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Der Unterschied zwischen Klausur schreiben und schreiben lassen...

Autor:  Major

Hallo Klausurwoche! Ich dachte ja, ich hätte es endgültig geschafft, dir zu entkommen, aber dem ist nicht so. 

Früher, da habe ich die Klausurzettel noch selbst ausgefüllt. Ich habe mich in der Regel 2 Wochen pro Klausur darauf vorbereitet, in den dazugehörigen Vorlesungen auch mal ausgepasst und ein bisschen im Buch gelesen. Dann habe ich in Montagsschmierschrift irgendwas aufs Blatt der Klausur geschlurt und den Wisch abgegeben. Das endete fachabhängig mal gut, mal schlechter. Und dozentenabhängig endete es auch zweimal ohne bestanden. 

Aber ich musste nur irgendwas in den Schädel pressen, es wiederkäuen innerhalb 90 Minuten und war durch. Das, was als Note am Ende da stand, war meine eigene Schuld. Ich konnte damit leben.

Inzwischen ist das nicht mehr so. Ich habe nun 13 Termine gehabt, wo ich den Studenten etwas erklären musste, wo ich in der Woche 2 volle Stunden versuchen musste, Wissen zu vermitteln. Und ich musste mich darauf vorbereiten, um Fragen wie "Warum darf Stickstoff denn keine 5 Bindungen haben?" sicher und zielgenau beantworten zu können. Danach darf man dann bei der Klausuraufsicht durch den Hörsaal laufen und versuchen, die eigenen Spickmethoden bei den Studenten wieder zu finden. Leider waren meine Methoden einfach zu gut, ich kann sie nicht an den Studenten finden. Dafür müsste ich sie wie am Flughafen filzen, aber zusätzlich müsste ich sie auch per ungesehenem Distanzschuss aus einem Betäubungsgewehr handlungsunfähig machen, damit sie keine Spuren verwischen. 

Das endet dann damit, dass man verwirrt durch den Hörsaal geht, Leute anstarrt und am Ende eine Beschwerde bekommt, man wäre ihnen zu doll auf die Pelle gerückt. 

Nach diesen wundervollen zwei Stunden kommt ein ganzer Tag voller Klausurkorrektur. Keine 2 Stunden, nein, ein ganzer Tag! Über 300 Klausuren, aufgeteilt nach Aufgaben (d.h. ich hatte nur eine Aufgabe davon zu berichtigen mit Lösungsbogen, aber davon 300) und dann arbeitet man sich so voran... merkt, dass der Lösungszettel falsch ist... und geht ganz gerädert nach Hause. 

Es ist dann plötzlich nicht mehr ok, wie die Noten sind. Es wurmt einen. Es beschäftigt einen. Und all das, was man gesehen hat... 


Es möge mich jemand daran erinnern, dass ich dies schrieb, falls ich mich nicht dran halten sollte: Ich möchte nie eine Lehrertätigkeit haben.

Ach ja: Und mündliche Prüfungen sind viel cooler als Klausuren! In jeder mündlichen Prüfung, die ich als Prüfling hatte, habe ich sogar was dazu gelernt, das war in Klausuren nie der Fall.

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Datum: 15.02.2014 01:16
so isses. Deshalb lasse ich inzwischen auch nur Multiple-Choice schreiben
und mache den Rest in praktisch-mündlichen Prüfungen.

Und für den Fall, daß mal jemand eine wirklich komplizierte
oder eingfach nur langweilige Frage stellt,
ziehen diese Antworten immer:

"Was sollen diese schülerhaften Fragen?
Dies ist ein akademisches Seminar und das dient nicht dazu,
versäumtes Abiturwissen nachzuholen.
Das hier ist eine Universität/Fachhochschule/Hochschule und ich
bin nicht Ihr Nachhilfelehrer. Es sei denn, Sie sind bereit,
mir meinen Berater-Stundensatz von 121,00 € zu zahlen."
oder
"Das werde ich Ihnen gern mal erklären, wenn ich Zeit habe.
Jetzt muß ich meinen ICE nach Berlin noch kriegen.
Ich bin aber am Samstag auf dem XY-Kongreß in Barcelona.
Kommen Sie doch in einer der Kaffepausen bei mir vorbei.
Oder die Woche drauf bei der UNESCO-Fachtagung in Moskau."

So werden Google und Wikipedia zu Freunden der Studenten.
Wer sich die Zeit erspart hat, sich eingehend mit einer Sachlage zu beschäftigen, der sollte sich auch die Zeit ersparen, ein Urteil darüber abzugeben. (Duke te Nebris)
Datum: 15.02.2014 13:26
Ich habe als Tutor auch schon zweimal Klausuren mit korrigiert. Was man da teilweise für Rotz abgeliefert bekommt lässt einen schon am gesunden Menschenverstand zweifeln. Besonders schade ist es, wenn Tutanden, die sonst einen eigentlich ganz fitten Eindruck hinterlassen haben, mit einer schlechten Note nachhause gehen müssen. Das wurmt einen gleich mit.
Innerhalb meines Studiums hatte ich übrigens nur eine einzige mündliche Prüfung, und die fand ich total schrecklich. Da wurde auch recht subjektiv bewertet, hatte ich den Eindruck. Bei Klausuren kann man seine Gedanken viel besser ordnen, finde ich.
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Datum: 17.02.2014 15:56
Bei uns hat in einer Klausur meine Banknachbarin ständig vom Handy abgeschrieben, das auf ihrem Schoss lag...


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