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Mensch

Autor:  -Satto-
Welch eine festlich schöne Nacht ist dies
Nach all den lang, einförmigen Jahren
Beschwingt, geschmückt erscheinen nun in Scharen

Die Engel, die uns schickt das Paradies
Sie sehn dem Spiel aus Angst und Hoffnung zu,
Wie im Theater fließen ihre Zähren,
Und das Orchester spielt Musik der Spähren
In Moll dazu...

Und Mimen die das Abbild Gottes sind,
Erscheinen leise flüsternd und verschwinden,
Und da- und dorthin eilen sie geschwind.

Sie sind die Puppen, die nur das verkünden,
Was unsichtbare Mächte erfinden.
Die Szene wechselt, und auf Kondorschwingen
Scheint unsichtbares Weh herbei zudringen.

Dies Drama glaube mir, wird nie vergessen,
Nie läßt die Mange ab,
sich wie bessesen
Im Kreis zu drehen, der stehts sich wieder schließt;
Doch nie erreicht sie, was Phantom nur ist.

Dies Stückes Wahnwitz wird uns nie entschwinde,
Lebendig bleibt sein Schrecken,
Seine Sünden.

Doch sieh, da drängt sich in der Mimenschar
Ein rotes Ding- und jedem wird gewahr
Das scheußliche Reptil.
Das näher kommt als sei es nur im Spiel.
Es windet, krümmt sich und verschlingt die Mimen.

Indes der Engel schluchzen sanft verhaucht,
Hat grausam seine giftgeschwellten Kimen
Das Untier in des Menschen Blut getaucht

Zu Ende. Aus. Verloschen sind die Lichter,
Und überall die zuckenden Gestallten
Senkt sich der Vorhang und verhüllt sich dichter
Als je ein Tuch die Menschen, die erkalten.

Die Engel bleich und fahl, erheben sich,
Der Vorhang rauscht herab.
Es klingt wie Sturm- Sie nennen ,,Mensch'' dies Stück
So fürchterlich,
Und seinen Helden den Allsieger Wurm.

Von Edgar Allen Poe


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