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Was sonst noch passiert ist
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Lissabon

Kapitel 11
 

Lissabon
 

In der Siedlung war es noch nie so friedlich gewesen. Wir hatten Herbst und anstatt zu trainieren, halfen wir auf den nahegelegenen Höfen bei der Ernte, um als Lohn die Vorratskammern der Siedlung zu füllen. Das war eine gute Methode um sich gegenseitig zu unterstützen. Achilles waren solche Zweckverbindungen wichtig und ich begann zu verstehen warum. Alleine konnten wir uns hier nicht versorgen. Es lebten einfach zu viele in der Siedlung und nur die wenigsten davon brachten das mit, was man für den Ackerbau benötigte.

Hier lebten zwar einige die handwerklich geschickt waren oder auch mit Tieren umgehen konnten, doch fehlte es an Wissen und Erfahrung, um selber Felder zu bestellen. Dazu kam, dass wir dazu nicht den nötigen Platz hatten. Wir lebten hier in einem Bereich, der von Briten, wie Franzosen in Frieden gelassen wurde. Sicher würde sich das ändern, wenn wir anfingen ungefragt das Land zu nutzen, das uns umgab und wir durften keine Aufmerksamkeit auf uns lenken. So zogen wir tagtäglich aus, um Getreide von den Feldern zu holen, bei der Heuernte zu helfen, und was sonst so anfiel für ein paar starke Hände.

Immer, wenn wir abends zurückkamen, lauschte ich mit einem Ohr nach Hinweisen darüber, wie es nun weiter gehen sollte. Wir hatten mit Hilfe der Schatulle einen Ort ausfindig gemacht, an dem sich ein Tempel der ersten Zivilisation befinden sollte. Sicher plante Achilles eine Expedition dort hin, doch wen er schicken würde stand noch nicht fest. Ich war mir sicher, dass es De La Verendrey treffen würde. Er war ein erfahrener Seemann, zuverlässig und, nun ja, er kam aus Europa. Zu dem sprach er mehr Sprachen als ich es tat.

Daher war ich überrascht, als Hope mir eines Abends, ganz vertraulich, mitteilte, Achilles würde mich in den nächsten Tagen darauf ansprechen, dass ich diese Mission leiten sollte. Diese Worte machten mich unglaublich stolz. Es bedeutete, dass Achilles mir wirklich vertraute.

Ich nutzte meine Zeit um mich mit den Karten vertrauter zu machen. Immerhin war es einige Jahre her, dass ich das letzte Mal in Lissabon gewesen war. Dabei fiel mir auf, dass diese leuchtende Nadel, ich hatte einfach keine passendere Beschreibung dafür, an einem Punkt gewesen war, den ich kannte. Ich hatte es wieder und wieder ausgemessen, was nicht einfach war. Immerhin hatte ich die Karte der Vorläufer nicht sonderlich lange gesehen und musste aus dem Gedächtnis heraus den Punkt mit meinen Karten vergleichen, doch ich landete immer wieder in der Nähe eines Klosters und dem damit verbundenen Gotteshaus, das ich schon einmal besucht hatte.

Dann war es soweit. Achilles rief mich zu sich. Nervös war ich nicht, als ich losging, doch dann sah ich, dass Hope dort wartete. Auch wenn wir wieder besser miteinander auskamen war es nicht mehr so wie früher. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, doch in meinem Versuch mich locker zu geben, übertrieb ich ein klein wenig. Das es keine große Sache war, den Ort zu finden. Das ich schon ein, zwei Mal dort gewesen war. Bei der Erinnerung an meinen letzten Besuch dort rutschte mir heraus, dass ich die Schwestern, des Klosters besucht hatte.

Bei diesen Worten musste ich wohl etwas zu zufrieden oder schwärmerisch ausgesehen haben, denn Hopes Gesichtsausdruck sagte mir deutlich, dass sie keine Frauengeschichten von mir hören wollte.

Viele Worte verloren wir nicht mehr Achilles gab mir die Warnung mit auf den Weg, dass Edensplitter gefährlich waren und Hope versicherte mir, die Morrigan, die für diese Reise nicht geeignet war, würde sicher in New York bleiben.

Was mich etwas verwunderte war die Neuigkeit, dass Liam mich nicht begleiten würde. Vielleicht konnte man gerade wirklich nicht auf ihn verzichten, doch auf einer so langen Fahrt würde er mir sehr fehlen. Auch wenn er oft etwas mürrisch war, er war noch immer mein bester Freund.

Es war ein seltsames Gefühl ohne ihn aufzubrechen. Dazu kam, dass mir Schiff und Crew unbekannt waren. Nur zwei meiner üblichen Mannschaft waren an Bord und ich war froh sie dabei zu haben. So eine Reise trat man nicht mit lauter Unbekannten an. Achilles meinte zwar, dass auch die anderen loyale Matrosen waren, doch fragte ich mich, ob sie auch dann noch loyal waren, wenn sie wussten um was es hier ging.

Zur Tarnung waren wir als normales Handelsschiff unterwegs. Damit erregten wir weniger Aufmerksamkeit und niemand schöpfte schnell Verdacht. Wir hatten eine angenehme und ruhige Überfahrt und je näher wir Portugal kamen, um so aufgeregter wurde ich. Was würde mich wohl in diesem Tempel, dieser Stätte der Vorläufer erwarten?

Im November erreichten wir den Hafen von Lissabon. Die Anleger waren belegt und so mussten wir etwas weiter draußen vor Anker gehen. Für uns war es weniger schlimm. Ein paar der Matrosen bekamen Landgang und ich schloss mich ihnen an, um schon mal die Lage zu sondieren. Es war immer besser nicht gleich drauf los zu stürmen, vor allem, da es wirklich wichtig war, dass alles glatt ging.

Gemütlich schlenderte ich durch die Straßen und sah mich um. Die Stadt hatte sich verändert und ich brauchte etwas, um den Ort wieder zu finden. Zu nah ging ich nicht heran. Aus sicherer Entfernung ließ ich den Blick über die Mauern gleiten, die Stufen, die zur Kirche hinaufführten und das Gebäude an sich. Nun, Kirche traf es nicht. Das hier war eher eine Kathedrale, auch wenn sie teilweise wie eine Festung aussah. Und es war alt. Wer auch immer diese Anlage erbaut hatte, er lebte sicher schon lange nicht mehr. Früher war mir das nie aufgefallen, doch da hatte ich auch nicht auf solche Dinge geachtet. Ich war ein ahnungsloser dummer Junge gewesen.

Ich merkte mir den Rückweg gut und machte mich am nächsten Morgen daran, meine Aufgabe hier zu erfüllen. Möglich, dass ich es mir nur einbildete, doch hatte ich das Gefühl, als würden die Mauern etwas ausstrahlen. Etwas altes, ehrwürdiges, dass von den Besuchern eines Gottesdienstes sicher als Aura ihres Gottes bezeichnet werden konnte.

Als ich vor den Mauern stand überkam mich plötzliche Ehrfurcht. Ich stand hier, vor einem so alten Bau und würde mich gleich daran machen ein Relikt aus der Zeit vor Adam und Eva zu suchen. Angst flackerte in mir auf. Wenn ich dieses Relikt nicht fand, es nicht bergen konnte, würde ich die Bruderschaft enttäuschen. Wenn mich jemand dabei ertappte, wie ich es stahl, denn es war nichts anderes als Diebstahl etwas von seinem ursprünglichen Ort zu entfernen, würde es mich in gewaltige Schwierigkeiten bringen und hier konnte ich mich mit den Menschen kaum verständigen. Ich sprach kein Portugiesisch. Ich schob den Gedanken bei Seite, atmete tief durch und öffnete die Tür.

Auch wenn man in Gotteshäusern für gewöhnlich Hüte und Kopfbedeckungen abnahm, ließ ich meine Kapuze auf, als ich in das Gebäude schlüpfte. Im Altarraum wurde gerade eine Messe abgehalten und niemand achtete auf mich, da ich mich im Hintergrund in den Schatten aufhielt. Vielleicht wäre sinnvoller gewesen nicht am Tag her zu kommen, doch Nachts wurden Kirchen und andere Gotteshäuser verschlossen und in eine Kirche wollte ich nicht einbrechen. Auch wenn ich nicht gläubig war empfand ich so etwas als schändlich.

Unauffällig sah ich mich um. Irgendwo hier musste es Hinweise darauf geben wie man an das Artefakt heran kam. Mir blieb eine gute Stunde Zeit, solange dauerte die Messe. Danach würden sich hier Besucher das Gotteshaus ansehen und ich wäre nicht mehr unbeobachtet. So konzentrierte ich mich und ließ den Blick schweifen.

Es dauerte bis mir etwas auffiel, das für ein solches Gebäude ungewöhnlich war. Wiederkehrende Symbole waren nichts besonderes, doch sie waren so gestaltet, dass man hineingreifen und sich so am Mauerwerk hochziehen konnte. Mein Blick wanderte weiter nach oben. Durch die Balken und Querstreben konnte ein geübter Kletterer sich gut fortbewegen und... Es gab schmale Plattformen dort oben.

Ich konzentrierte mich noch etwas mehr, die meditativen Gesänge der Messebesucher halfen dabei, und oben, genau bei den Plattformen, leuchtete es schwach an der Wand. Bei jeder dieser Plattformen. Das musste es sein. Dort würde ich etwas finden um in diesen Tempel zu gelangen. Einen Hinweis, Schlüssel oder was auch immer.

Noch einmal warf ich einen Blick über die Besucher und den Priester, der etwas auf Latein von sich gab. Noch eine Sprache die ich nicht verstand. Egal, keiner beachtete mich und so kletterte ich hinauf, in die Stützbalken. Leise knarrte das Holz unter meinem Gewicht, doch das Echo der Predigt, oder was auch immer der Priester von sich gab, übertönte alles andere.

Vorsichtig, um nicht zu stürzen oder zu viele Geräusche zu machen, kletterte ich zu der ersten Plattform, hockte mich hin und sah mir die Stelle genauer an, die mir das Adlerauge gezeigt hatte. Es war ein Ornament in dem sich unten ein Loch befand. Von Metall eingefasst. Das musste eine Art von Mechanismus sein, nur, dass ich keinen passenden Hebel oder Schlüssel dafür besaß. Ohne groß darüber nachzudenken, ob es sinnvoll war oder nicht, fuhr ich meine verborgene Klinge aus und begann damit in diesem Mechanismus herum zu bohren. Ein Schlüssel tat immerhin auch nicht wirklich etwas anderes.

Es überraschte mich, dass die Klinge, nach kurzem Widerstand, in das Loch hinein rutschte und sich ohne Mühe drehen ließ. Ich meinte ein leises Klicken zu hören und spürte eine leichte Vibration, als würde sich etwas schweres langsam in Bewegung setzen. Ich konnte nur hoffen, dass die Plattform unter meinen Füßen nicht gleich weg klappen und mich in die Tiefe stürzen lassen würde.

Zur Sicherheit hielt ich mich fest und sah mich um. Niemandem dort unten schien irgendetwas aufzufallen. Auch nicht, dass sich im hinteren Teil, nahe der Stelle an der ich mich verborgen hatte, etwas am Boden tat. Die große steinerne Einlegearbeit war an einer Stelle leicht aus dem Boden gefahren. Nur ein paar Zentimeter, doch sie lag nun deutlich über den anderen. Befand sich dort der Eingang? Blieb nur zu hoffen, dass die Messe lange genug dauerte und die Besucher mehr mit Gebeten als irgend etwas sonst beschäftigt waren, denn wenn sich in einer Kirche der Boden auftat, war das nicht gerade beruhigend.

Auf dem Weg zu den anderen Punkten ging ich genau so vorsichtig vor. Trotzdem wäre ich einmal beinahe abgerutscht. Die Wände waren alt und unter meinen Fingern begann der Stuck zu bröckeln. Das war aber das Einzige, dass nicht nach Plan verlief. Keiner bemerkte irgend etwas von dem was ich tat. Niemand sah zu mir hoch und die Bewegung im Boden blieb unbemerkt. Besser hätte es nicht laufen können.

Zuversichtlich machte ich mich an den Abstieg und ging zu dem Bodenrelief, das nun komplett etwa acht Zentimeter aus dem Boden ragte. Vorsichtig setze ich einen Fuß darauf, dann den zweiten. Nichts passierte. Etwas enttäuscht trat ich bis zur Mitte und wieder spürte ich diese leichte Vibration. Bevor ich mich rühren konnte begann das Relief, mit mir darauf, im Boden zu versinken und vor mir eröffnete sich ein Durchgang der in einen Tunnel führte.

Die Stufen, die nach unten führten, waren in den nackten Fels geschlagen und je weiter ich kam um so weniger Spuren von Bearbeitung waren zu entdecken. Deutlich war zu erkennen, dass hier schon seit geraumer Zeit niemand mehr gewesen war.

Der Gang endete in einer natürlichen, weitläufigen Höhle. Kleine, vertrocknete Pflanzen waren auf dem sandigen Boden und obwohl ich unter der Erde war, konnte ich alles deutlich erkennen. Von irgendwo kam Licht, doch es war weder Tageslicht, noch kam es von Kerzen, oder Fackeln. Wer hätte hier auch Fackeln anzünden sollen?

Dann sah ich in dem seltsamen Licht eine eindeutig künstlich erschaffene Struktur. Eine sehr spitz zulaufende Pyramide, doch es gab keinen Weg dort hin. Vor mir fiel der Boden steil ab und es ging mindestens 10 Meter in die Tiefe.

Wieder und ganz unvermutet, spürte ich erneut eine Vibration im Boden. Hektisch sah ich mich nach dem Ausgang um, in Erwartung, er würde sich verschließen und mich hier einsperren, doch das folgende leichte Rumpeln kam aus der anderen Richtung.

Mir klappte der Mund auf, als sich wie durch Zauberei eine Brücke aus großen, flachen Gesteinsbrocken zwischen der Pyramide und mir aus der Tiefe erhob. Was für Genies waren diese Vorläufer gewesen? Wie konnten sie etwas erschaffen, dass nach so langer Zeit noch immer so reibungslos funktionierte? Und das ohne, dass es in den letzten Jahrhunderten gewartet worden war. Sie mussten unglaublich mächtig gewesen sein und doch... und doch waren sie verschwunden.

Vorsichtig, da ich der Brücke nicht ganz traute, näherte ich mich der Pyramide. Vor ihr senkten sich drei Säulen ab, die leuchtende Muster auf ihrer Außenseite trugen. Das Licht, dass sie aussandten, war genau wie das aus der Schatulle. Ich war eindeutig am richtigen Ort.

Auf der mittleren Säule befand sich etwas, das sich langsam drehte. Erst als ich direkt davor stand, und es genauer in Augenschein nehmen konnte, erkannte ich, dass es schwebte. Ein acht-zackiges, etwa 20 cm großes schwarzes Gebilde, mit leuchtenden weißen Ecken. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Es bewegte sich um die eigene Achse, völlig frei in der Luft. Das musste der Edensplitter sein. Was sonst konnte frei schweben?

Vorsichtig streckte ich die Hände aus und fing es sanft aus der Luft. Kaum hatte ich es berührt, glühten auf der Oberfläche feine Linien auf. Woraus auch immer dieses Artefakt bestand, es war leicht. Gerade wollte ich mir das Objekt genauer ansehen da zerfiel es auch schon, obwohl ich mehr als vorsichtig damit umgegangen war. Ich hatte es weder gedrückt noch geschüttelt. Es machte keine Geräusche als es sich vor meinen Augen in nichts als Luft auflöste, doch selbst wenn es etwas von sich gegeben hätte, das nun folgende Rumpeln hätte es übertönt.

Die Lichter an den Säulen erloschen und die Erde begann zu zittern. Erst leicht, dann immer stärker. Sofort war mir klar, dass ich dieses Mal keinen sanften Mechanismus ausgelöst hatte. Das hier war mehr. Nur einen halben Meter von mir entfernt schlug ein Gesteinsbrocken auf. Völlig egal was das hier war, ob sich hier noch etwas Wertvolles befand oder nicht, ich musste hier raus.

Und so rannte ich. Der Boden zitterte und bebte unter meinen Füßen und ich flehte, dass die Brücke nicht unter mir zusammenbrechen möge. Panik machte sich in mir breit. Hinter mit krachte ein weiterer Brocken auf den Boden und dieses Mal traf er die Brücke. Ich schaffte es auf die rettende Seite, doch nun bebte die ganze Erde. Selbst in dem Tunnel lösten sich Steine aus der Decke und Staub rieselte herunter.

Kaum hatte ich das Ende des Tunnels erreicht wurde mir bewusst, dass das Beben nicht nur unten in der Kammer stattgefunden hatte. Die halbe Decke der Kathedrale war eingestürzt. Hinter mir krachte es und der Tunnel stürzte in sich zusammen. Die Stätte der Vorläufer und all seine Geheimnisse wurden unter Tonnen von Gestein begraben.

Darüber konnte ich mir in diesem Moment jedoch kaum Gedanken machen. Im Mauerwerk der Kathedrale entstanden Risse, die immer länger und länger wurden. Menschen schrien und obwohl ich sie nicht verstehen konnte hörte ich die Angst in den Stimmen. Ich rannte los. Kopflos bahnte ich mir einen Weg ins Freie. Unter meinen Füßen bekam der Boden Risse. Teilweise sackte er um ein paar Zoll ab und immer wieder wankte ich, versuchte auf den Beinen zu bleiben.

Die Welt um mich herum war ein einziges Chaos geworden. Gebäude stürzten in sich zusammen. Feuer brachen aus. Fensterscheiben barsten unter der Last zusammenbrechender Mauern und Glassplitter flogen durch die Luft. Menschen rannten durcheinander, wurden von Trümmern getroffen, eingeklemmt, von Flammen erfasst...

Die Straße, die ich hatte nehmen wollen, war von Trümmerteilen versperrt und zwischen den Häusern war es gefährlich. Dennoch bahnte ich mir einen Weg, sprang über Balken und kletterte über halb eingestürzte Dächer. Einmal gab ein Dach unter mir nach und ich stürzte in ein demoliertes, brennendes Wohnzimmer. Ein anderes Mal begann ein Haus zu schwanken und stürzte zur Seite, bevor ich es nach draußen schaffte und ich wurde durch ein Fenster geschleudert. Fast hätten mich die Trümmer des Hauses danach unter sich begraben doch ich schaffte es gerade noch darunter hervor zu kriechen.

Meine Arme und Beine schmerzten. An den Händen hatte ich Blut und irgend etwas lief mir übers Gesicht ins Auge und verschleierte die Sicht. Mühsam rappelte ich mich auf, wischte übers Gesicht und rannte weiter. Ich musste aus der Stadt raus. Zum Hafen. Zurück zum Schiff. Dort war ich sicher. Zumindest sicherer als hier.

Durch die Panik und das Beben hatte ich die Orientierung verloren. Alles sah anders aus. Immer wieder suchte ich nach höher gelegenen Punkten um nach dem Meer zu suchen und zum Schluss sprang ich durch ein Fenster und landete, nach kurzem Fall, im kalten Wasser.

Sofort sogen sich die Kleider voll und zerrten beim Schwimmen an mir. Dazu war ich vom Rennen erschöpft, keine guten Aussichten. Irgendwie schaffte ich es zu dem Schiff, mit dem ich hergekommen war und kletterte an Bord. Einer der Matrosen, der mich hatte kommen sehen, half mir und dann sahen wir gemeinsam zu der zerstörten und brennenden Stadt.

Erst jetzt sah ich das ganze Ausmaß der Zerstörung Kaum ein Haus hatte dem Beben standgehalten. „Wie konnte Gott ihnen das nur antun?“ fragte der Matrose.

„Gott hat nichts damit zu tun“, gab ich zurück. Daran war ich schuld. Ich ganz allein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Blue_StormShad0w
2019-04-06T12:47:46+00:00 06.04.2019 14:47
Fertig.
Großartiges Kapitel!
Nun, jetzt ist es passiert. Ohne es zu wissen und ohne es zu wollen, hat Shay eine folgenschwere Katastrophe über Lissabon hervorgebracht, welche weche ihn für immer in seinen Träumen verfolgen wird.
Lese mal weiter, bis gleich.


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