Man möchte heulen
Autor: ShatteredLightPhoto
Aber was mir heute passiert ist, hat mir selber fast die Tränen in die Augen getrieben.
Ich habe eine unglaublich soziale Ader speziell für ältere Menschen und Kinder, weil die meiner Meinung nach eben noch am meisten Hilfe benötigen.
Auf meinem Weg zur Arbeit muss ich eine Busstrecke von etwa 10 Minuten zurücklegen.
Als ich nun heute in eben dieser finalen Busetappe saß, wollte an einer Bushaltestelle eine alte Frau mit Rollator hinten einsteigen. Ich träume meistens auf der Fahrt ein bisschen, aber habe sie halt trotzdem bemerkt.
Der Busfahrer machte "gnädigerweise" hinten für die ältere Dame auf. Man sah auf Anhieb, dass die arme Frau sich kaum allein dort hinaufquälen konnte, und kaum den Rollator hinaufbekam. Nach kurzem hin und her sehen bemerkte ich, dass zwar jeder hinsah, aber nicht einer den Versuch machte, der armen Frau zu helfen. Ich habe mir also die Köpfhörer abgenommen und meinen Sitznachbarn gebeten, mich bitte einmal durchzulassen.
Während ich mich an meinem nachbarn vorbeigedrängelt habe, schloss der Busfahrer plötzlich hinten die Bustür, ohne auf die ältere Dame zu achten, die in diesem Moment gerade halbwegs mit ihrem Rollator schräg in den Bus gestiegen war. Ich hab mich selber fast hingelegt bei dem Versuch, die Bustür noch festzuhalten, damit die Frau nicht verletzt wird.
Gott sei Dank gehen die Bustüren ja nicht zu, wenn sie noch blockiert werden. Ich also endlich bei der Frau und wollte sie dann getrennt hochbringen, erstmal die Frau in den Bus dmait sie sich hinsetzen kann und dann den Rollator rein (weil sie sich wirklich nicht ohne Hilfe stützen konnte)
Gerade in dem Moment, als ich der Frau reinhalf, versuchte der Busfahrer erneut, die Tür zu schliessen!
Ich dachte mir der muss doch mal begreifen, dass sie immernoch nicht drin ist, und bin selber schon etwas fuchsig geworden, immerhin ist es dann doch recht anstrengend, einen Menschen so zu stützen.
Schliesslich hab ich also einmal quer durch den Bus gerufen "Falls es ihnen entfallen ist, die Dame ist noch nicht vollständig eingestiegen! Und das kann auch noch kurz dauern!"
Und von Hilfe anderer Leute keine Spur. Ich spürte schon die murrenden Blicke der wartenden Fahrgäste, aber dass mir jemand mal eben half, kam gar nicht in Frage.
Nein, stattdessen setzte sich nebenher auch nochmal einfach eine der stehenden auf meinen platz, den ich verlassen hatte, um der Dame zu helfen.
Als ich schliesslich endlich den Rollator im Bus hatte und der Busfahrer "endlich" weiterfahren durfte, da hats mir fast das Herz zerrissen, die alte Dame hatte Tränen in den Augen und hat sich ständig bei mir bedankt. Sie meinte dass sie das gar nicht mehr kennt, dass ein junger Mensch aufsteht, um ihr zu helfen und dass ich wegen ihr ja nun auch noch stehen müsste und alles. Mir hats nichts ausgemacht, ich hatte ja nun auch nicht mehr viel Weg vor mir.
Umso peinlicher fand ich es, dass alle die, die der alten Dame beim einsteigen zusahen, nun penetrant so taten, als würden sie sie nicht mehr sehen und alle in unterschiedliche Richtungen starrten.
Meine gesamte restliche Busfahrt hat sich die alte Dame bedankt und auch als ich ausgestiegen bin hat sie mir nochmal die Hand gegriffen und sie geschüttelt. Ich muss zugeben, mir wurde unwohl bei dem gedanken, dass ich sie alleine weiterfahren ließ, und sie ja wohl irgendwann nochmal aussteigen musste.
Ich find es traurig wie verkommen unser sozialer Umgang mit Mitmenschen ist, wenn eine alte Dame schon in Tränen der Dankbarkeit ausbricht, für etwas, das Selbstverständlich sein sollte.
Man möchte echt heulen...