Steroide, grrr....
Moin liebe Leser!
Ich habe lange nicht mehr vom Labor berichtet, obwohl ich da jetzt schon 7 Wochen drin gearbeitet habe.
Normalerweise sollte ich jetzt durch sein, weil das Praktikum nur 7 Wochen geht, aber ich hab was nicht auf die Reihe bekommen und gebeten, daran noch etwas werkeln zu dürfen. Nun darf ich weitermachen. Aber sollte ich das auch? Ich darf nicht genau verraten, woran ich arbeite, aber so viel darf ich: Ich arbeite mit Steroiden. Das heißt, ich synthetisiere welche, die nicht charakterisiert wurden (deswegen mach ich die ja, damit man die untersuchen kann) und deren Wirkung auf den Organismus unbekannt ist. Was wissen wir über Steroide? Waren das nicht so männlich machende Dinger? Und sagte der Doktorant, dem das Thema "gehört" nicht zu Anfang aus Jux "Kann unter Umständen zu Bartwuchs führen, aber das geht wieder weg, wenn man damit nicht mehr arbeitet" und griste breit...? Ja, genau das sagte er. Und nun darf geraten werden, was anscheinend passiert ist. Ja, richtig. :( Verdammt, ich muss da raus!
Wobei natürlich nicht ganz geklärt ist, ob ich mir das nicht nur einbilde und das schon immer so heftig war, ich es aber erst jetzt sehe. Steroide sind ja nicht nur männliche Hormone, Steroide sind noch viel mehr. Denken wir zum beispiel an das Cholesterin, das ist ein Membranstabilisierendes Steroid, das auch irgendwas mit Fettverdauung zu tun hat. Nix mit Bartwuchs. Höchstens Herzanfall. Und wer den Wikipediabericht über Steroide liest, mekrt schnell, dass die Dinger viele Seiten haben, sogar einen Job als Vitamin. Übrigens sind in der Pille auch Steroide.
Es ist jedoch auch bei sehr sauberem Arbeiten mit den Teilen nicht auszuschließen, dass ich was aufnehme. Die Dinger sind schließlich flüchtig. Und das, wo sie so groß sind. Aber man merkt es schon, wenn man an Cholesterin riecht: Es riecht muffig. Etwas, das nicht flüchtig ist, riecht auch nicht. Ich nehme es also mit der Nase auf. Übrigens nicht unbedingt negativ, wenn man mein erstes Produkt betrachtet (das ich eigentlich nie haben wollte): Es roch nach Rum-Aroma. Jam jam jam :D Das war so klasse! Echtes Rumaroma ist aber kein Steroid, sondern eine Mischung an Carbonsäureestern. Was aber immer ich das aufgenommen habe, muss extrem niedrig dosiert gewesen sein, wenns überhaupt aktiv war. Ich hab mal kurz hoffnungslos überdosierte Steroide im mg-Bereich genommen. Um das im Labor zu erreichen, müsste ich meinen Kolben ausschlecken. Aber dann will ich nicht wissen, was dann passiert. Vielleicht werde ich noch viel aggressiver als damals... oder ich sterbe vorzeitig an Leberkrebs wegen der Dichlormethanresten darin.
Bei der Themenvergabe für das Praktikum muss sich einer ganz schrecklich ins Fäustchen gelacht haben. Es gab Nitrierung (die meisten Sprengstoffe sind nitriert!) und etwas mit Steroiden. Cherie bekommt die Nitrierung und ich die Steroide, na geil. Er hat eh nen Hang zu Sprengungen. Also sprengt er sich weg und ich reagiere biologisch auf mein Zeug. Statt es andersrum zu machen: Ich arbeite mit der Nitrierung und bleib heil und ihn jucken die Steroide nicht.
Die Aufgabe war wohl, es dennoch irgendwie zu überstehen. Er hats inzwischen geschafft (heil zu bleiben) und ich sitz noch ne Runde freiwillig nach.
Ich hoffe nur, dass ich die Stinker-reaktion nicht machen muss. Das ist doch leicht eklig, so abartig stinkende Sachen zu benutzen. So mit Brechreizpotential, lecker :)
Übrigens habe ich nebenbei einen riesigen Kupfersulfat-einkristall gezüchtet im Labor. Dazu aber später mehr.