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Fanart

Mirageworks   [Zeichner-Galerie] Upload: 29.08.2011 22:51
Das graue Volk

Es war einmal
und es ist irgendwann
und es geschieht genau zu dieser Zeit,

da wurden sie das graue Volk genannt, denn egal ob klein oder groß, alt oder jung, reich oder arm, schön oder hässlich, sie alle wurden irgendwann krank und grau.
Bei manchen ging es schnell, diese zefiehlen sofort zu Staub. Andere verendeten elendig und starben Stück für Stück von Tag zu Tag ein wenig mehr. Wenige von ihnen ergrauten zwar, starben jedoch nicht - das waren die Glücklichen.

Es geschah nun, dass ein junger Königssohn durch das Land des grauen Volkes ritt. Er bewunderte die reichen Felder, die prächtigen Wälder, die hohen Berge und die klaren Seen. "Was muss dies für ein reiches Land sein", dachte er. Doch als er zu einer Stadt kam, sah er von Weitem schon die Grabhügel. Es läuteten keine Kirchenglocken, das wunderte ihn, denn er sah, dass dort gerade jemand zu Grabe getragen wurde. "Das ist mehr als seltsam", dachte er im Stillen und beschloss die Stadt zu meiden.

Er kam an einer Eiche vorbei, unter deren mächtigen Zweigen ein wunderschönes Mädchen saß. Den Prinzen rührte ihr Antlitz, er stieg ab und kam näher. "Guten Tag Schöne! Sag, darf ich dir eine Frage stellen?" "Seid gegrüßt Herr, fragt mich nur." Der Prinz blickte sich um: "Wie kommt es nur, dass ich in diesem schönen, reichen Land kein einziges Lachen höre? Ich sah, wie jemand zu Grabe getragen wurde und doch läuteten keine Kirchenglocken! Und warum gibt es der Gräber so viele?"

"Ach, Herr", seufzte das Mädchen, "die Kirchenglocken läuten nicht, weil sie so lange läuten würden, als wir Menschen begraben müssten. Es gibt keinen Glöckner mit solch kräftigen Armen. Wir haben so viele begraben. Und weil es so viele Gräber sind und noch mehr werden, hört Ihr auch kein Lachen." "Was fehlt deinem Land? Warum sterben so viele von euch?" "Seht ihr diese graue Gestalt, die dort auf uns zukommt? Dies ist mein Bruder. Einst war er wie ich, doch dann wurde er krank und grau und bald zerfällt er zu Staub. Wir alle ergrauen irgendwann. Es spielt auch keine Rolle ob wir klein oder groß, alt oder jung, reich oder arm, schön oder hässlich sind; es sterben die meisten, die wenigsten überleben."

Der Prinz, erschreckt von dem Anblick des Bruders und in Sorge um das schöne Mädchen, erbot sich, dem Volk zu helfen. "Sag, wie kann ich euch dienen? Wie befreit man euch von diesem Fluch?". "Ein Drache ist es, der uns zu diesem Schicksal zwingt. Sein Atem macht uns krank, sein Feuer verbrennt unser Fleisch und seine Klauen verstümmeln uns. Viele wollten ihn töten, doch kehrte keiner zurück. Wolltet Ihr diesen Drachen besiegen, so wären wir gerettet. Sein Blut ist voller Zauber, es würde die Kranken wieder genesen lassen".

"So will ich den Drachen für euch bezwingen!", rief der Prinz, denn es war die Liebe zu diesem Mädchen in ihm entbrannt und dieses Feuer schürte seinen Mut. Da fiel sie ihm um den Hals und küsste seine Wangen. "Folgt diesem Flusslauf hoch in die Berge, dort findet ihr das Ungeheuer. Ich werde hier auf euch warten und beten, dass ihr es schafft. Doch solltet ihr sterben, so sterbe ich mit euch." "Und wenn ich lebe, so wirst du meine Frau", sprach der Prinz, küsste sie flüchtig auf den Mund und sprang auf sein Pferd.

Drei Tage folgte der Prinz dem Fluss stromaufwärts, bis er schließlich zu der Höhle des Drachen kam. Gleich kam das Wilde Tier herausgesprungen und griff ihn mit scharfen Klauen an. Der Prinz zögerte nicht lange, er schwang sein Schwert über dem Kopf und hieb dem Drachen mit einem Schlag den Kopf ab. Er glaubte, gesiegt zu haben, aber da wuchsen aus dem Stupf gleich drei neue Köpfe hervor. Er versuchte verzweifelt, sich zu wehren, aber die Köpfe griffen immer wieder an. Feuer schoss aus dem Schlund des einen Kopfes und versengte dem Prinzen die Brust, der giftige Odem des anderen Kopfes lähmte seinen Verstand. Der dritte Kopf schlug ihm die Augen aus. Bei dem Geruch seines Blutes und aus Angst vor dem Feuer scheute sein Pferd und der geblendete Prinz ward zu Boden geworfen.

"Nun hat mein letztes Stündlein geschlagen", dachte er. Geschlagen erwartete der Prinz den Todesstoß des Drachen. Er dachte an das Mädchen unter dem Eichenbaum und mit einem Mal durchfuhr ihn eine gewaltige Kraft. Er sprang auf die Beine, hörte das donnernde Brüllen des sich aufbäumenden Drachens, er hob das Schwert zum Angriff und stieß es -obwohl er geblendet war- dem Drachen zielsicher ins Herz. Als das Blut des Drachen ihn benetzte, wurden seine Wunden geheilt und ihm wurde das Augenlicht wiedergegeben. Freudig gesiegt zu haben, füllte der Prinz das Drachenblut in einen Sack, den er aus der Haut des Drachen nähte und machte sich auf den Weg zurück.

Er wanderte sieben Tage lang stromabwärts und als er bei der Eiche ankam, wurde er von dem grauen Volk bejubelt und gefeiert. Sie waren aus allen Ecken des Landes geströmt und einjeder konnte durch das Drachenblut geheilt werden. Nur das schöne Mädchen konnte der Prinz in der Menge nicht ausmachen. "Herr", sprach da einer, den der Prinz als den Bruder erkennen konnte. "Wo ist sie? Wo ist deine Schwester?" "Herr", sagte der Junge betrübt, "vor vier Tagen kam euer Pferd blutbesudelt bei uns an, ohne Euch. Meine Schwester glaubte Euch tot und ertränkte sich darauf hin im Fluss". Der Prinz vernahm die Nachricht betrübt und ließ sich den Weg zur Kirche zeigen, in der das Mädchen aufgebarrt war.

Als er sie sah, weinte er. "Du bist so schön, wie ich dich verließ. Ich habe für dich gekämpft und du bist mir treu in den vermeindlichen Tod gefolgt. So werde auch ich dir treu sein", sprach er und zog sein Schwert. Er beugte sich über sie und küsste sie, dann wollte er das Schwert gegen sich selbst richten. Doch plötzlich erhob sich das Mädchen und war kerngesund. Ein einziger Blutstropfen war an den Lippen des Prinzen haften geblieben. Dieser hohlte das Mädchen ins Leben zurück.

Da ward ein großes Fest gefeiert und die Glocken leuteten zur Hochzeit des jungen Paares.

Das graue Volk wird seit dem aber das Volk der Glücklichen genannt.


Ende
Themen:
Märchen und Sagen (Sonstige)

Stile:
Aquarell, Lineart

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