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Der Glasgarten

von

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Stille Wasser sind tief … und dunkel…

~ Stille Wasser sind tief … und dunkel… ~
 


 

o~
 

"Hey."
 

Ayas leises Murmeln hallte durch die kleine, abgetrennte Kabine, in der seine Schwester lag. Es war kalt hier, trotz der einsamen Kerze, die noch brannte, die sie vermutlich extra wegen ihm angezündet hatten. Oder auch nicht. Vielleicht sollte sie der Toten das Licht sein, das den Weg wies…hinein in eine bessere Existenz.

So kam es Aya zumindest vor, als er neben ihr stand und auf sie nieder schaute. Auch wenn er es nicht schon vorher gewusst hätte, hätte er sie für tot gehalten. Hier war kein Leben mehr, das war deutlich. Ihre grauwächserne Haut, die eingefallenen Wangenknochen, die blassen

Lippen…Anzeichen einer Toten, einer leeren Hülle.
 

Aya berührte seine Schwester, strich ihr über die Stirn. Es war, als könnte er die Kälte des Schädelknochens durch die Haut hindurch fühlen. Er strich ihr die Haare zurück, die lange, schwarze Mähne. Er hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn, setzte sich schließlich neben sie und legte seine warmen Hände auf ihre eiskalten.

Gedankenverloren streichelte er ihre Fingerknöchel, während er für lange Zeit blicklos in die Luft starrte.
 

"Weißt du, Aya. Ich habe solange für dich gekämpft. Ich habe immer gehofft, dass du aufwachst. Ich habe dich beschützt. Dich zurückgeholt. Aber jetzt bist du weg. Jetzt...bin ich alleine." Aya bemerkte erst, dass er weinte, als er das kurzzeitig schwere Gewicht der Tränen auf seiner Jeans fühlte. Immer schneller tropften sie auf den Stoff der Hose, der zitterte. Nein…er zitterte.

"Aber ich mache dir da keinen Vorwurf daraus", redete er weiter, immer noch auf das Mädchen fixiert, was dort lag. Reglos, leblos, ohne Leben. Nicht mehr bei ihm. "Vielleicht musste es so sein, vielleicht ist es besser so, wer weiß das? Vielleicht hast du unter dem Koma gelitten und bist nun frei…frei zu gehen. Du bist zu unseren Eltern gegangen, oder?"
 

Aya verstummte für einen Moment. Er konnte nicht weiter sprechen, hatte zum Schluss hin nur noch geflüstert.

"Ich liebe dich, Aya. Du weißt, dass du immer meine liebe, kleine Schwester warst, nicht wahr? Du weißt, dass ich das nicht wollte, dass ich dich nie alleine lassen wollte. Und doch...doch habe ich es getan. Aber das verzeihst du mir doch, oder? Bitte…"
 

Aya presste seine Hand vor die Lippen, brachte sich selbst zum Schweigen.

Das Bild seiner Schwester verschwamm, wurde unscharf, als sich zu viele Tränen in seinen Augen ansammelten. Sie fielen schließlich wie eine Festung unter dem Ansturm der Eroberer.

"Ich bin bei Schuldig, weißt du? Ich denke…es wird irgendwann besser werden.

Aber ich werde dich nicht vergessen! Ich werde auch zu euch kommen…dann, wenn es Zeit ist, ok? Nicht jetzt. Ich kann noch nicht. Ich will noch nicht.

Ich habe nicht die Kraft dazu. Aber das würdest du auch nicht wollen, oder?

Du wolltest immer, dass wir alle leben. Dass wir glücklich sind.

Was meinst du, soll ich es versuchen?"
 

Aya verstummte erneut. Bettete seinen Kopf an ihre kalte Seite. Schloss die Augen. Er weinte lautlos, verzweifelt über die Erinnerungen. Er sagte ihr immer und immer wieder, wie sehr er sie doch liebte und wie leid es ihm tat, dass er ihr nicht beistehen konnte. Dass er nicht mehr hatte tun können, nicht mehr getan hatte.

Er sprach leise mit ihr, murmelte, flüsterte. Schluchzte.

"Ist das Leben, Aya?", fragte er sie. "Kann ich so leben?"
 


 

Aya wusste nicht, wie lange er bei ihr gesessen hatte, als er schließlich aufstand und ihr einen letzten Kuss auf die Stirn hauchte. Ihr noch einmal die Haare glatt strich und über die Fingerknöchel fuhr.

Er verbeugte sich vor der stummen Gestalt. Eine letzte Ehrung ihrer Person, ein Wunsch, dass sie es dort gut hatte, wo sie sein mochte.

Er drehte sich um und warf einen Blick auf die einsame Kerze, die im seichten Zug flackerte. Er blies sie sanft aus und verließ den Abschiedsraum. Schloss die Tür hinter sich. Sie brauchte keinen Wegweiser mehr. Sie war am Ziel ihrer Reise.
 

Aya atmete tief durch.
 

Er griff zu seinem Handy und wählte Schuldigs Nummer.
 


 

o~
 


 

Eine dreiviertel Stunde später hielt Schuldig vor dem Institut um Ran abzuholen. Ein prüfender Blick in den Spiegel zeigte ihm wiederholt, dass die letzten Stunden keine verräterischen Spuren hinterlassen hatten.

Er fühlte sich ausgeglichen und entspannt, ganz anders als noch vor dem kleinen Tête-à-tête mit Kim und Toshi. So musste er nicht ständig Ran anstarren, als würde er ihn jeden Moment die Kleidung vom Leib reißen wollen. Es war ohnehin schon schwer, neben diesem Mann zu liegen ohne ihn anfassen zu dürfen.
 

Aya sah mit Erleichterung, dass Schuldig endlich da war. Er löste seine eng um den Oberkörper geschlungenen Arme und öffnete die Autotür, stieg schließlich schweigend ein. Er konnte momentan nichts sagen, es ging einfach nicht. Zu sehr war er noch in einer anderen Ebene gefangen, in die er sich in den letzten Stunden gestürzt hatte. Er schnallte sich an. Er würde sich später bei Schuldig bedanken, dass dieser ihn abgeholt hatte.

Später…nur nicht jetzt. Später.
 

Schuldig beobachtete den Mann aus dem Augenwinkel um herauszufinden, wie es ihm ging, da er nicht in die Gedanken des Mannes dringen konnte. Er musste sich wieder umstellen.

Doch er schwieg, die verschlossene Miene richtig deutend, fuhren sie zurück zur Wohnung.
 

Aya hätte es nicht gedacht, doch er akklimatisierte sich schneller als gedacht. Er tauchte schneller als erwartet aus seinen trüben Gedanken wieder empor in die Realität, die ihn mit einer schweren, damenhaften Süße begrüßte, welche das gesamte Auto ausfüllte. Aya blinzelte, wandte seinen Blick zu Schuldig. Doch das war nicht das Einzige, was er mit seiner Nase vernahm. Da gab es noch etwas anderes…schwächeres. Sein Kiefer presste sich für einen Moment unnachgiebig aufeinander. Ein Stich an…was? Was war es?
 

„Das gleiche Parfum benutzt Birman auch. Es riecht widerlich“, warf er in den beengten Raum, völlig aus dem Kontext gegriffen.
 

Schuldig stand an der Ampel, regulierte die Klimaanlage. "Verzeihung", sagte er nur und ein Quäntchen Spott klang hindurch. Er hatte nicht vor, auf die Stimmungsumschwünge zu reagieren, die ihm hier entgegenkamen. Sollte er als Prellbock für den Japaner dienen?

Selbst wenn er ihm erzählte, wo er gewesen war, dass er Sex gehabt hatte ... Ran würde nicht verstehen, warum er es getan hatte.
 

Aya verstand es wirklich nicht, ebenso wenig wie die dahin geworfene Antwort des Deutschen. Sie machte ihn wütend. Hatte Schuldig nichts Besseres zu tun, als am Vorabend der Einäscherung zu ficken? Machte ihn so etwas geil?

Er wusste nicht, ob es Enttäuschung oder Ekel war, die ihn den Kopf abwenden ließen. Er schwieg, sagte nichts mehr dazu. Was Schuldig machte, war seine Sache. Nicht Ayas. Besonders, mit wem er schlief…doch dann brauchte der andere Mann nicht mit ihm anzubandeln…auch wenn es nur ein Spiel war. Nichts Ernstes.
 

Er wusste nicht genau was sich verändert hatte, seit dieser Autofahrt aber irgendetwas sagte ihm in dem Blick, als sie ausstiegen und nach oben in die Wohnung zurückkehrten ... dass es so war. Mit einer gehörigen Portion Trotz öffnete er die Wohnung. Es war bereits Nacht und die dunklen Fensterfronten luden zur Betrachtung der Stadt ein. Er hatte vergessen die Musik abzustellen, also begrüßte sie leiser Jazz, untermalte die Kulisse der mit der Dunkelheit flirtenden Stadt.

Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss und er lehnte sich dagegen, momentan kein Licht machend.

"Ran? Sagst du mir, warum du wütend bist?", fragte er über seinen Schatten springend. Schuldig fühlte sich hilflos, denn der Mann war für ihn kaum einzuschätzen und Trotz oder Sturheit brachten ihn nicht weiter.
 

Aya fuhr herum, Wut immer noch in seinem Inneren kochend. „Du gehst…ficken…während sie in nicht mal zehn Stunden beerdigt wird! Soll mich das GLÜCKLICH stimmen?“, schrie er Schuldigs ins schemenhafte Gesicht. Unbeherrscht und völlig impulsiv, auch wenn er sich einen Moment später wünschte, den Mund gehalten zu haben. Noch einmal fragte er sich, was es IHN anging, wie Schuldigs Privatleben aussah. Gar nichts…rein gar nichts ging ihn das an.
 

Er ballte die Hände zu schmerzhaften Fäusten. Und dennoch…trotz allem schien es ihm, als würde Schuldig…ihr Andenken damit entweihen.
 

Sie ist nicht meine Schwester, wollte Schuldig im ersten Moment aufbegehren. Doch er hielt inne. Er trauerte nicht. Er hatte nichts damit zu tun, nicht gefühlsmäßig.

Stumm stand er da und sah nur die Konturen, die Schatten die ihm die Wut entgegenbrachten.

Er wollte nicht, dass Ran auf ihn wütend war. Er hatte ihm helfen wollen mit seiner Begleitung, ihm dadurch etwas helfen ... nur helfen...

Trost? War es seine Art von Trost spenden?

Wo er das doch nicht konnte...

Dass er Sex hatte, war völlig nebensächlich, hatte rein gar nichts mit der Beerdigung, mit Ran, oder gar mit Schuldigs sonstigem Leben zu tun. "Ich ...", wollte er sich erklären, doch er verstummte. Vieles würde ihm einfallen, was er entgegensetzen konnte, was verletzen würde, was vielleicht der Wahrheit entsprach.

Aber nur Schweigen füllte den Raum, als er sich von der Tür löste und ins Bad ging.
 

Aya dagegen blieb für lange Zeit einfach nur dort stehen, wo er sich gerade befand. Was hatte er getan? Woher nahm er sich das Recht, solche Vorwürfe hervorzubringen? Wie konnte er die Hilfsbereitschaft des Telepathen nur so missachten? Aya seufzte, schlich durch die dunkle Wohnung zur Couch und ließ sich darauf nieder. Er vergrub die Hände in seiner langen Mähne. Wieso hatte er nicht auch einfach seinen Mund halten können um Schuldig NICHT das Offensichtliche unter die Nase zu reiben?
 

Schuldig duschte erneut, warf das Hemd in die Wäsche und schlüpfte in eine lange bequeme Hose, einen Pullover über die bloße Haut anziehend. Er war müde und er wollte bald ins Bett. Seine Haare waren feucht, als er aus dem Badezimmer kam, sie mit einem Handtuch noch einmal durchfahrend. Er tastete nach dem Lichtschalter, doch ließ schlussendlich davon ab. Seine Augen gewöhnten sich an das Dunkel und er erkannte die zusammengekauerte Gestalt auf der Couch.

Der Telepath ging näher, schaltete die Musik aus, setzte sich an die Armlehne der Couch auf der Ran saß.

"Bist du müde?"
 

Schuldig roch nicht mehr nach Frau…das war das Erste, was an Ayas Sinne drang, viel eher als die Worte, als die Nähe des anderen Mannes. Sein Blick hob sich, voller Wehmut und Entschuldigungen, die nicht im Ansatz seine Lippen verließen. Es reichte, dass sie in seinen Augen standen…

Er sah Schuldig, wie er hier im Dunkeln neben im saß, der Duft frischen Shampoos von seinen Haaren strömend.

„Noch nicht“, erwiderte er kopfschüttelnd. Nein…als wenn er schlafen konnte.
 

Schuldig haderte mich sich selbst. Das Handtuch senkte sich auf seinen Oberschenkel und stumm betrachtete er das Gesicht, welches einen verletzlichen Ausdruck innehatte.

"Willst du reden?", bot er an. Glaubte aber eher an eine Absage. Er ließ sich über die Lehne gleiten, setzte sich dadurch unmittelbar neben Ran, zog ein Bein auf die Couch.
 

„Worüber? Es ist doch schon alles gesagt…oder soll ich dir noch mehr unangebrachte Vorwürfe an den Kopf werfen?“

Aya schüttelte den Kopf. Er wusste selbst nicht mehr, wo er stand und warum er so unausgeglichen war. Warum er nicht einfach schwieg….so wie früher auch. Denn anscheinend war alles, was er sagte, dazu gedacht, andere zu verletzen und seine unausgegorenen, nicht spruchreifen Gedanken hervorzubringen.
 

Schuldig wandte sich Ran zu, stellte sein Bein somit an der Couchlehne an.

"Ich kann dir nicht in den Kopf schauen, Ran. Du musst mir schon sagen, was dich bewegt."

Er grübelte einen Moment mit düsterem Gesicht. "Wie weit wart ihr eigentlich auseinander?", fragte er nach dem Altersunterschied.
 

Aya sah, dass Schuldig ihn zum Reden bewegen wollte. Über seine Schwester. Über das Stück Eis, das an seinem Herzen festgewachsen war. Wollte er es schmelzen? Aya seufzte.

„Sie ist…war siebzehn. Ein positiver Mensch…ein liebes Mädchen. Ich war immer stolz auf sie“, begann er und wunderte sich, dass er doch so bereitwillig und frei darüber redete. Doch es schien, als würden Worte einfach nur so aus ihm herauspurzeln…als wenn sie kein Halten mehr hätten. „Sie hatte so viele Pläne für ihre Zukunft. So viel mehr als ich, was sie noch verwirklichen wollte…“
 

"Seid ihr hier in der Stadt aufgewachsen?"

Pläne und Ziele... dachte er müde. Vermutlich hätte sie geheiratet ... der klassische Weg und dann wäre Schluss gewesen mit Plänen und Zielen. Wobei, wer wusste schon was die Zukunft brachte ... außer Brad natürlich.
 

„Nein…die ersten zehn Jahre haben wir auf dem Land verbracht, im traditionellen, alten Japan. Fernab von Tokyo. Mutter war für den Haushalt zuständig, Vater war bei einer ansässigen Firma tätig. Doch schließlich war es Aya, die die Frage aufgeworfen hat, ob wir nicht in die Großstadt ziehen sollten, weil uns dort mehr Möglichkeiten offen stünden. Highschool, College, Clubs, AGs…alles. Das traf sich gut mit dem Angebot von Vaters Chef, eine Zweigestelle zu gründen…in Tokyo selbst. Also zogen wir hierhin…und Vater bekam seine eigene Firma.“
 

Dies klang alles nach einer Bilderbuchfamilie. Einer Familie, die er nicht hatte, die er sich aber als Kind oft gewünscht hatte. Mit Sicherheit.

Ein kleines trauriges Lächeln lag auf Schuldigs Lippen, vom Dunkel des Raumes verborgen.

"Wart ihr hier glücklich? Hat sie bekommen was sie wollte? Schule und so, meine ich jetzt..."
 

Wie zwei Blinde sahen sie die jeweilige Trauer des Anderen nicht, auch wenn sie direkt über ihnen schwebte. „Wir waren nicht glücklich. Meine Mutter und ich nicht. Wir sehnten uns nach Ruhe…doch Aya und Vater waren begeistert von der Stadt. Tokyo ist faszinierend…das ist wohl wahr. Aber wir wollten zurück…blieben aber um ihretwillen. Weil Aya alles gefunden hatte, was sie sich wünschte…sie war an so vielem beteiligt. Politisch interessiert, immer ein Auge auf den Tierschutz…sie war ein guter Mensch.“ Er lächelte bitter. Und eben dieses Leben hatte er mit Blut besudelt.
 

Ruhe ... wiederholte Schuldig in Gedanken. Na die hatte der Mann neben sich abrupt verloren. Menschen zu töten, war keine ruhige Angelegenheit. Wobei ... bedachte er es genau ... war es hinterher meist sehr ruhig. Bis auf die gellenden Schreie und Gedankenfetzen im Kopf.

Zynische Gedanken streiften in seinem Kopf umher.

Rans Schwester war also so etwas wie eine Heilige, ein unantastbares Wesen ... und Ran selbst verblasste daneben. Das machte ihn wütend. Dieses Mädchen machte ihn wütend.

"Du sagst es ... ein guter Mensch", pflichtete er bei, die Stimme wirkte jedoch verloren, in Gedanken gefangen.

Was war Ran ... ein schlechter Mensch? Glaubte dieser das wirklich?
 

„Es ist eine schöne Erinnerung“, lächelte Aya und lehnte sich zurück, an den weichen, gemütlichen Stoff der Couch. „Natürlich hatte sie auch Schwächen…wie jeder von uns, doch ich möchte sie so in Erinnerung behalten, wie ich die letzten Jahre für sie getötet habe. Ohne diese Fehler, die uns manchmal beinahe alle verrückt gemacht haben…ihre Arbeitswut, ihren Hang zur völligen Perfektion…es ist jetzt unwichtig, wie oft wir damals gestritten haben…ich habe ihr immer nur das Beste gewünscht.“
 

"Du hast für sie getötet?", fragte Schuldig nun doch etwas stutzig geworden.

"Hat sie das gewollt? Es klingt, als hätte sie dir diesen Auftrag erteilt..."

Er wusste nicht, was er damit womöglich auslöste, aber er konnte diesen euphorischen Satz nicht auf sich sitzen lassen. Am liebsten hätte er diesen Mann neben sich geschüttelt und angeschrieen.

Das Thema hatten sie schon einmal gehabt und es war nicht gut ausgegangen. Was musste er es wieder anreißen?

Schuldig blieb wachsam, falls es einen Ausbruch oder Flucht zur Folge hätte würde er den Mann nicht gehen lassen, keinen Schritt weit weg.
 

Aya schnaubte verbittert. „ICH habe es so gewollt, nicht sie. ICH wollte ihr die beste, medizinische Versorgung zukommen lassen, die es mit Geld zu kaufen gab. Aber wie wir beide sehen, hat auch das nichts geholfen. Hätte ich das nur vorher gewusst…“ Seine Stimme glitt in die Bitterkeit ab und er würgte sich ab, erhob sich ruckartig. Natürlich hatte Schuldig mit dem Recht gehabt…er hatte es nur nicht wahrhaben wollen. Hatte sich weiter ausnutzen lassen.

Er ging zur Fensterfront, lehnte sich mit den Schienbeinen gegen die niedrige Heizung.
 

Mit Sorge betrachtete Schuldig das schnelle Aufstehen und verfolgte diesen Abgang mit wachsamem Auge. Nach einigen Minuten des Zauderns stand er auf, trat mutig wie ein Löwenbezwinger an den innerlich sicherlich aufgewühlten Mann und umarmte ihn. Locker überkreuzten sich die Hände über den Bauch, legten sich auf die Gürtelschlaufen der Hose, wirkten unschuldig und ohne sexuelle Annäherung.

"Shh. Ich weiß ...", sagte er tröstend. Ja wirklich, er wollte Ran Trost spenden.

Sein Kopf ruhte an Rans rechtem Ohr. Er glaubte nicht, dass Ran ihn abweisen würde, weil er vielleicht an Männern kein Interesse fand, höchstens weil Schuldig ihn verletzt hatte, mit seiner Aussage von vorhin.

"Ich wollte das ...Thema nicht schon wieder in diese Bahn lenken", sagte er leise, bedauernd.
 

Aya hatte sich unwillkürlich versteift, doch vielmehr aus Reflex über den ungewohnten Körperkontakt an seinem Rücken als aus wirklichem Unbehagen. Deswegen löste er sich auch nicht aus der gewohnt unkonventionellen Umarmung, sondern brummte leise, bestätigte die Worte des anderen Mannes. „Es ist schon in Ordnung…es läuft doch alles darauf hinaus, oder nicht? Und was spielt es überhaupt für eine Rolle? Sie ist nicht mehr da…und wird es auch nie wieder sein. Es ist müßig, jetzt noch darüber zu reden, was gewesen wäre, wenn…“
 

Er lauschte den Berührungen des Telepathen, lauschte auf die Reaktion seines Körpers, seiner Gedanken darauf.
 

Schuldig lächelte und in diesem Lächeln war zum ersten Mal so etwas wie der Ausdruck innerer Zufriedenheit, er schloss die Augen, weil die Gefühle die in ihm tobten kein Ende finden wollten. So plötzlich kamen sie über ihn. Der Geruch von Ran, die Wärme des Körpers ... und dass er ihn annahm, die Berührung von ihm tolerierte...

"Verzeih."

War das Einzige, was er sagte und meinte damit alles.

Alles.

Alles was er bisher falsch gemacht hatte, entschuldigte sich in diesem Moment für alles, was er nicht gewollt hatte.

Sein Kopf neigte sich und er verbarg sein Gesicht leicht in den Haaren.
 

Aya lächelte traurig. Für was musste er sich dann alles erst entschuldigen? Er hatte auch so vieles falsch entschieden. Seine Arme hingen an den Seiten, hätten sich gut und gerne losreißen können. Doch sie taten es nicht.

Aya tat es nicht. Im Gegenteil. Er lehnte seine Wange an Schuldigs Kopf und sah schweigend in die Dunkelheit hinaus.

„Es ist in Ordnung…“, murmelte er schließlich und schloss die Augen.
 

Schuldig war froh darüber, dass er seine Hände nicht auf Wanderschaft gehen ließ, dass er den Reizen des Mannes nicht erlag, sonst wäre dieser Moment sicher bald vorbei gewesen.

Er konnte ihn mit seinen Sinnen aufnehmen, wie bisher noch nie zuvor.

Sie waren sich nahe gekommen, doch dieser Augenblick war nicht mit den Vergangenen zu vergleichen. Soviel Ruhe durchströmte ihn, dass es beinah schmerzte. Als habe Ran ihn in seinen Bann gesogen und ließ ihn nicht mehr los. Ein gelöstes Lächeln lag auf den Lippen, die Augen waren geschlossen.

So hätte er noch länger hier stehen können. Denn sobald er ihn losließ war es vorbei. Dann würde es wieder kühler werden, einsamer.
 

Doch noch war dem nicht so. Noch blieb Aya. Noch schenkten sie sich einander Wärme in der dunklen, beinahe schon kalten Wohnung. Noch erforschte Aya die Eindrücke völliger Nähe, die auf ihn einstürmten. Er konnte mit Fug und Recht behaupten, dass es wirklich das erste Mal seit langer Zeit war, dass er sich so vertraulich umarmen ließ. Nicht vom größten Teil seines Teams, nicht von den Frauen und Männern, mit denen er geschlafen hatte. Niemals hatte er ihnen den Rücken zugedreht, hatte zugelassen, dass sie ihm so nahe kamen. Eine Ausnahme war nur Youji geblieben. Als Einziger. Und nur ein einziges Mal.
 

„Lass uns ins Bett gehen“, wehte seine leise Stimme sanft zu dem in seiner langen Mähne vergrabenen Deutschen.
 

In Sekundenschnelle pflückte Schuldig die Worte auseinander ... und das Wörtchen ‚uns’ legte sich wie ein warmer Balsam um sein kaltes Inneres. Er nickte zaghaft.

Er war müde, wie er wieder festgestellt hatte, nur die Dusche hatte ihm kurzzeitig wieder Auftrieb gegeben.

Ein letztes Mal atmete er den Duft ein und ließ dann von Ran ab.
 

Der sich schließlich umdrehte und den immer noch im Dunkeln liegenden Mann taxierte. Er trat an Schuldig vorbei und begab sich in Richtung Schlafbereich, machte dort etwas Licht und suchte sich einen der Schlafkimonos aus dem chaotischen Kleiderschrank. Es dauerte etwas, das stimmte, aber schließlich hielt er ein scheinbar weinlaubrotes, schlichtes Stück in den Händen. Die Farbe seiner Haare.
 

Schuldig hatte sich ebenfalls umgezogen, saß nun auf dem Bett, wie die Nächte zuvor, die verräterischen Spuren ihres Kampfes durch die hoch geknöpfte Leiste verbergend.

"Willst du das Licht anlassen?", fragte er, die kleine Lampe in Augenschein nehmend.

Er hatte keine Probleme damit, konnte fast überall schlafen - sofern er keine psychischen Probleme hatte und mit Schlaftabletten nachhelfen musste.
 

Ebenso bettfertig wie Schuldig auch verneinte Aya dies mit einem Kopfschütteln. Im Gegensatz zu seinem Gegenüber hatte er einen leichten, beinahe schon schreckhaften Schlaf, der zusätzlich noch durch Einflüsse wie Licht oder Lärm gefördert wurde. Wenn auch nur ein Funken von seinen gewohnten Ritualen nicht stimmte, auch nur irgendetwas nicht so war, wie er es als angenehm empfand, konnte er nicht schlafen. Oder nur sehr schlecht. Und Licht gehörte nicht zu seinen Schlafriten, auch wenn er sich gestern wohler gefühlt hatte, nicht im ganzen, kalten Dunklen zu liegen. Doch heute brauchte er diese mentale wie optische Stille.
 

Er löschte die unerwünschte Störquelle und legte sich auf die andere Seite des Bettes.
 

"Wann ist der Termin morgen, Ran?", fragte Schuldig betont ruhig, tastete nach dem Wecker.

"Soll ich den Wecker stellen?"

Er fischte das Ding vom Boden und legte sich auf den Rücken. Die leuchtenden Ziffern würden ihm auch im Dunkeln helfen, die Zeit zu stellen.
 

So wie sie Aya halfen, sich wieder an den noch vor ihm liegenden Kreuzgang zu erinnern. Noch nicht einmal mehr zwölf Stunden…

„Um elf…“, erwiderte er nach kurzem Schweigen und riss sich von den großen, roten Ziffern los, die ihm den Countdown aufzwangen. Er wollte nicht…wollte sich morgen einfach verkriechen. Oder war es schon heute? Heute…es war heute. Heute. Bald. Nicht mehr genug Zeit.

Aya schluckte die Panik hinunter, die sich seiner zu bemächtigen drohte. Anstelle dessen presste er seinen Kopf in das weiche Kissen und schloss die Augen. Ihm war nicht nach Schlaf, aber nach Stille.
 

Der Wecker wanderte kurz darauf auf den Boden zurück, gut versteckt unter dem Bett, damit die Anzeige nicht störte. Danach lag Schuldig da, blickte die abgewandte Silhouette von Ran an, der wie es aussah hellwach dalag.

Er lag sicher über fünfzehn Minuten da, verzog dann den Mund leicht unwillig und rang sich dann endlich durch.

"Magst du ... herkommen?", fragte er in den Raum hinein, den Adressaten immer noch wach wissend.
 

„Nein…“ Ein Seufzen begleitete die leise Antwort des rothaarigen Japaners und ließ sie wie einen auf einem Flügel angeschlagenen Ton nachklingen. Ein Ton in a-Moll, sanft getragen und still, weichen Klanges.
 

Mit einem unwirschen Verziehen des Mundes wanderten Schuldigs Augen wieder über die Konturen, entlang des Kopfes, der Schulter...

Mit winzigen Manövern rückte er näher an Ran heran, sich zum Vorsatz gemacht, näher ins Feindesland mittels verdeckter Operation einzufallen. Die ganze Aktion dauerte seine Zeit, vielleicht sogar zwanzig Minuten, schließlich sollte es nicht auffallen. Dabei tat er immer so, als bewege er sich im Halbschlaf und drehe sich um.

Ein freches Lächeln später war er so nah an Ran herangerückt, dass er die Stirn bequem an den Rücken legen konnte - was er nicht tat, nur ganz leicht streiften die Haare die Nachtbekleidung des anderen.

Trotz der Decken spürte er die Wärmeabstrahlung des Mannes. "Du hast nicht gesagt, dass ich dann ... nicht zu dir kommen darf", murmelte er leise, wie ein trotziges Kind, das schmollte.
 

Das hatte Aya nicht gesagt…das stimmte. Das hatte er die Sekunden und Minuten der Stille erkannt, in denen sich Schuldig so dermaßen unauffällig zu ihm begeben hatte. Aya hatte natürlich keinen Verdacht geschöpft…warum hätte er Schuldig auch Absicht unterstellen sollen?

„Soso…“, schmunzelte Aya und ein kleines Lächeln drückte sich trotz der omnipräsenten Trauer in die weichen Daunen des Kissens. Schlimmer als jede Katze verfolgte Schuldig sein Ziel und setzte alle nur erdenklichen Mittel ein, um seine Wünsche auch zu bekommen. Was in Aya wiederum den eigenen, selten aufkommenden Spieltrieb weckte. So blieb er in der gleichen Position liegen, in der sich jetzt befand und wartete ab. Was Schuldig tat…
 

Diesem fiel etwas aus seiner Kindheit ein, was sie immer gespielt hatten ... jedoch war es eher dazu gedacht, einen Freund zu kitzeln, als eine Annäherung wie diese hier zu starten.

Seltsam dass er sich dieser Dinge gerade hier mit Ran erinnerte.

Er ließ zwei seiner Finger wie ein laufendes Männchen auf zwei Beinen über den Rücken von Ran laufen, bis zu seiner Flanke.
 

"Weißt du ... ist komisch ... mit dir ... meine Erinnerungen sind wie ein großer See und ... seit du hier bist, ist es so, als könnte ich nicht nur kraulen, sondern auch tauchen. Und ich komm immer weiter runter."

Seine Finger ‚liefen’ weiter, sahen sich um, erklommen einen Oberarm, taten so als hatten sie sich verirrt und liefen wieder schnell zurück, nur um wieder inne zu halten.

"Wusstest du, dass es am Grund eines Sees immer gleich warm ist? Dass es nur dazwischen kalt ist?" Er lächelte und seine Finger ließen sich um die Taille von Ran hinunterrutschen, als wäre es eine herrliche Rutschpartie.
 

Voller Interesse hatte Aya dieses harmlose Spielchen mitverfolgt, war schließlich nicht umhin gekommen, den Worten des Telepathen mit einem warmen Gefühl tief in seiner Brust zu begegnen. Er verhalf Schuldig, die schönen Erinnerungen an seine Kindheit auszugraben…sie tauchend zu erforschen. Aya erfüllte das mit Ruhe…mit angenehmer Ruhe, die durch seinen Körper strömte, die jedoch nicht verhinderte, dass er ob der Berührung an seiner Taille zurückzuckte, unwillkürlich zu Schuldig nach hinten ausbrach.
 

Natürlich…von all den Stellen, die sich der Telepath hatte aussuchen können, war es die, an der er am Empfindlichsten war…in jeglicher Hinsicht. Von der kleine Blitze durch sein Nervensystem hinein ins Rückenmark jagten. Ein eher unbeabsichtigtes Geräusch entwich seinen Lippen, wurde jedoch von einem scheinbar empörten Schnauben verdeckt.
 

„Dann…wird es Zeit, sich den Lebensumständen am Grund des Sees anzupassen…nicht den kalten Zwischengewässern…“, sagte er in den Raum, Schuldig immer noch abgewandt.
 

Die Reaktion, die Ran auf seine eher unbeabsichtigte, gemeine Fingerattacke auslöste, erstaunte ihn etwas, zauberte jedoch ein zufriedenes Lächeln auf die frechen Lippen. Schuldig winkelte seinen Arm unter den Kopf, stützte ihn so auf. Seine Hand ruhte immer noch auf diesem besonderen Fleckchen, welches dieses niedliche - anders war es nicht zu umschreiben - Geräusch ausgelöst hatte. Ganz ruhig lag die Handfläche da ... richtig unschuldig wenn nicht Schuldigs Augen darauf gelegen hätten, mit einem unternehmungslustigen Glitzern darin.

"Ich bin aber noch nicht am Grund ... den Tiefseetauchschein hab ich noch nicht", antwortete er belustigt.
 

„Dann wird es Zeit, dass du einen Tauchlehrer nimmst, der es dir beibringt…so tief zu tauchen“, erwiderte Aya mit einem Hauch von Argwohn in seiner Stimme. Diese Hand machte ihn doch vorsichtig. Besonders, da sie keine Anstalten machte, diese verbotene Stätte seiner Schwäche zu verlassen. Wie gerne hätte Aya dem Deutschen doch auf die frechen Fingerchen gepatscht, wenn er nur eine Hand in annähernder Position gehabt hätte. Ohne sich dabei zu verrenken, versteht sich.
 

„Allerdings gibt es dort auch sicherlich große, böse Anglerfische, die dich locken werden…um dir dann ein oder zwei vorwitzige Finger abzubeißen…“ Ayas Lippen zuckten verdächtig.
 

Schuldigs Reaktion kam so plötzlich und war mal wieder eine seiner spontanen Aktionen, als er seine Finger exakt die Stelle traktieren ließ. "Meinst du diese Finger?", lachte er.
 

„Genau die“, zischte Aya und konnte sich ein weiteres Mal den Reaktionen seines Körpers nicht entziehen. „Glaube mir…die Anglerfische haben SEHR große Zähne!“
 

"Ha! Ich kann mich ganz gut selbst verteidigen! Ich bin so schnell ...." Schuldig lachte, als er versuchte die andere Seite von Ran zu erreichen um ihn dort dieselbe quälende, kitzelnde Behandlung zukommen zu lassen.

"... Soo schnell, die erwischen mich gar nicht", behauptete er und atmete schneller, kämpfte sich um Rans Arme herum, da dieser sich teils recht erfolgreich wehrte.
 

Nicht nur teils, sondern nun auch noch effektiv, als sich Aya nach einigem erfolglosen Winden nun endlich diesen frechen, bösen Händen erwehren konnte und zumindest fünf dieser teuflischen Finger unter seiner eigenen Hand begrub, sie daran hinderte, den Rest seiner Taille zu beglücken. "Auch ein blinder Fisch fängt mal seine große Beute", schoss Aya zurück und lehnte sich mit seinem vollen Gewicht auf die gefangene Hand, lag nun halb zu Schuldig, halb auf der Seite. Irgendwie verdreht. Irgendwie ungünstig, wie ihm jetzt bewusst wurde.
 

"Noch ist nicht aller Tage Abend!", prophezeite Schuldig und grinste freudig, seine Hand noch nicht an den Feind verloren sehend. Er ruckelte und ringelte sich so zusammen, bis er auf die Knie kam, nun die andere Hand ihre freche Arbeit tun ließ.

"Ich komm wieder ... keine Frage!", gab er die Worte des Pink Panther wieder, einen Trickfilm der ihm sehr gut gefiel.
 

„Siehst du mich zweifeln?“, keuchte Aya, als er sich plötzlich in einer äußerst ungünstigen Position befand, noch dazu nicht in der Lage war, sich adäquat zu wehren, da er ja vorhersichtig wie er immer noch war, zu einem Schlafkimono gegriffen hatte. Der sich im Brustbereich bereits löste. Seine mehr oder weniger freie Hand griff unter einigen, immer noch völlig ungewohnten Lauten nach der Schuldigs und hielt sie umklammert, führte sie zu seinen weiß blitzenden Zähnen.
 

„Und nun…wird gegessen….“
 

Schuldig fürchtete um das gute Stück und wand sich, zerrte an dem Arm und versuchte mittels offensiverer Taktik den Gefangen zu befreien. "Nein ... nein nein nein ...", wimmerte er fast schon, das Lachen dazwischen kaum zu bremsen. Bei einer seiner Attacken landete er dann doch tatsächlich auf dem Händedieb und stöhnte plötzlich schmerzerfüllt, zuckte zusammen. Die gefangene Hand krampfte sich zusammen und er atmete einige Minuten den bereits wieder verklingenden Schmerz weg.

Er hätte doch beinahe die ‚kleine’ Ziernaht auf seiner Brust vergessen ... es war erst gute zwei Tage her und er turnte hier schon wieder herum ... Na, der Spaß und dieses Lachen war es wert gewesen! Vor allem hatte er den Mann etwas aufgemuntert.
 

Aya blinzelte beinahe schon erschrocken, als sich Schuldig an seiner Seite hinab gleiten ließ und anscheinend erneuten, schmerzhaften Kontakt mit seiner Verletzung machte. Ein Grund für den rothaarigen Japaner, den momentanen Waffenstillstand zu akzeptieren und den Schwerverletzten stumm unter Augenschein zu nehmen. Er atmete stoßweise, halb verdeckt und erstickt durch Schuldig, dessen Körper mehr auf ihm als neben ihm lag.
 

„Wenn ich…erste Hilfe leisten soll, musst du es nur sagen“, presste er hervor und atmete tief ein.
 

Schuldig hörte die gedämpfte Stimme und ließ sich vollends neben Ran gleiten, seine Hand vorsichtig dem Griff entwindend. "Sorry", entschuldigte er sich dafür, dass er sich mit seinem Gewicht auf Ran fallen gelassen hatte.

"War nur eine blöde Drehung. Wird schon nichts aufgegangen sein", sagte er großspurig mit einer kleinen ungewissen Ahnung dahinter. Er legte sich auf den Rücken, lag still und lauschte seinem schnellen Atem, der sich jedoch bald schon beruhigte.
 

Aya allerdings kaufte Schuldig diese Starker-Indianer-Masche nicht ab. Nicht im Geringsten. Seine violetten Augen funkelten in der durch den Mond beschienenen Dunkelheit, als er eine Hand auf den Brustkorb des Deutschen legte und ihn auf die Matratze drückte. Zeit, dafür gerade zu stehen, was er verbrochen hatte.

„Bleib liegen und halt still, ich seh es mir an“, diktierte er in bestem Anführerton und machte sich daran, die Pyjamaknöpfe zu öffnen.
 

Die Hand tastete sich zu den emsigen Fingern, gebot ihnen Einhalt.

"Hey ...Ran", sagte Schuldig schon wieder lächelnd. " ... geht schon, wirklich. Lass lieber ... ist schon gut." Er wollte nicht, dass Ran die Wunde sah. Es war ihm peinlich, da er versagt hatte zum einen, zum anderen wollte er nicht, dass dieser Schnitt zwischen ihnen stand.

"Ich geh einfach ins Bad und seh es mir an, ja?", versuchte er zu entwischen.
 

Doch Aya ließ ihn nicht.

Er schüttelte den Kopf. „Keine Widerrede. Ich sehe mir an, ob die Naht gerissen ist.“ Ayas Ton warnte Schuldig, sich ihm weiter zu widersetzen. Ebenso wie seine Hand, die die des Telepathen kurz drückte, bevor sie sie zur Seite bettete und sich erneut den Weg freimachte.
 

Schuldig biss sich auf die Innenseite der Unterlippe, kaute nervös darauf herum.

"Ach komm schon ...! Das ist doch ... bitte ...", versuchte er es und nestelte wieder an Rans Hand herum. Der strenge Blick, die unerbittlichen Augen bohrten sich in seine leicht unwilligen. "... Ran", quengelte er leicht. "Ich ... ich will nicht ... dass du sie... siehst", rückte er mit dem Grund heraus, leichte Schatten auf den Wangen, die die Dunkelheit verschluckte.
 

Aya seufzte vernehmlich und ließ Schuldig für einen Moment seinen Willen. Hörte aufmerksam zu. Lächelte sogar. „Aber ich möchte sie sehen“, erwiderte er schließlich. „Ich habe sie verursacht…was ist so schlimm daran, wenn ich ihr jetzt Gutes tue? Lass mich sie sehen…ich möchte es so.“ Seine Augen vertieften sich in die des Deutschen, ließen ihn nicht mehr los. Er meinte es völlig ernst und würde sich nicht davon abbringen lassen. Dafür war es jetzt zu spät.
 

Die Stirn in Falten legend, fand Schuldig die Ausführungen von Ran nicht berauschend.

"Hmmm", trotzdem stimmte er zu, die Entschlossenheit in den Händen, in allem spürend, was der Mann jetzt ausstrahlte. Gegen diesen Willen kam er nicht an.
 

Ein minimales Lächeln umschwärmte Ayas Lippen, als er sich über Schuldig beugte und den Lichtschalter der kleinen Lampe betätigte. Sie beide in sanftes Licht tauchte. In Gedanken versunken öffnete er den Pyjama um zwei weitere Knöpfte schob ihn sacht zur Seite. Entfernte vorsichtig den selbst haftenden Wundverband und warf zum ersten Mal seit ihrer unseligen Begegnung einen Blick auf den langen, genähten Schnitt.
 

Er sah feine, schwarze Nähte, die sich um die sauber zusammengefügten Wundränder schlangen, leicht austretendes Wundsekret…eine saubere, gerade Naht. Dafür, dass es dazu gedacht gewesen war, den anderen Mann ernsthaft zu verletzen, sah es gut verheilend aus. Zumindest wünschte Aya sich das.
 

Seine Augen ruhten für weitere, stille Momente auf der Verletzung, bevor er seine Aufmerksamkeit den schattierten, grünen Augen schenkte, die ihn so ergeben betrachteten. Das Blau in den frechen Augen fehlte fast völlig…Schuldig war also aufgeregt. „Wo ist der Verbandskasten? Im Badezimmer?“, fragte er und erhob sich vorsichtig.
 

"Ja, der Koffer und der Kanister mit dem Desinfektionsmittel is da auch irgendwo", sagte Schuldig leise und fühlte sich in eine vertraute Intimität gezogen.

Er lag still und kam sich etwas ausgeliefert vor.
 

Aya holte besagte Utensilien und setzte sich, die lange Mähne zurückstreichend, wieder auf das Bett und suchte in dem Koffer nach einer sterilen Kompresse. Zog sie schließlich schweigend aus der Verpackung und tupfte vorsichtig über den Schnitt. Wie groß war die Wahrscheinlichkeit gewesen, dass er in allerletzter Sekunde den Winkel geändert und den anderen Mann regelrecht aufgeschlitzt hätte? Wie nah war er daran gewesen? Wie viele Zentimeter hatten ihn vom Tod getrennt?
 

Diese Frage zeichnete sich auch auf seinem Gesicht ab, dass Schuldig unter Beobachtung hielt. Er konnte es sich schon fast denken was sich hinter dieser Stirn abspielte.

Er mochte die Stimmung nicht, die er fühlen konnte, grinste etwas schräg.

"Und wie sieht es aus?" fragte er um die Augen sehen zu können.
 

„Besser …“…als vorher. Ja, lebendiger als vorher. Nicht so todbringend. „Viel besser…es wird wohl nicht viel zurückbleiben…“ Aya lächelte still und nahm den kleinen Kanister mit Desinfektionsmittel zur Hand. Tränkte eine neue Kompresse damit und tupfte sie mit einem „Vorsicht…es brennt“ auf die Naht.
 

Es würde nicht brennen, erkannte Schuldig schnell, da Ran das Desinfektionsmittel in der Hand hielt, welches nicht brannte. Ran hatte sicher die Situation mit den Spiegelscherben nicht mehr so in Erinnerung, sodass er sich an das Desinfektionsmittel erinnern könnte.

Wärme flutete durch Schuldig und er lächelte für einen windigen Augenblick, bevor er die Luft einzog, so tat als wappne er sich gegen das unvermeidliche ‚Brennen’, welches einsetzen würde - laut Ran. Er wusste nicht wie er sich gegen diese Wärme wappnen sollte, ließ sie durch sich rauschen und genoss es.

Ran warnte ihn vor, dass es ihm wohl wehtun konnte ... und er wollte das nicht kaputt machen in dem er klugscheißerisch sagte, dass das Desinfektionsmittel nicht brannte ... wo käme er denn da hin?!
 

Ayas Blick fuhr hoch, zu Schuldigs Augen. Hatte er dem anderen Mann wehgetan? Seine Stirn runzelte sich in nachdenkliche Falten, erhaschte aber keinen Blick auf schmerzgezeichnete Linien in den Zügen des Deutschen. Er tupfte vorsichtig weiter, legte die Kompresse schließlich zur Seite und einen neuen Verband auf die Wunde.

„War doch gar nicht so schlimm“, murmelte er in bester Kinderarztmanier. Ließ seinen Blick nun aber so gar nicht ärztlich über die bleiche, haarlose Brust des Telepathen gleiten. Über dessen Hals zu den grün schimmernden Augen.
 

Schuldig hieß die Augen willkommen, hatte ihren Weg verfolgt und lud sie ein zum Verweilen. Das war kein interesseloser Blick gewesen, der da seine Haut entlang gekrochen war, dessen war er sich sicher.

"Und was krieg ich jetzt als Belohnung, weil ich so tapfer war?"

Das hatte er jetzt tatsächlich sagen müssen? Ja! antwortete ihm auch gleich etwas.

Betont harmlos blickte er Ran an.
 

„Was könntest du da bekommen?“, fragte Aya sacht nach und tat, als müsste er angestrengt überlegen. „Einen Lutscher vielleicht?“ Wo auch immer er den hernehmen sollte. Er schüttelte den Kopf. Lächelte schließlich und beugte sich über Schuldig…strich ein paar der widerspenstigen Strähnen zur Seite.
 

Er platzierte einen hauchfeinen Kuss auf den frisch angelegten Verband…gerade eben so, dass es nicht schmerzte und doch präsent war.

„Ich denke, das sollte genügen“ Seine Augen blitzten schalkhaft, als Aya aufstand und sich auf seine Seite des Bettes begab.
 

Nein, Schuldig! Du blickst jetzt nicht dahin ... wo du diesen ‚Lutscher’ vermutest. Nein!

Damit hielt er sich ab in Rans Schoß zu blicken, so nötig hatte er es auch nicht, diesen ... attraktiven, schönen Körper an sich zu reißen, ihm den Kimono vom Körper zu fetzen und sich über ihn herzumachen. NEIN!

Du bist völlig kontrolliert, selbstdiszipliniert, zurückhaltend, stimmte in ihm ein Mantra an, als sich der begehrte Mann über ihn beugte, diese Bewegung schon etwas laszives in Schuldigs Augen hatte, der Körper geschmeidig, das Becken, die Arme, die Schultern, diese gesenkten Lider die Schuldig verfolgte, die feinen Wimpern, das Haar welches über die Schulter nach vorne rutschte ...

Ran küsste seine Wunde und Schuldig rasselte noch immer sein Notfall-Mantra herunter.

So notgeil war er nicht! Reiß dich zusammen, verdammt. Du willst ihn, ja! Aber jetzt kriegst du ihn nicht!

Für Schuldig war diese in der Luft liegende Erotik kaum zu ertragen, mit sehnsüchtigem Blick sah er zu wie Ran sich von ihm entfernte und er lag weiterhin da, die Mundwinkel hängend, die Arme immer noch in ihrer von ihm auferlegten Lähmung neben sich liegend.

Wie gut, dass die Decke über seinem Bauch lag… über seinem Schritt lag… wie gut.
 

Aya bemerkte diese angespannte Starre und wandte sich schon unter der Decke Schuldig zu. Betrachtete den anderen Mann stirnrunzelnd, ebenso wie den Verbandskasten samt Kompressen, die er morgen noch wegräumen konnte. Nicht mehr heute.

„Was ist? Geht es dir nicht gut? Schmerzt die Wunde?“, fragte er beinahe schon besorgt und versuchte einen Blick in die an die Decke gerichteten Augen zu erhaschen. Hatte er sich doch verschätzt mit dem Druck?
 

"Nein ... etwas anderes", gab er zu und lachte dann plötzlich schallend, sich dieser Worte wirklich klar werdend, konnte kaum mehr etwas sagen.

Erst nach einer kleinen Weile wurde er wieder ernster, knöpfte sich das Hemd zu, lachte zwischendrin jedoch leise, die Situation damit für sich entschärft habend.

"Kann ich das Licht löschen?"
 

Aya bestätigte das nach einem weiteren, misstrauischen Blick und bettete seinen Kopf auf das weiche Kissen, lauschte immer noch dem Nachhall von Schuldigs Lachen. Wie positiv es doch war…auch wenn er nicht verstand, was den Telepathen dazu getrieben hatte. Er schloss die Augen, wollte nur noch hören…das Hören genießen. In der Dunkelheit brauchte er seine Augen auch nicht mehr.
 

Schuldig lag auf dem Rücken, ein Lächeln auf den Lippen und noch in seinen Gedanken hängend.

"Ist lustig... seit du hier bist, häng ich nicht mehr so viel in anderen Köpfen herum. Schlaf gut, Blumenkind."
 

„Bleibt dir doch auch gar nicht mehr die Zeit zu…soviel wie ich dich auf Trab halte“, lächelte Aya unsichtbar für Schuldig. Strich sich ein letztes Mal eine der kitzelnden, störenden Haarsträhnen aus dem Gesicht und zog die Decke ein Stückchen höher. Kalt war es geworden. „Du auch, Kullerpfirsich.“
 

Kuller ...WAS?

Schuldig empörte sich kurz darüber, machte dabei sicher ein selten dämliches Gesicht. Wie praktisch, dass das Licht aus war!

Er kam sich vor wie in einen alten Film versetzt, wo das Bilderbuch-Ehepaar ins Bett ging und brav nebeneinander schlief. War bestimmt ein Film aus den Fünfzigern!

Das war bestimmt Rans späte Rache für das ‚Blumenkind’.

Sagte das der Mann nun immer zu ihm? Gott, war das übel. Kullerpfirsich ... hörte sich verdammt unmännlich an. Blumenkind ... war doch viel netter ...neutraler... befand er und driftete über diese und Vielerlei ähnliche Überlegungen in den Schlaf.
 


 

o~
 


 

Omi warf einen schweigenden Blick in die anwesende Runde. Auf den Mönch, der ein paar leise Worte zu Ran sprach. Aya…dem Mann mit eingefallenen Wangen und hängenden Schultern, mit ungesunder Blässe und stumpf wirkenden Haaren. Der wiederum an Schuldigs Seite gekommen war.
 

Auch wenn Omi den Deutschen nicht mochte, so war er ihm doch dankbar, dass er ihnen die größte Sorge, die sie hegten, abgenommen hatte.

Ihr eigentlicher Auftrag lautete, Aya gefangen zu nehmen, sollte er hier auftauchen. Was durchaus wahrscheinlich war aus der Sicht Kritikers. Ohne Verweigerungsrecht. Dass die Agenten, die sie überwachen sollten, wieder weggeschickt wurden, hatten sie alleine dem Telepathen zu verdanken.
 

Der sich, nachdem er sie eine Weile vom Auto aus beobachtet hatte, außer Sichtweite begab. Omi war froh darüber. Ihm war der Telepath wirklich nicht geheuer. Er fröstelte leicht. In der Halle war es kalt trotz der dicken Sachen, die sie trugen.
 

Kaum wahrnehmbarer Geruch von heiligen Räucherstäbchen hing in der Luft, mahnte an alte Traditionen, an den Weg ins Totenreich. Sutren eines anderen, buddhistischen Mönches hallten durch den Raum, begleiteten Aya auf ihrer letzten Reise zurück zu ihren Eltern. Ließen die gezeichnete Gestalt des rothaarigen Mannes zurück, der nun stumm nickend die Urne entgegennahm. Sie mit beiden Händen fest umfasste. Fast so, als wäre sie ein Anker für ihn. Das kostbarste Gut, das er besaß.
 

War es denn nicht auch so?
 

Omi sah, wie Aya sich verbeugte und sich umdrehte, sie mit unleserlichem, unfokussiertem Blick anschaute. Erst langsam gewannen die Augen des Japaners an Leben, an Erkennen.
 

Youji trat vor, strich ihrem Anführer liebevoll über den Oberarm, nickte ihm zu. Ebenso schweigend, wie sie schon die ganze Zeit hier standen. Es brauchte keiner Worte um Aya Beistand zu leisten, um ihm zu zeigen, dass sie für ihn da waren…das wusste auch Aya selbst.
 

Gemeinsam verließen sie die Halle und traten hinaus, in den schneebehangenen Winter. Es würde eine lange Fahrt werden zum Familiengrab. Eine kalte, einsame, lange Fahrt im Toben der weißen Flocken.
 


 

Schuldig hatte sich unterdessen eine Zigarette angezündet. Wie pietätlos, amüsierte er sich und zog genussvoll daran. Er hatte gewartet, in einen anthrazitfarbenen maßgeschneiderten Anzug und einen schwarzen Mantel gehüllt. Lange gewartet, wie es ihm schien, denn er mochte solche Orte nicht besonders, als schwebe ein heiliges Vakuum über diesen Orten und wolle ihn hineinziehen. Schrecklich.

Seine Schultern zusammenziehend, ging er wieder zurück zum Wagen. Am liebsten wäre er jetzt weit weg von hier. Nicht schon wieder mit diesen Weiß konfrontiert, nicht schon wieder mit dem Tod von Rans Schwester konfrontiert - der ihn eigentlich nicht belangte - bis auf die Tatsache eben, dass Ran dadurch litt und dies ihn wütend machte. Aus Gründen die er nicht nachvollziehen konnte.
 

Ihm bereitete es fast eine körperliche Übelkeit wenn er daran dachte, dass sie damit noch nicht fertig waren, mit dieser ganzen Zeremoniegeschichte. Er war noch nie auf einer Beerdigung gewesen, zumindest konnte er sich nicht daran erinnern bei seiner Mutter am Grab gestanden zu sein. Und er hatte auch nicht vor, hier einen Anfang zu tun. Deshalb hielt er sich im Hintergrund, pflegte sich aus dem Blickfeld zu begeben.
 

Jetzt jedoch kam Ran wieder und Schuldig kehrte zum Wagen zurück. Er vermied den Blick auf die Urne, richtete ihn dagegen auf die Gesichtszüge von Ran. Es wirkte fast als wäre er durchsichtig, so blass war er.
 

Aya hatte Schuldig schon vorher erklärt, dass sie hier nicht beigesetzt werden würde…eben dass er es jetzt nicht machen brauchte. Jetzt, wo seinen Gedanken woanders weilten…nicht hier bei ihnen.

Dennoch sah er auf, direkt und doch nicht direkt in die mehr blauen als grünen, ihn Maß nehmenden Augen. Wusste gleichzeitig sein Team hinter sich. Er…zwischen ihnen. Die einzige Verbindung, die hier zwischen Schuldig und Weiß herrschte. In diesem Moment jedoch interessierte es Aya kein Stück.
 

„Können wir fahren?“, fragte er anstelle dessen ruhig, ausdruckslos.
 

Schuldig nickte und gab den Weg zur Beifahrertür frei, öffnete sie, damit Ran mit seiner Last, die nicht nur körperlicher sondern auch seelischer Last - einsteigen konnte.

Für sich selbst konnte Schuldig nur eine gewisse Nervosität registrieren, die jedoch unter dem Mantel der äußeren Gelassenheit ihr Unwesen trieb.

Den Augenpaaren, die auf Ran und vermutlich auch mit weniger Sympathie auf ihm lagen, schenkte er keine Beachtung. Er stieg ein und ließ den Motor an, fuhr schließlich Richtung Schnellstraße.
 

Weiß fuhr Schuldig im eigenen Wagen nach. Aya registrierte das jedoch nicht. Wie in Trance strich er mit kalten, klammen Fingern über das edel polierte Holz. Die kleinen eingeschnitzten Verzierungen. Wie oft hatte er Ayas Hand gehalten? Wie oft über ihre Wange gestrichen? Über ihre Haare? Und all das war ihm nun versagt, all das ruhte als Erinnerung in einem kleinen Häufchen Asche vor ihm. Das war es, was von ihr übrig geblieben war. Von seiner Familie. Asche. Graue Asche.

Seine Augen starrten durch die Windschutzscheibe, sahen Bilder der Vergangenheit an ihm vorbei ziehen.

Erst jetzt…jetzt in diesem Augenblick begriff er, dass er wirklich alleine war.
 

Niemand war mehr da. Weder seine Mutter, noch sei Vater, noch Aya selbst. Er war alleine. Völlig auf sich gestellt und hatte niemanden mehr, der für ihn das bedeutete, was so hohen Stellenwert gehabt hatte. Familie.
 

Seine Familie war tot.
 

Schuldig konnte nicht sagen, dass ihm die stille Fahrt sehr behagte. Doch er hatte kein Bedürfnis den Mann anzusprechen, wieder war Ran in einer Blase gefangen, die ihn nicht zu ihm ließ.

"Müssen wir hier raus?"
 

Aya wusste nicht, welche Kreise seine Gedanken schon gelaufen waren, bevor ihn eine allzu bekannte Stimme zurückholte und ihn Schuldig ansehen ließ. War das schon…ihre Heimat? Er blinzelte, sah sich um und nickte schließlich. Erklärte in knappen, präzisen Worten den Rest des Weges. Wie bekannt ihm das alles doch vorkam. Er kannte jede Kreuzung, jedes Haus….jedes Geschäft noch aus Kindertagen…alles war ihm im Gedächtnis geblieben…
 

Wann war er nur das letzte Mal hier gewesen? War es wirklich zur Beerdigung seiner Eltern gewesen? So lange? Und nun…
 

Er sah zum Fenster hinaus und saugte sich an den vorbeirauschenden Bäumen fest, bis sie schließlich stehen blieben. Er war da. Sie waren da. Aya war…zurück. Bei ihren Eltern.
 

Wie schon beim Einsteigen, öffnete nun Schuldig wieder die Beifahrertür, ließ Ran aussteigen, bevor er sich erneut an selbige lehnte, darauf wartete, dass Omi, Ken und Yohji herankamen und den Mann zum Familiengrab geleiteten. Sein ruhiger Blick, lag mit tiefer Sorge auf Ran. "Ich warte hier."
 

Aya nickte. Es gab später noch genug Zeit, sich bei Schuldig für seine kleinen Gesten der Hilfe zu bedanken. Jetzt nicht, jetzt brachte er keinen Ton über die Lippen. Später…

Auch er wartete, bis Weiß an seiner Seite war und ging dann mit einem seelenlosen Blick in Schuldigs Augen voran.

Es war, als führe er Aya an ihrer Hand zu einem ihrer verborgenen Lieblingsplätze. Wie sie sich als Kinder immer die abenteuerlichsten Gegenden erobert hatten, so flanierte er nun den breiten, knirschenden Kiesweg hinunter zu ihrer Grabstätte. Zu dem kleinen, gepflegten Schrein, in dem sie alle aufbewahrt wurden. Nur er nicht…ausgerechnet er nicht.
 

Er verbeugte sich leicht vor dem anwesenden Mönch und betrat nun die Grabsstätte, sah sich mit sofortiger, kalter Stille ummantelt. Als wenn die Geister seiner Ahnen sich um ihn herum versammelten und der Beisetzung beiwohnten. Er schloss die Augen, ließ sich für ein paar lange Momente in seinen Gedanken treiben.
 

Schuldig hatte sich innerlich von dieser Gestalt des Mannes, der die Urne in der Hand hielt entfernt. Das war nicht Ran, wie er ihn wollte, so gebrochen, wie diese Augen blickten. Selbst wenn das Gesicht bar jeder Emotion war, selbst wenn die Augen nichts zeigen wollten, so sah Schuldig - der Ran studierte, ihn einschätzen wollte, wie sehr dieser Gang schmerzte.
 

Wieder zündete sich Schuldig eine Zigarette an, verschaffte sich dadurch den Hauch von Wärme, denn ihm wurde kalt, während er auf Rans Rückkehr wartete. Wie der Mann reagieren würde wenn sie allein waren, wenn er allein war, konnte Schuldig sich in gewisser Weise ausmalen, doch er konnte sich nicht wappnen.
 

Es war an sich eine simple Zeremonie, nichts großartiges. Ein paar Handgriffe, eine einzige, bedeutende Handbewegung. Er stellte die Urne seiner Schwester neben die seiner Eltern und verbeugte sich vor ihr. Zündete eines der Stäbchen an, legte seine Hände aneinander und betete. Zum ersten Mal seit langer, langer Zeit betete er. Zu welchem Gott…es war ihm egal. Das, was er sich wünscht, war Frieden. Frieden für Aya, seinen Vater und seine Mutter.
 

Aya atmete tief ein. Er musste gehen…das wusste er. Er konnte nicht mehr hierbleiben oder er würde sich von den Erinnerungen, von der Trauer nicht losreißen können. Würde hier bleiben und mit hinüber gehen in das hoffentlich bessere Reich. Aya lächelte. Sicher stand sie nun da, eine Hand in der ihrer Mutter, die andere in der ihres Vaters. Wie immer lächelnd. Sie lächelte IHM zu. Bedeutete ihm, weiterzumachen. Weil es einen Grund gab. Zum Leben. Einen Grund zum Leben.
 

Aya beugte sich hinab, platzierte einen letzten, hauchfeinen Kuss auf das kühle Holz und drehte sich dann um. Ging nichtssehenden Blickes wieder nach draußen und schloss das Grab hinter sich. Ein ätzendes, hässliches Geräusch. Ein Stein auf seiner Brust.
 

Die dritte Zigarette aschte sich gerade zu Tode und Schuldig harrte immer noch aus, als er in Gedanken der Weiß Mitglieder las, dass sie den Rückweg antraten.

Das Ungewisse kam also auf ihn zu und er wusste nicht wie er ihm begegnen sollte.
 

Doch bevor Aya wieder zurück zu Schuldig gehen konnte, legte sich eine Hand sanft auf seinen Arm, hieß ihn stehen zu bleiben. Omi…der Kleine. Mit all der Trauer in den Augen, die Aya sich selbst verwehrte.

Sie sagten beide nichts…kein einziges Wort, als sie sich ansahen.

Doch dann schloss Omi Aya in seine Arme und drückte den größeren Mann mit aller Gewalt an sich, presste sein Gesicht an dessen Brust, während Aya dastand. Blinzelnd. Nichts sehend. Auch wenn sich seine Arme in Trance um die zitternde Gestalt des Jungen schlossen.
 

Omi fühlte wie sich in ihm alles Bahn brach, die Trauer die er fühlte, die er für Aya fühlte, wollte aus ihm heraus, doch lastete er sie damit nicht Aya auf? Aber er konnte nicht anders, wollte ihm eine Stütze sein, wollte ihn halten, ihm zeigen, dass er nicht allein war, dass sie für ihn da waren.

Die Augen blickten so teilnahmslos, dass Omi sich nicht mehr zusammenreißen konnte, er wollte in Aya etwas lockern, diesen Schock vertreiben.
 

„Es ist in Ordnung…Omi…wein ruhig“, murmelte Aya. Runzelte die Stirn. Sollte er nicht eigentlich derjenige sein, der weinte? Sollte er nicht derjenige sein, der schwach war?

Nein….sollte er nicht.
 

Aya hob das Kinn des aufgelösten Jungen an und sah ihm in die rotgeränderten Augen, während er ihm über die feuchten Wangen strich. „Gib mir etwas Zeit…und ich lasse mir etwas einfallen, wie ich euch da raushole…okay?“, wisperte er. Verstummte, als seine Stimme schwankte. „Ich lasse euch nicht da, das verspreche ich. Ich lasse…meine Freunde nicht im Stich…“
 

Omi nickte, hoffte, sorgte sich. Er wischte sich selbst die Tränen trotzig beiseite und lächelte dann etwas schräg. Genug geheult!, beschloss er. "Ja ... Ran ... darf ich ... dich so nennen? Wir?", fragte er etwas zögerlich, doch es schien ihm ein Frevel, Ran mit dem Namen seiner toten Schwester anzurufen.
 

Aya nickte. Auch wenn er selbst noch lange nicht soweit war, sich als Ran anzunehmen, ihren Namen abzulegen, so wollte er ihn doch nicht mehr hören…nicht jetzt.

„Ja…ihr alle.“ Ein schwaches Lächeln huschte über seine Lippen, verebbte jedoch so schnell, wie es gekommen war.

Er stand auf und wuschelte dem Jüngeren durch die blonden Haare, wandte sich schließlich dem größeren Blonden zu, dessen Blick ebenso wie Omis auch Sorge um seine Person widerspiegelte.
 

„Du hast es gehört…“, nickte er.
 

„Ja…habe ich. Du bist immer noch unser Anführer…richtig?“
 

Aya nickte. „Ja…das bin ich.“ Er ließ sich von Youji in die Arme ziehen und drücken, ebenso wie von Ken. Alle miteinander. Sein Team…seine Freunde.

Doch schließlich wandte er sich ab und verabschiedete sich. Suchte die Einsamkeit von Schuldigs Gesellschaft. Zeit, wegzufahren.

Er lief schweigend den Weg hinunter zum Wagen…zu Schuldig selbst.

Seine Augen trafen schließlich auf die des Telepathen und hielten sich an ihnen fest, als er einstieg.
 

Schuldig empfing diesen Blick, nahm ihn wie einen Faden auf und verband ihn mit seinem eigenen, bevor er ebenfalls in den Wagen stieg.

Er hatte in Ran nicht lesen können wie es ihm ging, was er dachte und Schuldigs Lippen pressten sich zu einer bitteren Linie zusammen. Gerade jetzt ... jetzt hasste er es wie nie zuvor in Ran nicht lesen zu können, seine Gedanken für ihn noch immer eine Mauer, die untermalende Geräuschkulisse ein stetes Flüstern, das er nicht verstand.
 

Aya ahnte davon nichts, als sie nun zurückfuhren. Er schwieg, starrte aus dem Fenster als wäre es das Einzige, was er noch zu tun vermochte.

Nicht nur er schwieg…alles in ihm. Nichts war mehr existent, nichts bedrängte ihn…da war nichts. Nichts außer den vorbeiziehenden Schneeflocken. Nichts außer der winterlichen Landschaft. Seine Stirn an die kalte Scheibe gebettet, schloss er schließlich seine Augen.
 

Und was hätte Schuldig davon, wenn er die Gedanken lesen könnte? Wollte er das überhaupt wissen, was dort drin vorging?

Ein vorsichtiger Blick zum Objekt seiner Gedanken und er richtete sein Augenmerk wieder auf die Straße, die zunehmend mehr einschneite.

Der Weg nach Hause dauerte länger da er vorsichtiger fahren musste.
 


 

o~
 


 

Es war Aya ein Rätsel, wie lange es gedauert hatte, bis sie wieder hier waren. Ein Rätsel, wie sie hierher kamen…wie er sich nun hier in der Küche wieder fand, mit der Kaffeedose in der Hand, seine Hände zitternd wie Espenlaub.

Er wusste nicht, was er hier wollte, was er machen sollte…er schien sich beschallen, alles an sich vorbeiziehen zu lassen.
 

Hatte Schuldig etwas zu ihm gesagt? Hatte er selbst etwas gesagt? Aya blinzelte. Wieso in aller Welt zitterten seine Hände so dermaßen?
 

Wie ein Raubtier dass das andere taxierte schlich Schuldig durch die Wohnung bei seinen Tätigkeiten, immer einen Blick zu Ran werfend, unsicher, sorgend, aber auch entschlossen sofort zu handeln, falls diese Zeitbombe dort hochgehen sollte.

Denn so wirkte Ran auf Schuldig. Hölzerne Bewegungen, die aufzeigten, dass das alles aufgesetzt war was Ran ihm präsentierte, das flüchtige, maskenhafte Lächeln als er sagte, er würde Kaffee machen.
 

Schuldig zog sich rasch um, schlüpfte in Jeans und hellgrauen Cashmerepullover, Ran nicht aus seinen Augen lassend. Selbst hier konnte er das extreme Wackeln der Dose sehen die Ran in seinen vermutlich stark zitternden Händen hielt.
 

Eben diese Hände versuchten nun, den Kaffee zu portionieren und in den Filter zu geben, scheiterten jedoch an ihrem eigenen Ungelenk. Verschütteten das braune Pulver auf die Arbeitsfläche. Aya besah es sich, als wäre es nicht er, der das tat. Als wäre das ein Fremder…

Ein Fremder, der nun mechanisch die Dose hinstellte und sich umwandte. Er musste…hier raus. Ganz schnell. Ganz schnell in die Dunkelheit, bevor er es nicht mehr aushielt. Er durfte nicht hier bleiben, nicht unter wachsamen, grünen Augen.

Aya strauchelte vorwärts, löste sich von der Anrichte. Weiter…immer weiter in den Raum hinein.
 

Der Sog hatte ihn...

Schuldigs innere Maschinerie lief gut geölt an, als er sah wie Ran flüchtete, wie er fast magisch von dem ‚stillen Raum’ angezogen wurde. Der so verlockend war wie eine Venusfliegenfalle für ein Insekt.

Schuldig würde sich diesem schwarzen Loch entgegenstemmen, das Ran verschlucken wollte. Er sprintete los, fing Ran in Höhe der Couch ab und wirbelte ihn herum, presste ihn fest an sich, die Arme an den zitternden Körper fesselnd. "Hou...Halt, Halt", sagte er milde. "Geh nicht dorthin ...Ran ...geh nicht dorthin..."
 

Es waren Worte, die in tausendfacher Wucht auf Aya einschlugen, ihn in seiner Obsession, das Vergessen dieser Stille aufzusuchen, störten. Sie massiv durchbrachen. „Nein…“ Er kam nicht von der Stelle! Er…konnte nicht weiter. „Nein…“ Aya wand sich in den Armen, grub seine Fersen in den Boden unter sich. Stemmte sich gegen den Griff.

„Loslassen!“ Panisch.

„Lass LOS!“ Noch panischer…noch verzweifelter.

Er durfte nicht hier bleiben…er musste dort hinein…dort, wo niemand sehen würde, dass…

Niemand sollte sehen, wie er…wie er…
 

Unerbittlich hielt Schuldig die Arme fest um Ran geschlungen. "Nein ...nein Ran... nicht ... das ist falsch ...dieser Raum ist falsch für dich, bitte...", versuchte er mit ruhiger Stimme zu dem aufgelösten Mann durchzudringen, dessen Panik ihn schmerzte, als würde dieser tatsächlich mit seiner Klinge in seine Brust dringen.

Die Stimme flackerte wie eine Kerzenflamme im Luftzug und Schuldig wusste, dass es nicht mehr lange dauerte, bis Ran zusammenbrach. Er selbst war in Aufruhr, sein Herz schlug schnell, mit dieser Situation noch nie konfrontiert, lähmte ihn etwas und er wurde genauso ängstlich wie Ran ...jedoch sorgte er sich um diesen, bezog sich die Angst auf den Mann, der sich gegen ihn wehrte und stemmte.
 

Es war ein Laut fern ab von jeglicher Menschlichkeit, der Ayas Lippen entkam. Er wehrte sich, immer noch. Kämpfte gegen die ihn festhaltenden Hände an, auch wenn er nicht die geringste Chance gegen sie hatte. Er versuchte das zurückzuhalten, was ihn zu überrollen drohte. Versuchte sich mit aller Macht dagegen anzustemmen, es dort zu halten, bis er außer Sichtweite war…in Sicherheit. Bis niemand mehr zusah, wie nun…
 

…Tränen unaufhaltsam aus seinen Augen stürzten. Tränen, die er sich nicht zu weinen gestattet hatte. Wie sich Laute veräußerten, die trauriger nicht hätten sei können. Er schluchzte, weinte, kämpfte erstickt dagegen an. Es musste aufhören…er konnte doch nicht hier so…er musste alleine sein!

„Lass mich…lass mich….“, wisperte er stockend mit weit aufgerissenen Augen. Seine gesamte Gestalt zitterte, mehr noch als zuvor, zollte dem Schock Tribut, der ihn mit gewaltigen Wellen überrollte.
 

Schuldig sagte nichts mehr, die Laute überfuhren seine Gedanken und es war, als klammerte er sich fast an Ran, an den zitternden Körper, der seiner Selbst nicht mehr Herr war.

"Shh, Ran ...Ran ...", wiederholte er immerfort.

Splitternd fraßen sich das Schluchzen, das Weinen durch ihn hindurch, fegten seine dunkle Seite hinweg und ließen sie wimmernd zurück.

Nein. Nein. NEIN. Stell das ab, schrie sie. STELL ES AB! STELL ES AB! Als könne sie es nicht hören wie Ran weinte.

Sein Körper zog den anderen Mann mit hinunter und Schuldig hielt ihn zwischen seinen Beinen fest, umhüllte ihn mit seinem Körper, kein Weichen, kein Wanken.
 

Das begriff endlich auch Aya.
 

Endlich…endlich hörte er auf zu kämpfen. Endlich ruhte er am Körper des anderen Mannes und ließ sich von allem überschwemmen, was er bisher in der kleinen, dunklen Blase gefangen gehalten hatte. Verzweiflung, Trauer, Wut…alles brach sich an der zerplatzten Schale seiner Selbst und quellte heraus. Veräußerte sich in Schreien, in Tränen…in Unverständnis über das, was er am Meisten bewahrt hatte.
 

Ayas Wange ruhte an Schuldigs Brust, während er blicklos auf den Boden starrte und keine andere Wahl hatte, als seine Selbstbeherrschung gehen zu lassen und nichts als Schwäche zu zeigen.
 

Längst hatten Schuldigs Arme ihre harte Umarmung verloren, strichen automatisch, als hätten sie so etwas schon oft getan, tröstend über den Leib des weinenden Mannes. Seine rechte Hand fand den Weg in den Nacken, strich behutsam über die Haare um ihn zu erreichen, hielt die Hand ruhig dort, spendete Wärme, während seine Wange auf dem roten Schopf lag, dieselbe Blickrichtung wie Ran eingenommen hatte, als würden beide dasselbe sehen: nämlich nichts.
 


 


 


 


 

Vielen Dank fürs Lesen!
 

Coco & Gadreel



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  radikaldornroeschen
2018-07-16T11:41:59+00:00 16.07.2018 13:41
Sehr einfühlsam geschrieben... Respekt.


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