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Glowing Sapphires

von

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"Was ist denn hier los?", hörte Raffael einen angenehmen Bariton hinter sich fragen, hatte jedoch keine Lust sich nach ihm umzudrehen.

Inzwischen hatte er zwar immerhin etwas zu trinken bekommen, doch wie um dies auszugleichen konnte er kaum noch die Augen aufhalten. Das war allerdings auch kein Wunder, da bereits Nacht herrschte. Und er wagte nicht zu schätzen, vor wie vielen Stunden die Sonne untergegangen war, aber er wäre ja ohnehin immer auf dasselbe Ergebnis gekommen: vor _viel_ zu langer Zeit!

"Eure Hoheit!", rief der Lakai indes und verbeugte sich hastig.

Lautlos seufzend erhob auch Raffael sich, wandte mit gesenktem Blick sein müdes Haupt dem Prinzen von Navarra zu, um ihm die Ehre zu erweisen. Er konnte sich zwar kaum noch auf den Beinen halten, nachdem er die ganze Reise lang alle schweren Tätigkeiten für da Vinci verrichtet hatte, damit sich sein Meister nicht noch überanstrengte, aber er wusste, dass er sein Schicksal herausgefordert hätte, hätte er den Lieblingsneffen des hierzulande herrschenden Königs ignoriert als wäre er vom einfachen Gesindel.

"Ihr seid da Vinci! Man sagte mir bereits, dass Ihr erwartet werden würdet, aber es fiel mir schwer zu glauben, dass Ihr Euch tatsächlich von meinem werten Herrn Onkel dazu überreden lassen würdet!", rief der Prinz indes begeistert.

Vorsichtig lugte Raffael nach oben. Denn obwohl der Prinz ihm noch nicht erlaubt hatte, sich zu rühren, spürte er doch das seltsam unauslöschliche Verlangen, den Besitzer dieser geradezu bezaubernden Stimme zu erblicken.

Doch noch bevor er die Lider weit genug gehoben hatte, spürte er plötzlich drei Finger an seinem Kinn, die es sanft anhoben, seinen Blick dem eines Paars beeindruckender kiefergrüner Augen begegnen ließ.

Sprachlos starrte er in die bernsteinfarben umrandeten Pupillen, war wie gefangen, sodass es ihm erst nach einigen Sekunden gelang, beschämt die Lider zu senken.

"Und wen haben wir hier?", fragte Tiziano von Navarra, wie sich der Adlige da Vinci vorgestellt hatte, in die eingetretene Stille hinein.

"Meinen Lehrling Raffael d'Anghiari, eure Hoheit", befriedigte da Vinci höflich die Neugier des Prinzen, während sich die blassen Wangen des besagten Lehrlings in einem immer tieferen Rosé färbten. Raffael wusste nicht einmal wieso, fühlte sich nur auf einmal so verloren und wollte doch nicht, dass die behutsamen Finger sich zurückzogen, die kaum merklich über seine Haut streichelten.

Dabei war Tiziano ein Mann!

"Dein Name lautet also Raffael?", vergewisserte sich der Prinz an ihn gewandt.

"Ja, Eure Hoheit", erwiderte er leiser als beabsichtigt.

Glücklicherweise schien von Navarra jedoch keinen Anstoß daran zu nehmen, denn er bat ihn sogleich: "Dann sei so gut und erkläre mir, was hier vorgeht!"

Raffael jedoch war zunächst schlicht und einfach zu überrascht, um zu antworten, starrte den anziehenden jungen Mann mit dem schulterlangen, kastanienbraunen Haar nur fassungslos an. Nicht einmal der Papst war so ausgesucht höflich und freundlich zu jemandem von Raffaels Stand gewesen - auch nicht da Vinci zuliebe! Und jetzt kam so ein gut aussehender Märchenprinz - der Neffe des französischen Königs höchstpersönlich! - und wandte sich ausgerechnet an _ihn_?? Unsicher sah der Langhaarige zu seinem Meister, der ganz unverhohlen die Augenbraue gehoben hatte und nur mit einem Achselzucken antwortete, als er seinen fragenden Blick bemerkte. Hilflos sah er zurück zu von Navarra. Was sollte er denn jetzt machen? Und was, wenn er etwas Falsches sagte!?

"Aus irgendeinem Grund hat man es versäumt, ein Zimmer für da Vincis Gehilfen einzuplanen, Herr", antwortete schließlich der Diener vorsichtig für Raffael. "Und eine Umquartierung ist im Moment nicht möglich..."

Langsam nickte der Prinz und schien seltsam betrübt, als er kurz zu Raffael zurückblickte. "Ach ja, die Gäste des Balls, nicht wahr? Nun, das ist wirklich bedauerlich... Und es gibt wirklich gar keine Möglichkeit, ihn in hier im Chateau unterzubringen?"

"Nei- nun ja... _eine_ Möglichkeit gäbe es durchaus, Eure Hoheit", gestand der Lakai zögernd.

Fragend blickte der Prinz ihn an, löste seine Hand nun doch von Raffaels Kinn. "Dann sprich!", befahl er schnell.

"Vielleicht habt Ihr bemerkt, dass direkt an eure Gemächer noch ein Raum angeschlossen ist, der-"

Ungeduldig unterbrach ihn von Navarra. "Du meinst das Zimmer für den Kammerdiener?"

Immer noch ein wenig unruhig nickte der Gefragte. "Da Ihr auf eine Dienerschaft verzichtet habt, steht es frei."

Kaum registrierte Raffael, was die beiden Männer sagten. Stattdessen verfolgte er fasziniert, wie die grünen Tiefen zu leuchten begannen: "Aber natürlich! Eine fabelhafte Idee! Was meint Ihr, da Vinci? Wäre Euch damit nicht geholfen?"

Aufgeregt blickte der junge Schwarzhaarige zu seinem Meister, der seinen Blick kurz erwiderte, bevor er langsam nickte. "Wenn Raffael Euch wirklich nicht stört..." Dennoch wurde Raffael das Gefühl nicht los, dass sein Meister doch Bedenken hatte. Aber warum? Er wusste doch, dass sein Schützling keinen Ärger machen würde (jedenfalls nicht mutwillig...)!

Der Prinz aber lachte nur und gab mit einem jungenhaften Grinsen zurück: "Wie könnte mich ein so zarter hübscher Knabe stören?"

/WAS???/

"Dann habt Dank, eure Hoheit. Das ist eine äußerst großzügige Geste von Euch", bedankte sich der alte Maler formvollendet und verneigte sich.

"Nicht doch! Es ist mir ein ausgesuchtes Vergnügen einem Mann wie euch einen Gefallen tun zu können!", erwiderte der Prinz und erklärte dem Lakai dann aufgeräumt: "Nun denn. Du wirst Meister da Vinci zu seinen Räumen geleiten. Ich kümmere mich dann schon um den holden Jüngling hier."

Schweigend nahm Raffael seine wenigen Sachen, wünschte dem Maler geruhsamen Schlaf und folgte dann dem Prinzen. Er hatte es einfach aufgegeben, diesen begreifen zu wollen, und beschlossen, dass er auch morgen noch darüber nachdenken konnte, wenn er weniger müde und wieder im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war.

Lächelnd ließ der Prinz ihn schließlich einen prunkvollen aber doch geschmackvollen Raum betreten, dessen Boden mit Parkett und dessen Wände mit Seidentapete ausgekleidet waren.

"Dort ist von nun an dein Reich", erklärte Tiziano mit seiner klangvollen, Gänsehaut erregenden Stimme und deutete auf eine unscheinbare, nur angelehnte Tür. Er hatte Raffael tatsächlich seinen Vornamen angeboten - zumindest, solange sie allein waren. "Ich glaube, es ist nicht sehr groß, aber ich hoffe, es wird dir genügen, bis der Ball vorbei ist..."

Raffael nickte nur dankbar und verschwand noch einmal kurz um seine Sachen vom Gang zu holen. Dann stellte er seine Taschen auf dem Boden seines neuen Zimmers ab, ließ die Tür wie vom Prinzen gewünscht offen, damit es über Nacht nicht zu warm werden würde. Es war wirklich nicht groß, aber Raffael war genügsam. Immerhin war es ein Zimmer nur für ihn allein und das war mehr als ein kleiner Lehrling erwarten durfte!

Dann ging er um einen stabilen Schrank zu einer Nische, in der er sein Bett vermutete - und stöhnte frustriert auf. Entmutigt ließ er sich auf den Boden sinken, starrte geknickt ins Leere. /Ich will doch nur schlafen... Ist das denn zuviel verlangt?/, dachte er und überlegte, welche Sünde er begangen hatte, dass der Herr ihn erst mit einer so strapaziösen Reise und dann mit dem hier strafte.

"Raffael? Ist etwas nicht in Ordnung?", hörte er sich den Prinzen von nebenan erkundigen, doch inzwischen war der Jüngere selbst für eine Antwort schon zu müde.

"Raffa- oh...", machte der Prinz hinter ihm, hatte offensichtlich auch gerade entdeckt, was von dem Bett noch übrig geblieben war: Ein solides Bettgestell aus Holz, ein Sack voller Heu, der normalerweise sogar eine einigermaßen angenehme Matratze abgegeben hätte, nun aber längst vermoderte, und ein mottenzerfressener Lumpenhaufen, der früher einmal durchaus gemütliches Bettzeug gewesen sein musste...
 

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