sich gegeben…und er konnte nur hoffen, dass ihm nichts Fatales rausgerutscht war. Das Verhalten seines Partners ließ allerdings nicht darauf schließen und Itachi meinte, diesen mittlerweile so gut zu kennen, dass ihm so etwas nicht verborgen geblieben wäre.

Noch so eine Sache, denn als er damals zusammen mit Madara aus dem Dorf geflohen war, hatte er somit in Kauf genommen, alle Bindungen zu kappen. Lediglich das Band des Hasses hatte er durch seine blutige Tat gestärkt und so hatte er selbst es ja auch gewollt. Es ging gar nicht anders, wenn er sein Ziel erreichen wollte. Er hatte sich damit abgefunden, von nun an auf sich allein gestellt zu sein, niemandem vertrauen zu können. Nicht einmal Madara, denn dieser war lediglich auf seinen eigenen Vorteil bedacht und so, wie er ihn einschätzte, würde er irgendwann sogar versuchen, ihn loszuwerden, sollte er seinen Plänen im Wege stehen.

Itachi erinnerte sich noch gut daran, wie sie einander begegnet waren, Kisame und er, und wie sie sich gegenseitig das Leben schwer gemacht hatten. Zu diesem Zeitpunkt hatte er nicht damit gerechnet, dass in dem Monster aus Kiri ein guter Kern stecken könnte.

Vielleicht hätte er nicht so schnell urteilen sollen, andererseits hatte ihn der Hüne am Steg direkt bedroht und ihn auch danach einzuschüchtern versucht. Nach dem Vorfall bei den Klippen, als er dem Tode ziemlich nahe gewesen war, hatte sich dies stetig gebessert, doch Kisame hatte sich über die Jahre hinweg nicht revanchieren können.

Itachi überraschte es immer noch, dass das Ehrgefühl seines Partners soweit ging, dass er ihren Waffenstillstand tatsächlich ernst genommen hatte. Ihr Verhältnis zueinander hatte sich schleichend gebessert und Itachi hatte festgestellt, dass Kisame durchaus verlässlich sein konnte.
 

Der Uchiha öffnete langsam die Augen, ließ den Blick zur Seite schweifen, wo er, wie erwartet, den Hünen vorfand. Dieser lag in einigem Abstand neben ihm auf dem Rücken, einen Arm im Nacken, der andere ruhte auf seinem Bauch. Obwohl Kisame die Lider geschlossen hielt, bezweifelte Itachi nicht, dass er wach war, allenfalls döste. Wie die Nächte zuvor hatte er auch diese im selben Raum mit ihm verbracht. Itachi fragte sich, wie lange sie schon hier waren, denn richtig bei Bewusstsein war er erst seit kurzem.

Langsam ging es ihm besser, seine wirren Gedanken klärten sich und er begann, die Situation zu realisieren. Er war plötzlich ohnmächtig geworden und Kisame hatte ihn getragen, ehe sie unfreiwillig auf Momochi Zabuza und dessen Partner getroffen waren. Er wusste noch, dass sie gegeneinander gekämpft hatten…wobei er nicht die Kraft gehabt hatte, gegen den Jungen anzukommen.

Vielleicht hätte er sich für seine Schwäche schämen sollen, doch in erster Linie war er Kisame einfach nur dankbar, dass dieser ihn nicht im Stich gelassen hatte.

Schon in seiner Kindheit hatte ihm sein schwaches Immunsystem Probleme bereitet, doch dass er von einer Erkältung dermaßen niedergestreckt worden war, das war ihm auch noch nie passiert. Wobei…einmal vielleicht, damals, als er noch jünger gewesen war. Seine Mutter war nicht von seiner Seite gewichen, hatte sich liebevoll um ihn gekümmert, bis er wieder gesund gewesen war.

Itachi war längst kein Kind mehr, doch das änderte nichts daran, dass er sich nach ihr sehnte. Nach ihren sanften Worten, wie sie ihm tröstend durch die Haare fuhr und ihm versprach, dass alles wieder gut werden würde. Es kam ihm lächerlich vor, aber er konnte nichts dagegen machen.

Umso mehr hatte es ihn erleichtert, als er festgestellt hatte, dass er nicht allein war. Soweit er das beurteilen konnte, war Kisame die ganze Zeit über bei ihm gewesen. Wann immer er zu Bewusstsein gekommen war, war der Haimensch zur Stelle gewesen. Egal, was er brauchte, Kisame hatte sich darum gekümmert.

Er war für ihn da gewesen und das rechnete er ihm hoch an.
 

„Wach?“

Anstatt einer Antwort setzte sich der Uchiha vorsichtig auf, denn die letzten Male hatte dies mit Schwindel und Übelkeit geendet. Diesmal ging es, was wohl bedeutete, dass er aus dem Gröbsten raus war. Zwar fühlte er sich noch etwas schwach, doch das lag wohl hauptsächlich daran, dass er so lange gelegen hatte. Sein Kreislauf musste wieder in Schwung kommen, auch wenn ihm das Sitzen gerade reichte. Er strich sich den Pony aus der Stirn, bemerkte, wie strähnig sich seine Haare anfühlten. Vage erinnerte er sich daran, dass Kisame und auch Haku ihn zwischendurch mit einem Lappen vom Schweiß befreit hatten, doch das war kein Ersatz für eine Dusche oder ein Bad.

Unangenehm, ebenso wie die Tatsache, dass sie ihm bei allem hatten helfen müssen. Da er die letzten Tage aber ohnehin fast durchgehend geschlafen hatte, konnte er das einigermaßen verkraften.

„Wie lange sind wir hier?“, murmelte er und fixierte den Kamin.

Er nahm an, dass es noch recht früh am Morgen war, denn ein paar Sonnenstrahlen blitzten durch die Fensterscheiben. Das Feuer war vermutlich über Nacht verloschen, doch er war ohnehin so dick eingepackt, dass ihm warm genug war. Kisame neben ihm setzte sich ebenfalls auf, wobei er den Nacken knacken ließ und sich ausgiebig streckte.

„Du hast drei Tage flachgelegen.“

Drei Tage also, nun, das wunderte ihn nicht mal, er war jedoch froh, dass er Kisame nicht noch länger zur Last gefallen war. Dieser musterte ihn prüfend aus seinen Raubtieraugen, ehe er erneut zum Sprechen ansetzte.

„Übertreib besser nicht gleich…wir haben keinen Zeitdruck und die Mission ist sowieso hinfällig.“

Itachi warf seinem Partner einen nachdenklichen Blick zu, ehe er ein knappes Nicken von sich gab. Nun, das entsprach wohl der Wahrheit, denn es war davon auszugehen, dass sie ihr Monster gefunden hatten. Obwohl er die meiste Zeit über außer Gefecht gesetzt war, konnte er eins und eins zusammenzählen.

„Die beiden haben sich hier schon eine Weile eingenistet“, klärte Kisame ihn auf. „Hier gibt’s kein Bijuu…nur einen Dämon.“

Itachi hatte sich dies bereits zusammengereimt, so dass er nicht überrascht war. Schließlich hatten sie die zugerichteten Leichen, die zweifellos auf Zabuzas Konto gingen, ja gesehen. Die ehemaligen Bewohner ihrer Unterkunft hatten bestimmt auch nicht freiwillig das Feld geräumt.

„Verstehe“, meinte er nur.

Sein Blick schweifte einmal durch den Raum, denn erst jetzt nahm er seine Umgebung richtig wahr. Nun, es war wohl sein Glück, dass sie hier untergekommen waren, denn so waren sie vor den eisigen Temperaturen ausreichend geschützt. Er wusste schon, warum er warme Gebiete bevorzugte; damals in Suna war die Hitze zwar nicht angenehm gewesen, doch weitaus erträglicher als die Minusgrade hierzulande.
 

„Dachte zwischendurch echt, das wär’s mit dir gewesen.“

Itachi sah zu seinem Partner, der ihn immer noch so musterte, als befürchte er, er könnte wieder umkippen. Unwahrscheinlich war das nicht, doch abgesehen von dem dumpfen Pochen gegen seine Schläfen fühlte er sich nur schlapp.

Widersprechen wäre ziemlich albern gewesen, weswegen er nichts darauf erwiderte. Allein der Gedanke, dass er an einer Grippe hätte sterben können, verursachte ihm Magenschmerzen. Er durfte noch nicht sterben, doch er wusste selbst, dass er besonders im Kampf mit Haku nah dran gewesen war. Warum hatte dieser sich überhaupt entschieden, ihnen zu helfen? Von Zabuza war dieser Sinneswandel wohl kaum ausgegangen, da musste er nicht lange überlegen.

„Hoffe, dass du nächstes Mal auf mich hörst“, fuhr Kisame fort, während er nach dem Becher griff, der zwischen ihnen stand. „Ich hab dir schon in der Höhle gesagt, dass du Ruhe brauchst.“

Itachi seufzte stumm, als er so belehrt wurde, und zweifellos hatte er das wohl verdient, wenn er bedachte, wie stur er sich verhalten hatte. Sonst war es immer andersherum gewesen, er hatte sich stets für den vernünftigeren Part ihres Teams gehalten.

„Trink.“

Er fixierte den Becher, den Kisame ihm hinhielt, und nahm diesen kommentarlos entgegen. Der unangenehm starke Geruch von Kräutern stieg ihm in die Nase, doch er überwand sich und führte ihn an die Lippen. Welchen Grund gab es noch, dem Hünen zu misstrauen? Dieser nahm das zufrieden zur Kenntnis, mehr als das, denn ein breites Grinsen ließ seine scharfen Zähne aufblitzen. Mochte daran liegen, dass der Uchiha das Gesicht verzog, als er die kalte, widerlich schmeckende Flüssigkeit herunterkippte.

„Haku hat gestern einen ganzen Topf davon zusammengebraut“, verkündete er mit einem Unterton, der deutlich machte, wie sehr ihn seine Reaktion amüsierte. „Nur für dich.“

„Wie aufmerksam“, murmelte Itachi freudlos und stellte den leeren Becher auf dem Boden ab.

„Nicht wahr?“, gab der Haimensch zurück. „Kannst dich nachher bei ihm bedanken. Er und Zabuza schlafen in einem der anderen Zimmer.“

Itachi entging nicht, dass Kisame ihn bei seinen Worten abwartend fixierte, als erhoffte er sich etwas Bestimmtes von ihm. Es dämmerte ihm sofort, was sein Partner erwartete, doch diesbezüglich musste er ihn enttäuschen.
 

„Gut.“

Kisame schien angesichts seiner knappen und überhaupt nicht überraschten Antwort regelrecht enttäuscht zu sein, so wie er ihn ansah.

„Jetzt sag mir nicht, dass du das wusstest…“

Der Uchiha zog eine Braue in die Höhe.

„Dass Haku kein Mädchen ist? Ich gebe zu, im ersten Moment nicht…erst als er mich angegriffen hat.“

Seine Erklärung sorgte nicht dafür, dass Kisame zufriedener wirkte, denn er schnaubte ungläubig.

„Ich glaub eher, du warst gar nicht bewusstlos, als das richtiggestellt wurde.“

„Wenn es dir dann besser geht…“

Manchmal benahm sich Kisame eben doch recht albern. Aber gut, beschweren wollte er sich gerade nicht bei seinem Partner, nachdem dieser sich so lange um ihn gekümmert hatte. Man konnte ja vieles über ihn sagen, aber er war nicht undankbar.

„Mir würde es besser gehen, wenn wir bald von hier verschwinden könnten“, gab Kisame ehrlich zurück. „Drei Tage mit Zabuza unter einem Dach sind mehr als genug für ein ganzes Leben.“

Das konnte sich Itachi vorstellen, denn die Abneigung zwischen Hai und Dämon war ihm keinesfalls entgangen, auch wenn er nicht wusste, wo diese herrührte. Danach zu fragen, kam ihm dann doch etwas gewagt vor, zumal er sich das Meiste selbst zusammenreimen konnte.

Offensichtlich teilten die beiden Kiri-nin ihre Vorliebe für blutige Morde und auch im Wesen ähnelten sie sich, worin vermutlich das Problem lag. Eine Art Konkurrenzkampf…zumal Kisame respektloses Verhalten auf den Tod nicht ausstehen konnte und Itachi ein paar Kommentare des Dämons aufgeschnappt hatte, die wohl in diese Kategorie fielen.

Vielleicht war auch etwas vorgefallen, von dem er nichts wissen konnte, doch wenn Kisame darüber reden wollte, würde er dies unaufgefordert tun. Solange sie sich nicht wieder gegenseitig an die Gurgel gingen, musste Itachi nicht mehr wissen.

„Wir können heute Abend aufbrechen und-“

„Und dabei riskieren, dass du einen Rückfall bekommst?“, fiel ihm Kisame ins Wort. „Auch wenn mir Zabuza auf die Nerven geht, das ist es nicht wert. Wir ziehen erst weiter, wenn du gesund bist.“

Nun, das klang danach, als wäre jede Widerrede zwecklos, und im ersten Moment war Itachi zu verdutzt, um etwas zu erwidern. Es kam selten vor, dass Kisame so mit ihm sprach…leider hatte er Recht. Das durfte wirklich nicht zur Gewohnheit werden.
 

Mit einem Mal wurde die Tür geöffnet und sie fuhren gleichzeitig herum, blickten direkt in ein überrascht drein blickendes, braunes Augenpaar.

„Oh, du bist wach, Itachi-san?“

Ein Lächeln legte sich auf Hakus Lippen und er setzte sich neben sie auf den Boden, musterte ihn prüfend, wie es zuvor schon Kisame getan hatte. Berührungsängste waren dem Jungen wohl fremd, denn dieser beugte sich plötzlich vor und drückte ihm die Handfläche auf die Stirn.

„Du glühst auch nicht mehr“, murmelte er. „Hast du den Tee getrunken?“

„Hat er“, antwortete Kisame anstatt seiner und direkt hellte sich Hakus Miene wieder auf.

„Ich weiß, dass er scheußlich schmeckt, aber welche Medizin tut das nicht, hm?“

Die Hand entfernte sich wieder, was dem Uchiha auch ganz recht war, denn er kam sich langsam vor wie ein Pflegefall – was er ja auch die letzten Tage gewesen war. Jetzt, wo er wach war, musste er daran arbeiten, seine Würde zurückzuerlangen, sonst nahm sein Partner ihn nie wieder ernst.

„Zabuza-san ist vorhin losgezogen, um zu jagen“, klärte Haku sie beide auf, während er sich vor den Kamin kniete, um neues Holz zu schichten.

Itachi kam der Gedanke, dass er das sehr viel schneller mit einem Katon erledigen könnte, doch ein mahnender Blick Kisames ließ ihn den Mund wieder schließen. Wie sollte er sich unter diesen Umständen bitte nicht nutzlos fühlen?

Haku schaffte es jedoch recht zügig, den Kamin wieder zum Brennen zu bringen, so dass sich schon bald eine angenehme Wärme ausbreitete. Fatal, denn sie machte den Uchiha direkt wieder träge, so dass er sich bei dem Wunsch erwischte, sich wieder in die Decken zu wickeln und zu dösen.

„Trink noch einen Becher.“

Hakus auffordernder Tonfall und sein freundliches Lächeln konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Kräuterbrühe einfach widerwertig schmeckte. Dennoch nahm er das Gefäß entgegen und nippte ein paar Mal daran, wobei er versuchte, seinen Ekel nicht so offen zu zeigen.

„Ich koche gleich etwas Brühe von gestern auf, dann vergeht der Geschmack bestimmt.“

Anscheinend hatte er seine Mimik doch nicht so gut im Griff, wie er angenommen hatte.

„Danke…“

„Kein Problem. Ach, Kisame-san? Kannst du vielleicht neues Holz aus dem Schuppen holen? Das hier reicht nicht mehr lange…und etwas Schnee wäre auch gut.“

Der Hüne streckte sich einmal mehr, ehe er ein Nicken von sich gab und sich erhob, um das Zimmer zu verlassen. Itachi kam nicht umhin, festzustellen, dass sein Partner nicht mal den Mantel überzog, sondern in Hose und Shirt hinausging. Dass seine Haut besondere Eigenschaften aufwies, war nicht gelogen. Allerdings schien sie ihn mehr vor Kälte als vor Hitze zu schützen, denn damals in Suna war es seinem Partner nicht besser ergangen als ihm selbst.
 

Er richtete den Blick wieder auf Haku, der sich daran machte, einen Topf über der Feuerstelle zu platzieren. Heute trug er einen rosafarbenen Yukata, der ihn zusammen mit den offenen Haaren mehr denn je wie ein Mädchen erscheinen ließ. Vermutlich hatte diese Tarnung nicht nur bei ihnen dafür gesorgt, dass ihn seine Gegner unterschätzten. Wie er dort summend vor dem Kamin hockte, machte es den Anschein, als könnte er kein Wässerchen trüben.

Wenn Itachi nicht gegen ihn gekämpft hätte, hätte er nur schwer glauben können, wie viel Kraft und Geschick Haku aufbringen konnte, wenn es drauf ankam. Ja, er war angeschlagen gewesen, das Fieber hatte ihn dermaßen geschwächt, dass ihn die kleinste Bewegung außer Atem gebracht hatte. Trotzdem…es war kein Zufall gewesen, dass Haku genau die richtigen Punkte getroffen hatte.

Der Junge hatte seine Schwachstellen erkannt und ihn systematisch außer Gefecht gesetzt.

Selbst, wenn er im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen wäre, wäre das kein leichter Kampf geworden. Schon gar nicht, wenn er sich an den eisigen Blick zurückerinnerte, der ihnen beiden zuteil geworden war. Haku schlug seine Schlachten nicht für sich selbst, sondern für Zabuza – und das machte ihn nur noch gefährlicher. Jeder Mensch brauchte einen Antrieb und der, jemanden so sehr zu lieben, dass man für ihn sterben würde, war einer der mächtigsten.

„Fertig?“

Itachi hob eine Braue, als sich der andere neben ihn kniete und ihm mit einem Lächeln die Suppenschüssel samt Löffel reichte.

„Womit?“, fragte er zurück, nahm ihm dabei die Schüssel ab.

„Na, du analysierst mich doch gerade, nicht wahr?“

Itachi stockte innerlich, auch wenn er sich nichts anmerken ließ; eigentlich sollte ihn Hakus Scharfsinnigkeit wohl nicht überraschen.

„Ist sich der Dämon darüber bewusst, was er an dir hat?“

Haku ließ ein leises Lachen erklingen und es hörte sich nicht im Entferntesten gestellt an.

„Na, das hoffe ich doch!“, meinte er schmunzelnd. „Schließlich hätte mein Leben keinen Sinn mehr, würde ich meinen Zweck für ihn verlieren.“

Dass er das sagen und immer noch dabei lächeln konnte, empfand Itachi als eigenartig. Generell konnte er Haku schlecht einschätzen, dafür hatte der Junge zu viele Facetten. Obwohl er auf den ersten Blick so lieb wirkte, als könnte er keiner Fliege etwas zuleide tun, war er ein fähiger Shinobi. Vage erinnerte er sich an eine Art Eisspiegel, den er geschaffen hatte…Fingerzeichen mit nur einer Hand, wenn ihm sein schwindendes Bewusstsein keinen Streich gespielt hatte. Das war in der Tat beeindruckend.
 

„Kisame-san und du scheint euch auch gut zu verstehen.“

Itachi erwiderte nichts darauf, sondern widmete sich der Suppe, nur um mit gewissem Unmut das Fleisch darin zu entdecken. Er wollte gewiss keinen Aufstand deswegen veranstalten, ahnte schon, dass er in den vergangenen Tagen öfter unbewusst Fleisch zu sich genommen hatte. Es war ihm zwar zuwider, doch welche Alternative gab es hier schon großartig?

Außerdem hatte es seinem kranken Körper gewiss nicht geschadet, mehr Eisen als gewöhnlich zu sich zu nehmen. Sei es drum, er tauchte den Löffel in die Suppe, auch wenn er sich dabei bemühte, die sichtbaren Stücke nicht mitzuessen.

„Er ist kaum von deiner Seite gewichen, während es dir so schlecht ging. Und wie er für dich gekämpft hat, um dich zu schützen…“

Itachi blickte nicht auf, sortierte weiter die Suppe, bevor er einen Löffel davon zu sich nahm.

„Er war mir noch etwas schuldig. Nun sind wir quitt“, äußerte er sich schließlich.

Haku schienen seine Worte zu belustigen, so wie er ihn anfunkelte.

„Das hat er auch gesagt. Trotzdem merkt man, dass es ihm nicht nur darum gegangen ist. Er hat dich gern.“

Itachi ließ den Löffel sinken, als er das Letzte hörte, denn, obwohl es keine Rolle spielte, gab es ihm zu denken. In den letzten zwei Jahren hatten Kisame und er einiges zusammen erlebt, das sie als Team zusammengeschweißt hatte. Durch die zahlreichen Kämpfe hatten sie gelernt, sich aufeinander einzustellen und ihr Überleben gemeinsam zu sichern. Wenn man so viel Zeit mit einem Menschen verbrachte, war es unvermeidbar, diesen kennenzulernen…und Kisame hatte heute nicht zum ersten Mal bewiesen, dass er nicht durch und durch schlecht war.

Sie waren Kameraden und sie erkannten sich als solche an…oder nicht?

„Möglich“, erwiderte er schließlich und widmete sich wieder der Suppe.

Haku legte den Kopf schief, lächelte ihn auf eine Weise an, die einem unweigerlich leichter ums Herz werden ließ. Ob Zabuza ihn deswegen zu sich genommen hatte? Schwer zu glauben, vermutlich lag es eher an seinem Talent als Shinobi. Wobei Letzteres fraglich war, denn die wenigsten wären so leichtsinnig, dem Feind das Leben zu retten und ihn ins Haus zu lassen.
 

Gegen Mittag saßen sie zu viert am Kamin und beobachteten, wie die von Zabuza erlegten Schneehasen über dem Feuer garten. Wenigstens hatte er den Tieren draußen das Fell abgezogen, denn auch, wenn Itachi dies bereits gewöhnt war, riss er sich nicht um den Anblick.

„Die Arschlöcher sind uns übrigens immer noch auf den Fersen“, brummte Zabuza in die Stille hinein.

Ihre Blicke richteten sich auf den Dämon, der soeben seine Bandagen lockerte, um sich einen Schluck aus der Sake-Flasche zu gönnen.

„Du bist auf die Oi-nin getroffen?“, fragte Kisame nach.

„Da waren frische Spuren im Schnee“, entgegnete Zabuza und wischte sich über den Mund.

Itachi fiel auf, dass er dieselben scharfen Zähne wie Kisame besaß. Anscheinend ein Merkmal, das viele Mitglieder der Shinobigatana Nananinshuu teilten, wenn er sich so an die Steckbriefe zurückerinnerte.

„Als ob sich die feigen Scheißkerle noch trauen, uns direkt anzugreifen“, höhnte Zabuza. „Nicht, nachdem die Hälfte von denen beim letzten Mal draufgegangen ist.“

Wenn Itachi an das Massaker zurückdachte, wunderte ihn das auch nicht sonderlich. Allerdings fand er es töricht, die Oi-nin deswegen zu unterschätzen. Mochte ja sein, dass sie recht unerfahrene Shinobi losgeschickt hatten, doch dies konnte sich ändern, falls Verstärkung anrückte.

„Das waren auch noch halbe Kinder“, kam es abfällig von seinem Partner. „Jedenfalls die, die uns in die Arme gelaufen sind. Wenn sie Verstärkung losschicken, wirst du dich nicht mehr darüber freuen.“

Itachi warf Kisame einen Blick zu, der wohl genug aussagte; normalerweise gab der Ältere nämlich keine solchen Sprüche von sich. In der Regel war es Itachi, der ihn darauf hinwies, während Kisame sich die Vorfreude über einen blutigen Kampf nicht nehmen ließ. Jedoch schien Kisame den Wink lieber zu ignorieren und der Uchiha hatte nicht vor, ihm vor Zabuza in den Rücken zu fallen.

„Nun, dafür seid ihr ja da, richtig?“, gab Zabuza zurück und seine bösartigen Augen erfassten nun ihn. „Deinem Anhängsel geht’s ja wieder gut, also könnt ihr gleich morgen abhauen und uns die Plage vom Hals halten.“

„Zabuza-san…“

„So war die Abmachung!“, knurrte der Angesprochene und brachte Haku damit zum Verstummen.

Itachi beobachtete, wie der Dämon nach einem der aufgespießten Hasen über dem Feuer griff und das Fleisch für einen Moment begutachtete.

„Wir sind kein Asyl für irgendwelche dahergelaufenen Schwächlinge.“

Und mit dieser Feststellung schlug er seine scharfen Zähne in das gare Fleisch, riss ein großes Stück heraus. Itachi musste sich nicht seinem Partner zuwenden, um zu wissen, dass sich dessen Mordlust gerade steigerte. Sie war praktisch spürbar und innerlich atmete er durch, appellierte an Kisames Vernunft.

„Ehrlich, Zabuza, selbst wenn ich wollte…dich zu mögen, ist wie deine Versuche, den Mizukage zu stürzen – vergeblich.“

Nun, wenigstens hatte er nicht direkt zu Samehada gegriffen, was bei dieser schlechten Stimmung aber nicht lange auf sich warten lassen konnte. Zabuza erinnerte derweil an einen wilden Hund, der sich bereit für den Angriff machte, so wie er die Zähne fletschte.

„Ich zeig dir gleich, was vergeblich ist!“

„Komm d-“

„Wir ziehen morgen weiter“, unterbrach Itachi die Provokation seines Partners.

Den Blick, mit dem dieser ihn nun bedachte, konnte man als alles andere als freundlich auslegen, doch Itachi erwiderte ihn fest. Er verspürte wenig Lust, zuzusehen, wie sich Dämon und Hai ein weiteres Mal an den Hals sprangen. Zumal er bezweifelte, dass Haku still daneben sitzen würde, und Itachi selbst wollte seine Kräfte lieber für die Oi-nin aufsparen, als sie für diese beiden, die ihnen trotz allem Asyl gewährt hatten, aufzubrauchen.
 

„Von mir aus verschwinden wir morgen“, brummte Kisame schließlich und schnappte sich einen der gebratenen Hasen. „Aber nur, wenn du dich wirklich fit genug fühlst.“

Auch wenn er deutlich angefressen wirkte, fügte sich Kisame anscheinend, wofür Itachi ihm doch recht dankbar war. Er widersprach dem Hünen ebenfalls nicht und gab ein zustimmendes Nicken von sich. Es wäre unsinnig, jetzt einen Streit vom Zaun zu brechen.

„Du hörst auf ein Kind?“

Und schon pochte wieder diese Ader an Kisames Schläfe, die deutlich machte, dass seine Geduld bald am Ende sein würde.

„Übertreib es nicht, Zabuza“, warnte er, während er sich dem aufgespießten Fleisch widmete.

Der Dämon bleckte die Zähne, als würde ihn gerade diese Warnung zusätzlich anstacheln – tat sie vermutlich auch.

„Möchtest du noch etwas Suppe, Itachi-san?“, erkundigte sich Haku, ohne auf die beiden Älteren zu achten.

Wahrscheinlich fragte er ohnehin nur deshalb, um die Drohgebärden der beiden Männer zu unterbrechen, denn diese sahen nun zu dem Jungen. Dieser wartete gar nicht erst auf seine Antwort, sondern füllte etwas von der Suppe ab und reichte ihm die Schüssel.

„Habt ihr ein bestimmtes Ziel?“, erkundigte er sich, als gäbe es die Feindseligkeiten überhaupt nicht.

Itachi musste zugeben, dass er die Situation doch recht subtil unter Kontrolle brachte, da sowohl Kisame als auch Zabuza zu verdutzt darüber waren, dass sie einfach übergangen wurden, als dass sie sich beschwerten.

„Das hat sich mittlerweile erledigt“, beantwortete sein Partner die Frage. „Unser Ziel ist es erstmal, so schnell wie möglich Yukis Grenze zu erreichen.“

Bei diesen Worten neigte Haku leicht den Kopf, musterte sie beide nachdenklich.

„Ich bin hier aufgewachsen“, teilte er ihnen dann mit. „Bevor ihr aufbrecht, sage ich euch, wie ihr am schnellsten aus dem Schneeland kommt.“

Ablehnen würde das sicher keiner von ihnen; abermals überraschte es Itachi, wie hilfsbereit Haku im Gegensatz zu Zabuza war. Dieser gab ein Schnauben von sich, ehe er sich wieder seinem Essen widmete.

„Du bist zu nett, Haku.“

Dem Angesprochenen schien der Tadel nichts auszumachen, so wie er den Dämon anlächelte.

„Du möchtest doch, dass die beiden gehen, Zabuza-san“, erwiderte er bloß und setzte sich ohne Scheu an seine Seite. „Ich handle also nur in deinem Interesse.“

Itachi war sich sicher, dass außer Haku niemand sonst den Mut hätte, den Kopf an Zabuzas Schulter zu lehnen und ihn so voller Wärme anzublicken. Es schien, als hätte Haku den Dämon um den Finger gewickelt, denn dieser knirschte bloß mit den Zähnen, während er den braunen Rehaugen auswich.

„Iss lieber, anstatt dummes Zeug zu quatschen“, brummte er grantig, brachte Haku damit aber nur zum Schmunzeln.

„Ich bin satt, aber danke, dass du dich um mich sorgst.“

„Schwachsinn…“

Die beiden waren schon ein seltsames Gespann und Itachi kam unweigerlich der Gedanke, ob die Leute dasselbe über Kisame und ihn dachten. Auch wenn er das Gefühl nicht loswurde, dass die Beziehung der beiden sehr viel tiefer ging als die Bindung zwischen Kisame und ihm.

Als hätten sie denselben Gedanken gehabt, tauschten sie einen argwöhnischen Blick…dann senkte der Uchiha diesen wieder auf den Inhalt seiner Suppe, während Kisame sich mit dem Hasen beschäftigte.

Besser, sie äußerten sich nicht zu den Neckereien ihrer Gastgeber, sondern verhielten sich friedlich bis zum nächsten Tag. Die Hoffnung starb ja bekanntlich zuletzt.

Aufbruch

Ein wohliges Seufzen kam über seine Lippen, kaum, dass er sich in das heiße Wasser sinken gelassen hatte. Er schloss die Augen, tauchte bis zur Nasenspitze hinein und genoss es, wie sich die Wärme bis in seine Zehen ausbreitete. Das Wasser war mit dem angenehm feinen Geruch von Kräutern versetzt, wurde durch einen kleinen Ofen unter dem Zuber beheizt. Wer das hier gebaut hatte, verdiente einen Orden…auch wenn er vermutlich bereits unter der Erde lag.

Nach ihrer beschwerlichen Anreise bei Minusgraden kam sich Itachi jedenfalls wie im Himmel vor. Seine offenen Haare trieben im Wasser vor sich hin und auch, wenn das angesichts seiner gerade erst auskurierten Grippe nicht besonders klug war, musste er sie endlich waschen.

Die Bettruhe hatte zwar gut getan, doch allmählich wurde es unangenehm, in seinen verschwitzten Sachen und mit strähnigen Haaren rumzuliegen. Außerdem fühlte er sich viel besser, was wohl daran lag, dass sie im Endeffekt noch zwei Tage länger geblieben waren. Kisame hatte sich durchgesetzt, nachdem Itachi beim Aufstehen die Beine weggeknickt waren. Zwar war Zabuza alles andere als begeistert gewesen, aber dank Hakus Hilfe hatte er sich schließlich gefügt.

Itachi legte den Kopf in den Nacken, spürte seine Kopfhaut prickeln, als er ein Stück untertauchte. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, seit er das letzte Mal ein richtiges Bad genommen hatte, und er würde es genießen, solange er konnte. Wer wusste schon, wann sich wieder so eine Gelegenheit bot?

Als er wieder auftauchte, kam ihm der Wind um ihn herum noch eisiger vor, doch er ignorierte dies und ließ stattdessen den Blick schweifen. Die Sharingan glühten in der Finsternis auf, doch es schien alles ruhig zu sein. Er lehnte sich zurück, an den Rand des hölzernen Wasserbottichs, und warf einen Blick zum Himmel, wo der Vollmond wenigstens ein bisschen Licht spendete.

Genau wie damals…als alles begonnen hatte. Wobei es eigentlich schon vor seiner Geburt begonnen hatte…er war nur hineingeraten. Durch seinen Namen. Niemand sonst hätte es nach Shisuis Selbstmord tun können.

Itachi senkte halb die Lider, während er zuließ, dass ihn die Erinnerungen einholten. Als er gefiebert hatte, war es besonders schlimm gewesen, weil er nicht mehr zwischen Traum und Realität hatte unterscheiden können. Kisame hatte diesbezüglich nichts Konkretes gesagt, also ging er davon aus, dass er nichts allzu Fatales von sich gegeben hatte. Sein Partner war nicht die Art Mensch, die mit solchen Dingen lange hinterm Berg hielt.

Als Kisame das erste Mal einen Albtraum von ihm mitbekommen hatte, hatte er sich darüber lustig gemacht. Nicht lange, denn Itachi hatte direkt gekontert, dass er nicht der Einzige sei, der etwas im Unterbewusstsein verarbeiten musste. Daraufhin war Kisame plötzlich verstummt und hatte ihn perplex angeschaut, ehe er sich murrend abgewandt hatte. Seitdem zogen sie es vor, einander bei diesem Thema in Ruhe zu lassen.

Verdrängen konnte jeder, aber im Schlaf verlor man die Kontrolle über das, was einen innerlich quälte. Selbst jemand wie Kisame, der nicht gerade selten in einen wahren Blutrausch verfiel, schien Dinge erlebt zu haben, an die er lieber nicht dachte.

So wie er an seine Familie. Daran, was er ihnen angetan hatte. Wie Sasuke ihn angesehen hatte, als er seine Tat realisiert hatte. Dass es kein Albtraum war, sondern die bittere Realität.

Itachis Blick verweilte noch ein wenig auf dem Mond, ehe er Luft holte und dann zum zweiten Mal abtauchte. Für ein paar Sekunden genoss er die völlige Stille um sich herum, das leichte Pochen in seinen Ohren, das durch den Druck entstand. Sie würden die Nacht noch einmal hier verbringen und sich im Morgengrauen auf den Rückweg begeben. Aufgrund seiner Krankheit hatten sie zwar Zeit verloren, doch angesichts dessen, dass sich ihr Ziel als Reinfall entpuppt hatte, war dies nicht weiter tragisch. Noch waren die Vorbereitungen nicht abgeschlossen, also traten sie nicht aktiv in Erscheinung und hatten somit auch keinen Zeitdruck.

Itachi blieb unter Wasser, bis der Sauerstoff knapp wurde, erst dann kam er wieder an die Oberfläche und atmete durch. Noch immer verhielt sich seine Umgebung ruhig und er war froh, dass er die Sharingan wieder benutzen konnte, ohne Kopfschmerzen zu bekommen oder sein Bewusstsein zu verlieren. Zumindest solange er nicht die Mangekyou Sharingan benutzte.
 

Der Uchiha wusste nicht, wie lange er in dem immer noch angenehm warmen Wasser gelegen hatte, als Schritte ertönten. Sofort schärften sich seine Sinne und er schaute auf, fixierte den dunklen Schemen, der sich auf ihn zu bewegte. Ihm fielen direkt die Holzscheite, die sich sein Gegenüber unter den Arm geklemmt hatte, auf. Wortlos erwiderte er den Blick des Hünen, hob lediglich eine Braue, was den anderen zu einem finsteren Knurren bewegte. Itachi hatte sich bereits daran gewöhnt, dass der Dämon seine Worte meistens mit solchen Lauten untermalte, schrak nicht zurück.

„Bist du da drin eingepennt, oder was?“, wurde er angeraunzt. „Hoffe, du hast das Wasser nicht komplett verdreckt, sonst kannst du direkt neues holen!“

Das war wenig charmant, doch nichts Neues, so dass er nicht wirklich darauf einging. Anscheinend war das Zabuzas Art, ihm anzudeuten, dass er Platz im Badezuber machen sollte.

„Es sollte noch gehen“, erwiderte er ruhig, woraufhin der Dämon schnaubte.

„Dann schwing deinen Arsch raus!“, brummte er und kniete sich neben den Bottich. „Ich schau nach dem Feuer…“

Itachi nickte widerstandslos, auch wenn er innerlich bedauerte, aus dem warmen Wasser steigen zu müssen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er noch zwei Stunden darin verbracht – auch wenn das Wasser bis dahin wohl kalt gewesen wäre. Sei es drum…er griff nach dem Handtuch, das über dem Rand des Bottichs hing, und rubbelte sich die Haare wenigstens ein bisschen trocken.

Sein Körper erzitterte reflexartig, kaum dass er im kalten Schnee stand, und er beeilte sich, sich abzutrocknen und in den Yukata zu schlüpfen.

Er hörte Zabuza noch etwas Unverständliches grummeln, kümmerte sich aber nicht weiter um diesen, sondern beeilte sich, ins Haus zu kommen. Einen Rückfall wollte er schließlich nicht riskieren, war daher froh, als er endlich die Tür erreicht hatte. Bevor er diese jedoch öffnen konnte, nahm ihm dies jemand anderes ab.

Überrascht schaute er Haku an, der wieder seinen rosafarbenen Yukata und ebenfalls ein Handtuch um die Schultern trug. Die langen Haare hatte er zu einem Knoten hochgesteckt und blinzelte kurz, ehe sich ein Lächeln auf seine Lippen legte.

„Das heiße Bad hat gut getan, nicht wahr?“

„Sehr gut“, gab er zu und musterte sein Gegenüber kurz, ehe er anfügte: „Zabuza ist gerade drin.“

Hakus Aufzug ließ darauf schließen, dass dieser sich ebenfalls ein Bad gönnen wollte, und so musste er nicht umsonst durch den Schnee laufen oder gar warten. Das Lächeln wankte nicht, wirkte sogar eine Spur belustigt, was Itachi nicht zuordnen konnte. Was hatte er denn gesagt, dass Haku so reagierte.

„Oh, na dann…“

Verwirrt sah er Haku, der mit diesen Worten einfach an ihm vorbeiging, nach. Für wenige Sekunden stand er nur da und runzelte die Stirn, ehe er den Kopf schüttelte und ins Innere des Hauses verschwand. Vielleicht sollte er besser gar nicht damit anfangen, darüber nachzudenken.
 

Kisame saß am Kamin, als er den Wohnraum betrat, und war damit beschäftigt, Samehadas stachelige Schuppen zu polieren. Das ungewöhnliche Schwert gurrte leise vor sich hin, blieb brav auf dem Schoß seines Meisters liegen, ohne diesen zu verletzen. Wirkte es im Kampf wie ein wildgewordenes Monster, erinnerte es nun eher an ein zahmes Haustier – diese Seite war jedoch ausschließlich Kisame vorbehalten. Selbst nach den Jahren, die sie nun schon zusammen reisten und als Team arbeiteten, war Itachis Verhältnis zur Waffe seines Partners gespannt. Es mochte im ersten Moment lächerlich erscheinen, doch Samehada besaß ein Eigenleben – und einen fragwürdigen, Itachis Meinung nach viel zu listigen Charakter.

Kisame hatte ihn recht früh gewarnt, sein Schwert besser nicht zu berühren, und als er gefragt hatte, warum er das erwähne, hatte er nur breit gegrinst. Den Grund hatte Itachi einige Zeit später erfahren, als einer ihrer lebensmüden Feinde versucht hatte, Samehada an sich zu nehmen. Auch der Griff besaß diese Stacheln, mochten diese gerade noch so geschmeidig wirken – ihrem Gegner hatten sie die Handflächen aufgeschlitzt.

Als er die Tür hinter sich schloss, blickte Kisame auf, musterte ihn ein paar Sekunden aus verengten Raubtieraugen.

„Du weißt schon, dass nasse Haare nicht förderlich für die Gesundheit sind?“, bemerkte er, während er den Lappen beiseitelegte.

Itachi hob eine Braue, setzte sich dann aber zu seinem Partner an den Kamin, wenn auch mit genügend Abstand zu Samehadas Stacheln. Die Wärme ließ ihn angenehm schaudern, trotzdem nahm er sich noch eine der Decken und wickelte seine Beine darin ein.

„Es geht mir gut“, erwiderte er und sah zu ihren Kleidungsstücken, die auf dem Sims des Kamins lagen und trockneten.

Kisame hatte wohl nicht gelogen, als er gemeint hatte, dass seine Haut speziell war, denn er saß mit freiem Oberkörper da. Zwar war es relativ warm in diesem Zimmer, aber er erinnerte sich, dass der Hüne vorhin kurz draußen gewesen war – ohne sich etwas überzuziehen.

„Das hab ich schon mal gehört“, brummte dieser.

Itachi kommentierte dies mit einem Schulterzucken, ging jedoch nicht weiter darauf ein. Still sah er zu, wie sein Partner zu den Bandagen griff und sie sorgfältig um die Schuppen wickelte. Niemand außer Kisame hätte das wohl gedurft, so aggressiv wie Samehada sonst immer war. Aber gut, es nährte sich ja auch vom immensen Chakra seines Besitzers.

„Hat dich Zabuza rausgeschmissen?“, fragte dieser plötzlich. „Ich hätte gedacht, dass du länger weg bist.“

„Hm“, machte er nur, was Kisame den Kopf schütteln ließ.

„Ich frage mich echt, wie Haku mit dem Typen klarkommen kann“, redete er weiter, ehe er stutzte. „Wo ist Haku eigentlich?“

Itachi schaute weiterhin zu Samehada, von dem durch die Bandagen kaum noch etwas zu sehen war, herunter.

„Baden.“

Anscheinend konnte sich Kisame zusammenreimen, was das hieß, und ihm fiel der Rest der aufgerollten Bandage aus der Hand. Perplex wurde er angestarrt, doch er entging dem, indem er in die Flammen des Kamins sah.

„Mit Zabuza?“

„Hm.“

„Oh…“

Daraufhin herrschte wieder Stille zwischen ihnen, nur das Feuer im Kamin knisterte leise vor sich hin.
 

„Du bist wirklich wieder fit, oder?“, fragte Kisame schließlich und packte das Polierzeug weg.

Er erhob sich kurz, um Samehada an die Wand zu lehnen, ehe er sich wieder zu ihm setzte. Itachis Blick blieb für wenige Sekunden an dem muskulösen Oberkörper seines Partners hängen. Nicht nur dessen Chakra, sondern auch seine körperliche Kraft machten ihn zu einem gefährlichen Gegner. Er hatte oft genug dabei zugesehen, wie Kisame mit bloßen Händen Schädel zertrümmerte. Auch ohne Samehada und seine Suiton-Jutsu sollte man ihn keinesfalls unterschätzen.

„Ja“, erwiderte er wahrheitsgemäß auf die Frage. „Wir können morgen weiterziehen.“

Kisame schnaubte belustigt, funkelte ihn aus seinen Raubtieraugen an.

„Zabuza wird froh sein, uns loszuwerden“, merkte er an. „Und ich wette, du bist auch froh, wenn wir die Gegend hinter uns gelassen haben, ne?“

Das konnte der Uchiha nicht leugnen, nickte lediglich zur Antwort.

„Ehrlich gesagt, hab ich aber auch erstmal genug von dieser verschneiten Einöde. Jetzt, wo du wieder gesund bist, käme mir ein Kampf ganz gelegen“, fuhr Kisame fort und grinste ihn an.

„Kisame…“

„Was denn? Ich bin deinetwegen schon richtig eingerostet!“, behauptete sein Partner, doch Itachi hatte wenig Verständnis dafür.

„Und der Kampf mit Zabuza hat nicht gereicht?“, entgegnete er trocken, woraufhin der andere mit den Schultern zuckte.

„Das kannst du nicht Kampf nennen“, widersprach er ernster. „Da ging es mehr darum, die zwei daran zu hindern, dich umzubringen – im Übrigen schuldest du mir jetzt was!“

Itachi runzelte auf diese Behauptung hin die Stirn.

„So? Ich nahm an, wir wären quitt.“

„Na ja, im Grunde hab ich dir nicht nur einmal das Leben gerettet, ne?“

Gut, das stimmte schon, schließlich hatte Kisame ihn nicht im Schnee liegen lassen. Er hatte ihn vor Zabuza beschützt und er war während seiner Bewusstlosigkeit an seiner Seite geblieben, hatte sich um ihn gekümmert. Itachi überlegte ein paar Sekunden, was er dazu sagen sollte, ehe er leise seufzte und den Hünen anschaute.

„Ist das überhaupt notwendig?“

Kisame blinzelte, sah ihn verwirrt an, da er wohl nicht verstand, was der Uchiha damit meinte.

„Wir sind ein Team, nicht wahr?“

„Das streite ich nicht ab.“

„Hättest du mich zurückgelassen, wenn du mir nichts geschuldet hättest?“

Kisame öffnete den Mund und hielt inne, schien einen Moment lang zu überlegen. Dann schüttelte er langsam den Kopf, ließ ihn dabei nicht aus den Augen.

„Nein. Hätte ich nicht“, gab er zu und rieb sich den Nacken. „Irgendwo hast du schon Recht – auch wenn du das jetzt natürlich leicht sagen kannst. Schuldest mir ja was, ne?“

Bei den Worten bildete sich wieder das breite Grinsen auf Kisames Lippen, das sein scharfes Gebiss entblößte. Itachi schnaubte leise, doch seine Mundwinkel zuckten; er merkte schon, dass sein Partner verstanden hatte, worauf er hinauswollte. Itachi würde sich revanchieren, sollte es nötig sein – weil er es wollte und sie ein Team waren, nicht weil er etwas ausgleichen musste.
 

Nach einer Weile stieß Haku zu ihnen, nahm neben ihnen am Kamin Platz, um sich an diesem zu wärmen. Seine nassen Haare hatte er wieder hochgebunden und vielleicht bildete sich Itachi das ein, aber er wirkte recht glücklich, summte leise.

„Zabuza-san ist noch draußen und holt neues Holz für den Kamin“, teilte er ihnen gut gelaunt mit.

Itachi nickte leicht, während Kisame ihm einen nachdenklichen Blick zuwarf, jedoch kein Wort dazu sagte. Ungewöhnlich, schließlich war sein Partner normalerweise der Gesprächige von ihnen beiden und nahm so gut wie nie ein Blatt vor den Mund.

„Ich denke aber, er wird auch noch mal eine Runde gehen“, fuhr Haku ungeachtet dessen fort. „Das macht er ja jeden Abend.“

Er streckte sich einmal, ehe er einen Blick zu der Kleidung über dem Sims warf. Kurz erhob er sich, um nach dem wohl inzwischen trockenen Stoff zu fassen, setzte sich dann aber wieder auf die Felle.

„Wohin werdet ihr gehen, wenn ihr morgen weiterzieht?“

Bei jedem anderen hätte Itachi einen Hintergedanken vermutet, doch Haku fragte wahrscheinlich nur, um die Stille zu brechen. Er tauschte einen Blick mit Kisame, der mit den Schultern zuckte.

„Irgendwohin, wo es wärmer ist“, gab er zurück. „Genau wissen wir es noch nicht, aber wird sich schon was finden. Aufträge gibt es überall.“

Sie hatten Akatsuki mit keinem Wort erwähnt, dafür gab es auch keinen Grund. Selbst wenn er vorgehabt hätte, die beiden für die Organisation anzuwerben, wäre Kisame wohl dagegen gewesen. Zumal Zabuza wohl auch andere Pläne hatte, schließlich sah es ganz danach aus, dass er noch einmal versuchen würde, den Mizukage zu stürzen. Itachi glaubte nicht, dass er Akatsukis Zielen etwas abgewinnen konnte.

„Das ist wahr“, murmelte Haku nachdenklich. „Wie lange reist ihr eigentlich schon zusammen?“

Kisame rieb sich den Nacken, schien zu überlegen.

„Etwas über 2 Jahre, denke ich“, erwiderte er schließlich. „Und ihr?“

„6 Jahre“, gab Haku zurück, was Kisame stutzen ließ.

„Ziemlich lange Zeit“, überlegte er laut. „Wundert mich wirklich, dass du so lange überlebt hast. Der Kerl ist nicht gerade für seine Nächstenliebe bekannt, ne?“

„Dasselbe sagt man auch über dich, Kisame.“

Sein Partner warf ihm einen irritierten Blick zu, hatte wohl nicht erwartet, dass er sich in das Gespräch einmischen würde. So wie er den Mund öffnete und schloss, schien er nach einem Konter zu suchen – vergeblich.

Haku schmunzelte zuerst, doch dann fuhr er plötzlich herum, warf einen alarmierten Blick zum Fenster. Die soeben noch lockere Stimmung änderte sich auf einen Schlag und trotz der Dunkelheit fiel ihnen allen auf, was Hakus Aufmerksamkeit erregt hatte: Nebel.
 

Es brauchte keine Absprache, sie alle griffen rasch zu den Kleidungsstücken über dem Kamin und streiften sich binnen Sekunden Pullover und Hosen über. Vermutlich hatten sie auch nicht viel mehr Zeit, auch wenn es draußen ganz still war. Allerdings wusste Itachi aus Erfahrung, dass Stille nicht für Sicherheit sprach.

Er hatte sich gerade den Mantel übergestreift, als es laut schepperte – die Fensterscheibe war soeben zu Bruch gegangen. Violette Rauchschwaden vernebelten den Raum und er hörte Kisame noch fluchen, bevor sie alle drei Richtung Tür hasteten und diese aufrissen, um durch den Flur nach draußen zu gelangen. Giftgas.

Itachi bezweifelte nicht, dass sie draußen von den Oi-nin erwartet werden würden. Vermutlich war der Nebel Zabuzas Art, sie zu warnen…oder auch nur Haku. Sei es drum, das spielte nun keine Rolle, schließlich wollten sie alle überleben. Wie viele Shinobi hatten sie wohl umzingelt, wenn der Dämon nicht allein mit ihnen fertig wurde? Sie hatten die Leichen gesehen und auch, wenn Kisame es aus Antipathie leugnete, war Zabuza ein gefährlicher Gegner.

Kisame hechtete nun an ihnen beiden vorbei und schloss Fingerzeichen – Itachi erkannte es, noch bevor er es ausgesprochen hatte, und er blieb stehen, hielt auch Haku zurück.

„Suiton: Baku Suishouha!“

Die riesige Wassermenge, die sein Partner ausspie, riss die Tür aus den Angeln und er hörte draußen bereits die ersten Schreie. Die hölzerne Tür wurde ihren Feinden entgegen geschleudert, während andere von Kisames Jutsu weggespült wurden. Es verschaffte ihnen Zeit und Itachi schloss seine eigenen Fingerzeichen, löste sich in einem Schwarm Raben auf, der in alle Richtungen davonstob. Da sich der Nebel anscheinend verzogen hatte, genügte es, um sich eine grobe Übersicht zu verschaffen – und zu begreifen, dass es zu viele waren.

Zumal diese Oi-nin nicht den Eindruck machten, als seien sie Anfänger. Itachi vermutete, dass die kleine Gruppe, die Zabuza erwischt hatte, bloß ein Spähtrupp gewesen war, um die anderen herzuführen. Sie mochten vielleicht überlegen sein, doch gegen 50-60 Shinobi zu kämpfen, würde sie viel Chakra kosten…und sie wussten nicht, wie viele noch da draußen lauerten.

Einen Teil seiner Raben ließ er auf ihre Gegner zuschießen, wo sie versuchten, ihnen die Augen auszustechen. Der andere Teil löste sich auf und er landete im Schnee, funkelte einen der Männer drohend aus seinen Sharingan an.

„Ergebt euch sofort! Wir sind in der Überz-arg!“

Ein gigantischer Wasserdrache brach aus dem Wald heraus und verschlang den Mann, der ihnen soeben noch Kapitulation nahelegen wollte. Blut färbte das Wasser rötlich, als der Drache noch mehr Oi-nin erwischte. Haku atmete unweigerlich auf, als Zabuza aus dem Dickicht brach und das Kubikiri Houcho schwang, um eine überraschte Oi-nin zu enthaupten.

„Fahrt zu Hölle!“, grollte er und spuckte aus, ehe er erneut los preschte. „Haku!“

Der Junge zögerte nicht, kaum, dass er seinen Namen vernommen hatte, und während er in der einen Hand vier lange Senbon hielt, schloss er mit der anderen Fingerzeichen.

„Hijutsu: Sensatsu Suishou!“

Die Luft um Haku herum schien zu glitzern, als sich Eiskristalle in dieser bildeten – ziemlich spitze Eiskristalle, die wie Messer auf seine Gegner herunterschossen. Erneut ertönten Schreie, doch der Uchiha achtete nicht darauf, sondern tauschte einen Blick mit seinem Partner, auf dessen Lippen sich ein breites Grinsen bildete, während er einem der Oi-nin soeben die Kehle zerquetschte.

Der Hai hatte Blut geleckt, Itachi sah es an den funkelnden Raubtieraugen, und auch, wenn es ihm lieber gewesen wäre, sie wären geflohen, wusste er, dass er nun keine Wahl mehr hatte.

Er fuhr herum, fing das Kunai noch in der Luft, bevor es seinen Hinterkopf durchbohren konnte, und schleuderte es auf seinen Angreifer zurück. Noch in derselben Bewegung drehte er sich herum und riss den nächsten mit einem Faustschlag gegen das Kinn von den Füßen. So viel zu Kisames Ratschlag, er sollte es nicht sofort übertreiben…
 

Der Schnee unter ihren Füßen färbte sich bald rot. Kunai, Shuriken und Senbon flogen durch die Luft – und Itachi bekam das Gefühl, als würden es einfach nicht weniger werden. Er wich einem weiteren Wurfgeschoss aus, spürte, wie ihn das Shuriken an der Wange streifte und einen Schnitt hinterließ. Das dauerte zu lange – und er schien nicht der Einzige zu sein, der so dachte, denn aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie Zabuza das Kubikiri Houcho schulterte.

Ein finsteres Funkeln lag im Blick des Dämons, als dieser Fingerzeichen schloss.

„Ninpou: Kirigakure no Jutsu!“

Abermals legte sich dieser dichte Nebel über sie, verschluckte alles um sich herum. Er sah noch, wie Haku sich auf die Lippe biss, einen Blick mit ihm wechselte, ehe auch er im Nebel verschwand. Es wunderte Itachi nicht, vermutlich war ein Rückzug das Klügste; auch wenn Zabuza wohl eher vorhatte, sie allein mit den Feinden zurückzulassen. Das war die Abmachung gewesen, nicht wahr? Sie würden die Oi-nin von ihrer Fährte weglocken.

Der Uchiha verengte die rot funkelnden Augen; im Gegensatz zu den anderen konnte er die Chakren im Nebel orten. Zabuza und Haku entfernten sich, Kisame befand sich allerdings noch in der Nähe. Abermals drangen Schreie an seine Ohren, doch er schenkte ihnen keine Beachtung, sondern bahnte sich den schnellsten Weg durch den Nebel, durchtrennte mit den Kunai in seinen Händen so viele Kehlen wie nötig. Ein paar Senbon blieben in einem der Bäume stecken – dort, wo er gerade noch gestanden hatte, doch er rannte weiter.

Abermals vernahm er Schreie, dann ein vertrautes Gurren und er drehte den Kopf zur Seite, sah in funkelnde Raubtieraugen.

„Wolltest du ohne mich abhauen?“, kam es verdrossen von Kisame, der, ohne stehenzubleiben, mit Samehada ausholte und einen der Oi-nin durch die Luft schleuderte.

Itachi hob lediglich eine Braue, während er sich unter einem Schlag wegduckte und seine Faust in den Magen seines Gegners rammte. Rasch holte er wieder zu dem Hünen auf, der sich durch das Dickicht schlug – wenigstens lichtete sich der Nebel allmählich.

„Samehada kann Chakra wahrnehmen.“

Kisame warf ihm einen verdutzten Blick zu, ehe er zu begreifen schien.

„Du wusstest, dass ich dir folgen würde.“

„Hast du je einen Kampf unterbrochen, weil ich dich darum gebeten habe?“

Sie tauschten einen kurzen Blick miteinander – Itachi wissend, Kisame verärgert. Dann jedoch änderte sich der Ausdruck seines Partners und er grinste breit, entblößte das scharfe Gebiss.

„Du bist durchtriebener, als ich dachte…“

Itachi zuckte mit den Schultern, wich dabei einem geworfenen Shuriken aus.

„Wenn du das so nennen möchtest.“

Kisame parierte einen Schwerthieb mit Samehada und schlug seinen Angreifer zurück, wobei er ihn nicht aus den Augen ließ.

„Schön, dann fliehen wir eben wie Feiglinge“, meinte er resigniert. „Ausnahmsweise…und nur, weil ich langsam genug von dem verdammten Schnee habe.“

Itachi ließ dies unkommentiert – auch wenn er dem gedanklich zustimmte. Es wurde wirklich Zeit, dass sie Yuki no Kuni verließen. Welche Mission sie auch bekommen würden, sie konnte nur besser als diese werden.

Tsuchi no Kuni

Eigentlich hätte klar sein sollen, dass Orochimarus Verrat eine Lücke hinterlassen würde, die schnellstmöglich gefüllt werden musste. Das Problem bei dieser Angelegenheit bestand darin, dass es gar nicht so einfach war, jemanden zu finden, der die Mühe überhaupt wert war. Sicher, es gab einige Nuke-nin dort draußen, doch man sah ja schon an Kakuzus Verschleiß, was passierte, wenn die Leute nicht sorgfältig ausgewählt wurden. Wobei der sogenannte Zombie wohl noch mal ein spezieller Fall war – die Sache mit der Unsterblichkeit stellte schon einen unfairen Vorteil dar.

Wenn Kisame so darüber nachdachte, hatte er es mit seinem Partner tatsächlich ganz gut getroffen. Dass sie einander respektierten, Itachi und er, war wohl nicht mehr von der Hand zu weisen. Spätestens seit ihrem kleinen Abenteuer in Yuki no Kuni, das nun schon zwei Monate zurücklag.

Seitdem hatten sie keine neue Mission erhalten, waren lediglich angewiesen worden, Augen und Ohren offen zu halten. Das hatten sie getan, so wie die meiste Zeit über, bis Pain ihnen vor zwei Tagen eine Nachricht hatte übermitteln lassen.

Normalerweise hätte er sich sogar darüber gefreut, endlich wieder eine Mission zu erhalten – die Rekrutierung eines neuen Mitgliedes empfand er immer als nette Abwechslung. Was seine Freude jedoch merklich dämpfte, war die Tatsache, dass sie nicht mehr allzu lange zu zweit unterwegs sein würden.

Bereits gegen Mittag waren sie im Erdreich angekommen, hatten die Grenzen mit Leichtigkeit passieren können. Niemand würde sich im Nachhinein an sie erinnern und das hatten sie Itachis Kekkei Genkai zu verdanken. Kisame genoss das Kämpfen zwar, doch er sah ein, dass es weitaus klüger war, die Wachmänner mit einem Gen-Jutsu zu belegen und ungesehen an ihnen vorbei zu kommen. Diese Sharingan stellten sich immer wieder als ziemlich praktisch heraus.

Tsuchi no Kuni war für seine hohen Felsen und unebenen Flächen bekannt; ein wenig erinnerte es Kisame an das Windreich, auch wenn es im Gegensatz dazu mehr Wasserquellen und Pflanzen gab. Als Wüste konnte man es ebenfalls nicht bezeichnen und so hatten sie schnell eine kleine Taverne, in der sie etwas essen konnten, gefunden. Zwar waren sie fast an ihrem Ziel angekommen, doch da Kisame nicht sicher war, ob sie in Sasoris Begleitung überhaupt Pausen einlegen würden, hielt er es für klüger, vor ihrem Zusammentreffen Rast zu machen und etwas zu essen. Ob sich Sasori darüber beschweren würde, dass sie ihn so lange warten ließen, war ihm relativ egal.
 

„Denkst du, er bleibt die ganze Zeit in dieser seltsamen Puppe sitzen?“

Sein Partner, der ihm gegenüber saß und bis eben noch nachdenklich aus dem Fenster geschaut hatte, drehte ihm langsam den Kopf zu. Seine dunkel lackierten Nägel fuhren den Rand des Tongefäßes, in dem sich dampfender Tee befand, nach.

„Da er anscheinend keine menschlichen Bedürfnisse mehr hat…möglich“, meinte er schließlich.

Kisame verzog bei der Vorstellung das Gesicht; wie sollte sowas überhaupt funktionieren, ohne dass man dabei umkam? Das bedeutete doch, dass man sich selbst ausweiden musste? Vielleicht machte er sich besser nicht zu viele Gedanken darum, schließlich war Sasoris Fetisch, an menschlichen Körpern rumzubasteln, ja allgemein bekannt.

„Nun, das hat auch Vorteile, nicht wahr?“, erwiderte er. „Wir müssen unseren Proviant nicht mit ihm teilen.“

Itachi zuckte mit den Schultern, schien sich darüber lieber ausschweigen zu wollen. Generell redete der Uchiha wenig über andere Leute, während Kisame sich schon gern ab und zu das Maul über gewisse Eigenarten zerriss. Ja, ihm war bewusst, dass er selbst welche hatte – aber wenn er sich beispielsweise mit Kakuzu und Sasori verglich, fand er, dass er beinahe normal war.

Nicht selten fragte er sich, was Itachis Blut wohl in Wallung bringen mochte, denn das hatte er in den vergangenen zwei Jahren nicht herausgefunden. Weder schien der Uchiha einen besonders ausgeprägten Hang zum Töten zu haben noch schien er irgendein Ziel zu verfolgen.

Sicher, sie schlossen ihre Missionen zusammen ab und er konnte nicht behaupten, dass Itachi ihn je hängen gelassen hatte, doch Freude schien er nicht dabei zu verspüren. Er genoss es nicht, das Blut seiner Feinde zu vergießen, sondern tat es nur, wenn es nötig war.

Wenn er so darüber nachdachte, konnte er gar nicht sagen, was seinem Partner Freude bereitete. Itachi zeigte selten Gefühle, doch er hatte sich mittlerweile an diese stoische Art gewöhnt. Schon am Anfang war er sehr in sich gekehrt gewesen, doch da war er öfter mal auf seine Provokationen eingestiegen. Über die Jahre hinweg hatte auch das abgenommen, was aber auch daran liegen konnte, dass sich der Hüne inzwischen zurückhielt.

Es hatte sich eben einiges verändert.
 

„Eigentlich könnte er die ganze Nacht für uns Wache halten, wenn er keinen Schlaf braucht“, fuhr er fort und griff nach seinem Wasserglas. „Der Haken ist nur, dass ich ihm nicht traue.“

Itachi kommentierte seine Überlegungen zunächst nicht, sondern blickte zu der Bedienung, die ihnen ihr Essen brachte, auf. Die Garnelen-Spieße sahen wirklich gut aus und der Reis mit Gemüse und Ei würde sicher auch schmecken. Sein Partner griff nach den Stäbchen, hatte sich zusätzlich für Tofu entschieden.

„Was das angeht, bin ich deiner Meinung“, hörte er Itachi sagen. „Bei dem, was wir über ihn wissen, sollten wir nicht leichtsinnig sein.“

Kisame nahm sich einen der Spieße und zog gleich zwei Garnelen von diesem ab, was Dank seiner scharfen Zähne sehr einfach war.

„Du meinst, dass er starke Shinobi als Material für seine Marionetten benutzt?“

„Und dass er seine Gifte selbst entwickelt“, ergänzte Itachi und schob sich ein Stück Tofu in den Mund.

Sasoris Gifte waren schwer zu vergessen, vor allem, da er die Schwanzspitze seiner fürchterlichen Puppe stets darin tränkte. Der Rotschopf machte daraus kein Geheimnis, sondern nutzte diese Tatsache gern als Drohung. Wobei dies nach Orochimarus Flucht seltener vorkam – es reizte ihn auch niemand so sehr, wie die Schlange es getan hatte.

„Das neue Mitglied sollten wir jedoch ebenso wenig unterschätzen“, fuhr sein Partner fort.

Kisame wollte im ersten Moment einwerfen, dass es sich bei dem Jungen um ein halbes Kind handelte. Ein Teenager, der noch grün hinter den Ohren war – doch glücklicherweise fiel ihm rechtzeitig ein, dass Itachi noch jünger gewesen war. Daher verbiss er sich diesen Kommentar, woraufhin der Uchiha weitersprach.

„Möglicherweise wird er sich uns nicht aus freien Stücken anschließen.“

Kisame wusste, was er damit meinte; der Neue schien nicht wie sie beide zu sein, hatte sich noch nichts Großes zu Schulden kommen lassen. Er war kein Ausgestoßener, der von seinem Heimatland gejagt wurde. Folglich würde es nicht so einfach werden, ihn dazu zu bringen, sein Dorf zu verraten und sich für ein Leben als gesuchter Verbrecher zu entscheiden.
 

„Ich verstehe deine Bedenken“, gab Kisame zu, probierte dann seinen Reis. „Hm…im Zweifelsfall müssen wir ihn eben zwingen.“

Itachis Blick schweifte ab, die Stäbchen verharrten einige Sekunden lang regunglos in seinen Händen.

„Zwang ist keine Basis für Loyalität.“

Womit er zweifellos Recht hatte, wenn Kisame so an seine Heimat, die ihnen allen keine große Wahl gelassen hatte, zurückdachte. Er hatte Kiri-Gakure aus gutem Grund den Rücken gekehrt, sich dort nie wirklich zugehörig gefühlt.

„Orochimaru war freiwillig dabei“, meinte er jedoch nur.

Itachi hielt kurz inne, eine fein geschwungene Braue erhoben. Ihre Blicke begegneten sich und keiner wich dem anderen aus.

„Unsere Organisation ist eine Zweckgemeinschaft auf Zeit, Kisame“, entgegnete sein Partner schließlich. „Solange sich unsere Ziele ergänzen und wir einander nicht in die Quere kommen, stehen wir alle auf derselben Seite. Das kann sich jederzeit ändern.“

Das war nicht von der Hand zu weisen und dennoch missfiel dem Hünen der bittere Beigeschmack dieser Worte.

„Du sagst mir nichts Neues“, brummte er. „Lügen, Verrat…jeder verfolgt seinen eigenen Weg und versucht, ihn mit allen Mitteln zu erreichen.“

Vielleicht bildete er es sich ein, weil er manches Mal zu viel in Itachis spärliche Mimik interpretieren wollte, doch der Blick seines Gegenübers kam ihm nun etwas finsterer vor.

„Jeder Mensch ist auf irgendeine Weise egoistisch“, hörte er ihn murmeln.

Dem war nichts mehr hinzuzufügen, denn es entsprach der Wahrheit. Sie beide bildeten da keine Ausnahme. Niemand tat das.
 

Etwa zwei Stunden später konnten sie bereits aus der Ferne die Umrisse der scheußlichen Puppe erkennen. Angeblich sollte Hiruko einem Skorpion gleichen, doch für Kisame sah das Ding einfach wie ein Monster aus. Er fühlte sich stets unwohl, wenn sich Sasori in diesem Holzgestell verschanzte, denn man wusste nie, was er dachte. Die finsteren Augen der Marionette glotzten ihnen entgegen.

Nein, seinen Partner empfand er doch eindeutig als angenehmer; sparsame Gefühlsregungen hin oder her. Auch jetzt ließ Itachi nicht erkennen, was ihm durch den Kopf ging, je mehr sie sich ihrem Begleiter auf Zeit näherten. Sasori schien keinen Grund zu sehen, Hiruko etwas weniger offensichtlich zu präsentieren. Die grausige Puppe stand einfach nur da, zwischen den Felsen, und sie bewegte sich kein Stück.

Noch bevor Hiruko in Sichtweite gewesen war, hatte Kisame diesen Geruch vernommen. Den Geruch von vergossenem Blut – und er wurde immer präsenter. Auch Itachi musste etwas aufgefallen sein, denn er hatte seine Sharingan aktiviert. Iwa Gakure gehörte zu den großen Dörfern der Shinobi und natürlich wurde dieses regelmäßig patrouilliert. Anscheinend hatte Sasori die Wartezeit genutzt, um das Problem aus dem Weg zu schaffen.

Als sie nur noch ein paar Schritte entfernt waren, zuckte der Kopf der Puppe klackernd in ihre Richtung. Die metallene Schwanzspitze tänzelte durch die Luft und Kisame fiel das getrocknete Blut daran auf. Fünf tote Iwa-nin lagen wie Mehlsäcke übereinander geschichtet; zweien war der Brustkorb durchbohrt worden und sie alle wiesen violette Verfärbungen um die Mundpartie auf. Aufgerissene, blutunterlaufene Augen starrten ihnen entgegen, doch Kisame beachtete sie nicht weiter. Seine und auch Itachis Aufmerksamkeit lag wieder gänzlich auf dem hölzernen Monster, das sich ihnen zuwandte.

„Ihr seid spät“, dröhnte Hirukos verstellte Stimme an ihre Ohren. „Und ihr wisst, dass ich es hasse zu warten.“

Kisame konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen, wenngleich er wusste, dass es nicht ratsam war, den Marionettenkünstler zu reizen.

„Wir freuen uns auch, dich wiederzusehen, Sasori“, erwiderte er amüsiert. „Was unsere Pünktlichkeit angeht…du weißt ja selbst, dass man als Nuke-nin so seine Schwierigkeiten damit hat.“

Hirukos Schweif machte einen bedrohlichen Schlenker durch die Luft; Sasori schien wenig Verständnis für seine Begründung zu haben und Kisame war froh, ihm nicht den wahren Grund ihres Zuspätkommens genannt zu haben.

Ich bin immer pünktlich.“

Wollte Sasori jetzt wegen ein paar Minuten Differenz einen Streit vom Zaun brechen? Der hatte vielleicht Probleme; saß doch sowieso nur in seiner Puppe rum, ob diese nun stand oder vorwärts robbte. Jedoch verbiss sich Kisame diesen Kommentar um des Friedens Willen – und weil er wusste, dass Hirukos Schweifspitze in Gift getränkt war. Das Risiko musste er wegen so einer Lappalie nicht eingehen.
 

„Da wir jetzt da sind, sollten wir unsere Zeit nicht verschwenden und uns stattdessen auf unser Ziel konzentrieren“, übernahm Itachi das Reden. „Es ist nicht ratsam, weiter hier zu bleiben – schon gar nicht mit den Leichen.“

„Nun, wo er Recht hat…“, bemerkte Kisame belustigt, was ihm ein verärgertes Klackern von Hiruko einbrachte.

„Schön“, ertönte die dumpfe Stimme. „Gehen wir.“

Ohne ihre Zustimmung abzuwarten, setzte sich die große Puppe in Bewegung. Kisame tauschte einen Blick mit seinem Partner, ehe sie zu dem hölzernen Gestell aufholten. Ihr neues Teammitglied auf Zeit schien wenig Lust zu verspüren, großartig mit ihnen zu kommunizieren oder zusammenzuarbeiten.

„Weißt du überhaupt, wo wir lang müssen?“, erkundigte er sich.

Es wäre ihm lieber gewesen, Sasori würde seine hässliche Puppe verlassen, doch dies schien der Suna-nin nicht vorzuhaben. Hiruko schlurfte einfach weiter durch die Gegend und Kisame erwartete schon keine Antwort mehr, als doch noch eine kam.

„Selbstverständlich.“

Da fühlte sich wohl jemand gekränkt, was Kisame jedoch herzlich egal war. Sie kannten einander nicht besonders gut, trafen sich nur zu den Versammlungen, die von Pain einberufen wurden. So, wie Sasori sich verhielt, legte er auch keinen Wert darauf, sie besser kennenzulernen.

„Der Junge soll in einem Schrein am Rande von Iwa leben?“, redete er ungeachtet dessen weiter.

Von Sasori kam ein Geräusch, das man als „Ja“ interpretieren konnte.

„Sein Name ist Deidara. Er ist ein Mitglied der Bakuha Butai“, fügte er noch an.

„Du meinst diese Einheit von Attentätern, die Sprengsätze verwenden?“, erkundigte er sich interessiert.

Auch sein Partner schien kurz aufzuhorchen, jedenfalls richteten sich dessen Sharingan soeben auf Hiruko, der sich ein Stück vor ihnen befand. Abermals ertönte dieses Geräusch, das wohl Zustimmung bedeuten sollte. Ein explosiver Attentäter…das klang doch nach einer netten Abwechslung.

„Wenn uns nichts aufhält, sollten wir unser Ziel noch vor Sonnenuntergang erreichen.“

Kisame war nicht sicher, ob Sasori damit auf fremde Shinobi oder auf ihr Durchhaltevermögen anspielte. Obwohl sich der Hüne sicher war, dass sein Partner ähnlich dachte, ließ sich dieser natürlich nichts anmerken.

„Keine Sorge“, erwiderte er grinsend. „Wir lassen uns schon nicht aufhalten, stimmt‘s? Itachi-san?“

Sein Partner ließ eine Augenbraue unter seinem Pony verschwinden, erwiderte seinen Blick für einen Moment, ehe er ihn wortlos abwandte. Auch Sasori schien jegliches Interesse daran verloren zu haben, diese Konversation aufrechtzuerhalten. Das fing ja schon gut an; hoffentlich entpuppte sich ihr Neuzugang als gesprächiger.
 

Tatsächlich erreichten sie den Schrein noch vor Sonnenuntergang und ohne irgendwelche Komplikationen, die ihnen die Reise erschwerten. Kisame fand dies fast schon bedauernswert, denn in Sasoris Gesellschaft verhielt sich sein Partner noch schweigsamer als sonst. Aus diesem Grund war er mehr als froh, als ihr Ziel vor ihren Augen auftauchte. Wie erwartet lag der Schrein abgelegen, so dass es eher unwahrscheinlich war, dass sie gestört wurden.

Vermutlich versteckte sich der Junge hier vor seinen Landsleuten – sofern er den Dienst bei seiner Einheit tatsächlich selbst quittiert hatte. Zetsus Informationen waren diesbezüglich nicht ganz eindeutig gewesen, doch angeblich verfügte ihr potenzielles Mitglied über Temperament. Das versprach heiter zu werden und besserte Kisames Laune, die von den beiden anderen bisher eher heruntergezogen worden war, ungemein.

„Dann holen wir mal unseren Neuzugang!“, meinte er breit grinsend.

Hiruko gab ein Geräusch von sich, das das Gegenteil von Euphorie sein musste, setzte sich dann aber schlurfend in Bewegung. Kisame tauschte einen Blick mit Itachi, der nur mit den Schultern zuckte, ehe sie beide der Puppe in einigem Abstand folgten.

„Er ist nicht gerade euphorisch, nicht wahr?“, bemerkte er an seinen Partner gewandt.

„Das wundert dich nicht wirklich“, kam es zurück und Kisame schmunzelte.

„Nein“, gab er zu. „Aber auf dich habe ich mich damals gefreut.“

„Wenn du Freude in Drohungen ausdrückst…“

„Ich wollte dich eben auf die Probe stellen.“

„Ah.“

Obwohl der Kommentar seines Partners recht trocken klang, bemerkte er das feine Zucken an seinem Mundwinkel. Immerhin die Andeutung eines seltenen Lächelns – das schaffte man bei Itachi schließlich nicht alle Tage.
 

Als sie den Tempel betraten, verriet nichts, dass sie bemerkt worden waren. Genau genommen konnte Kisame nicht mal das fremde Chakra der Person spüren – und seines Wissens nach handelte es sich nicht um einen Sensor-Typen. Itachi schien seine Meinung zu teilen, denn die Sharingan verloschen soeben, so dass sich seine Augen wieder dunkel färbten.

Kisame ließ den Blick über die steinernen Statuen, die irgendwelche grimmig schauenden Dämonen darstellten, schweifen. Neben ihnen tänzelte Hirukos Schweifspitze ungeduldig durch die Luft, machte deutlich, wie sehr es dem Skorpion missfiel, hier niemanden anzutreffen.

„Er sollte hier sein.“

Zu seiner Verwunderung war es sein Partner, der ein kaum hörbares Seufzen verklingen ließ und noch vor ihm darauf antwortete.

„Wir haben keine andere Wahl, als zu warten.“

Er strahlte bei diesen Worten eine solche Geduld aus, dass Hirukos giftgetränkter Schweif knapp an seinem Kopf vorbei schwenkte. Kisames Finger zuckten und er war kurz davor, nach Samehada zu greifen, jedoch schien das unnötig zu sein. Itachi blickte unbeeindruckt von dem Metallschweif in das unheimliche Gesicht der Puppe, deren Kiefer ein paar Mal klackerte.

„Ich hasse es zu warten“, brummte es finster hervor, doch ein Angriff blieb aus.

Kisames Haltung entspannte sich ein wenig und er sah, wie der Uchiha mit den Schultern zuckte, sein Augenmerk nun ebenfalls auf die Statuen richtete. Der Hüne sparte sich einen Spruch dazu und warf einen Blick zum Eingang des Tempels, durch den das grelle Licht der untergehenden Sonne den sonst dunkelrot gehaltenen Raum durchflutete. Wenn sie hier über Nacht bleiben würden, hätten sie wenigstens einen Platz zum Übernachten, anstatt wieder auf dem Waldboden zu schlafen.

Sasori legte auf so etwas vermutlich keinen Wert – vielleicht war Hiruko ja in seinem Inneren gepolstert? So kurz geraten, wie der Marionettenspieler aus Suna war, konnte er wahrscheinlich in diesem Ding schlafen.

Bevor er allerdings auf die Idee kommen konnte, diese Überlegung laut zu äußern und den Frieden damit endgültig zerstörte, ertönte draußen lautes Flügelschlagen. Und dieses Geräusch klang dermaßen laut, als würde ein Drache landen und kein kleiner Vogel.

Kisame sah kurz zu seinem Partner, der keine Miene verzog und zum Eingang des Tempels schaute, durch welchen nur wenige Sekunden später eine schlanke Gestalt trat. Auf den ersten Blick hätte man den Jungen für ein Mädchen halten können, so wie das lange, goldblonde Haar in der Sonne schimmerte. Ein dunkel umrandetes, blaues Auge fixierte sie erst überrascht, dann misstrauisch – das andere wurde von einer Haarsträhne verdeckt.

„Wer seid ihr denn?“, kam es schroff von ihrem neuen Mitglied, das soeben die Arme verschränkte. „Und wer hat euch erlaubt, einfach hier herein zu spazieren, hmm?“

Manieren besaß der Junge scheinbar nicht, aber gut, die meisten wären wohl nicht sonderlich erfreut, fremde Leute in ihrem Heim vorzufinden – auch wenn Kisame diesem Unterschlupf nicht viel abgewinnen konnte.

„Das hier ist ein öffentlicher Tempel“, erwiderte Sasori unüberhörbar genervt. „Es gibt also keinen Grund, um Erlaubnis zu fragen.“

„Da ich zurzeit hier lebe, gibt es den sehr wohl, hmm!“, hielt der Blondschopf dagegen.

„Vielleicht sollten wir uns erst einmal vorstellen?“, mischte sich Kisame ein, bevor Sasori dem Neuen noch weiter die Laune verhageln konnte. „Hoshigaki Kisame, sehr erfreut. Das hier sind Uchiha Itachi und Akasuna no Sasori. Wir arbeiten für die Organisation Akatsuki und benötigen noch ein paar fähige Mitglieder.“

Das war freundlich ausgedrückt, wenn man bedachte, dass sie nicht vorhatten, Deidara um seine Kooperation zu bitten. Der Junge schien das zu wissen, denn seine Miene wurde noch ablehnender.
 

„Akatsuki, hmm?“

Anscheinend war dieses seltsame Geräusch am Ende fast jeden Satzes ein Tick von dem Jungen, der es immer noch nicht für nötig zu halten schien, sich vorzustellen. Gut, sie kannten seinen Namen, aber so viel Höflichkeit musste sein, nicht wahr?

„Nie gehört und ehrlich gesagt, sehe ich auch keinen Grund, mich euch anzuschließen. Ich habe für sowas keine Zeit“, fuhr der Blonde fort und deutete mit einer Hand hinter sich. „Da geht’s raus, schönen Tag noch, hmm!“

Das war deutlich, doch Kisame fand Deidaras Art eher erheiternd, als dass er sich darüber aufregen konnte – im Gegensatz zu Sasori, der ein finsteres Schnauben von sich gab.

„Dieses Balg soll mein Partner werden?“, drang es aus der Puppe. „Mit diesem vorlauten Mundwerk wird er nicht lange am Leben bleiben. Bloße Zeitverschwendung.“

„Das haben wir nicht zu entscheiden“, warf Itachi ein. „Er ist aufgrund seiner Fähigkeiten ausgewählt worden.“

Bei diesen Worten schien der Junge hellhörig zu werden, denn Interesse blitzte in seinem blauen Auge auf.

„Was wisst ihr bitte über meine Fähigkeiten, hmm?“

„Wir wissen, dass du für deine Anschläge durch Explosionen bekannt bist – und das nicht nur im positiven Sinne“, erwiderte Kisame. „Sie haben dich sicher nicht grundlos aus deiner Einheit entlassen. Was also ist dein jetziges Ziel?“

Damit hatte er wohl einen wunden Punkt getroffen, denn Deidara verengte das sichtbare Auge.

„Mein Ziel? Ich brauche kein Ziel“, behauptete er jedoch. „Ich bekomme genügend Aufträge für Explosionen. Das ist meine Kunst, hmm!“

„Kunst?“

Es wunderte Kisame nicht, dass Sasori bei diesem Stichwort aufhorchte, schließlich bezeichnete sich der Rotschopf ja ebenfalls als Künstler; auch wenn Kisame die Definition nicht nachvollziehen konnte. Demnach hätten sie bald einen weiteren Irren in ihrer Truppe, großartig. Wenn Itachi dasselbe dachte, so sah man es ihm nicht an. Deidara schien auf diese Frage nur gewartet zu haben, denn er griff in seine Tasche und holte etwas, das wie eine faustgroße Spinne aussah, hervor.

Erst jetzt fiel Kisame auf, dass eine Zunge aus seiner Handfläche ragte – Münder in den Händen? Das war schon recht skurril, auch wenn er selbst vielleicht die falsche Person war, sich über so etwas zu wundern. Ein breites Grinsen bildete sich auf Deidaras Lippen und er funkelte seine Kreation voller Begeisterung an, ehe er sich wieder ihnen zuwandte.

„Schaut euch das an!“, forderte er sie euphorisch auf. „Diese verfeinerten Linien und die zweidimensionale Deformation! Das ist Kunst! Aber sie kann noch mehr, als nur hübsch auszusehen! Meine Kunst lebt! Sie atmet! Und dann explodiert sie! In diesem Moment entfaltet sie ihr volles Potenzial! Jede Explosion ist großartig und doch ist sie jedes Mal anders! Sie ist einzigartig! Kunst ist eine Explosion, hmm!“

Sie alle starrten den plötzlich so aufgeweckten Blondschopf an, während die Stille, schwer wie Blei, im Raum lag.

„Nervig…“, brummte Sasori.

„Ist er fertig?“, fragte Kisame an seine beiden Kameraden gewandt.

Überraschenderweise war es Itachi, der die Sache schnell zu beenden gedachte, denn sein Partner trat bestimmt vor.

„Genug jetzt“, entschied er stoisch wie eh und je. „Ich kämpfe gegen ihn.“

Bei Deidara stieß er damit natürlich nicht auf Begeisterung, doch die war nach ihren Reaktionen ohnehin verloschen.

„Du willst kämpfen, hmm?“

„Wenn ich gewinne, wirst du dich Akatsuki anschließen.“

Kisame musste grinsen, als der Blondschopf auf diese Ansage erst recht zu toben begann, was Itachi selbstverständlich völlig kalt ließ. Nun, die Sache war von Anfang an klar gewesen, doch Kisame konnte nicht verhehlen, dass er sich auf diesen Kampf freute.

Itachis Gen-Jutsu gefielen ihm weitaus besser, wenn nicht er darin gefangen war…

Widerwillen

Es war keine große Überraschung, dass Itachi den Kampf gewonnen hatte. Dass die Gen-Jutsu des Uchiha-Clans mächtig waren, hatte auch er im Laufe der Jahre anerkennen müssen. Zumal Itachi auch ein Talent für Tai- und Nin-Jutsu hatte, was ihn zu einem gefährlichen Gegner, der kaum einen Schwachpunkt aufwies, machte. Möglicherweise hätte Kisame einen finden können, weil er ihn mittlerweile recht gut kannte, aber für Deidara war die Niederlage unvermeidbar gewesen. Eine bittere Erfahrung für den Jungen und Kisame musste wieder an Itachis Worte in der Taverne denken; Zwang war tatsächlich keine geeignete Grundlage für Loyalität.

Seine grünen Raubtieraugen richteten sich für einen Moment auf den Blondschopf, der mit missmutigem Blick vor sich hin starrte. Sie würden über Nacht im Tempel bleiben und erst am nächsten Morgen losziehen. So, wie er Zetsu kannte, würde dieser ihnen bald eine Nachricht von Pain bezüglich ihrer neuen Ziele überbringen. Vermutlich stand als nächstes wieder eine Zusammenkunft bevor, um das neue Mitglied kennenzulernen – sofern Deidara da mitspielte.

In Anbetracht der angespannten Stimmung sah das nämlich nicht danach aus.

„Genau genommen“, begann der Blonde, während er nach seinem Pott mit Instant-Ramen griff. „Sehe ich absolut keinen Grund, warum ich mich euch anschließen sollte, hmm.“

Kisame warf einen Seitenblick zu seinem Partner, der jedoch schwieg. Seine inzwischen wieder dunklen Augen waren auf die Feuerstelle des Tempels geheftet, beobachteten die lodernden Flammen und die Schüssel mit heißem Wasser, welche darüber aufgesetzt war. Der Hüne zuckte einmal mit den Schultern, ehe er sich ebenfalls einen Becher Ramen griff, diesen in der Hand drehte und das Etikett inspizierte. Hühnchen.

„Na ja, dass du verloren hast, sollte als Grund eigentlich reichen, findest du nicht?“, entgegnete er und warf dem Blonden einen Blick zu. „Du erlaubst doch?“

„Ich hab nie gesagt, dass ich mich euch anschließe!“, fuhr Deidara zornig auf und deutete mit dem Finger auf den Uchiha. „Das hat der da einfach entschieden! Ich hab nicht mal zugestimmt! Aber klar, von mir aus, futtert mir ruhig auch noch die Vorräte weg, hmm…“

Kisame musste grinsen, fand die explosive Art des Neuen ziemlich amüsant, vor allem da er merkte, wie genervt die anderen beiden davon waren.

„Sehr freundlich“, erwiderte er und schöpfte etwas von dem erhitzten Wasser in den Becher.

Itachi schien nichts auf Deidaras Worte sagen zu wollen, tat einfach so, als hätte er sie nicht gehört. Ob das noch knallen würde? Der Blondschopf machte nicht den Eindruck, als könne er Itachis ignorante Art lange ertragen.
 

„Und du!“, wandte er sich plötzlich an Hiruko, der regungslos in ihrem Kreis ausharrte. „Was bist du überhaupt für ein seltsames Tier, hmm?“

Kisame konnte ein Glucksen nicht unterdrücken und er bedauerte wirklich, dass Sasori so gut wie nie aus seiner Puppe herauskam; er hätte vieles gegeben, um dessen Gesichtsausdruck sehen zu können. Hirukos Schweif bewegte sich schon wieder unruhiger, so dass Kisame hoffte, dass er Deidara nicht gleich abstach.

„Pass auf, wie du mit mir sprichst, Junge!“, grollte es finster aus der Puppe. „Das ist meine Kunst – und im Gegensatz zu deinem Verständnis davon ist sie der Inbegriff von Perfektion.“

Kisame zog eine Braue in die Höhe, während er die Stäbchen zur Hand nahm und sich den Ramen zuwandte. Das klang nach dem Anfang einer unheimlich langweiligen Diskussion – jedenfalls für Itachi und ihn.

„Kunst?“, wiederholte Deidara ungläubig. „Was soll das für eine Kunst sein, hmm?“

„Hiruko ist eine von mir gefertigte Marionette und ein wahres Meisterwerk. Sie verfügt nicht nur über spezielle Geheimtechniken, die sie für den Angriff perfekt machen, sondern dient mir noch dazu als nahezu unzerstörbare Rüstung.“

Kisame verbiss sich mit aller Macht den Kommentar, dass das Ding zudem so unglaublich hässlich war, dass es Fremde sicher durch seinen bloßen Anblick in die Flucht schlagen konnte.

„Ach so ist das…du bist das gar nicht selbst, sondern sitzt in dieser Puppe“, verstand Deidara und grinste dann. „Aber du hast trotzdem Unrecht, denn Kunst spiegelt sich in der Einzigartigkeit einer gewaltigen Explo-“

„Daran merkt man, dass du keine Ahnung hast“, fiel Sasori ihm einfach ins Wort. „Kunst überdauert die Zeit, ihre Schönheit währt ewig.“

„Das ist doch schwachsinnig!“, hielt Deidara dagegen und knallte seinen Becher Ramen auf den Boden. „Kunst ist die Momentaufnahme einer Explosion, hmm!“

„Ich gebe zu, dass diese Figuren, die du formst, eine gewisse Ästhetik aufweisen. Deine Explosionen dagegen sind nicht mehr als überflüssiger Lärm.“

„Was hast du gesagt?!“

„Du bist noch zu jung, um wahre Kunst wertschätzen zu können. Ich bin sicher, dass du mit der Zeit-“

„Oh, ich bin also zu jung?“, murrte Deidara in sarkastischem Tonfall. „Und Ihr wisst natürlich alles besser, Sasori no Danna, hmm.“

„In der Tat – und, so überraschend es ist, ich bin froh, dass du das einsiehst.“

„Ist Euch auch bewusst, dass Ihr an maßloser Selbstüberschätzung leidet, hmm?“

„Da ich über ein Talent verfüge, das dir fehlt, kann ich mir eine qualifizierte Meinung dazu sehr wohl leisten. Und ich sagte dir bereits, dass du nicht so vorlaut sein sollst, Balg.“

„Ihr haltet euch ja wohl auch nicht zurück!“

„Das habe ich im Gegensatz zu dir auch nicht nötig.“

Kisame schob sich die Ramen in den Mund, während seine Augen von einem zum anderen wanderten. Er schluckte das Essen, das nicht so schlecht wie erwartet schmeckte, herunter und warf seinem Partner einen Blick zu, den dieser direkt erwiderte. Es stand ihnen beiden wohl ins Gesicht geschrieben, dass sie nicht verstanden, wie man über so einen Unsinn zanken konnte.
 

„Ihr seid genauso arrogant wie der da!“, fauchte Deidara und funkelte wieder Itachi an. „Das sind noch mehr Gründe, eurer komischen Organisation nicht beizutreten! Ihr behindert mich nur in meiner Kreativität, hmm!“

Sein Partner wandte Deidara ganz langsam den Kopf zu, musterte diesen für ein paar Sekunden. Kisame fragte sich, ob das Absicht war, um den Blonden seine Geringschätzung spüren zu lassen. Eigentlich war das nicht Itachis Art, immerhin hielt er sich meistens aus Streitereien heraus, doch ihr unwilliger Neuzugang schien ihm wirklich auf die Nerven zu gehen.

„Du hast gegen mich verloren“, erinnerte er noch mal. „Ob du vorher zugestimmt hast oder nicht, spielt keine Rolle. Wenn du dich weigerst, dich uns anzuschließen, wirst du diesen Tempel nicht lebend verlassen.“

Deidaras Zähneknirschen und sein wütender Blick sagten deutlich aus, dass Itachi zur Hölle fahren sollte, doch er sprang ihm, entgegen Kisames Befürchtung, nicht an den Hals.

„Denkst du, ich hätte Angst vor dir, hmm?“, kam es stattdessen aufmüpfig zurück.

Interessiert beobachtete Kisame, wie etwas Rotes in Itachis dunklen Iriden aufglomm, jedoch aktivierte er die Sharingan letztendlich nicht. Musste er auch nicht und wenn Deidara schlau genug war, nahm er sich die Warnung zu Herzen.

„Du tätest besser daran, deine Situation zu akzeptieren“, erwiderte er bloß.

Gut, dass Deidaras Blick nicht töten konnte, so hasserfüllt, wie er Itachi soeben anschaute. Anstatt diesem jedoch ein paar gepfefferte Beleidigungen an den Kopf zu knallen, erhob er sich und stampfte zornig aus dem Tempel. Keiner von ihnen machte Anstalten, den Blondschopf daran zu hindern – dieser wäre sicher nicht so lebensmüde, Itachis Drohung nicht ernst zu nehmen.

„Der Junge wird Ärger machen“, durchbrach Sasori die Stille. „Er ist zu impulsiv.“

Itachi zuckte leicht mit den Schultern, ohne den Blick vom Feuer zu nehmen.

„Wenn er überleben will, wird er sich anpassen.“

„Du kannst das leicht sagen, immerhin wird er nicht dein Partner“, knurrte es ungehalten aus Hiruko zurück.

Kisame stellte den leeren Becher Ramen beiseite, warf Itachi einen Seitenblick zu, den dieser nicht erwiderte. Was auch immer der Uchiha gerade dachte, er würde es nicht aussprechen. Kisame ahnte jedoch, dass es ihm auf der Zunge lag, zu erwähnen, dass sie sich anfangs auch aneinander gewöhnen mussten.

„Ich rede mal mit ihm“, entschied der Hüne und erhob sich.

„Sicherlich wirst du seine Einstellung im Handumdrehen ändern können“, spottete Sasori, wofür Kisame nur ein Grinsen übrig hatte.

„Nun, ich habe bessere Karten als ihr beide, nicht wahr?“, erwiderte er. „Ich habe seine Kunst noch nicht verspottet.“

Ihm entging nicht, wie Itachi eine Braue hob, sich aber nicht dazu äußerte, während von Sasori ein Schnauben kam. Da er nicht auf Erlaubnis wartete, wandte er sich um und machte sich auf den Weg nach draußen. Lange suchen musste er nicht, denn Deidara hatte sich auf die Treppenstufen gesetzt und blickte missmutig vor sich hin. Seine eigenartigen Hände mit den Mündern spuckten gerade einen Miniatur-Vogel aus, der munter mit den Flügeln schlug und ihm in die Finger pickte.
 

„Was willst du, hmm?“

Das klang alles andere als freundlich, doch Kisame war niemand, der sich durch so etwas einschüchtern ließ.

„Wenn du mir auch drohen willst – spar‘s dir! Ich bin nicht taub, okay?“, murrte Deidara weiter, als er sich einfach neben ihn setzte. „Ich hau schon nicht ab, hmm.“

„Das hoffe ich für dich“, gab Kisame zurück und betrachtete neugierig den kleinen Vogel. „Aber deswegen bin ich gar nicht hier.“

„Ach nein? Was willst du dann? Mir vorschwärmen, wie toll euer Verein ist und dass ich total das Glück habe, euch beitreten zu dürfen, hmm?“

Spätestens jetzt konnte Kisame sich ein Glucksen nicht mehr verkneifen und sofort richteten sich die blauen Augen zornfunkelnd auf ihn. Deidara schienen seine scharfen Zähne, die das breite Grinsen entblößte, nicht abzuschrecken, denn er hielt seinem Blick mühelos stand.

„Sowas in der Art“, gestand er schmunzelnd. „Nur vielleicht ein bisschen weniger übertrieben.“

Der Ton-Vogel hüpfte aus Deidaras Handfläche und blieb auf seiner Schulter sitzen, pickte an den blonden Haarsträhnen herum. Kisame musste gestehen, dass er keine Ahnung von Kunst hatte und sich im Allgemeinen auch nicht für so etwas interessierte, aber diese Knallfrösche schienen schon praktisch zu sein, wenn sie dem Jungen gehorchten und auf dessen Befehl hin explodierten.

„Das macht dich gleich viel sympathischer“, kam es sarkastisch von diesem.

„Das höre ich eher selten.“

Deidara runzelte die Stirn, musterte ihn ein paar Sekunden lang eine Spur kritischer.

„Vermutlich weil du wie ein Hai aussiehst“, meinte er dann. „Und weil du, wenn du grinst, mehr den Eindruck machst, als würdest du jemanden auffressen wollen, hmm.“

Da war mal jemand direkt, doch bevor er etwas dazu sagen konnte, streckte der andere ihm die Handfläche entgegen. Der Mund darin verzog sich zu einem Grinsen und leckte sich einmal die schmalen Lippen, wobei er eigenartige Geräusche von sich gab.

„Na ja, ich bin auch nicht gerade normal“, fuhr Deidara fort, grinste jedoch im nächsten Moment. „Aber ohne sie könnte ich meine Kunst nicht herstellen. Die sind schon praktisch, hmm!“

„Ein Kekkei Genkai?“, erkundigte sich Kisame.

Deidara zuckte auf die Frage hin mit den Schultern, verzog das Gesicht, als der kleine Vogel an seinem Ohr zu picken begann.

„Denke schon“, erwiderte er und scheuchte die übermütige Figur zur Seite. „Ich hatte die schon immer, bin so geboren worden, hmm.“

Dann hielt er kurz inne, musterte ihn noch etwas genauer, wobei er den Kopf in seine Richtung drehte.

„Könnte dich genauso fragen, warum du Kiemen hast, hmm.“

„Stimmt wohl.“

„Also dann…erzähl mal, warum Akatsuki so ein toller Verein ist. Ich bin schon richtig gespannt, hmm…“

Das glaubte Kisame ihm anhand der Tonlage natürlich sofort. Kurz ließ er den Blick über die Umgebung schweifen, doch alles verhielt sich soweit still.
 

„Nun, was meinst du, wie lange du noch so weitermachen kannst?“

Verwirrt sah Deidara ihn an, schien nicht zu verstehen, was er damit sagen wollte.

„Weitermachen, hmm?“

„Na, mit deinen Aufträgen“, fuhr Kisame fort. „Du lässt dich von fremden Dörfern kaufen, deswegen bist du nie lange an einem Ort, nicht wahr? Du bleibst zwar in Tsuchi no Kuni, aber du suchst dir ständig einen neuen Unterschlupf, damit dich niemand aufgreifen kann.“

Für ein paar Sekunden sah Deidara aus, als würde ihm gleich die Kinnlade herunterfallen, und Kisame musste daran denken, dass Zetsus Informationen wirklich nützlich waren. Schließlich hatte der Pflanzenmann erst herausgefunden, wo sich ihr Neuzugang aufhielt.

„Du weißt schon, dass das unter Stalking fällt?“, brummte Letzterer und klang beleidigt. „Und überhaupt, was soll sich ändern, nur weil ich mit euch umherziehe, hmm?“

„Wenn du so weitermachst, werden sie dich bald als Nuke-nin einstufen und dann bist du vogelfrei. Deine Auftraggeber werden dich verraten und ausliefern, sobald sie dich nicht mehr brauchen – und am Ende richten sie dich hin.“

Etwas flackerte in den blauen Augen, etwas, das deutlich machte, dass Deidara den Ernst der Lage sehr wohl begriff.

„Wenn du dich uns anschließt, lebst du sicherer. Wir schützen einander und agieren bei Missionen in Teams.“

Vielleicht verschwieg er Deidara lieber, dass einige von ihnen nicht allzu harmonisch miteinander umgingen. So, wie dieser jedoch drein sah, konnte er sich das auch selbst zusammenreimen.

„Mal ehrlich – die beiden da drin wirken nicht sehr sympathisch. Aber na ja…der eine ist wenigstens Künstler, auch wenn er eine ziemlich verdrehte Ansicht davon hat, hmm.“

Kisame sagte nicht, dass sie bezüglich des Kunst-Themas seiner Meinung nach beide einen an der Waffel hatten. Die passten schon sehr gut zusammen. Die Vorstellung, was Kakuzu mit Deidara angestellt hätte, wenn der Zombie sein Partner sein würde, rückte Sasori fast schon in ein positives Licht.
 

„Und was ist jetzt euer Ziel, hmm?“

Kisame überlegte für einen Moment, wie er Deidaras Frage beantworten sollte. Am besten so ehrlich wie möglich – Pain würde das zu gegebener Zeit noch genauer formulieren.

„Wir haben viele Ziele, doch letztendlich geht es darum, eine Welt zu schaffen, in der wir leben können. Dieses ganze System ist fehlerhaft…“

Deidara zog die Stirn in Falten, musterte ihn etwas genauer.

„Fehlerhaft“, wiederholte er langsam. „Mag ja sein, aber mal im Ernst – glaubst du, ihr könnt die ganze Welt auf den Kopf stellen, hmm?“

Kisame zuckte mit den Schultern; es war nicht das erste Mal, dass jemand so reagierte, wenn es um das höhere Ziel ihrer Organisation ging. Selbst Kakuzu, der ja schon lange genug dabei war, glaubte nicht daran. Vielleicht war er tatsächlich der Einzige, von Pain und Konan einmal abgesehen, der hinter ihrem Vorhaben stand. Es war sein Antrieb, während die anderen ihren ganz eigenen Vorteil daraus zogen. Ob Forschung oder Geld, für sie alle stand etwas im Fokus, an dem sie interessiert waren, und Kisame stellte nicht zum ersten Mal fest, dass ihm das schlicht und ergreifend fehlte.

Das Kämpfen lag ihm im Blut, ja, und er genoss Akatsukis Vorteile durchaus, doch es war das höhere Ziel, das ihn in der Organisation hielt.

„Ihr müsst ja ein ziemliches Selbstvertrauen haben“, brummte Deidara mit gewissem Spott. „Oder ihr seid einfach nur größenwahnsinnig, hmm.“

„Vermutlich Letzteres“, gab Kisame schmunzelnd zurück. „Aus diesem Grund sind wir der Meinung, dass du sehr gut zu uns passen würdest.“

Deidara blies die Backen auf, warf ihm einen angefressenen Blick zu.

„Sehr schmeichelhaft, hmm…“

Kisame grinste ihn an.

„Lass dir das bis hierhin noch mal durch den Kopf gehen“, riet er dem Neuen dann und erhob sich. „Ich meine, eine große Wahl hast du nicht, aber wenn du drüber nachdenkst, wirst du merken, dass du durch eine Zusammenarbeit auch Vorteile hast. Über unsere genauen Ziele und deren Umsetzung wird dich unser Boss noch unterrichten.“

Deidara grummelte etwas Unverständliches, blieb aber auf der Treppe sitzen. Es war wohl besser, ihn erst einmal in Ruhe zu lassen. Dass er so töricht sein würde, wegzulaufen – oder zu fliegen –, das glaubte Kisame nicht. Sie würden ihn sowieso finden.
 

Als er den Tempel wieder betrat, sah er, dass sich Hiruko in eine Ecke zurückgezogen hatte, während sein Partner weiterhin am Feuer saß. Itachi sah nicht auf, als er sich neben ihm niederließ, sondern schaute in die Flammen.

„Nun?“, hörte er ihn leise fragen.

Kisame zuckte mit den Schultern, ehe er sich einmal streckte, den Nacken dabei knacken ließ.

„Glückwunsch, du bist der Einzige, dem er die Pest an den Hals wünscht.“

Es wirkte nicht so, als würde das seinen Partner sonderlich betrüben, denn dieser verzog keine Miene.

„Solange ihn seine Wut auf mich nicht zu irgendwelchen Dummheiten verleitet, kann ich damit leben.“

„Kann ich dir nicht versprechen“, gab Kisame ehrlich zurück. „Ich denke aber, er wird sich beruhigen.“

Itachi nickte knapp und er sah ihn für einen Moment die Lider schließen, was Kisame dazu brachte, ihn etwas genauer zu mustern.

„Willst du dich hinlegen? Ich übernehme die erste Wache“, bot er an, würde sich dabei sicherlich nicht auf Sasori verlassen.

Ein langer Blick traf ihn, beinahe so, als haderte der Uchiha mit sich, ob er dieses Angebot annehmen sollte. Kisame wusste, dass es nicht länger das Misstrauen war, das ihn dazu anhielt, sondern die Überlegung, wer den Schlaf gerade dringender benötigte. Es war eigenartig, dass sie sich mittlerweile so gut verstanden, dass sie nicht nur im Kampf aufeinander Acht gaben.

„Gut“, murmelte Itachi schließlich. „Danke.“

Kisame winkte ab, während sein Partner seinen Mantel auszog und diesen als Kopfkissen zurechtlegte. Eigentlich war es warm genug, da Itachi nicht weit vom Feuer entfernt lag, aber Kisame erinnerte sich noch gut an das Fieber. Es konnte nicht schaden, auf Nummer sicher zu gehen, nicht wahr?

Der Uchiha hatte gerade die Augen geschlossen, als ihn das Rascheln wieder aufschauen ließ. Eine schmale Braue hob sich, als sich der Hüne kurz vorbeugte, um ihm den Mantel zu reichen.

„Kisame…“

„Nimm schon.“

Ein Widerspruch blieb aus und er beobachtete einen Moment lang, wie sich sein Partner in den Mantel wickelte, diesen als Decke benutzte.

„Danke.“

Kisame erwiderte nichts darauf. Sie brauchten beide etwas Schlaf, bevor sie morgen weiterziehen würden, doch Itachi hatte heute bereits sein Gen-Jutsu benutzt, von daher stand ihm die Ruhe mehr zu. Für ein paar Sekunden blieb sein Blick an seinem Partner haften und ihm fielen seine Gedanken von zuvor wieder ein. Es war nicht das erste Mal, dass er sich fragte, was jemanden wie Itachi eigentlich bei Akatsuki hielt. Was war das Ziel des Uchihas? Sicher hatte er schon einige Male nachgehakt, jedoch hatte ihm der andere stets sehr schwammige Antworten geliefert. Nicht ungewöhnlich, da Itachi ja ohnehin sehr wortkarg war, doch manchmal wurmte es Kisame, dass es so viele offene Fragen zwischen ihnen gab.

Gerade diese eine Frage interessierte ihn brennend, doch mit der Zeit hatte er Itachis Geheimnisse zu akzeptieren gelernt.

Ein leises Seufzen entwich ihm, ehe er einen Blick über die Schulter warf, denn er vernahm Schritte. Anscheinend war Deidara zur Vernunft gekommen, denn er schlurfte mit missmutigem Blick zurück in den Tempel – nicht, ohne Itachi einmal hasserfüllt anzublitzen. Jedoch gab er keinen Laut von sich, sondern zog sich in eine freie Ecke zurück, vermutlich um seinen Schlafplatz aufzubauen.

Nun, sie machten wohl Fortschritte.

Missverständnisse

Als Kisame am nächsten Morgen die Augen öffnete und sich auf die Seite drehte, lag der Junge immer noch in der gegenüberliegenden Ecke von Hiruko und döste auf seinem Futon. Kisame spürte einen Hauch von Neid in sich aufkommen, kaum dass er sich aufgesetzt hatte und sich die Rückenschmerzen bemerkbar machten. Die nächste Nacht würden sie definitiv wieder in irgendeinem Gasthaus verbringen, wenn es nach ihm ging.

Das Feuer war mittlerweile verloschen, doch sie würden sowieso schnellstmöglich aufbrechen. Suchend glitt sein Blick durch den Raum, seinen Partner konnte er jedoch nicht entdecken. Lediglich Itachis Mantel fand er vor, ordentlich zusammengelegt, wie es seine Art war. Kisame streckte sich einmal, ließ den steifen Nacken knacken, ehe er sich erhob, seinen eigenen Mantel ebenfalls zurückließ.

Er bezweifelte, dass Sasori schlief, so dass dieser ein Auge auf Deidara haben konnte. Irgendwie unheimlich, dass sich das Ding und der Puppenspieler in seinem Inneren seit dem Vortag nicht einen Millimeter bewegt hatten.

Kisame fuhr sich durch die wirren Haare – in der nächsten Taverne musste er unbedingt eine Dusche nehmen. Noch so ein Punkt, warum er Gaststätten bevorzugte, und er wusste, dass es seinem Partner nicht anders ging.

Er fand diesen ein paar Minuten später an einem kleinen Bach, der geschützt von Bäumen und Sträuchern lag. Deidara hatte sich eine richtige Idylle für seinen vorläufigen Unterschlupf ausgesucht. Irgendwie paradox, wenn man bedachte, dass der Junge seine Umgebung leidenschaftlich gern in die Luft jagte.

Kisame wusste, dass Itachi ihn längst bemerkt hatte, doch er drehte sich nicht zu ihm um, sondern tauchte seine Hände soeben ein zweites Mal in das klare Wasser, um sich das Gesicht zu waschen.
 

„Ich hoffe, Pain schickt uns das nächste Mal ans Meer“, bemerkte er und tat es seinem Partner gleich. „Ich hätte nichts dagegen, mal wieder richtig zu schwimmen.“

Das kühle Nass tat ihm gut, vertrieb die träge Müdigkeit, die er bis eben noch gespürt hatte. Mit der Armbeuge wischte er sich über das feuchte Gesicht, während Itachi sich ein paar nasse Ponysträhnen aus der Stirn strich.

„Hm.“

Kisame tauchte seine Hände erneut in den Bach, spülte sich mit dem Wasser den Mund aus. Es schmeckte nicht so moderig, wie er befürchtet hatte.

„Du solltest es mal versuchen“, schlug er vor und warf ihm einen Seitenblick zu. „Schwimmen, meine ich. Vor allem im Meer ist es ein unbeschreibliches Gefühl – da kann ein kleiner See nicht mithalten.“

Er beobachtete, wie sich der Uchiha mit den Händen nach hinten abstützte und den Blick zum Himmel richtete. Die Sonne sandte eine angenehme Wärme zu ihnen herunter, auch wenn der Sommer noch ein paar Monate entfernt war.

„Meine letzte Erfahrung mit dem Meer war nicht besonders positiv, wie du dich vielleicht erinnerst“, hörte er seinen Partner murmeln.

Kisame kam nicht umhin, die Augen zu verdrehen, denn er wusste genau, wovon der Uchiha sprach. Wie könnte er das jemals vergessen?

„Das zählt nicht“, gab er zurück. „Du bist schließlich nicht geschwommen, sondern fast abgesoffen.“

Itachi gab ein leises Schnauben von sich, ehe er die Augen für einen Moment schloss, sichtlich die Sonne genoss.

„Eben.“

Kisame musste zugeben, dass die ablehnende Haltung des Uchihas gegenüber dem Meer nicht ganz ungerechtfertigt war. Bei dessen Nahtoderfahrung wäre wohl den meisten Menschen die Lust aufs Schwimmen vergangen, doch er gab nicht sofort nach.

„Im Meer fühlt man sich frei“, fuhr er fort. „Es erscheint einem grenzenlos, weil es so riesig ist, dass man es nicht überblicken kann. Oberflächlich betrachtet ist es bloß eine große Ansammlung von Wasser, doch wenn man tiefer taucht, erkennt man, wie vielschichtig es ist.“

Itachi hob die Lider wieder ein Stück, musterte ihn aus seinen dunklen Augen nachdenklich.

„Im Meer gibt es Jäger und Beute“, erwiderte er schließlich. „Dir gefällt das Meer, weil es dein Element ist und du dort im Vorteil bist.“

Kisame konnte dem nicht widersprechen, neigte den Kopf ein Stück in die Richtung seines Partners, ein belustigtes Grinsen auf den Lippen.

„Und du kannst es nicht leiden, weil du leichte Beute wärst“, stellte er amüsiert fest.

„Unter anderem“, gab Itachi ohne Umschweife zu. „Mir ist nicht wohl dabei, nicht zu wissen, was in diesen Tiefen lauert.“

„Nun, das ist vermutlich eine kluge Einstellung. Das Meer ist so schön, wie es gefährlich ist, da werde ich dir nicht widersprechen.“

Itachi nickte knapp, schien sich nicht weiter dazu äußern zu wollen. Ein bisschen schade war das schon, denn Kisame fand gerade diese Art von Gesprächen zwischen ihnen angenehm. Allerdings konnten sie auch nicht ewig hier herumsitzen, sondern mussten wirklich weiter.

Als hätte Itachi seine Gedanken gelesen, erhob er sich ohne Vorwarnung und warf ihm einen auffordernden Blick zu. Kisame seufzte genervt, stand aber ebenfalls auf und folgte dem Uchiha zurück zum Tempel.
 

Schon auf dem Weg beschlich ihn ein eigenartiges Gefühl, das bis eben nicht da gewesen war. Es war ihm nicht fremd und aus diesem Grund schärften sich seine Sinne sofort. Ein kurzer Blickwechsel mit seinem Partner bestätigte ihm, dass er es sich nicht einbildete; die Sharingan leuchteten ihm blutrot entgegen.

Obwohl sie beide ahnten, dass sie beobachtete wurden, ließen sie sich nichts anmerken, sondern gingen weiter in Richtung des Tempels, den sie fast erreicht hatten.

Schon aus der Ferne hörte er laute Stimmen und er musste Sasori und Deidara nicht einmal sehen, um zu wissen, dass die beiden schon wieder eine rege Diskussion gestartet hatten. Hirukos massiger Holzkörper befand sich vor der Treppe, auf welcher Deidara, der mit den Händen heftig gestikulierte, saß.

„Ihr habt eine total verdrehte Ansicht von Kunst, Sasori no Danna!“, schimpfte er. „Was soll denn an diesem Klops bitte ästhetisch sein, hmm?!“

„Daran merkt man, dass du einfach nicht zuhörst, Bengel!“, kam es schroff aus der Puppe zurück. „Ich habe bereits gestern erläutert, was Hiruko so perfekt macht.“

„Jaja, ich weiß, Abwehr und Angriff, unbesiegbar und so, hmm…“

Deidara verdrehte die blauen Augen und schüttelte gleich darauf den Kopf.

„Ich will Euch ja gar nicht widersprechen, dass dieses skurrile Ding praktisch ist, aber Ihr müsst doch selbst einsehen, dass es eben einfach nicht schön ist, hmm!“

Vielleicht bemerkte Deidara nicht, wie unruhig Hirukos Schwanzspitze schon wieder durch die Luft tanzte, vielleicht war es ihm auch egal. Oder es war ihm nicht klar, dass ihn der in Gift getränkte Stachel töten konnte. Möglicherweise auch alles zusammen, wenn man bedachte, wie vorlaut der Junge war.

„Schönheit liegt im Auge des Betrachters!“, dröhnte es gereizter zurück. „Und überhaupt muss ich mir so etwas nicht von einem unerfahrenen-“

„Genug jetzt.“

Nicht nur die beiden Künstler warfen dem Uchiha einen Blick zu, als dieser, ohne die Stimme zu erheben, jedoch mit einer gewissen Schärfe Sasori einfach das Wort abschnitt. Während die beiden ihn ansahen, als würden sie ihn jeden Moment fressen, war Kisame eher irritiert. Er konnte sich nicht erinnern, wann Itachi zuletzt so mit ihm gesprochen hatte, und es konnte nur damit zusammenhängen, dass er ihre Feinde entdeckt hatte. Sicher, die Sharingan verfügten über viele Fähigkeiten.

Sasori schien jedenfalls Lunte zu riechen, anders konnte sich Kisame nicht erklären, dass er den Uchiha noch nicht zu töten versucht hatte.

Leider besaß Deidara diese Weitsicht nicht, denn er sprang mit blitzenden Augen auf, funkelte Itachi mit offenem Zorn an. Vermutlich waren die Sharingan nur eine weitere Provokation für ihn.

„Für wen hältst du dich eigentlich, dass du meinst, du wärst hier der Boss, hmm?!“, fauchte er ihn an.

Itachis Mimik blieb so unbeteiligt, dass man meinen könnte, er hätte Deidara gar nicht gehört. Statt einer Antwort wandte er den Blick in Richtung Himmel, wo ein Falke seinen Kreis zog.

Keiner von ihnen zuckte auch nur mit der Wimper, als ein pfeifendes Geräusch die Luft durchschnitt und der Vogel wenig später mit einem hässlichen Klatschen auf dem Boden aufkam. Federn und Blut verteilten sich zu ihren Füßen, wo sich das Tier schwach zuckend wand – drei giftgetränkte Senbon steckten in seinem Körper. Bevor einer von ihnen den Mund aufmachen konnte, wurde das verzweifelte Fiepen beendet, indem Hirukos flache Schweifspitze mit Wucht auf den Kopf des Falken herunterdonnerte.

„Igitt!“, entkam es Deidara angewidert, während er auf die blutige Masse hinabschaute.
 

„So“, überging die Puppe den Kommentar. „Dann wollen wir die Ratten mal aus ihren Löchern scheuchen.“

Kisame tauschte einen Blick mit seinem Partner, ehe sie beide einen Schritt zurücktraten. Bislang hatten sie Hiruko noch nie in Aktion gesehen, aber wenn man bedachte, wie schnell dieses Ding die Senbon in die Luft geschossen hatte, war es wohl besser, nicht im Weg zu stehen. Er hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, als sich die Marionette vorschob und ihren Kopf in Richtung Wald drehte. Ein plötzlicher Ruck glitt durch das Holzgestell, Hiruko riss den Arm hoch – und schoss ihn wie einen Torpedo einfach weg. Sekundenlang passierte nichts, aber sie konnten den seltsam geformten Arm auch nicht mehr sehen.

Dann ertönten wie aus dem Nichts laute Schreie und die Puppe gab ein zufriedenes Grunzen von sich.

„Das funktioniert doch jedes Mal.“

Deidara warf ihm einen scheelen Seitenblick zu, ehe er wieder zum Wald schaute, aus dem gerade einige Shinobi seines Heimatdorfs flüchteten. Anscheinend war das Geschoss voller Senbon gewesen, denn einige der Shinobi, die es besonders schlimm getroffen hatte, fielen auf halber Strecke zu Boden und wanden sich, wie es zuvor der Falke getan hatte. Panisch strampelten sie und griffen sich an die Kehlen.

„Da ist der Verräter!“

Kisame warf einen Seitenblick zu Deidara, der zusammenzuckte und perplex zu seinen Landsleuten sah, von denen einer mit dem Finger auf ihn zeigte.

„Eh…“

„Wir haben immer gewusst, dass du eines Tages unser Dorf verraten würdest!“

„Der Tsuchikage wird davon erfahren, Deidara!“

„Moment mal!“, kam es verdutzt von dem Blondschopf. „Ich habe niemanden verraten! Das ist ein Missverständnis, verdammt! Diese Typen sind einfach hier aufgetaucht und-“

„Nicht genug damit, dass du heimlich für andere Dörfer agierst!“, fuhr ihm einer der Iwa-nin dazwischen.

„Wir wussten gleich, dass du etwas mit den Leichen zu tun hast, die an der Grenze gefunden worden sind!“

Kisame drehte den Kopf in Sasoris Richtung und er stellte fest, dass sein Partner es ihm gleichtat.

„Du hättest die Leichen wirklich nicht da rumliegen lassen sollen“, meinte der Hüne, woraufhin die Puppe schnaubte.

„Und wenn schon…“
 

Deidara machte inzwischen den Eindruck, als würde er gleich derjenige sein, der explodierte. Die Wut und Empörung stand ihm nur allzu deutlich ins Gesicht geschrieben.

„Warum werde immer ich für alles verantwortlich gemacht?!“, fauchte er den Iwa-nin, der ihn beschuldigt hatte, an. „Ich habe nichts damit zu tun! Ich bin hier das Opfer, hmm!“

„Wie’s aussieht, glaubt dir das keiner, Junge“, bemerkte Kisame grinsend und ließ die Fäuste knacken. „Das wird ein Spaß!“

Itachi neben ihm seufzte leise, schien nicht sonderlich amüsiert über diesen Aufruhr. Dann aber hob er den Blick, ließ diesen einmal über die Umgebung schweifen.

„Ein paar von ihnen haben sich unter der Erde versteckt.“

Kisames Grinsen wurde noch eine Spur breiter; er schätzte die Anzahl der Shinobi, die noch standen, auf zehn plus diejenigen, die unter der Erde hockten. Na ja, das würde ihnen nicht lange helfen…

„Dein Verrat wird dich teuer zu stehen kommen, Deidara!“

„Es wird keinen Ort mehr geben, an dem du dich verstecken kannst, du Verräter!“

„Verstärkung ist bereits unterwegs!“

Die Augenbraue des Blondschopfs zuckte gefährlich, während er sich die Vorwürfe anhörte. So, wie er drein schaute, schien er nicht mehr zu wissen, wen er anschreien sollte – sie drei oder seine Landsleute.

„Nun, du hast genau zwei Möglichkeiten“, hörte er Itachi sagen. „Entweder du kämpfst mit uns – oder du stirbst.“

Daran gab es nichts zu rütteln, denn die Iwa-nin würden Jagd auf Deidara machen, selbst wenn er sich nicht auf ihre Seite stellte. Anscheinend hatten sie sich ihre Meinung gebildet, würden sich nicht davon abbringen lassen, den Jungen zu richten. Kisame musste zugeben, dass das schon bitter war, da er ja immerhin wirklich nichts mit Sasoris Tat zu tun hatte. Dumm gelaufen.

„Ihr wisst gar nicht, wie sehr ich euch hasse, hmm…“, knurrte Deidara und griff gleichzeitig in die Taschen an seinen Seiten.

„Als würde das auch nur einen von uns kümmern“, kommentierte Sasori dies aus Hiruko heraus und brachte die Puppe in Position.

„Ihr beide solltet für die Zukunft dringend an eurem Teamwork arbeiten“, meinte Kisame grinsend.

Itachi blieb dieses Mal still, zückte wortlos ein Kunai, während der Hüne einmal pfiff, damit Samehada, das noch im Tempel lag, zu sich rief. Es wäre schließlich egoistisch gewesen, den ganzen Spaß für sich allein zu behalten…
 

„So viel zur Perfektion, hmm…“

„Noch ein Wort und es wird dein letztes sein.“

„Wir sind noch nicht weit genug vom Tempel entfernt. Wenn ihr also später diskutieren könntet…“

„Lass sie doch, Itachi-san. Ist doch ganz amüsant?“

„…“

„Ich hoffe, das Ding ist irreparabel, hmm.“

„Das waren sechs Wörter und eigentlich sollte ich dich dafür sechsmal töten.“

„Viel Erfolg, hmm.“

„Nun, dafür haben wir ihn aber nicht hergeholt, oder?“

„Wie auch immer…Hiruko wird auf diese Weise nur noch mehr Schaden nehmen.“

Keinen außer Sasori schien das besonders mitzunehmen, doch niemand kommentierte das weiter. Sie waren vielleicht eine halbe Stunde vom blutigen Schauplatz des Geschehens entfernt, als der Marionettenspieler plötzlich innegehalten hatte. Nicht aus freien Stücken, sondern weil Hiruko mit einem Mal ein hässliches Knirschen von sich gegeben hatte. Anscheinend war die Puppe im Kampf mit den Iwa-nin beschädigt worden, so dass sie nun bei jeder Bewegung dieses Knacken von sich gab.

Es kam ausgesprochen selten vor, dass Sasori Hiruko verließ und selbst in Erscheinung trat. Kisame hatte ihn schon seit einer Weile nicht mehr zu Gesicht bekommen – das letzte Mal musste vor zwei Jahren gewesen sein.

„Was wird das denn jetzt, hmm?“, murmelte Deidara, als sich der hölzerne Rücken Hirukos ohne Vorwarnung bewegte.

Rotes, zerzaustes Haar kam zum Vorschein und mit gewisser Beunruhigung nahm Kisame wahr, dass sich Sasori in den letzten zwei Jahren kein Stück verändert hatte. Sein rundes Puppengesicht mit den großen, braunen Augen erschien ihm immer noch wie das eines Halbwüchsigen, obwohl er noch älter als Kisame sein musste. Gewachsen schien er auch nicht zu sein, denn sogar Deidara war ein paar Zentimeter größer als er. Der Blondschopf starrte seinen Partner an, als handelte es sich bei diesem um eine Erscheinung. Ihm fiel sogar die Kinnlade herunter und er zeigte mit dem Finger auf Sasori, der ihn jedoch keines Blickes würdigte, sondern sich auf Hiruko konzentrierte. Er ließ die Marionette mit einem Knall wieder in der Schriftrolle verschwinden und verstaute diese wieder.

„So seht Ihr wirklich aus?“, entfuhr es Deidara vollkommen perplex. „Ihr seid ja noch jünger als ich, Sasori no Danna, hmm!!“

Kisame konnte ein Glucksen nicht zurückhalten, als Sasoris Augenbraue einen gewaltigen Satz nach oben machte. Sein Porzellangesicht verfinsterte sich merklich, ehe er den Kopf ruckartig nach hinten drehte – wobei sich sein Körper jedoch kein Stück mitbewegte. Kisame fühlte sich unweigerlich an Orochimaru erinnert…
 

„Zu deiner Information, Balg“, ertönte Sasoris Stimme, die nun zwar sanfter klang als die Hirukos, jedoch an Schärfe zugenommen hatte. „Ich bin doppelt so alt wie du – auch wenn dich das eigentlich überhaupt nichts ange-“

„Doppelt so alt?! Habt Ihr Euch mal angesehen, no Danna?!“, fiel Deidara ihm hastig ins Wort. „Und was bitte stimmt nicht mit Euch?! Kein normaler Mensch kann seinen Kopf so weit nach hinten drehen!! Das ist voll gruselig, hmm!!“

Infolgedessen drehte sich Sasoris Kopf noch einmal um 180 Grad – woraufhin Deidara alles aus dem Gesicht fiel. Der Rothaarige wandte sich ihm nun komplett zu, wobei er die Arme verschränkte und seine Mimik noch genervter wirkte.

„Ich denke nicht, dass ich mir das von jemandem, dessen Hände sabbern, sagen lassen muss.“

Deidara schien es die Sprache verschlagen zu haben, denn er starrte Sasori immer noch an, war etwas blass um die Nase herum geworden.

„Im Gegensatz zur allgemeinen Menschheit besteht mein Körper nicht länger aus sterblichem Fleisch“, fuhr Sasori fort. „Ich habe mich über die Jahre hinweg selbst perfektioniert, so wie ich es zuvor mit meinen Kunstwerken getan habe.“

Deidaras Ausdruck nach zu urteilen konnte er dem Suna-nin nicht ganz folgen, denn er schaute ihn immer noch an, als hätte er einen entflohenen Irren vor sich. Kisames Meinung nach lag er damit auch nicht falsch.

„Kurz gesagt: Er besteht aus Holz“, übersetzte er freundlicherweise, was Deidaras Unverständnis jedoch bloß zu steigern schien.

„Wie ist sowas denn möglich, hmm?“

Der Blonde kniff die Augen zusammen, musterte Sasori einmal von oben bis unten, wobei er eine Hand ans Kinn legte. Verübeln konnte man es ihm wohl wirklich nicht, doch nicht jeder von ihnen schien dieser Ansicht zu sein.

„Ihr könnt euch später darüber unterhalten“, schaltete sich Itachi stoisch wie eh und je ein. „Wir müssen weiter.“

So gern Kisame seinen Partner hatte, manchmal war er wirklich eine Spaßbremse. Aber gut, sie hatten ja noch den gesamten Weg zum Treffpunkt Zeit, diese offenen Fragen zu klären. Mit den beiden durchgeknallten Künstlern würde das sicher auch weiterhin amüsant sein…

Heimat

Heimat bezeichnete für die meisten Leute mehr als bloß einen Ort, an dem man lebte. In der Heimat wurde man geboren, dort wuchs man auf und fühlte sich geborgen. Familie, Freunde…in der Heimat war man von Menschen, die einem etwas bedeuteten, umgeben.

Er erinnerte sich noch daran, dass er sich früher nach den oft tagelangen Missionen darauf gefreut hatte, nach Hause zu kommen. Jedes Mal war er auf dieselbe, stürmische, herzliche Art und Weise begrüßt worden. Schwarze Knopfaugen, die ihn anstrahlten, und dünne Ärmchen, die sich um ihn schlangen, als würden sie ihn nie mehr gehen lassen wollen. Das vermisste er noch mehr als die warmen Worte seiner Mutter oder das Drücken seiner Schulter, mit dem sein Vater ausdrückte, dass er stolz auf ihn war.

An solchen Tagen hatte seine Mutter gekocht, was er sich gewünscht hatte, und zum Nachtisch hatte es Dango gegeben. Er würde nie vergessen, wie sein Bruder diese einmal probiert und das Gesicht verzogen hatte. Seitdem hatte seine Mutter jedes Mal ein Schälchen mit Tomaten dazugestellt.

Während Itachi in seinen Erinnerungen an längst vergangene Zeiten versank, drehte er den Spieß langsam in der Hand. Außer seinem Bruder kannte er kein Kind, das Tomaten Süßigkeiten vorzog. Meistens war er mit seinem Vater Dango holen gewesen, oft als Belohnung nach dem Training, und er wusste noch, dass sie Izumi ein paar Mal getroffen hatten. Einmal hatte sie ihn ausgelacht, weil er so versessen auf die kleinen bunten Bällchen war. Sie hatte wohl Recht damit gehabt, dass es nicht zu ihm passte.

Schon damals nicht…und wenn er Kisames Blick inklusive des breiten Grinsens richtig deutete, dann hatte sich nichts daran geändert.

„Schon faszinierend“, bemerkte sein Partner amüsiert. „Dass ausgerechnet Süßigkeiten deine größte Schwäche sind.“

Itachi ließ sich von dem Kommentar nicht beirren und zog das rosafarbene Bällchen mit den Zähnen ab, um es sich auf der Zunge zergehen zu lassen. Er liebte diese Süße und gerade eben vertrieb es den bitteren Beigeschmack, den ihr Aufenthalt hier mit sich führte, wenigstens ein bisschen.

„Wie viel du davon essen kannst“, brummte der Hüne und beäugte die zwei verbliebenen Spieße argwöhnisch. „Ich bekomme nicht mal einen runter…“

Das mochte daran liegen, dass Kisame, genau wie sein Bruder, kein großer Fan von Süßigkeiten war. Jedenfalls hatte er die Möglichkeit auf Nachtisch in den vergangenen Jahren stets abgelehnt, während sich Itachi in dieser Hinsicht mäßigen musste. Das Problem war nur, dass er bei Dango keine Chance hatte, was der Grund dafür war, dass er mittlerweile den vierten Spieß in der Hand hielt.

„Du weißt nicht, was du verpasst“, murmelte er, ehe er sich dem nächsten Bällchen widmete.

Kisame nahm einen Schluck von seinem Tee, wobei das Grinsen nicht aus seinem Gesicht wich.

„Ich denke, ich kann ganz gut darauf verzichten“, spottete er, was Itachi nur mit den Schultern zucken ließ.

Sie waren erst vor wenigen Stunden in Konoha angekommen, hatten die Wachposten außer Gefecht gesetzt und sich hier niedergelassen. Ihm war bewusst, dass sie nicht lange unerkannt bleiben würden, auch wenn Akatsuki noch keinen großen Bekanntheitsgrad besaß. Sie beide wirkten durch die Mäntel und Hüte zwielichtig genug, so dass man bald auf sie aufmerksam werden würde – etwas, das ganz in Itachis Sinne war, auch wenn Kisame nichts davon ahnte.

Ebenso wenig wie Pain, der sie aus einem ähnlichen Grund, aber einem anderen Motiv hierhergeschickt hatte…
 

“Wie ich sehe, ist eure Mission erfolgreich gewesen. Willkommen bei Akatsuki.“

Die flackernden Augen des Hologramms fokussierten Deidara, der anscheinend nicht wusste, ob er sich zusammennehmen oder pampig reagieren sollte. Ihre Reise würde zumindest Itachi nicht gerade positiv im Gedächtnis bleiben, was vor allem an ihrem temperamentvollen Neuzugang lag.

„Du bist also der Boss, hmm?“, kam es skeptisch von diesem.

„So ist es. Man nennt mich Pain.“

Deidaras Braue zuckte bei dem Namen kurz, doch er war wohl klug genug, seinen Mund zu halten. Es war nicht so, dass sich ihr Anführer leicht aus der Ruhe bringen ließ, aber ihn zu reizen, war ebenfalls keine gute Idee – Hologramm oder nicht. Davon abgesehen, dass Konan ihm wie ein Schatten folgte, sich auch in diesem Moment neben ihm befand und sie aus ihren Bernsteinaugen fixierte.

„Dies ist Konan. Es gibt außer uns noch zwei andere Mitglieder, die du zu gegebener Zeit noch kennenlernen wirst. Du hast sicher viele Fragen – und ich werde sie dir beantworten. Zuvor jedoch möchte ich euch wichtige Neuigkeiten mitteilen“, fuhr Pain fort, woraufhin sie alle hellhörig wurden. „Es gab einen Angriff auf Konoha-Gakure während der Chu-nin-Auswahlprüfungen, bei dem der Sandaime Hokage getötet wurde.“

In seiner Mimik regte sich nichts, kein Muskel zuckte, doch es fühlte sich trotz aller Beherrschung an, als würde ihn jemand mit einem Schwall eiskalten Wassers übergießen. Alles in ihm zog sich zusammen, schien ihm das Atmen zu erschweren. Er wusste nicht, ob Kisame seinen Umschwung bemerkte, denn sein Partner warf ihm direkt einen Seitenblick zu. Stoisch ignorierte er ihn, sah zu Pain, der ihn ebenfalls nicht aus den Augen ließ.

„Der Verantwortliche ist anscheinend Orochimaru. Er hat auch den Yondaime Kazekage ermordet und sich selbst für ihn ausgegeben, um somit Suna-Gakure dazu zu bringen, ihn bei dem Überfall zu unterstützen.“

Von Sasori kam ein verächtliches Schnauben, während Deidara zu überlegen schien, wo er diesen Namen schon einmal gehört hatte. Die San-nin waren auch außerhalb von Konoha keine unbekannten Personen.

„Konoha hat großen Schaden genommen und zudem seine Führung verloren – es ist also geschwächt.“

Es war nicht allein diese Tatsache, die Itachi zutiefst beunruhigte, denn ohne Sarutobi gab es niemanden, der die Ältesten in Schach hielt. Allen voran Danzou, dem nun keiner mehr Einhalt gebot. Er war lange nicht mehr in seiner Heimat gewesen, drei Jahre mussten es mittlerweile sein.

„Das ist für uns eine seltene Gelegenheit, um Informationen über das Kyuubi, das sie dort verstecken, zu sammeln.“

„Kisame und ich werden gehen.“

Ihm war bewusst, dass sich alle Augen auf ihn richteten, doch es war die einzig logische Entscheidung – das sah auch Pain ein, denn er nickte.

„Da Konoha deine Heimat ist, kennst du dich dort am besten aus und weißt, wie man ungesehen hineinkommt. Verhaltet euch ruhig und zieht keine unnötige Aufmerksamkeit auf euch. Wenn es keine weiteren Fragen gibt, könnt ihr zwei euch sofort auf den Weg machen.“
 

Genau das hatten sie getan und bislang war alles reibungslos verlaufen – jedenfalls hatte sie noch niemandes Aufmerksamkeit erregt. Seitdem sie unterwegs waren, spürte Itachi diese innere Anspannung und dies war auch Kisame nicht entgangen. Zwar hatte der Uchiha jedes Mal abgeblockt, wenn sein Partner ihre Gespräche in diese Richtung lenkte, doch sicherlich war ihm klar, dass ihn etwas beschäftigte.

Durch die Papierstreifen des Huts funkelten ihn die Raubtieraugen immer noch recht amüsiert an, doch dann schweifte sein Blick zur Seite. Itachi tat es ihm gleich, denn die Personen, die soeben an dem kleinen Lokal vorbeischritten, waren ihm nicht unbekannt. Yuuhi Kurenai und Sarutobi Asuma stellten eher oberflächliche Bekanntschaften dar, denn sie hatten nicht besonders viel miteinander zu tun gehabt. Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, wie sich Asuma leicht zu Kurenai rüber lehnte und ihr etwas zu murmelte, ehe sie aus ihrem Blickfeld verschwanden, so dass sie ihre Reaktion nicht mehr mitbekamen.

„Sag mal, sind alle eure Frauen so?“

Er wandte sich wieder Kisame zu, als dieser die Stille zwischen ihnen brach – auch wenn er nicht verstand, was er mit dieser Frage meinte.

„So…?“, hakte er nach und hob eine Braue.

„Du weißt schon…so halt“, brummte Kisame ungeduldig und nickte mit dem Kopf in die Richtung, in die die beiden verschwunden waren.

Itachi konnte nicht behaupten, dass er nun besser verstand, worum es seinem Partner ging. Möglicherweise hatte er Kurenais Stirnband, das alle Shinobi Konohas trugen, bemerkt.

„Kunoichis“, stellte er daher fest, doch Kisame schien mit seiner Schlussfolgerung nicht zufrieden zu sein.

„Du musst blind sein, wenn du das nicht siehst...“, gab er trocken zurück. „Ich meine, dass diese Frau eine Wucht ist!“

Gut, jetzt verstand er, worauf sein Partner hinauswollte – auch wenn er es nicht nachvollziehen konnte. Sicherlich war Kurenai auffallend hübsch, das konnte wohl niemand bestreiten, doch der Uchiha sah keinen Sinn darin, sich darüber zu unterhalten.

„Wenn du meinst…“, blockte er daher ab, womit er Kisames Unverständnis aber nur noch steigerte.

Abermals wurde er gemustert, als würde der andere auf diese Weise herausfinden können, wieso Itachi so ein Desinteresse an diesem Thema zeigte.

„Jetzt mal ernsthaft“, fing er dann wieder an. „In deinem Alter sollte man so langsam damit anfangen, sich für Frauen zu interessieren!“

Itachis Reaktion bestand darin, seinen Partner erst einmal anzuschweigen – auch, weil er nicht recht wusste, was er darauf erwidern sollte. Die Situation erinnerte ihn unweigerlich an damals, als Shisui ihn grinsend danach gefragt hatte, warum er denn so lange mit Izumi am Steg gesessen hatte. Seine Antwort, sie hätten sich zufällig getroffen und ein bisschen geredet, hatte Shisui das Gesicht verziehen lassen. Unverblümt hatte er ihm mit dem Ellbogen in die Seite gestupst und gemeint, dass er ihm das nicht glaube, und gefragt, was da tatsächlich gelaufen sei.

Damals war er noch ein Kind gewesen, deswegen hatte er sich keine Gedanken darum gemacht. Musste er sich jetzt welche machen, weil ihn solche Dinge nicht interessierten?

Eigentlich spielte das keine Rolle, denn die Aussicht auf eine Freundin wäre nichts, was sich realisieren ließ. Wie auch? Schließlich wurden sie quer durch die Dörfer verfolgt und lebten auf der Flucht. Sicher wusste er, dass Kisame nicht an etwas Dauerhaftem gelegen war, andererseits würde er gewisse Etablissements nicht aufsuchen, doch für Itachi selbst stellte das keine Alternative dar.

Es gab genügend andere Dinge, die es wirklich wert waren, dass man sich den Kopf über sie zerbrach.
 

„Wozu?“, stellte er die Gegenfrage, während er den Blick auf seinen Becher Tee geheftet hielt.

Anscheinend hatte er Kisame damit erst einmal sprachlos gemacht, denn er stockte merklich.

„Wozu?“, wiederholte er schließlich ungläubig.

„Ja. Wozu soll das gut sein?“, gab Itachi ruhig und, ohne aufzusehen, zurück. „Du weißt genauso gut wie ich, dass wir uns Ablenkung nicht leisten können. Es ist besser, den Kopf freizuhaben – und im Gegensatz zu deiner Ansicht vermisse ich nichts.“

Kisame maß ihn mit einem Blick, der deutlich machte, dass er seine Ansichten für den Schwachsinn des Jahres hielt.

„Das sagst du doch nur, weil du noch nie eine Frau hattest…“, behauptete er und Itachi unterdrückte mit Mühe ein Seufzen.

„Mag sein“, erwiderte er. „Ich möchte wirklich nicht darüber diskutieren.“

Schon gar nicht jetzt, schließlich gab es einen wichtigen Grund, aus dem er hier war. Auch, wenn Kisame nichts davon ahnte, beziehungsweise nur von dem Kyuubi wusste. Vorerst war dies dem Uchiha auch ganz recht, denn auch, wenn er seinem Partner vertraute, so kannte er Kisames Neugierde zur Genüge.

Er würde früh genug damit beginnen, ihn wegen seines Bruders auszufragen, denn Itachi musste ihn sehen. Um zu überprüfen, ob alles in Ordnung war…und um seinen Hass auf ihn zu schüren. Obwohl es nicht das erste Mal war, dass er diese Rolle spielte, verspürte er bei dem Gedanken eine Übelkeit, die ihn sogar davon abhielt, noch ein paar Dango zu verspeisen. Seine Kehle wurde eng und sein Magen schien sich umzustülpen, auch wenn er sich zumindest äußerlich zusammenriss.

„Alles in Ordnung?“

Vielleicht riss er sich nicht genug zusammen, wenn er Kisames Blick, mit dem dieser ihn musterte, bedachte.

„Sicher“, gab er knapp zurück, ehe er noch einmal an seinem Tee nippte.

„Bist plötzlich ein bisschen blass geworden“, bemerkte Kisame mit gerunzelter Stirn. „Iss mal lieber noch was von dem Zuckerzeug…“

Manchmal stellte es Segen und Fluch zugleich dar, dass der Hüne so aufmerksam war – zumindest wenn es um seine Gesundheit ging. Vielleicht lag es daran, dass Kisame insgeheim noch immer seinen Fall von der Klippe und die Grippe im Hinterkopf hatte, wobei er an einem ja nicht ganz unschuldig war.

Zu seinem Glück schienen Asuma und Kurenai etwas vergessen zu haben, womit sich ihr Gespräch erledigte, oder die beiden hatten sich doch noch für Dango entschieden, denn sie kamen plötzlich ein zweites Mal vorbei. Die Stimme des Mannes, der ihnen entgegenkam, erkannte er sofort – schließlich waren sie zusammen bei der ANBU gewesen. Itachi bohrte seinen Blick in Kisames, womit er ihm bedeutete, still zu sein, und sein Partner verstand sofort.

Stumm lauschten sie den Worten, die draußen gesprochen wurden – in ihrer unmittelbaren Nähe.

„Jo, ihr beiden seht gut aus zusammen. Habt ihr ein Date?“

„Sei nicht albern…ich soll bloß für Anko Dango kaufen!“

„Und was machst du hier, Kakashi? Du magst doch nichts Süßes?“

„Ich wollte was fürs Grabmal besorgen…und ich warte hier auf Sasuke.“

Bei der Erwähnung des Namens konnte er nicht verhindern, dass sich seine Finger um den Becher Tee krampften. Er wurde das Gefühl nicht los, das die drei sie aus den Augenwinkeln beobachteten. Kisame und er tauschten abermals einen Blick, ehe der Hüne nickte, woraufhin sie aus dem Lokal verschwanden. Sie mussten nicht gleich inmitten des Dorfes einen Kampf beginnen und Zivilisten mit hineinziehen, denn Kisame kämpfte nicht gerade umsichtig.

Die drei würden ihnen mit Sicherheit sowieso folgen…
 

„Dieser Kerl…“, begann Kisame, als sie fürs Erste außer Reichweite waren. „Ist er das? Dieser Kakashi, der das Sharingan besitzt?“

Itachi blickte nicht auf, während er neben seinem Partner lief, den Strohhut tief ins Gesicht gezogen. Er wusste, warum Kisame fragte, und er verwehrte ihm die Antwort nicht lange.

„Hatake Kakashi, ja.“

Er musste Kisame nicht ins Gesicht sehen, um zu wissen, dass dieser die Zähne bleckte und sich seine Pupillen leicht weiteten. Das passierte immer, wenn der Haimensch einen guten Kampf witterte. Zumeist endeten diese guten Kämpfe ziemlich blutig.

„Dann hat er also Zabuza getötet, huh?“, führteKisame seine Gedanken aus. „Macht gar nicht den Eindruck, als wäre er so stark…“

Itachi wies Kisame nicht darauf hin, dass das nicht das erste Mal war, dass er einen Gegner unterschätzte. Kurz musste er an Haku zurückdenken, der zweifelsohne ebenfalls sein Leben gelassen hatte – niemals hätte dieser Junge zugelassen, dass seinem Partner etwas geschah.

So unsympathisch sich Zabuza ihnen gegenüber auch verhalten hatte, so hatte die Nachricht über seinen Tod einen faden Beigeschmack für Itachi gehabt. Vermutlich wegen Haku, der ihn damals mit seiner Gutherzigkeit davon abgehalten hatte, an einer Grippe zugrunde zu gehen.

Kisames Interesse an dem Ende seines Landsmannes schien andere Gründe zu haben, was Itachi keinesfalls wunderte.

„Wenn er uns in die Quere kommt, werde ich ihn übernehmen“, entschied er mit einem Unterton, der Kisame schnauben ließ.

„Denkst du, ich werde nicht mit ihm fertig? Ich bin nicht so ein Schwächling wie Zabuza!“

„Darum geht es nicht“, hielt er dagegen. „Wir sind nicht hier, um einen Krieg zu beginnen. Meine Techniken sind unauffälliger und gegen ihn wirksamer. Halte dich also bitte zurück.“

Kisames unzufriedenes Knurren zeugte nicht davon, dass er einverstanden war, doch Itachi wusste, dass er sich auf ihn verlassen konnte, sollte es darauf ankommen.

„Wir werden sehen“, gab er zurück und das reichte dem Uchiha vorerst.

Dass es ihm lieber war, wenn sich sein Partner nicht allzu sehr einmischte, lag auch daran, dass ihm nicht daran gelegen war, Tote zu hinterlassen. Konoha war bereits durch den Vorfall mit Orochimaru und Suna geschwächt. Sie mussten hier nicht unnötig große Unruhe stiften, sondern sich nur präsent zeigen.

Es reichte vollkommen aus, wenn die Ne erfuhren, dass er nach wie vor durch seine bloße Existenz eine Bedrohung darstellte.
 

„Wie es scheint, hattest du Recht, Itachi-san.“

Der Uchiha sah auf, als sein Partner die Stimme erhob, und er folgte seinem Blick. Zwei Personen, die ihnen bereits vorhin begegnet waren, waren erschienen und versperrten ihnen nun den Weg. Wie erwartet, hatten die Jo-nin sie beide bemerkt und waren ihnen gefolgt.

Er blieb ebenso wie Kisame stehen, darauf wartend, dass die zwei, die sie misstrauisch fixierten, das Wort ergriffen.

„Ihr stammt nicht aus dem Dorf“, stellte Asuma mit einer gewissen Schärfe in der Stimme fest. „Wer seid ihr und was wollt ihr?“

„Es ist schon eine Weile her, Asuma-san, Kurenai-san“, erwiderte er ruhig, was die beiden stutzen ließ.

„Wenn du uns kennst, kommst du vielleicht doch von hier.“

Er sagte nichts weiter dazu, sondern schob den Hut ein Stückchen höher – die Sharingan leuchteten auf. Mehr brauchte es nicht, um die beiden erkennen zu lassen, wer er war. Fassungslos starrten sie ihn an, konnten anscheinend nicht glauben, dass er es nach allem tatsächlich wagte, hierher zurückzukehren. Nun, er hatte nicht erwartet, dass sich irgendjemand über sein Erscheinen freute.

Er nahm den Hut ab, um ihre Vermutung zu bestätigen, öffnete langsam die Knöpfe seines Mantelkragens.

„D-Du…bist…Uchiha Itachi!“

Er erwiderte ihre Blicke ungerührt, während sein Partner es ihm nun gleichtat und ebenfalls sein Gesicht enthüllte.

„Nun, ich sollte mich wohl auch vorstellen. Hoshigaki Kisame. Nett, eure Bekanntschaft zu machen.“

Das breite Grinsen, das seine scharfen Zähne entblößte, wirkte so bedrohlich, wie es sein sollte, und stand im kompletten Kontrast zu seinen höflichen Worten.

„Lass das Rumgesülze…ich werde euch beide hier und jetzt erledigen!“, kam es ruppig von Asuma und er zückte seine Chakra-Klingen.

Um einen Kampf kämen sie wohl nicht herum, doch das war ja nicht überraschend. Itachi konnte lediglich hoffen, dass dieser Kampf im Rahmen bleiben würde – andererseits hätten sie bald die ANBU auf den Fersen. Er bezweifelte nicht, dass Kisame dies erfreuen würde…ein Grund mehr, das hier rasch zu beenden.

Es gab schließlich noch mehr zu tun…

Brüder

„Ich hätte sie allein erledigen können.“

Itachi äußerte sich nicht sofort dazu, sondern ließ den Blick langsam schweifen, versuchte dabei die Kopfschmerzen auszublenden. Es war unvermeidbar gewesen, Tsukuyomi gegen Kakashi einzusetzen, auch wenn Kisame das anders sah. Ihre Gegner waren zu dritt gewesen und auch, wenn Asuma und Kurenai keine sonderliche Bedrohung darstellten, so war Kakashi nicht zu unterschätzen.

„Der Kämpf wäre ausgeartet und hätte die ANBU alarmiert“, murmelte er, während er sich gegen die Wand hinter sich lehnte.

Sie hatten sich vorerst in ein kleines Dorf außerhalb Konohas geflüchtet, um ihre Verfolger, die Gai gerufen hatte, abzuhängen. Itachi wusste durch Kakashi, dessen Gedanken wie ein offenes Buch für ihn gewesen waren, dass der Kyuubi mit einem der San-nin unterwegs war. Den Gerüchten zufolge war Jiraiya ein ziemlicher Lüstling, weswegen sie diesen Ort, an dem man sich auf verschiedene Weisen amüsieren konnte, aufgesucht hatten. Es konnte nicht schaden, einen direkten Blick auf den Jungen zu werfen, um zu wissen, mit wem sie es zu tun hatten.

Außerdem musste sich die Nachricht, dass er in seiner Heimat aufgetaucht war, mittlerweile verbreitet haben, so dass auch sein Bruder davon Wind bekommen haben sollte. Manchmal war der direkte Weg nicht der beste, auch wenn sein Partner langsam unruhig wurde. Itachi schloss kurz die Augen, atmete durch, ehe er dem anderen einen mahnenden Blick zuwarf.

„Wir beide können keinen Krieg gegen ein ganzes Dorf gewinnen – da kann es noch so geschwächt sein.“

Es war Kisame anzusehen, dass er zwar nicht zufrieden war, jedoch keine Gegenargumente hatte. Er seufzte genervt, rieb sich den Nacken, ehe er nickte.

„Also schön, du hast ja Recht“, gab er widerwillig zu. „Aber meinst du wirklich, dass wir den Kyuubi hier finden?“

„Ich denke, ihn zu finden, wird kein großes Problem darstellen“, erwiderte Itachi ehrlich. „Es wird schwieriger werden, Jiraiya-sama von ihm zu trennen.“

„Ach ja?“, kam es grinsend von seinem Partner. „Laut den Gerüchten stellt dieser Kerl doch jeder schönen Frau nach.“

Itachi hob eine Braue, fühlte sich sofort wieder an ihr Gespräch von zuvor erinnert, jedoch ging Kisame nicht noch einmal darauf ein. Tatsächlich brachte ihn dieser Einwand auf eine Idee, die zwar recht primitiv war, jedoch für sie beide von Nutzen sein konnte. Bevor sie diese jedoch in die Tat umsetzen konnten, mussten sie die beiden erst einmal finden. In so einem kleinen Dorf sollte das nicht allzu lange dauern, falls sie wirklich hier sein sollten.

„Du hast es versprochen, Ero-sennin!“

„Naruto…wenn du nicht aufhörst, mir auf die Nerven zu gehen, bringe ich dich wieder zurück!“

„Was?! Das ist total unfair, dattebayo!“

Itachi sah den beiden Personen, die soeben an der Gasse vorbeispaziert waren, nach. Ein breites Grinsen legte sich auf Kisames Lippen, ließ die scharfen Zähne aufblitzen.

„Wenn das kein Zufall ist…“, bemerkte er amüsiert und Itachi stimmte ihm im Stillen zu.

Das Schicksal ging manchmal seltsame Wege, doch ausnahmsweise schien es diesmal auf ihrer Seite zu sein. Das sollten sie wohl besser ausnutzen, solange dieser Zustand anhielt.

„Komm.“

Er wartete nicht auf Kisames Zustimmung, denn er wusste, dass er ihm folgen würde.
 

„Also dafür, dass dieser Typ einer der berüchtigten San-nin ist, war das wirklich leicht“, bemerkte sein Partner, als sie in der Herberge angekommen waren.

Jiraiya war längst nicht mehr in Sichtweite, sondern mit der Frau mitgegangen, um sich einen schönen Nachmittag zu machen. Eigentlich war es nicht Itachis Art, Zivilisten mit hineinzuziehen, doch es war der einfachste Weg gewesen, sie mit einem Gen-Jutsu zu belegen, um sie als Lockvogel zu benutzen. Zumal er nicht glaubte, dass Jiraiya ihr lange auf den Leim gehen würde, doch es gab ihnen zunächst einmal Zeit.

Als Itachi den Kyuubi das letzte Mal gesehen hatte, war dieser noch ein Kleinkind gewesen. Uzumaki Naruto. Ihre Mütter waren Freundinnen gewesen, das wusste er noch, denn Kushina war damals zum Missmut seines Vaters recht häufig bei ihnen zu Gast gewesen. Laute, undisziplinierte Menschen gehörten nicht unbedingt zu den engsten Freunden seines Vaters, der diese Treffen immer als recht anstrengend empfunden hatte.

„Itachi-san?“

Er hatte die letzten Treppenstufen kaum wahrgenommen, nicht bemerkt, dass sie bereits vor der richtigen Tür standen. Er durfte sich nicht mehr so oft in seinen Erinnerungen verlieren – schon gar nicht hier. Einen Moment lang blickte er still auf die hölzerne Tür, ehe er die Hand hob und zweimal klopfte.

Tatsächlich wurde ihnen direkt geöffnet und dem Gesichtsausdruck des Jungen nach zu urteilen hatte dieser den San-nin zurückerwartet. Ihm entging nicht, wie sich die blauen Augen weiteten, als er ihm in die Sharingan schaute. Er sah seiner Mutter von den Zügen her sehr ähnlich, auch wenn man auf den ersten Blick meinen könnte, den Yondaime Hokage vor sich zu haben. Dieselben blauen Augen, die blonden Haare…und dennoch sah er eindeutig Kushina in ihm.

„Das ist also der Kyuubi, ja? Der ist ja wirklich nur ein Kind…“, hörte er Kisame feststellen.

Sein Anblick schien Naruto nicht gerade zu beruhigen, denn er wich einen Schritt vor ihnen zurück.

„Wenn das so einfach ist, können wir ihn auch direkt mitnehmen!“, fuhr sein Partner fort und legte die Hand an Samehada, schob sich an ihm vorbei. „Vielleicht sollte ich ihm vorher ein Bein abschneiden – dann macht er weniger Ärger.“

Itachi machte keine Anstalten, dem Älteren Einhalt zu gebieten – auch wenn er wusste, dass dies keine leere Drohung war. Wenn er nicht eingriff, würde Kisame genau das tun, was er eben erwogen hatte. Allerdings spürte er in diesem Augenblick ein sehr bekanntes Chakra…
 

„Lange nicht gesehen, Sasuke.“

All die Jahre, die vergangen waren, hatte er sich gefragt, was er sagen oder tun würde, wenn er Sasuke wiedersehen würde. All die Jahre hatte die Vorstellung sowohl Schmerz als auch Freude durch seinen Körper gesandt. Freude darüber, dass Sasuke lebte, und sei es nur, um ihn zu töten. Genau das wollte er ja. Sasuke sollte sich an sein Leben und seinen Hass klammern, um ihn zur Strecke zu bringen. Er war die einzige Hoffnung, die er hatte. Seine Hoffnung und die ihres Clans.

Doch ebenso fühlte er Schmerz bei Sasukes Anblick, als er nun einen Blick über die Schulter warf. Er war gewachsen, die kindlichen Züge wichen langsam, was aber auch an dem hasserfüllten Blick liegen konnte. Es verzerrte Sasukes Gesicht, das seinem so ähnlich sah, umso mehr, da er sein Sharingan erweckt hatte. Jedoch durfte sich Itachi keine einzige Emotion erlauben, musste seine Rolle so perfekt spielen, wie er sie all die Jahre gespielt hatte. Das war seine Pflicht – gegenüber Sasuke und Konoha.

Aus diesem Grund versuchte er, Schmerz und Freude zu unterdrücken, sich einzig und allein auf den von ihm gewählten Pfad zu bewegen – und dazu musste er seine Gefühle ausschalten.

„Sieh an“, kam es überrascht von Kisame. „Noch jemand, der das Sharingan besitzt.“

Itachi reagierte nicht darauf, sondern blieb ruhig, keine Miene verziehend. Das würde später noch Fragen aufwerfen, er ahnte es bereits.

„Uchiha Itachi“, zischte Sasuke seinen Namen. „Ich werde dich töten!“

Noch immer war sein Bruder zu emotional, ließ sich zu sehr von seinem Hass beherrschen, anstatt ihn in sich zu bündeln und als Kraft zu nutzen. Er war noch nicht soweit, ihn zu töten, noch war es zu früh und das würde er bald merken.

„Er sieht dir ziemlich ähnlich, Itachi-san“, meinte Kisame unüberhörbar neugierig. „Wer ist er?“

„Mein Bruder.“

Nicht nur Kisame schien diese Antwort zu irritieren, denn auch Naruto starrte zwischen ihnen hin und her.

„Hast du nicht alle Uchiha umgebracht?“

Sein Partner goss mit seiner Frage lediglich Öl ins Feuer und als Itachi sich langsam zu seinem Bruder herumdrehte, loderte der Hass in den roten Augen, die den seinen so ähnlich waren, auf. Es würde nicht reichen. Was Sasuke auch an Hass aufbieten konnte, er war noch nicht bereit, ihn zu töten.

„Wie du gesagt hast“, hörte er seinen Bruder sagen. „Ich habe dich gehasst…“

Das plötzliche Knistern in der Luft ließ ihn kurzzeitig stutzen. Blaue Blitze zuckten um Sasukes linken Arm. Er kannte diese Technik…

„…um dich zu töten!“

Zugegeben, Itachi war überrascht, dass sein Bruder das Chidori beherrschte. Kakashi musste ihm diese Technik beigebracht haben, daran gab es keinen Zweifel. Still wartete er auf den Angriff, der auch prompt folgte. Zu viele Emotionen, zu viel Geschrei…noch war die Zeit seines Todes nicht gekommen.

Es gab einen ohrenbetäubenden Knall, als das Chidori mit der Wand kollidierte, ein riesiges Loch in diese sprengte. Es war viel zu leicht, es umzuleiten, denn Sasuke konnte seine Bewegungen nicht halb so gut voraussehen, wie er die seinen. Sein Sharingan war noch nicht vollständig entwickelt, Itachi war ihm immer noch weit voraus.

Schraubstockartig quetschte er Sasukes Handgelenk zusammen, ließ ihm keine Möglichkeit, sich aus dem Griff zu befreien. Für einige Sekunden sahen sie einander nur an. So viel vergangene Zeit und nichts hatte sich geändert. Sasuke schien sein missglückter Versuch mitzunehmen, er las es in seinen Augen.
 

In dem Moment vernahm er eine Bewegung aus den Augenwinkeln und gleich darauf füllte eine immense Menge an Chakra den Raum. Es war so gewaltig, dass es sogar ihn schauderte, auch wenn er sich nichts anmerken ließ. Unwillkürlich erinnerte sich Itachi an jenen Tag, an dem diese Macht gegen das Dorf entfesselt worden war. Es erinnerte ihn an so vieles…vor allen Dingen an den Schmerz und die Verzweiflung, den die Berge von Leichen mit sich gebracht hatten. Bilder, die er niemals vergessen würde. Bilder, die sich in seinen Verstand gebrannt hatten. Das Weinen des Säuglings in seinen Armen…

„Du Mistkerl!“, wurde er aus den Gedanken gerissen und fasste sich.

Er beendete Sasukes Versuche, sich aus seinem Griff zu befreien, indem er ihm mit einem Ruck die Hand brach. Abermals hallte der gellende Schrei durch den Flur, doch er sah ihn nicht einmal mehr an.

„Du störst…“, war alles, was er sagte, während sein Bruder in die Knie ging.

Gleichzeitig verschwand das erdrückende Chakra um sie herum und er wusste, dass dies seinem Partner zuzuschreiben war. Dieser schob sich nun breit grinsend zwischen sie, schien das laute Fluchen des Kyuubis sehr amüsant zu finden.

„Samehada besitzt die Fähigkeit, Chakra zu absorbieren“, teilte er dem Jungen, dessen Ausdruck langsam panisch wurde, mit. „Ich denke, ich schneide dir lieber die Arme ab, damit du uns keinen Ärger machst…“

Narutos Gesicht wurde kalkweiß, ehe er angestrengt Chakra zu schmieden versuchte, dabei die Augen zusammenkniff. Es würde ihm nichts bringen. Kisame würde ihm, ohne mit der Wimper zu zucken, die besagten Gliedmaßen abtrennen – und dabei außer Acht lassen, dass ihnen der Junge verbluten könnte. Unmut überkam ihn, denn das war nicht geplant gewesen, sie sollten die Situation nur abschätzen. Selbst wenn sie den Jungen mitnahmen, so war es ratsam, ihn in einem Stück zu lassen.

Er wollte Kisame gerade zurechtweisen, als ihn eine bekannte Präsenz innehalten ließ. Der Kyuubi hatte wohl sehr viel Glück an diesem Tag, auch wenn diese Wendung wohl zu erwarten gewesen war.

Es klirrte einmal laut, als Samehada an der Rüstung des beschworenen Frosches abprallte. So sehr der San-nin auch den Frauen nachstellen mochte, er schien ein gutes Timing zu haben…oder einfach nur Glück.
 

„Zu dumm, dass ihr mich so schlecht kennt“, ergriff Jiraiya das Wort, den Köder über der Schulter hängend. „Ich mache Mädels nämlich lieber an, als mich verführen zu lassen!“

Er baute sich hinter Naruto, der sichtlich erleichtert schien, den San-nin zu sehen, auf und streckte die Hand in ihre Richtung aus.

„Ein echter Kerl lässt sich nicht von weiblicher Erotik verführen! Meine Erotik verführt die Frauen!!“

Nicht einmal Kisame schien Worte dafür zu finden, denn für ein paar Sekunden herrschte äußerst peinliches Schweigen. Fremdschämen war wohl ein geeigneter Begriff für dieses Verhalten…

„Du bist doch voll darauf angesprungen!“, fauchte Naruto los und zeigte mit dem Finger auf ihn. „Also erzähl keinen Mist, Ero-sennin!“

„Hör endlich auf, mich so zu nennen!!“

„Wir haben keine Zeit für so einen Unsinn! Die Typen da sind echt gefährlich…Ero-sennin!“

Das alberne Geplänkel wurde von Kisames hämischem Lachen unterbrochen, während sein Bruder immer noch am Boden lag, leise stöhnte. Er täte besser daran, liegen zu bleiben, doch Itachi bezweifelte, dass dies so einfach werden würde.

„Trotz Ihrer beispiellosen Schwäche für Frauen haben wir auch gar nicht geglaubt, dass es so leicht werden würde. Schließlich sind Sie einer der legendären San-nin.“

Naruto stutzte merklich, sah wieder aufgeregt zu ihnen herüber.

„Ihr kennt Ero-sennin?“

„Nenn mich nicht so…“

„Sie haben das Gen-Jutsu anscheinend gelöst“, überging Kisame das Gerede und musterte die junge Frau einen Moment lang.

Jiraiya schwieg erst, ehe er sie von seiner Schulter hob und gegen die Wand lehnte, wo sie bewusstlos liegen blieb. Als er sich wieder aufrichtete, bohrte sich sein Blick in den seinen.

„Du hast sie mit dem Gen-Jutsu belegt, um mich von Naruto zu trennen. Ein ziemlich mieser Trick…“, fuhr er finster fort. „Ihr seid wegen ihm hier, stimmt’s?“

Itachi erwiderte den Blick des San-nin ungerührt.

„Sie haben Kakashi-san informiert“, stellte er fest, worauf er natürlich keine Antwort erhielt. „Ja. Unsere Organisation will ihn.“

Ihm entging nicht, wie sich Jiraiyas Miene verdunkelte. Gleichzeitig verschwand der Frosch, der bis eben noch Samehada abgewehrt hatte.

„Ihr bekommt ihn aber nicht…weil ich euch beide hier und jetzt erledigen werde.“

Itachi verzog keine Miene, auch wenn er bereits innerlich ihre Möglichkeiten durchging. Einen Kampf zu provozieren, machte keinen Sinn mehr – auch wenn Kisame wie immer anderer Meinung sein würde. Er wollte sich gerade äußern, als er aus den Augenwinkeln wahrnahm, wie sich sein Bruder regte.
 

„Misch dich nicht ein…“, knurrte Sasuke, doch er war so schwach auf den Beinen, dass er regelrecht zitterte. „Ich…werde ihn töten!“

Auf diese Weise sicherlich nicht. Nicht heute und nicht so, wie sich sein Bruder bisher angestellt hatte. Sah er nicht, dass zwischen ihnen immer noch Meilen lagen? Wäre es anders gewesen, hätte er nicht den Aufwand betreiben müssen, in die Heimat zurückzukehren. Sasuke wusste es vielleicht nicht, aber er brauchte immer noch Schutz – und das nicht einmal vor ihm.

„Du interessierst mich nicht“, erwiderte er leise, ehe er herumfuhr und ihm einen Tritt in den Magen verpasste.

Verstand Sasuke nicht, dass es töricht war, sich ihm in seiner Lage zu stellen? Er sah, wie sein Bruder an der Wand hinabrutschte, hörte den Kyuubi seinen Namen schreien. Anscheinend wollte er gerade ebenso kopflos losstürmen und ihn angreifen, doch Sasuke hielt ihn zurück. Obwohl er nicht mal mehr Fingerzeichen schließen konnte, hielt er immer noch daran fest, ihn töten zu wollen.

Schon wieder dieses Geschrei, doch schreien würde ihm rein gar nichts bringen. Wie wollte er sein Ziel erreichen, wenn er so impulsiv reagierte? Sasukes Temperament würde ihn noch das Leben kosten…und das konnte er nicht zulassen.

Eine innere Kälte erfasste ihn, breitete sich in seinem Brustkorb aus und ließ die mittlerweile vertraute Taubheit zu. Es war dasselbe Gefühl, das ihn ergriff, wenn er tötete. Dasselbe Gefühl wie damals, als er in die ANBU eingetreten war und aus dem Schatten heraus Leute ermordet hatte.

Er wusste im Nachhinein nicht mehr, wie viele Schläge er seinem Bruder verpasst hatte. Da war ein Rauschen in seinen Ohren, das seinen ganzen Verstand einnahm und ihn wie in Trance handeln ließ. Es war eine Lektion. Eine schmerzhafte Lektion, die Sasukes Leben retten würde – auch wenn das niemand verstehen könnte.

Blut tropfte auf seine Hand, als er Sasukes Hals packte und ihn gegen die Wand drückte, während er seinen Blick in den seines Gegenübers bohrte. Seine Kopfschmerzen nahmen zu, als sich seine Sharingan langsam veränderten. Er würde ihn an jenen Tag erinnern. Jenen Tag, der Sasukes Hass auf ihn geschürt hatte und das Feuer entfachen würde, das ihn vorantreiben würde. Es würde ihn am Leben halten und sein Überleben sichern.

Erst Sasukes gellender Schrei ließ ihn innehalten, doch anscheinend hatte er es zu weit getrieben. Noch hatte sein Bruder seinem Gen-Jutsu nichts entgegenzusetzen, denn er besaß nicht das Mangekyou Sharingan. Er war immer noch zu schwach, hing mit leerem Blick in seinem Griff.

„Itachi-san…du solltest die Augen nicht so oft benutzen.“

Er ignorierte seinen Partner, auch wenn dieser Recht hatte. Die Mangekyou Sharingan zerstörten die Sehkraft ihres Besitzers, je öfter man sie einsetzte.

„Hör endlich auf, du Mistkerl!!“, brüllte der Kyuubi in diesem Moment los und raste an Kisame vorbei auf ihn zu.

Er hörte Samehada über den Boden schrabben, wusste, dass Kisame dem Jungen hinterherhetzte.

„Kuchiyose: Gamaguchi Shibari!“

Sie stockten alle drei in ihren Bewegungen, als sich der Gang, in dem sie sich befanden, plötzlich veränderte. Der Name des Jutsus machte bereits deutlich, was passierte, und Itachi zog langsam seine Hand zurück, als die fleischigen Wände seinen Bruder umschlossen. Ihm würde nichts passieren, immerhin beherrschte Jiraiya dieses Jutsu zweifellos, doch für Kisame und ihn sah das ganz anders aus. Sie würden verschlungen werden.

„Es tut mir leid, Itachi, Kisame…ihr seid nun in seinem Bauch eingesperrt!“

Und das waren keine leeren Worte, denn der fleischige Boden unter ihren Füßen pochte, begann bereits, sich um ihre Füße zu schlingen. Er warf einen letzten Blick zu seinem Bruder, wisperte ihm die Worte zu, die er ihm das letzte Mal schon eingetrichtert hatte.

„Du bist schwach, weil du nicht genug hasst.“

Er durfte es nicht vergessen, musste sich ans Leben klammern. Er durfte nicht zögern, wenn es soweit war. Sasuke stellte seine einzige Hoffnung dar…und gleichzeitig…
 

„Ihr befindet euch in der Speiseröhre der Riesenkröte vom Myoboku-Berg. Ihr steht im Bingo-Buch…und auf ihrem Speiseplan“, hörte er Jiraiya sagen und wandte sich ab.

Auch Samehada war bereits ein Stück im Inneren der Kröte versunken und wenn sie noch länger hier blieben, würde das äußerst unschön enden. Itachi hatte nicht vor, sich von einer Kröte fressen zu lassen.

„Kisame!“

Der Hüne schnaubte leise, riss sein Schwert aus dem pulsierenden Fleisch und hastete ihm hinterher.

„Hier kommt niemand raus!“

Das mochte für die meisten Menschen gelten, denn diese Wände lebten, zogen sich zusammen, um sie zu schnappen. Sie würden das langsam verschwindende Fenster am Ende des Ganges nicht rechtzeitig erreichen, um zu fliehen. Kisame war dicht hinter ihm, doch auch er merkte wohl, dass es vergeblich war, davonzulaufen.

„Die Wände sind schneller als wir…“

Es gab nur eine letzte Möglichkeit, diesem Magen zu entkommen, und Itachi schloss für einen Moment die Augen. Rasch sammelte er das letzte Chakra, das ihm noch geblieben war. Sein Kopf fühlte sich an, als würde er bersten, doch er hatte keine andere Wahl, musste es einsetzen.

„Amaterasu!“

Das schwarze Feuer erfasste den Punkt am Ende des Ganges, fraß sich in Sekundenschnelle durch das Fleisch des Magens, so dass sie durch das entstandene Loch verschwinden konnten. Sie beschleunigten ihre Schritte noch, mussten möglichst schnell Abstand zwischen Konoha und sie selbst bringen. Wenn ihnen jetzt die ANBU folgen würden, müsste Kisame es allein mit ihnen aufnehmen – er wäre ihm in seinem jetzigen Zustand keine große Hilfe.

Keuchend lief er neben seinem Partner, ließ seine Heimat ein weiteres Mal zurück. Er vernahm Kisames nachdenklichen Seitenblick, kümmerte sich jedoch nicht darum, sondern rannte weiter.

„Hättest du ihn nicht ausschalten können?“

„Wir brauchen den Kyuubi nicht sofort“, murmelte er zurück. „Außerdem muss ich mich erstmal ausruhen.“

Kisame schnaubte leise.

„Kein Wunder“, erwiderte er. „Du hast es heute schon dreimal eingesetzt.“

Dem war nichts hinzuzufügen und auch, wenn Kisame es vermutlich nicht nachvollziehen konnte, so hatte Itachi seine Gründe dafür. So wie auch sein Partner gewisse Gründe hatte, Dinge zu tun, die er nun einmal tat.
 

„Du hast mir nie erzählt, dass du noch einen Bruder hast.“

Itachi öffnete langsam die nun wieder dunklen Augen, als Kisame ihn unvermittelt zur Rede stellte. Sie hatten in einem kleinen Waldstück eine Rast eingelegt, etwa eine Stunde, nachdem sie Konohas Grenzen hinter sich gelassen hatten. Es war anstrengend genug gewesen, gerade für ihn, nachdem er so viel seines Chakras verbraucht hatte. Er blieb sitzen, lehnte am Stamm eines hochgewachsenen Laubbaumes, während Kisame nun ihm gegenüber Platz nahm und ihn aus seinen Raubtieraugen anfunkelte.

„Du hast nie gefragt“, erwiderte er und zuckte die Schultern.

Nicht unbedingt die Antwort, die sich der Hüne erhofft hatte, man sah es an der Art, wie er die Brauen zusammenzog. Eigentlich legte Itachi es nicht einmal auf eine Diskussion an, denn auch, wenn er es nicht zeigte, so war er innerlich aufgewühlt. Alles, was vor wenigen Stunden passiert war, nagte beständig am ihm, ließ ihn kaum zur Ruhe kommen.

Alles, was er Sasuke angetan hatte…und noch antun würde. Er hatte sich dafür entschieden, zur Nemesis seines Bruders zu werden, und an diesem Plan würde er bis zu seinem Tode festhalten. Und trotzdem…so sehr er es auch zu verdrängen versuchte, da war ein Teil von ihm, der unter dem Geschehen litt. Der Teil, den er immer fest verschlossen hielt, doch niemals loswerden würde. Es war nicht möglich, weil er niemals aufhören könnte, Sasuke zu lieben.

„Warum hast du ihn verschont?“

Ein bitteres Lächeln legte sich auf Itachis Lippen, doch er gab Kisame keine Antwort. Er würde ihm niemals die Wahrheit sagen können und er wollte es auch nicht. So sehr er dem Hünen auch vertraute und seine Gesellschaft als angenehm empfand, er würde niemals mit ihm über das reden, was damals wirklich passiert war.

Als der Ältere ihn immer noch fixierte, anscheinend nicht vorhatte, ihn vom Haken zu lassen, sah er auf.

„Hast du nie jemanden verschont?“

Kisame schnaubte leise.

„Jedenfalls nicht aus einer Laune heraus…und du sicherlich auch nicht. Dafür bist du nicht der Typ.“

Das mochte stimmen, auch wenn es Ausnahmen gab. Itachis Mimik blieb so stoisch wie zuvor, das falsche Lächeln war längst von seinen Lippen gewichen.

„Er könnte noch von Nutzen für mich sein“, erwiderte er knapp und verwirrte Kisame damit vollkommen.

„Wie kann jemand, der dich um jeden Preis tot sehen will, bitte nützlich sein?“

„Das musst du nicht verstehen.“

Abermals traf ihn dieser durchdringende Blick, so als würde Kisame versuchen, damit mehr herauszufinden. Ein vergebliches Unterfangen, das wussten sie beide. Sie mochten Partner sein und sich unterstützen, dennoch gab es Dinge, die den jeweils anderen nichts angingen. Er sah ihm an, dass er am liebsten weitergefragt hätte, jedoch gleichzeitig abzuwiegen versuchte, ob sich das lohnen würde.

Zweifellos hatte auch Kisame Geheimnisse, die er lieber für sich behielt. Vielleicht war das der Grund, weswegen der Hüne schlussendlich nur langsam nickte, die gegebene Antwort wohl akzeptierte.

Dann erhob er sich, um sich Samehada zu widmen…und Itachi war dankbar für die wiederkehrende Stille.

Erfahrungen

Wochen vergingen, in denen sie die Anweisung erhielten, sich vorerst ruhig zu verhalten. Pain hatte nicht besonders glücklich darüber gewirkt, dass Jiraiya ihnen anscheinend nachspioniert und die vorhandenen Informationen an Kakashi weitergeleitet hatte. Ihr Auftritt in Konoha hatte sich zudem herumgesprochen, was ja nicht anders zu erwarten gewesen war.

Ihre Organisation würde sich zu gegebener Zeit offenbaren, doch jetzt war es noch zu früh, um die Aufmerksamkeit der Nationen auf sich zu ziehen. Aus diesem Grund hatte Pain ihnen befohlen, Augen und Ohren offen zu halten, sich aber nicht bis zum nächsten Zusammentreffen präsent zu zeigen. Ab und zu tauchte Zetsu auf und erkundigte sich nach den Neuigkeiten, die er dann an ihren Anführer weitergab, doch ansonsten verlief ihr Alltag zumeist ohne besondere Vorkommnisse.

Obwohl vor allem Kisame durch sein Äußeres auffiel, wurden sie recht selten in Kämpfe verwickelt. Es mochte daran liegen, dass sie sich zurzeit von den Shinobi-Dörfern fernhielten und lieber die kleinen, abgrenzenden Dörfer passierten, was ja auch ihre Absicht war. Beziehungsweise war es Itachis Absicht, denn Kisame folgte ihm zwar, wirkte jedoch alles andere als zufrieden mit dieser Vorgehensweise. Vermutlich war es seiner Loyalität gegenüber Akatsuki geschuldet, dass er sich kaum beschwerte.

Trotzdem verhielt er sich ihm gegenüber nicht anders als sonst, so dass Itachi diese Zeit als regelrecht angenehm empfand. Zwar mussten sie dennoch immer auf der Hut sein, doch daran hatte er sich bereits gewöhnen müssen, seitdem er Shinobi war. Wobei, vielleicht sogar schon früher, denn als er seinen ersten Krieg erlebt hatte, war er gerade mal vier Jahre alt gewesen. Es hatte alles verändert, vor allem seine Sicht auf die Welt.
 

„Hey!“

Itachi hielt inne, war eher unbewusst in seine Gedankenwelt abgedriftet, und er warf einen Blick zu seinem Partner, der in der Tür stand und ihn fixierte. Sie hatten sich ein Zimmer in einer Taverne genommen und verbrachten bereits die dritte Nacht dort. Da sie nicht die einzigen auffälligen Gäste waren, hatten sie entschieden, dass es wohl einigermaßen sicher war, etwas länger zu bleiben. Der Wirt und seine Belegschaft schienen zwielichtigen Besuch gewohnt zu sein, denn sie hatten Kisame zwar misstrauisch beäugt, jedoch keine Furcht gezeigt.

Das Zimmer war sauber, ebenso wie das angrenzende Bad, womit ihr einziges Kriterium erfüllt war. Kakuzu predigte bei jedem Treffen, dass sie sorgsam mit dem Geld umgehen sollten – und er konnte überaus unangenehm werden, wenn man seine Worte nicht beherzigte, zumal Pain diese Ansicht unterstützte. Normalerweise stellte das aber auch kein Problem dar.

„Bist du soweit?“, kam es von dem Hünen, der immer noch im Türrahmen lehnte und ihn auffordernd ansah.

Itachi, der bis eben auf der Fensterbank gesessen und hinausgeschaut hatte, runzelte die Stirn.

„Wofür?“, erkundigte er sich und erhob sich.

Kisame schnaubte ungeduldig, funkelte ihn aus seinen Raubtieraugen an.

„Ich wollte dir was zeigen, du erinnerst dich? Ach, und lass den Mantel und das Stirnband hier…ist sicherer.“

Tatsächlich hatte Kisame schon am Morgen gemeint, dass ihm in der letzten Nacht auf seinen Streifzügen etwas aufgefallen war. Er hatte ihm nicht sagen wollen, worum es ging, nur dass er sich am besten selbst ein Bild davon machen sollte. Itachi hatte vorgeschlagen, dass sie direkt loszogen, doch Kisame war dagegen gewesen. Es würde keinen Sinn machen, da es sich nur in der Dunkelheit zeigte.

Itachi fand dies zwar suspekt, vor allem da es Kisame nicht ähnlich sah, etwas nicht direkt auszusprechen, doch er vertraute ihm. Kisame würde schon einen Grund haben, ihm dieses Etwas zu verschweigen, und zudem würde er es ja gleich sehen. Ihm kam unweigerlich der Gedanke, dass er vielleicht einen Jinchuuriki gefunden haben könnte. Das war naheliegend, nicht wahr?

Nachdem sie ihre Sachen verstaut hatten, zogen sie los – Diebstahl brauchten sie wohl Dank Samehada nicht fürchten, auch wenn sich Itachi fragte, warum Kisame es zurückließ. Das hatte er auch in der Nacht zuvor getan. Ein wenig beunruhigend war das schon, auch wenn sie aufgrund ihrer Jutsu nicht hilflos waren.

Die Nachtluft war immer noch angenehm warm, obwohl es schon ziemlich spät und dementsprechend dunkel geworden war. Itachi hatte die Sommerzeit schon immer der Winterzeit vorgezogen, da er Kälte noch nie gemocht hatte. Sein Blick glitt wieder zu seinem Partner, der ein Stück vor ihm ging und irritierend entspannt wirkte. So langsam kam ihm das hier recht dubios vor, doch es handelte sich nicht um Henge no Jutsu – Itachis Sharingan hätten dies durchschaut und zudem ließ sich Samehada von niemand Fremdem anfassen. Da das Schwert friedlich gurrend an der Wand lehnen geblieben war, konnte er wohl sicher sein, dass es sich um den echten Kisame handelte.

Der Weg gabelte sich bald, führte eine Straße hinab, die anscheinend direkt in ein kleines Dorf führte. Schon von weitem konnte Itachi die blitzenden Lichter und den lauten Geräuschpegel vernehmen, was in erster Linie abschreckend auf ihn wirkte. Was wollten sie an solch einem Ort?
 

„Komm schon!“, forderte Kisame ihn auf, als er kurz stehen blieb. „Es ist nicht mehr weit.“

Itachis Blick sagte bestimmt genug darüber aus, was er von diesem Dorf hielt, doch er fügte sich und ging weiter. Was auch immer Kisame ihm hier zeigen wollte, um die Spielhallen und Bars konnte es sich ja wohl nicht handeln. Itachi fiel auf, dass sich überwiegend Männer auf den Straßen aufhielten, er sah nur wenige Frauen. Zudem schienen sie gut angeheitert zu sein, wenn er so beobachtete, wie sie durch die Gegend wankten. Einige grölten laut, hielten einander im Arm, doch das schien normal zu sein, da sich niemand daran störte.

Itachi selbst fand es unangenehm, folgte einfach Kisame, dem die meisten Menschen ohnehin lieber auswichen. Niemand schien Gefahr laufen zu wollen, die Wut des Hünen auf sich zu ziehen, indem man ihn anrempelte.

Als Kisame endlich zum Stehen kam, brauchte der Uchiha einen Moment, um zu realisieren, wo genau er ihn hingeführt hatte. Das konnte nicht das sein, was Itachi dachte, was es war. Niemals. Kisame würde nicht…doch in dieser Sekunde drehte sich sein Partner zu ihm um und Itachi erkannte schon an seinem belustigten Blick, dass es genau das war, wonach es aussah.

Die Miene des Uchihas kühlte merklich ab und er wandte sich ab, wollte direkt kehrtmachen.

„Itachi! Jetzt warte doch mal!“

Eine vertraute Pranke schloss sich um seine Schulter und Itachi sah nur mit viel Beherrschung davon ab, sie abzuschütteln. Stattdessen atmete er tief durch und drehte sich zu dem Hünen um, erwiderte dessen Blick eisig.

„Das ist ein Bordell.“

Kisames Mundwinkel zuckten bei seinen Worten, es fiel ihm wohl sehr schwer, sein Grinsen zu unterdrücken.

„Das erkennst du also…“

„Lass mich los.“

„Schön, aber du bleibst hier stehen, verstanden? Hör mir erstmal zu, bevor du abhaust.“

Itachi konnte sich zwar nicht vorstellen, welcher Grund ihn dazu bringen sollte, hierzubleiben, aber er nickte knapp. Die roten Leuchtbuchstaben sprangen einem geradezu obszön ins Auge und der Name ließ keinen anderen Schluss zu. Auf die Erklärung war er ja mal gespannt…

„Erstmal, wir sind nicht hier, weil ich dich bloßstellen will oder so“, begann sein Partner und Itachi hob unbeeindruckt eine Braue. „Sieh es einfach als vorzeitiges Geburtstagsgeschenk – du wirst doch diesen Monat 18? Ich dachte mir einfach, dass es langsam Zeit wird und dass es dir gut tun würde. Was die Kosten angeht, da lass ich mir schon was einfallen, keine Sorge. Der Laden ist sauber und die haben einige hübsche Mädels da, hab ich gestern schon überprüft, also musst du diesbezüglich keine Bedenken haben.“

Itachi starrte ihn ohne jede Regung an und bekam das Gefühl nicht los, dass ihr Gespräch bezüglich Frauen in Konoha nicht ganz unschuldig an dieser Misere war.
 

„Ich bin minderjährig“, erinnerte er Kisame trocken, was diesen jedoch grinsen ließ.

„Ja, was das angeht, das habe ich bereits geregelt.“

Itachi wollte erwähnen, dass er nichts hätte regeln brauchen, doch er wusste, dass er damit auf taube Ohren stoßen würde. Vermutlich war seine Abneigung gegen dieses Milieu spürbar, doch Kisame ignorierte es. Abermals schweifte sein Blick an Kisame vorbei, erfasste eine leicht bekleidete Blondine, die neben einem der Türsteher posierte und ihm doch tatsächlich zuzwinkerte.

Was um alles in der Welt hatte Kisame nicht daran verstanden, dass er an so etwas kein Interesse hatte? Sein Blick glitt wieder zu seinem Partner, der ihm soeben beide Hände auf die Schultern legte.

„Ernsthaft, gib der Sache eine Chance, Itachi.“

Erst jetzt fiel dem Uchiha auf, dass der Hüne auf das höfliche Suffix verzichtete und ihn ungewohnt vertraut ansprach. Nun, in dieser verqueren Situation war das wohl auch angebracht…und er selbst bestand ohnehin nicht darauf.

„Du wirst dich danach besser fühlen“, behauptete Kisame überzeugt und drückte einmal seine Schultern, ehe er ihn wieder losließ. „Du bist kein Kind mehr, also hab dich nicht so!“

Itachi verbiss sich einen entsprechenden Kommentar, während er mit sich haderte. Er hatte nur zwei Optionen, es durchziehen oder nicht. Auch wenn er lieber gegangen wäre, wusste er, dass Kisame in dem Fall beleidigt sein würde. Davon abgesehen, dass er ihn wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit damit aufziehen würde. Was hatte er schon zu verlieren, wenn er da reinging und es sich zumindest mal ansah? Seine Würde, seinen Stolz…und das, worauf Kisame wohl hoffte, dass er es verlor.

Er atmete durch, schoss dem Hünen einen finsteren Blick zu.

„Na gut.“

Für wenige Sekunden starrte Kisame ihn an, als sei er eine Erscheinung – er hatte also nicht mit seinem Einverständnis gerechnet. Kein Wunder, schließlich hatte Itachi das bis jetzt auch nicht vorgehabt. Ein zufriedenes Grinsen legte sich auf Kisames Gesicht und er bedeutete ihm, ihm zu folgen.
 

Itachi hatte bislang keinen Grund gehabt, sich für solche Milieus zu interessieren. Sicher, er hatte schon geahnt, wohin Kisame in manchen Nächten verschwand, doch es war ihm stets gleichgültig gewesen. Er war mit 7 Jahren Ge-nin geworden und von da an hatte sich sein Leben um Missionen und das Überleben gedreht. Das hier war eine Situation, mit der er sich nie hatte konfrontieren müssen.

Das Licht im Inneren des Bordells war gedämmt, was die rot gefärbten Wände nicht so aufdringlich wirken ließ, wie es sonst der Fall gewesen wäre. Es gab cremefarbene Sitzecken, in denen schon einige Männer saßen und sich Drinks bestellten, während sie den beiden knapp bekleideten Frauen, die jeweils auf einem Podest an der Stange tanzten, zusahen. Die Musik war eine schwere Melodie, die die anrüchige Stimmung im Raum noch verstärkte. Das Alter der jungen Frauen, die bei den Männern saßen oder Getränke brachten, variierte, jedoch schätzte er keine über 30 Jahre. Itachi fragte sich, wie viele wohl minderjährig wie er selbst waren – und wie viele dies durch die Schminke kaschierten. Er fühlte sich nicht wohl hier, konnte daher nicht verstehen, wieso Kisame solche Orte manchmal aufsuchte.

Sein Partner winkte ihn mit sich, deutete auf die Bar, wo er bei einem bulligen Kerl Sake orderte. Itachi lag der Widerspruch auf der Zunge, doch er schluckte ihn herunter; ein Schälchen würde ihn nicht umbringen, nicht wahr?

„Entspann dich“, riet Kisame ihm. „Deswegen sind wir schließlich hier.“

Du bist deswegen hier“, erwiderte Itachi leise und nahm eines der Schälchen an sich.

Er hatte sich bislang immer geweigert, Alkohol zu probieren, schon allein weil er die Sinne trübte. Jetzt allerdings erschien ihm das gar nicht so verkehrt.

„Du könntest dich ruhig etwas mehr über meine Bemühungen, dir etwas Gutes zu tun, freuen“, bemerkte Kisame mit seinem typischen Grinsen.

Itachi schnaubte bloß, ehe sie ihre Schälchen hoben und einen Schluck nahmen. Der scharfe Geschmack brannte sowohl auf seiner Zunge als auch in seiner Kehle. Er musste sich zusammennehmen, um nicht das Gesicht zu verziehen, und trank stattdessen einen weiteren Schluck. Es wurde dadurch nicht wirklich besser, aber immerhin wärmte die Flüssigkeit von innen.

„Also...sieh dich in Ruhe um“, forderte Kisame ihn auf. „Was ist dein Typ?“

Um nicht antworten zu müssen, nippte er wieder an dem Schälchen, ließ den Blick schweifen. Was sein Typ war? Itachi konnte nicht behaupten, einen Typ zu haben…er hatte sich nie Gedanken darum gemacht, was er als attraktiv einstufte. Die meisten Frauen, mit denen er ein wenig Kontakt hatte, waren seine Feinde – und dementsprechend schnell tot. Sicher, er schätzte Konan und man konnte wohl sagen, dass sie recht hübsch war...Punkt. Damit hörte es auf.

„Kurvig? Schlank? Dunkelhaarig? Blond?“, zählte der Hüne auf und heftete seinen Blick dabei auf eine üppige Brünette, die einen sehr knappen Slip und einen ebenso knappen BH trug.

Das schwarze Stück Stoff bedeckte gerade mal die Brustwarzen und Itachi wandte sich ab. Es gehörte sich einfach nicht, Frauen so anzustarren, auch wenn sie ja unter anderem deswegen hier waren. Es war nicht mal so, dass es ihn peinlich berührte…es kam ihm falsch vor. Mochte Kisame seine Reaktion deuten, wie er wollte.
 

„Also eher nicht“, murmelte sein Partner und sah sich weiter um.

In diesem Moment kamen zwei junge Frauen auf sie zu, von denen die Dunkelhaarige zierlicher gebaut war. Itachi konnte sich nicht helfen, aber die knappen Röcke trugen nicht dazu bei, dass sich seine Meinung großartig änderte. Das Unwohlsein blieb und er nahm noch einen Schluck Sake, während Kisame sich nicht genierte, die beiden ausgiebig zu mustern.

„Schönen Abend“, säuselte die Blonde und stützte sich am Tresen ab. „Hm…dich kenn ich doch! Du warst gestern schon hier, richtig?“

Ihre blauen Augen funkelten Kisame an, welcher ihren Blick mit einem amüsierten Grinsen erwiderte.

„Erwischt“, gab er zu. „Muss ja mächtig Eindruck gemacht haben, wenn du dich an mich erinnerst.“

„Wer weiß~“

Flirteten die gerade miteinander? Es schien ganz so und als wäre das nicht unangenehm genug, sah ihn die andere mit einem Ausdruck an, der ihn an eine Katze, die Beute im Visier hatte, erinnerte.

„Dein Freund sieht aus, als könnte er ein wenig Spaß vertragen…“, meinte die Blonde und zupfte beiläufig an ihrem Ausschnitt.

Kisame gab ein kehliges Lachen von sich, ehe er zum wiederholten Mal mit viel Schwung seine Pranke auf Itachis Schulter niedersausen ließ.

„Das kann man wohl sagen!“, erwiderte er und funkelte ihn an. „Ist sein erstes Mal…“

Wie war das noch gleich? Er wollte ihn nicht bloßstellen? Schade, dass Kisame mittlerweile gegen seine vernichtenden Blicke immun war.

„Oh?“, kam es nun interessiert von der anderen. „So ist das also…deswegen bist du so schüchtern, hm? Dabei gibt’s dafür gar keinen Grund~“

Itachi war tatsächlich versucht, zurückzuweichen, als die Brünette sich vorbeugte und ihm somit nicht nur zu nahe kam, sondern ihm auch noch einen großzügigen Blick in ihr Dekolleté gewährte. Kisames Finger umklammerten immer noch seine Schulter, was die Sache nicht besser machte. Kein Fluchtweg.

Andererseits…wollte er sich diese Blöße wirklich geben?

„Bist wohl nicht der Gesprächigste, was?“, fuhr sie fort und grinste verschlagen. „Keine Sorge…ich hab bisher noch jede Zunge gelockert~“

Itachi erwiderte den lauernden Blick ihrer grünen Katzenaugen unbeeindruckt.

„Da bin ich sicher…“, murmelte er knapp und sie schmunzelte.

„Ich merke schon, wir werden uns gut verstehen~“

Itachi kam der Gedanke, dass er der Einzige war, der keinen Spaß an der Sache hatte, denn Kisame griff direkt in seine Hosentaschen und holte ein Bündel Scheine hervor. Unweigerlich stellte er sich vor, wie sein Partner Kakuzu erklärte, für was er das kostbare Geld verschleudert hatte.

„Da es so schön zwischen euch beiden funkt…hier! Macht was draus! Wir treffen uns später draußen.“

Mit diesen Worten drückte er ihm die Scheine in die Hand und schubste ihn nach vorn, so dass er beinahe gegen die junge Frau stolperte. Bevor er etwas sagen konnte, hatte diese schon sein Handgelenk gepackt und mit sich gezogen.

„Viel Spaß!“, hörte er Kisame noch rufen und verfluchte ihn stumm.
 

Als Itachi wenig später auf der Matratze eines schwarzen Lederbetts saß, wusste er, dass er spätestens jetzt keinen Rückzieher mehr machen konnte. Die junge Frau strich sich ihre halblangen, dunkelbraunen Haare zurück, ehe sie ein paar Schritte auf ihn zumachte, bis sie vor ihm stand. Itachi fand es schwer, ihr Alter zu schätzen, doch viel älter als er selbst war sie vermutlich nicht.

Der Raum unterschied sich nicht sonderlich von dem, was er unten gesehen hatte, ebenso verhielt es sich mit der Musik. Er blickte auf, als sie plötzlich begann, ihre Hüften zu bewegen und dabei betont langsam ihren Rock herunterschob.

Ihre Taille war recht schmal, die Beine schlank…allgemein konnte man sie wohl als gut gebaut bezeichnen. Sie streifte ihr Top und den BH ab, ließ beides auf den Boden fallen, ehe sie ihm noch näher kam und sich mit einer geschmeidigen Bewegung auf seinem Schoß niederließ.

Unweigerlich spannte er sich an, verspürte direkt das Bedürfnis, sie einfach von sich runterzuschieben und Abstand zwischen sie beide zu bringen.

„Bist wohl nervös?“, raunte sie ihm zu, während sie ihre Brüste gegen seinen Oberkörper drückte. „Das vergeht gleich…“

Vielleicht war er tatsächlich nervös. Möglicherweise war das der Grund dafür, dass er absolut nichts fühlte – abgesehen von dem Bedürfnis, sie wegzuschieben. Er zuckte zusammen, als sie ihre vollen Lippen gegen seinen Hals presste, dabei ihr Becken auf ihm kreisen ließ. Er vernahm den Duft ihres süßlichen Parfüms, ihre Finger, die unter sein Shirt fuhren.

Er hatte unten Männer gesehen, die sich bei weit weniger Körperkontakt an die Hose gegriffen hatten. Bei ihm regte sich nichts. Weder emotional noch körperlich.

„Nicht schlimm…“

Itachi hob eine Braue, als er die Worte gegen seinen Hals genuschelt hörte. Dachte sie, dass ihn das beschämte? Dass er sich nun gekränkt fühlte, weil es nicht funktionierte? Wie auch immer das normalerweise funktionierte...er kannte da nur die Theorie.

Sie schubste ihn nach hinten aufs Bett und beugte sich über ihn, suchte seinen Blick, während sie sein Shirt hoch schob. Itachi heftete die Augen an die Zimmerdecke, sich fragend, wie viele Menschen es schon auf dieser Matratze miteinander getan hatten. Wahrscheinlich nicht der beste Gedanke, um in Stimmung zu kommen.

Die junge Frau schien das nicht zu stören, denn sie küsste sich gerade über seinen Bauch. Es fühlte sich nicht furchtbar an, sogar ein bisschen angenehm, da ihre Lippen recht weich waren…

Ob Kisame wohl gerade mehr Spaß hatte als er? Gut vorstellbar, so wie er von Sex sprach. Diese Blonde schien ihm gefallen zu haben, obwohl der Hüne im Allgemeinen öfter Dunkelhaarigen nachsah. Kurvige Brünette oder Schwarzhaarige, die obenrum gut gebaut waren.

Wenn er jedoch an Kisames muskulösen Körper und das entsprechende Gewicht dachte, war das wohl auch besser so. Zierliche Frauen würden unter ihm wohl zerbrechen, vor allem wenn er so an das Temperament des Hünen dachte, wenn dieser in einen Kampf verwickelt war. Kisame verlor im Rausch gern mal die Kontrolle.
 

Er schrak hoch, als sie plötzlich die Hand in seine Hose schob, und damit Stellen berührte, an denen er nicht berührt werden wollte.

„Das wird dir gefallen~“

Wenn er ehrlich war, bezweifelte er das doch stark. Vielleicht lag es auch an der Tatsache, dass er diese Frau bezahlte, er hatte keine Ahnung. Fazit war, dass er es versucht hatte und nicht mochte. Als sie die Hand noch weiter in seine Hose schob, packte er sie am Gelenk, hielt sie fest. Ein verärgerter Blick traf ihn, als er die Hand aus seiner Hose entfernte.

„Du musst mich schon loslassen und machen lassen!“

Er ignorierte die Worte und erhob sich, richtete seine Kleidung, während sie sich seitlich aufs Bett legte und ihn aus verengten Augen musterte.

„Damit das klar ist – du bezahlst mich trotzdem!“, meinte sie eine Spur zickiger und stützte das Kinn auf die Hand. „Ist ja nicht meine Schuld, dass das hier nicht funktioniert.“

Nun, das konnte er nicht leugnen, schließlich schien ihre Masche bei anderen Männern anzukommen, so gut wie das Bordell besucht war – und Kisame schien ja auch der Meinung zu sein, dass man hier gut seine Zeit vertreiben konnte.

Von daher zog er das Bündel Scheine aus der Tasche und reichte es ihr, wobei sein Blick noch einmal flüchtig über ihre halbnackte, schlanke Gestalt glitt. Schön anzusehen war sie zweifellos – aber nichts daran reizte ihn. Vielleicht lag es ja wirklich an der Situation an sich. Wie auch immer, es spielte eigentlich keine Rolle.

Sie fing seinen Blick auf, runzelte die Stirn, ehe sie das Bündel Scheine an sich nahm.

„Mach dir keinen Kopf, ich werde es deinem Kumpel nicht stecken, okay?“, versprach sie dann etwas versöhnlicher, ehe sie schmunzelte. „Ich kann mir schon denken, was los ist…leider können wir hier nicht damit dienen. Da musst du schon woanders hingehen.“

Itachi stutzte für einen Moment, sah sie irritiert an.

„Woanders?“

Sie grinste bloß und winkte ab, schien das nicht weiter ausführen zu wollen. Na ja, es war nicht so, dass er es unbedingt wissen musste. Diese Frau kannte ihn kaum, also konnte sie sich darüber, was er brauchte, keine allzu qualifizierte Meinung bilden.
 

Wie er es sich gedacht hatte, schien Kisame die Zeit nicht ungenutzt verstrichen lassen zu haben, denn Itachi wartete mehr als eine halbe Stunde draußen auf ihn. Seine Haare wirkten zerzauster als sonst und er machte einen überaus zufriedenen Eindruck.

„Und? Wie war es?“, erkundigte sich der Hüne gut gelaunt bei ihm.

Er rieb Kisame besser nicht unter die Nase, dass er ihr Geld für nichts verschwendet hatte. Wobei auch negative Erfahrungen wertvoll sein konnten, aber das würde Kisame wohl nicht gelten lassen. Innerlich seufzte er, auch wenn er äußerlich stoisch wie eh und je wirkte; was machte eine weitere Lüge schon aus?

„Es war eine Erfahrung“, gab er reserviert zurück und Kisame blinzelte.

„Eine gute, hoffe ich doch?“

„Eine kurzweilige.“

Er verstand nicht ganz, warum Kisame daraufhin noch breiter grinste. Die scharfen Zähne blitzten ihm entgegen, doch mittlerweile fühlte er sich dadurch nicht mehr bedroht.

„Keine Sorge, das ist beim ersten Mal immer so!“, behauptete sein Partner. „Die Ausdauer kommt mit der Zeit.“

Na gut, jetzt verstand er, was Kisame in seine unbedachte Aussage hineininterpretiert hatte. Von ihm aus konnte er das ruhig denken. Und schon wieder legte sich die große Hand des Hünen auf seine Schulter, drückte diese einmal fest. Das wurde an diesem Abend wohl zur Gewohnheit.

„Gern geschehen!“, verkündete Kisame schmunzelnd.

Glücklicherweise erwartete er anscheinend keinen Dank von ihm, denn das wäre wirklich zu viel verlangt. Er nickte nur, woraufhin der Hüne vorschlug, dass sie wieder zurück zum Gasthaus gingen. Die erste vernünftige Idee an diesem Abend, doch er hütete seine Zunge, das laut auszusprechen.

Wie er Kisame bereits mitgeteilt hatte – es war eine Erfahrung gewesen. Eine eigenartige Erfahrung, die er nicht zu wiederholen gedachte.

Gründe

Es war der Geruch, der ihm von allem am vertrautesten war. Er hatte ihn schon durch seine Kindheit begleitet, wie ein roter Schatten, der an seinen Fersen zu haften schien. Manchmal überholte er ihn auch, erwartete ihn, wenn er den Ort des Geschehens erreicht hatte. Dieser metallische, leicht salzige Geruch, bei dem ihm jedes Mal der Speichel im Mund zusammenlief. Es fühlte sich anders als Hunger an, obwohl es diesem Gefühl ähnelte. Es ließ ihn unruhig werden, erregte ihn auf eine Weise, die seinen ganzen Körper vibrieren ließ und das Raubtier in ihm weckte.

Dieser Rausch war unbeschreiblich und es war manches Mal vorgekommen, dass er das Ausmaß seiner Raserei erst begriff, wenn er wieder zur Besinnung kam. Er hatte sich irgendwann angewöhnt, abzuschalten und dem Instinkt freien Lauf zu lassen – es war hilfreich, wenn man die eigenen Kameraden mordete. Das Letzte, was man bei solchen Missionen gebrauchen konnte, war ein Gewissen.

Doch heute war keiner dieser Tage, genau genommen waren diese Tage ohnehin selten geworden. Wann hatte er zuletzt jemanden getötet, der ihm vertraut hatte? Wann hatte er das letzte Mal diesen Ausdruck, der ihn einen Verräter schimpfte, in den Augen einer anderen Person gesehen?

Etwas fiel mit einem dumpfen Geräusch zu Boden, als Kisame Samehada, dessen Stacheln aus den Bandagen hervorgebrochen waren, zurückzog und damit Fleisch und Sehnen endgültig zertrennte. Um ihn herum herrschte eine gespenstige Stille und er brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass es vorbei war. Seine Raubtieraugen lösten sich langsam von dem Kopf, der in einem blutigen Halsstumpf endete, und schweiften durch die Halle.

Er entdeckte zwei Raben, die es sich auf der Leiche eines jungen Mannes bequem gemacht hatten und krächzend darum zankten, wer sich an seinen Augen laben durfte. Kisame verzog für eine Sekunde das Gesicht, fand diese Aasgeier nach wie vor abstoßend.

„Wir sollten keine Zeit verlieren.“

Itachis ruhige Stimme ließ ihn den Kopf heben und er entdeckte ihn auf dem Geländer der oberen Etage sitzen. Im Gegensatz zu ihm selbst zierten nur wenige rote Schlieren seine Kleidung – es wunderte Kisame nicht, denn der Uchiha kämpfte vorwiegend mit Gen-Jutsu und tötete sehr präzise mit Kunai und Shuriken. Wieder war ihm aufgefallen, dass Itachi seine Kämpfe ohne jegliche Emotion zu Ende brachte. Da war keine Euphorie, keine Genugtuung…nicht einmal Missmut oder dergleichen.

Wenn er die Leichen um sie herum betrachtete, musste er nicht zweimal schauen, um zu wissen, welche Itachis Handschrift trugen. Er traf jedes Mal die Punkte, die den Gegner schnell und schmerzlos ins Jenseits schickten. Kein unnötiges Vergießen von Blut.

Er beobachtete den Jüngeren, wie er von dem Geländer sprang, ehe er Samehada auf seinem Rücken befestigte. Sein Atem ging immer noch hektisch, unregelmäßig…er kam nur langsam runter, wenn er einmal in Fahrt gekommen war.

„Schon klar“, brummte er, holte dann Plastikbeutel und Stoffsack hervor, die er mitgenommen hatte.

Ohne zu zögern, griff er in das Haar des abgetrennten Kopfes, sah noch einmal in dessen aufgerissene Augen, und stopfte ihn in die Tüte, ehe er diese in den Stoffsack schob. So würde hoffentlich nichts durchsiffen.

„Meinetwegen können wir los“, meinte er an seinen Partner gewandt.

Itachi nickte zustimmend und kehrte ihm den Rücken, wobei er noch einmal nachdenklich den Blick durchs Anwesen schweifen ließ. Ihre Feinde waren keine Shinobi gewesen und vielleicht störte das den Uchiha, denn Kisame nahm sehr wohl die kleine Falte zwischen den Brauen seines Partners wahr. Anderen Menschen wäre es wohl nicht aufgefallen, doch Kisame kannte ihn gut genug, um es zu bemerken.

Als Itachi seinen Blick auffing, glättete sich seine Miene wieder und er ging voran. Der Hüne sah ihm nur kurz nach, ehe er sich daran machte, zu ihm aufzuholen. Draußen dämmerte es bereits, sie sollten daher schnell zu ihrem Lager zurück – bevor jemand dieses Massaker entdeckte und ihnen folgen konnte.
 

„Ich kann immer noch nicht fassen, dass wir uns für Kakuzus Kopfgeldjagd einspannen lassen…“

Itachi antwortete nicht sofort, sondern fuhr fort, seine Kleidung im flackernden Feuerschein zu inspizieren. Ihn schien das Blut weit mehr zu stören, als es bei Kisame der Fall war. Auf die Wolken-Mäntel hatten sie verzichtet, schließlich musste niemand Akatsuki mit ihrer Tat in Verbindung bringen. Dank diesem San-nin wussten schon zu viele Leute von ihrer Organisation.

„Genau genommen hast du uns das eingebrockt“, kam es von dem Uchiha zurück.

Obwohl es zweifellos ein Vorwurf war, klang es nicht wie einer. Itachis Stimme verlor ihre Ruhe nicht und Kisame beobachtete ihn dabei, wie er sich schließlich das Shirt über den Kopf zog. Der Hüne seufzte genervt, wissend, dass der andere Recht hatte, immerhin hatte er ihn ja in das Bordell geschleppt. Zwar hatten sie Kakuzu den wahren Grund für ihre Ausgaben verschwiegen, doch der Alte hätte nicht mal Verständnis gehabt, wenn das Geld einem von ihnen das Leben gerettet hätte. Sie hätten sich kaum weigern können, schon gar nicht, weil Pain in diesem Fall voll und ganz hinter Kakuzu gestanden hatte. Befehl war Befehl.

„Schon gut“, erwiderte Kisame, da es keinen Sinn machte, deswegen zu diskutieren. „Ich sage schon nichts mehr. Morgen ist es sowieso erledigt. Wir liefern den Kopf dieses Kerls ab, kassieren das Geld und fertig.“

Er warf einen Blick zu Samehada, das bereits gesäubert und neu bandagiert am Baum lehnte. Daneben lag der Stoffbeutel, in dem der Kopf ihres Ziels steckte. Kisame sah wieder zu seinem Partner, der das eingetrocknete Blut im schwarzen Stoff fixierte. Unwillkürlich musterte er den jungen Mann vor sich, wobei er nicht umhinkam, festzustellen, wie sehr sich dieser in den letzten Jahren gemacht hatte. Obwohl er schon mit 13 relativ erwachsen gewesen war, machte er diesen Eindruck nun auch äußerlich. Trotzdem waren sie beide immer noch wie Tag und Nacht.

Im Gegensatz zu ihm wirkte Itachi schlank und drahtig – er würde nie so ein breites Kreuz wie er selbst kriegen. Auch die femininen Züge waren ihm geblieben, wenn auch alles Kindliche aus seinem Gesicht gewichen war. Er wirkte noch ernster als damals und nur selten milderte ein Lächeln diese Strenge. Es mussten schon wieder einige Wochen vergangen sein, seitdem er ihn in dieses Bordell mitgenommen hatte, und was auch immer er dort mit der Kleinen getrieben hatte, lockerer hatte es ihn nicht gemacht.

Kisame kam es ohnehin so vor, als würde sich der Uchiha wieder mehr verschließen, seitdem sie aus Konoha geflohen waren. Ihm ging diese Sache mit dem Bruder, den er ihm verschwiegen hatte, immer noch nicht ganz aus dem Kopf. Was hatte es damit auf sich?

„Warte mal, ich komme mit“, hielt er Itachi zurück, als sich dieser abwandte und in Richtung See gehen wollte.

Wenn das Feuer ausgehen würde, wäre das halb so wild, schließlich hatten sie ohnehin nicht vor, es die ganze Nacht brennen zu lassen. Es war warm genug und zudem würde es dann keine ungewollten Gäste anlocken. Samehada würde ihre Habseligkeiten schon verteidigen, sollte sich jemand Unerwünschtes nähern, darauf war in jedem Fall Verlass. Der Uchiha warf ihm einen Blick über die Schulter zu, nickte in knappem Einverständnis.
 

„Du solltest ganz ins Wasser gehen.“

Itachi warf ihm einen Blick zu, der Bände sprach, ging auch nicht weiter als bis zu den Knien ins Wasser. Er hatte sich die Hosenbeine hochgekrempelt, tunkte gerade ein weiteres Mal sein Shirt in den See, ehe er es auswrang. Kisame schnalzte unzufrieden mit der Zunge, wobei er kurz darüber nachdachte, den Uchiha in einem unbedachten Moment zu packen und ins Wasser zu werfen. Nun, die Umsetzung der Idee würde wohl nicht an Itachis Gewicht scheitern, wohl aber an einer Faust in Kisames Gesicht. Man durfte Itachis Kraft nicht unterschätzen, nur weil er nicht mit Muskeln bepackt war.

„Will ich wissen, woran du denkst?“

Gegen das zahnige Grinsen konnte er sich nicht wehren und er funkelte den Uchiha belustigt an.

„Eher nicht“, gab er zu und begann, sich auszuziehen.

Bevor er seine Kleidung waschen würde, wollte er erstmal eine Runde schwimmen. Zwar war der See nicht besonders groß, aber es würde schon reichen…außerdem würde er so auch das Blut, das unter anderem in seinen Haaren klebte, loswerden. Als auch das letzte Stück Stoff gefallen war, zögerte er nicht länger, sondern stürmte mit großen Schritten in den See. Schon bald verlor er den Boden unter den Füßen, tauchte direkt unter, um mit kräftigen Zügen bis auf den Grund zu schwimmen. Das Wasser war relativ sauber, was es noch angenehmer machte, sich wieder in seinem Element zu befinden. Dank seiner Kiemen konnte er so lange tauchen, wie er wollte, und aufgrund seiner speziellen Haut war er weitaus schneller als jeder andere Mensch. Ein paar Fische kamen ihm entgegen, stoben allerdings direkt auseinander, kaum dass sie ihn bemerkt hatten. Gerade hatten sie nichts vor ihm zu befürchten, denn er wollte bloß das Gefühl genießen.

Natürlich war dieser kleine See nichts gegen die Freiheit, die man im Meer verspürte, doch es war ein Anfang. Er genoss es, wie das Wasser seinen Körper angenehm umhüllte, wie er pfeilschnell den ganzen See erkundete, ihn beherrschte, denn keines der Tiere konnte es mit ihm aufnehmen.

Itachi wusste ja nicht, was er verpasste.

Das Zeitgefühl kam ihm vollkommen abhanden, so dass er erst nach einer ganzen Weile beschloss, wieder aufzutauchen. Er sah den Uchiha am Ufer sitzen, anscheinend hatte er auf ihn gewartet – und seine Kleidung gewaschen, denn diese lag nass und ausgebreitet im Gras. Abgesehen von seinen Shorts.

Kisame musste grinsen, als er das bemerkte; wie vorausschauend von ihm. Nicht, dass sich der Hüne geniert hätte, zur Not hatten sie ja auch noch die Mäntel.

Er schüttelte sich einmal, wobei die Wassertropfen aus seinen Haaren stoben, ehe er weiter auf den Uchiha zuging. Wie schon im Bordell fiel ihm auf, dass Itachi konsequent den Blick abgewandt hielt. Gut, er musste ihm ja nicht unbedingt in den Schritt starren, aber irgendwie war es doch normal, dass man hinguckte, oder? Und sei es nur ein flüchtiger Blick, um vergleichen zu können. Das machte jeder, vor allem in dem Alter, da gab es nichts zu schämen.
 

In aller Ruhe zog er sich die Shorts über, ehe er sich wieder zu dem Uchiha drehte – und dessen flüchtigen Seitenblick gerade noch so mitbekam. Kisame konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken, äußerte sich jedoch nicht dazu. Das war nicht das Thema, welches er hatte anschneiden wollen, und so ließ er sich neben seinen Partner fallen, blickte für einige Sekunden nachdenklich auf den See hinaus.

„Denkst du oft an ihn?“

Die Frage traf Itachi unvorbereitet, er merkte es ihm an, obwohl sein Partner ebenfalls starr auf den See hinausschaute.

„Ich weiß nicht, wovon du sprichst“, unternahm er den Versuch, ihm auszuweichen.

Kisame schnaubte leise.

„Natürlich weißt du das“, erwiderte er lapidar. „Du hast nur keine Lust, mir zu antworten.“

Wieder beobachtete er den Uchiha, doch dessen Miene blieb ausdruckslos.

„In dem Fall verstehe ich nicht, warum du überhaupt damit anfängst. Ich sagte dir bereits, dass ich darüber nicht reden werde.“

Das klang so endgültig, dass die meisten wohl verstummt wären, um keinen Streit vom Zaun zu brechen. Kisame kannte Itachi allerdings nun schon einige Jahre und er hatte ein Gespür dafür entwickelt, wann er sich auf gefährlichem Terrain bewegte. Zumal er seinen Partner zwar respektierte, aber nicht fürchtete, was nicht viele Menschen von sich behaupten konnten. Wenn Kisame so an ihren Besuch in Konoha zurückdachte, wusste er auch, warum dies so war. Die Sharingan waren eine mächtige Waffe, doch Itachi benutzte sie ihm gegenüber nicht einmal mehr als Drohung.

„Und ich habe bisher nicht weiter nachgefragt“, gab Kisame zurück. „Das ändert aber nichts daran, dass du mir verschwiegen hast, dass es einen überlebenden Bruder, der dich um jeden Preis umbringen will, gibt. Das ist keine unbedeutende Kleinigkeit, Itachi.“

Etwas in den dunklen Augen seines Partners verdüsterte sich, machte deutlich, dass Kisame einen wunden Punkt getroffen hatte.

„Nein, das ist es nicht“, hörte er ihn sagen. „Aber es ist auch nicht dein Problem.“

Kisame lachte trocken auf.

„Und ich dachte, wir wären ein Team…von wegen Rückendeckung und so. Denkst du nicht, dass es mein Problem werden könnte, wenn der Knirps älter und stärker wird? Auch wenn er dir nichts entgegenzusetzen hatte, hat er ein verdammt großes Loch in die Wand gesprengt. Wie alt ist er? 14?“

„13…“, murmelte Itachi und brachte Kisame damit zum Kopfschütteln.

„Du weißt besser als ich, dass der Bengel Potenzial hat. Also…wieso hast du ihn verschont?“

Ihm entging nicht, wie Itachi die Lippen für einige Sekunden so fest aufeinanderpresste, dass es schon schmerzhaft aussah. Hatte er tatsächlich den einen Nerv getroffen, der Itachi wütend machen konnte? Falls dies so war, so hielt der Zustand nicht lange an, denn plötzlich entspannte sich die Mimik des Uchihas wieder und er ließ die Schultern sinken. Sein Blick fokussierte sich wieder auf den See vor ihnen, als er ihm doch noch antwortete.

„Gut“, meinte er so ruhig, dass Kisame dem Braten nicht traute. „Ich nenne dir den Grund.“

Das war doch viel zu einfach. Der Hüne behielt den Jüngeren misstrauisch im Auge, konnte nicht glauben, dass dieser so schnell seine Meinung geändert hatte, wo er gerade noch ausgesehen hatte, als würde er ihn gleich mit den Sharingan foltern.

„Wenn du mir von Miru erzählst.“

Kisames Kopf zuckte so ruckartig hoch, dass er seinen Nacken knacken hörte, und er sah seinen Partner ungläubig an. Hatte er sich verhört? Nein. Er hatte ihren Namen genannt. Einen der seltenen Namen, die er sich bis heute eingeprägt hatte. Ein Gesicht, das sich von den anderen unterschied. Eines seiner vielen Opfer…und eines der wenigen, die er nicht vergessen hatte.
 

„Ich weiß nicht, wie du auf diesen Namen kommst“, begann er langsam, nachdem er sich wieder gefasst hatte. „Aber viel gibt es da nicht zu erzählen. Ich habe sie getötet. Sie war nichts Besonderes.“

Itachi hatte sich ihm zugewandt, die dunklen Augen fest auf ihn geheftet und mit einem so undurchdringlichen Blick, als könnte er in seinen Kopf schauen. Es fühlte sich unangenehm an und Kisame fragte sich, wie er hatte zulassen können, dass der Spieß so schnell umgedreht wurde. Verdammte Miru…

„Nun, sie scheint besonders genug zu sein, da du ihren Namen mehr als einmal im Schlaf gemurmelt hast.“

Kisame spürte, wie seine Kehle eng wurde, denn er wusste, dass das keine Lüge war. Er bevorzugte es, nicht darüber nachzudenken und schon gar nicht darüber zu reden. Tot blieb tot. Wozu sich Gedanken darum machen? Ein Gewissen erschwerte alles…und dennoch zwang ihn sein Unterbewusstsein, sich damit auseinanderzusetzen. Auch Itachi war dies schon passiert, doch keiner von ihnen war darauf zu sprechen gekommen. Sie hatten die Privatsphäre des jeweils anderen respektiert – und Kisame verstand, was Itachi ihm hiermit sagen wollte.

Wenn er über seinen Bruder sprechen sollte, musste Kisame ihm zuerst einen Teil seines Lebens offenbaren. Das war fair und trotzdem ärgerte es ihn. Sicher, er konnte es dabei belassen, doch wollte er das?

Sein Kiefer malmte geräuschvoll, während er Itachis festen Blick erwiderte. Sie hatten solche Machtkämpfe lange nicht mehr ausgefochten, aber diesmal führte kein Weg daran vorbei.

„Sie war Mitglied der Chiffrier-Einheit von Kiri Gakure“, versuchte er sich sachlich zu fassen.

Eigentlich gab es dazu auch nicht viel mehr zu sagen, denn wie lange hatte er die junge Frau gekannt? Wenige Tage, in denen sie wenig miteinander gesprochen hatten…aber eben auch mehr als mit den anderen. Wenn er eine ehrliche Antwort von Itachi wollte, musste er wohl den Anfang machen.

„Es ist bereits einige Jahre her“, fuhr er fort. „Ich hatte den Befehl bekommen, diese Einheit auf einer Mission zu beschützen, damit niemand an die Informationen gelangen konnte.“

Kurz hielt er inne, auch wenn der weitere Verlauf der Geschichte Itachi nicht neu sein würde. Sein Partner wusste, was seine hauptsächliche Aufgabe gewesen war – er selbst hatte es ihm gesagt.

„Zuerst lief alles wie geplant, aber dann wurden wir von Konoha-nin abgefangen und schließlich eingekesselt. Es hätte keine Möglichkeit gegeben, alle zu befreien. Sie hätten Gefangene gemacht und die Informationen gegen Kiri genutzt. Du weißt, wie es ausgegangen ist, nicht wahr?“

Itachi zuckte nicht mal mit der Wimper, erwiderte seinen Blick ruhig.

„Du hast sie getötet, bevor sie in Konohas Hände fallen konnten.“

Kisame nickte, den altbekannten, bitteren Geschmack, den solche Erinnerungen mit sich brachten, auf der Zunge.

„Das war meine eigentliche Mission. Meine Kameraden zu töten, sollte es nötig sein. Dazu wurde ich ausgebildet…und ich habe nicht einmal dabei versagt.“

Für ein paar Sekunden herrschte Stille zwischen ihnen, auch wenn Kisame ahnte, dass es das nicht gewesen war. Die eigentliche Frage hatte er damit nicht beantwortet und er wusste nicht, was er überhaupt sagen sollte.

„Warum sie?“

Kisame atmete durch, richtete die Raubtieraugen an Itachi vorbei auf den See. Das Mondlicht spiegelte sich im düster wirkenden Wasser, das nur sanfte Wellen warf.

„Vermutlich, weil sie die Einzige war, die einen Menschen in mir sehen wollte“, brummte er zögerlich. „Ich weiß nicht, wie das bei euch war oder ist…aber in meiner Heimat wurden eher selten Freundschaften geschlossen. Der Starke frisst den Schwachen…unter diesem Motto sind wir aufgewachsen.“

Er zuckte die breiten Schultern, wandte den Blick nicht vom See ab.

„Ich war nie sonderlich beliebt in Kiri – nicht, dass ich mich darum bemüht hätte. Bindungen einzugehen, wäre bei meinen Missionen hinderlich gewesen. Also habe ich mich abgeschottet und sie reden lassen. Es war sehr viel einfacher, sie denken zu lassen, dass ich nur ein hirnloser Schläger bin.“

Es war gut, dass Itachi ihn nicht unterbrach, denn das machte es leichter. Kisame konnte sich nicht erinnern, dass er jemals jemandem davon erzählt hatte. So etwas hatte er stets mit sich selbst ausgemacht oder es einfach verdrängt.

„Ich weiß nicht, warum sie versucht hat, sich mit mir anzufreunden. Ich denke, sie war so ein naiver Gutmensch, der sich mit jedem gut verstehen muss. Keine Ahnung…ihre Freundlichkeit hat sie jedenfalls nicht davor bewahrt, von mir umgebracht zu werden.“

Er hatte sich oft eingeredet, dass sie nur eine von vielen gewesen war, doch letztendlich stimmte das nicht ganz. Selten hatte sich etwas in ihm gesträubt, einen Kameraden zu töten, und das, obwohl Miru und er sich kaum gekannt hatten. Anfangs hatte sich Kisame überwinden müssen, denn er war jung gewesen, aber nach ein paar Jahren war sein Handwerk Routine geworden. Er hatte seine Pflicht jedes Mal erfüllt.
 

„Du hast sie gemocht.“

Ein bitteres Grinsen legte sich auf seine Lippen, als Itachi unvermittelt wieder das Wort ergriff. Er drehte langsam den Kopf in seine Richtung, musterte ihn aus seinen Raubtieraugen.

„Vermutlich habe ich das“, gestand er. „Aber du siehst, was es ihr gebracht hat. Letztendlich hat ihr Leben keinen Wert für mich gehabt…oder zu wenig, gemessen an der Mission. Ich habe immer alles über meine Pflichten gestellt.“

Konnte Itachi das verstehen? War er jemals in seiner Situation gewesen? Obwohl sie bereits einige Jahre Partner waren, wusste er kaum etwas über den Uchiha. Mehr als andere, aber immer noch nicht genug, um sich ein komplettes Bild machen zu können.

„Denkst du manchmal darüber nach, was gewesen wäre, wenn du dich anders entschieden hättest?“, hörte er Itachi leise fragen.

Wieder empfand Kisame es als sehr schwierig, ihn einzuschätzen. Man sah ihm nicht an, was er davon hielt. Er saß einfach nur da und schaute ihn mit seinen schwarzen Augen an…er konnte den Ausdruck in ihnen nicht deuten. Da war etwas, das Kisame das Gefühl gab, dass Itachi ihn möglicherweise tatsächlich verstand.

„Manchmal“, gab er zu. „Aber ich bereue es nicht. Es gab keine andere Option.“

Der Uchiha nickte, als hätte er die Worte bereits erwartet. Wieder verstummten sie, blieben still nebeneinander sitzen, bis Itachi plötzlich die Beine anzog und den Kopf auf den Knien ablegte. Sein Blick wurde ein wenig abwesender, schweifte in die Ferne, ohne etwas zu fokussieren.

„Dasselbe trifft auf die Vernichtung meines Clans zu“, brach er die Stille und Kisame horchte auf. „Ich hatte Gründe, die mir keine andere Wahl ließen.“

Kisame glaubte nicht, dass der andere diese Gründe noch näher erläutern würde. Nicht heute. Dennoch fragte er sich, was jemanden wie Itachi, der seiner Erfahrung nach ein eher ruhiges, umgängliches Gemüt hatte, dazu bewog, seine komplette Familie auszurotten. Nun, bis auf einen.

Bevor er danach fragen konnte, grub der Uchiha die Finger in seine Arme und sein Blick kühlte merklich ab. So wie es auch heute der Fall gewesen war, als sie diese Männer getötet hatten. Zwei Seiten einer Medaille, kam es ihm wieder in den Sinn.

„Ich sagte es dir bereits. Sasuke muss überleben, weil er noch einen Nutzen für mich hat.“

Kisame hätte den Ausdruck, der sich nun auf den Zügen des Uchihas abzeichnete, am ehesten als verbissen beschrieben. Es machte den Anschein, als quälten ihn die eigenen Worte.

Abermals verkeilten sich ihre Blicke ineinander, doch diesmal leuchteten ihm die Sharingan entgegen. Mangekyou Sharingan.

Kisame machte keine Anstalten, zurückzuweichen – es kam ihm seltsamerweise nicht wie eine Warnung vor. Mehr hatte er das Gefühl, dass ihm der andere etwas damit sagen wollte. Sasukes Überleben hatte also etwas mit dem Bluterbe der Uchiha zu tun?

„Ich halte dich nicht für einen hirnlosen Schläger, Kisame“, sprach Itachi ruhig weiter. „Du wirst es daher sicherlich bemerkt haben…“

Kisame verengte leicht die Augen, ehe er ein knappes Nicken von sich gab.

„Dein Mangekyou Sharingan schadet deinem Körper.“

„Genau genommen beschädigt es meine Sehkraft.“

Kisame realisierte plötzlich, dass Itachi ihm gerade eine Schwäche offenbarte. Natürlich hatte er es bemerkt, doch dass sein Partner es ihm nun auch noch freiwillig bestätigte, zeugte davon, dass er ihm vertraute…und ihn achtete. Ein eigenartiges Gefühl stieg in ihm auf und er wusste nicht ganz, wie er damit umgehen sollte. Beinahe hätte er vergessen, dass das noch immer nicht erklärte, warum Sasukes Leben deswegen wichtig war.

„Wenn ich irgendwann an meinem Limit bin, werden die Augen meines Bruders alles sein, was mir noch helfen kann.“

Für einen Moment war Kisame wirklich sprachlos, denn was Itachi ihm da erzählte, das war…grausam. So gesehen stellte Sasuke nicht mehr als ein Lamm dar. Eines, das zur Schlachtbank geführt werden würde. Doch überraschte ihn das tatsächlich?

Trotz allem, was man sich über den Uchiha erzählte, wirkte dieser nicht wie der eiskalte Mörder, als den man ihn darstellte. Jetzt erzählte er ihm diese Geschichte – und wieder wollte es nicht so recht zusammenpassen. Licht und Schatten. Zwei Seiten einer Medaille. Er hatte es damals selbst gesagt und dennoch stellte der Uchiha einen Widerspruch nach dem anderen dar.

Doch war es bei ihm nicht genauso? Heute hatte er diese Männer wie ein Berserker zerrissen, seinem Blutrausch freien Lauf gegeben. Nun saß er mit dem Uchiha am See und tauschte mit ihm ihre Lebensgeschichten aus.
 

Als das raue Lachen aus ihm herausbrach, musste er Itachi nicht ansehen, um zu wissen, dass dieser ihn irritiert ansah. Er achtete nicht darauf, sondern lachte weiter, schüttelte den Kopf dabei. Erst nach einigen Sekunden endete das bellende Geräusch und er atmete durch, immer noch ein breites Grinsen auf den Lippen.

Es war kein amüsiertes Grinsen, mehr ein bitteres.

„Wir beide sind schon ziemlich verkorkst, nicht wahr?“, fragte er und warf dem anderen einen Blick zu.

Itachi musterte ihn seinerseits, als müsste er sich erneut ein Bild von ihm machen, ehe er ein Seufzen verlauten ließ.

„Das ist wohl nicht zu leugnen“, stimmte er zu und Kisame wusste nicht, warum er sich dennoch leichter fühlte.

Nicht, dass er sich sonst mit solchen Dingen allzu sehr belastete, aber trotzdem hatte das Gespräch gutgetan. Die Partnerschaft mit Itachi tat ihm gut, denn bislang hatte er keinen Kameraden wie ihn gehabt. Bislang hatte er keine Bindungen zugelassen, weil sie ihm im Wege gestanden hätten.

Es war eine ganz neue Erfahrung, mit jemandem zusammenzuarbeiten…und zusammenzuleben, denn das taten sie ja schließlich. Im Gegensatz zu früher war es nicht abzusehen, wann diese Partnerschaft enden würde.

Er musste nicht fürchten, dass Itachi in nächster Zeit starb, denn er war stark. Sie beide waren das und sie gaben sich Rückendeckung, was ihr Überleben noch einmal mehr sicherte. Es war gut, nicht allein zu sein. Selbst wenn ihre gemeinsame Zeit ein grausames Ende nehmen würde, würde es eine gute Erinnerung bleiben – für wen von ihnen beiden auch immer.

Man konnte nie wissen, was die Zukunft brachte, aber bisher funktionierte das mit ihnen beiden.

Kisame stützte sich mit den Händen im Gras ab, ließ sich etwas zurückfallen, während Itachi wieder auf den See hinausblickte.

„Na dann hoffen wir mal, dass diese verkorkste Partnerschaft noch etwas länger anhält, was?“

Itachi regte sich zunächst nicht, doch Kisame sah, wie seine Mimik wieder etwas milder wurde.

„Hoffen wir es.“

Und dem war nichts mehr hinzuzufügen.

Geschäfte

„Okay, das ist das erste und letzte Mal, dass wir uns für sowas einspannen lassen.“

Nun, es war nicht so, als würde Itachi die Abneigung seines Partners nicht nachvollziehen können, doch sie hatten wohl keine große Wahl. Das hier war der Ort, den Kakuzu ihnen genannt hatte, daran bestand kein Zweifel. Unauffällig genug war es jedenfalls, das musste er zugeben, auch wenn es ihm widerstrebte. Sie hielten sich schon wieder viel zu nahe an Konoha auf, schließlich war ihr Auftauchen dort erst einige Woche her. Den ANBU oder gar den Ne war mit Sicherheit eingeschärft worden, die Umgebung im Auge zu behalten, auch wenn das Feuerreich natürlich groß war.

Itachi bezweifelte jedoch, dass das Massaker, das sie angerichtet hatten, lange unentdeckt bleiben würde. Sobald sie ihre blutige Last abgegeben und das Kopfgeld einkassiert hatten, würden sie aus der Gegend verschwinden.

Jedoch mussten sie dazu erst einmal das Gebäude betreten und die Toiletten abklappern. Vermutlich war der heruntergekommene Zustand nur ein weiterer Punkt, der diesen Ort perfekt für illegale Aktivitäten machte. Er lag abgeschieden und erregte keine große Aufmerksamkeit, weil ihn Reisende bloß für eine kurze Pause nutzten.

„Wer kommt auf so eine Idee“, brummte Kisame deutlich missgelaunt, kaum dass sie die Toiletten betreten hatten.

„Du musst zugeben, dass du hier kein geheimes Versteck vermuten würdest“, entgegnete Itachi bloß.

Sein Partner kommentierte das mit einem abfälligen Schnauben.

„Ja, weil sich hier kein normaler Mensch wohlfühlen würde.“

Itachi ließ den Blick von den Kabinen zu den Urinalen schweifen, wobei er Kisame im Stillen Recht geben musste. Der Geruch war unangenehm und es kostete ihn viel Selbstbeherrschung, keine Miene zu verziehen. Sein Partner dagegen betrachtete die dreckigen Wände mit einem sehr eindeutigen Ausdruck, ehe er sich wieder ihm zuwandte.

„Dann mal los, was?“

Itachi nickte und sah ihm dabei zu, wie er dreimal an die Wand in der Mitte der Urinale klopfte. Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis die vermeintliche Wand beiseitegeschoben wurde und das vernarbte Gesicht eines kleinen, glatzköpfigen Mannes dahinter auftauchte. Der buschige Schnurrbart und die ebenso buschigen Brauen standen in einem starken Kontrast zu den nicht vorhandenen Haaren.

Er musste Kisame nicht ansehen, um zu wissen, dass dieser sich soeben nur mit Mühe einen Spruch verkniff.

„Ah, guten Tag!“, wurden sie von dem komischen Kauz begrüßt. „Itachi-san und Kisame-san, richtig? Mein Name ist Zangei. Kakuzu-san hat mich bereits darüber informiert, dass Sie herkommen würden. Ich war ja nicht sehr begeistert, wissen Sie? Meine Arbeit ist gefährlich, besser man kennt seine Geschäftspartner gut, Sie verstehen? Aber ich kenne Kakuzu-san schon sehr lange – ein verlässlicher Mann, sehr scharfsinnig, mit einem guten Gespür für Geld. Kommt seit Jahren hierher und die Geschäfte liefen immer reibungslos ab. Gibt wenige Menschen, denen man derart vertrauen kann. Daher mache ich eine Ausnahme, kommen Sie rein und folgen Sie mir.“

Itachi sah dem Kerl einen Moment schweigend nach, ehe er einen Blick mit Kisame tauschte.

„Wusste nicht, dass Kakuzu einen Verehrer hat.“

„Kisame…“

„Was denn? So wie der von ihm schwärmt, scheint er ja mächtig verknallt in ihn zu sein.“

„Du bist albern“, murmelte Itachi und machte sich daran, Zangei zu folgen.

„Und wenn schon“, gab Kisame leise zurück. „Bleibt einem ja nichts anderes übrig, als das hier mit Humor zu nehmen.“

Daraufhin erwiderte Itachi nichts mehr, schritt still durch den kurzen, dunklen Gang, der zu einem anderen Raum führte. Es reichte ein Blick auf die schubladenartigen Fächer in den Wänden, um den Uchiha erkennen zu lassen, wo genau sie hier waren. Es wunderte ihn nicht, schließlich konnte man die Leichen nicht direkt entsorgen – und wer wusste schon, welchen Zweck sie noch erfüllten. Genauer wollte er nicht darüber nachdenken und Kisames Ausdruck zeigte ihm, dass sein Partner nicht anders dachte.

Zangei schien das entweder zu ignorieren oder er bemerkte es tatsächlich nicht. Jedenfalls zog er mit einem freudigen Funkeln in den großen Glubschaugen eine der Schubladen heraus, ehe er auffordernd zu ihnen herübersah.
 

„Dann zeigen Sie mir bitte die Ware.“

Ware. Itachi missfiel die Bezeichnung für einen Toten, ebenso wie ihn der Handel mit Leichen anwiderte. Kisame schien ebenfalls froh zu sein, dass er den Sack endlich loswerden konnte, denn er warf diesen dem Mann recht achtlos zu, woraufhin dieser ganz hektisch wurde. Er fing den Sack gerade noch so auf und drückte diesen aufatmend an sich, als handelte es sich um einen kostbaren Schatz.

„Gehen Sie doch etwas sorgfältiger damit um!“, tadelte er Kisame, der ihn bloß ungeduldig ansah.

„Wir haben nicht viel Zeit“, behauptete er. „Wenn Sie sich also beeilen würden…“

Das entsprach natürlich nicht der Wahrheit, doch er konnte sich denken, warum Kisame so schnell hier weg wollte. Er selbst hatte auch nicht die Intention, hier noch länger zu bleiben. Der Geruch war immer noch sehr unangenehm und der Gedanke, wie viele Leichen in den Schubladen um sie herum steckten, machte diesen Ort nicht unbedingt erträglicher.

Zangei packte derweil in aller Ruhe den Kopf aus, begutachtete diesen durch die blutgetränkte Plastiktüte eingehend. Er hob den Beutel auf Augenhöhe und musterte das bereits aufgedunsene Gesicht, wahrscheinlich um zu prüfen, ob er hier nicht getäuscht wurde. Er legte den Kopf in der Schublade ab und nahm sein Buch zur Hand, blätterte einmal durch, bis er den Toten gefunden hatte. Erst danach nickte er langsam und begab sich zu einem der Schränke, aus dem er einen metallenen Koffer hervorholte.

„Verzeihen Sie die Wartezeit, aber Sie verstehen hoffentlich, dass ich prüfen musste, ob Sie mir auch den Richtigen gebracht haben. Wie besprochen…20 Millionen Ryou.“

Itachi sah, wie Zangei den Koffer kurz öffnete, um ihnen den Inhalt zu zeigen. Weder Kisame noch er selbst machten irgendwelche Anstalten, etwas dazu zu sagen, woraufhin der Mann sie verwirrt anschaute.

„Wollen Sie nicht nachzählen?“, fragte er ungläubig und Kisame schnaubte.

„Sie erwarten nicht wirklich, dass wir 20 Millionen Ryou nachzählen?“

„Also, Kakuzu-san zählt jedes Mal nach. Er ist da sehr korrekt, besteht bei jedem seiner Besuche darauf. Ich denke, dass das genau die richtige Einstellung für einen Geschäftsmann ist. Es heißt ja nicht umsonst, Vertrauen ist gut, Kontrolle ist-“

„Hören Sie“, unterbrach Kisame ihn gefährlich ruhig. „Wenn wir das Geld Kakuzu übergeben, kann er es ja wieder zählen – und wenn was fehlt, wird er sicher auf Sie zurückkommen, um die Sache zu klären.“

Auf die Worte hin wurde Zangei ein wenig blasser und schloss den Koffer, um ihn Kisame hastig zu reichen. Anscheinend machte die Aussicht, einem wütenden Kakuzu zu begegnen, sogar ihm Angst – aller Sympathie zum Trotz.

„Dann wünsche ich Ihnen eine gute Reise!“

Der Händler schien es plötzlich eilig zu haben, sie loszuwerden, doch Itachi war das nur recht. Schließlich gab es keinen Grund für sie beide, noch länger hierzubleiben.
 

„Das war irgendwie schräg, oder?“

Itachi warf seinem Partner einen nachdenklichen Seitenblick zu, wobei er überlegte, Kisame mitzuteilen, dass sein ausgeprägter Hang zur Gewalt auch schräg war. Vermutlich nannten die Leute Kisame und ihn weitaus Schlimmeres als schräg – und ganz Unrecht hatten sie damit nicht.

„Stell dir mal vor, Kakuzu wäre dein Partner“, redete der Hüne weiter. „Und du müsstest andauernd irgendwelche Leichen herumschleppen, um sie dann bei solchen Typen abzuliefern.“

Zugegeben, Kakuzus Partner zu sein, war nichts, um das Itachi die bisherigen Unglücklichen beneidete. Vor allem da dies niemand lange genug überlebte, um ihnen im Gedächtnis zu bleiben. Da konnte Pain den Taki-nin noch so oft tadeln und ermahnen, dieser nahm sich nichts davon an, redete sich meistens damit heraus, dass es ein unvermeidbarer Unfall gewesen war.

Itachi bezweifelte, dass es möglich wäre, ein so vertrauliches Verhältnis zu Kakuzu zu haben, wie er es mittlerweile mit Kisame pflegte. Der Haimensch war weitaus loyaler und ehrlicher, als es zuerst den Anschein gemacht hatte. Kakuzu dagegen wog die Menschen mit Geld auf und wenn er einen Vorteil aus dem Ableben einer Person ziehen konnte, half er nach.

„Hm…“, machte er nur, doch Kisame schien seine Wortkargheit nicht zu stören.

„Kein Wunder, dass der ständig neue Partner braucht…“

Der Hüne hob den Metallkoffer kurz ein Stück, musterte diesen mit gerunzelter Stirn.

„20 Millionen Ryou…ganz schön viel Geld. Denkst du wirklich, dass er alles nachzählt? Jedes Mal?“

Über ihnen kreischten ein paar Vögel, während sie den Wald, dessen riesige Baumkronen sich zu einem dichten Geflecht verwachsen hatten, durchwanderten. Alles in diesem Wald hatte eine geradezu abnormale Größe, erinnerte ihn unweigerlich an den Shi no Mori, in dem unter anderem die Chu-nin-Prüfungen abgehalten wurden. Nur wenige Sonnenstrahlen brachen durch die Zweige und Blätter um sie herum, doch es genügte, um ihnen den Weg zu erhellen. Es war die kürzeste Route nach Kusa-Gakure, wo sie Kakuzu treffen sollten, um ihm das Geld zu überreichen.

„Du weißt, warum wir diesen Auftrag übernehmen mussten.“

Kisame verdrehte die Augen bei seiner Aussage.

„Ja, ich weiß, Geld bedeutet ihm alles…und keine Sorge, ich habe nicht vor, mir etwas davon in die Taschen zu stecken.“

Immerhin hatte er direkt verstanden, was Itachi damit sagen wollte, so dass er zufrieden nickte.

„Trotzdem könnten wir ja irgendwann noch mal hin, oder? Wir nehmen das Geld für die Übernachtungen und schlafen einfach öfter mal draußen. Wie klingt das?“

Itachi musste sich zusammenreißen, um nicht zu seufzen, denn er war das Thema leid.

„Das klingt nach Geldverschwendung.“

„Und du klingst wie Kakuzu“, bemerkte Kisame trocken. „Ernsthaft, was spricht dagegen? So schlimm kann es nicht gewesen sein, oder?“

„Ich werde nicht mit dir darüber reden.“

„Das will ich ja gar nicht. Ich will nur, dass du etwas offener für meine Vorschläge bist.“

„Ich denke, ich war offen genug, indem ich nicht direkt gegangen bin“, erwiderte Itachi kühl und hörte seinen Partner murren.

„Du weißt schon, dass du manchmal wirklich schwierig bist?“

Das sah Itachi anders, doch er hob lediglich eine Braue, äußerte sich nicht dazu. Er wusste ja nicht mal, warum sie schon wieder über Freudenhäuser diskutieren mussten. Anscheinend hatte Kisame die Hoffnung, es hätte ihm so gut gefallen, dass er direkt noch mal wollte, noch nicht begraben. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, er wäre ehrlich zu ihm gewesen, andererseits wäre ihm dann der Spott sicher gewesen.
 

Glücklicherweise ließ Kisame das Thema ruhen, so dass ihre Reise vorerst still weiterging. Itachi konnte sich nicht darüber beschweren, denn so gern er seinen Partner mochte – manchmal fand er ihn anstrengend. Kisame sah zu vieles, was anderen verborgen blieb, und er besaß eine schier endlose Ausdauer, nach einer Erklärung zu verlangen. Vielleicht nicht immer sofort, doch wenn er sich einmal festgebissen hatte, gab er nicht auf. Unter anderen Umständen hätte er sich über das Interesse an seiner Person womöglich gefreut, doch so empfand Itachi es meistens als unangenehm.

Deswegen versuchte Itachi immer wieder, den Hünen auf seine eigene Nemesis zu lenken, jedoch mit mäßigem Erfolg; Kisame schien ihm weit mehr anvertrauen zu können, als es andersherum der Fall war. Itachi konnte nicht riskieren, dass gewisse Dinge an die Oberfläche kamen.

Er hielt reflexartig inne, blieb direkt stehen, auch wenn er im ersten Moment nicht einmal den Grund dafür nennen konnte. Es war eine Art Gefühl, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Kisame schien seine Ahnung nicht zu teilen, denn er drehte sich erst nach ein paar Schritten zu ihm um.

„Itachi?“

Der Uchiha regte sich nicht, doch seine Augen hatten sich bereits rötlich verfärbt. Er konnte kein fremdes Chakra erkennen, dafür ließ ihn aber etwas anderes stutzen; unter Kisames Auge befand sich ein feiner Schnitt, der zuvor noch nicht da gewesen war. Auch der Hüne merkte es nun, fuhr sich stirnrunzelnd über die Wange, ehe er das Blut an seinen Fingern betrachtete.

„Da hat sich jemand Mühe gegeben“, brummte er und drehte den Kopf wieder, verengte die Augen.

Tatsächlich spannte sich feiner, scheinbar sehr scharfer Draht durch das Waldstück. Hatte ihnen jemand eine Falle gestellt?

„Was nun?“, überließ Kisame ihm die Entscheidung, die Hand an Samehada gelegt.

Itachi überlegte einen Moment, schüttelte schließlich den Kopf.

„Lass uns einen Umweg machen.“

Die Chance auf ein Zusammentreffen mit dem Fallensteller betrug in jedem Fall 50 Prozent – entweder alarmierten sie ihn durch das Zerstören der Falle oder sie liefen ihm durch den Umweg direkt in die Arme. Kisame lehnte seinen Vorschlag nicht ab, sondern nickte nur, sich verärgert über die Wange reibend. Es wurmte ihn wohl, dass er den Draht nicht bemerkt hatte.

Sie wechselten noch einen raschen Blick, ehe sie querfeldein den Weg durch den Wald einschlugen, sich dabei über die Äste bewegten. Tatsächlich war der Draht anscheinend nur am direkten Pfad gespannt worden, was nahelegte, dass man sie in eine bestimmte Richtung treiben wollte. Hatte man sie schon vorher ausgespäht?

Itachi stockte in seinen Überlegungen und blieb abrupt auf einem Ast stehen, bedeutete Kisame, sofort stehen zu bleiben.

„Was zur Hölle…?!“, hörte er den Hünen brummen und der Uchiha fand die Worte recht treffend.

Was sie für Draht gehalten hatten, spannte sich vor ihnen zwischen den Bäumen wie eine Art Netz. Viele Netze, die Itachi an solche, die Spinnen webten, erinnerten. Allerdings ließ ihn die Größe dann doch leicht stocken und er hoffte, dass es nicht das war, für das er es hielt.

Er sah zu seinen Füßen runter, von denen einer in einer klebrigen Substanz steckte und sich nur schwer lösen ließ. Selbst wenn sie es mit einer riesigen Spinne zu tun hatten, war dies wohl keine normale Spinne…oder vielleicht nicht nur ihr Werk, denn die Fäden zuvor waren scharfkantig gewesen.

„Feuer ist wohl keine gute Idee, huh?“, bemerkte Kisame, der nicht weit von ihm stand.

Itachi löste den Blick nicht von den Netzen, während er antwortete.

„Ich würde den ganzen Wald niederbrennen.“

Genauso gut konnten sie sich direkt der ANBU stellen…

„Ich könnte es mit Suiton versuchen?“, schlug der Hüne vor. „Der Wasserdruck könnte uns erstmal den Weg freispülen und es ist weniger auffällig als dein Katon.“

Dagegen sprach im Allgemeinen nichts und Itachi wollte gerade sein Einverständnis geben, als ihn eine unangenehme Gänsehaut überkam. Das Gefühl, beobachtet zu werden, ließ es ihm kalt den Rücken herunterlaufen und er fuhr zeitgleich mit Kisame herum.

Im nächsten Moment ließ er sich rückwärts vom Ast fallen, nur um sich an einem anderen festzuhalten und auf diesen zu schwingen. In der Hocke bleibend, sah er nach oben, hörte ein leises Klicken.
 

„Scheiße, ist das Vieh widerlich…“

Itachi teilte diese Meinung, während er die Kreatur, die dort über ihm auf dem Ast saß und mit den riesigen Greifzangen klickte, fixierte. Noch rührte sich die Spinne, die mit der Größe eines Pferdes konkurrieren konnte, nicht. Wären die Bäume nicht ebenfalls absurd groß und massiv gewesen, hätten sie das Tier nicht tragen können. Die acht haarigen Beine waren so dick wie menschliche Arme und von dem Stachel fing er besser gar nicht erst an, doch wenn sie sie damit erwischen würde, wäre es aus mit ihnen.

Bevor er noch weiter über ihre Optionen nachdenken konnte, setzte sich das Tier plötzlich in Bewegung. Die vielen Beine bewegten sich mit einer solchen Geschwindigkeit, dass Itachi keine andere Wahl hatte, als mit Schwung vom Ast zu springen.

Er kam auf dem Boden auf, rollte sich zur Seite, nur um sich sofort wieder aufzurichten. Das Vieh glotzte ihn aus ihren acht Augen an, klickte verärgert mit den Zangen, ehe sie wieder auf ihn zuraste. Itachi fielen wieder die Netze ein und er warf einen Blick hinter sich – er hatte nicht viel Raum, um gegen das Tier zu kämpfen.

Kisame kam ihm zuvor, denn kaum, dass die Spinne auf dem Boden angekommen war, sprang ihr der Hüne auf den Rücken, in den er Samehada mit Wucht hineinrammte. Sie fauchte laut, ehe sie sich zu drehen und herumzuwerfen begann, wohl um ihn abzuwerfen. Es fehlte nicht mehr viel, um Kisame unter sich zu begraben, als sie sich auf den verletzten Rücken warf. Der Stachel prallte gerade noch so an dem Metallkoffer ab, den sein Partner in der anderen Hand hielt, und er suchte schnell Abstand, kam neben ihm zum Stehen.

„Ich glaub, ich hab sie wütend gemacht“, bemerkte er trocken.

Tatsächlich fuhr die Spinne recht schnell wieder hoch und fixierte sie, stieß wieder dieses Fauchen aus.

„Pass auf die Netze auf“, warnte Itachi ihn.

„Ich weiß“, entgegnete sein Partner. „Wenn wir da festhängen, wird das hier unschön enden.“

Itachi konnte dem nur zustimmen und er hatte ganz sicher nicht vor, als Mittagessen einer Riesenspinne zu enden. Von Gift zersetzt und ausgesaugt…es schauderte ihn vor Ekel, auch wenn er ruhig blieb.

Dann hielt er allerdings abermals inne, drehte sich mit einer fließenden Bewegung, so dass er Rücken an Rücken mit Kisame stand, und riss eins seiner Kunai hoch. Ein paar Shuriken prallten daran ab und er verengte die roten Augen – nein, die Spinne war nicht ihr einziges Problem.

Fünf Männer traten nun aus dem Schatten der Bäume hervor, wobei einer von Kisames Statur, wenn auch nicht so groß, sie breit angrinste. Seine gebräunte Haut ließ das Orange seiner kurzen Haare leuchten, doch trotz des auffälligen Äußeren sagte Itachi sein Gesicht nichts. Er und seine vier Kameraden trugen nicht die Kleidung der ANBU, auch nicht die der Ne.

Die Spinne griff nicht wieder an, was Itachis Vermutung bestärkte, dass sie von diesen Typen gerufen worden war. Kuchiyose no Jutsu. Damit war auch klar, dass diese Männer Shinobi waren.

„Seht mal, was uns da beinahe ins Netz gegangen ist…“

Es war ungewöhnlich, dass Kisame nichts sagte, doch sein Partner schien lieber das Monster vor ihm im Auge behalten zu wollen.

„Eure Köpfe werden uns eine Menge Geld einbringen!“

So war das also. Nun, es war ja nicht so, als sei es Kisame und ihm nicht bewusst, dass sie im Bingobuch standen. Ein dumpfes Geräusch ertönte, als der Metallkoffer auf dem Boden landete.

„Ich übernehme das Vieh…du kommst schon klar, oder?“

Itachi zuckte nicht mal mit der Wimper, seine Sharingan blitzten den Männern entgegen. Dafür würde er nicht das Mangekyou benutzen und seine Sehkraft schädigen.

„Sicher.“

Das einzige Problem hier waren die Netze – er musste darauf achten, dass er sich nicht in diese Falle treiben ließ. Er würde es schnell zu Ende bringen.
 

„Holt sie euch!“

Zeitgleich mit den Kopfgeldjägern stürmte auch die Spinne los – Itachi hörte ihre vielen Beine über den Boden poltern, doch er riskierte keinen Blick hinter sich. Kisame war stark genug, um mit diesem Tier allein zurechtzukommen.

Er selbst kümmerte sich um die vier, die ihn angriffen, dabei hauptsächlich Waffen benutzten. Ihr Anführer hielt sich im Hintergrund, doch Itachi würde nicht den Fehler machen, ihn aus den Augen zu lassen. Seine Miene blieb emotionslos, während er sich unter einem Schwert hinwegduckte und seinem Gegner ein Kunai in die Brust rammte. Er stutzte, als seine Waffe zwar den Stoff zerschnitt, jedoch an einer darunter verborgenen Rüstung abprallte.

In der nächsten Sekunde schloss ein anderer Fingerzeichen und Itachi erkannte das Doton sofort, verpasste dem Shinobi mit der Rüstung einen Tritt, der ihn wegschleuderte. Gleichzeitig schloss er selbst Fingerzeichen, löste sich in einem Schwarm Raben auf, bevor er durch den klaffenden Riss im Erdboden in die Tiefe fallen konnte.

Die schwarzen Vögel flogen im Sturzflug auf die Männer zu, versuchten ihnen die Augen auszustechen. Bevor heillose Panik ausbrechen konnte, schloss der Fünfte im Bunde jedoch ebenfalls Fingerzeichen, löste sein Gen-Jutsu direkt wieder auf.

„Reißt euch zusammen, Männer!“, brüllte dieser und das taten diese.

Itachi wich ein paar weiteren Shuriken aus, merkte, dass diese Männer nicht so unfähig waren, wie man hätte meinen können. Es fehlten nur Zentimeter und er hätte in einem der Netze festgehangen – das war wirklich störend, schränkte ihn ein. Seinen Gegnern ging es jedoch nicht viel anders und das würde er sich zunutze machen können.

Er packte das Handgelenk des Mannes, der ihn soeben angriff, und schleuderte diesen in die klebrigen Fäden, wo er zappelte wie eine Fliege im Netz. Blitzschnell fuhr er erneut herum, schlug einem das Schwert aus der Hand, trat ihm die Beine weg und packte dessen Waffe, um sie ihm in die Brust zu rammen. Ein gurgelnder Laut ertönte von dem Mann, dem das Blut aus dem Mund lief, als Itachi das Schwert aus ihm herauszog, um damit einem anderen den Kopf vom Körper zu trennen. Dumpf fiel beides ins Gras, tränkte die Halme mit frischem Blut und sickerte in die Erde. Blieben noch drei.

Sein Körper reagierte wie von allein, sein Verstand war zwar wach, doch seine Reflexe übernahmen einen Großteil, wenn er nicht mit Gen-Jutsu kämpfte. Man sollte sich nie gänzlich auf das verlassen, was einem in die Wiege gelegt worden war.

Er bekam aus dem Augenwinkeln mit, wie Kisame der Riesenspinne einen ihrer Greifer abtrennte, was den Anführer der Gruppe fluchen ließ.

„Verdammt noch mal, nun macht sie schon fertig!“

Itachi riss das Schwert hoch, als abermals Kunai durch die Luft flogen, und er machte einen Satz zurück, nur um die Waffe dann zu werfen. Sie blieb genau zwischen den Augen eines Mannes stecken, ließ den Körper in sich zusammenklappen.

Itachi wollte sich gerade dem nächsten widmen, als ihn etwas davon abhielt. Er versuchte, sich vom Boden zu lösen…jedoch ohne Erfolg. Der Uchiha verengte die Augen, stellte fest, dass er in einer klebrigen Substanz feststeckte…sie haftete unter seinen Schuhen. Stammte sie von der Spinne? Vermutlich…er konnte sich jedenfalls nicht lösen.

Er hob die Hände, um Fingerzeichen zu schließen, doch dann fiel ihm auf, dass die restlichen Shinobi keinen Anstalten machten, ihn anzugreifen. Stattdessen grinsten sie ihn an, was anhand ihrer toten Kameraden ziemlich makaber war. Itachi warf einen Blick über die Schulter, als hinter ihm etwas polterte.

In ihm gefror alles, als er die riesige Spinne auf sich zurasen sah, und er wusste, er würde ihr nicht mehr ausweichen, geschweige denn das Jutsu ausführen können. Er saß in der Falle, war ihr ausgeliefert…und keine Spur von Kisame.

Team

Er würde nicht entkommen können, hatte keine Zeit mehr, sich aus der klebrigen Masse, die ihn an Ort und Stelle festhielt, zu befreien. Das riesige, achtbeinige Monster stürmte auf ihn zu, würde ihn unter sich begraben. Waffen würden ihm nicht viel bringen, um sie abzuwehren – ihm blieb keine andere Möglichkeit, als Katon zu nutzen, auch wenn er somit Gefahr lief, den Wald niederzubrennen. Viel Zeit zum Überdenken seiner Optionen blieb ihm nicht, so dass er die Hände hob, um Fingerzeichen zu schließen. Er holte Luft, bereit, das Feuer zu speien und die Spinne davon abzuhalten, ihm jeden Knochen im Leibe zu brechen.

Bevor er dies jedoch tun konnte, verlor das riesige Tier plötzlich das Gleichgewicht und kippte zur Seite, bretterte die letzten Meter über den Boden und ließ ihn erbeben. Itachi stockte, ließ die Finger sinken – anscheinend wurde sein Vertrauen in seinen Partner nicht enttäuscht.

Kisame wirkte ein wenig mitgenommen, doch sein Blick war entschlossen, als er Samehada, mit dem er der Spinne soeben eines ihrer Beine abgetrennt hatte, schulterte. Das Tier hatte nur wenige Meter vor ihm gestoppt, schien jedoch nicht am Ende zu sein, denn es rappelte sich gerade wieder hoch und stieß ein kreischendes Geräusch aus, ehe es sich erneut auf seinen Partner stürzte.

Itachi fuhr herum, wich den Kunai, die auf ihn zurasten, aus, indem er sich unter ihnen hinwegduckte. Kisame würde das Monster übernehmen – er selbst hatte seine eigenen Gegner, um die er sich kümmern musste.

Einer tauchte direkt vor ihm auf, versuchte ihm das Knie ins Gesicht zu rammen, solange er in der Hocke war. Itachi riss rechtzeitig beide Arme hoch, schützte sich somit, wobei ihm beinahe die Bewegung hinter ihm entgangen wäre. Er fuhr direkt wieder hoch, rammte dem Mann in seinem Rücken den Kopf gegen das Kinn und verpasste dem anderen einen gezielten Schlag gegen die Gurgel. Röchelnd sackte der Mann in sich zusammen, schien keine Luft mehr zu bekommen.

In der nächsten Sekunde fand er sich in einem Würgegriff wieder, spürte, wie ihm nun selbst die Luft abgedrückt wurde. Der Uchiha spannte sich an, während ihn der Anführer der Bande zu erdrosseln versuchte. Er kratzte mit einer Hand über die Arme des Mannes, rammte diesem den freien Ellenbogen mit so viel Wucht wie möglich in den Magen. Die Haut kam ihm vor wie Stahl, doch er vermutete, dass der Mann einen Brustschutz unter der Kleidung trug.

Itachi wand sich, so gut es ihm in der momentanen Lage gelang, riss den Kopf nach hinten und versuchte dabei, ruhig zu bleiben. Etwas, das nicht einfach war, wenn man langsam erwürgt wurde. Vor seinen Augen begann die Umgebung zu flackern, das Rauschen in seinen Ohren dämmte die Geräusche um ihn herum. Ohne Vorwarnung ließ er seinen Körper erschlaffen, sackte in sich zusammen, was den Mann unweigerlich stocken ließ – und Itachi die Gelegenheit gab, nun sein ganzes Gewicht gegen ihn zu schmeißen. Der Mann strauchelte und lockerte den Griff, woraufhin Itachi sich aus diesem befreien konnte.

Keuchend rang er nach Luft, spürte sein Herz rasen, doch er hatte keine Zeit, sich zu erholen. Immer noch steckte er in den klebrigen Fäden fest, konnte daher keinen Abstand gewinnen. So schnell es ihm möglich war, zückte er ein Shuriken, rammte es dem Mann in die Halsschlagader, als dieser ihn erneut packen wollte. Blut spritzte ihm entgegen, die Augen seines Gegenübers weiteten sich panisch, während er sich verzweifelt die Finger auf die zerfetzte Stelle drückte.

Ein Schrei ertönte hinter ihnen und Itachi riss den dem Tode geweihten Mann an dessen Kleidung herum, um ihn wie einen Schutzschild zu nutzen. Noch mehr Blut besudelte ihn, doch zumindest hielt der Körper den Angriff des verbliebenen Shinobi ab. Das Wakizashi blieb in der Brust stecken und sein Gegner starrte ihn schockiert an, während Itachi ihn mithilfe eines einfachen Gen-Jutsus paralysierte.

Er riss das Wakizashi aus der Brust des Toten und befreite sich damit mühselig aus der klebrigen Masse an seinen Schuhen, ehe er es dem immer noch gelähmten Shinobi durch die Kehle zog.

Mit einem dumpfen Geräusch fiel der leblose Körper zu Boden und noch mehr Blut färbte ihn rot.
 

Im selben Moment ertönte hinter ihm ein Knacken und er fuhr herum, sah, wie sein Partner mit dem verbliebenen Greifer der Spinne gegen einen Baum gedrückt wurde. Unter dem Gewicht des Tieres schien das Holz zu bersten, doch bevor dies passieren konnte, bewegte sich der haarige Unterkörper nach vorn und der Stachel an diesem bohrte sich durch Fleisch und Knochen des Haimenschen.

Ein Ruck glitt durch Itachis Körper und er packte das Wakizashi so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Blut rann seinem Partner aus dem Mund, als sich der Stachel in dem verletzten Fleisch bewegte und Itachi spürte, wie ihm übel wurde. Das Vieh würde Kisames Organe zerreißen.

Er verlor keine Zeit mehr, wetzte los, um sich mit schnellen Bewegungen auf den breiten Rücken der Spinne zu schwingen und ihr das Wakizashi in den Panzer zu rammen. Das Monster stieß erneut dieses furchtbare Kreischen aus, begann, sich herumzuwerfen, um ihn abzuschütteln. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Kisame an dem Baum hinabsackte, jedoch mit zusammengebissenen Zähnen nach Samehada griff, welches gerade auf ihn zu robbte – anscheinend hatten beide viel abbekommen. Kisames Magengegend blutete stark und er presste seine Hand so fest auf das Loch in seinem Fleisch, als befürchtete er, seine Eingeweide könnten herausfallen.

Itachi hoffte, dass sein Partner in der Lage war, die Blutung schnell genug zu stoppen. Sie brauchten einen Medic-nin, der das wieder in Ordnung brachte. Bei der Vorstellung, Kisame könnte hier sterben, setzte sein Verstand für wenige Sekunden aus…

Er reagierte zu spät und konnte sich gerade noch von der Spinne werfen, bevor diese ihn unter sich zermalmte, indem sie sich auf Rücken schmiss. Er kam hart und viel zu schnell auf dem Boden auf, so dass er sich nicht abrollen konnte. Mühsam raffte er sich auf, denn die riesige Spinne tat es ebenfalls, stürmte wieder auf ihn zu.

Bevor diese ihn jedoch erwischen konnte, riss ihr eine riesige Flutwelle die Beine weg und obwohl Itachi jeden Knochen im Leib spürte, schaffte er es, ihr zu entgehen, indem er in der letzten Sekunde auf einen der Äste über ihm sprang. Er sah, wie Kisame unter ihm erneut Fingerzeichen schloss, während Samehada von allein auf das benommene Tier zuschoss, um sich in einem der Beine zu verbeißen.

„Suiton: Daikoudan no Jutsu!“

Kaum vernahm das geschuppte Schwert die Stimme seines Besitzers, ließ es von der Spinne ab, die von dem riesigen, aus Wasser bestehenden Hai verschluckt wurde. Ein Knall ertönte, noch bevor man irgendetwas erkennen konnte – und das Vieh war verschwunden.

Itachi starrte seinen Partner an, der von seiner Wunde nicht das Geringste zu spüren schien, so aufrecht, wie er stand. Als sich Kisame zu ihm umdrehte und nach oben sah, lag das altbekannte Grinsen auf seinem Gesicht.

„Was denn?“, meinte er spöttisch. „Dachtest du, dass ich so leicht zu töten sei?“

Itachi dämmerte, was passiert sein musste, als er bemerkte, wie Samehada zurück an die Seite seines Meisters robbte und sich an dessen Seite schmiegte, als sei es ein Hund, der nach Streicheleinheiten verlangte. Sicher, Samehada fraß Chakra und es war in der Lage, dieses an Kisame weiterzugeben. Itachi konnte sich nicht einmal darüber ärgern, nicht gleich darauf gekommen zu sein, denn dazu war er zu erleichtert, auch wenn er es nicht zugegeben hätte.
 

Er sprang von dem Ast, landete neben seinem Partner, der gerade seine Wunde begutachtete, von der nichts mehr zu sehen war. Die Haut war noch gereizt, daher ein wenig gerötet, doch das Loch beschränkte sich nur noch auf den Stoff des Mantels, das Fleisch war bereits zugeheilt.

„Wenn es dir so gut geht, sollten wir direkt weiter“, erwiderte er, ohne auf die Worte zuvor einzugehen.

Kisame tätschelte Samehada einmal die violetten Schuppen, ehe er es sporadisch wieder in seine Verbände wickelte. Nicht so ordentlich wie sonst, aber dafür hatten sie auch keine Zeit – ihr Kampf war nicht besonders unauffällig gewesen.

„Was ist mit dir? Dein Hals sieht übel aus…“, bemerkte der Haimensch, während er Samehada auf seinem Rücken befestigte.

„Es ist nichts.“

Das war nicht ganz die Wahrheit, denn wenn er ehrlich war, schmerzte er schon. Sicher würde sein Hals in ein paar Tagen in schillernden Farben leuchten, doch damit konnte er leben. Kisame verdrehte die Augen, schüttelte nur den Kopf, ehe er sich nach dem Metallkoffer umsah. Er fand ihn schnell, hob ihn vom Boden auf und nickte ihm dann zu.

„Von mir aus können wir-“

Itachi warf seinem Partner einen fragenden Blick zu, als dieser plötzlich stockte. Bildete er es sich ein oder war Kisame gerade noch etwas blasser geworden? Bei seiner Hautfarbe war das schwer zu sagen, doch der Hüne winkte schließlich ab.

„Ist nichts“, wich er ihm aus und kam auf ihn zu. „Lass uns weiter.“

Itachi zog die Brauen hoch, sagte aber nichts dazu, sondern folgte Kisame, der anscheinend schnell los wollte. Vielleicht war die Wunde doch nicht vollständig verheilt und sein Partner wollte sich bald in einer Unterkunft ausruhen. Er tat es dem anderen gleich und sprang auf einen der Äste, um ihren Weg über die Bäume fortzusetzen. Zwar bekam er schlecht Luft, doch ansonsten fühlte er sich gar nicht so furchtbar – bei Kisame war er in diesem Fall nicht so sicher.

Er schloss zu diesem auf, wollte ihn gerade ansprechen, als er bemerkte, dass seinem Partner der Schweiß auf der Stirn stand. Abwesend starrte er vor sich hin, wobei seine Sprünge mit jedem Mal kraftloser wurden. Beim nächsten rutschte er ab und Itachi konnte ihn gerade noch an der Schulter packen, jedoch nicht verhindern, dass er mit ihm zu Boden stürzte.

Sie landeten auf den Füßen, doch Kisame zog ihn sofort neben sich auf die Knie. Itachi stützte ihn, hielt ihn einigermaßen aufrecht, was das Gewicht des Hünen – inklusive Samehada – allerdings erschwerte. Er hörte ihn leise keuchen, eine Hand presste er wieder auf die Stelle, wo ihn der Stachel durchbohrt hatte.
 

„Kisame?“

Der Angesprochene schüttelte den Kopf, schloss kurz die Augen, um sich zu sammeln. Der Metallkoffer lag ein paar Meter weiter, doch keiner von ihnen verschwendete gerade einen Gedanken daran. Sie konnten so nicht weiter und wenn Itachis Vermutung stimmte, benötigte Kisame dringend medizinische Hilfe. Mit Gift kannte sich der Uchiha nicht gut genug aus, als dass er eine große Hilfe sein würde. Wieder wurde ihm die Kehle eng, seine Gedanken fieberten…wie sollte er so schnell jemanden auftreiben, der Kisame behandeln konnte? Es war schwer genug, hier draußen einen Arzt zu finden, doch als Nuke-nin war es noch einmal eine ganz andere Sache.

„Mach nicht so ein Gesicht.“

Itachi warf dem Hünen einen Seitenblick zu, als dieser plötzlich die Stille brach.

„In ein paar Stunden…wird es mir besser gehen. Das sind vermutlich nur…die Nachwirkungen vom Gift…“

Itachi glaubte ihm nicht ganz, ließ aber zu, dass Kisame aufstand, auch wenn er dabei wankte. Abermals stützte er ihn und der Fakt, dass ihn der Ältere kommentarlos machen ließ, bekräftigte nur, dass es diesem alles andere als gut ging. Sein Atem ging rasselnd und seine Augen wirkten trüber als sonst, das Funkeln darin fehlte.

„Ich muss mich nur ausruhen“, murmelte er. „Dann…geht das schon…“

Itachi wusste nicht, ob er dem Glauben schenken konnte, doch er nickte bloß. Erstmal mussten sie irgendwo unterkommen, wo sie einigermaßen geschützt waren. Vielleicht hatte Kisame ja Recht und Samehadas Chakra konnte das Gift neutralisieren? Vielleicht würde es ihm wirklich schnell besser gehen. Oder er starb an den Folgen.

Der Gedanke fuhr ihm durch Mark und Bein, löste ein Gefühl in ihm aus, das viel zu unangenehm war. Kisame und er reisten nun so viele Jahre zusammen, dass er sich an ihn gewöhnt hatte. Kisame war die einzige Konstante in seinem Leben auf der Flucht.

„…das Geld“, hörte er ihn brummen, während er ihn beim Gehen stützte.

Itachi blickte starr nach vorn, kein Muskel zuckte in seiner Mimik.

„Ist egal.“

Sie würden später zurückkommen können, um zu sehen, ob der Koffer noch herumlag, oder neues Geld beschaffen. Es war nicht von Bedeutung. Sein Partner äußerte sich nicht weiter dazu.
 

Sie fanden schließlich Unterschlupf in einer Herberge nahe der Grenzen, auch wenn dies eigentlich Itachis letzte Wahl gewesen wäre. Zu viele Shinobi hielten hier Rast, so dass sie Gefahr liefen, erkannt und erneut gejagt zu werden. Allerdings blieb ihnen kaum eine Wahl, so dass er sich kurzerhand entschieden hatte, das Risiko einzugehen – und die Leute mit einem Gen-Jutsu zu belegen. Sie würden sich nur noch an das nette, junge Paar, das das Zimmer im Dachgeschoss gemietet hatte, erinnern.

Sein Blick schweifte zu Kisame, der an der Wand lehnend saß und immer noch miserabel aussah. Samehada lag neben ihm, hatte ihm gerade noch etwas Chakra abgegeben, doch es war fraglich, ob das reichen würde. Itachi atmete durch, ehe er sich daran machte, den Futon auszurollen.

Kisame blinzelte müde, als er ihn an der Schulter berührte, hob nur langsam den Kopf.

„Kannst du aufstehen?“, fragte der Uchiha ruhig.

Ein bejahendes Brummen folgte, doch Itachi stützte ihn lieber bis zum Futon, wo sich der Hüne auch direkt niederließ. Kurz zögerte er, half Kisame dann jedoch, sich aus dem Mantel zu schälen. Ihm entging nicht, wie sich dessen muskulöse Brust ungleichmäßig hob und senkte. Kein gutes Zeichen.

Dass sich sein Partner überdies mit keinem Wort beschwerte, dass er das allein könne, half auch nicht wirklich. Itachi erhob sich, um sich ebenfalls den störenden Mantel auszuziehen und ins Bad zu verschwinden. Er kam mit einem nassen Lappen wieder und kniete sich neben Kisame, der sich auf die Seite gelegt und die Augen geschlossen hatte.

Behutsam nahm er ihm das Stirnband ab, tupfte die Stelle darunter und den Nacken des Hünen ab. Er beobachtete, wie Kisame zuerst zusammenzuckte, ihn dann aber machen ließ. Immer noch fühlte sich Itachi nicht wohl bei dem Gedanken, einfach bis zum nächsten Tag zu warten. Sollte er nicht wenigstens versuchen, einen Medic-nin zu finden und ihn zu zwingen, Kisame zu behandeln? Was, wenn sie warteten und das Gift seinen Partner bis zum Morgen töten würde?

Er konnte seine Bedenken nicht einfach abschalten, überlegte, ob er es verantworten konnte, Kisame allein zu lassen. Schließlich war Samehada hier – das Schwert würde seinen Partner im Ernstfall schützen – und Itachi hatte nicht vor, sonderlich lange wegzubleiben. Er war kein Fachmann, aber es sah nicht gesund aus, wie Kisame da lag, zitterte und Schweißausbrüche zu bekommen schien. Abermals tupfte er die Stirn des Hünen ab, haderte mit sich, ehe er einen Entschluss fasste.

Kisame hob die Lider ein Stück, als er ihn zudeckte, doch es folgte kein Spott. Stattdessen wurde er irritiert dabei beobachtet, wie er sich aufrichtete.

„…wohin gehst du?“, kam es gemurmelt.

„Ich bin bald wieder da“, gab er zurück. „Ruh dich aus.“

Kisame sah aus, als würde er noch etwas sagen wollen, allerdings nickte er nur, schloss die Augen wieder. Vielleicht ahnte er, dass Itachi nicht einfach nur abwarten konnte – oder er vertraute Samehadas Chakra doch nicht hundertprozentig.
 

Als er etwa zwei Stunden später zurückkam, lag Kisame immer noch auf dem Futon. Einerseits erleichterte dies den Uchiha, andererseits entging ihm nicht, dass der Hüne unter dem Stoff auch jetzt noch zitterte. Es ging ihm also dem Anschein nach nicht besser und Itachi war froh, dass ihm der Wirt eine Apotheke hatte nennen können. Auf dem Weg hatte er auch gleich Kakuzus Kopfgeld eingesammelt, um das Gegengift bezahlen zu können.

Zwar hatte der Apotheker gemeint, dass man bei einer Vergiftung lieber ins Krankenhaus gehen oder einen Arzt zu Rate ziehen sollte, doch er hatte ihm letztendlich das Mittel verkauft – Itachi hatte ihm auch keine große Wahl gelassen. Er stellte den Koffer in der Ecke ab, neben Samehada, das regungslos auf dem Boden lag, und setzte sich dann zu Kisame.

Ein paar Sekunden lang beobachtete er seinen Partner, der in einem unruhigen Schlaf gefangen zu sein schien. Die Augen zuckten unter den geschlossenen Lidern und sein Atem ging rasselnd. Die Decke war zur Hälfte heruntergerutscht und Itachi stellte fest, dass Kisame sein zerstörtes Shirt ausgezogen hatte – der Stoff lag zusammengeknüllt auf dem Boden. Vermutlich war es ihm zu warm gewesen, so wie er schwitzte.

Aus einem plötzlichen Impuls heraus beugte er sich vor und streichelte dem Hünen vorsichtig über die heiße Wange. Kisame zuckte leicht, ehe er langsam die Lider hob, wohl einen Moment brauchte, um ihn zu erkennen. Itachi zog seine Hand wieder zurück, sah ihm dabei zu, wie er sich schwerfällig in eine sitzende Position aufrichtete.

„…du bist zurück“, brummte er dann und rieb sich einmal über das Gesicht.

„Ich habe ein Gegengift auftreiben können.“

Kisame schnaubte, als Itachi die kleine Spritze mit der grün schimmernden Flüssigkeit hervorholte. Es gab keine hundertprozentige Garantie, dass das Mittel gegen diese Art von Gift half, aber laut dem Apotheker konnte es auch nicht mehr Schaden anrichten.

„Ich hab dir doch gesagt, dass das nicht nötig ist.“

„So, wie du aussiehst, bin ich mir da nicht sicher“, erwiderte der Uchiha, worauf Kisame kein gescheites Argument einzufallen schien.

„Schon gut…danke“, meinte er und hielt ihm die Hand hin. „Gib her…ich mach’s selbst.“

Itachi zog skeptisch die Brauen zusammen.

„Du zitterst“, bemerkte er und drückte ihn nach hinten. „Leg dich hin. Ich werde es machen.“

Zwar verdrehte Kisame die Augen, doch er protestierte nicht weiter, sondern legte sich auf den Rücken. Vielleicht konnte sein Körper das Gift tatsächlich von allein abbauen, doch Itachi war wesentlich wohler dabei, wenn er wusste, dass er alles getan hatte, um ihm zu helfen. Schließlich hatte Kisame damals in den Bergen auch sein Überleben gesichert – sie waren ein Team.

Sein Partner verzog keine Miene, als Itachi ihm die Spritze in den Bauch gab, was nicht so schwierig war wie befürchtet; Kisames Haut war widerstandsfähiger als die anderer Menschen. Er legte die leere Spritze beiseite und holte eine Wasserflasche hervor, die er dem anderen reichte.

„Du solltest mehr trinken.“

„Hm…“

Der Hüne setzte sich auf und nahm einen Schluck, ehe er ihm die Flasche wieder zurückgab. Abermals schien ihn die Müdigkeit zu überkommen, denn er fuhr sich über das Gesicht, schloss für ein paar Sekunden die Augen. Itachi gab ihm die Zeit, griff nach dem Lappen und ging noch einmal ins Bad, um ihn auszuwaschen.
 

Als er zurückkam, lag Kisame wieder auf dem Rücken, die Decke über seinen Beinen ausgebreitet. Er sah nicht auf, als sich der Uchiha neben ihn kniete, um ihm wie schon zuvor den Schweiß von der Stirn zu tupfen. Er wusste nicht, ob Kisame es überhaupt mitbekam, denn er blieb still liegen, schlief möglicherweise wieder. Ungewöhnlich, denn sein Partner war sonst ein sehr wachsamer Mensch.

Itachi kam jedoch sogleich der Gedanke, dass er dies selbst auch war – dennoch hatte er sich damals im Fieberwahn in Kisames Hände begeben. Gut, ihm war auch nichts anderes übrig geblieben, da er mehr als einmal ohnmächtig geworden war. Trotzdem hatte das ihr Vertrauen ineinander gestärkt. Viele ihrer Erlebnisse hatten dafür gesorgt, dass sie einander nicht mehr als Gefahr ansahen, sondern als Partner, die einander den Rücken freihielten.

Itachi hätte zu Beginn ihrer Partnerschaft nicht damit gerechnet, dass sie sich auch nur im Entferntesten würden leiden können. Nun, hier saß er, direkt an Kisames Seite und kühlte dessen Stirn. Er hielt inne, als der Hüne sich plötzlich auf die Seite drehte und dabei leise brummend den Kopf in seinen Schoß schob. So tief schien er also nicht zu schlafen.

Unschlüssig sah er auf Kisame herunter, der einfach so liegen blieb, das Gesicht halb an seinem Oberschenkel vergraben. Es gab zumindest für den Uchiha bequemere Möglichkeiten, doch er wollte Kisame auch nicht einfach so wegschieben. Er erinnerte sich daran, dass er früher so bei seiner Mutter gelegen hatte, während sie ihm die Haare gestreichelt hatte. Gerade wenn er krank gewesen war, hatte ihn das beruhigt. Auch Sasuke hatte schon in seinem Schoß gelegen…aber das war Familie gewesen.

Unangenehm wäre die falsche Bezeichnung dafür gewesen, dass Kisame so bei ihm lag – dennoch war es irgendwie…intim? War das das richtige Wort? Er war nicht sicher. Musste er sich darüber überhaupt Gedanken machen? Dann lag Kisame eben in seinem Schoß. Was war schon dabei? Er versuchte die Wärme, die ihm unweigerlich in die Wangen stieg, zu ignorieren.

Vermutlich hatte Kisame Recht gehabt und sie waren verkorkst. Itachi zumindest empfand es als ziemlich verkorkst, plötzlich so etwas wie Schamgefühl zu empfinden, nur weil sein Partner sich nicht wohl fühlte und daher seine Nähe suchte.

Er drängte diese Gedanken beiseite und sah zu Kisame herunter, ehe er ihm zögernd durch die Haare fuhr. Da der Hüne den Schlaf brauchte, um sich zu erholen, würde er ohnehin wachbleiben müssen. Er musterte Kisames Gesicht, das nun etwas entspannter wirkte, während er die Finger in seinen Haaren vergrub, ihn zu kraulen begann.

Wie lange es her war, dass er sich um jemanden gekümmert hatte. Ihm wurde dabei wieder einmal bewusst, wie schnell er hatte erwachsen werden müssen. Viel zu schnell. Er konnte sich nur noch an Bruchstücke seiner Kindheit erinnern, doch das meiste davon war von seiner Entwicklung zum Shinobi überschattet.

Kisame meinte immer, er sei zu ernst, nicht locker genug…er bräuchte mal Spaß. Die Wahrheit war, dass Itachi nicht mehr wusste, wie sich das überhaupt anfühlte. Obwohl er seinem Partner vertraute, konnte er sich selten fallen lassen – schließlich standen sie auf der Fahndungsliste sehr weit oben. Sein Überleben sicherte das seines Bruders, weswegen es umso wichtiger war, sich keinen Fehler zu erlauben. Kisame konnte das nicht nachvollziehen, weil er nur für sich selbst lebte.

Manchmal beneidete Itachi ihn darum.
 

Ein leises Seufzen entwich seinen Lippen, während seine Finger Kreise durch Kisames Haar zogen. Er spürte die kleinen Wirbel darin, spürte den leichten Widerstand, wenn er hindurchfuhr. Still lauschte er dabei dem ruhiger werdenden Atem des Hünen, seinen Blick auf dessen Profil gerichtet.

Kisame und er unterschieden sich äußerlich so sehr, wie es charakterlich der Fall war; angefangen bei dessen markanten Zügen und der blassblauen Haut, die sich untypisch rau anfühlte, wenn man darüber strich.

Seine dunklen Augen blieben einen Moment lang auf den Kiemen ruhen, ehe er diese vorsichtig mit den Fingerkuppen berührte. Als Kisame daraufhin leicht zuckte, zog er die Hand wieder zurück, widmete sich lieber wieder den blauen Haaren. Er wollte ihn nicht wecken.

Unweigerlich glitt sein Blick zu Kisames Torso, der sich schon viel regelmäßiger hob und senkte – nicht mehr so abgehackt wie zuvor. Ein gutes Zeichen, das Itachi ein bisschen beruhigte, denn viel mehr, als er bereits getan hatte, konnte er nicht machen.

Während er Kisame so betrachtete, musste er daran denken, wie harmlos das sogenannte Monster aus Kiri-Gakure gerade wirkte. Wenn er an den Blutrausch von vor einigen Tagen dachte, war das irgendwie ironisch. Andererseits hatte er im Laufe der Jahre festgestellt, dass diese blutrünstige Seite nur eine von vielen war, die Kisame ausmachten.

Der Hüne war paradoxerweise ein angenehmer Gesprächspartner und sehr loyal, wenn man sich mit ihm anfreundete. Freunde…waren sie das? Der letzte Freund, den Itachi gehabt hatte, war Shisui gewesen und nach dessen Selbstmord hatte er niemanden mehr an sich herangelassen. Es war auch nicht möglich gewesen.

Dass Kisame und er ein Team waren, lag auf der Hand…vielleicht war Freundschaft etwas zu viel des Guten. Schließlich waren sie nur eine Zweckgemeinschaft, nicht wahr? Man belog seine Freunde nicht und Itachi hatte Kisame nicht nur einmal belogen, seitdem sie zusammen reisten. Trotzdem konnte er nicht leugnen, dass er den Haimenschen gern hatte. Andernfalls hätte er abgewartet, anstatt nach einem Gegengift zu suchen. Nein, er schätzte Kisame als Person und er war ihm wichtig geworden.

Ihn hier bei sich liegen zu haben und zu sehen, dass er nicht mehr so stark zitterte und gepresst atmete, erleichterte ihn. Itachi war froh, dass er für ihn da sein konnte, so wie er damals dankbar gewesen war, dass Kisame sich um ihn gekümmert hatte. Vielleicht war es gar nicht so wichtig, als was man ihre Beziehung bezeichnete…solange sie beide damit zurechtkamen.

Zumindest Itachi hatte kein Problem damit – im Gegenteil, es fühlte sich gut an, gebraucht zu werden. Für jemanden da zu sein, der einem wichtig war. Auch wenn er wusste, dass es nicht für immer sein würde.

Neuigkeiten

Als Kisame am nächsten Morgen allmählich wach wurde, fühlte er sich, als hätte er am vorigen Abend zu tief ins Glas geschaut. Die Kopfschmerzen waren nichts zu dem flauen Gefühl in seinem Magen, doch wenigstens verglühte er nicht mehr. Die Übelkeit war leichter zu ertragen als das erbärmliche Zittern aufgrund von Hitze und Schüttelfrost in ständigem Wechsel. Möglicherweise hatte er seinen Körper und Samehadas Fähigkeiten ein bisschen überschätzt und Gift machte ihm doch mehr aus als gedacht.

Er rieb sich den Schlaf aus den Augen, während er im Hintergrund leises Rauschen vernahm. Anstatt unangenehmer Helligkeit war das Licht recht gedämmt, wofür Kisame im Moment ganz dankbar war. Er fühlte sich schlapp, so dass er am liebsten direkt weitergeschlafen hätte – ein Blick in Itachis Gesicht, das ihm unerwartet nahe war, ließ ihn jedoch innehalten.

Der Uchiha lag neben ihm, auf die Seite gedreht und ruhig atmend. Kisame erinnerte sich plötzlich daran, dass er zwischenzeitlich wach geworden war – und zwar mit dem Kopf in Itachis Schoß. Er konnte nicht mal behaupten, dass es ihm missfallen hatte, wie der Uchiha ihm durchs Haar gestreichelt hatte. Wenn Kisame ehrlich war, hatte das noch niemand getan – zumindest wenn man die Frauen, die er bezahlte, abzog.

Das Leben in Kiri-Gakure hatte keinen Platz für unbeschwerte Freundschaften oder Liebeleien. Man wurde schnell erwachsen, stumpfte ab, weil man niemandem Schwäche zeigen wollte. Danach hatte Kisame bislang gelebt, um sich selbst zu schützen. Wann hatte er angefangen, Itachi dermaßen zu vertrauen?

Er bereute es nicht, denn schließlich war der Jüngere seinetwegen noch mal losgezogen, hatte tatsächlich ein Gegengift aufgetrieben. Obwohl Kisame ihm davon abgeraten hatte…und er war doch erleichtert, dass Itachi nicht auf ihn gehört hatte. Wer wusste schon, wie sein Zustand sonst wäre?

Kurz warf er einen Blick über die Schulter, sah zum Fenster, wobei ihm die düsteren Wolken dahinter auffielen. Das Prasseln wurde zu einem stetigen Trommeln gegen die Scheibe, als der Regen stärker wurde. Nun, das war bloß ein weiterer Grund, noch liegen zu bleiben, so dass er sich wieder umdrehte.

Itachi schlief noch, auch wenn Kisame ahnte, dass es kein besonders fester Schlaf sein konnte; so müde er auch sein musste, wenn er tatsächlich die ganze Nacht auf ihn Acht gegeben hatte. Zumal sein Partner nie lange ruhig schlief, sondern oftmals hochschreckte, auch wenn er nie groß Theater darum machte. Jeder von ihnen beiden hatte so seine Dämonen.

Ein paar Sekunden ruhte sein Blick auf den sanften Zügen des Uchihas, ehe er die Decke nahm und sie ihm umlegte. Kisame fror nicht mehr und er wusste, dass Itachi zu den Menschen gehörte, die ohne Decke nicht besonders gut schliefen. Kaum hatte er den Arm wieder sinken lassen, blinzelte ihn sein Gegenüber müde an.

„…es geht dir besser?“

Die Worte kamen Itachi nur gemurmelt über die Lippen und Kisame grinste schief; die Nacht forderte wohl ihren Tribut.

„Im Vergleich zu gestern Nacht sehr viel besser“, erwiderte er ehrlich. „Wäre aber ganz gut, wenn wir noch zwei Stunden zum Ausruhen bleiben könnten.“

Itachi gab ein Schnauben von sich, wickelte sich etwas mehr in die Decke.

„Wir haben das Zimmer bis morgen.“

„Meinetwegen müssen wir nicht hier bleiben.“

Der Uchiha musterte ihn, ehe er kurzerhand die Augen schloss und bis zur Nase unter der Decke verschwand.

„Wir bleiben“, hörte er ihn nuscheln und hätte gelacht, wenn sein Magen nicht gerade wieder rebelliert hätte.

Er setzte sich auf, wobei er Itachi weiterhin beobachtete, jedoch ein paar Sekunden schwieg. Anscheinend war er nicht der Einzige, der sich ausruhen musste. Oder Itachi tat das, damit er nicht weiter mit ihm diskutierte – mittlerweile kannte er die Tricks des Uchihas.
 

„Hey“, brummte er, doch der andere rührte sich nicht.

„Mh…“

„Wegen gestern…“, begann er, wurde allerdings unterbrochen.

„Du hättest dasselbe für mich getan.“

Kisame konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, auch wenn Itachi natürlich Recht hatte; er hätte dasselbe für ihn getan, das stand außer Frage. Dennoch konnte er nicht anders, als ihn ein bisschen damit aufzuziehen.

„Du meinst, dass ich dich in meinem Schoß hätte schlafen lassen und dir den Kopf gekrault hätte?“

Itachi hielt die Augen zwar weiterhin geschlossen, das Gesicht halb unter der Decke versteckt, doch Kisame entging die kleine Falte zwischen seinen Brauen nicht. Zwar konnte er es leider nicht sehen, doch er hätte darauf gewettet, dass sich Itachis Wangen soeben röteten. Eine Antwort blieb aus, was Kisame noch mehr belustigte; fiel ihm dazu nichts mehr ein?

„Keine Sorge, ich werde es schon niemandem verraten“, sprach er weiter und Itachis Brauen zogen sich noch mehr zusammen.

„Besser wäre es“, murmelte er dumpf gegen den Stoff. „Immerhin warst du derjenige, der damit angefangen hat.“

Vermutlich stimmte das, dagegen wollte Kisame nichts sagen, trotzdem konnte ihn das nicht mundtot machen. Im Gegenteil, es stachelte ihn nur noch mehr zum Kontra an.

„Anscheinend hat es dir nicht allzu viel ausgemacht, nicht wahr? Du hast mich ja bei dir liegen lassen.“

Itachi schnaubte leise, drehte sich nun auf die andere Seite, so dass er seinen Rücken im Blick hatte.

„Das nächste Mal werde ich mir das genauer überlegen“, hörte er ihn nuscheln. „Und jetzt lass mich schlafen.“

Also war es ihm wirklich unangenehm, so wie er reagierte. Kisame amüsierte das Verhalten des anderen, doch er war nicht undankbar, ließ ihn deshalb in Ruhe. Während der andere schlief, würde er erst einmal ausgiebig duschen. Wenn sie dieses Zimmer noch bis morgen hätten, würde er dies auch auskosten, sich danach ebenfalls wieder aufs Ohr legen.
 

Tatsächlich machten sie beide den ganzen Tag nichts anderes, als faul herumzuliegen und sich auszuruhen. Zwischendurch bestellten sie etwas zu essen aufs Zimmer, wechselten ein paar belanglose Worte und rollten sich dann wieder zusammen. Es kam nicht allzu oft vor, dass sie so lange herumlungerten, schon allein, weil Kisame schnell langweilig wurde. Diesmal konnte er sich jedoch nicht darüber beschweren, genoss es ungewohnt schweigsam.

Die Nachwirkungen des Giftes verfolgten ihn wie ein übler Kater und auch Itachi schien durch den mangelnden Schlaf eher träge zu sein. Da sie keinen Zeitdruck hatten, sollte das kein Problem darstellen.

Jedenfalls nahm Kisame das an, wurde jedoch eines Besseren belehrt, als er in der Nacht aus dem Bad kam und den Uchiha am Fenster stehen sah. Fragend blickte er seinen Partner an, doch dieser beachtete ihn gar nicht, sondern fixierte einen Punkt in der Ferne.

„Gibt’s da draußen was Interessantes zu sehen?“, erkundigte er sich schließlich und trat neben ihn.

Schon während er die Frage gestellt hatte, bemerkte er es ebenfalls…das unangenehme Gefühl, beobachtet zu werden. Meistens tauchte Zetsu in solchen Situationen aus irgendwelchen Büschen auf, nachdem er ihnen einige Zeit nachgeschlichen war. Dass der zwielichtige Pflanzenmann des Öfteren Menschen verschlang, machte es nicht weniger gruselig.

So gesehen freute er sich fast, als ein kleiner, weißer Papierzettel ins Zimmer geweht wurde und schließlich auf dem Boden liegen blieb. Weitere Zettel folgten, sammelten sich nach und nach in der Mitte des Raumes, wo sie sich zu einer Person formten. Ja, ihr einziges weibliches Mitglied stellte eine weitaus angenehmere Überraschung dar – obwohl sie noch nicht wussten, warum Konan hier war.

Itachi und er tauschten einen kurzen Blick miteinander, ehe sie ihre Aufmerksamkeit auf die Blauhaarige richteten. Diese sah sich flüchtig im Zimmer um, fasste auch den Metallkoffer an der Wand für einige Sekunden ins Auge.

„Wie ich sehe, wart ihr erfolgreich – trotz gewisser Komplikationen“, begann sie anstelle einer Begrüßung.

„Auch schön, dich zu sehen, Konan“, erwiderte Kisame höflich, jedoch grinsend.

Sie reagierte nicht darauf, auch wenn sie ihn aus ihren Bernsteinaugen fixierte. Natürlich warf sie der Umstand, dass er obenrum immer noch unbekleidet war, nicht aus der Bahn. Was abgeklärte Emotionen anging, stand Konan seinem Partner in nichts nach. Letzterer lehnte sich gegen das Fensterbrett, schien darauf zu warten, dass Konan ihnen den Grund ihres unangekündigten Besuchs mitteilte.

„Du bist doch nicht wegen des Kopfgeldes gekommen?“, mutmaßte Kisame und verschränkte die Arme.

„Pain schickt mich“, gab sie ruhig zurück. „Es gibt Neuigkeiten, die für einen von euch von äußerster Wichtigkeit sein sollten.“

Dass sie dabei Itachi ansah, machte die Sache schnell klar, auch wenn sie sich zweifellos beide fragten, was nun wieder los war. Auch wenn die Miene seines Partners wie in Stein gemeißelt wirkte, wusste Kisame, dass dieser angespannt war. Es war aber auch typisch Konan, dass man ihr die Hälfte aus der Nase ziehen musste, wobei sie diesmal aber direkt fortfuhr.

„Uchiha Sasuke hat Konoha-Gakure verlassen, um sich Orochimaru anzuschließen.“

Und mit einem Mal war es so still im Zimmer, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Reflexartig zuckte sein Blick in Richtung des älteren Uchihas, so dass er gerade noch mitbekam, wie sich dessen dunkle Augen für einen kurzen Moment weiteten, ehe sich seine Mimik glättete. Seine Finger krallten sich jedoch ins Fensterbrett, als wollten sie dieses herausreißen.
 

„Wann?“

Itachis ruhige Stimme klang nicht danach, als würde es ihn wirklich kümmern, doch Kisame kannte ihn besser.

„Vor drei Tagen“, antwortete Konan in derselben Tonlage. „Sie haben einen Trupp von Ge-nin losgeschickt, um ihn zurückzuholen – darunter der Kyuubi. Letztendlich haben sie ihn jedoch nicht aufhalten können.“

Kisame konnte sich denken, worauf es die Schlange abgesehen hatte. Da er Itachis Körper nicht bekommen konnte, hatte er hundertprozentig dessen Bruder ins Visier genommen. Möglicherweise war es bereits zu spät und er hatte ihn verschlungen.

„Durch Sasoris Spion wissen wir, dass er momentan nicht in der Lage ist, seinen Körper zu wechseln. Es wird einige Jahre dauern, bis er wieder soweit ist.“

Nun, sollte der Bengel Itachi irgendetwas bedeuten, war das sicherlich ein kleiner Trost – und wenn er lediglich als Ersatzteillager diente. Wobei sich Kisame die Frage stellte, ob der andere diesbezüglich ganz ehrlich mit ihm gewesen war. Vielleicht bot sich ihm die seltene Gelegenheit, genau das herauszufinden.

„Ich verstehe.“

Es war alles, was Itachi zu diesem Thema sagte, doch vermutlich hatte Konan nichts anderes erwartet, denn sie nickte.

„Pain will, dass du es weißt, um eventuelle Maßnahmen zu treffen“, machte sie deutlich und ihr Blick wurde eine Spur schärfer. „Sowohl Orochimaru als auch Uchiha Sasuke könnten unser Ziel gefährden. Da es hierbei allerdings um deinen Bruder geht, wird Pain dir die Entscheidung über das weitere Handeln überlassen.“

Kisame kam direkt der Gedanke, dass es dafür einen weitaus triftigeren Grund gab, als das bisschen Blutsverwandtschaft. Was wusste er schon darüber, welche Abmachung Itachi mit Pain hatte? Jedes Mitglied Akatsukis hatte seine eigenen Gründe, der Organisation beigetreten zu sein. Vielleicht schloss Itachis Pakt ja dessen Bruder mit ein? Andernfalls hätte ihr Anführer sicher nicht Konan herbemüht, um Itachi die Entscheidungsgewalt in diesem Fall zu überlassen. Nein, das war nicht Pains Art.

„Orochimaru hat viele Stützpunkte“, fuhr Konan fort. „Sein momentaner Hauptsitz ist in Kusa-Gakure. Ihr solltet von hier aus nicht lange brauchen, um ihn zu erreichen, und er liegt auf dem Weg nach Ame-Gakure. Wir werden uns in ein paar Tagen alle dort zusammenfinden, um die weitere Vorgehensweise zu besprechen.“

Es war schon eine Weile her, dass sie wirklich alle zu einem Treffen erschienen waren. Kisame zählte Pains Jutsu nicht dazu, auch wenn dieses sicherlich sehr praktisch war, da sie so alle miteinander kommunizieren konnten. Obwohl er weder Kakuzu noch Sasori sonderlich viel abgewinnen konnte, war er doch neugierig, wie der Puppenspieler inzwischen mit seinem neuen Partner zurechtkam.

Deidaras Temperament war sicher nicht vom einen auf den anderen Tag verschwunden und Sasori ebenso wenig für seine Geduld bekannt. Ja, das würde interessant werden.

„Enttäusche unser Vertrauen nicht“, hörte er Konan sagen und blickte auf.

Die Warnung stand außer Frage, dessen waren sie sich beide bewusst. Itachi nickte, ohne mit der Wimper zu zucken, und sie beide schauten zu, wie sich die junge Frau in zahlreiche Papierschnipsel auflöste, die durch das ganze Zimmer stoben. Als sich der Papiersturm legte, war der Metallkoffer verschwunden, und sie beide drehten den Kopf in Richtung Fenster, wo man Konans geflügelte Silhouette langsam verschwinden sah. Die Frau verlor nicht viele Worte und kam schnell zur Sache, das musste man ihr lassen.
 

Als er sich seinem Partner zuwandte, fiel ihm auf, dass dieser etwas blasser um die Nase herum geworden war. Er schien gar nicht richtig anwesend zu sein, sondern schaute immer noch zu der Stelle, wo Konan bis eben zu sehen gewesen war.

„Na, wenn das mal keine Hiobsbotschaft war“, bemerkte er und riss Itachi damit aus seinen Gedanken.

Der Jüngere schloss kurz die Augen, als müsste er in sich gehen, wandte sich dann aber endlich vom Fenster ab. Kisame entging seine Unruhe nicht, obwohl er sich bemühte, diese nicht zu zeigen. Es war für ihn offensichtlich, dass Itachi die Entscheidung bereits für sich gefällt hatte.

„Also…wann brechen wir nach Oto auf?“

Itachi sagte eine Weile gar nichts, sondern blieb einfach nur mit dem Rücken zu ihm stehen. Dann hörte er ihn leise seufzen, ehe er es sich wieder auf dem Futon bequem machte. Unweigerlich fragte er sich, ob der Uchiha ihm damit weismachen wollte, dass es ihm egal war. Zwar konnte Kisame nicht mit Bestimmtheit sagen, was das für eine Sache zwischen den Brüdern war, doch gleichgültig waren Itachi diese Neuigkeiten nicht.

Er sah diesem dabei zu, wie er sich wieder in die Decke wickelte und sich auf die Seite drehte.

„Morgen früh“, kam dann doch noch die Antwort und der Hüne nickte.

Dieses Mal würde er sich angesichts Orochimarus jedenfalls nicht so einfach von Itachi fortschicken lassen. Er wusste noch sehr gut, was damals passiert war, und auch, wenn der Uchiha wohl nie in ernsthafter Gefahr gewesen war – sie waren ein Team. Das setzte voraus, dass sie einander vertrauten, so wie es am Vortag und in der Nacht der Fall gewesen war.

Zwar konnte Kisame verstehen, dass sein Partner dennoch Geheimnisse hatte, die er lieber nicht teilen wollte, doch das bedeutete nicht, dass er das auch schweigend akzeptierte. Er wollte mehr über diese eigenartige Beziehung zwischen den beiden Brüdern erfahren und zweifellos würde er das, wenn sie Orochimaru aufsuchten.

„Es könnte eine Falle sein“, bemerkte er nach einer Weile und ließ sich neben Itachi auf den Boden sinken. „Vielleicht will er dich durch deinen Bruder herlocken?“

Sein Partner blieb mit dem Rücken zu ihm liegen, so dass er dessen Ausdruck leider nicht sehen konnte. Vermutlich hätte ihm das aber bei Itachis Pokerface ohnehin nicht sonderlich viel gebracht.

„Das würde nichts an meiner Entscheidung ändern.“

Kisame war versucht, ihn daran zu erinnern, dass er an der Entscheidung mit dran hing, doch er ließ es bleiben. Es würde zu nichts führen, darüber zu diskutieren, und wenn er ehrlich war, wollte er das auch gar nicht. Er hatte kein Problem mit Itachis Entscheidung – es sei denn, es lief ähnlich wie beim letzten Mal ab.

„Dachte ich mir“, gab er zu und ließ den Blick durchs Zimmer schweifen.

„Du musst nicht mit mir kommen.“

Kisame schnaubte, fixierte seinen Partner nun wieder.

„Das kannst du dir sparen“, erwiderte er schroff. „Dieses Mal wirst du mich nicht so einfach los.“

Er beobachtete, wie sich der Uchiha auf den Rücken drehte, die schwarzen Augen an die Decke geheftet. Mit Sicherheit ging ihm eine Menge durch den Kopf, doch seine Mimik verriet nichts.

„Das habe ich nicht gesagt“, murmelte er bloß.

„Mag sein, aber ich kenne dich gut genug. Wir gehen zusammen dorthin und danach machen wir uns nach Ame auf.“

Itachi warf ihm einen nachdenklichen Seitenblick zu, doch er widersprach nicht, sondern nickte leicht. Damit war Kisame fürs Erste zufrieden, zumal er hoffte, dass sie das Thema Orochimaru danach ein für alle Mal abschließen konnten. Irgendwie musste dieses hinterlistige Reptil doch totzukriegen sein. Niemand war unsterblich – nicht einmal Kakuzu, obwohl er nah dran war.

„Du solltest schlafen“, wandte er sich erneut an seinen Partner.

Dieser hob eine Braue, musterte ihn kurz, doch bevor er etwas sagen konnte, winkte Kisame schon ab.

„Ich habe den ganzen Tag geschlafen und ich fühle mich besser.“

Das entsprach der Wahrheit, denn die Übelkeit war mittlerweile verschwunden. Zur Not konnte er Itachi immer noch wecken, was dieser wohl auch einsah, denn er drehte sich wieder auf die Seite. Kisame lauschte seinen ruhigen Atemzügen, lehnte sich dabei an die Wand.

Beinahe hatte er ein schlechtes Gewissen, Itachi in dieser Angelegenheit zu misstrauen. Ja. Beinahe.

Schlangengrube

Obwohl Kisame es nur ungern zugab, konnte er nicht leugnen, dass sie Orochimarus Stützpunkt wohl ohne Zetsus Informationen niemals gefunden hätten. Nicht, dass sie bereits an ihrem Ziel angekommen wären, doch sonderlich weit konnte es nicht mehr sein. Der Pflanzenmann war am Vortag in ihrem Lager aufgetaucht und hatte ihnen den genauen Weg beschrieben. Kisame konnte sich nicht helfen, aber es war unheimlich, wie Zetsu manches Mal aus dem Nichts erschien.

Auch wenn Itachi und er ihn immer recht schnell bemerkten, konnte er das Gefühl, beobachtet zu werden, nicht ausstehen. Immerhin würden sie wohl in Kürze die felsige Ebene erreichen, die Zetsu ihnen beschrieben hatte, und dort musste irgendwo der Eingang zu finden sein.

Er warf seinem Partner einen kurzen Seitenblick zu, während sie den Wald durchquerten. Bislang war ihre Reise ohne weitere Zwischenfälle verlaufen, doch ihm entging nicht, dass Itachi in sich gekehrter als sonst war. Oftmals hörte er ihm kaum zu, schien in Gedanken versunken zu sein und Kisame wusste, was ihm durch den Kopf spukte. Nun, vielleicht nicht im Detail, doch es ging natürlich um Sasuke.

Leider ließ sich Itachi nicht auf Fragen bezüglich dieses Themas ein und mittlerweile war es dem Hünen zu anstrengend geworden, gegen eine Wand zu reden. Nicht, dass der Uchiha sonst ein Quell sprudelnder Worte war, doch er ging zumindest auf ihn ein, anstatt ihn einfach zu ignorieren. Vermutlich sollte er einfach froh sein, dass Itachi bislang noch nicht versucht hatte, ihn abzuhängen, um der Schlange allein gegenüber zu treten.

Er war schon sehr gespannt auf dieses Treffen und wofür Itachi sich entschieden hatte. Würde er die Schlange töten? Oder seinen Bruder? So kaltblütig, wie er diesen das letzte Mal zusammengeschlagen und psychisch zermürbt hatte, wäre es ihm glatt zuzutrauen. Eine Art Rückversicherung, falls er eines Tages blind sein würde, mehr schien Sasuke nicht zu sein. Kisame fragte sich, wie viel davon der Wahrheit entsprach und was Itachi ihm verschwiegen hatte. Dieser Kerl war ein Buch mit sieben Siegeln, doch er würde geduldig sein.

„Kisame.“

Er blickte alarmiert auf, direkt in die rot leuchtenden Sharingan seines Partners; hatte der Uchiha etwas bemerkt, das ihm selbst entgangen war? Kisames Sinne waren durch das harte Leben in Kiri-Gakure gut geschärft, zumal er auch noch Samehada an seiner Seite hatte, doch auf Itachis Intuition und sein Bluterbe war ebenfalls Verlass.

Sekundenlang geschah nichts – dann hörte er es. Ein schlurfendes Geräusch, das aus dem Dickicht zu ihnen hervordrang. Kisame schloss seine Hand um Samehadas Griff, abwartend, was sie nun wieder erwartete. Er hatte nie damit gerechnet, dass sie ohne Hindernisse zu Orochimaru vordringen könnten. Der San-nin wusste sicherlich, dass sie auf dem Weg waren – jeder hatte irgendwelche Spitzel in seinem Gefolge.

„Allmählich habe ich die Schnauze voll von solchem Viehzeug…“, brummte er, als das Schlurfen verstummte.

Stattdessen ertönte ein aggressives Zischeln und sie beide starrten zu der riesigen Schlange auf, die ihren mächtigen Kopf senkte und sie beide aus ihren gelben Augen fixierte. Das braun geschuppte Tier wäre sicherlich in der Lage, einen Menschen im Ganzen zu verschlingen. Hoffentlich handelte es sich hierbei nicht um eine Giftschlange, denn er hatte erstmal genug von Vergiftungen.

Der Schwanz der Schlange peitschte mit solcher Wucht gegen die Bäume, dass diese erbebten, dabei einige Blätter verloren – dann schoss das Tier mit dem Kopf voran auf sie zu. Sie wichen gleichzeitig zu verschiedenen Seiten aus, wobei die Schlange ihn als Ziel auserkoren zu haben schien.
 

Fluchend zog er Samehada und wehrte damit die nach ihm schnappenden Zähne der Schlange ab. Durch die Wucht wurde er zurückgeschleudert, prallte gegen einen der Bäume. Er kam rasch wieder auf die Beine, sah sich nach Itachi um und entdeckte ihn ein paar Meter weiter – wo er mit einer zweiten, nicht minder großen Schlange kämpfte. Wann war das Biest hier aufgetaucht?

Er hatte jedoch keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, denn das Tier griff soeben wieder an, riss ihr Maul auf, um ihn zu verschlingen. Wieder war er gezwungen, auszuweichen, und allmählich zerrte das an seinen Nerven, denn wann immer er einen Treffer landen wollte, war sein Gegner schneller. Itachi schien es nicht anders zu gehen, so dass Kisame schließlich der Geduldsfaden riss – dieses Katz- und Mausspiel war nichts für ihn.

Beim nächsten Angriff der Schlange sprang er auf einen der Bäume und von dort aus auf ihren riesigen Kopf. Samehada gurrte erfreut, als er es dem Reptil durch die Schuppen am Hals zog, doch es war unerwartet schwer, durch diese zu dringen. Zwar blutete die Wunde stark, doch alles, was er damit erreichte, war, dass die Schlange wutentbrannt den Kopf herumwarf und in alle Richtungen schnappte.

„Mist!“, entfuhr es ihm, als sie versuchte, ihn zu zermalmen, indem sie sich gegen einen der Bäume warf.

Kisame fühlte jeden Knochen im Körper, als er hart auf dem Boden aufkam, sich aber sofort abrollen und wieder aufrappeln musste, ehe ihn die Schlange mit ihrem Schwanz zu Brei schlug. Die Spinne war ja schon ein harter Brocken gewesen, aber dieses Vieh war ein anderes Kaliber – zumal sie es mit zweien zu tun hatten.

Ein weiteres Mal sah er sich nach seinem Partner um, vergewisserte sich, dass dieser zurechtkam, obwohl er selbst arge Schwierigkeiten hatte. Wie schon zuvor schoss der Kopf der Schlange auf ihn zu und wieder wich er aus. Seine eigenen Bewegungen kamen ihm träge vor und er verstand nicht, warum das so war, da er nie Zeit hatte, seine nächsten Angriffe groß zu überdenken. Samehada riss abermals eine Wunde in die Schuppen des Tieres, welches zischte und erneut auf ihn zuschoss.

Kisame zog die Stirn in Falten, als sein Schwert zu zetern begann, als wollte es ihn auf etwas aufmerksam machen, was ihm zuvor entgangen war. Das Maul der Schlange war plötzlich direkt vor ihm, weit aufgerissen, bereit, ihn zu verschlingen. Er würde ihr dieses Mal nicht entkommen können, so viel stand fest, weswegen er Samehada wie einen Schild vor sich hielt.

Ein scharfer Schmerz in seinem Bein ließ ihn überrascht aufkeuchen – und die Umgebung um ihn herum verschwimmen, noch bevor ihn das Reptil verschlingen konnte.

Kisame spürte, wie sein Herz in seiner Brust raste und ihm der Schweiß von der Stirn lief. Es wurde unangenehm still um ihn herum.

Wie betäubt und ohne zu realisieren, was hier gerade vor sich ging, zuckte sein Blick von rechts nach links. Er stand immer noch wie zuvor im Wald, jedoch an gänzlich anderer Stelle als eben noch. Nichts um ihn herum ließ vermuten, dass dort soeben noch zwei Riesenschlangen getobt hatten. Von besagten Tieren fehlte jede Spur, als hätte es sie niemals gegeben.

Der pochende Schmerz in seiner Wade ließ ihn heruntersehen, wo er Samehada, das soeben seine Zähne aus seinem Bein löste, entdeckte. Das Schwert grollte leise, als würde es ihn schelten, und so langsam begriff der Hüne, was hier passiert war.

Seine Hände ballten sich zu Fäusten, während sich die Verwirrung in blanke Wut verwandelte. Dieser verdammte Mistkerl hatte ihn mit einem Gen-Jutsu belegt. Vermutlich hatte Itachi geahnt, dass er sich kein zweites Mal abhängen lassen würde, und ihn deshalb auf diese Weise aus dem Verkehr gezogen. Viele andere Shinobi besaßen kein Schwert, das eigenmächtig handeln und Chakra abgeben konnte, was bedeutete, dass er es nur Samehada verdankte, dass er nicht noch länger gegen diese Hirngespinste gekämpft hatte.

Gereizt ließ er den Blick erneut durch das Waldstück schweifen, doch ihm fehlte nun vollkommen die Orientierung. Wo waren sie hergekommen? In welche Richtung musste er gehen, um Itachi einholen zu können? Er wusste es nicht. Was er wusste, war, dass sein Partner was erleben konnte, wenn er ihn gefunden hatte. So viel dazu, dass sie einander vertrauten…

Mit grimmiger Miene packte er Samehada und schlug den Weg ein, der ihm intuitiv als richtig erschien. Verfluchter Uchiha…
 

Es kam ihm jedes Mal wie ein Déjà-vu vor, wenn er in diese dunklen Augen blickte. Mehr noch, wenn sie sich rot färbten, ihn mit einer Verachtung maßen, die ihm einen angenehmen Schauer über den Rücken jagte. Sicherlich, etwas Demut vor seinem neuen Meister musste er ihm noch beibringen, aber sie hatten Zeit. Leider…oder vielleicht auch glücklicherweise? Man wusste schließlich nie, was das Schicksal brachte, zumal ihm ein ausgereifterer Körper bessere Dienste leisten würde.

Vorerst würde der jetzige genügen müssen, ein annehmbarer Kompromiss, wenn auch kein zufriedenstellender, doch wie sagte man? In der Not frisst der Teufel Fliegen und ganz so schlimm war es ja nicht mal.

Er würde die Zeit nicht nur für die Ausbildung des Jungen nutzen, sondern sie auch in seine Forschungen stecken. Wenn der alte Mann ihn nun sehen könnte…sicher würde er sich im Grabe herumdrehen, da sein Opfer völlig umsonst gewesen war. Nun ja, zugegeben, nicht umsonst, aber letztendlich hatte er ihn nicht töten können.

Wenn er an die Wochen zurückdachte, in denen er sich wie ein Krüppel in seinem Bett herumgewälzt hatte, hilflos seinen Qualen erlegen, befand er, dass sein Zustand trotz verwehrtem Wunschkörper doch eine Verbesserung darstellte. Was waren schon drei Jahre?

Ein breites Lächeln zierte seine Lippen, während er durch die schier endlosen Gänge, die von einigen Fackeln erhellt wurden, schritt. Wie nicht anders zu erwarten, erkannte er in dem Jungen durchaus das Potenzial seines Clans. Möglicherweise würde er den älteren Bruder sogar übertreffen? Es war noch zu früh, um dies mit Eindeutigkeit sagen zu können, doch was er bislang in ihren Trainingseinheiten gesehen hatte, war vielversprechend.

Besser, er feilte auch an seinem eigenen Jutsu, um zu verhindern, dass sich die Geschichte von damals wiederholte. Nein, wenn es soweit war, musste er vorbereitet sein, damit es keine erneuten Komplikationen gab.

Apropos Komplikationen…

Die gelben Schlangenaugen funkelten, als er auf halbem Wege in einen anderen Gang auswich, doch nicht die Treppe zum Labor nahm, sondern seine privaten Räume aufsuchte. Etwas Privatsphäre konnte nicht schaden. In diesem Bereich war es still, denn die Schreie drangen nicht durch die massiven Wände, blieben von hier aus ungehört. Nur seine eigenen Schritte und ein leises Schlurfen neben ihm hallten auf dem Boden wieder, flackernde Schatten huschten über sein bleiches Gesicht. Seine Mundwinkel dehnten sich zu einem wissenden Grinsen aus, ehe er sich einmal mit der langen Zunge darüber leckte, die Belustigung nicht verbergen konnte und wollte.

Er blieb vor seiner Zimmertür stehen, schloss die Hand um den Knauf, während das Schlurfen verstummte und die kleine, weiße Schlange sich von seiner Wade aus hinauf zur Schulter über seinen Körper schlängelte. Sie zischelte leise mit der gespaltenen Zunge, ehe sie sich einem Schal gleich um seinen Hals wickelte. Er streichelte ihren zierlichen Kopf, ehe er das Zimmer betrat und direkt die Tür hinter sich schloss. Auch dieser Raum wurde von Fackeln erhellt, die die Schränke und das große Bett beleuchteten, auf dem wie erwartet eine ihm bekannte Person saß.

Sein Gegenüber hob den Blick, fixierte ihn aus seinen rot glühenden Augen, die nichts von ihrer Bedrohlichkeit eingebüßt hatten. Wie lange mochte es her sein, seitdem sie sich gegenüber gestanden hatten? Jahre…und sie hatten dem anderen gut getan. Aus dem Kind war ein junger Mann geworden, wenngleich er nie wie ein Kind gewirkt hatte.
 

„Welch unerwarteter Besuch“, säuselte er zur Begrüßung. „Hätte ich gewusst, dass du mich beehren würdest, hätte ich uns Sake organisiert, Itachi-kun~“

Von dem Jüngeren kam weder eine Antwort noch machte er Anstalten, sich zu erheben. Er musterte ihn starr aus seinen dämonisch wirkenden Augen, verzog dabei keine Miene.

„Immer noch so ernst…und dabei hatte ich gehofft, dass du nach all den Jahren etwas auftauen würdest. Zu schade, kukuku~“

Anscheinend konnte Itachi nicht darüber lachen, doch es hätte ihn auch gewundert, wäre dies der Fall gewesen. Die Brüder waren sich wirklich ähnlich, auch wenn Sasuke emotional noch nicht so abgestumpft war wie der Ältere.

„Vielleicht sollte ich Sasuke-kun rufen lassen, um die Stimmung etwas aufzulockern. Sicher würde das-“

Bevor er den Satz zu Ende bringen konnte, flog etwas an seinem Kopf vorbei und blieb hinter ihm in der Tür stecken. Ein schmales Rinnsal Blut floss aus dem Schnitt, der nun seine Wange zierte, und ein paar einzelne Haare fielen zu Boden. Der Uchiha ihm gegenüber ließ die Hand, mit der er soeben das Kunai geworfen hatte, wieder sinken, blieb weiterhin sitzen.

„Ich habe keine Zeit für Spielchen“, erwiderte er zwar ruhig, doch mit eindringlichem Unterton.

Orochimaru lächelte, legte dabei den Kopf schief.

„So? Und dennoch hast du dir die Zeit genommen, in mein Versteck einzudringen. Ohne deinen Partner.“

„…“

„Machen wir uns nichts vor – natürlich weiß ich, weshalb du hier bist. Besser gesagt, wegen wem…und ich frage mich, was du nun vorhast.“

Er schmunzelte, während die kleine Schlange wieder zischelte, sich sanft von ihm streicheln ließ.

„Bist du hier, um mich zu töten, Itachi-kun?“, fragte er amüsiert, wenngleich er sich innerlich bereit machte, sich zu verteidigen.

Es wäre nicht undenkbar, dass der Uchiha hierhergekommen war, um ihn aus dem Weg zu räumen. Über die Gründe konnte man spekulieren, denn sonderlich nahe standen sich die Brüder ja nicht mehr. Der eine wollte den anderen töten, weil dieser die komplette Familie auf dem Gewissen hatte. Dennoch…Itachi hatte Sasuke aus einem bestimmten Grund am Leben gelassen und wenn Orochimaru ihm diesbezüglich in die Suppe spuckte, indem er ihn unter seine Fittiche nahm, könnte das gefährlich für ihn ausgehen.

„Nein.“

Die Antwort überraschte ihn und er gab sich Mühe, nicht durchblicken zu lassen, dass ihn doch ein wenig die Erleichterung überkam. Er war bereits einmal mit dem Leben davon gekommen, jedoch durch Flucht, und er wollte nicht, dass sich dies wiederholte.

„Ich bin hier, um dich zu warnen“, fuhr Itachi fort und erhob sich.

Nun, seine bloße Anwesenheit glich eher einer unausgesprochenen Drohung, denn schließlich hatte er ihn nicht eingeladen. Vielleicht sollte er doch ein bisschen nachbohren, um die Hintergründe dieser Warnung zu ergründen?
 

„Ich hatte nicht erwartet, dass es Bruderliebe sein würde, die dich in mein bescheidenes Heim treibt, kukuku~“

Orochimaru fragte sich, ob es Kisame manchmal gelang, irgendeine Regung in diesem Gesicht hervorzurufen.

„Sei unbesorgt, Itachi-kun, ich werde mich gut um Sasuke-kun kümmern“, fuhr er im selben heiteren Ton fort. „Vergiss nicht, dass er aus freien Stücken zu mir kam. Ich werde ihn so trainieren, dass er stark genug werden wird, um seinen Herzenswunsch zu erfüllen. Versprochen~!“

Da sie beide wussten, dass sich Sasuke nichts sehnlicher wünschte als den Tod seines älteren Bruders, erübrigten sich weitere Fragen. Orochimaru hatte gehofft, dass Itachi auf seine Worte hin irgendwie durchblicken lassen würde, was er dachte, doch vergeblich. Alles, was an Reaktion von diesem kam, war ein einfaches Nicken.

„Ich verlasse mich darauf“, erwiderte der Uchiha ernst. „Sei dir gewiss, dass ich es mitbekommen werde, solltest du dein Versprechen nicht halten.“

Orochimarus Grinsen wurde ein wenig breiter, als ihm schon wieder gedroht wurde.

„Es scheint dir sehr wichtig zu sein, dass seine Kraft zunimmt“, stellte er fest. „Du solltest sein Potenzial besser nicht unterschätzen, sonst wird es dir irgendwann zum Verhängnis.“

Es wirkte nicht, als würde sich Itachi dadurch beunruhigen lassen, denn er hob bloß eine Braue.

„Ich unterschätze ihn nicht.“

In dem Fall wunderte sich der San-nin darüber, dass er das Risiko eingehen wollte, eines Tages von seinem Bruder bezwungen zu werden. Was steckte wohl dahinter?

„Und da ich weiß, was du mit ihm vorhast, rate ich dir dasselbe“, fügte Itachi eine Spur kühler an.

Natürlich wusste er, dass er Sasukes Körper zu übernehmen gedachte, genau wie er es damals bei ihm versucht hatte.

„Nun, es wird dich vielleicht erleichtern, dass es drei Jahre dauern wird, ehe ich mein Vorhaben in die Tat umsetzen kann?“

„Solltest du dieses Vorhaben in die Tat umsetzen, wird mein darauf folgender Besuch weit weniger friedlich verlaufen.“

„Aber, aber…diese ganzen Drohungen sind doch nicht nötig, Itachi-kun“, wiegelte er lächelnd ab. „Ich denke, ich habe verstanden~“

Für einen Moment glaubte er, der Uchiha würde es sich anders überlegen. Da loderte etwas in den Sharingan, das ihn schaudern ließ; es erinnerte ihn an damals, als er versucht hatte, ihn zu überwältigen, und gescheitert war. Stattdessen straffte er jedoch die Schultern und legte die Hände zusammen, wohl um Fingerzeichen zu schließen.

„Vergiss es besser nicht.“

Mit diesen Worten löste sich der Uchiha mit einem lauten Knall in einer Rauchwolke auf und Orochimaru zischte ebenso wie die Schlange, die noch immer um seinen Hals lag. Und da sagte man ihm immer nach, er hätte eine Schwäche für dramatische Auftritte…
 

Er drehte sich nicht um, als die Tür aufschwang und jemand hereinstürzte, wohl durch den Knall alarmiert.

„Orochimaru-sama! Seid Ihr in Ordnung?“

Natürlich Kabuto. Wer sonst war dermaßen besorgt um ihn und folgte ihm wie ein Schatten? Er lächelte, als er den Kopf in Richtung des Grauhaarigen neigte.

„Uchiha Itachi hat uns soeben beehrt.“

Kabutos Blick war unbezahlbar, es amüsierte ihn regelrecht, ihn so außer Fassung zu sehen. Schließlich hatte sich der Arzt meistens recht gut im Griff, einer der Gründe, weswegen er ihn gern um sich hatte.

„Ihr macht Scherze?“

„Keineswegs.“

Er streichelte wieder den Kopf der zierlichen Schlange, die sich gegen seine Finger schmiegte.

„Soll Sasuke-“

„Nein“, schnitt Orochimaru ihm scharf das Wort ab, fuhr aber ruhiger fort. „Er wird nichts davon erfahren.“

Sasuke war viel zu unkontrolliert, musste sich noch in Beherrschung üben. Viel Rumgeschrei und unüberlegte Aktionen würden ihn nie zu seinem Ziel führen, zumal Orochimaru dies ohnehin nicht gebrauchen konnte. Er zweifelte nicht daran, dass Kabuto dies bewusst war und er nur eine Möglichkeit suchte, den Jungen loszuwerden. Es war kein Geheimnis, dass Kabuto die oftmals respektlose Art des neuen Schülers nicht billigte, sie als Arroganz auslegte, womit er wohl auch noch Recht hatte. Dennoch würde er bleiben.

„Also tun wir gar nichts?“, hakte Kabuto nach wenigen Sekunden nach, woraufhin Orochimaru abermals lächelte.

Gar nichts tun, huh? Nun, es konnte nicht schaden, sich ein bisschen für diesen unerwarteten Überfall in seinem Reich zu revanchieren…

Komplikationen

Er hielt nicht einmal inne, während er sich durch die dichten Kronen der Bäume bewegte, achtete nur auf den Weg vor ihm. Länger als etwas über eine Stunde konnte er nicht weg gewesen sein. Doch trotzdem er sich mit diesem Gedanken beruhigte, war es immer noch viel Zeit. Vieles konnte passiert sein, doch er rechnete damit, dass das Gen-Jutsu bereits gelöst worden war.

Obwohl er Samehada im Prinzip kein Stück traute, konnte er sich darauf verlassen, dass es seinen Partner nach einiger Zeit aus der Illusion reißen würde. Eigentlich war er ausnahmsweise recht dankbar dafür, dass Samehada kein gewöhnliches Schwert war. Kisame unter sein Gen-Jutsu zu stellen, barg ein hohes Risiko, denn es machte ihn für Feinde zu einem leichten Ziel.

Itachi hatte nicht vorgehabt, so weit zu gehen, doch auf welche Weise hätte er Kisame sonst davon abhalten sollen, ihm zu folgen? Sein Partner hatte deutlich gemacht, dass er nicht von seiner Seite weichen würde – und das stellte noch ein größeres Risiko für Itachi selbst dar.

Bei der Schlange wusste man nie, wie viele Fäden sie im Hintergrund zog, und Itachi war bekannt, dass er ab und zu noch mit Danzou Kontakt hatte. Es wäre für ihn nur von Nachteil, hätte Orochimaru irgendetwas erwähnt, das die Neugierde des Haimenschen entfacht hätte.

Dass er sich zwischen zwei Übeln entscheiden und die Konsequenzen für seine Entscheidung tragen musste, war nichts Neues für ihn. Ihm war bewusst, was er auslösen würde, und vielleicht war das auch ganz richtig so. Möglicherweise stand er Kisame bereits zu nahe und es war nur klug, ihr gutes Verhältnis zu strapazieren, damit er sich in keinen Zwiespalt verstrickte.

Noch während er darüber nachdachte, beschlich ihn plötzlich ein ungutes Gefühl – und er konnte es direkt einordnen. Den Schwung seines Sprungs nutzend, hängte er sich an einen der Äste und schwang sich auf diesen, landete mit beiden Füßen auf einem robusten Stamm, der sein Gewicht tragen konnte. Still richtete er sich auf, beobachtete, wie sich vor ihm eine Art schwarzer Strudel bildete…der nur wenig später einen Mann mit spiralförmiger Maske offenbarte. Das leuchtende Orange war alles andere als unauffällig, im Gegensatz zu der sonst recht dunkel gehaltenen Kleidung.

Eine von Uchiha Madaras beliebtesten Gewohnheiten war es, immer zur falschen Zeit aufzutauchen – so wie jetzt. Gelassen blieb der andere Mann auf seinem Ast sitzen, wobei er ihm das Sharingan durch die Maske entgegen blitzte.
 

„Lange nicht gesehen, Itachi“, schlug sein Gegenüber mit seiner stets heiseren Stimme einen lockeren Plauderton an.

Itachi traute dem Frieden nie, auch wenn er wusste, wie viel er dem anderen zu verdanken hatte. Jene Nacht hätte er unmöglich auf sich allein gestellt bewältigen können, doch gleichzeitig hatte er einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Ein Teufel, der im Hintergrund die Fäden zog und sich vor den anderen Mitgliedern Akatsukis verbarg. Lediglich Pain, Konan und Zetsu wussten von ihm.

„Ich weiß, ich weiß“, fuhr Madara seufzend fort. „Du verlierst nicht gern viele Worte, aber eine höfliche Begrüßung kann ich doch wohl erwarten, hm?“

Itachi nickte ihm daraufhin einmal zu, was zumindest für ihn an Höflichkeit reichte.

„Bist du hier, um mich zu kontrollieren?“, erkundigte er sich ruhig.

Madara wiegte den Kopf von einer Seite zur anderen, ihn dabei weiterhin fixierend.

„Habe ich dazu denn einen Grund?“, kam es zurück.

„Konan war recht deutlich mit deinen Anweisungen.“

„Sei etwas dankbarer, Itachi“, riet Madara ihm und erhob sich. „Sieh es als Beweis dafür, dass ich mich immer noch an meinen Teil unserer Abmachung halte…und ich wäre dir im Gegenzug sehr verbunden, wenn du dich an deinen hältst. Darin sind wir uns doch einig?“

Itachi nickte zur Antwort, auch wenn er immer noch unsicher war, was dieses unangekündigte Treffen für einen Sinn hatte. Wollte Madara ihn bloß daran erinnern, dass er das Oberhaupt der Organisation war, obwohl er sich bei ihren Zusammenkünften nicht zeigte? Oder misstraute er ihm, weil er Kisame abgehängt hatte? Letzteres glaubte Itachi nicht wirklich, denn schließlich wusste Madara, warum er alles, was mit Sasuke zusammenhing, geheim hielt. Madara hatte ihm dafür seine Unterstützung zugesichert und solange er nicht gegen Akatsuki agierte, würde er sie ihm auch nicht entziehen.

„Schön“, brach der Clangründer die Stille. „Ich mag keine unnötigen Komplikationen – auch wenn du manchmal dazu neigst.“

Itachi hob eine Braue und obwohl er die Mimik des anderen nicht sehen konnte, vermutete er ein berechnendes Lächeln hinter der Maske.

„Kisame wird es gar nicht gefallen, dass du ihn reingelegt hast“, erklärte sich Madara. „Aber das wusstest du vorher, also gehe ich davon aus, du regelst das.“

Es lag Itachi auf der Zunge, darauf hinzuweisen, dass Kisame und er sicher nicht das Problem-Duo ihrer Organisation waren. Allerdings gehörte das hier nicht hin und zudem wollte er nicht über die Künstler diskutieren. Genau genommen wollte er bloß Kisame finden und so schnell wie möglich von hier verschwinden, denn er traute Orochimaru nicht.

„Werde ich.“

„Gut, dann solltest du keine Zeit mehr verlieren, nicht wahr? Schließlich ist der Weg nach Ame weit…“

Das Sharingan funkelte ihn an, doch der Jüngere verzog keine Miene. Insgeheim wartete er immer noch auf eine schlechte Nachricht oder einen Haken, denn in der Hinsicht war er ein gebranntes Kind. Andererseits…wann hatten sie schon mal die Gelegenheit, allein miteinander zu sprechen? Selbst, wenn es nicht viel zu sagen gab. Itachi funktionierte so, wie er es Madaras Ansicht nach sollte, alles andere dürfte ihn nicht interessieren.

„Oh und benutz dein Mangekyou Sharingan nicht zu oft. Ich benötige deine Fähigkeiten noch und möchte nicht, dass du vorzeitig erblindest.“

Nun zumindest einen Seitenhieb konnte er wohl nicht zurückhalten, auch wenn er ihm nun fröhlich zuwinkte.

„Verstanden.“

Er zuckte nicht mal mit der Wimper, als der andere in seinem Teleportations-Jutsu verschwand, ihn allein zurückließ. Für wenige Sekunden starrte er dorthin, wo der andere soeben noch gewesen war, doch dann fasste er sich und lief weiter.
 

Es mochten vielleicht fünf Minuten gewesen sein, in denen er sich nach dem Zusammentreffen mit Madara durch den Wald bewegte – und dann erneut auf seine Reflexe vertrauen musste. Etwas raste von der Seite her auf ihn zu, riss den Ast unter seinen Füßen splitternd entzwei, wobei ihm das vertraute Knurren direkt auffiel. Er konnte sich gerade noch so abfangen, landete nach einer raschen Drehung in der Luft auf dem Boden. Seine Sharingan verengten sich leicht, begegneten funkelnden Raubtieraugen, aus denen die blanke Wut sprach.

Nein, Kisame hatte wohl kein Verständnis für seinen kleinen Trick, so zornig, wie er wirkte. Samehada, nur noch halb in seine Bandagen gewickelt, robbte an ihm vorbei zu seinem Meister zurück, dabei ungehalten zeternd. Übertrugen sich die Emotionen Kisames auf das Schwert oder stand es einfach nur auf der Seite des Älteren? Nicht, dass dies eine Rolle gespielt hätte…

„Du…“

Er zuckte nicht mal mit der Wimper, hielt dem Blick des anderen stand, während dieser Samehada wieder zurückschob. Immerhin schien er nicht zu wollen, dass das Schwert erneut auf ihn losging. Der Uchiha bezweifelte nicht, dass es ihm vorhin bestimmt gern mit den scharfen Zähnen das Bein abgerissen hätte. Bei Kisames Gesichtsausdruck war er jedoch nicht sicher, ob Samehada die einzige Bedrohung war.

„Was fällt dir verdammt noch mal ein?!“

Die Tonlage, in der Kisame sprach, stellte mehr ein finsteres Grollen, das die meisten bereits in die Flucht geschlagen hätte, dar. Itachi wich nicht vor ihm zurück, auch nicht, als sich sein Partner mit gebleckten Zähnen vor ihm aufbaute. Er zeigte nichts von seiner inneren Anspannung, die Mimik blank wie Marmor.

„Du hast das Gen-Jutsu also gelöst.“

Zweifellos die falschen Worte, um den anderen zu beruhigen, doch nun waren sie gesagt. Er wehrte sich nicht, als Kisame ihn grob am Kragen seines Mantels packte und ruppig zu sich heran zog.

„Komm mir bloß nicht so, Itachi!“, knurrte er ihn an. „Du hast mich hintergangen!“

„…du hast entschieden, mir zu folgen, Kisame“, hielt der Uchiha ruhig dagegen. „Ich habe nie zugestimmt.“

Sie wussten beide, dass dies der Wahrheit entsprach – was seine Aktion jedoch nicht besser machte.

„Wir sind Partner!“, erinnerte Kisame ihn. „Partner vertrauen einander, falls du das schon wieder vergessen hast! Und sie lassen einander nicht wie Idioten stehen und belegen sie mit einem verfluchten Gen-Jutsu!“

„Du hättest mich anders nicht gehen lassen.“

„Verdammt richtig!“

Ihm fiel auf, dass der Hüne sehr viel öfter fluchte, als es gewöhnlich der Fall war. Der Griff festigte sich kurz, dann stieß Kisame ihn nach hinten weg.

„Was ist das für eine Sache mit Orochimaru und deinem Bruder, dass du mich jedes Mal loswerden willst, huh?!“, blaffte er ihn an. „Was verbirgst du, dass du eher riskierst, dass mich jemand dank deines bescheuerten Jutsus umlegt, als mit mir zu reden?!“
 

Bei Kisames glühendem Blick wären den meisten bereits die Schweißperlen die Stirn hinab gelaufen, doch Itachi spürte nur dieselbe Taubheit, die er bei jeder Lüge fühlte. Zu viele Fragen, auf die er niemals eine ehrliche Antwort geben könnte. Selbst, wenn er gewollt hätte, durfte er sich diese Schwäche niemals erlauben. Vielleicht hatte er sie sich viel zu lange erlaubt, indem er geglaubt hatte, in Kisame einen Freund zu finden…aber Freunde belogen einander nicht. Freunde sagten nicht solche Dinge, wie die, die er nun sagen würde.

„Wir sind Partner, ja“, erwiderte er kühl. „Das bedeutet, dass wir durch Akatsuki dieselben Ziele verfolgen und unsere Überlebenschancen durch Rückendeckung erhöhen. Das heißt aber nicht, dass du dich in alle meine Angelegenheiten einmischen kannst.“

„Das-“

„Wir sind nach wie vor eine Zweckgemeinschaft, Kisame, und du hast überhaupt kein Recht, irgendetwas von mir zu fordern, solange Akatsuki nicht betroffen ist.“

Kisame stockte merklich, starrte ihn an, als fragte er sich, ob er noch dieselbe Person wie vorher war. Es dauerte ein paar Sekunden, bis der andere wieder etwas sagte.

„Willst du mich eigentlich verarschen?“, kam es dann gereizt zurück. „Wir-“

„Ich möchte darüber nicht weiter diskutieren“, schnitt Itachi ihm das Wort ab. „Ich denke, jemand wie du trägt genug mit sich rum – du kannst dich bei mir raushalten.“

Jemand wie ich, ja?“, wiederholte Kisame lauernd und seine Haltung wurde angespannter. „Du meinst, das Monster aus Kiri, hm?“

Itachi atmete durch, bohrte seinen Blick in die Raubtieraugen, in denen die roten Adern hervortraten.

„Ja.“

Er sah den Schlag kommen, noch bevor Kisame ausholte – und er fing seine Faust ab. Kisames Kraft ließ seinen ganzen Arm bis zur Schulter hoch vibrieren und es fiel ihm schwer, nicht einzuknicken. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal in der Gegenwart des Hünen hatte wachsam sein müssen. Das war es, was er gewollt hatte, nicht wahr? Kisame signalisieren, dass es Grenzen gab…dass er sich nicht einmischen sollte. Solch eine Reaktion war zu erwarten gewesen.

Das taube Gefühl wich einem anderen…und zwar dem Schmerz, der seine rechte Gesichtshälfte durchfuhr, als Kisame ihm unvermittelt einen Schlag mit der linken Faust verpasste. Die Wucht schleuderte ihn nach hinten, so dass er gegen einen der Bäume um sie herum prallte. Itachi knallte mit dem Rücken gegen den Stamm, sackte für ein paar Sekunden an diesem zusammen. Er schmeckte den eisenhaltigen Geschmack von Blut in seinem Mund, es rauschte unangenehm in seinen Ohren, doch innerlich war er ganz ruhig. Er hatte das verdient, nicht wahr?

Benommen richtete er sich wieder auf, wischte sich das Blut von der aufgeplatzten Lippe und schaute wieder zu Kisame. Er sah es in seinen grünen Augen flackern, während er auf ihn zukam. Obwohl sich sein Kiefer anfühlte, als würde er jeden Moment brechen, wich er nicht vor dem anderen zurück. Angst war es ganz sicher nicht, was er gerade empfand. Ebenso wenig wie Wut.

„…willst du…noch mal zuschlagen?“, nuschelte er, da ihm jedes Wort Schmerzen bereitete.

Seine Sicht flackerte ein wenig und ihm war schwindelig, doch er nahm sich zusammen. Kisames Zähne malmten aufeinander, doch er verengte lediglich die Raubtieraugen. Trotzdem der Schlag kraftvoll gewesen war, schien er nicht ausgereicht zu haben, um seine Wut verrauchen zu lassen. Natürlich nicht.
 

Gerade als sein Partner schon den Mund öffnete, um die Stille zwischen ihnen zu brechen, hörten sie beide Stimmen und Schritte. Anscheinend wollte Orochimaru sie tatsächlich nicht so einfach gehen lassen, denn innerhalb weniger Sekunden waren sie von ca. zwanzig Oto-nin umzingelt. Die meisten von ihnen waren Halbwüchsige und im Geiste sah er ihre Knochen bereits unter Kisames Fäusten brechen.

„Ihr kommt ziemlich gelegen“, meinte dieser auch direkt.

Schon aus Gewohnheit wollte er seinen Partner ermahnen, dass sich dieser beherrschen sollte, doch bei dessen verächtlichem Blick blieb er still. Vermutlich hätte jedes Wort, das von ihm kam, den Haimenschen nur noch mehr angestachelt. Es war wohl besser, ruhig zu bleiben und ihn erstmal machen zu lassen. Noch immer schien sein Kopf zu zerspringen, seitdem Kisames Faust mit seinem Gesicht kollidiert war, doch er versuchte, dies zu ignorieren, und konzentrierte sich auf ihre Gegner.

Einige von ihnen schienen missgestaltet zu sein, die Haltung war eigenartig und viele waren bis zur Nase vermummt. Itachi wusste, dass Orochimaru Experimente an Menschen durchführte…was zum Beispiel die seltsam geformten Zangen an den Armen eines Jungen erklärte. Sollte Orochimaru so etwas mit Sasuke anstellen, würde er ihm die schlimmste Folter zuteilwerden lassen, die ihm einfiel.

Keiner der Oto-nin sagte etwas, sie starrten sie bloß an, einige hämisch, andere ausdruckslos…und dann hagelte es plötzlich Shuriken von allen Seiten auf sie beide nieder.

Er sah aus den Augenwinkeln, wie Kisame Samehada zog und sich mit dem Schwert abschirmte, während er selbst auswich und die übrigen Wurfsterne mit einem Kunai abwehrte. Das Klirren von Metall ertönte und gleich darauf griffen die Oto-nin an. Itachi bezweifelte, dass Kisame ihm jetzt noch den Rücken decken würde, also verließ er sich lieber nicht darauf.

Noch war ihm unklar, was sich Orochimaru eigentlich hiervon versprach – sollte ihm das zeigen, dass sie hier in seinem Reich waren? Dass er sich eine Drohung nicht ohne weiteres gefallen ließ? Die Schlange wusste doch sicher, dass diese Kinder sie nicht würden töten können…wozu das also?

Er verpasste einem bullig aussehenden Mädchen einen Schlag in den Nacken, schleuderte es gegen zwei andere und entwaffnete den nächsten. Es war nicht sein Ziel, sie zu töten – doch Kisame schien diesbezüglich nicht so nachsichtig zu sein. Schreie, das Bersten von Knochen, Blut, das den Boden färbte, und ihm genügte ein flüchtiger Blick in Richtung seines Partners, um zu erkennen, dass dieser sich nicht beherrschen wollte. Er benutzte nicht mal Samehada, sondern drosch auf seine Gegner ein, zertrümmerte dem Jungen mit den Zangen den Schädel.

Onwohl es nicht das erste Mal war, dass er Kisame in solch einem Rausch erlebte, fühlte es sich diesmal anders an. Der Geschmack in seinem Mund wurde bitterer – und dies lag nicht am Blut. Er fühlte sich schlecht, weil er wusste, dass er der Auslöser hierfür war.
 

„Hiergeblieben!“

Itachi hielt inne, als einige der Oto-nin an ihm vorbeihasteten, als wäre der Teufel hinter ihnen her. Nun, vielleicht war er das auch – in Gestalt des Haimenschen, der einen geschuppten Jungen soeben an den Haaren zurückzog und ihn mit so viel Kraft gegen einen der Bäume schleuderte, dass es unschön knackte. Itachi wurde erneut bewusst, dass Kisames Schläge tödlich sein konnten – und nicht bloß mit einem geprellten Kiefer endeten.

Womit er nicht gerechnet hatte, war, dass sein Partner den fliehenden Shinobi hinterherjagen würde. Es gab keinen Grund dazu und er hätte ihn aufgehalten, wenn er nicht gewusst hätte, dass es keinen Zweck haben würde. Der Hüne warf keinen Blick zu ihm zurück, so dass Itachi keine andere Wahl blieb, als ihm zu folgen.

Madara hatte ihn angewiesen, Kisame nicht weiter gegen sich aufzubringen – bislang hatte er sich nicht besonders geschickt dabei angestellt. Ja, er hatte seinen Partner absichtlich provoziert, um eine gewisse Distanz zu schaffen, doch dass dieser ihn nun einfach stehen ließ, war nicht geplant gewesen. Eigentlich hatte er nur im Sinn gehabt, Privates von ihrer Funktion als Team zu trennen…und nun musste er Kisame hinterherrennen, bevor dieser komplett aus seiner Sicht verschwand. Keine sonderlich positive Entwicklung der Dinge.

Ihm drängte sich plötzlich die Frage auf, warum die Oto-nin überhaupt geschickt worden waren. Orochimaru musste sich bewusst sein, dass sie im Kampf gegen sie nur den Tod finden konnten. Ein möglicher Grund war, dass er den ANBU oder auch den Ne in der Zwischenzeit einen anonymen Hinweis geschickt haben konnte – aber würde er dies riskieren? So nahe seinem Stützpunkt? Unwahrscheinlich, selbst für jemand Verrückten wie die Schlange. Der San-nin hatte eine Vorliebe für Intrigen, wie sich nach dem Angriff auf Konoha herausgestellt hatte. War das hier eine Falle? Warum sonst zogen sich Orochimarus Versuchskaninchen auf einmal zurück? Besondere Todesangst schienen sie nicht verspürt zu haben und das hieß etwas, wenn man bedachte, dass Kisame die Hälfte von ihnen bereits ausgelöscht hatte.

Unweigerlich verdrängte Erleichterung seine Skepsis, als er seinen Partner allmählich einholte.

„Kisame.“

Jede Silbe seines Namens jagte Schmerzen durch seinen Kiefer, doch der Ältere nahm ohnehin keine Notiz von ihm. Im Gegenteil…er schien noch einen Zahn zuzulegen, wirkte regelrecht verbissen. Vielleicht bemühte er sich aber auch nur, seine Beherrschung zu wahren und ihm keinen zweiten Schlag zu verpassen, um ihm doch noch was zu brechen.

„Wir-“

„Verdammt, Itachi!“, fuhr ihm der Hüne grollend über den Mund. „Halt dein Maul, wenn du nicht willst, dass ich dich statt der Bälger in die Mangel nehme!“

Der Uchiha verengte lediglich die roten Augen bei dieser Drohung, was deutlich machte, dass er keine Angst vor dem anderen hatte. Er würde nicht den Fehler machen und Kisame noch mehr reizen, aber wenn dieser ihn schwer hätte verletzen wollen, hätte er nach dem ersten Faustschlag nicht aufgehört, sondern sofort weiter wie ein Berserker auf ihn eingedroschen. Stattdessen warnte er ihn vor, drehte den Kopf zu ihm, um ihm einen zornigen Blick zuzuwerfen – und für wenige Sekunden nicht auf den Weg vor sich zu achten.

Noch bevor Itachi auch nur den Versuch unternehmen konnte, etwas darauf zu erwidern, gab der Boden unter Kisames Füßen nach und verschluckte ihn. Er selbst war knapp hinter dem Hünen, wollte reflexartig bremsen, doch es war zu spät. Es kam ihm wie ein Déjà-vu vor, als die Erde auch unter ihm wegbrach und ihn in die Finsternis stürzen ließ. Es gab keinen Halt, keine Möglichkeit, das Fallen zu verhindern…dann prallte er mit dem Kopf gegen etwas Hartes…und alles um ihn herum verstummte.

Partner

Vollkommene Finsternis herrschte um ihn herum, als er schließlich wieder zu sich kam. Die Luft war stickig und da war nicht einmal ein kleiner Lichtstrahl, sodass es ihm nicht möglich war, sich zu orientieren. Sein Kinn fühlte sich steif an, wobei sich der Schmerz nicht mehr allein darauf beschränkte, sondern sich nun auch noch durch seine Stirn zog. Was war passiert? War er tatsächlich bewusstlos gewesen? Er brauchte ein paar Sekunden, um sich zu sammeln und zu realisieren, dass er auf etwas lag. Etwas, das sich leicht bewegte…und in sein Haar atmete. Innerlich gefror alles in ihm, so dass er wie gelähmt liegen blieb, seine Finger in den Stoff unter sich grub.

„...Kisame?“

Ein nasales Stöhnen antwortete ihm, viel zu nahe an seinem Ohr, und er wusste nicht, ob er Erleichterung fühlen sollte oder nicht. Sie waren diesen Oto-nin gefolgt, plötzlich war ihnen der Boden unter den Füßen weggebrochen und sie waren gefallen, erinnerte er sich. Anscheinend war er auf dem Hünen gelandet, wenn er ihre Lage richtig deutete, und in dem Moment war Itachi froh, dass es dunkel war. Er versuchte, sich vorsichtig aufzurichten, wobei er sich auf Kisames breiter Brust abstützen musste, was diesen murren ließ.

„Wärst du so gütig, dein…Knie da wegzunehmen?“, grollte es unter ihm und Itachi stutzte.

Dann verstand er und rollte sich abrupt seitlich von dem Älteren runter, um die Situation nicht noch unangenehmer zu machen, als sie bereits war. Dass er sein Knie in Kisames Schritt gedrückt hatte, war zwar keine Absicht gewesen, doch besser machte es das wohl nicht.

„…entschuldige.“

Er bemerkte selbst, dass er sehr undeutlich sprach, tastete mit den Fingern sein Kinn ab, das sich dicker als normal anfühlte. In ein paar Tagen würde sich das bestimmt zu einem gut sichtbaren Farbenspiel in seinem Gesicht entwickeln.

„Kannst du dir sonst wohin stecken“, knurrte der Ältere bloß, wobei er immer noch etwas nasal klang.

Vermutlich war seine Stirn mit der Nase des anderen kollidiert, als er auf ihn gefallen war. Natürlich war das nicht der eigentliche Grund, weswegen Kisame so wütend war. Itachi entschied, nicht weiter darauf einzugehen, sondern sich lieber Gedanken darum zu machen, wo sie sich befanden.

Außer den Geräuschen aus unmittelbarer Nähe konnte er nichts Verdächtiges hören, so dass er davon ausging, dass sie allein hier waren. Zumindest noch. Wer wusste schon, wie lange das so bleiben würde? Er richtete sich auf, wobei sich seine Beine ungewohnt wacklig anfühlten, doch immerhin knickte er nicht ein. Vorsichtig setzte er einen Schritt vor den anderen, wobei er jedes Mal erst antestete, ob da überhaupt fester Boden war. Schließlich berührten seine Finger kaltes Gestein und er tastete sich an der Wand entlang.

Es wunderte ihn, dass von Kisame gar nichts mehr kam, doch er versuchte nicht darauf zu achten, sondern konzentrierte sich auf seine Umgebung. Hätte er seinen Partner angesprochen, hätte er es wohl höchstens schlimmer gemacht, so dass er lieber stumm blieb. Irgendwann musste sich Kisame beruhigen – jedenfalls hoffte er das.

Der Uchiha hielt inne, als seine Hände eine Art Halterung in der Wand fanden – und tatsächlich konnte ihnen das helfen, sich besser zurechtzufinden. Tief atmete er durch, ehe er Fingerzeichen schloss und ein vergleichsweise kleines Katon entzündete. Viel mehr hätte er mit dem schmerzenden Kiefer auch nicht hinbekommen, doch es reichte aus, um die Fackel zu entzünden und ihnen Licht zu spenden.
 

Itachis Blick glitt zuerst zu Kisame, der sich gerade ebenfalls aufrichtete, sich mit grimmiger Miene umsah. Beiläufig wischte sich der Hüne über die Nase, an der etwas Blut klebte. Die Raubtieraugen wanderten durch den Raum, blieben schließlich an dem einzig möglichen Ausgang hängen. Die Decke über ihren Köpfen schien aus demselben Gestein wie die Wände zu bestehen und er vermutete, dass sie durch eine Art unterirdischen Gang gefallen sein mussten. Der Haufen aus Geröll und Erde, der sich an der gegenüberliegenden Seite sammelte, ließ darauf schließen, dass sie nicht auf demselben Wege hier rauskamen. Hatten die Oto-nin den Gang verschlossen, um sie in eine bestimmte Richtung zu treiben? Was lauerte hier noch auf sie?

„Der Dreck geht diesmal auf dein Konto!“

Seine Sharingan fixierten seinen Partner, der ihn anfunkelte, als wünschte er ihm die Pest an den Hals. Tat er wahrscheinlich auch…und Itachi konnte es ihm nicht gänzlich verdenken. Dennoch brachte es überhaupt nichts, wenn sie sich weiter stritten.

„Und du glaubst, Schuldzuweisungen bringen uns hier aus?“, entgegnete er ruhig.

„Nein“, schnappte Kisame. „Aber es hält mich davon ab, dir den Hals umzudrehen – also sei dankbar!“

Itachi verbiss sich jede weitere Provokation, schaute den Haimenschen nur an, während er seine nächsten Worte überdachte. Das Feuer der entzündeten Fackel warf Schatten, die über die Wände tanzten, spendete jedoch keine Wärme – bei Kisames Ausdruck bekam man jedoch ohnehin das Gefühl, die Eiszeit herrsche wieder.

„Wir sollten hier nicht länger bleiben“, meinte der Uchiha bloß und nahm die Fackel aus der Halterung.

Kisame schnaubte daraufhin nur, ehe er sich abwandte und den einzig verfügbaren Ausgang fixierte. Mit Sicherheit würden sie nicht einfach so passieren können, das wäre zu einfach. Die Oto-nin mussten irgendeinen Plan verfolgen, wenn sie sie absichtlich hierhergelockt und den Eingang verschüttet hatten. Da Kisame anscheinend beschlossen hatte, nichts mehr dazu zu sagen, ging er an diesem vorbei, hielt dabei die Fackel etwas höher, um besser sehen zu können.

Der Gang erinnerte an einen Tunnel, war recht eng und nicht besonders hoch, so dass Kisame bestimmt gebeugt laufen musste. Er drehte sich nicht zu dem anderen um, auch wenn es ihm seit langer Zeit nun zum ersten Mal schwer fiel, ihm den Rücken zu kehren. Doch das hatte er sich selbst zuzuschreiben, schließlich hatte er ihn bewusst ausgetrickst.

Es war nicht so, dass er kein schlechtes Gewissen deswegen hatte. Zumal er dem Älteren auch noch ziemlich harsche Worte entgegengeschleudert hatte. Worte, von denen er gerade mal die Hälfte auch so gemeint hatte. Vielleicht hatte er übertrieben, doch ihre Wirkung hatten sie nicht verfehlt.

Er versuchte, es zu verdrängen, konzentrierte sich lieber auf den Weg vor ihm, allerdings fiel es ihm nicht leicht. Er konnte spüren, wie Kisames Blick in seinem Nacken brannte…ebenso wie die Schmerzen, die durch seinen Kiefer pulsierten.
 

Dann stutzte er plötzlich, blieb ohne Vorwarnung stehen – woraufhin Kisame hinter ihm knurrte.

„Was ist?“

Itachi antwortete nicht sofort, horchte stattdessen auf. Hatte er sich das eingebildet? Er zog die Stirn in Falten, bedeutete seinem Partner mit einer Handbewegung zu warten. Es war wieder vollkommen still in der Höhle, so dass seine Anspannung langsam verflog.

„…ich dachte, ich hätte etwas gehört“, murmelte er. „Eine Art Zischen…“

Kisame gab ein genervtes Geräusch von sich.

„Wenn das schon wieder eine Schlange ist, kannst du dich gern allein drum kümmern“, brummte er ihm zu. „Ich hab genug davon.“

Itachi verstand die Anspielung auf sein Gen-Jutsu, kommentierte das aber nicht. Jedoch warf er dem Hünen einen Blick über die Schulter zu, den dieser finster erwiderte. Wie erwartet stand der andere gebeugt, war zu groß für den Tunnel.

„Hoffen wir, dass ich mich geirrt habe“, sagte er leise.

Kisame nickte, wenn auch widerwillig, das merkte man ihm an. Zumindest redete er wieder einigermaßen normal mit ihm, mehr konnte Itachi wohl auch nicht verlangen.

„Wenn wir hier drin kämpfen, werden wir wahrscheinlich verschüttet“, bemerkte er trocken.

Jedenfalls würden sie hier drin nur schwer ihre Jutsu anwenden können, das stand fest. Seine eigenen Feuerkünste würden innerhalb weniger Sekunden den ohnehin schon knappen Sauerstoff vollständig aufzehren und sie somit einen qualvollen Erstickungstod sterben lassen. Und auch wenn Wasser Kisames Element war, konnte Itachi nicht das Gleiche über sich behaupten, wollte das Risiko des Ertrinkens lieber nicht eingehen – zu lebhaft war ihm noch die Erinnerung an Kisames Wassergefängnis im Gedächtnis, als dass er dies noch einmal erleben müsste. Zumal er Kisame gerade in Anbetracht der momentanen Spannungen zwischen ihnen keine Gelegenheit bieten wollte, seinem Verlangen nach Vergeltung nachzugeben, an deren Ende er sich mitunter dazu hinreißen lassen würde, sich seiner zu entledigen.

Itachi ging weiter, wollte nicht riskieren, dass die Fackel abbrannte und sie wieder im Dunkeln standen. Das wäre mehr als ungünstig.

Jedoch ertönte das eigenartige Geräusch nach kurzem erneut und diesmal musste Kisame es ebenfalls vernommen haben. Es war diesmal mehr ein Schlurfen als ein Zischen und es kam näher. Itachi spannte sich an, ehe er einen Blick mit dem Hünen tauschte. Dieser verengte die Raubtieraugen, ehe er ihm bedeutete, weiterzugehen – gut, viele andere Optionen hatten sie ja auch nicht. Vielleicht war es nur irgendein wildes Tier.

Wohl zu ihrer beider Erleichterung endete der Tunnel endlich, wenngleich es nicht viel mehr Licht als zuvor gab. Bedeutete das, dass sie auch auf diesem Wege nicht zurück an die Oberfläche gelangen konnten? Möglicherweise gab es weitere Tunnel, die hier rausführten…? Es musste irgendeinen Ausweg geben.

Kisame trat neben ihn, kaum dass sie wieder etwas mehr Platz hatten. Der Raum ähnelte dem vorigen, es gab außer den Fackeln an den Wänden nichts zu sehen. Itachi wandte sich zur Seite, tauschte eine der Fackeln in den Halterungen aus und zündete eine weitere mit seinem Katon an.

„Itachi…“

Der Uchiha blickte auf, als er die Stimme seines Partners hörte, wollte sich gerade umdrehen, als ihm etwas auffiel. Der Boden unter seinen Füßen fühlte sich so eigenartig an, uneben, als würden spitze Steine dort liegen…und als er nach unten sah, verstand er auch, warum dies so war. Einige spitze Knochenreste ragten aus der Erde hervor und ein paar davon waren eindeutig keinen Tieren zuzuordnen. Anscheinend waren sie nicht die ersten Menschen, die hier gelandet waren.

Langsam drehte er sich zu seinem Partner um und es kostete ihn alle Mühe, seine stoische Miene beizubehalten, als sein Blick auf etwas Großes hinter Kisame fiel. Was zur Hölle war das für ein…Wesen? Er konnte nicht fassen, dass sie es überhaupt hatten übersehen können. Es ging auf zwei stämmigen Beinen, die recht menschlich wirkten, ebenso wie der Unterleib, der von einer kurzen, zerfledderten Hose bedeckt war. Der Torso schien aus Stein zu bestehen, einer Art Panzerung, die sich auch über die Arme zu ziehen schien. Statt Händen besaß es rechts eine Zange und auf der linken Seite eine Art Bohrer. Das Ding war mit Sicherheit einen Kopf größer als Kisame und noch breiter als dieser. Der reptilienartige Schwanz peitschte auf den Boden und das Wesen drehte ihnen sein verformtes Gesicht, aus dem ihnen nur ein gelb leuchtendes Schlangenauge entgegen glotzte, zu. Wenn es mal ein Mensch gewesen sein sollte, erinnerte nicht mehr viel daran, denn es wies keine menschlichen Züge mehr auf. Der Mund der Kreatur war ein lippenloser, breiter Riss, aus dem scharfe Zähne hervorblitzten.
 

„Das ist echt krank…“, hörte er Kisame sagen und pflichtete ihm im Stillen bei.

Es war kein Geheimnis, dass Orochimaru Experimente an Menschen vornahm, und wenn man sich dieses Ding ansah, kam man recht schnell zu dem Schluss, dass hier etwas gründlich schief gelaufen war. Hielt er es deswegen hier unten? Damit es unliebsame Eindringlinge aus dem Weg räumte?

Er trat wieder neben Kisame, woraufhin das Wesen mit seinen deformierten Armen über den Boden schleifte, den verschorften, haarlosen Kopf in ihre Richtung drehte. Dabei gab es erneut dieses Zischen von sich und eine große gespaltene Zunge wurde sichtbar.

„Vielleicht kann es uns verstehen“, überlegte er, woraufhin Kisame abfällig die Nase rümpfte.

„Hast du dir das Vieh mal angesehen? Das ist doch kein Mensch mehr…auch wenn es vielleicht mal einer war.“

Er zog Samehada und machte sich bereit, sich dem Wesen entgegen zu stellen. Dieses jaulte daraufhin auf, schien aggressiver zu werden, denn es schlug die Zange mit so viel Wucht auf den Boden, dass dieser erbebte – hoffentlich hielt die Höhle stand. Zwar hatten sie hier mehr Platz als im Tunnel, doch einen Kampf zu provozieren, hielt er für unklug.

Jedoch gab es kein Zurück mehr, denn das Monster polterte nun auf Kisame und ihn los. Sie wichen gleichzeitig zu verschiedenen Seiten aus und es prallte mit dem Kopf voran gegen die Höhlenwand. Von oben rieselte Erde auf sie herab, doch dem Wesen schien das egal zu sein, denn es rappelte sich auf und jagte direkt wieder auf seinen Partner zu. Er sah, wie Kisame einen Schlag mit Samehada abwehrte, jedoch einen halben Meter nach hinten geschoben wurde.

Die Ablenkung für sich nutzend, sah sich der Uchiha um, wobei es ihm selbst mit seinen Sharingan schwer fiel, in dem dämmrigen Licht etwas zu erkennen. Hinter sich hörte er das Monster brüllen und Kisame fluchen, doch er wandte sich nicht um, sondern konzentrierte sich auf die Wände; sein Partner würde das Vieh in Schach halten können.

Tatsächlich fand er einen weiteren Ausgang, genauso schmal und eng wie der vorige, so dass immer nur einer vorangehen konnte. Er drehte sich wieder zu Kisame, welcher soeben durch die Wucht eines Treffers samt Samehada gegen die Wand geschleudert wurde.

„Kisame!“, rief er ihn, richtete die Fackel dabei auf den Ausgang.

Sein Partner kam direkt wieder auf die Beine, drehte ihm den Kopf zu, während er sich das Blut vom Mund wischte. Obwohl ihm die Aussicht auf Flucht sichtlich widerstrebte, schien er diesmal nicht dagegen anreden zu wollen, denn er nickte nur grimmig. Dann jedoch stutzte der Hüne und Itachi musste sich reflexartig zur Seite werfen, die Fackel aus der Hand verlierend. Das Monster zog derweil seinen Bohrer aus der Erde und polterte wieder auf ihn zu, versuchte ihn zwischen die Zangen zu kriegen. Itachi wich abermals aus, jedoch hatte er den Schwanz des Viehs vergessen, welcher ihn nun erwischte und über den Boden schleuderte. Er spürte seine Rippen ächzen, keuchte auf, während er sich taumelnd wieder erhob. Abermals erzitterte die ganze Höhle, als das Wesen brüllend auf ihn zukam, und der Uchiha verengte die Augen, welche in der Dunkelheit rot aufleuchteten.

Bevor er jedoch das Mangekyou Sharingan einsetzen konnte, geriet das Vieh ins Straucheln und kippte plötzlich zur Seite. Zischend wand es sich und Itachi sah, wie Kisame Samehada schulterte, an dem dunkles Blut klebte. Sicher…die Beine des Wesens waren nicht von seinem Panzer überzogen und somit eine Schwachstelle, die Samehada ausgenutzt hatte.

Kisame und er wechselten einen kurzen Blick, ehe sie beide herumfuhren und auf den Ausgang zu rannten. Orochimarus Experiment brüllte erneut auf und stürzte ihnen nach, jedoch waren sie bereits aus seiner Reichweite. Itachi konnte die Hand vor Augen nicht erkennen, so dunkel war es in dem engen Gang, aber er hatte keine andere Wahl, als weiterzulaufen. Zwar glaubte er nicht, dass sich das Monster hier durchzwängen konnte, doch er wollte ihr Glück nicht auf die Probe stellen. Hinter sich hörte er Kisame, konzentrierte sich allerdings weiterhin auf den Weg vor ihm. Es musste hier irgendwo rausgehen.
 

Als sie ein paar Minuten später endlich wieder an der Oberfläche waren, schnappten sie beide nach Luft. Mittlerweile hatte die Abenddämmerung eingesetzt, tauchte den Wald, in dem sie sich immer noch befanden, in orangefarbenes Licht. Sowohl Kisame als auch er selbst sahen mitgenommen aus und Itachi sehnte sich nach einem Bad, um die Erde aus seinen Haaren und seiner Kleidung zu bekommen. Allerdings mussten sie sich erst einmal neu orientieren und herausfinden, in welcher Richtung Ame lag.

Er blickte auf, als sich Kisame seufzend durch die blauen Haare fuhr, dabei den Blick über ihre Umgebung schweifen ließ. Anscheinend wusste er auch nicht viel mehr als er selbst, wenn er auch nichts sagte. Der Uchiha war sich darüber im Klaren, dass eine Aussprache zwischen ihnen immer noch ausstand, doch gerade war der falsche Zeitpunkt dafür. Sie waren beide erschöpft und sie sollten einen Unterschlupf finden, bevor die Nacht hereinbrach.

Kisame sah nur kurz zu ihm, ehe er sich abwandte und wortlos einen Weg einschlug. Da Itachi weder diskutieren wollte noch eine bessere Idee hatte, folgte er dem anderen.
 

Tatsächlich fanden sie nach etwa einer Stunde eine Taverne, die nicht allzu weit von der Grenze zu Ame-Gakure entfernt lag. Nun, auch sie beide mussten einmal Glück haben, schließlich war schon genug schief gelaufen. Sie würden demnach schon in spätestens zwei Tagen ankommen, um die anderen Mitglieder zu treffen.

Itachi hielt die Augen geschlossen, während er unter der Dusche stand und das Gefühl des heißen Wassers auf seiner Haut genoss. Nach dem anstrengenden Tag empfand er das hier als wahre Wohltat, kostete es länger aus als nötig. Allerdings war er da nicht der Einzige, denn Kisame hatte sich vor ihm auch seine Zeit gelassen. Zudem half es, seine Gedanken zu ordnen und zu überlegen, ob er ihren…Streit ansprach. Konnte man das Streit nennen?

Itachi fuhr sich mit den Händen über das nasse Gesicht, öffnete die schwarzen Augen wieder und lehnte sich an die gekachelte Wand in seinem Rücken. Er presste kurz die Lippen zusammen, ehe er mit den Fingern über sein Kinn fuhr. Die Verfärbungen an seinem Bauch, wo ihn das Monster getroffen hatte, konnte er verbergen, Kisames Spuren möglicherweise auch, wenn er den Kragen des Mantels hochzog.

Leise seufzte er, während er immer noch mit sich haderte; es war nicht seine Art, Fehler zuzugeben, was weniger mit Stolz als mit seiner Selbstdarstellung zu tun hatte. Was er Kisame entgegen geschleudert hatte, war eine unnötige Lüge gewesen. Er hielt ihn nicht bloß für das Monster von Kiri, im Gegenteil…er hatte seit Shisui nie einen loyaleren Freund gehabt. Freund…er benutzte das Wort schon wieder, obwohl er gerade das nicht hatte tun wollen. Deswegen hatte er Kisame doch provoziert, damit dieser verstand, dass es Grenzen gab.

Itachi senkte den Kopf, fühlte die Tropfen, die über seine Nasenspitze nach unten fielen. Der Wasserdampf tauchte das kleine Bad in weißen Nebel, welcher nur geringfügig durch den Spalt des Fensters entwich. Bei einem Shinobi sollte stets der Verstand über den Gefühlen stehen, doch die Theorie war so viel einfacher als die Praxis. Selbst logisch betrachtet war es ein Fehler, sich Kisame zum Feind zu machen, und da ihm Madara auch schon ins Gewissen geredet hatte – wenn auch aus eigennützigen Motiven –, blieb ihm keine große Wahl.

Es half wohl alles nichts – so oder so, sie mussten miteinander reden.
 

Als er schließlich ihr gemeinsames Zimmer betrat, fand er den Hünen an der Wand sitzend vor, wo er gerade Samehada in seine Verbände wickelte. Vermutlich hatte er bis jetzt die scharfen Schuppen des Schwertes gereinigt und poliert, das tat sein Partner nach den Kämpfen oft. Wie auch er selbst trug Kisame nur ein Handtuch um die Hüften und eines über den Schultern. Ihre Kleidung hing bereits gewaschen über der Heizung, würde bis morgen wohl trocken sein.

Unweigerlich glitt Itachis Blick über die verfärbte Haut an Kisames muskulöser Brust, die sich bis zum Schlüsselbein zog. Die Blessuren würden nicht lange bleiben, anders als bei ihm selbst, da seine Haut weniger robust war – dafür wurde er seltener im Kampf verletzt, da er sich nicht ohne Rücksicht auf Verluste ins Getümmel warf.

Kisame sah nicht auf, schien nicht vorzuhaben, ein Gespräch zu beginnen. Einen Moment lang sah er den kräftigen Händen dabei zu, wie sie regelrecht liebevoll die Stofflagen um die Schuppen Samehadas legten. Es war nicht der einzige Widerspruch, den der Hüne mit seinem groben Äußeren erzeugte…und dem Uchiha wurde erneut bewusst, dass er das nicht so stehen lassen konnte.

Er kniete sich dem anderen gegenüber hin, suchte dessen Blick, doch Kisame ignorierte ihn weiterhin, so dass er schließlich das Wort ergriff.

„Was ich vorhin gesagt habe-“

„Wenn du dich entschuldigen willst, lass es besser“, fuhr ihm der Hüne ruppig über den Mund.

„Kisame…“

Der Angesprochene schnaubte verächtlich, ehe er sich ihm wieder zuwandte.

„Ich bin kein Idiot, falls du dich erinnerst“, grollte er. „Stell dir vor, Itachi, ich kann eins und eins zusammenzählen, auch wenn ich nicht verstehe, warum du ausgerechnet jetzt damit anfängst, uns zu sabotieren.“

Zweifellos war da einiges Wahres dran, doch alles wusste der andere nun einmal auch nicht. Ihm das vorzuhalten, hätte allerdings nur zu endlosen Diskussionen geführt.

„Es war falsch, dich mit dem Gen-Jutsu zu belegen“, gab er zu. „Aber du hast mir keine andere Wahl gelassen und das weißt du.“

Er sah, wie Kisame die Brauen zusammenzog, wohl erst widersprechen wollte, jedoch noch einmal innehielt. Es war nicht so, als hätte Itachi nicht versucht, ihm zu sagen, dass das seine Angelegenheit sei. Sein Partner hatte ihn nicht mal ausreden lassen, sofort entschieden, dass er mitkommen würde.

„Mag sein“, brummte dieser und widmete sich wieder Samehada. „Das ist trotzdem kein Grund, mich zu hintergehen – und rede dich da nicht raus!“

Wie auch? Dass sein Handeln falsch gewesen war, hatte er ja bereits zugegeben.
 

„Hast du schon vergessen, was alles passiert ist? Wie es am Anfang war?“, fuhr Kisame fort und wickelte die letzten Bandagen um Samehada. „Ich kann darauf verzichten, dass es wieder so wird. Wenn ich dir den Rücken kehre, will ich sicher sein, dass du mir kein Kunai reinrammst.“

„Ich-“

„Dein Sharingan gegen mich zu benutzen, ist dasselbe“, fuhr der andere fort und blitzte ihn zornig an.

Indirekt, schließlich hatte er nicht versucht, den anderen zu töten, doch er verstand, was dieser ihm damit sagen wollte.

„Ich weiß, dass du diese Dinge gesagt hast, damit ich wütend werde und nicht mehr nachfrage. Ist dir sogar gelungen.“

Kisame fasste sein geschwollenes Kinn ins Auge, einen Ausdruck grimmiger Zufriedenheit im Gesicht, der allerdings schnell wieder verschwunden war.

„Du hättest den zweiten Schlag wie den ersten abwehren oder ausweichen können, wenn du gewollt hättest. Ich habe in den letzten Jahren jedes Mal gegen dich verloren…und dann lande ich so einen voraussehbaren Treffer?“

Nein, sein Partner war wirklich niemand, der sich leicht hinters Licht führen ließ. Gerade deswegen und weil er ihm inzwischen so nahe stand, stellte er die größte Gefahr für seine Pläne dar. Kisame kannte ihn mittlerweile viel zu gut und der Uchiha merkte, wie er bei dem Hünen seine Schutzwälle fallen ließ. Er durfte sich so etwas nicht erlauben.

„Hast du dieses Ding deshalb aufgehalten?“, fragte er schließlich nur und Kisame schnaubte leise.

„Auch wenn du dich wie ein Mistkerl verhalten hast – wir sind Partner“, gab er zurück. „Und ich will, dass das so bleibt…du kannst mir nicht erzählen, dass du nicht dasselbe willst. Von mir aus respektiere ich deine Geheimniskrämerei in Zukunft, sag mir einfach, dass es mich nichts angeht, aber ich will weder belogen noch ausgetrickst werden, verstanden?“

Es war eines der Versprechen, die Itachi dem anderen nicht geben konnte. Er würde nicht Wort halten können, das wusste er bereits jetzt. Allerdings konnte er dieses Angebot kaum ausschlagen, denn es eröffnete ihm eine Möglichkeit für die Zukunft. Er atmete durch, erwiderte Kisames unnachgiebigen Blick fest.

„Du hast Recht mit dem, was du sagst. Mit allem.“

Es war Kisame anzusehen, dass er damit nicht gerechnet hatte; die besten Lügen waren immer die, die nicht allzu weit von der Wahrheit entfernt waren. Er spürte wieder diese Taubheit, an die er sich schon viel zu sehr gewöhnt hatte und die nichts mit seinen Verletzungen zu tun hatte.

„Keine Lügen mehr“, bestätigte er. „Im Gegenzug musst du mir ebenfalls etwas versprechen.“

Kisame seufzte, lehnte Samehada an die Wand, ehe er sich wieder ihm zuwandte und die Arme verschränkte.

„Es gibt immer einen Haken, nicht wahr? Also, sag schon.“

„Wenn ich eines Tages deine Hilfe benötige, wirst du mich unterstützen. Nur ein einziges Mal wirst du keine Fragen stellen, sondern tun, worum ich dich bitte. Wenn du mir dein Wort darauf gibst, werde ich von jetzt an ehrlich zu dir sein.“

Itachi selbst hätte dies an Kisames Stelle nicht unbedingt akzeptiert, doch etwas sagte ihm, dass der andere darauf eingehen würde. Er hoffte, dass er es tun würde. Wie Kisame bereits gesagt hatte, auch der Uchiha hing an ihrer Partnerschaft – allerdings würde Sasukes Zukunft immer über allem stehen. Er sicherte sich hiermit gleichzeitig ab.
 

„Ein einziges Mal, huh? Meinetwegen“, brummte der Hüne widerwillig. „Ich will dir vertrauen…und ich hoffe für dich, dass ich das nicht noch einmal bereue.“

„Wirst du nicht.“

Wie leicht einem die Lügen über die Lippen gehen konnten, wenn man erst einmal damit angefangen hatte. Man verstrickte sich so leicht in diesem Geflecht…und vielleicht wollte Itachi selbst glauben, dass es so war. Machte das nicht eine gute Lüge aus? Dass man sie selbst ein wenig glaubte? Sie zu seiner Realität machte?

Kisame blickte ihn skeptisch an, dann jedoch verlor seine Mimik etwas von der Verbissenheit, die er seit seinem Gen-Jutsu an den Tag gelegt hatte.

„Hm…tut es noch weh?“, fragte er völlig aus dem Kontext gerissen.

Itachi brauchte ein paar Sekunden, um zu verstehen, was er überhaupt meinte, so dass er aus Reflex die Schultern zuckte.

„Ich habe es verdient, nicht wahr?“, meinte er lediglich.

„Wenn ich ehrlich bin…“, gab der Hüne zurück, wobei das altbekannte Grinsen seine scharfen Zähne entblößte. „Das wird dir in ein paar Tagen ordentlich Farbe ins Gesicht bringen.“

Itachi unterdrückte nur mühsam ein Augenrollen, spürte aber, wie das drückende Gefühl auf seiner Brust verschwand. Anscheinend verzieh ihm der Ältere tatsächlich, sonst würde er nicht schon wieder solche Sprüche reißen.

„Es wäre mir lieb, wenn das unter uns bleibt“, murmelte er und brachte Kisame damit zum Schmunzeln.

„Keine Sorge“, versicherte er. „Ich habe nicht vor, damit zu prahlen.“

„Beruhigend.“

Gegen seinen Willen erwischte er sich dabei, wie sich seine Mundwinkel zu einem schwachen Lächeln formten. Dass die Versöhnung mit Kisame so eine Wirkung auf ihn hatte, sollte er wohl als unheimlich empfinden. Allerdings hatte es eher den gegenteiligen Effekt auf ihn, denn alles, was er fühlte, war Erleichterung…und Zuneigung.

Ame-Gakure

Düstere Wolken hatten sich über ihnen zusammengebraut, während sie dem Dorf, das seinen Namen zu Recht trug, näher kamen. Obwohl es erst Mittagszeit war, kam es ihnen vor, als neigte sich der Tag bereits dem Ende. Die hohen, ungleichmäßigen und oftmals schiefen Gebäude ragten vor ihnen auf, wobei ihr Ziel besonders hervorstach. Die groteske Fratze einer erzürnten Gottheit starrte ihnen bereits aus der Ferne entgegen, als würde sie Eindringlinge mit ihrem bloßen Blick verscheuchen wollen. Es gab kaum Wachposten, doch dies war auch nicht nötig, denn durch das Ukojizai no Jutsu würde Pain ihre Anwesenheit sofort bemerken. Ob sie wieder einmal zuletzt eintreffen würden? Sie hatten durch den Zwischenfall mit Orochimarus Experiment Zeit verloren und die anderen waren bei ihren seltenen Zusammenkünften überraschend pünktlich – wobei dies bei dem Künstler-Duo zweifellos Sasori zuzuschreiben war.

Er bemerkte Kisames Seitenblick, blieb jedoch nicht stehen, während ihnen der Regen ins Gesicht peitschte. Ame-Gakure war stets nass und kalt, es schien nicht oft ein Sonnenstrahl durch die graue Wolkendecke. Trotzdem Itachi das Rauschen des Regens als beruhigend empfand und ihm aus dem Trockenen gern zusah, ließ es ihn nun unangenehm schaudern. Seine Haare klebten ihm feucht im Gesicht und er wischte die Ponysträhnen beiläufig zur Seite, ohne dabei weiter auf seinen Partner zu achten, der sich wahrscheinlich mit Mühe seine Bedenken bezüglich einer Erkältung verbiss. Itachi dankte es ihm still, auch wenn er Kisames Sorge schätzte.

Generell war er froh, dass sie ihren Streit beigelegt hatten, bevor sie hierhergekommen waren – und das nicht nur, weil Madara es ihm praktisch befohlen hatte. Der Hüne zeichnete sich unter anderem durch Loyalität aus, doch wie er am eigenen Leib erfahren hatte, gab es da Grenzen, die man lieber nicht überschritt. Nun, zumindest konnte man nicht behaupten, dass Kisame nachtragend war, denn der zweite Teil ihrer Reise war deutlich angenehmer ausgefallen als der erste und ohne besondere Vorkommnisse verlaufen.

„Mann, das Teil ist echt hässlich…“, hörte er ihn leise brummen, erwiderte aber nichts darauf.

Durch das permanente Prasseln des Regens fiel es schwer, überhaupt etwas zu verstehen, doch sie waren ohnehin fast da. Itachi widerstand dem dringenden Bedürfnis, seine Haare auszuwringen, und war einfach froh, dass zumindest der Eingang des Turms überdacht war. Niemand erwartete sie dort, doch sie kannten den Weg und wussten, dass sie passieren durften – andererseits hätte man sie viel früher aufgehalten. Eine steile Wendeltreppe führte sie nach oben, von wo sie bereits vertraute Stimmen vernehmen konnten.
 

„…das ist ja wieder einmal typisch, dass Ihr mir die Schuld in die Schuhe schiebt, Sasori no Danna, hmm!“

„Weil es deine Schuld ist und nun hör auf, mit mir über das Offensichtliche zu diskutieren.“

„Etwas Selbstreflexion würde Euch nicht schaden, hmm…“

„Und das aus deinem Munde, Balg.“

Kisame, der vor ihm ging, warf ihm einen amüsierten Blick über die Schulter zu, bevor sie den Raum betraten. Anscheinend waren sie nicht viel später als die beiden Künstler angekommen, wenn man bedachte, dass Deidara sich soeben den nassen Pony aus dem Gesicht strich. Vermutlich war Sasori in einer seiner Puppen angereist, denn selbst sein Mantel war trocken. Die beiden Künstler hatten an dem großen, rechteckigen Tisch in der Mitte des Raumes Platz genommen, während Konan an der Wand lehnte und dem Wortgefecht mit gelangweilter Miene zuhörte, ohne sich in dieses einzumischen. Vom Balkon, der keine Tür besaß und somit die Aussicht auf Ame-Gakures triste Landschaft freigab, ertönte einem ewigen Mantra gleich das leise Geräusch des fallenden Regens.

Deidara holte gerade Luft, um etwas Entsprechendes auf Sasoris abwertende Worte zu erwidern, als sich seine Aufmerksamkeit auf sie beide richtete. Mit einem Satz war er aufgesprungen, wobei er fast seinen Stuhl umwarf und mit dem Finger auf sie zeigte.

„Ha! Da seht Ihr es, Danna! Wir sind immer noch pünktlicher als Kisame und Itachi! Und Kakuzu ist auch noch nicht da, hmm!“

„Kakuzu ist schon seit zwei Tagen hier“, widersprach Konan ruhig und fixierte die Neuankömmlinge aus ihren Bernsteinaugen.

„Wusste nicht, dass wir ein Wettrennen machen, wer zuerst hier ist“, meinte Kisame grinsend, was Deidara schnauben ließ.

„Eigentlich nicht, aber sag das mal Sasori no Danna…“, brummte dieser und ließ sich wieder auf den Stuhl fallen.

Seinen nassen Mantel hatte er über die Lehne gehängt, lehnte sich nun kippelnd nach hinten, wobei er seinem rothaarigen Partner einen genervten Blick zuwarf. Dieser schien sich keiner Schuld bewusst zu sein, sah ihn kühl aus seinen braunen Augen an.

„Es geht nicht nur um verschenkte Zeit, sondern auch darum, dass du mit deinen fälschlicherweise als Kunst betitelten Knallfröschen die Aufmerksamkeit unserer Gegner auf uns gezogen hast.“

„Wenn wir es gleich so gemacht hätten, wie ich es gesagt habe, hätten wir das viel schneller erledigen können, hmm!“

„Du hättest das ganze Dorf mit deinem D3 vernichtet – und unsere Mission lautete, die Zielperson ohne großes Aufsehen zu beseitigen.“

„Es heißt C3, hmm!“

„Das ist nicht die Kernaussage…“, kam es trocken von Sasori.

Itachi verstand Kisames Humor manchmal nicht, denn dieser lauschte den beiden Künstlern mit größter Belustigung, während es ihn selbst nur ermüdete. Wenn er ihre Teamdynamik mit der der anderen beiden verglich, war er wirklich froh, den Hünen an seiner Seite zu haben. Ihn erschöpfte schon die Vorstellung, sich jeden Tag mit solchen unsinnigen Themen auseinandersetzen zu müssen. Schweigend nahm er den beiden gegenüber Platz, woraufhin sich Kisame neben ihn setzte. Auch wenn es nicht besonders warm im Raum war, war es wohl besser, wenn er den nassen Stoff ablegte, wie es auch sein Partner gerade tat. Spott hin oder her, sie waren keine kleinen Kinder, nicht wahr?
 

„Was hast du denn getrieben, Uchiha, hmm?“

Vielleicht nahm er das besser zurück, denn Deidara lehnte sich direkt ein wenig über den Tisch, musterte ihn neugierig. Er spürte auch die Blicke der anderen auf sich, verzog aber keine Miene, während er den Blondschopf ansah. Was sollte er schon darauf antworten?

„Gab ein paar Komplikationen auf der Reise“, sprang Kisame ein. „Nichts Wildes...“

„Dafür schillert sein Gesicht aber ganz schön“, ließ der Künstler nicht locker und wandte sich recht selbstzufrieden wieder an ihn. „Dein Sharingan ist wohl doch nicht so toll, hmm?“

Itachi hob eine Braue, wissend, dass Deidara nicht übertrieb, denn der blau angelaufene Bluterguss ging allmählich in Grün und Gelb über, zog sich vom Kinn bis zur Wange. Es sah nicht sonderlich hübsch aus, doch dass sich gerade der Explosionsfanatiker das Maul über ihn zerriss, fand Itachi recht ironisch. Schließlich kam dieser selten ohne irgendwelche Blessuren zu ihren Treffen, ob das nun an seiner Vorgehensweise oder seinen explosiven Lehmfiguren lag, sei dahingestellt.

Itachi überlegte einen Moment, ob er nicht einfach fortfahren sollte, Deidara zu ignorieren, doch flackerten seine Augen rot auf. Nur kurz, aber es reichte, um den anderen zusammenzucken zu lassen.

„Wenn du meinst“, gab er monoton zurück, ehe er sich an Konan wandte. „Ist Kakuzu auf dem Weg?“

Auch ohne Deidara anzusehen, spürte er dessen Giftblicke, und er ahnte, dass er ihm gerade die Pest an den Hals wünschte. Neben ihm gluckste Kisame leise, äußerte sich aber ansonsten nicht dazu.

„Ich habe ihn benachrichtigt, dass nun alle anwesend sind“, antwortete Konan und stieß sich von der Wand ab. „Er hat sich ein Zimmer in der Nähe genommen.“

Ihre Absätze hallten auf dem Boden, der ebenso wie die Wände aus zusammengenagelten Stahlplatten bestand, wider, bis sie sich auf den freien Platz neben Itachi setzte.

„Vermutlich ein Einzelzimmer…“, bemerkte Kisame, woraufhin die einzige Frau in ihrer Organisation nickte.

„Es gab in der Tat einen Zwischenfall, bei dem sein Partner ums Leben kam.“

„Was du nicht sagst…“

„Als wäre das etwas Neues“, nuschelte Deidara, der immer noch etwas zerknirscht wirkte. „Wie viele Partner hat er jetzt schon verloren? Vier? Fünf, hmm?“

„Sieben“, grollte es hinter ihnen und sie drehten sich synchron zur Tür.

Anscheinend traf dieser Spruch mit dem Teufel doch recht häufig zu, kam es Itachi in den Sinn, als Kakuzu den Raum betrat. Die blutunterlaufenen Augen schweiften einmal über die Anwesenden, ehe der vermummte Nuke-nin den Stuhl neben Deidara fixierte. Dadurch schien die Laune des Künstlers noch etwas mehr zu sinken und am liebsten wäre er wohl ein Stück weg gerückt.
 

„Ihr habt lange gebraucht“, knurrte Kakuzu finster. „Zeit ist Geld, falls euch das noch nicht geläufig war. Euretwegen ist mir mindestens ein Kopfgeld verloren gegangen.“

„Bedank dich dafür bei Deidara.“

„Eins muss man euch lassen, Danna, Ihr steht wirklich immer felsenfest hinter mir, hmm“, murrte Deidara sarkastisch.

„Ja…mit einem Messer, das er dir in den Rücken rammt“, scherzte Kisame, worüber jedoch niemand lachte.

Sasori zuckte die Schultern, ehe er sein rundes Puppengesicht in Deidaras Richtung drehte, welcher ihn beleidigt anblickte.

„Dann wäre wenigstens Ruhe…“

„Ihr solltet allmählich lernen, miteinander auszukommen“, mahnte Konan. „Kisame und Itachi schaffen das schließlich auch.“

„Sieht man…“, spottete Deidara provokant.

Dem Haimenschen schien es nichts auszumachen, im Gegenteil, er grinste so breit, dass seine scharfen Zähne aufblitzten. Itachi hatte Mühe, seine teilnahmslose Miene beizubehalten, als ihm sein Partner mit so viel Wucht auf den Rücken schlug, dass er nach vorn ruckte – Deidara beobachtete dies natürlich mit Genugtuung.

„Hast du gehört, Itachi? Wir sind das Paradebeispiel einer glücklichen Teambeziehung!“

Konan ließ ein Seufzen verlauten, lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und überschlug die schlanken Beine. Ihr Blick war ebenso mahnend wie ihre Worte, als sie Kisame ansah.

„Es wäre nett, würdest du ein seltenes Lob nicht ins Lächerliche ziehen.“

„Verzeihung, Konan-san“, gab der Hüne höflich zurück, konnte sich aber ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Itachi vermied es lieber, auch noch etwas dazu zu sagen. Kisame hatte ja nicht einmal Unrecht, auch wenn er zweifellos mit Absicht übertrieben hatte – ihr Team funktionierte, wenn auch mit einigen Hindernissen zwischendurch.
 

„Wenn nun alle da sind, sollten wir beginnen.“

Keiner von ihnen zeigte sich sonderlich überrascht, als Pain plötzlich vom Balkon hinein schritt. Zweifellos war er schon eine ganze Weile in der Nähe, hatte ihre Gespräche möglicherweise mitangehört, wobei ihn der Regen wohl nicht gestört hatte. Seine emotionslosen Rinnegan schweiften über jeden Einzelnen von ihnen, ehe er am Kopf des Tisches Platz nahm, sich dabei ein Stück vorbeugte. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis die übergroße Venusfliegenfalle neben ihm aus dem Boden wuchs. Die Blätter der Pflanze öffneten sich ein Stück, gaben Zetsus zweifarbiges Gesicht frei.

„Wie schön, euch alle zu sehen!“, begrüßte sie die weiße Seite enthusiastisch, während die andere knurrte. „Wurde ja auch Zeit…“

Keiner kommentierte das, wenn Deidara auch einen vielsagenden Blick mit Kisame tauschte, der wohl bedeuten sollte, dass Zetsu sie nicht mehr alle beisammen hatte. Die beiden verstanden sich allgemein recht gut, wie Itachi nicht zum ersten Mal auffiel, was vielleicht an ihrem ähnlichen Temperament lag.

Pain wartete, bis sich der Pflanzenmann gesetzt hatte, ehe er in die Runde sah, dabei die Fingerspitzen aneinander legte.

„Wie mir bereits im Vorfeld berichtet wurde, habt ihr alle eure Missionen erfüllt“, begann er ruhig. „Abgesehen von der Tatsache, dass Kakuzu einen neuen Partner benötigt, gab es keine Zwischenfälle – ist das korrekt?“

Der Nuke-nin aus Taki wirkte kein bisschen betroffen von diesem Umstand, im Gegenteil – jeder von ihnen konnte das unheimliche Lächeln unter der Maske erahnen. Seit Itachi in die Organisation eingetreten war, konnte er sich nicht erinnern, dass einer von Kakuzus Partnern auch nur ein halbes Jahr durchgehalten hatte. So gut wie immer war er bei ihren Treffen allein anwesend, so dass Pain diesen Punkt meistens nur noch in einem Nebensatz erwähnte, anstatt Kakuzu die genauen Details erläutern zu lassen.

Er nahm den flüchtigen Seitenblick, den Kisame ihm zuwarf, zur Kenntnis, blieb allerdings stumm, woraufhin es ihm der andere gleichtat. Es gab keinen Grund, die Angelegenheit mit Orochimaru vor den anderen zu erwähnen, denn es würde bloß Fragen aufwerfen. In Sasoris Fall war er nicht einmal sicher, ob dieser nicht selbst losziehen würde, um die Schlange zu erledigen. Jedes Mal, wenn sie auf das Thema zu sprechen kamen, umgab den Marionettenspieler eine regelrecht mordlüsterne Aura. Demnach konnte es ihn mit Deidara nicht ganz so schlecht getroffen haben, wie er es immer darstellte.

„Also gut“, fuhr Pain fort, als niemand verneinte. „Zetsu hat bereits einen neuen potenziellen Partner für dich gefunden, Kakuzu. Er wird dich auf dem Weg in Richtung Kiri-Gakure begleiten, damit unsere Lücke bald wieder geschlossen werden kann.“

„Wie erfreulich…“, kam es finster von dem vermummten Nuke-nin, während Kisame interessiert aufblickte.

Zweifellos interessierte es ihn, welcher seiner Landsleute für die Organisation infrage kommen mochte, doch bevor er nachfragen konnte, fuhr Pain schon fort.

„Kisame, Itachi, ihr habt euch das letzte Mal für das Kopfgeld bewährt, daher werdet ihr Kakuzus Aufgabe für diesen Zeitraum übernehmen, damit er sich ganz auf seinen neuen Partner konzentrieren kann.“
 

Das war unangenehm – und wie auf Kommando zog Kakuzu die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Wenn es um Geld ging, verstand dieser keinen Spaß, was somit gleich eine zweifache Strafe für den Taki-nin bedeutete. Dieser verengte die grünen Augen zu schmalen Schlitzen, die rechte Hand, die auf dem Tisch lag, ballte sich zur Faust, doch er widersprach nicht.

„Schön“, kam es säuerlich von ihm, ehe er Kisame und ihn anfunkelte. „Ich rate euch, diese Mission nicht zu versauen.“

„Beim letzten Mal haben wir auch nichts versaut“, brummte der Haimensch zurück. „Glaub nicht, dass wir uns um deinen Job reißen. Ich meine…wer wickelt bitte ein Kopfgeldgeschäft in einer öffentlichen Toilette ab?!“

„Wie jetzt?“, kam es ungläubig von Deidara. „Ihr habt auf einem Klo eine Leiche verscherbelt? Okay, das ist…irgendwie abartig. Und ich weiß, was abartig ist – Sasori no Danna bastelt schließlich an Menschen rum, um sie in seine gruselige Sammlung aufzunehmen, hmm.“

„Wenn du nicht langsam lernst, deine Zunge zu hüten, Balg, wirst du vielleicht mein nächstes Meisterwerk“, erwiderte Sasori kühl, woraufhin sein jüngerer Partner das Gesicht verzog.

„Schmeichelhaft, aber nein danke, hmm.“

„Dieses Versteck hat sich über die Jahre bewährt, aber wenn ihr einen besseren Ort wisst…“, schnitt Kakuzu das ursprüngliche Thema wieder an, doch Pain beendete die Diskussion rasch.

„Genug jetzt. Es ist entschieden. Kakuzu, du wirst den beiden die nötigen Informationen geben, damit die Mission reibungslos verläuft. Sasori, Deidara, ihr werdet eine wichtige Schriftrolle aus einem Schrein von Kumo-Gakure besorgen – sie enthält Instruktionen zur Kontrolle von Bijuu, die uns für die Zukunft von Nutzen sein können. Seid auf der Hut und verhaltet euch unauffällig. Der Raikage ist ein Gegner, den wir nicht unnötig auf uns aufmerksam machen müssen.“

„Warum bekommen wir nie Missionen, bei denen wir einfach alles in die Luft jagen können, hmm…“, murrte der Blonde enttäuscht, verstummte aber unter Pains Blick.

Sasori gab bloß ein verächtliches Schnauben von sich, das deutlich machte, was er von der Aussage hielt.

„Gibt es sonst noch Fragen?“

Deidara blies die Backen wie ein trotziges Kind auf, schwieg jedoch, da seine Frage ja schon zuvor abgeschmettert worden war. Auch Kakuzu blickte recht zerknirscht drein, entschied anscheinend aber für sich, dass es sich nicht lohne, noch mal auf die Aufgabenverteilung und die Partner-Sache zurückzukommen.

„Gut. Dann nutzt die Zeit in Ame-Gakure, um euch auszuruhen und für die Missionen vorzubereiten. Zimmer sind bereits für euch reserviert worden, folgt einfach Kakuzu.“

Stühle kratzten über den Boden, als sich die Mitglieder erhoben, um den Raum zu verlassen.

„Itachi. Bleib noch einen Moment, ich möchte mit dir unter vier Augen sprechen.“

Der Uchiha konnte nicht sagen, dass ihn das überraschte, und er ahnte bereits, um was es ging. Kisame runzelte die Stirn, sah ihn fragend an, obwohl er wusste, dass Pain nicht erlauben würde, dass er blieb. Ein Nicken seinerseits reichte seinem Partner schließlich und er folgte den anderen, während nur sie zwei zurückblieben. Itachi setzte sich wieder auf seinen Platz, erwiderte den Blick der grauen Augen stoisch.
 

„Du warst bei Orochimaru.“

Da Konan ihm die Nachricht überbracht und Madara ihn danach abgefangen hatte, war es klar, dass Pain Bescheid wusste.

„Ja.“

Pain nickte, die Miene ebenso steinern wie seine eigene.

„Wird er Probleme machen?“

Langsam schüttelte der Uchiha den Kopf, unsicher, ob nun sein Bruder oder die Schlange gemeint war. Da er lieber über Letzteren sprach, bezog er sich auf den San-nin, als er antwortete.

„Er hat gerade erst einen neuen Körper übernommen, was bedeutet, dass ihn die Wunden, die ihm der Sandaime Hokage zugefügt hat, nicht mehr beeinträchtigen. Er kann seine Arme nun wieder bewegen, wirkt aber noch angeschlagen, so dass er in nächster Zeit keine weiteren Aktionen durchführen wird. Ich denke, er ist klug genug, sich nach seiner Niederlage vorerst bedeckt zu halten, um nicht auch noch unsere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.“

Pain erwiderte nicht sofort etwas auf seine Worte, schien darüber nachzudenken.

„Du bist also der Ansicht, wir sollten ihn fürs Erste ignorieren?“

„Ich bin der Ansicht, dass wir ihn im Auge behalten, aber unsere Prioritäten nicht auf ihn ausrichten sollten. Er hat sich für die nächsten Jahre ein Ziel gesetzt, das Akatsuki nicht beinträchtigen wird.“

„Ist das so...“, erwiderte er ruhig, fixierte ihn mit seinem Rinnegan. „Du bist auffallend gesprächig, wenn es um deinen Bruder geht, Itachi, und das ist verständlich…doch bist du auch objektiv?“

Die Frage brachte ihn innerlich ins Stocken, denn er hatte sie nicht erwartet – solche getarnten Anschuldigungen entsprachen eher Madaras Art. Sicher hatte Pain dennoch das Recht, sie zu stellen, vielleicht sogar im Auftrag ihres eigentlichen Anführers.

„In diesem Fall bin ich es. Es wird drei Jahre dauern, bis er Sasukes Körper übernehmen kann…und er hat sich zu sehr auf das Sharingan versteift, als dass er nicht warten würde.“

„Du behauptest also, dass Uchiha Sasuke keine Bedrohung für uns darstellt?“

„Ich sprach bisher lediglich von Orochimaru…aber ja, in diesen drei Jahren wird er mit Sasukes Training beschäftigt sein. Folglich wird mein Bruder erst nach diesem Zeitraum eine Bedrohung darstellen – und zwar hauptsächlich für mich. Madara weiß das.“

Etwas in Pains Blick flackerte für eine Sekunde auf, vermutlich weil er Madara von sich aus erwähnt hatte. Sei es drum, man konnte ihm nicht vorwerfen, dass er nicht sein Möglichstes tat, um Akatsuki zu unterstützen, so wie es abgemacht war. Er hatte keinen Grund, irgendetwas zu befürchten – das wussten sie beide.

„Ich verstehe“, meinte Pain schließlich und es klang, als sei ihr Gespräch beendet. „Ich danke dir für deine Ehrlichkeit. Du kannst gehen.“

Itachi nickte, wobei er zwar immer noch skeptisch bezüglich dieses Gesprächs war, sich allerdings erhob. Er griff nach seinem immer noch feuchten Mantel und streifte ihn sich über. Noch während er den Raum verließ, vernahm er den scharfen Blick des anderen in seinem Nacken. Er drehte sich nicht noch einmal um.
 

Es wunderte ihn nicht sonderlich, dass Konan unten auf ihn gewartet hatte, um ihn zu dem Gebäude zu führen, in dem sie nächtigen würden. Während des Weges schwieg die Blauhaarige und auch Itachi sah keinen Grund, ein Gespräch zu beginnen. Der Regen schien ihr nichts auszumachen, trotzdem ihre Jutsu auf Papier basierten, doch viel hatte sie in diesem Dorf wohl ohnehin nicht zu befürchten. Im Gegensatz zu ihm und den anderen standen weder Konan noch Pain auf der Fahndungsliste – zumal sie in ihrer Heimat regierten. Gott und sein Engel nannte man sie ehrfürchtig.

„Hier ist es.“

Konans Stimme ließ ihn innehalten und den Blick heben. Es handelte sich um ein kleines Gasthaus westlich des Turms, das der Struktur der anderen Behausungen angepasst war. Durch die Kriege, durch die vieles zerstört worden war, litten die Menschen in Ame-Gakure an Armut, so dass sie oft an Krankheit oder Hunger starben. Dank ihres neuen Gottes schien sich die Lage etwas gebessert zu haben, so dass mehr Menschen als früher über die Runden kamen. Soweit er informiert war, nahm Ame-Gakure auch Leute aus anderen Dörfern auf, solange sie sich loyal zeigten und etwas beisteuerten.

Konan schritt voran, schien noch mit hineinkommen zu wollen, so dass er ihr folgte. Es wirkte von innen ebenso heruntergekommen wie von außen, doch keiner von ihnen hatte diesbezüglich hohe Ansprüche. Wichtiger war es, dass es ruhig war und sie vor allem vor neugierigen Blicken verschont blieben, was nicht immer der Fall war. Konan achtete nicht weiter auf ihn, sondern ging auf den Wirt zu, um sich mit ihm zu unterhalten, während er Kisame, Deidara und Kakuzu in der Ecke ausmachte. Er setzt sich neben den vermummten Nuke-nin, der ihn jedoch keines Blickes würdigte, sondern soeben den letzten, ziemlich roh aussehenden Bissen seines Fleisches verschlang.

„Wo ist Sasori?“, fragte Itachi, bevor Kisame etwas sagen konnte.

Dieser verstand, dass er hier wohl nicht über die Angelegenheit mit Pain reden wollte, und nahm stattdessen einen Schluck von seinem Sake. Deidara schnaubte leise, stocherte in seinen gebratenen Nudeln herum.

„Der hatte keine Lust auf uns und ist schon aufs Zimmer gegangen“, brummte er. „Meinte, er nutze die Zeit lieber sinnvoll, um an Hiruko ein paar Verbesserungen vorzunehmen. Als könnte man da irgendwas besser machen, hmm…“

„Vielleicht fängt er mit der Visage an?“, bemerkte Kisame grinsend.

„Ha! Das sag ich ihm ständig, aber er hat so eine verdrehte Ansicht von Ästhetik, hmm.“

Itachi kam der Gedanke, dass Deidaras Lehmfiguren auch nicht unbedingt schön anzusehen waren, doch da sie beide sowieso nur bedingt miteinander auskamen, äußerte er sich nicht. Stattdessen sah er zu der Bedienung, die seine Bestellung aufnehmen wollte, und entschied sich ebenfalls für Nudeln und dazu grünen Tee.

„Hey Konan-san, setz dich doch zu uns!“, bot Kisame der blauhaarigen Kunoichi an, als diese auf sie zukam.

Es zeigte sich keine Regung in ihrem ebenmäßigen Gesicht, als sie sich nach kurzem Überlegen einen Stuhl nahm und tatsächlich dazu setzte. Konan war Itachis Meinung nach eines der angenehmsten Mitglieder, da sie genau wie er selbst stets recht reserviert wirkte. Sie redete nicht mehr als nötig, war klug und zielgerichtet. Als die Bedienung mit seiner Bestellung zurückkam, stellte sie Konan ein Glas Wasser hin, welches sie dankend annahm.
 

„Also, was ist das für ein Typ, den ihr rekrutieren wollt? Den aus Kiri, meine ich“, fragte Kisame interessiert, woraufhin sie eine Braue hob.

„Kurosuki Raiga.“

Itachi entging nicht, dass Kisame sein Schälchen so fest umklammerte, dass sich Risse im Porzellan bildeten. Kurosuki war ebenfalls einer der Shinobigatana Nananinshuu und anscheinend niemand, den sein Partner sonderlich gut leiden konnte.

„Sicher, dass ihr euch so jemanden ins Haus holen wollt?“, brummte er missgelaunt und goss sich Sake nach. „Der Kerl kennt weder Loyalität noch Zurückhaltung…“

„Nun, Letzteres sagt man auch über dich“, erwiderte Konan, nippte dabei an ihrem Wasser. „Und Loyalität ist in vielen Fällen reine Verhandlungssache.“

Kisames Kiefer malmte geräuschvoll, doch ihm fiel wohl kein gegenteiliges Argument ein. Unrecht hatte sie ganz sicher nicht, wenn man bedachte, dass so gut wie jeder von ihnen weiterhin seine eigenen Ziele verfolgte. Währenddessen schob Kakuzu seinen leeren Teller von sich, ehe er sich ebenfalls am Sake bediente, dabei Konan fixierte.

„Behindert der Kerl meine Arbeit, stirbt er“, grollte er warnend, woraufhin die Blauhaarige die Arme verschränkte.

„Es ist nicht einfach, jedes Mal neue Kandidaten aufzutreiben, Kakuzu“, gab sie ruhig zurück. „Es wäre daher schön, wenn du Teamarbeit wenigstens in Erwägung ziehen würdest, anstatt dich jeden neuen Mitglieds direkt zu entledigen.“

„Ich habe nie darum gebeten, einen Partner zu haben“, hielt der Ältere dagegen und verengte seine blutunterlaufenen Augen zu schmalen Schlitzen.

„Da dies jedoch unsere Vorgehensweise ist, wirst du dich fügen.“

Obwohl Konan dem Taki-nin rein äußerlich unterlegen war, zeigte sie sich so autoritär und unbeeindruckt von seiner Tonlage, dass direkt deutlich wurde, wer hier die Entscheidungen traf. Konan war Pains rechte Hand und handelte stets in seinem Sinne, weswegen Kakuzu ihr bloß einen weiteren Todesblick zuwarf, aber nichts dagegen sagte. Dann griff er erneut nach dem Schälchen, trank dieses leer und erhob sich, zog aber vorher noch ein zusammengerolltes Stück Papier aus seiner Manteltasche.

„Das sind die Informationen für eure Mission“, brummte er und reichte Kisame den Schnipsel.

Ohne eine Verabschiedung wandte er sich um und verschwand in Richtung der Zimmer. Deidara streckte sich einmal, ehe auch er aufstand.

„Na dann, ich werde auch mal gehen. Nicht, dass Sasori no Danna mich noch vermisst, hmm…“

Das Grinsen und die sarkastische Tonlage ließen an der Ernsthaftigkeit dieser Worte zweifeln, davon abgesehen, dass sie alle wussten, dass Sasori vermutlich erfreut wäre, würde Deidara die ganze Nacht außerhalb seiner Reichweite bleiben.

„Gute Reise, Kisame. Danke für das Essen, Konan. Man sieht sich, hmm!“

Auch Konan schien aufbrechen zu wollen und verabschiedete sich knapp von ihnen, ehe sie sich in Papier auflöste.
 

Kisame betrachtete den Zettel, den Kakuzu ihm gegeben hatte, wirkte dabei jedoch nachdenklich – und unzufrieden, auch wenn er nichts sagte. Allein diese Schweigsamkeit war unüblich für den Hünen, denn normalerweise hätte er ihn nun über das Gespräch mit Pain ausgefragt. Itachi schob die leere Schüssel samt Stäbchen beiseite und schloss die Hände um den noch warmen Teebecher.

„Wieso ist er dir dermaßen zuwider?“

Kisames grünlich funkelnde Raubtieraugen eisten sich von dem Papier los, bohrten sich nun in die seinen.

„Hn...wir können uns untereinander alle nicht besonders gut leiden“, begann er vage und es schien, als wollte er noch mehr sagen, ließ es aber schlussendlich.

„Mit Zabuza bist du damals einigermaßen ausgekommen“, erwiderte Itachi ruhig.

„Aufgrund der Umstände haben wir uns geduldet, ja, aber sagen wir es so…gegen Raiga war Zabuza ein Heiliger. Der Kerl leidet an Größenwahn…ist nicht ganz richtig in der Birne, wenn du verstehst. Er wird uns definitiv Probleme machen.“

Itachi fielen auf Anhieb einige Shinobi aus seiner Heimat ein, auf die solch eine Beschreibung ebenfalls zutreffen würde. Ein wenig konnte er Kisames Abneigung nachvollziehen, doch er hatte über die Jahre lernen müssen, dass es nichts brachte, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.

„Nun, er wird Kakuzus Partner, nicht wahr?“, meinte er nur und zuckte die Schultern.

Kisame maß ihn mit einem langen Blick, ehe sich seine Mundwinkel hoben.

„Versuchst du mich aufzumuntern?“, fragte er belustigt.

„Tut man das nicht in einer glücklichen Teambeziehung?“, stellte er die spontane Gegenfrage.

Sein Partner schüttelte amüsiert den Kopf, füllte sein Schälchen mit dem letzten Rest Sake.

„Wusste nicht, dass du Humor besitzt. Ziemlich trockenen Humor, übrigens“, fügte er noch an und entblößte eine Reihe scharfer Zähne.

„Gewöhn dich nicht daran.“

„Würde ich nie wagen.“

Itachi erlaubte sich ein seltenes Lächeln, welches der Hüne grinsend erwiderte. Es kam ihm nicht zum ersten Mal surreal vor, mit Kisame zusammenzusitzen und diese Art von Konversation zu betreiben. Vielleicht, weil es sich normal anfühlte. Normal und vertraut. Ein wenig wie mit Shisui und doch anders, ohne dass er es beschreiben konnte.

Jagd

Kakuzus Informationen hatten sie in die bergige Landschaft nahe Yu-Gakures geführt, wo sie seine Kontaktperson treffen sollten. Obwohl weder Kisame noch ihn selbst das Kopfgeldjägergeschäft sonderlich reizte, war die Reise immerhin relativ angenehm, da komplikationsfrei verlaufen. Zwar hatten sie, seitdem sie die Grenze überschritten hatten, nur noch im Freien geschlafen, da es unterwegs nicht viele Tavernen gab, doch die Temperaturen waren auch nachts erträglich und das Wetter hielt sich trocken, so dass dies kein Problem darstellte.

Da es sich bei Yu-Gakure mittlerweile eher um einen Urlaubsort handelte, wunderte sich Itachi nicht darüber, dass sie bislang auf keine Shinobi getroffen waren. Vorsicht war zwar besser als Nachsicht, doch er selbst genoss den scheinbaren Frieden, der niemals lange währte. In letzter Zeit erschien ihm sein Leben noch rastloser als sonst, was wohl daran lag, dass ihm die Sache mit Sasuke immer noch schwer im Magen lag. Die meiste Zeit über konnte er seine Gefühle recht erfolgreich ausblenden, aber manchmal holten sie ihn eben doch ein. Ob es die richtige Entscheidung gewesen war, Sasuke in Orochimarus Obhut zu lassen? Er würde bei der Schlange vieles lernen und sicherlich stärker werden, doch ebenso barg dies ein Risiko. Wenn er ehrlich war, wäre es ihm lieber gewesen, sein Bruder wäre in Konoha geblieben, denn auch, wenn der Sandaime Hokage nicht mehr da war, um ihn zu beschützen, hätte Kakashi zumindest ein Auge auf ihn gehabt. Sasuke hatte sich jedoch für einen anderen Weg entschieden und zweifellos trug Itachi die Schuld daran. Trotzdem er wusste, dass es nicht das Geringste brachte, weiter darüber nachzudenken, konnte er es nicht gänzlich abstellen.

„Itachi?“

Der Uchiha hob den Kopf, als er unvermittelt angesprochen wurde, und erst in diesem Moment bemerkte er, dass Kisame ein gutes Stück vor ihm ging. Anscheinend war er so sehr in seine Gedanken abgedriftet, dass er zurückgefallen war. Er sah die stumme Frage im Blick seines Partners und war froh, dass er sie nicht laut aussprach.

„Wir sollten bald da sein“, meinte er nur und trat neben Kisame.

Dieser nickte, wenn auch etwas zögerlich, beinahe so, als wollte er noch etwas sagen. Stattdessen rückte er aber nur Samehada in seinem Gurt zurecht und lief neben ihm weiter. Laut Kakuzu würde ihnen dieser Mann, den sie treffen würden, mehr über den Aufenthaltsort ihrer Zielperson erzählen können. Es handelte sich dabei um den Anführer einer Söldnergruppe, die in Kakuzus Revier wilderte und die er aus diesen Gründen loswerden wollte.

„…riechst du das?“

Itachi hob eine Braue, als der Hüne erneut das Wort ergriff und dabei stehen blieb.

„Was meinst du?“, hakte er nach.

„Blut. Ziemlich viel Blut…“, erwiderte Kisame mit rauer Stimme, die allerdings für Itachis Geschmack einen allzu erfreute Unterton aufwies.

Ihm war diese Reaktion nicht neu, auch wenn er hoffte, dass sich sein Partner beherrschen würde, woran ihn jedoch das Funkeln in dessen Raubtieraugen zweifeln ließ. Es war viel zu lang ruhig gewesen, so dass Kisame sicherlich nach einem Kampf lechzte. Itachi ging nicht genauer darauf ein, sondern lief weiter…der Treffpunkt war in der Nähe, sie würden ihn bald sehen.
 

Als sie wenige Minuten später an dem Geschäft, welches ihnen beschrieben worden war, ankamen, fanden sie den Grund für den Geruch direkt heraus. Noch bevor sie die kleine Hütte betreten hatten, fiel ihnen das Blut, welches das Gras rot gefärbt hatte, auf. Die Spur führte in zwei Richtungen, eine in das Geschäft und eine vom Ort des Geschehens weg. Kisame und er tauschten einen kurzen Blick, ehe sie sich der Hütte zuwandten. Die Tür war aus den Angeln gerissen worden, hing nur noch halb im Rahmen und mehrere rote Schlieren prangten auf dem Holz. Gespenstige Stille herrschte um sie herum, was sich auch nicht änderte, als sie den Laden betraten.

Die umgerissenen Regale fielen ihm als Erstes ins Auge, dann die verstreuten Lebensmittel und anderen Verkaufsartikel, die den blutbeschmierten Boden auf eine skurrile Weise bunt aussehen ließen. Itachi konnte den Blick für einen Moment nicht von den Wänden, die aussahen, als hätte sie jemand mit einer Axt bearbeitet, abwenden. Irgendjemand hatte sich hier gründlich ausgetobt – und das nicht nur an dem Geschäft.

Itachi vermutete, dass es sich bei dem Mann, der in einer Ecke des Raumes in einer roten Pfütze lag, um den Besitzer des Ladens handelte. Die weit aufgerissenen Augen und verzerrten Züge machten deutlich, welche Angst er in den letzten Sekunden seines Lebens ausgestanden haben musste. Jemand hatte ihm Bauch und Brustkorb aufgeschlitzt, so dass die Eingeweide herausgequollen waren. Ein paar Meter weiter hing die Leiche einer Frau über dem Tresen – wahrscheinlich hatte sie sich dahinter retten wollen, war jedoch nicht schnell genug gewesen. Man hatte mehrmals auf ihren Rücken eingestochen, die Haut hing in blutigen Fetzen von ihrem Fleisch herab.

„Da hat jemand ordentlich seinen Spaß gehabt“, durchbrach Kisame die Stille.

Er klang nicht sonderlich amüsiert und Itachi vermutete, dass das daran lag, dass er enttäuscht war. Zwar hatte sein Partner schon ähnliche Massaker angerichtet, meistens jedoch an Leuten, die sich auch wehren konnten. Sicher hatte er gehofft, hier auf Shinobi zu treffen, gegen die er kämpfen konnte…und nicht auf zwei tote Händler.

„Wir sollten der Spur folgen“, meinte Itachi bloß und wandte sich ab.

Kisame runzelte die Stirn, folgte ihm aber hinaus.

„Denkst du, der Kerl, den wir hier treffen sollten, ist noch am Leben?“, wollte er wissen.

Wenn Itachi ehrlich war, bezweifelte er das, nachdem er gesehen hatte, wie brutal in diesem Geschäft gewütet worden war. Es war nicht zu übersehen, dass der Unbekannte Spaß daran gehabt hatte, diese Leute zu töten. Jemand mit solch einer Mordlust würde niemanden einfach so entkommen lassen, da konnten die Spuren noch so frisch sein.

„Nein, aber wir sollten sichergehen“, erwiderte er trotzdem.

„Meinetwegen gern.“

Die Aussicht, doch noch einen guten Kampf zu bestreiten, schien Kisames Laune ziemlich zu heben, so wie dieser ihn nun angrinste. Itachi beließ es dabei und konzentrierte sich lieber auf die blutige Spur, die sich wie ein roter Faden durch das Gras zog.
 

„Sieht aus, als würde jemand auf der Jagd sein“, bemerkte Kisame nach einigen Minuten.

Itachi schwieg zunächst, blieb auch nicht stehen, sondern folgte weiter den Blutspuren; er wusste, was sein Partner meinte. Mit großer Wahrscheinlichkeit war ihr Informant verletzt worden, noch bevor er hatte fliehen können. Dass er seine Blutung nicht stillen konnte, ließ vermuten, dass er keine Zeit dafür hatte. Sein Verfolger musste ihn ein paar Mal eingeholt und ihm noch mehr Wunden zugefügt haben, nur um ihn erneut laufen zu lassen. Hin und wieder entdeckten sie tiefe Schleifspuren am Boden, was auf eine schwere Waffe schließen ließ.

Itachi hob ruckartig den Kopf, als ein Schrei durch den Wald hallte, und auch Kisame sah alarmiert auf; scheinbar hatten sie doch Glück. Sie wechselten keinen Blick mehr, sondern rannten in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Lange mussten sie nicht laufen, vernahmen nur wenige Sekunden später eine fremde Stimme.

„…meine Fresse, du bist vielleicht ein Lappen…schreist hier rum wie ein abgestochenes Schwein, ey!“

Das Erste, was Itachi ins Auge fiel, war die riesengroße Sense mit den drei roten Klingen, die neben dem Unbekannten im Gras lag. Er stand mit dem Rücken zu ihnen und schien sie bislang nicht bemerkt zu haben, denn er redete weiter mit seinem Opfer.

„Dabei hab ich noch gar nicht angefangen! Kannst dich glücklich schätzen, dass du Jashin-samas nächstes Opfer sein darfst! Das ist ne Ehre, kapiert?!“

Der dunkelhaarige Mann, bei dem es sich aufgrund der Übereinstimmung mit Kakuzus Beschreibung um ihren Informanten handeln musste, kauerte an einem Baumstamm und hielt sich wimmernd den rechten, unnatürlich abstehenden Arm. Das Blut, welches aus den zahlreichen Schnitten an seinem Oberkörper tropfte, färbte seine Kleidung rot. Als er sie beide entdeckte, weiteten sich seine Augen und er schnappte nach Luft.

„Ihr! Ihr seid doch…ihr…Kakuzu-sama! Er…ihr müsst mir helfen! Bitte helft mir!“

„Boah, dein Rumgeheule kotzt mich an! Was bist du eigentlich für ein Kerl und…eh?“

Scheinbar brauchte der Fremde ein paar Sekunden, um zu begreifen, dass sie nicht länger zu zweit waren. Violette Augen blickten ihnen entgegen, musterten sie irritiert, während sich der Fremde mit seinen blutverkrusteten Fingern durch die silbernen Haare fuhr. Er musste ungefähr in Itachis Alter sein, war jedoch recht kräftig, was man gut erkennen konnte, da er nur eine schwarze Hose am Leib trug. Blut klebte überall an seine Körper, doch es schien nicht sein eigenes zu sein, da er unverletzt aussah.

„Wo kommt ihr denn her, huh? Und wer seid ihr überhaupt? Freunde von dem Typen? Find ich echt scheiße von euch, dass ihr einfach hierher kommt und mich bei meinem Ritual stört!“

Er ließ ein Kunai in der rechten Hand kreisen, neigte den Kopf zur Seite und grinste dann so breit, dass es regelrecht irre wirkte.

„Aber hey…wo ihr schon mal hier seid, wollt ihr vielleicht teilhaben~? Was ist mit dir, Schnitte? Willst du Jashin-sama geopfert werden~?“

Itachi blickte den Fremden aus seinen Sharingan an, verzog keine Miene, auch wenn er nicht sicher war, ob er sich verhört hatte. Schnitte? Neben ihm gab Kisame ein Geräusch von sich, das klang, als müsste er sich ein Lachen verkneifen. Großartig.
 

„Jetzt hör mal zu, du Komiker“, kam es dann jedoch ernster von seinem Partner. „Ich hab keine Ahnung, wer dieser Jashin-sama sein soll, aber dieser Lappen da, den du opfern willst, ist wichtig für uns. Wäre also besser für deine Gesundheit, wenn du ihn am Leben lässt, klar?“

Der Silberhaarige wiegte den Kopf langsam in die andere Richtung, verengte dabei die Augen.

„Was willst du, Fischgesicht?!“, erwiderte er patzig. „Ich soll den Sack am Leben lassen? Kommt gar nicht in die Tüte! Hab mir den extra bis zum Schluss aufgehoben! Hat jedes Mal gequiekt wie ein Schwein, wenn ich ihn ein bisschen angekratzt hab…“

„Tolle Geschichte, wirklich, aber ich fürchte, die interessiert uns nicht besonders“, überging Kisame die Beleidigung geflissentlich, ehe er drohender anfügte: „Und jetzt zur Seite. Sofort!“

Bei den meisten Leuten hätte der Tonfall gepaart mit Kisames äußerer Erscheinung dafür gesorgt, dass sie spätestens jetzt einknickten. Allerdings schien sich ihr Gegenüber dadurch bloß provoziert zu fühlen, denn er machte einen Schritt auf sie zu, streckte die Arme dabei zu den Seiten aus.

„Komm doch her, Arschloch! Na los! Ich warte! Ha! Große Fresse, aber nix dahinter, huh?! Glaubst du, ich fang an zu heulen, nur weil du hier auf dicken Macker machst?!“

Itachi hob eine Braue; so viele Beleidigungen auf einmal waren ihm auch noch nie zu Ohren gekommen. Selbst sein Partner schien im ersten Moment perplex, starrte den Fremden einfach nur an.

„Du bist nicht ganz richtig im Kopf, hm?“, kam es dann schroff von ihm.

„In meiner Birne ist alles so, wie’s sein soll, klar? Ihr habt ja keine Ahnung, wie großartig Jashin-sama ist…aber wisst ihr was? Ich zeig’s euch beiden Witzfiguren einfach!“

Kisame sah aus, als würde er nicht wissen, ob er dem anderen nun den Schädel einschlagen sollte oder nicht. Normalerweise zögerte der Haimensch in solchen Situationen nicht, was nur bedeuten konnte, dass dieser dasselbe ungute Gefühl hatte, wie es auch bei Itachi der Fall war. Irgendetwas stimmte mit diesem Irren, der gerade den runden Anhänger seiner Kette küsste, nicht. Mit funkelndem Blick leckte er anschließend einmal über das Kunai in seiner Hand, wobei er leise kicherte.

Itachi stutzte, als sich die helle Haut des jungen Mannes nach und nach schwarz färbte, bis nur noch einige weiße Markierungen, die an ein Skelett erinnerten, blieben. Die violetten Augen glühten, ehe er einen Blick über die Schulter warf und ihr Opfer, welches sich weg von ihnen über den Boden schleifte, erfasste. Ein Ruck ging sowohl durch Kisames, als auch seinen eigenen Körper, als der Fremde zustach – sich das Kunai in den eigenen Unterarm rammte und diesen aufschlitzte. Eine Blutlache sammelte sich zu seinen Füßen, doch der seltsame Fanatiker grinste nur wahnsinnig und begann seinen Fuß durch den roten Lebenssaft zu ziehen.

„Was…tut der da?“, hörte er Kisame verstört brummen und ihm ging es nicht anders.

Ohne zu antworten, versuchte er einen Sinn daraus zu erschließen, was der Kerl damit bezwecken wollte, diese Zeichnung, die seinen Anhänger darstellte, aus Blut auf die Erde zu malen. Als er fertig war, breitete er erneut die Arme aus und blickte durch die Baumkronen gen Himmel.

„Nimm mein Geschenk an, Jashin-sama, und bestrafe diese Ungläubigen!!“, rief er laut und rammte sich das Kunai mitten ins Herz.

Was Itachi zunächst für einen Trick gehalten hatte, erwies sich als Realität, denn der Silberhaarige fiel nach hinten, blieb rücklings in seinem Kreis liegen. Er hatte sich wirklich umgebracht. Bevor einer von ihnen beiden etwas sagen konnte, hörten sie ein verzweifeltes Röcheln und fuhren herum. Kakuzus Informant spuckte plötzlich Blut, presste die Hände auf seine Brust, wo sich auch der Stoff rot färbte. Es dauerte nicht lange, bis er mit verdrehten Augen in sich zusammensackte, liegen blieb.

„Scheiße…“, entfloh es Kisame nach ein paar Sekunden.

Itachi löste sich aus seiner Starre und lief zu dem Informanten, wobei er einen großen Bogen um den Fanatiker machte. Er kniete sich neben den Mann und drückte zwei Finger gegen seinen Hals, doch er fühlte keinen Puls mehr.

„Er ist tot“, murmelte er, woraufhin er den Hünen abermals fluchen hörte.

Itachis Gedanken rasten, während er sich einen Reim darauf zu machen versuchte. Was war hier geschehen? Eben noch hatten beide Männer gelebt, dann brachte sich der eine um und der andere starb im gleichen Moment? Solche Zufälle gab es nicht. Er drehte den Toten auf den Rücken, erkannte die Stichwunde in der Brust…dieselbe Stelle. Als er die letzten Minuten Revue passieren ließ, weiteten sich seine Augen leicht; konnte es sein…?
 

„Was zur Hölle…?!“

Er hielt in seinen Überlegungen inne, als Kisame abermals fluchte. Hinter ihm hörte er jemanden husten, dann ein langgezogenes Seufzen.

„Hah…das hat gut getan~! Jashin-sama, ich danke dir für deine Gnade!“

Als er den Kopf drehte, einen Blick nach hinten warf, sah er, wie sich der Fremde gerade aufsetzte und ausspuckte. Seine Haut hatte mittlerweile wieder den normalen Farbton angenommen, so dass er nicht mehr an ein wandelndes Skelett erinnerte. Er wischte sich über den Mund, ließ den Nacken knacken, ehe er sich langsam aufrichtete – die Wunde in seiner Brust existierte nicht mehr. Itachi fühlte sich wie gelähmt, als er beobachtete, wie der Fanatiker nach der am Boden liegenden Sense griff.

„So…und nun zu euch!“, sagte er grinsend. „Jashin-sama sollten diese Opfer zwar für heute reichen, aber wenn ich ihn mit zwei weiteren Gaben beschenken kann – warum nicht? Sterbt!!“

Der Uchiha sprang auf die Beine, musste sich jedoch zur Seite werfen, um der auf ihn zu schnellenden Sense ausweichen zu können.

„Nicht schlecht, Schnitte – aber das bringt dir nichts, hahaha!!“, hörte er den Irren brüllen und Itachi begriff, als der andere an dem Seil, welches an der Sense befestigt war, zog.

Die drei Klingen rasten auf ihn zu und der Uchiha wusste, dass es aus wäre, wenn sie ihn erwischten. Er durfte unter keinen Umständen zulassen, dass sein Blut floss! So schnell er konnte, versuchte er sich aus der Bahn zu schmeißen – doch es war so knapp, dass die Sense seinen Mantelsaum erwischte.

„Verdammt, lass los, du Drecksack!! Das ist unfair!! Pfoten weg, du beschissener Bastard!!“

Er richtete sich auf, sah Kisame, der ihren Gegner von hinten in seinen Würgegriff genommen hatte und ihn somit zurückhielt. Beunruhigt sah er, wie der Silberhaarige über Kisames Arm kratzte, ihn sogar zu beißen versuchte – doch bevor er seinen Partner warnen konnte, hatte dieser dem anderen mit einem Ruck das Genick gebrochen. Schnaubend stieß er den nun regungslosen Körper von sich, trat dann an diesem vorbei auf ihn zu.

„Bist du in Ordnung?“, fragte Kisame, doch Itachi reagierte gar nicht darauf.

Stattdessen fasste er ruppig nach dem Arm des Älteren, da wo dieser Verrückte ihn gekratzt hatte. Zwar waren die roten Male deutlich zu sehen, doch es blutete nicht und die Anspannung fiel ein wenig von Itachi ab.

„Du machst dir doch keine Sorgen wegen den paar Kratzern...?“

„Kisame...“, erwiderte Itachi ernst und bohrte seinen Blick in die Raubtieraugen. „Er darf auf keinen Fall an dein Blut kommen.“

Sein schraubstockartiger Griff um Kisames Unterarm verstärkte sich noch, als er daran dachte, was passieren konnte, wenn sie leichtsinnig handelten. Der Gedanke, dass sein Partner sterben könnte, war selten so präsent gewesen wie jetzt. Er würde nichts tun können, nur zusehen…so wie eben, als sie den Informanten verloren hatten. Es rief eine regelrechte Übelkeit in dem Uchiha hervor...

„Itachi?“

Er zuckte zusammen, als Kisames freie Hand seine Schulter umschloss, diese fest drückte. Besorgt wurde er angesehen, anscheinend verstand der Hüne noch nicht, was da eben passiert war.

„Vor seiner Verwandlung hat er Blut von der Waffe geleckt“, erklärte er sich und löste seine Finger von Kisames Arm.

„Du meinst, der Kerl trinkt das Blut seiner Feinde und dann ist man mit ihm…verbunden?“

Itachi nickte langsam, wobei sein Blick wieder zu dem Dreieck im Kreis schweifte, welches der Fanatiker auf den Boden gemalt hatte.

„Das Symbol hat vermutlich auch etwas damit zu tun“, murmelte er.

Kisame runzelte die Stirn, schwieg jedoch, während er über seine Worte nachdachte. So etwas hatten sie beide noch nicht erlebt.
 

„Ey, du Arschgeige! Das hat verdammt wehgetan!“

Sie fuhren zeitgleich herum, als das Gezeter hinter ihnen plötzlich von neuem startete und tatsächlich setzte sich der Silberhaarige soeben auf.

„Weißt du eigentlich, wie scheiße das ist, wenn einem der Hals umgedreht wird?! Sieh dir das an!!“

Er zeigte auf seinen verdrehten Hals, wegen dem sein Kopf nun in einem ungesunden Winkel hing. Es sah mehr als grotesk aus, wie der Kerl nun seinen Kopf packte und ihn mit verzerrtem Gesicht wieder richtete. Ein hässliches Knacken und er saß wieder, wie er sollte.

„Da glotzt ihr dumm aus der Wäsche, was? Jaja, glaubt es ruhig, ich bin Dank Jashin-samas Gnade nämlich nicht totzukriegen! Unsterblichkeit und so…also scheißt euch vor Angst in die Buchse, denn ich bin jetzt echt pissig! Mich einfach umzubringen, ey! Na wart-hng!!“

Kisame sah perplex zu seinem Partner, der mit einer schnellen Bewegung gleich drei Shuriken wie aus dem Nichts geworfen hatte. Eines blieb dem vorlauten Kerl im Halse stecken, die anderen zwei trafen seine Brust. Itachis Mangekyou Sharingan glühten ihrem Feind, der langsam und Blut röchelnd zu Boden sank, entgegen. Jedes weitere Wort blieb ihm im Halse stecken, als ihn der Uchiha in sein Tsukuyomi zog, wo er tausend Tode sterben würde.

Als sich seine Augen wieder schwarz färbten, verschwamm für wenige Sekunden seine Sicht und sein Kopf pochte schmerzhaft. Reflexartig drückte er sich die Hand auf die rechte Gesichtshälfte, atmete durch. Es hätte ihm vermutlich unangenehm sein sollen, dass Kisame direkt hinter ihm war und ihn hielt, doch das war es nicht. Im Gegenteil…er lehnte sich leicht an den Hünen, der mit seinen Pranken seine Schultern umschloss.

„Geht es?“, hörte er ihn fragen und nickte benommen. „Du hättest es nicht einsetzen sollen…nicht für diesen Bekloppten.“

Itachi ließ die Hand sinken, sah zu dem lethargisch vor sich hin starrenden Mann, der immer noch am Boden lag.

„Es gab keine andere Option“, erwiderte er. „Anscheinend ist er tatsächlich unsterblich…und auf diese Weise ist er für eine ganze Weile außer Gefecht gesetzt.“

Zwar konnte man durch sein Gen-Jutsu solch immensen psychischen Schaden nehmen, dass geistige Behinderungen zurückblieben oder man gar daran starb, doch dieser Typ würde vielleicht sogar das unbeschadet überstehen.

„Lass uns gehen“, wandte er sich an Kisame, welcher zögernd nickte.

Itachi wusste, dass es ihm nicht passte, den Fanatiker lebend hier zurückzulassen, doch welche Wahl hatten sie? Sie konnten ihn nicht umbringen und ihr Informant niemandem mehr etwas mitteilen. Es gab hier nichts mehr für sie zu erledigen und wenn Itachi ehrlich war, wäre er froh, so viel Abstand wie möglich zwischen diesen Verrückten und sie beide zu bringen.

Unstimmigkeiten

Wie erwartet war Kakuzu alles andere als begeistert darüber, dass sie den Informanten verloren hatten – zumindest ging das aus seiner Nachricht, die er ihnen zurückgeschickt hatte, hervor. Sie hatten diese Sache mit dem unsterblichen Fanatiker vorerst für sich behalten, da es zu kompliziert gewesen wäre, das alles auf einem Blatt Papier zu erklären. Der Mann war ermordet worden. Punkt.

Somit fehlten ihnen allerdings genauere Fakten zum Aufenthaltsort der Zielperson. Letztere führte eine Gruppe von Attentätern an und war daher immer in Bewegung, so dass es ohne jemanden, der die Truppe beschattete, schwierig war, sie festzunageln. Kisame konnte sich nach wie vor nicht mit dieser Kopfgeldgeschichte anfreunden, doch es brachte nichts, sich darüber zu beschweren.

Sein Blick glitt zu seinem Partner, der mit dem Rücken zu ihm in die Decke gewickelt lag und scheinbar schlief, während er neben ihm an der Wand lehnte. Sie hatten sich weiter Richtung Yu-Gakure bewegt und eine der Pensionen ausgesucht, um sich ein Zimmer für die Nacht zu nehmen. Obwohl sie im Allgemeinen immer das Günstigste buchten, ließ sich nicht leugnen, dass es schon komfortabler als ihre sonstigen Unterkünfte war. Zwar legte Kisame keinen besonderen Wert auf die zur beigefarbenen Tapete farblich passenden Keramikvasen, in denen ein paar dekorative Zweige steckten, doch das Bett war ihm eine willkommene Abwechslung. Kisame hatte kein Problem damit, auf einem gewöhnlichen Futon zu schlafen, aber es ließ sich nicht leugnen, dass dieses Bett eine viel bequemere Variante darstellte.

Da sie zum Buchen des Zimmers Henge no Jutsu genutzt hatten und somit nicht zum ersten Mal ein junges Paar darstellten, hatte es die Dame an der Rezeption wohl als selbstverständlich erachtet, ihnen ein Zimmer mit Bett zu geben. Sie beide hatten für einen Moment irritiert geschaut, als sie den Raum betreten hatten, es jedoch ohne Beschwerden hingenommen. Sie schliefen auch sonst nahe beieinander und so etwas wie Schamgefühl war Kisame sowieso schon lange fremd. Gerade gegenüber dem Uchiha, mit dem er seit Jahren zusammen reiste und der ihn besser kannte als jeder andere.

Kisame wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er den Uchiha neben sich zusammenzucken spürte. Komfort hin oder her, es hielt immer einer Wache, damit der jeweils andere in Ruhe schlafen konnte. Auch in so einem Touristenort wie Yu-Gakure konnten einen unangenehme Überraschungen erwarten.

Wieder ein Zucken neben ihm, rasselnder Atem…da schlief wohl jemand nicht sonderlich gut. Seine Raubtieraugen erfassten Itachis Profil, verfolgten mit, wie sich die Lider mit den langen Wimpern bewegten.
 

Es war ihm schon aufgefallen, seitdem sie ihre neue Reise nach Yu-Gakure angetreten hatten – etwas stimmte nicht mit seinem Partner. Er driftete oft mit seinen Gedanken ab, so, als wäre er gar nicht richtig anwesend. Etwas musste ihn beschäftigen und es war naheliegend, dass es mit Orochimaru und seinem Bruder zusammenhing.

Obwohl sie über Itachis plötzliche Distanzierung (und seine miese Aktion, ihn mithilfe eines Gen-Jutsu loszuwerden) gesprochen hatten und Kisame ihm nichts mehr nachtrug, ging ihm der Vorfall nicht aus dem Kopf. Der Uchiha hatte sich entschuldigt und er hatte ihm verziehen, ja, aber trotzdem…etwas war anders, auch wenn sie sich wieder gut verstanden.

Was das Gespräch mit Pain anging, hatte Itachi sich auch recht kurz gefasst, weil es wohl angeblich auch nicht viel mehr dazu zu sagen gab. Kisame wollte ihm glauben, doch hundertprozentig sicher war er nicht. Dabei hatte der Jüngere in Ame-Gakure noch recht gelöst gewirkt, immerhin hatten sie sogar noch etwas länger abends zusammengesessen und sich unterhalten. Zu diesem Zeitpunkt schien alles in Ordnung gewesen zu sein – oder aber Itachi hatte es besser verdrängt als jetzt.

Und dann die Sache mit diesem unsterblichen Typen. Es war nicht so, dass Kisame diese Begegnung geheuer gewesen wäre, doch es war für seinen Partner unüblich, seine Unruhe so offen zu zeigen.

Dass er gerade so tief zu schlafen schien, dass ihn die Schatten der Vergangenheit wieder quälten, machte es für Kisame nur noch deutlicher. Ab und zu passierte das ihnen beiden und sie sprachen im Allgemeinen nicht darüber, ähnlich einer stillen Vereinbarung. Dem Hünen war es lieber so, auch wenn er zu Anfang noch versucht hatte, Itachi damit aufzuziehen.

Kisames Blick ruhte weiterhin auf dem Uchiha, der sich plötzlich verkrampfte, hektischer atmete. Sollte er ihn wecken? Vielleicht nicht die beste Idee, denn Kisame wollte kein Kunai im Hals stecken haben – Itachi schlief oft mit einem unterm Kissen. Ein paar weitere Sekunden saß er einfach nur da, ehe er die Hand hob und sie in Itachis dunklem Schopf vergrub. Sie fühlten sich weich an, obwohl sie zerzauster als sonst aussahen - das Haarband hatte sich gelöst.

Als es ihm wegen des Giftes schlecht ergangen war, war Itachi für ihn da gewesen, nicht wahr? Es konnte nicht schaden, sich zu revanchieren, auch wenn sie schon seit geraumer Zeit damit aufgehört hatten, den Punktestand auszugleichen. Zu seiner Verwunderung wurde der Uchiha nach ein paar Minuten tatsächlich ruhiger, als er ihm so durch die schwarzen Haare streichelte. Kisame überlegte, ob das jemals jemand zuvor für ihn selbst getan hatte, doch die Antwort lag eigentlich klar auf der Hand – nein.

Er war recht verkorkst aufgewachsen, auf sich allein gestellt und mit dem Nötigsten an Zuneigung, was sich aber auch nur auf die ersten Jahre seines Lebens beschränkt hatte. In Kiri-Gakure galten Gefühle als verpönt, sie hinderten einen daran, das gewünschte Maß an Grausamkeit zu erreichen. Bei ihm selbst hatte es ja vorbildlich funktioniert, wenn er daran dachte, wie viele seiner Kameraden durch seine Hand gestorben waren. Mord war nie etwas gewesen, das ihm schwer gefallen war. Es war seine Bestimmung gewesen.
 

„Bist du wach?“

Er wusste selbst nicht, warum er das Gefühl nicht loswurde, dass der andere nicht länger schief. Vielleicht, weil es sich hierbei immer noch um Itachi, der normalerweise bei dem kleinsten verdächtigen Geräusch auf den Beinen war, handelte. Die einsilbige Antwort, wenn man es so nennen konnte, ließ tatsächlich nicht lange auf sich warten, auch wenn sein Partner die Augen weiterhin geschlossen hielt.

„Hm…“

Es wunderte Kisame ein wenig, dass Itachi seine Hand nicht sofort beiseiteschob und sich aufrichtete. Stattdessen blieb er liegen, schien sich Zeit nehmen zu wollen, richtig wach zu werden. Oder war er es schon und wollte die Berührung noch etwas herauszögern? Schwer vorstellbar und da sein Partner nicht zu den emotionalen Menschen gehörte und sich selten durch seine Mimik verriet, würde er das wohl nie erfahren.

Nun, Kisame störte es nicht, sonst hätte er gar nicht erst damit angefangen. Er fuhr fort, dem anderen durch die Haare zu streicheln, beobachtete dessen noch blasser wirkendes Gesicht im dämmrigen Licht. Erst nach einer Weile zog er seine Hand zurück, lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand in seinem Rücken.

„Willst du mir nicht einfach sagen, was dich beschäftigt?“, brummte er schließlich in die Stille hinein.

Erst kam gar keine Reaktion, doch dann öffnete der Uchiha seine dunklen Augen, blickte vor sich hin.

„Nur ein sinnloser Traum…“, hörte er ihn mit Bitterkeit in der Stimme murmeln.

„Davon rede ich nicht“, erwiderte Kisame. „Du weißt genau, was ich meine.“

Itachi schloss für einen kurzen Moment erneut die Augen, setzte sich schließlich auf, als er die Lider wieder aufschlug. Die Decke rutschte in seinen Schoß, doch sein Partner trug ohnehin einen der beigefarbenen Yukata, die für sie bereit gelegt worden waren. Kisame hielt es wie sonst auch – er trug nur seine Shorts, fand die Temperaturen ohnehin mild genug, so dass ihn überflüssige Kleidung in der Nacht bloß gestört hätte.

„Klär mich auf.“

Das Mondlicht beschien Itachis regungsloses Gesicht, ließ es noch blasser wirken. Kisame irritierte der flapsige Tonfall des anderen, denn es sah diesem nicht ähnlich, und er zog die Stirn in Falten.

„Willst du wirklich mit mir streiten?“, fragte er und verengte die Raubtieraugen. „Schon wieder?“

Der Uchiha antwortete mit einem leisen Seufzen und rieb sich mit den Fingerspitzen über die linke Schläfe, als wolle er unsichtbare Kopfschmerzen vertreiben.

„Kisame…“

„Du bist schon so unruhig, seit wir Ame-Gakure verlassen haben“, fuhr er fort. „Und na ja, davor warst du auch nicht gerade ausgeglichen. Geht es immer noch um die Sache mit Orochimaru?“

Dieses Mal bekam er keine Antwort, Itachi wandte den Blick lediglich zur Seite, wich ihm aus. Es war ja nicht mal so, dass Kisame erwartet hatte, dass der andere ihm erzählen würde, warum er sich so seltsam verhielt. Was er aber so gar nicht mochte, war, die kalte Schulter gezeigt zu bekommen. Nach allem, was sie zusammen erlebt hatten, war das nur noch unnötig. Allerdings wusste er selbst, dass es gar nicht so leicht war, alte Gewohnheiten abzulegen, und so atmete er einmal durch, ehe er wieder das Wort ergriff.

„Hör zu, wir haben abgemacht, dass wir uns keine Lügen auftischen – und du musst mir auch nicht deine komplette Lebensgeschichte erzählen. Ich will bloß wissen, ob du in Ordnung bist.“

Vielleicht kam das ja so besser an, denn er wollte auch nicht lange diskutieren. Jeder hatte seinen wunden Punkt, das konnte er akzeptieren.
 

Itachi blieb für ein paar Sekunden stumm, doch immerhin schaute er ihm nun in die Augen.

„Ja“, gab er eine Spur zu zögerlich zurück. „Was mich beschäftigt, hat keine große Bedeutung. Mach dir keine Sorgen.“

Das sagte sich so leicht, doch vielleicht maß Kisame dem Verhalten des Uchihas mehr Bedeutung zu, als nötig war. Vielleicht machte er sich umsonst einen Kopf, immerhin hatte jeder schlechte Tage, nicht wahr? Obwohl sie über den Vorfall mit dem Gen-Jutsu geredet hatten, bezog Kisame es möglicherweise unterbewusst noch mit ein.

„Ich bemüh mich“, versprach er schief grinsend und auch Itachi hob die Mundwinkel ein Stück.

Das angedeutete Lächeln verblasste jedoch recht schnell und er sah zu, wie sich der Uchiha streckte, ehe er ein Bein anzog, den linken Arm darauf stützte. Der Yukata verrutschte ein bisschen und gab die Sicht auf ein Stück der fein definierten Brust frei.

„Du solltest auch etwas schlafen“, riet ihm sein Partner. „Ich werde wach bleiben.“

Kisame löste den Blick und zuckte die Schultern, auch wenn er natürlich die Müdigkeit in den Knochen spürte – und die Aussicht auf das weiche Bett machte es nicht weniger verlockend.

„Bist du sicher?“, fragte er trotzdem nach, doch Itachi nickte.

„Ja. Ruh dich aus.“

Kisame widersprach ihm kein zweites Mal, sondern legte sich hin, drehte sich dabei auf die Seite. Sie würden diesen Ort morgen hinter sich lassen und sich an die Fersen ihrer Zielperson heften. Ohne den Informanten würde es vermutlich länger dauern, aber gut, das ließ sich nicht ändern und es war ja auch nicht so, dass es eilte.
 

Nachdem sie das Hotel am nächsten Morgen für ein ordentliches Frühstück genutzt hatten, machten sie sich direkt auf den Weg. Gerüchten zufolge hatte die Gruppe das letzte Mal in einem Dorf nicht weit von ihrem Hotel zugeschlagen, wie Kakuzu ihnen in seinem Schreiben mitgeteilt hatte. Sie würden mindestens einen Tag brauchen und konnten nur hoffen, dass sich dort Hinweise fanden. Kisame vermutete, dass Zetsu bestimmt auch schon dabei war, mehr herauszufinden, schließlich war das seine Aufgabe.

Wie schon zuvor nahmen sie die beschwerliche Route durch die Wälder, anstatt auf dem Pfad zu bleiben, den wahrscheinlich die meisten nutzten. Es war relativ ruhig um sie herum, sah man einmal von den Tieren ab, die durch Gebüsche und Geäst huschten. Kisame beobachtete ein Eichhörnchen, das blitzschnell an der Rinde eines Baumes hochkletterte, sie beide aus sicherer Entfernung mit seinen dunklen Knopfaugen fixierte. Der buschige, rotbraune Schweif zuckte leicht, dann sprang es auf einen anderen Ast und verschwand aus ihrer Sicht. Die meisten Tiere mieden sowohl ihn als auch Samehada, da sie die Gefahr, die von ihnen beiden ausging, mit ihren sensiblen Sinnen recht schnell spürten. Kisame konnte nicht behaupten, dass es ihm etwas ausmachte.

Sein Blick glitt zu seinem Partner, der schweigend neben ihm lief, dabei in seinen Gedanken versunken schien. Es war ja nicht so, als sei Itachi sonst sonderlich gesprächig, jedoch wusste Kisame nicht, ob er in der Nacht ganz ehrlich gewesen war. Nachfragen würde er nicht noch mal, musste es eben einfach hinnehmen.

Er wollte sich gerade abwenden, als Itachi plötzlich stehen blieb. Etwas in seinem Blick veränderte sich und er wirkte angespannter – hatte er etwas bemerkt, das Kisame entgangen war? Er sah ihn fragend an, doch der andere aktivierte bloß seine Sharingan. Ein paar Sekunden rührte sich keiner von ihnen, dann ertönte ein Rascheln und sie fuhren herum.

Etwas sprang aus dem Dickicht, huschte quietschend an ihnen vorbei und verschwand genauso plötzlich wieder in den Büschen. Kisame blinzelte, sah dem Eichhörnchen ein wenig perplex hinterher, ehe sich ein Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete.

„Wirst du paranoid?“, wandte er sich an seinen Partner, dessen Augen wieder schwarz wurden.

„Vorsicht ist besser als Nachsicht“, erwiderte dieser stoisch und ging weiter.

Kisame lachte leise, schloss direkt zu ihm auf.

„Stimmt“, meinte er belustigt. „Die Bestie hätte uns töten können.“

Itachi seufzte, was deutlich machte, dass er gerade nicht sehr empfänglich für seine Scherze war. Nicht, dass dies den Hünen jemals aufgehalten hätte, zumal sie noch eine ganze Weile durch diesen Wald laufen würden und ihn langsam die Langeweile packte. Vielleicht hätte er Itachi doch überreden sollen, den Pfad zu nehmen und somit auf Risiko zu spielen.

„Weißt du-“

Bevor er seinen Satz zu Ende bringen konnte, blieb Itachi erneut stehen und streckte den Arm zur Seite aus, woraufhin auch Kisame innehielt. Er sah dem Uchiha zu, wie dieser ein Kunai zückte, dabei den Blick der nun wieder glutroten Augen schweifen ließ. Kaum dass er es geworfen hatte, die Waffe wenige Meter von ihnen entfernt im Boden stecken blieb, explodierte dieser, bebte unter ihren Füßen.

„Kekkai Houjin“, bemerkte Kisame und fasste nach Samehadas Griff.

Itachi nickte, ehe er ein weiteres Kunai warf und auch dort verbranntes Gras und Erde hinterließ. Anscheinend waren sie erwartet worden oder aber in für Fremde ausgelegte Fallen geraten. Kaum hatte er daran gedacht, musste er mit Samehada gleich mehrere Shuriken abwehren, schirmte Itachi und sich selbst ab.

Der Uchiha verzog keine Miene, während er den Blick durchs Geäst schweifen ließ, wo mehr und mehr Shinobi mit Tiermasken auftauchten. ANBU.

Kisame verengte die Raubtieraugen, während er den rotbraunen Nager fixierte, der auf der Schulter einer Frau saß und ein fauchendes Geräusch ausstieß. Wohl doch eine Bestie, wenn auch eine in Miniaturform und durchaus unauffällig. Perfekt, um sie zu verfolgen.
 

„Uchiha Itachi und Hoshigaki Kisame! Nuke-nin der Stufe S! Ihr seid umzingelt! Ergebt euch!“

Kisame konnte nicht anders, als rau aufzulachen und den Kopf über diese Narren zu schütteln.

„Wenn ihr wüsstet, wie oft wir das schon gehört haben“, meinte er nur und bleckte die Zähne. „Ich würde ja sagen, fragt eure Kameraden…aber die verrotten mittlerweile unter der Erde.“

„Du Bastard…!!“

„Lass dich nicht von ihm provozieren!“, warnte ein ANBU mit Hundemaske.

Kisames Grinsen wurde noch breiter, während er die Shinobi musterte.

„Nun, ich bin neugierig…wie habt ihr uns in diesem Kaff gefunden, hm?“, fragte er frei heraus, woraufhin ihre Feinde zögerten.

„Das war nicht schwer“, brummte ein ANBU mit Affenmaske. „Das Blutbad, das ihr in der Nähe angerichtet habt, ist nicht unbemerkt geblieben. Dies ist eine friedliche Gegend und ihr ermordet unschuldige Zivilisten!“

Der Hüne runzelte die Stirn, ehe er die Schultern zuckte.

„So gern wir uns auch damit rühmen würden – der Laden geht nicht auf unser Konto. Da müsst ihr schon nach jemand anderem suchen.“

Wenn Kisame ehrlich war, wusste er nicht mehr, wann er das letzte Mal irgendwelche Zivilisten umgebracht hatte. Es übte keinen Reiz auf ihn aus, auf unbewaffnete Menschen loszugehen, und Itachi nutzte Gewalt ohnehin nur, wenn es nötig war. Nicht, dass sie sich irgendwie hätten rechtfertigen müssen.

„Elende Lügner!“

„Was erwartet man von jemandem, der seine eigene Familie abgeschlachtet hat…“

Ein bullig wirkender ANBU spuckte aus.

„Verräter!“

Itachi zeigte keine Regung, hatte bisher kein Wort von sich gegeben, auch wenn er soeben besonders angeprangert wurde. Den Hass ihrer Landsleute zu spüren, war für sie nichts Neues und man konnte auch nicht behaupten, dass sie dies nicht verdient hätten.

„Wir haben nicht die Absicht, euch zu töten“, kam es ruhig von Itachi. „Daher rate ich euch, zu verschwinden. Es wird keine zweite Warnung geben.“

Kisame schmunzelte bei dem scharfen Unterton, der einem kalte Schauer über den Rücken jagen konnte. Er an seiner Stelle hätte überhaupt nicht gewarnt, musste sich ohnehin schon beherrschen, nicht direkt loszustürmen.

„Wir lassen uns nicht von dir verhöhnen, Uchiha!“, fauchte eine schlanke Frau mit Katzenmaske und zog ihr Katana. „Wenn wir sterben, reißen wir euch beide mit in den Tod! Schmorrt in der Hölle für eure Taten!“

Kisame stellte es sich erheiternd vor, sollte sie versuchen, ihre Worte in die Tat umzusetzen; leere Drohungen, sonst nichts. Er schob Samehada in den Gürtel zurück, würde sich nicht allzu lange mit diesem Pack aufhalten. Geräuschvoll ließ er die Knöchel knacken, konnte ein vorfreudiges Grinsen nicht unterdrücken, wohingegen sein Partner lediglich resigniert wirkte.

„Du kannst sie mir überlassen“, wandte sich Kisame an ihn. „Ich werde sie-“

„Nein.“

Der Hüne blickte verdutzt in die Sharingan, welche ihn mit ungewohnter Kälte fixierten. Was sollte das denn bedeuten? Nein?

„Ich erledige das“, fügte der Uchiha an, bevor Kisame widersprechen konnte.

Was waren das denn für neue Töne? Sicher, manchmal war es von Vorteil, wenn Itachi statt seiner die Sache in die Hand nahm, da ihre Fähigkeiten eben doch sehr unterschiedlich waren. Allerdings hatte sein Partner selten einen Kampf für sich allein beansprucht, wenn sie nicht gerade jemanden lebend brauchten. Für einen Moment dachte er darüber nach, Itachis Worte zu ignorieren und sich die ANBU vorzunehmen. Andererseits machte ihn dieser plötzliche Sinneswandel neugierig, so dass er schließlich die Schultern zuckte.
 

„Meinetwegen…wenn du darauf bestehst, halte ich mich raus.“

Itachi nickte bloß, blickte dann zu ihren Feinden, welche den kurzweiligen Wortwechsel still mit angehört hatten. Obwohl Kisame ihre Gesichter unter den Masken nicht erkennen konnte, war er sicher, dass ihnen mulmig sein musste – da konnten sie noch so unerschrocken tun. Schließlich war sein Partner dadurch bekannt geworden, dass er seine eigene Familie abgeschlachtet hatte. Keiner von ihnen kannte ihn so, wie Kisame ihn kannte…und selbst er fragte sich manches Mal, was in ihm vorging. Jedoch schien die Wut über Itachis Selbstsicherheit noch größer als die Angst zu sein.

„Formation!! Konzentriert euch auf Uchiha und seht ihm nicht in die Augen!!“

Kisame verschränkte die Arme vor der Brust, trat ein paar Schritte zurück, um seinen Partner nicht zu behindern, während die ANBU ihre sogenannte Taktik ausspielten. Vielleicht glaubten sie, dass Itachi ohne sein Bluterbe nur halb so gefährlich war – nun, sie irrten. Zwar stimmte es, dass ihm die Sharingan viele Vorteile, vor allem Gen-Jutsu betreffend, boten, doch man vergaß dadurch schnell, dass Itachi nicht umsonst als überragendes Talent galt.

Es war schon eine Weile her, dass Kisame sich aus den Kämpfen herausgehalten und einfach nur zugesehen hatte, wie sein Partner agierte. Sieben Gegner mit unterschiedlichen Fähigkeiten, wie sich bald herausstellte. Sie schienen daran zu glauben, dass sich Kisame nicht einmischen würde – was er persönlich für naiv hielt, doch vorerst hatten sie nichts vor ihm zu befürchten. Er glaubte ohnehin nicht, dass Itachi seine Hilfe brauchen würde.

Eine übergroße Faust jagte auf den Uchiha zu, doch dieser wich aus, bevor ihn die riesigen Finger auch nur streifen konnten. Hinter ihm tauchte die aggressive Kunoichi mit der Katzenmaske auf, holte aus, um ihm mit ihrem Katana den Kopf von den Schultern zu trennen. Kisame erahnte, was passieren würde, noch bevor sich Itachis Körper auflöste und der Rabenschwarm krächzend auseinander stob. Die ANBU schienen für einen Moment irritiert, zumindest bis sich die schwarzen Vögel wieder sammelten. Itachis rote Augen glühten, während er auf dem Ast sitzen blieb und seine Gegner mit einem Ausdruck fixierte, der Kisame stark an das erinnerte, was er damals bei dem Wiedersehen mit seinem Bruder abgeliefert hatte. Gnadenlos.

Der Mann mit der Affenmaske preschte vor, während ein anderer ihm folgte und Fingerzeichen schloss.

„Kage Mane no Jutsu!!“

Kisame hob eine Braue, als das Jutsu seinen Partner tatsächlich einfing, da dieser keine Anstalten machte, irgendwie auszuweichen. Der andere ANBU zückte noch im Sprung ein Kunai, rammte es Itachi in den ungeschützten Hals. Gleich darauf passierten zwei Dinge gleichzeitig – eine kleinere Explosion setzte sowohl den Baum als auch den Angreifer in Brand. Während sich letzterer schreiend auf dem Boden wälzte, traf den schockierten Schattennutzer ein Kunai direkt zwischen die Augen. Zwei erledigt, blieben noch fünf.

Kisame war froh, dass ihn sein Instinkt nicht getäuscht hatte – diese explodierenden Doppelgänger waren wirklich effektiv. Sein Partner nutzte den Schock der ANBU und schoss wie aus dem Nichts hervor, hatte sich für seine Finte in den Baumkronen versteckt gehalten. Eine weitere ANBU fand den Tod, als er ihre lächerlich schwache Abwehr durchbrach, indem er ihr einen gut platzierten Schlag in den Magen verpasste, der sie taumeln ließ und ihm die Zeit gab, ihr ein Kunai durch die Kehle zu treiben. Er drehte sich mitsamt dem zuckenden Körper der Kunoichi herum und benutzte ihn wie einen Schild, der ihn vor den fliegenden Shuriken bewahrte.

Itachis Bewegungen waren so präzise, dass die ANBU trotz ihrer Überzahl kaum eine Chance hatten, ihn zu treffen. Da war kein Zögern, bloß tödliche Entschlossenheit, die auf die lebensnotwendigen Organe zielte und somit ein schnelles Ende bereitete. Nach wie vor war Itachi niemand, der seine Feinde lange quälte, sondern kurzen Prozess machte. Vielleicht ausgenommen des verbrannten ANBU, aber gut, das war irgendwie dessen eigene Schuld. Kisames Raubtieraugen fixierten die Leiche für ein paar Sekunden, glitten weiter zu dem noch brennenden Baum, dem Itachi keine Beachtung mehr schenkte. Normalerweise war der Uchiha nicht so unachtsam, ein Feuer zu riskieren, das sich noch dazu ausbreiten konnte.

Er wandte den Blick ab, nachdem Itachi einem ANBU mit einem Ruck das Genick brach – er mochte nicht dieselbe Kraft wie Kisame aufbringen können, doch seine Technik machte das wett. Er selbst schloss Fingerzeichen, löschte das Feuer mit einem Suiton, damit nicht bald der ganze Wald brannte.
 

Als er sich wieder zu seinem Partner umdrehte, stand nur noch die Kunoichi mit der Katzenmaske; um sie herum lagen die reglosen Leichen ihrer Kameraden. Mit zittrigen Fingern umklammerte sie ihr Katana, starrte den Uchiha durch ihre halb zerstörte Maske mit einer Mischung aus Verzweiflung und Wut an.

„Dafür wirst du büßen!“, zischte sie ihm entgegen. „Auch wenn ich sterbe…irgendwann wird dich jemand zur Rechenschaft ziehen!“

Ihr durchaus hübsches Gesicht war von inbrünstigem Hass verzehrt, in den orangefarbenen Augen loderte es.

„Es wird niemanden geben, der um dich trauert!“, spuckte sie ihm entgegen. „Du wirst unter der Erde verrotten, du elendes Stück Scheiße, und nichts wird mehr an dich erinnern!“

Kisame pfiff bei der harschen Beleidigung, ein Grinsen legte sich auf seine Lippen; da hatte aber jemand ein dreckiges Mundwerk. Itachi stand mit dem Rücken zu ihm, daher konnte er seinen Ausdruck nicht sehen, doch sicherlich zuckte er nicht mal mit der Wimper. Braunes Haar flog durch die Luft, als die Kunoichi schreiend auf seinen Partner zustürmte. Blut spritzte, als die Klinge durch das Fleisch glitt und dabei die Organe zerriss.

„Elender…Verräter…“, brachte die Frau mit letzter Mühe hervor.

Itachi reagierte nicht auf ihre Worte, sein Gesicht war eine blanke Maske ohne jede Emotion, während er sie weiterhin fest in seinem Griff hielt. Noch bevor sie ihn auch nur hatte berühren können, war er unter ihrem Schlag hinweggetaucht, hatte sie gepackt und ihr das eigene Schwert durch den Leib gerammt. Blut tropfte aus ihrem Mund, während sie sich keuchend und zuckend wand, dabei jedoch immer schwächer wurde. Das Leben wich langsam aus ihr, bis sie komplett nachgab und einer Puppe gleich in Itachis Armen in sich zusammenfiel. Stille legte sich über die Lichtung, die nun eher einem Schlachtfeld glich.

Itachi gab keinen Ton von sich, als er das Katana aus dem Körper der Frau zog und sie sachte auf dem Boden ablegte. Sein Blick war undefinierbar, doch die eisige Kälte war verschwunden. Kisame beobachtete ihn dabei, wie er die Lider der Frau mit den Fingern schloss, als wollte er verhindern, dass sie ihn anstarrte. Das widersprüchliche Verhalten fiel ihm nicht zum ersten Mal auf, allerdings sprach er Itachi nicht darauf an. Noch nicht.

„Wir sollten machen, dass wir hier wegkommen“, meinte er stattdessen nur und sah, wie sich sein Partner erhob.

Ein knappes Nicken folgte, beiläufig wischte er sich über die rechte Wange, womit er das Blut an dieser jedoch lediglich verschmierte. Die roten Schlieren schienen auf der blassen Haut zu leuchten, vor allem da die Sharingan nun nicht mehr aktiviert waren. Wortlos setzte sich der Uchiha in Bewegung und Kisame folgte ihm.
 

Die restlichen Stunden, die sie unterwegs waren, verbrachten sie schweigend, wobei jeder seinen eigenen Gedanken nachzuhängen schien. Als die Sonne allmählich unterging, schlugen sie ihr Lager im Wald auf, da sie das Dorf erst am nächsten Tag erreichen würden. Nun, damit hatten sie ohnehin gerechnet, auch wenn Kisame nicht leugnen konnte, dass der Komfort des Hotels ganz angenehm gewesen war.

Er warf einen Blick zu seinem Partner, der damit beschäftigt war, die Feuerstelle vorzubereiten, während er selbst überlegte, ob er sich sein Abendessen jagen sollte. Andererseits hatte er noch die Instantnudeln, die er aus dem Hotel hatte mitgehen lassen. Das würde für sie beide reichen und Wasser zu erhitzen, würde auch keine großen Umstände machen.

Itachi hatte sich derweil auf den Boden vor dem Feuer gesetzt, blickte abwesend in die Flammen, die sich in seinen dunklen Augen spiegelten. Ob er an die ANBU dachte, die er vorhin getötet hatte? Oder spukten Orochimaru und sein Bruder in seinem Kopf herum? Kisame konnte nicht behaupten, dass er sonst immer im Bilde über Itachis innere Dämonen war, allerdings waren sie zuvor auch nie so präsent gewesen.

Er sollte sich keine Sorgen machen, hatte Itachi noch in der letzten Nacht gemeint, doch es war schwierig, damit aufzuhören, wenn sich sein Partner so…seltsam verhielt. Normalerweise war Itachi der Ruhepol von ihnen beiden. Er war derjenige, der Kisames Raserei Einhalt gebot und ihn zur Vernunft brachte, wenn er mal wieder im Blutrausch war. Seit ein paar Tagen hatte der Haimensch jedoch eher das Gefühl, dass er derjenige war, der auf den Uchiha einwirkte.

Eben jener saß immer noch vor dem Feuer, machte dabei einen in sich gekehrten Eindruck…einsam irgendwie. Kisame stieß ein tiefes Seufzen aus, ehe er auf seinen Partner zuging und sich neben diesen setzte.

„Also…seit wann riskierst du einen Waldbrand, um ein paar ANBU loszuwerden, hm?“

Itachi löste den Blick nicht von den Flammen, genau genommen reagierte er überhaupt nicht, auch wenn er ihn gehört haben musste. Das befremdliche Gefühl in Kisames Brust wurde stärker, auch wenn er es sich nicht erklären konnte.

„Sieht dir nicht ähnlich, so rücksichtslos zu handeln.“

Kisame entging nicht, wie der Jüngere den Blick senkte.

„Was sieht mir denn ähnlich?“, fragte er schließlich tonlos.

Schon wieder so ein einseitiges Gespräch wie von letzter Nacht und allmählich verlor Kisame die Lust daran. Es kam ihm so vor, als wollte Itachi ihm um jeden Preis ausweichen oder es am besten komplett vermeiden, mit ihm zu reden.

„Sonst reißt du dich nicht gerade ums Kämpfen…und heute hast du sieben ANBU im Alleingang aus dem Weg geräumt. Woher der Sinneswandel?“

Itachi zuckte bloß die Schultern, als wäre das keine große Sache. Sie wussten beide, dass es nicht um seine Initiative ging, sondern um den Grund dafür.

„Es muss nicht für alles einen Grund geben, Kisame“, hörte er seinen Partner passend dazu murmeln.

„Mag sein“, erwiderte der Hüne nach kurzem Schweigen. „Du hast mir jedoch gestern gesagt, alles sei in Ordnung, und ganz ernsthaft? Ich glaube dir kein Wort, Itachi. Was ist los mit dir?“
 

Erst bei seinem letzten Satz blickte der Uchiha auf, sah ihn das erste Mal seit dem Kampf vor ein paar Stunden direkt an. Kisame wusste nicht, ob er froh darüber sein sollte, denn der Ausdruck in den dunklen Augen ließ ihn merklich schaudern. Einsam hatte er zuvor noch gedacht, doch jetzt, wo er direkt neben dem Uchiha saß, so nahe, dass sich ihre Schultern fast berührten, musste er sich korrigieren. Itachi wirkte erschöpft. Ausgezehrt und irgendwie auch…niedergeschlagen? Traurig? Es fiel ihm schwer, die richtige Bezeichnung zu finden, doch es missfiel Kisame, ihn so zu sehen.

Da sein Partner keine Anstalten machte, auf seine Frage zu antworten, blieb er selbst ebenfalls stumm. Itachi zu etwas zu drängen, was dieser ihm nicht erzählen wollte, hatte noch nie etwas gebracht. Diesen Blick konnte er trotzdem nicht länger ertragen, er fühlte sich unwohl dabei, denn es kam ihm falsch vor. Itachi war kein Mensch, der seine Emotionen so offen darlegte...und dass er es jetzt gerade tat, verunsicherte den Hünen.

Normalerweise war er nicht auf den Mund gefallen, doch Worte erschienen ihm gerade fehl am Platz. Seine Raubtieraugen fixierten für ein paar Sekunden das Blut, das noch immer an Itachis Wange klebte und mittlerweile getrocknet war. Seine Finger zuckten und er hob die Hand, wollte dem plötzlichen Impuls folgen, es ihm von der Haut zu reiben. Jedoch hielt er auf halbem Wege inne, konnte sich seine eigene Befangenheit selbst nicht erklären. Es sah ihm nicht ähnlich, einen Rückzieher zu machen. Auch in der Nacht hatte er das nicht getan.

Itachis dunkle Augen ruhten weiterhin auf ihm, als Kisame nun stattdessen den Arm um ihn legte und seine Schulter drückte. Was auch immer ihn quälte, er sollte wissen, dass er für ihn da war. Möglicherweise reichten Worte nicht, um so etwas auszudrücken? Sie waren beide Menschen, trotzdem man das aufgrund ihrer Taten leicht vergessen konnte.

Kisame spürte, wie sich der Uchiha im ersten Moment anspannte, allerdings nur kurz, ehe er sich ihm entgegen lehnte. Seine eigene Unruhe legte sich daraufhin und als Itachi den Kopf hob, setzte er schon zu einem belustigten Spruch an.

Er kam nicht dazu, ihn über die Lippen zu bringen. Etwas hinderte ihn daran, fegte jeden Gedanken weg und ließ ihn erstarren. Eigentlich kam so etwas nicht aus dem Nichts, es gab Vorzeichen…doch Kisame musste zugeben, dass er komplett überrumpelt war. Perplex sah er den Uchiha an, als dieser die Lippen gegen seine eigenen drückte. Sie fühlten sich weich und kühl an, schmiegten sich nur für wenige Sekunden gegen die seinen. Eine flüchtige Berührung, die ihm kaum Zeit gab, zu realisieren, dass Itachi ihn gerade küsste, bevor sich dieser auch schon wieder löste.

Kisame fühlte sich unfähig, etwas zu sagen oder zu tun, das Blut rauschte in seinen Ohren und ihm wurde abwechselnd heiß und kalt. Nur nebenbei bemerkte er, dass sich seine Finger fest in Itachis Schulter gegraben hatten, und er löste den Griff langsam. Kisame kam es so vor, als würde der Uchiha selbst nicht wissen, was in ihn gefahren war, denn seine dunklen Augen blickten ihn leicht geweitet an und alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen.

Die Stille wurde mit jeder Sekunde unangenehmer, ließ Kisames Herz noch mehr rasen, wenn das überhaupt noch möglich war. Jemand von ihnen musste jetzt endlich den Mund aufmachen und etwas sagen.

„…ich werde noch etwas Holz holen“, kam ihm Itachi zuvor.

Seine Miene glättete sich allmählich wieder und er erhob sich, ohne ihn noch einmal anzusehen. Kisame hielt ihn nicht auf, als er zwischen den Bäumen verschwand und ihn somit praktisch sitzen ließ. Allein und überfordert mit dem, was da eben passiert war.

Tief atmete der Hüne durch, ehe er sich durchs Haar fuhr und perplex dorthin sah, wo Itachi eben noch gesessen hatte. Irgendwie glaubte er nicht, dass sein Partner so schnell wiederkommen würde.

Impulse

Kein Muskel zuckte in seinem Gesicht, während die Geräusche um ihn herum immer leiser wurden. Schreie verstummten, Körper erschlafften und Blut tränkte die Erde, verwandelte ihn in einen Friedhof, auf welchem sich schon bald die Raben einfinden würden, um sich an den Leichen zu schaffen zu machen. Itachi wusste selbst nicht genau, warum er diese Tiere als seine steten Begleiter ausgewählt hatte. Vielleicht, weil sie ein bisschen wie er selbst waren; unerwünscht aufgrund ihres unglückseligen Rufs, von vielen gefürchtet – so wie auch die Uchiha es schon immer gewesen waren. Möglicherweise genoss er die Anwesenheit der schwarzen Vögel deswegen so sehr.

Sein Blick glitt wieder zu seinem Partner, der ihre Zielperson soeben mit nur einer Hand erdrosselte. Die zittrigen Finger der blonden Frau, die sich mit ihren dreißig Jahren schon lange einen Namen gemacht hatte, verloren an Kraft, bis ihre Arme nur noch neben ihrem Körper baumelten. Ihre rot geäderten, hervorgetretenden Augen verdrehten sich, ehe ihr Kopf wie der einer Puppe nach vorne fiel. Jegliche Spannung war aus ihrem schlanken Leib gewichen, als Kisame sie einfach auf den Boden fallen ließ, wo sie wie ein nasser Sack liegen blieb. Inmitten ihrer toten Kameraden, die nicht mehr so unversehrt aussahen wie ihre Anführerin. Yagami Saki. Eine Söldnerin, die einige abtrünnige Shinobi um sich geschart und sich mit ihnen auf Kopfgelder spezialisiert hatte. Kakuzu würde es erfreuen, dass sie ihm nicht länger Konkurrenz machen würde.

„Denkst du, ich sollte sie…etwas handlicher machen?“, riss ihn Kisame aus seinen Gedanken.

Er blickte auf, wobei er seinen Partner nur kurz anblickte, dann den Blick auf die Leiche der Frau richtete. Einen Moment lang schwieg er, wusste sehr wohl, was der andere damit meinte; seine Begeisterung hielt sich jedoch arg in Grenzen, wenn er sich vorstellte, wie Kisame ihren Kopf mit Samehada abtrennte.

„Wir werden voraussichtlich nur zwei Stunden brauchen“, erwiderte er knapp.

Der Haimensch gab ein Schnauben von sich.

„Du musst sie ja auch nicht herumtragen“, brummte er widerwillig, zuckte gleich darauf aber die Schultern. „Meinetwegen…dann mal los, was?“

Ohne eine Antwort seinerseits abzuwarten, packte er die Frau an den Haaren und lud sie sich über die breite Schulter. Itachi gab ein Nicken von sich, ließ den Blick allerdings noch einmal schweifen, ehe er ihm folgte.

Die Söldnertruppe hatte eine kleine Hütte, versteckt in den Wäldern, als ihren Aufenthaltsort auserkoren. Es war ein zäher Kampf gewesen, wobei sich Itachi seiner Gegner schnell entledigt hatte, so wie er es stets zu tun pflegte. Kisame hatte sich mehr Zeit gelassen, sich regelrecht ausgetobt, so wie es eben seine Art war. Sie waren ein Team, auch wenn ihre Einstellungen unterschiedlich waren, so harmonierten sie doch im Grunde.

Und trotzdem…stand diese Sache seit zwei Tagen zwischen ihnen.
 

Auch wenn sich keiner von ihnen beiden etwas anmerken lassen wollte, hatte sich etwas verändert. Wenn sie abends am Feuer saßen, schwebte es unausgesprochen zwischen ihnen, doch keiner fand anscheinend die richtigen Worte. Wer keine Wache hielt, legte sich meistens früh schlafen, um einem oberflächlichen Gespräch auszuweichen.

Itachi versuchte die ganze Zeit, einen Sinn aus seinem eigenen Verhalten zu schließen. Es war ein…Impuls gewesen. Vermutlich resultierend aus dem emotionalen Ballast der vergangenen Tage, wenn er es rational anzugehen versuchte. Sasuke dazu getrieben zu haben, sich in die Hände der Schlange zu begeben, wo er nicht wissen konnte, was das aus ihm machen würde, vor allem nachdem er ihn mehrmals psychisch gefoltert hatte. Hatte er sich verkalkuliert? Würde seine Drohung Orochimaru in Schach halten?

Es waren Ängste, die ihn besonders nachts heimsuchten, und das Gefühl, mit all diesen Problemen allein zu sein, machte es nicht besser. Lange hatte er Shisui nicht mehr so sehr vermisst, was vielleicht auch daran lag, dass er begonnen hatte, in Kisame einen Freund zu sehen. Es war ihm noch bewusster geworden, als er den Hünen gegen sich aufgebracht hatte. Dennoch konnte er niemals ehrlich zu ihm sein, würde weiterhin lügen müssen, um Sasuke und sich selbst zu schützen.

Vielleicht war es der Vorfall mit diesem unsterblichen Fanatiker gewesen, der ihm den letzten Schubs gegeben hatte. Obwohl er wusste, dass sie beide als Shinobi jederzeit sterben konnten, hatte ihn eine plötzliche Panik gepackt. Nicht zum ersten Mal, denn damals, als die Spinne Kisame vergiftet hatte, hatte er ähnlich damit zu kämpfen gehabt.

Sein Partner bedeutete ihm etwas und trotzdem ihm das schon lange klar gewesen war, hatte er nie in diese Richtung gedacht. Sicherlich hatte er oft Geborgenheit in Kisames Nähe empfunden und ja, er genoss es, wie sie sich Halt gaben. Es ließ ihm jedes Mal angenehm warm werden, wenn Kisame zeigte, dass er sich um ihn sorgte, denn er war damit der Einzige.

Die Worte dieser ANBU waren nicht neu für ihn gewesen, doch sie hatten ihn empfindlich getroffen. Sie hatte Recht gehabt und er wusste das. Er hatte versucht, es wie immer zu verdrängen, war dabei allerdings an seine Grenzen gestoßen. Ein schwacher Moment, in dem Kisame für ihn da gewesen war.
 

Für wenige Sekunden hatte es sich richtig angefühlt. Jedenfalls richtiger, als diese erzwungene Erfahrung mit dem Mädchen aus dem Bordell und vielleicht…verstand er ihre Worte nun. Er hatte sich niemals viel mit seiner Sexualität beschäftigt, dafür war nie Zeit gewesen. Seine Gedanken drehten sich primär um Sasuke oder sein Überleben und auch davor hatte es nur Verpflichtungen gegeben. Das Verlangen, von dem Kisame oft gesprochen hatte, war bei ihm nicht existent gewesen, er hatte ihn damals nicht belogen.

Konnte es sein, dass er die Sympathie, die er für seinen Partner empfand, überbewertete? Vielleicht resultierte sein plötzliches Verlangen, Kisame auf eine…innigere Weise nahe zu sein, daraus, dass er sich allein fühlte. Möglicherweise handelte es sich hierbei um eine rein körperliche Reaktion, die daher rührte, dass er niemanden sonst hatte.

Bestimmt war das ein wichtiger Punkt in dieser Misere, wenn er auch mit einem Mal an Izumi denken musste. Sie schien ihn gemocht zu haben, hatte oft seine Gesellschaft gesucht, doch niemals wäre ihm in den Sinn gekommen, sie zu küssen. Er hatte immer geglaubt, dass er einfach zu jung gewesen war, doch wenn er alles einmal Revue passieren ließ, musste er sich eingestehen, dass er nicht mal einen Funken Neugierde für das weibliche Geschlecht fühlte. Bislang hatte er angenommen, dass das an den Gegebenheiten lag; er hatte schließlich keine Aussicht auf eine glückliche Zukunft.

Dass es daran liegen könnte, dass das beim…gleichen Geschlecht anders war, hatte er nie in Betracht gezogen. Es hatte aber auch nie einen Mann wie Kisame in seinem Leben gegeben, so dass er nichts vergleichen konnte. Wie man es jedoch auch drehte und wendete, hauptsächlich fühlte der Uchiha, abgesehen von seiner Verwirrung, Reue.

Weil er sich nicht unter Kontrolle gehabt hatte, sprachen sie kaum miteinander und wichen einander aus. Er hatte ihre Beziehung mit einem einzigen Fehler verkompliziert und dass sich Kisame bisher nicht dazu geäußert hatte, machte es noch schwieriger. Nicht zum ersten Mal musste er an die Reaktion des Hünen denken, als sie damals auf Zabuza und Haku getroffen waren. Nein. Dass sein Partner diesen Vorfall positiv aufnehmen würde, konnte er von vornherein ausschließen…und wollte er das überhaupt? Was genau erhoffte er sich von diesem Kuss, den sein Partner nicht mal im Ansatz erwidert hatte?

Nun, immerhin hatte er ihm keinen Schlag verpasst oder ihn angeschrien. Vielleicht sollte er das als positiv werten, anstatt sich in Grund und Boden zu schämen. Es war sein erster Kuss gewesen – sah man von den halbherzigen Versuchen mit der Prostituierten ab. Schon als Kisame seinen Arm um ihn gelegt hatte, hatte es in seinen Wangen gekribbelt. Sein Herzschlag hatte sich beschleunigt und er hatte sich geborgen gefühlt, so dass er schließlich getan hatte, was sich für ihn in diesem Augenblick richtig angefühlt hatte. Es waren nur Sekunden gewesen, in denen die Wärme, nach der er sich nun einmal sehnte, seinen gesamten Körper geflutet hatte.

Es fiel ihm schwer, es zu beschreiben, doch es war ein schönes Gefühl gewesen. Kisames Blick hatte sich dagegen eher wie eine eiskalte Dusche angefühlt – und er hatte sich sofort von ihm gelöst, war gegangen. Nicht lange, doch als er zurückgekommen war, hatte der Haimensch direkt gemeint, dass er sich hinlegen würde. Seitdem hatte keiner mehr auch nur im Ansatz versucht, über den Vorfall zu sprechen.

Sein Blick glitt zu seinem Partner, der neben ihm lief und die Leiche ihrer Zielperson trug. Wie auch er selbst schien Kisame in Gedanken zu sein, blickte in die Ferne, als gäbe es dort mehr als Wald. Sollten sie überhaupt darüber sprechen? Vielleicht war es besser, die Sache ruhen zu lassen und weiterzumachen wie bisher.

Obwohl er sich das nicht zum ersten Mal einzureden versuchte, wusste er, dass das so nicht möglich war. Irgendwann mussten sie darüber sprechen.
 

„Wenigstens ist es diesmal keine Toilette.“

Itachi äußerte sich nicht dazu, während er den Imbiss mit gewisser Skepsis betrachtete; irgendwie fand er das noch skurriler als die öffentlichen Toiletten. Ihm selbst drehte es bei dem Gedanken, hier etwas zu essen, eher den Magen um. Er ging davon aus, dass es auch hier einen versteckten Raum gab, in dem die Leichen aufbewahrt wurden. Widerlich.

Innerlich seufzte er, ließ sich jedoch nichts anmerken und wandte sich zu dem Mann um, der sich soeben über die Theke beugte und durch das offene Fenster sah.

„Guten Tag! Was kann ich- Heilige Scheiße! Ist das Mädel tot?!“

Kisame runzelte die Stirn, schien ebenso irritiert wie Itachi selbst; hatten sie den falschen Ort erwischt? Handelte der Mann gar nicht mit Kopfgeldern?

„Ist sie“, gab der Hüne zurück und trat etwas näher. „Wir haben die Anweisung, sie hier abzuliefern. Du bist doch Kaido?“

„Eh, ja, klar, aber ich meine…seid ihr bescheuert, sie hier so offen rumzutragen?! Wenn das jemand sieht, kann ich den Laden dicht machen! Rein mit euch, aber schnell!“, redete sich der Mann in Rage.

Es gehörte schon eine Portion Mut dazu, sie beide als bescheuert zu bezeichnen. Vor allem da der Händler nicht viel älter als Itachi selbst sein konnte, vielleicht um die Zwanzig. Nervös fuhr er sich durch die dunkelblonden Haare, kaum dass sie sein kleines Geschäft betreten hatten.

Es roch zwar nicht übel, nach irgendetwas Frittiertem, doch der Uchiha war sich sicher, dass er hier keinen Bissen herunterbekommen würde.

„Dachte erst, ihr seid ANBU oder so, die mich testen wollen. Ist nicht gerade ungefährlich der Job, wenn ihr versteht…aber dann hab ich eure komischen Mäntel wiedererkannt. Ihr seid doch Kollegen von Kakuzu-san, richtig?“

Itachi kam in den Sinn, wie fahrlässig es war, sie erst rein zu lassen und dann Fragen zu stellen. Gerade bei Kakuzus kurzer Geduldsspanne hatte dieser Mann eine eher niedrige Lebenserwartung, doch das machte wieder einmal deutlich, dass es dem Taki-nin ausschließlich um den Profit ging.

„Ja“, erwiderte er knapp und der junge Mann wischte sich über die Stirn.

„Puh, ein Glück…na dann kommt mal mit!“

Kisame tauschte einen Blick mit ihm, der deutlich machte, dass er den Kerl für recht beschränkt hielt, doch Itachi zuckte nur die Schultern. Still beobachteten sie beide, wie Kaido eine Art Luke im Boden öffnete und diese herunterstieg. Nach kurzem Zögern folgten sie ihm, nur um sich in einer Art muffig riechendem Keller wiederzufinden.

„Hier geht’s lang! Ah – wen habt ihr da eigentlich mitgebracht, hm?“

„Yagami Saki“, kam es von Kisame, der die Tote soeben von seiner Schulter ablud.

Im Gegensatz zu sonst wirkte seine Miene recht verschlossen, als er sie auf der Bahre ablegte, vor der Kaido gerade stand und ein Buch zückte.

„Yagami…mh…ah ja, da ist sie ja! Okay, sehr gut…“

Er kreuzte ihr Bild an und wuselte dann zu einem großen Schrank, in dem er vermutlich das Kopfgeld aufbewahrte. Itachis Blick verweilte einen Moment auf dem Gesicht der Kunoichi, das in dem spärlichen Licht noch kränklicher wirkte. Er würde wohl niemals nachvollziehen können, warum Kakuzu so versessen auf Geld war, dass er sogar mit Leichen handelte. Andererseits fehlte ihm auch das Verständnis für Kisames Blutrausch, der sich heute einmal mehr gezeigt hatte.

Es warf die Frage auf, ob Itachi selbst mittlerweile schon so abgestumpft war, dass ihm das nichts mehr ausmachte. Die Freude am Töten war etwas, das er zutiefst verachtete…und trotzdem akzeptierte er diesen Charakterzug an seinem Partner. Er hieß es nicht gut, bremste ihn auch oftmals, doch es hatte ihn nicht davon abgehalten, sich ihm anzunähern. Schon wieder diese Gedanken, die er absolut nicht gebrauchen konnte.

„So, bitteschön, die Herren! Wie vereinbart…wenn ihr es nachzählen wollt, dann-“

„Passt schon!“, unterbrach Kisame ihn ruppig und riss ihm den Metallkoffer aus den Händen. „Wir vertrauen darauf, dass du schlau genug bist, Kakuzu nicht zu hintergehen. Könnte sonst hässlich für dich enden.“

Bei dem grimmigen Grinsen, welches ein scharfes Gebiss entblößte, erschauderte Kaido merklich, nickte hastig und hob abwehrend die Hände.

„Ich würde Kakuzu-san niemals betrügen! Wirklich nicht! Ich bin ein ehrlicher Mann!“, entfuhr es ihm mit einer Mischung aus Panik und Entrüstung, die Kisame spöttisch schnauben ließ.

„Sicher bist du das…“

„Wollt ihr…vielleicht noch was essen? Geht auch aufs Haus!“, fügte er an, vermutlich um sie zu besänftigen.

Noch während er ihnen dieses Angebot machte, öffnete er eine weitere Schublade und schob die Bahre samt Yagami in diese. Kisame und er tauschten einen raschen Blick miteinander, ehe sie einstimmig ablehnten. Der Appetit war ihnen schon vergangen, noch bevor sie diesen Imbiss überhaupt betreten hatten.
 

Sonderlich lange mussten sie dennoch nicht aufs Essen verzichten, denn bis zum späten Nachmittag hatten sie eine Herberge gefunden. Der Weg dorthin war ebenso wortkarg verlaufen wie ihr gemeinsames Abendmahl, wobei Kisame es anfangs noch mit einigen humorvollen Sprüchen bezüglich des seltsamen Kerls aufzulockern versucht hatte. Jedoch war es wohl genau das – ein Versuch, der nicht darüber hinwegtäuschen konnte, dass etwas nicht in Ordnung war. Nicht, dass er sonst immer auf Kisames Scherze einging, dieses Mal wirkte es allerdings so erzwungen, dass Itachi sich zu keinem Lächeln durchringen konnte. Er fühlte sich angespannt und Kisame konnte es nicht viel anders gehen, so wie sich dieser ihm gegenüber verhielt. Zwischendurch hatte er das Gefühl, dass sein Partner kurz davor war, das Thema anzusprechen, doch letztendlich tat er es nicht.

Es war die dritte Nacht infolge, in welcher der Uchiha vergeblich versuchte, Schlaf zu finden – trotzdem der Futon deutlich bequemer als Waldboden war. Schon in den vergangenen Nächten war es ihm schwer gefallen, so dass er immer wieder hochgeschreckt war. Die angenehm heiße Dusche hatte nicht wirklich geholfen, so dass er auch jetzt mit dem Rücken zu Kisame lag und vor sich hinblickte. Der Hüne hatte angeboten, dass er fürs Erste wach bleiben würde, und Itachi hatte ihm nicht widersprochen.

Minuten vergingen, in denen Itachi alles, was ihn beschäftigte, zu verdrängen versuchte, doch es half nichts. Die Stille stand bleiern zwischen ihnen und Kisames zeitweiliger Blick in seinem Nacken war spürbar. Vielleicht lag es an ihm selbst, es endlich anzusprechen, immerhin war er ja der Verursacher dieser Problematik. Vielleicht wartete Kisame auch darauf, dass er den Anfang machte? Es erschien ihm unmöglich, die richtigen Worte zu finden, doch schließlich atmete er tief durch und überwand sich.

„…es tut mir leid.“

Ein paar Sekunden lang kam gar nichts, so dass Itachi sich auf den Rücken drehte, um seinem Partner einen Seitenblick zuwerfen zu können. Dieser blickte ihn verdutzt an, soweit er das im dämmrigen Licht erkennen konnte.

„…was?“, entkam es ihm schließlich ungläubig.

Itachi schwieg, richtete den Blick an die Decke, um seine Mimik besser im Griff zu haben – auch wenn sein Herz schon wieder zu rasen begann und seine Wangen brannten. Er hatte gelernt, mit allem umzugehen, was man ihm aufbürdete…doch dieser ungewohnten Situation fühlte er sich nicht gewachsen.

„Hast du dich gerade ernsthaft entschuldigt?“, fragte Kisame immer noch recht perplex.

„Hm.“

Er hätte einfach den Mund halten und warten sollen, bis es in Vergessenheit geriet. So unwahrscheinlich es auch war, dass dieser Fall eingetreten wäre, alles war besser als das hier.

„Vielleicht erklärst du mir lieber mal, wieso du mich geküsst hast, anstatt zu behaupten, dass es dir leid tut. Ich hoffe übrigens, dass du das nicht ernst meinst. Das wäre irgendwie beleidigend…“

Er wandte den Blick zögerlich zu seinem Partner, der sich an die Wand in seinem Rücken lehnte und die Arme verschränkte, wobei er ihn aus seinen Raubtieraugen fixierte.

„Schau mich nicht so an, Itachi“, brummte der andere. „Dachtest du, ich reiß dir deswegen den Kopf ab? Ich meine, ja, das kam schon etwas…unerwartet…und ich weiß noch immer nicht ganz, was ich davon halten soll, aber na ja…“

Er seufzte einmal tief und zuckte mit den breiten Schultern.

„Es ist kein Weltuntergang…eigentlich ist es vielleicht sogar die Erklärung dafür, wieso du bei Frauen so einen Stock im-“

„Kisame.“

„Also worauf ich hinaus will…es war jetzt nicht das Schlimmste, was mir je passiert ist.“

Itachi spürte, wie sich ein dicker Kloß in seinem Hals bildete, wo er gerade noch kurz davor gewesen war, Erleichterung zu verspüren.
 

„Nicht das Schlimmste…“, wiederholte er trocken und Kisame stöhnte genervt.

„So meinte ich das nicht. Wirklich nicht“, wehrte er ab. „Ich glaube, jedem anderen Kerl, der mich geküsst hätte, hätte ich direkt aufs Maul gehauen…“

„Beruhigend“, konnte sich der Uchiha den Sarkasmus nicht verkneifen.

„Sag mal, warum rechtfertige ich mich überhaupt?“, fragte der Hüne plötzlich. „Wird Zeit, dass du mal etwas Klarheit reinbringst, nicht wahr?“

Wenn Itachi ehrlich war, wäre es ihm lieber gewesen, wäre der Kelch an ihm vorübergegangen. Was hatte er sich auch von seiner Entschuldigung erhofft? Vermutlich, dass Kisame es dabei beließ und sie sich einigten, dass so etwas nie wieder passieren würde. Eigentlich sollte er seinen Partner wohl gut genug kennen, um zu wissen, dass das nicht seine Art war.

Er atmete abermals durch, ehe er sich aufsetzte, neben Kisame an die Wand lehnte, wobei er diesen jedoch nicht ansah. Wieder schwebte die Stille zwischen ihnen, doch immerhin wurde er nicht gedrängt, sie zu brechen – auch wenn er den abwartenden Blick des Älteren auf sich spürte. Klarheit…wie sollte er das anstellen, wenn er selbst nicht wusste, was ihn da geritten hatte?

„Willst du’s noch mal machen?“

Itachi wurde im Wechsel heiß und kalt, als ihn die Frage erreichte und ihm bewusst wurde, dass Kisame das soeben wirklich von sich gegeben hatte. Abrupt drehte er den Kopf zu ihm, suchte jedoch vergeblich nach dem befürchteten Spott. Im Gegenteil…Kisames Miene ließ keinen Zweifel an seiner Ernsthaftigkeit und Itachi spürte, wie ihm die Hitze nun auch in die Wangen stieg. Es wunderte ihn, dass ihn der Hüne nicht aufzog, wo er sich doch im Moment so lächerlich verhielt. Nicht einmal er selbst konnte das leugnen.

„…vielleicht“, murmelte er schließlich.

Kisame maß ihn mit einem nachdenklichen Blick, wohl nicht sicher, was er mit der Antwort anstellen sollte. Es war nicht so, als hätte Itachi sonderlich viel Zeit gehabt, lange darüber nachzudenken.

„Dir hat’s also gefallen, huh?“

„Kisame…“

„Beantworte einfach die Frage“, verlangte sein Partner genervt. „Sonst kapier ich nie, woran ich bei dir bin…und auf noch zwei Tage, in denen wir uns peinlich berührt anschweigen, kann ich verzichten. Also?“

Zugegeben…Itachi ging es da nicht anders, von daher wäre es wohl angebracht, auf den Hünen einzugehen. Auch wenn er sich unsicher war, wollte er wenigstens dieses Mal ehrlich sein. Alles andere würde die Sache nur noch mehr verkomplizieren.

„Ja.“

Kisame war seine Einsilbigkeit ja bereits gewöhnt, so dass er glücklicherweise nicht noch mehr Fragen stellte. Stattdessen maß er ihn mit einem Blick, den der Uchiha nicht einordnen konnte. Er hätte gern eine umfassende, rationale Erklärung abgeliefert, warum er seinen Partner geküsst hatte und sich so geborgen bei diesem fühlte. Warum Kisames Berührungen solche wirren Gefühle in ihm auslösten.

„Ich habe das nicht geplant…oder so“, überwand er sich und senkte den Blick auf seine ineinander verschlungenen Finger. „Daher kann ich dir auch nichts erklären.“

Das Reden fiel ihm leichter, während er sich auf den Ring an seiner rechten Hand konzentrierte, diesen hin und her drehte.

„Es…hat mir gefallen. Ich wollte damit aber nicht bewirken, dass du dich unwohl fühlst. Es wird nie wieder passieren, also sollten wir es vielleicht einfach vergessen.“

Auch wenn das zweifellos schwierig werden würde, nun, wo er sich so weit vorgewagt hatte. Warum auch immer er sich von dem Hünen angezogen fühlte, er musste es verdrängen, so wie er es bei vielem tat.
 

„Woher willst du wissen, dass ich mich unwohl fühle?“

Itachi hielt inne, hob den Kopf wieder und blickte direkt in Kisames Raubtieraugen, die ihn unverwandt anfunkelten.

„Klar, ich hab nicht damit gerechnet. Normalerweise bist du nicht der Typ dafür, der plötzlich loslegt…aber vermutlich sollte ich erleichtert sein, dass du endlich damit anfängst, dich mit sowas zu beschäftigen, ohne dass ich dich in einen Puff schleppen muss. Dass du eher auf Kerle stehst…ist eben nicht zu ändern. Sucht man sich nicht aus, was?“

Itachi zog es vor, nichts darauf zu erwidern; Kisames Worte mochten als Aufmunterung gemeint sein, im Endeffekt kam es ihm trotzdem so vor, als würde der andere nichts verstehen. Wie auch? Itachi verstand sich ja nicht einmal selbst. Oder hatte Kisame letztendlich Recht damit, seine Neigungen so einzuordnen?

Lag es nur daran, dass er plötzlich seine Sexualität entdeckte und einem Impuls folgte, der schon immer in ihm gewesen war? Ihm fehlten eindeutig Vergleichsmöglichkeiten, um das festzustellen, sodass es vorerst nichts brachte, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.

Was er getan hatte, hatte er in erster Linie getan, weil er sich einsam gefühlt hatte und Kisame neben Sasuke der einzige Mensch war, für den er Zuneigung empfand – wenn auch auf unterschiedliche Weise.

„Jedenfalls ist es für mich kein Problem“, brummte der Ältere und streckte sich einmal. „Ehrlich gesagt, hab ich nie drüber nachgedacht, mal was anderes zu versuchen. Kann nicht behaupten, dass mir bei den Frauen großartig was gefehlt hat…“

Er rieb sich den Nacken, sah Itachi aber weiterhin mit diesem seltsamen Blick an, der ihn innerlich erschaudern ließ. Was anderes versuchen…? Itachi wusste nicht, was er sagen sollte oder ob er überhaupt noch etwas von sich geben sollte. Er konnte Kisame nicht richtig folgen, denn dieser brachte ihn mit seinen Worten immer mehr durcheinander.

„Außer dieser einen Sache“, fuhr der Hüne fort. „Hat irgendwie immer so einen bitteren Beigeschmack, wenn man dafür bezahlt…du weißt ja, was ich meine, nicht?“

Itachi blinzelte einmal, ehe er sich zu einem knappen Nicken zwang; er war bislang ehrlich genug gewesen, die Lüge würde er beibehalten. Schließlich hatte er sich bis hierhin genug Blößen gegeben. Kisame bleckte die Zähne zu einem breiten Grinsen, welches Itachi durchaus beunruhigte. In der Regel besaß er eine ausgeprägte Auffassungsgabe…warum also kam er sich gerade so begriffsstutzig vor?
 

„Gut, dann haben wir das ja geklärt, was?“

Itachi öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen, allerdings wusste er nichts Passendes zu sagen, weswegen er ihn wieder schloss. Er presste die Lippen kurz aufeinander, ehe er einen zustimmenden Laut von sich gab – obwohl er nicht den Eindruck hatte, dass irgendwas geklärt war.

Einerseits fand Kisame es nicht schlimm, dass er ihn geküsst hatte…und er gab diese seltsamen Andeutungen von sich. Auf der anderen Seite wirkte er nicht so, als wollte er das tatsächlich wiederholen, auch wenn er so zufrieden grinste. Da war dieses Funkeln in den Raubtieraugen, die im Licht einen hellen Grünton aufwiesen. Vielleicht verspottete Kisame ihn ja doch…oder er dachte daran, ihn demnächst in ein etwas anderes Bordell zu schicken, damit er sich…ausleben konnte. Gab es so etwas überhaupt? Eigentlich wollte er das gar nicht wissen, so dass er entschied, es erstmal dabei zu belassen. Für einen Abend war das eindeutig zu viel, auch wenn er froh war, dass sie sich nicht mehr anschwiegen.

Da sein Partner keine Anstalten machte, sich hinzulegen, nahm er an, dass er weiter Wache halten wollte, so dass sich der Uchiha schließlich wieder auf dem Futon zusammenrollte. Er zog die Decke bis zur Nasenspitze, wickelte sich darin ein, ehe er die Augen schloss. Sie würden am nächsten Morgen direkt weiterziehen, um Kakuzu entgegenzukommen und ihm das Geld zu überbringen.

Itachi fragte sich, ob er diesen Kurosuki Raiga hatte anwerben können, beziehungsweise ob dieser noch am Leben war. Sicherlich wäre Kisame nicht besonders traurig über einen Misserfolg, so feindselig, wie er seinem Landsmann gegenüber eingestellt war.

Seine Gedankengänge fanden ein jähes Ende, als er ein leises Rascheln vernahm und sich gleich darauf ein warmer Körper von hinten an seinen schmiegte. Itachi versteifte sich bei der unerwarteten Berührung, starrte wie gelähmt an die Wand vor sich, während sich nun auch noch ein muskulöser Arm um seine Brust schlang. Er spürte Kisames Atem in seinem Nacken und bekam direkt eine Gänsehaut. Was auch immer er aufgrund ihrer schwammigen Unterhaltung zuvor erwartet hatte – das sicher nicht.

„…was tust du?“, murmelte er angespannt.

Er nahm wahr, wie Kisame seine Haare beiseiteschob, um seine Nase gegen seinen Hals zu drücken. Die plötzliche Intimität dieser Geste brachte seinen Puls zum Rasen, obwohl er sich sonst nicht so schnell aus der Ruhe bringen ließ.

„Wonach sieht’s denn aus?“, brummte der Hüne gegen seine Haut.

„…“

„Also dafür, dass du damit angefangen hast, bist du echt verklemmt.“

Das mochte ja stimmen, doch die Feststellung machte es dem Uchiha nicht unbedingt einfacher, sich damit auseinanderzusetzen. Trotzdem verletzte es ein wenig seinen Stolz, so dass er einmal tief durchatmete und sich zu seinem Partner drehte, um diesen ansehen zu können.

„Ich-“

Er geriet ins Stocken, als Kisame den Griff um seine Taille festigte und ihn ein Stück näher zog. Reflexartig stemmte er die Handflächen gegen die breite Brust des Älteren, doch ernsthaften Widerstand stellte dies nicht dar. Er sah Kisame grinsen, ehe sich dieser zu ihm vorbeugte, dabei die freie Hand in seinen Haaren vergrub, und dann spürte er raue Lippen auf seinen eigenen.
 

Es war nicht mit dem flüchtigen, etwas unbeholfenen Kuss von neulich zu vergleichen – denn es fühlte sich viel intensiver an. Kisame küsste nicht grob, aber mit einer Bestimmtheit, die keinen Zweifel ließ, dass er die Oberhand hatte. Die Art, wie er die Lippen gegen die seinen bewegte, unnachgiebig und verlangend, ließ Itachis Körper erbeben. Er merkte im ersten Moment gar nicht, dass er die Augen geschlossen hatte, seinem Partner die Führung überließ. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, während er dem anderen instinktiv entgegenkam, seine Finger in dessen Haut krallte. Ein Keuchen entwich ihm, als sich Kisame von ihm löste, seine Unterlippe dabei mit den scharfen Zähnen streifte, ohne ihn jedoch dabei zu verletzen.

Seine Wangen glühten, als er die Augen langsam wieder öffnete – und direkt in Kisames amüsiertes Gesicht blickte. Sein Arm lag immer noch um seine Taille, schien ihn auch nicht loslassen zu wollen. War es normal, dass seine Atmung so schwer ging? Dass er keinen klaren Gedanken fassen, sondern Kisame nur wie benebelt ansehen konnte? Sein Kopf war wie leergefegt, so dass er einfach nur liegen blieb und darauf wartete, dass der Hüne etwas sagte.

„Schätze, jetzt sind wir quitt, was?“, fragte dieser belustigt, was Itachi schnauben ließ.

„Ich dachte, wir zählen keine Punkte mehr“, gab er so souverän, wie es in dieser Situation möglich war, zurück.

Kisame lachte leise, immer noch mit diesem Funkeln in den grün schimmernden Raubtieraugen, die Itachi heiße Schauer über den Rücken jagten. Von der vorigen Anspannung spürte er mittlerweile nichts mehr.

„Stimmt“, erwiderte der Hüne. „Hätte trotzdem nichts dagegen, wenn du dich demnächst revanchierst.“

Tatsächlich hätte er die Bestätigung nicht mehr gebraucht – nicht nach diesem Kuss, der deutlich machte, dass Kisame nicht so abgeneigt war, wie er befürchtet hatte. Wohin das führen würde, darüber wollte er gerade nicht nachdenken. Das hier war genug für heute.

„Und jetzt schlaf. Ich bleib erstmal wach.“

Itachi wollte sich darüber nicht beschweren, auch wenn er skeptisch war, dass er hiernach so einfach schlafen könnte. Dennoch drehte er sich wieder auf die Seite, während sich der Hüne aufsetzte und wieder gegen die Wand lehnte. Eine Weile blieb es still, bis Kisame unerwartet noch mal das Wort ergriff.

„Was auch immer du damals mit der Kleinen getrieben hast…geknallt hast du sie jedenfalls nicht.“

Itachi enthielt sich einer Antwort.

Revanche

„Ihr habt es also nicht gezählt.“

Vermutlich wäre den meisten Menschen angst und bange geworden, wenn sie von diesen blutunterlaufenen, grünen Augen fixiert worden wären. Die tiefe Stimme wurde durch den Mundschutz gedämmt, was die Erscheinung des Mannes noch gruseliger erscheinen ließ. Nun, sie beide hatten sich, ebenso wie der Rest ihrer Organisation, an ihn gewöhnt, auch wenn Kisame unumwunden zugab, dass er ihn nicht zum Feind haben wollte – was nicht bedeutete, dass er je vor ihm kuschen würde. Neben ihm schob sich Itachi die nassen Haare über die Schulter, während er selbst sich die Tropfen mit dem Handrücken aus der Stirn wischte. Sie waren gegen Abend direkt in das Unwetter hineingelaufen und hatten in der Taverne direkt nach Kakuzu gefragt, um es hinter sich zu bringen. Danach würden sie sich eine heiße Dusche gönnen und ihre Kleidung trocknen.

„Haben wir letztes Mal auch nicht“, erwiderte er, zuckte dabei mit den Schultern. „Und es hat alles gepasst, nicht wahr?“

Anscheinend war das nicht die Antwort, die Kakuzu hatte hören wollen, denn er verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. Mit unzufriedenem Ausdruck sah er wieder zu dem geöffneten Koffer herunter, in dem sich die gebündelten, grünen Scheine befanden.

„Vertrauen ist die sicherste Art zu sterben. Kontrolle sichert dagegen das Überleben“, hörte er ihn brummen und tauschte einen Blick mit seinem Partner.

Nun, für gewöhnlich mochte diese Philosophie nicht falsch sein, doch gerade sie beide hatten sich in Bezug auf einander schon seit einiger Zeit nicht mehr daran gehalten. Klar, dass jemand wie Kakuzu, der seine Partner so schnell wie möglich loswerden wollte, diese Ansicht vertrat.

Von draußen blitzte für eine Sekunde gleißendes Licht auf, durchflutete den kleinen Raum, in dem sie ihr Treffen abhielten. Wenig später folgte grollender Donner, der an ein wütendes Raubtier erinnerte und das stetige Prasseln des Regens für wenige Sekunden übertönte.

„Denke nicht, dass es der Kerl wagen wird, dich zu hintergehen“, ergriff Kisame wieder das Wort. „Dafür hat er zu viel Schiss vor dir.“

Dieses Argument schien Kakuzu zwar nicht vollends zu beruhigen, doch vorerst gab er sich damit zufrieden, da er bloß finster knurrte. Das Gasthaus, in dem sie sich befanden, war eher als Absteige zu bezeichnen, was keinen von ihnen beiden wunderte, denn der Taki-nin war als Geizhals bekannt. Nicht, dass sie beide ein Problem damit gehabt hätten, schließlich legten sie keinen Wert auf großartigen Luxus, dennoch kam er nicht umhin, die Spinnenweben in den Ecken für einen Moment zu mustern, ehe er sich wieder an Kakuzu wandte.

„Es wundert mich, dass du allein bist. Wollten Konan und du nicht losziehen, um Raiga anzuwerben?“

Nicht, dass er es in irgendeiner Form bedauerte, dem anderen mit Itachi allein gegenüber zu stehen, doch nachfragen wollte er schon. Mit etwas Glück hatte der wahnsinnige Mistkerl nicht mal die paar Tage mit Kakuzu durchgestanden und sah sich bereits die Radieschen von unten an. Kisame musste zugeben, dass dies seine ohnehin schon gute Laune noch gesteigert hätte.
 

„Nun, was das angeht“, begann Kakuzu und goss sich selbst etwas von dem Sake ein, den Kisame mit hoch gebracht hatte. „Kurosuki Raiga ist schon vor einigen Tagen ums Leben gekommen. Die genauen Umstände sind nicht bekannt, doch war der Kyuubi wohl in der Nähe.“

Kisame stutzte und auch Itachi neben ihm schien diese Wendung zu überraschen, wenngleich er kaum eine Regung zeigte.

„Ich kann nicht behaupten, dass es mich sonderlich traurig stimmt“, fügte Kakuzu recht trocken an und nahm einen Schluck aus dem Porzellanschälchen.

Das glaubte er ihm aufs Wort und es war eines der seltenen Male, in denen er mit dem Alten einer Meinung war. Kisame griff nach der Flasche und goss in die beiden verbliebenen Schälchen etwas Sake. Es wunderte ihn zwar, dass der Uchiha seines nicht stehen ließ, sondern bedächtig daran nippte, doch er sagte nichts. Vermutlich war ihm kalt und der Sake wärmte immerhin etwas von innen. Er selbst genoss den brennenden Geschmack in seinem Hals, schenkte Kakuzu und sich selbst dann noch mal nach.

„Glaub mir, mit seinem Tod wurde uns eine Menge Ärger erspart“, meinte er ehrlich. „Kommt schon jemand Neues infrage?“

„Bisher nicht“, gab Kakuzu gleichgültig zurück. „Meinetwegen können die sich damit ruhig Zeit lassen. In meinem Metier arbeitet man am effektivsten allein…so kommt mir niemand in die Quere oder behindert mich.“

Gut, das war deutlich, doch überraschend war es natürlich nicht. Sie alle wussten, wie Kakuzu dieser Team-Regel gegenüber eingestellt war. Kisame neigte ein wenig den Kopf, dachte kurz darüber nach.

„Mag sein…trotzdem stelle ich es mir ohne einen Partner recht langweilig vor“, bemerkte er dann, warf Itachi einen knappen Seitenblick zu.

Kakuzu schnaubte abfällig.

„Langeweile ist mir viel lieber als irgendwelche Komplikationen“, stellte er klar, ehe er ein Kopfnicken in Richtung des Uchihas sandte. „Mit dem da würde eine Mission vielleicht noch erträglich sein, genau wie mit Konan, aber du, Hoshigaki, würdest mir vermutlich ein Kopfgeld nach dem anderen versauen…“

„Was soll das denn heißen?“, knurrte der Hüne, doch Kakuzu führte es nur zu gern weiter aus.

„Du genießt deine Kämpfe zu sehr. Unnötige Kämpfe kosten Zeit…und ich verliere nicht gern Zeit, wenn es um Geld geht. Dementsprechend wäre eine Zusammenarbeit mit den meisten von euch kontraproduktiv fürs Geschäft.“

Er trank den letzten Rest Sake aus dem Porzellangefäß und stellte es auf den Tisch zurück, ehe er sie beide anfunkelte.

„So…und nun halte ich euch freundlich dazu an, auf euer eigenes Zimmer zu gehen. Ich muss das Geld schließlich noch zählen. Das wird eine Weile dauern.“

Kisame blinzelte einmal, während er realisierte, dass sie soeben rausgeschmissen wurden. Da es sich jedoch um Kakuzu handelte, sollte er wohl nicht mal irritiert sein, dennoch schüttelte er den Kopf.

„Wirklich unheimlich freundlich“, wiederholte er spöttisch, erhob sich aber.

Itachi tat es ihm gleich, jedoch ließ der Taki-nin sie beide noch einmal innehalten, bevor sie den Raum verließen.

„Pain lässt im Übrigen ausrichten, dass ihr euch in Richtung Yume-Gakure aufmachen sollt. Er wird euch bald durch Zetsu neue Anweisungen erteilen.“

Kisame runzelte die Stirn, hatte bislang noch nicht von diesem Dorf gehört, doch da Itachi ein knappes Nicken von sich gab, fragte er nicht nach. Sein Partner würde schon etwas über ihr neues Ziel wissen, zumal Kisame keinen Drang verspürte, noch länger mit Kakuzu zusammenzusitzen. Also schnappte er sich Samehada, welches er an die Wand gelehnt hatte, und verließ mit Itachi den Raum.
 

„Ich hätte den Sake nicht bei ihm stehen lassen sollen“, fiel es ihm ein, als er die Tür ihres Zimmers schloss und das Licht einschaltete.

Das Zimmer war nicht viel größer als Kakuzus, trotzdem es für zwei Personen ausgerichtet sein sollte. Zwei Futon, ein ramponiert aussehender Schrank aus demselben Holz wie der kleine Tisch in der Ecke und ein angrenzendes Bad.

Itachi knöpfte seinen Mantel auf, pellte sich aus dem nassen Stoff, ehe er ihn an einen Haken an der Wand hängte. Seine dunklen Haare tropften noch, hinterließen Flecken auf dem Shirt, das er trug.

„Es ist noch nicht allzu spät“, hörte er ihn sagen. „Du könntest neuen holen.“

Kisame warf ihm einen Blick zu.

„Trinkst du was mit?“, erkundigte er sich interessiert, woraufhin Itachi jedoch den Kopf schüttelte.

„Lieber nicht.“

„Ach was…du hast doch vorhin sogar probiert“, versuchte er es ein weiteres Mal.

„Ja…und ich finde immer noch, dass es widerlich schmeckt“, gab der Uchiha zurück, woraufhin Kisame schmunzeln musste.

„Aber es wärmt, nicht wahr?“

„Das tut eine heiße Dusche auch…und davon bekomme ich weder Übelkeit noch Kopfschmerzen.“

„Als hättest du schon mal einen Kater gehabt…“

Kisame untermalte seine Worte mit einem amüsierten Schnauben, versuchte aber nicht weiter, den Uchiha zu überreden. Immerhin war der wohl alt genug, um zu wissen, was er wollte und was nicht – wobei er unweigerlich wieder beim Thema von letztens war. Er würde es wohl erstmal dabei belassen.

„Wenn du magst, kannst du zuerst duschen gehen?“, bot er an. „Siehst durchgefroren aus.“

Und bevor sich der Jüngere eine erneute Erkältung zulegte, ließ er ihm gern den Vortritt.

„So schlimm ist es nicht, aber danke“, gab der Uchiha zurück und verschwand im Bad.

Kisames Blick fixierte ein paar Sekunden die Tür, wobei er sich durch die ebenfalls feuchten Haare fuhr. Vielleicht lieber kein Sake. Auch wenn er einiges vertrug, machte Alkohol ihn manchmal…übermütig und in der Situation brauchte er das nicht.

Auch wenn der zweite Kuss mehr als nur seine Neugierde angeregt hatte. Er hätte gelogen, hätte er behauptet, dass es ihm keinen Spaß gemacht hätte.

Kisame legte Samehada ab und hängte seinen Mantel neben Itachis auf, während er sich Zeit nahm, darüber nachzudenken. Nicht zum ersten Mal vermutete er, dass Itachis Verhalten ein bedeutender Faktor bei dieser Geschichte war. Kisame war ein Jäger und er mochte es, wenn die Beute zappelte. Dass Itachi meistens recht kontrolliert war, sich kaum Blößen gab, übte einen Reiz auf Kisame aus. Er war zweifellos der Erste, der Itachi auf diese Weise geküsst hatte. Der Erste, der diesen glasigen Blick und diese Unsicherheit zu sehen bekam. Es brachte sein Blut in Wallung, wenn er daran dachte – und ja, das musste dem Raubtier in ihm geschuldet sein.

Sicherlich hatte er auch Bedenken…zum Beispiel den Umstand, dass er noch nie einen Mann gehabt hatte. Itachi zu küssen, hatte ihm gefallen, was bedeutete, dass er nicht grundsätzlich abgeneigt war, doch zwischen Küssen und Sex bestand schon ein Unterschied. Nun, es hatte ihn bisher nie gestört, Itachi nahe zu sein, bei ihm zu liegen, also konnte er sich anscheinend damit anfreunden – um es mal vorsichtig auszudrücken.

Und selbst wenn nicht, sie mussten es ja nicht unbedingt bis zum Äußersten treiben. Sofort sowieso nicht, wieso sich in der Hinsicht stressen?

Dann war da noch ihre Partnerschaft, die zumindest Kisame mittlerweile als Freundschaft ansah. Auf keinen Fall wollte er, dass es wieder so seltsam wie neulich zwischen ihnen wurde. Das Risiko würde immer vorhanden sein, wenn sie die Grenze überschritten…wobei er sich fragte, ob sie das nicht bereits getan hatten. Itachi hatte sicher auch deswegen einen Rückzieher machen wollen und es war Kisame gewesen, der das nicht zugelassen hatte. Er konnte sich jetzt nicht plötzlich anders entscheiden. Zumal er es auch nicht wollte.

Außerdem waren sie zwei erwachsene Männer. Sie sollten wohl in der Lage sein, sich zusammenzuraufen, wenn es am Ende doch nicht so lief, wie sie es sich vorgestellt hatten. Sie reisten schließlich seit Jahren zusammen und kamen gut miteinander aus. Alles konnte man sowieso nicht voraussehen und Kisame war nicht der Typ, der sich mit zu vielen unnützen Sorgen aufhielt.
 

Er blickte auf, als sich die Tür schneller als erwartet wieder öffnete und der Uchiha in Shirt und Hose heraustrat. Die dunklen Augen blickten ihn auffordernd an, während er sich mit einem Handtuch die nassen Haare trocknete. So wie sie ihm jetzt offen über die Schultern fielen, wirkten sie viel länger, als wenn er sie zusammengebunden trug. Er verfolgte mit, wie sich ein paar Wassertropfen aus den kürzeren Ponysträhnen lösten und sich den Weg über Itachis Schlüsselbein bahnten.

„Du kannst“, hörte er ihn sagen und eiste seinen Blick los, begab sich ins Bad.

Obwohl ihm Nässe und Kälte dank seiner robusten Haut weniger ausmachten, freute er sich auf die heiße Dusche – auch wenn diese bemerkenswert klein war. Schmutzig graue Kacheln an den Wänden und am Boden ließen sie nicht einladender wirken, aber er sollte sich wohl nicht beschweren. Zumindest schien es trotz der schmuddeligen Farbe sauber zu sein und er würde gerade so unter den Duschkopf passen, wenn er sich etwas bückte. Der Spiegel war noch beschlagen, da es bloß ein winziges Fenster gab, das man anscheinend kippen, nicht aber komplett öffnen konnte.

Kisame schob den weißen Vorhang zur Seite, stieg in die Dusche und drehte an dem Hahn, woraufhin zuerst kaltes, schließlich aber warmes Wasser auf ihn nieder prasselte. Er wartete, bis es heiß genug war, ehe er zum Shampoo griff und sich damit einseifte. Vor allem nach diesem Mistwetter fühlte es sich wohltuend an und er ließ die Schultern einmal kreisen, atmete tief durch.

Für ein paar Sekunden genoss er es, blendete alles andere aus und fühlte sich innerlich völlig ruhig.
 

Schließlich drehte er das Wasser ab und griff nach einem der Handtücher, rubbelte sich damit einmal durch die kurzen Haare, ehe er sich die Shorts überzog und rüber ging.

Itachi saß auf dem Fensterbrett, ein Bein angewinkelt, während er das andere herabhängen ließ. Er schien in seinen Gedanken versunken, sah hinaus in die Ferne, einen Arm dabei auf das Knie gestützt. Auch als Kisame die Tür zum Bad hinter sich schloss, drehte sich der andere nicht zu ihm um. Für einen Moment verweilte sein Blick auf seinem Partner, doch dann setzte er sich auf einen der beiden Futon, lehnte sich an die Wand.

„Weißt du etwas über dieses Yume-Gakure?“, fragte er in die Stille hinein.

Itachi antwortete nicht sofort, schaute weiterhin durch die Scheibe, obwohl Kisame sich nicht vorstellen konnte, dass es dort draußen etwas Besonderes zu sehen gab. Um sie herum war nur Wald und Wiese, aber Kakuzu hatte diesen abgeschiedenen Ort bestimmt absichtlich ausgewählt – davon abgesehen, dass ihre Unterkunft mehr als günstig war.

„Es ist ein altmodisches, kleines Dorf am Rande Hi no Kunis“, hörte er Itachi sagen und blickte auf.

„Altmodisch?“

„Sie sind ein Volk von Samurai und leben für sich, fernab von anderen Dörfern“, fuhr sein Partner fort.

„In dem Fall frage ich mich, was wir da sollen“, bemerkte Kisame stirnrunzelnd. „Ich meine, das klingt nicht danach, als gäbe es dort irgendetwas Interessantes für uns zu erfahren, oder?“

Itachi zuckte leicht mit den Schultern, ehe er sich zu ihm umwandte.

„Vielleicht ist das Dorf auch nicht das Ziel“, sprach er seine Überlegung laut aus.

Kisame konnte sich zusammenreimen, was er damit meinte, und kommentierte es mit einem Schnauben.

„Denkst du, wir treffen in der Nähe die anderen?“, erkundigte er sich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Hoffentlich nicht schon wieder wegen einem neuen Partner für Kakuzu…oder zumindest keinem aus meiner Heimat. Bin froh genug, dass sich die Sache mit Raiga erledigt hat.“

Itachi musterte ihn einen Moment lang still.

„Ja…daraus hast du keinen Hehl gemacht.“

„Du warst auch nicht traurig, als Orochimaru ausgestiegen ist“, brummte der Hüne.

Sein Partner reagierte darauf, indem er eine Braue hochzog. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, kam Kisame ihm zuvor.

„Ich weiß, er wollte deinen Körper…verschlingen oder was auch immer. Aber glaub mir, Raiga war wirklich niemand, den man um sich haben will – und das gilt für so gut wie alle, die ich aus dieser Truppe kannte.“

Anscheinend weckte dies ein wenig die Neugierde in dem Uchiha, auch wenn es unerwartet kam. Itachi war selten derjenige, der ein privates Thema von sich aus anschnitt – meistens übernahm Kisame diesen Part, wenn er dabei auch forscher vorging.

„Gab es niemanden, mit dem du einigermaßen ausgekommen bist?“

Das war vorsichtig formuliert, so wie er es von dem anderen gewöhnt war. Irgendwie ironisch, wenn er so über die Frage nachdachte, doch mit den Mitgliedern Akatsukis, die ja alle aus den verschiedensten Dörfern stammten, kam er besser aus als mit den eigenen Landsleuten.
 

„Das ist nicht so einfach zu beantworten“, gab er schließlich zurück. „Einige konnte ich von Anfang an nicht ausstehen, so wie Raiga und Zabuza. Viel Gerede und nichts dahinter, haben sich beide immer wieder maßlos überschätzt…“

Auch wenn er zugeben musste, dass Zabuza ihn mit diesem Jungen überrascht hatte. Zwar war er ein überheblicher Mistkerl gewesen, doch er hatte wohl irgendetwas richtig gemacht, so viel wie Haku von ihm gehalten hatte. Ihm war noch gut im Gedächtnis geblieben, wie dieser sich damals dafür eingesetzt hatte, dass sie in dieser Hütte unterkommen durften, und ebenso, wie schnell sich Zabuza hatte überreden lassen.

„Andere kannte ich nur oberflächlich, so dass sie mir relativ egal waren“, erzählte er weiter. „Viel miteinander zu tun hatten wir ohnehin nicht. Auch, wenn wir als Truppe bezeichnet worden sind, haben wir selten im Team gearbeitet. Jeder hatte seine Fähigkeiten und bekam demnach entsprechende Missionen zugeteilt.“

Itachis Blick ruhte auf ihm, während er ihm zuhörte, ihn dabei auch nicht unterbrach. Obwohl sie einander so gut kannten, wusste der Hüne nicht, was dem anderen gerade durch den Kopf ging. Sah er Parallelen zu seinem eigenen Leben in Konoha? Es war selten, dass sie derartige Gespräche führten, zumindest seitdem Kisame damit aufgehört hatte, den Jüngeren provokant auszuhorchen, so wie es zu Beginn ihrer Partnerschaft der Fall gewesen war.

"Bevor ich zu ihnen gehörte, habe ich Befehle von Suikazan Fuguki entgegen genommen."

Sein Blick glitt kurz zu Samehada, welches noch immer an der Wand lehnte. Er konnte sich kaum noch daran erinnern, wie es sich angefühlt hatte, es nicht zu besitzen. Samehada hatte ihm aufgrund seines immensen Chakras nie Probleme gemacht...und ihre grausame Natur schien wie füreinander geschaffen.

"Er war mein Meister. Hat mir immer gepredigt, wie wichtig es sei, dass man seiner Heimat gegenüber loyal ist. Dass es Dinge gibt, die nur bestimmte Leute tun können. Leute wie ich. Ich sei dafür geboren worden, hat er gesagt."

Kisame schnaubte verächtlich.

„Reden konnte er ziemlich gut."

Ein paar Sekunden war es so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Sein Blick glitt zu Itachi, der dort saß und ihm in die Augen sah, ohne eine Miene zu verziehen. Nein, er konnte wirklich nicht in seiner Mimik lesen.
 

"Gibst du ihm die Schuld für die Morde an deinen Kameraden?"

Kisame kannte niemanden, der eine solche Frage dermaßen neutral klingen lassen konnte. Lange musste er darüber nicht nachdenken, denn die Antwort lag klar auf der Hand.

"Die Befehle kamen von ganz oben. Hätte ich sie nicht ausgeführt, hätte es ein anderer getan. Das war nichts Persönliches...also nein. Ich bin keiner von denen, die herumjammern oder ihre Taten auf andere schieben müssen, um sich zu rechtfertigen. Vielleicht hat Kiri mich geprägt, vielleicht lag es immer in meiner Natur...wer weiß. Fakt ist, dass ich immer getan habe, was von mir verlangt wurde. Ich habe es nie infrage gestellt, nie gezögert, auch wenn es zu Anfang ein widerliches Gefühl war."

Es war nie das Töten an sich gewesen, sondern vielmehr die Tatsache, dass die Leute ihn für ihren Kameraden hielten. Nicht, dass er sich groß Mühe gegeben hatte, mit einem von ihnen je warm zu werden. Er sah wieder zu seinem Partner, der langsam nickte, sich aber nicht äußerte. Kisame musterte ihn einen Moment, ehe sich ein sarkastisches Grinsen auf seine Lippen legte.

„Bei dir ist es doch dasselbe, nicht wahr? Was diese ANBU über dich gesagt haben, bevor du sie erledigt hast...ich wette, ihre Meinung über dich war auch nicht viel besser, bevor du deinen Clan ausgelöscht hast."

Es mochte eine Herausforderung sein, Itachi irgendwelche Emotionen zu entlocken, doch unmöglich war es nicht. Da war ein düsteres Flackern in seinen Augen, das ihm schon einige Male aufgefallen war. Damals, als sie seinen Bruder getroffen hatten oder eben dieser Vorfall mit den ANBU und es machte Kisame wieder bewusst, dass selbst Itachi ein Mensch mit Grenzen war. Sie alle hatten ihre Grenzen.

"Geringfügig."

Er beobachtete, wie sich der Uchiha nun gegen das Fenster lehnte, dabei beide Beine vom Fensterbrett hängen ließ. Der kurze Anflug von Bitterkeit war aus seinem Gesicht verschwunden, als er ihn wieder ansah.

„Niemand lässt sich gern Befehle von einem Dreizehnjährigen geben...das solltest du am besten wissen."

Kisames Grinsen wurde noch etwas breiter; das konnte er wohl kaum abstreiten. Sicher, er war von den Gerüchten um den Jungen beeindruckt gewesen, doch im Endeffekt hatte er ihn nicht so einfach anerkennen können.

"Ehrlich gesagt, hat mir deine Arroganz nicht gefallen", meinte er belustigt, was Itachi stutzen ließ. „Denke, deinen ANBU-Kameraden ging es genauso, ne?"

Eigentlich brauchte er keine Antwort darauf, das Schweigen reichte ihm. Kisame glaubte, dass dies Itachis Fluch war, so wie er selbst in den meisten Fällen für einen begriffsstutzigen Schläger gehalten wurde. Die Menschen neigten dazu, über andere zu urteilen, ehe man sie kennengelernt hatte - und weder Itachi noch er selbst waren Ausnahmen.

"In der Regel haben sie mich akzeptiert", gab er schließlich zurück. "Zumindest, solange ich anwesend war."

Kisame fragte sich, ob es noch einen anderen Grund dafür gab, dass sein Partner nicht gerade beliebt gewesen war. Sein Talent hatte sicher Neider auf sich gezogen, dann kam er noch dazu aus einem berühmten Clan. Nein, es gab bestimmt massig gute Gründe, Itachi eher zu meiden - nicht, dass das eine Rolle für ihn spielte.
 

"Du hast mir noch nicht erzählt, warum du ihn umgebracht hast."

Kisame hielt inne, sah den Uchiha irritiert an, als dieser plötzlich den Ball zurückspielte. Es war nicht so, als hätte er die Geschichte noch weiter ausführen wollen, aber gut.

"Wenn du es unbedingt wissen willst...schön. Und du könntest mir im Gegenzug etwas über diesen Shisui erzählen."

Man merkte dem Jüngeren an, dass ihn die Erwähnung des Namens aus dem Konzept brachte. Er öffnete den Mund, nur um ihn sofort wieder zu schließen, die Lippen fest aufeinandergepresst. Vielleicht lag es an diesem dämmrigen Licht, dass er sich einbildete, Itachi sei noch etwas blasser geworden. Anscheinend hatte er da einen wunden Punkt getroffen, auch wenn er wirklich nicht darauf abzielte, dass sich der andere schlecht fühlte. Er fragte aus Interesse, weil ihm auch nach all den Jahren immer wieder auffiel, dass sie kaum etwas voneinander wussten.

"Kisame..."

Der Hüne neigte den Kopf, blickte ihn abwartend an. Er würde ihn nicht zwingen, ihm mehr zu erzählen, als er wollte - das konnte er auch gar nicht. Allerdings hoffte er darauf, dass Itachi das nicht einfach so im Raum stehen ließ. Diese Hoffnung schwand jedoch binnen der nächsten Sekunden, da sich sein Partner nicht regte, sondern still vor sich hinblickte.

Kisame wollte gerade etwas sagen, als der Uchiha lautlos von der Fensterbank glitt, um sich neben ihn zu setzen. Nah genug, dass sich ihre Schultern beinahe berührten, aber eben immer noch mit etwas Abstand.

"Er war mein Cousin", riss ihn Itachi aus den Gedanken. "Und mein bester Freund."

Kisame überraschte das nicht; es hatte eine wichtige Person sein müssen, andernfalls hätte Itachi den Namen nicht ein-zweimal im Unterbewusstsein gemurmelt, so wie es auch ihm selbst schon im Schlaf passiert war. Wobei er schon ahnte, dass die Frage nach Fuguki eher daher rührte, dass er vor ihm Samehadas Meister gewesen war. Es war ein Name, der geläufig war…und auch Kisame meinte, Uchiha Shisuis Namen nicht nur von Itachi gehört zu haben. Zwar konnte er ihn nicht direkt mit etwas in Verbindung bringen, aber es hatte einst viele bekannte Mitglieder des Uchiha-Clans gegeben – bevor Itachi dem ein Ende gesetzt hatte.

„Um die Mangekyou Sharingan zu erwecken, muss man eine bestimmte Bedingung erfüllen“, fuhr sein Partner unvermittelt fort. „Der Schmerz über den Verlust eines Menschen, der einem viel bedeutet…löst diese Fähigkeit aus.“

Kisame brauchte ein paar Sekunden, um zu verstehen, was er damit meinte. Er hatte ein Déjà-vu, es war genau wie damals, als er Itachi nach dessen Bruder gefragt hatte. Es machte ihn nicht zum ersten Mal stutzig, denn es schien, als hätte der Uchiha zwei Persönlichkeiten. Kisame war sich bewusst, dass es bei ihm nicht anders war; auch er hatte diese grausame Seite an sich, die er gegenüber Itachi nicht auslebte. Letzterer wirkte schon wieder so, als würde ihn nichts davon berühren, so emotionslos, wie er vor sich hin schaute.
 

„Shisui war die Person, die mir immer am nächsten stand. Es war die einzig logische Entscheidung, ihn zu töten, um diese Augen zu bekommen.“

Obwohl sie nebeneinander saßen und über solche privaten Dinge redeten, bekam der Hüne das Gefühl nicht los, dass sich Itachi von ihm distanzierte. Vielleicht lag es an der Art, wie er es erzählte oder wie er seinem Blick auswich, doch es hielt ihn davon ab, Fragen zu stellen. Logisch…das hing wohl davon ab, was Itachis Antrieb bei dieser Sache gewesen war.

Da er die Mangekyou Sharingan mit ziemlicher Sicherheit für die Vernichtung seines Clans gebraucht hatte, war Shisuis Schicksal wohl besiegelt gewesen. Schmerz, hatte Itachi gesagt, demnach musste er ihm wirklich viel bedeutet haben. Irgendwie bekam er das Gefühl nicht los, dass ihm der andere etwas verschwieg, doch er kannte ihn zu gut, als dass er nachgebohrt hätte. Nicht jetzt.

„Fuguki hat Kiri-Gakure verraten und Informationen an unsere Feinde verkauft“, beendete er die Stille, als Itachi nichts mehr von sich gab. „War ziemlich ironisch, weil er ja derjenige war, der mir eingetrichtert hat, dass der Schutz unseres Dorfes über allem steht.“

Der Uchiha warf ihm einen Seitenblick zu, vernahm wohl die Bitterkeit in seiner Stimme. Ja, bitter war es tatsächlich und er fühlte immer noch Abscheu, wenn er daran dachte. Es war der Tag, an dem ihm vollends bewusst geworden war, dass diese Welt aus Lügen bestand. Seine eigene Existenz basierte auf Verrat und Täuschung.

„Er hat die ganze Zeit gedacht, dass ich ihm loyal bin…hat nicht erwartet, dass ich ihn genauso beseitigen würde, wenn man es mir befiehlt, und seine Deckung vernachlässigt. Im Endeffekt war er auch nur eine Mission, die ich ausgeführt habe, weil es meine Pflicht war.“

Er zuckte die Schultern, ehe er sarkastisch grinsend die Zähne bleckte.

„Du hast mal gesagt, dass wir erst, wenn wir sterben, wissen, wer wir wirklich sind. Glaubst du das immer noch? Nach allem, was wir getan haben und immer noch tun?“

Itachi ließ sich mit seiner Antwort Zeit, lehnte sich an die Wand in seinem Rücken und schloss für einen Moment die Augen. Als er sie wieder öffnete, wich er seinem Blick nicht mehr aus und er war so durchdringend, dass es den Älteren schauderte. Diese Augen, auch wenn sie nicht rot glühten, waren das Eindrucksvollste an seinem Partner.

„Ja“, murmelte dieser nur.

Kisame wusste nicht, wie er das deuten sollte; sie hatten beide so viel auf dem Kerbholz, dass er sich das nicht vorstellen konnte. Sie waren keine guten Menschen und sie würden das auch niemals sein. Ihr Pfad war von Leichen gepflastert und nichts würde sich daran ändern – das ließen ihre Ziele nicht zu. Kisame würde zudem niemals leugnen, dass ihn das Töten berauschte, denn es war das, was ihn ausmachte. So wie sich Itachi irgendwann die Augen seines Bruders holen würde. Sie waren beide Abschaum…daran bestand kein Zweifel.
 

„Sieht dir gar nicht ähnlich, die Dinge so positiv zu sehen“, überspielte er seine Gedanken schließlich feixend.

Diese melancholische Stimmung missfiel ihm, auch wenn sie ihm erst jetzt richtig bewusst wurde. Es war unnötig, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, denn sie hatten diesen Weg gewählt. Verglichen mit seinem Leben in Kiri-Gakure war die Reise mit seinem Partner mehr als angenehm und was noch kommen würde, konnte sowieso keiner kontrollieren.

Itachi warf ihm einen undefinierbaren Blick zu.

„Vielleicht sehe ich manche Dinge nur in einem anderen Licht?“

„Poetisch“, spottete der Hüne und stieß den Uchiha mit der Schulter an. „Und wie siehst du mich, huh?“

Itachi lehnte sich ihm etwas entgegen, blickte zu ihm auf.

„Nicht als Monster von Kiri.“

Kisame rang sich ein schiefes Grinsen ab, denn er hatte nicht vergessen, welche Worte in ihrem Streit gefallen waren, auch wenn ihm klar war, dass Itachi nicht wirklich so über ihn dachte. Nicht mehr jedenfalls.

„Gut zu wissen“, erwiderte er amüsiert und neigte den Kopf seinem Partner zu.

Da war es wieder, dieses Funkeln in den dunklen Augen, das ihm durch Mark und Bein fuhr. Es war nicht zu leugnen, dass Itachi ein hübsches Gesicht hatte, das gerade mit diesem Ausdruck sehr einnehmend war. Wie konnte ein Mann so lange Wimpern haben? Gab bestimmt genug Frauen, die dafür töten würden.

Es überraschte ihn, als sich kühle Finger an seine Wangen legten, über seine raue Haut strichen, ehe sie ihn ein Stück zu sich herunterzogen. Dass Itachi seine Revanche so früh umsetzte, hatte er nicht erwartet – nicht, dass er etwas gegen die weichen Lippen hatte, die sich gegen seine drückten. Weniger zurückhaltend als das erste Mal, aber nicht so forsch, wie es Kisames Art war. Es gefiel ihm. Er schlang einen Arm um die Hüfte seines Partners und zog diesen näher an sich heran, während sie den Kuss vertieften.

Itachi lernte schnell, das musste man ihm lassen, und Kisame konnte nicht anders, als irritiert zu blinzeln, kaum dass er den leichten Schmerz in seiner Unterlippe registrierte. Hatte Itachi ihn gerade gebissen? Der Jüngere löste sich langsam von ihm und…war das ein Lächeln? Na ja, die softe Variante davon, aber irgendwie ging es als eines durch. Ein seltenes, selbstzufriedenes Lächeln.

„Ausreichend revanchiert?“

Kisame funkelte ihn aus seinen Raubtieraugen belustigt an.

„Fürs Erste…“, gab er zurück. „Ich hoffe, du bist auf die Fortsetzung gefasst.“

Hatte er ihn doch tatsächlich nicht nur geküsst, sondern auch noch gebissen. Das war ziemlich dreist, wo sich Kisame die Mühe machte, auf seine scharfen Zähne aufzupassen…und es stachelte ihn an.

„Hm.“

Der Uchiha streckte sich einmal, ehe er sich ihm wieder zuwandte.

„Es ist spät. Du kannst dich gern zuerst hinlegen“, wechselte er plötzlich das Thema und lehnte sich wieder an die Wand.

Kisame juckte die besagte Fortsetzung in den Fingern, doch er mahnte sich zur Geduld. Hatte er nicht vorhin noch zu sich selbst gemeint, dass sie nichts überstürzen sollten? Itachi machte ihm das nicht besonders leicht, aber er hatte dann doch genügend Beherrschung. Auf diese Weise hatte es einen noch größeren Reiz…

„Aufmerksam von dir“, kommentierte er das Angebot grinsend.

Itachi erwiderte nichts, sah ihm still dabei zu, wie er sich hinlegte. Schon recht zynisch, dass die Tatsache, dass Kakuzu im selben Haus wie sie beide nächtigte, eher beunruhigend war. Kisame würde seine Hand nicht dafür ins Feuer legen, dass der Alte sie nicht für die richtige Summe verkaufen würde. Aber da sie sich ohnehin jede Nacht mit der Wache abwechselten, machte es keinen gravierenden Unterschied.

„Übrigens…was auch immer du damals angenommen hast“, ließ ihn Itachis Stimme noch einmal innehalten, als er schon halb döste. „Ich habe nie behauptet, dass ich sie geknallt habe.“

Kisame enthielt sich einer Antwort…das breite Grinsen konnte er jedoch nicht verhindern.

Yume-Gakure

Yume-Gakure lag in der Nähe des Meeres und je weiter sie sich von Hi no Kuni entfernten, umso düsterer wurde die Gegend um sie herum. Obwohl noch nicht einmal der Abend hereingebrochen war, drang kaum ein Lichtstrahl durch die graue Wolkendecke, die von den hochgewachsenen Bäumen mit ihren gewaltigen Blätterkronen noch zusätzlich verdeckt wurde. Je tiefer sie hineingingen, desto dichter wurde der Nebel, der sie schon seit einer Weile begleitete. Die Stille um sie herum wurde lediglich durch die Laute verschiedener Vögel durchbrochen - gerade machte sich eine Eule über ihnen bemerkbar.

"Ernsthaft", hörte er Kisame neben sich brummen. "Was denkt sich Pain dabei, uns hierher zu schicken?"

Itachi warf seinem Partner einen kurzen Seitenblick zu, ehe er wieder den zugewachsenen Weg fixierte. Er hoffte, dass sie sich nicht verlaufen würden, sondern sich der Wald irgendwann lichten würde.

"Du hast Zetsu doch gehört", erwiderte er ruhig, was den Haimenschen schnauben ließ.

"Weißt du, woran mich das erinnert? An dieses Gerücht von dem Monster, damals in Yuki-Gakure...das war auch so ein Flop."

Itachi würde das niemals vergessen können, immerhin hatte ihn damals die Grippe erwischt und er wäre ohne Kisame und Haku gestorben. Sie hatten danach aufgehört, ihre Schuld zu begleichen, und waren ein Team geworden. Wie lange das zurücklag...

Nachdem sie Kakuzu getroffen hatten, waren sie weiter ins Feuerreich gereist, wo Zetsu sie abgefangen hatte, um ihnen neue Informationen weiterzuleiten. Der Grund, aus dem sie Yume-Gakure aufsuchen sollten, waren die Gerüchte um einen Geist, der sich in den Wäldern herumtreiben und die Reisenden verjagen sollte. Da Akatsuki generell jeder fragwürdigen Spur nachging, um entweder geeignete Verbündete oder Hinweise auf Jinchuuriki zu finden, waren sie darauf angesetzt worden.

"Damals haben wir einen Dämon gefunden", bemerkte der Uchiha und fing sich einen missmutigen Blick ein.

Zugegeben, Zabuza war ein Mensch gewesen, doch man hatte ihn nicht umsonst einen Dämon genannt. Wobei Kisame niemals auf die Idee gekommen wäre, ihn anzuwerben, immerhin war der Waffenstillstand schon eine Herausforderung gewesen.

"Wir irren schon ziemlich lange in diesem Wald herum und das einzig Schreckliche ist dieser Nebel. Man kann kaum noch was sehen..."

Vielleicht war Kisames schlechte Laune dem Vorfall in Yuki-Gakure geschuldet, Itachi war nicht sicher, doch er fragte auch nicht nach. Ihm war selbst nicht ganz wohl dabei, durch diesen Nebel zu laufen und darauf zu hoffen, dass sie bald dieses Dorf fanden. Zumal sie nicht wussten, ob ihnen jemand Unterschlupf gewähren würde. Vorsichtshalber hatten sie wenigstens ihre Stirnbänder abgenommen, um nicht direkt als Shinobi erkannt zu werden. Itachi glaubte nicht, dass ein so abseits gelegenes Dorf auf dem neusten Stand war, und Akatsuki war bislang kaum in Aktion getreten, weswegen sie keinen großen Bekanntheitsgrad hatten. Da diese Samurai nichts mit Shinobi zu tun haben wollten, würden sie vermutlich nicht mal Kisame erkennen und falls dies doch der Fall sein sollte, würden sie sich schon zur Wehr setzen können - oder fliehen.
 

"Da wünscht man sich schon fast, es gäbe einen Geist, oder?", riss ihn der andere aus den Gedanken.

Itachi runzelte die Stirn über diese Aussage.

"Nicht wirklich."

"Dann hätten wir zumindest etwas Abwechslung..."

Itachi musste bei diesen Worten unweigerlich an ihre letzte, richtige Annäherung denken, die schon eine Weile zurück lag. Sicher, sie hatten andere Sorgen gehabt, waren fast kontinuierlich unterwegs gewesen und doch...war es bedauerlich. Dafür, dass er in den letzten Jahren nie Interesse an dieser Art von Nähe gezeigt hatte, musste er mittlerweile viel zu oft daran denken - nicht, dass er dies seinem Partner offen gezeigt hätte. Für Kisame war es im Bezug auf das Geschlecht neu, während er selbst überhaupt keine Erfahrungen vorweisen konnte.

Woran es nun lag, dass er so auf den Hünen reagierte, konnte er immer noch nicht ganz bestimmen. Vielleicht lag es an ihrer Bindung und nicht bloß daran, dass er mit Frauen nichts anfangen konnte, doch eigentlich spielte das ja auch keine Rolle. Fakt war, dass es sich gut anfühlte und dass ihn diese überraschend intensiven Empfindungen beschäftigten.

In seinem Leben hatte es immer wichtigere Dinge gegeben. Dinge, die es ihm nicht erlaubten, sich mit sich selbst zu auseinanderzusetzen. Es war nie darauf angekommen, was er wollte, da es immer nur um Entscheidungen gegangen war - und die wenigsten hatte er aus freien Stücken getroffen. Welcher Einheit er zugeteilt wurde, welchen Weg er einschlagen musste, was das kleinere Übel war...und daran hatte sich nicht viel geändert.

Seine Beziehung zu Kisame war am Anfang genauso gewesen, etwas, das er akzeptieren musste, um zu einem höheren Ziel zu gelangen. Dass es sich so entwickeln würde, damit hatte er nicht gerechnet. Er konnte sich auf seinen Partner verlassen, vertraute diesem...und diese intime Nähe, die sie neuerdings teilten, die war seine Entscheidung. Auch wenn das Ganze aus einem Kontrollverlust seinerseits resultierte und er erst einen Rückzieher hatte machen wollen, war es das, was er wollte. Er wollte ihm auf diese Weise nahe sein.
 

"Hast du mir zugehört?"

Itachi stockte kurz, wandte das Gesicht seinem Partner zu, welcher ihn fragend ansah. Nein, er hatte nicht zugehört, war abgeschweift. Zumindest schien Kisame die Tatsache erheiternd zu finden, denn er grinste ihn breit an.

"Soll ich raten, an was du gedacht hast?", zog er ihn mit diesem zweideutigen Unterton auf.

Itachi kam zum ersten Mal seit ihrer Reise nach Yume-Gakure der Gedanke, dass auch Kisame bedauerte, dass ihre Route bislang kaum Gelegenheiten zuließ, sich näher zu kommen.

"Hast du dich je davon abhalten lassen?", stellte er die neutrale Gegenfrage und hörte den Älteren rau auflachen.

"Eher nicht, was?"

Itachi wollte etwas erwidern, als bei seinem nächsten Schritt der Boden nachgab und ihm ein abgehacktes Keuchen entwich. Er sackte weg und hätte Kisame ihn nicht grob an den Schultern gepackt, um ihn rechtzeitig hochzuziehen, hätte er vermutlich sein Gleichgewicht verloren. Sein rechtes Bein fühlte sich bis zur Kniekehle feucht und glitschig an, als er es mühsam aus dem Matsch zog.

"Das war knapp", kam es von Kisame, der ihn immer noch hielt. "Ich sag‘ doch, dass dieser Nebel ätzend ist..."

Anscheinend hatte sein Partner diese Schlammgrube ebenso wenig wie er selbst kommen sehen.

"Danke", murmelte er nur und löste sich von dem anderen.

Der Nebel reichte wohl nicht, so dass sie nun auch noch Gefahr liefen, in diesem Moor festzustecken. Trotzdem mussten sie irgendwie daran vorbei, es half nichts.

"Kein Problem. Also...rechts oder links herum?", erwiderte sein Partner bloß und ließ den Blick schweifen.

Sie würden es vorsichtig umgehen und hoffen müssen, dass sie nicht wieder versanken.
 

"Links."

"Gut, dann geh‘ vor", meinte Kisame direkt. "Ist einfacher, dich aus dem Schlamm zu ziehen als andersherum."

Itachi konnte ihm diesbezüglich nicht widersprechen, auch wenn er von jetzt an mehr darauf achten würde, wo er hintrat. Der Stoff seiner Hose klebte an seiner Wade, während sie einen großen Bogen um die Schlammgrube machten. Obwohl er mit den Sharingan eigentlich schärfere Sicht haben sollte, fiel es selbst ihm schwer, sich zurechtzufinden.

Er horchte auf, als hinter ihnen etwas knackte, und auch Kisame schien für einen Moment innezuhalten, die Hand an Samehadas Griff. Ein paar Sekunden bewegte sich keiner von ihnen, doch als es still blieb, tauschten sie nur einen kurzen Blick, ehe sie weiterliefen.

"Ich glaube nicht, dass es einen Geist braucht, um hier nervös zu werden", hörte er seinen Partner sagen. "Ist den meisten wahrscheinlich peinlich, zuzugeben, dass sie einfach nur Schiss bekommen haben, und dann erfinden sie solche Geschichten."

Itachi nickte langsam, wobei er den Blick nach vorn gerichtet hielt.

"Oder die Bewohner des Dorfes erfinden sie selbst, um Fremde fernzuhalten", überlegte er laut.

"Kann auch sein, wenn-"

Itachi schnitt dem Älteren das Wort ab, indem er ohne Vorwarnung herumfuhr und drei Shuriken in die Richtung links von sich warf. Er verengte die Augen, als er einen roten Schimmer im Nebel erkannte, jedoch war dieser in der nächsten Sekunde wieder verschwunden. Nicht mal ein verdächtiges Geräusch war ertönt wie der Klang von aufeinander prallendem Stahl oder irgendetwas anderem, das darauf hinwies, dass die Waffen abgewehrt wurden. Gleichzeitig bezweifelte er, dass er getroffen hatte.

"Ein Tier?"

Kisame war neben ihn getreten, die Raubtieraugen auf die Stelle gerichtet, auf die er geworfen hatte.

"Ich bin nicht sicher", gestand der Uchiha angespannt.

Er bekam das Gefühl nicht los, dass dieses Ding noch irgendwo war und sie aus dem Nebel heraus beobachtete. Oder wurde er paranoid und es war im Endeffekt tatsächlich bloß ein Tier? Ein Tier mit rotem Fell...oder roten Augen.
 

Wieder ein Knacken hinter ihnen, ehe ein so lautes Geräusch durch die Luft peitschte, dass es einige Tiere aus ihren Verstecken scheuchte.

"Kisame!"

Sein Partner reagierte ebenso schnell wie er selbst, so dass sie dem auf sie herab stürzenden Baum ausweichen konnten. Der Boden bebte unter dem Gewicht des Stammes, während sich die eher karge Krone mit ihren verschnörkelten Ästen in die Erde grub und zwischen ihnen liegen blieb. Zwar sah der Baum bei genauerem Hinsehen recht morsch aus, doch Itachi glaubte nicht, dass das hier ein Zufall war. Etwas hatte ihn am unteren Ende getroffen und regelrecht zerschmettert...etwas mit viel Kraft.

"Was zur Hölle...", knurrte Kisame. "Niemals war das ein normales Tier!"

Itachi ließ den Blick schweifen, allerdings schien der Nebel noch dichter zu werden. Er erinnerte schon beinahe an Dampf, ließ ihre Umgebung immer mehr verschwimmen. Unweigerlich wurde er an Zabuzas Jutsu erinnert - handelte es sich dabei ebenfalls um eines? Vielleicht konnte er dann das Chakra einer fremden Person finden, sein Sharingan sollte es trotz dieses Nebel erkennen können, nicht wahr? Er spürte das mittlerweile vertraute Pochen in seinem Kopf, als er noch mehr Chakra in seine Augen leitete, woraufhin sich das Mangekyou Sharingan bildete.

"Siehst du was?", wollte sein Partner wissen, wobei die rechte Hand bereits nach seinem Schwert griff.

Itachi wollte gerade verneinen, doch bevor er dies tun konnte, vernahm er in der Ferne ein nahezu explodierendes Chakra. Es war so heftig, dass Samehada ein durch die Bandagen gedämpftes Fauchen von sich gab. Das Vieh preschte mit unheimlicher Geschwindigkeit auf sie zu, durch den weißen Nebel hindurch...wie ein rot glühender Dämon.

Sein unmenschliches Kreischen hallte durch den Wald, als es auf sie zuschoss und sie beide in letzter Sekunde ihre Waffen packten. Es fuhr Itachi eiskalt den Rücken herunter, als er sah, wie das Wesen auf Kisame zustürzte, und trotzdem dieser es mit Samehada abzuwehren versuchte, riss es ihn von den Beinen, schleuderte ihn durch den Wald.

Itachi packte das Kunai fester, hetzte seinem Partner sofort nach, um diesen nicht zu verlieren. Er hatte kaum zwei Schritte gemacht, als er aus reinem Reflex auswich - dennoch streifte ihn etwas Spitzes, Hartes an der Seite, zerriss den Stoff seines Mantels. Blut sickerte an der Stelle, wo sich seine Rippen befanden, hinab und er spürte das Brennen auf seiner Haut. Er ließ das Kunai fallen und fing seinen Sturz mit den Händen ab, kam direkt wieder auf die Beine. Sein Herz hämmerte gegen seine Brust, während er sich schwer atmend nach Kisame umsah...oder diesem Vieh. Viel hatte er nicht von ihm erkennen können, nur seltsam rot pulsierendes Chakra und dass es sich auf allen Vieren bewegte. Es hatte mehr als einen Schweif...also doch ein Bijuu?

Was es auch war, nachdem es ihn angegriffen hatte, war es wieder im Nebel verschwunden.
 

Er verengte die Augen, versuchte Kisame irgendwo auszumachen - oder zumindest sein Chakra. So gewaltig, wie die Kraft seines Partners war, sollte das nicht schwierig sein.

Wieder schallte dieses Kreischen durch den Wald und er musste den Drang, einfach loszurennen, unterdrücken. Kisame war niemand, der sich so leicht töten ließ, selbst wenn es sich um einen in Raserei verfallenen Jinchuuriki handelte. Er atmete tief durch, ehe er überlegte, sich durch die Baumkronen zu bewegen - das würde schneller gehen und er würde nicht Gefahr laufen, im Schlamm festzustecken. Weit konnte Kisame nicht von ihm entfernt sein.

Kaum dass er sich jedoch auf einen der Äste geschwungen hatte, spürte er erneut dieses bedrohliche Chakra. Es pulsierte regelrecht...und es kam direkt auf ihn zu. Obwohl er es kommen sah, konnte er nicht mehr tun, als ihm auszuweichen - oder besser gesagt dem Schweif, der den Ast mit nur einem Schlag zerschmetterte. Itachi hatte noch nie einen Jinchuuriki gesehen, der das Chakra seines Bijuu nutzte...doch als er auf dem Boden landete und den Blick hob, zweifelte er nicht daran, dass es sich bei diesem Ding darum handelte.

Ein aggressives Brüllen kam von dem Geschöpf, das vollständig aus diesem rot-schwarz flackernden Chakra zu bestehen schien. Die Umrisse deuteten nur darauf hin, dass er oder sie sehr groß war, und es trug Hörner...oder Stacheln auf dem Kopf. Die pupillenlosen weißen Augen starrten ihn an, während es eine Haltung annahm, die darauf schließen ließ, dass es gleich wieder angreifen würde. Fünf Schwänze bewegten sich schlängelnd um das Wesen herum und Itachi versuchte sich zu erinnern, ob er irgendetwas über den Gobi gehört hatte, das ihm hier weiterhelfen konnte - es wollte ihm nichts einfallen.

So gesehen konnte er nur eines tun, auch wenn er nicht sicher war, ob dies bei so einem Monster funktionieren würde. Die Sharingan blitzten auf, als er Tsukuyomi einsetzte - doch im selben Moment kreischte der Jinchuuriki auf und weißer Dampf strömte aus seinem Körper, nahm ihm die Sicht. Itachi glaubte nicht, dass er ihn in seinem Gen-Jutsu gefangen hatte, so dass er sich auf den nächsten Baum rettete, von dort aus sein Chakra zu orten versuchte.

In derselben Sekunde raste der Jinchuuriki mit so viel Kraft gegen den Baum, dass der Uchiha beinahe von diesem herunterfiel. Er krallte sich in der Rinde fest, spürte die Erschütterung unter sich, so dass ihm nichts anderes übrig blieb, als zu springen. Rasch zog er sich am nächsten Ast hoch, versuchte mehr Abstand zu gewinnen, um sich kurz zu sammeln und sich etwas zu überlegen.
 

Er bezweifelte, dass er im direkten Kampf eine Chance haben würde, also musste er ihn am besten in einem Gen-Jutsu fangen, wenn sich noch mal die Gelegenheit bot, und ihn dann ausschalten. Ohne ihn zu töten, da sie ihn noch brauchen würden. Und er musste diesen Nebel...oder Dampf verschwinden lassen.

Ihm kam noch eine Idee und kaum dass er Fingerzeichen geschlossen hatte, fuhr ein glühender Schweif auf ihn zu. Hätte er nicht in diesem Moment einen Kage-Bunshin heraufbeschworen, den das Monster nun am Bein gepackt hatte, er war sicher, dass es ihm bei dem Schlag die Luft aus den Lungen gepresst hätte. Er selbst blieb in der Baumkrone sitzen, sah auf den Jinchuuriki hinab, der bei der Explosion des Doppelgängers grollte und verwirrt den Kopf hin und her wandte, ihn wohl suchte.

Kurz haderte Itachi mit sich, denn die Technik würde ihn gleichzeitig schwächen. Als der Jinchuuriki jedoch zu ihm hochsah, vergaß er seine Vorsicht und konzentrierte sein Chakra. Das Gefühl war schwer zu beschreiben und er hatte es nur ein einziges Mal bisher eingesetzt, damals, als er nach dem Clanmord mit Madara gereist war. Zu diesem Zeitpunkt war er noch nicht soweit gewesen, hatte es noch nicht genügend beherrscht, doch nun...er wusste, dass er es schaffen konnte.

Jeder Muskel in seinem Körper spannte sich an, der Schmerz kroch langsam höher, wobei er sich nur auf seinen rechten Arm konzentrierte. Einer Rüstung gleich bildete sich dort sein eigenes rotes Chakra, wuchs immer weiter - und dann holte er aus, nutzte das Überraschungsmoment und schmetterte dem Monster die geballte Faust entgegen. Nicht nur der Jinchuuriki wurde davon gefegt, sondern auch die Bäume in der Umgebung, aber darauf konnte er keine Rücksicht nehmen. Susanoo. Ein Jutsu, das man nur mithilfe des Mangekyou Sharingans erlernen konnte und selbst das war keine Garantie.
 

Plötzlich war es still um ihn herum. Ein wenig hatte sich der Dampf verzogen, was wohl an der Wucht des Schlages lag - und daran, dass der Jinchuuriki keinen neuen erzeugte. Bei der Kraft, die er angewandt hatte, musste er seinen Gegner wenigstens für eine Weile kampfunfähig gemacht haben. Andernfalls wäre dieser vermutlich schon wieder aufgetaucht, um ihn erneut anzugreifen.

Itachi ließ sich schwer atmend gegen den Baum sinken, auf dessen Ast er immer noch saß, und das Jutsu löste sich auf. Sein Körper schien in Flammen zu stehen, vor allem sein Arm schmerzte, doch er wusste, dass das der Preis war. Gut, dass er nur einen Arm und nicht gleich eine ganze Rüstung erschaffen hatte.

Sein Partner fiel ihm wieder ein und obwohl sein Kopf schmerzte, versuchte er ihn mit den Sharingan zu suchen. Allerdings merkte er, dass er eine Pause brauchte, so dass er es deaktivierte. Seine Augen färbten sich wieder schwarz, als er von dem Baum sprang und den Blick schweifen ließ - der Nebel verschleierte immer noch seine Sicht. Wenigstens hatte die Wunde an seiner Seite aufgehört zu bluten, wo ihn die Hörner der Kreatur gestreift hatten. Hätten sie ihn durchbohrt, wäre er wohl nicht so einfach davongekommen.

Wie auch immer, er musste Kisame finden. Dass dieser dem Jinchuuriki so schnell unterlegen sein sollte, daran glaubte er nicht. Anscheinend hatte dieser sich ja eher auf ihn fokussiert, demnach musste der Hüne ebenso wie er selbst hier herum irren.

Ein lautes Krächzen ertönte, als er mittels Kuchiyose no Jutsu einen seiner Raben beschwor und diesen losschickte, um nach Kisame zu suchen. Was ihn stutzten ließ, war die Tatsache, dass der Vogel nach ein paar Minuten wieder auftauchte - und er trug etwas bei sich. Itachi spürte den Druck der Krallen auf seiner Schulter, als er sich dort niederließ, doch sein Blick heftete sich auf den schwarzen Fetzen. Einen blutgetränkten, schwarzen Fetzen, der von Kisames Mantel zu stammen schien.

Hatte sein Rabe nicht mehr von ihm finden können? Oder war sein Partner so stark verletzt, dass das Tier ihn nicht hatte herführen können? Er streichelte ihm durch das dunkle Gefieder, vernahm ein leises Gurren neben seinem Ohr. Nein...Kisame hatte Samehada bei sich. Das Schwert konnte ihn heilen, so wie es das schon einmal getan hatte.

Er atmete tief durch, ehe er zu dem Raben sah, der seinem Blick mit klugen Augen begegnete.

"Bring mich hin", murmelte er ihm zu und der Vogel erhob sich in die Luft.

Itachi folgte ihm, wobei er das flaue Gefühl in seinem Magen verdrängte.

Monster

Obwohl Itachi sicherlich nur einige Minuten lang in diesem Wald herumirrte, kam es ihm wie Stunden vor, bis ihn sein Rabe endlich zu Kisame führte - jedenfalls dachte er dies, als er den zerfetzten Mantel in der Schlammgrube liegen sah. Er beschleunigte seine Schritte unweigerlich, auch wenn der Nebel immer noch wie ein Schleier über seiner Umgebung lag. Ihm war, als stülpe sich sein Magen um, als er sich in den Dreck kniete und nach dem Stoff griff, diesen aus dem Matsch zog. Von Kisame war keine Spur...doch so, wie der Mantel zugerichtet war, musste es ihn regelrecht zerrissen haben. Sein Blick glitt zur Seite, wo ihm erst jetzt die blutigen Spuren am Boden auffielen. Er konnte nicht sagen, ob sie zur Schlammgrube oder davon weg führten.

Was war hier passiert? Hatte der Jinchuuriki seinen Partner erwischt? Es musste so sein, aber niemals konnte er glauben, dass Kisame sich so einfach töten ließ. Wenn er nicht mehr am Leben war, wo lag dann seine Leiche? Itachi spürte, wie sich wieder dieser Geschmack in seinem Mund ausbreitete...ein bitterer, widerlicher Geschmack, der seinen Körper zu lähmen schien. Ähnlich hatte er sich schon mal gefühlt, damals, als Kisame von dieser Spinne vergiftet worden war oder als sie auf diesen unsterblichen Fanatiker getroffen waren.

Er musste sich nichts vormachen, wusste, dass dieses schreckliche Gefühl daher rührte, dass er Kisames Tod fürchtete. Ja, er war ein Shinobi, ein Nuke-nin noch dazu, und er war nicht so naiv zu glauben, dass einer von ihnen unantastbar wäre. Es konnte jeden Tag zu Ende gehen, wenn sie auf jemanden trafen, der ihnen überlegen war. Es gab niemals eine Garantie für ihr Überleben.

Trotzdem...der Gedanke, wieder allein zu sein oder mit jemand anderem zu reisen, erschien ihm unerträglich. Kisame und er hatten so viel zusammen erlebt in diesen fünf Jahren, dass es für ihn unvorstellbar war, dass sich daran etwas änderte. Es war so viel leichter mit jemandem an seiner Seite, dem er sich wenigstens ein bisschen öffnen konnte.

Tief atmete er durch, ehe er etwas im Schlamm aufblitzen sah, und spürte den feuchten Matsch an seinen Fingern, als er hineingriff. Er schloss die Faust um den vertrauten Stoff mit der kleinen Metallplatte, auf dem das Symbol Kiri-Gakures prangte. Kisames Stirnband. Anscheinend hatte er es hier verloren. Kurz presste er die Lippen zusammen, schob es dann in die Tasche seines Mantels. Seine Miene glättete sich und er merkte, wie er innerlich ruhiger wurde, erhob sich auch.

Es war Fakt, dass Kisame über ein gewaltiges Chakra verfügte und unheimlich zäh war. Zudem besaß er noch Samehada, welches eine mächtige Waffe darstellte und ihn heilen konnte. Er würde sich nicht einfach erledigen lassen.
 

Abermals ließ er seinen Raben fliegen, denn dieser würde Kisame wohl schneller finden als er selbst. Er überlegte, ob er hier warten sollte, entschied sich dann aber dagegen; das Tier würde ihn im Zweifelsfall schon finden und er konnte nicht die ganze Zeit nichts tun. Zumal er davon ausgehen musste, dass der Jinchuuriki noch hier irgendwo lauerte – auch wenn er ihn mit Susanoo getroffen hatte, würde ihn das höchstens für eine Weile außer Gefecht gesetzt haben.

Itachi fragte sich, warum er sie überhaupt angegriffen hatte, schließlich waren viele Menschen, die von dem Geist berichtet hatten, zurückgekehrt. Hatte er sie als Nuke-nin erkannt? Wäre dies der Fall, musste es sich bei dem Jinchuuriki um jemanden handeln, der einst in den Diensten seines Dorfes gestanden hatte, bevor er sich hierher zurückgezogen hatte.

Er wusste ein bisschen etwas über den Kyuubi und den Ichibi, wie zum Beispiel, dass diese in ihrer Heimat gemieden und gefürchtet wurden. Vermutlich waren sie damit keine Einzelfälle – es musste schwer sein, mit dieser Bürde zu leben. Es würde ihn daher nicht wundern, wenn sich einige dieser Jinchuuriki von den Dörfern losgesagt hätten, um woanders Fuß zu fassen. Möglicherweise bewachte der Gobi den Wald für die Samurai, sollte er bei ihnen Zuflucht gefunden haben.

Irritiert blieb der Uchiha stehen, als er plötzlich ein leises Rauschen ganz in der Nähe vernahm. Er erinnerte sich, dass Yume-Gakure am Meer lag, und tatsächlich lichtete sich der Wald nach ein paar weiteren Schritten, so dass er an einem abgeflachten Abhang stand. Vor ihm offenbarte sich der Blick auf die Küste, vor der dunkles Gewässer Wellen schlug, die Sand und Kies vor sich her spülten. Der Wind zerrte an ihm, als wollte er ihn in die Tiefe reißen, und obwohl es nicht so steil hinunterging, fühlte er sich an seinen Sturz vor einigen Jahren erinnert. Es war keine Angst, eher eine Art Unwohlsein, das ihn einen Schritt zurückgehen ließ. Nein, er konnte dem Meer wirklich nicht viel abgewinnen, zumal dieses durch die graue Wolkendecke und den Nebel eine schaurige Kulisse abgab. Seine roten Augen schweiften in die Ferne, den Strand, der bei Flut vermutlich komplett verschlungen werden würde, entlang. Keine Menschenseele schien sich hier aufzuhalten und ebenso konnte er keine Hinweise auf das Dorf finden. Vermutlich musste er sich dazu nahe an der Küste halten, aber machte das überhaupt noch Sinn?

Den Gobi hatten sie gefunden, daran zweifelte er nicht mehr – es sei denn, es gab noch mehr Monster mit so viel Chakra und fünf Schweifen. Sie wussten, dass er Dampf erzeugen konnte und gehörnt war, zudem war er auch in geduckter Haltung von hünenhafter Statur gewesen. Itachi vermutete daher einen Mann, auch wenn er durch das rot-schwarz lodernde Chakra, das den kompletten Körper umschlossen hatte, keine Gesichtszüge hatte erkennen können. Dennoch war das mehr, als sie beide erwartet hatten, und auch Pain würde zufrieden sein.

Er musste seinen Partner finden und dann würden sie diesen Ort verlassen.
 

Das plötzliche Gefühl, beobachtet zu werden, ließ seinen Nacken unangenehm kribbeln, doch er fuhr nicht sofort herum. Stattdessen hielt er den Blick weiterhin aufs Meer gerichtet, konzentrierte sich auf die Geräusche um ihn herum. Er vernahm das Rauschen der Wellen, die grellen Schreie der am Himmel kreisenden Möwen…und ein verräterisches Knacken ein paar Meter hinter ihm. Irgendetwas sagte ihm, dass es sich dabei nicht um Kisame handelte.

„Dreh dich um und es wird das Letzte sein, das du tun wirst.“

Es war eine raue, eindeutig männliche Stimme, die die Drohung aussprach, und Itachi entschied, sie vorerst zu beherzigen. Warum er sich nicht umdrehen sollte, ließ für ihn nur einen Schluss zu; der Fremde fürchtete seine Sharingan.

„Du bist der Jinchuuriki des Gobi.“

Ein paar Sekunden lang schwebte die Feststellung still zwischen ihnen, ehe ein abfälliges Schnauben ertönte.

„Und du bist Uchiha Itachi. Der Clan-Mörder von Konoha-Gakure.“

Da er zu den meistgesuchten Nuke-nin der Stufe S zählte, sollte es ihn wohl nicht wundern, dass der Jinchuuriki über ihn Bescheid wusste. Es ließ seine Vermutung, dass er sie aus diesem Grund angegriffen hatte, noch wahrscheinlicher werden. Dass sich der Mann bis jetzt nicht erneut auf ihn gestürzt, sondern sich auf ein Gespräch eingelassen hatte, konnte nur bedeuten, dass dieser ebenfalls auf Informationen aus war.

„Ja.“

Mehr als eine knappe Bestätigung folgte nicht, während er im Geiste seine Möglichkeiten durchging. Würde er sich umdrehen, würde ihn der Jinchuuriki von der Klippe zu stoßen versuchen – daran zweifelte er nicht. Bei dessen Hörnern musste er aufpassen, dass er nicht aufgespießt wurde; noch immer konnte er die Wunde auf seiner Haut brennen spüren. Es würde ihm im Zweifelsfall nur Susanoo bleiben, um seinen Gegner abzuwehren und zurückzuschlagen, auch wenn ihn das all seine Kraftreserven kosten würde.

„Du und dieser andere Kerl…der aus Kiri…warum seid ihr hergekommen? Hier gibt es nichts für euch.“

Also war ihm auch Kisame zumindest als Shinobi aus Kiri-Gakure geläufig.

„Du bist gut informiert für jemanden, der hier so abgeschieden lebt“, erwiderte er, anstatt die Frage zu beantworten.

Der Gobi schnaubte abfällig.

„Ich komme ursprünglich aus Iwa-Gakure und habe lange dort gelebt, bis ich mich hierher zurückgezogen habe. Die Leute aus Yume-Gakure wollen nur ihren Frieden beibehalten und nichts mit den Kleinkriegen der Dörfer zu tun haben. Jemand wie du, der nicht mal Halt vor dem eigen Fleisch und Blut macht, kann das nicht verstehen, aber für mich ist dieser Ort das reinste Paradies.“

Entgegen seiner Worte konnte Itachi sehr gut verstehen, von was der Gobi sprach. Frieden war das, was auch er sich seit seiner Kindheit wünschte; stattdessen war er schon mit vier Jahren über Leichenberge geklettert. Ein Leben fernab der Shinobi-Dynastie war für ihn nicht mehr möglich, war es nie gewesen, und doch fragte er sich manchmal, wie es hätte sein können. Er hätte Sasuke mit sich nehmen und Konoha hinter sich lassen können, nur sie beide…eine unrealistische Vorstellung, denn sie wären ihr ganzes Leben auf der Flucht gewesen. Es wäre anders gewesen als mit Kisame, der gut auf sich selbst aufpassen konnte.
 

„Deswegen werde ich nicht zulassen, dass ihr hierherkommt und alles zerstört!“

Eigentlich war es sein Ziel gewesen, zumindest noch rauszubekommen, was mit Kisame geschehen war, nachdem der Gobi ihn angegriffen hatte. Nun, dafür schien nun keine Zeit mehr, denn er spürte, wie das Chakra hinter ihm mit solch einer Intensität aufwallte, dass es ihm regelrecht entgegen peitschte. Noch während er herumfuhr, konzentrierte er sein Chakra, nahm wahr, wie sich wieder dieses unangenehme Pochen in seinem Kopf festsetzte, wie jedes Mal, wenn er die Mangekyou Sharingan einsetzte.

Susanoo.

Dieses Mal breitete sich das glühende Chakra weiter aus, umschloss ihn komplett, so dass das Gebilde um ihn herum dem Oberkörper eines riesigen, einarmigen Skeletts glich. Nach und nach wurden die Knochen von Muskelfasern überzogen, so dass es menschliche Züge annahm, ihn noch effektiver schützen konnte. Er ignorierte die Schmerzen, an die er sich bei dieser Technik gewöhnen sollte, und blickte dem Jinchuuriki entgegen, der ebenfalls wieder von seinem gewaltigen Chakra umschlossen wurde. Hörner bildeten sich auf seinem Kopf, die fünf Schwänze sprossen hervor und dann legte erden Kopf in den Nacken, um einen unangenehm hohen Schrei auszustoßen.

Itachi wartete nicht, bis es ihn angriff, sondern ließ den massiven Arm hervorschnellen, um seinen Gegner zu packen. Er stand viel zu nahe am Abgrund, musste möglichst schnell von diesem wegkommen, doch dazu musste er den Gobi erstmal aus seiner Reichweite befördern.

Der Jinchuuriki reagierte jedoch, schien sein Vorhaben zu erahnen und verhinderte es, indem er einen Satz machte und infolgedessen auf dem Arm Susanoos landete. Itachi bildete instinktiv einen zweiten Arm, hoffend, dass er nicht zu langsam war, denn das Wesen sprintete auf ihn zu. Es passierten zwei Dinge gleichzeitig – der Jinchuuriki rammte seine Hörner mit einer solchen Wucht gegen den rot leuchtenden Brustkorb, der den Uchiha schützte, dass er zu weit nach hinten gestoßen wurde. Noch während er fiel, schmetterte die neu gebildete Faust seinen Gegner aus reinem Reflex ebenfalls von den Beinen. Sein Schutzschild bremste seinen Fall ab, ließ ihn unbeschadet auf dem sandigen Boden landen – und trotzdem zitterten seine Beine. Etwas Warmes lief ihm über die rechte Wange und er wischte es beiläufig weg, konzentrierte sich auf seine Atmung. Sein ganzer Körper stand unter Anspannung, sein Herz raste und er wusste, dass es unvernünftig wäre, das Mangekyou Sharingan weiter einzusetzen. Seine Erschöpfung spiegelte sich in seinem Susanoo wieder, denn die Muskeln bildeten sich zurück, hinterließen das reine Skelett.

Er warf einen knappen Seitenblick über die Schulter, wo sich das weite Meer erstreckte. Vielleicht sollte er sein letztes Chakra benutzen, um ihn dort hinein zu schleudern…
 

Bevor er noch weiter darüber nachdenken konnte, ertönte das unangenehme Kreischen erneut und er hob den Kopf. Der Jinchuuriki hatte sich anscheinend gesammelt und starrte vom Abhang auf ihn hinunter – er musste gute Regenerationsfähigkeiten haben, denn mit Sicherheit hatte ihm sein Schlag ein paar Rippen gebrochen. Dass er sich trotzdem mit so einer Geschwindigkeit auf ihn zu bewegte, kam ungünstig. Itachi verengte die Augen, machte sich ein weiteres Mal bereit, einem Angriff standzuhalten – dieses Mal würde er ihn zu packen bekommen, war vorbereitet. Er musste ihn frontal treffen, bevor dieser ihn traf.

Bevor ihn der Jinchuuriki jedoch erreichen konnte, hielt dieser plötzlich inne, sah hinter sich. Auch Itachi stutzte, denn jemand…oder etwas hatte sich soeben mit einem weiten Sprung vom Abhang gestoßen, wirbelte Sand und Kies auf, als es landete. Itachi hatte nicht mit einem zweiten Monster gerechnet, doch was da soeben aufgetaucht war, konnte man nicht anders beschreiben.

Es erinnerte ihn an eine Mischung aus Hai und Mensch, besaß scharfkantig aussehende Flossen an Armen und Rücken sowie graue Schuppen am ganzen Körper…und einen reptilienartigen Schwanz. Sein, abgesehen davon, menschlich wirkender Unterkörper steckte in einer blauen Hose mit weißen Stulpen, die ihm viel zu bekannt waren. Obwohl es leicht nach vorn gebeugt lief, besaß es die Größe eines Hünen. Die Raubtieraugen blitzten ihnen aus dem flachen Gesicht ohne Ohren und Nase entgegen. Anstelle der Nase befanden sich dort nur zwei schmale Schlitze und darunter ein breiter Mund mit scharfen Zähnen.

Anscheinend war der Jinchuuriki nicht so erstarrt wie Itachi selbst, denn er stieß ein zorniges Kreischen aus und wetzte nun auf die Kreatur zu. Diese bleckte ihre Zähne, schien den Angriff zu erwarten. Für seine Statur war das Wesen erstaunlich schnell, denn es wich dem Jinchuuriki mit Leichtigkeit aus und packte ihn gleich darauf mit beiden Händen an zwei seiner fünf Schwänze. Itachi beobachtete, wie er sich mehrmals um die eigene Achse drehte, seinen Gegner herumschleuderte, als würde dieser nichts wiegen, nur um ihn dann im hohen Bogen ein paar Meter an ihm vorbei ins Meer zu schleudern.

Ein lautes Platschen folgte...und dann Stille.

Immer noch fühlte er sich wie erstarrt, nicht sicher, ob er Susanoo auflösen sollte oder nicht. Das Wesen kam näher und es grinste ihn mehr belustigt als bedrohlich an. Itachi fielen die Schwimmhäute zwischen den klauenartigen Fingern und Füßen auf, ebenso wie die Kiemen. Eigentlich hatte er es längst erkannt und dennoch erschien es ihm unheimlich surreal. Susanoo flackerte schwach, ehe es zu verschwinden begann und nur noch ein schmerzhaftes Ziehen in seinem Körper zurückließ.
 

„Siehst blass aus…Geist gesehen?“, feixte das Wesen vor ihm und beseitigte damit jeden Zweifel.

Itachi musterte es noch einmal von oben bis unten, ehe er wieder in die funkelnden Raubtieraugen sah.

„Sowas ähnliches.“

Die Kreatur grinste ihn daraufhin nur noch breiter an, verschränkte die muskulösen Arme.

„Also etwas mehr Begeisterung hätte ich mir schon erhofft“, meinte der andere gespielt vorwurfsvoll. „Da gibt man sich einmal Mühe, legt so einen Auftritt hin…und du verziehst nicht mal das Gesicht.“

Das tat er wirklich nicht, doch das bedeutete nicht, dass es ihn nicht irritierte, das Wesen mit Kisames Stimme reden zu hören. Er wusste nur nicht, wie er es in Worte fassen sollte, was ihm der andere jedoch nicht übel zu nehmen schien, denn er behielt sein Grinsen bei.

„Zunge verschluckt?“, fragte er amüsiert. „Komm schon, so viel anders sehe ich nun auch nicht aus.“

„…du hast Flossen“, bemerkte Itachi trocken.

„Ist dir aufgefallen, ja?“, feixte sein Partner und warf einen Blick auf seine Unterarme, an denen sich die scharfkantigen Haiflossen befanden.

Dann wanderten seine Raubtieraugen wieder zu ihm rüber, musterten ihn nun seinerseits.

„Du blutest“, bemerkte er, runzelte die Stirn. „Hat das was mit diesem Ding zu tun, das da um dich rumgeschwebt ist? Das war ziemlich viel Chakra, ne?“

Itachi rieb sich beiläufig das teilweise getrocknete Blut von der Wange, ehe er auf die Frage hin nickte. Mittlerweile schmerzte sein Kopf, als hätte man ihm ein paar heftige Schläge auf diesen verpasst, doch er äußerte nichts davon laut. Auch nichts von dem unangenehmen Ziehen in seinen Muskeln oder dem Herzrasen in seiner Brust. Kisame musste nicht wissen, wie selbstzerstörerisch das Mangekyou Sharingan tatsächlich für den Anwender war.

„Die Technik nennt sich Susanoo.“

„Aha…“, kam es skeptisch von dem Hünen und Itachi war sicher, dass er noch mehr sagen wollte.

Bevor er das allerdings tun konnte, erinnerte ihn ein zorniger Schrei daran, dass sie das Reden vielleicht auf später verschieben sollten. Der rot-schwarz flackernde Oberkörper des Jinchuuriki tauchte aus dem Wasser auf, bereit, sie erneut anzugreifen. Natürlich war es noch nicht vorbei, auch wenn Itachi einen Rückzug für angebracht hielt. Sie wussten nun, dass der Gobi in dieser Gegend lebte und sie hatten einige seiner Fähigkeiten gesehen – diese Informationen würden genügen.

„Ich erledige das.“

Itachis Sharingan richteten sich auf seinen Partner, der schon allein durch seine Haltung ausdrückte, wie sehr er sich darauf freute, es mit dem Jinchuuriki aufzunehmen. In seinen gewöhnlichen Kämpfen fiel es Kisame bereits schwer, sich zusammenzunehmen – und Itachi bekam das Gefühl nicht los, dass dies in seiner aktuellen Form noch schwieriger für ihn sein würde.

„Wir haben unser Ziel erreicht“, erinnerte er den Hünen. „Daher sollten wir uns zurückziehen und Bericht erstatten.“

Ein wütendes Grollen kam vom Gobi, der sie bereits wieder im Visier hatte, immer weiter aus dem Wasser stieg. Die fünf Schwänze schlängelten sich um seinen Körper, während sie beide von den weit aufgerissenen, weißen Augen angestarrt wurden.
 

„Als würde das Vieh zulassen, dass wir verschwinden“, kam es von Kisame, der die Raubtieraugen verengte. „Warte hier!“

Und noch bevor Itachi etwas dagegen sagen konnte, stürmte sein Partner an ihm vorbei. Sein reptilienartiger Schwanz peitschte durch Sand und Wasser, als er sich auf den Jinchuuriki stürzte. Dieser stieß ein zorniges Kreischen aus, stürmte ihm mit den Hörnern voran entgegen.

Itachi hielt für einen Moment den Atem an, doch anstatt sich aufspießen zu lassen, packten Kisames klauenartige Hände den Gobi an seinen Hörnern. Er musste in dieser Form wirklich um einiges stärker sein als üblich, auch wenn er etwas nach hinten geschoben wurde. Der Jinchuuriki gab zornige Laute von sich, wickelte nun einen seiner Schwänze um Kisames Hals, um ihn zu würgen, während er sich in dessen Griff wand. Sein Partner grollte, ließ sich davon aber nicht beeinträchtigen, sondern begann nun, seinen Gegner zurückzudrängen – in sein Element.

Der Gobi schien es zu bemerken, wehrte sich dagegen, schlug mit den Schwänzen nach ihm, würgte ihn, doch es half nichts. Kisame schleuderte ihn einfach ein großes Stück nach hinten, wo der Gobi ins Straucheln kam und reflexartig losließ, um nicht unterzutauchen. Wasser wurde aufgewirbelt, als Kisame ihm nachsetzte, ihn packte und schließlich ins Meer zog, mit ihm in den Tiefen verschwand.

Itachi blickte angespannt auf die dunkle Oberfläche, die durch die Wellen kontinuierlich in Unruhe gebracht wurde. Der raue Wind zerrte an seiner Kleidung und an seinen Haaren, das Meer rauschte, doch ansonsten tat sich nichts. Was auch gerade geschah, er konnte nur hier stehen und warten, bis Kisame ein Lebenszeichen von sich gab.

Unweigerlich zuckte er zusammen, als das dunkle Wasser plötzlich von etwas Grellem erleuchtet wurde. Eine violette Kugel aus Chakra bahnte sich einem Geschoss gleich seinen Weg heraus und explodierte in der Luft. Itachi konnte die Druckwelle spüren, obwohl er eigentlich weit genug entfernt stand. Eine Fähigkeit des Jinchuuriki?

Sekunden vergingen, bis es ohne Vorwarnung ein weiteres Mal geschah – diesmal explodierte die Kugel unter Wasser, erschuf eine riesige Fontäne. Itachi war sicher, dass Kisame einen Treffer dieses mächtigen Chakras nicht so leicht würde wegstecken können. Er würde es bis zuletzt nicht mitbekommen, wenn sein Partner unterlag – er würde nur untätig hier stehen und zusehen können.

Sekunden vergingen, wurden zu Minuten, in denen seine Nervosität stieg. Der Jinchuuriki besaß scheinbar keine Kiemen wie der Haimensch, er würde also langsam auftauchen müssen, um nicht zu ertrinken, nicht wahr? Falls Kisame die Oberhand hatte, würde er daran denken…hoffte Itachi zumindest. Weitere Sekunden lang tat sich nichts.

Itachi atmete merklich auf, als er in der Ferne eine graue Rückenflosse, die sich in rasantem Tempo in seine Richtung bewegte, ausmachen konnte. Der Hüne tauchte auf, als er dem Strand näher kam und langsam wieder Boden unter den Füßen haben musste. Seine neue Gestalt war wirklich gewöhnungsbedürftig, aber ebenso imposant. Mit schleppenden Schritten watete er durch das flache Wasser, wobei er den Jinchuuriki an dessen Bein hinter sich her schleifte. Dieser schien das Bewusstsein verloren zu haben, denn er rührte sich nicht mehr, ließ sich widerstandslos durch den Sand ziehen. Nun, wo sein Körper nicht mehr von Chakra umgeben war, konnte man auch mehr von ihm erkennen. Es handelte sich wie erwartet um einen Mann, der eine rote Rüstung trug und mit dieser an einen Samurai erinnerte. Vom Alter her schätzte er ihn auf ca. dreißig und als er sein Gesicht weiter musterte, fielen ihm nicht nur die schwarz umrandeten Augen auf, sondern auch, dass er keine Brauen besaß. Itachi prägte sich diese Merkmale ein, ehe er den Blick weiter schweifen ließ; Teile der Rüstung waren zerbrochen, die Kleidung darunter zerrissen, so dass verletzte Haut sichtbar wurde. Bisswunden.

Itachi wandte sich vom Gobi, den Kisame soeben fallen ließ, ab und richtete seine Aufmerksamkeit auf seinen Partner. Obwohl dieser bis auf einige Schrammen weitgehend unverletzt schien, wirkte er erschöpft, hielt sich aber einigermaßen aufrecht.
 

„War stärker, als ich dachte“, brummte der Hüne, den Blick auf den Gobi gerichtet.

Itachi wollte etwas erwidern, hielt aber inne, als sich Kisames Äußeres zu verändern begann. Die raubtierartigen Züge wurden wieder menschlicher, Nase und Ohren bildeten sich und die Schwimmhäute zogen sich zurück, ebenso wie der Echsenschwanz. Was allerdings noch kurioser war, war die Tatsache, dass Samehada anscheinend mit Kisame verschmolzen war. Einem Abkömmling gleich bildeten sich Stacheln und Griff des Schwertes aus dessen Haut heraus. Der Hüne ließ einmal den Nacken knacken und die Schultern kreisen, ehe er den Blick wieder auf ihn richtete. Ein, für seine Verhältnisse, schwaches Grinsen legte sich auf seine Lippen.

„Was denn? Hast du gedacht, ich bleibe jetzt für immer so?“, fragte er amüsiert.

Nun, wenn Kisame ihn schon wieder aufziehen konnte, dürfte es ihm wohl nicht allzu schlecht gehen. Dennoch nagte die Erschöpfung merklich an ihnen beiden und Itachi wollte im Moment nur eines – sich in einem einigermaßen warmen Hotelzimmer ausruhen.

„Lass uns gehen“, meinte er daher nur, woraufhin Kisame zögerte.

„Sollen wir den Typen einfach hier liegen lassen?“, entgegnete er und schulterte Samehada trotz der Stacheln.

Itachi nahm nebenbei wahr, dass sich die Stacheln nun glatt aneinanderschmiegten, so als wollten sie ihren Besitzer nicht verletzen. Seine mittlerweile wieder schwarzen Augen richteten sich auf den bewusstlosen Gobi, ehe er ein Nicken von sich gab.

„Wir haben nur den Auftrag, Informationen zu sammeln.“

Damit erübrigten sich weitere Fragen und Kisame folgte dem Uchiha, der sich nun umwandte. Es blieb zu hoffen, dass sie schneller hier fort kamen als auf dem Hinweg…

Glut

Es war finstere Nacht, als sie endlich aus diesem nebeligen Wald herausfanden, doch sie hatten immerhin weniger als zwei Stunden gebraucht. Anfangs hatten sie sich entlang der Küste gehalten, was es einfacher gemacht hatte, die Orientierung beizubehalten. Sowohl Kisame als auch er selbst hatten sich hauptsächlich auf ihre Umgebung konzentriert und trotzdem Itachi mehr als genügend Fragen hatte, behielt er sie vorerst für sich. Sie waren beide erschöpft und der lange Marsch diente nicht gerade dazu, dass sie ihre Kraftreserven auffüllen konnten.

Es wurde leichter, sich in der Umgebung zurechtzufinden, als sie den Wald verlassen hatten, so dass sie denselben Weg wie vor einigen Stunden nehmen konnten. Vielleicht würde man trotz der späten Stunde ein Zimmer für sie haben, sollten sie die Taverne, bei der sie am Mittag eine kurze Rast eingelegt hatten, wiederfinden.

„Rechts rum, oder?“

Itachi warf seinem Partner einen Blick zu, ehe er zustimmend nickte; anscheinend hatte Kisame denselben Gedanken wie er. Letzterer legte sich Samehada gerade über die andere Schulter – da er seinen Gurt verloren hatte, konnte er es nicht wie sonst auf dem Rücken tragen. Seine Verletzungen waren längst verheilt, was vermutlich an Samehada lag, und abermals musste Itachi an diese seltsame Verwandlung denken. Flossen hatte der Hüne gehabt, sogar Schwimmhäute…und er schien auch noch um ein Vielfaches stärker gewesen zu sein, so wie er den Jinchuuriki ins Meer geschleudert hatte. Trotz dieser rauen, animalischen Seite war es klug von ihm gewesen, den Gobi unter Wasser zu ziehen, denn dort war er eindeutig im Vorteil gewesen. Kisames Verwandlung, so skurril sie auch im ersten Moment gewirkt hatte, faszinierte ihn…und sie verdeutlichte, dass der Hüne ein gefährlicher Shinobi war, den man niemals unterschätzen sollte.

„Ich muss dich ja doch ganz schön beeindruckt haben, wenn du mich immer noch so anstarrst.“

Itachi blinzelte, hatte gar nicht bewusst wahrgenommen, dass er den Älteren schon recht lange musterte. Die Raubtieraugen funkelten ihm amüsiert entgegen, was dem Uchiha die Hitze in die Wangen trieb. Unangenehm, doch er ließ sich nichts davon anmerken.

„Ein wenig“, überspielte er die Situation.

„Soso…ein wenig…“, wiederholte Kisame breit grinsend.

Itachi zuckte die Schultern, blickte in die Ferne, wo er bereits schemenhaft die Taverne erkennen konnte. Sein Partner beließ es zu seiner Verwunderung dabei, auch wenn er ihn immer noch mit seinen Raubtieraugen fixierte.
 

Zu ihrem Glück gab es tatsächlich noch ein freies Zimmer für sie, welches sie direkt beziehen konnten. Sie hatten diesmal auf Henge no Jutsu verzichtet, nicht nur weil dies eine Gegend von Zivilisten war, sondern auch um Chakra zu sparen. Sowohl Susanoo als auch Kisames Verschmelzung mit Samehada hatten sie Kraft gekostet, sie würden das Risiko diesmal eingehen. Davon abgesehen glaubte Itachi nicht, dass die junge Frau an der Rezeption ahnte, wen sie da ins Haus gelassen hatte. Dafür hatte sie einen viel zu sorglosen Eindruck gemacht, war sogar bei Kisames unbekleidetem Oberkörper errötet.

Das Zimmer war für eine Nacht absolut ausreichend, besaß ihren üblichen Standard. Itachi hörte, wie Kisame die Tür schloss und Samehada an die Wand lehnte, wo es regungslos verblieb. Vielleicht war sogar das Schwert irgendwann einmal erschöpft? Der Uchiha zog seine Schuhe aus und legte den teilweise zerrissenen Mantel ab, faltete ihn zusammen. Danach wandte er sich dem Schrank zu, schob die Tür beiseite, um die Futons aus diesem zu holen.

„Hm.“

Er hatte gerade den ersten Futon auf dem Boden ausgebreitet und sich aufgerichtet, als Kisame hinter ihn trat, ihn eingehend betrachtete und damit innehalten ließ. Reflexartig zuckte er zusammen, als sich eine große Hand an seine Seite legte, am Stoff seines Shirts zog.

„Du bist verletzt?“

Wenn Itachi ehrlich war, hatte er das bereits vergessen; die Wunde brannte nur noch leicht, da, wo die Hörner des Gobi seine Haut verletzt hatten, und sie blutete auch nicht mehr.

„Nur eine Schramme“, erwiderte er ruhig.

Er bewegte sich nicht, als Kisame von hinten die Arme um ihn legte und ihn an sich zog, wobei er die Nase in seinem Nacken vergrub. Die Berührung jagte dem Uchiha einen Schauer über den Rücken, ließ sein Herz rasen. Er konnte Kisames warmen Atem auf seiner Haut spüren, die muskulöse Brust an seinem Rücken…und unweigerlich fragte er sich, wann oder ob er sich überhaupt je zuvor so gefühlt hatte. Es kam ihm vor, als würde eine schwere Last von ihm abfallen, so dass er dem Drang, sich an den Hünen zu lehnen, nachgab. Für wenige Sekunden standen sie nur so da, bis Itachi die Stille brach.

„Was ist mit dir passiert?“

Kisame antwortete nicht sofort, blieb weiterhin so mit ihm stehen, die Nase gegen seinen Nacken gedrückt.

„Hat mich ziemlich erwischt“, brummte er schließlich gedämpft. „Hat mir die Rippen zertrümmert, paar Organe müssen auch verletzt worden sein – war viel Blut.“

Itachi nickte mechanisch, erinnerte sich an den zerfetzten Mantel; seine Sorgen waren also nicht unbegründet gewesen.

„Ohne Samehada hätte es übel ausgesehen“, gab sein Partner zu, legte das Kinn auf seiner Schulter ab.

Itachi glaubte nicht, dass dies übertrieben war; die Hörner des Gobi in Kombination mit Kraft und Geschwindigkeit hatten sicher schon oft tödlich getroffen. Die Jinchuuriki waren auf einem ganz anderen Level als gewöhnliche Shinobi – allein an der Menge ihres Chakras gemessen. Dass Kisame in der Lage war, einen zu bezwingen, Element hin oder her, zeigte, dass man ihn zu Recht das Bijuu ohne Schweif nannte.
 

Gedankenverloren blickte er vor sich hin, ehe er den Kopf sachte gegen Kisames lehnte. Da war es wieder, dieses Gefühl von Geborgenheit, das er so sehr genoss. Doch da war noch etwas anderes, das er schwer beschreiben konnte und das ihn sich in Kisames Umarmung herumdrehen ließ.

Er konnte nicht sagen, wer den Kuss diesmal begann, denn es kam ihm so vor, als trafen ihre Lippen gleichzeitig aufeinander – viel weniger sanft als die Male zuvor. Ungeduldiger…und es bestätigte Itachis Vermutung, dass die fehlende Nähe auch Kisames Nerven strapaziert hatte.

Jegliche Erschöpfung schien aus seinem Körper gewichen, als sie sich aneinanderpressten und er Kisames raue Haut unter seinen Fingern spürte, die kräftigen Muskeln darunter. Es ließ sich am besten mit einem inneren Feuer, das sich immer weiter ausbreitete, vergleichen. Eine der großen Hände schob sich unter sein Shirt, während die andere das weiße Band um seine Taille löste. Die schwieligen Finger streichelten ihn, wanderten über seinen Bauch bis hin zur Brust.

Ein Keuchen entwich Itachi, als ihn der Hüne ruppiger an sich zog, sich dabei von seinen Lippen löste. Hitze wallte in ihm auf, als er Kisames Mund seitlich an seinem Hals spürte, wo ihn die scharfen Zähne streiften, seine Haut jedoch nicht durchdrangen. Als er an der Stelle knapp unter seinem Ohr saugte, erzitterten seine Beine und er grub die Nägel haltsuchend in Kisames Hüften. Normalerweise überdachte er jede seiner Handlungen, doch in dieser Situation erschien ihm dies unmöglich.

Instinktiv schob er sein Becken vor, um dem recht eindeutigen Pochen zwischen seinen Beinen Abhilfe zu schaffen. Es war ihm nicht unangenehm genug, um es zu unterdrücken…auch wenn er hoffte, dass es dem Älteren ähnlich ging. Itachi konnte sich nicht erinnern, es je so intensiv gespürt zu haben – und falls doch, war es höchstens störend gewesen. Trotzdem Kisame einige Dinge machte, die auch diese Prostituierte ausprobiert hatte, erregte es ihn im Gegensatz zu damals ungemein.

„Das ging schnell“, hörte er den Hünen wie aufs Stichwort raunen.

Itachi ahnte, dass seine Wangen rot glühten, allerdings wich er Kisames amüsiertem Blick nicht aus. Anstelle einer Antwort griff er nach dem Gesicht des Hünen und zog diesen wieder zu sich herunter, um ihn erneut zu küssen. Reden war gerade das Letzte, das er tun wollte, und das breite Grinsen des anderen änderte nichts daran.

Er japste überrascht auf, als Kisame ihn mit seinem Körper ohne Vorwarnung nach hinten gegen die Wand stieß, dabei ein Knie zwischen seine Beine schob. Dass dies Absicht war, daran bestand kein Zweifel, so selbstzufrieden, wie ihn der andere betrachtete. Als wäre seine Position damit nicht unkomfortabel genug, packte er seine Handgelenke und pinnte sie neben seinem Kopf an die Wand.

Itachi versuchte vergeblich, seine Atmung unter Kontrolle zu bringen, bebte am ganzen Leib…und er wollte mehr, was seinem Partner natürlich nicht entging.

„So ungeduldig heute?“

Der heitere und vor allem beherrschte Tonfall reizte ihn, so dass er die Augen verengte.

„Kisame…“

Anscheinend klang seine Warnung nicht besonders eindringlich, denn der Hüne ignorierte sie einfach. Stattdessen musterte er ihn eingehend, ehe er seine Raubtieraugen wieder auf sein Gesicht richtete – und dieser Blick verfehlte seine Wirkung nicht. Kisame war wohl nicht so beherrscht, wie er ihm glauben machen wollte.
 

Seine Handgelenke wurden losgelassen, doch das Knie blieb, wo es war, rieb sich an seinem Schritt. Itachis Stöhnen wurde von Kisames Mund gedämpft, wobei er seine Finger in die Schultern des anderen krallte. Ihm fiel nicht einmal richtig auf, dass er die Augen dabei geschlossen hielt, sich nur aufs Fühlen konzentrierte…zumindest bis der Hüne eine Hand in seine Hose schob.

Die Berührung dort ließ ihn zusammenzucken und er lehnte den Kopf nach hinten gegen die Wand, atmete durch. Wieder spürte er das Zittern in seinen Knien, als Kisame sein Glied umfasste, es zu reiben begann. Die freie Hand des anderen verweilte an seiner Hüfte, gab ihm Halt, während der Uchiha an der Wand lehnte und leise keuchte.

Itachi fühlte sich wie benebelt, als der Hüne seine Stirn gegen die seine sinken ließ, dabei nicht aufhörte, ihn zwischen seinen Beinen zu berühren. Wie er ihn ansah…

Langsam wurde es unangenehm eng in seiner Hose und sein Partner schien das ebenfalls zu bemerken, denn er schob ihm die Hose samt Shorts ein Stück herunter. Wieder umfassten ihn die kräftigen Finger, pumpten ihn rhythmisch, so dass sich in seinem Unterleib alles zusammenzog. Er hätte vielleicht Scham empfinden sollen, wenn er bedachte, dass er so entblößt vor dem anderen stand, doch gerade kümmerte ihn das nicht. Da war nur Verlangen, so dass er sich dem anderen wie automatisch entgegen reckte.

Seine Nägel gruben sich tiefer in Kisames Schultern und er schloss erneut die Augen, presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Es brachte nicht viel, denn seine Laute konnte er damit kaum unterdrücken. Der Orgasmus überrollte ihn wenige Sekunden später, plötzlich und heftig, so dass ihm nur noch ein abgehacktes Stöhnen entkam, ehe er atemlos gegen die Wand sackte. Gott…
 

Itachi versuchte das klebrige Gefühl zwischen seinen Beinen und Kisames Blick auszublenden. Ihm war regelrecht schwindelig von all den Empfindungen, so dass er einen Moment brauchte, um sich zu sammeln. Seine Wangen fühlten sich heiß an, während er mit sich haderte, ob er etwas sagen sollte oder nicht. Unweigerlich fragte er sich, ob das alles Kisame vollkommen unberührt gelassen hatte…doch als er einen flüchtigen Blick zu dessen Leistengegend warf, erübrigte sich die Frage.

„Alles gut?“

Itachi schaute auf, als Kisame ihn ansprach, ein Schmunzeln auf den Lippen. Gut…so konnte man das wohl sagen, doch er erwiderte nichts. Kurz haderte er mit sich, dann überwand er die Unsicherheit und zog den Älteren zu sich herunter. Dieser schien überrascht von dem doch recht leidenschaftlichen Kuss…und noch mehr, als der Uchiha seine Finger nun in die Hose seines Partners gleiten ließ.

Es war eigenartig, einen anderen Mann dort zu berühren, zumindest im ersten Moment. Itachi hatte sich nicht mal selbst dort berührt, sondern kalte Duschen bevorzugt. Allerdings erschien es ihm nach eben gar nicht so schwer.

Kisame beklagte sich jedenfalls nicht, sondern legte die Arme um ihn, drückte ihn näher an sich, während er den Kuss nun dominierte. Wäre Itachi nicht vollkommen erschöpft gewesen, hätte es ihn vermutlich direkt wieder erregt, doch so war es bloß ein angenehmes Gefühl. Es lenkte ihn etwas von dem aufkeimenden Schamgefühl ab, als er Kisames Glied in die Hand nahm, seine Hose samt Shorts mit der anderen runterschob, so wie es der Hüne zuvor bei ihm getan hatte.

Das plötzliche Brennen an seiner Unterlippe gefolgt von dem metallischen Geschmack nach Blut ließ ihn stocken, allerdings nicht lange. Kisames Blick bohrte sich in seinen, während er an der Wunde saugte, ihn mit seinen scharfen Zähnen aber nicht weiter verletzte. Damit waren sie wohl quitt…oder fast, wie er für sich feststellte, als der Ältere ihn mit einem Ruck wieder näher an sich zog, die Nase seitlich gegen seinen Hals drückte.

Es ermutigte ihn zum Weitermachen, so dass er wie sein Partner zuvor die Faust um sein Glied schloss und sie auf und ab bewegte. Die Haut dort war viel weicher als an anderen Stellen, trotzdem sich der Schaft mittlerweile ganz hart anfühlte. Itachi leckte sich über die blutende Lippe, spürte Kisames warmen Atem an seinem Hals, während dieser in seine Hand stieß. Das raue Stöhnen des anderen fuhr ihm durch Mark und Bein, so dass er die Finger schneller bewegte, gelegentlich mit dem Daumen die Spitze berührte. Kisames Nägel krallten sich durch das Shirt in seine Hüften, die scharfen Zähne schabten über seinen Hals…und es störte den Uchiha kein bisschen. Obwohl er wusste, dass das alles wirklich geschah, kam es ihm eigenartig verzerrt vor, beinahe als hätte er einen Fiebertraum.

Für wenige Sekunden wurde Kisames Griff schmerzhaft und er konnte fühlen, wie sich der andere anspannte, gegen seinen Hals stöhnte. Dann spürte er etwas Feuchtes an seiner Hand, ehe Kisame laut ausatmend gegen ihn sackte, ihn erneut mit seinem Gewicht an die Wand drückte.

Der Uchiha lauschte ihm still, streichelte seinem Partner mit der sauberen Hand über den Nacken. Obwohl er sich erschöpft fühlte, war er auf eine eigenartige Weise zufrieden. Es fiel ihm nicht leicht, das Gefühl zu definieren, aber er mochte es. Sehr sogar.

„Ich denke, wir könnten beide eine Dusche vertragen?“, hörte er Kisame brummen, was ihn nicken ließ.

„Und wir sollten unsere Kleidung waschen…“

Kisame gluckste leise, ehe er sich von ihm löste, erst an ihm und dann an sich selbst herunter sah; warum sich auch jetzt noch genieren? Nachdem, was sie eben gemacht hatten, war das wohl unnötig.

„Wo du Recht hast…“
 

Als sie eine Weile später geduscht nebeneinander auf den Futon lagen, fühlte Itachi immer noch diese Zufriedenheit in sich. Da ihre Kleidung auf der Heizung trocknete, trugen sie nur die Decken am Körper. Er genoss, wie Kisame ihm durch seine noch feuchten Haare fuhr, während er den Kopf auf der muskulösen Brust ruhen ließ. Es fühlte sich schon fast zu normal an, etwas, das ihn trotz allem irritierte. Noch vor einiger Zeit hatte er Grenzen ziehen wollen, doch gerade hatte er eher den Eindruck, eben diese zu überschreiten – weiter als jemals gedacht. Vielleicht war dies ja nicht mal etwas Schlechtes, denn diese intime Nähe, die sie neuerdings teilten, verpflichtete ihn nicht automatisch dazu, Kisame auch alles andere zu offenbaren. Manchmal kam ihm der Gedanke, was wäre, wenn er mit ihm darüber reden würde…so wie er mit Shisui hatte reden können. Keine Geheimnisse. Keine Maskerade. Es war nur ein flüchtiger Gedanke, den er aber jedes Mal direkt verwarf; es barg einfach zu viele Risiken.

„Ich hoffe, du zerbrichst dir nicht den Kopf darüber, wie du dich für vorhin entschuldigen kannst.“

Kisames belustigter Tonfall ließ ihn innehalten und er warf ihm einen Blick zu.

„Mache ich den Eindruck, als würde ich etwas bereuen?“, entgegnete er ruhig.

Er zuckte leicht zusammen, als der Hüne seine wunde Haut am Hals mit den Fingerkuppen streifte. Unwillkürlich leckte er sich über die Lippe, auf der sich eine dünne Kruste gebildet hatte.

„Du hast keine Ahnung, wie sehr ich mich zusammenreißen musste.“

Seltsamerweise schreckten ihn die Worte nicht ab – eher im Gegenteil, denn es verursachte wieder dieses warme Kribbeln in seinem Magen. Sollte ihn das beunruhigen? Immerhin hatte er am Gobi gesehen, zu was Kisames mächtige Kiefer fähig waren…und trotzdem fühlte er sich nicht bedroht.

„Bisschen sieht man was“, bemerkte sein Partner kritisch.

„Nur eine Schramme“, wiederholte er seine Worte von zuvor und Kisame grinste schief.

„Hätte ich richtig zugebissen, wäre da mehr als eine Schramme.“

Itachi schwieg ein paar Sekunden, ließ den Blick auf den scharfen Zähnen seines Partners verweilen. Ja, das konnte er sich gut vorstellen. Er musste auch nicht unbedingt herausfinden, was passieren würde, wenn Kisame sich nicht zusammenriss…aber es änderte nichts daran, dass er es wieder tun wollte.

„Versuchst du mich abzuschrecken?“, fragte er und bemerkte, wie Kisame kurz stockte.

Itachi hatte selten erlebt, dass er nicht sofort eine passende Antwort parat hatte, doch diesmal schien das der Fall zu sein.

„Anscheinend…“, gab er langsam zurück. „Aber wenn meine Fusion mit Samehada das nicht geschafft hat, dürfte alles andere wohl auch vergeblich sein, huh?“

Zum Ende hin klang er wieder amüsiert, so wie Itachi ihn kannte…und er war froh drum. Es war schön gewesen, da gab es nichts mehr hinzuzufügen.

„Ja“, erwiderte er schlicht und schloss die Augen, konzentrierte sich auf die Finger, die über seinen Nacken wanderten

Er war sicher, dass Kisame gerade sehr breit grinste, auch wenn er ihn nicht ansah. Sie verstanden sich schon.

„Ich weck dich in ein paar Stunden“, meinte der Ältere und Itachi nickte dankbar.

Inzwischen war er so müde, dass er wohl bei der Wache weggedämmert wäre – und das wäre wirklich ungünstig. Ihm war bewusst, dass es Kisame vermutlich nicht anders ging, weswegen er noch einmal aufblickte.

„Sag frühzeitig Bescheid.“

„Sicher.“

Daraufhin löste sich der Uchiha von seinem Partner und rollte sich unter der Decke zusammen. Wie erwartet dauerte es auch nicht lange, bis er einschlief.
 

Der nächste Morgen kam viel zu schnell und Itachi überlegte wirklich, ob sie nicht eine weitere Nacht bleiben sollten. Es war ihnen kein Zeitlimit gesetzt worden, um ihre Mission zu erledigen, von daher eilte die weitere Reise nicht – schon gar nicht ohne bestimmtes Ziel. Zetsu hatte sich bislang nicht blicken lassen, wobei dem Uchiha der grausige Gedanke kam, der Pflanzenmann hätte gestern Nacht bei ihnen auftauchen können. Glücklicherweise fing Zetsu sie in der Regel eher in Wäldern ab, vielleicht weil er sich dort selbst am wohlsten fühlte, aber wer wusste schon, was in seinem Kopf vor sich ging.

Er band sich die Haare zusammen, sah zu Kisame auf, der Samehada soeben wieder in Bandagen wickelte. Ein gewohnter Anblick, wenn der Hüne dem Schwert nicht leise zugeflüstert hätte, woraufhin dieses zeterte, als würde es sich beschweren. Itachi war zwar bekannt, dass Samehada ein Eigenleben besaß und nicht einfach nur ein Gegenstand war, aber manchmal fand er den Umgang seines Partners damit ein wenig…befremdlich. Er fragte gar nicht erst, sondern streifte sich das Shirt über, ehe er nach dem weißen Band griff.

Kisame hatte sich bereits angezogen, allerdings würden sie im nächsten Dorf ein neues Shirt besorgen müssen; nicht dass ihn der freie Oberkörper des anderen störte. Er wandte sich ab, ehe die Erinnerungen an die vorige Nacht zu präsent wurden. Die Stirnbänder würden sie vorerst in den Hosentaschen lassen – sie mussten nicht noch mehr Aufmerksamkeit als nötig auf sich ziehen, weswegen Itachi den Mantel auch nicht überzog.

„Bin gleich soweit“, hörte er Kisame sagen. „Ich hab echt Hunger…“

Sie würden erstmal frühstücken und dann weitersehen, weswegen sie ihre Sachen auf dem Zimmer ließen. Kakuzu hatte ihnen nur mitgeteilt, dass sie in der Nähe von Yume-Gakure bleiben sollten, vermutlich würde bald wieder ein Treffen anstehen. Die hölzerne Treppe knarrte unter ihren Füßen, als sie den Weg nach unten nahmen. Nur zwei Tische waren belegt, was ihnen ganz gelegen kam; je weniger Leute, die sie hier sahen, umso besser. Vielleicht sollten sie doch lieber weiterziehen, solange sie niemandem aufgefallen waren.

„Ey! Wird man in diesem Saftladen auch mal ordentlich bedient?!“

Kisame und er selbst hatten sich gerade an einen der Tische setzen wollen, als einer der Gäste losschimpfte. Sie drehten synchron den Kopf zu dem unverschämten Kerl, der die Faust in die Luft reckte und die sichtlich eingeschüchterte Bedienung mit wütendem Blick durchbohrte.

„Ja, ich meine dich, du Schnepfe! Behandelt man so einen Gast?! Hast meine Bestellung vergessen oder was?!“

Itachi fühlte sich, als hätte man ihm einen Eimer Eiswasser übergegossen, denn das Gesicht und Gezeter des unverschämten Gastes erkannte er sofort. Der junge Mann mit den silbernen Haaren funkelte die junge Frau zornig an, ehe er den Kopf in ihre Richtung drehte.

„Und was glotzt…hä?!“

Ein paar Sekunden herrschte Stille im Raum, sie starrten ihn an, er starrte zurück. Dann sprang der Fanatiker auf, wobei er die angespitzte Eisenstange neben sich ergriff und mit dem Finger auf sie zeigte.

„Euch kenn ich doch! Ihr seid diese Ketzer!“

Kisame spannte sich neben ihm an, er hörte seine Kiefer malmen; der Typ war ihnen beiden negativ im Gedächtnis geblieben. Itachi hatte gehofft, dass sie ihn nie wieder sehen mussten, doch anstatt etwas zu sagen, aktivierte er seine Sharingan.

„Wag es dich nicht, du Schlampe!“, fauchte ihn der Kerl an. „Deinen Zaubertrick kannst du dir sonstwohin stecken, Rotauge! Noch mal mach ich die Scheiße nicht mit! Das war voll unfair, was du da mit mir abgezogen hast! Ich werde euch beide Jashin-sama opfern!!“

Zum Ende hin brüllte er regelrecht, sprang auf den Tisch und holte aus, vermutlich um seinen Eisenstab zu werfen. Die Bedienung schrie auf, die wenigen Leute um sie herum versuchten, so viel Abstand wie möglich zu halten – und Kisame neben ihm machte sich daran, Fingerzeichen zu schließen, während Itachi selbst zwei Kunai zückte.
 

„Sterbt für Jashin-sama, ihr Unw-urgh!“

Die Stimme des Fanatikers erstarb merklich, als sich wie aus dem Nichts eine große Hand um seine Kehle schlang und ihm diese abdrückte. Eine zweite Hand packte ihn am Handgelenk und verdrehte seinen Arm auf seinen Rücken, so dass ihm der Stab aus der Hand fiel. Keiner sonst im Raum bewegte sich oder sagte etwas, alle sahen stumm zu, wie die violetten Augen hervortraten, er aus Sauerstoffmangel knallrot wurde.

„Ni-gh…K...zu…Arsch…ngh!“

Itachi hörte Schritte auf dem Boden und erst jetzt fiel ihm auf, dass die Hände, die wie aus dem Nichts aufgetaucht waren, an Schnüren hingen. Ihr Besitzer schloss die Tür hinter sich, während er, wie die Ruhe selbst, auf sie zukam. Es knackte einmal hässlich, dann klappte der Kopf des Silberhaarigen nach vorn und sein kompletter Körper erschlaffte, kippte einer Puppe gleich zur Seite, wo er liegen blieb. Die Hände schnappten wie an elastischen Gummiseilen zurück, verbanden sich mit den Gelenken.

Blutunterlaufene, grüne Augen funkelten sie aus einem halb vermummten Gesicht heraus bösartig an.

„Kisame, Itachi…“, ertönte die Grabesstimme. „Wie ich sehe, kennt ihr Hidan bereits.“

Er blieb neben der Leiche stehen, ehe er in das silberne Haar griff und ihn ruppig daran hochriss. Ein rotes Rinnsal tropfte aus Hidans Mund, die Augen hatten sich nach hinten verdreht.

„Er ist bedauerlicherweise nicht totzukriegen…und im Übrigen mein neuer Partner.“

Wie auf Kommando begannen Hidans Gliedmaßen zu zucken…

Hidan

An dem Spruch Man sieht sich immer zweimal im Leben schien etwas Wahres dran zu sein. Immer noch rührte sich keiner von ihnen, sah man einmal von dem nicht ganz so toten Jashinisten ab, der benommen blinzelte. Kakuzu schenkte ihm kaum Beachtung, während er seine Finger in den silbernen Haaren verkrallt ließ.

„…Partner?“, entkam es Kisame ungläubig, obwohl er Kakuzu genau verstanden hatte.

Sicher, der Shinobi aus Taki neigte nicht zu Scherzen, doch dass dieser Irre jetzt Teil ihrer Organisation sein sollte, konnte er nur schwer fassen. Dieser Typ war kein Stück vertrauenswürdig und absolut respektlos.

„Wie ich bereits sagte“, erwiderte Kakuzu und warf einen Blick zu der zitternden Bedienung. „Soweit ich mich erinnere, ist unsere Bestellung immer noch offen.“

Das Mädchen war leichenblass um die Nase, eilte aber mit raschen, wackeligen Schritten davon, als sie angesprochen wurde. Auch die restlichen Leute drehten sich nun weg, schienen Kakuzus Aufmerksamkeit nicht auf sich ziehen zu wollen. Kein Wunder, wenn man bedachte, dass er seinem Partner vor ein paar Sekunden den Hals umgedreht hatte.

„Setzen wir uns“, entschied Kakuzu und wies auf den Tisch, auf dem Hidan eben noch herumgeturnt war.

Kisame tauschte einen knappen Blick mit seinem Partner, der allerdings keine Miene verzog, sondern kaum merklich nickte. Nun, was hatten sie schon für eine Wahl? Zwar war die ganze Situation mehr als schräg, doch sie konnten sich wohl kaum umdrehen und verschwinden. Kisame hoffte dennoch, dass sie den Alten und diesen Verrückten bald loswurden. Letzteren schleifte Kakuzu gerade zur Bank und schubste ihn in die Ecke, wobei Hidans Kopf unsanft mit der Wand kollidierte und das Leben in ihn zurückkehrte.

„Au! Was soll der Scheiß?!“, fauchte Hidan los, rappelte sich dabei auf. „Das tat verdammt weh, Kakuzu!! Und überhaupt, was fällt dir ein, mich einfach so umzubringen, hä?!“

Kakuzu setzte sich neben seinen Partner, verengte die stechenden Augen.

„Bedauerlicherweise bleibst du nie tot...“, brummte er finster.

Der Jashinist funkelte ihn zornig an, wischte sich mit der Hand das Blut vom Kinn.

„Das könnte dir so passen, du verfluchter Heide!“, grollte er, bevor er innehielt.

Langsam wandte er sich ihnen beiden zu, hatte anscheinend erst jetzt bemerkt, dass sie ihnen gegenüber saßen. War wohl nicht der Schnellste im Denken, so verdutzt, wie er sie anschaute. Dann sprang er auf, knallte die Faust auf den Tisch und zeigte wie schon zuvor auf sie. Der ausgestreckte Zeigefinger befand sich nur wenige Zentimeter von Itachis Gesicht entfernt – nicht dass sein Partner auch nur mit der Wimper gezuckt hätte.

„Ihr! Ihr seid an allem schuld! Ich werde-“

„Du wirst dich hinsetzen und den Mund halten.“

Kakuzus Anweisung ließ keinen Widerspruch zu, doch er wartete auch gar nicht erst ab, sondern packte Hidan fest im Nacken und drückte ihn zurück auf seinen Platz. Der Jashinist erinnerte an einen Hund, als er ein wütendes Knurren von sich gab, sich aber nicht dagegen wehrte.

„Kisame und Itachi gehören zur Organisation.“

„Was?!“, rief der Jashinist regelrecht geschockt und starrte sie an. „Die gehören…Moment mal!“

Er ließ den Finger endlich sinken, beugte sich aber stattdessen vor und fixierte den Uchiha, kniff dabei die violetten Augen zusammen. Was wohl jetzt wieder in diesem Kerl vorging? Ein paar Sekunden schwieg dieser, schien zu überlegen, ehe er die Augen aufriss.
 

„Du bist echt ein Kerl!“

„…“

Das hatte er gerade nicht ernsthaft gesagt, oder? Kisame blickte ihn ebenso entgeistert an, wie es die beiden anderen taten – auch wenn sich sein Partner natürlich sofort wieder fasste. Trotzdem Hidan ihn beim letzten Mal als Schnitte bezeichnet hatte, war ihnen nicht klar gewesen, dass er Itachi tatsächlich für eine Frau gehalten hatte. Ein unterdrücktes Glucksen entwich Kisame schließlich, woraufhin er die Aufmerksamkeit des Fanatikers auf sich zog.

„Was gibt’s denn da so doof zu lachen?!“, wurde er angepöbelt.

Kisame ließ sich davon nicht provozieren, sondern grinste ihm heiter entgegen.

„Du scheinst nicht besonders helle zu sein, ne?“

Vor Zorn lief der Jashinist puterrot an und eigentlich rechnete der Haimensch schon damit, dass er abermals aufspringen und ihm mit dem Tod drohen würde. Letzteres tat er zwar nicht, dafür schimpfte er wie ein Rohrspatz.

„Ich geb dir gleich helle, Fischfresse!! Schau dir den doch mal an, mit seinen langen Haaren und dem Weibergesicht! Bei so einem Schönling ist es ja wohl kein Wunder, dass man den für ne Tussi hält! Ich bin nicht dumm, klar?! Also pass auf, wie du mit mir redest!“

Kisames Grinsen wurde mit jedem Wort breiter und er musste sich wirklich das Lachen verkneifen. Nicht nur wegen des unverschämten Jashinisten, sondern auch wegen Itachis Reaktion. Der Uchiha gab keinen Laut von sich, doch Kisame entging nicht, wie sich seine nun wieder dunklen Augen leicht verengten und der Ausdruck darin immer eisiger wurde. Tussi, Weibergesicht…ja, das hätte dem Kiri-nin an seiner Stelle auch missfallen. Sicher, ein bisschen androgyn waren Itachis Züge schon und ja, für einen Mann besaß er erstaunlich lange Wimpern. Dennoch konnte er nicht nachvollziehen, wie Hidan ihn für eine Frau hatte halten können.

„Er ist in der Tat etwas unterbelichtet“, bemerkte Kakuzu und wandte sich dem Tee, den die Bedienung soeben brachte, zu.

„Fresse, Kakuzu!“, zischte ihn der Jashinist von der Seite an. „Du bist mein Partner! Du solltest auf meiner Seite sein, Arschloch!“

Kakuzu warf ihm einen Blick zu, der deutlich machte, wie wenig er davon hielt. Die beiden waren schon ein eigenartiges Duo und Kisame war nicht zum ersten Mal froh darüber, dass Itachi sein Partner war. Dieser bestellte soeben für sie beide und Kisame ahnte, dass er Hidan einfach nur ausblenden wollte – nachvollziehen konnte er das auf jeden Fall. Bei dem Kerl war irgendetwas gewaltig schief gelaufen…

Nachdenklich musterte er den Uchiha, ehe er wieder zu den beiden anderen sah, ohne ihnen zuzuhören. Er verpasste sowieso nichts Wichtiges, so kindisch wie Hidan den Ältesten von ihnen beleidigte. Itachis Haare verdeckten die gerötete Stelle an seinem Hals ausreichend, es fiel nicht auf, wenn man nicht darauf achtete. Besser so…das war eine Sache zwischen ihnen und ging niemanden etwas an.

Ein bisschen wunderte es Kisame, wie schnell sie gewisse Hemmschwellen überschritten hatten, aber er konnte nicht behaupten, dass es ihm missfiel. Man konnte sich einreden, dass Sex bloß zur Befriedigung der Triebe diente, aber mit einer Person, die man nicht nur des Aussehens wegen mochte, war es etwas anderes. Das Tempo war auch ein gänzlich anderes, Sparflamme konnte man sagen, und trotzdem war es so verdammt gut gewesen, dass Kisame am Rande seiner Beherrschung gestanden hatte. Nun, er hatte sich zusammengerissen und Itachi war nicht gerade zart besaitet, auch wenn er nicht so robust wie er selbst wirkte. Sie hatten beide Spaß gehabt, so viel war sicher, und dass es dabei nicht bleiben würde, war ebenfalls klar.
 

„Wie auch immer…wir sind nicht zufällig in diesem Ort.“

Erst bei diesen Worten sah Kisame wieder auf, begann zuzuhören, denn anscheinend hatte Kakuzu neue Anweisungen, die auch sie betrafen. Schließlich hatte er ihnen damals mitgeteilt, sich in der Nähe Yume-Gakures aufzuhalten. Die junge Frau von zuvor kehrte zurück, verteilte die Schälchen auf ihrem Tablett vor ihnen auf dem Tisch. Keiner beachtete sie wirklich dabei, doch man merkte ihr immer noch eine gewisse Nervosität an, so dass sie auch rasch wieder verschwand.

„Zetsu hat uns informiert. Er meinte, dass es naheliegend sei, dass ihr auf dem Rückweg hierher kommt. Wir sollen mit euch zusammen reisen und die anderen treffen.“

Genauso gut hätte Kakuzu ihm auch in den Magen boxen können; sie sollten mit den beiden zusammen reisen? Kisame tauschte einen Blick mit dem Uchiha und auch, wenn sich keiner von ihnen dazu äußerte, waren sie zweifellos einer Meinung; das konnte nicht gut gehen. Itachi wandte sich wieder Kakuzu zu, der nicht auf ihr Einverständnis wartete, sondern sich seinem Omelett widmete, während Hidan angewidert sein Gemüse betrachtete.

„Wie lange werden wir unterwegs sein?“, erkundigte sich der Uchiha.

„Wir sollten bis morgen Mittag ankommen – wenn wir nur kurze Pausen machen vielleicht schneller.“

„Ey Kakuzu, lass mal tauschen!“, moserte Hidan dazwischen und schielte zu ihm rüber. „Gib mir den Fisch und du kriegst das Grünzeug! In deinem Alter muss man gesund leben, oder?“

Vermutlich pulsierte die Ader an Kakuzus Schläfe unter seiner Maskierung, doch noch beherrschte er sich. Musste daran liegen, dass er den anderen sowieso nicht würde töten können. Bestimmt hatte er es oft genug versucht.

„Du hast deinen eigenen Fisch.“

„Reicht aber nicht! Ich will mehr und ich hasse Gemüse!“

Diese gemeinsame Reise würde ja sowas von unterhaltsam werden…leider bezweifelte Kisame, ob er sich diesmal darüber freuen würde. Anstrengend war es nämlich bereits jetzt. Itachi schien das ebenso zu sehen, denn er atmete hörbar aus, ehe er die flache Schale mit dem Fisch zu seinem Gegenüber schob, woraufhin dieser ihn verdutzt ansah. Da Hidan nicht wusste, dass dies kein großes Opfer war, weil der Uchiha diesen Teil des Frühstücks sonst seinem Partner zugeschoben hätte, nahm er die Geste vielleicht als Friedensangebot auf. Nicht, dass Kisame fand, dies müsse von ihnen beiden ausgehen, aber wie hieß es so schön? Der Klügere gibt nach.

Hidan blickte ihn immer noch mit einer Mischung aus Misstrauen und Überraschung an, dann aber schob er ihm die Schälchen mit dem Gemüse rüber und machte sich zufrieden über den Fisch her.

„Schiescht du, Kakuschu? Man musch nich‘ immer so scheische schein wie du!“, brummte er mit vollem Mund.

„…vorhin hast du noch rumgetönt, du willst die beiden deinem sogenannten Gott opfern“, bemerkte sein Partner trocken.

„Na und?“, gab Hidan zurück und schluckte das Stück Lachs herunter. „Konnte ja nicht ahnen, dass die auch zu dem Verein gehören! Aber mal ernsthaft, ihr habt mir das letzte Mal fast mein Ritual versaut – und da versteh ich keinen Spaß, klar?“

Hidan hob die Hand, in der er die Stäbchen hielt, und zeigte erst auf Kisame und dann auf Itachi.

„Und wozu dient dieses Ritual?“, fragte der Haimensch nach, woraufhin Kakuzu schnaubte.

„Frag nicht…“

Allerdings schien Kisame damit ein Thema angestoßen zu haben, das Hidan nur zu gern ausführte. Seine violetten Augen funkelten und er nickte ihm wohlwollend zu – dass er sie beide vorhin noch aufs Übelste beschimpft hatte, schien nicht mehr relevant zu sein.
 

„Ha! Ignoriert den Alten einfach! Er ist einer von diesen Menschen, die ich mehr als alles andere verachte! Er hat nur sein dreckiges Geld im Kopf!“, plapperte er los. „Deswegen versteht er meinen Glauben auch nicht! Seht ihr dieses Symbol?“

Kisames Blick streifte kurz den Anhänger, den Hidan an einer Kette um den Hals trug. Dasselbe Symbol wie damals, als er den Kreis aus Blut gezogen hatte.

„Es ist das Symbol von Jashin-sama!“, führte er seine Erklärung weiter aus. „Jashin-sama gewährt mir Unsterblichkeit, aber natürlich gibt es die nicht umsonst! Er verlangt dafür Schmerzen und Blut, versteht ihr? Deswegen muss ich ihm die Leben vieler Menschen opfern! Es ist ein heiliges Ritual!“

Kisame verstand nicht, was daran heilig sein sollte, wahllos Menschen abzuschlachten. Zwar konnte er den Blutrausch, in den man bei einem guten Kampf verfiel, sehr wohl nachvollziehen, doch er brauchte dafür keine Religion als Ausrede. Er erinnerte sich noch bestens an den zerstörten Laden mit den toten, unbewaffneten Inhabern und wie der Jashinist die beiden zugerichtet hatte. Ohne jeden Zweifel war etwas an der Sache mit der Unsterblichkeit dran, immerhin hatte Hidan vorhin einen Genickbruch überlebt, doch es änderte nichts an der Tatsache, dass er ein verrückter Mörder war, dem sein Handwerk Freude bereitete. Kisame konnte ihn dafür nicht verurteilen, aber das Gerede drum herum…das widerte ihn an.

„Keiner will sich diesen Unsinn hören“, beendete Kakuzu das Thema, woraufhin Hidan mit den Zähnen knirschte.

„Du vielleicht nicht! Alles, was dich interessiert, sind Moneten, du ungläubiger Bastard!“

„So ist es.“

Anscheinend nahm das dem Silberhaarigen den Wind aus den Segeln, denn für einen Moment starrte er seinen Partner einfach nur an. Dann machte er sich zeternd über den Rest seines Essens her, so dass es Kisame auch dabei beließ. Kurz sah er zu dem Uchiha, der regungslos den Tisch fixierte – die Hände in seinem Schoß waren allerdings zu Fäusten geballt. Kisame runzelte die Stirn, doch als Itachi seinen Blick bemerkte, entspannte sich seine Haltung wieder und er griff zu den Stäbchen.

Möglicherweise fiel es ja sogar Itachi schwer, seine Beherrschung bei jemandem wie dem irren Fanatiker zu wahren.
 

„Mir gefällt das nicht.“

Itachi äußerte sich nicht direkt zu seinen Worten, sondern blickte nachdenklich vor sich hin, während er an die Wand gelehnt blieb. Sie waren nach dem Frühstück noch mal hochgegangen, um ihre restlichen Sachen und Samehada zu holen. Das mit dem Schwert war wirklich ungünstig, doch er hatte es sich mit einem breiten Gürtel halbwegs vernünftig auf den Rücken geschnallt. Im nächsten Dorf würde er sowieso neue Kleidung und dazu auch eine bessere Halterung besorgen.

„Der Kerl ist viel zu besessen von seinem Glauben“, fuhr er fort. „Loyalität gegenüber Akatsuki kann man von dem nicht erwarten.“

Itachi schloss für einen Moment die Augen, ehe er sich ihm zuwandte.

„Vermutlich nicht, aber wir haben keine Wahl.“

Das mochte stimmen, schließlich war es ja laut Kakuzu eine Anweisung von oben, dass sie gemeinsam reisten. Zwar würde es Pain vermutlich egal sein, wie sie zum Ziel kamen, doch da sie dieselbe Route hatten, konnten sie sich ja schlecht aus dem Weg gehen. Wenn Kakuzu wenigstens ein verlässlicher Kamerad gewesen wäre, aber für den zählte nur Geld, was die Sache nicht unbedingt besser machte.

Kisame verbiss sich jedoch einen erneuten Kommentar dazu und prüfte noch mal, ob der Gürtel hielt. Na ja, einigermaßen, aber es würde schon gehen. Sein Partner beobachtete ihn kurz dabei, bevor er nach seinem Mantel griff und sich diesen über die Schulter hängte. Irgendwie wirkte er noch in sich gekehrter als sonst und der Hüne fragte sich, ob das an diesem unerwarteten Zusammentreffen oder an der gestrigen Nacht lag. Für Letzteres gab es eigentlich keinen Grund, schließlich hatten sie es beide recht unkompliziert gehalten. Nein, er konnte nicht behaupten, dass sich Itachi seitdem so verhielt, als stünde etwas zwischen ihnen. Was sollte das auch sein? Es hatte keinen Zweifel daran gegeben, dass sie es beide genossen hatten.

Anstatt dem Uchiha Fragen zu stellen, auf die er vermutlich sowieso keine zufriedenstellende Antwort bekommen würde, trat er neben diesen. Grinsend legte er ihm eine Hand auf die Schulter, woraufhin der andere eine Braue hob, fragend zu ihm aufsah.

„Mir war übrigens immer klar, dass du ein Kerl bist“, zog er ihn auf. „Spätestens seit gestern…“

Anscheinend wusste Itachi nicht, was er dazu sagen sollte, aber wenigstens machte er keine Anstalten, ihn mit seinem Sharingan zur Hölle zu schicken.

„Schön, dass du das so amüsant findest“, bemerkte er trocken, woraufhin er ihn schmunzelnd an seine Seite zog.

„Ein bisschen“, gab er zu, was Itachi leise seufzen ließ.

Jedoch wehrte er sich nicht gegen die Berührung, lehnte sich sogar an ihn; es hätte Kisame auch gewundert, wenn er deswegen ernsthaft beleidigt gewesen wäre.

„Einen Tag“, hörte er ihn resigniert murmeln und der Ältere nickte.

„Danach haben wir wieder unsere Ruhe.“

Er sah, wie Itachis Mundwinkel bei seinen Worten zuckten und dieses Funkeln in seine dunklen Augen trat, das ihm so viel besser gefiel als die emotionslose Miene, die er oft aufsetzte. Ein seltenes Lächeln und Kisame erwiderte es automatisch; mit der Aussicht würde sich die Reise wesentlich leichter ertragen lassen…
 

Die Zombie-Zwillinge, wie Kisame sie nun insgeheim nannte, warteten unten bereits auf sie – und natürlich stritten sie. Jedenfalls keifte Hidan herum, während Kakuzu auf die Karte in seinen Händen schaute und ihn geflissentlich ignorierte. Kisame fiel auf, dass der Jashinist immer noch kein Oberteil trug, und wenn er daran dachte, dass sich der Kerl das letzte Mal selbst aufgespießt hatte, war das vielleicht auch praktischer. Möglicherweise mochte er es aber auch bloß, mit seinem trainierten Körper zu protzen, denn den konnte man ihm nicht absprechen.

„…wir machen auf jeden Fall in der Nacht Pause!“, moserte Hidan weiter. „Du hast sie ja nicht alle, wenn du glaubst, dass ich im Stockdunkeln herumlatsche! Nur weil ich unsterblich bin, heißt das nicht, dass ich nicht auch mal müde bin, klar? Und hungrig! Wir müssen auch was essen! Ihr seht das auch so, richtig?“

Als würde er seinen Worten Nachdruck verleihen wollen, wedelte er mit der rotgezackten Sense, die sie beide ja schon kannten, in ihre Richtung. Ohne ihn großartig zu beachten, wandte sich Kisame an den Taki-nin, der soeben die Karte zusammenfaltete.

„Da hat er nicht Unrecht“, musste er dennoch zugeben. „Wir sollten die Nacht nutzen, um uns auszuruhen.“

„Siehst du! Selbst der Fisch sagt das! Und Püppi hier ist doch sicher auch unserer Meinung, oder?“

Ob Hidan merkte, dass er sich keine Freunde mit seiner Art machte? Itachi ging nicht darauf ein, was wohl auch das Klügste war, musste aber ebenfalls zustimmen, woraufhin Kakuzu gleichgültig die Schultern zuckte.

„Es war eine Überlegung.“

„Ja, aber wir sind drei gegen einen, also pennen wir in der Nacht!“, knurrte Hidan seinen Partner an, der ihn allerdings keines Blickes mehr würdigte.

Stattdessen wandte er sich ab und ging los, woraufhin der Jashinist sofort wieder losfluchte und ihm nachlief. Kisame tauschte einen Blick mit Itachi, ehe sie sich daran machten, den beiden zu folgen. Ja, das fing wirklich toll an…

Leibwache

Wie erwartet stellte sich die Reise mit den Zombie-Zwillingen als nervenaufreibend heraus. Schuld daran war natürlich ihr Neuzugang, der offensichtlich der gesprächigen Sorte angehörte. Zugegeben, Kisame konnte sich selbst nicht als schweigsamen Menschen bezeichnen, aber Hidan war einfach eine Quasselstrippe. Wenn er nicht gerade von seiner Religion schwafelte, fragte er, wie lange sie noch laufen mussten, oder beschwerte sich darüber, dass sie bislang noch keine Pause gemacht hatten. Überraschenderweise blieb Kakuzu relativ ruhig, obwohl man ihm anhörte, was er von dem Gejammer hielt. Zwar drohte er ihm ab und zu mit dem Tod, doch schien er selbst zu wissen, dass jeder Versuch in diese Richtung misslingen würde. Wahrscheinlich hatte er es zu Anfang sehr oft versucht, aber Pain hatte den Jashinisten sicher genau deswegen ausgewählt.

„Jetzt mal ohne Scheiß!“, quengelte dieser erneut los. „Die Sense ist voll schwer und wir laufen bestimmt schon seit fünf Stunden!“

Kisames Blick blieb für ein paar Sekunden auf Hidans Waffe, die er auf dem Rücken trug, hängen; die roten Klingen glänzten im Licht. Er erinnerte sich noch viel zu gut daran, wie er diese Waffe gegen sie beide eingesetzt hatte.

„Es sind höchstens drei Stunden“, erwiderte Kakuzu, ohne sich umzudrehen. „Und Kisame trägt ebenfalls eine schwere Waffe – seltsamerweise habe ich von ihm noch keine Beschwerden gehört.“

Kisame war im ersten Moment verdutzt, dass der alte Shinobi ihn indirekt lobte, doch dann musste er grinsen. Nicht, dass er von Kakuzu in irgendeinem Sinne Anerkennung brauchte, geschweige denn diese missverstand, aber der Verlauf dieses Gesprächs belustigte ihn.

„Hallo?! Hast du dir den Typen mal angesehen? Der ist viel größer als ich! Richtiger Schrank! Sogar größer als du!“

Um seine Worte zu untermalen, zeigte Hidan, der nun neben Itachi und ihm ging, mit dem Finger auf ihn. Von Höflichkeit schien er nicht viel zu halten – oder es hatte ihm niemand beigebracht.

„Und was hat Größe mit Kraft und Ausdauer zu tun?“, kam es von Kakuzu zurück.

Hidan stockte kurz, schien zu merken, dass die Aussage recht unüberlegt war. Kisame schmunzelte still, warf einen Seitenblick zu seinem Partner, der jedoch mit stoischer Miene nach vorn sah. Obwohl er Itachi so lange kannte und seine Stimmung besser als andere Menschen deuten konnte, hätte er manches Mal gern seine Gedanken gelesen. Da der Uchiha ihr neuestes Mitglied nicht ausstehen konnte, bemühte er sich vermutlich, diesen auszublenden. Itachi war einfach nicht der Typ, der seinen Unmut offen zeigte.

„Ist doch egal!“, fauchte Hidan plötzlich zurück. „Ich bin erschöpft und ich hab verdammt noch mal Hunger!“

Nicht, dass Kisame zu einem Mittagessen nein gesagt hätte, aber er würde es auch bis zum Abend aushalten. In gewissen Situationen ging das nicht anders, schließlich waren sie gesuchte Nuke-nin – da gab es nicht immer einen geregelten Tagesablauf. Unweigerlich fragte sich Kisame, ob Hidan genau wie sie im Bingobuch stand; bei seinem Blutdurst war das mehr als wahrscheinlich. Möglicherweise kannte Hidan ein Leben auf der Flucht deswegen nicht, weil er den Tod nicht fürchten musste.
 

Der Wald, durch den sie liefen, schien kein Ende zu nehmen, und unweigerlich fragte sich Kisame, wohin sie der Taki-nin eigentlich führte. Mehr als vage Angaben hatten sie nicht aus Kakuzu herausbekommen, was sowohl Itachi als auch ihn stutzig machte, doch fürs Erste hatten sie es dabei belassen. Dem profitgierigen Alten würde er es auch zutrauen, dass er sie verriet, um ihre Köpfe an seine Kontakte zu verkaufen. Vorsicht war in diesem Fall durchaus angebracht.

Nein, er wäre wirklich nicht traurig, wenn sich ihre Wege bald wieder trennten. Auch deswegen, weil er in der letzten Nacht Blut geleckt hatte – und das nicht ausschließlich im wörtlichen Sinne. Dieser neue Level ihrer Partnerschaft gefiel ihm durchaus und es nagte an ihm, dass sie durch die Anwesenheit der Zombie-Zwillinge eingeschränkt waren. Seine plötzliche Ungeduld wunderte ihn selbst, andererseits waren sie in letzter Zeit ständig durch irgendwelche Zwischenfälle verhindert gewesen, als dass sie sich großartig miteinander hatten beschäftigen können. Frustrierend.

„Kakuzu.“

Kisame hielt in seinen Gedanken inne, warf einen Blick zu seinem Partner, der soeben die Stille zwischen ihnen gebrochen hatte. Ohne stehen zu bleiben, warf der Taki-nin einen knappen Blick über die Schulter, ehe er sich wieder nach vorn wandte.

„Itachi“, kam es dann in derselben ruhigen Tonlage zurück.

„Ist das der direkte Weg zum Treffpunkt?“

Kisame fand die Frage durchaus berechtigt, auch wenn er nicht wusste, ob dem Uchiha noch etwas aufgefallen war. Immer noch lief der Älteste von ihnen einfach weiter vor ihnen, wandte sich auch kein weiteres Mal um.

„Was lässt dich annehmen, er sei es nicht?“

Das klang spöttisch, doch sein Partner reagierte gar nicht darauf. Über Hidans Kopf schwebte derweil ein imaginäres Fragezeichen, so wie er von einem zum anderen schaute.

„Du hast uns bislang keinen Zielort genannt“, erwiderte Itachi sachlich. „Außerdem sollten wir bald zur Grenze von Na no Kuni kommen…und Daimyo Yoshitaka lässt diese meines Wissens nach streng kontrollieren.“

Kisame hob eine Braue, warf ihm einen überraschten Blick zu; hatte Itachi eine komplette Weltkarte in seinem Kopf gespeichert? Sicher, er selbst fand sich schon zurecht und gerade in der Gegend nahe seiner Heimat kannte er sich aus, aber es gab auch Orte, von denen er nie etwas gehört hatte.
 

Kakuzu blieb endlich stehen, drehte sich zu ihnen herum und funkelte den Uchiha an.

„Nun, auch wenn du gut informiert bist, ist dir anscheinend nicht bekannt, dass Daimyo Yoshitaka tot ist.“

Bevor Itachi sich dazu äußern konnte, ertönte von Hidan ein genervtes Knurren.

„Worüber quatscht ihr da eigentlich, hä?! Was für ein Daimyo? Und was hat das mit dem Ziel zu tun? Ich komm voll nicht mehr mit!“, regte er sich lautstark auf, was Kakuzu tief seufzen ließ.

„Das ist ja nichts Neues…“

„Fresse, du-“

„Zu eurer Information…wir machen einen kleinen Umweg auf unserer Route“, überging Kakuzu seinen Partner schlichtweg. „Der Nachfolger des Daimyo trainiert in der Nähe regelmäßig das Bogenschießen. Zwar wird er ausreichend bewacht sein, doch zu viert sollten wir die Leibwächter mühelos aus dem Weg räumen können.“

„Heißt das, ich kann die alle opfern? Echt jetzt? So ohne Rücksicht?“, fragte Hidan und man hörte die Aufregung aus seiner Stimme heraus.

Da war ein Leuchten in seinen violetten Augen, das ihm einen wahnsinnigen Ausdruck verlieh. Es sollte keinen von ihnen wundern, dass ihn diese Nachricht dermaßen erfreute.

„Wir benötigen nur den neuen Daimyo, um ein Lösegeld zu erpressen. Meinetwegen kannst du alle anderen töten.“

Kisame ignorierte das Jauchzen des Jashinisten und sah mit zu Schlitzen verengten Raubtieraugen zu dem Taki-nin.

„Und wann wolltest du uns das mitteilen?“

„Da wir uns den Grenzen nähern, wie Itachi ja so schön bemerkt hat, hätte ich euch recht bald informieren müssen. Bisher gab es dazu allerdings keinen Anlass.“

Dafür verspürte Kisame den Anlass, Kakuzu aufgrund seiner Unverschämtheit eine zu verpassen. Zwar würde er keinen Kampf deswegen anfangen, den Mund halten würde er jedoch nicht.

„Wir sind nicht deine Handlanger!“, stellte er erbost klar. „Wenn du schon sowas planst, sag uns wenigstens Bescheid!“

„Ich werde es mir merken“, kam es eine Spur zu süffisant zurück.

Kisame wusste, dass es dem Alten vollkommen egal war, was er sagte. Etwas anderes als Geld interessierte den korrupten Kerl nicht und so, wie er ihn kannte, hatte er ihnen nichts gesagt, um mögliche Diskussionen zu unterbinden. Zumindest Hidan schien es kein Stück zu kümmern, dass Kakuzu ihnen seine Absichten nicht früher erklärt hatte, denn er wirkte bestens gelaunt, seit er die Erlaubnis zum Töten bekommen hatte. Itachi sah man nicht an, was er davon hielt, doch Kisame ahnte, dass es ihm ebenso wenig passte wie ihm selbst. Sie tauschten einen knappen Blick untereinander aus, ehe sich der Uchiha an den Taki-nin wandte.

„Wir sollten nicht noch mehr Zeit vergeuden.“

Kakuzu funkelte ihn aus seinen blutunterlaufenen Augen an, ehe er sich umwandte und vorausging. Anscheinend war Hidans Erschöpfung plötzlich verflogen, denn er schloss direkt zu seinem Partner auf, um diesen voll zu plappern. Einen Moment lang sah Kisame den beiden still nach.

„Ich kann dir nicht versprechen, dass ich mich diesmal zurückhalten werde…“, brummte er dann in Richtung Itachi. „Wird der Spinner auch nicht tun.“

Der Uchiha maß ihn mit einem nachdenklichen Blick.

„Ich halte es für einen Fehler, so einen Aufruhr zu veranstalten“, erwiderte er ruhig.

„Sag das Kakuzu…aber der wird dir vermutlich nur sagen, dass es ihm die Kohle wert ist.“

„Vermutlich“, bestätigte Itachi resigniert.

Kisame grinste halbherzig, setzte sich dann ebenso wie sein Partner wieder in Bewegung, um den anderen zu folgen.
 

Kisame war seit jeher als das Monster von Kiri-Gakure bekannt und ja, er hatte verdammt viel für diesen Ruf getan. Seine Gegner fürchteten ihn aus gutem Grunde, denn auf dem Schlachtfeld zerriss er seine Beute regelrecht. Er war gefährlich, vor allem wenn er sich dem Blutrausch hingab, der ihn seit seiner Kindheit prägte. Er war ein Teil von ihm und er unterdrückte ihn selten, eigentlich nur, wenn Itachi ihn zur Beherrschung mahnte. Nein, er gehörte wirklich nicht zu den Menschen, denen Brutalität sonderlich nahe ging, verhielt er sich doch selbst oft genug wie ein Berserker. Und trotz alledem war es noch mal etwas ganz anderes, Hidan beim Kämpfen zuzusehen – wenn man das überhaupt so bezeichnen konnte.

Sie hatten die Gruppe von gut zwanzig Leuten, die ihren Daimyo beschützen sollten, recht schnell gefunden. Es handelte sich um ausgebildete Samurai und sogar einige Shinobi sowie Kunoichis waren unter ihnen. Kakuzu hatte direkt klargestellt, dass er sich um ihre Zielperson kümmern würde, während sie drei die Drecksarbeit erledigen konnten. Nicht, dass Kisame etwas dagegen hatte, sich ins Getümmel zu werfen – Hidan hatte dies jedoch als sein Stichwort aufgenommen. Er war wie ein Wahnsinniger auf die kleine Gruppe zu geprescht, hatte seine dreischneidige Sense geschwungen und einen von ihnen aufgespießt. Schreie waren laut geworden, schrilles Pferdewiehern ertönte und das Chaos brach aus. Als Shinobi agierte man eigentlich aus dem Hinterhalt oder machte sich zumindest zuerst einmal ein Bild von der Lage, doch Hidan schien davon nichts zu halten. Kakuzu war, ohne zu zögern, dem fliehenden Daimyo nachgeeilt, seinen neuen Partner vermutlich in die Hölle wünschend, während sie beide sich um die von Hidan aufgeweckte Meute kümmern durften.

Kaum hatte der Jashinist das Blut von einem ihrer Feinde in sich aufgenommen, hatte sich seine Haut schwarz gefärbt, ließ ihn mit den skelettartigen Markierungen einem Dämon ähneln. Einem außer Kontrolle geratenen Dämon, der ohne Rücksicht auf Verluste mordete und dabei wie ein Irrer lachte. Obwohl er, was das Tempo anging, unterlegen war, konnte er die meisten Angriffe mit seiner riesigen Sense blocken – oder er nahm Wunden und Schmerzen willig in Empfang.

Es wunderte Kisame nicht, dass ihre Gegner von Hidans Unsterblichkeit dermaßen verstört waren, dass sie entweder ihre Konzentration verloren oder gleich die Flucht ergriffen. Itachi und ihm war es damals ähnlich ergangen, auch wenn sie ihre Fassung schneller wiedererlangt hatten. Der Hüne zog Samehada, denn er hatte nicht vor, Hidan den ganzen Spaß zu überlassen…
 

„Hahhh~“

Ein zufriedenes, übertrieben in die Länge gezogenes Seufzen entwich den Lippen des Jashinisten, dessen Haut langsam ihre natürliche Farbe zurückbekam. Entspannt lag er in dem mit Blut gezeichneten Kreis, während ein Katana in seiner Brust steckte. Ab und an kamen leise gemurmelte Worte, die wie eine Beschwörung klangen, aus seinem Mund und eine Hand war fest um den Anhänger seiner Kette geschlossen. Kisame konnte sich nicht helfen, das war einfach gruselig. Verrückt und gruselig.

Itachi schien seine Meinung zu teilen, denn er hatte sich, eines recht angewiderten Blickes inklusive, abgewandt – und das hieß schon etwas, da er seine Emotionen normalerweise perfekt im Griff hatte. Wenn man sich das Schlachtfeld besah, erkannte man sofort die Handschrift des Uchihas unter den zugerichteten Leichen. Dieser tötete auf eine solch präzise Art, dass die meisten seiner Opfer ein rasches und vermutlich schmerzloses Ende gefunden hatten. Nun, das konnte man weder von Hidan noch von Kisame selbst behaupten…auch wenn der Jashinist immer noch eins drauf setzen musste. Wie er dort lag und betete, sich dabei im Blut ihrer Gegner suhlte…grotesk war wohl das passende Wort dafür.

Kisame wischte Samehada leicht am Gras ab, woraufhin dieses gurrend mit den Schuppen raschelte. Es hatte genügend Nahrung in Form von Chakra und Blut bekommen, war daher gänzlich zufrieden.

„Musst du da noch lange rumliegen?“, wandte er sich an Hidan, welcher weiterhin die Augen geschlossen hielt.

„Schnauze, Bastard!“, brummte der Jashinist zurück. „Du störst meine Gebete!“

Kisame hob lediglich eine Braue, kümmerte sich aber nicht weiter um den unverschämten Neuling; sollte dieser seinetwegen zurückbleiben, ein großer Verlust war dies seiner Meinung nach nicht.

„Wir müssen ohnehin auf Kakuzu warten“, hörte er Itachi sagen.

„Falls der überhaupt zurückkommt“, erwiderte er nicht sehr überzeugt und trat neben den anderen. „Vielleicht ist er schon über alle Berge, um diesen Daimyo-Erben zu verscherbeln…“

Der Jüngere sparte sich einen Kommentar dazu, blickte weiterhin vor sich hin und wieder beschlich Kisame dieses Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Es war ähnlich wie am Morgen, als sie mit den beiden gezwungenermaßen gefrühstückt hatten…abweisend irgendwie. Musste er das auf sich selbst beziehen? Nach wie vor gab es dafür keinen ihm bekannten Grund, weswegen er es auf ihre Begleiter schob. Er wollte gerade etwas sagen, als sein Partner aufblickte, und kurz darauf erkannten sie in der Ferne den Taki-nin, der eine recht zierliche Person über der Schulter trug.

Kisame stutzte merklich, als Kakuzu seine Last recht lieblos zu ihren Füßen fallen ließ, woraufhin ein leises Stöhnen erfolgte.

„…das ist der neue Daimyo?“, entkam es dem Haimenschen ungläubig.

Er hatte mit einem jungen Mann gerechnet oder zumindest mit einem Teenager um die 15 Jahre, aber nicht mit so einem Knirps. Der war ja noch ein Kind, vielleicht um die zehn, und auch die traditionelle Kleidung für Bogenschützen konnte nicht kaschieren, dass er klein und schmächtig war. Sein kinnlanges, braunes Haar hing ihm wirr ins blasse Gesicht, die geschlossenen Lider zuckten, doch er wirkte unversehrt. Kein Wunder, schließlich war sein Leben sicher viel Geld wert.
 

„Das hast du ganz richtig erkannt.“

Kakuzu wirkte gereizt, schenkte ihm auch nicht lange seine Aufmerksamkeit, sondern wandte sich dem immer noch herumliegenden Jashinisten zu. Die blutunterlaufenen Augen verengten sich, ein finsteres Funkeln in ihnen, ehe er mit wenigen Schritten auf seinen Partner zutrat. Letzterer reagierte gar nicht darauf, seufzte bloß tiefenentspannt, auch wenn da nach wie vor ein Katana in seiner Brust steckte – jedenfalls bis Kakuzu plötzlich neben ihm stand und ihm dieses aus dem Leib zog. Ein Schwall Blut ergoss sich über Hidans Lippen und verärgert starrte er den Älteren an.

„Was soll die Sch-grhgh!!“

Bevor er den Satz zu Ende sprechen konnte, hatte Kakuzu ihm das Katana in den Bauch gerammt, drehte die Klinge absichtlich in der Wunde, woraufhin Hidan ein schmerzerfülltes Ächzen von sich gab. Seine Finger umfassten die Klinge, ungeachtet dessen, dass er sich an dieser schnitt und noch mehr Blut floss.

„Ich sollte dich für deine Unfähigkeit töten“, zischte der Hüne über ihm und riss ihm die Waffe aus dem Leib.

„Ver…suchs…doch…Pisser!“, fauchte Hidan zurück und stützte sich auf seine aufgeschlitzten Hände. „Au, verdammt! Was ist über…haupt dein Problem?!“

„Durch deine Unbeherrschtheit ist uns die Zielperson beinahe entwischt!“, grollte Kakuzu erbost. „Wenn du dich nicht einmal an die einfachsten Regeln halten kannst, bist du nutzlos für Akatsuki.“

Hidan spuckte zur Seite aus, wischte sich das Blut vom Kinn.

„Tse…krieg dich mal wieder ein, klar? Du hast doch, was du wolltest, oder nicht? Meine Fresse, musst nicht gleich einen auf dicke Eier machen! Echt ey…da lebt man einmal seine Religion aus…aber na ja, davon verstehst du sowieso nichts. Find dich echt immer mehr zum Kotzen, Kakuzu…mach dich mal locker!“

Nun, Kakuzu machte sich locker, indem er Hidan das Katana erneut in den Bauch rammte und ihm sodann den Rücken kehrte. Die Beleidigungen und Flüche, die ihm hinterhergespuckt wurden, ignorierte er dabei geflissentlich. Kisame warf einen Blick zu seinem Partner, doch der schaute zu dem immer noch bewusstlosen Jungen herunter. Wahrscheinlich hatte auch Itachi etwas anderes als ein Kind erwartet, wobei sie dieses ja bald schon wieder abliefern würden – zumindest, wenn Kakuzus Erpressung erfolgreich sein sollte.

„An eurem Teamwork müsst ihr wohl noch feilen?“, konnte sich Kisame einen belustigten Spruch nicht verkneifen.

Bei dem mörderischen Ausdruck in Kakuzus Gesicht hätte es ihn nicht gewundert, wenn dieser auf ihn losgegangen wäre. Hidan besaß offensichtlich das nicht beneidenswerte Talent, den sonst so rationalen Taki-nin aus der Fassung zu bringen.

„Dieses Balg ist ein Fluch“, knurrte er nur und bückte sich dann, um den Jungen grob am Kragen hoch zu zerren.

Dieser wimmerte leise, schien allmählich zu sich zu kommen. Wie ein Katzenjunges blieb er in Kakuzus Griff hängen, wobei seine braunen Kulleraugen blinzelnd von einem zum anderen huschten. Hart schluckte er, schien sich seiner Lage langsam bewusst zu werden, doch die erwartete Panik blieb aus – oder er verbarg sie zumindest gut. Ganz der Sohn eines Herrschers, huh?
 

„Ey Kakuzu, du Scheißkerl, das war richtig asozial von dir!“

Hidans lautes Organ brach die Stille zwischen ihnen, doch keiner nahm wirklich Notiz von ihm – abgesehen von dem Jungen, der ihm einen flüchtigen Seitenblick zuwarf. So blass, wie er war, musste er verdammt viel Angst haben, auch wenn er sich nach wie vor zusammennahm.

„Ist diese Ratte da der Grund dafür, dass du so ausflippst? Für den zahlt eh niemand was! Zeitverschwendung!“

Kakuzu machte erneut den Eindruck, als würde er seinem vorlauten Partner jede Sekunde an die Gurgel gehen. Allerdings wahrte er diesmal seine Beherrschung und atmete nur tief aus.

„Halt den Mund, Hidan“, murrte er, ehe er sich an den kleinen Daimyo wandte. „Und dir würde ich raten, keinen Mist zu versuchen. Der Plan ist es, dich im Austausch für eine stattliche Summe zurück nach Hause zu bringen. Lebend. Falls du also daran hängst, dass das so bleibt, solltest du ein braver Junge sein und keinen Ärger machen. Hast du das verstanden?“

Wenn der Knirps nicht vollkommen beschränkt war oder Todessehnsucht verspürte, würde er gehorsam nicken. Eben jener verkrampfte die kleinen Hände zu Fäusten, doch nach wie vor schien er sich keine Blöße geben zu wollen. Diese Tatsache fand Kisame schon beeindruckend, immerhin waren dem Jungen sicherlich nicht die Leichen seiner Leibgarde entgangen. Davon abgesehen, dass Hidan von oben bis unten mit Blut beschmiert war und seine Wunden nur langsam zuheilten. Es gab keine Möglichkeit zur Flucht für den Jungen und das begriff dieser.

„Ich habe verstanden.“

Da war wohl jemand wirklich gut erzogen worden und sich seiner Stellung bewusst, so wie er reagierte. Kakuzu schien mit diesen Worten zufrieden zu sein, ließ den Knirps dann einfach fallen, woraufhin dieser aufkeuchte.

„Sehr schön.“

Der Junge ließ den Blick einmal über seine toten Wachen schweifen, während er sich aufrappelte, und er biss sich kurz auf die Lippe.

„…es war nicht nötig, sie alle zu töten“, hörten sie ihn sagen, woraufhin Hidan so schrill zu lachen begann, dass der Kleine zusammenzuckte.

„Klar war das nötig!“, rief er enthusiastisch aus und strich sich die silbernen Haare zurück. „Jashin-sama benötigt viele Opfer, um mir weiterhin seine Gnade zukommen zu lassen!“

„Verschone das Balg mit deinem Geschwätz, Hidan“, grollte Kakuzu warnend, woraufhin die violetten Iriden funkelten.

„Wieso sollte ich? Vielleicht will er ja konvertieren?“

„Niemand, der bei klarem Verstand ist, will das.“

„Du verdammter-“

„Wenn ihr noch weiter diskutiert, werden wir niemals ankommen.“

Kisame konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als die Zombie-Zwillinge synchron zu Itachi herumfuhren, dem es anscheinend reichte. Obwohl seine Stimme ruhig wie eh und je klang, sagte es genug aus, dass er sich überhaupt einmischte. Hidan reagierte, indem er einen Schritt auf den Uchiha zumachte, die Hand fester um die Sense schließend.
 

„Willst du Stress, Püppi?! Dein scheiß arrogantes Gehabe geht mir langsam auf den Sack!“

Itachis Mimik blieb so unbeeindruckt, dass dies ausreichte, um ihn noch weiter zu provozieren. Obwohl er nichts sagte, bleckte Hidan die Zähne und machte dann einen weiteren Schritt auf ihn zu, woraufhin Kisame vortrat, Samehada wie eine Barriere zwischen sie hielt.

„Ich denke, das ist nah genug“, warnte er den Jashinisten und entblößte seine scharfen Zähne.

Sein Gegenüber verengte die Augen zu schmalen Schlitzen.

„Tse…bist du sein Bodyguard, oder was? Kann sich wohl nicht selbst verteidigen? Aber wer wie ein Mädchen kämpft…peinlich ey…“

Kisame spürte, wie seine eigene Beherrschung ins Wanken geriet, als Hidan vor seine Füße spuckte. Vielleicht konnte er ihn nicht töten, aber er konnte ihm seine Gliedmaßen auf höchst schmerzhafte Weise abtrennen. Stück für Stück. Er machte einen Schritt auf den Jashinisten zu und dieser hob zeitgleich die dreischneidige Sense.

„Kisame.“

Er sah kurz über die Schulter zu seinem Partner, während das Adrenalin weiter durch seine Adern pulsierte. Es fiel ihm wirklich schwer, Itachi nicht zu ignorieren und Hidans Respektlosigkeit hinzunehmen. Der kleine Daimyo sah nervös von einem zum anderen, während Kakuzu wohl für sich beschloss, dass es genügte.

„Hidan!“, herrschte er ihn an. „Dort hinten ist ein Bach – geh dich waschen! Danach machen wir uns auf den Weg.“

Mit der Miene eines trotzigen Kindes fuhr der Angesprochene zu ihm herum, funkelte ihn an.

„Wenn die Stress wollen, kriegen die den!“, widersprach er zornig.

Kakuzu sah aus, als würde er ihm gleich erneut das Genick brechen, aber noch hielt er sich im Zaum.

„Geh, bevor ich die Geduld verliere…“

Für einen Moment wirkte es, als würde Hidan sich mit seinem Partner anlegen wollen, hin- und hergerissen sah er von diesem zu ihnen und zurück. Dann gab er eine Art Fauchen von sich und stapfte in Richtung des Baches, dabei lauthals auf sie alle schimpfend. Kakuzu atmete hörbar durch, ehe er sich ihnen zuwandte.

„Fordert euer Glück nicht heraus.“

Kisame schulterte Samehada, hielt dem finsteren Blick des Alten stand.

„Drohst du uns?“

Ein kaltes Lächeln zeichnete sich unter der Maske des Taki-nins ab, ehe er den Jungen grob am Oberarm packte und ihn mitschleifte. Kisame sah ihm nach, ehe er sich zu seinem Partner drehte, der zwar monoton wie immer drein blickte, aber zweifellos ebenso unzufrieden mit der Situation war wie er selbst.

„Du musst nicht für mich kämpfen“, murmelte der Uchiha, als Kisame neben ihn trat.

„Ich weiß“, entgegnete er schlicht. „Ich muss aber auch nicht zulassen, dass er dir dumm kommt.“

Itachi schwieg daraufhin ein paar Sekunden, doch sein Ausdruck wurde etwas weicher – zumindest hatte der Hüne den Eindruck. Wären sie unter sich gewesen, hätte er ihn nun geküsst, aber er widerstand dem Drang. Sie durften den beiden keine Angriffsfläche bieten und es ging diese auch nichts an, wie sie zueinander standen. Dennoch kam er nicht umhin, für sich festzustellen, dass er unheimlich froh war, Itachi an seiner Seite zu haben. In dieser Situation mehr denn je.

Lektion

Kisame hatte von Anfang an gewusst, dass diese Konstellation noch weniger funktionieren würde, als es damals mit Sasori und Deidara der Fall gewesen war. Zwar stand Sasori Kakuzu in nichts nach und Deidara mochte einen beachtlichen Groll gegen Itachi hegen, doch sie hatten sich zusammengerauft. Das konnte auch daran liegen, dass Kisame ganz gut mit dem Blondschopf zurechtkam, sie waren auf einer Wellenlänge, was den Humor anging. Sich mit Hidan oder Kakuzu auf einer Ebene zu begegnen, erschien ihm dagegen unmöglich. Der eine ging fürs Geld über Leichen und der andere suchte ständig nach dem nächsten Opfer für seinen blutrünstigen Gott. Kisames größtes Problem stellte jedoch Hidans absolute Respektlosigkeit allem und jedem gegenüber dar. Sein Blut begann immer noch zu kochen, wenn er daran dachte, wie er ihnen vor die Füße gespuckt hatte.

Und so jemanden wollte Pain in ihrer Organisation haben? Für ihn war das ebenso unbegreiflich und definitiv die falsche Entscheidung wie damals bei dem Vorhaben, Raiga zu rekrutieren. Keiner von ihnen war ein Heiliger, doch über etwas Loyalität sollte jeder von ihnen verfügen, nicht wahr? Hidan erschien ihm eher wie eine tickende Zeitbombe, wenn selbst Kakuzu Schwierigkeiten hatte, ihn zu bändigen.

Dann war da noch dieses Kind. Der Erbe des Daimyo, den der Taki-nin gegen eine ordentliche Summe eintauschen wollte, um ihre Finanzen aufzubessern. Zwar betonte auch Pain gelegentlich, wie wichtig es war, dass sie über genügend Geld verfügten, doch dass dieser Zwischenstopp mit ihrem Anführer abgesprochen war, das bezweifelte Kisame. Der Junge hatte sich bislang ruhig verhalten, lief vor Kakuzu, der ihn hin und wieder grob nach vorn stieß, wenn er zu langsam ging. Das Tempo schien er nicht gewohnt zu sein, was Kisame nicht wunderte, schließlich war er ein Adliger. Solche Menschen reisten niemals wie das gewöhnliche Volk und ein wenig amüsierte es ihn, wie das Balg versuchte, das alles mit Würde zu ertragen. Was Itachi darüber dachte, konnte er nicht sagen, denn dieser lief schweigend neben ihm her.

„Oi, Kakuzu!“, rief Hidan, der ein Stück hinter ihnen ging.

Zwar hatte Kisame den Jashinisten eher ungern im Rücken, doch da dieser so herumschlurfte, gab es keine andere Option.

„Sind wir bald mal da? Ich bin echt erschöpft…sollen wir nicht mal ne Pause machen?“

Als würde ihm die Frage Hoffnung geben, sah der kleine Daimyo zu Kakuzu auf, der ihn nur erneut schubste, damit er weiterlief.

„Deine Kondition ist beschämend, Hidan“, erwiderte der Taki-nin, ohne sich umzudrehen. „Es ist noch ein gutes Stück, das du sicher durchhalten wirst.“

Hidan grollte erzürnt, hatte sich zweifellos eine andere Antwort gewünscht.

„Dein Knirps da kann auch nicht mehr laufen! Willst du den halbtot verscherbeln, hä?“

„Ich denke nicht, dass ein paar Blasen an den Füßen seinen Wert mindern werden, also brauchst du dich deswegen nicht sorgen“, kam es gelassen zurück.

Kisame verstand nicht ganz, was Hidan sich in seinen nicht vorhandenen Bart nuschelte, doch es war definitiv nichts Nettes. Solange er ansonsten keinen Stress machte, war ihm das auch ziemlich egal. Ebenso wenig kümmerte es ihn, als der Daimyo einige Minuten später stolperte und der Länge nach hinfiel. Kakuzu gab einen genervten Laut von sich, packte ihn dann grob im Nacken und stellte ihn wieder auf die Beine.
 

„Beweg dich!“, raunzte er ihn an, woraufhin der Kleine hastig weiterlief.

Hidan gab hinter ihnen ein gackerndes Geräusch von sich, das seine Schadenfreude deutlich machte. Mit einem Mal schien er gar nicht mehr so erschöpft, so schnell wie er aufholte, um mit Kakuzu auf gleicher Höhe zu sein.

„Siehst du? Ich hab’s dir ja gesagt! Der Pimpf krepiert bei deinem Tempo!“, stichelte er, was den Älteren die Schultern zucken ließ.

„Vom Laufen ist noch niemand gestorben.“

Anstatt etwas darauf zu erwidern, überholte der Jashinist den Jungen, um rückwärts vor diesem zu laufen und ihn grinsend zu fixieren.

„Der sieht aber schon halbtot aus~“, säuselte er genüsslich. „Würde ein gutes Opfer für Jashin-sama abgeben!“

„Du hattest genügend Opfer.“

Obwohl sich Kakuzu nicht aus der Ruhe bringen ließ, konnte man die Warnung in seiner Stimme vernehmen. Hidan verdrehte die Augen, sah seinen Partner mit einem Blick an, der wohl so etwas wie Spielverderber bedeuten sollte.

„Es kann nicht genügend Opfer für Jashin-sama geben!“, behauptete er und musterte den Jungen.

Da war es wieder, dieses manische Glimmen in den violetten Iriden, auch wenn er keine Anstalten machte, den Jungen anzugehen. Stattdessen wurde sein Grinsen ein wenig breiter, was Kisame vermuten ließ, dass der Ausdruck des Daimyo nicht mehr so beherrscht wie zu Beginn war. Unschuldig pfeifend ließ er sich wieder zurückfallen, wobei wohl keiner von ihnen diesem Frieden traute.
 

Etwa eine Stunde später blieb Kakuzu plötzlich stehen, trotzdem es weit und breit nichts als Wald zu sehen gab. Grob packte der Taki-nin den Jungen an den Haaren und drehte diesen zu ihnen herum, ohne den Griff zu lockern. Die verkniffene Miene des kleinen Daimyo machte deutlich, was dieser davon hielt. Flüchtig ließ er den Blick von einem zum anderen schweifen, ehe er ihn wieder senkte, dabei jedoch seine Haltung so gerade wie möglich zu halten versuchte.

„Ich werde jetzt die Vorbereitungen für die Übergabe treffen“, informierte Kakuzu sie sachlich, woraufhin Hidan den Kopf schräg legte.

„Wie jetzt? Wir rennen da nicht hin und mischen die Leute auf?“, fragte er mit hörbarer Enttäuschung.

Die Reaktion seines Partners bestand darin, ihn mit einem Blick zu fixieren, der gleichermaßen Verachtung und unterdrückte Wut bedeutete. Anstatt ihm jedoch den Hals umzudrehen, atmete Kakuzu einmal tief durch.

„Nein, Hidan, wir mischen niemanden auf. Ich werde mich mit meiner Kontaktperson treffen, während ihr hier bleibt und unsere wertvolle Ware im Auge behaltet.“

Die blutunterlaufenen Augen wanderten zu ihnen beiden rüber und Kisame ahnte schon, was der Ältere eigentlich damit sagen wollte. Ohne Hidan weiter zu beachten, machte er ein paar Schritte auf sie zu, bevor er den Knirps Itachi praktisch vor die Füße warf. Der Uchiha sah abschätzend zu dem Jungen herunter, der erschrocken keuchte, sich dann aber zittrig aufrappelte, ehe sein Blick wieder Kakuzu erfasste.

„Im Klartext heißt das, dass ihr zwei die Verantwortung für sein Leben tragt“, fuhr Letzterer fort, deutete mit dem Daumen hinter sich. „Dem da würde ich nicht einmal einen toten Wellensittich anvertrauen.“

„Ey! Was soll die Scheiße, Kakuzu?! Ich kann dich hö-ngh!“

Es war unheimlich, wie sich Kakuzus Hand von seinem Gelenk löste und auf Hidan zuschnellte, wobei sich die Schnüre um dessen Hals wickelten und zudrückten. Die Hand presste sich derweil auf seinen Mund, verhinderte, dass der andere noch weitersprechen konnte. Bei dem Anblick wurde der Junge noch blasser, wirkte, als würde er gleich umkippen. Ohne sich umzudrehen und das Gezappel zu beachten, wandte sich der Taki-nin erneut an sie beide.

„Ich denke, ich werde nicht länger als eine Stunde benötigen. Bleibt einfach hier und haltet den Jungen am Leben. Das dürfte kein Problem sein, nicht wahr?“, fragte er spöttisch.

Kisame schnaubte, verschränkte die Arme dabei.

„Du hast nicht zugehört, als ich sagte, dass wir nicht deine Handlanger sind, oder?“, gab er trocken zurück.

„Ich höre immer zu, Kisame.“

„Also ist dir bloß egal, was wir sagen.“

„So würde ich das nicht nennen…es ist einfach der effektivste und sicherste Plan – die Anwesenheit meines inkompetenten Partners nicht miteinbezogen“, antwortete Kakuzu und zuckte die Schultern.

Eben dieser Partner schien zu ersticken, da ihm die seltsamen Fäden die Luft abdrückten.

„Ich kann mich auf euch verlassen?“

Kisame tauschte einen Blick mit Itachi, welcher ein kaum merkliches Nicken von sich gab, sich anscheinend mit der Situation abgefunden hatte. Welche Alternative gab es auch? Sie wussten immer noch nicht, wo sie die anderen treffen sollten, mussten sich daher an Kakuzu halten.

„Beeil dich“, meinte er daher bloß.

Ein zufriedenes Lächeln zeichnete sich auf den Zügen des Taki-nin ab und er ließ seine Hand zurückschnappen, wobei sich das Fleisch rasch wieder zusammenfügte. Hidan fiel wie eine Puppe in sich zusammen, starrte mit leerem Blick vor sich hin. Der junge Daimyo zog scharf die Luft ein, taumelte einen Schritt zurück und stieß unweigerlich gegen Itachis Bein, welcher ihn daraufhin mit einem kühlen Blick bedachte, der die meisten zum Schaudern gebracht hätte. Sicher, der Knirps wusste nicht, dass Hidan nicht lange tot bleiben würde, dementsprechend verstörte es ihn, dass Kakuzu einen von ihnen umbrachte, ohne dabei mit der Wimper zu zucken.

„Bis später.“

Und mit diesen knappen Worten verschwand der Älteste, ließ sie allein zurück. Mit einem Kind und einem scheintoten Irren. Wunderbar.
 

Kisame seufzte leise, rieb sich den Nacken und ließ diesen einmal knacken, ehe er sich auf einen größeren Stein hinter ihm fallen ließ. Er lehnte Samehada an diesen und stützte die Ellenbogen auf seine Knie, ließ dabei den Blick zu Hidan schweifen, der sich aber noch nicht regte. Gut so, dann hatten sie eine Weile ihre Ruhe. Seine Raubtieraugen wanderten zu Itachi, der vor sich hin blickte, dabei den Jungen nicht weiter beachtete.

„Hey Knirps!“, wandte sich Kisame an diesen, woraufhin der Daimyo erschrocken zusammenzuckte. „Jetzt ist die Gelegenheit für ne Pause, meinst du nicht?“

Sein breites Grinsen schien nicht sonderlich vertrauenserweckend zu wirken, doch wer konnte ihm das bei den scharfen Zähnen schon verdenken? Für einen Adligen, die sich ja seines Wissens nach recht gern selbst reden hörten, verhielt er sich erstaunlich still. Musste an der Angst liegen.

„Nicht so schüchtern“, zog er ihn auf. „Wir beißen nicht…“

Der Junge wurde noch blasser, wenn überhaupt möglich, als Kisame feixend die Kiefer aufeinander schnappen ließ. Dass es ihm Spaß machte, ihn aufzuziehen, konnte er nicht verhehlen. Sein Partner hob eine Braue, warf ihm einen mahnenden Blick zu, doch der Hüne zuckte nur die Schultern; etwas Freude konnte er ihm ja wohl gönnen.

„Solange du kooperativ bist, hast du nichts zu befürchten“, sprach er den Jungen an, der die Lippen fest aufeinanderpresste.

Ein zaghaftes Nicken folgte, bevor er sich unschlüssig umsah und sich dann an einem breiten Baumstamm niederließ. Starr fixierte er seine Hände, die sich im Stoff seiner Kleidung verkrallt hatten. Kisame wollte wahrlich nicht in seiner Haut stecken, auch wenn Itachi nicht gelogen hatte; sicherlich würden die Leute für ihren kostbaren Daimyo jede mögliche Summe bezahlen. Der Uchiha setzte sich nicht, schenkte ihm auch keine große Aufmerksamkeit, doch ihn jetzt auf seine seltsame Stimmung anzusprechen, wäre wohl ungünstig; Hidan regte sich nämlich soeben wieder.
 

„Boah…was zur Hölle…?!“

Der Jashinist rappelte sich schwerfällig vom Boden auf, rieb sich den Hals, an dem sich rote Male abzeichneten. Anscheinend brauchte er ein paar Sekunden, um zu realisieren, was zuvor passiert war, denn er ließ den Blick verwirrt schweifen. Dann aber bildete sich eine steile Falte zwischen seinen Brauen und seine Züge verzerrten sich vor Wut.

„Dieser alte Drecksack…“, knurrte er aggressiv.

Kisame musste schmunzeln – nicht nur wegen Hidans Gemecker, sondern auch, weil der Daimyo soeben aussah, als hätte er den Teufel höchstpersönlich gesehen. Irgendwie kam Hidan dem auch sehr nahe, so dass er es ihm nicht verdenken konnte.

„Wie…ist das möglich…?“, hörte er ihn entsetzt flüstern.

„Tja, Hidan ist nicht ganz normal. Angeblich ist es seinem komischen Gott zu verdanken, dass er nicht totzukriegen ist“, klärte er den Knirps auf.

„Jashin-sama ist nicht komisch, klar, Fischfresse?!“, fauchte der Silberhaarige in seine Richtung.

Taumelnd stützte er sich auf den Griff seiner Sense, wobei sich die äußerste Klinge in den Boden grub. Erst hatte er ja gedacht, er würde Kakuzu dankbar für die kurze Sendepause sein…Hidans Laune nach zu urteilen wohl doch nicht. Dieser schlurfte auf sie zu, funkelte sie aus seinen violetten Augen an.

„Pass besser auf, bei wem du dir solche Umgangsformen erlaubst“, warnte Kisame ihn ruhig.

Dennoch schloss sich seine rechte Hand um Samehadas Griff, machte deutlich, dass er sich das nicht länger bieten lassen würde. Irgendwann war es auch mal genug, vor allem da dieser Kerl den Streit geradezu zu suchen schien.

„Erst murkst mich der alte Bastard ab und jetzt willst du mir drohen?!“

Natürlich nahm Hidan seine Worte als direkte Provokation, woraufhin Kisame seine Raubieraugen verengte.

„Du solltest langsam begreifen, dass wir alle an einem Strang ziehen“, erwiderte er, was Hidan abfällig schnauben ließ.

„Hab nie drum gebeten, bei euch mitzumischen, kapiert? Der Opa hat mich in die Mangel genommen und mich mit angeblichen Vorteilen bestochen…eure Ziele interessieren mich einen Scheiß!“

Kisame konnte nicht behaupten, dass ihn diese Einstellung überraschte, denn es war das, was er sich von Anfang an gedacht hatte; Loyalität kannte dieser Kerl nicht. Itachis wachsamer Blick entging ihm nicht und er wusste, dass dieser einen Kampf zwischen ihnen unterbinden würde. Nun, es war sowieso sinnlos, weitere Kraft an Hidan zu verschwenden.

„Dann ist das ja geklärt“, meinte er knapp, womit das Gespräch für ihn beendet war.

Immerhin war Hidan nicht konstant sein Problem – sollten sich Kakuzu oder der Boss mit diesem Typen befassen. Bei weiteren Frechheiten würde er sich jedoch nicht mehr zurückhalten…das konnte selbst sein Partner nicht von ihm verlangen.
 

Hidan schien angesichts seiner Antwort das Interesse an ihrer Diskussion zu verlieren, sah unzufrieden von einem zum anderen, bis sein Blick an dem Knirps hängen blieb.

„Tse…“, kam es verächtlich von ihm. „Und was glotzt du so blöd?“

Zwar sah der Junge nicht weg, hielt dem Jashinisten stand, doch er schluckte merklich. Hidan machte ein paar Schritte auf ihn zu und Kisame erhob sich zeitgleich, falls er eingreifen musste. Allerdings schien das nicht nötig zu sein, denn Hidan blieb in genügend Abstand zu dem Daimyo stehen, fixierte diesen angewidert.

„Hast Schiss, was? Hätte ich an deiner Stelle auch…wenn deine Leute nämlich kein Geld rausrücken, sieht’s übel für dich aus“, stichelte er gehässig. „Dann mach ich mit dir dasselbe wie mit deinen nichtsnutzigen Wachen. Das war vielleicht ne Schweinerei…selten so viel Spaß gehabt.“

Kisame sah, wie der Junge die Fäuste ballte, auch wenn es in seinen Augen verdächtig schimmerte. Oh? Würde er anfangen zu heulen? Anscheinend riss er sich am Riemen, denn da war noch eine andere Emotion…Wut? Vermutlich hatten ihm einige dieser Menschen nahegestanden.

„Hidan.“

Der Angesprochene warf dem Uchiha einen spöttischen Blick zu, der deutlich machte, dass er ihn nicht ernstnahm. Anstatt ihm mehr Beachtung zu schenken, grinste er den Jungen an.

„Hättest mal hören sollen, wie die geschrien haben, als ich sie abgestochen habe. Ein paar von denen wollten abhauen, aber ich hab sie erwischt. Hab sie zurückgeschliffen und zack!“

Solange Hidan nur quatschte, nicht aber handgreiflich wurde, gab es für Kisame keinen Grund einzuschreiten und sein Partner sah das wohl genauso – auch wenn seine Miene immer finsterer wurde. Wort für Wort.

„Mann, das war heftig…und weißt du was? Die sind alle umsonst für dich gestorben! Muss sich ja richtig beschissen anfühlen, hm? Wenn ich du w-“

„Sei still!“

Verdutzt hielt der Jashinist inne, hatte wohl nicht damit gerechnet, dass ihm der Kurze Widerworte geben, geschweige denn irgendetwas sagen würde. Kisame war nicht minder überrascht, dass er plötzlich den Mund aufmachte…zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Dummes Kind.

„Was?“, kam es perplex zurück.

Die Ausstrahlung des Jungen war deutlich kühler geworden und seine Miene drückte blanke Abscheu aus. Anscheinend gab ihm seine Wut eine Art Adrenalinkick, welcher seine Angst komplett in den Hintergrund treten ließ. Nicht sehr vorteilhaft in seiner Situation.

„Diese Leute waren gute und fähige Menschen! Ich lasse nicht zu, dass sie jemand wie du in den Dreck zieht!“, zischte er und Tränen sammelten sich in seinen Augen.

Hidan blinzelte, wusste tatsächlich nicht, was er erwidern sollte, so wie er da stand. Kaum zu glauben, dass ihn der Pimpf sprachlos gemacht hatte, doch welche Erklärung gab es sonst? Was Kisame viel mehr irritierte, war die Tatsache, dass der Jashinist bis jetzt nicht gewalttätig geworden war.

„Was quatschst du da?“, kam es von diesem, während er sich mit der freien Hand am Hinterkopf kratzte. „Bist ja richtig mutig, huh? Beeindruckend…“

Der Junge schluckte die Tränen, so gut es ging, runter, versuchte sich nicht einschüchtern zu lassen, was ihm nur halbwegs gelang.

„Weißt du, ich darf dich nicht töten…Kakuzu wäre dann angepisst wie Sau…“

Kisame bekam ein ungutes Gefühl und eben jenes Gefühl verstärkte sich, als sich mit einem Mal dieses irre Grinsen auf Hidans Lippen ausbreitete.

„…von ein bisschen anritzen hat er aber nichts gesagt!“

Und dann ging es ganz schnell. Hidans schrilles Lachen hallte durch die Lichtung, die Sense fiel zu Boden, der Daimyo riss panisch die Augen auf, Kisame stürzte los…
 

…nur um in der nächsten Sekunde abzubremsen und sich anzusehen, wie Hidan einen so kräftigen Tritt mitten ins Gesicht bekam, dass er mehrere Meter zurückgeschleudert wurde. Das Kunai, das der Jashinist wie aus dem Nichts gezogen hatte, blieb vor den Füßen des Uchihas liegen, der keine Anstalten machte, dieses aufzuheben. Die Sharingan funkelten Hidan mit solcher Verachtung entgegen, dass Kisame glaubte, dieser würde gleich von Amaterasu verbrannt werden. Allerdings hatte Itachi das Mangekyou nicht mal aktiviert, schien dies auch nicht vorzuhaben, stattdessen blieb er in Position, wartete ab.

Hidan rappelte sich zwar sofort wieder auf, doch sein Blick sprach Bände – das hatte er nicht erwartet. Mund und Nase bluteten, anscheinend hatte der Tritt ordentlich gesessen, doch er wischte sich bloß mit dem Handrücken darüber, die Augen lodernd vor Zorn.

„Okay…das war’s“, zischte er wie im Wahn. „Schonzeit ist vorbei, Püppi!“

Itachi erwiderte nichts, das musste er auch nicht, denn schon seine Haltung machte klar, dass der andere es gern versuchen konnte. Ein kurzer Seitenblick bedeutete Kisame, dass er sich raushalten sollte und das würde er auch. Er konnte sich nicht erinnern, so etwas in der Vergangenheit erlebt zu haben – normalerweise war es der Hüne, der Einmischung in seine Kämpfe nicht duldete.

Hidan gab keine zweite Warnung, sondern stürmte auf den Uchiha los, schien sich dabei mehr von seiner Wut als von irgendeiner Technik leiten zu lassen. Etwas, mit dem er bei Itachi auf Granit biss, denn dieser blockte die Schläge mit Leichtigkeit ab und landete seine eigenen. Wenn man Itachis Gen-Jutsu gewöhnt war, vergaß man oft, wie fähig dieser auch in Tai-Jutsu war. Jeder Schlag, jeder Tritt, seine Abwehr…jede Bewegung saß nahezu perfekt und es faszinierte Kisame, ihn dabei zu beobachten.

Hidan wohl weniger, denn dieser traf den Uchiha tatsächlich nicht ein Mal. Stattdessen kassierte er konstant Itachis Hiebe – und sein Partner nahm sich nicht zurück, ließ Hidan ordentlich Blut spucken. Es mochte an der blinden Wut liegen oder aber daran, dass sich Hidan in Kämpfen auf seinen Überraschungseffekt verließ. Soweit Kisame das beurteilen konnte, nahm dieser Angriffe eher in Kauf, anstatt ihnen auszuweichen oder sie zu blocken. Zu seinem Pech wusste Itachi sowohl über seine Unsterblichkeit als auch über sein besonderes Jutsu Bescheid.

Kisame konnte bei diesem Anblick seine Genugtuung nicht verbergen, vor allem bei dem verräterischen Knacken und Hidans schmerz- und zornerfülltem Schrei. Itachi nutzte den Moment, in dem sich der andere die Hand auf die gebrochene Nase presste, um ihm die Beine wegzutreten. Noch im Fallen rammte er ihm das Knie in die Magengrube, drückte den Jashinist mit seinem Gewicht zu Boden und ließ seine Faust erneut mitten in sein Gesicht krachen. Hidan jaulte wie ein Hund, wand sich, schlug und biss sogar um sich, doch ein weiterer Schlag auf seine gebrochene Nase sorgte für Stille.

Die violetten Augen verdrehten sich nach hinten, bis man das Weiße darin sah, sein Körper lag schlaff unter Itachi, der sich nun langsam wieder erhob. Wortlos blickte er auf seinen bewusstlosen Gegner herunter, dessen Gesicht blutverschmiert war…ganz zu schweigen von der zertrümmerten Nase. Gedankenverloren rieb sich Itachi die vermutlich wunden Knöchel seiner rechten Faust, ohne den Blick abzuwenden – zumindest bis Kisame neben ihn trat.
 

„Frust abgebaut?“

Itachi verengte die Augen, als er sich ihm zuwandte, doch er deaktivierte gleichzeitig die Sharingan. Nur flüchtig sah er zu dem Jungen, der wie aus Stein gemeißelt an Ort und Stelle verharrte, den Kampf verstört mitverfolgt hatte. Kisame entging das tiefe Ausatmen seines Partners nicht, ebenso wenig, wie dieser die Schultern straffte.

„Wir brauchen den Jungen lebend“, stellte er fest, was den Haimenschen zu einem rauen Auflachen bewegte.

„Ja…mit Sicherheit war das dein einziger Antrieb.“

Itachis finsterer Blick tangierte ihn nicht, dafür kannte er ihn zu lange und einschüchtern ließ er sich von niemandem. Er sorgte damit bloß dafür, dass er es noch eiliger hatte, ihre unliebsame Gesellschaft loszuwerden. Dieses dunkle Feuer in seinem Partner übte einen ziemlichen Reiz auf ihn aus…

„Das spielt keine Rolle“, hörte er ihn leise erwidern, zuckte daraufhin die Schultern.

„Wenn du das sagst…“

Kisame hatte nicht vor, jetzt eine Diskussion anzufangen, und Itachis Laune nach zu urteilen, hatte das Streitpotenzial. Es war nicht so, dass er es nicht drauf ankommen lassen wollte, indem er tiefer bohrte, aber das hatte Zeit. Schließlich waren sie nicht allein und Hidan zuckte schon wieder, was bedeutete, dass die Ruhe nun vorbei war. Wie befürchtet, stöhnte der Jashinist nur wenige Sekunden später gequält auf, ehe er sich wankend aufsetzte. Benommen tasteten seine Fingerkuppen nach seiner Nase, dann gab er ein schmerzerfülltes Zischen von sich und blickte zu ihnen beiden hoch.

„Scheiße, Mann“, murrte er nasal und fixierte Itachi. „…zimperlich bist du nicht so, was? Boah, ich spür jeden verdammten Knochen…“

Der Uchiha hob lediglich eine Braue, während Hidan jammernd versuchte, seine Nase gerade zu rücken. Anscheinend heilten die gesplitterten Knochen bereits, auch wenn er durch das Blut immer noch ziemlich heftig zugerichtet aussah.

„Glotzt mich nicht so an, klar?!“, fauchte er und Kisame musste grinsen.

„Dachte, du genießt Schmerzen?“

„Wenn ich sie meinem Gott bei einem Gebet opfere!!“, schnauzte Hidan zurück. „So ne gebrochene Nase tut voll weh!! Kann ja keiner wissen, dass der so ran geht, ey…macht hier einen auf Mimose und dann das…tse…“

Itachi schien das herzlich egal zu sein, denn er blickte den Jashinisten sehr unterkühlt an.

„Es ist nicht meine Schuld, wenn du die falschen Schlüsse ziehst“, entgegnete er bloß, was Hidan mit den Zähnen knirschen ließ.

Der Uchiha kümmerte sich nicht weiter um ihn, sondern kehrte ihm den Rücken, um nach dem Jungen zu sehen. Kisame sah ihm nur kurz nach, erwartete eigentlich, dass Hidan Anstalten machen würde, seinen Partner anzuspringen. Allerdings machte der viel mehr einen eingeschnappten Eindruck, schimpfte leise vor sich hin, während er wohl wartete, dass seine Nase abheilte – so wie die restlichen Knochen, die Itachi malträtiert hatte. Abgesehen von giftigen Blicken tat sich aber nicht viel – fürs Erste jedenfalls. Kisame würde ihn im Auge behalten. Sicher war sicher.
 

Zugegeben, es passte ihm ganz und gar nicht, dass er die vorausgesagte Stunde überzogen hatte. Nicht nur, weil Zeit ja bekanntlich Geld war, sondern auch, weil er seinen neuen, ungewollten Partner bereits so gut einschätzen konnte, dass ihm bewusst war, dass Komplikationen unvermeidbar waren. Zwar würden Kisame und Itachi diesen Idioten eine Weile in Schach halten können, doch Kakuzu mochte es nicht, die Fäden länger aus der Hand zu geben. Lieber war es ihm, wenn er alles unter seiner Kontrolle hatte – da lief wenigstens nichts schief. Zumal der Haimensch ebenso in Blutrausch geraten konnte, wie es bei Hidan der Fall war, aber Itachi würde das wohl unterbinden.

Zumindest hatte er seine Kontaktperson gefunden, so dass sie den Jungen nur noch gegen die verlangte Summe eintauschen mussten. Danach würden sie sich mit den anderen treffen, wie Pain es ihm aufgetragen hatte. Gut…nun konnte er bloß hoffen, dass sein verblödeter Partner keinen Unsinn angestellt hatte. War der Junge nicht mehr in einem Stück, würde er Hidan Unaussprechliches antun…

Jedoch blieb das erwartete Szenario aus, was Kakuzu unweigerlich stutzen ließ, kaum dass er die Lichtung erreicht hatte, an der er die vier zurückgelassen hatte. Stille hing über dem Platz, kein Geschrei, keine Verwüstung…niemand fehlte. Der kleine Daimyo hatte sich an einem Baumstamm zusammengekauert, blickte abwesend vor sich hin, während der Uchiha neben ihm stand, ihm einen ruhigen Blick zuwarf, als er ihn bemerkte. Kisame erhob sich aus seiner sitzenden Position, wobei er das einbandagierte Samehada schulterte…und Hidan? Der saß ein gutes Stück entfernt, hatte den Kopf auf die Knie gelegt und…es machte beinahe den Anschein, als würde er schmollen, so wie er auf seiner Lippe kaute und angefressen vor sich hinsah. Hatte das getrocknete Blut schon vorher in seinem Gesicht geklebt? Nein, immerhin hatte er ihn lediglich erwürgt…was also war in seiner Abwesenheit geschehen? Nun, was es auch war...er musste sich auf jeden Fall erkundigen, wie die zwei es geschafft hatten, diesen Spinner ruhig zu stellen. Das grenzte ja fast an ein Wunder…und Kakuzu war definitiv zu alt, um an so einen Schwachsinn zu glauben.

Feuer

Kisame konnte wohl behaupten, seinen Partner recht gut zu kennen – zumindest kannte er ihn besser als viele andere. Aus diesem Grund kam er schnell zu dem Schluss, dass Itachis Laune inoffiziell an ihrem Tiefpunkt angelangt war. Natürlich konnte selbst er nur spekulieren, was der Auslöser dafür war, doch da blieben letztendlich nur zwei Möglichkeiten, wenn man darüber nachdachte.

Grund eins drehte gerade sein totes Kaninchen, welches an einem Stock hing, über der Feuerstelle und warf immer wieder einen Blick zu dem Uchiha. Sie sich hatten in einem kleinen Waldstück niedergelassen, als die Nacht langsam hereingebrochen war – auch wenn Kakuzu dem bloß in seinem eigenen Interesse zugestimmt hatte. Wenigstens hatten sie sich auf diese Weise die Diskussion gespart.

Seitdem Itachi Hidan ordentlich verprügelt hatte, war dieser stiller, doch das war höchstens besorgniserregend. Wie oft hatte Kakuzu den Jungen in der kurzen Zeit schon getötet, weil er ihm auf die Nerven gegangen war? Sehr oft jedenfalls. Dass er Kakuzu kaum Beachtung schenkte und nicht einmal Streit anfing, empfand Kisame als schlechtes Omen. Mit Sicherheit stand da noch eine Revanche aus und im Gegensatz zum Jashinisten würde Itachi ein Kunai in seinem Rücken nicht überleben. Nicht, dass er seinen Partner für leichtsinnig hielt, auch wenn dieser so tat, als bemerkte er Hidans Mörderblicke nicht, doch man durfte diesen Irren nicht unterschätzen.

Der zweite mögliche Grund sorgte dafür, dass Kakuzu sehr zufrieden mit sich und der Welt wirkte. Unheimlich, aber zu behaupten, dass es ihn wundern würde, wäre eine Lüge gewesen. Sie hatten den kleinen Daimyo vor einigen Stunden übergeben können und das Lösegeld eingestrichen. Da es fahrlässig gewesen wäre, es haargenau am Treffpunkt zu zählen, hatte Kakuzu nur einen flüchtigen Blick in den Koffer werfen können. Nun saß er mit genügend Abstand zu ihnen am Feuer und zählte konzentriert Schein für Schein, ehe er sie wieder zu einem Bündel zusammenfasste und beiseite legte.

Kisame sagte dazu nichts, auch wenn er den alten Mann für gestört hielt. Vielleicht war Itachi deswegen in dieser Stimmung? Kakuzus Geldgeschäfte waren ihnen beiden zuwider, wobei er immer gedacht hatte, sein Partner würde dies eher akzeptieren können, als es bei ihm der Fall war. Nicht, dass Itachi sonst wie ein Wasserfall quasselte, aber er benahm sich selbst ihm gegenüber ungewohnt distanziert. Ja, sie waren nicht unter sich, mussten sich also zurücknehmen, doch Itachi blickte ihn nicht mal an, wenn er ihn ansprach.

Es frustrierte ihn, weil er nichts dagegen machen, sondern nur warten konnte. Zwar würde ihre gemeinsame Reise bald vorbei sein, nervig fand er es trotzdem. Er drehte sein eigenes Kaninchen über dem Feuer, starrte nachdenklich in die Flammen. Kakuzus leises Gemurmel war neben dem Knistern des brennenden Holzes alles, was die Stille unterbrach. Itachi war mit seinem Abendessen bereits fertig, hatte sich mit einem simplen Onigiri aus der letzten Taverne begnügt. Auch, wenn es Kisame auf der Zunge lag, hatte er nichts dazu gesagt; wenn sein Partner meinte, dass ihm das reichte…
 

„Ey du!“

Kisame hob eine Braue, als der Jashinist nach einer Weile plötzlich das Wort ergriff und Itachi aus seinen violetten Augen anfunkelte. Er hatte damit gerechnet, dass das Thema nicht aus der Welt war, aber diese direkte Art wunderte ihn. Weswegen sollte er den Uchiha ansprechen, wenn es nicht um den Denkzettel von zuvor ging? Sein Partner erwiderte den Blick des anderen abwartend, wobei sein Gesicht im Schein des Feuers keine einzige Regung zeigte.

„Wir müssen reden!“, stellte Hidan sein Anliegen klar. „Allein, kapiert?“

Kisame blinzelte, glaubte sich verhört zu haben, während Kakuzu gerade ein weiteres Bündel zusammenlegte. Auch wenn der geizige Taki-nin konzentriert wirkte, hörte er ihnen sicherlich genau zu.

„Wenn du ihm was zu sagen hast, kannst du das gern hier tun“, kam der Hüne seinem Partner mit einer Antwort zuvor.

Dieser hüllte sich vorerst in Schweigen, vermutlich hätte er dasselbe gesagt. Hidan verengte die Augen zu schmalen Schlitzen, rammte den Stock mit dem Fleisch in den Boden, wo er stecken blieb.

„Kann der nicht selbst sprechen, oder was?!“, wurde Kisame angepflaumt. „Und das war übrigens keine Bitte!“

„Hidan“, drang Kakuzus Grabesstimme warnend zu ihnen durch.

„Halt dich da raus, Kakuzu, und zähl dein scheiß Geld! Ich hab mit Püppi gesprochen! Also, was ist jetzt?!“

Itachis Mimik wirkte immer noch steinern, doch seine dunklen Augen, die sich in Sekunden blutrot färbten, drückten sehr gut aus, was er davon hielt.

„Deine Revanche wird sicherlich bis morgen warten können“, erwiderte er kühl, was Hidan innehalten ließ.

„Hä? Revanche? Wer hat denn davon was gesagt?!“, regte er sich im nächsten Moment auf.

„Ich wüsste nicht, was es sonst zu besprechen gäbe“, kam es zurück.

Kisame erinnerte der Tonfall an damals, als sie Deidara geholt hatten. Auch da hatte Itachi sich so herrisch und arrogant gegeben, was sonst überhaupt nicht seine Art war. Es wollte nicht zu ihm passen, wobei Kisame mit dieser Meinung wohl allein stand.

„Ja…nicht das halt!“, fauchte Hidan und es machte den Anschein, als würde er ihm gleich an den Hals springen. „Hör auf, so stur zu sein! Das nervt! Beweg dich einfach!“

Kisame hätte beinahe aufgelacht; das sagte ausgerechnet dieser Kerl? Schließlich hatten sie alle Komplikationen diesem uneinsichtigen Typen zu verdanken. Was er auch wollte, Itachi wirkte zunehmend genervter davon, dennoch wunderte es den Hünen, als er ruckartig aufstand.

„Fass dich kurz.“

Hidan funkelte ihn an, doch er murrte bloß leise, während er sich erhob. Es verlange Kisame viel ab, nicht ebenfalls aufzustehen und ihnen zu folgen. Was konnte dieser Verrückte schon außer einem Kampf wollen? Reflexartig glitten seine Finger über Samehadas Bandagen, als er den beiden nach sah. Nun, weit entfernten sie sich nicht, so dass er sie im Blick hatte.
 

Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie Kakuzu den Kopf schüttelte und sich dann wieder seinem Geld widmete.

„Dieses Blag…“, hörte er ihn finster brummen.

Kisame kommentierte das nicht, wenn er auch im Stillen zustimmte, doch er beobachtete die beiden lieber. Tatsächlich konnte er sich nicht vorstellen, worüber Hidan sich unterhalten wollte – denn das taten sie anscheinend. Sie standen einfach nur da, Hidan sagte irgendetwas, das er nicht verstehen konnte, und…grinste er? Da war ein Funkeln in seinen violetten Augen, das Kisame missfiel; alles, was der Jashinist sagte oder machte, missfiel ihm, wenn er ehrlich war. Itachi blickte unbeeindruckt zurück – jedenfalls, bis Hidan einen Schritt auf ihn zumachte und sich vorbeugte.

Er sah, wie Itachi automatisch nach hinten auswich, um den Abstand zu wahren, doch der Baum in seinem Rücken verhinderte das. Hidan stützte sich mit einer Hand am Stamm ab, direkt neben dem Gesicht des Uchihas, dabei immer noch so schmierig grinsend.

Die Situation war so skurril, dass Kisame nicht wusste, ob er lachen…oder aggressiv reagieren sollte. Nicht im Ernst, oder? Itachis Beherrschung schien dem jedoch standzuhalten, denn dieser zuckte nicht mal mit der Wimper, als Hidan noch näher kam. Viel zu nahe für Kisames Geschmack. Was zur Hölle…?

Der Uchiha schien spätestens jetzt genug von dieser Unterhaltung zu haben, denn das, was er ihm antwortete, erzürnte Hidan sichtlich. Dann ließ er den Jashinisten stehen, was diesen laut fluchen ließ. Itachi dagegen machte einen so gleichgültigen Eindruck, dass man meinen könnte, dieses Gespräch hätte nie stattgefunden. Die nun wieder dunklen Augen glitten von ihm zu Kakuzu, blieben schließlich am Feuer hängen.

„Ich werde noch etwas Holz holen gehen.“

Kakuzu gab einen nichtssagenden Laut von sich, der wahrscheinlich seine Kenntnisnahme ausdrücken sollte. Inzwischen war Hidan ebenfalls zurückgekehrt und ließ sich mit zerknirschter Miene auf den Boden fallen. Er griff nach seinem Fleisch und riss mit den Zähnen ein großes Stück heraus, um geräuschvoll darauf herum zu kauen.

„Ich komme mit“, entschied Kisame und wartete gar nicht erst auf Erlaubnis.

Sein Partner kehrte ihm lediglich den Rücken, wartete auch nicht auf ihn, sondern ging direkt los. Okay, das wurmte ihn, schließlich hatte er sich ja wohl nichts zu Schulden kommen lassen, das diese Behandlung rechtfertigte.

„Sehr subtil…“, hörte er Kakuzu an den Jashinisten gewandt raunen.

Dessen geknurrte Antwort war das Letzte, das er mitbekam, ehe er sich beeilte, Itachi zu folgen.

„Halt‘s Maul, Kakuzu…“
 

Das Tempo, das Itachi zunächst anschlug, wirkte beinahe so, als plante er eine Flucht. Natürlich tat er dies nicht, weswegen sollte er auch? Wohl kaum, weil Hidan ihm zu nahe getreten war – wieso auch immer. Kisame konnte seine Neugierde nicht mehr zügeln, packte seinen Partner daher fest an der Schulter, was diesen ruckartig zum Stehen brachte. Dass sich Itachi nicht zu ihm umdrehte, ließ ihn die Brauen zusammenziehen.

„…willst du mir endlich mal sagen, was los ist?“, fiel er mit der Tür ins Haus.

Überflüssiges Drumherumgerede war nicht sein Ding und sein Partner machte ebenfalls nicht den Eindruck, als hätte er gerade Nerven dafür. Diese unterschwellige Spannung, die plötzlich auch zwischen ihnen zu herrschen schien, bildete er sich kaum ein. Es erinnerte ihn an etwas, doch er konnte es nicht benennen.

„Ich weiß nicht, was du meinst.“

Und mit dieser offensichtlichen Lüge wischte Itachi seine Hand beiseite, um weiterzugehen. Kisames Kiefer malmten geräuschvoll und es verlangte ihm einiges ab, nicht auf diese Provokation anzuspringen. Allerdings ließ er sich auch nicht einfach abspeisen, weswegen er abermals zu ihm aufholte und ihn an der Schulter packte. Grober als zuvor riss er den Uchiha herum, so dass dieser ihn ansehen musste – und sogleich sah er in die leuchtend roten Mangekyou Sharingan.

„Ernsthaft?“, entkam es ihm perplex.

Itachi verengte die Augen zu schmalen Schlitzen, maß ihn mit einem Blick, der seinen Gegnern das Fürchten lehren konnte. Da war nur die Sache, dass Kisame dies nicht war.

„Lass mich los.“

„Weißt du…du machst mich langsam wütend“, knurrte er zurück.

„Dann lauf mir nicht hinterher.“

Die Worte reichten, um seine Geduldsspanne reißen zu lassen, und er packte Itachi am Kragen, drückte ihn mit Kraft gegen den nächsten Baum. Als nächstes musste er eine Faust abfangen, die beinahe in seinem Gesicht gelandet wäre. Nein, er verstand wirklich gar nichts mehr…der Hass in Itachis Augen konnte kaum für ihn bestimmt sein, nicht wahr? Dieser verbissene Ausdruck, als würde er am liebsten alles um sich herum mit seinem Amaterasu niederbrennen. Was war passiert, dass er sich so anders ihm gegenüber verhielt? Als hätte es die letzten Jahre nicht gegeben und sie stünden wieder wie am Anfang zueinander.

„Kriegst du dich jetzt mal ein?!“, blaffte er ihn an, ohne ihn loszulassen. „Keine Ahnung, was in dich gefahren ist, ob dir Hidan auf den Sack geht oder dich was anderes frustriert…aber verdammt noch mal, ich bin nicht dein Feind!“

Anscheinend erreichten die Worte seinen Partner, denn dieser zuckte merklich zusammen. Es wirkte beinahe, als würde er erst jetzt merken, wie er sich benahm. Kisame konnte es an der Art erkennen, wie das Glühen in seinen Augen erlosch, diese sich allmählich schwarz färbten. Die Faust, die er immer noch umklammert hielt, verlor ebenso an Spannung wie die aggressive Körperhaltung. Was blieb, war sichtbare Erschöpfung und vielleicht hatte Kisame lediglich als eine Art Ventil gedient.

Plötzlich wusste er, woran ihn die Situation erinnerte, und es ließ ihn stutzen. Damals, als Itachi die ANBU getötet hatte…auch da hatte er zunächst ungewohnt aggressiv gewirkt, ehe die Melancholie gefolgt war. Ähnlich hatte er sich beim Kampf gegen seinen Bruder verhalten, wobei da eher die Grausamkeit vorgeherrscht hatte. Wie er Hidan verprügelt hatte (auch wenn dieser seine Abreibung zweifellos verdiente)…als hätte etwas ausgesetzt. Was Kisame fehlte, war der Zusammenhang.
 

„…es tut mir leid.“

Kisame blickte ihn skeptisch an, denn die Entschuldigung half ihm nicht wirklich weiter. Erfahrungsgemäß brachte es wenig, darauf herumzureiten, weswegen er einmal tief durchatmete. Konnte man das einen Streit nennen? Sie stritten fast nie und schon gar nicht grundlos. Anstatt einer Antwort vergrub er die Finger in Itachis dichten, dunklen Haaren im Nacken und zog ihn an sich. Kurz spannte sich sein Partner an, ließ sich dann jedoch gegen ihn fallen und lehnte den Kopf an seine Schulter. Still blieb er so mit ihm stehen, streichelte ihm durch die Haare. Es wäre dem Hünen sogar egal gewesen, wenn einer der anderen beiden sie gesehen hätte – dafür fühlte es sich zu richtig an. Anhand Itachis ruhiger werdendem Atem nahm er an, dass es diesem genauso ging.

Eigentlich hatte sich Kisame ihre momentan seltene Zweisamkeit anders vorgestellt, aber es erschien ihm klüger, der Situation angemessen zu reagieren. Sein Partner schien das hier zu brauchen, denn er wurde merklich ruhiger. Ob er noch mal nachhaken sollte, was mit ihm nicht stimmte? Meistens blockte Itachi dies ab und er konnte ihn nicht zum Reden zwingen. Teufelskreis.

„Was wollte Hidan von dir?“

Es erschien Kisame die beste Lösung, erstmal dieses Thema anzuschneiden. Itachi lehnte sich immer noch an ihn, ließ sich die Streicheleinheiten gefallen.

„…was denkst du?“, hörte er ihn murmeln und musste schnauben.

„Sag mir nicht, dass er dich wirklich angemacht hat“, erwiderte er ungläubig.

„…“

„Du verarschst mich doch!“, entwich es ihm fassungslos. „Ich meine…du hast ihm die Nase gebrochen…und sicher auch einige Knochen. Wieso sollte er…?“

„Er findet mich attraktiv…und ich habe Feuer in mir. Das gefällt ihm.“

Kisame war davon überzeugt, dass dies niemand sonst auf so trockene Art und Weise hätte wiedergeben können. Das gab es doch nicht. Hidan hatte Gefallen an seinem Partner gefunden? Nachdem dieser ihm heftig aufs Maul gegeben hatte? Nun, wer auf Schmerzen stand…

„Soso, Feuer, ja?“, fragte er spöttisch, was Itachi mit den Schultern zucken ließ.

„Nicht meine Aussage.“

„Das dachte ich mir…und trotzdem ist es amüsant. Muss ich mir Sorgen machen, dass du mit dem Freak durchbrennst?“, flachste er, was der Uchiha mit einem Schnauben kommentierte.

Offensichtlich fand dieser Hidans ungeschickte Avancen weder sonderlich lustig noch schmeichelhaft, was Kisame zufrieden stimmte. Nicht, dass er etwas anderes erwartet hätte.

Hidan mochte also Kerle…oder beides, was auch immer, genauer wollte er nicht darüber nachdenken. Eigentlich wollte er gar nichts darüber wissen. Ob Kakuzu darüber im Bilde war? Seine letzte Aussage konnte man zwar so deuten, aber wie der Alte gesagt hatte – Hidan verhielt sich nicht gerade subtil. Wie er wohl reagieren würde, wenn er wüsste, dass Itachi ihm unter anderem eine Abfuhr erteilt hatte, weil er solche Dinge lieber mit ihm tat? Genugtuung überkam ihm bei dem Gedanken…das und noch ein anderes Gefühl, das ihn dazu drängte, seinen Partner zu küssen.
 

Nun, dieser war schneller, denn schon spürte Kisame kalte Finger an seinen Wangen, die ihn ein Stück zu sich runterzogen. Hitze durchflutete ihn, als sich die weichen Lippen auf seine drückten, und für den Moment gab es nur sie beide. Keine Zombie-Zwillinge, keinen Zielort…und ihr Disput von eben wurde unwichtig.

Kisame schlang einen Arm um den Uchiha, zog diesen näher an sich, während sich die Finger der freien Hand in seinen schwarzen Haaren vergruben. Hart presste er Itachi gegen den Baum in seinem Rücken, was diesen in den Kuss keuchen ließ. Bei diesem Laut musste sich der Hüne selbst ermahnen, das hier nicht außer Kontrolle geraten zu lassen. Nicht nur wegen ihrer unliebsamen Wegbegleiter, denn als Nuke-nin konnte man ihnen jederzeit auflauern – und Kisame wollte auf keinen Fall sterben, weil er sein Verlangen nicht im Griff hatte. Das wäre mehr als unwürdig.

Itachi machte es ihm zwar nicht leicht, indem er ihn mit einer Leidenschaft küsste, die man selten bei ihm erlebte, doch er nahm sich zusammen. Wenigstens biss ihn der Uchiha diesmal nicht, denn der Geschmack von Blut hätte Kisame an seine Grenzen gebracht. Drei Kreuze, wenn sie endlich angekommen wären und hoffentlich ein eigenes Zimmer beziehen konnten.

Es war Itachi, der sich schließlich löste, und erst da fiel Kisame auf, dass er die Augen geschlossen hatte. So unvorsichtig verhielt er sich sonst nicht. War wohl besser, wenn sein Partner nicht bemerkte, wie durcheinander er ihn brachte. Er nahm sich kurz Zeit, ihn zu mustern, und ihm entgingen die geröteten Wangen nicht, ebenso wie die funkelnden Augen. Nein, leicht machte er es ihm wahrlich nicht.

„Wir sollten zurück“, hörte er ihn murmeln und die Hände lösten sich von seinem Gesicht.

Bedauerlicherweise hatte er Recht, auch wenn Kisame genügend Gründe einfielen, die dagegen sprachen.

„…vergiss das Feuerholz nicht“, bemerkte er schmunzelnd, während sich der Uchiha seinem Griff entzog.

Ein leises Seufzen war alles, was er daraufhin vernahm.
 

Weder die Nacht noch der nächste Tag verliefen sonderlich ereignisreich, weswegen sie ihre Route ungestört fortsetzen konnten. Hidan hatte keine Wache gehalten, aber weder Kisame noch Itachi hätten ihn darum gebeten, da sie ihm nicht vertrauten. Sie beide hatten sich abgewechselt, wobei man bei Kakuzu nicht sagen konnte, ob er geschlafen hatte. Der Älteste von ihnen hatte sich irgendwann in sitzender Position gegen einen Baumstamm gelehnt und die Lider geschlossen.

Auf dem Weg zum Treffpunkt hatte der Jashinist zwar merklich geschmollt, aber das hatte immerhin dafür gesorgt, dass er weitgehend still geblieben war. Kisame lag zwar der ein oder andere Spruch auf den Lippen, doch er besaß genügend Verstand und Beherrschung, dies für sich zu behalten. Abgesehen davon, dass er seinen Partner nicht bloßstellen wollte, indem er dieses Thema ansprach. Unter ihnen beiden war das etwas anderes, da nahm er sich schon mal mehr raus, während er dies im Beisein der anderen Mitglieder unterließ.

Gegen Mittag kamen sie endlich an ihrem Zielort an und Kisame konnte seine Überraschung nicht verbergen.

„Ein Badehaus? Ernsthaft?“, fragte er, um sicherzugehen, dass sie hier nicht nur Rast einlegten.

„In der Tat“, kam die knappe Antwort des Taki-nin.

Anscheinend war der nicht allzu begeistert davon, dass sie ihr Treffen ausgerechnet hier abhielten. Der Grund war simpel, da musste Kisame nicht einmal nachdenken, denn unter Garantie war der Spaß nicht günstig. Ihm selbst war der Preis egal, denn bei ihren seltenen Zusammenkünften war bisher immer alles reserviert und im Voraus bezahlt worden. Wieso sollte es diesmal anders sein?

Auch Hidans Laune schien sich bei dem Anblick ihrer neuen Bleibe rasant zu bessern – trotz Itachis Abfuhr und fehlender Opfergaben an diesem Tag.

„Also, ich muss ja echt sagen, die Reise war bis hierhin echt beschissen…aber das da macht alles wieder wett!“, sprach er seine Gedanken sogleich aus und pfiff anerkennend. „Schicke Hütte!“

Kisame sah zu seinem Partner, der eine Braue gehoben hatte, sich aber nicht dazu äußerte. Musste er auch nicht, denn der Hüne wusste, dass sich Itachi über jede heiße Dusche freute und diese ausgiebig nutzte – so gesehen musste ihm dieses Badehaus wie das Paradies erscheinen.

„Was steht ihr hier noch rum?! Lasst uns reingehen! Bin schon total auf den Rest von diesem Verein gespannt!“, brach Hidan die Stille, woraufhin sich Kakuzus Miene noch mehr verfinsterte.

„Benimm dich“, mahnte er grantig, schritt dann aber voran.

Dass Hidan ihn nachäffte, ignorierte er geflissentlich.
 

Das Innere des Badehauses schnitt nicht schlechter ab als die äußere Fassade, so dass man daraus schließen konnte, dass es wirklich etwas teurer sein musste. War etwas passiert, dass Pain auf einmal so spendabel war, oder sollte das die Zufriedenheit der Mitglieder steigern? Nicht, dass das, außer bei Hidan, nötig gewesen wäre, aber er wollte sich nicht beschweren.

„Es ist für jedes Team ein Zimmer gebucht“, teilte ihnen Kakuzu mit, nachdem er mit der Rezeptionistin gesprochen hatte.

„Ich will mein eigenes Zimmer…“, moserte Hidan leise, worauf aber nicht eingegangen wurde.

„Da noch nicht alle da sind, könnt ihr euch vorerst zurückziehen“, teilte Kakuzu ihnen mit und reichte Kisame einen Schlüssel. „Eine Mahlzeit ist im Preis inbegriffen und wird euch aufs Zimmer gebracht.“

Der Hüne besah sich den Schlüssel, an dem ein kleines Etikett mit Nummer hing, kurz, bevor er einen Blick zu Itachi warf. Wie war das mit der Zweisamkeit noch gleich gewesen?

Der Uchiha wandte sich jedoch lediglich Kakuzu zu, nickte einmal, ehe er sich umwandte. Nun, das war ganz in seinem Interesse…

Leben

Es war eigenartig, wie schnell man sich an gewisse Dinge gewöhnen konnte, obwohl sie noch neu waren. Jedenfalls kam es Itachi so vor, während er von dem muskulösen Körper seines Partners gegen die Wand gepresst wurde. Seine Finger glitten fahrig über die nackte Brust, ertasteten die raue Haut in einer Ungeduld, die er eigentlich nicht von sich kannte. Sein Keuchen wurde von Kisames Lippen gedämpft, die sich immer wieder gegen seine drängten. Alle Gedanken, die ihn zuvor noch beschäftigt hatten, schienen plötzlich unwichtig zu sein, und er genoss dieses Gefühl. In der Regel war sein Wille nicht von Bedeutung, das war er nie gewesen. Es waren ihm Pfade aufgezeigt worden und er musste den des geringsten Übels wählen. Das hier war anders, denn es hatte absolut nichts mit dem zu tun, was er sich aufgebürdet hatte. Es war seine freie Entscheidung.

In Momenten, in denen sie sich so nahe waren wie jetzt, fühlte er sich wie ein normaler Mensch, der Erfahrungen machte, die einfach zum Leben dazu gehörten. Wenn Kisame ihn so ansah, wie er es gerade tat, schauderte es ihn bis ins Mark – auf eine sehr angenehme Weise. Eine der großen Hände hatte sich in seinen Haaren verkrallt, die andere rutschte soeben von seiner Hüfte zu seinem Hintern. War es seltsam, dass er das nicht unangenehm fand? Aber selbst wenn…es kümmerte ihn nicht. Dafür pochte die Hitze viel zu intensiv in seinem Körper und er stieß sein Becken auffordernd gegen Kisames, was diesen überrascht in den Kuss stöhnen ließ. Gleich darauf breitete sich ein Grinsen auf dessen Gesicht aus und er funkelte ihn amüsiert an.

„Soll mir das was sagen?“

Als würde er es nicht wissen. Itachi verengte die Augen, gab aber keine Antwort – nun, zumindest keine verbale. Stattdessen überwand er seine Hemmungen und schob die Hand in die Hose des anderen, was diesen in der ersten Sekunde stutzen ließ. Zugegeben, dafür, dass sie sich erst einmal auf diese Weise näher gekommen waren, agierte er doch recht forsch. Sei es drum, Kisame schien es nicht zu missfallen, wie er sein Glied umfasste, die Finger langsam an diesem herabgleiten ließ.

„Itachi…“

Sein Tonfall gepaart mit diesem Ausdruck in den hellen, grünen Raubtieraugen jagte ein erregtes Zittern durch seinen Körper.

„Mh?“, machte er jedoch nur und pumpte ihn schneller in der Hand.

Kisame schluckte merklich, musste sich anscheinend kurz sammeln, während er sich automatisch seinen Fingern entgegen bewegte. Es war faszinierend, ihn dabei zu beobachten und zu wissen, dass er dafür verantwortlich war.

„…du provozierst mich“, brummte der Hüne mit rauer Stimme.

Hoffentlich, war Itachis erster Gedanke, obwohl er sich bewusst war, dass sie aufpassen sollten. Es war besser, wenn Kisame diesmal keine so offensichtlichen Spuren an ihm hinterließ. Nicht, solange sie nicht unter sich waren. Allerdings geriet dieser Gedanke immer mehr in den Hintergrund.
 

Itachi japste auf, als ihn der andere gegen die Wand stieß, dabei seinen Kopf an den Haaren in den Nacken riss. Sein Atem ging abgehackt, während er aus Reflex die Hand aus Kisames Hose gezogen hatte und diese in dessen Schulter krallte. Er spürte die Erregung des Hünen durch den Stoff gegen seinen Schritt reiben und er presste die Lippen fest aufeinander, um keinen Laut von sich zu geben. Warm senkte sich Kisames Mund auf die Stelle direkt unter seinem Kinn, saugte an der empfindlichen Haut, bis es wehzutun begann. Ein leises Zischen entwich ihm und er zog ihm die Nägel über die Oberarme, während der Hüne mit der freien Hand seine Hose herunterriss. Itachi konnte nicht behaupten, dass ihm das nicht recht war – mehr als das, was Kisame seinem Hals antat. Bevor er etwas tun konnte, wurde er herumgewirbelt und fand sich Sekunden später auf den Tatamimatten wieder, seinen Partner über sich.

Eigenartig, dass er sich unter diesem Blick nicht unwohl fühlte, obwohl er mit entblößtem Unterleib dort lag. Sein Shirt war ihm bis zum Bauch hochgerutscht, verdeckte nicht annähernd, dass auch er hart war. Das Gefühl zog sich durch seine Leisten, so dass er sich beherrschen musste, um Kisame nicht direkt wieder auf sich zu ziehen und sich an ihm zu reiben.

„Hm…“

Itachi hob eine Braue, denn das klang nicht danach, als würde er so schnell Befriedigung bekommen. Was konnte es da bitte zu überlegen geben? Im Kampf gab sich Kisame doch auch seinem Rausch hin – warum konnte er das jetzt nicht tun? Stattdessen musterte er ihn ausgiebig, neigte dabei den Kopf, ehe er erneut zu grinsen begann.

„…ich denke, ich will was ausprobieren“, teilte er ihm viel zu gut gelaunt mit.

Itachi stutzte, als er daraufhin ein Stück herunterrutschte, so dass er mit dem Kopf praktisch zwischen seinen Beinen lag. Eine gewisse Unruhe erfasste den Uchiha, doch als er sich aufsetzen wollte, wurde er bestimmt zurückgedrückt.

„Du bleibst da liegen“, wies Kisame ihn an. „Beweg dich besser gar nicht. Hab sowas noch nie gemacht und mit den Zähnen ist das sicher noch mal ne Ecke schwieriger…“

Itachi starrte ihn an, sofern es ihm möglich war, nicht sicher, was er ihm da gerade zu sagen versuchte. Die Finger des anderen schlossen sich um seinen Schaft, während die freie Hand zu seinem rechten Oberschenkel wanderte, diesen festhielt. Was hatte er gesagt? Mit den Zähnen…? Wollte er…? Abrupt stieg ihm die Röte in die Wangen und dabei hatte er gerade angefangen, sich an diese neue Ebene ihrer Partnerschaft zu gewöhnen.
 

„Kisame…d-hah!“

Er biss sich hastig auf die Lippe, um sein Stöhnen zu dämpfen, doch es fiel ihm merklich schwer. Hatte Kisame soeben wirklich…seinen Penis in den Mund genommen? Seine Beine zuckten aus Reflex, aber da sich der Hüne dazwischen befand, konnte er sie kaum schließen. Ihm wurde schon bei dem Gedanken, was Kisame da gerade tat, schwindelig…das Gefühl des warmen, feuchten Mundes war noch mal eine ganz andere Stufe. Seine Wangen glühten regelrecht, während er die Finger haltsuchend in die Tatamimatten krallte und still zu liegen versuchte. Von den scharfen Zähnen spürte er bislang nichts, was ihn zwar wunderte, er aber bestimmt nicht bedauerte.

Über mehr konnte er sich keine Gedanken mehr machen, weil ihn die leicht rauen Lippen an seinem Glied in den Wahnsinn zu treiben schienen. Fahrig kratzte er mit den Nägeln über die Matten, sein Becken ruckte dem Hünen entgegen, während er seine Laute zu dämmen versuchte. Die Intensität dessen, was Kisame da mit ihm machte, jagte ihm pure Hitze durch den Körper.

Etwas Spitzes streifte ihn, jedoch nicht schmerzhaft genug, um seine Erregung abflauen zu lassen, auch wenn es dafür sorgte, dass er sein Becken ruhiger hielt. Nicht lange, denn was der Hüne da tat, machte das unmöglich. Er schloss die Augen, während er spürte, wie Kisames Zunge seine Spitze berührte, ganz sachte…bevor er ihn wieder in den Mund nahm…und herausgleiten ließ…und es wiederholte. Ohne, dass er die geringste Kontrolle darüber hatte. Immer wieder.

Der Orgasmus kam so plötzlich und heftig, dass er nicht mal daran denken konnte, seinen Partner zu warnen. Sein Körper bäumte sich auf, ein lautes Stöhnen entkam ihm…und dann sackte er in sich zusammen. Alle Spannung wich aus ihm, er konnte nur da liegen, nach Luft schnappen und mit glasigem Blick an die Decke starren. Gott...

Sein Herz raste in seiner Brust, während er versuchte, langsam einen klaren Gedanken zu fassen. Nur nebenbei bekam er mit, dass Kisame ins angrenzende Bad verschwand, und er hörte Wasser laufen. Gut, das konnte er nachvollziehen.

„Kurzes Zeichen wäre nett gewesen“, brummte der Hüne, als er zurückkam und sich neben ihn legte.

Itachi fühlte sich soeben nicht in der Lage, ihm ins Gesicht zu sehen. Anscheinend verfügte er doch noch über Schamgefühl.

„…“

„Ich meine, mit dem Mund war schon so ne Sache…wobei, nicht so schlimm, wie ich dachte. Hat sogar ‘n bisschen Spaß gemacht…aber das Zeug zu schlucken, das geht wirklich nicht.“

Itachi schloss abermals für einen Moment die Augen, fuhr sich durch seine zerzausten Haare. Als wäre es nicht schon unangenehm genug…als er die Lider hob, hatte sich Kisame auf die Seite gedreht und funkelte ihn amüsiert an.

„Du siehst nicht so aus, als wärst du noch zu viel fähig“, bemerkte er grinsend.

Wenn Itachi ehrlich war, stimmte das zwar, gleichzeitig fühlte er sich jedoch schlecht dabei, Kisame überhaupt keine Abhilfe zu verschaffen. Trotzdem diesem die Worte nur so über die Lippen sprudelten, zeichnete sich die Beule deutlich genug durch die Hose ab. Nein, er konnte das nicht ignorieren. Das war nicht fair.

„Ich kann mit der Hand…“, murmelte er und wollte sich aufrichten.

Kisame musterte ihn dabei wieder mit diesem Blick, der ihn zuvor bereits stutzig gemacht hatte.

„Leg dich mal auf die Seite“, meinte er dann nur.

Der Uchiha zögerte erst, tat schließlich aber, was er sagte. Ihm kam der Gedanke, dass sie vorher vielleicht die Futon aus dem Schrank hätten holen sollen. Das wäre bequemer gewesen…und im Nachhinein sehr viel leichter zu reinigen. Er zog die Brauen zusammen, als Kisame hinter ihn rutschte und sich, zweifellos nackt, gegen seinen Hintern presste. Suspekt war vermutlich das richtige Wort für das, was er dabei fühlte.
 

„…drück mal die Beine zusammen“, hörte er ihn raunen. „Nicht zu fest…hm, so ist gut.“

Die Anweisungen sorgten nicht unbedingt dafür, dass er sich wohler fühlte, aber wie war das noch gleich mit dem Vertrauen gewesen? Still wartete er ab, vernahm ein leises Geräusch, das er nicht zuordnen konnte.

„Und schau nicht so verklemmt.“

Warme Lippen drückten sich auf seinen Nacken und er konnte das Grinsen spüren, ohne es sehen zu müssen.

„Tue ich nicht.“

„Ich würde drauf wetten…“

Eine entsprechende Antwort blieb aus, als sich die feuchten Finger zwischen seine Schenkel schoben, dort etwas verteilten, was vermutlich Speichel war. Nein, die Skepsis konnte er ihm kaum übelnehmen. Auch wenn er nichts dagegen hatte, wie Kisame seinen Nacken küsste, diesen leicht mit den Zähnen streifte.

„Du musst nicht viel machen, nur so liegen bleiben“, brummte er, was Itachi innerlich seufzen ließ.

Na seinetwegen. Er war zu erschöpft, um zu diskutieren, und außerdem glaubte er nicht, dass sein Partner etwas tun würde, das er absolut nicht wollte. Er blieb still, auch wenn es sich befremdlich anfühlte, wie der andere sein Glied zwischen seine Schenkel schob, sich dabei noch enger an ihn presste. Langsam verstand er, was er vorhatte, und obwohl es…eigenartig war, ließ er es zu. Die rhythmischen Stöße wurden bald schneller, er vernahm den warmen Atem in seinem Nacken…scharfe Zähne gruben sich hinein. Itachi zögerte, drückte seine Schenkel dann ein bisschen mehr zusammen, ehe er wieder locker ließ…und das Ganze wiederholte – den Geräuschen nach zu urteilen, schien dies seinem Partner durchaus zu gefallen.

Das man es auch auf die Art machen konnte, war logisch, dennoch hatte er nie über so etwas nachgedacht. Warum auch? Und wer hätte ihm das schon näherbringen sollen? Er verdrängte seine stummen Fragen und konzentrierte sich auf Kisame, der von seinem Nacken abließ und sein Kinn packte, um nach seinen Lippen zu schnappen. Itachi ging darauf ein, schloss die Augen, um ihre Küsse noch intensiver wahrzunehmen. Bei niemand anderem würde er sich je so fallen lassen können. Er genoss es, wie der Hüne mit den Fingern über seine Seite streichelte, bis runter zu seinem Hintern, was ein angenehmes Kitzeln hinterließ. Nicht zum ersten Mal verlor er sein Zeitgefühl, bis er Kisame gegen seine Lippen stöhnen hörte und er gleich darauf etwas Feuchtes zwischen seinen Beinen fühlte.

Als sich Kisame gänzlich von ihm lösen wollte, griff er nach seinem Handgelenk, hielt dieses fest. Der Hüne verharrte kurz, bevor er den Kopf gegen seine Schulter sinken ließ und ihn eng an sich zog. Itachi ließ die Finger sanft über seinen Arm kreisen, senkte die Lider wieder. Eine Weile sprach keiner von ihnen, sie blieben lediglich liegen, ruhten sich aus.
 

„…ich glaub, wir haben das Essen verpasst“, murmelte Kisame nach ein paar Minuten.

Wahrscheinlich hatte er Recht damit, denn irgendwie bezweifelte der Uchiha, dass sie ein eventuelles Klopfen an der Tür vernommen hätten. Vielleicht hatten sie auch Glück und es wurde erst später gebracht. Er konnte jedenfalls nicht behaupten, dass das gerade sein größtes Problem war. Genau genommen hatte er soeben überhaupt keine Probleme. Er fühlte sich einfach nur gut.

„Hm…“

„Klingt, als würdest du schlafen wollen, anstatt was zu essen.“

Itachi seufzte leise, blieb aber liegen, obwohl es mit einem Futon sicher bequemer gewesen wäre. Zumindest war ihm nicht kalt, da er im Gegensatz zu Kisame noch sein Shirt trug und dessen Körperwärme ihr Übriges tat.

„Möglich“, erwiderte er und musste ein Gähnen unterdrücken.

Vermutlich lag seine Erschöpfung nicht ausschließlich daran, was sie miteinander gemacht hatten, sondern mehr an seinen aufgestauten Emotionen. Kisame hatte Recht gehabt, denn seine Wut hatte nicht ihm gegolten. Es war die Situation an sich gewesen, die ihn innerlich zermürbt hatte. Leute wie Hidan und Kakuzu waren ihm zuwider und obwohl er seine Abneigung zu verbergen versucht hatte, war es ihm jedes Mal sauer aufgestoßen. Dieses Kind hatte ihn unweigerlich an seinen Bruder erinnert…und an alles, was er Sasuke angetan hatte. Eigentlich richtete sich seine Wut nicht bloß auf die Zombie-Zwillinge, sondern auch auf ihn selbst. Seine Taten waren unverzeihlich und trotzdem er sich dessen bewusst war, würde er diesen Pfad bis zum Ende gehen müssen.

Es gab kein Zurück für ihn und obwohl er das die meiste Zeit über klaglos akzeptierte, weit von sich drängte, befürchtete er manchmal, es würde zu viel werden. Er war ein Mensch wie jeder andere und Menschen kamen irgendwann an ihre Grenzen. Eben jene Grenze hatte er in der Nacht zuvor erreicht, so dass er seinen Hass nicht mehr hatte kontrollieren können.

Kisame hatte ihm mehr geholfen, als diesem vermutlich klar war, und dafür war er ihm insgeheim dankbar. Obwohl er den Hünen zu Unrecht angefahren und ihn sogar angegriffen hatte, trug dieser ihm nichts nach, stellte nicht mal unangenehme Fragen. Es war schon ironisch, wie viel ihm Kisame als Partner und ebenso als Freund bedeutete, wo er ihn noch zu Anfang ihrer gemeinsamen Reise als Bedrohung gesehen hatte.

Umso lächerlicher empfand er Hidans Avancen, die bei ihm keinen guten Nerv getroffen hatten. Allein der Gedanke, den Jashinisten in irgendeiner Form in seine Nähe kommen zu lassen, ließ blanke Abscheu in ihm aufkeimen. Das Vertrauen, das er in Kisame setzte, war mit niemand anderem möglich – schon gar nicht mit jemandem, der ihn mit seiner Wesensart dermaßen anwiderte. Und das war noch milde ausgedrückt.

Er hatte in der eigentlich kurzen Zeit mitbekommen, wie Kakuzu und Hidan miteinander umgingen. Sicher, sie waren noch nicht lange ein Team, aber gemessen an ihren Werten würden sie das auch nicht so schnell werden. Zu wissen, dass sich ihre Wege bald für einige Zeit trennen würden, war daher pure Erleichterung.

Er schob die Gedanken beiseite und genoss lieber die Ruhe, die ihnen gerade noch blieb. Da Kisame nichts mehr sagte und keine Anstalten machte, aufzustehen, nahm er an, dass es in Ordnung war, wenn sie ein bisschen dösten. Allerdings wurde daraus nichts, denn plötzlich klopfte es an der Tür.
 

„Zimmerservice, hmm!“

Itachi schlug die Augen auf und hinter sich hörte er seinen Partner schnauben. Diese Stimme zusammen mit dem obligatorischen Satzanhängsel war ihnen beiden zu bekannt. Kisame löste sich von ihm, setzte sich auf, woraufhin Itachi es ihm gleichtat; gut, dass die Tür verschlossen war. Er wollte sich ungerne dem vorlauten Blondschopf erklären.

„Deidara?“, rief sein Partner, um sicherzugehen.

„Gut erkannt!“, drang es durch das Holz der Tür zurück. „Ich soll euch sagen, dass das Meeting in einer Stunde beginnt. Oh, und Pain hat uns einen der Onsen gebucht, damit wir unsere Ruhe haben, hmm.“

Dies wunderte keinen von ihnen beiden, immerhin bot sich ihnen hier eine seltene Gelegenheit, mal etwas Komfort zu genießen – natürlich waren sie dennoch aus einem Grund hier. Vielleicht hoffte Pain auch, dass die Atmosphäre ihre Gemüter ein wenig beruhigen würde – bei ihrem Neuling konnte das nur von Vorteil sein.

„Also dann, bis später, hmm!“

Schritte entfernten sich von der Tür und zumindest Itachi konnte nicht verhehlen, dass er froh darüber war. Wobei Kisame auch nicht den Eindruck vermittelte, als käme ihm diese Störung gelegen. Sein Partner seufzte langgezogen, erhob sich dann aber, streckte sich währenddessen einmal ausgiebig. Itachi musterte ihn dabei, fand es albern, sich jetzt noch zu genieren, indem er wegsah. Schließlich hatte sich dieser muskulöse Körper bis eben noch an seinem gerieben. Nun, das Zimmer war für die Nacht gebucht, demnach war eine Wiederholung nicht ausgeschlossen und zumindest ihm mehr als willkommen.

„Willst du mich noch länger anstarren oder kommst du mit duschen?“, riss ihn sein Partner aus den Gedanken.

Scharfe Zähne blitzten hervor, als er ihm grinsend die Hand reichte, welche der Uchiha ergriff.

„Das eine schließt das andere nicht aus“, erwiderte er bloß, woraufhin Kisame schmunzelte.

„Bist ja heute richtig schlagfertig, was?“

Itachi zuckte nur die Schultern und wandte sich ab, um ins Bad zu gehen. Die Arme, die sich von hinten um ihn legten und ihn zurück an die breite Brust drückten, ließen ihn dabei innehalten.

„Gefällt mir…“, raunte es nahe seinem Ohr, dann folgte ein Klaps auf den Hintern.

„Wir haben nur eine Stunde“, murmelte Itachi, dessen Wangen schon wieder verdächtig kribbelten.

„Eine Stunde ist lang…“

„…“

Gewissermaßen stimmte das und spätestens, nachdem Kisame seine Haare beiseiteschob, um erneut seinen Hals zu küssen, verflog seine Müdigkeit auf wundersame Weise…

Onsen

Kisame schnalzte einmal mit der Zunge, während er seinen Partner dabei beobachtete, wie sich dieser abtrocknete.

„Ich glaube, wir haben übertrieben…“, stellte er mit einem Blick auf seinen freigelegten Nacken fest.

Eindeutige Bissspuren zeichneten sich dort ab, stark gerötet, was durch das heiße Wasser sicher noch einmal verstärkt wurde. Aber nicht nur Itachis Nacken wies Spuren ihres Treibens auf, wenn er ihn sich so ansah. Anscheinend hatte er ihn doch härter angepackt, als ihm selbst bewusst gewesen war, denn vereinzelt fanden sich rote Abdrücke auf der hellen Haut. Das würde mit Sicherheit einige blaue Flecken geben.

„Lass bloß die Haare offen“, fügte er hinzu und schüttelte den Kopf über sich selbst.

Hatten sie sich nicht vorgenommen, aufzupassen, dass eben so etwas nicht geschah? Allerdings schien er sich mehr Gedanken darum zu machen als der Uchiha, denn dieser betrachtete sich relativ gleichmütig. Zumal es sich, wenn er darüber nachdachte, nicht gehörte, lange Haare im Onsen nicht hochzubinden. Die dunklen Augen wanderten schließlich zu ihm herüber, glitten über seinen Körper.

„…es könnten Kampfspuren sein“, meinte er nur.

Kisame runzelte die Stirn, sah ebenfalls an sich herab, ehe er ein ungläubiges Schnauben von sich gab.

„Trägst du deine Kämpfe neuerdings mit den Fingernägeln aus?“

Tatsächlich leuchteten rote Striemen an seinen Oberarmen und dieselben fanden sich an einigen Stellen auf seiner Brust wieder. Vielleicht wäre es klüger gewesen, bis nach dem Treffen zu warten. Andererseits…wem wollte er was vormachen? Als ob sie vorhin vernünftig hätten sein wollen...auch wenn sie bei der zweiten Runde nur ihre Hände benutzt hatten. Kisame konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal unter der Dusche wie ein Teenager gefummelt und geknutscht hatte.

„Vielleicht wollte ich dich nicht zu arg verletzen?“, kam es lapidar zurück.

„Ich verletz dich gleich arg…“, brummte er und legte sein eigenes Handtuch beiseite. „Eigentlich dachte ich, dir würde das mehr ausmachen als mir.“

Itachi zuckte mit den Schultern, während er einen der beiden dunkelblauen Yukata mit Wellenmuster, die an der Türklinke des Bads hingen, nahm und ihn sich überstreifte. Da sie ihre kompletten Sachen gewaschen und aufgehängt hatten, blieb ihnen auch keine andere Wahl. Wobei die Kleidung ja sowieso zur Ausstattung gehörte und im Preis inbegriffen war, das sollten sie dann wohl nutzen.

„Es ist, wie es ist.“

Damit hatte er Recht, immerhin beherrschte keiner von ihnen heilende Jutsu, die die Blessuren verschwinden lassen konnten. Auf der anderen Seite...was sollte es? Hidan laberte ohnehin in einer Tour Unsinn, Deidara würde sich einen Spruch nicht verkneifen können…und dem Rest war es wahrscheinlich egal. Ihm selbst sollte es egal sein. Es gab nichts, für das sie sich schämen mussten, aber es ging eben auch niemanden etwas an. Wenn Itachi Dinge über ihn wusste, war das eine Sache, doch die anderen standen ihm nicht derartig nahe.

„Gut, wir hatten also eine Auseinandersetzung, hm?“, stieg er drauf ein und sah Itachi zu, wie er den Stoff richtete und den Obi band.

Wenn er das Kinn nach unten gerichtet hielt, fiel der dunkle Fleck unter diesem gar nicht auf. Richtig bedauern konnte er es nicht, dazu hatte es sich zu gut angefühlt.

„Hm.“

Irgendwie war der Uchiha ziemlich locker, seitdem sie das Zimmer bezogen und sich miteinander vergnügt hatten. Kisame zog die Stirn in Falten, während er ihn betrachtete, wobei sein Blick auf seinem Gesicht verweilte. Selbst seine Mimik schien sanfter als sonst zu sein…und da war dieses kaum merkliche Lächeln. Sehr dezent, aber immer noch ein Lächeln. Kein Vergleich zu dem biestigen Verhalten vom Vortag und dieser starke Gegensatz gab ihm zu denken. Nicht, dass er einen ausgeglichenen, zufriedenen Itachi nicht mochte…es war bloß ungewohnt.

Möglicherweise sollten sie später mal über den Vorfall reden, auch wenn er ahnte, dass er mangelhafte Antworten bekommen würde. Davon abgesehen, dass Itachis gute Laune in dem Fall rapide sinken würde. Wollte er das? Nein. Er wollte Probleme aber genauso wenig ausblenden, weswegen er es wohl in einer ruhigen Minute ansprechen musste.

„Kisame.“

Er blickte auf, als ihn sein Partner aus den Gedanken riss und ihm seinen Yukata vor die Nase hielt.

„Die Stunde ist fast um.“

Und er kam nicht umhin, dies zu bedauern.
 

Da sie sich bereits im Vorfeld gewaschen hatten, reichte es aus, sich mit etwas Wasser im Vorraum zu übergießen, ehe sie sich zum Onsen begaben. Kisame hatte vermutet, dass sie die Letzten sein würden, doch als sie die Schiebetür öffneten, blickte ihnen lediglich eine Person entgegen. Die runden Augen, die sein gesamtes Gesicht noch puppenartiger wirken ließen, fixierten sie kurz, wandten sich aber recht schnell mit unverkennbarem Desinteresse ab. Sasori trug seinen Yukata noch, was eigentlich nicht erlaubt war, wobei Kisame vermutete, dass er nicht vorhatte, sich ins Wasser zu begeben; wer wusste schon, was das mit seinem aus Holz bestehenden Körper anrichten würde? Aus diesem Grund saß er wohl am Rande des Onsen, welches sich in keinem geschlossenen Raum befand, sondern nach hinten offen stand. Einige Bäume und Steine ließen die Umgebung natürlicher wirken und hinter dem abgrenzenden Geländer befand sich ein plätschernder Bach.

„Wo hast du Deidara gelassen?“, erkundigte er sich ohne Begrüßung, da der Rotschopf ohnehin keinen Wert darauf zu legen schien.

Kisame legte sein Handtuch beiseite, stieg dann in das Becken, wo sein Partner bereits saß und sich zurücklehnte. Die Haare hatte er dann doch zusammengebunden, aber da sie bislang unter sich gewesen waren, stellte das kein Problem dar – und Sasori interessierte sich dafür sowieso nicht.

Ob dieser manchmal bedauerte, das alles nicht mehr fühlen zu können? Wärme, Kälte, Hunger…und Lust vermutlich auch. All das, was das Leben erfüllte. War es überhaupt möglich, sich vollständig umzubauen? Dem Hünen fehlte nach wie vor jegliches Verständnis dafür, dass man den Wunsch hegen konnte, nichts mehr zu empfinden. Andererseits kannte er Sasori zu wenig, um seine Motive zu kennen – allein das Streben nach Perfektion konnte es nicht sein.

„Das Balg lässt sich wie immer zu viel Zeit…und ich nahm an, die Mehrheit wäre pünktlich.“

Da allgemein bekannt war, dass Sasori das Warten hasste, wunderte ihn die unterschwellige Bitterkeit in seiner Stimme nicht. Kisame zuckte bloß die Schultern, während er sich ebenfalls zurücklehnte, wie es sein Partner tat. Schweigen senkte sich über sie und der Hüne fühlte sich wieder an ihre gemeinsame Reise erinnert; grauenhafte Konstellation.

Jedoch hielt sich die Ruhe nicht lange, da aus dem Nebenraum Lärm zu vernehmen war.

„Ohne Scheiß…du hast ja echt einen Schwanz!!“

Itachi, der die Augen für ein paar Minuten geschlossen hatte, tauschte einen wissenden Blick mit ihm.

„Ich bin ja auch ein Kerl, verdammt noch mal – und jetzt hör auf, mich so anzuglotzen, hmm!“

Unter den Umständen wären sie zumindest nicht im Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit, wie Kisame belustigt für sich feststellte. Sein Partner seufzte kaum merklich, ehe er noch etwas mehr im Wasser versank; zweifellos war er schon jetzt von dem Tumult genervt.
 

Das Geräusch der ruppig geöffneten Tür zerriss die Stille und auch Sasori blickte auf, wobei man seiner Mimik keine Regung entnehmen konnte. Es war Deidara, der mit vor Zorn gerötetem Gesicht das Onsen betrat und sein Handtuch achtlos in die Ecke warf. Kisames Blick blieb kurz an seiner Brust hänge, wo sich eine zugenähte Narbe mit seltsamen Tätowierungen befand – war dies auch ein Teil seiner Kunst, wie die Münder in den Händen? Seine blonden Haare hatte er zu einem nassen Dutt zusammengebunden, aus dem das Wasser tropfte. Das sichtbare Auge, das nicht von der obligatorischen Strähne verdeckt war, schweifte einmal durch den Raum, dann schnaubte er und stieg zu ihnen in das Becken. Wasser spritzte in Kisames Richtung, als er sich absichtlich mit mehr Schwung als nötig neben ihn fallen ließ.

„Wer hat den Spinner eingestellt, hmm?!“, hörte er ihn angefressen blubbern und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Bedank dich bei Pain“, grollte Kakuzu, der gerade durch die Tür kam.

Kisame fragte sich, ob Itachi erleichtert darüber war, dass sich der vernarbte Taki-nin in genügend Abstand neben ihn setzte – und vernarbt war er wirklich am ganzen Körper. Sein Mund war von auffälligen Nähten gezeichnet, die von einer Wange bis zur anderen reichten, aber den Anblick kannten sie ja. Nun, wo die Kopfbedeckung fehlte, sah man sein struppiges, braunes Haar, das um einiges länger war, als Kisame gedacht hätte. So grotesk und unheimlich Kakuzu jedoch schien, es war sicherlich angenehmer für den Uchiha, neben ihm anstatt neben Hidan zu sitzen. Vor allem nachdem er diesem eine Abfuhr hatte erteilen müssen…und zugegeben, Kisame war es so ebenfalls lieber.

„Sei mal nicht so ne Zicke, Deidara-chan!“

Die Tür wurde geschlossen und Hidan betrat das Onsen, wobei er sich nackt und breitbeinig vor ihnen aufstellte, dabei die Hände in die Hüften stemmte. Seine silberne Kette mit dem Anhänger trug er weiterhin um den Hals, schien diese nicht abnehmen zu wollen.

„Bei so ner Wallemähne und dieser komischen Frisur ist das doch echt kein Wunder, dass man dich für ein Weib hält! Das haben Püppi und ich hier auch schon durch, ne?“

Itachi zog es vor, so zu tun, als gäbe es den Jashinisten nicht, während Deidaras Braue gereizt zuckte.

„Wirf mich nicht mit dem in einen Topf, klar, hmm?!“, murrte er und sandte dem Uchiha einen finsteren Blick.

„Oh? Dicke Luft bei euch beiden Tussis?“, fragte Hidan fast schon begeistert, registrierte dann aber Sasori.

Dieser blickte monoton zurück, blieb an das Geländer gelehnt sitzen und regte sich auch nicht, als Hidan mit dem Finger auf ihn zeigte.

„Und was bist du für einer? Ey, Kleidung im Onsen ist sowas von verboten! Schämst dich wohl, Kleiner?“, stichelte er und abrupt wurde es still. „Was denn? Kannst nicht reden, Pimpf? Gibt wohl keine Altersgrenze in diesem Verein, was?“

Deidara schielte zu seinem Partner und zweifellos wusste er aus persönlicher Erfahrung, wie man sich diesem gegenüber besser nicht verhielt. Sicher, Sasori war eigentlich ein ruhiger Charakter, jedoch war es ein Fehler, ihn zu ärgern. Auch Kakuzu bedachte den Puppenspieler mit einem interessierten Blick, schien sich aber raushalten zu wollen.

„Und was sind das eigentlich für komi-urgh!“

In Sekundenschnelle und ohne Vorwarnung steckten drei Senbon in Hidans Hals, ließen diesen gurgelnd zu Boden gehen. Blutiger Schaum tropfte von seinen Lippen und er krümmte sich zusammen, bis das Zucken verebbte. Die Haut, an der er getroffen worden war, verfärbte sich, leuchtete in einem ungesunden Violett. Gift. Was auch sonst?
 

Sasoris Ausdruck hatte sich nicht verändert, als er den Mund, aus dem er die Geschosse abgefeuert hatte, schloss. Wenn er giftige Senbon spucken konnte, wollte Kisame nicht wissen, was in diesem Holzkörper noch alles lauerte…

„Wie hat er es lebend hierher geschafft? Er ist langsam…und anscheinend nicht sehr intelligent.“

„Ich stimme dem zu – bedauerlicherweise ist er nicht totzukriegen“, erwiderte Kakuzu, woraufhin die beiden Künstler stutzten.

„Für meinen Geschmack sieht der ziemlich tot aus, hmm“, meinte Deidara und linste zu dem Jashinisten herüber.

Kisame grinste bei seinen Worten schief, entblößte seine scharfen Zähne.

„Das dachten Itachi und ich damals auch…“

„Das Gift ist hundertprozentig tödlich. Ich habe es schließlich entwickelt“, fuhr ihm Sasori dazwischen.

Anscheinend fühlte er sich persönlich beleidigt, dass jemand an der Wirkung seines Giftes zweifelte, auch wenn das nicht die Kernaussage war, die Kisame hatte treffen wollen. Kakuzu warf dem Puppenspieler ein spöttisches Lächeln zu, funkelte diesen aus seinen blutunterlaufenen, grünen Augen an.

„Selbst dein tödlichstes Gift kann niemanden umbringen, der unsterblich ist – und glaube mir, das bedauert niemand mehr als ich.“

„Unsterblich, hmm?“, kam es irritiert von Deidara. „Du meinst…der ist wie du?“

„Hn…nicht ganz“, knurrte der Taki-nin.

Kisame vermutete, dass es ihm nicht passte, dass Hidan wirklich unsterblich war. Soweit er wusste, galt Kakuzu als nahezu unsterblich, da er die Herzen anderer Menschen herausriss und sich diese einverleibte. In dieser Sekunde zuckte Hidan plötzlich und setzte sich langsam auf, wirkte noch etwas angeschlagen.

„Uh…au, verdammt…warum will mich jeder…aus diesem kack Verein immer sofort umbringen?!“, zeterte er, wobei er seltsam lallte, was vermutlich an dem Gift lag.

Still sahen sie zu, wie sich der Jashinist die Senbon aus dem Hals zog und sich diesen rieb, während er sich mit der freien Hand den Schaum vom Mund wischte. Er kniff die Augen zusammen, konnte wohl nicht sofort aufstehen, sondern musste sich sammeln. Schließlich warf er einen zornigen Blick in Richtung seines Mörders, der ihm ausdruckslos standhielt.

„Jetzt pass mal auf, du scheiß Pisskind, ich-“

„Sasori no Danna ist über 30, hmm“, unterbrach Deidara ihn salopp.

Scheinbar hatte er sich wieder gefangen, so schadenfroh, wie er gerade grinste, denn Hidan starrte erst ihn und dann den Rothaarigen fassungslos an.

„Was?! Du verarschst mich! Nie im Leben ist der so alt!“

„Es spielt keine Rolle, wie alt er ist“, mischte sich Kakuzu ein. „Setz dich ins Wasser und halte deinen vorlauten Mund. Dein albernes Verhalten geht jedem hier auf die Nerven.“

Die Schärfe in der Stimme des Alten hätte die meisten wohl zusammenzucken lassen, wohingegen es bei Hidan aber wenigstens reichte, um ihn kurzzeitig verstummen zu lassen. Nicht, dass zum ersten Mal so mit ihm geredet wurde…

„Du bist nicht mein scheiß Vormund, du Arschloch!“, schoss Hidan zurück, tat aber zu ihrer aller Überraschung, was Kakuzu ihm befohlen hatte.

Nun, zumindest den ersten Teil davon, denn er ließ sich mit dem Ausdruck eines trotzigen Kindes ins Wasser fallen – direkt neben Deidara, der etwas wegrückte. Kisame schmunzelte im Stillen, stellte für sich fest, dass er mit seiner Nähe wohl besser zurechtkam als mit der des unverschämten Jashinisten.

„Das fehlt mir noch…“, brummte der Taki-nin bloß.
 

Eine Weile schafften sie es tatsächlich, einfach nur das Onsen zu genießen und keinen Ton von sich zu geben. Zwar verstießen Gespräche nicht gegen die allgemeine Etikette, aber die meisten Menschen kamen hierher, um sich zu erholen, von daher empfand Kisame es gerade als recht angenehm. Selbst Hidan sah davon ab, weiter Streit zu provozieren, und versank bis zur Nase in dem heißen Wasser, wobei seine violetten Augen des Öfteren neugierig von Person zu Person wanderten. Bei Itachi verweilten sie leider auffällig oft, was dieser jedoch gar nicht beachtete.

„Hat dich was angefallen, Kisame, hmm?“, fragte Deidara in die Stille hinein und er stutzte.

Das hatte er durch Hidans Auftritt ganz vergessen, doch er fing sich recht schnell wieder, auch wenn nun zweifellos alle Aufmerksamkeit auf ihm lag, beziehungsweise auf den Kratzspuren, die der Uchiha hinterlassen hatte. Letzterer hielt sich natürlich komplett aus dem Thema raus, fixierte einen unsichtbaren Punkt an der Wand.

„So in etwa“, erwiderte der Hüne belustigt, woraufhin der Künstler den Kopf schief legte. „Sagen wir, es gab da eine Art…Meinungsverschiedenheit.“

Auch wenn er dafür viel passendere Bezeichnungen gehabt hätte und keine davon war negativ. Hidans Blick lag schon wieder auf seinem Partner, wobei er die Stirn in Falten legte.

„Sieht Püppi deswegen so ramponiert aus? Moment…hah! Ich hab’s! Jetzt passt alles zusammen, auch das von gestern! Ihr vögelt miteinander, jawohl!“

Abrupt kehrte die Stille im Raum wieder ein, keiner sagte etwas dazu…bis Deidara plötzlich auflachte.

„Oh Mann…du hast sie echt nicht mehr alle, oder? Ich meine…das ist das Erste, was dir einfällt? Du bist echt krank, hmm…“

„Was ist daran krank?! Gerade von einem wie dir…dass du auf Kerle stehst, riech ich fünf Meilen gegen den Wind!“, fauchte Hidan zurück, woraufhin Deidara erneut rot anlief.

„Was ist das denn für eine Unterstellung?! Überhaupt, sowas kann man nicht riechen!“, schnauzte dieser los. „Und im Übrigen hatte ich schon was mit nem Mädchen, klar, hmm?!“

„Küsschen auf die Wange, oder was?“, spottete der Jashinist, was Deidara zur Weißglut trieb.

„Du hast doch überhaupt keine Ahnung! Wahrscheinlich stehst du selbst auf Kerle, hmm!“

„Ja und?! Würde ich auch nie leugnen!“

Kisame hob eine Braue, während er dem Streit amüsiert zuhörte; wenn man bedachte, dass Hidan ausnahmsweise mal der Einzige war, der durchblickte, war das schon ironisch. Was für ein Pech, dass er zu viel Unsinn redete, als dass ihm jemand Glauben schenken würde. Kurz schaute er zu Itachi herüber, der dem Gezeter der beiden mit unbewegter Miene folgte.
 

Die hitzige Diskussion endete schneller als gedacht, da die beiden Streithähne plötzlich mit dem Kopf unter Wasser getaucht wurden. Kakuzus seltsame Fäden, die aus seinem Mund quollen, hatten sich um Hidans Hals geschlungen, während Deidara wie durch Geisterhand heruntergedrückt wurde. Bedachte man aber Sasori, der seine Finger gehoben hatte, war es nicht schwer, zu erkennen, dass er seine unsichtbaren Chakra-Fäden benutzte. Zappelnd und blubbernd wehrten sie sich, allerdings erfolglos…bis Kakuzu seine Fäden zurückschnappen und Sasori seine Finger sinken ließ.

Keuchend und prustend tauchten die beiden Jüngeren wieder auf, griffen sich an den Hals und sogen hastig Luft in ihre Lungen. Beiden hingen die nassen Haare in die Stirn, die Gesichter rot von Hitze und Atemnot.

„Scheiße, Kakuzu!!“

„Habt Ihr ‘n Knall, Sasori no Danna, hmm?!“

„Ich bin fast verreckt…“

„Du kannst nicht verrecken“, wies der Taki-nin seinen Partner noch einmal auf die Tatsache hin, während er gelassen am Rand des Beckens lehnte, die Arme auf diesem abgelegt. „Jedenfalls nicht lange.“

„Das hier ist ein Ort der Ruhe“, kam es mahnend von Sasori. „Euer kindisches Gekeife lenkt bloß unerwünschte Aufmerksamkeit auf uns.“

„Außerdem ist unser Aufenthalt zu teuer, um rausgeschmissen zu werden“, fügte Kakuzu hinzu.

„Davon einmal abgesehen, dass es niemanden interessiert, wer was mit wem tut. Ihr benehmt euch wie pubertierende Teenager.“

Kisame musste sich sein Lachen wirklich verkneifen, doch er war sicher, dass sein Grinsen dennoch eindeutig genug war. Wie konnte sich Itachi dabei so gut beherrschen? Dem sah man nämlich gar nichts an, seine Miene wirkte wie in Stein gemeißelt. Am besten verbiss Kisame sich die Bemerkung, dass die zwei tatsächlich noch in der Pubertät steckten – Itachi war zwar im selben Alter, aber der zählte nicht. Immerhin hatte sich der schon mit 13 Jahren viel zu erwachsen verhalten.

„Ohne Witz, ihr seid solche beschissenen Spaßbremsen…“, moserte Hidan und verschränkte die Arme vor der Brust.

Deidara lehnte sich wieder an den Rand des Onsen, wobei er sich die Haare aus der Stirn strich.

„Hmpf…“, machte er und linste dann wieder zu Kisame rüber. „So…was ist jetzt wirklich passiert, hmm?“

Kisames Grinsen wich nicht, als er sich dem Blonden zuwandte.

„Meinungsverschiedenheit“, wiederholte er und erntete ein Augenrollen von Hidan.

„Ja genau…“

„Wusste nicht, dass ihr überhaupt streitet“, erwiderte Deidara und fixierte kurz den Uchiha. „Wo ihr doch so ein vorbildliches Team seid, hmm.“

„Zu viel der Ehre“, feixte Kisame, während Itachi seinen Blick nun in Deidaras bohrte.

„Immerhin versucht keiner von uns den anderen zu ertränken.“

Jedenfalls nicht mehr, fügte der Hüne in Gedanken hinzu, auch wenn er sich direkt korrigierte, denn schließlich war Itachis Fall von der Klippe ein Versehen gewesen. Es wunderte ihn schon, dass sich sein Partner überhaupt auf ein Gespräch mit dem Künstler einließ, meistens reichte ein Aufblitzen der Sharingan.

„Wow, du kriegst ja die Zähne auseinander, Itachi, hmm“, spottete der Blondschopf.

Itachi bedachte ihn mit einem Blick, der deutlich machte, wie lächerlich er diese Anfeindung fand. Wenn das mal keinen erneuten Streit vom Zaun brach, andererseits war es sehr schwer, den Uchiha aus der Fassung zu bringen.

„Hast du ein Problem mit mir, Deidara?“

Oh, das kam unerwartet und es ließ direkt eine gewisse Spannung im Raum entstehen. Außer Hidan wusste jeder, was für ein Problem Deidara mit Itachi hatte. Dieser verengte die blauen Augen, funkelte sein Gegenüber an.

„Deine überhebliche Art ist mein Problem, Itachi, hmm.“

Sasori seufzte leise, aber hörbar.

„Nun geht das wieder los“, murmelte er genervt, was Deidara gereizt zu ihm herumfahren ließ.

„Ihr könntet mir ruhig ein einziges Mal den Rücken stärken, Sasori no Danna, hmm!“

„Wenn ich denke, dass du im Recht bist, werde ich das möglicherweise.“

„Wie bitte?!“

„Ich finde das alles ja echt mega spannend, also, warum Bondie Püppi hasst und so weiter…aber mal ne andere Frage“, plapperte Hidan dazwischen. „Auf wen oder was warten wir hier eigentlich noch? Dachte, der Obermacker von dem Verein hat das Treffen organisiert? Kommt der immer zu spät?“

Kisame stellte fest, dass das ausnahmsweise mal gar keine so dumme Frage war. Schließlich war Pain tatsächlich spät dran – würde er persönlich oder als Hologramm erscheinen?
 

„Pain wird sich euch in Kürze zeigen.“

Ruckartig fuhren sie herum, als sie die vertraute Stimme hörten, die aber anscheinend keiner erwartet hatte. Verdutzt sah Kisame zu, wie nach und nach immer mehr Papierschnipsel durch die Luft flatterten, bis sie sich langsam zu einem Menschen formten. Genau genommen zu einer blauhaarigen Frau, die in einen violetten Yukata mit rosafarbenem Blütenmuster gekleidet war und auf dem Geländer saß, an welchem Sasori in einigem Abstand lehnte. Konans bernsteinfarbene Augen wanderten einmal durch den Raum, die Mimik ebenso sparsam wie immer, so dass man nicht sagen konnte, was sie dachte – was irgendwie skurril war, da sie alle nichts am Leibe trugen. Sasori mal ausgenommen.

„Wer zur Hölle ist die Tussi denn?! Ist das hier jetzt plötzlich ‘n gemischtes Bad oder was?! Und warum ist die angezogen und darf uns bespannen, hä?! Das ist voll die Diskriminierung!“

Hidan war der Erste, der sich fasste, während der Großteil von ihnen still blieb und Deidara mit roten Wangen tiefer ins Wasser glitt. Zwar hatte Hidan irgendwo Recht, aber Kisame war definitiv zu alt, um sich wegen so etwas aufzuregen.

„Du bist also der Neue…Hidan, richtig?“, überging Konan die Anschuldigung, was diesen noch mehr erzürnte. „Willkommen bei Akatsuki. Ich bin Konan, Pains Partnerin.“

„Brauchst gar nicht ablenken, Schnalle! Und wenn du der Daimyo vom Feuerreich wärst – ne Frau hat hier nichts zu suchen!“

„Halt den Mund, Hidan!“, knurrte Kakuzu warnend. „Du benimmst dich wie ein Idiot.“

„Wieso ich?! Ist das für euch okay, dass sie euch begaffen kann, oder wie?! Wenn Typen das bei Frauen machen, gibt’s Stress, ne? Aber andersrum…ey, das ist total sexistisch!“

Konan blinzelte, auch wenn ihre Mimik weiterhin undurchsichtig blieb.

„Nun, ich versichere dir, dass dies nicht mein Anliegen ist“, gab sie monoton zurück. „Natürlich liegt es mir fern, dass sich jemand von euch unwohl fühlt…falls meine Anwesenheit daher von der Mehrheit unerwünscht ist, werde ich mich zurückziehen.“

Da sich auf die darauf folgende Stille niemand zu Wort meldete, wandte sich Konan wieder dem Jashinisten zu.

„Dann wäre das geklärt, nicht wahr?“

„Ihr seid solche feigen Säcke…“, murrte dieser bloß. „Zusammenhalt unter Männern…ist klar…“

Konan ignorierte ihn nun, wandte ihren Blick zur Seite, wo ohne Vorwarnung eine riesige Pflanze aus dem Boden zu wachsen schien. Die Venusfliegenfalle öffnete sich raschelnd, gab ein zweifarbiges Gesicht frei – dieses Mal war Zetsu also wieder anwesend.
 

„Was ist das denn?!“, kam es wie aufs Stichwort von Hidan. „Ihr nehmt in eurem Verein auch alles auf, oder?“

„Sieht man ja an dir, hmm“, nuschelte Deidara, woraufhin ihn ein böser Blick traf.

„Klappe, Deidara-chan!“

Während die beiden lärmten, fragte sich Kisame unweigerlich, ob sich Konan bereits seit geraumer Zeit in ihrer Nähe befand. Aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, dass die einzige Frau in ihrer Organisation nicht so leicht hinters Licht zu führen war. Als hätte sie seine Gedanken gelesen, bedachte sie ihn für einen Moment mit einem nachdenklichen Blick, welcher danach zu seinem Partner schweifte. Nein, Konan konnte nicht wissen, wie nahe sie sich standen…oder? Zugegeben, dank ihrer Papierkünste konnte sie sich recht unauffällig bewegen…

Kisame verdrängte seine Überlegungen, schließlich änderten sie rein gar nichts. Was sie miteinander taten, ging niemanden etwas an, solange es ihre Missionen oder Ziele nicht gefährdete und das tat es nicht. Seine Loyalität gegenüber Akatsuki stand nach wie vor an erster Stelle und Itachi würde sich in der Hinsicht nicht gegen ihn stellen, von daher gab es keine Probleme.
 

„Wie ich sehe, habt ihr alle hergefunden. Sehr schön.“

Die leicht verzerrte Stimme ließ sie abermals herumfahren und kaum, dass sie ertönte, erschien das unscharfe Hologramm ihres Anführers zwischen Konan und Zetsu. Kisame wunderte es nicht, schließlich nutzte Pain dieses Jutsu oft, um sie an den entlegensten Orten zu sprechen. So gesehen war ein Jutsu wie Konans, mit dem sie sogar Flügel bilden konnte, gar nicht so unpraktisch.

„Du musst Hidan sein…Willkommen bei Akatsuki.“

Der Angesprochene warf ihm einen argwöhnischen Blick zu, schnaubte dann.

„Und du bist dieser Pain, ja? Kein Bock persönlich hier aufzukreuzen, oder was?“

Pains Hologramm verzog keine Miene, blieb ruhig, wie das Original es stets zu tun pflegte. Eines musste man ihm lassen, man konnte noch so unverschämt sein, er fuhr nie aus der Haut – ebenso wie Konan. Kisame wusste jedoch, dass die beiden Grenzen hatten und wenn man diese ausreizte, starb man eines unschönen Todes.

„Es ist gerade etwas kompliziert für mich, Ame-Gakure zu verlassen, so dass ich nicht persönlich erscheinen kann. Dies soll jedoch nicht deine Sorge sein…ich nehme an, du hast viele Fragen?“

„Das kannst du laut sagen!“, brummte der Jashinist, woraufhin der andere nickte.

„Und du wirst sie im Laufe dieser Besprechung stellen können“, versprach er, wandte sich aber zunächst an Kakuzu. „Wir beginnen mit euren Missionsberichten…Kakuzu?“

Dieser räusperte sich, ehe er zu erzählen begann, dabei auch nicht ausließ, wo er Hidan eingesammelt hatte. Nun, das würde wohl noch ein langer Abend werden…

Geselligkeit

Wie nicht anders zu erwarten, zog sich ihre Besprechung im Onsen hin, was größtenteils an Hidan lag. Da der Jashinist gerade erst zu ihnen gestoßen war, stellte er viele Fragen, die Pain ihm bereitwillig beantwortete. Allerdings vermittelte er das Gefühl, dass ihm ihre Ziele vollkommen egal waren, recht gut, so dass sich bestätigte, was sich Itachi von Anfang an gedacht hatte; Akatsuki bedeutete für Hidan bloß eine abgesicherte Möglichkeit, um weiter in aller Ruhe rituelle Morde zu begehen. Wie widerlich er das auch fand, es war nicht seine Entscheidung, wer sich ihnen anschloss – und in Bezug auf Kakuzu war er der Einzige, der für diese Teamkonstellation infrage kam.

Was ihr neues Ziel anging, so war Itachi nicht sicher, wie er zu Suna-Gakure stand. Nur weil das Dorf zurzeit immer noch keinen neuen Kazekage ernannt hatte, war es nicht schutzlos. Im Gegenteil, seitdem es Orochimaru durch seine Intrige geschafft hatte, Konoha und Suna gegeneinander aufzuhetzen, war dort zweifellos äußerste Vorsicht geboten. Es würde kein Vergleich zu ihren Erlebnissen von vor einigen Jahren sein, da machte er sich keine Illusionen.

Zumal sie da nicht mit dem Jinchuuriki des Ichibi aneinandergeraten waren, was nun anders aussehen konnte. Laut diverser Gerüchte hatte sich Sabaku no Gaara mittlerweile in Suna integriert, bewegte sich dadurch auch freier, da er nicht mehr ausschließlich als gefährliche Geheimwaffe gesehen wurde. Da ihre Mission lautete, die dortige Lage auszukundschaften, würden sie dies vermutlich bald persönlich beurteilen können. Obwohl sich Kisame nicht beschwert hatte, ahnte Itachi, dass ihre neue Route bei ihm auf ähnliche Begeisterung stieß wie bei ihm die Aussicht auf einen Trip nach Yuki-Gakure. Sunas Hitze war dem Hünen schon beim letzten Mal an die Substanz gegangen, auf Wasser basierende Jutsus hin oder her.
 

„Ey, lasst uns gleich noch was trinken gehen! Ist doch noch viel zu früh zum Pennen und mit dem Alten is eh nix los! Der zählt dann nur wieder sein Geld!“

Natürlich kam der Ausruf von dem Jashinisten, kaum dass Pain ihr Meeting für beendet erklärt hatte und verschwunden war. Kisame schmunzelte merklich, schien dem Vorschlag aber nicht abgeneigt zu sein, wobei sie ja auch noch nicht gegessen hatten.

„Bist du überhaupt volljährig?“, fragte der Haimensch amüsiert nach, woraufhin Hidan die Arme verschränkte und das Kinn reckte.

„Na klar!“

„Ist er nicht.“

„Woher willst du das bitte wissen, Mumie?!“

Kakuzu zuckte mit den breiten Schultern, hielt dem funkelnden Blick stand, doch es war Konan, die ihm antwortete.

„Vor deiner Rekrutierung haben wir alle möglichen Informationen über dich zusammengetragen.“

„Tse…Stalker…“, moserte der Jashinist. „Also, was ist jetzt? Seid ihr dabei? Püppi? Blondie? Kommt schon! Wehe, ihr enttäuscht mich genauso wie die alten Säcke!“

Itachi hob eine Braue, konnte dieselbe Reaktion bei Deidara erkennen; ausnahmsweise schienen sie sich in ihrer Meinung einig zu sein. Der Blondschopf seufzte hörbar, strich sich die nassen Strähnen aus dem Gesicht, ehe er zu seinem Partner blickte.

„Ein bisschen Geselligkeit könnte Euch auch nicht schaden, Sasori no Danna, hmm?“

Sasoris Ausdruck blieb so emotionslos wie eh und je, als er seinen Kopf in Richtung des Jüngeren drehte.

„Und diese Annahme begründest du wie?“

„Na ja…kann auf Dauer nicht gesund sein, immer nur an Euren gruseligen M-…ich meine…interessanten Kunstwerken zu sitzen, hmm.“

Die braunen Augen wurden eine Spur schmaler, was nie ein gutes Zeichen war und Deidara deutlich machte, dass er sich auf dünnem Eis bewegte. Itachi fragte sich, wie die Reisen der beiden wohl abliefen. Schließlich diskutieren sie fast ausschließlich in ihrer Anwesenheit – dass der Blonde noch lebte, erschien einem wie ein Wunder. Vor allem bei Sasoris geringer Geduldsspanne.

„Ist natürlich Eure Entscheidung, was Ihr macht“, fügte Deidara an. „Aber ein oder zwei Stunden bringen Euch nicht um, hmm.“

„Physisch nicht, nein“, gab Sasori trocken zurück.

„Jetzt hab dich nicht so und tu ihm den Gefallen halt“, mischte sich Kisame grinsend ein, woraufhin beide Künstler stutzten.

„Keine Ahnung, was da bei euch läuft, aber ist echt offensichtlich, dass Blondie dich dabei haben will, Kurzer!“, pflichtete Hidan ihm ausnahmsweise bei.

„So hab ich das überhaupt nicht-“

„Du schließt dich uns doch auch an, oder? Konan-san?“, überging Kisame den Widerspruch und wandte sich an die Blauhaarige.

Zetsu war bereits verschwunden, nachdem sich Pain verabschiedet hatte, und sie schien es ebenso halten zu wollen. Bei Kisames Frage neigte sie leicht den Kopf, als würde sie überlegen.

„Etwas Zeit kann ich erübrigen“, erwiderte sie schließlich in ihrer monotonen Art.

„Ey Kakuzu, sogar die Alte kommt mit! Da kannst du jetzt aber nicht den Schwanz einziehen und dich wieder verpissen, klar?“, krakeelte Hidan durchs Onsen, was den Ältesten genervt seufzen ließ.

„Da ich dich noch länger ertragen muss, klingt Sake gar nicht so schlecht…“

„Dann fehlt ja nur noch Püppi!“, überging Hidan seinen Partner, zeigte diesem allerdings den Mittelfinger.

Itachi verspürte zwar wenig Lust auf die Gesellschaft der übrigen Mitglieder, aber sich als Einziger abzuschotten, kam ihm falsch vor. Außerdem konnten Kisame und er dabei ihr verpasstes Essen nachholen, es gab also auch etwas Positives daran.

„Meinetwegen.“
 

Eine Weile später saßen sie alle zusammen in einem separaten, gemütlich eingerichteten Raum um einen Tisch herum, während ihnen zu essen und zu trinken gebracht wurde. Vermutlich gaben sie für die Angestellten eine seltsame Truppe ab, so verschieden, wie sie waren – und das war noch milde ausgedrückt, so schnell wie diese aus dem Zimmer verschwanden. Aus dem Grund interessierte es wohl auch niemanden, dass nicht alle volljährig waren – was vermutlich besonders Hidan freute. Dessen Yukata war so locker gebunden, dass er seine halbe Brust entblößte, doch er schien sich darum nicht zu scheren, sondern griff direkt zu seinem mit Sake gefüllten Schälchen.

„Kanpai!“, rief er aus und die anderen stimmten mit ein.

Nun, abgesehen von Sasori, der stumm blieb und nichts anrührte. Kein Wunder, da er aller Wahrscheinlichkeit nach keinen funktionstüchtigen Magen mehr besaß. Itachi konnte dem Alkohol wie die Male zuvor nichts abgewinnen, würde es auch bei einem Schälchen belassen. Nicht bloß, weil er den Geschmack widerlich fand, wenn er sich die Gesellschaft so besah.

Kisame neben ihm schien damit kein Problem zu haben, denn er beließ es nicht bei einem Schälchen. Allerdings wusste der Uchiha, dass sein Partner eine Menge vertrug und nicht leichtfertig agierte. Sein Blick glitt für einen Moment zu Deidara, der sich schüttelte und die Lippen zusammenpresste – immerhin war Itachi nicht der Einzige, dem es so ging. Bloß dass er sich im Gegensatz zum blonden Künstler unter Kontrolle hatte, es nicht offen zeigte.

„Es ist unsinnig, etwas zu sich zu nehmen, das einem nicht mal schmeckt und noch dazu den Körper schädigt“, kommentierte Sasori das Verhalten seines Partners trocken.

Eine Zornesfalte erschien an Deidaras Stirn, während er langsam den Kopf drehte.

„Was geht Euch mein Körper an, Sasori no Danna?“

Der Rotschopf erwiderte den Blick des Jüngeren ohne jegliche Regung, schien sich von dessen patziger Tonlage nicht beeindrucken zu lassen.

„Nun, falls du meine Geduld eines Tages überstrapazierst, kann es gut möglich sein, dass ich dich meiner Sammlung hinzufüge. Deine Fähigkeiten wären eine interessante Ergänzung…“

Deidaras gerade noch recht finstere Miene wurde schlagartig blasser und er schien zu überlegen, wie ernst Sasori seinen Plan meinte. Vermutlich sehr ernst, so wie man ihn kannte.

„Was ein Schwachsinn!“, krähte Hidan dazwischen und wedelte mit seinem leeren Schälchen herum. „Keine Ahnung, was ihr zwei für komische Fetische habt – ist mir auch egal! Jedenfalls…Alkohol muss nur ordentlich knallen! Darauf kommt’s an!“

Kisame neben ihm konnte sich ein belustigtes Glucksen nicht verkneifen. Es wunderte Itachi, dass er so erheitert wirkte, obwohl ihm der Jashinist in den letzten Tagen dauerhaft auf die Nerven gegangen war. Vermutlich lag es daran, dass sie ihn nicht länger allein ertragen mussten.

„Wärst du nicht unsterblich, wärst du mit dieser Einstellung schon lange tot“, versetzte Kakuzu trocken.

„Tja, Pech für dich, dass ich alles überlebe!“, frotzelte sein Partner zurück und hielt ihm das Schälchen vor die Nase. „Na los, füll nach! Wird’s bald?“

„Damit du noch penetranter wirst? Wir teilen uns ein Zimmer.“

„Ich bin überhaupt nicht penetrant, du Drecksack!“

Das Gezeter war zumindest für Kisame und ihn nichts Neues, für den Rest schien es sehr…gewöhnungsbedürftig zu sein. Konan hob eine ihrer schmalen Brauen, schenkte den beiden aber ansonsten keine Aufmerksamkeit. Stattdessen richteten sich ihre bernsteinfarbenen Augen zuerst auf seinen Partner und schließlich auf ihn. Itachi fiel unweigerlich ein, was ihm im Onsen durch den Kopf gegangen war; ahnte sie etwas? Der einzige Grund, aus dem ihn dies störte, nannte sich Uchiha Madara. Er wollte seinem Verwandten keine Angriffsfläche bieten, jedenfalls nicht noch mehr.
 

„Bleibst du ebenfalls über Nacht hier, Konan-san?“, sprach Kisame sie an, woraufhin sie sich ihm zuwandte.

„Ich benötige nicht lange, um nach Ame-Gakure zurückzukehren. Daher ist dies nicht notwendig.“

Durch ihr Jutsu war sie wesentlich schneller als die meisten von ihnen, Deidara einmal ausgenommen, schließlich benutzte der Blonde häufig seine Kunst, um per Luft zu reisen. Davon abgesehen konnte sich Itachi nicht erinnern, dass sie je lange irgendwo ohne Pain blieb. So, wie die beiden miteinander umgingen, wurde deutlich, dass sie einander sehr lange kannten. Sie widersprachen einander nie, ergänzten sich und manchmal hatte Itachi das Gefühl, sie würden sich ohne Worte verstehen. Konan stand jederzeit felsenfest hinter Pain, vertrat seine Interessen in jedem Konflikt und fuhr dabei nie aus der Haut.

„Pain fehlt dir wohl?“, feixte Kisame und Itachi warf ihm einen kurzen Seitenblick zu.

Ihm erschloss sich nicht, was sein Partner damit zu erreichen versuchte, denn ihm kam es wie Provokation vor. Teilte Kisame vielleicht den gleichen Gedanken wie er? Itachi wusste, dass ihn viele unterschätzten, doch der Hüne war recht aufmerksam.

„Wir sind Partner…ebenso wie ihr beide.“

Obwohl sich Konans Stimmlage kaum verändert hatte, klang der Nachsatz eindringlicher, ebenso wie ihr Blick…da funkelte etwas Wissendes. Es glich einer Warnung, sich nicht weiter vorzuwagen – und Kisame schien sie zu verstehen. Sekunden lang sagte er nichts, ehe sich ein sehr breites Grinsen auf seine Lippen legte.

„Ja…“, erwiderte er gedehnt und Itachi spürte, wie sich unterm Tisch eine Hand auf sein Knie legte. „Wie wir beide.“

Obwohl es niemand sehen konnte, sandte die Berührung heißkalte Schauer durch seinen Körper, was sich allerdings nicht in seinem Gesicht spiegelte. Kisames Finger streichelten über den Stoff des Yukata, was eigentlich nicht mal unangenehm war, bloß ungünstig in dieser Situation.

„Anfangs habt ihr sogar Wetten auf uns abgeschlossen“, fuhr sein Partner bestens gelaunt fort. „Wie lange es dauert, bis ich ihm den Kopf abbeiße, nicht wahr?“

„Hauptsächlich hat Orochimaru dies angenommen“, gab Konan zurück. „Ich vertraute darauf, dass du dich beherrschen kannst.“

Itachi musste unweigerlich daran denken, wie lange sie kaum Schlaf gefunden hatten, weil sie einander ohne Unterlass gedroht hatten. Von einer Partnerschaft hatte man zu diesem Zeitpunkt nicht reden können…wenn man bedachte, dass Kisame selbst jetzt die Finger nicht von ihm lassen konnte. Wobei er annahm, dass ihn die Geste beruhigen…oder ärgern sollte. Warm und schwer ruhte die große Hand auf seinem Knie, bis Itachi diese kurz berührte und dann wegschob. Ohne, dass sie einander ansahen oder sich sonst etwas anmerken ließen.

„Dann kennst du mich wohl besser als ich mich selbst.“

Konan setzte erneut ihr Schälchen an die Lippen, zuckte dann mit den Schultern. Sie schien sich nicht weiter dazu äußern zu wollen, was für den Uchiha auch vollkommen in Ordnung war. Was alles in den letzten Jahren passiert war, ging niemanden etwas an. Er griff nach den Stäbchen, würde sich lieber dem Essen widmen, bevor Hidan ihnen nichts mehr übrig ließ. Fast schon bewundernswert, wie er gleichzeitig essen, trinken und mit Deidara diskutieren konnte – Kakuzu ignorierte ihn mittlerweile nämlich.
 

„Ach, du verstehst das eh nicht“, maulte Hidan, der wohl mal wieder versucht hatte, jemandem seine Religion aufzuschwatzen. „Vergebliche Mühe…genau wie bei dem Alten oder den Turteltäubchen da!“

Er zeigte mit den Stäbchen auf Kisame und ihn, was über alle Maßen unhöflich war. Itachi fragte sich, wie Hidan aufgewachsen war, dass er so konsequent jegliche Regeln missachtete. Vielleicht war das auch Absicht, um sie zu provozieren – ebenso wie er es mit seinen Worten tat. Turteltäubchen?

„Ich spür doch, dass da was zwischen euch läuft! Braucht gar nicht so zu tun! Ich meine, warum sonst hätte Püppi mir ‘n Korb gegeben? Ich bin verdammt heiß!“

Wie konnte man so ein riesiges Ego besitzen? Glücklicherweise schien er nicht der Einzige zu sein, den diese selbstherrliche Rede sprachlos machte. Auch die anderen starrten den Jashinisten an, als hätten sie sich verhört.

„…du hast Itachi angebaggert, hmm?“

„Klar!“, gab Hidan ohne Schamgefühl zu. „Dich würd ich auch anbaggern, Deidara-chan, also kein Grund, eifersüchtig zu sein~“

Dem blonden Künstler entgleisten die Gesichtszüge, während Hidan vielsagend mit den Augenbrauen wackelte, was ziemlich lächerlich aussah.

„Vielleicht bist du auch einfach nicht sein Typ“, meinte Kisame schmunzelnd, was den Silberhaarigen stutzen ließ.

„Aber du, oder was? Ich hab genauso viele Muckis wie du! Und ich seh‘ um einiges besser aus!“

„Gut, dass es dir nicht an Bescheidenheit fehlt“, erwiderte Kisame gelassen, während Itachi ihm Sake nachschenkte.

Mittlerweile wusste er nicht mehr, wie er selbst dieses peinliche Gerede nüchtern ertragen sollte. Nicht, dass er sich deswegen betrinken würde, vor allem da er vermutlich nichts vertrug, aber möglicherweise hätte es das einfacher gemacht.

„Was willst du denn damit sagen, huh?“, murrte Hidan. „Ist halt ne Tatsache, dass ich heiß bin!“

„Ansichtssache.“

Itachi musste nicht den Kopf heben, um zu wissen, dass nun alle ihn ansahen. Sei es drum, schließlich hatte er damit überhaupt nichts zugegeben. Warum war das überhaupt Thema? Als Shisui damals wegen Izumi nachgehakt hatte, war das ebenfalls unangenehm gewesen. Shisui war jedoch sein Freund gewesen, weswegen er es ihm nicht sonderlich übel genommen hatte. Die Menschen um ihn herum dagegen standen in keiner Beziehung zu ihm, außer, dass sie derselben Organisation angehörten. Zweckgemeinschaft – Kisame ausgenommen.

„Ha! Ich hab’s ja gew-“

Weiter kam der Jashinist nicht, da sich in diesem Moment eine große Hand mit so viel Wucht auf seinen Mund presste, dass er nach hinten fiel. Strampelnd und sich windend versuchte er, die Hand, die an dunklen Schnüren hing, von seinem Gesicht zu lösen – vergeblich. Kakuzu hielt ihn scheinbar mühelos unten, ohne sich zu seinem Partner umzudrehen.

„Genug von dem Unsinn“, brummte der Taki-nin finster. „Wir sollten uns lieber über die Ausgaben der letzten Monate unterhalten…“

Nicht unbedingt ein Thema, das sich größerer Beliebtheit erfreute, vor allem, da sie bereits vorhin darüber gesprochen hatten, aber gut. Wenn es dafür sorgte, dass Hidan den Mund hielt, war das die angenehmere Alternative.
 

„Kakuzu ist nicht zu beneiden, oder? Ich meine, klar, irgendwie haben die sich schon verdient, aber trotzdem. Ich würde keinen von denen auf Dauer aushalten…“

Itachi warf einen Blick zu seinem Partner, der sich soeben rücklings neben ihn auf den Futon fallen ließ, dabei an die Decke blickend. Kisame hatte zwar einiges getrunken, dennoch merkte man es ihm kaum an, abgesehen davon, dass seine Stimme rauer klang.

„Oder Sasori…wundert mich, dass da noch keiner den anderen umgebracht hat. Wie die miteinander auskommen, ist mir ein Rätsel. Kunst hin oder her…“

Und er redete noch mehr als sonst, fiel Itachi auf, auch wenn er es nicht aussprach. Der Uchiha lehnte an der Wand, die Beine ausgestreckt, was Kisame zum Anlass nahm, sich auf die Seite zu rollen und mit den Kopf in seinen Schoß zu legen. Déjà-vu. Damals hatte er um das Leben des Hünen bangen müssen, während es nun einfach eine vertraute Geste war. Wie von selbst vergrub er eine Hand in dem dunkelblauen Haar, streichelte ihm durch dieses.

„Konan-san kann man jedenfalls nichts vormachen, oder?“

Itachi blickte vor sich hin, antwortete nicht sofort darauf; wie erwartet, war es Kisame nicht entgangen.

„Es spielt keine Rolle“, murmelte er, obwohl er nicht sicher war.

Für Konan mochte es unerheblich sein, was zwischen ihnen lief oder nicht, doch Madara war eine Komponente, die ihnen Ärger machen konnte. Andererseits…warum sollte Konan ihm dies mitteilen? Was würde es ihr bringen? Oder Pain? Ihre Beziehung zueinander würde nichts ändern.

„Nein, vermutlich nicht“, stimmte ihm Kisame zu.

Itachi fuhr mit den Fingern durch die Wirbel in seinen Haaren, genoss die Ruhe, die ihnen vorhin nicht gegeben gewesen war. Die Vertrautheit, die sie nicht vor den anderen zeigen wollten, weil diese nur Kollegen auf Zeit waren. Auch das mit Kisame würde nicht von ewiger Dauer sein, aber daran wollte Itachi gerade nicht denken. Ein paar gemeinsame Jahre würden sie noch haben. Trotz dieses Wissens verursachte es eine Bitterkeit, die er schwer verdrängen konnte. Wie so oft schnürte es ihm die Luft ab, ließ einen dicken Kloß in seinem Hals entstehen. Manche Nächte lag er stundenlang wach, weil ihn der Gedanke an den Tod nicht losließ.

„Willst du mir eigentlich noch erklären, was gestern mit dir los war?“

Es wäre heuchlerisch gewesen, zu behaupten, Itachi wüsste nicht, wovon sein Partner sprach. Er wusste es ganz genau, doch eine Erklärung konnte er ihm nicht liefern. Seine Finger verharrten in Kisames Haaren, bewegten sich aber nicht mehr. Ein Verhör hatte er eigentlich vermeiden wollen.

„Ist das von Bedeutung?“, murmelte er defensiv. „Ich habe mich entschuldigt.“

Ein Schnauben ertönte von dem anderen.

„Darum geht’s nicht. Du weißt, dass ich nicht frage, damit du zu Kreuze kriechst oder so…ich will nur wissen, ob’s dir gut geht.“

„Ja.“

„Das kam jetzt etwas zu schnell…“

„Kisame…“

Der Hüne drehte sich etwas, blickte zu ihm auf, um seine Raubtieraugen in die seinen zu bohren, dabei blieb er jedoch in seinem Schoß liegen. Wahrscheinlich war Kisame wirklich der Mensch, der sein Lügengerüst am meisten gefährdete. Es war nicht so leicht, jemanden anzulügen, für den man etwas empfand…und Itachi empfand eine Menge. Geborgenheit, Zuneigung…und er war nicht gewillt, dies aufzugeben, bevor es nötig war. Einmal egoistisch sein – durfte er sich das erlauben? Auf Kisames Kosten? Sicherlich war es falsch, doch andererseits…wie viele falsche Dinge hatte er bereits getan? Er konnte nicht einfach abbrechen und so tun, als wäre nichts gewesen. Nicht jetzt. Nicht, nachdem sie all diese Grenzen überschritten hatten.
 

„Schon gut.“

Verwirrt sah er zu dem Hünen herunter, war eher versehentlich in seine Überlegungen abgedriftet. Es wunderte ihn, dass der andere direkt aufgab, normalerweise versuchte er länger, etwas aus ihm rauszubekommen. War er wütend auf ihn? Weder die Tonlage noch seine Mimik deuteten darauf hin, doch Itachi wollte nicht, dass der Vorfall zwischen ihnen stand.

„Ich…“

„Das war ernst gemeint. Lass gut sein“, unterbrach ihn der Hüne seufzend. „Es bringt mir nichts, dich zum Reden zu zwingen. Entweder weichst du aus oder du lügst mich an – da will ich lieber keine Antwort.“

Es klang immer noch nicht zornig, nicht mal schnippisch, sondern resigniert. Kisame hatte natürlich Recht; genau so würde es laufen und das wollte auch Itachi nicht.

„Es ist kompliziert“, erwiderte er leise.

„Unser komplettes Leben ist kompliziert“, kam es schroff zurück.

Das traf den Kern der Sache, trotzdem Kisame nicht ahnte, wie es um seine Beweggründe stand. Seine Existenz basierte auf so vielen Lügen und Geheimnissen, dass ihm selbst manchmal davon der Kopf schwirrte. Nach wie vor, er hatte sich dafür entschieden und würde es bis zum Ende durchziehen.

„Ich will nur…du weißt schon. Wenn was ist…so wie damals, als es dir nicht gut ging“, drückte sich der Hüne undeutlich aus. „Du kannst dich auf mich verlassen. Ich verlass mich ja auch auf dich…wir sind ein Team, nicht wahr?“

Itachi brauchte einen Moment, um das Gesagte zu realisieren, obwohl er das ja bereits wusste…und genauso sah. Sie waren ein Team und vertrauten einander - bis zu einem gewissen Grad. Bei Itachi war dieser Grad halt gravierend. Kisame würde das bestimmt nicht so locker sehen, wie er es jetzt tat. Verständlicherweise…und obwohl Itachi sich deswegen schuldig fühlte, konnte er die Dankbarkeit nicht unterdrücken. Seine Mundwinkel hoben sich zu einem schwachen Lächeln, weil der Druck auf seiner Brust nicht mehr zuließ. Aus seinem Teufelskreis gab es kein Entrinnen.

„…irgendwann vielleicht“, umging er die selbstverständliche Antwort und wusste nicht, ob er auch diesmal log.

Wenn es ausschließlich um ihn selbst gegangen wäre, hätte er ihm einiges mehr erzählt. Allerdings hingen Sasuke und Konoha mit dran. Beides bedeutete ihm mehr als sein Leben.

„Irgendwann, huh?“

Es linderte sein schlechtes Gewissen, dass Kisame grinste, trotzdem er ihn schon wieder abwies. Gerade weil sein Partner so ehrlich zu ihm war, machte er es ihm noch schwerer. Dieser richtete sich etwas auf, funkelte ihn aus seinen Raubtieraugen auf eine Weise an, die Itachi jedes Mal angenehm schaudern ließ. Die warme, raue Hand, die sich an seine Wange legte, ließ ihn kurz die Augen schließen. Ja, Geborgenheit war das richtige Wort für das, was er in der Nähe des Haimenschen fühlte.

„Ich komm drauf zurück.“

Itachis Lächeln wurde eine Spur sanfter, als er die Lider wieder hob und sich herunterbeugte, um seine Stirn an Kisames zu lehnen. Dass der Hüne ihm keinen zusätzlichen Druck machte, sondern ihm Halt gab, bedeutete ihm mehr, als er ihm jemals mitteilen konnte.

„Davon gehe ich aus.“

Das helle Grün bohrte sich in seine schwarzen Iriden…dann trafen ihre Lippen aufeinander. Verlangend, heiß…nein, Itachi konnte nicht mehr zurück…er wollte nicht zurück. Und er wusste, dass es Kisame nicht anders ging.

Misstrauen

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Ertrunken

Er stand an einem Strand. Weißer, pulvriger Sand…kleine Steinchen und Muscheln darin, die seine Füße berührten, als er in Richtung des türkisfarbenen Meeres lief. Wasser, soweit das Auge reichte. Die Sonne heizte seinen Mantel auf, sodass er ihn einfach abstreifte, im Sand liegen ließ, während er weiterging. Keine Menschenseele um ihn herum. Stille. Nur das leise Rauschen des Meeres…Wind, der sanft durch seine Haare fuhr. Idyllisch. War er innerlich je so ruhig gewesen?

Obwohl er das Meer eigentlich fürchtete, hatte er keinerlei Bedenken, spürte schon bald das kühle Nass an seinen Zehen. Er hinterließ Abdrücke im feuchten Sand, die jedoch von der nächsten Welle weggespült wurden. Ausradiert. Als wäre er nie hier gewesen. Als hätte es ihn niemals gegeben. Die ruhige Melancholie in seinem Inneren ließ ihn weiterlaufen, langsam, einen Schritt nach dem anderen, bis ihm das Wasser zur Hüfte reichte. Seine Kleidung klebte an seiner Haut, wog schwer an ihm, doch es störte ihn nicht. Nichts konnte ihn stören. Es war so friedlich. Ein schöner Ort. Zum Sterben schön.

Etwas tropfte ins Wasser. Tropf. Tropf. Tropf. Gleichmäßig und als er in das türkisfarbene Wasser sah, bemerkte er die roten Tropfen darin, die mit ihrer verschwommenen Form an kleine Spinnentiere erinnerten…sich ausbreiteten. Viel zu schnell ausbreiteten. Seine Finger wanderten mechanisch zu seinem Gesicht und er realisierte mit erschreckendem Gleichmut, dass ihm Blut aus Mund und Nase tropfte. Immer mehr. Immer schneller. Starb er?

Seine Lider wogen schwer, als würde er jeden Moment zur Seite kippen, doch es beunruhigte ihn nicht. Auch, als er den Boden unter den Füßen verlor, er in den mittlerweile roten Fluten versank, ließ er es zu. Er würde ertrinken. In seinem eigenen Blut ertrinken. Allein. Einsam. Erst als das rote Wasser in Mund und Nase eindrang, ihm die Luft nahm…begann sich sein Körper dagegen zu wehren. Er strampelte, zuckte, versuchte, zurück an die Oberfläche zu gelangen…doch es half nichts. Der eisenhaltige Geschmack des Wassers gemischt mit seinem Blut schien überall zu sein und die blanke Panik war alles, was er noch fühlte. Er wollte nicht sterben. Todesangst legte sich mit festem Griff um seine Kehle, drückte zu…und er riss in schierer Verzweiflung die Augen auf. Er wollte nicht. Nicht so…nein, hallte es in seinem Kopf wider. Nein…
 

Sein Körper ruckte so heftig nach vorn, dass es ihm die Luft aus den Lungen presste. Wie ein Fisch auf dem Trockenen zappelte er, kippte keuchend und ächzend zur Seite, verkrampfte sich dabei vollkommen. Alles drehte sich und die Übelkeit wurde schlimmer, sodass er zu würgen begann.

„Scheiße!“

Eine große Hand streichelte über seinen Rücken, während ihm die andere die Haare aus dem schweißnassen Gesicht strich. Er konnte nicht darauf reagieren, spürte nur noch, wie ihm die Magensäure hochkam und ihm diese aus dem Mund tropfte. Der üble Geschmack ließ seinen Magen erneut rebellieren und brachte ihn zum Spucken. Es sollte einfach nur aufhören.

Sein Herz raste, während er auf der Seite lag, zitternd und sabbernd, nicht fähig, seinen Körper zu kontrollieren. Er schloss die brennenden Augen, versuchte, sich zu beruhigen. Er vernahm die vertraute Stimme des anderen, wie sie ihm leise zusprach. Nur langsam wurde es besser, er bekam wieder Gefühl in seinem Körper, spürte seine Nägel, die sich in seine Handinnenflächen gebohrt hatten.

„Itachi? Hey…sieh mich an!“

Er war zu erschöpft, um den Kopf zu heben, warf seinem Partner lediglich einen knappen Seitenblick zu. Immer noch streichelte ihn der Hüne sanft, wischte ihm über das nasse Kinn. Erbärmlich.

„Geht’s wieder?“

Abgesehen davon, dass sich die Scham beinahe schmerzhaft anfühlte, ja, es ging. Er richtete sich vorsichtig auf, wischte sich mit dem Ärmel seines Mantels über den Mund. Reste von Magensäure und Blut klebten daran, ließen ihn sich erneut verkrampfen. Unweigerlich fühlte er sich wieder in seinen Albtraum zurückversetzt; hatte er sich versehentlich gebissen? Wo kam das Blut her? So einen Anfall hatte er noch nie gehabt. Nicht so schlimm…und er litt in seinen Träumen nicht selten.

„Muss ja n heftiger Albtraum gewesen sein“, brummte Kisame neben ihm. „Ich dachte, du erstickst…“

Itachi rieb sich den Hals, der sich rau und trocken anfühlte. Widerlich.

„Entschuldige.“

„Schwachsinn!“, erwiderte Kisame ruppig auf seine heiseren Worte. „Hast du dir ja bestimmt nicht ausgesucht, oder? Hier, trink was.“

Er nahm die offene Wasserflasche an sich, setzte diese an die Lippen und trank ein paar Schlucke. Das Rauschen in seinen Ohren ließ allmählich nach und er atmete tief durch, schloss abermals die Augen. Als er sie wieder öffnete, entging ihm Kisames kritischer Blick nicht.

„Vielleicht hast du dir was eingefangen?“, überlegte der Hüne laut, während er ihn musterte. „Das eben war jedenfalls nicht normal und…hast du dir auf die Zunge gebissen oder wo kommt das Blut her?“

Natürlich entging seinem Partner so etwas nicht, doch nein, daran lag es nicht. Generell spürte er keinen Schmerz in seinem Mund, was er dem anderen allerdings nicht mitteilte. Stattdessen zuckte er mit den Schultern, trank noch einen Schluck aus der Flasche.

„Möglich.“

Es brachte nichts, wenn sich Kisame mehr Sorgen als nötig um ihn machte. Das wollte der Uchiha auch nicht, trotzdem er es zu schätzen wusste.
 

„Na gut, dann ruh dich aus, damit wir morgen weiter…oder einen Medic-nin aufsuchen können.“

Itachi seufzte leise, ehe er den Kopf schüttelte, den anderen fest ansah.

„So schlimm ist es nicht.“

Ganz überzeugt war er zwar selbst nicht, schließlich war das der erste Anfall dieser Art – sofern man es denn so bezeichnen konnte –, aber solange es sich nicht wiederholte, wollte er nicht unnötig Aufhebens darum machen. Er schraubte die Flasche wieder zu, während er den Blick kurz über ihren Rastplatz schweifen ließ. Das Feuer war mittlerweile verloschen, doch so erregten sie weniger ungewollte Aufmerksamkeit – so kurz vor Kaze no Kuni konnten sie das erst recht nicht gebrauchen. Der Wald, in dem sie sich befanden, würde wohl der vorerst letzte auf ihrer Reise sein, schließlich bestand die Gegend um Suna Gakure weitgehend aus Wüste.

„Wie oft ich das schon gehört hab…“, brummte Kisame neben ihm, was Itachi eine Braue heben ließ.

„Als wärst du weniger stur“, erwiderte er bloß, woraufhin der Hüne grinsen musste.

„Kann ich schlecht leugnen“, gab er zu. „Trotzdem…leg dich noch mal hin. Notfalls bleib ich länger wach.“

Wenn Itachi ehrlich war, wollte er bei aller Erschöpfung gerade nicht schlafen. Der Albtraum steckte ihm immer noch zur Genüge in den Knochen, aber er ahnte, dass Kisame nicht mit sich reden lassen würde. Daher behielt er den Widerspruch für sich und legte sich wieder hin, wobei er aber nach ein paar Sekunden den Kopf in Kisames Schoß legte. Die anfänglichen Hemmungen…Berührungsängste schwanden jeden Tag mehr und gerade in Situationen wie diesen war es ein gutes Gefühl, nicht allein zu sein. Er senkte halb die Lider, als ihm der Hüne mit einer seiner großen Hände direkt durch die Haare zu streicheln begann. Wie oft er diese Pranken schon jemandem den Schädel zertrümmern gesehen hatte...wie viel Blut an ihnen klebte…auch an seinen.

„…willst du mir davon erzählen?“

Die Frage wunderte ihn, denn eigentlich redeten sie nicht über ihre Träume…beziehungsweise Albträume. Andererseits hatten sie so einige Dinge bis vor kurzem nicht getan...

„Da gibt es nicht viel zu erzählen“, murmelte er nach einigen Sekunden. „Ich bin ertrunken.“

Kisame schwieg ebenfalls für eine Weile, wobei die Finger in seinem Haar verharrten. Zweifellos schrieb er das dem Vorfall von vor einigen Jahren zu und möglicherweise hing das ja tatsächlich immer noch in seinem Unterbewusstsein fest.

„Hm…“, machte er nachdenklich. „Ist das die Art zu sterben, die dir am meisten Angst macht?“

Itachi wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Als Shinobi setzte man sich oft mit seinem Tod auseinander und was ihn betraf, wünschte er sich, dass es schnell ging. Kein langes Leiden, nicht viel Zeit für Reue…kein Existieren danach. Der bloße Gedanke, er müsste sich all seinen Sünden stellen…oder den Menschen, deren Schicksal er besiegelt hatte, ließ die Übelkeit erneut in ihm aufsteigen.

„Nein“, erwiderte er leise und spürte, wie Kisame wieder durch seine Haare strich. „Auch wenn es sicher…angenehmere Arten zu sterben gibt. Die Panik, wenn sich die Lungen langsam mit Wasser füllen, ist furchtbar.“

„Na ja…da ich Kiemen habe, wird das nie ein Problem für mich werden, aber ich verstehe, was du meinst.“

Itachi schloss die Augen, während er dem anderen zuhörte und die Berührungen genoss. Nur Kisame konnte er so nahe an sich heranlassen und in Momenten wie diesen war er froh darüber, nicht allein sein zu müssen.

„Was ist es bei dir?“, murmelte er, ohne die eigentliche Frage zu beantworten.

„Welchen Tod ich am meisten fürchte?“

„Ja.“

Kisame schien zu überlegen, was den Uchiha nicht wunderte; wer ihn nicht besser kannte, hätte wohl vermutet, dass er direkt leugnen würde, sich überhaupt vor dem Tod zu fürchten. Sein Partner mochte vom Kämpfen besessen sein, den Blutrausch genießen, doch er war gewiss nicht so stumpfsinnig, überhaupt nichts beim Gedanken an den Tod zu empfinden. Die große Hand ruhte schwer auf seinem Kopf, strahlte eine Wärme aus, die ihn unweigerlich beruhigte.

„Ich schätze…einen sinnlosen Tod zu sterben“, erwiderte er schließlich vage. „Es ist nicht der Schmerz, den ich fürchte, sondern…die Aussicht auf einen Tod, der keine Bedeutung hat oder bei dem ich keine Kontrolle habe. Ich will bis zum letzten Atemzug kämpfen…das habe ich immer und so will ich, dass es endet. Mit einem würdigen Gegner, der mir einen guten, letzten Kampf liefert.“

Itachi wusste nicht, warum er bei diesen Worten eine Gänsehaut bekam, irgendetwas berührten sie anscheinend in ihm. Vielleicht war es auch die Tatsache, dass er selbst ebenfalls keinen sinnlosen Tod sterben wollte…und konnte. Er konnte nur auf eine Weise sterben und in seiner Vorstellung waren die Schmerzen annehmbar. Wenn er durch Sasukes Schwert fallen würde, wäre das eine Gnade. Er musste daran glauben, wollte sich daran festhalten. Es würde alles enden.
 

„Itachi?“

Möglicherweise lag es aber auch an dem Gedanken, dass ihr Team nicht für immer bestehen würde. Sie lebten ein gefährliches Leben und obwohl er sich dieser Gefahr bewusst war, seitdem er mit vier Jahren um die Leichenberge herumgeschlichen war, fühlte es sich bitter an. Jedes Mal wieder.

Es gab in dieser Welt nichts, was ihm zustand…und er lebte zu lange unter diesen Bedingungen, als dass er sich noch einbilden konnte, es wäre anders. Alles, was er tun konnte, war, es sich zu nehmen, solange es existierte…und wenn es sich dabei um Kisame handelte, war das nun einmal so.

Die Hand auf seinem Kopf glitt zu seiner Wange herunter und er lehnte sich dagegen, vernahm den schwachen Geruch von Blut an dieser. Sein eigenes Blut, das Kisame vorhin von seinem Kinn gewischt hatte. Obwohl ihm der Geruch übel werden ließ, drückte er seine Lippen ohne zu zögern gegen die warme Innenfläche, was den Älteren merklich stocken ließ.

Wenn Itachi ehrlich war, wollte er nicht bis nach der Mission warten. Eben weil ihr Schicksal ungewiss war…und er sich bewusst war, dass er sich nur Kisame hingeben konnte. Ihr Vertrauen war über die Jahre gewachsen, ihre Bindung durch all die Erlebnisse gestärkt...und ihm selbst rannte die Zeit weg. Auch wenn er Kisames Begründung nachvollziehen konnte, spürte er diesen Widerwillen in sich, der ihn zu unvernünftigen Entscheidungen drängte. Es war nicht seine Art, ganz und gar nicht, und er hatte eigentlich gedacht, er hätte jeden jugendlichen Trotz abgelegt, schließlich war er kein Teenager mehr…und selbst, als er es noch gewesen war, hatte er sich nicht wie ein pubertierendes Kind verhalten. Jedenfalls hoffte er das.

„…dir geht’s anscheinend besser.“

„Ich sagte dir, dass es nicht so schlimm ist“, murmelte er gegen die graublaue Haut, presste einen weiteren Kuss darauf.

Eine Lüge. Eine von vielen, denn gut fühlte er sich nicht. Deswegen fing er doch damit an, damit es ihm besser ging. Was war die Alternative? Ein unruhiger Schlaf voller Albträume?

„Sicher, dass das eine gute Idee ist?“, fragte Kisame, doch seine Stimme klang bereits rauer.

Itachi schnaubte, die Bitterkeit seines Traumes und des darauf folgenden Gesprächs keimte erneut in ihm auf.

„Ist mir egal“, brummte er, als er sich auf Kisames Schoß schob und die Finger in dessen kurzen Haaren vergrub.

Das Funkeln in den grünen Raubtieraugen schauderte ihn, erregte ihn, denn es drückte Begierde aus. Es ließ jedes Zögern überflüssig erscheinen, sodass er seine Lippen auf Kisames drückte, welcher den Kuss ebenso verlangend erwiderte. Die scharfen Zähne ritzten seine Unterlippe, doch der leicht brennende Schmerz verstärkte bloß die Intensität. Ein Keuchen entwich dem Uchiha, als er sich plötzlich mit dem Rücken auf dem Waldboden wiederfand, Kisame über ihm, und erneut küssten sie so heftig, dass jeder Gedanke aus seinem Kopf vertrieben wurde. Was blieb, war dieses alles verzehrende Feuer, das seinen kompletten Körper einnahm und von dem er nicht genug bekommen konnte.

Kisames Zähne an seinem Hals, die rauen Lippen, welche deutliche Male auf seiner Haut hinterließen…die Hände unter seiner Kleidung…es ließ ihm schwindelig werden, sein Herz erneut rasen – auf eine angenehme Art. Er wollte mehr davon, schob seine Hand zwischen sie und in Kisames Hose, in der sich dessen Härte bereits deutlich abzeichnete. Nun, das ging wohl ihnen beiden so…und dennoch wusste er, dass Kisame seine Meinung nicht ändern würde. Das war in Ordnung, schließlich hatte er zugestimmt, dass es erst nach der Mission dazu kommen würde. Es gab genügend andere Optionen bis dahin…
 

„Du hast mir nicht gesagt, was es bei dir ist.“

Itachi realisierte die Frage im ersten Moment kaum, war kurz vorm Einschlafen. Träge öffnete er die Augen einen Spalt breit, während er halb auf Kisame lag, der einen Arm um seine Taille geschlungen hatte. Sie trugen nur noch ihre Shirts, hatten die Mäntel über ihre entblößten Unterleiber gezogen, die Beine ineinander verschlungen. Der Orgasmus hatte jegliche Anspannung von Itachi abfallen lassen und selbst jetzt, als Kisame danach fragte, reichte es nicht aus, um ihn aus diesem Zustand zu reißen. Die warmen Finger, die sanft über seine Seite streichelten, dabei seine Rippen nachzeichneten, waren nicht unschuldig daran. Die Antwort lag ihm auf der Zunge, er könnte sie aussprechen und Kisame würde ihn verwirrt ansehen, es nicht verstehen. Er könnte ehrlich zu ihm sein, seine Bedenken ausschalten und ihm sagen, was ihn quälte…aber das Risiko war viel zu groß. So wie immer.

„Einsam zu sterben.“

Es war wenigstens ein Teil der Wahrheit, die er Kisame vorenthalten musste, wenn man sie auch verschieden auslegen konnte. Tatsächlich machte ihm der Gedanke, irgendwo allein an seinen Wunden verenden zu müssen, Angst. Ohne eine Menschenseele…mit der Aussicht auf den Tod, der ihn ins Ungewisse führen würde. Seine Lider schlossen sich wieder und er vergrub das Gesicht an Kisames Brust, lauschte dessen Herzschlag, der immer gleichmäßiger wurde. Es beruhigte ihn, verhinderte, dass er sich zu sehr hineinsteigerte…und er hoffte, dass Kisame nicht weiter fragen würde. Er wollte nicht mehr darüber reden oder daran denken.

Sein Partner schien mit der Antwort nicht gerechnet zu haben, denn er sagte nichts dazu, obwohl er seinen Blick im Nacken spürte. Der Griff um seine Taille festigte sich, gab ihm unweigerlich Halt und Sicherheit. Trotzdem es nicht für immer sein würde, fühlte es sich gerade gut an, ebenso wie das Paar Lippen, das sich auf seinen Schopf drückte.

„Schlaf…ich halte Wache.“

Ausnahmsweise widersprach er nicht, sondern nickte müde, gab sich der Wärme und Geborgenheit hin. Tatsächlich folgten in dieser Nacht keine weiteren Albträume.

Observation

Die sengende Hitze Kaze no Kunis fühlte sich noch genauso unangenehm auf Kisames Haut an, wie er es in Erinnerung gehabt hatte. Er war in Kiri-Gakure aufgewachsen, einem dunklen Ort umgeben vom Meer und mit einer hohen Luftfeuchtigkeit. Je näher sie Suna-Gakure kamen, umso mehr stellte Kisame fest, dass dies nicht seine Welt war. Er konnte nachvollziehen, wie sich Itachi fühlen musste, wenn sie in verschneite Gebiete reisen mussten. Nun, lange würden sie hoffentlich nicht mehr durch die Wüste laufen müssen, wenn sie sich nicht in dieser verdammten Einöde verlaufen hatten – hundertprozentig sicher konnte man da nie sein.

Itachi neben ihm hatte seinen Hut mit den weißen Papierstreifen tief ins Gesicht gezogen, sodass er nicht erkennen konnte, ob der andere ebenfalls nahe am Limit war. Hitze verpackte Itachi zwar besser als Kälte, aber Kisame ging der nächtliche Anfall seines Partners nicht aus dem Kopf. Es war einige Tage her, ja, und er hatte sich seitdem nichts anmerken lassen, doch es wäre ja nicht das erste Mal, dass der andere fahrlässig mit seiner Gesundheit umging. Wann war es zur Gewohnheit geworden, dass Kisame stets ein Auge auf ihn hatte? Wobei es bei dem Jüngeren vermutlich nicht anders aussah…sie waren beide Sturköpfe. Und leider waren sie beide überaus scharfsinnig.

Kisame tat sein Bestes, den geheimen Auftrag Madaras zu verdrängen, um Itachi keinen Anstoß zu geben, irgendetwas zu bemerken. Nach wie vor piesackte ihn das vermaledeite Gewissen, seinem Partner etwas vorzuenthalten – vor allem da ihm der Grund dafür missfiel. Anzunehmen, dass Itachi nicht in Akatsukis Interessen handelte, bedeutete, ihm Verrat zuzutrauen. Loyalität stellte eine der wenigen guten Eigenschaften dar, die Kisame sich selbst zuschrieb und die er ebenso von seinem Partner erwartete. Sicher, dieser hatte Geheimnisse vor ihm, benahm sich manches Mal widersprüchlich, doch damit war er nicht der Einzige in ihrer Truppe. Pain forderte nicht von jedem maximale Überzeugung, solange die Mitglieder funktionierten…und wenn Madara dies ebenfalls akzeptierte, würde Kisame nichts dagegen sagen. Verrat war jedoch eine andere Geschichte.

Sein Kiefer malmte geräuschvoll, während er sich neben Itachi durch den Sand kämpfte, der unter ihren Füßen nachgab. Festen Stand gab es in der Wüste nicht, noch etwas, das Kisame nicht gefiel, denn er war es nicht gewohnt, auf solchem Terrain zu kämpfen. Das einzig Angenehme schien der Wind zu sein, doch da sie zum Schutz vor der Sonne ihre Mäntel trugen, spürten sie recht wenig davon.

Wie sollte er Itachi überhaupt davon überzeugen, dass getrennte Wege für ihre Mission besser sein würden? Vielleicht sollte er seine Sorge um seinen Zustand vorschieben, das war immerhin nicht ganz gelogen. Eine Person war zudem unauffälliger als zwei und wenn er Henge no Jutsu einsetzte, sollte diese Mission schnell erledigt sein. Das Foto der Zielperson hatte sich bereits in sein Gedächtnis gebrannt, er wusste, wo er diese fand…es würde nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Wenn er es auf diese Weise erledigte, konnte er Itachi erzählen, dass ihn jemand gesehen hatte. Praktisch Notwehr anstelle einer gezielten Ermordung…wobei, da musste er nicht großartig lügen. Itachi wusste um seinen Hang zum Blutvergießen, schließlich hatte er diesen oft genug stoppen müssen.

Bereits das Planen seines Vorhabens machte Kisame aggressiv, denn es widerstrebte seiner Einstellung. Ja, er hatte Akatsuki Loyalität geschworen, aber ebenso war er Itachi gegenüber loyal. Lügen hin oder her, die Vorgehensweise schmeckte ihm überhaupt nicht.
 

„Wir sollten die Mäntel hier ablegen.“

Kisame blickte auf, als der Uchiha die Stimme erhob, wobei dies beinahe im Pfeifen des Windes unterging. Seine grünen Raubtieraugen richteten sich auf die in der Ferne erkennbaren, hohen Felswände, die man passieren musste, um ins Dorf zu gelangen. Natürlich wurden die Eingänge streng bewacht, doch das war kein Problem, schließlich hatte Sasori ein paar Spione eingeschleust.

„Ich werde allein gehen.“

Itachi hatte seinen Hut abgelegt und wollte sich daran machen, seinen Mantel aufzuknöpfen, als ihn seine Worte innehalten ließen. Langsam wandte er sich ihm zu, die dunklen Augen merklich verengt, was deutlich machte, dass er nicht damit einverstanden war.

„Wirst du nicht.“

Kisame ärgerte sich über die Endgültigkeit, die in seiner Stimme mitschwang – wissend, dass er zuvor dasselbe versucht hatte. Wie war das noch gewesen? Sie waren beide stur. Er legte den Hut ab, funkelte seinen Partner an, der den Blick unbeeindruckt erwiderte.

„Du bist angeschlagen. Was, wenn du wieder so einen…Anfall bekommst? Das Risiko werde ich nicht eingehen.“

Itachi schnaubte, als hätte er ihn beleidigt.

„Dieser Anfall ist Tage her, Kisame. Es geht mir gut…und ich sehe daher keinen Grund, hier zu bleiben. Du weißt, dass es dort einen Jinchuuriki gibt. Muss ich dich an den Vorfall mit dem Gobi erinnern?“

Kisames Kiefer malmte geräuschvoll, denn natürlich wusste er noch, dass sie beide dem Tode gefährlich nahe gewesen waren. Dieses Mal befanden sie sich jedoch nicht in einem nebligen Wald ohne jegliche Orientierung.

„Das ist nicht d-“

„Wir betreten eines der fünf größten Shinobi-Dörfer, Kisame…und wir müssen wie damals auf Sasoris Kontaktmänner vertrauen. Ich verlasse mich in dem Fall lieber auf dich…oder siehst du das anders?“, unterbrach Itachi ihn kühl.

Mit dem Argument konnte er nicht mithalten, denn der Uchiha hatte zweifellos Recht; er würde Sasori niemals sein Leben anvertrauen, Itachi dagegen schon. Madaras giftiges Geflüster hin oder her, er durfte sich davon nicht beeinflussen lassen, schließlich gab es keine Beweise dafür, dass Itachi einen Verrat plante. Er musste ruhig bleiben, bevor der andere, scharfsinnig, wie er war, noch merkte, dass etwas nicht in Ordnung war. Vielleicht hatte er es längst und pochte zum Teil auch deswegen darauf, dass sie gemeinsam gingen.

„Natürlich nicht…also schön“, gab er zähneknirschend nach.

Der Jüngere warf ihm einen langen Blick zu, ehe er nickte, wohl zufrieden war. Sollte er zumindest sein, wenn Kisame schon nachgab. Etwas anderes blieb ihm ja auch kaum übrig. Er würde wirklich froh sein, wenn sie diese Mission hinter sich gebracht hatten.

„Du weißt, dass du mit mir reden kannst.“

Der Hüne stockte nur kurz, fuhr dann fort, seinen Mantel zusammenzufalten.

„…nein. Schon okay. Da gibt es nichts“, erwiderte er ruhig und blickte dem Uchiha dabei in die Augen.

Ob dieser ihm glaubte, konnte er nicht sagen, aber wenn er schon fragte, war er zumindest skeptisch. Vielleicht musste er deutlicher werden. Kisame ließ den Mantel in den Sand fallen, überbrückte ihren geringen Abstand und legte seine großen Hände auf die Schultern seines Partners.

„Ich kann diese Hitze nicht ab“, brummte er versöhnlicher. „Dieser Ort…macht mich reizbar. Lass uns das hier erledigen und dann verschwinden.“

Um dem Gesagten mehr Gewicht zu verleihen, beugte er sich vor und drückte Itachi einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. Dessen Mimik wurde sofort weicher, was bei Kisame Übelkeit auslöste; das war einfach nicht richtig, was er hier tat.

„Schon gut“, meinte der Uchiha bloß und legte eine Hand an seine Wange, streichelte über die raue Haut. „Ich möchte auch nicht länger als nötig bleiben.“

Kisame brachte bloß ein schiefes Grinsen zustande, ehe er sich von ihm löste, damit sie beide ihr Jutsu anwenden konnten.
 

Es war tatsächlich absurd einfach, ins Zentrum von Suna-Gakure zu gelangen. Sasoris Spion, ein verschlagen aussehender Typ namens Yura, hatte die anderen Wächter bereits mit einem Gen-Jutsu belegt, als sie die Felswände erreicht hatten. Die Erwähnung von Akasuna no Sasori hatte als Passwort ausgereicht, sodass sie ohne Zwischenfälle ins Dorf gelangen konnten. Durch Henge no Jutsu hielt sie jeder für ein junges Paar und für gewöhnlich fiel man als solches eher weniger auf. Während sie sich unter Zivilisten und Shinobis bewegten, fragte sich Kisame, ob man mit dem Ichibi ebenso fahrlässig umging wie mit dem Kyuubi. Letzterer hatte sich damals ja ohne nennenswerten Schutz im Hotel aufgehalten – auch wenn Jiraiya später dazu gestoßen war. Was man so hörte, ließ darauf schließen, dass Sabaku no Gaara wesentlich schwieriger zu lenken war. Weniger umgänglich als Uzumaki Naruto. Hoffentlich bedeutete dies nicht, dass sie ihn irgendwohin gesperrt hatten…vor allem, nachdem dieser in Konoha gewütet hatte. Nun, sie würden es sehen…oder die nötigen Informationen irgendwie anders einholen.

Er hielt inne, als sich Itachi plötzlich bei ihm einhakte und den Kopf gegen seine Schulter lehnte. Für Außenstehende mussten sie wie ein frisch verliebtes Pärchen aussehen, doch Kisame verstand sofort, ließ den Blick schweifen, während er seinem Partner einen Kuss ins Haar drückte. Zuerst fiel ihm das blonde Mädchen mit der ungewöhnlichen Frisur auf, dann der Typ mit der violetten Gesichtsbemalung – die beiden kannten sie doch? Nun, nicht persönlich, aber sie hatten für diese Mission recherchiert. Die zwei standen in einiger Entfernung und besprachen etwas miteinander, blickten dabei sehr ernst drein.

„Volltreffer, huh?“, brummte er Itachi zu. „Liebling?“

Itachi schnaubte leise, kuschelte sich jedoch nur enger an ihn, ganz die verliebte Freundin mimend. Es war schon amüsant, dem Uchiha dabei zuzusehen, wie dieser sich bemühte, ihre Tarnung aufrechtzuerhalten…sich nicht verdächtig zu verhalten. Allerdings hatte Kisame nicht viel Zeit, diesen Spaß auszukosten, da sich die beiden plötzlich in Bewegung setzten. Itachi drückte kaum merklich seinen Arm, schien denselben Gedanken wie er zu haben; sie würden sich an die Fersen der beiden heften müssen. Temari und Kankuro. Die Geschwister des Jinchuuriki, die zu ihrem Glück nicht weniger auffällig als dieser waren.

Sie achteten darauf, ihnen nicht zu nahe zu kommen, blieben an den Ständen stehen und fielen immer wieder zurück. An der nächsten Abzweigung trennten sich die beiden jedoch nach einem kurzen Wortwechsel, woraufhin Kisame mit seinem Partner einen Blick tauschte. Dieser Kankuro bewegte sich Richtung Kageturm und selbst, wenn dieser nicht sein Ziel sein sollte, kam dies dem Kiri-nin mehr als gelegen. Genau genommen war das hier das Beste, was ihm hatte passieren können, denn so hatte er einen Grund, ohne Itachi weiterzugehen.

Das schlechte Gewissen beiseite drängend, legte er den Arm um diesen, beugte sich zu ihm herunter, als würde er ihn küssen wollen.

„Übernimm du sie“, brummte er gegen dessen Lippen, streichelte seine Seite. „Ein Kerl, der einer Frau folgt, macht sich schneller verdächtig…“

Er sah den Unmut in den braunen Augen, die ihm so fremd in dem femininen Gesicht erschienen…im Gegensatz zu der steilen Falte zwischen den schmalen Brauen. Ja, er sah den skeptischen Ausdruck seines Partners vor sich.

„Wir sollten uns nicht trennen“, murmelte dieser ernst, woraufhin Kisame schnaubte.

„Vertraust du mir nicht?“

Wie leicht ihm die Frage über die Lippen kam, trotzdem er sich gerade nicht in der Position befand, sie zu stellen. Itachis Blick flackerte an ihm vorbei zu dem sich entfernenden Marionettenspieler – sie hatten keine Zeit für Diskussionen.

„Wir observieren nur. Keine Kämpfe“, flüsterte er ihm zu, ehe er ihn innig küsste.

Kisame grinste schief gegen seine warmen Lippen, nickte kaum merklich.

„Ja…ich weiß. Dasselbe gilt für dich.“

Er würde sich schon irgendwie rausreden können, wenn das alles vorbei war. Zumindest konnte er darauf vertrauen, dass Itachi kein Risiko eingehen würde, so vorsichtig wie dieser war – und seine starken Gen-Jutsu waren dabei nur von Vorteil.

„Hn.“

Itachi schien das genauso zu sehen, denn er sagte nicht mehr dazu, sondern löste sich nach einem letzten, mahnenden Blick von ihm und verschwand in der Menge. Kisame blickte ihm nur kurz hinterher, ehe er Kankuro folgte, welcher mit seinem speziellen Outfit herausstach. Wie viele Menschen trugen schon eine bandagierte Puppe auf dem Rücken? Wobei man aufgrund von Samehada und seinem auffälligeren Äußeren wohl Ähnliches über ihn sagen konnte – Henge no Jutsu sei Dank.
 

Tatsächlich führte der Weg des Marionettenspielers zum Kageturm – wobei Turm wohl nicht die richtige Bezeichnung war. Vielmehr handelte es sich um ein rundes Gebäude, das an eine bauchige Flasche erinnerte. Kisame lehnte an einer der Straßenmauern, darüber nachdenkend, wie er am schnellsten unbemerkt hinein kommen konnte. Keine Kämpfe, hatte sein Partner gesagt und der Hüne hatte auch nicht vor, sich den Weg freizuschlagen; das wäre eine recht suizidale Aktion, auf die er verzichten konnte. Selbst mit Itachi an seiner Seite…einen Kampf gegen ein ganzes Dorf würden sie verlieren oder nur schwer verletzt überstehen. Er musste es klug anstellen, ließ den Blick durch die Menschenmenge schweifen…und erfasste zwei Suna-nin, die hektisch miteinander sprachen. Leider konnte er aufgrund des Lärmpegels um ihn herum nicht viel verstehen, doch so angespannt wie die beiden wirkten, musste etwas vorgefallen sein. War ihnen etwas entgangen? Und war dies von Vor- oder Nachteil?

Kisame überlegte einen Moment, ehe ein breites Grinsen über seine Lippen zuckte; nervöse Menschen machten Fehler. Fehler konnte er ausnutzen. Seine Hand schloss sich um Samehadas Griff; er hatte das Katana als Rucksack getarnt. Nun denn…er würde Madara nicht enttäuschen.
 

Man konnte nicht sagen, dass er sein Versprechen gebrochen hatte, schließlich hatte er keinen richtigen Kampf begonnen. Es war nicht mal dazu gekommen, denn er hatte den beiden in einem verlassenen Hinterhof die Kehlen eingedrückt, nachdem er Samehada als Lockvogel eingesetzt hatte. Eine Angelegenheit von Sekunden für jemanden mit seiner Kraft und keine große Sauerei. Nun lagen sie unter Müllsäcken und Abfällen begraben, würden hoffentlich erst dann gefunden werden, wenn sich Itachi und er schon lange außerhalb des Dorfes befanden.

Seine Miene war ausdruckslos, als er, in Gestalt einer der Suna-nin, durch die Gänge des Kage-Turms lief. Er hatte sich einer der Truppen angeschlossen, war mit dieser ins Innere gelangt, ohne dass ihm jemand Fragen gestellt hatte. Es war beinahe zu einfach gewesen, doch anscheinend war der tote Suna-nin, dessen Aussehen er sich geliehen hatte, niemandem als deplatziert aufgefallen. Vielleicht wussten die anderen nicht, wo dieser stationiert sein sollte…oder es war in der Situation untergegangen. Wie auch immer…es war sein Glück. Natürlich konnte er sich irgendetwas aus den Fingern saugen, doch dies war immer riskant.

Noch hatte er leider nicht mitbekommen, weswegen alle so in Aufruhr waren, doch er würde Augen und Ohren weiterhin offen halten müssen. Momentan war er allein, bewegte sich ohne große Hast durch die Gänge, um seine Mission zu erledigen.

Dass er sich zwischenzeitlich abgekapselt hatte, würde irgendwann auffallen, von daher musste er es zügig erledigen. Zumal er den Jinchuuriki nicht als Gegner haben wollte, sollte sich dieser innerhalb des Gebäudes befinden. Nicht, dass er etwas gegen einen blutigen Kampf einzuwenden hatte, aber vielleicht nicht aufgrund dieses Aufgebots an militärischen Truppen. So, wie er Itachi kannte, war es diesem bereits aufgefallen und vielleicht würde er sich taktisch zurückziehen, außerhalb auf ihn warten. Einen seiner Raben auszuschicken, würde ihm wahrscheinlich zu riskant sein.
 

„…ich denke nicht, dass das eine gute Idee war.“

„Tja, versuch mal, ihn davon abzuhalten…“

„Auch wieder wahr. Hn. Ich werde zu ihm stoßen und ihn…zügeln.“

„Er ist nicht mehr das zornige Kind von damals, Baki. Vertrau ihm etwas.“

„Du als sein Bruder hast leicht reden…“

„Meinst du? Er hat schon einige Male gedroht, mich umzubringen…deswegen sage ich dir, er hat sich verändert.“

„Veränderung schön und gut. Du weißt, dass es in unserer Situation nicht gern gesehen wird, wenn man eigenmächtig handelt.“

„Noch gibt es keinen Godaime Kazekage.“

„Ja…und die Betonung liegt auf noch, Kankuro…“

„...hab’s verstanden.“

„Gut, dann mache ich mich jetzt auf den Weg. Wenn wir wirklich infiltriert worden sind, dann…“

Kisame verzog keine Miene, während er dem Gespräch nur einige Sekunden lauschte, dann jedoch weiterging; wenn ihn jemand beim Zuhören erwischte, machte er sich verdächtig. Er versuchte die letzten Wortfetzen noch mitzubekommen, aber die zwei entfernten sich zeitgleich in die entgegengesetzte Richtung. Verdammt…ausgerechnet jetzt! Infiltrieren? Redeten die von ihnen beiden? Wenn das der Fall war, sollten sie schnellstens verschwinden…die Mission abbrechen. Andererseits war er so nah am Ziel…eine bessere Chance würde sich ihm vermutlich nicht bieten. Der Jinchuuriki trieb sich also draußen herum. Für ihn selbst kam dies nicht ungelegen, für seinen Partner jedoch…nein, um Itachi musste er sich nicht sorgen.

„Subaru! Was treibst du dich hier herum?! Solltest du nicht mit Hiroshi am Süd-Tor sein?!“

Kisame drehte sich um, darauf achtend, die hektische Art des toten Suna-nins zu imitieren. Ein Kerl von Bakis Statur marschierte auf ihn zu, so aggressiv wirkend, dass es den armen Subaru vermutlich eingeschüchtert hätte.

„Verzeihung! Ich...Hiroshi meinte, ich sollte Bericht erstatten! Ich wollte nur meine Pflicht erfüllen!“

„Bericht? Du hast deinen Posten nicht zu verlassen!“, wurde er angebellt und zuckte zusammen.

„Ich…ja…Verzeihung, aber ich…ich hörte, der…der Jinchuuriki sei dort draußen und da dachte ich-“

„Was dachtest du?! Du hast Befehlen zu gehorchen und nicht zu denken!!“

„Ja…ja, Verzeihung!“

Bei jeder Entschuldigung musste er sich den spöttischen Unterton verbeißen, denn die Farce war entgegen seiner Natur. An das höhere Ziel denken, ermahnte er sich, und verbeugte sich zusätzlich. Sein Gegenüber schnaubte verächtlich, kam auf ihn zu.

„Genug mit dem Gewäsch! Zurück auf deinen Posten! Aber plötzlich!“

„Natürlich!“

Kisame wollte eilig an dem bulligen Suna-nin vorbeigehen, als ihn sein Instinkt warnte. Etwas stimmte nicht. Er fuhr herum, wehrte die Shuriken mit Samehada ab, noch bevor sie ihn treffen konnten. Seine eigene Verwandlung konnte er aufrechterhalten, die seines Schwertes nicht. Er verengte die Augen, konnte sich ein bitteres Grinsen nicht verkneifen.

„Es gibt keinen Hiroshi, nicht wahr?“

„Ganz richtig, du Abschaum!“, zischte sein Gegenüber und begann dann herumzubrüllen. „Ein Eindringling!! Kommt sofort her! Schnappt i-ngh!“

Kisame handelte aus Reflex, als er losstürmte, unter dem Arm des Mannes hinwegtauchte und diesen mit einem Fausthieb zum Verstummen brachte. Leider war es zu spät…er hörte bereits Schritte, die Verstärkung ankündigten. Scheiße.

Normalerweise war Flucht nicht sein bevorzugter Weg, doch diesmal hatte er keine Wahl. Mission erledigen und dann Rückzug. Sofort! Er nahm die Beine in die Hand und rannte…musste ins obere Geschoss…dort mussten sich die Leute aus dem Rat verschanzen. Wenn er die Zielperson getötet hatte, würde er Samehada freien Lauf lassen und das gesamte Gebäude fluten. Itachi würde es besser wissen, als ihm zu Hilfe zu eilen und rechtzeitig verschwinden. Sie würden sich außerhalb des Dorfes treffen.

Er musste diesen Akiyama erledigen, wie Madara es wollte. Akatsukis Ziele standen über allem.
 

Seine Kleidung war blutgetränkt, als er das obere Stockwerk erreichte…und natürlich erwarteten ihn auch hier die Wachen. Vielleicht war es sein Glück, dass die Ratsmitglieder ihre Leute ausgeschickt hatten…andernfalls wäre er nie so schnell vorgedrungen. Ein Fehler, der ihm zugutekam, jedoch seine Flucht schwieriger gestalten würde. Nun, damit würde er sich später befassen.

Seine Tarnung hatte sich mittlerweile aufgelöst, doch das war nun ohnehin nicht mehr von Bedeutung. Kisames Raubtieraugen verengten sich, das manische Grinsen auf seinen Lippen wurde breiter, während er sie alle dort stehen sah. Die Wache, die auf ihn zu rannte, einen Schrei ausstoßend, fing er ab, bevor ihn der Mann berühren konnte – und er zerquetschte ihm mit der bloßen Hand das Gesicht, warf ihn gegen einen anderen. Der Geruch von Blut hatte jedes Mal diesen ekstatischen Effekt auf ihn, berauschte ihn…und drohte, seinen Verstand abzuschalten. Samehada war bereits durch die Bandagen gebrochen, erzitterte ebenso wie sein Besitzer im Rausch des Blutes.

Kisame bleckte seine scharfen Zähne, während er den Blick durch die Reihen der Männer, die sich in dem Raum befanden, schweifen ließ. In Roben gekleidete Männer, die nicht aussahen, als würden sie besondere Stärken besitzen…und einer von ihnen war Akiyama. Der Anwärter auf den Posten des Kazekage. Den, den Madara tot sehen wollte.

Wie sie alle da standen, die Hände zu Fingerzeichen erhoben…hinter Kisame ertönten weitere Schritte, die Suna-nin waren ihm auf den Fersen. Er ignorierte es, wetzte los, während Samehada seinen Rücken schützte, drohend grollte. Schreie wurden laut in dem Raum, Blut benetzte die Wände, als er sich wie ein Berserker vorkämpfte. Er ignorierte diejenigen, die flohen…sie waren ohnehin nicht wichtig. Nur einer war wichtig…und dieser eine wollte kämpfen.

Er sah es in dem unnachgiebigen Blick…in der Haltung, obwohl der Mann einige Jahre älter als er sein musste. Harte Züge in einem kantigen Gesicht, das von tiefen Furchen gezeichnet war. Die Robe ließ nicht erkennen, wie trainiert sein Ziel war, doch an seine Größe reichte er nicht ran. Kisame machte einen Satz, wich somit dem Treibsand ähnlichen Jutsu aus, was den Boden unter ihm verschlang – und landete auf dem Tisch, an dem die Männer vorhin noch gesessen hatten.

„Hoshigaki…“

„Das Monster aus Kiri!“

„…was hat Hoshigaki Kisame hier zu suchen?!“

Während er auf dem Tisch hockte, dem Geflüster der Suna-nin lauschte, funkelte er den Mann an, der sich soeben die Robe vom Leib riss. Darunter kam die reguläre Kleidung eines Shinobi zum Vorschein…und ja, der Mann war trainiert.

„Und wir nahmen an, wir müssten uns nur um die Bedrohung aus Iwa-Gakure sorgen…“, hörte er Akiyama murmeln, welcher zu seinem Katana an der Hüfte griff.

Kisame leckte sich die trockenen Lippen, schmeckte Blut an diesen und musste abermals grinsen. Obwohl seine Lage nicht die beste war, konnte er sich nicht helfen; er erhoffte sich einen anspruchsvollen Kampf. Im Gegensatz zu den Idioten hinter ihm schien dieser Kerl eine Herausforderung zu sein – nun, das durchkreuzte seinen Meuchelmord zwar, war ihm aber generell willkommen.

„Iwa also? Verstehe“, brummte er und erhob sich, blickte auf den Mann herunter. „Wir sind wohl nicht die Einzigen, die eure Lage ausnutzen wollten…“

Er packte Samehada fester, ließ den Nacken einmal knacken…und stürzte sich dann auf sein Gegenüber, welcher ihn wohl hatte ausfragen wollen. Samehada prallte auf den Stahl des Katana, drängte Akiyama einige Schritte zurück, doch er hielt dagegen. Hinter ihm sausten Shuriken und Kunai durch die Luft – anscheinend ließ man ihn keinen Zweikampf austragen. Wie schade…

Er gab ruckartig nach, ließ sich nach hinten fallen, so dass sein Gegner die Wurfwaffen abwehren musste, während Kisame Samehada nach dessen Beinen schleuderte. Chakra schmieden würde dank der besonderes Fähigkeit Samehadas nicht funktionieren – und das merkten die Suna-nin wohl auch gerade. Hinter ihm machte sich Tumult breit, den er ausnutzte, um aufzuspringen und vorzupreschen, den von seinem Schwert abgelenkten Mann in die Mangel zu nehmen.

Dessen Katana traf seine Wange, fügte ihm einen Schnitt zu, doch im nächsten Moment schlug Kisame ihm dieses aus der Hand und packte ihn am Hals. Er drückte zu, zertrümmerte ihm mit der freien Hand das Nasenbein und wirbelte den Mann herum. Abermals ertönten Schreie, als die geworfenen Waffen denjenigen trafen, den sie eigentlich schützen sollten.

Kisame grinste triumphierend, hörte das Röcheln des Mannes, den er als lebendigen Schutzschild nutzte.

„Deine Zeit ist gekommen, alter Mann“, raunte er und hörte ein trockenes Lachen.

„Freu…dich nicht…zu früh…“

Kisame schnaubte leise, packte ihn an seinen Haaren und riss seinen Kopf in den Nacken. Er zog ein Kunai aus dessen Weste, ließ den Blick noch einmal über die erstarrt wirkenden Suna-nin schweifen…und zog es dem Mann dann durch die Kehle.

„Enttäuschend“, brummte Kisame und schubste den zuckenden Mann von sich.

Eine Lache bildete sich zu seinen Füßen, während Samehada hinter ihm kauerte, mit zitternden Schuppen grollte. Es ließ ihn unweigerlich stutzen; das waren keine normalen Drohgebärden. Er warf einen knappen Blick über die Schulter, ehe er wieder seine Gegner ins Auge fasste.

Irgendwas stimmte nicht…oder standen die Männer bloß unter Schock? Er sollte sich keinen Kopf darum machen, sondern so viele Suna-nin wie möglich töten und verschwinden. Als er Fingerzeichen schloss, kam Bewegung in seine Feinde und diese zückten erneut ihre Waffen, versuchten, ebenfalls Chakra zu schmieden.

Er würde sie aus dem Turm spülen und sich den Weg somit freimachen…jedenfalls hätte er das getan. Noch während sich seine Wangen aufblähten, um Wasser zu speien, hörte er von draußen ein ohrenbetäubendes Brüllen…und zeitgleich begann der Boden unter seinen Füßen zu beben.

Anscheinend war der Jinchuuriki nicht mehr so fern, wie er geglaubt hatte…und er klang verdammt wütend.

Gefangenschaft

„Er ist dort entlang!!“

„Lasst ihn nicht entwischen!!“

„Informiert Konoha-Gakure!!“

„Ist der Ichibi schon beim Kage-Turm?!“

„Ja…er wird das Monster von Kiri zur Strecke bringen! Es hat Akiyama-sama umgebracht!“

„Dieser verdammte…“

„Wir sollen seinen Partner jagen!“

„Zu Befehl!!“
 

Itachi erlaubte sich erst wieder, Luft zu holen, als die hektischen Schritte leiser wurden. Noch immer presste er sich die Hand auf den Mund, spürte sein Blut durch die Finger sickern. Er unterdrückte ein Würgen, schloss kurz die Augen, um sich zu sammeln. In seinen Ohren piepte es unangenehm schrill…und er wusste, dass er nahe einer Panikattacke war. Ruhig bleiben. Er durfte sich nicht reinsteigern. Einatmen, ausatmen…

Er lehnte sich in der kleinen Mauernische, welche mit einem grauen Laken verhangen war, zurück, fixierte einen Punkt an der Wand. Lange würde er hier nicht ausharren können, denn vermutlich war das hier das Versteck von irgendwelchen Kindern, die hier ihre Schätze horteten. Puppen, Jo-Jos, Kreisel…musste schön sein, wenn man Zeit hatte, seine Kindheit auszuleben.

Itachi lächelte bitter, sah dann an sich herunter, wo das schwarze Shirt in Streifen von seinem Körper hing. Krallenspuren, Schnitte…nicht so tief, dass sie tödlich sein würden, aber der Blutverlust gepaart mit dem Adrenalin ließ ihm schwindelig werden. Es war alles so schnell gegangen, dass er seine Gedanken erstmal sortieren musste…

Er hatte diese Temari beschattet, dabei herausgefunden, dass sich Iwa-nin eingeschlichen hatten, um das wacklige Regime zu infiltrieren. Das Dorf war also schon zuvor in Alarmbereitschaft gewesen, misstrauisch gegenüber jedem – sie hätten sich keinen schlechteren Zeitpunkt aussuchen können. Mit einer ahnungslosen Suna-nin hätte er es ohne weiteres aufnehmen können, sie vermutlich unbemerkt in ein Gen-Jutsu ziehen und manipulieren können. Nun, der Versuch war gescheitert, was nicht nur an dem offenbar sensiblen Gespür Temaris lag, sondern auch an dem plötzlichen Auftauchen von Sabaku no Gaara.

Das hatte er seinem Partner zu verdanken, der sich entgegen ihrer Abmachung anscheinend alles andere als unauffällig verhalten hatte. Sie wussten, dass Uchiha Itachi nicht weit sein konnte, wenn das Monster aus Kiri hier einfiel. Gaara hatte seine Schwester informieren wollen, diese dabei aus dem Gen-Jutsu gerissen…und das Unglück hatte seinen Lauf genommen. Er mochte als Ausnahmetalent gelten, aber gegen eine Horde Suna-nin, Temari und einen Jinchuuriki konnte selbst er nicht bestehen. Scheinbar hatte Gaara den Ichibi inzwischen besser unter Kontrolle, sodass ihm letztendlich nur die Flucht geblieben war, die ihn hierher getrieben hatte.

Als wäre das nicht schon schlimm genug, hatte er wieder so einen Anfall bekommen; Atemnot, Blut im Hals, Herzrasen…hiernach musste er einen Medic-nin aufsuchen. Etwas stimmte nicht. Er spürte es immer deutlicher und es verursachte ein flaues Gefühl in seinem Magen. Wenigstens hatte er sich wieder so weit im Griff, dass er klar denken konnte…
 

Was war mit Kisame passiert? Hatten sie ihn mittlerweile geschnappt? Wollten sie ihn überhaupt lebend fangen oder würden sie ihn töten? War es ein Versehen gewesen, dass Kisame enttarnt worden war…oder hatte es mit dessen seltsamem Verhalten zu tun? Er war nicht dumm, hatte gespürt, dass etwas nicht stimmte. Kisame verheimlichte ihm etwas…doch da Itachi selbst oftmals nicht besser war, hatte er es akzeptiert. Er konnte keine Ehrlichkeit verlangen, wenn er sich selbst nicht daran hielt. Sollte er sie damit jedoch beide wissentlich in Gefahr gebracht haben, konnte er sich auf was gefasst machen…

Itachi würde ihm in seiner momentanen Verfassung keine Hilfe sein, ihn eher behindern…aber ohne Kisame zu fliehen…nein. Der bloße Gedanke verursachte Übelkeit in ihm; der Hüne würde ihn auch nicht im Stich lassen. Sie waren ein Team. Mehr als das. Kisame war zu seinem Anker geworden, an den er sich klammerte, wenn die Ängste und Zweifel in ihm hochkamen. Sein Leben war erträglicher geworden, seitdem sie sich gegenseitig unterstützten, anstatt sich zu bekämpfen. Er konnte das nicht einfach aufgeben.

Er musste sich einen Plan überlegen…und zwar schnell, bevor sie ihn hier fanden. Dieses Versteck war kein besonders gutes, trotzdem es sich in einer Gasse voller Mülltonnen befand. Sasoris Ortskenntnis wäre hier von Vorteil gewesen, ging es ihm durch den Kopf, ein freudloses Lächeln auf den blutigen Lippen…doch dann stutzte er. Richtig. Er konnte Yura vom Grenzposten benutzen, um herauszufinden, wohin sie Kisame gebracht hatten. Allerdings würde es schwierig werden, ungesehen zur Grenze zu kommen…er würde unauffällig einen Raben ausschicken müssen.

Itachi lehnte den Kopf für einen Moment an die kühle Steinmauer, ehe er Fingerzeichen schloss…
 

Es vergingen Stunden, bis der Vogel zurückkam, sodass mittlerweile die Nacht über Suna hereingebrochen war. Itachi kauerte immer noch in seinem Versteck, das bisher noch nicht enttarnt worden war. Manchmal waren die simpelsten Verstecke vielleicht doch die besten…oder das Glück meinte es wenigstens einmal gut mit ihm.

Mit einem leisen Krächzen huschte der Rabe unter das Laken, hüpfte auf seinen Schoß, ehe er sein Bein ausstreckte, als sei er eine Brieftaube. Itachi entknotete den Zettel daran, hoffend, dass er der Erste war, der diese Nachricht entdeckte. Wenn die Suna-nin gleich hier auftauchten, war er geliefert.

Er überflog die wenigen Wörter, deren Zusammenhang er jedoch entschlüsseln konnte. Kisame war also tatsächlich gefangen genommen worden. Wahrscheinlich verhörten sie ihn gerade…und überlegten, wie sie mit ihm verfuhren, sobald sie alles aus ihm herausgepresst hatten. Das würde dauern, gar unmöglich sein, so loyal, wie sein Partner gegenüber Akatsuki war. Nein, sie würden ihn nicht sofort töten, wohl auch darauf hoffen, dass er sie zu ihm brachte. Es würde Itachi die nötige Zeit verschaffen, sich einen Plan zu überlegen.

Sein Blick fiel auf die kleine Zeichnung in der linken Ecke, an die etwas gekritzelt worden war. Anscheinend gab es einen Weg durch die Kanalisation, der zu den Zellen führte. Das machte es zumindest einfacher, hinein zu gelangen…doch einen fast zwei Meter großen, vermutlich verletzten Haimenschen rauszuschleusen, würde kein Kinderspiel werden.

Er musste sich ein genaues Bild machen, logisch vorgehen…und am besten noch Samehada finden. Niemals hatte man Kisame das gefährliche Schwert gelassen, doch gerade würde das sein stärkster Verbündeter sein.
 

Wie erwartet war der Weg durch die Kanalisation ebenso unbewacht wie unangenehm. Ratten tummelten sich in den Gängen, der Geruch war regelrecht unerträglich und als er endlich am Ziel war, befand er sich in einer Sackgasse. Hatte man den Weg zugemauert, um einer Flucht vorzubeugen oder handelte es sich um ein Gen-Jutsu? Er verengte die Augen, welche rot aufglühten, doch nichts bewegte sich – die Pflastersteine schienen allesamt echt zu sein. Er konnte keine komplette Mauer sprengen, ohne auf sich aufmerksam zu machen…und dann wäre er hier drin gefangen.

Ruhig bleiben, ermahnte er sich, und versuchte nun den altmodischen Weg, indem er die Wand abtastete. Möglicherweise waren irgendwo Steine locker? Seine Fingerkuppen glitten über die Fugen, übten leichten Druck aus, doch nichts bewegte sich. Dann jedoch hielt er inne, sah nach oben, wo die Mauer an der Betondecke endete. Eine Art runder Eisendeckel war zur Hälfte sichtbar, ließ darauf schließen, dass man diesen vielleicht zur Seite schieben konnte.

Er konzentrierte sein Chakra, leitete es in seine Füße, ehe er die Wand hochlief und die Handflächen vorsichtig gegen die Eisenplatte drückte. Tatsächlich gab diese nach, ließ sich zur Seite schieben, sodass er sich durch die kleine Öffnung zwängen konnte. Gott, ein Mann mit Kisames Statur würde hier niemals durchpassen…zumal der Lüftungsschacht so eng war, dass er in kauernder Haltung hindurch kriechen musste. Vielleicht hätte er sich lieber auf die Suche nach Samehada machen sollen, anstatt nach Kisame zu suchen…

Itachi schnaubte leise, als eine dicke Ratte an ihm vorbeirannte – also musste es hier irgendwo rausgehen. Er robbte auf allen Vieren hindurch, bis er sich über der ersten Zelle befand, welche allerdings leer zu sein schien. Durch die Schlitze am Boden konnte er nicht die komplette Zelle einsehen…es würde schwierig sein, überhaupt mit Kisame sprechen zu können. Er verweilte einen Moment, lauschte auf Stimmen, doch es drangen nur dumpfe Laute zu ihm durch, die er nicht verstehen konnte.

In der nächsten Zelle saß jemand mit dem Stirnband von Iwa-Gakure sowie in den nächsten zweien. Erst in der vierten schien er Glück zu haben, denn er erkannte sofort Kisames raue Stimme, die seltsam dumpf klang…dennoch…sein provokantes Lachen. Er war also hier. Obwohl er sich darum bemühte, seine Gefühle neutral zu halten, fühlte er sowohl Erleichterung als auch Wut in sich hoch kochen.

„…mich mal. Eher beiß ich mir die Zunge ab, als euch irgendwas zu sagen.“

„Du wirst schon noch reden! Morgen sind wir nicht so nett zu dir!“

„Kann’s kaum erwarten…“

„Wir haben jemanden vom Yamanaka-Clan angefordert! Warte nur…“

„Bleibt mir ja nix andres übrig, was?“

Kisame klang zwar schlagfertig, doch Itachi entging die Atemlosigkeit zwischen den Worten nicht. Er war geschwächt und als sich der Hüne gegen die Wand lehnte, den Kopf in den Nacken legte, konnte Itachi in sein blutverschmiertes Gesicht blicken. Und den eisernen Maulkorb erkennen, der wohl verhindern sollte, dass Kisame jemandem den Hals zerfetzte – wozu er durchaus in der Lage war. Seine Hände waren links und rechts mit ebenfalls eisernen Fesseln an die Wand gekettet, sodass er wenig Bewegungsfreiheit hatte. So rücksichtslos, wie sein Partner kämpfte, waren sicher einige seiner Knochen gebrochen, seine Haltung sprach zumindest dafür. Das und die blutigen Wunden, die man an seinem nackten Oberkörper sehen konnte und die den seinen ähnelten…er trug nur noch seine zerfetzte Hose.

Itachi schluckte, ehe er sich sammelte und erneut die Sharingan aufglühen ließ. Wenn Kisame nur aufsehen würde – und er tat es, erstarrte dabei merklich. Waren das Schuldgefühle, die da in seinem Blick aufflackerten? Na hoffentlich…

Seine Gefühle erneut beiseite drängend, zog er den Hünen in ein Gen-Jutsu…die einzige Möglichkeit, wie sie unbemerkt kommunizieren konnten.
 

Die Szene war ähnlich wie bei ihrer ersten Begegnung, nur dass der Himmel rot leuchtete und sowohl Wolken als auch Meer schwarz gefärbt waren. Itachi lauschte dem Rauschen der Wellen, während er Kisame, der ihm gegenüber auf dem Steg stand, beobachtete. Sein Partner wirkte nicht sonderlich überrascht darüber, sich plötzlich in einer offensichtlichen Parallelwelt zu befinden, dennoch sah er sich einmal kurz um, ehe er die Raubtieraugen auf ihn richtete. Da es sich nicht um die Wirklichkeit handelte, waren ihre Wunden und der Maulkorb verschwunden, doch selbst dann wäre es dem Uchiha schwer gefallen, in irgendeiner Weise Verständnis für die Situation, in die Kisame sie beide gebracht hatte, aufzubringen. Die Wut schwelte in seinem Inneren wie ein hässliches Geschwür, doch er war beherrscht genug, dies nicht zu zeigen.

Itachi schwieg, denn die Zeit verging hier quälend langsam, sodass sie da draußen vielleicht eine Minute verschwendeten. Er war nicht derjenige, der sich zu erklären hatte. Kisame schien das ebenfalls zu wissen, denn er brach die Stille schließlich, wobei man ihm die Zerknirschung ansah.

„Wie du vielleicht schon gemerkt hast, ist es bei mir nicht allzu gut gelaufen…“

Itachi verengte die Augen bei den sarkastischen Worten.

„Das liegt möglicherweise daran, dass du gegen unseren Plan gehandelt hast“, erwiderte er kühl. „Wobei ich nicht mehr sicher bin, ob du nicht von Anfang an einen eigenen hattest.“

Kisames Blick verfinsterte sich, doch dies gab dem Uchiha lediglich Bestätigung, auch wenn der andere nicht direkt etwas dazu sagte.

„Du wolltest mich nicht schützen“, fuhr Itachi fort. „Du wolltest mich loswerden, um dein eigenes Ziel zu verfolgen.“

„Hey...selbst wenn – Sorgen hab ich mir trotzdem gemacht!“, widersprach ihm der Hüne grimmig. „Und außerdem muss ich mir gerade von dir keine Vorwürfe anhören, nicht wahr?“

Itachi schnaubte leise.

„Ich habe dir keine Vorwürfe gemacht, Kisame, sondern Tatsachen genannt.“

Der Hüne verschränkte die Arme, ohne den Blickkontakt zu brechen.

„Also bist du wegen der Aktion nicht wütend auf mich?“, fragte er so provokant, dass es Itachi schwer fiel, ruhig zu bleiben.

„Ich bin wütend, weil dein unüberlegtes Handeln dafür gesorgt hat, dass wir jetzt in Suna festsitzen...was nicht passiert wäre, wenn du mir mehr vertraut hättest“, erwiderte er scharf.

„So viel zu den Vorwürfen, hm? Anscheinend hast du schon vergessen, was damals nach deiner Aktion mit Orochimaru passiert ist?“

„Willst du wirklich darüber diskutieren?“

„Nein…ich will aber auch keine Belehrungen hören, wenn wir beide wissen, dass du kein bisschen besser bist. Du hast mehr Geheimnisse als jeder andere von uns, Itachi – und das habe ich bisher immer respektiert. Nicht, dass du mir da groß die Wahl gelassen hättest…“

Damit hatte er Recht und Itachi wusste dies, dennoch machte es ihn wütend. Egal, was er sagen würde, es würde nichts an dieser festgefahrenen Situation ändern. Vielleicht erzürnte es ihn gerade deswegen so…oder weil er eine Vermutung darüber hatte, was passiert war.

Er atmete hörbar aus, ehe er zu einer Antwort ansetzte.

„Das weiß ich. Du hättest mir deine Gründe auch nicht nennen müssen…oder von wem die Anweisung kam. Pain, Madara…das verlange ich nicht von dir. Du hättest mich lediglich in dein Vorhaben einweihen können. Das wäre hilfreich gewesen.“

Kisame schwieg einen Moment, ließ nicht erkennen, ob der Uchiha in irgendeinem Punkt Recht hatte. Nun, Itachi brauchte kein Zeichen, er konnte sich denken, dass Madara seine Finger im Spiel hatte. Eine alte Fehde war wohl kaum der Grund, weswegen Kisame im Geheimen agiert hatte – so etwas hätte dieser ihm sicher mitgeteilt.

„Nein. Das konnte ich eben nicht“, gab sein Partner gereizt zurück. „Und es hat auch nichts damit zu tun, dass ich dir nicht vertraue…also hör auf zu mutmaßen. Es ändert sowieso nichts. Ich habe es versaut. Ich weiß, dass das hier meine Schuld ist, also lass gut sein.“

Itachi musterte ihn, zeigte keine Regung. Es passte ihm nicht, aber da ihm die Argumente fehlten, konnte er es nur akzeptieren. Trotz bitteren Beigeschmacks. Vielleicht war es unfair, aber er war davon ausgegangen, dass er dem Hünen bedingungslos vertrauen konnte. Dabei hatte dieser ihm mehrmals signalisiert, dass Akatsuki für ihn an erster Stelle stand. So wie Sasuke immer für Itachi an erster Stelle stehen würde.
 

„Das hier habe ich mir selbst zuzuschreiben“, riss ihn Kisame aus seinen Gedanken. „Sieh zu, dass du aus Suna verschwindest. Informiere die anderen, Pain oder Konan, damit sie Bescheid wissen, dass ich vielleicht nicht zurückkomme. Ich sterbe lieber, als dass ich Akatsuki verrate.“

Itachi wusste im ersten Moment nicht, was er sagen sollte…oder was ihn mehr aus der Bahn warf. Der Gedanke, dass Kisame hier sterben könnte…oder dass er annahm, dass Itachi ihn zurücklassen würde. Sicher, er durfte sein Leben nicht gefährden, da seine Aufgabe noch nicht erfüllt war, aber…nur die Vorstellung, den Hünen in dieser Situation sich selbst zu überlassen…nein. Das war keine Option.

„Würdest du das tun?“

Auf Kisames verwirrten Blick hin wurde er noch etwas deutlicher.

„Mich zurücklassen.“

„Nein. Natürlich nicht.“

Die Antwort kam schnell und resigniert. Als gäbe es nur diese…und das sagte genug über sie beide aus.

„Dann erwarte so etwas auch nicht von mir.“

Kisames Kiefer malmte geräuschlos, doch er sah es ihm an, wusste, dass der andere es ernst meinte. Nun, das traf auf sie beide zu. Lügen hin oder her. Sie brauchten einander.

„…bist du verletzt?“, fragte der Hüne schließlich leise.

„Nur Kratzer.“

„Deine Kratzer kenn ich…“

„Wie würdest du deinen Zustand beschreiben?“

„Nicht der Rede wert?“

Das schiefe Grinsen auf Kisames Lippen machte die Situation nicht besser, zumal er dessen Wunden gesehen hatte. Ohne Samehada würde es schwierig werden, Kisame hier rauszubekommen. Ohne eine Miene zu verziehen, sah er seinen Partner an.

„Was ist mit Samehada?“

Kisame stutzte, das Grinsen wich langsam.

„…genau weiß ich das nicht, wenn ich ehrlich bin. Dieser Ichibi hat mich in einem richtig beschissenen Moment erwischt. Mit dem Ding ist nicht zu spaßen. Na ja…ich denke jedenfalls nicht, dass es hier ist. Das würde ich spüren. Vermutlich haben sie es in ihrer Waffenkammer oder so versiegelt – es ist schwer zu bändigen, wie du weißt.“

So etwas in der Art hatte Itachi befürchtet, denn es machte die Angelegenheit nicht leichter. Tief atmete er durch, ehe er verstehend nickte. Es blieb ihm wohl nichts anderes übrig.

„Ich gehe es holen. Du bleibst hier und hältst durch.“

Kisame haderte merklich mit sich, hielt seinem Blick aber stand.

„Ich ziehe mein Leben dem Tod vor, das verspreche ich dir“, begann er ruhig. „Wenn sie aber versuchen, Informationen aus mir raus zu pressen, muss ich das verhindern. Um jeden Preis.“

So loyal, wie Kisame ihrer Organisation gegenüber war, zweifelte Itachi nicht daran…und das machte ihm mehr Sorgen als sein waghalsiger Versuch, dieses teuflische Schwert zurückzuholen, und sich dabei einer Horde Suna-nin stellen zu müssen. Sie hätten sich niemals trennen sollen…und dafür verfluchte er Madara innerlich, der Kisame zweifelsohne dazu angestiftet hatte.

Vermutlich, um zu testen, wem gegenüber der Hüne loyaler war…nun, wenigstens dürfte Madara dieses Ergebnis gefallen, zumal Kisame wohl auch noch erfolgreich gewesen war.

„Du wirst erst morgen verhört. Das ist genügend Zeit.“

Kisame gab ein raues, trockenes Lachen von sich.

„So optimistisch?“

Er verengte die Augen, fand das nicht gerade amüsant.

„Du wirst hier nicht sterben, Kisame. Also hör auf damit.“

Die Wahrheit war, dass es ihm auf eine Art Angst machte, die er lange nicht gespürt hatte. Vielleicht weil er lange niemanden mehr an seiner Seite gehabt hatte, der ihm derartig viel bedeutete. Doch was würde es bringen, dies auszusprechen?

„Glaub mir…ich will auch nicht sterben, aber für den Fall-“

„Ich will weder letzte Worte hören noch Abschied nehmen. Halte einfach durch, bis ich zurück bin“, unterbrach er ihn schroff.

Kisame verstummte, bedachte ihn mit einem Blick, der ihm überhaupt nicht gefiel. Aus diesem Grund wandte er sich um, sah auf das schwarze Meer, dessen Wellen passend zu seiner Stimmung tosten.
 

Itachi atmete durch, schloss für einen Moment die Augen, ehe er erneut zum Sprechen ansetzte – als sich kräftige Arme um ihn legten, ihn an eine breite Brust zogen. Obwohl es nur eine Illusion war, drückte sich der Uchiha an den anderen, genoss den Halt, den dieser ihm vermittelte, für wenige Sekunden. Die Nähe und die Geborgenheit, die er nur bei Kisame fand. Dass sie beide nicht an erster Stelle füreinander stehen konnten, änderte nichts daran. Es war alles, was sie haben konnten…und es genügte.

„Pass auf dich auf“, hörte er Kisames vertraute Stimme nahe seinem Ohr.

Er nickte bloß, spürte, wie seine Kehle enger wurde, doch er nahm sich zusammen.

„Ja. Du auch.“

Er wisperte die Worte nur, ehe er das Gen-Jutsu löste…und sich wieder bewusst wurde, dass er sich noch in dem feuchten Gang bei den Kerkern befand. Er sah ein letztes Mal zu Kisame, der dort in Fesseln lag und dessen Blick sich fest in seinen bohrte…dann wandte er sich ab.

Er musste Samehada schnellstmöglich finden.

Samehada

„Durchsucht jeden Winkel! Wir müssen diese verdammte Ratte finden!“

„Zu Befehl, Temari-sama!“

„Und denkt daran, euer Gegenüber auf Henge no Jutsu zu überprüfen! Dieser Kerl ist überaus gerissen! Er hat es bereits einmal geschafft, hier einzudringen!“

„Verstanden, Kankuro-sama!“

Schritte wurden laut, als sich die Suna-nin abwandten und ausströmten. Inzwischen war es finstere Nacht und es blieb zu hoffen, dass seine Verfolger irgendwann müde werden würden. Tief atmete er durch, während er in der Gestalt einer dunkelhaarigen Kunoichi namens Yukata durch die Gänge eilte, ihren Kameraden folgte. Es hatte ihn einige Umstände gekostet, sich diese Tarnung zuzulegen – und er hatte Yuras Hilfe erneut in Anspruch nehmen müssen. Ihn zu finden, war mithilfe seines Raben noch die einfachste Aufgabe gewesen – unbemerkt aus der Kanalisation hinaus und zu ihrem Treffpunkt zu gelangen, war dagegen viel beschwerlicher gewesen.

Yura hatte immerhin über genügend Informationen bezüglich der jungen Frau verfügt, ebenso wie er die richtige Yukata aus dem Weg geräumt hatte. Sie lebte noch, doch sie würde eine ganze Weile sehr tief schlafen. Davon einmal abgesehen hatte Yura ihm das Codewort verraten, mit dem die Suna-nin untereinander ihre Identität bestätigten. Jede Einheit verfügte über ein anderes, sodass es gar nicht so einfach war, dieses zu herauszubekommen.

Mittlerweile war es dunkle Nacht geworden und Yura und er hatten sich getrennt, um nicht aufzufallen. Sasoris Kontaktmann wollte diesen wohl informieren, doch Itachi rechnete nicht mit Unterstützung. Sie agierten in Zweierteams, um keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen – und wenn sie bei ihren Missionen starben, wurden eben neue Anwärter als Ersatz gesucht. Pain würde sie kaum herschicken, ebenso wenig wie Sasori wohl plötzlich seine Nächstenliebe entdecken würde . Und Deidara? Der konnte Itachi nicht ausstehen und würde es wohl eher begrüßen, ihn in solch einer misslichen Lage zu sehen.

Nein, er konnte keine Hilfe erwarten, sondern musste das irgendwie allein bewerkstelligen. Samehada befand sich mit Sicherheit an einem Ort, der gut bewacht wurde. Schließlich besaß das Schwert ein Eigenleben und würde sich nicht einfach irgendwo abstellen lassen.

Sabaku no Gaara, der Jinchuuriki, war der Einzige mit einem Chakra, das gewaltig genug war, um Samehada vielleicht zufriedenzustellen. Ob das Schwert seinem Partner wirklich so loyal gegenüber war, wie dieser oft behauptete, würde sich nun zeigen. Wie bitter, dass dieses verdammte Ding wohl sein einziger Verbündeter sein würde…

Und noch dazu hatte er einfach kaum Zeit, denn wenn Kisame verhört werden würde, konnte man davon ausgehen, dass er sich lieber die eigene Zunge abbeißen würde, als sie zu verraten. Sein Partner zeichnete sich durch seine Loyalität gegenüber Akatsuki aus. Das war der Grund für ihre momentane Misere. Itachi versuchte zwar, seine Wut auf Madara zu verdrängen, doch ganz gelang ihm das nicht. Vor allem weil ein Teil dieser Schuld ebenso bei Itachi selbst lag; er hatte Madara Anlass dazu gegeben, seinen Partner zu prüfen. Vermutlich hatte dieser ihre Beziehung zueinander durchschaut, was diesen Loyalitätstest erst in Gang gebracht hatte.

Vielleicht war es ein Fehler gewesen. Gefühle verkomplizierten alles und gerade er durfte sich keine leisten, um sein Ziel nicht zu gefährden. Da war er einmal egoistisch und musste es direkt auf diese Weise büßen. Es war nicht fair. Zumal er nicht mehr zurückkonnte. Dafür war zu viel passiert, jetzt musste er die Konsequenzen tragen – ebenso wie sein Partner.
 

„…weiß wirklich nicht, wovor es mir mehr graust.“

„Wie meinst du das?“

„Na, jetzt mal ehrlich. Die haben das Monster von Kiri-Gakure eingekerkert und sein Katana versiegelt…aber dieser irre Typ, der seine Familie abgeschlachtet hat, läuft hier noch herum…“

„Vielleicht auch nicht.“

„Genau. Die sind doch eher eine Zweckgemeinschaft. Vielleicht ist dieser Kerl schon längst über alle Berge.“

„Hab gehört, man darf dem nicht in die Augen sehen. Dann ist es vorbei.“

„Mann, Kekkei Genkai sind gruselig…“

„Findest du?“

„Du etwa nicht?“

„Hätte nichts dagegen, so eine starke Kraft zu besitzen.“

„Ich hab gehört, dass die alle verflucht sind…“

„Quatsch…oder was meinst du, Yukata?“

Itachi hatte seinen Kameraden schweigend zugehört, während er mit ihnen auf ihrem Posten saß und genau darauf wartete. Sollten sie ihn ruhig mit Informationen füttern. Soweit er wusste, war diese Yukata nicht die Hellste und recht naiv. Nun gut. Das würde sich schon irgendwie bewerkstelligen lassen, schließlich war er doch ein guter Schauspieler. Er verdrängte das bittere Lächeln, das in ihm aufkeimte, und blickte stattdessen etwas überrumpelt drein.

„Uhm…was? Verzeihung, ich…eh…war mit den Gedanken woanders…“

Er gab sich Mühe, damit sein nervöses Lachen nicht zu aufgesetzt klang. Gott. Es musste anstrengend sein, wie sie zu sein. Allerdings machte er sich wohl gut, denn seine Kameraden grinsten…oder verdrehten genervt die Augen.

„Das ist echt typisch für dich…“

„Aber echt! Sei mal etwas aufmerksamer! Wir haben gerade über Kekkei Genkai geredet!“

„Oh...“

„Ach, lass sie doch. Bringt ja auch nichts darüber zu reden. Wichtig ist, dass das Monster im Kerker und das Katana versiegelt bleibt.“

„Und dass wir nicht wieder von Iwa-nin unterwandert werden, die sich hier einschleusen.“

„Aber echt…heute ist eindeutig zu viel passiert.“

„Uhm…“, wandte Itachi zögernd ein. „Und was, wenn dieser…sein Partner…also, was, wenn er dieses Schwert holt?“

„Ach, mach dir darum keine Gedanken! Kankuro-san wollte es in einer seiner Marionetten versiegeln, damit es auch wirklich an Ort und Stelle bleibt und keinen Schaden anrichtet. Und selbst wenn er es zurückholen sollte, wird das wohl kaum unbemerkt geschehen und dann kriegt er es mit uns allen zu tun!“

„Na gut, das beruhigt mich.“

Er lächelte sanft, woraufhin der Shinobi, der im selben Alter wie sie war, leicht errötete. Oh? Anscheinend interessierte sich da jemand für Yukata. Wenn ihm das mal nicht in die Hände spielte…

„Kein Problem, dafür sind wir ja da! Um uns gegenseitig zu unterstützen!“, erwiderte der Suna-nin und Itachi nickte scheinbar verlegen, strich sich eine dunkle Strähne hinter das Ohr.

„Danke, das ist lieb von dir.“

„Ach was…“

„Herrgott, nehmt euch ein Zimmer, das ist ja nicht zum Aushalten“, brummte eine der Kunoichis und verdrehte die Augen.

„Oi!! Sag sowas nicht! Wir haben hier eine Aufgabe!“

Itachi derweil blickte schüchtern zur Seite, sodass man den Eindruck bekommen konnte, dass er sich schämte. Was für ein Theater…

„Konzentrieren wir uns auf die Mission“, nuschelte er und linste trotzdem zu dem Shinobi, welcher rasch nickte. „Kankuro-sans Marionetten werden ja sicherlich stabil genug sein, nicht wahr?“

„Natürlich!“, fuhr Yukatas Verehrer wieder auf und grinste sie an. „Und er hat sicher einen Mechanismus eingebaut, der verhindert, dass man von außen an das Katana herankommt. Du musst dir wirklich keine Sorgen machen!“

Nun, die machte sich Itachi dennoch, denn das versiegelte Samehada zu finden, würde sich bestimmt als deutlich schwieriger erweisen. Bei all der Vorsicht kam ihm jedoch ein Gedanke, den er ohne dieses Vorwissen vielleicht gar nicht in Betracht gezogen hätte. Eine Bestätigung würde er von seinem Team nicht bekommen, aber gut, viele Möglichkeiten hatte er nicht mehr. Ebenso wenig wie Zeit. Er musste einfach hoffen, dass er richtig lag.
 

Sich von seinem Posten wegzuschleichen, war kein großes Problem. Vermutlich hätte Yukatas Verehrer alles geglaubt, wenn er damit nur die Chance auf eine Verabredung mit ihr bekam. Seine Verachtung dafür wäre vielleicht größer, wenn er nicht gerade Kopf und Kragen riskieren würde, um seinen Partner vor dem sicheren Tode zu bewahren. Nein. Er war nicht besser.

Falls er falsch lag, würde er fliehen und Kisame zurücklassen müssen. Unter keinen Umständen durfte er ebenfalls in Gefangenschaft geraten. Das hier war die letzte Chance.

Niemand zollte ihm viel Beachtung, während er durch die Gänge lief. Wenn ihn jemand anhielt, ratterte er seine Einheit samt Codewort herunter und teilte mit, dass er Kankuro eine Nachricht überbringen sollte. Niemand stellte dies infrage, sodass sie ihm sogar noch den Weg wiesen.

Er fand den Marionettenspieler daher recht schnell im Gang in der Nähe vom Kage-Turm, wo er einigen Shinobis Anweisungen gab. Die vielen Menschen um sich herum konnte er wohl nicht einfach wegschicken. Das war ungünstig, aber nicht zu ändern. Sein Ziel war das hölzerne Ding auf Kankuros Rücken – es war naheliegend, dass er Samehada bei sich trug, da das Schwert ein Eigenleben besaß. Es auf die Schnelle zu versiegeln, dürfte selbst für erfahrene Shinobis schwer sein.

„Was stehst du da herum, du da, wir müssen-“

Itachi wusste nicht, was in diesem Moment passierte, doch er nahm die heftige Erschütterung war, die den ganzen Boden zum Beben brachte. Es sorgte dafür, dass er gegen die Wand prallte und dass Kankuro den Fokus von ihm nahm. Es folgte ein erneutes Beben und Panik machte sich breit. Irgendjemand schrie etwas von einem Angriff und Leute stürmten an ihm vorbei, rempelten ihn an. Eigentlich hätte nichts Besseres passieren können, wenn man davon absah, dass sein Ziel in die andere Richtung rannte und Befehle brüllte.

Itachi mahnte sich zur Ruhe, nahm aber sofort die Verfolgung auf; in diesem Getümmel würde es ihm nicht allzu schwerfallen, an die verdammte Marionette zu kommen. Erneut wurde die Erde von einem Beben erschüttert und nicht nur einmal rempelte ihn jemand an. Wenn er jetzt versehentlich sein Jutsu löste, war es das. Er mahnte sich zur Ruhe, auch wenn sein Herz raste. Seine Verletzung pochte dumpf, doch er konnte darauf nun keine Rücksicht nehmen.

Er hatte nur diesen einen Versuch, sonst musste er umdenken. Viele Pläne standen ihm nicht mehr zur Auswahl. Vermutlich gab es einen Schutzbann auf dem hölzernen Ding – aber das musste er nicht herausfinden. Es reichte Blickkontakt. Also überholte er Kankuro, während weitere Shinobi an ihnen vorbeiliefen, und stellte sich ihm kurzerhand in den Weg.

Wieder wurde der Boden unter ihnen erschüttert und es war viel zu einfach, so zu tun, als könnte er sich nicht mehr halten. Er fiel auf Kankuro, welcher ihn mechanisch auffing, und Itachi musste ihm nur etwas ins Ohr flüstern. Keiner zollte ihnen auch nur einen Funken Aufmerksamkeit. Es musste so aussehen, als würde der Puppenspieler der Kunoichi helfen, nicht den Halt zu verlieren.

Dann ging alles ganz schnell. Kankuro löste sich von ihm und gleich darauf schloss er Fingerzeichen, um den Inhalt in seiner Marionette, die er auf dem Rücken trug, freizulassen. Dank dem Chaos stellte das keiner infrage – zumindest, bis das grollende Schwert aus seinem Holzkäfig schloss. Die Bandagen wurden von den scharfkantigen Schuppen zerrissen und eine rosa Zunge wurde sichtbar, leckte sich das Maul. Itachi stockte, als ihm klar wurde, dass er hier vermutlich, abgesehen von dem Jinchuuriki, das meiste Chakra besaß. Verdammt.

Ohne sich weiter um Kankuro zu kümmern, der ohnmächtig zusammensank, rannte Itachi los, ignorierte dabei die herbeistürmenden Shinobi. Keiner würde so schnell begreifen, dass er an der Misere schuld war, weswegen er sich das Chaos abermals zunutze machte, um in die Kerker zu kommen. Wenn er sich beeilte, konnten sie es vielleicht zusammen und lebendig herausschaffen. Um Samehada musste er sich keine Sorgen machen; das Schwert würde ihm aufgrund seines Chakras ohnehin folgen.

Wie erhofft hielt ihn keiner auf, da sie wohl alle auf den Feind von außerhalb eingestellt waren. Hinter ihm hörte er Samehadas Lechzen und die Schreie der Shinobi und Kunoichi, die ihm bei seiner Jagd zum Opfer fielen. Es war ähnlich grausam wie Kisame – nur, dass es sich von ihm nicht stoppen lassen würde.
 

Itachi spürte das Blut durch seine Kleidung sickern und er ahnte, dass die Wunde, die ihm der Ichibi zugefügt hatte, wieder aufgegangen war. Nicht gut. Dennoch riss er sich zusammen und schluckte den eisenhaltigen Geschmack in seinem Mund herunter, ehe er noch einen Zahn zulegte. Die nächste Erschütterung sorgte dafür, dass er gegen die Wand prallte und beinahe die Treppen herunterstürzte. Itachi fing sich ab, kam sofort wieder auf die Beine und rannte weiter, während hinter ihm weitere Schreie ertönten. Wenn der Ichibi auf sie aufmerksam wurde und herunterkam, waren sie erledigt.

Die Kerker waren nahe, doch er wusste nicht, ob er sich mit Samehada im Nacken hineinschleichen konnte, weswegen er ausnahmsweise impulsiv handelte.

„Ein Monster verfolgt mich!!“

Wie erwartet stand unten nur eine Handvoll Wachen, vermutlich, weil die Übrigen oben gebraucht wurden. Irritierte und erschrockene Blicke wurden ihm zuteil, kaum dass sie seinen Schrei vernommen hatten. Itachi suchte den Augenkontakt von Zweien und schickte sie direkt schlafen, während er in der nächsten Sekunde Samehada ausweichen musste, welches ihn von hinten attackierte. Statt seiner warf es sich auf eine der Wachen, zerfetzte diese fauchend. Den Schock der anderen beiden ausnutzend, setzte Itachi diese recht schnell außer Gefecht und durchsuchte ihre Gewänder nach den Schlüsseln.

Der Zeitdruck schien ihm die Kehle zuzudrücken und das noch nicht zufriedene Samehada vor ihm war eine zusätzliche Bedrohung, die ihm den kalten Schweiß ausbrechen ließ. Kaum hatte er den Schlüsselbund ertastet, zischte ihn das Katana auch schon wie ein wildes Raubtier an und baute sich mit gesträubten Schuppen vor ihm auf. Itachi starrte es für einen Moment nur an, sich fragend, ob sein Genjutsu bei einer Waffe wirken könnte…ehe er es sich anders überlegte.

Er hielt dem monströsen Schwert die Schlüssel vor den breiten, gezahnten Mund, woraufhin es knurrte.

„Kisame ist da drin. Du willst zu ihm, nicht wahr? Sein Chakra. Dann komm.“

Abermals ein aggressives Zischen, doch scheinbar hatte Itachi Glück, denn es blieb dabei. Murrend wich es zurück und kroch aus seinem Weg, nur um sich an einem der ohnmächtigen Shinobi auf dem Boden zu laben. Itachi atmete tief durch, dann eilte er zur Tür und schloss diese auf.

Kaum hatte er auch nur ein paar wenige Schritte gemacht, schoss Samehada an ihm vorbei in den spärlich beleuchteten Kerker und gab ein aufgeregtes Geräusch von sich. Gleich darauf ertönten wieder Schreie – es gab wohl auch noch eine Wache im Kerker…oder es hatte sie gegeben.

Frisches Blut färbte den Steinboden rot, versickerte in den Ritzen. Itachi ignorierte es, sondern folgte den Lauten von Samehada, welches wohl Kisames Zelle gefunden hatte. Endlich. Ihm war schon ganz schwindelig, doch auf den letzten paar Metern würde er nicht versagen. Allerdings konnte und wollte er sein Chakra nicht länger für Henge no Jutsu aufbrauchen, weswegen er es löste.

Einige der anderen Gefangenen rissen an ihren Fesseln und brüllten, er solle sie mitnehmen, doch Itachi ignorierte sie geflissentlich. Er war nur an einem interessiert.

Kisames grün funkelnde Augen begegneten ihm aus der Dunkelheit heraus, während sich Samehada mit seinem ganzen Gewicht gegen das Eisengitter warf. Es brachte nichts, aber gut, sie hatten ja die Schlüssel, weswegen er die Tür aufschloss und sich daran machte, den Hünen zu befreien. Kaum hatte er sich an den Fesseln zu schaffen gemacht, drückte sich Samehada auch schon in die Seite seines Partners, welcher die freie Hand nutzte, um über die rauen Schuppen zu streifen – sein Blick war jedoch unverwandt auf ihn gerichtet.
 

„Du stinkst nach Blut“, war das Erste, das er zu hören bekam, kaum, dass Kisame seinen Maulkorb los war.

Itachis ohnehin schwindend geringe Geduld wurde dadurch nur noch weiter strapaziert.

„Tut mir leid, dass mir die Zeit für ein Bad gefehlt hat.“

Er erhob sich, spürte aber sogleich den fast schmerzhaften Griff um sein Handgelenk.

„Lass los. Wir haben keine Zeit.“

„Ich habe dir gesagt, du sollst mich zurücklassen.“

„Und ich habe dir gesagt, dass ich das nicht tun werde. Jetzt komm.“

Er hatte weder Lust, noch hatten sie die Zeit für Diskussionen. Bald schon würde sich das Chaos oben sicher lichten und dann würden sie nicht mehr so leicht entkommen können. Genau genommen wusste er nicht, wie sie überhaupt hier wegkommen sollten. Hatte Kisame noch Chakra übrig, nun, da Samehada hier war?

Er riss seinen Arm los, wandte sich um – und spürte, wie ein Ruck durch seinen Körper ging. Er presste sich reflexartig die Hand auf den Mund, stoppte so das Blut, das ihm hochkam. Was zum…war er so schwer verletzt? Hatte er sich falsch eingeschätzt? Seine Sicht verschwamm kurzzeitig und er war froh, als Kisame den breiten Arm um ihn legte, ihn so hielt und verhinderte, dass er auf die Knie ging. Hatte Samehada seine Verletzungen so schnell mit Chakra geheilt? Es war immer wieder erstaunlich, was dieses Katana für Fähigkeiten besaß.

„…ich bringe uns hier raus“, hörte er ihn zerknirscht sagen. „Ich habe uns das hier immerhin eingebrockt.“

Itachi fehlte die Kraft zum Widersprechen – andererseits, wozu? Kisame war wirklich schuld an der Situation, in der sie steckten, und er war noch nicht bereit, ihm das zu verzeihen.

„Oben werden sie angegriffen“, murmelte er, da ihm das Sprechen Schmerzen bereitete. „Ich weiß nicht…von wem…“

Kisame nickte verstehend, drückte ihn etwas fester an sich. Sollte das heißen, er konnte ihm vertrauen? Itachi wusste nicht, ob er seinem Partner je wieder vertrauen konnte und wollte. Die Wut war lediglich in Anbetracht ihrer Lage abgeflaut, aber wenn er darüber nachdachte, kam sie direkt wieder hoch. Am liebsten hätte er den Arm weggeschlagen, auch wenn das eine recht trotzige Reaktion gewesen wäre, doch er stand zudem nicht fest genug, um dies durchzuziehen.
 

In diesem Augenblick ertönte ein solch lauter Knall, dass Itachi kurz dachte, ihm würde etwas in den Ohren platzen. Die Druckwelle fegte sogar Kisame von den Füßen, ließ sie beide gegen eines der Eisengitter prallen. Kurz wurde ihm schwarz vor Augen, sodass er gegen seinen Partner kippte, welcher sich schnell wieder aufrappelte und ihn mitzog. Er blinzelte, hörte nicht, was Kisame sagte, da das Piepen in seinem Kopf viel zu laut war. Die schwarzen Punkte lichteten sich nur langsam und er erkannte eine Gestalt, welche inmitten von Geröll stand und ihnen etwas zubrüllte. War das…

Er konnte den Gedanken nicht zu Ende bringen, da Kisame ihn sich kurzerhand packte und sich über die Schulter schmiss, ehe er rannte. Itachi ließ die Demütigung zu, auch wenn er wusste, dass man ihn das nicht so schnell vergessen lassen würde. Nein. Einer würde ihn das vermutlich niemals vergessen lassen.

Statt sich zu wehren oder sich zu beschweren, ließ er Kisame machen und schloss die mittlerweile brennenden Augen. Er hatte sein Sharingan zu oft eingesetzt, das war ihm klar. Sein Chakra war erschöpft und die Techniken forderten ihren Tribut, sodass jegliche Spannung aus seinem Körper wich. Wenigstens nahm das Piepen ab, sodass die hektischen Schritte und einzelnen Gesprächsfetzen doch noch an seine Ohren drangen.

„…du uns gefunden?“

„Yura…Sasori no Danna…“

„…nicht gedacht, dass der uns helfen würde.“

„Pains Befehl, hmm.“

Itachi ächzte innerlich, als ihm bewusst wurde, dass es tatsächlich Deidara gewesen sein musste, der ihnen einen Fluchtweg geschaffen hatte. Pains Befehl? Nein. Das war Madaras Werk. Dieser hatte Kisame das alles in den Kopf gesetzt. Dieser hatte sie absichtlich entzweit. Kisames Loyalität geprüft. Itachi hasste den Gedanken, dass er trotz aller Enttäuschung nicht anders als sein Partner gehandelt hätte, wenn es um sein eigenes Ziel gegangen wäre.

„Sasori no Danna wartet am Ausgang. Von da fliegen wir, hmm.“

„Vermutlich besser.“

„…was ist eigentlich mit dem da? Schwächeanfall oder was? Dachte, die Uchiha sind so toll mit ihren Sharingan, hmm.“

Ja. Deidara würde ihn das hier nicht vergessen lassen.

„Deidara. Ich bin dir dankbar, aber verlier noch ein schlechtes Wort über ihn und ich werde wütend. Ich habe uns in diese Lage gebracht. Der Ichibi hat ihn durch meine Schuld verwundet. Trotzdem wollte er mich retten.“

„…ehrenhaft, hmm.“

Kisame ließ ihm den Spott wohl nur widerwillig durchgehen, dessen Körperspannung nach zu urteilen. Itachi kannte ihn lange genug, um den Unterschied zu bemerken. Es sandte ein viel zu angenehmes Gefühl durch seine schmerzende Brust. Ihre Beziehung zueinander machte ihn schwach. Heute hatte er sein Leben für Kisame riskiert…und dennoch, trotz all der Wut und Enttäuschung, wollte etwas in ihm daran festhalten. Weil das hier etwas war, das nur ihm gehörte. Auch wenn Madara seine gierigen Klauen danach ausstreckte und versuchte, es ihm wegzunehmen…nein. Es gehörte ihm.

Es war der letzte Gedanke, bevor er in die wohltuende Schwärze abdriftete.

Heilung

Es war so lange her, dass Kisame seinen Partner so mitgenommen erlebt hatte. Die Wunden, die der Ichibi hinterlassen hatte, waren tiefer als gedacht. Wie hatte Itachi es überhaupt geschafft, so lange ohne richtige Versorgung und unter Einsatz von Chakra herumzulaufen? Der Uchiha war hart im Nehmen, das hatte Kisame über die Jahre öfter anerkennen müssen – dennoch erfüllte es ihn mit Bitterkeit, dass er selbst der Grund dafür war, dass der andere über seine Grenzen hinaus hatte gehen müssen. Ja, er hätte zweifellos genauso gehandelt und wäre ebenso wütend, wie es Itachi sein musste, sobald dieser wieder zu Bewusstsein kam.

Mit grimmiger Miene beobachtete er, wie Sasori die Nadel erneut durch die blasse Haut seines Partners stach. Zuvor hatte dieser ihm irgendein Mittel gespritzt, das dafür sorgen würde, dass er nicht vorzeitig wach wurde. Von ihnen allen hatte Sasori wohl die besten Medizinkenntnisse, auch wenn er bewanderter mit Giften war, trotzdem missfiel es Kisame, dass der undurchsichtige Puppenspieler Hand an Itachi legte. Zuvor hatte dieser ihn hinausschicken wollen, was Kisame natürlich nicht zugelassen hatte; als ob er riskieren würde, dass Itachi zu einer neuen Marionette in seiner Sammlung wurde. Deidara hatte nur die Achseln gezuckt und gemeint, dass er dann eben ohne sie beide etwas essen gehen würde. Die Taverne, in der sie sich befanden, war weit genug von Suna weg, sodass es wohl einigermaßen sicher sein würde, hier ein paar Nächte zu verbringen. Keiner von ihnen hatte es eilig und Kisame würde Itachis Gesundheit nicht noch mehr gefährden, als er es bereits getan hatte.

Er ahnte, dass das Gespräch, das sie führen würden, sobald dieser wieder bei Bewusstsein war, nicht gerade angenehm werden würde. Schon allein, weil eine Entschuldigung hier sinnlos war; er würde nicht lügen, indem er Itachi sagte, dass es ein Fehler gewesen war und er es nie wieder tun würde. Madara hatte ihm etwas befohlen und er hatte gehorcht. So einfach war das. Akatsuki war seine Priorität, so wie Itachi seine Prioritäten hatte. Daran änderte auch ihre Beziehung zueinander nichts.

„Das sollte ausreichen.“

Sasoris Stimme ließ ihn innehalten und aufsehen; scheinbar war der Uchiha ausreichend zusammengeflickt worden und Sasori reinigte die Haut gerade mit einem Tuch.

„Ich verbinde ihn noch – halte seinen Oberkörper gerade.“

Kisame nickte und machte sich daran, den Uchiha etwas aufzurichten, wobei dessen Kopf gegen seine Schulter fiel. In dessen regungsloses Gesicht zu sehen, machte es nicht besser. Das schlechte Gewissen ließ sich eben trotz seiner Überzeugung nicht einfach abschalten. Er hielt sich davon ab, ihm eine verirrte Haarsträhne aus der Stirn zu streichen oder ihm die Lippen auf den Schopf zu drücken. Sasori sollte auch weiterhin nichts über sie beide wissen, das er gegen sie verwenden konnte.

„Das reicht. Sobald er wach ist, gib ihm das hier zu trinken. Es ist ein Antibiotikum. Sollte er anfangen zu fiebern, rufst du mich. Ansonsten will ich bis morgen meine Ruhe haben.“

Er stellte ihm die kleine Flasche auf den Boden neben den Futon und erhob sich.

„Gut. Danke.“

Es fiel Kisame schwer, sich bei dem dubiosen Puppenspieler zu bedanken, doch ohne diesen wäre es wohl bedeutend schwerer gewesen. Der Rothaarige erwiderte nichts mehr darauf, sondern verließ den Raum. Kisame sah zu Itachi hinunter, welcher mit leicht geöffnetem Mund regungslos da lag und leise atmete. Er strich ihm die Haare aus der Stirn, ehe er sich zu diesem unter die Decke legte. Auch wenn Itachi zornig auf ihn sein würde, so war es vermutlich wichtiger, dass dieser nicht fror – und Itachi fror schnell. Er zog dessen Beine zwischen seine Schenkel und drückte ihn an sich, wobei er auf die Wunde aufpasste. Dessen Geruch machte ihn selbst ruhiger, auch wenn er mit Blut und dem Gestank von Sasoris Mitteln vermischt war. Gerade eben löste es mehr Beklommenheit als den Rausch in ihm aus. Das hier hatte er zu verantworten. Also würde er hierbleiben, Itachi wärmen und darauf achten, dass dieser in seinem wehrlosen Zustand beschützt war. Er warf einen kurzen Blick zur Wand, an der Samehada lehnte, ehe er ebenfalls die Augen schloss. Ein bisschen ruhen konnte er dennoch.
 

Es dauerte, bis sich der Uchiha regte, und mittlerweile musste es kurz vor Mitternacht sein. Kisame war zwischendurch hinunter gegangen, um etwas zu essen und zu trinken zu holen. Die Küche wurde irgendwann geschlossen und so hatten sie wenigstens Kleinigkeiten auf dem Zimmer.

Itachi blinzelte benommen, während er ein gedämpftes Stöhnen von sich gab. Wenigstens schien er nicht wie befürchtet zu fiebern – er hatte mehrfach seine Stirn gefühlt. Trotzdem Kisame immer noch an ihn gepresst lag und keine Anstalten machte, die Berührung zu lösen, blieb Itachi liegen, den Kopf gegen seine Schulter gelehnt. Immerhin drehte er sich nicht weg oder sagte ihm, er solle ihn loslassen. Vielleicht war er aber auch nur zu erschöpft, um jetzt ruppig zu werden.

„…wo sind wir?“, hörte er ihn nach einer Weile mit heiserer Stimme murmeln.

„Weit genug weg von Suna. Deidara hat uns hergeflogen und wir haben hier Unterschlupf gesucht, damit Sasori dich behandeln konnte.“

Er konnte beinahe spüren, wie Itachi das Gesicht verzog; verdenken konnte Kisame es ihm nicht. Keiner von ihnen beiden mochte Sasori sonderlich.

„Wie lange war ich weg?“

„Stunden. Sasori hat dir etwas gespritzt, bevor er dich genäht hat.“

Dessen Wunde musste brennen, doch kaum zuckte dessen Arm, ließ er ihn auch schon wieder zur Seite fallen. Abermals war es still zwischen ihnen und Kisame vermutete allmählich, dass Itachi noch zu benommen für Wut war. Dass er ihm die Aktion einfach vergab, darauf hoffte er nicht.

„…das Bad?“

Kisame brauchte einen Moment, doch dann verstand er.

„Ist nebenan. Soll ich dich stützen?“

„…ich würde gerne nein sagen.“

Kisame kommentierte es nicht, sondern richtete sich auf, ehe er dem Uchiha half, wobei dieser direkt gegen ihn kippte. Bei dessen glasigem Blick war davon auszugehen, dass das Mittel noch gut wirkte. Er schlang vorsichtig einen Arm um ihn und stützte ihn dann hinüber, wobei er ihm einen fragenden Blick zuwarf.

„Kriegst du den Rest allein hin?“

Ein schlecht gelauntes Brummen sollte das wohl bejahen, auch wenn Kisame nicht sicher war, ob er ihn allein lassen konnte. Er wartete, bis sich Itachi gut genug am Waschbecken festhalten konnte, bevor er ihn losließ. Kritisch musterte er diesen, beobachtete, wie er sich daran entlang hangelte.

„Du kippst aber nicht vom Klo, ja?“

„Kisame.“

Er zuckte mit den Schultern, ging dann aber hinaus und wartete vor der Tür. Immerhin hörte er noch kein Geräusch, das darauf hindeutete, dass der Uchiha bewusstlos auf dem Boden lag. Nun, mit der Würde war heute sowieso nicht mehr viel los, von daher…

Als er die Spülung hörte, wartete er ein paar Sekunden, ehe er den Kopf durch die Tür steckte. Itachi hielt sich erneut am Waschbecken fest, merklich taumelnd, sodass Kisame ihm doch wieder unter die Arme griff.

„…ich bin trotzdem wütend.“

Bei den gemurmelten Worten musste Kisame schief grinsen.

„Ja. Stell dir vor, das kommt wenig überraschend.“

„Hn.“

Er half diesem vorsichtig zurück zum Futon und deckte dessen Beine zu, als er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht niedergelassen hatte. Dann reichte er ihm die Wasserflasche, die dieser kommentarlos annahm. Kisame blieb neben ihm sitzen, dachte einen Moment nach, ehe er sich dann doch entschied, die Stille zu brechen.
 

„Ich schulde dir mein Leben.“

Itachi setzte die Wasserflasche ab, drehte den Kopf langsam in seine Richtung und funkelte ihn finster an. Hätte er die Kraft gehabt, hätte er ihm die Faust vielleicht ins Gesicht gehauen – Kisame war nicht sicher, aber bei dem Blick wären manche wohl geflohen.

„Erspar es uns.“

Kisame hob eine Braue, schaute diesen ruhig an.

„Eine Entschuldigung bekommst du nicht“, erwiderte er.

„Ich will ebenso wenig eine Entschuldigung wie dieses Schuld-Gerede. Darüber sind wir hinaus.“

Womit Itachi zweifellos Recht hatte. Sie waren über viele Dinge weit hinaus. Bevor alles schief gegangen war, waren sie sich näher denn je gewesen – was Kisame eventuell verspielt hatte.

„Ja. Ich weiß. Ich will nur, dass du nicht denkst, dass es für mich selbstverständlich ist.“

„Es ist für mich selbstverständlich gewesen“, kam es schroff von seinem Partner zurück. „Und das macht mich wütend.“

Was Kisame absolut nachvollziehen konnte. Sie beide hatten Ziele. Solche, für die sie sterben würden…und jetzt waren sie anscheinend bereit, füreinander zu sterben, ohne dass diese Ziele erfüllt waren. Das war nicht einfach zu akzeptieren.

Du machst mich wütend.“

Kisame blickte ihn weiterhin an, doch Itachi hatte den Blick abgewandt und starrte missmutig vor sich hin. Ungewohnt viele Emotionen für jemanden, der sonst so bestrebt war, sie sich nicht anmerken zu lassen, doch er kannte ihn besser.

„Haust du mir eine runter, wenn ich den Arm um dich lege?“

„…dafür habe ich keine Kraft.“

Der Ältere musste schmunzeln, auch wenn die Situation nicht im Geringsten amüsant war. Er nahm ihm die Flasche ab, schraubte sie wieder zu und stellte sie auf den Boden. Erst dann rückte er näher an den Uchiha heran und legte den Arm um ihn. Itachi zeigte nicht die geringste Spur von Widerstand, sondern lehnte sich stattdessen direkt gegen seine Schulter.

Eine Weile war es erneut still zwischen ihnen – vielleicht waren Worte auch gerade nicht das Richtige. Als hätte der andere seine Gedanken gelesen, drehte er plötzlich den Kopf. Die dunklen Augen fixierten ihn und noch immer lag darin ein Funkeln, wenn auch weniger wütend. Oh.

Kisame erwiderte seinen Blick, ehe er die Stirn gegen die seine lehnte – immer noch etwas warm. Der Uchiha senkte langsam die Lider und Kisame konnte fühlen, wie die Anspannung aus dessen Körper wich. Dann hob der Jüngere den Arm, legte die Hand in seinen Nacken und er spürte die weichen Lippen auf seinen. Damit hatte er zwar nicht gerechnet, doch der Verlauf war besser als die Fortsetzung einer Diskussion, die keinen Sinn machte. Kisame lehnte sich zurück, bis er auf dem Futon lag, um den Uchiha auf sich zu ziehen, hoffend, dass es nicht auf die Wunde drückte. Vielleicht war der andere auch nur high von den Medikamenten und ließ sich deswegen hierzu hinreißen, aber Kisame war der Grund eigentlich egal.

Erst als er spürte, wie sich Itachi leicht verkrampfte, löste er den Kuss, sah diesen schwer atmend an.

„…alles okay?“

Itachi schluckte hart, nickte aber.

„Ja. Geht schon.“

Mit diesen Worten drehte er sich wieder auf den Rücken, blieb jedoch in seinem Arm liegen, während er merklich erschöpft an die Decke sah. Kisame zog mit dem Daumen kreisende Bewegungen über dessen Oberarm, lehnte den Kopf gegen seinen.

„…früher war alles einfacher, oder?“, hörte er ihn murmeln.

„Du meinst, als wir uns noch nicht leiden konnten?“

„Hm.“

„Ich erinnere mich daran, dass du damit angefangen hast, mein Leben retten zu wollen.“

„…“

Kisame musste grinsen, als er das leise Schnauben vernahm. Dagegen konnte der Uchiha wohl nichts sagen. Er streichelte weiter dessen Arm, dachte über das Gesagte nach. Nein, einfacher war es nicht gewesen.

„Und ich weiß auch, dass du nichts bereust“, meinte er schließlich.

„Du irrst dich. Ich bereue es sehr wohl.“

Kisame kommentierte die Aussage nicht, sondern fuhr fort, diesen zu halten und sanft zu streicheln. Auch wenn es stimmte, änderte das nichts. Sie waren bereits an diesem Punkt ohne Wiederkehr…und er wusste, dass Itachi seinen Tod gefürchtet hatte. Er hatte es in dessen Augen gesehen. Wenn er sich vorstellte, den anderen zu verlieren…

Irgendwann spürte er, wie die Spannung aus dem Körper des Uchihas wich und dieser mit dem Kopf gegen seine Schulter kippte. Kisame sah zu ihm hinunter, ließ den Blick über dessen Gesicht wandern…und auch wenn es friedlich wirkte, ahnte er, dass so viel mehr dahintersteckte. Hinter allem. Mehr, als Itachi ihm jemals erzählen würde; weil er es aus irgendeinem Grund nicht konnte…oder durfte. Alles, was er für ihn tun konnte, war, ihm nicht erneut solche Sorgen zu machen.

Ihn nicht im Stich zu lassen…wie er es hatte tun müssen, weil auch er ein Ziel hatte, das er über Itachi stellen musste.

Er seufzte rau und schloss dann die Augen, ohne den Uchiha loszulassen. Etwas Schlaf würde auch ihm guttun – schon, weil sie am nächsten Tag das Künstlerduo ertragen mussten, und auch, wenn sich Kisame gut mit Deidara verstand, hatte er keinen Zweifel daran, dass dieser Itachi die Geschehnisse unter die Nase reiben würde.
 

Itachi und er sprachen am nächsten Morgen wenig miteinander, wobei die Wortkargheit für den Uchiha nichts Ungewöhnliches war. Meistens war es Kisame, der das Schweigen brach, doch gerade hielt er es für besser, diesen in Ruhe zu lassen. Er half diesem beim Waschen und Anziehen, was dieser ohne Beschwerden zuließ, ehe er mit ihm hinunterging, um etwas zu essen, nachdem Itachi abgelehnt hatte, auf dem Zimmer zu bleiben. Kisame hinterfragte es nicht, sondern suchte sich mit diesem einen Tisch – sah dann aber schon den blonden Schopf Deidaras.

Dieser hatte sich wohl schon sein Frühstück bestellt, verschlang gerade noch ein Stück Ei, während die übrigen Schälchen bereits leer waren.

Nun, immerhin schien Sasori oben geblieben zu sein, worüber Kisame nicht sonderlich traurig war.

„Oh? Wer kann denn da wieder stehen? Sasori no Danna muss Wunder vollbringen können. Gestern sahst du nämlich noch so aus, als würdest du abkratzen, hmm“, kam wie erwartet die spöttische Begrüßung.

Itachi schoss ihm einen finsteren Blick zu, ehe er Platz auf der Bank nahm, wobei er sich zweifellos bemühte, keine Miene zu verziehen.

„Dir auch einen guten Morgen, Deidara“, meinte Kisame, ohne darauf einzugehen. „Wo hast du den Freak gelassen?“

„Oben. Er kommt nach. Meinte, er muss noch was reparieren oder so. Hab nicht wirklich zugehört, hmm.“

Er zuckte mit den Schultern und pickte sich noch Stück Ei weg, während Kisame der Wirtin, die soeben an ihren Tisch kam, mitteilte, was Itachi und er essen wollten. Ihm entging nicht, wie sein Partner den Blick durch den Raum schweifen ließ. Insgesamt machte die Taverne einen recht heruntergekommenen Eindruck und die Wirtin schien ihre besten Jahre ebenfalls hinter sich zu haben. Nur vereinzelt saßen Leute an den Tischen, welche so wirkten, als wollten sie ihre Ruhe haben.

„Wir sind hier sicher“, meinte Deidara, als hätte er ihre Gedanken gelesen. „Laut Sasori no Danna ist das hier ein beliebter Ort für…Geschäfte. Die vermasseln sich ihre richtigen Einnahmequellen nicht, hmm.“

Gut zu wissen, wie Kisame fand. Vielleicht konnten sie dann doch noch ein bisschen länger bleiben, bis Itachi wieder auf den Beinen war.

„Apropos vermasseln…ich habe noch kein Dankeschön von dir gehört, Itachi, hmm.“

Der Uchiha drehte langsam den Kopf in Richtung Deidara, wobei sein Blick pures Eis war.

„Immerhin haben wir auch dir den Arsch gerettet, nicht wahr? Hätte ohne uns übel für euch ausgesehen, hmm.“

„Ja, das ist aber nicht Itachis Schuld gewesen“, mischte sich Kisame ruhig, aber bestimmt ein. „Ich habe einen Fehler gemacht und mich fangen lassen. Er hätte Suna einfach ohne mich verlassen können. Hat er aber nicht. Wir sind euch dankbar, aber übertreib es nicht.“

Das Letzte konnte man als Warnung auslegen und so, wie Deidara schaute, hatte er es auch verstanden. Für einen Moment kreuzten sich ihre Blicke und er sah es in den blauen Augen lodern. Allerdings hatte Deidara dann wohl doch keine Lust, es sich mit ihm zu verscherzen. Genervt stützte er die Wange in seine Handfläche und stieß hörbar die Luft aus, was ihn wie ein bockiges Kind wirken ließ.

„Schon gut. Reg dich ab. Wünschte, Sasori no Danna würde mich mal so verteidigen, aber der fällt mir immer nur in den Rücken, hmm.“

Er hob beide Hände und seufzte schwer – wobei dieses Seufzen auch aus den beiden anderen Mündern kam.

„Das liegt daran, dass du so viel Unsinn redest.“

Kisame blickte auf, als der wie immer monoton dreinschauende Suna-nin neben Deidara erschien, was diesen stocken ließ.

„Schleicht Euch doch noch mehr an, hmm…“, maulte er dann.

„Du bist einfach unaufmerksam“, konterte Sasori kühl, ehe er Itachi musterte. „Hm. Du siehst weniger tot aus als gestern. Also war die Behandlung wohl erfolgreich. Rutsch zur Seite, Deidara.“

Itachi nickte nur knapp, hatte scheinbar wenig Interesse, seinen Zustand auszudiskutieren, was Kisame gut verstehen konnte. Während Deidara missmutig Platz machte, wurde ihr Essen an den Tisch gebracht.

„Warum seid Ihr überhaupt hier? Dachte, Ihr wolltet an etwas arbeiten, hmm.“

„Das habe ich auch. Zumindest bis ein Origami durch das Fenster geflattert kam“, erwiderte der Rotschopf ruhig und holte das Papier aus seinem Ärmel.

Man sah noch anhand der Linien, dass es mehrfach gefaltet worden war. Origami waren Konans Zeichen, weswegen von einer Nachricht von Pain auszugehen war.

„Wir haben eine neue Mission.“

Er schob den Zettel Itachi zu, welcher keine Miene verzog und ihn an sich nahm. Kisame kümmerte sich erstmal nicht darum, sondern fixierte Sasori.

„Und die müssen wir gemeinsam erledigen?“

„Ja.“

Deidara seufzte leidend.

„Na toll…“

Kisame bemerkte, dass sich etwas in Itachis Blick veränderte, als er zu seinem Partner sah. Es wunderte ihn, da der Uchiha meistens einfach hinnahm, was ihnen aufgetragen wurde, doch da war etwas, das den leisen Hauch von Widerwillen zeigte – was auch Deidara nicht entging.

„Klärst du uns jetzt auch mal auf oder willst du den Zettel weiter totstarren, hmm?“

Itachi faltete den Zettel wieder zusammen, wobei sein Blick wieder stoischer wurde.

„Wir sollen eine Ärztin entführen.“

„Na und? Wir haben schon Schlimmeres gemacht, hmm“, erwiderte Deidara und zuckte mit den Schultern.

„…es geht nicht um die Sache an sich“, gab Itachi ruhig zurück. „Wir sollen nach Konoha. Es muss eine bestimmte Medic-nin sein.“

Kisame hielt inne, sah seinen Partner verwirrt an. Konoha? Das war nicht das sicherste Pflaster, vor allem nicht für seinen Partner.

„Ich halte das für fair“, meinte Sasori daraufhin. „Immerhin musste ich wegen euch nach Suna. Außerdem sollte das mit unseren kombinierten Fähigkeiten machbar sein.“

Kisame runzelte die Stirn.

„Welche bestimmte Medic-nin?“, fragte er und sah zu seinem Partner.

Dieser schaute in seine Miso-Suppe, ohne sie anzurühren.

„Eine Schülerin Tsunades.“

Und damit war klar, warum diese Mission gleich in mehrfacher Hinsicht gefährlich war.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,
da bin ich wieder mit einem neuen KisaIta-Projekt.
Wie sich schon jetzt erkennen lässt, wird sich die Story ziemlich am Manga orientieren.
Die FF ist schon länger geplant und endlich wird sie umgesetzt.
Das erste Kapitel wird nicht lange auf sich warten lassen, aber danach wird es wohl eher gemäßigt weitergehen, da ich wöchentliche Uploads einfach nicht mehr schaffe.
Ich freue mich wie immer auf Feedback. :)

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, da haben wir Kapitel 1.
Die Einleitung orientiert sich an der Manga-Szene, die mir schon immer gut gefiel.
Nun haben sich die beiden also kennengelernt und Kisame macht direkt deutlich, dass Itachi ihm besser nicht mehr dreist den Rücken kehren sollte.
Mal sehen, ob der sich daran hält... ;)
Danke für die lieben Kommentare!

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und da haben wir Kapitel 2 - von Anfang an sympathisch sind sie sich schon mal nicht...aber was nicht ist, kann ja noch werden... ;)
Danke für die lieben Kommentare.

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Kapitel kommt schon heute, da ich in den nächsten Tagen nicht großartig zum Hochladen kommen werde.
Danke für die Kommentare! :)
Im nächsten Kapitel kommt es dann endlich mal zu etwas Action...Kämpfe, juhuu! xD
Bleibt wohl nicht aus, wenn man mal keine AU schreibt...

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Tja, dann hoffen wir mal, dass sich Kisames Haie daran halten. :)
Das hier ist nach wie vor eines meiner absoluten Lieblingskapitel...und das trotz Kampf!
Ich gewöhne mich langsam daran. xD

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Da hat Itachi wohl noch mal Glück im Unglück gehabt. :)
Zumindest bis jetzt...denn wer weiß schon, was da noch kommt...
Ich habe mich wie immer sehr über eure Kommentare gefreut und hoffe, ihr mögt Tori so sehr wie ich. Sie ist so ein erfrischendes Plappermaul. ^^

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Und schon sind sie wieder vereint...wurde ja auch Zeit. ;)
Wobei da noch einiges aussteht...im nächsten Kapitel steht dann auch ein "klärendes" Gespräch an...haben die beiden ja auch nötig.
Danke für eure lieben Kommis!

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Den ersten Meilenstein haben sie hinter sich gebracht...weitere folgen...vermutlich. :D

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Nachwort zu diesem Kapitel:
So und damit endet Teil 1 dieser FF...und wir machen einen kleinen Time Jump.
Vielleicht geht es in Teil 2 ja etwas harmonischer zu...wer weiß das schon. ;)
Hier noch mal ein riesiges Danke an meine Muse/Beta Lichtregen, die mich vor allem bei diesem Kapitel tatkräftig unterstützt hat. <3
Und ebenso ein großes Danke, an alle, die mich mit ihren Kommentaren motivieren. :)

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Und weiter geht's!
Ein bisschen Akatsuki-Spaß konnte ich mir mal wieder nicht verkneifen - wozu auch? ;)
Es wird schon bald wieder ernst genug werden...

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Uff, irgendwie komm ich gerade nicht zum Antworten...ich freue mich aber dennoch über jeden Kommentar von euch. :)
Vor Weihnachten wird auf jeden Fall noch ein neues Kapitel kommen!
Ansonsten...wer ist traurig wegen der alten Verräter-Schlange? :D
Ich auf jeden Fall...

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Böser Cliffhanger und das zu Weihnachten... ;)
So, wer freut sich alles über Zabuza? :D
Ein Kapitel kommt auf jeden Fall noch vorm/zum neuen Jahr, weil ich danach für zwei Wochen in China auf Geschäftsreise bin... -.-
Da ist dann nix mit schreiben, von daher...
Noch mal lieben Dank an alle Kommischreiber - ihr motiviert mich immer so schön zum Weiterschreiben!
Wünsche euch schon einmal frohe Weihnachten! <3

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Frohes neues Jahr wünsche ich euch! :)
Letztes Kapitel vorerst...in ca. drei Wochen geht es weiter, wenn ich zurück aus China bin.
Hoffe, ihr hattet einen guten Rutsch! :)

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Endlich zurück in Deutschland...endlich ein neues Kapitel.
Und endlich hat Kisame auch erkannt, dass Haku ein Junge ist. ;)
Das Geheimnis stand ja wirklich lange genug in der Kälte rum.
Hoffe, ihr habt's genossen! :D

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Uff...lange Wartezeit.
Ich bin momentan ein wenig im Rückstand, weil meine Weisheitszahn-OP nicht ganz reibungslos verlaufen ist.
Lippe ist immer noch taub, Schmerzen bessern sich nur langsam...und das seit drei Wochen! x__x
Von daher kommt das nächste Kapitel frühstens in drei Wochen, aber erwartet nicht zu viel.
Muss mich erstmal sortieren...aber es geht auf jeden Fall weiter!
Hoffe, das Kapitel hat euch gefallen und entschädigt euch. ;)

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Und schon geht's weiter. ;)
Kapitel werden bis Mai wohl mehr Zeit in Anspruch nehmen, da meine Schwester heiratet und - wie kann's anders sein - ich Trauzeugin bin.
Daher ist die Schreibsel-Zeit begrenzt und wenn ich ein Kapitel in 4 Wochen schaffe, bin ich schon mega stolz auf mich. xD
Im nächsten Kapitel geht's dann zu einem neuen Abschnitt über...vielleicht hat ja jemand ne Ahnung. ^^

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Go, Itachi, go! :D
Ich hatte ja Abwechslung versprochen, von daher - hier kommt Deidara!
Und natürlich Sasori, der darf ja nicht fehlen, ist schließlich sein zukünftiger...Partner. ;)
Ich muss zugeben, dass er es mir allerdings in diesem Kapitel nicht leicht gemacht hat...Kisame feat. Itachi UND Sasori ist echt eine Nummer zu sehr Hardcore-Schweigen.
Da hat der gute Hai kaum eine Chance auf Konversation, weswegen Deidara echt mein Lichtblick war/ist...er bringt einfach noch mal ne ganz andere Stimmung mit seiner großen Klappe rein. Zumal Itachi und er sich nicht grün sind... *hust*
Danke für die lieben Kommis und schöne Ostern!

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Na, wenn das Fortschritte sind. ;)
Ich beginnt langsam, diese neue Teamkonstellation zu mögen - auch wenn sie nicht lange halten wird.
So, Deidara "joins the crew", auch wenn er sowas von keinen Bock drauf hat. :D
Hoffe, ihr habt das Kapitel so sehr genossen wie ich.
Da die Hochzeit meiner Schwester vorbei ist, kann ich mich endlich wieder aufs Schreiben konzentrieren...zumindest bis es mit der nächsten Hochzeit eines Freundes weitergeht. xD
Wünsche euch einen schönen 1. Mai!

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Langsam werde ich wirklich warm mit unseren beiden Künstlern...
Fast schade, dass das das letzte Kapitel mit ihnen war...mehr oder weniger...und vorerst.
Wir kommen dem zweiten Teil der FF langsam näher...oder vielmehr dem dritten. *hust*
Danke für die lieben Kommentare, die mich immer so schön motivieren. ^^

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Da ich gerade einen guten Lauf habe...hier das nächste Kapitel. :)
Wie vorangekündigt wird das Geschehen laut Manga nicht komplett ausgeschrieben, nur die, wie ich finde, sehr wichtigen Szenen.
Und das, was ich mir dazu gedichtet habe. xD
Großen Dank hier noch mal an Lichtregen, die mal wieder fleißig gebetat und mich inspiriert hat. :-*
Hach ja...ich hab mich wirklich sehr beim Mittelteil des Kapitels amüsiert.
Vielleicht kann Kisame Itachi ja noch die Frauen schmackhaft machen...oder auch nicht. xD
Hoffe, ihr hattet ebenso viel Spaß wie ich! :D

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Na, ob das Thema so einfach vom Tisch ist... :)
Armer Sasuke...da hat er ja wirklich was abbekommen.
Damit ist das Thema Konoha erstmal abgehakt und wir widmen uns ab dem nächsten Kapitel "neuen Gefilden".
Freue mich wie immer auf eure Kommis! <3

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Hach ja, das Kapitel hat mir echt unheimlichen Spaß gemacht. :)
Itachi aus seinem Schneckenhaus zu ziehen, ist wirklich nicht einfach, aber dafür habe ich ja Kisame.
Wenn der wüsste, wie viel Geld er umsonst aus dem Fenster geschmissen hat... ;)
Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen und ich freue mich auf eure Kommis!

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Es hat lange gedauert und es wird nun auch wieder lange dauern, da ich gefühlt zu nix komme... x.x
Zwar sind die nächsten beiden Kapitel schon so gut wie fertig, aber ich will alles noch mal überarbeiten (gut, wenn man eine fleißige Beta hat <3).
Jedenfalls wird's ab Mitte September wohl wieder ruhiger (keine JGA und Hochzeiten von Freunden mehr).
Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen und freue mich wie immer auf Kommis!

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und mal wieder ein Cliffhanger...yay! :D
Es geht gerade nur mäßig voran, aber wenigstens geht es voran...
Danke für eure vielen lieben Kommis, auch wenn ich kaum zum Antworten komme.
Das Kapitel hat mich am Ende wirklich gekillt - was aber auch daran liegen kann, dass die fette Spinne hardcore für mich ist. Ich hasse Spinnen. x.x
Hier noch mal lieben Dank an Lichtregen - die sich das beim betan antun musste und ganz tapfer war! <3

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und weiter geht's! :)
Es wird ausnahmsweise mal etwas kuscheliger...nachdem die dicke Riesenspinne endlich weg ist.
Und neeein, so schnell ist Kisame natürlich nicht totzukriegen. Wäre ja auch viel zu schade um ihn. ;)
Hoffe, es hat euch gefallen. :)

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Diesmal hat es etwas länger gedauert, aber nun geht's endlich weiter! :)
Vielen lieben Dank für eure lieben Kommis - ich habe mich wirklich sehr gefreut!
Wie man sieht, war's das noch nicht mit Orochimaru...einen kleinen Auftritt bekommt er noch.
Ich hoffe, jemand freut sich darüber. ;)

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Da hat Itachi wohl gleich mit zwei Problemen zu kämpfen...denn Kisame wird nicht besonders amused sein. :)
Und Orochimaru ist ihm auch nicht ganz wohlgesonnen...
Danke für die lieben Kommentare - freue mich wie immer sehr! ^^

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ausnahmsweise mal recht schnell, weil ich so gut vorankomme. :D
Fazit: Kisame ist sehr missgelaunt und Itachi ist...Itachi. ;)
Keine guten Voraussetzungen, aber wir werden sehen...
Danke für die lieben Kommis - die spornen mich immer richtig an!!

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das ist es...das letzte Kapitel in diesem Jahr.
Uff, ich weiß nicht, wie schnell ich ab hier vorankomme, da ich über eine Woche mit Erkältung flach lag und rein gar nichts geschafft hab - deprimierend, aber na ja...
Ich wünsche euch schon mal schöne Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Würde mich freuen, wenn ihr Blutschwur auch 2018 weiter mitverfolgt! *___*

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Frohes Neues Jahr! :D
Und schon gibt es ein neues Kapitel...diesmal etwas früher, weil ich ganz gut vorangekommen bin.
Irgendwie schreiben sich die Kapitel, in denen mehrere (geprächige) Akatsuki dabei sind, wie von selbst... ôo
Und Itachi hat Humor...wooohoooo!! xD
Oder zumindest sowas ähnliches...hust...
Hoffe, es hat euch gefallen und danke für die Kommis! :)

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Huhu, alle miteinander! :)
Hat diesmal etwas länger gedauert, aber ich hoffe, ihr habt Spaß daran gehabt!
Ich zumindest hatte eine Menge...
Im nächsten Kapitel geht es dann zum dritten Teil der FF - auch wenn ich ehrlich gesagt immer noch nicht weiß, wie lange sie noch gehen wird.
Ich habe gerade jetzt noch so viele Idee, die ich noch einbringen möchte...das wird ne laaaange Geschichte und ich bin scheiße im schätzen von Kapiteln, also genießt es einfach! :)

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das neue Kapitel kommt ausnahmsweise mal schneller als sonst. :)
Bin recht gut vorangekommen, mal schauen, wie schnell ich mit dem neuen bin... *pfeif* ...hab jedenfalls schon angefangen~
Ich hatte ja schon angedeutet, dass es ab jetzt eine "kleine" Wende gibt...vielleicht gefällt sie nicht allen, doch so war es nun mal von Anfang an geplant.
Ich freue mich jedenfalls, wenn ihr weiterhin dabei seid und hoffe, dass euch das Kapitel gefallen hat - trotz dieses fiesen Cliffys. ^^
Bin sehr gespannt auf euer Feedback! :D

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Uff, da ist es. Das neue Kapitel.
Ich muss sagen, es ging mir relativ schnell von der Hand...obwohl es gewisse Stellen gab, an denen ich ein bisschen geknabbert habe.
Aber was soll ich sagen...ich bin recht zufrieden.
Und ich glaube, es war noch nie so schwer, die beiden in so einer Beziehung zu schreiben...aber andererseits habe ich auch noch nie über 30 Kapitel bis zu so einem Punkt gebraucht. xD
Itachi wirkt hier sehr unsicher, regelrecht nervös...aber wenn man sein Leben mal so im ganzen betrachtet, finde ich das ganz natürlich.
Er hatte nie Gelegenheit, sich mit seiner Sexualität zu beschäftigen und jetzt muss er das wohl...und ist auch noch selbst dran schuld.
Kisame ist generell ja sehr offen, auch wenn er bei Zabuza und Haku damals irritiert war...ich schätze ihn aber schon so ein, dass er der Sache eine Chance gibt. Einfach, weil es Itachi ist und er ja schon gewisse Gefühle für ihn hat.
Wie weit das alles geht, müssen die beiden jetzt noch gemeinsam rausfinden. ;)
Danke für die lieben Kommis und ich werde sie auch alle beantworten - aber jetzt fahre ich erstmal ins Krankenhaus, denn ich bin seit 11:30 Uhr Tante und will ganz schnell zu meiner Schwester und ihrem Mann, um meinen Neffen zu sehen!! *__*
Schönes Wochenende, Leute!! <3

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Huhu, ich lebe. ;)
Jedenfalls nachdem ich die Erkältung endlich überstanden habe...hat mich total ausgeknockt und da ging gar nichts mehr.
Deswegen kommt das Kapitel auch so spät und das wird sich beim nächsten auch leider nicht ändern.
Aber keine Sorge, es geht auf jeden Fall weiter!
Nur eben gerade ein bisschen langsamer...
Hoffe, es hat euch gefallen und ich wünsche euch schöne Ostern! :)

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Heyho, da bin ich wieder. :)
Ich habe ja schon angekündigt, dass es etwas dauern wird, aber ich bin dran!
Hoffe, dass euch das Kapitel gefällt...und ich vielleicht krieg ich es ja hin, dass das nächste schneller kommt...schon allein wegen dem Cliffy. ;)
Bei dem tollen Wetter sitzt man aber auch nicht gern drin.
Hoffe, ihr habt auch so viel Sonne und wünsche euch noch ein schönes Wochenende!

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, da ist das nächste Kapitel! :)
Ich wollte Kisames Samehada-Form ja schon die ganze Zeit reinbringen...aber der Zeitpunkt kam irgendwie spontan, haha...
Bin recht zufrieden damit und hoffe, es hat euch gefallen!
Danke noch mal an eure lieben Kommentare, die motivieren! ^^
(Und danke an meine fixe Beta, die mich stets inspiriert und in gesundem Maße kritisiert! <3)
Gucken, wie schnell ich mit dem nächsten bin... *Energy Drinks stapel* Yes! >:D

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Huhu! :)
Ich hoffe, euch hat das neue Kapitel gefallen...mir hat es anfangs echt einiges abverlangt.
Weiß nicht, wann ich zuletzt was sexiges geschrieben hab...aber nach und nach ging es dann, wobei mir das Ende um einiges mehr Freude bereitet hat. :D
Es haben ja einige von euch schon drauf gewartet...und hier isser! Hidan! Das neuste Mitglied...da kommt Freude auf, haha...
Bin sehr gespannt auf eure Meinungen und wünsche euch ein schönes, langes WE! :D

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallihallo! :)
Hidan wird uns noch eine Weile erhalten bleiben, wie ihr merkt - ebenso wie Kakuzu.
Gestörte Zweisamkeit ist doch was Feines~
Da ich in Kürze für ein paar Tage in den Urlaub fliege, kann ich noch nicht sagen, wann das neue Kapitel kommt - aber es kommt! ;)
Wünsche euch ein schönes Wochenende und danke an all die lieben Kommis!

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Okay, ich glaub, so lange habe ich noch nie bei dieser FF für ein Kapitel gebraucht.
Der Urlaub war hammergeil und hat für viele Ideen gesorgt, nicht zuletzt weil ich mit Lichtregen dort war, die hier auch wieder zügig gebetat hat - danke, Süße, auf dich ist Verlass. :-*
Aber jetzt hab ich den Faden wieder aufgenommen und hoffe, dass es wieder schneller geht, wir werden sehen. :)
Hidan ist nach wie vor mit von der Partie, ebenso wie Kakuzu, der für einen kleinen Umweg gesorgt hat.
Einer muss die Finanzen von Akatsuki ja aufstocken, haha...
Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen. :)

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Lektion oder auch Itachi verprügelt Hidan... :D
Ich muss sagen, ich hatte viel Spaß an dem Kapitel, aber keine Sorge, sie sind die beiden bald los.
Spätestens nach dem Zusammentreffen mit dem Rest der Rasselbande. *hust*
Kapitel dauern gerade aus mehreren Gründen länger...was soll ich sagen? Leben ist hart. *sfz*
Ich freue mich natürlich trotzdem über jeden Kommentar, nur mit Antworten dauert es ebenso wie mit Uploads.
Hoffe, das Kapitel hat euch gefallen. :)

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Yay, ich habe es fertig bekommen...
Momentan ist schreiben wirklich Luxus bei mir, ich bin einfach viel zu müde, weil die Arbeit so schlaucht, aber na ja, man tut, was man kann... x.x
(Itachi und Kisame mit einem dreisten Hidan ärgern, ist somit mein Highlight xD)
Hoffe, es hat euch gefallen.
Im nächsten Kapitel gibt es dann die lang ersehnte Reunion. :D
Wünsche euch noch einen schönen Sonntag Abend.

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Heyho zusammen,
ich hoffe, ihr habt das Schmuddelzeug genossen. :D
Wie lange ich schon sowas nicht mehr geschrieben habe (manches davon noch nie) und irgendwie hat es sogar Spaß gemacht.
Ausnahmsweise auch mal wieder aus Itachis Sicht, ich versuch mich da immer abzuwechseln, je nachdem, wie es so passt.
Wünsche euch noch ein schönes Wochenende! ^^

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Huhu! :)
Da bin ich wieder mit einem neuen Kapitel.
Die drei Wochenregel wird wohl bestehen bleiben, da es einfach grade drunter und drüber geht. Sich zusätzlich zu stressen, ist da keine gute Idee.
Es freut mich, dass die FF nach so langer Zeit immer noch gelesen wird...und eure Kommentare motivieren mich jedes Mal - auch wenn ich es grade nicht schaffe, alle zu beantworten. ♥
Wie viele Kapitel noch kommen, kann ich aktuell gar nicht sagen...ich weiß, was ich noch bringen will, bis es zum Ende kommt...
Wie auch immer, ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen.
Ich liebe Akatsuki ja generell und es hat mir wieder großen Spaß gemacht, sie als Truppe zu schreiben (und nackt ins Onsen zu stecken >:D)

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Huhu!
Hat diesmal wieder etwas länger gedauert und ich kann auch in Zukunft nix versprechen. :/
Irgendwie ist grade alles wichtiger und Arbeit schlaucht, so dass ich echt ein bisschen demotiviert bin bzw. lieber was anderes mache, als in meiner Freizeit auch wieder vorm PC zu hängen.
Na ja, wir werden sehen.
Abgebrochen wird nichts und das Kapitel war auch wieder recht lustig zu schreiben...jetzt geht's dann aber auch erstmal mit den beiden in trauter Zweisamkeit weiter. ;)

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Heyho, ich lebe...mehr oder weniger.
Sorry für die wirklich lange Wartezeit, aber nach dem letzten Kapitel ging alles drunter und drüber.
Dann war ich lange krank, Arbeit hat geschlaucht...ich war wirklich unproduktiv (mein bnha Hype hat mich auch ausgebremst, zugegeben...)
Das Kapitel ist auch mehr ein kurzer Zwischenstopp, bevor es spannender weitergeht.
Ich freue mich wirklich auf die nächsten 2-3 Kapitel, weil ich genau weiß, was ich schreiben will...Fakt ist nur, dass ich nicht weiß, wie schnell ichs hinbekomme.
Meine Zeit ist stark begrenzt momentan und der Stress bleibt nicht aus...von daher, seid geduldig mit mir. ;)
Hoffe, ihr konntet das Kapitel trotzdem genießen! <3
Schöne Ostern!
Danke an Lichtregen fürs Betan!

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Lang ist's her, ich weiß...
Wie schon das ein oder andere Mal erwähnt, will ich diese ff unbedingt zu Ende führen.
Nichts ist abgebrochen, aber die letzten Monate waren verdammt hart...
Ich stehe kurz vor einem Jobwechsel, der unter anderem dazu da sein soll, dass ich mich mal wieder auf das konzentriere, was wichtig ist - mich.
Vielleicht klappts dann auch mit dem Schreiben wieder besser. Man wird sehen...
Hoffe jedenfalls, dass euch das Kapitel gefällt und euch ein wenig entschädigend. :)
Danke für alle, die diese ff immer noch lesen und fleißig kommentieren - das ist eine große Motivation!
Ich sehe, was ich tun kann, damit das nächste Kapitel schneller kommt.

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ja, sie lebt noch, sie lebt noch...und so weiter.
Hallo zusammen, da bin ich wieder mit einem neuen Kapitel.
Ich weiß, es hat lange gedauert und das tut mir auch leid, aber irgendwie hab ich festgehangen.
Die Blockade ist nun gelöst und ich hoffe, ich bin mit dem neuen Kapitel schneller fertig.
Aber nun...ich verspreche nix, außer, dass diese ff nicht abgebrochen ist - das hat sich nicht geändert.
Sie bedeutet mir viel und ich möchte sie würdig zu Ende bringen.
An alle, die sie noch lesen und kommentieren, ganz lieben Dank an euch - ihr motiviert mich.
Und seid Lichtregen dankbar, die das Baby hier heute erst bekommen und trotz nahendem Urlaub direkt gebetat hat. Du bist die Beste! :-*

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Huhu,
lange ist es her, aber ich habe ja immer gesagt, ich will das hier zu Ende bringen.
Das Kapitel hat mich Nerven ohne Ende gekostet, aber nun ist es fertig.
Das nächste ist schon angefangen, aber ich werde wohl eine Weile brauchen.
So ist das mit der Muse...tja ja...
Es würde mich freuen, wenn das hier noch irgendjemand liest und vielleicht ein Feedback hinterlässt. :)
Bin gerade dabei, alte Sachen aufzugreifen.
Dank geht raus an Lichtregen, die, wie die tapfere Kunoichi, die sie ist, hochschwanger gebetat hat. <3
Hoffe, ihr hattet Spaß.

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Kommentare zu dieser Fanfic (167)
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Von:  Uchiha--Itachi91
2024-03-04T06:56:50+00:00 04.03.2024 07:56
Gutes Kapitel, habe mich sehr gefreut, dass es weiter ging:)
Oh je oh je Sakura entführen, ja kann mir vorstellen, dass das gar nicht mal einfach wird.
Von:  Kartoffelecke
2024-02-14T17:50:11+00:00 14.02.2024 18:50
Nach Jahren mal wieder reingeschaut und finde es immer noch super! Freue mich auf die nächsten Kapitel :D
Von:  Uchiha--Itachi91
2023-11-05T11:23:53+00:00 05.11.2023 12:23
Huhu.
Hab das neue Kapitel erst jetzt gesehen und mich sehr darüber gefreut. Und ja ich werde es weiterlesen bis zum Schluss 😃
Auf jeden Fall finde ich das Kapitel gut gelungen und freue mich auf das nächste, wann auch immer es kommen mag 😀.
Von:  SoSobright
2021-02-08T13:58:14+00:00 08.02.2021 14:58
Hach... jetzt hab ich diese Fic auch durch und hoffe dass es irgendwann doch nochmal weitergeht 😅
Von:  Kartoffelecke
2020-09-27T18:49:45+00:00 27.09.2020 20:49
Willkommen zurück!
Nur zufllig hab ich mich heute eingeloggt und dann wurde ich auch noch mit einem neuen Kapitel belohnt :)
Super geschrieben, wie immer!

Von:  Uchiha--Itachi91
2020-08-22T09:43:59+00:00 22.08.2020 11:43
Gah hab das Kapitel erst jetzt gesehen. Es ist..wow.
Die Ereignisse haben sich ja so richtig überschlagen und es ging so schnell vorbei.
Bin echt gespannt wie es weiter geht.
Beide sind verletut...Itachis Krankheit scheint langsam aber sicher auszubrechen und dann muss er irgendwie die Unmögliche Aufgabe Kisame zu befreien lösen...
Na hoffentlich geht das alles gut.
Danach brauchen die beiden eine Ordentliche Portion Erholung.
Bin schon gespannt wie Itachis Besuch beim Medic Nin aussehen soll. Immerhin sieht er freiwillig ein das er einen braucht und muss sich nicht erst vor Kisame zusammenbrachen um sich dann hinschleppen zu lassen.
Na ja. Kisame könnte mit den beschriebenen Verletzungen auch einen brauchen...
Aber jetzt müssen sich beide erstmal zusammenreißen und irgendwie aus Suna raus kommen. Sooo spannend.
Von: Lichtregen
2020-08-17T06:00:38+00:00 17.08.2020 08:00
Wow, da Kapitel war irgendwie total intensiv. Es kam mir irgendwie anders vor als sonst, ich kann es gar nicht beschreiben. Die Art, wie du die vergangenen Ereignisse geschildert hast, machte das Ganze, obwohl es ja schon vorbei war, total spannend. Das Kapitel hatte etwas Melancholisches an sich, das mir gut gefallen hat. So eine Ausweglosigkeit, die es sonst bei den beiden ja nicht so oft gibt, da sie immer irgendwie entkommen konnten. Sich Itachi in de Kanalisation vorzustellen, war auch ein lustiges Bild. XD Und schließlich das Gen-Jutsu... warum sind wir da nicht gleich drauf gekommen, statt das so kompliziert mit dem Raben machen zu wollen? Guter Einfall! Das Streitgespräch hat mir auch sehr gut gefallen. Es hat mir für die beiden leid getan und ich habe mitgelitten, dass sie sich trotz allem doch nicht richtig vertrauen können, da sie jeweils andere Dinge haben, die immer über dem anderen stehen. :( Ich bin mal gespannt, wie Itachi die scheinbar unmögliche Aufgabe, Kisame zu befreien und Samehada zurückzuholen, in Angriff nehmen wird. :)
Von:  Scorbion1984
2020-08-16T06:28:28+00:00 16.08.2020 08:28
Kisame gefangen ,Itachi krank ,wie sollen sie aus dieser ausweglosen Situation herauskommen ?
Bin gespannt was sie nun alles versuchen ,um abzuhauen .
Von:  Saicke
2019-10-27T20:10:46+00:00 27.10.2019 21:10
Ein neues Kapitel, ich werd verrückt!!!
Ich hab es in einem Rutsch verschlungen und habe gemerkt wie sehr ich die beiden vermisst habe! Deren Vertrautheit miteinander ist immer wieder toll zu lesen. Doch durch Kisames Gehemauftrag und seinem inneren Konflikt ist es mega spannend!
Ich habe sehr gegrinst bei der Szene, wie Itachi bei ihm eingeharkt durch die Stadt läuft und sie ein verliebtes Pärchen mimen. Hast du sehr gut beschrieben, sodass ich es mir bildlich vorstellen konnte. =)
Und als Kisame in den Turm eingedrungen ist und aufgeflogen ist, dachte ich schon: jetzt ist's vorbei. Aber klar, er wird nicht umsonst das Mnster aus Kiri genannt. Habe mit sehr viel Wohlwollen gelesen, wie er sich da geschlagen hat. =)
Nur Itachi wird später nicht begeistert sein. Und dann ist auch noch Gaara nicht mehr fern. Es ist ein böser Cliffhänger, aber ich liebe diese Spannung! Freue mich schon auf das nächste Kapitel! ^__^

Und ich finde es nicht schlimm, dass du länger gebraucht hast. Wichtig ist doch, dass es im privaten läuft, sonst hat man den Kopf für das Schrieben nicht frei. =)
Ich drück dir also den Daumen für den Jobwechsel und hoffe dass alles so läuft wie du es dir wünschst. ;)
Von:  Kartoffelecke
2019-10-25T16:46:58+00:00 25.10.2019 18:46
Willkommen zurück!
Ich hab mich mega gefreut, als das die Benachrichtigung kam, dass du ein neues Kapitel geschrieben hast \(^-^)/
und dann auch noch ein so Spannendes!
Kisames Zwiespalt...sein Alleingang im Kageturm. Umso gespannter, wie es weiter geht und vor allem, was Itachi sagen wird zu dem Ganzen.
Und natürlich kann Kisame nicht vergessen, was Madara ihm gesagt hat, auch wenn er Itachi vollends vertraut.

Liebe deine FF's und hoffe, dass du bald die Zeit und Muse hast, die du brauchst, um mit Spaß an der Sache weiterzutippen :)
Viel Erfolg in deinem neuen Job!



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