Zum Inhalt der Seite

Schwarzer Drache: Geisterdrache

Schwarzer Drache IV
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

17. Drohungen

Hitomi saß auf einem der Aussichtsposten. Im Prinzip war er nur ein Loch in der Steilwand, eine kleine, offene Höhle, die sich an das Tunnelsystem des Rebellenverstecks anschloss. Sie hatte die Beine über der Kante hängen und baumelte mit den Füßen. Der Wind spielte mit ihrem kurzen Haar und sie atmete tief die klare Luft ein. Sie blickte über das karge Tal, in dem nur wenig wuchs und sich alle Pflanzen besonders dicht an den Boden zu drängen schienen. Alles duckte sich, wie um möglichst wenig aufzufallen...

Wie wir... Wir ducken uns auch. Bald trauen wir uns nicht mehr wieder aufzustehen. Bald liegen wir auch am Boden und werden dort bleiben... Hitomi seufzte leise.

"Ist alles in Ordnung, Majestät?" fragte Leutnant Asha hinter ihr hilfsbereit. Er war der wachhabende Soldat auf dem Aussichtsposten.

"Ja, Asha. Danke der Nachfrage." Hitomi drehte den Kopf leicht und lächelte ihn über die Schulter weg an. "Ich war nur in Gedanken..."

Asha erwiderte ihr Lächeln höflich und blickte dann wieder durch das Fernglas über das Tal.

Hitomi versank wieder in ihren Gedanken. Sie schloss für einen kurzen Moment die Augen und fand sich sofort in einer Vision wieder.

Erneut stand sie auf der brennenden Ebene. Die Flammen zügelten um sie herum hoch. Sie drehte sich langsam im Kreis und suchte nach einem Ausweg, doch es gab keinen. Sie spürte, wie Angst in ihr emporkroch, doch noch konnte sie sie unterdrücken. Plötzlich erkannte sie einen schwarzen Schemen in dem Rauch. Er landete knapp neben ihr und sofort rannte Hitomi auf ihn zu. Sie kletterte auf den Rücken des schwarzen Drachen. Sekunden später flogen sie über dem Feuer.

"Wir sind noch nie zusammen geflogen..." meinte sie mit einem leichten Lächeln.

"Noch nicht." Der Drache schlug ruhig mit seinen Schwingen und trug sie weiter hinauf in den dunklen Himmel.

"Sieh nach unten, Hitomi," sagte er sanft. "Sieh nach unten. Das ist Gaia. Das brennende Gaia."

"Ja..." Tränen stiegen Hitomi in die Augen, als sie sah, dass praktisch der gesamte Planet zu brennen schien.

"Wir stehen an der Kante, Hitomi. Entweder verlöschen die Feuer und geben Gaia neues Leben. Oder sie werden die Welt verbrennen... Ihr seid das einzige Wasser, das noch bleibt. Löscht das Feuer und gebt Gaia neues Leben..."

"Aber wie denn?" fragte Hitomi traurig. "Wie denn?"

"Führt euren Kampf weiter... Kämpft. Wider aller Hoffnung. Kämpft..."

Der Drache wollte noch weitersprechen, doch er brach mitten im Satz ab und wandte den Kopf hektisch zur Seite. Hitomi spürte auf einmal noch eine weitere Präsenz in ihrer Vision. Da war noch jemand. Eine starke, bedrohlich Aura...

"Verschwinde!" schrie sie, als sie den blutigen Schatten sah, der auf sie zukam.

"Du kannst mich nicht aufhalten, Mädchen!" höhnte der Manticor, als er scheinbar ruhig neben dem Drachen durch die Luft glitt. "Niemand kann es!"

"Oh doch... Die Allianz der Tränenden Herzen... Sie kann es. Und sie wird es!" brüllte der Drache herausfordernd zurück. Der Manticor grollte drohend, doch bevor er sich auf seinen Erzfeind stürzen konnte, fühlte sich Hitomi in die Realität zurück geschleudert.

Eine besonders harte Windböe traf sie und warf sie rücklings zu Boden.

"Majestät!" Asha war sofort neben ihr und blickte sie besorgt an.

"Es geht schon..." murmelte Hitomi leise und setzte sich wieder auf. Sie rieb sich den Hinterkopf, mit dem sie hart auf den Boden geprallt war.

Die Allianz der Tränenden Herzen... Was soll das denn schon wieder heißen? stöhnte sie innerlich auf.
 

Auriana schloss kurzzeitig die Augen. Sofort spürte sie, wie der Manticor nach ihr griff. Er tat es immer, wenn sie schlief oder die Augen auch so geschlossen hatte. Sofort war er da und versuchte seinen Besitzanspruch auf sie geltend zu machen. Seine dunkle Aura griff brutal nach ihren Gedanken.

"NEIN!" Auriana schrie gellend auf. Die Dunkelheit umhüllte sie und drohte ihr die Luft abzuschnüren. Sie wehrte sich verzweifelt gegen die Macht, die ihr langsam die Luft aus den Lungen presste.

"Gehorche mir!" brüllte der Manticor in ihren Ohren. "Gehorche! Denn du bist Mein..."

"Nein, das ist sie nicht!" Die Stimme, die sich dem Manticor entgegenstellte, klang hell durch die Finsternis, in der Auriana gefangen war.

"Lass sie los!" Diesmal war es die Stimme eines Jungen, die sprach. "Du hast kein Recht dazu! Lass sie los!" Beide Stimmen mischten sich.

Urplötzlich spürte Auriana deutlich die Präsenz von zwei weiteren Seelen. Die eine schillerte silbern, während die andere noch dunkler war, als die Nacht, die sie bereits umgab. Und doch waren ihr beide freundlich gesonnen. Mit einem unwirschen Knurren entließ der Manticor Auriana aus seinen Fängen. Sie öffnete blitzschnell die Augen. Schweiß rann ihr über die Stirn und sie fuhr sich durch die verschwitzten Haare.

Wer war das? Wer hat mir geholfen? Sie hatte eine Ahnung, wer es gewesen sein könnte, doch sie war sich nicht sicher, ob sie so weit überhaupt hoffen durfte...
 

Tassilo zuckte wie unter einem Schlag zusammen. Der große Mann taumelte und fing sich nur mit Mühe an einem Vorhang ab. Verstohlen sah er sich um, ob jemand seinen kurzen Schwächeanfall mitbekommen hatte, doch er war allein in dem Thronsaal. Nachdenklich blickte er wieder aus dem Fenster. In der Scheibe spiegelte sich nicht nur sein Gesicht mit den rot glühenden Augen und den blutig schimmernden Haaren, sondern der komplette Thronsaal. Doch da war noch mehr. Ein gigantischer, geflügelter Löwe mit einem Skorpionsschwanz lag schattenhaft vor dem gespiegelten Thron und blickte Tassilo unverwandt an.

"Ich komme nicht an sie heran," grollte der Manticor unwirsch und schlug gereizt mit seinen schwarzen Schwingen. Ein kurzer, heftiger Windstoß wehte Tassilos Haar zurück. "Sie wird beschützt..."

"Heißt das etwa, dass du zu schwach bist?" fauchte Tassilo und starrte dem Manticor fest in die bodenlosen Augen.

"Ich bin nicht SCHWACH!" brüllte dieser als Antwort und warf seinen Kopf stolz in den Nacken.

"Wenn sie so wichtig ist, dann schnapp sie dir. Warum zögerst du noch?" Hochmütig sah der Imperator seinen Verbündeten an.

"Du hast ja keine Ahnung," knurrte der Manticor beinahe sanft. "Such du nur weiter die Rebellen. Ich komme meinen Aufgaben schon nach..."

"Pah! Meine Truppen müssen sie doch nur suchen, weil du nicht imstande bist, sie aufzuspüren!"

"Pass auf, was du sagst!" Blitzschnell war der Manticor auf den Beinen, schoss zum Fenster herüber und stach mit seinem Stachel zu. Vor Tassilo zeigte das Fenster urplötzlich Risse und er wich schreckensbleich zurück.

"Ich bin ein Geist, aber das hindert mich an nichts! Hast du das verstanden?" Drohend blickte der Manticor den rothaarigen Menschen an. Vor seiner massigen Gestalt schien Tassilo immer weiter zu schrumpfen, bis er schließlich zögernd nickte.

"Gut..." Der Manticor lachte bösartig auf und rollte sich wieder vor dem Thron zusammen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück