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An awkward guide how to love if you're slightly German

von

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Bunt und brüderlich

Sonntag, 16. Oktober
 

Ludwig hatte die Arme vor der Brust verschränkt, während er seinen Bruder fragend dabei beobachtete, wie er sich eine kühlende Salbe auf die Nase strich. Gilberts Gesicht schillerte in den buntesten Farben und insgeheim fragte sich Ludwig, was am gestrigen Samstagabend geschehen sein mochte, dass sein Bruder ihn zu Kaffee und Kuchen eingeladen hatte. 
 

Das war sonst nie der Fall gewesen und sogar Elizabeta hatte mit Engelszunge auf ihn einreden müssen, damit er den beiden einen Besuch abstattete. Feliciano war an diesem Sonntagnachmittag selber mit einigen Vorbereitungen für seinen Unterricht beschäftigt, weshalb er etwas nervös und vollkommen allein im Sessel saß, während das Brautpaar ihn anstarrte. 
 

Er hatte schon insgeheim die Befürchtung, dass Feliciano ihnen eventuell von den Geschehnissen des gestrigen Tages erzählt hatte, doch Eliza und Gilbert wirkten ernst, während sie ihm Kuchen und Kaffee vor die Nase stellten. 
 

»Du fragst dich sicher, warum wir dich herbestellt haben«, begann Elizabeta das Gespräch und lächelte freundlich. Sie legte ihre Hand auf Gilberts Oberschenkel und warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. 
 

»Ich wundere mich auch, gegen welche Tür Gilbert gelaufen ist, aber für gewöhnlich stelle ich diese Fragen nie laut.«  Ludwig lächelte schmal und nahm dankend den dampfenden Kaffee in Empfang. 
 

Gilbert hätte vermutlich gelacht, wenn ihm die Situation nicht so verflucht ernst vorgekommen wäre, also beließ er es dabei und räusperte sich nur. »Die Tür hatte einen Namen und einen ziemlich festen Schlag, wenn du mich fragst.«  Seine Nase juckte ihn und er hielt sich gerade so davon ab, mit seinem Fingernagel besonders vorsichtig darüber zu kratzen. 
 

Stattdessen taxierte er seinen Bruder, der große Augen machte und dann leicht schmunzelte. 
 

»So…? Wer war es? Francis oder Antonio? Sie scheinen beide recht aufbrausend und wenn man bedenkt, dass der Samstagabend euer Männerabend ist…«  Ludwig stellte die Tasse geräuschlos vor sich ab und lehnte sich im Sessel zurück. 
 

»Weder noch… aber… du liegst nicht ganz falsch. Es war der Liebhaber von Antonio, der die Situation vollkommen missverstanden hat.«  Gilbert verschränkte die Hände hinter seinem Kopf ineinander und hielt sich dadurch davon ab, an seiner Wunde herumzuspielen. 
 

»Oh…«, machte Ludwig nur und hob eine Augenbraue. »Und der hat dich so zugerichtet?«, schlussfolgerte der Deutsche und lächelte schmal. »Hast du zu viel geflirtet?« 
 

»Schön wär’s, dann hätte ich das ja noch verstanden, doch ich war sowas von unschuldig, wenn auch ein kleines bisschen betrunken und gerade dabei, Toni eins auf die Mütze zu geben.«  Gilbert grinste schmal, zuckte jedoch zusammen, als ein stechender Schmerz sich bemerkbar machte. »Wie auch immer… ich hasse es um den heißen Brei herumzureden. Der Spanier hat sich einen Kerl angelacht, der Lovino Vargas heißt.«  
 

»Vargas, wie… Feliciano?«  Der Blonde verengte die Augen zu Schlitzen. »Ist das ein Zufall?« 
 

»Wie man es nimmt… er… ist der ältere Bruder von Feliciano und die beiden sind… nicht gut aufeinander zu sprechen«, erklärte Gilbert zögerlich, während er sich das Kinn rieb. 
 

Elizabeta saß still neben ihm und probierte den Kuchen, den sie extra für diesen Anlass gebacken hatte und hörte den beiden aufmerksam zu. Sie hatte die Stirn gefurcht und sah nur selten auf, um die beiden Brüder zu beobachten. 
 

»Manchmal bin ich auch nicht gut auf dich zu sprechen. Von welchem Ausmaß reden wir hier?«, verlange Ludwig zu wissen und verschränkte die Arme vor der Brust. »Muss man sich Sorgen machen, wenn er dich schon so zugerichtet hat?« 
 

»Ich wünschte, ich könnte es verneinen, Bruderherz.«  Gilbert schüttelte den Kopf. »Während meiner Zeit in Österreich hat er mehrfach versucht, mit Feliciano zu sprechen, aber dabei war es nie geblieben. Er hat ihm nur Vorwürfe gemacht und schließlich… hat er ihn vor allen Angestellten halb zu Tode gewürgt.« 
 

»Gewürgt?«, widerholte Ludwig überrascht und zog scharf die Luft ein. »Er wollte ihm wehtun?«  In ihm bimmelten alle Alarmglocken und er saß mehr als aufrecht im Sessel, als er das nächste Mal sprach. »Ist er wegen ihm hier?« 
 

»N-nein… ich glaube nicht. Antonio hat ihn während seines Animateur Jobs in Spanien kennengelernt, wie er mir heute Morgen erzählt hat.«  Er rieb sich die Stelle über seiner Nase, weil er die eigentlich juckende Stelle nicht erreichen konnte und seufzte laut vor sich hin. »Da aber beide in derselben Stadt leben, zumindest für den Moment, wäre es nicht verkehrt, alle darüber zu informieren, für den Fall der Fälle. Wir müssen Feliciano beschützen.«  
 

»Bist du dir sicher, dass er nicht einfach nur mit ihm reden will?«  Ludwig wollte diesem Lovino keinesfalls etwas Boshaftes unterstellen und er wusste noch nicht so recht, wie er mit der Information umgehen sollte. 
 

Eliza schaltete sich ein. »Feliciano vermisst seinen Bruder sehr, auch heute noch. Er würde niemals glauben, dass von ihm eine Gefahr ausgeht, darum mache ich mir solche Sorgen. Feli ist zwar nicht mein leiblicher Bruder, aber ich bin mit ihm aufgewachsen und ich liebe ihn wie einen Bruder. Er hat ein gutes Herz und würde Romano nicht in die Schranken weisen.«  Sie sah Ludwig eindringlich an. 
 

»Wir wissen nicht, wie seine Absichten sind, aber ich bin mir sicher, wenn Feliciano davon erführe, würden er ganz sicher versuchen, ein Gespräch ins Rollen zu bringen. Bevor wir nicht wissen, was Romano beabsichtigt, können wir die beiden nicht aufeinandertreffen lassen.«  
 

»Aber sie beide sind vollkommen erwachsene Männer… wie sollen wir das denn verhindern? Früher oder später könnten sie sich beim Einkaufen über den Weg laufen und wenn wir um sie herumtänzeln und im Auge behalten, fliegt das ohnehin bald auf«, warf der blonde Deutsche ein. 
 

»Du hast recht, Ludwig, aber willst du wirklich das Risiko eingehen?«  Gilbert lehnte sich vor und sah seinen Bruder einige Sekunden an. 
 

»W-wieso ich? Feliciano und ich sind…«  
 

»Ja, ja. Arbeitskollegen…«, beendete Gilbert seinen Satz und lächelte schmal. »Wem willst du das denn weißmachen? Als ob wir das nicht am Freitag mit eigenen Augen bemerkt hätten, wie sehr ihr zwei nurArbeitskollegen seid.«  Der Weißhaarige schüttelte den Kopf. »Nur zu, streite es ruhig ab, aber... das wird dir rein Garnichts bringen. Heute Morgen rief Martha an und hat sich für die Einladung zur Hochzeit bedankt und über den gutaussehenden italienischen Freund geschwärmt, der die Nacht bei dir verbracht hat.«  
 

Ludwig lief so rot an wie eine Tomate und seine Stimme krächzte durch den Raum. »D-da ist rein gar nichts passiert! U-und…das geht doch keinen von euch etwas an! Wa-warum hast du sie überhaupt eingeladen? Verfolgst du mich?«  
 

»Martha kocht die besten Eintöpfe der Welt, Ludwig. Wenn du mal nicht da warst und ich bei dir zu Besuch war, hat sie mir das leckerste Essen gebracht und ich hab alles vernichtet.«  Gilbert grinste leicht. 
 

»Warum muss jeder dauernd in meine Wohnung einbrechen und wieso zum Teufel hattest du überhaupt einen Schlüssel und ganz plötzlich Freitag nicht?«  Ludwig schenkte seinem Bruder einen Todesblick und stopfte wütend den Kuchen in sich hinein. 
 

»Sie hat mich reingelassen… immerhin war ich dein Bruder. Warum sollte sie mir nicht vertrauen? Manchmal bin ich gern bei dir gewesen und habe Unordnung gestiftet, aber mittlerweile bin ich erwachsen genug das nicht mehr zu tun.«  
 

»Mittlerweile?«, rief Ludwig verärgert aus. »Ich wohne da jetzt seit vier verdammten Jahren und wie kannst du dich in der Kürze der Zeit bitte erwachsener verhalten haben? Ich wusste es! Von Anfang an… ich hätte nie so einen Berg Geschirr in der Spüle hinterlassen, es kam mir schon komisch vor, aber ich dachte mir nichts dabei. Und dann meine Pornosammlung! Du hast sie beschnitten, gib’s zu!«  Während er sich in Rage redete, bemerkte er die amüsierten Blicke von Gilbert und Eliza, bis er den Kuchenteller auf den Tisch stellte und sein Gesicht mit seinen Händen verdeckte. »Verdammte Scheiße!«  
 

»Mein kleiner Bruder ist der Süßeste von allen, wenn er beschämt ist«, säuselte Gilbert und hob die Hände an sein Kinn. »Schau ihn dir an, rot wie eine reife Tomate und so zahm wie ein Kätzchen.« 
 

»Ich hasse dich, Gilbert!«, raunte Ludwig und schüttelte angewidert den Kopf. Er war zwar wirklich sehr wütend darüber, dass sein Bruder so in seine Privatsphäre eingedrungen war, doch das konnte nicht im Entferntesten mit der Vorstellung mithalten, was Felicianos Bruder mit ihm anstellen würde. 
 

Ludwig wusste nicht, wie dieser Romano oder Lovino sich verhielt und er konnte nicht einschätzen, wie die beiden Brüder aufeinander reagieren würden. Er musste darauf vertrauen, dass sich Gilbert und Elizabeta über die Maße Sorgen machten. 
 

Es dauerte einen Moment, ehe er zu den beiden aufsah und seufzte. »Wie wollen wir vorgehen, um Feli zu schützen?«  
 

»Ich bin froh, dass du fragst…«  Gilbert legte die Fingerspitzen zusammen, als wäre er der Antagonisten in einem Gangstersteifen und grinste boshaft. »Ich habe einen Plan, der ein wenig an Vorbereitung verlangt.«  

 
 

* * *
 

Nervös wählte Ludwig die Nummer von Feliciano und räusperte sich, als der fröhliche Italiener ihm ein lautes »CIAO!«  in den Hörer brüllte. 
 

»Ah, Feli… sehr gut, dass du drangegangen bist«, murmelte Ludwig und spürte zwei Augenpaare auf sich, während er sich zur weißen Wand herumdrehte und seinen Blick aus dem Fenster schweifen ließ.
 

»Warum sollte ich nicht drangehen? Jetzt lächelt mich dein hübsches Gesicht an, wenn ich das Telefonat annehme«, tönte es lauthals aus dem Hörer und Hitze loderte auf seinen Wangen.
 

»Feli!«, tadelte er ihn und der Italiener lachte leise. 
 

»Mir wurde beigebracht, dass ich immer die Wahrheit sprechen soll, Luddy. Was kann ich denn für dich tun?« 
 

Der Blonde brauchte einen Moment bevor er seine Gedanken in Form gebracht hatte und er lächelte schmal. »Du bist doch grad zuhause bei Eliza, oder?«  Er wartete einen Augenblick, bis Feliciano seine Frage bejahte. 
 

»Wie wäre es…, wenn du für ein paar Tage zu mir kommst? Schnapp dir all deine Sachen und… ich schlafe auf der Couch.«  Er drehte sich herum und nahm mit Gilbert Augenkontakt auf, um klar zu stellen, dass zwischen ihnen nichts Unanständiges lief, aber im selben Moment brüllte Feliciano in den Hörer, für alle in 10 Metern Reichweite hörbar: 
 

»Nein, danke, ich schlafe lieber wieder bei dir im Bett. Du bist die beste Heizung der Welt, Luddy!« 
 

Der Deutsche verschluckte sich an seiner eigenen Spucke und röchelte vor sich hin, während er durch das Telefon die besorgte Stimme seines Freundes hörte. »Veeee…. Luddy, was ist los? Darf ich nicht bei dir im Bett schlafen? Ich kann auch auf der Couch schlafen, wenn du das nicht willst! Aber wenn ich mich nicht an dich kuscheln darf, ist das echt fies. Darf ich dich denn wenigstens küssen?«  
 

Ludwig ließ den Hörer sinken und die Stimme des Italieners dröhnte laut und eindeutig zweideutig durch den Raum, während sowohl Gilbert als auch Elizabeta ihn aus großen Augen anstarrten. 
 

»Was treibst du mit meinem kleinen Bruder?«, hörte er Eliza zischen und durch die Leitung rief Feliciano. »Ahhh, Sorella! Also weißt du es schon! Luddy und ich sind jetzt zusammen!« 
 

Ohne einen zweiten Gedanken daran zu verschwenden drückte Ludwig den Italiener weg und starrte das Brautpaar seelenlos an, während sein Arm leblos mit dem Handy in der Hand in der Luft baumelte. »Ich habe ehrlich keine dreckigen Hintergedanken!«, murmelte er vor sich hin, vollkommen verstört und mit dem hilflosesten Ausdruck auf seinem Gesicht. 
 

»Du bist ein Beilschmidt, natürlich hast du Hintergedanken! Vergiss einfach nicht, Gleitmittel zu benutzen, sonst wird das äußerst unschön, nicht wahr Eliza?«  
 

Ludwig wurde ganz bleich, während sich auf Elizas Stirn eine kleine Extrafalte bildete und sich ihre Hand zur Faust wandelte. Sie traf Gilbert genau dort, wo bereits eine violett gesprenkelte Pracht sein Gesicht in eine bunte Landschaft verwandelt hatte. Was sie nicht davon abhielt, ihren Ärger entsprechend abfärben zu lassen.



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