Zum Inhalt der Seite

Wenn das Schicksal zum Verräter wird

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der Morgen des neuen Anfangs

Als die ersten Sonnenstrahlen Takehitos Nasenspitze kitzelten, schlug er seine Augen auf. Er streckte sich ausgiebig und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Die erste Nacht seit langem, die er mal wieder durch schlafen konnte. In den letzten Nächten blieb der Schlaf eher sporadisch. Immer wieder wurde er von seinen Gedanken aus dem Schlaf gerissen. Scheinbar hatte sich sein Körper in vergangener Nacht das geholt, was ihm dringend fehlte... erholsamen Schlaf.
 

Nachdem er die Augen aufgeschlagen hatte und nach wenigen Sekunden voll bei Sinnen war, lagen seine ersten Gedanken bei Manami. Er fragte sich ob sie sich inzwischen wohl entschieden hatte. Und wenn ja... Wie hatte sie sich wohl entschieden? Wirklich begeistert schien sie von dem Plan ja nicht gewesen zu sein. Das hatte er anhand ihrer Reaktion bereits gemerkt. Doch mittlerweile konnte er sie gut verstehen. Es verlangte dem jungen Mädchen unheimlich viel Mut ab ihre Identität, also quasi sich selbst, aufzugeben. Und nicht nur das. Sie müsste nicht nur sich selbst aufgeben, sondern auch ihr ganzes Leben, ihre Familie und ihre Freunde. Er wusste, dass sie ein sehr liebevoller Mensch war und ihre Freunde ihr das wichtigste auf der Welt waren. Und ausgerechnet sie hinter sich zu lassen und keinen Kontakt zu ihnen haben zu dürfen... Das war für sie wahrscheinlich das Schlimmste an der ganzen Sache. Das war ihm durchaus klar. Und wäre es nicht zwingend notwendig gewesen, hätte er so etwas niemals von ihr verlangt. Von niemandem würde er jemals so etwas verlangen. Aber ungewöhnliche Situationen verlangen eben ab und an auch mal ungewöhnliche Maßnahmen. Er hoffte einfach nur, dass sie sich ihm anschließen würde. Dass sie sich für das Richtige entschieden hatte. Wenn man hierbei überhaupt von etwas „Richtigem" sprechen konnte. Sollte sie sich dagegen entschieden haben, würde er vor dem nächsten Problem stehen. Er wüsste ansonsten nicht wie er sie beschützen sollte.
 

Er hatte inzwischen das Badezimmer betreten. Nachdenklich betrachtete er sein Ebenbild, welches sich in dem großen Badezimmerspiegel spiegelte. Er wurde melancholisch. Das sollte vorerst auf unbestimmte Zeit das letzte Mal sein, dass er in seinem vertrauten Umfeld aufwachte. Alles was ihm vertraut war, würde er nun hinter sich lassen müssen. Diese Gedanken stimmten ihn schon fast traurig. Und für einen winzigen Moment keimten auch in ihm Zweifel auf.
 

Plötzlich war er sich gar nicht mehr so sicher. War es wirklich richtig, was er hier tat? Hatte er sich das alles auch wirklich gut überlegt? Hätte er nur etwas mehr Zeit gehabt... Dann wäre ihm unter Umständen vielleicht doch noch eine andere Option eingefallen. Irgendetwas womit Manami auch leben konnte. Doch was hätte ihm groß anderes einfallen sollen? Viele Möglichkeiten gab es in der momentanen Situation eigentlich nicht. Dass sie Tokio verlassen mussten, war aufgrund gegebener Tatsachen Fakt. Egal wie er es drehte und wendete... Tokio mussten sie verlassen. Da gab es keine andere Möglichkeit.
 

Schnell erstickte er seine aufkommenden Zweifel in Euphorie. So oder so... Jetzt gab es ohne hin kein Zurück mehr. Er hatte sich diesen Plan selbst ausgedacht, jetzt musste er ihn wohl oder übel auch durch ziehen. Für Zweifel war jetzt der denkbar schlechteste Moment. Also warum sollte er ausgerechnet jetzt anfangen an seinem gut durchdachten Plan zu zweifeln.
 

Schnell wusch er sich mit kaltem Wasser den Schlaf und die Zweifel aus seinem Gesicht, um kurz darauf damit zu beginnen seine Koffer zu packen. Wenigstens ein bisschen was müsste er mitnehmen. Er konnte sich ja in Kyoto nicht alles neu kaufen. Und außerdem... Ein paar persönliche Sachen würden den Abschied von Tokio und den Neuanfang in Kyoto vielleicht etwas leichter machen. Zumindest versuchte er sich das einzureden.
 

Und schon wieder kamen ihm Zweifel. Warum nur? Bis gestern war er von seinem Plan noch total überzeugt. Und nun kamen plötzlich diese Zweifel in ihm hoch. Warum nur?
 

Doch noch ehe die Zweifel in ihm größer werden konnten, war es bereits so weit.
 

Pünktlich um 10 Uhr stand Takehito mit zwei randvoll gepackten Koffern vor seinem Elternhaus und wartete auf sein Taxi, welches ihm zum Bahnhof von Koto bringen sollte. Von dort aus würde es mit dem Shinkansen weiter Richtung Kyoto gehen. Jetzt wurde es also wirklich ernst.
 

Der Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es bereits kurz nach zehn war. Er wurde zunehmend nervöser. Immer wieder wandte er sich um und schien etwas zu suchen. Manami war noch immer nicht aufgetaucht und diese Tatsache beunruhigte ihn. Am Tag zuvor hatte er ihr unmissverständlich klar gemacht, dass er pünktlich um 10 Uhr aufbrechen würde. Er stand eigentlich nur noch dort, weil das Taxi sich zu verspäten schien. Dass sie noch immer nicht dort war, konnte eigentlich nur eines bedeuten... Auch wenn er es nicht wahr haben wollte... Sie hatte sich tatsächlich dagegen entschieden. Es war offensichtlich, dass sie seinen Plan ablehnte und in Tokio bleiben wollte.
 

Er ließ einen lauten Seufzer von sich.
 

Wenn er ehrlich war, dann war es ihm eigentlich bereits gestern schon klar gewesen. Er wusste schon gestern wie sie sich entscheiden würde. Das hatte er allein anhand ihres Gesichtsausdrucks geschlussfolgert. Er hatte damit einfach zu viel von ihr verlangt. Sie war einfach nicht stark genug für so etwas. Wie auch? Sie war gerade mal 15 Jahre alt. Was wollte man da schon groß erwarten. Sie war schließlich noch ein Kind. Doch nun stand er vor dem nächsten Problem. Wie um alles in der Welt sollte er jetzt für ihren Schutz sorgen? Ihre Entscheidung gegen den Plan verkomplizierte die ganze Sache nun wieder ungemein.
 

Doch viel Zeit um weiter darüber nach zu denken blieb ihm nicht.
 

Das Quietschen der Bremsen des Taxis, welches direkt vor seiner Nase zum Stehen kam, riss ihn aus seinen trüben Gedanken.
 

Jetzt war es also soweit.
 

Er würde jeden Moment in dieses Taxi steigen und allein nach Kyoto aufbrechen. Ohne Manami. Ohne zu wissen, was die Zukunft bringen wird und ob sein Plan wirklich so gut war, wie er bisher dachte.
 

Der Taxifahrer stieg aus dem Wagen und half ihm zuvorkommend seine Koffer im Kofferraum zu verstauen. Als das erledigt war, nahm der Taxifahrer wieder auf dem Fahrersitz Platz. Takehito öffnete die Autotür zur Rücksitzbank.
 

Ein letztes Mal wandte er sich um. Ein aller letzter Blick auf sein Elternhaus... auf seine vertraute Umgebung... Er hoffte einfach nur, dass es nicht das letzte Mal sein würde, dass er es sieht... dass er eines Tages als Takehito Akanishi dorthin zurückkehren könne.
 

Doch als er gerade im Begriff war ins Taxi zu steigen, geschah das Unmögliche. Das Rufen einer ihm wohl bekannten Stimme hinderte ihn am Einsteigen.
 

„Takehito, warte!", hallte eine liebliche Stimme durch die Straße.
 

Überrascht wandte er sich um und war noch viel überraschter, als es Manami war, die auf ihn zugelaufen kam. Mit der rechten Hand zog sie einen Koffer hinter sich her.
 

„Ma - Nami... Du - du kommst also doch mit mir nach Kyoto?"
 

Mittlerweile stand sie vor ihm und nickte zaghaft. Doch wirklich glücklich schien sie mit ihrer Entscheidung nicht zu sein. Das konnte man von ihrem Gesicht ablesen. Sie schien innerlich immer noch gegen ihre Entscheidung zu kämpfen.
 

„Hatte ich denn eine andere Wahl? Wohl kaum... Ich bin nur hier um Akiharu und Kazuhiro in Sicherheit zu wissen...", murmelte sie in einem kaum hörbaren Ton.
 

Nachdem Takehito ihr geholfen hatte ihren Koffer im Kofferraum zu verstauen, nahmen beide auf der Rücksitzbank des Taxis Platz.
 

Die Reise in ein neues und ungewisses Leben konnte beginnen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück