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An awkward guide how to love if you're slightly German

von

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Ein Anfang

Sonntag, 16. Oktober
 

Ludwig lief im Flur nervös auf und ab. Der Plan war gut, aber Vorsorge war besser. Nachdem er das Telefonat mit Feliciano so abrupt beendet hatte, schrieb er dem Italiener eine ausführliche SMS, in der er ihn darum bat, doch wirklich eine Tasche für ein paar Tage zu packen und die Nächte bei ihm zu verbringen.
 

Auf den ersten Blick hatte ihn dieser Vorschlag von Gilbert nicht gestört, aber je mehr er sich da hineingedacht hatte, desto übler wurde ihm bei dem Gedanken. War es denn in Ordnung Feliciano ganz formal danach zu fragen, dass er für ein paar Tage bei ihm einzog, obwohl ihr Plan beinhaltete, Feliciano und Lovino voneinander fernzuhalten?
 

Er war nicht ganz ehrlich zu seinem italienischen Freund und da gestern einige Dinge passiert waren, die ihre Beziehung vollkommen neu definiert hatten, rauchte ihm nun entsprechend der Kopf und das hörte erst auf, als es an der Tür klingelte und der Italiener freudestrahlend im Türrahmen stand. 
 

Seinen kleinen Koffer in den Händen haltend, stürzte er auf Ludwig ein und drückte ihm unendlich viele, federleichte Küsse auf die Wangen. »Naaa, Luddy. Du bist wirklich toll. Ich habe mich gar nicht getraut zu fragen, ob ich die Nächte bei dir verbringen darf. Ich dachte es stört dich, wegen der Arbeit, aber es macht mich glücklich, dass du es ohne mich nicht aushalten kannst.«  
 

Kichernd ließ Feliciano von Ludwig ab und quetschte sich an seinem trainierten Körper vorbei in die Wohnung. »Hast du schon was gegessen? Soll ich uns Pasta zubereiten?«  
 

Ludwig ließ seinen Blick auf seine Armbanduhr schweifen und räusperte sich dann. »Tut mir leid, aber normalerweise esse ich nach 18 Uhr keine Kohlenhydrate mehr.«  
 

»Was, ve? Keine Pasta am Abend? Wieso…?«   Feliciano klang niedergeschlagen und blieb plötzlich im Flur stehen, Ludwig einen fragenden Blick über die Schulter werfend.
 

»Ich meine… einmal würde es bestimmt nicht schaden... aber für gewöhnlich… weißt du?«  Der Blonde lächelte schmal. »Wenn du willst, mach uns etwas Pasta. Aber das darf nicht zur Gewohnheit werden, verstehst du?« 
 

Völlig unverständlich zuckte Feliciano mit den Schultern und seufzte. »Na gut, also… ich lasse meinen Koffer hier stehen, ist das in Ordnung?«  
 

Ludwig nickte und trat hinter Feliciano. »Ich räume dir ein bisschen Platz frei. Aus dem Koffer zu leben ist dir bestimmt unangenehm.«   Der Deutsche nahm Felicianos Hab und Gut und verschwand im Schlafzimmer. 
 

Er ahnte nicht, dass Feliciano seinen Koffer seit seiner Ankunft in Deutschland kaum ausgepackt hatte. Er hatte unter der Woche in der Freizeit immer dieselben Sachen getragen, die bei Elizabeta in der Wäsche gelandet waren und die er sofort wieder trug, wenn sie sauber waren. Seine Anzüge hatte er im Auto aufgehängt und waren als einzige nicht vollkommen zerknittert. 
 

Während Ludwig den leichten Koffer auf sein Bett hievte und sich schließlich zu seinem geräumigen Kleiderschrank umdrehte, hörte er den Italiener in der Küche wieder summen und es wärmte ihm das Herz. Er hatte zwar keinen blassen Schimmer, was er da vor sich hinsang, aber es klang reizend und Ludwig hatte das Gefühl, dass er sich wirklich daran gewöhnen konnte, ihn um sich zu haben. 
 

Nach einer Weile, als Ludwig zwei Schubladen, zwei Regale und eine Stange freigeräumt hatte, kam Feliciano ins Schlafzimmer geschlichen und umarmte ihn von hinten. »Ich finde es schön, dass du Platz für mich schaffst, aber ist das wirklich in Ordnung?«   Er drückte sein Gesicht in Ludwigs Nacken und der warme Atem peitschte in die Halsbeuge des Blonden. 
 

»Natürlich, warum nicht?«, murmelte Ludwig irritiert. »Ich hab dich doch gebeten herzukommen und… ich wäre ein schlechter Gastgeber, wenn ich dir keinen Platz schaffen würde.«  »Ach so? Ich weiß nicht, ist das denn üblich?«, hinterfragte Feliciano Ludwigs Verhalten und grinste in sich hinein. 
 

»Ich weiß nicht, denn ich habe noch nie jemanden gebeten über Nacht zu bleiben«, gab der Deutsche schließlich zu. 
 

»Ah… also bin ich dein erster…«, stellte der Italiener fest und ließ sich eine halbe Minute Zeit, bevor er fortfuhr. »Dein erster Besucher.«  Eigentlich hatte er auf eine Reaktion von Ludwig gehofft, doch als die ausgeblieben war, hatte er beschlossen das einfach alles selbst in die Hand zu nehmen. 
 

»J-ja. Wieso? Ist das schlimm?«  Sichtlich irritiert räusperte sich der Blonde.
 

»Nein. Ich finde es schön, das macht mich irgendwie zu etwas Besonderem«, gab Feliciano schließlich zu und ließ seine Hände über den Bauchmuskeln des Deutschen kreisen. »Ich bin zwar gerne etwas Besonderes, aber ich hatte auf eine andere Antwort gehofft.« 
 

Für einen Augenblick stand Ludwig der blanke Angstschweiß im Gesicht. Hatte Feliciano etwa gedacht, er wäre erfahrener und war nun enttäuscht oder was hatte er damit implizieren wollen? Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals, aber er blieb standhaft und brachte zumindest ein »W-was meinst du?«, zustande.
 

»Ich wollte eigentlich hören, dass du Platz für mich schaffst, als deinen Freund«, kicherte Feliciano, während er sich in den Hals des Blonden verbiss. 
 

»Ahh... Feli… ich dachte, das wäre… offensichtlich. Immerhin hast du deiner Schwester bereits zugerufen, dass ich dein fester Freund wäre, oder?«  Ludwig konnte nicht umhin, ein leises Seufzen von sich zu geben, als sich Felicianos Finger verselbstständigten. 
 

»Du bist ein wirklich braver Junge, Luddy«, seufzte Feliciano, während er unter das Shirt des Deutschen fasste und seine Hände auf Erkundungstour gingen, bevor er sie urplötzlich zurückzog und das Schlafzimmer quasi fluchtartig verließ. 
 

Ludwig starrte fragend vor sich hin, während ihm die Distanz bewusst wurde, aber es dauerte keine zehn Sekunden, bis er das Geräusch vernahm, das zum Abbruch aller Zärtlichkeiten geführt hatte. Überkochendes Wasser. 
 

Ein Grinsen stahl sich auf das Gesicht des Größeren und er schüttelte leicht erregt den Kopf. Feliciano hatte etwas an ihm, das ihn sehr leicht in Ektase versetzte, aber zum Glück wusste das der Kleinere längst nicht und Ludwig verschwand im Bad. »Ich gehe kurz duschen, sag einfach Bescheid, wenn das Essen fertig ist.«  
 

»Ja, mach ich«, tönte es zurück und zwei Minuten später befand sich Ludwig unter einer eiskalten Dusche. Glücklicherweise. 

 
 

* * *
 

Ludwigs Dusche dauerte eine ganze Weile an, doch er hörte nichts von Feliciano und ließ sich daher Zeit. Etwa so lange, bis er ein Klopfen an der Tür vernahm, während er sich rasierte. »Herein?«, antwortete er nur und die Tür ging breit auf.
 

»Das Essen ist fertig…«, hörte er Feliciano sprechen und dieser lugte durch den Spalt in der Tür ins Bad.
 

»Sei nicht so schüchtern und komm rein, aus der Ferne kann ich ja gar nichts verstehen«, brummte Ludwig und lachte sich insgeheim ins Fäustchen, da er Feliciano in seiner derzeitigen Bekleidung durchaus nervös machen konnte. 
 

Unschlüssig öffnete der Italiener die Badezimmertür und erstarrte in seiner Bewegung, als er Ludwig nur mit einem Handtuch bekleidet vor dem Spiegel sah, die Haare nass und in die Stirn gekämmt, während er sich das Kinn mit einem Elektrorasierer rasierte. 
 

Vollkommen unschuldig sah Ludwig durch den großen Spiegel zu seinem neu gewonnenen Mitbewohner und versuchte mit all seiner Macht, ein Grinsen zu unterdrücken, während Feliciano sichtlich nervös den Blick abwandte. »Das Essen ist fertig. Ich… warte dann drüben auf dich, Ludwig.« 
 

»Interessant«, dachte der Deutsche. Wann immer sich Feliciano unwohl fühlte oder dieser das Gefühl hatte, Ludwig würde sich entsprechend fühlen, nannte er ihn bei seinem vollen Namen und seine Stimme wurde weicher. Er wirkte dann so schüchtern und unscheinbar wie ein Lamm, aber der Blonde wusste auch, dass es Feliciano fertig brachte, die Führung übernehmen zu wollen.
 

Er konnte auch fordernd und zweideutig und lasziv wirken, ebenso wie seine Fingerfertigkeiten ein gewisses Maß an Erfahrung erforderten, die Ludwig fehlte, aber er hatte das Gefühl, dass er dies ganz gut überspielen können würde. Nur weil er keine einschlägigen Erfahrungen gemacht hatte hieß es nicht, dass er die letzten Jahre auf der faulen Haut gelegen hatte. Ihm waren die einen oder anderen erotischen Videos oder Geschichten untergekommen und wenn es darauf ankam wusste er ganz genau, was zu tun war. Hoffte er jedenfalls. 
 

Als wollte er sich selbst noch einmal ermutigen, nickte er seinem Spiegelbild zu und strich sich über das rasierte Kinn. Er hatte nichts für diesen Abend geplant, aber das bedeutete nicht, dass er Feliciano nicht in den Wahnsinn treiben konnte, wenn sie schon einmal die Nacht miteinander verbrachten. Allein der Gedanke daran, bereitete ihm unendliche Freude. 
 

Kurz darauf saß er freudestrahlend am Tisch und verleibte sich die Pasta ein, die Feliciano gekocht hatte und das Pesto war hinreißend.  Feliciano verstand wirklich etwas vom Kochen und Ludwig hätte nicht gedacht, dass Nudeln je so lecker schmecken konnten, also genoss er es sichtlich.
 

Feliciano auf der anderen Seite lächelte zufrieden vor sich hin, als er bemerkte, dass sein Essen gut ankam und schließlich schaufelte auch er von den leckeren Nudeln so viel in sich hinein, dass er zwanzig Minuten später vollgestopft auf der Couch lag und sich den Bauch tätschelte, während Ludwig den Abwasch übernommen hatte. 
 

Es hatte sehr wohl eine Diskussion darüber geben »das Geschirr doch zumindest eine Stunde ruhen zu lassen, damit man das Essen erst mal sacken lassen konnte«, doch Ludwig war nicht der Typ dafür und wollte den Italiener auch nicht an ihrem ersten gemeinsamen Abend zusammen herumscheuchen. 
 

Schlussendlich lagen sie beide zufrieden auf der Couch, Feliciano ging es mittlerweile wieder gut genug, um Annäherungsversuche zu starten. Im Hintergrund lief irgendeine Folge Tatort, der keiner von beiden Aufmerksam folgte und Ludwig hatte die Augen geschlossen, lauschte nur den Stimmen im Hintergrund während sich Feliciano über ihn beugte und mit einem verschmitzten Lächeln erst die Nase und dann die Lippen des Deutschen küsste. 
 

»Luddy… bist du wach?«, flüsterte der Italiener neugierig und ließ seine Hände durch die blonden Haare fahren. 
 

»Vielleicht…«  Die Antwort war nur gehaucht, aber sie genügte Feliciano offenbar, denn er ließ sich auf Ludwig sinken. »Du bist so weich und bequem.« 
 

»Ich weiß nicht, ob das ein Kompliment sein soll oder nicht«, antwortete der Deutsche und musste grinsen, als Feliciano ihm spielerisch gegen den Oberarm schlug. 
 

»Natürlich war das ein Kompliment, Dummerchen«, tadelte der Kleinere ihn und biss ihn zur Strafe leicht in die Unterlippe, sodass der Mann unter ihm ein undefinierbares Geräusch von sich gab. 
 

»Soso, du wirst also bissig, wenn man dich ärgert, hm?«  Die tiefe Stimme des Deutschen verfehlte ihre Wirkung nicht und Feliciano versteckte sein Grinsen in der Halsbeuge des Größeren. 
 

»Ganz genau. Du solltest mich fürchten!«, murmelte der Italiener gespielt furchteinflößend und begann erneut damit, den Hals des Deutschen mit vielen kleinen Küssen zu überschütten. Diesmal hoffte er, nicht unterbrochen zu werden und ließ sich entsprechend Zeit. 
 

Ludwig hatte das Gefühl, dass er Wachs in den Händen dieses Mannes war, weil sein Herz so kräftig schlug, als wäre er gerade einen Marathon gelaufen, nur, dass es sich besser anfühlte, von Feliciano berührt zu werden. Er musste seine ganze Willenskraft aufwenden, allein um nicht schwach zu wirken. 
 

Er wusste sehr wohl, dass sie beide erwachsene Männer waren und dass normale Genderrollen auf sie nicht anwendbar waren, das hielt ihn nicht davon ab, zitternd und mit klopfendem Herzen und rauschendem Kopf beinahe wehrlos unter dem Italiener zu liegen und atemlos zu ihm hinauf zu starren. 
 

Vielleicht machte ihn das verletzlich und schwach, aber seine Fassade bröckelte langsam aber sicher dahin und er gab sich Felicianos Berührungen hin. Was sollte er auch anderes tun? Die Situation wenden und die Führung übernehmen, wenn er doch keinen blassen Schimmer hatte? Vielleicht war es klug, mit Feliciano über alles zur reden. Würde es die Stimmung zerstören? 
 

»Ve, Luddy. Warum die Sorgenfalte auf der Stirn? Magst du es nicht, wenn ich dich küsse?«, hörte er den Italiener murmeln und um gleichen Atemzug zog er ihn an sich und küsste ihn, um ihm zu zeigen, dass er es sehr wohl mochte. 
 

Seine Zunge bat um Einlass, den ihm Feliciano augenblicklich gewährte. 
 

Es war alles vollkommen verrückt. Sein gesamter Körper reagierte auf jede einzelne Bewegung dieses beschäftigten Kerls und seine Hemmungen flogen davon, während sich Feliciano links und rechts neben seinem Kopf abstützte und seine eigenen Hände auf Wanderschaft gingen. 
 

Ihn überkam eine Gänsehaut, bei den Geräuschen, die Feliciano von sich gab. Eine Mischung aus zufriedenem Seufzen und Keuchen, und als sie sich voneinander lösten, lag sein Name auf Felicianos Lippen. 
 

»Verdammt, Feli«, murmelte Ludwig vor sich hin, als sie beide nach Luft schnappten und die Gelegenheit hatten, einander für den Bruchteil einer Sekunde anzuschauen. »Du bist… unglaublich«, stammelte Ludwig nervös und sein Gegenüber lächelte schmal. 
 

»Ich kann gar nicht glauben, so etwas aus deinem Mund zu hören. Du bist praktisch der Inbegriff von Schönheit mit deinen Augen, wie das weite Meer und der weichen Haut und Muskeln wie diesen!«  Während er das sagte, ließ er seinen Blick an Ludwig hinabschweifen und grinste lasziv. »Kaum zu glauben, dass sich jemand wie du für einen wie mich interessiert.«  
 

»Wa-was redest du da? Es fällt mir wirklich nicht leicht, deine besonderen Eigenschaften in Worte zu fassen, aber das liegt eher daran, dass mir die Worte fehlen, weil du… so außergewöhnlich bist und ich so gewöhnlich.«  Ludwig strich Feliciano eine Strähne aus dem Gesicht und strich sanft mit seinem Daumen über die Wange des Italieners. »Du bringst mich noch um den Verstand, Feli.« 
 

Feliciano lachte leise, während er Ludwig einen Kuss auf die Lippen hauchte. »Lass uns ins Bett gehen, Herr Lehrer.«



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