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Wenn das Schicksal zum Verräter wird

von

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Die Organisation

Als Takehito am Industriegebiet ankam, war das erste was er vernahm ein Schuss. "Ein Schuss!", stieß er erschrocken hervor.
 

Die Tatsache, dass jemand ganz in der Nähe mit einer Waffe um sich schoss, beunruhigte ihn schon ziemlich. Er wusste aber auch, dass der Schuss wahrscheinlich etwas mit Masami zu tun haben musste. Er wusste, er musste sich beeilen, wenn er ihr noch irgendwie helfen wollte.
 

Zielstrebig begab er sich in die Lagerhalle aus der er zuvor das Geräusch des Schusses vernommen hatte. Dabei sah er sich immer wieder flüchtig um. Masami wäre schließlich nicht geholfen, wenn er sich selbst auch noch in Gefahr bringen würde. Doch bisher schien die Luft rein zu sein. In der Fabrikhalle angekommen bewahrheiteten sich seine schlimmsten Befürchtungen.
 

Die junge Frau, Masami Hirota, lag blutüberströmt am Boden. Jemand hatte sie offensichtlich skrupellos nieder geschossen. Dieser Anblick war selbst für den jungen Detektiv, der schon einiges gesehen und miterlebt hatte, fürchterlich. Der Schütze schien allerdings nicht mehr vor Ort zu sein.
 

Wie angewurzelt stand er in der Tür und stieß besorgt hervor: "Masami!"
 

Er rannte auf die junge Frau zu und legte behutsam ihren Kopf auf seinen Schoss, nachdem er sich hin gekniet hatte.
 

Besorgt musterte er sie und ihre stark blutende Wunde am Bauch und sprach: "Masami, können Sie aufstehen?"
 

Schwach öffnete die junge Frau ihre Augen und sah Takehito ins Gesicht.
 

"Takehito? Was machst du denn hier? Woher wusstest du, dass ich hier bin?", fragte Masami mit zittriger Stimme.
 

Takehito erwiderte sofort: "Bevor Sie die Wohnung verlassen hatten, konnte ich einen Peilsender in ihre Handtasche schnippen. Ich war mir ganz sicher, dass Sie die Leute treffen würden, die die wahren Drahtzieher des Überfalls auf den Geldtransporter waren. Ich hatte vorhin ja leider keine Möglichkeit Ihnen alles zu erklären."
 

Die junge Frau sah ihn eindringlich an. Dieser Junge war ganz offensichtlich kein einfacher Mittelschüler.
 

Überrascht stieß sie hervor: "Wer- Wer bist du? Sag es mir!"
 

Takehito wandte kurzzeitig seinen Blick von Masami ab. Er war sich nicht sicher, ob er seine Identität vor ihr wirklich preisgeben sollte. Schließlich stand sie mit den in schwarz gekleideten Männern in Verbindung und sie waren ganz sicher hinter ihm her. Nach einem kurzen Moment der Stille entgegnete er schließlich: "Mein Name ist Takehito Akanishi. Meines Zeichens Detektiv."
 

Masamis Augen weiteten sich. Nachdenklich stammelte sie: "Akanishi... Takehito Akanishi... ein Detektiv... ja, ich... ich habe von dir in der Zeitung gelesen."
 

Schwach richtete sie ihren Blick an die Decke und fuhr fort: "Die beiden Männer, die ich angeheuert hatte um mir bei den Raub behilflich zu sein, wurden getötet. Und mich hat es jetzt offensichtlich auch erwischt. Wahrscheinlich war das von Anfang an mein Schicksal. Ich hätte es wissen müssen... Es war die Organisation..."
 

Masami war plötzlich ungewöhnlich redselig. Als sie erfahren hatte, um wen es sich bei Takehito handelte, hatte er ihr Vertrauen gewonnen. Und er schien nun tatsächlich an die Informationen zu kommen, die der Grund dafür waren, dass er sie überhaupt aufgesucht hatte. Doch er hatte keinerlei Vorstellung in was für einen Fall er dort hinein geschlittert war.
 

"Organisation?", hakte Takehito wissbegierig nach.
 

Masami sah ihn ernst an und versuchte ihm alles mitzuteilen, was sie wusste: "Sie ist mysteriös und weit verzweigt. Eine große Organisation verschleiert von Mysterien. Wer einmal in ihren Bann gerät, den lässt sie nicht mehr los und alles was ich weiß ist, dass ihre Farbe schwarz ist."
 

"Schwarz sagen Sie?", unterbrach er die junge Frau erneut.
 

"Ja, Takehito. Das ist die Farbe, die sie hauptsächlich tragen. Die Leute, die in der Organisation etwas zu sagen haben, sind alle schwarz gekleidet. Schwarz wie das Böse... Genau wie Krähen... Schwarze Klamotten... Ihre Kleidung ist genauso schwarz wie ihre verdorbene Seele..."
 

Schlagartig schossen Takehito die Bilder der beiden in schwarz gekleideten Männer aus dem Disneyland in den Kopf. Jetzt war alles klar... Nun bestand kein Zweifel mehr. Sein Gefühl hatte ihn erneut nicht getrübt. Von Anfang bis Ende hatte er mit all seinen Vermutungen Recht behalten. Bei den Männern, die die Drahtzieher bei dem Überfall waren und den skrupellosen Männern aus dem Disneyland handelte es sich um ein und dieselben Männer. Daran gab es nun absolut keinen Zweifel mehr.
 

Masami packte Takehito am Arm und fuhr zunehmend schwächer fort: "Die schwarze Organisation verübt seit Jahren Verbrechen im Raum Kyoto. In der Szene sind sie längst eine feste Größe. Jeder versucht sie zu meiden und ihnen unter gar keinen Umständen in die Quere zu kommen, denn wer ihnen einen Strich durch die Rechnung macht, endet am Ende genauso wie ich jetzt. Bei ihren Verbrechen gehen sie geschickt vor und hinterlassen nie irgendwelche Spuren. Sie sind wie ein böser Schatten, der sich auf Kyoto gelegt hat. Das reine Böse, dem nicht einmal die japanische Polizei gewachsen ist. Sie sind organisiert und verhalten sich immer unauffällig. Niemand kennt sie. Sie sind wie böse Geister. Um ihre Identitäten zusätzlich zu verschleiern, haben alle hochrangigen Mitglieder sogenannte Decknamen. Diese Decknamen beschränken sich ausschließlich auf Spirituosen. Gin und Wodka sind die einzigen hochrangigen Mitglieder mit denen ich bisher Bekanntschaft gemacht habe. Ihre Boshaftigkeit und Skrupellosigkeit ist absolut grenzenlos. Das musste ich nun am eigenen Leib erfahren. Gin hat keine Sekunde gezögert mich aus dem Weg zu räumen. Ich stelle wohl ein zu hohes Risiko für die Organisation dar. Deshalb mussten sie mich beseitigen. Ich möchte dich um einen letzten Gefallen bitten, Takehito. Es ist sehr wichtig."
 

Zaghaft hielt sie ihm einen Schließfachschlüssel entgegen. "Hier. Der echte Schlüssel. Der, den sie mitgenommen haben, ist der Falsche. Ich habe die Kerle ganz schön reingelegt, nicht wahr? Der hier passt zu einem Schließfach am Ortsausgang vom Bahnhof Koto."
 

Masami kauerte sich vor Schmerzen und hustete stark. Takehito musterte sie besorgt. Mit schwachen glasigen Augen sah Masami ihn an und wisperte schwach: "Ich zähle auf dich, kleiner Detektiv. Das Geld muss zur Polizei. Beeil dich, bevor die rauskriegen, dass sie reingelegt worden sind. Mich werden diese Mistkerle... jedenfalls... nie wieder... benutzen..."
 

Nach diesem Satz schloss Masami geschwächt ihre Augen und binnen weniger Sekunden verließ auch der letzte Hauch Leben ihren Körper. Masami Hirota war in Takehitos Armen gestorben. Bestürzt riss er die Augen auf. Er hatte zwar jetzt die Informationen, die er wollte, aber... zu welchem Preis.
 

Selbst ihn, der durchaus mit dem Tod vertraut war, ließ das traurige Schicksal der jungen Frau nicht kalt. Und vor allem die Umstände ihres Todes. Behutsam legte er die Leiche der jungen Frau auf den Boden. Es dauerte einige Sekunden ehe er begreifen konnte, was geschehen war.
 

Kurz darauf zückte er sein Handy und wählte die Telefonnummer des Polizeihauptquartiers der Präfektur Chiba. Nachdem es zweimal geklingelt hatte, wurde das Telefonat angenommen. "Hallo?... Ja, guten Tag... Ich möchte gern Inspektor Hyuga sprechen..."
 

Seine Stimme wirkte zittrig und gebrochen. Der Tod von Masami schien ihn wirklich unheimlich nahe zu gehen. Er hatte es einfach nicht geschafft sie zu beschützen. Wäre er nur etwas schneller gewesen, hätte er sie vielleicht vor dem sicheren Tod bewahren können. Noch nie zuvor hatte Takehito sich so hilflos gefühlt.
 

Nur kurze Zeit später tauchte die Polizei am Tatort auf. Da die einzigen Fingerabdrücke, die man auf der Pistole gefunden hatte von Masami stammten, wurde geschlussfolgert, dass sie Selbstmord begangen hätte. Die Polizei war ihr dicht auf den Fersen gewesen, und man dachte, sie hätte es bemerkt. Die Milliarden wurden sichergestellt und der Fall schien abgeschlossen zu sein.
 

Aber weit gefehlt. Dieser Fall war noch lange nicht abgeschlossen. Takehito würde diese Männer in schwarz nie vergessen und eines Tages würde er sie finden und überführen. Das war für ihn so sicher wie das Amen in der Kirche...



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