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Lehrer und Schüler Ernste Themen, Kommentar

Autor:  Menolly
Mir spuken hin und wieder Gedanken durch den Kopf. Banale Dinge, aber ich denke dennoch viel darüber nach. Wie z.B. wieso so viele Menschen meine Worte so wichtig nehmen. Oder warum man mir seltsame Fragen stellt, deren Antwort doch meiner Meinung nach so offensichtlich ist. Ich finde sowas mitunter sehr befremdlich und darum geht mir das dann nicht aus dem Kopf.

Gestern hatte ich dann auch eine Diskussion mit jemandem, dessen Selbstbewusstsein scheinbar bei Null ist und der derzeit eine schwere Existenzkrise durchmacht. Dieser Mensch hat Probleme im Umgang mit anderen Menschen, er versteht einfach nicht, wieso sie ihm nicht helfen, wenn er offensichtlich Hilfe braucht und danach bittet. Die Menschen distanzieren sich von ihm und meiden ihn, hin und wieder mobben sie ihn sogar. Dabei tut er alles um den Menschen zu gefallen, meint er.

Wieso, wieso ist es so? Nun, ich kenne diesen Menschen auch schon sehr lange und weiß, dass dieser Mensch niemals eine Entscheidung trifft, ohne jemanden zu fragen, der sich in dem Gebiet gut auskennt. Und wenn er eine Aufgabe erledigt, dann fragt er, bevor er sie abgibt, eine vertraute Person, ob sie diese Lösung für OK erachtet. Selbst bei kleinen, unwichtigen Dingen, fragt er erst bei jemandem nach, wie z.B. beim Problem "Ich hab mein Passwort vergessen, was soll ich tun?"

An sich ist so ein Verhalten ja nicht dumm. Man sichert sich ab, fragt Meinungen an und erhöht so seine Chancen, fehlerfrei durchs Leben zu kommen. Aber wieso dann ist dieser Mensch so unglücklich mit dem, wie er ist?

Die Lösung ist, dass dieser Mensch keine Verantwortung für sein Handeln übernimmt und somit niemals die Erfahrung gemacht hat, dass er ganz allein etwas richtig machen kann. Dabei ist dieser Mensch weder dumm, noch schwach, noch hilflos. Im Gegenteil, er ist sehr klug und hat eine unglaubliche Stärke in sich, die aber nur selten zum Vorschein kommt. Aber dadurch, dass er sich selbst soweit degradiert hat, dass er meint, ohne die Hilfe anderer nichts mehr schaffen zu können, schließt er all diese Stärke in sich ein und leidet und leidet...

Es war eine lange Diskussion und dieses Ergebnis war auch für den Menschen sehr schmerzhaft und erschütternd. Aber auch er sah ein, dass es wohl so war. Es basiert darauf, dass dieser Mensch sich immer in der Rolle des Schülers sah. Er wollte lernen, besser werden, wollte dass jemand ihm zeigt, wie was geht. Dabei übersah er vollkommen, dass er selbst eigentlich schon alles weiß, was seine angeblichen Lehrer ihm beibringen können. Und dass er eigentlich schon lange soweit ist, selber ein Lehrer zu werden.

Und ich sah auch eine Parallele zu mir. Ich selbst bemühe mich zwar immer, mich von allen Vorbildern zu lösen und keine Lehrer mir zu nehmen, weil ich vielleicht unterbewusst dieses Problem vermeiden wollte, vielleicht aber auch, weil es mir bewusst viel Spaß macht, meine Probleme selber zu lösen und meine Aufgaben aus eigener Kraft zu bewältigen. Nein, ich sah eher eine Parallele zu einigen, die MIR Fragen stellen und mich zu ihrem Lehrer machen.

Und ich sah, wieso ich mir widerstrebte, diese Fragen zu beantworten. Nicht, weil sie schwer sind. Die Beantwortung solcher Fragen dauert nur ein paar Sekunden. Nicht, weil ich Konkurrenz hasse, um Gottes Willen! Nein, ich finde es spannend, den Werdegang eines Zeichners zu verfolgen und zu sehen, wie er immer besser und besser wird und mich vielleicht sogar überholt! Ich fürchte keine Konkurrenz, ich mag sie sogar, weil sie mich selbst weiter bringt. Auch das ist also nicht der Grund. Der Grund ist einfach, dass ich nicht möchte, dass sich jemand nach mir richtet. Da ich auch nicht perfekt bin und auch nicht alles weiß und auch etwas falsch sagen kann. Und weil ein Mensch, der sich einen Mentor vor sich hinstellt, vielleicht viel lernen kann und besser wird, aber den Mentor niemals überholen wird, da er für ihn immer der Mentor bleibt. Und um dieses Lehrer-Schüler-Verhältnis zu wahren würde der Schüler irgendwann sich selbst zurücknehmen. Vielleicht auch, weil er den Lehrer nicht verletzen will, weil er ihn so gern hat oder so bewundert. Aber in erster Linie, weil er sich nicht vorstellen kann, aus diesen Rollen auszubrechen.

Doch nur, wenn man sich von alldem löst und erkennt, dass der vermeintliche Lehrer auch nur ein Mensch und nicht unfehlbar ist, wenn man erkennt, dass man auch aus eigener Kraft weiterkommen und noch viel besser, als der Lehrer werden kann, dann erst ist man frei und kann sich entfalten. Und diese Fragen, die man mir stellt, die Antworten würden den Fragensteller doch nur einschränken. Wieso ist es wichtig, welche Buntstifte ich benutze und ob ich meinen Strich von oben nach unten oder von links nach rechts ziehe? Oder welches Papier ich nehme oder wo man so ein Leuchttisch herbekommt? Das ist genauso irrelevant, wie die Frage, ob ich meine Sushi lieber mit Stäbchen oder per Hand esse. Versteht mich nicht falsch, ich mache kein Geheimnis aus meinen Zeichenmethoden, ich sage euch gerne, welchen Radiergummi ich bevorzuge. Aber ist das nicht auch... egal?

Ich mag es nicht, mich selbst zum Lehrer zu machen. Obwohl ich es liebe, einem Zeichner bei seiner Entwicklung zu helfen. Aber das mache ich dann eher so, dass wir zusammen einen Weg erarbeiten, der für ihn am besten ist. Und so kann dann auch ich noch was lernen.

Lange Rede, kurzer Sinn. Ich antworte gern auch weiterhin auf eure Fragen. Doch denkt mal drüber nach, ob die Antwort nicht schon längst in euch ist und ob die Findung dieser euch nicht viel glücklicher und stärker machen würde. Ich bin mir sicher, dass es so wäre!

Bye
Menolly

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