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Mit der Welt ist etwas nicht in Ordnung Amoklauf, Kommentar, Nachrichten, Tagesgeschehen

Autor:  june-flower
Mit der Welt läuft etwas schief.
Das ist nicht nur meine persönliche Meinung, das ist etwas, das anhand vieler kleiner Ereignisse und größerer Vorkommnisse schon lange ans Tageslicht gezerrt zu werden droht. Da hilft es mittlerweile auch nicht mehr, wenn man sich im Bett verkriecht, die Decke über den Kopf zieht und den Fernseher aufdreht - ich vergaß: auch mit diesem Medium ist etwas nicht in Ordnung. Überhaupt.

Morgens im Radio, nachmittags in den Talkshows, Abends in den Nachrichten. In der Zeitung, in den Straßen: überall scheint etwas aus den Fugen geraten zu sein und niemand kann mit Bestimmtheit sagen, was es eigentlich ist. Bis es dann explosionartig ans Tageslicht kommt - so wie in den letzten Tagen.

Amoklauf in den USA. Das ist noch weit genug entfernt. Und dann, zwei Tage später: Amoklauf in Deutschlang. Damit wäre die Behauptung, dass es uns nicht treffen könnte, restlos ausgeräumt.

Eigentlich ist sie bereits ausgeräumt worden. Damals, nach dem Amoklauf eines Schülers in Eschede. Damals reagierte man entsetzt und verstört - und Donnerstag war es nicht anders.
Denn was kann man tun? Die Verletzten verarzten, die Toten zur Ruhe betten. Aber das Wichtigste - die Fragen - kann man nicht beantworten.
Was treibt einen Menschen dazu, mit einer Waffe in der Hand in eine Schule einzudringen und Menschen abzuschlachten?
Was treibt ihn dazu, seine eigene Familie auf der Veranda ihres Hauses zu erschießen?
Oder auf offener Straße wahllos umherzuschiessen und schliesslich auch sich selbst das Leben zu nehmen?

Verschiedene Stellungnahmen werden, wie jedes Mal, auch hier laut. Man hätte den Täter befragen müssen, lautet eine Meinung. Nicht die falscheste. Wie fühlt sich ein Mensch, der gegen das Grundgesetz der Menschlichkeit verstößt? Andere geben wiederum den Sündenböcken für alles - den Killerspielen, den Medien und den Eltern, die sich nicht gut genug um ihre Sprößlinge gekümmert haben - die Schuld. Aber, wie sehr schön dargestellt wurde: Wer früher Tetris gespielt hat, stapelt heutzutage nicht mehr unbedingt noch zwanghaft Kisten. Und viele Menschen, die Killerspiele spielten, sind dennoch "normale" Menschen. Was sind es sonst? Die Medien? Die ständige Konfrontation mit der Gewalt, der Menschen heute ausgesetzt sind? In einer Reizüberfluteten Welt ist es schwierig, den Überblick zu behalten. Was ist gut und was nicht? Die Zeiten, in denen Tugenden und Werte durch Mädchen vermittelt werden konnten, ist längst vorbei. Die Zeiten, in denen Kinder noch unschuldig und naiv waren, ist lange vergangen. Wie kann man in der heutigen Gesellschaft verhindern, dass solche Dinge geschehen?

Die einzige Antwort ist: gar nicht. Wie auch? Wie beeinflusst man genügend Menschen, ohne sie zu verformen oder gar zu manipulieren? Wer seine eigene Entscheidungsfreiheit hat, hat zwangsläufig die Möglichkeit zur Fehlentscheidung. Eine Tatsache, aus der wir Menschen meist lernen - leider erst hinterher - und durch die bereits Gott feststellen musste, dass er auf der Erde "so" nichts mehr zu sagen hat. Weshalb er auch nichts verhindern kann, was geschieht und geschehen wird.

Schuldzuweisungen nutzen nichts. Fluchen und Heulen auch nicht. Erst recht nicht schimpfen. Nur Fragen stellen kann man, immer und immer wieder.
Wieso? Weshalb? Warum? Was kann man tun? Was kann ich tun?

Und bis eine Antwort auf diese Frage gefunden werden kann, müssen wir lernen, damit zu leben, dass hier etwas nicht so läuft, wie es laufen sollte. Und dass der Mensch scheinbar die Macht über sein Schicksal verloren hat. Sie mit Gewalt zurückgewinnen zu wollen nützt gar nichts - da müssen einfachere Methoden her. Einfacher und komplexer. Und bis wir diese gefunden haben - können wir nur weiterhin versuchen, alles wieder ins Rechte Lot zu rücken.
Versuchen.


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