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Für immer beste Freunde

Ich liebe dich wie einen Bruder
von

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Seit zwei Monaten haust Sasuke bei mir. Tagsüber agieren wir ganz normal: Wir gehen in die Schule, passen halbwegs auf, kommen nach Hause, essen, machen Hausaufgaben, gucken Fernseher, zocken, ich lese Manga und Sasuke — seine klugen tiefsinnigen Bücher. Und am Ende des Tages gehe ich ins Bett. Und Sasuke geht mit mir. Ich weiß immer noch nicht, was das soll. Ja, es ist komisch und ja, es ist mir immer noch etwas unangenehm. Aber dieser halbwegs geregelte Ablauf zusammen mit dieser schrägen Zweisamkeit scheinen Sasuke wirklich zu helfen und es reicht mir als ein guter Grund das ganze einfach fortbestehen zu lassen. Außerdem scheint er dadurch allgemein wacher zu sein. Tagsüber ist mein bester Freund wieder mein bester Freund: Seine fiesen Sprüche sind fieser denn je, sein trockenes spöttisches Grinsen klingt kurz und knapp und genau richtig, er wird schadenfroh, wenn mir kleine Alltagssachen misslingen, und er will sich wieder mit mir anlegen. Und ich will ihm dasselbe antun. Unsere Freundschaft fühlt sich wieder lebendig an. Ich hab uns so sehr vermisst, selbst wenn sich unsere Beziehung jetzt etwas anders anfühlt. Ich kann auch nicht genau sagen, was sich geändert hat, außer, dass Sasuke Sachen macht, die er früher definitiv nicht gemacht hätte. Wenn er überfordert, wütend oder traurig ist, sucht er ab jetzt aktiv meine Nähe. Wenn er sich in Gedanken verliert, darf ich ihn ganz offiziell aus dem Trance rausholen. Darum hat er mich explizit gebeten. Neuerdings heult er sich bei mir sogar aus. Dabei sitzt er meistens auf meinem Schoß. Währenddessen krallt er sich so verzweifelt an mir fest, als ob ich für immer verschwinde, wenn er es nicht tut. Und das ist ganz neu. So kenne ich ihn nämlich gar nicht. Diese Seite von ihm ist richtig unheimlich. In solchen Momenten spaltet sich mein Wesen: Einerseits bekomme ich eine tierische Angst vor ihm und will nur abhauen. Andererseits will ich ihn unbedingt beschützen. Ihm ist so viel widerfahren und wenn meine unmittelbare Nähe es ihm leichter macht, dann kriegt er sie. So einfach. Aus diesem Grund lasse ich ihn weiterhin auf meinem Schoß sitzen.
 

Tag für Tag bessert sich Sasukes Lage und er kommt so langsam wieder ins Leben rein. Er ließ sich doch vom Unterricht befreien und durfte mich quasi mitnehmen. Die Schulleitung genehmigte meine Befreiung sehr ungern. Ich glaube, der Schuldirektor ging Sasuke nur deswegen entgegen, weil er nicht wirklich lebenden Verwandten hat, die nicht zugleich schwer kriminell sind. Sasuke bekam außerdem einen Berater für die rechtlichen Fragen. Das ist super gut, da Sasuke zurzeit einen Riesenberg von rechtlichen Sachen klären muss. Erstmal besteht das Geldproblem. Sasuke kommt weder an sein Sparbuch noch an sein Kindergeld ran. Seit zwei Monaten füttere ich ihn praktisch durch. Er kriegt außerdem von der Schule Essensgutscheine und kann in der Kantine kostenlos Mittag essen. Sein Kindergeld hat er fast. Ich hoffe einfach, dass er es bald schafft, denn das Geld ist zurzeit echt knapp. Sein Sparbuch bleibt aber weiterhin für ihn unzugänglich. Dann heißt das nächste Problem das Wohnen. Sasuke will nie wieder zurück ins Elternhaus. Am liebsten würde er in meine Wohngruppe einziehen und eine Mitgliedschaft in der Waisenkinderstiftung beantragen, der ich angehöre. Dann könnte er in die Wohngruppe einziehen und es gäbe ein wenig Taschengeld dazu. Klingt einfach, ist aber alles andere als. Da sein Bruder volljährig ist und theoretisch um ihn sorgen könnte, entpuppte sich Sasuke als doch nicht so ganz waise. Auf Itachi hat Sasuke selbstverständlich keinen Bock. Deswegen muss er ihm unbedingt das potentielle Sorgerecht untersagen. Dann gib es noch weitere Fragen, wie zum Beispiel was mit dem Haus von seinen Eltern passieren soll. Er könnte es theoretisch haben. Aber er will das blutige Erbe nicht. Das geht aber auch nicht so einfach. Warum das so ist, habe ich schon wieder komplett vergessen. Es tut mir immer ein wenig leid, dass ich so vergesslich bin. Deswegen muss Sasuke mir ein und dasselbe Sachverhalt immer und immer wieder erklären. Dasein wird er meistens sehr schnell genervt.
 

Manchmal gerät Sasuke wegen dem ganzen in schreckliche Ausraster. Natürlich ist es nichts? womit sich ein Fünfzehnjähriger befassen soll. Sasuke macht es aber trotzdem. Ich kann seine Last leider nicht vollständig abnehmen. Alles, was ich für ihn tun kann, ist so viel Unterstützung anzubieten, wie es momentan geht. Ich mache mit ihm die langwierigen Ämterrundgänge, gucke teilweise seine Unterlagen durch, obwohl ich unglaublich schlecht darin bin, übernehme das Haushalt komplett und sammele ihn auf meinem Schoß, wenn er kurz davor ist, alles hinzuschmeißen. Zum Glück fand er Zuflucht in meinen Armen. Ich hab das Gefühl, dass er in meiner unmittelbaren Nähe ziemlich schnell zur Ruhe kommt, und zwar egal, wie wütend er ist. In solchen Momenten spüre ich, dass ich für ihn tatsächlich eine kleine Stütze bin. Und diese Tatsache macht mich unendlich froh.
 

Heute rastete er schon wieder aus und jetzt sitzen wir umarmt auf dem Fußboden. Er steckte sein Gesicht in meine Schulter und atmet ganz schwer. Meine Arme ruhen auf seinem Rücken und ich fahre mit einer Handfläche über seine Wirbelsäule. Die Knochen ragen aus dem Fleisch hinaus und ich taste sie flüchtig ab. Er ist wirklich dünn geworden.
 

„Willst du mit mir Manga lesen? Ich schaute heute wieder mal im Comicbuchladen vorbei. Es war eindeutig ein Fehler.“ Ich grinse und fahre begeistert fort: „Aber! Ich hab jetzt drei neue Sachen!“

„Du wolltest doch sparen, dachte ich“, wirft er begeisterungslos und seine Augen schauen mich etwas leblos an.

„Ja… aber… mein Gott! Guck die doch an! Die sind so toll!“ Ich wedele mit den nagelneuen Bändern direkt vor seinem skeptischen Gesicht. „Was denn? Gegen sowas hab ich halt keine Chance.“

„Du bist so unglaublich schwach, Usuratonkachi“, zischt er. Ich lächele kurz:

„Also bist du dabei? Kannst wieder Tadokoro machen, dir gelingt es so gut.“ Er kichert.

„Na schön. Oh Mensch, was ich alles für dich nur mache! Einfach schrecklich.“

„Warte ich geh mal kurz was trinken.“
 

Ich setze ihn ab und verschwinde in die Küche. Für dich, ha? Ist es wirklich so?
 

„Was brauchst du so lange? Beweg dich!“ Sein ungeduldiger Ton unterbricht meinen Gedankenfluss. Von wegen für dich… er will’s doch selbst! Ich beeile mich zurück und setze mich neben ihm. Wir schlagen das kleine Büchlein auf und tauchten sofort in die Bildergeschichte ein.
 

Nach einer Weile merke ich, dass Sasuke auf meinen Schoß sitzt. Hä, wann genau ist denn das passiert? Warum habe ich das zugelassen? Vor allem jetzt, es gibt eigentlich keinen Grund dazu… man, wenn ich so überlege, sucht er letzter Zeit meine Nähe noch öfter. Sehr oft ist es tatsächlich komplett grundlos. Das ist so komisch! Andererseits scheint es mich bis jetzt nicht besonders gestört zu haben. Sonst könnte ich ja einfach nein sagen.
 

Nun ist das Kapitel zu Ende. Es war emotional und ich fand raus, dass Sasuke überraschend gut schauspielern kann. Er steigerte sich in die Rolle richtig hinein.
 

„Soma-kun, ich danke dir“, spricht Sasuke in der unglaublich hohen und weiblichen Stimmlage aus. „Du hast an mein Gericht geglaubt und sogar für mich ein Shokugeki mit Shinomiya-senpai aufgenommen. Und wir haben meinetwegen verloren…“ Diese emotionale Stelle gelang ihm jetzt teuflisch gut. Beeindruckend.

„Megumi-chan, ist gut…“

„Nein, ist es nicht! Du bist so gut zu mir gewesen und ich habe alles zerstört!“, ruft er beinahe verzweifelt aus. Wow, die Stelle ist ihm so gut gelungen, dass es sogar real wirkt. Unheimlich!
 

Plötzlich guckt Sasuke mich ängstlich an, als ob er sich anstelle dieses Mädchens vor mir rechtfertigen würde. Er sitzt immer noch auf meinem Schoß und auf einmal fühlt sich seine Nähe super beengend an. Er berührt mich am Nacken und fährt dabei seine Finger in meine Haare hinein. Sie reiben gegen meine Kopfhaut. Boah! Ich bekomme überall Gänsehaut! Sogar am Rücken! Diese Berührung ist sehr vorsichtig und sogar etwas zärtlich. Und deswegen sehr beängstigend. Sasuke hat mich noch nie so berührt. Oh Gott, ich komm mir total fehl am Platz vor! Als könnte diese Szene aus einer sehr schlechten BL-Fanfiction stammen.
 

Während ich über all das hastig nachdenke, nimmt Sasuke seinen Blick nichtmal für einen Sekundenbruchteil weg. Er guckt aber auch richtig komisch… dieser Blick ist mir so fremd! Shit, warum zur Hölle guckt er so?! Er neigt den Kopf nach vorn und dadurch wird sein Gesicht unausstehlich nah zu meinem. Ich versuche automatisch mehr Platz zwischen uns zu schaffen, aber mein Schädel drückt Sasukes Knöchel gegen die Wand und ich nehme das Ende des Zimmers wahr. Ich werde leicht panisch. Es gibt keinen Spielraum. Ich bin eingesperrt und kann nirgendwo hin. Es ist alles richtig-richtig unheimlich. Er holt tief Luft und wispert:
 

„Ich habe alles zerstört, weil ich mich dummerweise ganz doll in dich verliebt habe.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  lula-chan
2018-02-28T20:06:09+00:00 28.02.2018 21:06
Ein schönes Kapitel. Wirklich gut geschrieben.
Was für ein Geständnis. Damit hat Naruto wohl nicht gerechnet. Das kam ja auch ziemlich plötzlich.
Dieser letzte Satz von Sasuke war richtig süß. Das hat auch irgendwie gepasst.
Na mal sehen, was nun passiert.

LG

Von:  MAC01
2018-02-27T00:08:41+00:00 27.02.2018 01:08
Eine sehr schöne Entwicklung, die die beiden hier durchmachen. Unglaublich gut beschrieben. Auch die Gefühle kommen sehr gut und deutlich rüber. Es macht Spaß deine Story zu lesen und ich würde gerne mehr davon lesen. Viel mehr, wenn ich ehrlich bin :3

Ich freu mich schon auf Kapitel 4 (weil ich Kapitel 3 als erstes las, bevor ich Kapitel 1 und 2 gelesen habe -.-)
Von:  Scorbion1984
2018-02-25T09:02:33+00:00 25.02.2018 10:02
Das war wohl ein Geständnis !
Wie wird Naruto jetzt reagieren ?


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