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Was sonst noch passiert ist
von

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Gewissheit

Kapitel 18
 

Gewissheit
 

Am Morgen erwachte ich mit einem Plan im Kopf, als hätte mein Kopf die ganze restliche Nacht gearbeitet. Bevor ich nicht wusste, was genau hier gespielt wurde, würde ich mein eigenes Ding durchziehen und dazu brauchte ich Verbündete. Unabhängige Verbündete.

Den Assassinen hatte ich den Rücken gekehrt und nun war ich in unmittelbarer Nähe von Templern, die mich auf ihre Seite ziehen wollten. Zwar sagten sie es nicht, doch ganz blöd war ich nicht. Es ging selbst bei diesem recht kleinen Auftrag vom Colonel eher um eine Angelegenheit des Ordens als um Militärangelegenheiten.

Bei keinem meiner derzeitigen Verbündeten konnte ich mir sicher sein, dass ich ihnen trauen konnte. Gist war mit Monro befreundet, die Finnegans standen ebenfalls in guter Bekanntschaft mit ihm und Johnson war Templer durch und durch. Mit Jack hatte ich noch zu wenig Kontakt gehabt. Blieb noch Selena, die man mir zur Seite gestellt hatte und die ich meinerseits überwachen sollte. Mit ihr würde ich anfangen. Sie war anders als der Rest. So gut wie jeder misstraute ihr und sie hatte Geheimnisse. Viele Geheimnisse.

Es gab eine Möglichkeit zu testen, ob sie mich letzte Nacht angeschwindelt hatte, oder ob sie wirklich die Gabe besaß. Wenn dem so war, konnte ich sie unterweisen, es zu beherrschen. Ich war niemandem mehr unterstellt und musste keinem gegenüber Rechenschaft ablegen, wenn ich dieses Wissen an eine andere Person weiter gab.

Das Ganze war allerdings riskant. Ich musste für diesen Test einen Ort aufsuchen, der der Bruderschaft all zu bekannt war. Eine alte Höhle der Indianer. Kesegowaase hatte mich zum Training dort hin geführt. Es war möglich dort auf ihn oder einen anderen Assassinen zu stoßen, doch an keinem anderen Ort konnte man so gut lernen wie dort.

Zur Sicherheit weihte ich niemanden in diesen Plan ein. Ich wollte nicht, dass Gist sich einmischte oder Selena etwas aufschnappte. Da sie ohnehin erst sehr spät an Deck kam, hatte sie vom Kurswechsel nichts mitbekommen. Gist bemerkte es sofort, als er zu mir ans Ruder trat.

„Ich habe noch eine Kleinigkeit zu erledigen, bevor wir nach New York zurück kehren können“, wich ich seiner Frage aus. „Es wird nicht lange dauern und es ist besser, wenn ich das jetzt erledige.“

„Und um was geht es? Als erster Maat sollte ich wissen, wohin wir fahren.“ Eine geschickte Frage doch mich bekam er nicht so schnell dazu zu reden.

„Das ist privat. Nichts gegen euch, aber auch ich habe ein paar Geheimnisse. Je weniger ihr wisst, um so besser ist es derzeit.“ Da sich seine Miene verfinsterte, setzte ich noch hinzu: „Macht euch keine Sorgen. In zwei, spätestens drei Tagen sind wir zurück und der Colonel bekommt seine Lieferung.“

Da ich den Weg zur Höhle nur über Land kannte, musste ich auf meinen Karten ein wenig suchen, um eine Strecke zu finden, die mich dicht genug an mein Ziel heran brachte. Dazu kam, dass es eine Strecke sein musste, die auch ein ungeübter Kletterer bewältigen konnte. Zum Glück gab es einen kleinen Nebenfluss, den ich nehmen konnte. Der würde mich dicht an mein Ziel bringen.

Wir brauchten bis zum frühen Nachmittag, um den Punkt zu erreichen, den ich ausgewählt hatte. Selena hatte Wort gehalten und hockte nun im Mittelschiff mit einer kleinen Wanne voll Wasser und wusch meine Hemden. Ich hatte die Gelegenheit genutzt, dass sie nicht in der Kajüte war, und mich ein wenig frisch gemacht. Es war wirklich nicht einfach mit einer Frau zu reisen, denn ungestörte Momente gab es für mich so kaum.

„Was wollt ihr an einem Ort wie diesen?“ fragte Gist als ich den Anker werfen ließ. Konnte er sich nicht einmal aus meinen Angelegenheiten heraus halten?

„Etwas in Erfahrung bringen. Etwas Wichtiges.“ Ich warf Selena einen Blick zu, die ein wenig besorgt zum Ufer hinüber schaute. Sie fragte sich wohl genau dasselbe wie Gist.

„Ich muss euch nicht daran erinnern, dass ihr verletzt seid und...“ doch das ging mir nun wirklich zu weit.

„Gist, ich weiß was ich tue. Und ich muss es jetzt erledigen. Ihr bleibt hier und ihr haltet ein Auge auf die Umgebung. Ich gehe nicht davon aus, dass sich hier in der Gegend jemand aufhält der die Morrigan angreift, aber ihr solltet dennoch jedem Schiff misstrauen, das hier vorbei kommt.“ Doch ich rechnete nicht mit Schiffen. Der Nebenfluss war schmal und selbst die Morrigan war schon etwas groß für das Gewässer.

„Mir gefällt das nicht. Warum könnt ihr mir nicht sagen, was ihr vor habt?“ Er wirkte nervös und auch verärgert. Doch ich blieb stur.

„Damit ihr es mir nicht ausredet.“ Wieder sah ich zu Selena, die sich wieder der Wäsche zu gewandt hatte und ein wenig energischer als vorher mein Hemd bearbeitete. „Um diese Angelegenheit muss ich mich alleine kümmern.“ Langsam ging ich zu ihr hinunter und legte mir die passenden Worte zurecht.

„Gibt es Probleme?“ fragte sie etwas besorgt, als ich näher kam. Natürlich, hier gab es nichts weiter zu sehen, als Bäume, Felsen und einen schmalen Streifen Strand. Kein Steg, keine Hütte oder irgend etwas, das auf Zivilisation hindeutete und es war noch zu früh, um für die Nacht zu ankern.

„Keine Probleme, doch...“ Wie sollte ich es ihr erklären? Besser ich ließ sie solange im Unklaren, wie es möglich war. „Wenn ihr etwas Zeit habt, wie wäre es mit einem Landgang?“

Misstrauisch musterte sie mich. Verständlich nach dem, was passiert war. Sie traute mir noch nicht wieder, doch ich hatte, seit sie den Rum versteckt hatte, keinen Schluck mehr getrunken. Es war wichtig, dass ich mich unter Kontrolle hatte und eine neue Grundlage für ein gegenseitiges Vertrauen schuf. Zumindest, wenn sie dazu bereit war.

„Warum wollt ihr mich mitnehmen? Sonst weiht ihr mich doch auch nicht in eure Aktivitäten ein.“ Stimmte, doch das hier war etwas anderes. Hier ging es um sie und nicht um irgend welche Missionen oder Aufträge.

„Ich möchte nur sehen, ob ihr mir vertraut.“ Und nebenbei hoffte ich, mehr über sie zu erfahren. Sicher war sie gut darin Dinge zu verschweigen, doch unter bestimmten Umständen, war es nicht mehr möglich sich zu verstellen.

Sie senkte den Kopf und warf dem Ufer einen unsicheren Blick zu. Ich konnte fast sehen wie sich die Gedanken in ihrem Kopf formten. Mit mir alleine von Bord zu gehen, in ein für sie unbekanntes Gebiet, war ein enormes Risiko. Dort würde sie niemand schreien hören und sollte sie vor mir weglaufen müssen, würde sie dort niemand finden. „Und wie wollt ihr dort hin kommen? Mit eurer Ausrüstung dürfte es schwer sein zu schwimmen.“

Wieder etwas, bei dem sie Recht hatte. Mich überraschte aber, dass sie dabei nur von mir sprach. Für sie konnte es nicht leichter sein sich über Wasser zu halten, es sei denn, dass sie doch schwimmen konnte. Noch etwas, das ich bei Gelegenheit in Erfahrung bringen musste. Fürs Erste ließ ich das Beiboot zu Wasser und ohne ein weiteres Wort brachte sie die Wäsche in die Kajüte zurück. Als sie wieder kam, hatte sie den Dolch am Gürtel. Soviel zum Thema Vertrauen.

Nach mir kletterte sie ins Boot hinunter, wobei ich ihr ein wenig Hilfestellung geben musste. Ihr Gleichgewichtssinn war nicht der Beste und das kleine Boot schwankte bedenklich, als sie es erreichte. Zwei der Matrosen ruderten uns zum Ufer hinüber. Ich sah den Beiden an, wie wenig sie von Selena hielten und dass sie sich, genau wie Gist, fragten, was das alles sollte.

Die kurze Strecke über schwiegen wir, und selbst als wir aus dem Boot kletterten sagte keiner ein Wort. Ich bat die beiden Männer, das Boot zu sichern und auf uns zu warten. Dann ging ich zügig auf den Wald zu, Selena hinter mir. Erst als wir ein gutes Stück auf dem schmalen Wildpfad gegangen waren, brach sie das Schweigen. „Nun, wie wollt ihr herausfinden, ob ich euch traue, oder geht es noch um etwas Anderes?

Ertappt blieb ich stehen und wandte mich zu ihr um. Hatte sie auf der Morrigan oder im Beiboot noch unsicher gewirkt, so war nun nichts mehr davon zu sehen. Sie wirkte eher erwartungsvoll. Woher konnte sie wissen, dass ich noch einen anderen Grund hatte, sie mitzunehmen? War ich so durchschaubar? „Ihr seid hier. Das setzt ein gewisses Vertrauen voraus. Doch ihr habt Recht. Es gibt noch etwas Anderes.“

Wenn ich mich nicht täuschte, flackerte für einen Moment Angst in ihrem Blick auf, doch es verschwand gleich wieder. „Und was habt ihr vor?“ Darauf antwortete ich nicht. Sie würde schon noch merken, was ich wollte. Zügig ging ich weiter, achtete aber darauf, dass sie schritt halten konnte.

Der Weg wurde steiler und an ein paar Stellen musste ich ihr helfen, damit sie weiter kam. Mich behinderte mein Arm und mehr als nur einmal fragte ich mich, ob ich nicht doch besser mit diesem Ausflug hätte warten sollen, bis ich wieder ganz hergestellt war. Doch vielleicht war dies meine einzige Möglichkeit.

Dann erreichten wir ein kleines Plateau und dort lag der Eingang zur Höhle. Mir war warm geworden unter meiner Jacke und ich hörte Selena schwer atmen. Da war ich wohl etwas zu schnell für ihre Verhältnisse gelaufen. Oder aber sie war noch schlechter zu Fuß, als ich erwartet hatte. Wirklich eigenartig, wo sie doch in den vergangenen Jahren zwischen Boston und New York hin und her gereist war.

„Ich möchte euch etwas zeigen“, sagte ich und deutete auf den Eingang. Fragend sah sie erst mich, dann das Loch im Felsen an. Ihre Augen verengten sich leicht. Da sie sich nicht rührte, ging ich voraus und nach kurzem Zögern folgte sie.

Weit mussten wir nicht gehen. Nach rund zwanzig Schritten erreichte ich die gesuchte Stelle und blieb erneut stehen. Durch ein Loch, weiter oben, kam Sonnenlicht in die Höhle. Nicht all zu viel, doch es reichte aus, um die Malerei an der Felswand zu sehen. Zwei Figuren und ein paar Linien, die sie miteinander verbanden. Von wem genau dieses Bild war hatte mir nicht einmal Kesegowaase sagen können, als er mich hier her geführt hatte. Alles was er mir sagen konnte war, dass diese Bilder, es gab wohl noch mehr davon, einzigartig waren.

Einem normalen Betrachter hatten sie nicht wirklich etwas zu bieten. Einfache, helle Strichzeichnungen auf dunklem Stein. Als ich sie das erste Mal gesehen hatte, hielt ich es für einen Scherz, bis ich gelernt hatte, das Adlerauge zu nutzen. Da änderte sich alles. Es hatte mich überrascht, verwirrt und mir Angst gemacht. Ich dachte, ich würde verrückt werden, als sich die Zeichnung vor meinen Augen verändert hatte.

Selena ging an mir vorbei, direkt auf die Malerei zu. Ich ließ sie nicht aus den Augen. Obwohl nichts besonderes daran zu erkennen war, ließ sie ihre Finger leicht über den Stein gleiten und ihre Lippen bewegten sich, ohne dass sie etwas sagt. Das war nicht die Reaktion, die ich von ihr erwartet hatte. Mir kam es so vor, als habe sie damit gerechnet, hier auf eine Malerei zu stoßen oder aber dass sie schon einmal etwas Ähnliches gesehen hatte. Fast rechnete ich damit, dass sie von irgendwo ihr Notizbuch hervorholte und es abzeichnete, was natürlich nicht passierte. Mit fragendem Blick wandte sie sich mir zu. „Warum zeigt ihr mir das?“

Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich war neugierig.“ Und ich war es noch immer. „Seht es euch an.“

Sie gehorchte und wandte sich wieder dem Bild zu. „Ich kann nichts besonderes daran entdecken.“ Es hätte mich auch gewundert, wenn es auf Anhieb geklappt hätte. Und doch war ihr, als sie die Malerei gesehen hatte, ein Gedanke gekommen, den sie nicht hatte aussprechen wollen.

„Kommt hier her und seht genau hin.“ Mit ein wenig Abstand ging es leichter, als wenn man direkt davor stand. Zu dem wollte ich, dass sie nicht zu weit von mir entfernt stand, wenn die erhoffte Veränderung eintrat. Es würde sie sicher wieder in Angst versetzen, so wie in der letzten Nacht.

Mit einem leisen Seufzer, als hielte sie es für Zeitverschwendung, kam sie zu mir und stellte sich neben mich. Wieder sah sie zur Wand, ohne dass sie den Eindruck machte, etwas Anderes zu sehen, als Fels und Zeichnung. Entweder hatte ich mich geirrt oder aber es fehlte ein Auslöser.

Ich trat hinter sie und unsicher sah sie über die Schulter zu mir hoch. Ich nickte nur zur Wand und sie drehte den Kopf. „Schließt die Augen und atmet tief durch.“ Genau das hatte sie letzte Nacht getan. „Dann seht noch einmal hin.“ Mir war klar, dass diese Situation nicht leicht für sie sein konnte. Sicher dachte sie noch immer daran, wie ich in der Nacht beinahe über sie hergefallen war. Hier in der Höhle war es dämmrig, sie war mit mir ganz allein und ich forderte sie auf, die Augen zu schließen.

Daher konzentrierte ich mich, allerdings auf sie und nicht auf die Wand. Immer noch die beste Möglichkeit sofort zu erkennen, ob etwas nicht stimmte. Ihre Aura wurde sichtbar. Bläulich, hellte sich auf und wurde wieder blau. Wo war das Rot geblieben? Keine Spur war noch davon zu sehen. Wie konnte das sein? Zögernd streckte ich meine Hände nach ihr aus und legte sie ihr sacht auf die Schultern.

Sie spannte sich leicht an, machte aber keinen Versuch, mir auszuweichen. Der Blauton um sie herum blieb. Da ich so dicht hinter ihr stand und mich zu dem voll auf sie konzentrierte, nahm ich noch mehr wahr. Ihren Duft. Anders konnte ich es nicht nennen. So nah war ich ihr bewusst noch nie gewesen und ich merkte, wie anziehend ich ihre persönliche Duftnote fand. Zu anziehend und meine Hände lagen noch immer auf ihren Schultern.

Es fiel schwer dem Drang zu widerstehen, sie in die Arme zu schließen. Schon stellte ich mir vor, meine Hände über ihren Körper gleiten zu lassen. Ganz vorsichtig. Fragte mich wie es schmeckte, wenn ich ihren Hals küsste. Wie würde sie reagiere, wenn ich...

„Wie ist das Möglich?“ Ihre Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Meine Konzentration ließ nach und der blaue Schimmer verschwand. Stimmte ja. Ich war aus einem anderen Grund hier. „Ist das Zauberei?“ Die Nervosität in ihrer Stimme machte klar, dass sie etwas Derartiges noch nie gesehen hatte.

Deutlich erinnerte ich mich daran, wie ich mich gefühlt hatte, als sich das Bild vor meinen Augen verändert hatte. Dieses ineinander gleiten der Linien, Muster bildend und zu ihrem Ursprung zurückkehrend. War es Zauberei?

„Nein“, war alles was ich dazu sagte. Mit Zauberei hatte es nichts zu tun. Diese Bilder waren auf dieselbe Art entstanden, wie die Edensplitter, nach denen so verzweifelt gesucht wurde. Leider hatte ich noch immer keine genaue Vorstellung davon, wie das alles zusammenhing.

„Warum zeigt ihr mir das?“ fragte sie noch einmal und drehte sich zu mir um. Sofort nahm ich die Hände von ihren Schultern. „Was hat das zu bedeuten? Warum kann ich auf einmal solche Dinge sehen? Das kann nicht normal sein.“ Nicht normal... Dann wäre auch ich nicht normal.

„Gehen wir zurück zur Morrigan. Ich erkläre es unterwegs.“ Jedenfalls soweit ich es erklären konnte. Die Höhle konnte uns nun nicht mehr verraten, als sie es getan hatte. Besser wir verschwanden von hier.

„Was da eben passiert ist“, begann ich, als wir wieder ins Sonnenlicht traten, „Es ist eine Art Urinstinkt.“ Etwas langsamer, als auf dem Hinweg, gingen wir los. „Nicht jeder ist dazu in der Lage, ihn zu beherrschen. Bei vielen ist er soweit verkümmert, dass es unmöglich ist, ihn zu wecken. Ihr seid offenbar eine der Wenigen, die ihn noch nutzen können.“

Ich warf ihr einen Blick über die Schulter zu und sie senkte den Kopf. Wieder eine Reaktion mit der ich nicht gerechnet hatte. Sie hatte auf alles anders reagiert, als ich angenommen hatte. Gestern noch hatte sie kurzzeitig Panik gehabt, war nervös gewesen und vor mir zurückgewichen. Als sich vorhin die Malerei vor ihren Augen verändert hatte, war sie erstaunlich ruhig geblieben. „Wie oft ist es nun schon bei euch aufgetreten?“ fragte ich daher. Sie musste etwas Ähnliches schon einmal gesehen haben. Anders konnte ich es mir nicht erklären.

„Nicht wirklich oft. Drei oder vier Mal, aber erst, seit ich hier bin. Früher gab es das nicht.“ Sie hielt den Blick weiterhin gesenkt und blieb stehen. „Ihr... beherrscht diesen Urinstinkt, sehe ich das richtig?“ Endlich sah sie mich wieder an. Unsicher, doch sie tat es. „Das tut ihr doch.“

„Einigermaßen“, gab ich zu und ging weiter, „Ich bin kein Experte und derjenige, der mir beibrachte, es zu beherrschen...“ ich brach ab und kurz schwiegen wir.

„Könnt ihr mir etwas erklären?“ fragte sie nach einer Weile und als ich mich zu ihr umwandte, sah ich, dass sie wieder stehen geblieben war.

„Kommt darauf an, um was es geht.“ Denn alles konnte ich sicher nicht erklären

„Warum jetzt?“ Die Frage verstand ich nicht. Sie sah mich an und da ich nicht antwortete, fuhr sie fort: „Warum ist es jetzt dazu gekommen? Ich meine, was war der Auslöser? Ich habe schon einiges erlebt, aber erst seit ich hier bin ist dieses... dieser Instinkt oder was es auch ist, das erste Mal in Erscheinung getreten. Ich bin nichts Besonderes, das war ich nie. Warum passiert das ausgerechnet mir?“

Darauf wusste ich nun wirklich keine Antwort. Mich hatte man darauf trainiert, sie nicht. „Ich weiß es nicht“, sagte ich und wich ihrem Blick aus. „Es kann sein, dass es mit der Situation zu tun hatte, in der ihr beim ersten Mal wart. Sicher bin ich nicht, da ich die genauen Umstände nicht kenne.“ Beinahe bereute ich es schon, sie hier her gebracht zu haben. Sie war noch verwirrter als vorher.

„Kann man es wieder los werden?“

Langsam schüttelte ich den Kopf. „Das nicht, aber man kann lernen, es zu kontrollieren.“ Ich sah zu ihr hoch und wies sie mit einer Handbewegung an, mir wieder zu folgen. „Wenn ihr es kontrollieren könnt, wird es nicht mehr ungewollt auftreten.“

„Könnt ihr mir das beibringen?“

Wieder sah ich sie an. Ich hatte gehofft, sie würde mir diese Frage stellen. Auch wenn es mich freute, hatte der Gedanke einen bitteren Beigeschmack. Sie wollte es beherrschen, damit es nicht wieder auftrat und nicht, um es zu nutzen. Dennoch nickte ich. „Ich werde es versuchen.“ Und wenn ihr es beherrscht, dachte ich, werdet ihr euch hoffentlich dazu entschließen, es nutzen zu wollen.



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