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Glowing Sapphires

von

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Ein leises Klopfen ließ ihn zusammenzucken, doch er hatte keine Kraft mehr aufzusehen, starrte blicklos auf seine verkrampften Finger.

Beinahe unnatürlich hob sich seine fast weiße Haut von dem dunklen Gestein ab und ihm schien als würde sie immer blasser, indes seine Fingernägel erfolglos nach Halt suchend über die Steine schabten.

"Raffael? Darf ich hereinkommen?", hörte er den Prinzen vorsichtig fragen, reagierte jedoch nur mit einem bitteren "_Ihr_ seid Tiziano von Navarra - _natürlich_ könnt Ihr hereinkommen!"

Ein leises Zischen, als ob der andere scharf die Luft zwischen den Zähnen einziehen würde, drang an sein Ohr, dann hörte er wie Tiziano seinen Atem wieder ausstieß. "Ich habe gefragt, ob ich hereinkommen _darf_, nicht ob ich kann...", erklärte der Prinz leise.

Verwundert hatte Raffael zugehört, doch er fand nicht die Worte, etwas zu erwidern, blieb stumm und lauschte doch angestrengt darauf, was der Braunhaarige nun anstellen oder antworten würde.

"Raffael, bitte, ich wollte ni- RAFFAEL!?!"

Erschrocken war der Schwarzhaarige zusammengefahren als Tiziano so plötzlich die Lautstärke angehoben hatte. Verstört, mit vor Schreck heftig klopfendem Herzen, blickte er zu dem nicht minder geschockt aussehenden Adligen, der eben noch in der Tür gestanden hatte, um nun mit wenigen ausgreifenden Schritten zu ihm zu eilen und neben ihm auf die Knie zu gehen.

"Was...?", machte der Prinz hilflos und nahm eine von Raffaels Händen, starrte auf das dunkle Blut, welches unter den kurzen Fingernägeln hervorquoll. "Was hast du, Raffael?"

Langsam entzog der schwarzhaarige Maler ihm seine Hand, stand dann wackelig auf, um sich mangels attraktiverer Sitzgelegenheiten gleich wieder an Ort und Stelle niederzulassen - jedoch nicht ohne genügend Abstand zwischen sich und den anderen gebracht zu haben.

Schweigend starrte er zu Boden und dachte über die seltsame Offenheit und Besorgnis des Braunhaarigen nach, schüttelte dann langsam den Kopf.

Nein.

Er konnte sich nicht mit dem Prinzen anfreunden, egal was jener sagte. Gerade eben hatten sie ja gesehen wie dies enden würde... Es war töricht von ihm gewesen, zu glauben, er könnte die Standesschranken einfach so überwinden: Menschen wie Tiziano würden für ihn auf ewig unerreichbar bleiben, solang er sich nicht plötzlich zu einem Künstler vom Niveau seines Meisters entwickelte.

"Es ist nichts", hauchte Raffael deswegen plötzlich, fühlte eine unbestimmte, nicht greifbare Trauer in sich, als er gleichzeitig an die wunderbare Wärme dieser Augen, dieser Stimme, dieses _Körpers_ dachte, die ihn noch in der Nacht so sorglos hatte schlafen lassen. Wie wohl und beschützt er sich doch gefühlt hatte...

Betrübt starrte er auf seine linke Hand, strich unbewusst mit der anderen über die Stellen, an denen Tiziano ihn berührt hatte. Doch plötzlich fühlte Raffael sie erneut, die langen Finger, die die seinen umfingen, den jungen Maler an jene starke Brust zogen, an welche er noch in der Nacht sein Gesicht geschmiegt hatte.

Überrascht sah er auf, erschauerte unwillkürlich als er in die jadefarbenen Tiefen blickte. Er wusste nicht, was es war, doch etwas in diesen Augen rührte sein Herz an und ließ es nicht mehr los.

"Wir haben in der Nacht friedlich ein Bett geteilt und doch willst du dich jetzt einfach wieder von mir entfernen?", fragte der Prinz. Und auch wenn Raffael es kaum glauben mochte, klang ein leises aber eindeutiges Flehen in der Stimme mit, als der Ältere hinzufügte: "Habe ich denn gar keinen zweiten Versuch verdient?"

"Ich..." Hilflos blickte er in das schmerzlich verzogene Gesicht, das sonst immer nur durch sein schönes Lächeln bestach. Was sollte er denn nur tun? Einerseits wusste Raffael, dass eine Freundschaft zwischen ihnen nicht gut gehen _konnte_, aber andererseits... andererseits schien Tiziano so verzweifelt darum bemüht. Und wenn er ehrlich war, musste er sich eingestehen, dass er die Herzlichkeit und Wärme dieses freundlichen Blaublütigen vermissen würde. Denn auch, wenn er nicht wusste, wie dies möglich war, hatte er von Beginn an eine starke Zuneigung und Sympathie, ja fast etwas wie Verbundenheit für den Größeren verspürt.

"Raffael!", flüsterte Tiziano eindringlich, schien ihn beinahe hypnotisieren zu wollen, so intensiv wie er dem Jüngeren in die Augen blickte.

"Aber... was wollt Ihr denn mit einem einfachen Malerlehrling? Ich verstehe nicht viel vom höfischen Vergnügen, bin kaum gebildet und mein einziges Talent ist wohl das Malen... "

Seufzend strich der Braunhaarige ihm über die Wange, musste dann leicht lachen: "Die Etikette ist nichts, was ich an dir vermisse, aber auch nichts, was nicht erlernbar wäre! Und du wärst sicher überrascht, wenn du wüsstest, wie wenige von den sogenannten Privilegierten auch nur lesen und schreiben können. Außerdem... zählen bei einer Freundschaft denn nicht vor allem Sympathie und Vertrauen?"

Scheu aber ohne etwas dagegen tun zu können schmiegte Raffael sein Gesicht in die warme Hand, wiederholte leise und nachdenklich: "Freundschaft...?"

"Ja, Freundschaft - denn ich möchte gern dein Intimus[1] werden, solang du nichts dagegen hast..."

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[1] Ein altes Wort, dass sich - wie unschwer zu erkennen - vom Adjektiv "intim" ableiten lässt. Es steht daher auch für einen sehr vertrauten Freund bzw. Bruder im Geiste, d.h. jemandem dem man selbst sehr intime Dinge anvertrauen würde.
 

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