Zum Inhalt der Seite



Selbstmord: Sehnsucht aus dem Leben zu scheiden Trigger-Warnungen: Depression, Essstörung, Psychische Erkrankung, Suizid, SVV, Tod

Autor:  _Coyote_

Selbstmord: Sehnsucht aus dem Leben zu scheiden

 

Wenn Menschen sehr verzweifelt und ohne Hoffnung sind, dann denken sie daran, sich das Leben zu nehmen. Bild © Ruggiero Scardigno - Fotolia.com

Autorin: Dr. Doris Wolf, Diplom Psychologin

Immer wenn ein Prominenter, wie etwa der Torwart Robert Enke, sich das Leben nimmt, wird in den Medien ausführlich über das Thema Selbsttötung oder Suizid geschrieben. Es hat dann den Anschein, als ob dies ein Einzelfall wäre. Dem ist jedoch nicht so.

In Deutschland sollen mehr Menschen durch Selbsttötung sterben als im Straßenverkehr. Vielleicht geht es Ihnen auch wie mir: Wenn ich mich in meinem Bekannten- und Freundeskreis umschaue, dann haben sich in den letzten Jahren einige Freunde und Bekannte das Leben genommen.

Zum Suizid gibt es viele Unsicherheiten und falsche Vorstellungen, die wir uns zunächst anschauen wollen.

Falsche Vorstellungen über die Selbsttötung

Wer über Selbstmord spricht, wird ihn nicht verüben.

Diese Aussage trifft nicht zu. Viele Menschen sprechen direkt oder verdeckt über ihre Absichten, bevor sie ihren Vorsatz in die Tat umsetzen. Eine indirekte Botschaft könnte z.B. sein, dass keiner ihn vermissen würde oder es anderen ohne ihn besser gehen würde.

Jede Andeutung sollte ernst genommen werden, denn dahinter verbirgt sich ein Problem des Betroffenen.

Wer an Selbstmord denkt, den kann man nicht davon abhalten.

Diese Aussage trifft nicht zu. Wer an Suizid denkt, der sieht gewöhnlich keine Lösung für seine Probleme. Er sieht sich in einer ausweglosen und hoffnungslosen Lage. Er sieht keinen Sinn mehr im Leben und sieht das Leben für nicht mehr lebenswert.

Dabei haben Betroffene häufig einen Tunnelblick, durch den sie Lösungsmöglichkeiten aus ihrer scheinbar ausweglosen Situation übersehen. Eine vertraute oder auch neutrale Person kann helfen, neue Perspektiven zu eröffnen.

Wenn ich eine Person frage, ob sie an Selbstmord denkt, dann bringe ich sie auf die Idee, dies zu tun.

Denkt ein Mensch nicht oder nur vorübergehend an Selbstmord, dann wird er auch nicht auf dieses Thema anspringen, wenn andere Menschen ihn danach fragen.

Beschäftigt er sich jedoch intensiv mit Selbstmordgedanken, kann eine solche Frage ihm die Chance geben, über seine Probleme zu sprechen. Außerdem zeigt ihm die Frage, dass man sich um ihn sorgt und sich in seine Lage hineinversetzt.

Selbstmord verüben nur Menschen, die Aufmerksamkeit haben wollen. An Selbstmord denken nur geisteskranke Menschen.

Es gibt viele Gründe, weshalb ein Mensch lebensmüde ist und sich das Leben nimmt. Das Bedürfnis nach Zuwendung und Aufmerksamkeit ist nur ein Motiv.

Häufig sehen Menschen keinen Ausweg aus einer finanziellen Lage, aus Konflikten mit der Umwelt oder aus einer chronischen körperlichen oder seelischen Erkrankung.

Sie fühlen sich überfordert, den Problemen standzuhalten bzw. glauben, nie mehr eine Verbesserung bewirken zu können.

Der Selbstmord ist also keine Erkrankung sondern der Versuch der Lösung einer scheinbar ausweglosen und hoffnungslosen Situation.

Wer schon einen Selbstmordversuch unternommen hat, der meint es auch beim nächsten Mal nicht ernst.

Diese Aussage trifft nicht zu. Selbst wenn sich hinter dem ersten Selbstmordversuch lediglich das Bedürfnis nach Zuwendung verborgen hat, kann man nicht davon ausgehen, dass es dieses Mal auch wieder so ist.

Außerdem zeigt der Suizidversuch, dass der Betroffene unglücklich mit seinem Leben ist und keinen anderen Weg sieht, sein Bedürfnis nach Liebe zu erfüllen, als mit seinem Leben zu drohen. Er hat also ein großes Problem, das wir ernst nehmen müssen.

Gibt es sichere Anzeichen für einen bevorstehenden Selbstmord?

Wer einen Menschen durch Selbsttötung verloren hat, der geht meist in Gedanken immer wieder alle Situationen mit dem Betroffenen auf der Suche nach Hinweisen auf die Tat durch.

Es quält ihn die Frage: „Woran und wann hätte ich erkennen können und müssen, dass der Betroffene Selbstmord begehen will?“

Auch als Psychotherapeut steht man oft vor der Frage, ob ein Klient so stark selbstmordgefährdet ist, dass eine Klinikeinweisung erforderlich ist.

Wann handelt es sich nur um vorübergehende Gedanken, wann sind es anhaltende Gedanken, die in konkrete Pläne münden, und wann werden diese Pläne in die Tat umgesetzt?

Dies sind Fragen, die man als Außenstehender nie mit Sicherheit beantworten kann. Selbstmordgedanken kennen viele Menschen.

Wenn uns eine Situation als sehr schwierig oder ausweglos erscheint, wenn wir uns überfordert fühlen, vom Schicksal bestraft sehen oder kaum noch einen Sinn in unserem Leben erkennen können, dann können sich Gedanken an Selbstmord einschleichen.

Gewöhnlich tauchen diese Gedanken nur für kurze Zeit auf und dann können wir uns wieder zum Weiterleben motivieren. Es gibt jedoch einige Hinweise. Schauen wir uns diese an.

Hinweise für einen möglichen Selbstmord

Wir haben gesagt, dass es keine hundert Prozent sicheren Anzeichen dafür gibt, dass ein Mensch sich töten möchte. Folgende Denk- und Verhaltensweisen können Hinweise für einen möglichen Suizid sein:

  • Der Betroffene droht mit Suizid oder macht Äußerungen wie: "So möchte ich nicht mehr weiterleben".
  • Seine Gedanken werden nur noch vom Suizid und seinem Tod beherrscht.
  • Er ordnet seine Angelegenheiten, verschenkt Dinge, macht sein Testament oder schreibt es um, schreibt einen Abschiedsbrief, kündigt den Telefonanschluss, etc.
  • Er leidet unter Depressionen. Er sieht sich als Belastung für andere, weint sehr viel, sieht seine Lage als hoffnungslos, ist tieftraurig, hat Schlafstörungen, Essstörungen
  • Er stürzt sich plötzlich in waghalsige Tätigkeiten, fährt z.B. zu schnell mit dem Auto.
  • Er zieht sich total in sich selbst zurück und ist interessenlos.
  • Er befindet sich in einer akuten Krisensituation (Trennung, Trauer, Verlust eines Angehörigen, Entlassung, chronische Erkrankung, Schulden).
  • Er leidet unter einer Suchterkrankung wie z.B. einer Alkohol- oder Drogenabhängigkeit oder einer Persönlichkeitsstörung.
  • Er ist an einer Psychose erkrankt.
  • Er hat schon einmal einen Selbstmordversuch unternommen oder es gab in seiner Familie schon einmal einen Suizid.
  • Er ist nach einer schweren Krise übertrieben fröhlich und gelöst.

Wenn Sie über Selbstmord nachdenken

Wenn Sie schon längere Zeit Selbstmordgedanken haben und lebensmüde sind, weil Sie mit dem Leben nicht mehr fertig werden, dann ist es eine ganze besondere Leistung, dass Sie sich mit diesem Text befassen.

Es deutet darauf hin, dass noch ein kleiner Funke Hoffnung in Ihnen lebt. Sie zweifeln noch, ob Ihr Vorsatz, sich das Leben zu nehmen, wirklich die einzige Möglichkeit ist.

Vorweg möchte ich Ihnen zunächst einmal versichern, dass kein Mensch Ihnen verbieten kann, sich das Leben zu nehmen. Es wäre nur schade, wenn Sie sich für einen Selbstmord entscheiden würden, ohne vorab geklärt zu haben, ob es für Sie und Ihre Situation nicht doch einen Ausweg gibt.

Im Augenblick sind Sie in einer Lage, in der Ihre Vorstellungen von einem lebenswerten Leben für Sie nicht erfüllt sind. Sie haben keinen Lebenswillen mehr.

Möglicherweise fehlt es Ihnen an Menschen, die Sie lieben, an einem Arbeitsplatz, der Sie befriedigt, an finanzieller oder materieller Sicherheit, Gesundheit und/oder Sie sehen generell keinen Sinn im Weiterleben.

Vielleicht haben Sie auch einen inneren Konflikt, wissen nicht, wie Sie sich entscheiden sollen, ohne großen Schaden für sich oder andere anzurichten. Oder aber Sie glauben, eine schwere Schuld auf sich geladen zu haben, die Sie nur durch Ihren Tod sühnen können.

Vielleicht sehen Sie nur in Ihrem Freitod die Möglichkeit, andere Menschen nicht mehr zur Last zu fallen oder die Ungerechtigkeiten der Welt nicht mehr ertragen zu müssen. Möglicherweise zweifeln Sie auch schon Ihr ganzes Leben daran, ein Recht auf Leben und Liebe zu haben.

Wahrscheinlich haben Sie schon lange Zeit versucht, den „Wagen herumzureißen“. Nun haben Sie den Eindruck, am Ende Ihres Lateins zu sein.

Sie sind am Ende Ihrer Kräfte, sehen keinen Ausweg mehr und wollen anderen vielleicht auch nicht mehr zur Last fallen. In der Selbsttötung sehen Sie den einzigen Weg, endlich Ruhe und inneren Frieden zu finden.

Es wäre anmaßend von mir, wenn ich Ihnen, wo ich Sie gar nicht kenne, hier eine Lösung für Ihre Probleme vorschlagen würde. Ich habe sie nicht parat und kann Ihnen auch nicht mit hundertprozentiger Sicherheit versprechen, dass es eine für Sie zufriedenstellende Lösung für Ihre Lage gibt.

Doch eines weiß ich gewiss: Jeder, der sich in einer Krise befindet, tut sich schwer, ALLE Lösungswege zu erkennen. Es ist, wie wenn man auf einer Blumenwiese nach vierblättrigen Kleeblättern Ausschau hält und dabei alle anderen Blumen nicht wahrnimmt.

Wenn man verzweifelt ist, sich ungeliebt und hilflos fühlt, dann macht man sich quasi immun gegen alles, was den eigenen Gefühlen und Gedanken widerspricht. Man begegnet allen Vorschlägen mit „Ja, aber das geht bei mir nicht ...., Ja, aber das kann ich nicht ...“ – so als ob man anderen beweisen wolle, dass das Leben nicht mehr lebenswert ist.

Je mehr man sich mit der Lösung Selbstmord beschäftigt, desto mehr verschwinden alle anderen Wege aus der Wahrnehmung.

Ist doch irgendwie wahr

Avatar
Datum: 02.01.2015 22:48
In der 8. Klasse gab es jemanden der versucht hatte sich umzubringen. Ging zum Glück gut aus. Unsere Klassenlehrerin gehörte zu den aufmerksamen die sein Verhalten seltsam fand und rief dann auch dessen Mutter an. Seit dem Anruf sah sie regelmäßig nach ihrem Sohn was ihm wohl das Leben gerettet hat.
Ein paar Tage später fand sie ihn im Zimmer und die Notärzte kamen rechtzeitig.
Das Thema blieb in der Klasse und wurde intensiv besprochen.

Die Leute die einfach aus dem Leben gehen wollen wissen gar nicht was für ein riesen Riss sie hinterlassen.
Avatar
Datum: 03.01.2015 12:38
Mir fehlt es ein wenig im Text, dass der Suizidwunsch oft mit Depression einhergeht(dieser eine Punkt find ich etwas seltsam formuliert). Depressionen wiederum können die Realität einschwärzen, so dass man mit objektiven Gründen nicht kommen kann. Kenne ich aus eigener Erfahrung. Depressionen sind nicht gerade durch weinen erkennbar (wie es für mich in dem Punkt rüberkommt), vielmehr durch Teilnahmelosigkeit:

"Die Depression ist charakterisiert durch Stimmungseinengung (Verlust der Fähigkeit zu Freude oder Trauer; Verlust der affektiven Resonanz, d. h. die Stimmung des Patienten ist durch Zuspruch nicht aufzuhellen) oder bei einer schweren Depression dem „Gefühl der Gefühllosigkeit“ bzw. dem Gefühl anhaltender innerer Leere. Schwer Betroffene empfinden oft eine völlige Sinnlosigkeit ihres Lebens. Häufig führt dieser qualvolle Zustand zu latenter oder akuter Suizidalität.[2] Man geht davon aus, dass rund die Hälfte der Menschen, die einen Suizid begehen, an einer Depression gelitten haben. 2010 verübten in Deutschland rund 7.000 Menschen mit Depression Suizid.[3] Bei der Depression handelt es sich daher um eine sehr ernste Störung, die umfassender Therapie bedarf.[4][5]

Ein weiteres typisches Symptom ist die Antriebshemmung.[6] Die Hemmung von Bewegung und Initiative geht häufig mit innerer Unruhe einher, die körperlich als ein Leibgefühl wahrgenommen wird und sehr quälend sein kann (stumme Exzitation, lautlose Panik).[7] Der Schlaf ist gestört in Form von vorzeitigem Erwachen, mindestens 2 Stunden vor der gewohnten Zeit. Diese Schlafstörungen sind Ausdruck eines gestörten 24-Stunden-Rhythmus. Häufig geht es dem Kranken vormittags besonders schlecht (Morgentief). Die Störung des chronobiologischen Rhythmus ist ebenfalls ein charakteristisches Symptom. Bei einer seltenen Krankheitsvariante verhält es sich umgekehrt: Es tritt ein sogenanntes „Abendtief“ auf, d. h. die Symptome verstärken sich gegen Abend und das Einschlafen ist erschwert oder erst gegen Morgen möglich. Charakteristisch sind weiter übertriebene Sorge um die Zukunft, unter Umständen übertriebene Beunruhigung durch Bagatellstörungen im Bereich des eigenen Körpers (siehe Hypochondrie), das Gefühl der Hoffnungslosigkeit, Minderwertigkeit, Gefühl der Hilflosigkeit oder tatsächliche Hilflosigkeit, sowie soziale Selbstisolation, Selbstentwertung und übersteigerte Schuldgefühle, dazu Müdigkeit, verringerte Konzentrations- und Entscheidungsfähigkeit, das Denken ist verlangsamt (Denkhemmung), sinnloses Gedankenkreisen (Grübelzwang), dazu Störungen des Zeitempfindens. Häufig bestehen Reizbarkeit und Ängstlichkeit. Hinzukommen kann eine Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen.[8] Negative Gedanken und Eindrücke werden über- und positive Aspekte nicht adäquat bewertet. Das Gefühlsleben ist eingeengt, was zum Verlust des Interesses an der Umwelt führen kann. Auch kann sich das sexuelle Interesse vermindern oder erlöschen (Libidoverlust). Bei einer schweren depressiven Episode können Betroffene in ihrem Antrieb so gehemmt sein, dass sie auch einfachste Tätigkeiten wie Körperpflege, Einkaufen oder Abwaschen nicht mehr verrichten können.

Depressive Erkrankungen gehen mit körperlichen Symptomen einher, sogenannten Vitalstörungen, wie Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Gewichtsabnahme, Gewichtszunahme („Kummerspeck“), häufig auch mit Schmerzen in ganz unterschiedlichen Körperregionen, am typischsten mit einem quälenden Druckgefühl auf der Brust.

Während einer depressiven Episode ist die Infektionsanfälligkeit erhöht.(Wikipedia)"

Ich persönlich saß Tag und Nacht auf dem Sessel und habe ins Leere gestarrt, im nachhinein ist es sehr surreal.

Gedanken, die sich um den Tod drehen, müssen aber nicht gleich Suizidgedanken sein. So sah ich etwa auch immer Bilder: Hielt ich ein Messer in Händen, sah ich mich es in meine Brust rammen. Lief das Wasser im Waschbecken, sah ich mich, wie ich mich ertränke etc.. Bei mir handelt es sich dabei wohl eher um Zwangsgedanken und nicht um Suizidgedanken. Solche Zwangsgedanken können das komplette Gegenteil meinen, sie entstehen aus der ANGST, man könne sich selbst verletzen/töten.
Du bist Beybladefan, stehst aber noch nicht in dieser Liste? Dann mal schnell eintragen!


Zum Weblog